1891 / 100 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

vom Landw. Bezirk Bremen, Dr. Lill, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Mosbaw, Dr. Wortmann I,, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Dort- mund, der Abschied bewilligt. Dr. Hoepner, Stabs- und Bats, Arzt vom 3. Bat. 4. Thüring. Inf. Regts. Nr. 72, als halb- invalide mit Pension aus dem aktiven Sanitäts-Corps ausgeschieden und zu den Sanitäts-Offizieren der Landw. 2. Aufgebots über- getreten. Dr. Berthold, Stabs- und Bataillors-Arzt vom 2. Bat. des Inf. Regts. von Voigts-Rheg (3. Hannover.) Nr. 79, Dr. Raske, Assist. Arzt 1. Kl. vom Eisenbahn-Regt. Nr. 1, außsìdem|[aktiven Sanitäts-Corps ausgeschieden und zu den Sanitäts- Offizieren der Res. übergetreten. Fleger, Assist. Arzt 2. Kl. der Be E Landw. Bezirk Stockach, aus jedem Militärverhältniß entlassen.

Na@cweisung der beim Sanitäts-Corps im Monat März 1891 ‘eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des General-Stabsarztes der Armee. 3. März. Dr. Krüger, Unterarzt vom Irf. Regt. von Borcke (4. Pomm.) Nr. 21, zum 5. Thüring. Inf. Regt. Nr. 94 (Groß- berzog von Sachsen), Schell, Unterarzt vom 1. Leib-Hus. Regt, Nr. 1, zum Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ost- preuß.) Nr. 3, Seydeler, Unterarzt vom 3. Niedersbles. Inf. E 50, e N Regt. Kronprinz Friedrih Wilhelm (2. S{hles.)

r. 11, verseßt.

16. März. Dr. Werner, Unterarzt vom 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81, mit Wahrnehmung einer bei diesem CTruppentheil offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

17. März. Dr. Hobenthal, Unterarzt vom Inf. Regt. Vogel von Falckenstein (7. Westfäl.) Nr. 56, Dr. Bieck, Unterarzt vom Inf. Regt. von Stülpnagel (s. Brandenb.) Nr. 48, Dr. Bührig, Unterarzt vom Feld-Art. Regt. General-Feldzeugmeister (2. Brandenb.) Nr. 18, Dr. Spilker, Unterarzt von der Kaiserlihen Marine, \sämmutlich mit Wahrnehmurg je einer bei den betreffenden Truppen- R L, bei der Kaiserlichen Marine offenen Assist. Arztstelle

eauftragt.

19. März. Dr. Spoerel, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 144, von seinem Kommando zur Dienstleistung bei der Kaiscr- lien Marine entbrinden.

Evangelische Militär-Geistliche.

Dur{ch Verfügung des Evangelischen Feldpropstes der Armee. 24. April. Rogge, zweiter Garnison-Hülfsprediger in Berlin, zum Div. Pfarrer der 1. Garde-Inf. Div. in Berlin

ernannt, Evangelisbe Marine-Geistliche. 24. April. Rumland, erster Garnison - Hülfsprediger in Berlin, zum Marinepfarrer der Ostsee-Station in Kiel ernannt.

Königlich) Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Be- förderungen und Verseßungen Im aktiven Heere. Keim, Oberst und Commandeur des 2. Pion. Bats., den Rang eines Regts. Commandeurs verliehen. Die außeretatsmäß. Sec. Lts. : v. Malaisé im 1. Feld-Art. Regt. Prinz-Regent Luitpold, Frhr. v. Mauchenheim gen. Bechtolsheim, Frhr. v. Freyberg- Eisenberg im 2. Feld-Art. Regt. Horn, Frhr. v. Hertling, Schuh im 3. Feld-Art. Regt. Königin-Mutter, Frhr. v. Feiliß\ch, Röder, Stahl, Schilling im 4. Feld-Art. Regt. König, Hugo Blanc, Bouhler, Ern Blanc, Schneider im 1. Fuß-Art. Regt. vakant Bothmer, Fehl im 2, Fuß-Art. Regt, zu Art. Offizieren ernannt.

20. April v. Lilier, Hauptm. bisher à la suite des 1. Jäger-Bats. und kommandirt zur Dienstleistung dortselbst, als Comp. Chef in den etatsmäß. Stand dieses Bats. verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Jmaktiven Heere. 20. April. v, Sauer, Hauptm. und Comp. Chef im 1. Iäger-Bat., unter Verleihung der Ausficht auf Anstellung im Civildienst mit Pension A au der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied be-

igt.

Im Beurlaubtenstande. 16. April. Bonn, Sec. L. n N Landw. Feld-Art. 1. Aufgebots (1. München), der Abschied ewilligt.

Im Sanitäts-Corps. 20. April. Müller, Unterarzt, zum Assist. Arzt 2, Kl. im Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm I1. König von Preußen befördert.

Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums. Dr. Michel, einjährig:freiwilliger Arzt vom 2. Ulan. Regt. König, im 19, Inf. Regt., Hauenschild, einjährig -freiwilliger Arzt vom 2, Feld-Art. Regt. Horn im 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, zu Unter- ärzten ernannt und mit Wahrnehmung vakanter Assist. Arztstellen

beauftragt. Beamte der Militär-Verwaltung.

20. April. Sch{eu, Stabsauditeur von der Kommandartur Bamberg, in den Ruhestand getreten. Dollmann, Regts. Auditeur, unter Verleihung des Charakter? als Stabsauditeur, von der 7. zur 2, Inf. Brig., Dr, Mayr, Regts. Auditeur, von der 2. Inf. Brig. zur Kommandantur Bamberg, Endres, Regts. Auditeur und rechtskundiger Sekretair vom Militär-Bezirksgericht München, ¿ur 7. Inf. Brig, versezt. Eheberg, Militär-Gerihhtspraktikant, zum Regts. Auditeur und rechtskundigen Sekretair beim Militär- Bezirksgericht München ernannt. Stahl, Regts. Auditeur der 1. Inf. Brig., der Charakter als Stabsauditeur verlichen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

: Zur Arbeiterbewegung.

Die Aus stands8bewegung im Ruhrkohlengebiet hat im Ganzen au gestern an Umfang gewonnen, obgleich auf einzelnen Zechen die Bergleute zu ihrer Pflicht zurück- gekehrt sind. Die Zahl ver im Ausstande befindlihen Beleg- shasten ist von Montag zum Dienstag früh um 9, von 31 auf 40 gestiegen; als beendet bezeichnet die „Rh.-Westf. Ztg.“ die Strikes auf den Zechen „Hamburg“, „Mont Cenis“ und „Heisinger Tiefbau“. Zu den gestern an dieser Stelle mitgetheilten Zechen, deren Belegschaft im Ausstand begriffen war, kommen nunmehr die folgenden hinzu:

._ »eKönig Wilhe!m*, Schacht „Wolfsbank“, „Bommer- bänker Tiefbau", „Königsgrube“, „Präsident“, „ver. Germania*, Schacht I und 11, „Dannenbaum“, Schacht T, T1, III, 1V und V, „KRonfkordia*, Swat I, „Blankenburg“, „Kaiser Friedrih“, „Alstaden“, Sha#t 11. „Minister Stein“, „Konstantin der Große“. In Strike getreten sind M Sn me Dlles Cen der Zechen „Alstaden“, / ter Stein“, , i Sroße“ un -. Germania“ Skat onstantin der Große“ und „ver. Germania“,

Die Gesammtlage des Aus3standes war gestern die folgende: Jn der Vittagsschiht am Montag waren unter Tage angefahren 550 von 6916, über Tage 626 von 916; zur Nachtschicht „am Montag waren angefahren unter Tage 364 von 1671, über Tage 356 von 469 und zur gestrigen Morgen- {iht waren angefahren unter Tage 7328 von 16 834, über Tage 5193 von 5724 Mann. Es sirikten mithin 18 057 Mann. Da bei der Zählung ein Paar Zechen fehlen, ift die ite sndigen für gestern früh auf rund 18 5090 Mann Die „Rh.-Westf. Ztg.“ schrieb gestern Morgen, der Strike im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund zeige kein un-

ünstigeres Bild als am Vortage. Jm Essener Nevier

ei er sogar entschieden im En begriffen. Auf den ehen, wo Montag theilweise gejtrikt wucde, war gestern crgen die U im Einzelnen die folgende:

Auf „ver. Hagenbeck* bei Altendorf sind 10 Mann mehr

angefahren. Auf ten Schächten der Essener Bergwerks-Gesellschaft

„König Wilhelm“ arbeiteten auf „Wolfstank“ von 365 Mann wieder 242 unter Tage, über Tage arbeitete Alles; auf „Christian Lewin“ sind von 450 wieder 422 unter Tage, über Tage 73- ange- fahren. Auf „Heisinger Tiefbau“ (Rheinische Anthracitkohlen-

Gesellschaft) war Morgens die Belegsbaft wieder vollzählig ange- fahren. Auf Schaht „Wilhelm“ der Zehe „Königin Elisabeth* bei

Essen fehlten Morgens nur noch 34 Mann. Schaht „Joachim“ arbeitete aub gestern rubig weiter. Auf Zehe „B onifacius* bei Kray sind Morgens im Ganzen 267 Mann unter Tage angefahren, davon 60 Mann aus der Nachmittagsschbiht. Die Nachmittagsschiht fällt vorläufig aus; es sollten in der Morgenschicht - 1271 Mann und in der Nahmittags\hicht 351 unter Tage anfahren. Gestern Morgen ist die Belegschaft der Zehe „Konstantin der Große“ in den Ausstand getreten. Auf SHhacht 11. waren sämmtilibe Berg- leute angefahren; es fuhren jedoch 119 Mann wieder aus; es waren angefahren 207 Mann, mithin arbeiteten nur noch 88; auf Schacht I. war Alles angefahren. Auf Zeche „Hannover“ Shacht I sind Morgens von 540 Mann 301 unter Tage angefahren. Auf Schacht 1T sind von 355 Mann 67 angefahren. Auf Zee „Köntgsgrube*“ der Magdeburger Bergwerks- Aktiengesellschaft sind von 466 Mann nur 164 angefahren. Auf Zeche „Frôöhlice Morgensonne*“ sind von 752 Mann 46 unter Tage und von 216 Mann 85 über Tage in Thätigkeit. Auf Zehe „Wien- dahlsbank“ sind 10 Mann weniger angefahren, als gestern Morgen. Auf Zehe „Bommerbänker Tiefbau“ sind 101 Mann unter Tage angefahren. Auf Zehe „Franziska Tiefbau“ bei Witten war das Verkbältniß wie am Vortage; etwa die Hälfte der Belegschaft arbeitete. Auf den Wittener Zehen „ver. Hamburg® und „Ringeltaube“ war Alles angefahren. Auf Zehe „Friedlicher Nachbar“ bei Dahlhausen sind von 220 Mann 27 unter Tage und über Tage von 86 Mann 57 in Arbeit. Auf den Zechen des Bochumer Gußstahlvereins war das Verhältniß folgendes: Auf ever. Marianne u. Steinbank“ sollten anfahren 515 unter Tage, davon sind angefahren 63; über Tage sollten 323 arbeiten, es arbeiteten 307. Auf „ver. Engelsburg“ sind von 219 Mann

7 unter Tage und von 66 über Tage 53 Mann in Arbeit. Auf Zee „Hasenwinkel“ sind von 461 Mann nur 16 unter Tage angefahren, über Tage arbeiteten von 107 Mann 44. Auf Zeche „ver. General und Erbftollen“ bei Weitmar der Dortmunder Bergbaugesellshaft wird weiter gestrikt. Auf den Zehen in der Nähe von Dortmund, „Eving“ 2c. wird überall gearbeitet, ebenso auch auf den Zechen bei Hörde. Auf Zehe „ver. Prä- \ ident“ bei Marten sind einige Leute mehr angetahren als gestern. Auf der der Gelsenkirhener Bergwerks-Aktiengesellschaft gehörenden Zeche ever. Germania* bei Marten Schacht I find von 329 Mann 134 angefahren ; auf Sha@t II arbeitet Alles. Auf Zee „Prinz Regent" fuhr die ganze Belegschaft aa; später ließen sich 33 Mann wieder zu Tage fördern. Auf Zeche „Ama [li e“ der Harpener Berybau-Aktien- gesellschaft striken 66 Mann. Auf Zehe „Prinz von Preußen“ derselben Gesellshaft arbeiteten 16, auf Zehe „Caroline“ 18 Mann. Auf Zeche „Kaiser Friedrih“ bei Dortmund fuhr die Hälste der Belegshast wieder an. Auf Zehe „Sieben - planeten“ arbeiteten 92 Mann. Auf Zehe „Eiberg“* bei Steele find Morgens von 383 Mann 123 angefahren; es striken 260, Auf Zehe „ver. Johann Deimelsberg® bei Steele striken 43 Mannz gestern Nachmittag sollte eine Versammlung der Belegschaft stattfinden. Auf Zeh: „Alstaden“, Schacht Il bei Oberhausen sind gestern Morgen von 226 Mann nur 87 angefahren. Ueber Tage arbeitete Alles, ebenso auf Schaht I. Auf Zehe „E in- trat Tiefbau* bei Steele sind Morgens auf Schabt I 117 Mann von 323 Mann angefahren, auf Schacht IT von 411 Mann 62 Mann. Auf Zebe „Concordia“, Schat I bei Oberhausen ist ein kleiner Theil der Belegschaft ausgeblieben, auf Schacht Il arbeitete Alles.

Gestern Nachmittag hat die Lage auf den einzelnen Zechen \sih folgendermaßen gestaltet :

Die Belegschaft der Zehe „Mont Cenis“ bei Herne arbeitete wieder vollzählig; dieselbe hatte eine Versammlung, in welcher be- {lossen worden ist, daß sie sich_ an dem Strike nit betheiligen würde. Auf Zeche „Holland“ Schacht IIl sind Mittags 77 Mann unter Tage angefahren, 65 mehr als Montag Nachmittag. Schacht T und 11 haben nur Morgens@iht. Auf Zeche „Königsgrube“* sind Dienstag Mittag von 472 Mann 388 unter Tage angefahren. Zehe „Centrum“* hat nur Morgenshiht. Auf Zeche „Pannover“ Schacht T sind von 430 Mann 159 Mann, auf Scha@t Il von 187 Mann 25 angefahren. Auf Zehe „ver. Marianne und Steinbank“ sind Mittag von 150 Mann 8 unter Tage angefahren; über Tage arbeitete Alles. Auf Zeche „ver. Engels8burg* sind von 63 Mann 11 unter Tage angefahren, über Tage find von 14 Mann 8 in Arbeit. Auf Zehe „Hasenwinkel“ find von 328 Mann nur 10 unter Tage angefahren ; über Tage von 114 nur 18. Auf Zehe „Constantin der Große“ Schacht I. sind von 176 Mann nur 16 angefahren; auf Schacht 11 sind von 247 Mann 111 angefahren. Auf Schaht Wilhelm der Zehe „Königin Elisabeth“ sind von 148 Mann 82 unter Tage angefahren. Auf Schacht Joachim ist Alles ruhig in Arbeit. Auf Zehe „Con- cordia“ bei Oberhausen hat der Strike Dienstag Mittag an Aus: dehnung zugenommen ; au Schacht II1 hat, wenn auch nur mit ge- ringem Bruchtheil, sich anges{lossen. Die Belegschaft des Schachtes I1 der Zeche „Alstaden* bei Dberhausen ist zu einem Drittel aus\tändig. Auf Zehe „ver. Hagenbeck" bei Altendorf haben Dienstag Na- mittag nur 16 Mann von der Belegschaft gefehlt. Auf Zehe „Jo- hann Deimelsberg* bei Steele ist Dienstag Nachmittag auf beiden Schähten die ganze Belegshaft wieder ange!ahren. Auf den Shähten des Essener Bergwerksvereins König Wilhelm sind Dienftag Nachmittag angefahren; Schaht „Christian Lewin® von 326 Mann 271; Schaht „Wolfsbank“ von 255 Mann 191; Sc@ta&t „Neu-Cöln“ Alles. Auf Scha§t „Wilhelmine I.“ der Bergwerksgeselschaft Hibernia sind 62 Mann am Dienstag Na@utittag nicht angefahren, Auf Zee „Präsident“ Schatt I ne A L ab 8 angefabren ; Et O Æ arbeitete Alles.

u ebe „Ver. ermania“ aht T fehlten 115, au Schacht 11 sind 163 Mann angefahren. |

Auf den Zewen der Harpener Bergbaugesell\chaft war gestern die Förderung unregelmäßig, sodaß für heute Morgen ein Strike befürdhtet wird. Auf „Wiendahlsbank“ ift gestern Nach- mittag die Hälfte der Belegschaft angefahren. Auf Zehe „Kaiser Friedrich“ ist ein Drittel nit angefahren. Auf „Sieben- planeten sind 95 angefahren. Auf Zeche „Pluto“ bei Wanne fehlten 85 Mann.

Aus Bochum wird vom heutigen Tage telegraphisch gemeldet: Auf den Zechen der „Hibernia * ist auch heute auf Frühshi{t Alles angefahren.

Der Vorstand des „Allgemeinen Knappschafts- vereins“ hat beschlossen, Folgendes durch Anschlag auf den Zechen zur Kenntniß der Belegschaften zu bringen :

Der ausgebroWene Ausstand gicht uns Veranlassung, auf SS. 24 und 2 | des Knappschafts-Statuts aufme:ksam zu maten. Danach verlieren die Mitgliedschaft ohne Rücksicht auf die gezahlten Beiträge Mitglieder 111. Klaße fofort bei Aufgabe der Bergarbeit, und Mitglieder I. und 11. Klasse, wenn sie länger als einen Monat ohne Urlaub feiern.

Der Vorstand des Vereins für die bergbaulichen JInuteressen im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund hat an die Vereinszechen folgendes Rundschreiben gerichtet :

Angesichts des Umstandes, daß einige Vereinszechen bercits am 1. des Monats Abschlagszahlungen auf den Lobn des vorhergegangenen Monats zu zahlen pflegen, empfiehlt Jhnen Jhr Vorstand: A b- \chlagszahlung für den Monat April, soweit solche bereits am 1, Mai d. J. erfolgen würde, an strikende Arbeiter, welche binnen der ihnen geseßten Frist zur Arbeit nit zurückgekchrt sind, nit ein- treten zu lassen.

Der Ober-Präsident der Provinz Westfalen

assen:

Auf Grund der 88. 6, 12 und 15 des Gesetzes über die Polizei verwaltung vom 11. März 1850 (Geseßz-Samml. S. 265), sowie der SS. 137, 139 und 141 des Gesetzes über die allgemeine Landes- verwaltung vom 30. Juli 1883 (Gesey-Samml. S. 195) wird, unter Vorbehalt der späteren eng des Provinzialrathes, für den Umfang der Provinz Westfalen verordnet, was folgt: . 1, Wer sich unbefugt in der Nähe einer Betriebsstätte eines

ergwertes oder auf den Zugangswegen zu einer solchen Betriebsstätte aufhält und der Aufforderung des Polizeibeamten oder Gendarmen, sih zu entfernen, keine Folge leistet, wird mit Geldftrafe bis zu seb82zig Mark, im Unvermögensfalle mit entsprehender Haft bestraf §. 2. Diese Verordnung tritt mit dem 28. April d. J. in Kraft.

der Bergarbeiter - Delegirte Dieckerhoff ebenfalls wegen infequng _zum Ausstande verhaftet worden. Die rheinishen Stahlwerke zu Meiderich nehmen nah demselben Blatte heute den Betrieb in vollem Umfange wieder auf.

Aus dem Saargebiet wird den Blättern gemeldet, daß auf sämmtlihen Saargruben folgende Bekanntmachung der Königlihen Bergwerks direktion angeshlagen worden sei:

„Nachdem in Westfalen ein Bergarbeiter-Aus\stand ausgebrochen ist, wird nunmehr au der Versuh gemacht, die hiesige Belegschaft zu einem gleihen Vorgehen zu bewegen. Wir warnen auf das Ein- dringlihste vor jeder Arbeitseinstelung mit der ausdrücklihen Er- klärung, daß wir einem derartigen Bersührer in der s{chärfsten Weise entgegentreten werden.“

Der „Köln. Volksztg.“ {reibt man aus dem Saar- revier: Jn einer gestern stattgehabten zahlreich besuchten Ver- sammlung der Bergleute von Welles weiler wurde eine Resolution gefaßt, durch welche das Verhalten der deutshen Delegirten in Paris entschieden verurtheilt und aus-

esprohen wird, daß die Bergleute sih an dem gegenwärtigen

usstand niht betheiligen würden; ihr Vertrauen zu Seiner Majestät dem Kaiser sei ein großes.

In Alzey legten, wie der „Vorwärts“ berichtet, am letzten Sonntag die Zwiccker der Hadelmeier’shen Schuhfabrik wegen Lohnreduktion um 20—25 9% die Arbeit nieder; es wurde als- dann den Auspugern gekündigt.

Auswärtigen Blättern wird aus Berlin der folgende Wortlaut der sozialdemokratishen Resolution mit- p über welche bei der Maifeier abgestimmt wer-

en soll:

Die Heute in Zahl von ungefähr . . . Versammelten erkiären die Forderung eines geseßlich festzustellenden Normalarbeitstages ist heute in allen Induftrie)taaten ein Gebot der Sclbsterhaltung der Arbeiterklasse ; derselbe kann in den wirthschaftlich entwickelten Ländern {on heute ohne jede Schädigung der berehtigten Interessen der Jn- dustrie auf acht Stunden bemessen werden. Neben Forderung des Normalarbeitstages als} Grundlage jeglicher ernsten Arbeiterschuß- geseßgebung erklären die Anwesenden ihre volle Zustimmung zu den Beschlüssen des im Jahre 1889 zu Paris tagenden internationalen Arbeiterkongresses, weiche eine internationale Regelung des Arbeiter- \hugtes fordern, und im Anschluß an diese Beschlüsse rihten wir diese Forderung dur die sozialdemokratishe Fraktion des Deutschen Neihs- tages an die gesepgebenden Gewalten des Reichs. Die Leiter des heutigen Festes ( ersarnmlung) werden beauftragt, die Resolution der sozialdemokratishen Reichstagsfraktion zu übersenden.

Wie aus Wien telegraphish gemeldet wird, haben mehrere B e- zirkshauptmannschaften verschiedener Provinzen die für den 1, Mai beabsichtigten korporativen Kundgebungen der Ar- beiter untersagt; ebenso sind die Arbeiterversammlungen Behufs Feststelung des Verhaltens am 1. Mai dur vie Bebörden mehrfach verboten worden. Die Arbeiter vieler in- dustrieller Etablissements beschlossen, am 1. Mai nicht zu feiern. Eine gestern Nachmittag abgehaltene Versammlung der strikenden Bäckergehülfen nahm einen sehr stürmishen Verlauf und wurde sließlich aufreizender Reden wegen vom Polizeikommissar auf - gelöst. Alle Redner sprachen für Fortseßung des Strikes,

Aus Brüssel meldet ein „Wolff'shes Telegramm“: Die T ruppen in den Garnisonen der großen Städte werden am 1. Mai konsignirt und die Gendarmeriecorps in den Arbeitercentren ver- slärkt werden. Die „Reforme* bringt ein Telegramm aus La Lo u- vière, wonach cine zahlreiche Arbeiterversammlung daselbst ein\timmig beschlossen hat, am 2. Mai allgemein zu feiern. Na demselben Blatte scheinen si die Arbeiter im Borinage eben- falls anzushickden, einen allgemeinen Strike am 2. Mai ins Werk zu leben. e „MRefocme" beshwört die Arbeiter, diesen Fehler nicht zu begehen.

Wie ‘aus Paris telegraphisch berichtet wird, trifft die Regie» rung aus Anlaß der für den 1. Mai geplanten Kundgebungen umfassende Maßnahmen. Dem Vernehmen nach sind bereits für heute zahlreiwe Haussuchungen und nöthigenfalls Ver- haftungen von Anarchisten angeordnct, welhe für revolutionäre Kundgebungen am 1. Mai agitiren. In Folge der in den lezten Tagen verbreiteten Mauer-Arschläge, welhe das Militär zur Meaterei aufforderten, sollen die Soldaten von heute bis na dem 1. Mai in den Kasernen konsignirt bleiben. Heute verkündet ein Mauer- Anschlag, die Delegirten von MNRoubairx, Bordeaux, Lille, Troyes, Marseille, Nantes und anderen Städten werden sch am 1. Mai 2 Uhr Mittags mit den Delegirten von Paris nach dem Palais Bourbon begeben, um die übernommenen Aufträge den öffentliwen Gewalten zu überliesern. Die Föderation wird verjichern, daß in dem Kampfe um die Emanzipation der Arbeit, ¿n welchen die Arbeiter der ganzen hee gerathen find, Paris wie die Depar ements einmüthig zusammen»

ehen.

In Marseille haben entspreGend den Auftcägen der Re- gierung die Ortsbehörden Änordnungen getroffen, um Kun d- gebungen auf öffentlihen Wegen zu verhindern. Polizei- und Senèédarmerie-Patrouillen werden in den Straßen verkehren, Ab- E bels von Truppen werden verschiedene Punkte dec Stadt dbe- eßt halten.

__ In Roubaix unterzeichneten, wie „W. T. B.“ meldet, sämmt- liche Arbeiter-Schiedsrichter einen Aufruf, in mern die Arbeitgeber und Arbeiter aufgefordert werden, am 1. Mai zu feiecn.

In Amiens haben die Arbeitersyndikate besWlossen, am L. Mai an die Präfektur Delegirte mit einer Petition um Ge- währung des achtstündigen Arbeitstages zu enticnden. Die O Aen fi runa, G

le aus Nimes telegraphisch berihtet wird, beabsichtigen cinige der Arbeiter _in den Kohlengruben von Ber Laie. am 1. Mai zu ftriken, Die Grubenverwaltung von Lalle drohr sämmtlichen Arbeitern, die am 1, Mai feiecn wollen, die Ent- lassung an. In den zu den Kohlengruben gehörigen Forciten kom- was wiederholt Brände vor, welche auf Brandstiftung zurückgeführt

Nach Meldungen aus Pittsburg hat si die Lage in dem Qubstanddbezirk von Pennsylvanien bedeutend gebessert.

ie Arbeit ist vieljsah wieder aufgenommen worden, ohne daß die Acrbeitenden belästigt werden. Die sozialistischen Redner find abgereist und wollen erst nach VBeendigun des Strikes zurückehren. ‘Der Führer der Arbeiterbüttet Wis e ist aus Columbus in Ohio zurüdckgekehrt, wo kürzlich eine Versammlung der Arbeiterführer stattgefunden hatte. Wie es heißt, it aa Bewegung zu Gunsten des achtstündigen Arbeitstages vertagt

ha! folgende, vom 27. d. M. datirte Polizeiverordnung er-

Wie der „Köln. Dig.“ aus Dortmund berichtet wird, is. e

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Zweite Beilage

a Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

X 100.

Kunst und Wissenschaft. Internationale Berliner Kunst-Aus stellung.

L. K. Es ist ein eigenes Gefühl, mit dem man die erste hastige Wanderung dur eine noch niht dem allgemeinen Besuch zugängliche große Kunst-Ausstellung antritt. Mehr noch als plumpe Neugier treibt die Besorgniß zur Eile, man möchte bei der Unzahl neuer Eindrücke die Frishe der Auf- nahmefähigkeit bald einbüßen, und das Gesammtbild in Folge persönlicher Ermüdung eine ungerechte Trübung er- fahren. Js das, was sich uns bei solch einer Umschau auf- drängt, das wahrhaft Bedeutende? Jn der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist ein Zweifel daran nur zu gerecht- fertigt. Es ist, als s{lügen plößlich E oe verschiedene Töne an unser Ohr, von denen wir natürlich nur die lautesten deutlih vernehmen, ohne uns im Augenblicke darüber klar ju werden, ob es die s{hönsten sind. Durch dieses dröhnende Chaos

en rihtigen Pfad zu finden, dürfte auch dem Exfahrensten

Mühe kosten. Und doch heftet sih die Neugier des Publikums besonders an diese ersten Kundgebungen der Kritik, man möchte “gewissermaßen den ersten Aufguß der maßgebenden Meinung genießen, bevor man an die eigene Beurtheilung der Dinge herantritt. Jsst die Ausstellung gelungen ? Was bietet sie Bedeutendes? Worin liegt ihre Stärke, worin ihre Shwächhe? Mit fast leidenschaftlihem Ungestüm werden diese und tausend andere Fragen gestellt : ihrer Ab- wehr mehr, als ihrer Beantwortung gelten die folgenden fast noch mitten im verwirrenden Getriebe der ersten Besichtigung unserer internationalen Kunst-Ausstellung aufgeseßten Zeilen. Zimmerleute, Tapeziere und Decorateure arbeiten noch überall unter der emsigen Leitung der „Hängekommissare“, viele bedeutende Kunstwerke befinden sich noch nit an ihrem endgültigen Play. Besonders wüst sieht es noch in der Abtheilung aus, die der Besucher zunächst vom Vestibül aus betritt: die Vorhallen zu beiden Seiten desselben sind zu einheitlihen Räumen erweitert und hier ist den Bildhauer - arbeiten, welche früher am anderen Ende des Ausstellungs- Palastes ihre Stelle hatten, ein, wie schon jeßt betont sein mag, günstiger Plaß eingeräumt. Freilich steht hier vorläufig noch alles ziemlih wild durcheinander, aber aus dem Wirrwarr beben sich doch schon einzelne besonders beachtenswerthe Leistungen heraus; man wird namentlich den belgischen Skulpturen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden haben, da hier in der That bedeutende Künstler, wie Meunier, de Moeu, de Vigne u. a. vertreten sind; unter den deutschen Bild- werken fällt Siemering's gewaltige Bronzegruppe für das Washington-Denkmal ins Auge, Eberlein's zierlihe Marmor- arbeiten kommen in der wüsten Umgebung vorläufig noch nicht recht zur Geltung, A. Heer's Scheffeldenkmal steht noch in einer dunkelen Ecke und über die geistvollen Büsten von Joseph Kopf u. a. kann man bei einiger Unaufmerksamkeit leiht stolpern.

Auch in der Kaiserhalle harrt A. von Keller 's Apotheose Kaiser Wilhelm's T. nocch der A, während Angeli's R der beiden Majestäten und die kleineren meisterhaften

rustbilder der hohen Protektorin der Ausstellung und ihrer Königlihen Tochter bereits aufgestellt sind. Ein kolossales Reiterporträt Seiner Majestät des Kaisers von D Wimmer hat neben diesen Meisterleistungen einen {weren tand.

Anton von Werner's kleinere Arbeiten, die Skizzen zum Krönungsbilde im Zeughaus und zur Eröffnung des ersten Reichstages unter Kaiser Wilhelm Ikl. lassen uns die Ausführung des leßteren Bildes ungeduldig erwarten. Sein Bild „Kaiser Friedrih an der Leiche Douai’'s“/ ist von der leßten Ausstellung bereits bekannt. ;

Geradeaus durchscreiten wir den Ungarn eingeräumten Saal, unter dessen Gemälden uns die Werke Muncacsy's und 3. Benczuv's sowie eine Pleinairstudievon Bu di ÿ deutlich verrathen, daß die eigentliche Heimath der ungarishen Maler noch immer Paris ist. Der Ehrensaal, der si an diesen Raum anschließt, vereinigt die Hauptstücke der Ausstellung in inter- nationaler Mischung, von A. Achenba ch's typishem Seestück bis zu den Neulingen unter den Kunstvölkern, den Ameri- kanern, die fast durchweg Paris ihre künstlerishe Ausbildung verdanken; die zahlreihe Gruppe ihrer Arbeiten, die zum Theil auch in den links von der Kaiserhalle gelegenen kleine- ren Abtheilungsräumen untergebraht is, wird sicherlih eine pièce de résistance der diesjährigen Ausstellung werden und Cgavigt uns für das Ausbleiben der meisten autohthonen französishen Künstler, unter welchen im Ehrensaal W. Bouguerou und Gaston le Touche, ein Pleinairist um jeden Preis, mit bedeutenderen Leistungen oertreten sind. Brozik, den man, obwohl er Tscheche von Geburt, doch mit vollem Recht den Parisern beizählen kann, hat eine mächtige Leinwand ausgestellt, die nux durch den überaus lebendig dargestellten Gegenstand, den Sturz des böhmischen Statthaiters in Prag yla défénestration à Prague“ sagt der Künstler lakonish an die Heimath ihres Schöpfers erinnert. Schöne Porträts von Hugo Vogel, Fr. Paulsen, dem Brüsseler Emile Wauters, eine ältere kleine aber hochbedeutende Arbeit A. Menzel’'s (aus dem Jahr 1868), sowie ein ausgezeihnetes großes Bild des Holländers Jsraels und eine Marine von Mesdag seien vorläufig nur im Vorbeigehen erwähnt. Die {hon genannten Ameri- kaner, besonders Charles Sprague, Walter Mac Ewen, J. Gowy Melchers, J. Story, Rolshoven und Moore werden uns bei unseren späteren Berichten noch zu beschäftigen haben.

Die spanische Schule, welche den an den Ehrensaal ih anschließenden Raum und das daneben liegende südliche Compartiment einnimmt, zeigt die alte Vorliebe des lusitanischen Volkes für große, sensationelle historische Spektakelstücke, dabei ein ETTOETCI Es tehnishes Können, das namentlih an der Akademie zu Barcelona ava g i reiche Blüthen treibt. Neben den schauerlichen Historien von J. Sala, L. Alvarez, Parlade erfreuen uns einzelne dem modernen Leben entnommene Scenen, wie R. Casa s Dame auf dem Altan, Joss Cusach's Manöverbild und Luis Jmenez's „Salle d’hôpital“ durch gesunde Beobachtung und stimmungsvolle Farbengebung;

Berlin, Mittwoh den 29. April

Joaquim R O beweist, daß der Jmpressio- nismus au - in Spanien hervorragende Vertreter findet, während Luis Graner's Aguadores an köstlihem Humor Velazquez' Bachusbild im Prado nachzueifern scheinen. Hervorragend vertreten ist Belgien durh Emile Wau- ters, dem wir schon im O begegneten, van Leem- puten, J. Stroobant, L'Abry und T. Verstraeten, während Holland, das gelobte Land der motivsuchenden Jmpressionisten, ziemlih zurücksteht.

Dasselbe gilt, soweit sih bis jeßt übersehen läßt, vom \skandinavishen Norden, dem Lande Jhsen's, und Dänemark; namentlihch vermissen wir ungern die hervor- ragenden nordischen Landschafter, von deren Leistungen wir von kleineren Ausstellungen her bereits einen guten Vor- geschmack haben. Doch ist diese Abtheilung noch nit völlig fertig, wie auch diejenige der Shweiz, in der uns einige kföstlihe Böclins geboten- werden sollen.

Fta lien, dessen Abtheilung Professor Hertel als „Hänge- kommissar“ vorsteht, zeigt uns auffallend viele und reih be- gabte Landschafter, kräftige Koloristen, wie Angelo dall’Dja Bianca mit seiner großen neapolitanishen Marktscene; be- sonders rei vertreten ist auch der Neapolitaner Landschaster C. Brancaccio, von dessen Werken augenblicklich auch bei Gurlilt eine Sonderausstellung veranstaltet wird; weniger zahlreih find dagegen historishe Kompositionen.

Eine Sonderstelung nimmt England ein; die Abge- \{lo}enheit der Jnselwelt spricht fich niht zum Nachtheil einer kräftigen Entwickelung auch in den malerischen Leistungen der englishen Künstler aus. Hubert Herkomer mit seinem \{hönen Dorfbild, die Porträts von Richmond, Hubert Vos, W. W. Ouleß, Shannon, Frank Holl, Millais u. A. geben zu denken, ob denn wirklih alles Heil nur von Paris kommen kann. Vollends in ihren Ra- dirungen, welche im englischen Saal, abgesondert von den übrigen Erzeugnissen der vervielfältigenden Kunst, Aufstellung gefunden haben, dürfen die Engländer sich einer selbständigen Bedeutung, ja einer führenden Rolle rühmen.

Unsere deutschen Kunstmetropolen \{chließlih, die si bescheidentlih in den Hintergrund zurückgezogen haben, sind mit ihren auptvertretern ziemlich vollständig auf dem Plan erschienen. München, noch immer vor- aus, bringt uns neue Arbeiten von Uhde, Höder, F'rle, F. Stu, Kühl, Piglhain und andern Vorkämpfern der Hellmalerei sowie ein Kolossalbild des Tirolers Aloys Delug „Alarih's Begräbniß im Busento“/; Düsseldorf wandelt mehr in älteren Geleisen, ein Pleinairbild von Gustav Wendling deutet allerdings an, daß auch am Niederrhein das neue Evangelium seine Jünger findet; E. von Gebhardt, Vautier und Erdmann gehen ihre eigenen lange erprobten Wege; Rocholl mit seinem flotten Reitertreffen scheint bereits in Opposition begriffen.

Der frühere Sculpturensaal endlih, am nordöstlichen Abschluß des Ausstellungspalastes, birgt die Werke der Gast- geber, unserer Berliner Künstlergemeinde. Fast voll- zählig sind sie vertreten, wir beshränken uns auf die wahllose Aufzählung einiger weniger Namen, wie Max Liebermann, Hugo Vogel, H. Prell, Skarbina, Röchling, Koner, Koch, Warthmüller, Fisher-Cörlin, wie sie uns gerade auf unserer Wanderung begegneten. Fhnen, sowie den hier aufgestellten Bildwerken von Nicolaus Geiger und K. von Uechtriß soll der Vortritt bei unserer Einzelbesprehung eingeräumt werden.

Breiteren Raum als in früheren Ausstellungen nehmen diesmal die Werke der graphischen Künste ein, deren ermüdendes Schwarz-Weiß in sehr ge\chickter Weise durh die Einfügung von Aquarellen unterbrochen wird. Auch hier wird unserer eingehenderen Betrachtung sich ein weites Feld darbieten. Bis dahin nehmen wir Abschied von den AuLstellungsräumen, die so hoffen wir in dem kommenden Sommer eine willkommene Stätte anregender Kunstbetrahtung und künst: lerisher Belehrung für unser Berliner Publikum wie für die zahlreih zu erwartende Fremdenschaar sein werden.

Fassen wir den Gesammteindruck der diesjährigen Gemälde- ausstellung zusammen, so zeigt sich uns ein allmähliches ieg: bewußtes Vordringen der Hellmalerei in fast allen Ländern; in gleihem Maße aber vershwinden die absurden Kraftproben auf Konvention und Geschmack des Publikums, die Werke, welche keine höhere Wirkung als die verblüffende anstreben. Aus der Revolution gehen wir allmählih zur Reformation über, ein Wandel, den der ernste Kunstfreund kaum bedauern wird. Hat sich nun unsere Aufnahmefähigkeit emporgeshraubt oder ist unser Gefühl abgestumpft, wir stehen jedenfalls bereits in einer neuen Epoche der malenden Kunst und beginnen, unsere Anforderungen aus ihr heraus an neue Erscheinungen zu stellen. Leider sind die Kunstwerke, die über diese hinaus eine bannende, zwingende Wirkung auf uns ausüben, nicht zahl- reicher als in früheren Tagen.

4+ Am 26. April starb hier der Kupfersteher Carl Beer, ein Schüler Mandels, der am 31. August 1827 in Berlin geboren, d dur zahlreihe Arbeiten in Linien- und Mezzotintomanier bekannt gemacht hat. : 4+ Professor Emil Neide in Königsberg hat ein neues großes Sensationsbild vollendet, das ein Vitriol-Attentat um Gegenstande hat und glei seinen „Lebensmüden“ seine anderung durch Deutschland antreten joll, nachdem es in den Besi eines Frankfurter Kunsthändlers übergegangen ist. Der Geheime Regierungs-Rath Professor Dr. von Treitschke, der, wie seiner Zeit mitgetheilt, von einem Augenleiden be- fallen war, zeigt durch Anschlag am \{chwarzen Brett der Universität an, daß er feine Vorlesungen am Montag, 4. Mai, beginnen wird. Am 2. d. M. ist der „N. A. Z.* zufolge hier der Land- \haftsmaler Karl Seifert gestorben. Er war am 6. September 1809 in Grüneberg geboren. Die National-Galerie besißt eines der be- Des ilder des Künstlers, die 1860 gemalte „Blaue Grotte“ von Caprt. s

Land- und Forstwirthschaft. Die 17. Mastvieh-Ausfstellung ist ls eröffnet worden.

1891,

morgen an dem leßten Tage wird der Besu des Ministers für Landwirth. aft, Domänen und Forsten erwartet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln.

Spanien. Durch Bekanntmachung der Königlih spanischen General-Direk- tion für das Gesundheitswesen vom 7. April 1891 sind die unterm 29, April 1899 („Reis-Anzeiger“ Nr. 118 vom 16. Mai 1890) an- geordneten Quarantänemaßregeln gegen Provenienzen von Santos aufgehoben worden,

Handel und Gewerbe.

Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks N M der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. April gestellt 8048, niht recht-

zeitig gestellt keine Wagen. : In Oberschlesien sind am 27. d. M. geftellt 4107, nicht

rehtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations - Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I. Berlin stand am 28. April 1891 zum Zwecke der Auseinanderseßung unter den Mit- eigenthümern das Grundstück in der Alexandrinenstraße 9 be- legen, der Frau Shuhmaqher A. L. W. Göye und Genossen gehörige, mit 5400 M Nuzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagte Grundftück zur Versteigerung. An Hypotheken waren zu übernehmen 66 000 Ersteher wurden die Geshwister Keßler zu Berlin für das Meist- gebot von 138 000 M

Köln, 29 April. Wie die „Kölnishe Zeitung® meldet, hat die Eisenbahn-Direktion Magdeburg die Kohlenangebote der Ruhrzechen abgelehnt und die Anbieter zu neuen Verhand-

lungen eingeladen.

Leipzig, 28. April. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April H, r. Mai 4,35 #, pr. Juni 4,37} F, pr. Juli 4427 Æ, pr. August 4,45 4, pr. September 4,445 #4, pr. Oktober 4,45 H, M November 4,45 #4, pr. Dezember 4,45 X, pr. Januar 4,45 H

msay 10000 kg. Fest.

Wien, 28. April, (W. T. B.) Die Generalversammlung der Böhmishen Westbahn hat einstimmig die bekannten Anträge des Verwaltungsrathes Betreffs der Verwendung des Reingewinnes a Die ausscheidenden Verwaltungsräthe wurden wieder- gewählt.

London, 28. April. (W. T. B.) Wollauktion. (Schluß.) Wolle fest, feine Merino Schweißwolle 5—7# 9/0, scoured 7#—10 höher, Kreuzzuchter pari bis 5% höher als in der Vorauktion, feinste Kapwolle 5 9/0 höher, andere Sorten unverändert.

An der Küste 1 Weizenladung angeboten.

Manchester, 28. April. (W. T. B.) 12r Water Taylor 64, 30r Water Taylor 8%, L20r Water Leigh 84, 30r Water Clayton 73, 32r Mock Brooke 8, 40r Mayoll 8x, 40er Medio Wilkinson 9%, 32r Warpcops Lees 73, 36r Warpcops Rowland 8k, 40r Double Weston 9È, 60r Double Courante Qualität 12è, 32" 116 yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 165. Stetig.

New-York, 28. April. (W. T. B.) Weizen - Ver- schiffungen der lezten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten na Großbritannien 7000, do. nah Frankreih —, do. nah anderen Häfen des Kontinents 31 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Sroß britannien, do. nach anderen Häfen des Kontinents 47 000 Qrkts.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 7106 132 Dollars gegen 6 358 970 Dollars in

der Vorwohe.

Submissionen im Auslande.

I. Belgien. 1) Näthstens, Mittags. Brüsseler Börse, Lieferung von Eichen- holzstücken zur Qa aentring von Geleisübergängen : 200 Stüdck von 4,20 m X 0,30 m X 0,15 m (A) 18000 I, (B) 400 x (C) 1000 ü x 0,30m X 0,15 m (D) 1200 7 (E) 3000 v s (F)

7600 Stück in 40 Sortiments von d 5 Stüdck O

45 Stück B; 10 Stück C; 25 Stü und 75 Stü F. Sicherheit: 210 Fr. für jedes Sortiment. 2) Näthstens, Brüsseler Börse: Lieferung von Geleisübergängen und Kreuzungen (mod. vignoles). 38 kg das lfde. Meter. 200 Stück Geleisübergänge Nr. 2 mit Manövervorrichtung. 8 Geleiskreuzungen Nr. 2a. mit desgl.

5 Nr. 3a. , z Angebote müssen mindestens je 20 Apparate jeder Art und Nummer umfassen. Sicherheit: 35 Fr. für jeden Geleisübergang, 25 Fr. für jede Geleiskreuzung. Preis der Pläne: 0,25 Fr. II. Dänemark. 1) 6. Mai, Mittags. Direktor des Wasserbauwesens, Helenevej Nr. 3, Kopenhagen V, : Lieferung von 20 260 Dutzend 1# zöllige Drahtstifte für die Küstenschutzarbeiten auf der jütländishen Westküste. G Bedingungen an Ort und Stelle und bei Ingenieur Fibiger in emwig. 2) 11. Mai, Mittags. Hafenaus\chuß zu Fredericia (Bürger- meisterei-Comptoir): Lieferung von Holzmaterial zu Hafen von Fredericia. Näheres und Bedingungen beim Hafenconducteur Christensen in

Fredericia. III. Griechenland. 17. Mai, 10 Uhr. Stadtverwaltung von Aighion : Lieferung von 500 t eiserner Röhren für die Wasserleitung. Nähere Bedingungen an Ort und Stelle für 2,50 Fr. j IV. Rumänien. 12. Mai. Bukarest. Kriegs-Ministerium: 58 000 Abzeichen und 50 000 Kokarden. chweden.

V. S

16. Mai. Stockholm. Zeugmeister mästaren) : von 2000 kg bestem säurefreiem Harz. E /

Näheres beim „Munitionsvorrath“ in Stockholm.

____ VI. Spanien.

1) 23. Mai. Direccion General de Obras públicas Madrid: Lieferung von 119,774 778 kg Mineralöl4 für die Leuchtthürme der spanishen Küste. Kaution vorläufig 1425,00 Pes.

2) Dhne Datum. Junta de Administracion y Trabajos del Arsenal del Ferrol: Lieferung des Bedarfs des Arsenals an Glas und Porzellan während der zwei folgenden Jahre. Kaution vor-

D; 30 Stück

Lieferung

Einen Bericht über ihre Beschickung faten wir gestern bereits ge- bracht. Der Besu der Ausstellung ist bereits el sehr lebhafter ;

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läufig 80, endgültig 260 Peseten. Näheres an Ort ind Stelie,