1891 / 82 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

R E E RRiS nr

“D rv ffe M bene munen pre S E E e S E Sa E E E D T Me R a iARE 06, B R E o Dit R a P Biere

waltungsstreitverfahren überwiesen find, im Wege des lehteren

angefohten werden. und außerdem folgender Absay 3 und 4 angenommen: 4

Streitigkeiten zwischen einem Verbande und den betheiligten Kassen 46) aus dem Verbandsverhältniß werden von der Aufsichtsbehörde entshieden. Die Entscheidungen können binnen zwei Wochen nah der Zustellung derselben im Wege des BVer- waltungsf\treitverfahrens, wo ein foldes nicht besteht, im Wege des Rekurses nah Maßgabe der Vorschriften der §S. 20 und 21 der Gewerbeordnung angefohten werden. : 4

Die Entscheidung der Aufsichtsbehörde über Unterstüßzungs- ansprüche oder über Ansprüche eines Verbandes an die betheiligten Kassen (Absatz 1 und 3) ist vorläufig vollstreckbar. |

íIn &. 73 wurde dem ersten Absaße folgende Bestimmung an- gehängt: „Die den Gemeinden in den §S. 6a und 7 gewährten Befugnisse stehen au den eingeschciebenen Hülfskassen zu“, und als Absay 2 und 3 nachstehende Bestimmungen angenommen: 5 :

Tritt ein Mitglied einec eingesbriebenen Hülfékasse an einem Orte in Beschäftigung, an welhem das Krankengeld der Mikglieder- flasse, der es bisher angehörte, hinter dem von der Gemeinde- Krankenversiherung zu gewährenden Krankengelde zurüdbleibt, so ist dasselbe befreit, wenn binnen zwei Wochen die Versicherung in einec Mitgliederklasse mit ausreihendem Krankengelde nahgewiesen wird.

Mitglieder einer einges{riebenen Hülfskasse, wele zuglei der Gemeinde- Krankenversiherung oder einer auf Grund diescs Gesehes errihteten Krankenkasse angehören, können an Stelle der freien ärztlihen Behandlung und Arznei eine Erhöhung des Krankengeldes um ein Viertel des Betrages des ortbüblihen Tagelohns (Z§. 8) ihres Beschäftigungsortes beanspruchen,

&, 76 wurde auf Antrag der Subkommission in folgender ver- änderter Fassung angenommen:

„Die Aufsichtsbehörde kann anordnen, daß die Krankenkassen des Bezirks, deren Mitgliedshaft von der Verpflichtung, der Ge- meinde-Kraukenversiherung oder einer Ortskcankenkasse anzugehören, befceit, jeden Austritt eines versiherungspflihtigen Mitgliedes oder dessen Uebertritt in eine niedrigere Mitgliederklasse binnen einer Woche bei der gemeinsamen Meldestelle (§, 49 Adbsay 4) oder in Semangezuna einer solhen bei der Aufsichtsbehörde zur Anzeige ringen.“

Als weit-re Ergänzung dieser Bestimmung wurde dann noch hin- zugefügt: „Für Hülfskassen, welche örtlide Verwaltungsftellen errichtet haben, trifft diese Verpflihtung die örtlihen Verwaltungs- stellen, welhe in dem Bezirk der Aufsichtsbehörde ihren Sitz haben.“

8, 76 b, welcher den Krankenkassen die weitere Berpflihtung auf- eclegt, den Berufsgenossenshaften die Erkrankungsfälle, welhe durch einen nach den Unfallversicherung8geseßen zu entshädigenden Unfall herbeigeführt worden und nach Ablauf einer bestimmten Zeit nicht zur Ecledigung gekommen find, anzuzeigen, wurde in nachstehender Fafsung genehmigt:

Die Verwaltungen der Gemeinde:Krankenversihherung, sowie die Vorstände der Krankenkassen und der im S. 75 bezeichneten Hülfékassen sind verpflichtet, jeden (Erkrankungsfall, welher durch eincn nach den Unfallversiherungsgeseßz-en zu entshädigenden Unfall herbeigeführt ist, sofern mit dem Ablauf der vierten Woche der Krankheit die Erwerbsfähigkeit des Erkrankten noH nicht wiederhergestellt ist, binnen einer Wotbe nah diesem Zeit- punkte dem Borstande der Berufsgenossenschaft, bei welcher der Erkrankte gegen Unfall versihert is, anzuzeigen. JIit die Berufêsgenossenschaft in Sektionen getheilt, so ift die Anzeige an den Sektionsvorstand zu rihten. Zur Erstattung der Anzeige ist, sofern der Borstand der Gemeinde oder der Krankenkasse nit eine andere Perfon damit beauftragt, der Rechnungsführer, für örtlice Berwaltungsstcllen der eingeschriebenen Hülfskassen dasjenige Mit- glied, welches die Nechnungsgeschäfte der)elben führt, verpflichtet,

Die Unterlassung der Anzeige kann von der Aussihhtsbehörde

mit Ordnungsstrafe bis zu zwanzig Mark geahndet werden.

Neu eingefügt wurde folgender §. 76e: „Gegen die Straf- verfügungen, welche auf Grund der in §, 6a N 2 und §, 26a Absay 2 Ziffer 2a zugelassenen Bestimmungen getroffen worden sind, ist binnen zwei Wochen nah deren Eröffnung Beschwerde an die Aufsichtsbehörde zulässig, Die Entscheidung der letzteren ist endgiltig. Gegen die auf Grund der 88. 76a und 76 b getroffenen Straf- verfügungen ist binnen zwei Wochen nah deren Eröffnung Beschwerde an die nächst vorgeseßte Behörde zulässig. Die Entscheidung der leßteren ist endgiltig,“

S. 78 des gegenwärtig bestehenden Gesches, welcher bestimmt, daß d- auf Grund dieses Gesetzes zu versichernden Personen in Streitigkeiten über Unterstüßungsansprüche vom Kostenvorshuß befreit, und amtliwe Bescheinigungen, welche zur Legitimation von Kassen- und Verbandsvorftänden oder zur Führung der den Versicherungs- pflichtigen nah Vorschriften dieses Geseßes obliegenden Nachweise erforderlich werden, gebühren- und stempelfrei sind, erhielt als dritten Absayß folgenden Zusaß:

____ Für Wahrnehmung der Befugnisse der Aufsihtsbehörde (8. 45)

dUrsen Kosten oder Gebühren den Kassen, deren Vorständen und

Mitgliedern nicht auferlegt werden.

Betreffs des Sclußsaßzes des §. 82 war die Kommission der Ansicht, daß, da die in diesem Paragraphen enthaltenen Bestimmungen hauptsächlich auf nit juristish gebildete Personen Anwendung finden würden, es nicht zu empfehlen sei, auf gewisse Paragraphen des Straf- geseßbuches zu verweisen, man sollte vielmehr die Strafen selbst in das Geseß aufnehmen, damit die Betreffenden sofort vor Augen hâtten, welche Folgen die in dem betreffenden Absatz erwähnten Ver- gehen haben würden. Dem ent|prechend erhielt der Schlußsaß nach- stehende Fassung:

Arbeitgeber, welhe auf Grund des §. 53 Absay 2 in Abzug gebrachte Lohnbeträge in eigenem Nutzen vecwenden, werden mit Gefängniß bis zu eincm Jahre bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, fo kann auf Geldstrafe bis zu 900 G erkannt werden.

Der Tag des Inkrafttretens dieses Geseßes, welcher in der Vor- lage auf den 1. Januar 1892 festgeseßt ist, i: von der Kommission auf den 1, Oktober 1892 angeseßt worden, da die Ansicht vorherrschte, die in der Vorlage vorgesehene Frist sei eine zu kurze, um die noth- wendige Ausarbeitung neuer Statuten und die vielfachen Aenderungen in der ganzen Organisation der Kassen zu ermöglichen,

Nationale oder Welt-Aussftellung in Berlin ?

Die Frage einer allgemeinen großen Gewerbeausstellung beschäf- tigte gestern Abend eine in der Artilleriestraße tagende, äußerst Sl, reih besuchte Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Deutschland. Es waren zu dieser Versammlung, welcher der Staats-Minister Dr. Delbrü präsidirte mehrere Vertreter auswärtiger Handels- und Gewerbekammern, sowie eine Reihe von - Vertretern hiesiger und auswärtiger gewerblicher Vereine erschienen. Fabrikbesipger Simon theilte zunähst mit daß der Handels-Minister Freiherr von Berlepsch auf eine An- frage des tehnishen Aus\{husses des Vereins geantwortet babe : eWenn die Vertreter des Handels und der Industrie ih für die Noth- wendigkeit einer großen Gewerbe: Ausstellung erklären, dann sei er niht abgeneigt , diese Frage in nähere Erörterung zu ziehen,“ Redner theilte weiter mit, daß in Folge eines Rundf\creibens der Handelskammer zu Osnabrück eine Reihe von Handels- kammern si für eine Ausstellung erklärt haben. Die Handelskammer zu Offenbach habe dem Vorstand dieses Vereins" geschrieben: „Sie be- dauere, zu der heutigen Versammlung keinen Vertreter ent- senden zu können, fie erkläce sich aber mit dem Gedanken eine allgemeine große Gewerbe - Ausstelung in Berlin zu veranstalten, vollständig einverstanden. Im Interesse der Hebung des deutschen Grporthandels sei, so besagt das Schreiben der

ffenbacer Handelskammer im Weiteren, eine allgemeine große Gewerbe-Ausjtellung dringend nothwendig, Allerdings müsse dieselbe

gut vorbereitet, in Gruppen cingetbe;lt sein, und außerdem würde es sih empfehlen, Oesterreih-Ungarn hbinzuzuztehen. Die Ausstellung dürfte, da sich die deutshen Industriellen in hervorragender Weise an der 1893 in Chicago stattfindenden Welt- ausstellung betheiligen würden, frühestens im Jahre 1895 statt- finden.“ Der Redner \chloß mit dem Antrage: „Die Versammlung wolle eine Kommission wählen, die sich mit denMitgliedern dieses Vereins und anderen wirth- \schaftlihen Vereinen in Verbindung seßt, um zu der Frage der Veranstaltung einer Ausstellung Stellung zu nehmen.“ Geheimer Regierungs-Rath Wedding theilte hier- auf mit, daß in Folge einer Umfrcage des technischen Ausschusses des Vereins eine Reihe von Großindustriellen, insbesondere Eisenindustrielle aus Rheinland-Westfalen, sich gegen eine Ausstellung erklärt haben. Zu diesen gehören u. A. der Bochumer Gußstahl-Verein, die Aktien- Gesellschafi Westfälishe Union zu Dortmund, die Aktien- gesellshaft Phönix und die Altiengeselshaft für Eisenindustrie Hörde. Zum Theil erblicken die Ablehnenden in einer Ausstellung keinen Vortheil, Einige direkten Nachtheil. Einige erklären, daß die deuts{chen Industriellen ausstellungsmüde seien, Andere sind der Mei- nung, daß die mit einer Auëstellung verbundenen Kosten in keinem Verhältniß zu den etwaigen Vortheilen stehen, Andere wiederum, wie die Handelskammer zu Wiesbaden, halten eine Ausftellung niht mehr für zeitgemäß, Andere endlich sind der Meinung, daß dur eine Aus- stellung die ausländishen Konkurrenten die Vortheile der deutschen Industriellen kennen lernen könnten.

Fabrikbesißer Dr. Frank (Charlottenturg): Er erahte es für dringend nothwendig, daß Deutschland xun auch einmal eine Aus- stellung veranftalte. Wenn dies aber geschebe, dann müsse es eine internationale Ausstellung sein. Deutschland müsse und könne den Beweis liefern, daß es auch auf dem Gebiete der Industrie eine Großmacht sei, Frankceich habe, troß seiner großen Niederlage, im Jahre 1878 eine ganz bedeutende Weltausstellung gehabt, und die Ausstellung von 1889 sei ebenfalls sehr bedeutend gewesen. Bei einer inter- nationalen Ausstellung sei man in der Lage, niht blos zu zeigen, as man zu leisten vermöge, sondern auch von anderen Nationen zu ernen.

Fabrikbesißer Arnold von Siemens (in Firma Siemens & Halske)! Er könne nit einsehen, daß die deutshe Industrie irgend einen Vortheil von einer Ausftellung habe. Ec halte eine Ausstellung nicht mehr füc zeitgemäß, Im Jahre 1879 have es gegolten, dem Publikum zu zeigen, daß au die deutsche Industrie leistuagéfäbig sei. Dies wisse das Publikum aber längst. Einen Zweck könnte höchstens noch eine internationale Ausftellung haben.

Direktor Dr. Holy (Aktiengesellschaft Schering): Auch der deutsche Verein für chemishe Industrie halte eine internationale Aus- stellung für nothwendig. Selbstverständlih müßte die deutsche Reichë- regierung an die Spitze treten. Letztere müßte die Ausstellung in die Wege leiten, ohne die Industriellen zu fragen, denn die großen Eisen- industriellen werden sich immer ablehnend verhalten. Die deutsche Industrie habe sich in den leßten Jahren in einer Weise entwickelt, daß sie wohl mit den anderen Nationen den Wett- kampf aufnehmen könne. Deshalb sei es ecforderli, dafi Deutsch- land nun endlich einmal die Völker des Erdballs nah seiner Haupt- stadt zu einem industriellen Wettkampf cinlade. Berlin habe eine derartige Gestaltung angenommen, daß es sebr wohl geeignet sei, einer Weltausstellung als Stätte zu dienen. Allerdings fei eine ein- gehende Vorbereitung der Ausstellung nothwendig; deshalb halte er dafür, daß die Ausstellung ers im Jahre 1897 oder 1898 ftatt- zufinden braube. Er beantrage: an die Reichsregierung die Bitte zu richten, diesclbe wolle die Veranstaltung einer Weltausstellung in absehbarer Zeit in die Wege leiten.

Fabrikbesißer, Kommerzien-Rath March (Charlottenburg): Er könne keinerlei Bortheil in einer Ausstellung erblicken. In England sei man längst über die Ausstellungen hinweg, und in Frankreich werden Ausstellungen veranstaltet, da dieses Land auf anderem Gebiete eine große Niederlage erlitten habe. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie sei zur Genüge bekannt, sie bedürfe au zu ihrer weiteren Hebung keines künstlißen Sporns. Der Absatz werde heutzutage nicht mehr dur Ausstellungen, sondern turch Agenten und Reisende be- wirkt. Jedenfalls ständen die Kosten, die cine Ausstellung verursache, in keinem Verhältniß zu den etwaigen Vortheilen. Im Weiteren sei zu erwägen, daß bei einer Ausstellung die Arbeitslöhne sih ganz außerordentlich steigern. Zum Mindesten könne doch eine Ausstellung ohne Zustimmung der Industriellen niht veranstaltet werden.

: Fabrikbesißer Dopp: Er halte eine internationale Ausstellung für dringend nothwendig, erahte aber dafür, daß die große Masse des Volkes, der die Ausftellung wesentlihe Vortheile bringe, au pekuniär dazu beisteuere und nicht der Industrie die ganze Last auf- gebürdet werde. Daß eine Weltausstellung für das Land, in dem sie stattfinde, von großem Vortheil sei, könne niht in Abrede gestellt werden. Er sei sogar der Meinung, daß selbst die praktishen Fran- zosen sih an der Ausstellung betheiligen werden. Sollten dieselben aber ausbleiben, dann werden die anderen Nationen kommen. Er- forderlich sei es nur, daß die deutshe Reichsregierung die Sache in die Hand nehme.

__ Kommerzien-Rath Henneberg: Er halte es auch für erforder- lih, daß der Einzelne zu Gunsten der Gesammtheit einmal ein Opfer bringe. Große Wellfirmen bedürften allerdings keiner Ausstellung. Es gelte aber, der deutshen Industrie im Allgemeinen den Welt- markt zu erobern. In England sei dies bereits gesehen, leßteres habe Weltausftellungen nicht mehr nothwendig. Einer nationalen Ausstellung könne er niht das Wort reden, zumal die Kosten einer sol@en niht_ viel geringer als die einer Weltausstellung seien. Deutschland dürfe nicht länger hiater den anderen Nationen zurückstehen, sondern müsse nun auch endli einmal eine Weltausstellung ver- anstalten.

Gewerbekammer-Sekretär Dr. Jacobi (Bremen): Die Bremer Gewerbekammer sei für eine deutsh-nationale Ausstellung ; leßtere stehe auch nur als Thema auf der Tagesordnung, er sei daher der Meinung, daß über etwas Anderes niht abgestimmt werden dürfe. Gr sei der Meinung, daß, da es sich darum handle, die Leistungs- fähigkeit der deutshen Industrie der Welt zu zeigen, einer nationalen Ausstellung der Vorzug zu geben sei.

Bürgermeister a, D. Bobertag: Er fei kein prinzipieller Gegner einer internationalen Ausftellung. Allein er befürworte eine nationale Ausstellung, da die Veranstaltung einer internationalen auf große Schwierigkeiten stoße.

Kommerzien-Rath KüÜhnemann: Das Deutsche Reih, das feit nunmehr zwanzig Jahren geeint, sei nun endlich verpflichtet, zu einer Ausstellung einzuladen. Daß die Grofindustriellen fih dagegen er- klären, finde er sehr begreiflih. Da die Regierung ohne Zustimmung der Großindustriellen einer Weltausstellung nicht geneigt sein werde, so trete er für eine deutsh-nationale Ausstellung ein. Es sei bereits bier geäußert worden, daß auf der Weltausstellung zu Paris im Jahre 1889 909% aller Aussteller Franzosen waren, Aehnlich verhalte es fi auf allen Weltausstelungen. Dann sei es do aber bedeutend besser: Deutschland veranstalte eine nationale Ausstellung und beweise mit dieser der Welt, was es allein leisten könne. Die Zahl der Fremden werde auh auf einer deutsh-nationalen Ausstellung keine geringe sein, denn alle Welt werde sehen wollen, was das deutshe Volk gp gewerblihem Gebiet "eisten könne. Selbstverständlich könne ohne die Großindustriellen keine Ausstellung veranstaltet werden; leßtere würden aber \{ließlich von felbst kommen und sich ihrer patrioti\hen Pflicht erinnern. Allerdings müßten alle Kräfte auf die Veranstaltung einer großen allgemeinen Ausftellung konzentrirt werden und während dieser Zeit alle Fachausstellungen unterbleiben, Dadurh werde der Ausftellungsmüdigkeit gesteigert wer- den, Er ersuhe nohmals, für eine deutsh-nationale Ausstellung zu stimmen. Halte man an der internationalen Ausstellung fest, dann werde man einfa keine Ausftellung bekommen.

Ingenieur Westertap (Hamburg): Es sei ein großer Irrthum, wenn may glaube, die Pariser Ausstellung 1889 sei in Wahrheit keine nationale gewesen. Leßtere sei für Frankreih ein großer Vortheil

gewesen.

Nat nochH längerer Debatte erklärte si die Versammlung mit grofer Mehrheit „für eine internationale Ausftellung“ und genehmigte den Antrag des Fabrikbesißers Simon: „eine Kommission zu ernennen, die mit den Mitgliedern des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Deutschland und anderen wirthscaftlichen Vereinen in Verbindung treten solle, um zu der Ausftellungéfrage Stellung zu nehmen.“

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Lohnverhältnisse in Berlin 1879 bis 1889.

Die „Statist. Corr.“ enthält folgenden Aufsaß: Die Erforschung und Veranschaulihung der Lohnverbältnisse sowie ihrer jährlichen Verschiebungen „ist anerkanntermafen cine der s{chwierigsten Auf- gaben der Statistik, In den meisten Gewerben ist die Abstufung der Arbeitzlöhne eine sebr mannigfaltige, sodaß fowohl die Auswahl geeigneter Musier für die statistische t wie auch die zweckmäßige Zusammenstellung der Einzelfälle zu Lohnklassen rit leiht ist. Aber auch bei äußerlich gleihbleibendem Arbeitslohn können sich in Wirklichkeit tiefgreifende Umgestaltangen in den Lohn- verbältnissen vollzogen - haben; die Arbeitszeit, die Verwendung jugendliter oder roeibliher Arbeiter, die veränderten Anforderungen an Kraft, Geschicklihkeit und Vorbildung des Arbeiters, der Wesel in der Anwendung von Zeit-, Stück- oder auch Tantièmenlohn u. f. w,. spielen bierbei eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grunde bedürfen lohnstatistisch2 Vergleihungen ganz besonderer Vorsiht und eines sehr gründlichen Eingehens in die Einzelbedingungen des Arbeits8« verhältnisse€. /

Eine b-fonders \{äßbare Bereicherung unserer Kenntniß auf diesem Gebiete verdanken wir den Bemühungen des Berliner städtishen statistishen Amts und der Gewerbe-Deputation. Diese Behörden fammeln alljährlich Angaben der Innungen, der Hülfskassen, der Gewerk- und Fahvereine wie au einzelner, insbesondere größerer Arbeitgeber; €s liegen derartige Angaben vor für den Juli 1881, den Mai 1882, den Juli 1883, den Februar 1884, den Mai 1885, 1886 und 1887, endli den September 1888 und 1889, scwie ältere Angaben des statistishen Jahrbuhes für die Stadt Berlin. Schon die Verschiedenheit des Erhebung8monats stört hier offenbar die Vergleichbarkeit, insbesondere für die Bau- und die Saison- gewerbe ; immerhin zeigt eine Zusammenstellung aus jenen Unterlagen gewisse bedeutsame Veränderungen in den Lohnverbältnissen Berlins während des Jahrzehnts 1879—89 deutlich au.

Die Reichshauptstadt zählte nah der berufsstatistishen Erhebung

vom 9. Juni 1882 în der Industrie und dem Handwerk 162 739 männliche Perfonen, die im Hauptberuf als Verwaltungs- und Ar- beitspersonal beschäftigt waren. Davon entfielen allein 34 136, also etwa ein Fünftel, auf die Baugewerbe. Es empfingen nun Maurer- und Zimmergesellen im Jahre 1879 nach Angabe des Bundes der Bau-, Maurer- und Zimmermeister wöchentlih als Zeitlohn im Durchschnitt etwa 19 —20 6 bei einem Stundenlohn im Sommer von 29—65, gewöhnlih zwisGen 30 und 35 A. Im Jahre 1889 empfingen von den 5656 Gesellen, die allein dieser Bund zur Zeit der Erhebung beschäftigte, 25904 je 55 „4, 2048 je 60 Stunden- lohn, der Rest zwischen 45 H und 1 ( Bei 10 stündiger Arbeitézeit würde sih hieraus ein Wochenlohn von etwa 33 bis 36 (6 für die Hauptmasse der Maurer- und Zimmergesellen er- geben; die Ortskrankenkasse der Zimmerer, von der Angaben vor- liegen, bezifferte denjenigen ihrer Mitglieder auf 30—33 A, also annähernd eben so ho, wie die Arbeitgeber angegeben hatten. Die Steigerung der Löhne hat sih hauptsächlich vom Jahre 1886 ab, wo die Löhne von 223 4 im Vorjahre auf 27 M gingen, vollzogen. Gegenüber der außerordentlihen Höhe dieser Steigerung, die sich für den ganzen zehnjährigen Zeitraum auf mehr Als 50/0 beziffern würde, sei auf die statistish freilid nicht zu erhärtende, aber ziemli allgemein anerkannte Thatsache hingewiesen, daß gerade die Bau- handwerker in Berlin in Folge des „Baushwindels*“ der leßten Zeit nit selten beträcbtlihe Auéfälle in ihren Einnahmen erleiden. __ Nächst dem Baugewerbe beschäftigte in Berlin das meiste männ- lihe Personal die Metallverarbeitung, nämlih im Haupt- berufe 25276 Arbeiter und Angestellte; mit der verwandten Gewerbe- gruppe des Maschinenbaues zusammen, auf welhe 11776 solcher männlichen Hülfspersonen entfielen, stellte sich diese Klasse noch stärker als das Baugewerbe. Nehmen wir zur Vergleihung aus diesen Gruppen wiederum eine besonders zahlreihe Unterabtheilung, nämlih die Schlosser, so ist der dur{chschnittlice Lohn der Eefsellen hier nach Angabe der Innung in Zeitiohn von 1831 bis 1889 von 15 bis auf 18 F gegangen; die Steigerung {reibt sich voa 1883 her; für 1879 liegt nur die Angabe cines Hôhst- bezw. Mindestverdienstes von 27 bezw. 12 M vor. Die Mittheilungen der Gesellen- bezw. der Ortskrankenkasse decken si hier mit denjenigen der Innung; nur wird hier für 1886 ein noch höherer Durchschnittslohn angegeben, nämlich 21 A Im Uebrigen finden wir in diesen Ge- werbegruppen bei den Spezialarbeitern einzelner Industrien auénahmêweise ganz besonders hohe Arbeits!öhne, namentlich in den Eisengießereien und Maschinenbau-Arstaltea. Der Höchstver- dienst cines Formers z. B. wird 1879 auf 45, 1888 auf 90, 1889 sogar auf über 105 4 für die Wohe in Stülcklobn angegeben, woraus freilich, da die Erhebung sich nicht auf alle Arbeitsstätten erstreckt hat, nicht unbedingt auf eine entsprehende allaerzeine Steigerung des Höcbstverdienstes zu \{ließen is. In derjenigen Fabrik, welche 1889 jenen Hôstverdienst aufwoies, stellten sich die Lobn- verhältnisse irm Ganzen derart, daß 13 Meister und Vorarbeiter 24—50, durscnittlich 40 #Æ, 26 Lagerarbeiter 11—27,70, dur&schnittlich 20 , 19 Galvanisirer 9—22,50, dur{s\chnittlich 19 M, 20 Lehrlinge 7,20—19,60, burschnittlih 11,15 4, 18 jugend- liGe Arbeiter 5,590— 9,60, durh\ch{nit!lich 7,77 4 in der Woche im Zeitlohn verdienten; im Stücklohn standen 89 Schlosser mit 20,67 bis 38,80, durchschnittlich 27 4, 69 Gußpuoyter mit entsprehend 14,70 bis 24,70 und 24,42 , 19 Schleifer mit entsprehend 15—24 und 22,60, endli als Hauptmasse 244 Former mit 16,566—105,58 und 27 A Wochenverdienst.

An diese beiden Beruféklassen {loß sich in Berlin die In dustrie der Holz- und Schnitßstoffe mit 22418 männlihen Hülfs- personen. Die zahlreichste Unterabtheilung bilden hier die Tisbler- gesellen; nach Angabe der Innung sind die Zeitlöhne von 1879 bis 1889 bei den Bautischlern von 18, bei den Möbeltishlern von 15 auf 24/6 gegangen, während die Angaben der Gesellenkassen keine entsprehende Steigerung erkennen laffen.

Die nächste Stelle in der Bedeutung für die männliche Arbeiter- haft Berlins nahm das Bekleidungs- und Reinigungsge- werbe mit 16 829 männlihen Hülfspersonen als Hauptberufsthätigen ein. Hier gaben die Schneidergesellen- bezw. die Ortskrankenkasse fûr 1881 15 4, sodann nah wiederßoltem Auf- und Niedershwanken 1888 und 1389 dieselbe Summe als Durhschnitts-Zeitlohn an, während die Schneiderinnung 1889 nur noch 12 #4 anerkennt gegen noch 18 im Vorjahre. Die Ortskrankenkasse der Schuhmacher verzeichnet 1889 fogar nur 11 4 als durch\{chnittlien Wochenlohn bei Stük- arbeit gegen 13 A im Jahre 1886, aber im Zeitlohne; die Innung meldet für 1888 bei Stüdarbeit 15 4, während für 1889 die ent- sprechende Angabe fehlt. Ros 1879 finden wir allgemein 14 M als durchschnittlien Zeitlohn. Ein sicheres Urtheil über die Lohnbewegung dürfte diesen ungleihartigen und unvollständigen Angaben nitt zu entnehmen fein.

Der von uns gebotene Gesammtüberblick trifft rund zwei Drittel der mänrlichen gelernten und Spezialarbeiter und giebt für eine Reihe ihrer wichtigsten Klassen immerhin eine werthvolle allgemeine Kenn- zeihnung, wennschon keine genaue Statistik der Lohnverhältnisse und ihrer Bewegung in leßter Zeit. Ob dabei noch andere als die allgemeinen, von uns angedeuteten Vorbehalte zu machen sind, ver- egen u die Lieferer und Sammler des Urmaterials selber zu eurtheilen.

Unfallverhütungsvorschriften in der Knappschafts- Berufsgenossenschaft. / Aus dem großen Massezunglück auf Zeche Hibernia am 23. Januar d: L hatte das Reihs-Versicherungsamt Ver- anlassung genommen, dem Vorstand der Knappschafts-Berufsgenossen- chaft die Frage des Erlasses von Unfallverhütungsvorschriften erneut zur Erwägung zu geben, eine Frage, welche bereits im Juli vorigen Jahres die Genossenschaftsversammlung wiederholt be- schäftigt hatte, wobei die Zwekmäßigkeit und Nothwendigkeit der Unfall- verhütungsvorshriften im Allgemeinen anerkannt und die weitere Verfol- gung der Sache anbefohlen worden war. Damit die Bearbeitung in den verschiedenen Sektionen möglihst einheitliß erfolge und die gegen- seitigen Ansichten besser ausgetausht werden könnten, war der Vor- Ißende der Knappschafts-Berufsgenossenschaft, Berg- Assessor a. D., ergwerks-Direktor Krabler zu Altenessen, damals {on vom Ge- nossenschaftsvorstande beauftragt worden, în diesera Frühjahc die Vorsitzenden der einzelnen Sektionen zu eincr gemeinsamen Berathung zusammen zu berufen. Diese Versammlung der betheiligten Mitglieder der Sektionêsvorstände fand am 4. April in Berlin fta1t. Bei der an- regenden Besprehung der wichtigen Angelegenheit ergab sich und detr- über hercs{chte Einstimmigkeit, daß, wenn man zwar an der früher aus- gesprochenen Ansicht, sektionsweise vorzugehen und im Wesentlichen die in den verschiedenen Bezirken bereits bestehenden Bergpolizeivorschriften als Vorschriften der Berufsgenossenscaft zu erklären, festhalten müsse, ih doch nicht nur für gleichartige Betricbszweige, sondern au für die verschiedenen Betriebe im ganzen Umfange der Genossenschaft eine Reibe ven Vorschriften zusammenfassen ließe, die gemeinsam für alle Sektionen gelten könnten, z. B. sole für Kokereien, Salinen, Maschinenbau: Anstalten, Dawpfkesselfabriken, Reparaturwerk stätten, bewegte Maschinentheile, Eisenbahnbetriebe, Borschristen über die erste Hülfelcistung, das Vorhandensein von Verbandsmaterial us .w. Es würden dann diese Vorschriften dén ersten, allgemeinen Theil bilden, denen als zweiter Theil für jede einzelne Sckiion diejenigen Anordnungen folgen könrten, welche den besonderen bergbaulicen Verhältnissen der- selèen Nechnung trügen. Durch ein solches Verfahren würde eine ganz bedeutcnde Vereinfachung der Unfaliverhütungsvorschriften erzielt. (In ähnlicher Weise ist auch der Gefabrentarif der Knavp\chafts- Berufsgenossenscaft aufgestellt.) Die Ausarbeitung des Entwurfs für den allgemeinen Theil soll sofort veranlaßt und dieser dann den einzeinen Sektionen zur Vorbereitung ihrer besonderen Vorschriften übersandt werden.

Der Frauenverein zur Erziehung mninorenner MädWen

für die Hauswirthschaft - hielt gestern Aberd im Bürgersaal des Rathbavses unter Vorsiß der Cu Gebeimrath von Siemens feine Generalversammlung ab. Der Verein hat in seinem Heim und in der Hauswirtkl.\{afts\ck@ule in der Schulhiraße 6 seit April 1887 im Ganzen 48 Mädchen auf- genommen, von denen bereits 22 in den Dienst traten, während 5 als unbrauwkar, 3 krankheitshalber entlassen wurden; eine kehrte nah cinjährizgem Aufenthalt in der Hauswirthschafte\{ule zu ihren Eltern zurück und eine wurde dem Magdalenenstift zu Plößensee über- wiesen; gegenwärtig befinden si 16 Zöglinge in der Anstalt. Soviel dem Verein bekannt geworden, sind die meijten Dienstherrshaften mit den Leistungen der Mädthen im Allgemeinen woblzufcieden. Die Mädchen werden während der Dauer ibres Aufenthalts in dem Heim unentgeltli®, in der Regel 2 Jahre, vollständig in allen bâäuslihen Arbeiten, in Handarbeiten und Gärtnerei gut vor- gebildct, und der Einfluß des geregelten Haushalts macht ih auch in sittlich erziehliher Wirkurg bemerkbar. Die körperliche Pflege der Mädchen steht unter der Obhut der bebandelnden Aerztin Frl. Dr. Lehmus. Leider ist es bis jeßt noch nit gelungen, troß des guten bumanen Zweckes eine größere Mitgliederzahl zu gewinnen, um aus den regelmäßigen Beiträgen die nitt unerheblihen Unterhaltungs8- kosten zu decken. Die Ausgaben betrugen im leßten Jahre 15 360,59 gegen 7294,07 \(& im Vorjahre, die Einnahmen beliefen ih auf 16 051 gegen 74958 A6 im Vorjahre.

Polnische Arbeiter. d i

Von der nunmehr ertheilten Ermächtigung, polnuishe Arbeiter aus dem Auslande zur Beschäftigung für die Zeit vom 1. April bis 1. November kommen zu lassen, wird im Regierungsbezirk Marien- werder eine Milderung des in den leßten Jahren lebhaft empfundenen Mangels an landwirthscchaftlihen Arbeitern erhofft. Uebrigens hat bald nach dem Bekanntwerden dieser Ermättigung eine Versamm- lung volnisher Grundbesißer in Thorn das Verlangen erhoben und eine dohingebhende Petition bes{lossea, daß’ diese ausländischen Arbeiter auch von der Verpflihtung zur Alters- und Invaliditäts- versicherung befreit werden möchten, eine Maßregel, welche allerdings geradezu als Prämie auf die Verwendung auëländisher Arbeiter wirken würde.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie ein Wolff's{es Telegramm aus Aawhen berichtet, hielten die vom Beragarbeiter-Kongreß zurückgekehrten Bergarbeiter - Delegirten Otten, Schröder und Markgraf am Sonntag in Röttgen eine von etwa 700 Personen besuchte Versammlung ab. Otten hob die berzlihe Aufnahme Seitens der Pariser hervor, Shhröder forderte zum Beitriit zum Verband auf ; Viarkgraf theilte mit, in Belgien würde der Strike in den chsten Tagen beginnen ; Kohlensendungen dorthin sollten verhindert werden. Von einem Generalstrike sei in Paris nit die Rede gewesen.

Aus Silschede schreibt man der „Rh.-Westf. Ztg.“ unter dem 4. d. M.: Von den zweiundvier;ig noch im Ausstand befind- lichen Bergleuten der „Zeche Vereinigte Trappe“ wurden weitere vierundzwanzig angelegt, sodaß die Zahl der Bescäftigungslosen von allen am Strike Betheiligten nur noch achtzehn beträgt. Ueber die eingegangenen Unterstüßungs8gelder liegt nunmebr das Er- gebniß vor. Abgesehen von einigen fleineren Summen, welche schon früher eingekommen waren, lagen kurz vor Ostern etwa 1300 # im Versammlungslokal „zur Post“ ¿zur Vertheilung bereit. Zumeist waren diese Gelder von Einheimishen, Schankwirthen, Geschäfts- leuten, Bauern u. \. w, also Interessirten, aufgebra@t und man hoffte durch erneute Anregung bis zum Oterfeste diese Summe bis auf 2000 M verstärkt ¿u sehen. Die Vertheilung der eingegangenen Gelder hat inzwischen stattgefunden, und erhielten die Unverheiratheten den Betrag von 7,50 # und die Verheiratheten 17,50 , also pro Woche ter siebenwöhhentlihen Strikeperiode 1,07 bezw. 2,50 M

In Köln fand vorgestern eine Versammlung der Gewerk- schaften Kölns statt ; diese beshloß, am 1. Mai Behufs der Mai- fei: r Versammlungen abzuhalten. Die eigentliche Feier soll am 3. Mai dur Straßenumzüge und Ausflüge stattfinden.“ Es waren, wie die Blätter berihten, 26 Kölner Gewerkschaften vertreten.

Eine {wah besuchte Versammlung der Wachstucharbeiter, Formensteher u. \. w. in Leipzig beschloß am Sonntag na Anhörung eines Vortrages über die Gewerkscaftskartelle und ihre Beziehungen zu der Generalkommission der deutschen Gewerkshasten in Hamburg zwei Vertreter in das Leipziger Gewerkschaftskartell zu entsenden. Rücksichtlih der Maifeier stellte die Versammlung die Größe des von dem Arbeitslohn des 1, Mai an die Hamburger Generalkommission abzugebenden Bruchtheils nicht fest, sondern dem billigen Grmefsen jedes einzelnen Arbeiters anheim. .

In Dresden beschloß eine am Sonntag abgehaltene sozial- demokratische Versammlung wegen der ungünstigen wirth- \{chaftlichen Verhältnisse die Arbeit®am 1. Mai nicht ein- zustellen, sondern die Ausflüge und anderer Veranstaltungen auf den 3, Maï zu verlegen. :

In Mannheim haben gestern, wie der „Köln. Ztg." telegrapbirt wird, die Getreidearbeiter angeblich wegen Vertragbruhs der Oberarbeiter die Arbeit niedergelegt. ;

Fn Altenburg fteht, wie der „Vorwärts“ berichtet, in der Nähmaschinenfabrik von L. O. Diedrich eine Ausfperrung sämmtlicher Arbeiter bevor.

am Oftermontag abgehaltene Parteitag der Gothaishen Sozial- demokraten sehr aut bejuht war. Gegenstände der Ver- hantlung waren u. A. die Ergebnisse tes Druckereibetriebs sammt Verlag des „Gothaishen Volkéblatts“ und die ländliche Agitation. Ein Schreiben, worin der sozialdemokratische Reichstags- Abgeordnete Bodck zu einer am 12. April in Mailand stattfindenden internationalen Versammlung eingeladen wurde, veranlaßte den Beschluß, ein Begrüßungs-Telegramm Namens des Parteitages nach Mailand zu senden. /

Hier in Berlin wurde am Sonntag eine Generalverfammlung der Maurer Berlins und Umgegend abgehalten, um Stellung zu nehmen zum achten Kongreß deutscher Maurer, der, wte die Berliner „Volksztg.“ berichtet, im nähsten Monat in Gotha statt- finden soll, und eventuell Delegirte zu demselben zu wählen. Die Versammlung war in zwei He-erlager getheilt, rechts Hamburg, links Berlinz Berlin blieb im Vortheil, es stegte in der Bureauwahl, in der Annahme eines Protestes gegen die Gründung eines Verbandes der deutshen Maurer und in der Wahl der Delegirten zum Kongre}e. Als folhe warden gewählt Grothmann, Blaurock und Wernau, durh- weg Ankbänger der lokalen Zentralisation; nur in der Mandatfrage unterlag Berlin. Berlin beantraate nämli für die Delegirten ein gebundenes Mandat Betrcffs der Organisfationsfrage, die Versarzmlung beshloß indessen ein ungebundenes Mandat. i Ein Wolff’\ches Telegramm theilt folgende Meldung der «Tris buna* aus Mailand mit: Der Minister des Innern Nicotera empfing eine Abordnung des Arbeitervereins „Ordnung und Fortschritt“ und forderte dieselbe auf, den Arbeitern Mailands mitzutbeilen, daß er am 1. Mai Privatversammlungen außerhalb der Stadt gestatten, öffentliche in dec Stadt dagegen verbieten werde.

Land- und Forstwirthschaft.

Die aht Zuckerfabriken

des Regierungsbezirks Marienwerder haben in der Campagne 1890/91 rund 342 Millionen Kilogramm Rüben gegen 279 Millio- nen in der vorjährigen und 219 in der vorvorjährigen Campagne verarbeitet. Der Umstand, daß die Rüben theilweise erfroren waren, hat vielfach auf den Betcie) der Fabriken störend eingewirkt. Die Errichtung einer neuen Zucke. fabrik zu Kulm wird geplant und vor- bereitet.

Saatenstand in Bayern. N Dem offiziellen Saatenstandsberiht zufolge ist in ganz Bayern das Wintergetreide in Folge der dünnen Schneedecke ausgefroren oder ausgefault. Die Sommersaat ift schr knapp. Der Stand der Weinbergs- und Obfsikulturen ist gleihfalls cin sehc ungünstiger.

Delernte in Italien. A A Nach den der italienishen Regierung auf telegraphisbem Wege zugegangenen Rachrichten hat die leßte Oelernte in Italien einen Gre trag von 2 299 500 kl Oel geliefert, wovon 82 9/ von guter, der Rest von mittlerer Beschaffenheit ist._ S E Das Ergebniß, welches wesentli besser ist als dasjenige des Vorjahres, vertheilt fh auf die einzelnen Regionen folgendermaßen ;

Ausfall der Ernte 1890 in Prozenten ausgedrückt

Ernte Regionen. 1890

(Bezirke.)

Hektoliter} ———— Oel E gut |mittel- fle

| maßig |

Mo Om batdli _ « + 2 700 Bi « + + _3 990 . Ligurien A 78 800 t E 4 200 . Marken und Umbrien 92 400 . Toskana . } 143 400 . Latium. 79 090 . Südadriatisch 874 090 . Südmittelmeer . 384 000 . Sicilien 568 000 . Sardinien. 67 100

Königreich. 9 299 500 T H

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln.

Nachrichten s uber Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande, Nufßland. Im Dezember 1890. Rinderpest. Gouvernements: ZatIl des des getödteten gefallenen Viebs: a 208 5 Stawrapol (Kaukasus) . . . 239 11 Gebiete : | e o + D Kuban (Kaukasus). . . . . 1654 70 Terek (Kaukasus) . . . . . 541 31 b N T liegenden Meld t der am 21, Februar vorliegenden Meldungen. Os R ada infiäct é ahl der infizirten Land: Srl, : Höfe: Nieder-OesterreiWß . . . .. 16 22 Ober-Oesterreih S 8 11 Tirol-Vorarlbeg . .... 11 16 S v 3190 329 O 23 Ee 6 6 U a ae zv 193 Lungenseuche. Nieder-Oesterreih . J 3 Ober-Oefterrih ... 1 4 B28 34 E e e 40 15 Sp io e : T E A e Es Milzbrand. ; x At C Laut E Februar 1891 vorliegenden Meldungen. N Maul- und Klauenseuche. Niceder-Oesterreih . A8 29 Ober-Oesterreih . . . 4 7 Tirol- Vorarlberg . D 23 A ea 090 208 E E 28 Schlefien . . A 4 4 r E E 193 Lungenseuce. Nieder-ODesterreih . . . 4 Ober-Oesterreih C Ea 1 1 B e ae o M 39 E E aa 17

E H

S

Galizien

Salzburg . Böhmen Mähren Sglesien . Galizien

Böhmen . Mähren . Schlesien . Galizien

Galizien

Lungenseue Milzbrand .

Lungenseuche . Milzbrand .

Lungenseuche Milzbrand .

Kantone: Zürich Berni .

Luzern

Schwyz Glarus .

Zug «2 Solothurn . Basel-Stadt

Bagsel-Landschaft Apvenzell a. Rh.

St, Gallen . Graubünden Aargau . Thurgau .

Waadt Genf . Vom Zürich. Bern . Lyzern Schwyz . Glarus . M. iFreiburg .

Solothurn . Basel-Stadt

Basel-Landschaft Appenzell a. Rh. Appenzell i. Rh.

St. Gallen .

Graubünden

- Aargau .

Thurgau .

Waadt Neuenburg .

Genf .

E a eo oe 13

Aus Gotha wird dem „Vorwärts“ geshricben, daß der dort

U a aaa o 8 11

Tirol-Vorarlberg i 2 18

Nieder-Oesterreich - . . - Ober-Oesterreih a

Nieder-ODesterreih .

Appenzell i. Rh.

Milzbrand. ;

Laut der am 7. März 1891 vorliegenden Meldungen. Maul- und Klauenseuche.

Nieder-Oestereih . 29

Ober-Oesterreihß. . . . « « 1

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18

12

O tes OL LungenseuWe.

2

4 E 2 15 (f 3

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“Milzbrand.

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Ungarn.

Laut der am 13. Februar 1891 vorliegenden Meldungen. Maul- und Klauenseute in 30 Komitaten, 159 Gemeinden, jowie

in 4 Städten. Ï 27 Gemeinden. : 3 L 13 Gemeinden, sowie

in 1 Stadt.

Laut der am 20. Februar 1891 vorliegenden Meldungen. Maul- und Klauenseuche in 30 Komitaten, 144 Gemeinden, sowie

in 4 Stiâdten.

9 Ô 23 Gemeinden, e 11 - 17 Gemeinden, sowie in 1 Stadt.

Laut der am 27. Februar 1891 vorliegenden Meldungen. Maul- und Klauenseuße in 28 Komitaten, 116 Gemeinden, sowie

in 3 Städten. ¿ g 23 Gemeinden, C L 10 Gemeinden.

Schweiz.

Vom 1. bis 15. Februar 1891. Maul- und Klauenseuche.

_ in 12 Gemeinden 18 Ställe mit 85 Rindern,

11 Schweinen und 1 Ziege. 9 Gemeinden 11 Ställe mit 108 Rindern und 2 Schweinen. mit 27 Rindern und 59 Schweinen. mit 10 Rindern, 2 Schweinen und 5 Ziegen. mit 2 Rindern, 2 Schweinen und 1 Ziege. 9 Ställe mit 18 Rindern. mit 121 Rindern. mit 43 Rindern und 16 Schweinen. 8 Ställe mit 30 Rindern und 3 Ziegen. 1 Gemeinde 1 Stall mit 9 Rindern. 3 Gemeinden 6 Ställe mit 48 Rindern, 65 Steinen und 8 Ziegen. 13 : mit 181 Rindern, 6 Schweinen und 8 Ziegen. mit 103 Rindern, 8Ziegen, 3Schafen und 45 Schweinen. mit 36 Rindern, 6 Schweinen und 2 Schafen. 15 C mit 147 Rindern, 2 Schweinen und 4 Ziegen. 2 5 2 mit 5 Rindern und 1 Schwein. 1 Gemeinde 1Stall mit 5_ Rindern und 6 S{hweinen 16. bis 28. Februar 1891.

-_ 2 (

9 9

1 Gemeinde Stall

1 6 2 10 Gemeinden 19 , D 9

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Maul- und Klauenseu©Se. / . in 12 Gemeinden 28 Ställe mit 169 Rindern,

24 Schweinen und 4 Ziegen. 8 L mit 99 Rindern. 1 Gemeinde 3 Mt 20 Minbern und 30 Schweinen 2 Mi 2 Under, 1 Stall mit 2 Rindern, 2 Swafen und 1 Ziege. 5 2 Ställe mit 49 Rindern. Gemeinden 11 „, mit 121 Rindern und 6 Schweinen. 18 mit 117 Rindern, 6 mit 20 Rindern und 10 Schweinen. mit 39 Rindern. mit 30 Rindern, 23 Schweinen und 3 Ziegen. mit 116 Rindern, 119 Schweinen und 14 Ziegen. mit 261 Rindern, 3 Schweinen, 3 Ziegen und 2 Schafen. mit 72 Rindern, 16 Schweinen, 20 Schafen und 9 Siegen. mit 36 Rindern, 8 Swroeincn und 1 Ziege. mit 104 Rindern und 2 Schweinen. mit 43 Rindern, 68 Schweinen und 1 Schaf. mit 14 Rindern, 6 Schweinen, 1 Súhaf u. 1 Ziege. O : : mit 26 Rindern.

Belgien. Im Januar 1891.

Gemeinden Ge

9 1 meinde

e. 1 Genmcinde

Lungenseue: in 6 Provinzen, 34 Gemeinden 41 Ställe mit

173 Rindern.