1891 / 103 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

vielen. Auch die beiden Kinderrollen sind neu beseßt. “Am Montag geht im Opernhause das Ballet „ilick und Flock* în Scene. In der Dienstagsvorstellung des „Oberon“ werden zum ersten Mal Frl. Rothauser die Fatime, Frl. de Jo. den Puck und ‘Fr. Rothmübl den Hüon fingen. ; Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 3. bis 9. Mai lautet: Sonntag: „Tannhäuser“. Montag: „Flick und AE Anfang 74 Uhr. Dienstag: „Oberon“. Mittwoch: „Der iderspänstigen Zäbmung“. Donnerstag: „Tannhäuser“. Freitag: „Der Troubadour“ ; Azucena : Frl. Petersen, Graf Luna: Hr. Fränkel, als Gâfte. Sonnabend: „Die Zauberflöte“ ; Tamino: Hr. Sommer, vom Stadt-Theater in Köln, als Gast. , i Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Die Quitows*. Montag: „Wilhelm Tell“. Dienstag: „Der Kaufmann von Venedig“. Mittiwoh: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Das Käthen von Heil- bronn“. Freitag: „Der Sturm“. Sonnabend: „Der neue Herr“.

Das Deutsche Theater bringt am Freitag eine Wieder- aufnahme des Lustspiels „Die Welt, in der man \sich lang- weilt“, das neu einstudirt und zum Theil neu beseßt ist. In der Rolle der Suzanne wird zum ersten Male Frl. Martha Bâr vom Stadttheater in Bremen auftreten, welche damit ein auf Engagement abzielendes Gastspiel beginnt. Morgen und Donnerstag wird „Krieg im Frieden“ gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von „Faust“, I. Theil statt. Für Dienstag und Sonnabend sind „Die Kinder der Erxcellenz“'; für Mittwoch „Der Sohn der Wildniß“ angeseßt. ;

Im Berliner Theater kommen Sonntag Nackmittag die drei Einakter „Verschollen“, „Es hat so sollen sein“ und „Hektor zur Aufführurg; am Abend wird zum 50. Male „Der Veilchen- fresser* gegeben; in beiden Vorstellungen spielt Margarethe Tondeur, an Stelle der erkrankten Nusha Buße Am Montag geht neu einstudirt das Klapp'sche Lustspiel „Rosenkranz und Güldenstern“ in Scene, das am Dienstag und Sonnabend und nächsten Sonntag Nachmittag wiederholt wird. Am Mittwoch kommt das einakftige Lustspiel von Marx Bernítein „Ein Kuß“ zur Aufführung; dazu gesellen sich die Hopfen's{en Lust- fviele „Es bat so jollen sein“ und neu einstudirt „Hexenfang““. Am Donnerstag wird Nacmittags „Der Veilcenfresser““ und Abends e:Schuldig“ gegeben. Der Freitag (35. Abonnementsvorstellung) bringt eine Wiederholung von „Üriel Acofta““ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle. Die Abendvorstellungen beginnen jet um §8 Uhr.

Im Lessing- Theater ift das Repertoire für die nähste Woche wie folgt festgestellt: Montag: „Die Ehre.“ Dienstag: „Nora“. Mitt- woch: Erstes Wiederauftreten von Jofef Kainz: „Der Traum, ein Leben“. Donnerstag: „Thermidor“. Freitag: „Sodomé Ende. (Willy SJanikow: Iosef Kainz.) Sonnabend: „Ultimo“.

Im Wallner- Theater findet morgen die erste Sonntags- vorftelung von dem Singspiel „Des Teufels Weib“ zu ermäßigten Preisen ftatt.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater ist am Freitag die leßte Aufführung von Dellinger's Operette „Saint Cyr“ und am Sonnabend die erste Vorstellung von „Nanon“.

In dem Sommergarten des Belle - Alliance - Theaters findet morgen das Auftreten des Mandolinen-Quartetts „Armanini“ statt bei nur 50 4 Eintrittsgeld, das auch zum Besuche des Theaters {foweit der Raum reiht) berechtigt.

Bei der morgigen Aufführung des Verdi'shen „Maskenball“ im Kroll’shen Theater wirken außer Hrn. d'Andrade mit: Frl. Prosky (Amelia), Frl. Shacko (Page) und Frl. Finkenstein (Ulrica), fowie Hr. Alma als Riccardo. Am Mittwoch debütirt Hr. Birren- Foven vom Kölner Stadttheater als Lyonel in Flatow's „Martha“.

Auch das Adolph Ernst-Theater hat nunmehr seinen Garten geöffnet. Im Theater herrs{cht in Folge der neuerdings angebrachten umfangreihen Ventilationsvorrihtung stets eine angenehme Temperatur

„Der Millionenbauer“ geht im Thomas- Theater am Dienstag zum Benefiz des Hrn. Emil Wirth in Scene, der die Rolle des aus dem Verbande des Thomas- Theaters ausgeschiedenen Hrn. Kettner übernommen hat.

Jagd.

Bekanntmachung, betreffend die Eröffnung der Jagd auf wilde Enten.

Die Jagd auf wilde Enten in dem Regierungsbezirk Pots- dam wird im laufenden Jahre mit dem 1. Juli eröffnet. Potsdam, den 28. April 1891. Der Bezirks-Aus\{uß. von Dewig.

Manuigfaltiges.

In der Philharmonie fand gestern zum Gedächtniß des Feld- marschalls Grafen von Moltke cine tief ergreifende und des großen Kriegshelden würdige Trauerfeier statt. Einem Prä- ludium und einem {oralartigen Saß für Orchester von Bach- Albert folgte die von dem Hof- und Garnisonprediger Rogge gebaltene Trauerrede, welche die im Wappen der Familie Moltke befindlihen Worte „Candide et caute“ und den eigenen Wahlspruh des Dahingeschiedenen „Erst wägen, dannswagen“ als die leitenden Motive feiner politischen wie seiner kriegerischen Laufbahn binftellte und durch Anführung zablreiwer Thatsachen seines Lebens bestätigte. Seine große Selbst- losigkeit, mit der er die ihm gebührenden Lorbeeren stets auf die tapfere Armee übertrug, seine einfache und berzlihe Art im geselligen Umgang, die echt chriftlihe Frömmigkeit und der mildthätige Sinn, die ihn noch einen Tag vor seinem Tode bestimmte, das Protektorat eines Wokbhltkätigkeits-Vereins anzunehmen, wurden gleichfalls von dem Redner bervorgehoben. Mit den Worten „Ave pia anima“ und der Mabnung an die Zubörer, der Richtschnur der Devise „Candide et caute“ zu folgen, {loß die ergreifende Rede. Der hierdurch hervor- gerufenen Stimmung gab der Choral „Wern ih einmal soll \heiden“, den der philbarmonische Chor (Dirigent: Siegfried Ocs) vortrefflich ausführte, entsprehenden Ausdruck. Hierauf trug Hr. Dr. Rei- mann ein Präludium für Orgel von Caldara vor, aus welchem das im largsamen Arschwellen der Harmonien wunderbar ernst wirkende „Crescendo“ zu erwähnen ist. Den Beschluß der Feier mate der unter Kogel’s Leitung vom philharmonis&en Orchester vorgetragene Trauermarsch aus der Sinfonie „Eroica“ von Beethoven und der „elegishe Gesang“ desselben Meisters, der mt ten Worten beginnt: „Sanft, wie er gelebt, hat er vollendet,“ und vom Chor und Ortester gemeinshaftlich in würdigster Weise ausgeführt wurde, Die Büste des Gefeierten war, von Lorbeeren und Palmen umgeken, vor der Orchestertribüne, auf- gestellt. Eine außerordentlich zablreihe Zuhörerschaft hatte, wie zu erwarten war, an dieser erhebenden Feier Theil genommen, für deren L den Direktoren der Philharmonie darkbare Anerkennung gebührt.

Der Baudeputation ist, wie die „N. A. Z.* meldet, vom Magistrat der Auftrag geworden, den Bau der Doppel-Bade- anstalt auf der Oberspree hinter dem Gcmeindeschulg!: undstück, Mühlenstraße 50, unverzüglich in Angriff zu nehmen und so zu fördern, daß diese neue Anstalt noch während der diesjährigen Bade- periode in Benußung genommen werden kann.

Die Abtheilung Berlin der Deutschen Kolonial-Gesell- \chaft wird am Montag, 4. Mai, Abends 8 Uhr, im Saale C des Architektenhauses, Wilhelmstraße 93, einen Herrenabend abhalten, an welchem Hr. Staudinger über „Aussichten des Hinterla: des von Kamerun und das Niger Benue-Gebiet*“ sprehen wird. Gäfte sind willkommen.

Die Hauptversammlung des Stolze’ schen Stenographen- Vereins findet des Himmelfahrtstages wegen niht am Donnerstag, sondern {on Montag, 4. Mai, Abends 8 Uhr, im Saale des Branden- burger Hauses, Mohrenstraße 47, mit folgender Tagesordnung ftatt : 1) Vortrag des Parlaments-Stenographen Bäckler: über die Ent- wickelung des stenographishen Gedankens bis zur Gegenwart. 2) Vereinsangelegenheiten. (Neuwahl des Ausschusses.)

In der Roller'shen Stenogravhie beginnen unentgelt- lihe Lehrkurse am Montag, 4. Mai, im Restaurant Prot, Annenstraße 9; Dienstag, 5. Mai, im „Kastanienwäldhen*, Bad- ftraße 16, und im „Wilhelmshof*, Alt-Moabit 104/105; Mittwoch, 6. Mai, im „Nordpark“, Müllerstraße 161, und im Restaurant Becker, Postftraße 29; Donnerstag, 7. Mai, im Reftaurat Hintsche, Neue Königstraße 59 und im „Deutshen Wirthehaus*“, Bergstraße 120 in Rirdorf ; Freitag, 8. Mai im Restaurant Hensel, Brunnenstraße 129 a ; Sonnabend, 9. Mai, im Bürgergarten, Lindenstraße 105, überall Abends 83 Uhr. Die Lehrmittel kosten 3

Helgoland. Um während der Saison, besonders bei unruhigem Wetter, den Badegästen Gelegenheit zu geben, dringende Mittheilungen von der Düne nach der Infel und in umgekehrter Ri@tung geben zu können, wird dem „Helgol. Wochenbl.“ zufolge, augenblicklich von der Reichs-Postverwaltung ein Kabel von Helgoland nah der Düne gelegt und in dem Reimers'shen Pavillon eine Fernsprech- zelle aufgestelt. Zur Legung des Kabels ist der hamburgische Sélepper „Hercules“ und die helgoländer S(nigge „Three Brothers“ gehartert worden. Die Arbeiten werden von einem Telegraphen- beamten aus Hamburg geleitet.

Nach Sluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Essen a. d. Ruhr, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Morgen fuhr, wie die „Rheinish-Westfälische L meldet, neuer- dings eine große Anzahl bisher noch ausständiger Arbeiter des Bochumer Reviers an. 0 den Zechen „Centrum“ und „Vollmond“ bei Wattenscheid ist der Ausstand gänzlih beendet. Auf Schacht 2 der Zeche „Recklinghausen“ fehlen noch 60 Mann.

__ Wien, 2. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag findet eine gemeinschastlihe Konferenz der Theilnehmer an den österreichisch - deutshen Handelsvertragsverhan d- lungen statt. Die Paragraphirung des Vertrages wird in eirigen Tagen erfolgen. Die Kaiserin Elisabeth ist heute früh 73/4 Uhr, von Miramar kommend, auf dem Bahnhofe Oberhetendorf eingetroffen und von dem Kaiser und der Erzherzogin Marie Valerie auf's Herzlihste begrüßt worden. Die von allen Seiten einlaufenden Depeschen konstatiren, daß der gestrige Tag in ganz Oesterreih ruhig verlaufen ist. Die Betheiligung der Arbeiter an den Ver- sammlungen und Belustigungen war im Allgemeinen gestern geringer als im vergangenen Jahre. Heute wird wieder überall normal gearbeitet. i

Rom, 2. Mai. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprehcn in Extraausgaben das gestrige anarchistische Meeting und billigen die Haltung der Regierun g gegenüber den Zwischenfällen. Dieselben betonen, daß die auf diejem Meeting vorgefallenen Ausschreitungen in ganz Jtalien vereinzelt da- stehen. Die am Justizpalast jenseits des Tibers be- \häftigten Arbeiter begannen heutz einen Ausstand. Die- selben verlangen Herabminderung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes. Die Polizei zerstreute mit leichter Mühe mehrere Ansammlungen. Es sind Maßregeln zur Ver- hinderung weiterer Ansammlungen, sowie zum Einzuge der Ausständigen in die Stadt getroffen worden. Der Befehl hierzu veranlaßte einen blinden Lärm und das Schließen mehrerer Läden.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in dcr Ersten und Zweiten Beilage.)

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Wetterberiht vom 2. Mai, Morgens 8 Uhr.

Stationen. | Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp.

red. in Millim. in 9 Celsius

Temperatur J] M s tos D D I 50G. =40R.

Mullaghmore| 754 |W 4 wolkig Aberdeen . . | 749 NO 2'bedeckt Christiansund | 739 NNO 3\Regen Kopenhagen . | 752 WSW 4bedeckt Stockholm . | 744 [WSW sblheiter Haparanda . | 745 |SO 2\wolfig St. Petersb. | 753 |S 2 /bededckt Moskau... | 763 ftill\wollenlos

Cork, Queens- | | town .….| 754 |\NW 4 heiter Brest .…..| 75 |\SW dbedeckt lder... | 7566 |SW 3'halh bed. ylt. ....| 752 |[WSW 9 wolkenlos | amburg .. | 756 |SW wolkenlos | winemünde | 757 |DSO dhheiter Neufahrwafser 756 |W 1|bedeckt Memel ……. | 75 |SW 3fbedeckt

See 009 Regen 757 wolfig l 60 wolkig Wiesbaden . 759 wolkenlos München . . | 762 wolkenlos Chemniy .. | 759 [wolkig Berlin... | 758 halb bed. en 762 wolkenlos Breslau... | 760 bededckt Ile d'Aix .… | 760 Regen Na. 764 heiter Ret. 60 still|heiter

Vebersicht der Witterung.

Die Depression, wele gestern westlich von Scboti- Iand lag, ist nordo\twärts na dem mittleren Shwe- den fortgeschritten und verursacht an der deutschen Fe Küste ziemli frishe südwestlihe Winde. Eine Theildepression lagert über England, auf ihrer Süd-

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Hertel.

Tell. Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr.

Frieden.

Schuldig. Anfang 7| Uhr

demnächst auch über Westdeutshland ausbreiten dürfte, wobei Gewitterersheinungen wahrscheinlich find. In Deutschland ist das Wetter warm, wolkig und meist trocken. \chen Binnenlande 3 bis 9} Grad über dem Mittel- werthe. Die Nachmittagstemperaturen erhoben #ch geftern in Deutschland vielfa bis zu 26 Grad. In

gestern Abend Gewitter statt. 3 Akten und

Deutsche Seewarte.

Müller. Weib.

Theater-Anzeigenu.

Königliche Schauspiele.

haus. 109, Vorstellung.

SEängerkrieg auf der Wartburg. Romantische

Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von

E. Graeb. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur | Hr. Kapellmeister Federmann.

7 hal. Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang r.

Schauspielhaus 115. Vorftellung. Die Quitzow?s. Vaterländisbes Drama in 4 Aufzügen von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Montag: Operuhaus. und Flock. Komisches Zauber-Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von Paul Taglioni. Anfang 7# Uhr. Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Aufzügen von Sthiller.

Dienstag: Opernjaus. 111. Vorstellung. Oberon, König der Elfen.

tative von F. Wüllner.

S(auspielhaus, 117, Vorftellung. manu von Venedig. von Shakespeare, überseßt von A. W. von Schlegel.

Deutsches Theater. Sonntag: Krieg im | Don Juan.

Montag: Faust L. Theil. Dienstag: Die Kinder der Excellenz. Mittwoch: Der Sohn der Wilduifs.

Berliner Theater. Sonntag, Nahm. 24 Uhr: Abends 7# Uhr: Der Veilcheufrefser. Montag: Rosenkranz

Dienstag: Rosenkranz und Güldeustern.

sfing-Theater. Sonntag: spiel von Friedrich Haase. Der Königslieutenant.

ite vielfah R tt Hierauf : Eine Partie Piquet. seite vielfa Regenwetter hervorrufend, welches sich Montag: Die Ehre,

Dienstag: Nora

Die Temperatur liegt im deut- | Der Traum, ein Leben.

Waliner-Theater. Sonntag: Zum 23. Male:

dem Streifen Wilhelmshaven—Magdeburg fanden | Des Teufels O gNNERIUILIMES ggipie in

einem

Mortier, bearbeitet von Th. Herzl. Musik von Adolf | 77. Male: Anfang 7# Ubr. /

Montag und folgende Tage: Des

Sonntag: Opern- | Saint Cyr.

Im prachtvollen Park:

von Grnft ; Montag: Saiut Cyr.

110. Vorstellung. Flick

Musik von P.

Wilhelm | burg. Sonntag :

116. Vorstellung.

Ballet von Emil Graeb.

Der Kauf- Komödie in 5 Aufzügen

leßtes Auftreten des Frl. Sgr. d’Andrade.

Dienstag : Der Freishüt.

der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater.

und Güldenstern. vach dem Carl Tellbeim. Sternheim. Eintritt 50 4.

Leßtes Gast-

Großes Doppel-Concert. Spezialitäten.

Montag: Der Giftmischer.

sämmtlicher Spezialitäten.

Adolph Ernst-Theater. Adam und Eva.

orspiel von Meilhac und

von Adolph Ferron.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung, zum 17. Male: Operette in 3 Aufzügen (mit theil- Taunhäuser und der | weiser Benußung eines Stoffes von A. von Oscar Walther. Musik von Rudolf Dellinger. In Scene geseßt von Julius Frißzsche.

R E os Mac Soierl. uftreten von esangs- un nfstrumentalfkünstler.

Fulana des Concerts 43 Uhr, Anfang der Vorstellung Anfang 74 Uhr, [1 r

Im Park: Großes Militär-Concert.

Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

Zum 9, Male; Schwank in 3 Akten von Albert Carté. von Carl Lindau. Regie: Emil Lessing. t, | Wer das Größere nicht ehrt, ist das Kleinere 4 Romantishe Oper in 3 Auf- | nicht werth. Schwank in 1 Aufzug von Sigmund 673 zügen. Musik von C, M. von Weber. Die Reci- | S{hlesinger. Anfang 74 Uhr. Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Sonntag: Ein Masken-

ball. (Renato : Sgr. d’Andrade als Gast). Montag : Gastspiel von lie Lilli Lehmann und arie Lehmann und des Auf allgemeines Verlangen: | Verlobt:

Täglih: Bei günstigem Wetter vor, während und nach der Vorstellung „Großes Concert“ im Sommer- garten. Anfang 4, an den Woentagen 54 Uhr,

Sonntag: Zum

14, Male; Der Giftmischer. Schwank in 4 Akten Französishen von Friy Brentano und In Scene geseßt vom Direktor

Eröffnung der Sommer-Saifon. Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vornehmstes und groß- artigstes Sommer - Etablissement Auftreten hervorragender _ Brillante Jllumination des ganzen l Garten-Etablissements. Anfang des Concerts 4 Ubr. Mittwoch: Erstes Wiederauftreten von Josef Kainz. | Anfang des Theaters 74 Uhr. Im pra(btvollen Sommergarten großes Doppel-Concert. Auftreten

Sonntag: Zum Gesangspofse i 4 Akten von Eduard Jacobson und L a, Teufels | Couplets von R O May Gösrß. Musik m 4. t: Toupinel. Parodistishe Einlage.

Montag: Benefiz für Edmund Schmasow. Der Sommer-Garten ift geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 390. eu Sonntag: Zum 43. Male: Leßte Sonntags- Dirigent : | Aufführung. Der Millionenbauer. Volksstück in 4 Akten von Max Kregzer. Gesangsterte im 3. Akt von A. Swönfeld. Musik von G. Steffens.

Montag: (Li tzte Woche ) Der Millionen bauer. Dienstag: Benefiz für Emil Wirth. Der Milllionenbauer.

Dum=-5)

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahrhof). Dr. Jojo. | Geôffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im Deutsch | wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag-

Vorher ; | zettel.

2] „Uordland = Panorama 10 z v Ausstellun beute 30 f

Familien-Nachrichten.

Gräfin (Zlifabeth Harra mit Hrn. Legationssekretär Christoph Graf Vißthum von Edstädt (Berlin).

Verebelicht: Hr. Major a. D. Hermann Kurz mit Frl. Elisabeth Ruffer (Liegniß). Hr Bürger- (Bote Erich Genzmer mit Frl. Lina Frederich

oi).

Me M Salon Newloauwait und

otar Wetißler ntasoutte), Hrn. Regierungs- Baumeister Bauer (Breslan). 9 O 4

Gestorben: Verw. Frau Prediger Alwine Stuben- rau, geb. Wuttig (Königsberg N.-M.). Hr. Sanitäts:Rath Dr Ludwig Heashel (Berlin). Verw. Frau Geh. Ober-Medizinal-Rath Therese von Horn, geb. Westphal (Berlin) Hr. Prov - Steuer-Sekretär Alwin Tbeodor Valentin (Breélau). Frau Amtégerihts-Rath Ida Rautbe, geb. Bartsch (Bernstadt). Verw. Frau Forstin}piktor Heinzelmann, geb, Mechow (Blücher- wald), Hr. Professor Gustav Stoewe (Potsdam).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (S olz). Druck der Norddeutschen Bucdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8W,, Wilbele cine Ne. 32 Neun Beilagen (einsGließlich Börsen - Beilage).

der Residenz)

Der unselige Anfang 7+ Uhr.

Ersie Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ 103.

Berlin, Sonnabend den 2 Mai

Ä,

Deutscher Reichstaa. 112, Sizgung vom Freitag, 1. Mai.

Am Tische des Bundesraths die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn.

Vor der Tagesordnung erhält der Abg. Lieb-rmann ers das Wort, um folgende Erklärung zu veriejen

„Ich habe mir gestern in Folge einer Zwishenbemerkung cinen verdienten Ordnungsruf zugezogen.

Der Abbruch der Debatte und dice Feststellung der Bef(luf- unfähigkeit des Hauses machten mir es hernach unmögli, in einer persönlihen Bemerkung die Veranlaffung kiar zu stellen, die für mi zu dem gerügten scharfen Ausdruck vorlag.

ch habe darum heute für eine furze Erklärung ver der Tages- ordnung vom Herrn Präfidenten die Erlaubniß erbeten und erhalten.

Der Hr. Abg. Münch hat gestern bei Gelegenheit der Wucher-

debatte cine Rede gehalten, worin er mit nit mißzuverstehender Deutlichkeit zu erkennen 0ab, daß der Inhalt eines in seinen Händen befindlihen Aktenstückes sih auf meine Person bezog. Ich kenne den Inhalt und die Entstehungëgeshichte jenes Aften- füdes ganz genau. Dasselbe enthält den Beweis für die von mir niemals in Abrede gestellte Thatsache, daß ih vor ungefähr 18 Jahren als junger Offizier bier in Berlin in Wugtererhände gefallen bin.

De noch beute in allen Einzelheiten na@weisbareVeranlafung dazu war ein mir gegenüber begangener grober Vertrauensmißbrau) Seitens eines damaligen Kameraden jüdischer Abkunft. Auf dcing- lide Bitte und ohne zu roifsen, daß derselbe {hon tief bei Wucherern versGuldet war, babe ih ihm ein Gefälligkeitsaccept in Blarco ge- geben, welches dann bei Verfall mit dem mehrfahen Betrage der Summe ausgefüllt ersien, für die ih zu bürgen geglaubt haite.

I war damals s@wah genug, von einer Anzeige abzuseßen und gerieth nun felbst immer tiefer iu Schuldknechtschaft.

In einer Reibe furhtbarer Jahre habe ich damals alle die Qualen durchzukosten gehabt, vor denen ih jeßt Andere durch geseßliche Maßregeln bewahrt wissen möchte.

Im Jahre 1880 trat ih aus dem aktiven Dienst in die Landwehr über und es gelang mir, mich in verbältnißmäßiz kurzer Zeit völlig frei zu machen.

_ Der bckannte Kniff der Wucerer, sich Duplikate ausftellen zu lassen und eingelöste Schulepapiere unter allerlei Vorwänden zurüdck- ¿ube aiten, wogegen das bcewucherte Opfer meist ganz webrlos ift, war auch mir gegenüber vielfah zur Anwendung gekommen. Es8 war mir bi der endlichen Regulirung troy aller Mühe nit mögli gewesen, alle Papiere zurückzuerhalten, Da i mich durch General- quittungen gerügend gesiert hatte, so würden jene widerrechtlic zurüdckbebaltenen Dokumente wahrscheinli nie wieder zu Tage ge- kommen fein, wenn ic nit seit dem Jahre 1881 in der politischen Agitation hervorgetreten wäre.

Nun wurde, um den unbequemen Gegner zu beseitigen, jenes Akteustück zusammengebraht. Sein Inhalt ist dann später Gegen- stand einer von mic herbeigeführten militär-ehrengerihtlihen Unter- suchung gewesen. Daß die von mir begangenen Vergehen nicht un- verzeibliher- Art waren, bewies der Ausfall des Verfahrens. Die Entsceidung Seiner Majestät des Kaisers beliez mich im Militär- verbälinißk,. Ses Monate später erbat ich, um nit stets von Neuem ähnlichen Angriffen ausgeseßt zu sein, meinen Abschied und erbielt denselben in Gnaden. Jene Allerbö&ste Entscheidung unseres in Gott ruhenden großen Kaisers deckt mich in den Augen der anständigen Leute aller Parteien. Ueber die Meinung der nit dazu zu Nechnenden kamn ih mi um fo leichter hinwegseßen, als die- selben aus Prinzip oder aus sonstigen Gründen persönlihe Genug- tbuung abzulehnen pflegen. Ich hoffe au, daß die anständige Presse aller Parteien diese meine Erklärung vollinhaltlich wiedergeben wird. Der scharfe Ausdruck, den ih geftern brauchte, bezog fic; auf oie unrichtige Darstellung, als seien die in dem Aktenstücke ent: haltenen Schuldpaviere unbezahlt oder überbaupt rechtägültig.*“

ba. Mün: Ich hakte gesiern ein Aktenftück, und zwar ein gerihtliches Aktenstück, vor mir gehabt, dessen Inhalt mit dem eben (Sehöôrten nicht ganz übereinstimmt. J lege die Dokumente auf den Tis des Hauses nieder, damit sich Jeder überzeugen kann, wer von uns beiden das Richtige gesagt hat.

(Wir hatten von den betreffenden Aeußerungen in der Donnerstagssißung keine Notiz genommen, da fie eine rein persönliche, die Allgemeinheit nicht interessirende Angelegenheit betrafen, glauben aber, da in der Freitagsfizung darauf zurückgekommen wurde, sie nunmehr niht übergehen zu jollen. D. Red.)

Das Haus überweist darauf zunächst den Bericht der Reichs-Schuldenkommission an die Budget-Kommission und tritt alsdann in die zweite Berathung der Novelle zum Branntw einsteuergeses.

__ Die Vorlage isi mit kleinen Abänderungen von der Kom- mission angenommen worden, jedoch die geforderte Erhöhung des Branntweinzolles auf 150 # in der Form, daß für Liqueure und Branntwein in Flashen der Zoll 180 # be- tragen, dagegen für Branntwein in Fässern auf 125 4 stehen bleiben soll.

Nach Art. I sollen bei der ersimaligen Neubemessung der Jahresmenge Branntwein, welche die einzelnen Brennereien zu niedrigeren Abgabesäßen beftellen dürfen, für die kleineren landwirthschaftlihen Brennereien, welhe an einem Tage im Durchschnitt der leßten drei Fahre niht mehr als 1050, im ganzen Jahre nicht mehr als 267 750 | Bottihraum bemaischen, die in Anrechnung zu bringenden Jahresmengen um ein Fünftel erhöht werden. A |

Der Abg. Dr. Barth mit der freisinnigen Parlei bean- tragt, in Art. T die Aufhebung des doppelten Steuersazes von 50 und 70 S auszusprechen und einen einheitlihen Steuersaß von 50 S festzusetzen.

Berichterstatter Abg, Ga m p verzihtet Angesichts des ausflührlichen \{riftliGen Berichts der Kommission und der Geschäftslage des Hauses auf eine nähere Darlegung der Kommissionsverhandlungen. Er bemerke nur, daß der von der Regierung bereits in der ersten Lesung ausaefpro(ene grundsäßlihe Standpunkt, daß der Zeitpunkt zu einer durhgreifenden Reform des Branntweinsteuergeseßes von 1887 und ¿zu einer Aenderung seiner prinzipielen Grundlagen noch nicht gckommen sei, von der Mehrheit der Kommission getheilt wordén sei, Die meisten Beschlüsse seien in der Kommisfion einstim- mig oder mit großer Mehrheit gefaßt worden, und er empfehle sie daher zur Annahme. Die vorliegenden Anträge seien auch schon in der Kommission eingehend erörtert worten, und er empfehle, sie ab- zulehnen, mit Ausnahme des Antrages Buhl: Huene, welcher zwar niht ganz, aber vorzugsweise redaktionell sei.

Abg. Dr. Barth: Bei der Stimmung des Hauses und der Regierung hoffe er zwar nicht auf Annahme seines Antrages, aber seine Partei habe doch niht darauf verzichtet, ihn zu stellen, weil

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: weins hinweisen.

die Erfabrungen mit der jegzicen Zuckcrsteuerreform sie Ükcr1euzt bâtten, daß, wenn einschneidende Ncfermen des jetzigen proteckticniftiichen Steuersystems durgeseßt werden sollten, man immer wieder aufs Neue auf den wunden Punkt aufmerksam maden müsse. Deshalb werde sie immer wicder auf die mit dem Junteresse der Allgemeinheit, der Sieuerzahler unvereinkare differentielle Besteuerung des Brannt- Die agrarishe Politik fei augenblickiih von iLrer aggrejsiven Stellung zur defenfiven zurückgedrängt. Bei ter Zucker- steuer nehme jeßt die Regierung an, was früher Niemand babe glauben wollen, daß die Exportprämien beseitigt werden könnten. Etenso sei ausgeschlofsen, daß die Kornzôölle wciter aufre@t erbalten würden. Das Reih nähere sh einem absoluten Nothstand, und an die Negierung trete immer taehr die Nolhwendigkeit heran. die Ini- tative zu seinec Bescitizung zu ergreifen. Das VBranntwein- steuergesez bezeiHne den Höhepunkt von allen Ausschreitungen der Wirtbshaftispolitik der lezten zwölf Jahre. Bei Berathung des Branntweinsteuergescßes 1837 sei man sich der Wirkung der differentiellen Verbraucsabgabe von Branrtwein zu 50 und 70 für den Hektoliter nicht vollständig klar gewesen. Man ktkakbke die Preitbildurg eines Mittelsaßes zwiswen 50 und 70 erwartet, sodaß die Konsumenten niht die ganzen 70 A zu zahlen haben würden und die, wel@e begünstigt werden sollten, niht die ganze Differenz bekommen würden. Er habe {Gon damals darauf kbin- gewiesen, daß der Gesammtpreis des Spiritus ch nach dem Spiritus richten würde, welher zu 70 Æ Steuec in den freien Verkehr komme. Der Abg. Oechclhäuser und der Finanz-Minister von Sholz hätten dics für unrihtig erklärt; man Habe fi aber bald von der Richtigkeit der Anficht seiner Partei überzeugt. Aber die Regierung habe die Einrichtung der sogenannten Berechtigungsscheine geswaffen, wodurch au der legte Pfennig der Differenz in die Taschen der KontingentébereGtigten geflossen ci. Das sei, wenn auch nit contra, fo do praeter legem gefhehen, Der Antrag seiner Partei falle, da der Konsum von Branntwein in Deutscland über das Kontingentêquantum hinaus rur sehr gering sci, für den Fisfis nit ins Gewiht, aber die Steuerzabler würden dana eine fehr große Summe nicht zu bezahlen haben, die sie beute für ein paar taufend Branutweinbrenner zahlen müßten. Das scheide er also aus, ebenso die konsiitutionele Frage, ob aus den Bestimmungen des Branntweinfteuergeseßes von 1887 für die süd- deuts&en Staaten die Mögli(keit erwacse, gegen cine Aenderung der differentiellen Besteuerung Einspruch zu erheben. Wenn erst die Mehrheit des Reichstages und die Regierung für dea Standpurkt seiner Partei gewonnen seien, werde der Widerstand der süddeutschen Staaten nit allzu hoch anzuschlagen sein. Wollte man gesetgeberisch den Charakter der BerechtigungssŸheine bezcihnen, müßte man in das Branuiweinsteuergeseß von 1887 folgende Grundbestimmungen auf- nebmen: „Die Verbrauczsabgabe beträgt 79 4A Aus den Erträgen derseiben werden den Brennern auf jedes Heftoliter ibres Kontingents 20 A baar vergütet." Thatfä@lich habe man nur noch cinen Stcuer- faß von 79 M4, von wel@em 20 4 multiplizirt mit der Hektoliterzabl des Kontingents in die Taschen der Kontingentsbrenner flöfsen. Jn der Kontingentêeperiode von 1887/90 habe h das Gesammtkontingent auf 2025 046 hl beziffert, das entspreche, mit 20 multiplizict, cirer Subvention von 40500920 A4 Diese würden an 23 133 Brennereien vertbeilt, darunter scien 22081 Tandwirth\chaftlihe und 1052 gewerk lie Brennereien; die landwirtihschaftlien erhielten 35 Millionen, die gewerblihen 54 Millionen Mark. Bei der Berathung bes Branntweinsteuergeseßes 1887 habe man diese differentielle Besteuerung gerade für die fleinen Brennereien für erforderlih gehalten, denen man dadurch das Leben weiter babe crmöglihen wollen. Von ten 23 133 Brennereien seien 9000 so klein, daß sie von dieser Liebeëgabe jâhrlich böôdstens 20 6 bekämen; zwei Drittel der Brennereien, 15 471, bekämen in8gesammt 370 160 #4, während der Löwenantkeil von den 404 Militonen auf das restirende cine Drittel der Brennereien entfalle, Für 2668 Brennereien fei der Antheil daran in maximo je 200 M jährli, zusammen noch nicht 1} Millionen, während 3876 große Brennereien zusammen 38 Millionen jährli bekämen. Eine Brennerei in Baden, diz gröfte, bekomme jährlich 180 860 M, tie nähstgrößie in Württemberg 160009 F, die nächste in Schlesien 153 040 #4, eine in Sc{hleëwig - Holstein 142 020 4 Diese allein hâtten einen größeren Autheil als die 16090 kleinen Brennereien zusammen. Es gebe dann noch 11 weitere, welche einen Antheil von 75 000 bis 100000 4 jäbrlich kbätten. Die Behauptung, daß diese ganze Einrihtung nur zu Gunsten der großen Masse kleiner Brennereicn dienen jolle, vertrage alfo kcine Kritik. Wollie man die kleinen Brennereien \{üßen, so könnte man es vielleicht billiger baben und man brauhte nit die größeren Brennereien mit 38 Millionen zu beswenken. Es werde in der That cin bestimmter Erwerbszweig mit einer Licbe8gabe aus den Mitteln der Gesammtheit versehen. Der Reichstag müsse prüfen, ob unter geordneten Finanzverbältnifsen eine solche Vershwendung allcemeiner Mittel aufre{cht zu erhalten sei. Nun sage man, die armen Brannt- weinbrenner feien durch das Geseß von 1887 in eine unbequeme Lage verseßt. {Sehr wak! rechts.) Gut, dadurh nämli, daß dur die von der reten Seite beschloffene bobe Konsumabgabe der Konsum zurückzegangen seiz dafür habe man nun eine Entshädigung an die Produzenten gewollt. Der Rückgang des Konsums sei aber hoch- gere{uet 1—1} Million Hektoliter im Jahre zu \{chäßen. Nach den 1887 bestebenden Preisen repräsentire das eine Summe von 24 bis 30 Millionen Mark. Es sei do eigenthümlich, wenn man für diesen Rückgang den Produzenten eine Entschädigung von 40 Millionen Mark gebe. Zlfo auch diefe Entschädigungétheorie vertrage keine Kritik. Aber felbft einen wirklihea Schaden angenommen, wo habe man auf der Welt eine Gesetzgebung, die eine solhe Ent- schädigung für die Wirkung eines Gesetzes für zulässi; halte? Die Spritfabrikanten, Deftiliateur2, Gastwirthe, welche au unter dem geringeren Branntweinkonsum litten, hätten keinen Pfennig Entscädi- gung bekorimen.. Fahre man mit solGen Entschädigungen fort, so könne man garniht Geld genug beschaffen, um alle diese Sub- ventionen zu bezahlen. Auch andere Produktionszweige würden sagen, was dem Einen recht, sci dem Andern billig; so könnten auch die Arbeiter, wen fie in Krisen auf geringeren Lohn angewiesen seien, sagen: wenn Ibc 40 Millionea für die Brenner übrig habt, könnt Ihr auch den Lohn dec Arbeiter aus Eurer Tasche aufbefsern. Solcen Konsequenzen müsse man begegnen. Er wisse wohl, daß einzelne Brenner tro dieser Subvention von 404 Millionen mit ihrer Lage nit zufrieden seien. Einer davon habe fogar an ihn einen offenen Brief gerichtet, in dem er na@zuweisen suchte, daß es ißm bezw. der Brennerei seit 1887 fogar fschlechter gegangen sei als früher. Dieser spezielle Fall sei um so weniger von Bedeutung, als die WirthsKaftsergebnisse aus den Jahren 1887-—90, auf die der Herr sich fstüße, sih auf eine sehr niedrige Preislage bezögen. Ver jetzige Preis sei um 50—75 9/0 höher al3 datnals. Früher sei es so dargestellt worden, diese Subvention wäre noth- wendig, um den Bau von Kartoffeln aufrecht zu erhalten. Diese ÄArgumentation habe auf einem logis@en Fehler beruht, Denn gleichviel, ob man diese Subvention bewtllige oder rit, es werde deswegen auch niht ein Liter Branntwein mehr oder weniger in Deutschland produzirt. Das Quantum, was produzirt werde, be- stimme der Konsum, und wenn es niht mehr möglich sei, den Branntwein zu dem bisherigen Preise herzustellen, so werde inan ihn eben zu einem höberen Preise berstelen. Es sei natürlih schr wohl mögli, daß, wenn diese Subvention aufhöre, sonstige Ver- 1

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| sMiebungen einträten, daß nämli gewisse Brennereien eingingen, und i daß 36 dafür andere mehr entwidelten.

Dieselbe Erscheinung habe man aber auf allen Gebieten des wirthsckaftlihen Lebens, und Deutsbland ftebe in Folge dieser Subvention vor der Gefahr, daß bie Branniweinfsteuer ganz herausgenommen werde aus dem Fluß der allgemeine» Entwickelung. Darum sei es das Beste, eine folhe Maßregel sobald wiè mögli abzuschaffen, damit die Mißstände .*cht noch atut:r würden. Seine Partei werde hier und außerhalb des Hauses nicht ruhea und raften, bis sie diesen Pfahl aus der Steuergesezgebung au3gezogen babe (Beifall links )

Abg. Graf von Kleist -Schmenzin: Und seine Partet werde ni&t ruten und rasten, diese Geseßgebung aufrecht zu erhalten. (Beifall rets.) Daß nah Aufhebung der fog. Liebe8gabe ebenso viel Kartoffeln verbrannt würden wie früher, sei für den praktischen Land-

wirth nitt wahrscheinli. Der Landwirth werde die Kartoffeln, die

er nit vershicken könne, zu cinem minimalen Preise verkaufen müssen. Der Abg. Dr. Barth habe bervorgehoben, daß der Brannt- weinkonsum zurückgegangen sei. Diese günstige Wirkung hobe man von dem Geseß gar nicht erwartet. Die Thatsache felbst sei er- freulih, und man babe nicht gesehen, daß irgend Jemand aus Manzel an Alkohol zu Grunde gegangen fei. (Zustimmung und Heiterkeit redts.) Unitreitig babe die plößlide Auferlegung der Steuer 1887 namentlich den Often in eine sehr \{hrwoierige Lage gebracht. Wenn nun, um den weiteren Bau der Kartoffeln zu ermöglichen, diese Liebe8gabe den Brennern gegeben worden sei, fo sei es geschehen, um den Brennern und einer großen, breiten Bevölke- rung die Kultur in jenen Gegenden aufrecht zu erhalten, denn die Kar- toffel fei dert vielleicht die cinzige Fiuht. Dadurch, daß weite Flächen mit Kartoffeln bebaut würden, werde es mögli, ein billiges Nahbrungêmittel für weitere Kreise zu \{chafffen. und dies sei um fo wichtiger in Jahren mit {lechter Getreideernte. Der bohe Getreidepreis von 1890 babe an der totalen Mißernte der Karteffe!n gelegen. (Sehr wahr ! rechts.) Dur das bisherige Steuergesez hab2 Kch die Brennerei nur eben über Waßer halten können. Die bhöhcren Preise seien keineëwegs glei@bedeutend mit cinem höheren Verdienst dec Lartwirthe. Der bobe Preis hate von der miserablen Kartoffelernte hecgerührt. Wenn man feine Kartoffeln zu verkaufen habe, fo helfe aub der bobe Preis nichts, (Zustimmung rechts.) Würde der Antrag Barth angenommen, so würden die Brennercien des Osters eingehen und einige große Brennereien würden die Produktion überncbwen. Die frciwerdenden Flächen würden der Forstfultur verfallen, und das set nit wüns@er8wertb, denn vicle Tausende kleiner Leute erbtelten ibre Nabreng dur den Kartoffelbau. (Sehr richtig! reckts.) Der Abg. Dr. Barth babe gesagt, die agrarpolitis&e Entwickelung hätte nabezu einen Notbstand bervorgerufen und deshalb gebeten, die Regie- rung möchte die Getreidezölle aufheben. An dem Nothstande seien aber ni@t die Agra: ier \{uld, sondern einzig und aliein die Händler, die jeßt die Vctreidevorräthe noch in der Hand bätten, (Sebr richtig! rechts.) Nicht die Zölle vertheuerten die Lebensmittel, sondern der Zwifcbenhandel. Er bitte, den Antrag Varth abzulehnen. (Bei- fall rets.)

Abg. Stadthagen: Dafür, daß der Konsum sib in Folge des Steuergesches vermindert habe, fei man den Beweis schuldig geblieben. Diese Subvention von über 49 Millionen sei der krasseste Beweis, daß diese Gesetzgebung lediglih zu Gunsten der besizenden Theile ge- macht worden sei. Der Vorredner habe seibst zugestanden, day ih die Brenner ohne diese Subvention nit über Wasser balten könnten. Damit habe er das Todesurtheil über diese Produktionsweise selbft gisorohen. Sei die Produktion nicht im Stande, auf eigenen Beinen ch zu halten, so habe sie Bankeroit gemacht, uno dann sei es gerecht- fertigt, zu erklären: Vebt Cure ganze Produîtion her. Der Vorredner habe Unreci darin, daß die Getreidebauer und Brenner an dem jeßigen Nothitande nit \chuld teien. Ohne die Zölle wäre eine Notblaze, wie sie jezt sei, absolut unmögli). Alerdicgs trage auch das Auf- kaufen und das Einsperren des Getreides mit dazu bei. Der frühere Abg. Rudolf Meier habe dargelegt, wie in den Zeiten des Krieges voa 1866 und 1870 die ftonfercativen Großgrundbesiter die Nah- rungömittel eingesperct und so den Getreidepreis in die Höhe gcbraht bâtten. Die Liebesgabe lasse sid in keiner Weise rechtfertigen. Käme es auf ibn an, so würde er an Stelle dieses Gesetzes einen einzigen Paragrapzen vorschlagen: jede Besteuerung des Branntweins ift verboten.

Abg Dr. Buhl: Der Abg. Dr. Barth werde selb# zugeben, daß der von ibm gestellte Antrag unannehmbar sei. Es fei ja leiht, das Abschaffen der sogenannten „Liebe8gabe“ zu beantragen ; aber wenn man die historishe Entwickelung der Brarntweinsteuer ins Auge fasse, so werde man seben, daß es sih bier niht um eine Liebesgabe, sondern um eine voclävfig noch dringend nothwendige Subvention einer nament- lich für die Landwirtbscaft sehr wichtigen Industrie handele. Die Stellung feiner Parteigenossen zu dem jeßigen Branntweinsteuergesetz sei schon durch die Verhandlungen vom Jahre 1887 gekennzeihnet ; sie betrackteten die jeßige Steuer nit als ein Aeternum. Alle ihre Gründe für diese Auffassung hier zu wiederholen, E-*- die Geduld des Reicbstages bei der bekannten Geschäftslage zu seyr in Anspru nehmen; aber wenn seine Partei eine Aenderung der Branntwein- steuer für nothwendig halte, so müsse diese Aenderung doch unter SSonüng der Industrie und nit nah dem Antrage Barth vor- geriommen werden. Wenn man im Sinne dieses Antrages vorginge, (0 würde eine Folze davon scin, daß sich die ganze Brannktwein- hrenneret in wenigen Händen konzentriren würde, und die Folgen eines jolchen Vorgangs brauche er wohl nit erst zu schildern. Das kon- stitutionelle Moment, das in den Reservatrechten Süddeutschlands, namentlich Vayerns, liege, dinrfe auch nit so leiht genommen werden, wie es der Abg. Dr. Barth gethan babe; es handele si bier um wohlcrworbene Rechte, die man respektiren müsse. Auch daß eine fole fteuecli@e Behandlung, wie sie der Branntwein erfahre, unerhört wäre, sei nit zutreffend; der vom Abg. Dr. Barth angeführte Vers glei mit der Tabasteucr sei unzutrefend. Das seten zwet ganz verschiedenartige, also au steuerlih vershieden zu b¿handelnde und zu ichütende Intustrieprodukte. Also er (Redner) wiederhole: das gegenwärtige Gesetz sei fein Aeternum, aber man müsse di- Aenderungen versitig vornehmen; wenn ein Induftrieprodukt einen \o bedeutenden Konsumrüdcgang erfahre, wie der Branntwein, dann müsse die stcuer- liche Behandlung diese Industrie {üßgen, Er wolle nit auf das Vorgehen Frankreihs hinweisen, aber wie babe man s in der (A d P d SHweiz gemacht ? Dort habe man focar eine eigene Art. Monovol vou Branntwein eingeführt, um der Regierung die Möglichkeit zw geben, den in der Schweiz produzirten Branntwein zu höheren Preisen zu verkaufen; alfo so abhängig sei selbst die Regierung einer Republik von den Produktions- und Konsumtiorsverhältnissen eines Ir dustrie- protuíts. Den vom Abg. Freiherrn von Hueue und ihm gestellten M16 trag änderien sie dahin ab, daß ftalt der Worte während des ganze R ; ° es ganzen Jahres jedoch nicht mehr als 267750 zu setzen sei: „oder in keinem der bezeihneten brei Jahre wehr als 267 750 1“ ‘Der Zweck dieses Antrages sei, den ganz kleinen Brennerei ie Erbs A O Ms , nnereien die Erböbung des Kontingents, wie sie durch die Vorlage herbeigeführt On gene, rbeigesührt werden solle, auch wirflih zugänglich zu machen. Darum bitte er den Antrag unter Ab- lehnung des Antrags Barth anzunehmen. / 7 j Abz. von SHalsha: Er "gebe dem Vorredner darin ganz Hecht, daß man die Einrichtung der Kontingentirung nit als Liebesgabe, sondern als Subvention der landwirth\s{aftlichen Brennereien bezeichnen müsse. Die wirth\{aftliche Lage der kleinen Brennereien sei eine so ungüvstige, daß er wahrlih nicht mit Neid