1891 / 102 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

angefahren. Auf Zee „Dannenbaum“ Schalt T, II, IIL, 1V und V arbeiten 300 Mann mehr als Mittwoch Nachmittag.

Ueber eine Versammlung der Belegschaft von Zehe „Herkules“, welde am Mittwod in Essen in Anwesenheit des Direktors Frorath und anderer Beamten der Zete stattfand, theilt der „Rhbein.-Westf. Volkéfr.“ mit, daß fich aus den Ab- stimmungen erkennen licß, daß kaum fünfzig Bergleute von „Hertules* erschienen waren. Hauptzweck der Versammlung schien zu sein, dem Unwillen gewisser Leute gegen den Vorsißenden des neuen Verbandes „Glückauf“, Bergmann A. Fischer, Luft zu {haffen. Bergmann Ede vertheidigte Fischer. Arnold und Frede legten ihr Mandat als Deputirte nieder. Josephs und Winkelmann be- bielien ihr Amt bei; letterer erklärte, daß er am nähsten Tage wieder um Arbeit bitten werde. : f

In Camen fand am Diensiag eine Bergarbeiter- versammlung statt, welhe der „Nh.-W. Ztg.“ zufolge von den Belegschaften der Zehen „Monopol“, „Courl“ und „Königsborn“ Schahzt 11 ziemlih gut besucht war. Den von Dortmund erschienenen Delegirten wurde der Zutritt nicht gestattet. Die Erbitterung gegen die Dortmunder (Heßapostel“ war groß. Die Belegschaften erklärten einstimmig, nicht stciken

zu wollen. : : : H E

Aus Gelsenkirchen berichtet ein Wolff’ shes Telegramm, daß der Nedacteur der „Bergarbeiter - Zeitung“ Huening- haus' gestern dort verhaftet worden ift.

Die „Saarbrücker Ztg.“ schreibt unter dem 29. v. M. über die Lage und Stimmung der Bergarbeiter im Saarrevier: :

Dieser Tage wayzn auf allen Gruben die Aus\chuß- mitglieder (Vertrauenêsmänner) einberufen und na&drüdlih auf die Bekanntmathung der Königlichen Bergwerk 83-Direk- tion Béetrefs Uecvertragung des Strikes auf urser Berg- révier aufmerksam gemacht worden. Bis jeßt hat sich nah den Auslafsungen der Vertrauensmänner, auf keiner unserer Gruben unter der Belegs&aft Neigung zum Stzufke gecigt und es hat die Besonnenheii die Oberhand behalten. In .Guichenbach waren am Montag die Vertrauensmänner dec Grube von der Heydt ver- sammelt, welche von dem Vorsißenden Berarath Dr. Klofe ausdrüdcklich auf die Folgen cines etwaigen Strikes aufmerksam ge- macht und gebet:n wurden, ihre Kameraden vor dem Ein- tritt in den Strike zu wverwarnen. Sämmtliche Ver- trauensmänner erklärten, daß die Belegschaft aa keinen Strike denke. In Heiniß 1prach Berg-Rath Gräff in dem- selben Sinne zu den Vertrauen8männern, welche einstimmig die Er- klärung abgaben, daß nach ihrer Ueberzeugung ein Strike der hiesigen Belegschaft voraussichtlih nit zu erwarten sci, und daß sie im Sinne der Ermahnungen belcbrend auf die Belegschaft, soweit in ihren Kräften, einwirken woliten. E :

Die Maifeier der sozialdemoktratischen Arbeiter hat zwar seit längerer Zeit in allen civilisirten Ländern wieder viel von fich reden gemacht; das Ergebniß scheint aber auch in diesem Jahr kein besonders aroßartiges zu werden.

Hier in Berlin war auf den heutigen Vormittag nur eine Ver- fammlung von sozialdemokratisher Seite nah dem Eiskelier ein- berufen, welche, wie uns berichtet wird, verhältnißmäßig {wach besucht war; um 10 Uhr, der festgeseßten Zeit des Beginns, war der Theater- saal kaum halb gefüllt und nur spärlich rückten die Arbeiter in kleinen Trupps an. Redner der Versammlung war der Führer der „Jungen“ Wildberger. Am Nachmittag will man im Schütenhaus bei Plöôgensee ein Acbeiterfest abhalicen, Um 12 Uhr marshirte von der Bockbrauerei aus ein kleiner Trupp Gafstwirths- gehülfen nah Mariendorf ab. Jn dem fabrikreichsten Theil Berlins, dem Wedding und der Umgegend herrschte völlige Ruhe. In verschiedenen der größten Fabriken wurde auf Änfragen erklärt, daß au niht ein Mann der Maifeter wegen ausgeblieben sei. Auch auf den vielen großzn Bauten jener Gegend wird gearbeitet. Heute Abend werden zahlreiche ÄArbeiterversammlungen stattfinden.

Aus Wien berichtet ein „Wolff es Telegramun* vom heutigen Tage: Die Stadt hat ein ruhiges Aussehen. Die Polizei gestatiete den Aufzug der Arbeiter im Prater, doch dürfen die- [elben nur in einzelnen Abtheilungen aufrücken; ges{lossene Züge werden nicht gestattet, Die Rüdckkehr aus dem Prater maß um 7 Uhr Abends erfolgen. Alle Läden sind geöffnet, Aus den Pcrovinzen liegen keinerlei beunruhigende Nachrichten vor. Arbeiterversammlungen sind ange- kündigt, man befürchtet aber keinerlei Störung ver öfentli&en Ord- nung, fondern erwartet cinen ruhigen Verlauf des Tages,

Ueber die Vorbereitungen der Arbeiïier zur Maifeier im Auslande und über die Maßnahmen der Behörden liegen folgende Meldungen vor:

In Prag hat der Polizei-Direktor sämtliche Polizei- kommissare zu sich berufen, um sich mit ihnen Betreffs der Maß- nahmen am 1, Mai zu besprewen, Alle Arbeiterversamm- lungen sind an diesem Tage verboten, mit Ausnahme der Ver- fammlung ber Metallarbeiter in Bubna.

Aus Paris wird vom gestrigen Tage telegraphisch gemeldet ; Der Sckcetär der Arbeiter-Syndikats-Kammer, Prades, hatte dem Arbeits-Minister Guyot angezeigt, daß er mit einer Delegation morgen im Arbcits-Ministerium erscheinen werbe. Der Minister hat darauf erwidern laffen, Prades werde sih einen unrüßen Weg macwen, weil er ihn niht empjangen werde; Prades möge, wenn er ihm eine Mitiheilung zu machen habe, eine Audienz für einen späteren Tag nazusucen. Aus zahlreichen mitileren Prov inzial- städten werden Borbereitungen der Arbeiter, den morgigen Tag zu feiern, gemeldet, Arbeiterdelegicte beabsihlizten, sh nah der Präfektur bezw. der Mairie der betreffenden Städte zu begeben, um Petitionen an die öffentlihen Gewalten zu überreichen. In verschicdenen Städten werden Festmahle, in anderen Balifestlißkeiten veranstaltet. In vielen Orten läßt nichts cine Störung der Ordnung voraussehen. Gleihwobl sind alle erforderlihen Maßnahmen getroffen. Nach ven großen Arbeitercentren, in dencn keine Garnison vor- handen oder die vorhandene Garnison nit au8reihend ist, wie Roubaix, find Truppen gesendet worden. Der Präfekt von Marseille hat in ciner Unterredung mit D.le- girten der Arbeiter angekündigt, daß er keinerlei Kundgebungen zu-

assen würde. Die Delegirten erklärten, dennoch die geplante Kund- gebung veranstalten zu woPen, da sie si in dieser Beziehung gee bunden hätten, In Amiens und Nancy wurden heute Abkend rothe Plakate zum Theil revolutionären Inhalts angeschlagen, in wel@en die Arbeiter zu für morgen anberaumten Ver- sammlungen eingelaben werden, Aus Arras roird gemeldet, daz mchrere Brigaden Gendarmerie nach dem Kohlenbecken abgegangen seien und daß au im Bahnhofe von Hesdin eine Escadron Kavallerie zum sofortigen Abmarsch bereit stehe. Jn Calais hat der Bürgermeister durch Maucrar. {lag bekannt gemacht, daß alle Ansammlungen verboten seien, Eine Meldung aus Decaz-ville besagt, bis jeßt herrshe große Ruhe, cs habe den Anschein, als ob am morgigen Tage nur einige Arbeiter feiern wollten.

___ Wie der, Nat.-Ztg.*“ aus Paris telegraphirt roird, sind folgende Vor - sichtsmaßregeln getroffen: Fünf Kaval erie-Regimenter sind aus Meaux, Versailles, Senlis, St. Germain und Nambouillet bereits dort eingetroffen, sodaß die Behörde außer der republifanischen Garde über neun Kavallerie-Regirmenter, 25 000 Mann Infanterie und 7000 Poliziften verfügt. Der Minister des Innern ift überzeugt, daß in Folge der geiroffenen Maßregeln gar kein Versuch einer Ruhestörung E wird. s

om heutigen Tage wird aus Paris berichtet: Die Polizei verarstaltete Nachts eine Razzia, bei Aen Tod cte aLie Personen, die bei Strazenkrawallen meist ein Hauptelement bilden, verhaftet wurden. Die Journale spreen stch über den vermuthliczen Verlauf des heutigen Tages dahin aus, daß derselbe in Paris wahrschein» li ruhig vorübergehen und keine Straßenunrube stattfinden werde, wenn nit die Anarchisten versuchen sollten, ein Meeting auf dem Ploß Châteagu

d’Exzu abzuhalten, Die Nawrichten aus den Provinzen \tir:men gleihfalls darin überein, daß die Arbeiterkurdgeburgen keinen ernsteren Zwischenfall veranlassen werden. Aus RNodez wird geme!det, in Campagnac und Cransac werden heute gegen 1600, in Gua etwa 1690 Bergarbeiter die Arbeit einstellen.

In London erklärte in ciner gestern Abend abgehaltenen Sißung ter Syndikatskammrr der Trades Unions der Sekretär derselben Shipton, die Kundgebung, welhe am Sonntag im Hy depark stattfinden werde, würde größer sein als alle früheren. Zwölf Nebner würden von verschiedenen Tribünen Ansprachen halten und es werde eine Resolution, welhe ih für die Eaheung des achtstündigen Arbeitstages ausfpriht, beantragt werden. '

In Charleroi hat der Bürgermeister die- für heute be- absidtigte éfentlihe Kundgebung gestattet unter der einzigen Be-

dingung, daß keine rothen Fahnen mitgeführt werden. In allen *

Orten, in denen Arbeiterkundgebungen slattfinden sollen, Haben sich die Führer der Arbeiter für die Erhaltung der Ordnung verbürgt, dessen ungeachtet sind Seitens der Behörden energische Maßnahmen zur Aufre{terhaltung der Ordnung getroffen worden.

In Lüttic; ist die gesammte Bürgergarde für den heutigen Tag zur Aufrechterhaltung der Ordnung einberufen worden, zu gleichem Zweck ist auch die ganze Mannschaft der Polizei und Gendarmerie aufgeboten. Ter Bürgermeister haite von gestern Abend 6 Uhr ab alle Kundgebunçcen und Versammlungen untersagt.

Aus Rom wird vom gestrigen Tage berihtet: Die Abend- blätter besprehen die morgige Maifeier und sind fast allesammt der Ansicht, daß die Feier sowohl hier wie in den Provinzen durchaus ruhig verlaufen werde. Die hiesigen Kaufleute bielten beute Abend eine Versammlung ab und beschlossen, ihre Läden morgen nicht zu s\ch{ließen, sondern offen zu halten. Die meisten der hiesigen Zeitungen werden morgen nit er- scheinen, auch in Mailand haben mehrere Blätter ihr Nichterscheinen am morgigen Tage angezeigt. Die auêwärts verbreiteten Gerüchte von der hier erfolgten Vo! nahme von Verhafturgen und von Aufrecht- erhaltung der Ruhe durch Militärpatrouillen entbehren jeder Begrün- dungz bis jeßt berrsWte hier vollständigste Ruhe.

In Madrid hat der spanishe Ministerrath anläßlich des 1. Mai beschlossen, gegen die Anstifter von Unordnungea mit der äußerfien Strenge vorzugehen. Mehrere Sozialisten in den Provinzen wurden bereits verhaftet.

Aus Brüssel meldet „W. T. B“; Das Comité des nationalen Bergarbeiterbundes, welches gestern Nahmittag im Volkshause sich versammelt hatte zu einer Solidaritätskundcebung für die deutshen Bergarbeiter, \prach sich aus politischen Gründen und wegen der Plackereien von Seiten der Arbeitgeber sowie wegen Verminderung der Löhne für ein-zn Strike der belgishen Bergarbeiter aus. Später hielt der Generalrath der Arbeiterpartei eine Sißung ab, in welher nah langer Berathung eine Tageßordnung angenommen wurde, welche den Bergarbeitern von einem Ausftande abräth, weil dur das Eintreten eines Bergarbeiter- firifes am Vorabend eines allgemeinen Strikes die ganze Arbeiter- partei ges{wäht werden Tönnte.

Aus La Louvièce wird gemeldet, daß die Arhbeiter- bewegung in dem sogenannien Gebiete des Centrums (Belgien) eine größere Ausdehnung annimmt; mehrere Heter und Führer wurden gestern von der Gendarmerie verhaftet. Von den Bergarbeitern von Quaregnon und Flénu ver- lautet, daß viele derselben geneigt seien, die Arbeit niederzulegen. An mehreren Orten des Borinage fordecten die Arbeiterführer gestern zum Ausstand auf.

Kunft und Wissenschaft.

Die Internationale Küunst-Ausstellung wurde gestern (Donnerstag) Vormittag von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich in Augenschein genommen, nahdem kurz zuvor Seine Hoheit der Erbprirz und Ihre Königliche Hoheit die Erbyrinzessin von Sawscn-Meiningen zu dem gleichen Zwek am Landes-Ausstellungs- Palast angefahren waren. Ihre Majestät die _Kaiferin Hriedrich wurde von Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mar- garethe begleitet. Nacwdem die hohe Protekiorin der Aussteliung von dem Vorstande des Künftler-Vereins und dem Auésftellungs:-Comité ehrerbietigst empfangen worden war, übernahm Hr. Direktor Anton von Werner die Führung bur die einzelnen, nachß Nationen getkeilien Vbiheilungen. In diesen hatten sich die entspre@enven fremten Delegirten cingefunden und genossen hier die Ebre, Ihrer Majestät vorgesteüt zu werden. Die Besichtigung der Kunstwerke war eine sehr eingehende; Ibre Majestät spra ih wiederbolt sehr anerkennend aus fo- wohl über die Kunstwerke in den Galericn der verschiedenen Länder und Staaten als au über das ganze Arrangement der Säle.

Rechtzeitig ist der Auestellungs-Katalog fertiggestellt worden, Dank dem hbingebenden Eifer, mit welchem der Herausgeber desselben, Kuntihändler Rudolf Schuster, und die Offizin von Jrlius Sittenfeld die umfangreihe Arbeit bewältigt haben. Der Katalog ershien im Selbstverlag des Vereins Veriiner Künstler, ist ein stattliver Band von 26 Drudck- bogen in sehr elegaater Ausftattung, mit {önem Velinpapier und deutlicher Schrift. 156 Seiten entfallen auf die Jlustrationen, die in hervorragend \{öner Ausführung dur autotypish:s Ver- fahren bergesielt sind. Die Anocdnung der in der Zahl sich auf 4579 belaufenden Kunstwerke ist nah dea verschiedenen an der Ausstellung betheiligten Ländern ersolgt. Beigegeben sind dem Baude Grundrisse des Landes-Ausftellungs-Palastes und d:s Ausftellungs- Parks, Der Preis des Katalogs beträgt 2 A; cin Katalog ohne Illuftration à 1 Æ wird erst sväter zur Ausgabe gelangen.

In der Sitzung des Elektrotehnishen Vereins am 28. April hielt Hr. A. du Bois-Reymond, Ingenieur der Firma Siemens u. Halske, einen Vortrag über Drehstrom. Er legte der zahlreih erschienenen Versammlung die Ecgebnisse einer Reihe von Versuchen vor, dur welche die Firma Siemens u. Halske bestrebt gewesen ift, zu ecrmitieln, wie weit in den neuesten Formen von Drebstrommeotoren die Konstanz der Stärke und der Winkelgeshwindig- keit des Drehfeldes erreiht wird. Hr, Ingenieur Pollak aus Paris fprach sovazn über das „Elektrishe Straßenbahn- system Pollak-Binswanger“. Die Straßenbahnen dieses Systems haben weder oberirdische Leitungen noH aufaesh!ißte Kanäle, Die Schienen itegen im Niveau der Straßen, sind für alle Wagen, sowie den gewöhnlichen Straßenverkehr \tromlos und geben nur den Strom an den dazu bestimmten und konstruirten Wagen und zwar nur an der Stelle, wo sich der Wagen befindet. Das eigentliche Zu- leitungékabel ist unter dem Straßenpflaster eingelegt und unsichtbar; der Kontakt zwischen dirsem stromtragenden Kabel und vem Wagen wird durch magnetische Anzichungekrast hervorgerufen. Hr. Civil- Ingenieur Goulòö f üb rte hierauf etnen von ihm erfundenen „selb ft- kassirenden Fernsprech-Apparat* vor, welher, mit cinem das Vermiitelungsamt darstellerden Klappenschrank verbanden, im Saale angebrawt war. Nah dem Einwurf eines Einmarkstückes tritt der Apparat in Thätigkcit, indem zuerst das Ver- mittelungsamt angerufen wird. Gf der Anschluß von der Vermittelungsstelle nit ausführbar, so giebt der Apparat das Geldstück wieder heraus, andernfalls kassirt der Automat die Münze ein. Durch_ Einwurf anderer Geldstücke ob mehr- oder minderwerthig ist es nit mögli, das Vermittelungsamt zu weden, wie dies vôm Vortragenden dur praktische Beispiele be- wiesen wurde, Dur den Apparat werden somit vier vershiedene Berrichtungen ausgeführt: 1) wird das Amt angerufen, 2) das Sprechen ermöglicht, 3) bei einer ni@t avsführbaren Verbindung die Münze herausgegeben, 4) bei ausgeführter Verbindung das Gelbstück einkassirt. Der Apparat, dcr bei allen Staaten zum Patent ange- meldet ift, hat ein gefälliges Aeußere und ist solide konstruirt. Näcbste Sißung des Vereins Dienstag, den 26. Mai. :

Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hälz morgen Abend 7 Uhr im Saale des Arhitektenhauses, Wilhelm-

firaße 92, eine Sißung mit folgender Tagesordnun : Geheimer Regierungs-Rath Dr. W. Foerster: Die Erforshuig der obersica Stichten unserer Atmosphäre; Dr. P. Ehrenreih; Land und Leute im Sertao von Matto Grosso und Goyaz

Professor Billroth, der wieder erkrankt ift, bes{Wloß, wie der „Voss. Z.“ aus Wien telegraphirt wird, seine Lehrtkätigkeit einzustellen. Seinen Lehrstuhl soll sein Lieblings\chüler Professor Woelfler (Graz) O biesi

Ler bicfige Vildhauer Professor Robert Cauer, der Schöpfer des Hutten- und Sicingen- Denkmals auf der Ebernburg, hat der „N, A. Z.“ zufolge von der Siadt Weilburg an der Lahn den Auftraz erhalten, ein Modell für cin Denkmal des Deutschen Kaisers Konrad I. herzustellen. Jene Stadt ift der Geburtsort des

Kaisers. Halle b

n, Valle hat, wie {on telegraphiich gemeldet, am 29. April die feierliche Einweihung der eve Dae Königs lihen Nervenklinik stattgefunden Die Ünstalt ist am Mühl- rain gelegen Und hat an Koften ca. 700000 4 erfordert. Wie die „Magdv. Ztg. berihtet, waren zu dem festlihen Ak: erschienen: der Ninister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedlit- Tr üßschler und mehrere Näthe aus seinem Ministerium, der Ober- Präsivezt von Pommer-Esche, der Regierungs-Präsidert von Dieft, der Kurator der Universität, Geheime Regierungs - Rath Dr. Shrader. der Rektor der Universität Professor Dr. Bern- stein, der Ober - Bürgermeister Staude, der Bürgermeister Dr. Schmidt, die Mitglieder der medizinishen Fakul1ät, Professor Binswanger-Jena u. A. Na Begrüßung der geladenen Gäste turch den Vorstcher der Anstalt Geheimen Medizinal - Rath Professor Dr. Higig _bielt dieser cine längere Eröffnungsansprache, in der er die Frage erörterte, welhen historischen und sa@licen Vor: bedingungen die neue Schöpfung ire Existenzbere{tigunz verdankt und mit welchen .Mitteln sie bie ihr gesteckten Ziele zu erreichen ge- denkt. Er betonte dabei nah einer Schilderung der bistorishen Entwickelung der Ircenpflege und Irrenbeilkunde, daß die Einricßtung von psyhiatrischen Usylen wie die in denselben anzuwendende ärztliche Behandlung si den verschiedenen Zuständen der bort verpflegten kranken Menschen anzupassen habe, daß das Prinzip der Individualisirung durcgeführt werde. Welche Mittel dazu im Einzelfalle anzuwenden seien, das köune nur auf Grund der Zwecbestimmung jedes einzelnen Asyls entschieden werden, Die Geijteskranken seien zu theilen in folche, welhe méhr der Beaufsichtigunz und Beschôftiguna, und solche, welche mehr der intensivsten Wartung und ärztlichen Behandlung be- dürfen, vnd dana folge von felbst bei dem großen Eirfluß, den die sie umgebende Oertlichkeit auf die Krarken ausübe, daß es cine der wichtigsten Aufgaben der psyciatris&en Klinik sein müsse, der beran- wachsenden Generation von Aerzten und Verwaltungébeamten die für die einzelnen psyhisen Krankheitszustände passendsten Bautypen vorzuführen und ia Verbindung damit die Kranken in tie- jenige äußere Lage zu verseßen, die ibrem Zustande an und für ch am Adäquatesten ist. Eine weitere Aufgabe der Klinik bestehe in dem Kampf gegen die Abneigung des Publikums, setne Kranken fachärztliher Behandiung in einem psychiatrishen Justitut zu übergeben, Diese Anschauungsweise mit ihren betrübenden Folgen fei nur zum kleinsten Theil in der Frage nach dem Kostenpunkt zu suchen, beruhe vielmehr in der Umftändlichkeit de-s Aufnahmeverfahrens in den öffentliben Irrenaustalten, dann aber au© in der Scinnerung an längst vergangene, vorher geshilderte Zustände. Die Nichtigkeit dieser Ausführungen erhelle daraus, daß bei gleichen Preisen die Aufnahmen der provisorischen Nervenklinik in Halle bereits im zweiten Jahre ihres Bestehens die Durcbschni!tsaufnahme dieses Jahres an solchen Geisteëkranken, die den beiten Ircrenanstalten der Provinz direkt zugeführt wurden, über- schritten und fi im leßten Nehnungsjahre mit 279 Perfonen um mehr als 100 Köpfe höher geftellt haben, als das aus den Aufnahmen beider Anstalten gezogene Mittel des gleichen Jahres. Es ergebe si aus alledem, daß die psyBiatris@e Klinik eine unzweifelhafte Lücke in der êffentliiden Fürsorge für die Geistesfranken auszufüllen berufen und daß ihre humane Aufgabe von großer und weit größerer Wichtigkeit sei, als von vielen Seiten, denen mehr die akademisce Aufgabe ins Auge fiel, bisher wohl angcnommen wurde. Nach einer Schilderung der Bauten ibrer Anordnung und Bestimmung beantwortete dex Redner noch die Frage na der Vereinigung des Unterrichts in der Pfychiatrie und Neuropathologie dahin, daß dieselbe als eine unabweisbare Noth- wendigkeit auf dem Boden der akademischen Thätigkeit sh erwiesen habe, wobei ben Psyciatcikern allerdings nich{ts ferner liege, als der internen linishen Medizin ihr gleihes Anreht auf die Neuropatho- logie zu bestreiten, oder auch nur den Schwerpunkt innerha!b der Thâtig- keit der neuen Klinik auf die neuropathologisde Seite verlegen zu wollen. Ausgerüftet mit allen Hüifsmitteln auch für die so wichtigen wissen- fcaftlihea Untersulungen, die von den Staatsbehörden in weiser Einsicht in die Bedürfaisse der Zeit und in reihem Maß? gewährt worden seien, solle es das unausgeseute Bestreben des Redners sein, mit nevem Muth an der Heranbildung ciner Generation von Aerzten mitzuwirken, die zu dem Schatze ihrer an den anderen mustergültigen Instituten der Fridericiana erworbenen Kenntnisse auch das für die harmoniiche Ausbildung des Arztes unentbehrliche Maß psyciatrisch- neuropathologis@en Wissens zähie. Nedner \ch!oß mit dem LBunsche, daß ihm zu dem Willen, die Schüler zu den ihrer wartenden humanen und wissenshoftlihen Aufgaben tütig zu maden, so lange er an dieser Stelle \tche, die Krast niemals ermangeln möge, Nah einem Rundgang dur die Anstaltöräume wurde das Früßbstück eingenommen, womit der eigentliche Akt um 2 Uhr beendet war. Hierauf unternahmen unter Führung des Kurators der Kultus-Minister, der Ober-Präsident und der Gebeime Regierungs-Rath Naumann cine Besichtigung der medizinisGen Küiniken, der Universität, des physikalishen Instituts, der historischen Morißburg und statteten dabei au dem Kurator und dem Rektor in ihren Wohnungen Besuche ab. Um 4 Uhr wurde \chließlich in der in der Wilhelmstraße belegenen Wohnung des Geheimen Medizinal-Raths Hißig das Mittagcssen eingenommen. Abends nah 7 Uhr traten die nit in Halle woßnenden Herren den Rückweg nach dem Bahnhof an.

Gesundheitswesen, Thierkrantheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portüga!k.

Durch eine im „Diario do Governo“ vom 18 April 1891 ver- öffentlichte Verfügung des Königlih portugiesishen Mivisteriums des Innecn ift der Hafen von Santos für seit dem 27. Februar d. I. von Gelbfieber „verseuht“ erklärt worden,

Dänemark.

Dur BckanntmaGun.g des Königlich täaishen Justiz-Ministe- riums vom 13, April 1891 find mit Rücksicht auf die in Neapel berrscende Kinderpockten- Epidemie die geseßlichen Vorschriften, betreffend die gesund- heitspolizeilihe UntersuGung, gegenüber allen Schiffen in Kraft ge- seßt worden, welche von Neapel kommen oder mit von dort kommenden Schiffen auf der Reise in Verührung gewesen sind. Gleichzeitig ist die Einfuhr folgender Gegenstände von Neapel nah Dänemark ver- boten worden: gebraudte Leinewand, Kleider urd Bettwäsche (soweit diese Gegensiände nit zum Reisegut von Passagieren gehören), Lumven, gebrauchte Watte, Kraßwolle und Papierabfälle. Für die als Reisegut aus Neapel eingehende gebrauchte Leinewand, Kleidec und Bettwäsche ift nur eine Reinigung unter öfen!liGer Aufsicht an- geordnet. (Vergl. „N.-A.“ Nr. 88 vom 14. April 1891.)

Submissionen im Auslande. -

| Niederlande. 1) 8, Mai 1891, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Oorlog im Haag in der Geschutgietery. Mdbere Me) A kg Kupfer in Blöcken. There Qustunsk im Buceau der vorgenannten Geshüßgießerei. 2) 15. Mai 1891, Vormittaas 11 Uhr. Ministerie van Water-

staat, Handel en Nyverheid im Gebäude des Provinciaal-Bestuur zu Middelburg:

Loos Nr. 92: Lieferung v-n Balken für die Westschutsluis ¿u Sas van Gent, Shäßung8werth 2500 F[. Bedingungen käuflih bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef im Haag. H 27. Mai 1891, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Kolonien (Technish Bureau) im Haag: 7 Loo3 XRX11I1: Metallener Oberbau nebs Zubehör für 13 Brücken für den Betrieb der Staats- Eisenbahnen auf Sumatra. 2 j E Bedingungen käuflih für 3,50 Fl. beim Buchhändler M. Nyhoff im Haag. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen

erfolgen. : Dänemark. 1) 6. Mai, Mittags, Odver-Ingenieur der dänishen Staats- bahnen, Frederitsberg-Allee 6B, Kopenhagen. Lieferung der Holzmaterialien zur Erweiterung des Dampf- fähre-Hafens zu Nyborg (Fühnen). Bedingungen keim „Reis-Anzeiger“. 2) 8 Mai, Mittags. Ober-Ingenieur der dänishen Staats- bahnen, Frederiksberg-Allee 6B, Kopenhagen. Erweiterung des Dampffähre-Hafens in Nybecrg (Fühnen). Voranschlag 79 900 Kronen. Bedingungen beim „Reis- Anzeiger", Zeihnungen zur Einsicht und Näheres an Ort und St-lle. 3) 15 Mai, 2 Uhr. Kommissariats- und Buwßbalterei-Contor des Marine-Ministeriums, Kopenhagen. E Errichtung eines Leuhtseuerthurmes auf Nolfó (Färör). Bedingungen beim „Reis-Anzeiger“, Zeichnungen. theils zur Eirsi Ht, theils zur leibweisen Benußung, an Ort und Stelle.

Handel und Gewerbe.

Müncen, 1, Mai, (W. T. B.) Gewinnziehung der 4% bayerischen Prämien-Anleihe von 1886: 120000 A Nr. 14 007, 36 090 M Nr. 105 926, 12 000 (6 Nr. 146 500, 3800 6 Nr. 195 903, je 1200 4 Nr. 39 884, 30 888, 112 193, 112 269.

St. Petersburg, 30. April. (W T. B.) Der russische Finanz Minifter hat außer den bereits bekannten Berliner Bank- bäusern au die Berliner Handelsgesellschaft als Umtaufch- stelle für die Konversion der ersten Russischen Orient- anleibe bestimmt.

Verkehrs8-Anftalten.

Bremen, 80. April. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Darmstadt“ ist am 25. d M von Buenos- Aires abgegangen, der Dampfer „Werra“ hat gestern NaG- mittag die Heimreise yon New-York angetreten, der Dampfer „Havel“ hat gestern Nahm:ttag die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt, der Dampfer „Trave“ ift heute fcüh in Southampton angekommen, die Dampfer „Dresden“ und „Hermann“ sind heute fcüh in Baltimore, der Dampfer e Weser“ ist am 25. d. M. in Montevideo, der Damvfer Sachsen“ heute in Aden, der der Dampfer „Lahn“ beute früh in New- York angekommen; der Dampfer „Danzig“ ift heute Vormittag mit der Post von Australien in Brindisi eingetroffen. :

1, Mai. (W.T. B) Der Schnelldampfer „Trave“ hat gestern Nachmittag die Reise von Southampton nah Bremen fortgeseßt und überbringt 224 Passagiere und volle Ladung. i;

Hamburg, 30. April. (W. T. B) Ler Postdampfer eBohemia* der Hamburg-Amerikanischen Packetfazrt- Aktienoesellschaft ist, von New-Y2uk kommend, heute Mittag

auf der Elbe eingetroffen.

London, 30. April. (W. L. B) Der Union-Dampfer «Spartan“ ift gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Lessing-Theater. i

Gestern Abend gab Friedrih Haase den Grafen Thorane in Gugkow?'s „Königslieutenant“; das Haus war voll beseßt und svendete der schauspicleris@en Meisterlcistung des Saftes reichen Beifcll, obwohl das Lustspiel selbst mit seiner weichlihen Rüßrfeligkeit sichtlih nit mehr dem literariswen Ges(mack entspricht. Alle Vorzüge feines reihen Talents, welche Friedri Hoase gerade der Gestalt des Thorane zu Gute kommen läßt, sind bekannt; er übt einen merk- würdigen Zauber auf die Zuschauer aus namentlich dur die vollendete Vornehmheit in Sprache und Bewegungen, dur die poetische Schwer- muth, welche aus der Vergangenheit dieses feingeistigen französischen Ariftokraten sich natörlich ableitet und nun sein ganzes Wesen dur! fluthet. Heftige Leidenschaft blißt nur ganz vorübergchend auf, utn {nell wieder in sanfte Melancholie zu versinken. Die ganze Gestalt rührt aber weniger das Herz ais die Phantasie. Den jungen Wolfgang Goethe spielte Frl. Groß anmuthig und mit pathetischer Begeisterung; das vorlaute Wesen des altklugen halbwücsizen Jungen wurde durch die Grazie der QDarstellerin gemildert und die Goethe’ schen Verse sprah sie gewandt und mit verständiger Betonung; aber das Genie, das auch {hon in dem Knaben Goethe stecken müßte, blieb sie uns ebenso in der Darftellung s{chuldig, wie Gußkow in seinem Lustspiel. Fr. von Pöllniß licß als Frau Rath die sonnige Heiterkeit vermissen, welhe mit der Vorstellung von der Mutter Goethe's unauflöslih verbunden ift; im Uebrigen spielte sie ihre Rolle ret geschickt und mit kluger Vorsicht. Als Rath Goethe führte Hr. Molenar eine sehr charakteristis@;e Maske ins Treffen, welcher die derben Worte und der unbeugasame Sinn des eigenwilligen Raths wohl entsprahen. Hr. Schönfeld erregte als Sergeantmajor öfters behaglihe Heiterkeit ; denselben Erfolg erzielte Frl. Palm als Gretel; ihre Begabung s{eint sie entschieden auf das komishe Fach zu verweisen, denn so treflich wie diese Rolle hat sie bisher kaum eine andere burhgeführt. i / Der Beifall, welccker den Darstellern zu Theil wurde, galt no

im Besonderen Hrn. Friedrih Haase, welher nah j:-dem Akt mit und ohne die Mitspieler mehrmals vor dem Publikum erscheinen mußte.

Saal des Architektenhauses.

Die „Freie musikalishe Vereinigung", welche den Ziveck verfclgt, durch Aufführung never Kompositionen denselben weitere Verbreitung anzubahnen, gab gestern ihren dritten Vorirags- abend. Unter den zablreihzn Musikstücken, die das Programm ent- hielt, find als die bedeutendsten und originelisten cine Sonate für Klavier und Violine von Horwit, drei Apborismen für Klavier von Mary Clement und besonders ein Quartett für Klavier, Violine, Cello und Harmonium von O. Beständig hervor- zubeben, welches, vortrefflich vorgetragen, cinen überraschend s{chônen Eindruck mate. Eine Romanze für Violine und Harmonium it ein melodiöses, wenn auß niht sehr eigenthümliches Werk von Richard Eichberg Unter den zahl» reihen Gesängen sind „Die Kreuzfahrt“ von H. Hofmann, das „Spanische Lied“ von Langhans, Lied aus Körner's „Braut * von William Wolf, vier Lieder von R. Buck, sowie „Weg zum Lichchen“ und „Fahrende Sänger“ von Doebb er zur weiteren Ver- breitung ganz besonders gectgnet, Die Ausführung aller Komposi- tionen, an ber sich Mitglieder des Vereins und Freunde desselben betheiligten, war eine dur&weg sehr lobentwerthe zu nennen. Das zahlrei erschienene Publikum spendete allen Vorträgen sehr lebhaste Beifallsbezeugungen.

In der Vorslellunz des „Tannhäuser® am Sonntag _im Köni g- lihen Opernhause sind die Damen Leisinger und Staudigl, die Herren Sylva, Bey, Stammer, Krolop und Ernst beschäftigt. Die Be- seßung des demnähst im Königlihen Schauspielhause zur Darstellung gelangenden Dramas „Die Kronprätendenten“ von Henrit Ibsen ist die nachstehende: Hakon: Hr, Matkowsky, Inga: Fr. Kahle,

Jarl Sküle: Hr. Arndt, Frau Ranhild: Fr Stollberg, Sigrid : Fel: Lindner, Margarete: Fr. von Hocenburger, Ingeson: B: Müller, Ribbung: Hr. Keßler, Bischof Arncfon, Hr. Grube, Bonde, Hr Nesper, Kaplan Balde: Hr. Oberländer, Wäradal; Hr. von Hochenburger, Pg Pr: e aide: Pee AUlG Sigebora: Frl, Poppe,

eier: Dr. Purs@tan, Wiljam : Hr. Eichholz, Arzt: Hr. Will, Skalde : Hr. Ludwig, Bratte: Hr. Sigriist. L MOD

He; Kahle- Keßler beging heute das 25 jährige Jubiläum ihrer Bühnenthätigkeit am Königlihen Schauspielhause. Aus diesem Anlaß wurde die „geschäßte Künsilerin mit vielen Blumen- spenden und ker;licen Elückwünschen bedacht. _ Josef Kainz, der von seinem St. Petersburger Gastspiel zurückz-kehct ist, wird am Mittwoch im Lessin g-Theater als Nustan in Franz EriUparzer's dramatischem Gediht „Der Traum ein Leben“ zum ersten Mal wieder auftreten.

Im Friedrich-Wilhelmstädtishen Theater findet von Dellinger's „Saint Cyr“ übermorgen die legte Sonntags - Auf- führung statt. Das Meiilitär-Concert zur Eröffnung des Gartens v oen von der Kapelle des Leib-Garde-Husaren-Negiments aus- g:{ührt.

Im Kroll’schen Theater tritt Sgr. d'Andrade am Sonntag als Renato in Verdi’s „Maskenball“ auf; am Montag giebt er seine leßte Gastrolle als „Don Juan“. In dieser Vorstellung werden Lilli Lehmann die Donna Anna, Marie Lehmann die Eloira und Hr. Kalisch den Octavio singen.

Im Lhomas-Theater findet von dem erfolgreiGen Volks8- tüuck „Der Millionenbauer“ übermorgen die letze Sonntags- Auf- führung statt.

. Mannigfaltiges.

Der Direktor der „Nevue des Mevucs* theilt uns aus Mailand mit, daß er den verewigten Feldmarschall Grafen Moltke im vorigen Jahre gebeten batte, ihm die BüHer angeben zu wollen, weiche einen befonderen Einfluß auf ihn ausgeübt haben, sowie die- jenigen, welche er imn;er wieder gern zu lesen pflegt. Darauf erhielt der Fragesteller die folgende, vom 11. November 1890 datirte Antwort ;

„Geebrter Herr! Ihrem Wunsch gern entsprehend, übersende ih anliegend cin Verzei@niß der Bücher, von welchen ih glaube, daß sie den meisten Einfluß auf mi geübt haben. Jch bemerke dabei, daß ih die Jlias als neunjähriger Knabe, also natürlich nur in der Üeber- schung, gelesen habe. Ergeben Graf Moltke, Feldmarschall

Bücher, welche d:n meisten Einfluß auf den Grafen Molike geübt haben: die Bibel, Homer's Ilias, Littrow, die Wunder des Himmels, Liebig, Briefe über landwirth- \schaftlive Chemie, Clausewitß, über den Krieg.

Bücher, wel(e der Feldmarshal immer wieder gern zu lesen pflegte: S@chiller, Soethe, Shakespeare, Walter Scott und Geschichtswerke von Nanke, Treitschke und Carlyle.

Dem gestrigen Bericht im „R. u. St, A." über die General- versammlung des Vereins der Berliner Volksküchen vom 29, April bleibt noch Fclgendes nahzutragen: Nachdem der \tell- vertretende Vorsißende Hr. Rentier Nöstel seinem Bedauern über den Rüdltritt des langjährigen Vorsitzenden Kreisgerichts - Direktors Beisert Ausdruck gegeben, nahm Fr. Lina Morgenstern das Wort, um zunächst an die {merzlichen Verluste zu erinnern, die der Verein dur den Tod mchrerer Mitglicder erlitten hat. Die Stistung8gelder haben \sich dur ein Legat der frühcren Protekftorin, der Hochseligen Kaiserin Augusta, um 10009 6 vermehrt, von deren Zinsen Bedürftige umsonst gespeist werden. Durch Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden wurde dem Verein ein Gedenkblatt an die Kaiserin Augusta über- geben, Die Unterstützungskasse des Bereins konnte im vorigen Jahre 8300 Portionen gratis an Nothyleidende vertheilen. Am 6, Juni d. J. feiert der Verein das Fest seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens. Es ist der Tag, an welchem Fr. Morgenstern ein Comité zur Be- gründung der Volksküchen im Jahre 1866 in ihre Wohnung eingeladen hatte. Das Programm zu diesem Jubiläum soll aus einer Feierlichkeit amn Vormittag, des 6. Juni, aus einem Bankett am Abend desselben Tages für alle Mitglieder, Stifter und Freunde des Vereins und aus einem Fest für die Angestellten des Vereins am 8. Juni und einer Fest- speisung in den Volksküchen am 7. Juni bestehen. Außerdem wurde Fr. Morgenstern der Auftrag, eine Festshrift zu verfassen, an der aud) Sanitäts-Rath Dr. Blas{ko sich mit einem Kapitel über die UntersuGung der BVolksküchenspeisen betheiligen wird, die er im Kaiserliwen Gefundhbeitéamt anstellen ließ. An Stelle des Kreis- gerihts-Direktors Beisert wurde Rechtsanwalt Dr. Jacovi zum Vor- sigenden, font der bisherige Vorstand wiedergewählt.

Das Kuratorium der \tädtischen Markthallen hat der „Voss. Z.“ zufolge beschlossen, bei Gelegenheit des Erweiterungsbaues der Central-Markthalle in der Neuen Friedrichstraße die Ein- ridtung von Kühlräumen für vershiedene Marktwaaren, wie Fleis, Fische 2c. den städtishen Bebörden vorzuschlagen. Um aber die richt unbedeutenden Vetriebêékosten herabzumindern, wird be- absihtigt, hiermit die künstliche Herstellung von Eis, welches als Nebenprodukt gewonnen wird und wofür besondere Anlage- kosten nit erwachen, zu verbinden, Damit würde si zugleih das Standgeld verbilligern lassen. i

Die Bauerlaubniß für die am Humboldthain in der Elisabeth- Parochie zu errichtende Himmelfahrts- Kirche is nah dem „Evang.-Kcchl. Anz.“ nunmehr ertheilt. Dec Bau wird sofort in Angriff genommen werden,

Die Kanalisation von Rixdorf beschäftigte der „Post* zu- folge die dortige Gemeindevertretung in ihrer leßten Sitzung, welcher auch der Landrath des Kreises Teltow Stubenrauh beiwohnte. Seit mehreren Jahren ist der Plan ins Auge gefoßt worden, Rixdorf nah dem Berliner System zu kanalisiren. Vor allen Dingen fehlten hierzu die nöthigen Nieselgüter. Das Rittergut Waßmannsdorf wurde zur Betrieselung angekauft. Nachdem nun noch der Regierungs-Baumeister We?*gandt als Gemeinde Baumeister angestellt worden war, reifte derPlan zur Ausführung. Die Kanalisirung foll vier Jahre in Anspruch nehinen, Dec Kreisautschuß hat der Gemeinde die Chausseen zur Legung der Röhren unentgeltlich zur Verfügung gestelt. Der Beginn der Ar- beiten hängt jedo von folgendem Umstande ab: Die Gemeinde Berlin will den Rirxdorfer Behöcden gestatten, bei besonderen Ge- legenheiten die Nothabflüsse nach dem Landwehrkanal zu benugen, wenn si die Behörden mit den Schleusenwärtern vorher televhonish verständigen wollen. Darauf will Rixdorf eingehen. Die Entscheidung \chwebt noch. E

Die Villenkolonie Neu-Babelsberg erhält der „N. Pr. Z.* zufolge gegenwärtig Fernsprehanshluß; au wird von Nowawes eine Gasleitung dorthin gelegt. ;

Potsdam. Auf der Havel hat \i{, wie die „N. Pr. Z.“ mittheilt, zur Zeit ein \{chwarzer Schwan angefunden, der von seinen weißen Genoffen keineswegs freundlih behandelt wird. Sobald er fi bei ihnen blicken läßt, machen sie wuthentbrannt Jagd auf ihn, sodaß er sck{leunigst das Weite suhen muß, um nicht mit Flügel- {lägen bearbeitet zu werden.

Köpenick, Der Magistrat hat der hiesigen katholischen Privatschule zwei Shulzimmer mit Bänken für eine monat- liche Miethe von 20 #6 zur sofortigen Benußung eingeräumt, In derselben Angelegenheit geht der „Germania“ Abschrift folgenden Reskrivts zu: 2

Potédam, den 21. April 1891, Auf die Eingabe vom 2. d. M. erwidern wir Curer Hohwürden, daß die städtishe Schuldeputation in Köpenick der dortigen katholischen Privaischule inzwishen zwei ge- räumige und geeignete Klassenzimmer zu uneingeshränkter Benußung bis zum 1, Oktober d. J. überlassen hat, Die geeignete Unterbringung nah

dem 1, Oktober werden wir im Auge bebalien. Abtheilung für Kircchen- ued Schulwesen gez. Lucanus. An den Fürstbischöflichen Delegaten Herrn Propst Dr. Jahnel, HoHwürden in Berlin.

Schwedt a. O, 29. April. In der Na&t zum Montag if, wie die „Voss. Ztg." berichtet, das alte eh:würdige Shützenhaus abgebrannt. Das Feuer entstand auf unerklärte Weise um Mitternacht auf dem Boden über dem Schütßensaal und hatte als- bald die Decke des Saales ergriffen. Von den darin als Shmuck vorhandenen kostbaren alten Erinnerungszeihen, als Kriegsbilder und Königsscheiben, konnte nur wenig gerettet werden. Das gleichfalls sehr schnell in Brand gerathene Theatec gab mit scinen Coulissen und fonstigem Jahalt dem Feuer immer größere Nahrung, sodaß das ganze Sbüßtzenhaus mit seinen Nebengebäuden in einen Aschenhaufen verwandelt wurde.

Gravenstein (S@&leswig), 28. April. Der „N. Pr. Ztg.“ wird geshrieben: Aus Anlaß einer historishen Erinnerungsfeier, die von zablreihen Kampfgenofsen- und Kriegervereinen Nords{leswigs begangen wurde, prangte gestern unser fceundliher Ort im \Hönsten Flaggenschmuck. Kurz nah 4 Uhr seßte sich ein langer Zug mit wehenden Fahnen und unteë Vorantritt einer Musikkapeüle nah dem Seiner Hoheit dem Herzog Ern| Günther zu SHleswigzr, Holstein gehörigen, zwishen Gravenfteia und Ubbüll belegenen Koppel Overtang in Bewegung, wo am 22, April 1884 der damalige König, nahmalige Kaiser Wilhelm I. die Düppelstürmer an si vorbei marschiren ließ. An jener historischen Stätte hatte nun der Flensburger „Verein ehemaliger Kameraden des Garde-Corps* eine „Königseihe* pflanzen lassen, unter deren Wurzeln eine auf Pergament niedergeshriebene Stiftungs-Urkunde cin- gesenkt wurde, die folgenden Wortlaut hatte:

„Nahdem am 18. April 1854 die preußische Armee im Kampfe gegen die dänische die Höhen von Düvpel erobert hatte, traf am 22. April der König von Preußen, nahmalige Deutsche Kaiser Wilbelm L, auf dem Kriegsshauplaß ein und nahm NaHmittags zwischen Gravenstein und Aybüll auf der Koppel Overtang, wclhe jeßt dem Herzog Ernst Günther eigenthümlih gehört, Parade über die Sturmt:olonnen und die Brigade Göben ab. Bewegten Herzens hielt der König hierbei eine Ansprache, in welcher er seiner hohen Freude, sowie seinem Danke für den errungenen Erfolg und den in der Armee herrschenden guten Geist Ausdruck gab. An der Stelle, wo der König hielt, bat zur CGrinnerung an dies Ereigniß heute der „Verein ehemaliger Kame- raden des Garde-Gorps* zu Flensburg eine 16jährige Eiche gepflanzt und an den Wurzeln derfelben diese Urkunde niedergelegt. Möge au diese Königseiche der Nachwelt Kunde? von der Heldeugröße des Königs und Kaisers Wilhelm T, der Treue und Hingebung seines Volkes, dem Kriegsruhme seiner Armee überbringen !“

Unterzeihnet ist die Stiftungs-Urkunde von den Vorständen von dreizehn Kampfgenossen- und Kriegervereinen aus den Kreisen Flens- burg, Apenrade und Sonderburg, vem Köntiglihen Landrath des Kreises Apenrade, von Bonin, von dem Ortspastor Müller und von dem Gutsbesizer von Uslar-Bushm90o8 als Mitglied cincs hannoverschen Kriegervereins, Die prächtige Eiche ift von einem hoben eisernen Gitter umgeben, und an jener Stelle, wo die Metallkapsel vergraben wurde, ist ein Gedenkftein errihtet, der die Inschrift trägt: Hier begrüsste König Wilhelm I am 22. April 1864 die Düppelstürmer.

Nachdem die Urkunde niedergelegt war, hielt der Vorsitzende des Flensburger Gardistenvereins Dr. jur. Ascan Müller, eine warm ezpfundene Ansprache, in der er in kurzen Zügen cin Bild des verstor- benen hodseligen Kaisers Wilhelm T. vor Augen führte und seiner jeßt gleidhfalls fast sämmtli zur großen Armee abberufenen Paladine gedachte. Die Rede {loß mit einem begeistert aufgenommenen Hoh auf Seine Majestät den Kaiser Wilhelm Il. Hierauf wurde die Nationalhymne gesungen und unter den Klängen des Düppeler Sturmmorsches dann der RückEmarsh nah Gravenstein angetreten, wo die Fei:r dur eincn Kommers beschlossen wurde. Das Fest, an dem sih au zahlreiche Damen betheiligten, nahm von Anfang bis zu Ende einen erhebenden Verlauf.

Gießen, Ver einicen Tagen ging na einer Mittheilung der „Münch. N. N.“ ein heftiges Gewitter in unserer Gegend nieder, welches bei Bliß und Donner ait starkem Hagel und Regen ver- bunden war, In dem Comtoir eines hiefizen Geschäfts zeigte ih nun währead des Gewitters folgende auffallende Grsheinung: Ein BVlitstrahl fuhr plößlich aus dem Tclephonapparat, die Glodte des Apparats {lug an, der Llig fuhr in gerader Linie an dem Kassenschrank, an welchem der Besitzer des Geschäfts faß, vorbei und durch das offene Fenster hinaus in die Luft, In diesem Augenblick erfolgte ein Donnerschlag von großer Heftigkeit, sodaß die Fenster- scheiben zittert:zn. Der Bliystrahl war außerordentli dünn, hatte aber eine so intensive Helligkeit verbreitet, daß dem Geschäftsinhaber noch nach zwei Stunden die Augen wie geblendet tvaren. Sonst ver- spücte er keine Einwirkung des Strahls,

Moftock, 28. April. Die Heringsfischer ei bat nach einex der „N. Pr. Ztg.“ zugegangenen Mittheilung bei dem herrs {enden Nordwirde, der die Fische in großen Schaaren an die Küste zu treiben pflegt, während der letzten Tage in Warnemünde reiche Erträge geliefert. Zuglei mit den Heringen wurden zwei seltene Fish- Exemplare, ein großer Stör von fast 14 Fuß Länge und 189 Pfund Gewicht, sowie cine Aalquappe (lota vulgaris) von etwa 50 cm Länge gcfangen. Das letztere Thicr ward für cin Muscum erworben, der Stör an den hiesigen Markt gebracht.

Oberhausen, 27. April. Bei den Arbeiten zur Erweiterung des Entwässerungskanals stürzte, wie der „K Z.* mitgetheilt wird, ein Theil des SchaŸtes ein, wobei drei Arbeiter von den Sand- massen verschüttet wurden. Zwei wurden todt, der Dritte mit stark gequetshter Brust ans Tageslicht gefördert.

Vom Oberharz, 28. April, Wie dem „Hann. Cour.“ be- ridtet wird, weiht der Schnee jezt immer mehr zurück bis zu den Höhen des Gebirges. Dort allerdings \pottet er noch allen Be- mühungen der Sonne, ihn zu bekämpfen. Vom Bruchberg, Reh- und Sonnenberg, wo man den Schnee noch bis zu 1 m Tiefe an- trifft, wadsen die Massen bis zum Brockenfelde, wo sie etwa noch l1è m Stärte haben. Natürlich gilt das nur von den dihten Wald- partien, wo die Einwirkung der Sonne bisher zurückgehalten ift, während die sonnbeschienenen Hänge auch im Howhgebirge hon \chnee- frei zu werden beginnen.

London, 29. April.

) / ! Die Influenza breitet sih in den Provinzen immer weiter aus, Sie wüthet besonders stark in York, wo sie viele Mitalieder der \tädtishen Behörden ergriffen hat. Der Erzbis4hof, der Locdmayor, der Vize-Lordmayor und der Sheriff

liegen an der Krankheit darnieder. Außerdem sind mehrere Hundert Arbeiter der Stadt mit ihr behaftet. Jn Sheffield tritt sie außergewöhnlih_ bösartig auf und die Zahl der leßt- wöchentlichen Todesfälle übersteigt die in der entsprehenden Periode des Vorjahres um ein Bedeutendes. Auch in London wüthbet die Epidemie mit unverminderter Heftigkeit. Der amtlihe Ausweis für die Sonnabend, den 25. April, beendete Woche führt niht weniger als 10 Todesfälle auf Jofluenza zurück, Die Krankheit bält seit Sonnabend auch den Abg. Mundella an das Bett gefesselt.

(F) Christiania, 27. April. In der lebten Woche sind 2488 ECrfkranfungsfälle an Influenza debut ole: in D Woche vorÿer wurden 2180 und in den drei leßten Wochen zusammen 5549 Erkrankungésfälle angemeldet. Sehr viele Offiziere und eine große Anzahl hiesiger Aerzte liegen an der Influenza darnieder.

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