1891 / 103 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

pielen. Au die beiden Kinderrollen sind neu beseßt. “Am Montag geht im Opernhause das Ballet „Klick und Flock* in Scene. In der Dienstagsvorstellung des „Oberon“ werden zum erften Mal Frl. Rothauser die Fatime, Frl. de Jo. den Puck und ‘Fr. Rothmübl den Hüon singen. . :

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 3. bis 9, Mai lautet: Sonntag: „Tannhäuser“. Montag: „Flick und E Anfang 77 Uhr. Dienstag: „Oberon“. Mittwoch: „Der

iderspänstigen Zäbmung“. Donnerstag: „Tannhäuser“. Freie! „Der Troubadour* ; Azucena : Frl. Petersen, Graf Luna: Hr. Fränkel, als Gâfte. Sonnabend: „Die Zauberflöte“ ; Tamino: Hr. Sommer, vom Stadt-Theater in Köln, als Gast. : /

Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Die Quitzows*. Montag: „Wilhelm Tell“. Dienstag: „Der Kaufmann von Venedig“. Mittwoch: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Das Käthchen von Heil- bronn“. Freitag: „Der Sturm“. Sonnabend: „Der neue Herr“.

Das Deutsche Theater bringt am Freitag eine Wieder- aufnahme des Lustspiels „Die Welt, in der man \ihch lang- weilt*, das neu einstudirt und zum Theil neu beseßt ist. In der Rolle der Suzanne wird zum ersten Male Frl. Martha Bâr vom Stadttheater in Bremen auftreten, welche damit ein auf Engagement abzielendes Gastspiel beginnt. Morgen und Donnerstag wird „Krieg im Frieden“ gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von „Faust“, I. Theil statt. Für Dienstag und Sonnabend sind „Die Kinder der Excellenz“'; für Mittwoch „Der Sohn der Wildniß“ angesetzt. j

Im Berliner Theater kommen Sonntag Na@mittag die drei Einakter „Verschollen“, „Es hat so sollen sein“ und „Hektor“ zur Aufführurg; am Abend wird zum 50, Male „Der Veilchen- fresser“ gegeben; in beiden Vorstellungen spielt Margarethe Tondeur, an Stelle der erkrankten Nusha Buße Am Montag geht neu einstudirt das Klapp'she Lustspiel „Rosenkranz und Güldenstern“ in Scene, das am Dienstag und Sonnabend und nähsten Sonntag Nachmittag wiederholt wird. Am Mittwoch kommt das einaktige Lustspiel von Mar Bernstein „Ein Kuß* zur Aufführung; dazu gesellen sich die Hopfen’ schen Lust- fviele „Es bat so sollen sein“ und neu ‘einstudirt „Hexenfang““. Am Donnerstag wird Nacbmittags „Der Veilchenfresser“ und Abends eSchuldig““ gegeben. Der Freitag (35. Abonnementsvorstellung) bringt eine Wiederholung von „Uriel Acosta““ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle. Die Abendvorstelungen beginnen jeßt um §8 Uhr.

Im Lessing- Theater ift das Repertoire für die nächste Woche wie folgt festgestellt: Montag: „Die Ehre.“ Dienstag : „Nora“. Mitt- woh: Erstes Wiederauftreten von Josef Kainz: „Der Traum, ein Leben“. Donnerstag: „Thermidor“. Freitag: „Sodomé Ende. (Willy Janikow: Iosef Kainz.) Sonnabend: „Ultimo“.

Im Wallner- Theater findet morgen die erste Sonntags- vorstelung von dem Singspiel „Des Teufels Weib“ zu ermäßigten Preisen ftatt.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater ist am Freitag die leßte Aufführung von Dellinger's Operette „Saint Cyr“ und am Sonnabend die erste Vorstellung von „Nanon“.

In dem Sommergarten des Belle - Alliance - Theaters findet morgen das Auftreten des Mandolinen-Quartetts „Armanini“ ftatt bei nur 50 9 Eintrittsgeld, das auch zum Besuche des Theaters {soweit der Raum reiht) berechtigt.

Bei der morgigen Aufführung des Verdi'shen „Maskenball“ im Kroll’shen Theater wirken außer Hrn. d’Andrade mit: Frl. Prosky (Amelia), Frl. Schacko (Page) und Frl. Finkenstein (Ulrica), fowie Hr. Alma als Riccardo. Am Mittrwooch debütirt Hr. Birren- Xoven vom Kölner Stadttheater als Lyonel in Flatow's „Martha“.

Auch das Adolph Ernst-Theater hat nunmehr seinen Garten geöffnet. Im Theater ;herrs{ht in Folge der neuerdings angebrahten umfangreichen Ventilationsvorrihtung \tets eine angenehme Temperatur

eDer Millionenbauer“ geht im Thomas-T heater am Dienstag zum Benefiz des Hrn, Emil Wirth in Scene, der die Rolle des aus dem Verbande des Thomas- Theaters ausgeschiedenen Hrn. Kettner übernommen hat.

Wetterberiht vom 2. Mai, Morgens 8 Uhr.

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Stationen. Wind. Wetter. Oper in 3

in ? Celsius

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeres\p in Millim

red.

Temperatur

Mullaghmore | 754 |W 4|wolfkig Aberdeen . . | 749 NO 2 \bedeckt Christiansund | 739 NNO 3\Regen

Theater-Anzeigenu.

Bönigliche Schauspiele.

haus. 109, Vorstellung.

auf der Wartburg.

kten von Rihard Wagner. Ballet von

E. Graeb. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur

Fas, Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang r.

Sgauspielhaus 115. Vorftellung. Die Quitzow?s. Vaterländisbes Drama in 4 Aufzügen von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Montag: Operuhaus.

Jagd.

Bekanntmachung, betreffend die Eröffnung der Jagd auf wilde Enten.

Die Jagd auf wilde Enten in dem Regierungsbezirk Pots- dam wird im laufenden Jahre mit dem 1. Juli eröffnet. Potsdam, den 28, April 1891. Der Bezirks-Aus\{uß. von Dewig.

Manuigfaltiges.

In der Philharmonie fand gestern zum Gedächtniß des Feld- marshalls Grafen von Moltke cine tief ergreifende und des großen Kriegshelden würdige Trauerfeier statt. Einem Prä- ludium und einem {oralartigen Saß für Orchester von Bach- Albert folgte die von dem Hof- und Garnisonprediger Rogge gehaltene Trauerrede, welche die im Wappen der Familie Moltke befindlihen Worte „Candide et caute“ und den eigenen Wahlspruch des Dahingeschiedenen „Erst wägen, dannswagen“ als die leitenden Motive feiner politischen wie feiner kriegerischen Laufbahn binftellte und durch Anführung zablreiwer Thatsachen seines Lebens bestätigte. Seine große Selbsft- losigkeit, mit der er die ihm gebührenden Lorbeeren stets auf die tapfere Armee übertrug, seine einfahe und herzliche Art im geselligen Umgang, die echt christlihe Frömmigkeit und der mildthätige Sinn, die ihn noch einen Tag vor seinem Tode bestimmte, das Protektorat eines Wokhltkätigkeits-Vereins anzunehmen, wurden gleihfalls von dem Redner hervorgehoben. Mit den Worten „Ave pia anima“ und der Mahnung an die Zuhörer, der Richtschnur der Devise „Candide et caute“ zu folgen, schloß die ergreifende Rede. Der hierdurch hervor- gerufenen Stimmung gab der Choral „Wenn ih einmal soll \cheiden“, den der philbarmonishe Chor (Dirigent: Siegfried Ochs) vortrefflich ausführte, entsprechenden Ausdruck. Hierauf trug Hr. Dr. Rei- mann ein Präludium für Orgel von Caldara vor, aus welchem das im largsamen Arshhwellen der Harmonien wunderbar ernst wirkende „Creêscendo“ zu erwähnen ist. Den Beschluß der Feier mate der unter Kogel’s Leitung vom philharmonischen Orchester vorgetragene Trauermarsch aus der Sinfonie „Eroica“ von Beethoven und der „elegishe Gesang“ desselben Meisters, der mt ten Worten beginnt: „Sanft, wie er gelebt, hat er vollend¿t,“ und vom Chor und Ortester gemeinschaftlich in würdigster Weise ausgeführt wurde. Die Büste des Gefeierten war, bon Lorbeeren und Palmen umgeken, vor der Orchestertribüne, auf- gestellt. Eine außerordentli zablreihe Zuhörershaft hatte, wie zu erwarten war, an dieser erhebenden Feier Theil genommen, für deren As den Direktoren der Philharmonie darkbare Anerkennung gebührt.

Der Baudeputation ift, wie die „N. A. Z.* meldet, vom Magiftrat der Auftrag geworden, den Bau der Doppel-Bade- anstalt auf der Oberspree hinter dem Gcmeindeschulg: undstüdck, Mühlenstraße 50, unverzüglich in Angriff zu nehmen und so zu fördern, daß diese neue Anstalt noch während der diesjährigen Bade- periode in Benußung genommen werden kann.

Die Abtheilung Berlin der Deutschen Kolonial-Gesell- \chaft wird am Montag, 4. Mai, Abends 8 Uhr, im Saale C des Architektenhauses, Wilhelmstraße 93, einen Herrenabend abhalten, an welchem Hr. Staudinger über „Aussichten des Hinterlar des von Aagieeun und das Niger Benue-Gebiet“ sprehen wird. Eäfte sind willkommen.

Die Hauptversammlung des Stolze'’schen Stenographen- Vereins findet des Himmelfahrtstages wegen niht am Donnerstag, sondern {on Montag, 4. Mai, Abends 8 Uhr, im Saale des Branden- burger Hauses, Mohrenstraße 47, mit folgender Tagesordnung ftatt : 1) Vortrag des Parlaments-Stenographen ckler: über die Ent- wickelung des stenographishen Gedankens bis zur Gegenwart. 2) Vereinsangelegenheiten. (Neuwahl des Aus\chufses.)

Sonntag: Opern-

Tannhäuser und der Romantische

Saint Cyr. von Oscar Walther. Hr. Kapellmeister Federmann. Im prachtvollen Park : von Grnft 110. Vorstellung. Flick

M ontag : Saint Cyr.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung, zum 17. Male: 3 Operette in 3 Aufzügen (mit theil- weiser Benußung eines Stoffes von A. Musik von Rudolf Dellinger. In Scene geseßt von Julius Frische.

Großes Militär-Concert.

Auftreten von Gesangs- und Instrumentalkünstler. Tes des Concerts 43 Uhr, Anfang der Vorstellung i r

Im Park: Großes Militär-Concert.

In der Roller'\chen Stenogravhie beginnen unentgelt- lihe Lehrkurse am Montag, 4. Mai, im Restaurant Proz, Annenstraße 9; Dienstag, 5. Mai, im „Kafstanienwäldhen“, Bad- straße 16, und im „Wilhelmshof“, Alt-Moabit 104/105; Mittwoch, 6. Mai, im „Nordpark“, Müllerstraße 161, und im Restaurant Beer, Postftraße 29; Donnerstag, 7. Mai, im Reftaurat Hintshe, Neue Königstraße 59 und im „Deutshen Wirth2haus*, Bergstraße 120 in Rirdorf ; Freitag, 8. Mai im Restaurant Hensel, Brunnenstraße 129 a ; Sonnabend, 9. Mai, im Bürgergarten, Lindenstraße 105, überall Abends 83 Uhr. Die Lehrmittel kosten 3

Helgoland. Um während der Saison, besonders bei unruhigem Wetter, den Badegästen Gelegenheit zu geben, dringende Mittheilungen von der Düne nach der Insel und in umgekehrter Ribtung geben zu können, wird dem „Helgol. Wochenbl.“ zufolge, augenblicklich von der Reihs-Postverwaltung ein Kabel von Helgoland naoh der Düne gelegt und in dem Reimers’shen Pavillon eine Fernsprech- zelle aufgestellt. Zur Legung des Kabels ist der hamburgische Swlepper „Hercules“ und die helgoländer Schnigge „Three Brothers“ gechartert worden. Die Arbeiten werden von einem Telegraphen- beamten aus Hamburg geleitet.

Nah Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Essen a. d. Ruhr, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Morgen fuhr, wie die „Rheinish:Westfälische S meldet, neuer- dings eine große Anzahl bisher noch ausständiger Arbeiter des Bochumer Reviers an. M den Zechen „Centrum“ und „Vollmond“ bei Wattenscheid ist der Ausstand gänzlich beendet. Auf Schacht 2 der Zeche „ReElinghausen“ fehlen noch 60 Mann.

__ Wien, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag findet eine gemeinscastlihe Konferenz der Theilnehmer an den österreihisch - deutshen Handelsvertragsverhan d- lungen statt. Die Paragraphirung des Vertrages wird in eirigen Tagen erfolgen. Die Kaiserin Elisabeth ist heute früh 73/4 Uhr, von Miramar kommend, auf dem Bahnhofe Oberbetendorf eingetroffen und von dem Kaiser und der Erzherzogin Marie Valerie auf's Herzlichste begrüßt worden. Die von allen Seiten einlaufenden Depeschen konstatiren, daß der gestrige Tag in ganz DOesterreih ruhig verlaufen ist. Die Betheiligung der Arbeiter an den Ver- sammlungen und Belustigungen war im Allgemeinen gestern geringer als im vergangenen Jahre. Heute wird wieder Überall normal gearbeitet. :

Rom, 2. Mai. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprehcn in Extraausgaben das gestrige anarchistische Meeting und billigen die Haltung der Regierung gegenüber den Zwischenfällen. Dieselben betonen, daß die auf diejem Meeting vorgefallenen Ausschreitungen in ganz Jtalien vereinzelt da- stehen. Die am Justizpalast jenseits des Tibers be- \chäftigten Arbeiter begannen heut: einen Ausstand. Die- selben verlangen Herabminderung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes. Die Polizei zerstreute mit leichter Mühe mehrere Ansammlungen. Es sind Maßregeln zur Ver: hinderung weiterer Ansammlungen, sowie zum Einzuge der Ausständigen in die Stadt getroffen worden. Der Befehl hierzu veranlaßte einen blinden Lärm und das Schließen mehrerer Läden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in dcr Ersten und Zweiten Beilage.)

Montag: Benefiz für Edmund Schmasfow. Der Sommer-Garten ift geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonntag: Zum 43. Male: Leßte Sonntags- Aufführung, Der Millioneubauer. Volks\tück in 4 Akten von Mar Krezer. Gesangsterte im 3. Akt von A. Stönfeld. Musik von G. Steffens. Anfang 7F Uhr.

Montag: (Lte Woche ) Der Millionen bauer.

Dienstag: Benefiz für Emil Wirth. Der Millionenbauer.

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Dirigent :

Kopenhagen . Stotholm . Haparanda .

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Moskau .

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Wiesbaden . 759

München . .

Chemnitz

Berlin. .

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Breslau.

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Regen woltig wolkig wolkenlos wolkenlos wolkig halb bed. wolkenlos bededckt

760 764 764

Uebersicht der Witterung.

Die Depression, welche gestern weftlich von Schott- TIand lag, ist nordo)twärts na dem mittleren Shwe- den fortgeschritten Und verursacht an der deutschen Küste ziemli frishe südwestlihe Winde. Eine Theildepression lagert über England, auf ihrer Süd- seite vielfa Regenwetter hervorrufend, welches si demnächst auch über Westdeutshland ausbreiten dürfte, wobei Gewitterersheinungen wahrscheinlich find. In Deutschland ist das Wetter warm, wolkig

unv meist trocken.

sen Binnenlande 3 bis 93 Grad über dem Mittel- __ Die Nahmittagstemperaturen erhoben ich geftern in Deutschland vielfa bis zu 26 Grad. In dem Streifen Wilhelmshaven—Magdeburg fanden gestern Abend Gewitter ftatt.

werthe.

Regen heiter still|heiter

Die Temperatur liegt im deut-

Deutsche Seewarte.

und Flock. Komisches Zauber-Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von Paul Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 116. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernÿaus. 111. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. Romantishe Oper in 3 Auf- zügen. Musik von C, M. von Weber. Die Reci- tative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Scauspielhaus. 117, Vorftellung. Der Kauf- manu von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare, überseßt von A. W. von Schlegel. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag: Krieg im Frieden.

Montag: Faust L. Theil.

Dienstag: Die Kinder der Excellenz.

Mittwoch: Der Sohn der Wilduiß.

Berliner Theater. Sonntag, Nachm. 24 Uhr: Schuldig. Abends 74 Uhr: Der Veilcbhenfresser.

Montag: Rosenkranz und Güldensteru. Anfang 7# Uhr.

Dienstag: Rosenkra”.z und Güldeufteru.

Tessing-Theater. Sonntag: Leßtes Gast- spiel von Friedrih Haase. Der Königslieuteuant. Hierauf : Eine Partie Piquet.

Montag: Die Ehre.

Dienstag: Nora

Mittwoch: Erstes Wiederauftreten von Josef Kainz. Der Traum, ein Leben.

Waliner-Theater. Sonntag: Zum 23. Male: Des Teufels Weib. Phantaftishes Singspiel in Su As ¿n us s n Meilbac u

ortier, bearbeitet von Th. Herzl. Mußk von Ado Müller. Anfarg 7# Ubr. y O !

Montag und folgende Tage: Des Teufels Weib.

Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Sonntag: Zum 9. Male: Dr. Jojo. Schwank in 3 Akten von Albert Carré. Deuts von Carl Lindau. Regie: Emil Lessing. Vorher: Wer das Größere nicht ehrt, ist das Kleinere nicht werth. Schwank in 1 Aufzug von Sigmund S(lesinger. Anfang 7+ Uhr.

Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Kroll’'s Theater. Sonntag: Ein Masken-

ball. (Renato : Sgr. d’Andrade als Gast).

__ Montag : Gastspiel von Hr Lilli Lehmann und leßtes Auftreten des Frl. Marie Lehmann und des Sgr. d'Andrade. Auf allgemeines Verlangen : Don Juan.

Dienstag : Der Freishüt.

Täglich: Bei günstigem Wetter vor, während und nah der Vorstellung „Großes Concert“ im Sommer- garten. Anfang 4, an den Wochentagen 54 Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Zum 14. Male: Der Giftmischer. Schwank in 4 Akten vach dem Französishen von Fritz Brentano und Carl Tellheim In Scene geseßt vom Direktor Sternheim. Eintritt 50 S.

Eröffnung .dèr Sommer-Saison, Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vornehmstes und groß- artigstes Sommer - Etablissement der Residenz) Großes Doppel-Concert. Auftreten hervorragender Spezialitäten. Brillante Jllumination des ganzen

Anfang des Theaters 74 Uhr.

Montag: Der Giftmischer. Sommergarten großes Doppel-Concert, sämmtlicher Spezialitäten.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum 77, Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron. Im 4. Akt: Der unselige

Im prachtvollen Auftreten

Toupinel. Parodistishe Einlage. Anfang 74 Ubr.

Garten-Etablissements. Anfang des Concerts 4 Ubr. |-

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geôffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im a Balg Theater. Näheres die Anschlag- zettel.

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] „Nordlands= g,„Bilbelmftr. 10

Kurz vor Schluß der Aussftellungeu heute

30 Pf.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Gräfin Elisabeth Harrad mit Hrn. Legationssekretär Christoph Graf Vigthum von Eds\tädt (Berlin).

Verebeliht: Hr. Major a. D. Hermann Kunz mit Frl. Elisabeth Ruffer (Liegnitz). Hr Bürger- N Erich Genzmer mit Frl. Lina Frederich

oi).

L rent fler (Sena: epa und

otar Wetißler ntaspuite). Hrn. Regierungs- Baumeister Bauer (Breslau). Y i

Gestorben: Verw. Frau Prediger Alwine Stuben- rau, geb. Wuttig (Königsberg N.-M.). Hr. Sanitäts:Rath Dr Ludwig Heashel (Berlin). Verw. Frau Geh. Ober-Medizinal-Rath Therese von Horn, geb. Westphal (Berlin) Hr. Prov - Steuer-Sekretär Alwin Tbeodor Valentin

Breélau). Frau Amtäzgerihts- Rath Ida

autbe, geb. Bartsch (Bernstadt). Verw. Frau Forftin|p:ktor Heinzelmann, geb. Mechow (Blücer- wald). Hr. Professor Gustav Stoewe (Potsdam).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (Soz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anftalt, Berlin 8, Wilbelcfcite Ne. 39, Neun Beilagen (eins{ließliG Börsen - Beilage).

Ersie Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„¿ 103.

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Deutscher Reichstaa. 112. Sizgung vom Freitag, 1. Mai.

Am Tische des Bundesraths die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltahn.

Vor der Tagesordnung erhält der Abg. Liebz-rmann O das Wort, um folgende Erklärung zu vertejen:

„Ich habe mir gestern in Folge einer Zwishenbemerkung cinen verdienten Ordnungsruf zugezogen.

Der Abbruch der Debatte und die Feststellung der Beschlufß- unfähigkeit des Hauses machten mir es hernach unmögli, in einer persönlichen Bemerkung die Veranlaffung klar zu stellen, die für mi zu dem gerügten s{charfen Ausdruck vorlag.

habe darum heute für eine kurze Erklärung ver der Tages- ordnung vom Hercn Präsidenten die Erlaubniß erbeten und erhalten.

Der Hr. Abg. Münch hat gestern bei Gelegenheit der Wucher-

debatte cine Rede gehalten, worin er mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit zu erkennen gab, daß ver Inhalt eines in seinen Händen befindlihen Aktenstückes sich auf meine Person bezog. __ Ich kenne den Jnhalt und die Entstehungégeschichte jenes Aften- fiüdes ganz genau. Dasselbe enthält den Beweis für die von mir niemals in Abrede gestellte Thatsache, daß ih vor ungefähr 18 Jahren als junger Offizier bier in Berlin in Wugererhände gefallen bin.

Die noch beute in allen Einzelheiten na@roeisbare Veranlassung dazu war ein mir gegenüber begangener grober Vertrauensmißbrau@) Seitens eines damaligen Kameraden jüdisher Abkunft. Auf dcing- lide Bitte und ohne zu wissen, daß derselbe hon tief bei Wuhherern versGuldet war, habe ich ihm ein Gefälligkeitsaccept in Vlarco ge- geben, welhes dann bei Verfall mit dem mehrfahen Betrage der Summe ausgefüllt ersien, für die ih zu bürgen geglaubt haite.

Ic war damals {wach genug, von einer Anzeige abzusehen und gerieth nun felbst immer tiefer in Schuldknechtschaft.

In einer Reibe furhtbarer Jahre habe ich damals alle die OQualen dur@zukosten gehabt, vor denen ih jeßt Andere dur geseßliche Maßregeln bewahrt wissen möchte.

Im Jahre 1880 trat ich aus dem aktiven Dienst in die Landwehr über und es gelang mir, mich in verhältnifmäßig kurzer Zeil völlig frei zu mochen.

_ Der bckannte Kniff der Wucherer, sich Duplikate ausftellen zu Tassen und eingelöste Schulepapiere unter allerlei Vorwänden zurück- ¿ube alten, wogegen das bewucherte Opfer meist ganz webrlos ift, war auch mir gegenüber vielfah zur Anwendung gekommen. Es8 war mir bi der endlichen Begutrung troy aller Mühe nit mögli gewesen, alle Papiere zurückzuerßalten. Da i mih durch Gencral- quittungen genügend gesihert hatte, so würden jene widerrechtlic zurückbehaltenen LDokumente wahrscheinli nie wieder zu Tage ge- kommen fein, wenn ich nicht seit dem Jahre 1881 in der politischen Agitation hervorgetreten wäre

Nun wurde, um den unbequemen Gegner zu beseitigen, jenes Akteustü@ zusammengebraht. Sein Juhalt ist dann später Gegen- stand einer von mir herbeigeführten militär-ehrengerihtlihen Unter- suhung gewesen. Daß die von mir begangenen Vergehen nicht un- verzeiblier- Art waren, bewies der Ausfall des Verfahrens. Die Entscheidung Seiner Majestät des Kaisers beließ mich im Militär- verbältiniß, Sechs Monate später erbat ih, um nit stets von Neuem ähnlichen Angriffen ausgeseßt zu sein, meinen Abschied und erbielt denselben in Gnaden. Jene Allerhö&ste Entscheidung unseres in Gott ruhenden großen Kaisers deckt mich in den Augen der anständigen Leute aller Parteien. Ueber die Meinung der nit dazu zu Nechnenden kann ih mi um fo leiter binwegseten, als die- selben aus Prinzip oder aus sonstigen Gründen persönlihe Genug- tbuung abzulehnen pflegen. Ich hoffe au, daß die anständige Presse alier Parteien diese meine Erklärung vollinbaltlich wiedergeben wird, Der scharfe Ausdruck, den ih gestern brauchte, bezog fi auf die unrichtige Darstellung, als seien die in dem Aktenstücke cent: haltenen Schuldpaviere unbezahlt oder überhaupt rechtsgültig.*

Aba. Mün: Ich hakte gestern ein Aktenstück, und zwar ein geritlihes Aktenstück, vor mir gehabt, dessen Inhalt mit dem eben (Sehörten nit ganz übereinstimmt. J lege die Dokumente auf den Tisch des Hauses nieder, damit sich Jeder überzeugen kann, wer von uns beiden das Richtige gesagt hat.

(Wir hatten von den betreffenden Aeußerungen in der Donnerftagssißung keine Notiz genommen, da sie eine rein persönliche, die Allgemeinheit nicht interessirende Angelegenheit betrafen, glauben aber, da in der Freitagefißung darauf zurückgekommen wurde, sie nunmehr niht übergehen zu jollen. D. Red.)

Das Haus überweist darauf zunächst den Bericht der Reichs-Schuldenkommission an die Budget-Kommission und tritt alsdann in die zweite Berathung der Novelle zum Branntweinsteuergeses.

Die Vorlage isi mit kleinen Abänderungen von der Kom- mission angenommen worden, jedo die geforderte Erhöhung des Branntweinzolles auf 150 # in der Form, daß für Liqueure und Branntwein in Flaschen der Zoll 180 # be- tragen, dagegen für Branntwein in Fässern auf 125 4 stehen bleiben soll.

Nach Art. T sollen bei der erstmaligen Neubemessung der Jahresmenge Branntwein, welche die einzelnen Brennereien zu niedrigeren Abgabesäßen bestellen dürfen, für die kleineren landwirthschaftlihen Brennereien, welhe an einem Tage im Durchschnitt der leßten drei Jahre niht mehr als 1050, im ganzen Jahre niht mehr als 267 750 1 Bottihraum bemai}cen, die in Anrechnung zu bringenden Jahresmengen um ein Fünftel erhöht werden.

Der Abg. Dr. Barth mit der freisinnigen Partei bean- tragt, in Art. T die Aufhebung des doppelten Steuersaßzes von 50 und 70 S auszusprechen und einen einheitlihen Steuersaß von 50 S festzusetzen.

Berichterstatter Abg. Ga m p verzihtet Angesichts des ausführlichen \{ristlißen Berichts der Kommission und der Geschäftslage des Hauses auf eine nähere Darlegung der Kommissionsverhandlungen. Er bemerke nur, daß der von der Negierung bereits in der ersten Lesung ausaesprocene grundsäßlihe Standpunkt, daß der Zeitpunkt zu einer durchgreifenden Reform des Branntweinsteuergeseßes von 1887 und zu einer Aenderung seiner prinzipicllen Grundlagen noch niht gckommen sei, von der Mehrheit der Kommission getheilt wordén sei, Die meisten Beschlüsse seien in der Kommission einftim- mig oder mit großer Mehrheit gefaßt worden, und er empfehle sie daher zur Annahme. Die vorliegenden Anträge seien auch schon in der Kommission eingehend erörtert worden, und er empfehle, sie ab- zulehnen, mit Ausnahme des Antrages Buhl: Huene, welck@er zwar niht ganz, aber vorzugsweise redaktionell sei.

Abg. Dr, Barth: Bei der Stimmung des Hauses und der Regierung hoffe er zwar nit auf Annahme seines Antrages, aber seine Partei habe doch nicht darauf verzichtet, ihn zu stellen, weil

Berlin, Sonnabend den 2 Mai

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die Erfabrungen mit der jezicen Zuckcrsteuerreform sie Übcr1euzt bâtten, daß, wenn einschneidende Necformen des jetzigen protckticnisliichen | Steuersystems durchgeseßt werden sollten, man immer wieder aufs Neue auf den wunden Punkt aufmerksam mahen müsse. Deshalb werde sie immer wicder auf die mit dem Interesse der Allgemeinheit, der Sieuerzabhler unvereinkare differentielle Besteuerung des Brannt- weins hinweisen. Die agracishe Politik sei augenblickiih von ilrer aggreisiven Stellung zur defensfiven zurückgedrängt. Bei ter Zucker- steuer nehme jeßt die Regierung an, was früher Niemand habe glauben wollen, daß die Exportprämien beseitigt werden könnten. Ektenfo sei ausgeschlossen, daß die Kornzôlle wciter aufre@t erbalten würden. Das Reih nähere sich einem absoluten Nothstand, und an die Regierung trete immer wehr die Nolbwendigkeit heran. die Ini- tative zu seiner Bescitigung zu ergreifen. Das Branntwein- steuergesey bezeiHne den Höhepunkt von allen Ausf\creitungen der Wirthschafispolitik der leßten zwölf Jahre. Bei Berathung des Branntweinsteuergeseßes 1887 sci man sich der Wirkung der diferentiellen Verbrausabgabe von Branntwein zu 50 und 70 für den Hektoliter nichi vollständig fklor gewesen. Man ktbake die Preiëbildurg eines Mittelsaßzes zwischen 50 und 70 H erwartet, sodaß die Konsumenten niht die ganzen 70 A zu zahlen haben würden und die, welche begünstigt werden sollten, nicht die ganze Differenz bekommen würden. Er habe {on damals darauf hbin- gewiesen, daß der Gesammtpreis des Spiritus ch nach dem Spiritus richten würde, welher zu 70 Æ Steuec in den freien Verkehr komme. Der Abg. Oechclhäuser und der Finanz-Minister von Scholz hätten dics für unrichtig erklärt; man habe sih aber bald von der Richtigkeit der Anficht seiner Partei überzeugt. Aber die Regierung habe die Einrichtung der sogenannten Berechtigungs\cheine gesWaffen, wodurch auh der legte Pfennig der Differenz in die Taschen der KontingentébereGtigten geflossen ci. Das sei, wenn au nit contra, fo doÿ praeter legem gefhehen. Der Antrag sciner Partei falle, da der Konsum von Branntwein in Deutscland über das Kortingentêquantum hinaus nur sehr gering sci, für den Fist128 nit ins Gewicht, aber die Steuerzahler würden dana eine fehr große Summe nicht zu bezahlen haben, die sie beute für ein paar taufend Branntweinbrenner zahlen müßten. Das scheide er also aus, ebenso die konsiitutionele Frage, ob aus den Bestimmungen des Branntweinfteuergescßes von 1887 für die süd- deuts&en Staatcn die Möglikeit erwadse, gegen cine Aenderung der differentiellen Besteuerung Einspruch zu erheben. Wenn erft die Mehrheit des Reichstages und die Regierung für dea Standbpucekt setner Partei gewonnen seien, werde der Widerstand der süddeutschen Staaten nicht allzu hoch anzuschlagen sein. Wollte man gesetgeberisch den Charakter der Berehtigungs\heine bezcihnen, müßte man in das Branuiweinsteuergeseß von 1887 folgende Grundbestimmungen auf- nehmen: „Die Verbrauczsabgabe beträgt 79 A Aus den Erträgen derseiben werden den Brennern auf jedes Heftoliter ihres Kontingents 20 4 baar vergütet.“ Thatfä&lich habe man nur noch cinen Stcuer- saß von 70 M, von weldem 20 4 multiplizirt mit der Hektoliterzabl des Kontingents in die Taschen der Kontingentsbrenner flöffen. In der Kontkingentéperiode von 1887/20 habe sh das Gesammtkontingent auf 2025 046 hl beziffert, das entsprcche, mit 20 multiplizict, cixer Subvention von 40500920 A4 Diese würden an 23 133

vertbeilt, darunter scien 22081 landwirth \chaftlihe und 1052 gewerb- lihe Brennereien; die landwirihschaftliden erhielten 35 Millionen, die gewerblißen 54 Millionen Mark. Bei der Berathung bes Branniweinsteuergeschßes 1887 habe man diese differentielle Besteuerung gerade für die fleinen Brennereien für erforderli gehalten, denen man dadur das Leben weiter babe ermöglihen wollen. Von ten 23 133 Brennereien feien 9000 fo klein, daß sie von dieser Liebeëgabe jâhrlih bödstens 20 E bekämen; zwei Drittel der Brennereien, 15 471, bekämen in8gefammt 370 160 #4, während der Löwenantheil von den 404 Militonen auf das restirende cine Drittel der Brennereien entfalle,. Für 2668 Brennereien sei der Anthcil daran in mazximo je 200 MÆM jährli, zusammen noch nicht 14 Millionen, während 3876 große Brennereien zusammen 38 Millionen jäkrli bekämen. Eine Brennerei in Baden, di: größte, bekomme jährlich 180 860 M, tie nävstgroßie in Württemberg 160009 A, die nächste in Schlesien 153 040 6, eine in Schleëwig - Holstein 142 020 4 Diese allein bâtten einen größeren Antheil als dite 16090 kleinen Brennereien zusammen. Es gebe dann noch 11 weitere, welche einen Antheil von 75 000 bis 100000 4 jährlich kbätten. Die Behauptung, daß diese ganze Einrihtung nur ¿u Gunsten der großen Masse kleiner Brennereien dienen solle, vertrage alfo kcine Kritik. Wollie man die kleinen Brennereien \{Üüßen, so könnte man es vielleit billiger haben und man brauchte nicht die größeren Brennereien mit 38 Millionen zu bescenken. Es werde in der That cin bestimmter Erwerbszweig mit einer Licbesgabe aus den Mitteln der Gesammtheit versehen. Der Reichstag müsse prüfen, ob unter geordneten Finanzverbältnifsen eine folwe Vershwendung allcemeiner Mittel aufre{cht zu erhalten sei. Nun sage man, die armen Brannt- weinbrenner seien durch das Gefeß von 1887 in eine unbequeme Lage verseßt. {Sehr wakr! rechts.) Gut, dadurh nämli, daß dur die von der rechten Seite beschlossene bobe Konsumabgabe der Konsum zurüdgegangen sei; dafür habe man nun eine Ents{ädigung an die Produzenten gewollt. Der Rückgang des Konsums sei aber hoch: gere@net 1—14 Million Hektoliter im Jahre zu \{ägen. Nach den 1887 bestetenden Preisen repräsentire das cine Summe von 24 bis 30 Millionen Mark. Es sei doch eigenthümlih, wenn man für diesen Rückgang den Produzenten eine Entschädigung von 40 Millicnen Mark gebe. Also au diefe Entschädigungétheorie vertrage keine Kritik. Aber felbst einen wirklicGea Schaden angenommen, wo habe man auf der Welt eine Gesetzgebung , die eine solche Ent- sHädigung für die Wirkung eines Gesetes für zulässiz; balte? Die Spritfabrikanten, Deftiliateuzz2, Gastwirthe, welche auH unter dem geringeren Branntweinkonsum litten, Hätten keinen Pfennig Entsckädi- gung bekommen... Fahre man mit folchen Entscädigungen fort, so konne man gacniht Geld genug beschafen, um alle diese Sub- ventionen zu bezahlen. Auch andere Produktionszweige würden sagen, was dem Einen ret, sci dem Andern billig; so könnten auch die Arbeiter, wenn sie in Krisen auf geringeren Lohn angewiesen seien, sagen: wenn Ikr 40 Miliionea für die Brenner übrig habt, könnt Ihr au den Lohn dec Arbeiter aus Eurer Tasche aufbefsern. Solchen Konsequenzen müsse man begegnen. Er wisse wohl, daß einzelne Brenner troy dieser Subvention von 404 Millionen mit ibrer Lage nit zufrieden seien. Einer davon habe sogar an ihn einen offenen Brief gerihtet, in dem er na@zuweisen suchte, daß es ibm bezw. der Brennerei seit 1887 sogar {chlechter gegangen sei als früher. Dieser spezielle Fall sei um so weniger von Beteutung, als die Wirths@aftsergebnisse aus den Jahren 1887—90, auf die der Herr sich stüße, sih auf eine sehr niedrige Preislage bezögen. Ver jeßige Preis sei um 50—75%% Höher als damals. Früher sei es so dargestellt worden, diese Subvention wäre noth- wendig, um den Bau von Kartoffeln gaufrecht zu erhalten. Diese Argumentation habe auf einem logis{en Fehler beruht, Denn gleichviel, ob man diese Subvention bewtlige oder nit, es werde deswegen auch nicht ein Liter Branntwein mehr oder weniger in Deutschland produzirt. Das Quantum, was produzirt werde, be- stimme der Konsum, und wenn es nicht mehr mögli sei, den Branntwein zu dem bisherigen Preise herzustellen, so werde inan ihn eben zu einem höberen Preise berstelen. Es sei natürli schr wobl mögli, daß, wenn diese Subvention aufhöre, sonstige Ver- 1

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\Giebungen einträten, daß nämli zewisse Brennereien eingingen, und daß ßch dafür andere meh: entwidelten. Dieselbe Ersheinung habe man aber auf allen Gebizten des wirthschaftlihen Lebens, und Deutschland steve in Folge dieser Subvention vor der Gefahr, daß die Branntweinsteuer ganz herau8genommen werde aus dem luß der allgemeines Entwickelung. Darum sei es das Beste, eine Tolche Maßregel sobald wiè mögli abzuschaffen, damit die Mißstände „ht

noch aftuter würden. Seine Partei werde hier und außerhalb des

Hauses nicht ruhea und rasten, bis sie diesen Pfahl aus der

Steuergesezgebung au8gezogen babe (Beifall links )

Abg. Graf von Kleist -Shmenzin: Und seire Partei werde nit ruten und rasten, diese Gese8gebung aufrecht zu erhalten. (Beifall rets.) Daß nah Aufhebung der fog. Liebesgabe ebenso viel Kartoffeln verbrannt würden wie früher, sei für den praktischen Land- wirth niht wzhrscheinlid. Der Landwirth werde die Kartoffeln, die er niht vershicken könne, zu cinem minimalen Preise verkaufen müssen. Der Abg. Dr. Barth habe bervorgehoben, daß der Brannt- weinkonsum zurückgegangen sei. Diese günstige Wirkung hobe man von dem Geseg gar nicht erwartet. Die Thatsache elb sei er- freulih, und man babe nit gesehen, daß irgend Jemand aus Mangel an Alkohol zu Grunde gegangen fei. (Zustimmung und Heiterkeit rets.) Unitreitig babe die plögli&e Auferlegung der Steuer 1887 namentlich den Often in eine fehr \{hwierige Lage gebrawt. Wenn nun, um den weiteren Bau der Kartoffeln zu ermöglichen, diese Liebe8gabe den Brennern gegeben worden sei, so sei es gesehen, um den Brennern und einer großen, breiten Bevölke- rung die Kultur in jenen Gegenden aufrech{t zu erhalten, denn die Kars tofel sei dert vielleiht die einzige Fut. Dadurch, daß weite Flächen mit Kartoffeln bebaut twoürden, werde es mögli, ein billiges Nahrungêmittel für weitere Kreise zu \{hafffen. und dies sei um so roiHtiger in Jahren mit {chlechter Getreideernte. Der hohe Betreidepreis von 18920 babe an der totalen Mißernte der Karteffe!n gelegen. (Sehr wahr ! rechts,) Durch das bisherige Steuergeseß hab? Kch die Brennerei nur eben über Waßer halten können. Die böberen Preise seien keineëwegs gleibedeutend mit cinem höheren Verdienst dec Lartwirthe. Der bohe Preis hate von der miserablen Kartoffelernte hecgerührt. Wenn man keine Kartoffeln zu verkaufen habe, fo helfe auH der kohe Preis nichts, (Zustimmung rechts.) Würde der Antrag Barth angenommen, so würden die Brennereien des Ostens eingehen und einige grofe Brennereien würden die Produktion übernebwien. Die freiwerdenden Flächen würden der Forstkultur verfallen, und das set nicht wüns@er8wertbh, denn vicle Tausende kleiner Leute erttelten ibre Nabreng dur den Kartoffelbau. (Sehr richtig! rets.) Der Abg. Dr. Barth babe gesagt, die agrarpolitis@e Entwickelung bätte nabéezu einen Notbstand bervorgerufen und deshalb gebeten, die Regies- rung möchte die Getreidezölle aufheben. An dem Nothstande seien aber ni®t die Agra:ier {uld, sondern einzig und aliein die Händler, die jeßt die Ectreidevorräthe noh in der Hand hätten, (Sebr richtig! rechts.) Nicht die Zölle vertheuerten die Lebensmittel, sondern der E Er bitte, den Antrag Barth abzulehnen. (Bei- fall rets,

Nbg. Stadthagen: Dafür, daß der Konsum si in Folge des Steuergesches vermindert habe, fei man den Beweis schuldig geblieben. Diese Subvention von über 49 Millionen sei der krafseste Beweis, daß diese Gesetzgebung ledigli zu Gunsten der besißenden Theile ge- macht worden set. „Der Vorredner habe seibst zugestanden, day sh die Brenner ohne diese Subvention nitt über Wasser halten könnten. Damit habe er das Todesurtheil über diese Produktionsweise selbft a:forochen. Sei die Produktion nicht im Stande, auf eigenen Beinen ch zu halten, fo habe sie Bankerott gemacht, uno dann sei es gerecht- fertigt, zu erklären: Vebt Gure ganze Produktion ber. Der Vorredner habe Unrect darin, daß die Getreidebauer und Brenner an dem jeßigen Nothftande nit \chuld teien. Ohne die Zölle wäre eine Notblaze, wie sie jez! sei, absolut unmögli. Allerdirgs trage auch das Auf- kaufen und das Einsperren dcs Getreides mit dazu bei. Der frühere Abg. Rudolf Meier habe bargelegt, wie in den Zeiten des Krieges voa 1866 und 1870 die ftorserzativen Grofgrundbesizer die Nah- rungömittel eingesperct und so dsten Getreidepreis in die Höhe gebracht bâtten. Die Liebesgabe lasse sid in keiner Weise rechtfertigen. Käme es auf ibn an, so würde er an Stelle dieses Gesetzes einen einzigen Paragraptzen vorschlagen: jede Besteuerung des Branntweins ift verboten,

Akg Dr. Buhl: Der Abg. Dr. Barth werde selb zugeben, daß der von ibm gestellte Antrag unannehmbar sei. Es fei ja leicht, das Abschaffen der sogenannten „Liebe8gabe“ zu beantragen; aber wenn man die historische Entwickelung der Branntweinsteuer ins Auge fasse, so werde man sehen, daß es fich bier nit um eine Liebesgabe, sondern um eine vocläuvfig noch dringend nothwendige Subvention einer nament- lich für die Landwirtbschaft sehr wichtigen Industrie handele. Die Stellung seiner Parteigenossen zu dem jetzigen Branntweinsteuergesetz sei {hon durch die Verhandlungen vom Jahre 1887 gekennzeichnet; sie betrackteten die jeßige Steuer niht als ein Aeternum. Alle ihre Gründe für diese Auffassung hier zu wiederholen, k-*- die Geduld des Neicstages bei der befannten Geschäftslage zu seyr in Anspru nehmen; aber wenn feine Partei eine Aenderung der Branntwein- steuer für nothwendig halte, so müsse diese Aenderung doch unter SSonüäng der Industrie und niht nah dem Antrage Barth vor- geriommen werden. Wenn man im Sinne dieses Antrages vorginge, jo würde eine Folz2z davon scin, daß fich die ganze Brannkwein- brennerei in wenigen Händen konzentriren würde, und die Folgen eines solhen Vorgangs brauche er wohl nit erst zu shildern. Das kon- stitutionelle Moment, das in den Reservatrechten Süddeutschlands, namentli Vayerns, liege, ditrfe auh nit so leiht genommen werden, wie es der Abg. Dr. Barth gethan babe; es handele sich bier um wohlerworbene Rechte, die man respektiren müsse. Au daß cine folce fteuerli@e Behandlung, wie fie der Branntwein erfahre, unerhört wäre, sei nit zutreffend; der vom Abg. Dr. Barth angeführte Vers glei mit der Tabacksteucr fei unzutrefend. Das seien zwei ganz verschiedenartige, also auch steuerlih vershieden zu b¿handelnde und zu schüßende Intustrieprodukte. Also er (Redner) wiederhole: das gegenwärtige Gesetz fei fein Aeternum, aber man müsse di- Aenderungen vorsichtig vornehmen; wenn ein Induftrieprodukt einen so bedeutenden Koufumrüdcgang erfahre, wie der Branntwein, dann müsse die sicuer- lie Behandlung diefe Industrie {ützen, Ec wolle nit auf das Vorgehen Frankreihs hinweisen, aber wie babe man es in der SHweiz gemaht ? Dort habe man socar eine cigene Art. Monovok vou Branntwein eingeführt, um der Regierung die Möglichkeit zuw geben, den in der Sthweiz produzirteu Branntwein zu hößcrei Preisen zu verkaufen; also so abhängig sei selbst die Regierung einer Republik von den Produktions- und Konsumtiorsverhältnissen eines Jr dustriz- protufts, Den vom Akg. Freiherrn von Hucue und ibm gestellten An- trag ânderien sie dabin ab, daß ftait der Worte „während des ganze; & : ; e wahrend des ganzen Jahres jedoch niht mehr als 267750 1“ zu setzen sei: „oder in keinem der be¿zeichneten brei Jahre wehr als 267 750 1°, Der Zweck dieses Antrages fei, den ganz kleinen Brennereien die Erböbung des Kontingents, wie sie durch die Vorlage herbeigeführt werden solle, auch wirflih zugängli% zu machen. Darum bitte er, den Antraa unter Ab- lehnung des Antrags Barih anzunebmen, s l Abz. von Sgtalsha: Er dem Vorredner darin ganz Het, «daß man die Einrichtung der Kontingentirung nit als Liebesgabe, jondern als Subvention der landwirtb\{aftlihen Brennereien be¡eichnen müsse. Die wirth\Gaftlihe Lage der kleinen Brennereien fei eine so ungünstige, daß er wahrlih nit mit Neid