1911 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Mar 1911 18:00:01 GMT) scan diff

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der demselben Orden angegliederten goldenen Medaille: dem Magistratsmitgliede Brühl daselbst ; der demselben Orden angegliederten silbernen Medaille: dem Polizeisergeanten Gottschalk daselbst ; des Komturkreuzes des Päpstlihen St. Gregorius- ordens: dem Oberlandesgerichtsrat Wilhelm Marx in Düsseldorf; sowie des Päpstlichen Kreuzes „Pro ecclesia et pOntifice“: dem Rentner Lingemann in Eschweiler und | der Frau Sanitätsrat Dr. Kunert, geborenenMenningen, in Graudenz.

Deutsches Rei h.

Dem bei dem Kaiserlihen Konsulat in Beirut be- es Kanzlerdragoman Drubba ist auf Grund des § 1 es Geseßes vom 4. Mai 1870 in Verbindung mit § 85 des Gesetzes vom 6. Februar 1875 die Ermächtigung erteilt worden, in Vertretung des Konsuls bürgerlich gültige Eheschließungen von Reichsangehörigen und Schußgenossen einschließlich der unter * deutschem Schuße befindlihen Schweizer vorzunehmen und die Geburten, Heiraten und Sterbefälle von solchen zu be- urkunden.

BeranntimaMmun g über die Einfuhr von Schlachtrindvieh, Schlacht- \hafen und Schlahtshweinen aus ODesterreich- Ungarn.

Das Verbot der Einfuhr von Schlachtrindern, Schlacht- schafen und Schlachtschweinen aus dem österreichishen Sperr- gebiete Nr. XLIV sowie aus den ungarischen Sperrgebieten Nr. 3 und 18 (Bekanntmachungen vom 12. und 28. Oktober, 3. November 1910 G.-V.-Bl. S. 967, 1016 und 1022 —) wird aufgehoben.

München, den 21. März 1911.

Königlich bayerisches Staatsministerium des

A Ministerialrat Henle.

Innern.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landgerichtspräsidenten, Geheimen Oberjustizrat Dr. von Staff in Breslau zum Präsidenten des Oberlandesgerichts in Marienwerder,

die Landrichter Dr. Gülland aus Magdeburg und Dr. Koenig aus Kottbus zu Kammergerichtsräten,

den Gerichtsafsessor Jaster in Stettin zum Landrichter in Meseriß und gleichzeitig zum Amtsrichter daselbft,

den Abteilungsvorsteher bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts T in Berlin, Ersten Staatsanwalt, Geheimen Justizrat Sch önian zum Ersten Staatsanwalt bei dem Land- gericht in Göttingen,

den Staatsanwaltschaftsrat Dr. Peiker in Glogau zum Ersten Staatsanwalt daselbst und

den Staatsanwaltschaftsrat Tepe in Stettin zum Ab- teilungsvorsteher bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts 1 Berlin mit dem Titel Erster Staatsanwalt zu ernennen.

Fustizministerium.

Die Rechtsanwälte Gruchot und Engels in Gelsen- kirchen sind zu Notaren für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm, mit Anweisung des Amtssißes in Gelsenkirchen, ernaunt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Landmesser und bisherigen Forstassessor Gotthard Sonntag ist der Charakter als Oberförster verliehen worden. Der Titel Hegemeister wurde verliehen dem Förster Sch ulz in Gerswalde, Oberförsterei Altchristburg, Regierungsbezirk Königsberg.

Ministerium des Jnnern.

Auf Grund des 8 4 Abs. 1 und 2 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872/19. März 1881 erkläre ih hierdurh die Stadt Quedlinburg im Regierungsbezirk Viagdeburg vom 1. April d. J. ab für ausgeschieden aus dem Verbande des Landkreises Quedlinburg, sodaß sie von diesem Tage ab einen Stadtkreis bildet.

Berlin, den 22. März 1911. ister des Jnnern. ertretung: Holt.

Der M

In

BeTtanatmaPuaAÊNga, betreffend die Immatrikulation auf der Universität Halle-Wittenberg für das Sommerhalbjahr 1911.

Diejenigen Studierenden, welche beabsichtigen, sich an hiesiger Universität tmmatrikulieren zu lassen, wollen fich in der Zeit v om 0 Avril bt 9 Mat cer. dus bem. Unier iiiaLls sefretariat, Universitätsverwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 9 während der Vormittagsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Neifezeugnis, Abgangszeugnisse früher besuchter Universitäten und, falls seit dem Abgange von der Schule oder von der lehten Universität mehr als ein Vierteljahr verflossen ist, polizeilihes Führungsatteft) melden. Deutsche, welche ein Maturitätszeugnis nicht besißen, haben die für ihre Aufnahme erforderliche besondere Genehmigung bei der Immatrikulationskommission, und zwar ebenfalls unter Ueber reichung ihrer Papiere im Universitätssekretariat, nahzusuhen. Für reichsinländische Frauen gelten die gleihen Bestimmungen, nur ist zu ‘threr Immatrikulation, falls sie nicht tm Besiße eines Reife- eugnisses sind, in jedem einzelnen Falle die Genehmigung des Herrn

erforderlih. Ausländern kann das Vorlegen eines Neifezeugnisses erlassen werden. Die Immatrikulation von Ausl nderinnen ist nur mit besonderer Genehmigung des Herrn Ministers zulässig. Später eingehende Immatrikulationsanträge werden nur aus- nahmsweise und bei ausreihender Entschuldigung genehmigt werden. Halle a. S., den 22. März 1911. ; De der Königlichen vereinigten n versa! Halle-Wittenberg. angerin.

Nichkamílicßes. Deutsches Reich. Preußen Berlin, 24. März.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Allerhöhhstwelhe gestern von Kiel hier wieder eingetroffen waren, find, „WED., B.“ zufolge, in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise Abends nah Wien-Schönbrunn abgereist.

In der am 28. März unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Delbrück ahb- gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Geseßes über die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs die Zustimmung erteilt. Von der Beschlußnahme des Reichstags zu dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des 15 des Zolltarif- geseßzes vom 25. Dezember 1902, und des § 2 des Geseßzes, betreffend den Hinlterbliebenenversicherungsfonds und den Reichsinvalidenfonds, vom 8. April 1907 in der Fassung, die diese Vorschriften durch das Geseß vom 11. Dezember 1909 (Neichsgeseßzbl. S. 973) erhalten haben, nahm die Versamm: lung Kenntnis. Der Vorlage, betreffend die Verleihung der Nechtsfähigkeit an den deutschen Verein in Smyrna, wurde zu- gestimmt. Schließlih wurde über verschiedene Eingaben wegen Erlaß von Abgaben Beschluß gefaßt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Aus- \hüsse für Handel und Verkehr und für das Landheer und die Festungen hielten heute Sizungen.

Das Staatsministerium hat beschlossen, den von dem Dom- fapitel in Münster zum Kapitularvikar der Diözese Münster gewählten Domdechanten Dr. von Hartmann zur Ausübung der ihm als Kapitularvikar zustehenden bischöflihen Rechte und Verrichtungen zuzulassen. *

Der Königlich dänischè "Gesandte von Hegermann- Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Ab- wesenheit führt „der Legationssekretär Kruse die Geschäfte der Gesandtschaft

m E Na U. V: 0.

Laut Meldung des t S. M. S „Couêley“ vorgestern in Jaffa eingetroffen und geht heute von dort nah Haifa in See.

S. M: S

getroffen.

N

„Sperber“ ist vorgestern in Daressalam ein-

Mectlenburg-Schwerin.

Da mit den Ständen die Erzielung einer Einigung über die Aenderung der bestehenden Landesverfassung nicht zu er- reichen war, verzichtet, „W. T. B.“ zufolge, der Landesherr auf die mit dem Erlaß vom 18. November 1910 heraus- gegebene Vorlage und behält sich in betreff der weiteren Behandlung der Verfassungsreform die freieste Ent: \hließung vor.

Elsaß-Lothringen.

Im Landesausschuß fragte gestern bei der zweiten Lesung des Etats für die Universität Straßburg der liberale Abg. Georg Wolf, ob die Professoren der katholisch-theologi- chen Fakultät den Antimodernisteneid geleistet hätten und wie die Regierung sich zu dieser Frage stelle.

Laut Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Kurator der Unt- versität, Unterstaatssekretär a. D. Dr. Bak in Beantwortung der Anfrage, die Negierung brauche sih mit dieser Sache nicht zu be- fassen; die Professoren hätten den Cid nicht geleistet, und er sei von ibnen: au nicht gefordert worden. Mehrere Zentrumsabgeordnete er- blickten in der Nede des Abg. Wolf eine Störung des konfessionellen Friedens und warfen weiterhin der Universitätsverwaltung vor, daß fie fich bei Beseßung der Stellen von antielsaß-lothringishen Ten- denzen leiten lasse. Um die Abneigung des Landesausschusses dagegen zum Ausdruck zu bringen, wurden zwei außerordentliche Professoren für Strafrecht und flaffisde Philologie auf Antrag eines Zentrums- abgeordneten abgelehnt.

pNOE

Oesterreich-Ungarn. Das Deutsche Kaiserpaar ist mit dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise, „W. T. B.“ zufolge, heute vormittag in Wien eingetroffen und auf dem Bahnhof vom Kaiser Franz Joseph empfangen worden. Nach der Begrüßung und Vorstellung der Gefolge seßten die Allerhöchsten Herrschaften die Fahrt nah Penzig fort. Das österreichhishe Abgeordnetenhaus hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern das dreimonatige Budget provisorium samt der Anleihe in erster Lesung erledigt und dem Budgetausshuß überwiesen, der heute zur Beratung des Budgetprovisoriums zusammentritt. Die parlamentarishe Kommission der slavischen Union hat, obiger Quelle zvfolge, gestern nah eingehender Beratung beschlossen, auf ihrem entschiedenen Oppositions- standpunkte zu verharren und auszusprechen, daß für sie kein Grund vorliege, der gegenwärtigen Regierung die Erledigung des Budgetprovisoriums mit der Anleiheermächtigung bis zum 31. März zu erleichtern. Maßgebend für diesen Beschluß war die Erwägung, daß bei der gegenwärtigen Lage der Partelt- verhältnisse im Abgeordnetenhause an eine gedeihlichhe Lösung

Großbritannien und Jrland.

Jm Unterhause gab der Staatssekretär des Auswärtigen

Amts Sir Edward Grey gestern eine längere Erklärung zur

Frage der Bagdadbahn ab. Nach dem Bericht des „W.

T. B.“ sagte der Staatssekretär :

„Jh wünsche keine lange Nede über die Frage der Bagdadbahn

zu halten. Erstens habe ih den Gegenstand bereits fürzlih besprochen

zweitens hat Morley ihn gestern behandelt. Mein dritter Grund ist

folgender: Soweit ih es beurteilen kann, hat die Rede, die ih ge- halten habe, die Atmosphäre niht zu einer ungünstigen für Ver- handlungen zu einer Beilegung gemaht, und soweit ih die

voraussfihtlihe Wirkung der Reden von Viscount Morley und „Lord Curzon beurteilen kann, ist es nicht wahrscheinlih, daß sie die Atmosphäre ungünstig für Verhandlungen gestalten werden. Aber es liegt stets eine gewisse Gefahr darin, wenn man eine Rede hält. Man kann nämlich etwas sagen, was anderswo in setnem Zusammen-

hang nicht in vollem Umfange berichtet wird, und so etwas tun, was die Atmosphäre ungünstig gestaltet. Ich wünsche die Atmosphäre in diesem Augenblick zu etner, wie ih sie nennen möchte, heiteren zu gestalten, denn die türkishe Regierung hat gewisse Vor- schläge gemacht, die sie als vertraulih betrachtet sehen möhte und die in diesem Stadium als vertraulich angesehen werden müssen, weil es für die beiden MNegierungen unmöglich ist, Verhandlungen zu führen, wenn {hon vom ersten Augenblick an das, was zwischen thnen vorgeht, veröffentliht wird. Ih wünsche über das, was jeßt in Konstantinopel unterzeichnet worden ist, nichts zu sagen als dies. Obschon die Vereinbarung der Türkei nicht gänzlich freie Hand gibt, nämlih frei von allen Bedingungen der alten Konzession bezüglih der Strecke von Bagdad nah dem Golf, fo ershließt sie doch die Frage einer Fortseßung der nte von Bagdad nah dem Golf weiteren Verhandlungen und ein Ver- handlungsgebiet, das niht offen war, solange die Türkei durch die Bestimmung der ursprünglichen Konzession gebunden blieb. Es ist zu früh, zu sagen, welches die Folgen der Verhandlungen sein mögen. Jch wünsche ehrlich, ein Abkommen getroffen zu sehen. Denn wenn ein Ab- kommen erreiht wird, das die Türkei, uns und Deutschland befriedigt, so würde es auf alle Fälle eine möglihe Ursache politisher Reibung entfernen. Wenn das Abkommen ein folches sein soll, das die öffent- lie Meinung Großbritanniens befriedigt, so muß es dafür sorgen, daß der britishe Handel nach Vollendung der Bagdadbahn nicht unterschiedlihen Abgaben unterworfen wird und daß wir nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis in den Stand gesetzt werden, die Bagdadbahn oder ihre Abzweigungen als Arterien des britischen wie jedes anderen Handeléverkehrs zu betrahten. Dann wird eine große Besorgnis und eine Quelle politisher Reibung ent- fernt werden. Wir haben politishe und strategishe Interessen am persishen Golf. Lord Landsdowne hat in seiner im Jahre 1908 gehaltenen Nede, die gestern von Morley erwähnt wurde, große Wichtigkeit darauf gelegt, daß eine Gefahr daraus entstehen könne, wenn sich eine befestigte Stellung am Golf in den Händen irgend einer anderen Macht befinden sollte und als Flankenstellung zu unserer Stellung in Indien benußt werden könnte. Jn jedem Abkommen mit der Bagdadbahngesellshaft muß dies ausreichend sichergestellt werden. Ich glaube niht, daß dies irgendwelche Schwierigkeiten mahen wird. Ich glaube, es kann eine Vereinbarung erreiht werden auf der Grundlage, daß die Bagdadbahn ein rein fommerzielles Unternehmen sein muß. Wenn ich aufgefordert werde, genau zu erklären, was wir fordern werden, bevor wir einer Erhöhung der Zölle zustimmen, so kann ih nur im allgemeinen fest- stellen, daß es die erwähnten beiden Punkte sind, die wir sicherzustellen suchen. Ich kann nicht sagen, welche Forderungen wir bezüglich der Kontrolle, der Beteiligung und anderer Fragen stellen werden. Diese Forderungen werden tin Laufe der Verhandlungen gestellt und können nicht dargelegt werden, bevor die Verhandlungen ges{chlossen sind. Bon der Opposition wurde die Frage gestellt, ob Lasten- hefte eine genügende Garantie seien gegen eine unterschiedliche Behandlung. Ich betrachte Lastenhefte keineswegs als durchaus ge- nügend, um unsere Besorgnis vor einer künftigen Differentialbehand- lung zu beseitigen, sondern es ist unsere Absicht, bei jeder Gelegen- heit die notwendige Erfüllung der durch jene Artikel gegebenen Garantien zu fordern, nämlih eine absolut gerehte Behandlung des „Hritishen Handels. Diese Artikel würden wir im Falle irgend einer unterschiedlihen Behandlung zuerst vorbringen. Das wird uns nicht hindern, alles zu tun, um aktive Teilnehmer wenigstens an einem Teil der Bagdadbahn zu werden. Wir werden dann in der Lage sein, nicht lediglih passiv beiseite zu stehen, bis irgend eine Ver- lezung dieser Artikel stattfindet, sondern wir werden in der Lage sein, Vorsorge zu treffen, daß keine Verletzung erfolgt.“

Sir Edward Grey erklärte zum Schluß, er glaube nicht, daß das englisch-russische Abkommen der Unabhängigkeit und Integrität Persiens nachteilig gewesen sei. Seine Wichtigkeit liege darin, daß es ein Rivalisieren der beiden Mächte in Teheran verhindere. Ein Zusammengehen und ein gutes Einverständnis zwishen den Nachbarn Persiens seien für die Unabhängigkeit Persiens absolut noL wendig, solange es in dem s{hwachen, wehrlosen, chaotischen Zustande bleibe, in den es durch die shlechte Regierung des lezten Schahs und seiner Vorgänger verseßt worden sei. So- lange die persische Regierung die britische überzeuge, daß sie ihr Bestes tue, würde diese keine unbequemen Anforderungen an Persien stellen und alles tun, um die hervortretenden Fort schritte zu ermutigen.

Frankreich.

Jn der gestrigen Sißung der Deputiertenkammer, in der die Debatte über das Heeresbudget fortgeseßt wurde, beantragte der Abg. Betoulle (Geeinte Soz.) die Abschaffung der Uebung für die Reservisten und die Landwehr.

Nachdem Betoulle seinen Antrag begründet hatte, kam es zu einem erregten Zwischenfall zwishen dem Abg. C olly (Geeinte Soz.) und Mitgliedern des Zentrums, dte Colly vorwarfen, daß er ein An- hänger der Desertion sei. Der Kriegsminister B erteaux wies na, daß die Uebungen notwendig seien. Sie könnten nur dur ein Grundge]e8 aufgehoben werden, das er bekämpfen würde. Der Abg. Bet oulle be- stand auf der Annahme des Zusaßzantrages. Die Sozialisten seien eben]o gute Patrioten wie alle andern. Das Volk werde zuerst zu den Waffen greifen, um setne Freiheiten zu verteidigen. Der Abg. Colly erklärte, die Soztalisten seien keine Anhänger der Desertion; hle wollten, daß die jungen Leute in den Kasernen blieben, um dort sur den Antimilitarismus zu wirken. Wenn ein Soldat von einem Vor- geseßten beshimvft oder geschlagen werde, solle er wieder schlagen. Der Kriegsminister Berteaux unterbrah Colly mit den Worten: „Der Abg. Colly möge mir erlauben, ihm zu sagen, daß er fich getäush! hat. Wo denn in Frankrei \{lägt oder beleidigt man Soldaten? Wo und wann kommt das vor?“ C olly: Das kommt alle Tage vor. Vek Abg. Simyan rief: „Wenn Sie derartige Tatsachen kennen, ift es ihre Pflicht, sie hier vorzubringen.“ Kriegsminister Berteaux: „F! Frankreich beleidigt man die Soldaten nicht und shlägt sie auch nich! Wenn es wahr wäre, daß ein so empörender Vorgang fich hätte er- eignen können, wäre es die Pflicht des Kriegsministers, ihn energi|® zu unterdrücken.“

Das Amendement Betoulle wurde darauf mit 446 gegen 118 Stimmen abgelehnt; ebenso eine Reihe anderer im gleichen Sinne abgefaßter Zusaßzanträge.

Darauf brachte der Major Driant einen Dringlichkeitsanirag ein, durch den die Regierung aufgefordert wird, unverzüglich die nötigen Maßnahmen zur Freileaung der in der Nähe et Grenze gelegenen Militärbahnsteige zu treffen. :

Der Kriegsminister Berteaux erkläcte, „W. T. B." zufolge, es

Ministers der geistlichen, UÜnterrihts- und Medizinalangelegenheiten

der Finanz- und Verwaltungsreform ohnehin nicht zu denken sei.

sei dies eine Frage, die im Interesse der nationalen Verteidigung m

Ministerrat behandelt werden müßte, Die Militärbabnsteige würden überwacht und besichtigt, und es würde den Eisenbahngesellschaften, die das Bestreben hätten, die Militärbahnsteige zu benußten, keine Ermächtigung dazu erteilt ohne ein günstiges Gutachten der Militärbehörde. Er, der Minister, sei teine8wegs geneigt, den Eisenbahngesellschaften militä- rishe Anlagen zur Verfügung zu stellen, und habe dem Generalstab Anweisung erteilt, den Gesellschaften keinerlei Gefälligkeiten zu er- weisen. Driant beharrte auf seinem Antrag und erklärte, eine deutshe GesellsWaft mißbrauhe den Bahnsteig in Andelot zwischen Chaumont und Neufhäteau und habe das Gitter des Bahnhofs um- reißen lassen, um ihr Holz etnfahren zu können. Dieser Zustand dauere hon zwei Jahre. e

Die Kammer lehnte die Driant ab.

Dringlichkeit des Antrages

Nußland.

Der Ministerrat hat gestern beschlossen, Kosaken der Provinzen Amur und Uffsurien zur Bewachung der russischen Grenze einzuberufen, damit die Einschleppung der Pest aus China verhindert werde.

2 Die Finanzkommission des Reichsrats hat, wie „W. T. B.“ meldet, bei Beratung des Marinebudgets den Wunsch ausgesprochen, die Marineverwaltung möge die Flotten- fommandos numerisch einschränken, da ihre Zahl im Verhältnis zu der der auswärtigen Flotten allzu hoh sei. Obwohl die Vertreter der Marineverwaltung nur eine unbedeutende Ein- hränkung zulassen wollten, beharrte die Kommission auf ihren Wunsch, der von einem Mitgliede, das jüngst die materielle Lage der Marineverwaltung untersucht hatte, be- grüridet wurde. Ferner wünschte die Kommission Ein: \hränkung der Ausgaben für Reparaturen und Neuarmierung, die 50 Proz. der für den Bau neuer Schiffe erbetenen Kredite ausmachten, und sprach sih für Wiederherstellung der von der Reichsduma eingeschränkten Kredite für die Shwarze Meer- Flotte in der von der Marineverwaltung geforderten Höhe aus. Was die Neubauten betrifft, so beabsichtigt die Kommission, falls die Neihsduma das Schiffbauprogramm ablehnen oder die Kredite für die Neubauten beschneiden sollte, von ‘einer Meinungsverschiedenheit mit der Neichsduma nicht zurück- zuschrecken, damit der bereits begonnene Bau der Kriegs\chiffe nicht ‘aufgehalten werde. 4

Spanien.

Der Ministerrat hat gestern unter dem Vorsitz des

x - L. \ F ULTED VCS Königs eine Stßung abgehalten, in der er sih unter anderem mit der französ\isch- spanischen Differenz hinsichtlich Marokkos befaßte, die, wie „W. T. B.“ meldet, nach den Ausführungen des Ministerpräsidenten C analejas bei den herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in befrie digender Weise beigelegi werden würde

Portugal. _Wie „W. T. B.“ meldet, hat der Finanzminister Rel vas auf Ersuchen seiner Ministerkollegen seine Demission zurück- gezogen.

Amerika.

: ameritanische Kriegsdepartement hat, nah einer Meldung des „W. T. B.“, an die Werbeämter im Lande die Aufforderung gerichtet, 6000 bis 70900 Rek ruten an- zuwerben, um die mobilisierten Regimenter auf den vollen Stand zu bringen. Die Auffüllung dieser Regimenter bietet insofern Schwierigkeiten, als, abgesehen von dem Mangel an Rekruten überhaupt, auß noch zahlreiche Dienstverpflichtungen in Tfurzer Zeit ablaufen.

Wie aus Aguaprieta (Meriko) vom „W. T. meldet wirD, hat bei La (L olorado ein Gefecht stattgefunden, bei dem 36 Á und aht Mann der ndestruppen gefallen find. ie Aufständischen wurden aus der Stadt ver trieden. Jn San Antonio sind vier Amerikaner wegen Teilnahme am

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\chossen worde! Afrika. Nov D y a a Mac E O OO Ver König von Sachsen ist, „W yeute wohlbehalten in Luror eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten. : Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichs gs und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage. jeiner Heutigen (156.) Des Neichskolonialamts Dr. ndeq b Beratung des Etats für stafrikanische Schußt gebiet. Bei dem Gehalt des Gouverneurs 50 000 #4 trat der | (fortshr. Volksp.) für die Besserstellung der Re- zierungslehrer und Gleichstellung mit den Sekretären, die in der dor igen Verwaltung arbeiten, ein, da f nstt der Nachwuchs leiden und s Crfaßmaterial minderwertige Kräfte aufwei 3 endigen Stellen wären übrigens nir 10 beseßt, worunter si r befinde, der aflerdings vorher eine Art Lehrervrüfung {n tapsiadt bestanden habe, aber \chlißlich als Schreiber in Deutsh- tasrifa gelandet wäre. Aus der Zeit der Abenteurerpolitik müsse man doch endlih heraus fein.

Abg. Dr. Arning (nl.): Die Versorgung der ehemaligen geonialkrieger durch den Zivilverforgungsschein genügt nicht den an rüchen, die diese später an ihr Vaterland berechtigterweise er- heben können, indem der Wert des Scheins durch allerlei Maßnahmen der Behörden, die für die Anstellung der Militäranwärter zuständi n / 1-9 H UlTi( Li (1 D Zl g sind, besonders durch die Landrâte, vielfa illuforisch gemacht wird. Zch habe an der Hand eines bestimmten Falles den Staats- (efretär von diejer Sachlage in Kenntnis gesezt und hoffe, daß er diesen Veschwerden baldigst abhelfen wird, daß auch jenen, die ohne Agbersorgungsschein zurückehren und in Staatswerkstätten als

ie (F Heede werden sollen, mehr Gntgegenkommen bewiesen wird. 4 en E der Hüttensteuer könnte anders gehandhabt werden, Mata jer und da noch bestehenden Widerwillen der Ein- RE s gegen fe zu besiegen ; im allgemeinen is die Einrichtung H Ste nen, dumal ein überwtegender Teil des Grtkrages zu Anlagen entsiandoce der Eingeborenen verwendet wird. Den m der Kolonie do fie Pee engen ensGaften föunte das Gouvernement mif tor T nehr Vertrauen entgegenbringen, und thnen den Berkehr éiner 2 Zandesberbänden erleihtern. Es wird u. a. die Einführung er Wertzuwachsstewer gewünscht. Klage geführt wird auch über j von Grundeigentumsbesittiteln.

Kolon ierigkeit der Erlangung von ( ndeig

jede Muse und Kapital find freiwillig in die Kolonie gekommen, und

itän ee urarbeit, die ste leisten, schafft für sie Rechtstitel. Die

theoretts@ ben ervaltung, die jeßt nur für Tanga und Daresfalam

n derse[&o esteht, muß ausgebildet werden ; es muß thnen Land telben Weise überwiesen werden, wie es in Südwest bereits

« S % { %y . Der Neichs8tag begann in der der Staatssekretä1 von Lindequist beiwohnte, die das L

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etsen würde. Von 14

4 Vi ) )

die Kolonie; heute haben nur die großen Firmen das Ohr des Gou- verneurs. Bis jeßt sind alle Bemühungen in dieser Nichtung auf den Widerstand des Gouvernements gestoßen. Auch die Stationierung eines Vandelsfachverständigen wird gefordert. (Vizepräsident Dr. Spahn ersucht den Redner, nicht zu sehr ins einzelne zu gehen, au nit auf die gestrige allgemeine Debatte zurückzugreifen.) E

(Schluß des Blattes.)

__ Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (57.) Sigung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Sydow beiwohnte, die dritte Beratung des Entwurfs des Stkaatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1911 mit dem Etatsgeseß- und dem Anleihegeseßentwurfe fort.

Zum Spezialetat der Berg-, Hütten- und Salinen- verwaltung bemerkt

9 - o r L u F u c , ' (ein: 0 Hoffmann (So): Ih will hente so furz wie mögli jein; die Schuld an unseren langen Ausführungen tragen die Zustände in diesem Hause. Wäre unsere Partei nicht von den meisten Kom missionen ausgeschlossen, so könnten wir vieles in den Kommissionen abmachen. Zudem sind wir Jahrzehnte lang überhaupt nicht in diesem Hause vertreten gewesen. Sie auf der Nechten brauchen auch nit {o viel zu reden, Sie haben die Regierung an der Striype, und wenn wollen, kommt der Komet, der Ministerpräsident, doch urplößlich an, ex vershwindet allerdings auch sofort wieder. Dazu kommt, daß wir die Aermsten des Volkes vertreten, und wenn } wir derea Beschwerden \sämtlih vorbringen wollten, müßten wir noch viel länger reden. Wir halten hier Sißungen ab von 10 Uhr Morgens bis Nachts um 12 Uhr, und wenn wir nicht in den Kommissionen Siß und Stimme haben, so haben wir doch ein Zutercsse daran, den Kommissionssißungen beizuwohnen, um 3 fahren, was da vorgeht; denn über so wichtige Etats, wie 3. Bergetat, wird nicht einmal scriftliher Bericht londern nur mündlicher Bericht, damit niemand erfährt, Wag 1 C8 ist eine reine Hete gewesen, wie gearbeitet worden ist; t wird so \pât eingebraht, daß wir in wenigen Tagen ihn du \tudieren sollen, um in der Generaldebatte über ihn reden zu fönnen. Wir haben daher gar niht die Zeit, unsere Neden ordentli vorzubereiten und uns kurz zu fafsen. Wir bringen nit einmal den 500. Teil der Beschwerden vor, die wir vorbringen könnten. Und ivenn wir Beshwerden vorbringen, ruft Herr von Pappenheim ein fach: „Beweislose Behauptungen“, und dabei hat selbst scin Partei [reund Student anerkannt, daß unser Material beweiskräftig fet. | Wir haben auch gegen Ihren Willen Leben und Gesundheit, das j Tostbarste Gut unserer Bergarbeiter, zu {üßen. Ste müssen \i{ an | den Gedanken gewöhnen, hier Sozialdemokraten zu haben und sie nit j wteder lo8zuwerden; Sie müssen einsehen, daß Sie uns dieselben Rechte einräumen müssen wte den anderen Parteien. Im Mansfelder Bergbau find unter der Aufsicht eines reihstreuen Sicherheits mannes in einer Woche fünf tödlihe und zwei \ch{Gwerverletzende Unglüfsfälle vorgekommen. Die Antwort des Abg. Imbusch guf e in des

( S1 meine Rede bei der zweiten Lesung war etne Verlegenheitsred

Wortes verwegenster Bedeutung, Herr Imbusch berief ih darauf daß ih gesagt hätte: „Jh verstehe niht viel vom Bergbau“ : er hat das aus dem Zusammenhang gerissen, ich habe gesagt: „Herr von Pappenheim hat ausgeführt, daß in Palmnicken der Bergbau in Tagebau umgeändert werden soll; ich verstehe nicht viel vom Bergbau, aber das ist mir klar, daß Tagebau auch Bergbau ift.“ Ich verstehe alfo mehr vom Bergbau als Herr von Pappenheim. Der Abgeordnete foll fih über die Staatseinrihtungen informieren können Deshalb wünschen wir ja für das Haus die Freikarten auf der Essen- bahn für Reisen durch den ganzen Staat und au außerhalb der Parlamentszeit. Wir würden fleißige Besucher aller S taatseinrihtungen sein, aber das fürchten Sie gerade. Das Zentrum follte doch durch Eintreten für ein anderes Wahlrecht dafür sorgen, daß mehr Bergleute als Fahmänner ‘hierher kommen; wir wollen Ihnen bet der näcbsten Wahl hier cinen Bergmann hereinbringen, aber Ihnen (zum Zentrum) fommt es vielmehr darauf an, diese unliebsame Konkurrenz zu beseitigen und un!’ere Mitglieder Hue und Sachse aus dem Neichstag berauszubeißen. An mein Zitat, ‘daß die Sicherheitsmänner ih lediglich als „weiße Salbe“ erwetsen würden, knüpfte in der neulih abgebalt nen Abendsitung der Berichterstatter HirsW-Efsen an, indem er “meinte diese Sicherheitsmänner seien drauf und dran, \ich aus ciner weißen Salbe in eine knallrote Salbe zu wverfärben, und e1 bezoa sich auf eine vom alten Bergmannsverbande für die Sic verbeits- männer herausgegebene Anweisung, die nicht den Frieden zwischen Unternehmern und Arbeitern zu fördern, sondern Unfrieden zu säen bestimmt fei. Diese Anweisung ist in einer frisierten, aus dem Bu sammenhange gerissenen, direkt gefälschten Fassung in der „Kölnischen Zeitung“ wiedergegeben worden, und auf solche unerhörten Falshungen, mit denen das Volk betrogen wird, \tüßt Herr Hirsch diesen Ausfall gegen den Verband und gegen uns. I le e ‘Kon Wortlaut der Anweisung auf den Tisch des Hauses nieder. Ih \ch teße mit dem Wort des alten Fritz: „Mit solchem Gesindel muß man i berums{lagen!*“ i : L GUEE : Abg. Imbusch (Zentr.): Wer hat sih denn der Bergarbeiter- interessen angenommen, bevor die Sozialdemokraten in diesem Hause waren ? Diese Interessen sind doch au bisher eifrig vertreten worden und selbst die Sozialdemokraten haben anerkannt, daß dics speztell vom Zentrum geschehen ist. Herr Hoffmann, der nah eigener Erkl¿- rung vom Bergbau nitht viel versteht, hat gar keiae Ursache uns die wir dem Bergbau lange Jahre praktisch angehört haben Vorwürfe zu machen. Unserer Fraktion gehören drei frühere Bergarbeiter an; forgen Sie dafür, daß bei Ihnen auch die Bergleute eine fadmänniscke Bertretung finden. Das Lied von der weißen Salbe wird allmählich abgeshmadckt; für die Einzelvorschriften bezüglih der Sicherheits- männer haben die Sozialdemokraten ja selbst gestimmt. Von Ihnen und Ihren Anhängern wird das Gefeß bald gelobt, bald ges{mäht wie es gerade Ihren Zwecken entspricht. Herr Hue nennt das Geseß in den „Sozialistishen Monatsheften“ ein verbrecerisces : in der „Bergarbeiterzeitung*" ist um dieselbe Zeit etwa daë Gegenteil zu lesen. (Präsident von Kröcher ersuhßt den Abg. Hoffmann seine unausgeseßzten Zwischenrufe zu unterlassen; er habe ja vorhin das Wort gehabt.) Abg. Hoffmann hat seine dreistündige ede fast ganz mit Angriffen gegen das Zentrum ausgefüllt: das beweist nur, welhe Bedeutung er dem Zentrum und den christlichen Gewerkschaften beilegt. Wir haben uns mit Ges(ick und Erfolg der Bergarbeiterinteressen angenommen und können verlangen, daß uns Herr Hoffmann in Ruhe läßt; wir werden feine Angriffe nicht durchgehen laffen. (Zuruf des Abg. Hoffmann: Und der Scharf macher Gronowsfki ?) Auch Herr Gronowski hat keine Scharfmacher- ree geaen, Ich rufe die bürgerlichen Parteien auf, die Forderungen der christlichen Arbeiterschaft zu unterstüßen. s Ubi Hirsh-Essen (nl.): Wie recht ih mit meiner Erklärung über die Sicherheitsmänner gehabt habe, zeigt {hon die Anregung des Abg. Hoffmann, dem es vielleicht niht angenehm gewesen ist, daß ih auf die Agitation des alten Verbandes wieder einmal die Auf- merksamkeit der Oeffentlichkeit gelenkt habe. Daß die Anweisung des alten Verbandes besteht, hat Herr Hoffmann nit bestritten. In dieser Broshüre „Welche Aufgaben haben die Sicherheitsmänner ?“ werden u. q. Natschläge gegeben, wie man Verfehlungen von Arbeitern mit Verfehlungen der Verwaltung motivieren foll. (Der Nedner zitiert eine größere Anzahl von Stellen.) Der Say, daß Sicherheitsmänner , Bergleute und Steiger zufammenarbeiten sollen, verliert dadurch fast völlig scine Bedeutung ; die Tendenz der Anweisung is Schonung der Verfehlungen der Arbeiter und \{ärfstes Vorgehen gegen die Verwaltung. Außer dieser gedruckten An- weisung werden auch noch mündliche Belehrungskurse gegeben. Nach der Lektüre der Broschüre kann ih mir ungefähr denken, welcher Art diese Kurse sein mögen. Die Wirkung dieser Anweisung liegt bereits in einer Anzahl von ganz unberehtigten Ansprüchen zutage die die in übergroßer Mehrheit dem alten sozialdemokratischen Ver- bande angehörenden Sicherheitsmänner, „unsere“ Sicherheitsmänner,

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esehen : : e s geschehen ist, Auch eine Handelskammer in Daressalam wünscht

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daran liegen, den Frieden im Bergbau zu fördern. Ich habe damit

den ch— eweis geliefert, daß diese Sicherheitsmänner drauf und dran

sind, sich aus einer weißen in eine knallrote Salbe zu verwandeln. (Schluß des Blattes.)

Nr. 9 des „CEisenbahnverordnungsblatts“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 18. März, hat folgenden Inhalt : Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 3. März 1911, betreffend eine neue Ausgabe der dem Internationalen Ueber- einkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügten Liste. Bes- kanntmachung des Reichseisenbahnamts vom 8. März 1911, betreffend Ergänzung und Aenderung der Anlage C zur Eisenbahnverkehrs- ordnung. Nachrichten. j

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Bevölkerung Oesterreih-Ungarns. 2 Die vorläufigen Ergebnisse der am 31. Dezember 1910 in dec österreichisch-ungarishen Monarchie vorgenommenen Volkszählung sind leßt sür Vesterreih von der K. K. Statistischen Zentralkommission festgestellt worden. Die anwesende Bevölkerung in den Reichsrats- ländern beträgt nah dieser Aufstellung 28 567898, d #. 2417 190 oder 9,2% mehr gegenüber der Zählung vom Jahre 1900; die Be- völkerung ist also um 0,2% langsamer angewachsen als im Wezenntum 1890/1900. Die Zahl der Häuser beträgt 3 879 958, deren Zunahme gegen 1900 8,2% und die Zahl der Wohnparteien 6,1 Millionen mit einem Zuwachs von 9,9 °/,. Die größte Zunahme

der Bevölkerungszahl im leßten Dezennium zeigen, abgesehen von dem \taoli]hen Gebiet Triest mit 28,5 9%, Istrien mit 16,9 9/6, Nieder- österrei (eins{ließlih von Wien) mit 13,9 9/9, Vorarlberg mit 12,8 9/0, Görz-Gradiska mit 12,4 9%, Salzburg mit 11,5 0/9, Schlesien mit 11,2 %, Zirol mit 11,0 9%, Galizien und die Bukowina mit I 9/0. Dagegen weisen einen geringen Zuwachs auf: Dalmatien mit 8,8 9/0, Mähren und Kärnten mit 7,5%, Böhmen mit 7,2 9%, Steiermark mit 6,3 9/0, Oberösterreich mit 5,2 9/9 und Krain mit 9,0 “/0«.

Cs wird Aufgabe der weiteren Bearbeitung sein, aufzuklären

welche der drei Ursachen: Geburtsfrequenz, Sterblichkeit und Wander- bewegung diese insbesondere au gegenüber der Periode 1890—1900 in mehrfacher Hinsicht vershiedenen Zuwachsziffern hervorgebracht haben. Die Bevölkerung Galiztiens stellte fich zurzeit der Volks- zählung von 1910 auf 8 Millionen Einwohner, jene von Böhmen auf 6,77 Millionen, diejenige Niederösterreihs einschließliß von Wien auf 2,9 Pitllionen. Die Statistische Zentralkommission wird, von dem Bestreben nach möglichst rascher Bekanntmahung der wichtigsten Ziffern der Volkszählung geleitet, diese nah politishen und Gerichts- bezirken fowie nah Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern ge- ordnet in wenigen Tagen (im Verlage von Irrgang in Brünn) zur Beröffentlichung bringen. _ Die Einwohnerzahl Ungarns betrug am Tage der Volks- ¿âhlung, wie „W. T. B.* aus Budapest berihtet, nach der vor- läufigen amtlichen Feststellung 20 850 700. Hier beläuft #ch die Dees in den legten zehn Jahren auf 1596 000 Personen oDe 1D °/05.

E Zur Arbeiterbewegung. Der Kampf im Berliner Tapeziererg ewerbe (vgl. Nr. 68

A tren der „Voss. Ztg.“ zufolge, immer \härfere Formen an. Die Arbeitgeber haben den Streik der Gehilfen mit einer allgemeinen Aus\perrung beantwortet, die bis zum 15. Mai aufrecht erhalten werden soll. i Die Zahl der Streikenden bezw. Ausgesperrten dürfte mehr aïs 1300 betragen. An verschiedenen Stellen ist es zu Aus- schreitungen Streikender gegenüber Arbeitswilligen gekommen.

E Die Tapezierer von Elberfeld und Barmen haben, wie die „Köln, Ztg.“ erfährt, die Kündigung eingereiht. Ste verlangen den Ab\cchluß eines neuen Lohntarifs auf die Dauer von drei Jahren und fordern bet 53stündiger Arbeitszeit wöchentlih ctne Erhöhung des Stundenlohns um 3 ,„§ sowie einen Mindeststundenlohn von 45 für Gehilfen im ersten Jahre nah beendigter Lehre und von 48 2 für Geh [fen im zweiten Jahre nah der Lehre. O M BE Lohnkampf in der Chemniger Metallindustrie (vgl. ai 4 d. L l.) hat, wie der „, Frkf. Ztg. gemeldet wird, eine weitere Berschärfung erfahren. Nachdem bereits vor einigen Tagen sich die Kupfershmiede mit den Ausgesperrten s\olidaris{ erklärt baben

traten gestern in einer Anzahl von Betrieben auch die noch arbeitenden Schlosser und Dreher in den Ausstand. Die Chemnigzer Metall- industriellen erklärten, daß die einzelnen Firmen bereit seien Wünsche threr Arbeiter in Erwägung zu ziehen, daß sie es jedoch ablehnen mit u apaldemotratisGen Organisation und deren Vertretern zu ver- andeln. ;

N den Singer Nähmaschinenwerken in London und ix

Glasgow ist, wle ,W. T. B.* meldet, ein Ausf\tand ausgebroen,

| über die Balustrade des Niketempels und

gestellt haben. Dem alten Verbande kann dot auch wirklich nit

der gegen 10 000 Personen umfaßt.

Streikende Bergarbeiter în Clydah Vale (Südwales) be- warfen, „W. T. B.“ zufolge, auch gestern die Polizei mit Steinen Die Polizet ging mit Knütteln gegen die Angreifer vor. Auf beiden Seiten wurde etne Anzahl von Personen verleßt. (Vgl. Nr. 71 d. Bl)

Kunft und Wissenschaft.

D archäologische Wissenschaft und die Berliner Universität ine besonderen haben wieder einen Verlust zu beklagen. In Berlin ist nach längerem Leiden der ordentlihe Professor und Geheime Negte- rung8ratï, Virektor bei den Königlichen Muscen und Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften Dr. Reinhard K efule von Stradoniß im 73. Lebensjahre gestorben. Fn Darmstadt geboren, studierte der Verstorbene in Erlangen, Göttingen und Berlin die alten Sprachen, Archäologie und Kunstgeschichte. Nachdem er 1861 in Berlin zum Doktor der Philosophie promoviert worden war, unternahm er eine mehbrjährige Studienreise nah den Mittelmeerländern, als deren Crgebnis Schriften über die antiken Bildwerke im Theseion in Athen,

er die Balu über die Darste T Göttin Hebe in der antiken Kunst entstanden. Jm S S6 E litierte der junge Gelehrte sich an der Bonner Universität an der er mit kurzer Unterbrehung bis 1889 lehrte, seit 1873 als ordent- lier Professor. In jene Zeit fallen u. a. setne Veröffentlichungen über die Tanggrafiguren und . über antike Terrakotten. In Bonn wurde thm auch die Auszeihnung zuteil, die funstgeschidt- lichen Skudien des damaligen Prinzen Wilhelm, des jeßigen re- gierenden Katsers und Königs, zusammen mit dem jeßt noch in Bonn lehrenden ordentlihen Professor und Geheimen Regierungsrat Dr. Justi zu leiten. Im Jahre 1889 wurde Kekule von Stradontt als Direktor der Sammlung antiker Bildwerke und Gipsabgüsse der Königlichen Museen nah Berlin berufen, außerdem war er an der hiesigen Universität zuerst als Honorarprofessor, sodann alse ordent- liher Professor tâtig. Seit 1898 gehörte der Verstorbene der König- lihen Akademie der Wissenschaften als ordentliches Mitglied an ; ferner war er Mitglied der Zentraldirektion des Kaiserlichen Aräolo: gishen Instituts. /

Die physikalisch-mathematishe Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 16. März unter dem Borsiß ihres Sekretars Herrn Waldeyer eine Sitzung, in der Herr Orth über Atrophie der Harnkanälchen las. Es wurden verschiedene Formen der JInaktivitätsatrophie, der Atrophien infolge ungenügender Ernährung der Epithelzellen , infolge direkter Schädigung der Epithelzellen und infolge Ein- wirkung settens des interstitiellen Gewebes erörtert und dur einzelne Beispiele erläutert. Herr Rubens berichtet über eine in