1891 / 104 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Regierung über die Vorgänge in Fourmies zugegangenen Na@- richten hatten die strikenden Arbeiter andere niht strikende an der Arbeit gewaltsam zu hindern gesucht. Als hierbei mebrere Ver- haftungen vorgenommen wurden, rottete i die Menge zusammen, warf nach dem Unterpräfekten und dem Staatsanwalt mit Steinen und suhte |ch der Person eines Offiziers von dem herbeigeeilten Mili1ärkommando zu bemächtigen. Das Militär {ritt darauf mit der Waffe cin. In Fourmies und Sains haben jeßt fast sâmmt- lihe Arbeiter die Arbeit eingestellt. :

In R oubairx haben 700 Färber die Arbeit niedergelegt,

Aus Lyon wird vom gestrigen Tage gemeldet: Die Anarchisten fahren fort, die Telephonkabel zu durchschneiden und dadurch die telephonishen Verbindungen zu stören. i

In Tourcoing haben in mehreren Spinnereien etwa 600 Arbeiter die Arbeit niedergelegt. in Folge der Entlaffung ihrer an der gestrigen Manifestation betheiligten Gefährten.

Jn London waren gestern im yde-Park etwa 60000 Arbeiter zu der geplanten Mai-Kundgebung ver- sammelt, bei welcher die Führer Cunningham, Graham, Mann, Tillett und Burns Reden hielten. Es wurde eine Resolution zu Gunsten einer internationalen Gesetzgebung, betreffend den Achtstundentag gefaßt. Andere Demon- strationen im Hyde-Park hatten einen mehr revolutio- nären Charakter, ohne daß indessen irgendwie die Ruhe gestört worden wäre. :

Aus St. Quentin meldet ein Wolff’\{ches Telegramm: Die in den biesigen Werkstätten bekannt gewordene Nachricht, daß ein Anar{ ist wegen Aufreizung zum Aufruhr bei dem Meeting am 1. Mai zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt worden fei, rief cine Lebhafte Erregung hervor. Viele Arbeiter zogen nah zwei Werken, zwangen die dort Arbeitenden, die Arbeit niederzulegen, und zertrümmerten die Thüren, Fenster und Gaëlampen. |

Aus Brüssel wird vom Sonnabend berichtet, daß der Generalrath der Arbeiterpartei in einem neuerliden Manifett die Bergleute und Arbeiter aufgefordert bat, bezüglich des Strikes noch keinen entsheidenden Schritt zu tbun, sondern den Be- {luß der Kammer Betreffs der Verfassungsrevision , welcher nach der Erledigung des Budgets erfolgen wird, abzuwarten. Da der deutsche Bergarbeiterstrike in entschiedener Abnahme be- griffen sei, hätten die belgishen Arbeiter keinen Anlaß mebr, ihre Solidarität mit den Interessen der deutshen Arbeiter durch einen sofortigen Strike zu bekunden. Dem ent\sprehend meldet ein gestriges Telegramm : Die Führer der Arbeiter beschlossen im Einvernehmen mit den Führern der Progressisten, sich in die Arbeitercentren zu begeben und ibren Einfluß geltend zu machen, um den Ausbruch eines Strikes zu verhindern, Man verspricht sich davon guten Erfolg.

Im ganzen Grubenbassin von Charleroi wurde am Sonnabend gefeiert. Gegen 30 000 Bergleute und mehr als 4000 Eisenarbeiter waren niht zur Arbeit gekommen. Die Direktion der Puddelwerke von Marais zu Montigny, welche 400 Arbeiter beschäftigt, zeigt an, daß sie ihre Werkstätten geschlossen habe. Man fürchtete, daß heute der Strike auf einer größcren Zahl von Kohblengruben aus- brechen werde. Aus La Louvière wird vom gestrigen Tage be- rihtet; Die Vereinigung der Bergarbeiter des Central- bassins faßte in einer besonderen Versammlung mit Einstimmigkeit den Beschluß, in den Strike einzutreten, falls die Arbeits- einstellung sh auf ein oder mehrere Koblenbassins Belgiens aus- dehncn würde.

Wie aus Mons gemeldet wird, kam es am Sonnabend Abend in dem Kohlenwerk von Grand-Hornu zu einem Zusammen- stoß zwishen Gendarmen und Beragleuten, welche mit Gewalt in die Bureaus eindringen wollten. Die Gendarmen gaben Feuer und verwandeten zwei Arbeiter; mehrere wurden verhaftet. Vier von den verhafteten Arbeitern sind unter Eskorte nah. Mons abgeführt worden. Der gestern eingetroffene Untersuhungsriter ordnete die Verhaftung von noch mehreren Bergarbeitern an. Die Gendarmerie nahm zahlreihe Hausfsuchungen vor.

In Seraing kam es am Sonnabend zwishen str ikenden Bergarbeitern, die weiterarbeitende Genossen an der Arbeit ver- bindern wollten, und Gendarmen zu einem Zusammenstoß. Die Gendarmen, welche mit einem Steinhagel überschüttet wurden, waren genöthigt, von ihren Waffen Gebrauch zu machen, wobei mehrere der Strikenden verwundet wurden, fünfzehn Personen wurden verhaftet, Militär ist von Lüttih nah Seraing abgegangen. Die Arbeiter der Eisen- und Stahlwerke von Seraing haben beshlossen, unverzüglih den allgemeinen Strike eintreten zu lassen, Unter den Bergwerksarbeitern giebt ih eine große Er- regung gegen den Generalrath der Arbeiterpartei kund wegen des fortwährenden Hinausschiebens des allgemeinen Strikes.

Aus Lüttich wird vom Sonnabend telegraphirt, daß eine große

Anzahl der Bergleute des Lütticher Beckens sich am Morgen nit zur Arbeit eingestellt hatte. Auf der Kohlengrube Horloz wurde ein Einschreiten der Gendarmerie erforderli, als die \trikenden Bergarbeiter versuhten, ihre arbeitenden Gefährten zu ver- hindern, in die Grube hinabzusteigen. Die Gendarmen, welche die Arbeiter beshüyen sollten, wurden mit tobendem Lärm und Steinwürfen empfangen. Mehrere derselben wurden verleßt. Der Lieuterant der Gendarmerie befahl zu feuern und machte zwei Angriffe auf die Aufrührer, wobei einige der Strikenden verwundet und 11 verhaftet wurden. Die Menge suchte die Ge- fangenen zu befreien, und da die Gendarmen unfähig waren, weiteren Widerstand zu leisten, wurden Lruppen von Lüttich re- quirirt. Eine Compagnie Infanterie ist nach Tilleur abgegangen. Die gefangenen Strikenden wurden von Lanciers nach Lüttich eskortirt. Vom gestrigen Tage wird aus Lütti ch gemeldet, daß in mehreren industriellen Ortschaften der Umgebung der Belagerungszustand verkündet worden ist. In Horloz wurden die Telephondrähte durch\{nitten. Zwischen der Géndarmerie, welche das Abhalten eines Arbeitermeetings zu hindern suchte, und einer Arbeitershaar kam es zu einem thätliden Zusammenstoß, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Nach der Umgebung des Kohlenbergwerks Saint Nicolas is eine Compagnie Infanterie abgesandt, aub verschiedene andere Punkte wurden militärisch beseßt. Am gestrigen Tage blieb, wie heute mit- Matin wird, Alles ruhig, jedoch befürhtete man für den eutigen Tag den Ausbruch des allgemeinen Strikes in den Kohlengruben am linken Maas-Uferz die Behörden haben umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. In Tilleur fanden Versammlungen unter freiem Himmel statt, in denen die Redner zum Strike aufforderten; die Cafés wurden \{chon um 8 Uhr Abends geshlossen. In Jemappes warfen die Ausständigen in mehreren Straßen die Fenster ein; einige Verhaftungen wurden vorgenommen; es herrscht Besorgniß vor Steigerung der Er- regung, In Seraing geht die Agitation im Stillen fort; den nit strikenden Arbeitern wurden die Fenster eingeworfen. In Quaregnon, Wasmuel und Hornu wurden béi den Arbeits- syndikaten die Kassenbücher beshlagnakmt.

Aus Rom wird gemeldet: Die am Justizpalast jenseits des Tibers beschäftigten Arbeiter begannen am Sonnabend einen Aus ftand. Die Arbeiter verlangen Herabminderung der Arbeits- zeit und Erhöhung des Lohnes. Die Polizei zerstreute mit leichter Mühe mehrere Ansammlungen, Es sind Maß- regeln zur Verhinderung weiterer Ansammlungena sowie Ein- zuges der Ausständigen in die Stadt getroffen worden. Der Befehl hierzu veranlaßte einen blinden Lärm und das Schließen mehrerer Läden. Wie die „Tribuna®* aus Palermo meldet, hatte der Rektor der dortigen Universität das Verlangen der Studenten abgewiesen, ihnen einen Saal einzuräumen, in welchem anläßlich des Arbeiterfestes am Sonntag eine Vorlesung über eine foziale Frage gehalten werden sollte. In Folge dieser Ab- lehnung versammelten sich gestern früh 400 Studirende, um gegen

trägen nit mehr beizuwohnen. Mehrere Schul%änke und Fenster- scheiben wurden zertrümmert.

Fn Barcelona fanden am Sonnabend Abend fünf Explo- sionen durch Petarden statt, wel@e erheblichen Schaden anrih- teten und große Aufregung verursahten. Verlust an Menschen-

leben ist niht zu beklagen.

Der Bergarbeiter-Ausstand im Ruhrkohlen- revier darf als im Wesentlihen beendet angesehen werden. Am Sonnabend Morgen belief sis die Zahl der Strikenden nah der Schäßung der „Rhein.-Westf, Ztg.“ auf hödhstens 1500 Mann, wobei die allerdings niht geringe Zahl der wegen Nichtwiederanfahrt am festgeseßten Termin von den P entlassenen Leute hon abgerechnet ist. Jm Einzelnen ind noch folgende Mittheilungen bemerkenswerth:

Auf Zee „Centrum* bei Wattenscheid ist der Strike beendet : es ift fast Alles angefahren. Diejenigen, welche nit angefahren sind,

sind beurlaubt wegen des Umzuges, au sind einige na ihrer Heimath abgereist. Auf Zehe „Vollmond* bei Wattenscheid ist Sonnabend Morgen wieder Alles angefahren. Auf Zeche „Recklinghaufen“, Sat II., fehlen noch ca. 60 Mann. Auf Zee „Eiberg*“ bei Steele sind bis auf 46 Mann Alle angefabren; diese 46 Mann haben sich aber für Montag wieder zur Aufnahme der Arbeit gemeldet. Der Strike ist also auf Zehe „Ciberg* auch beendet. Yuf Zee „ver. General u. Erbstollen* sind 65 unter und 78 Mann über Tage angefahren. Auf „Fröhlihe Morgensonne“ ist Alles wieder angefahren. Auf „Dahlhaufer Tiefbau“ sind im Ganzen N Mann am Arbeiten. Auf „ver. Marianne u. Steinban k“ sind 82 Mann unter Tage, über Tage 310 Mann, „ver. Engelsburg“ sind 90 Mann unter und 56 Mann über Tage angefahren. Auf Zebe „Hasenwinkel“ sind bekanntlih Arbeiter des Bochumer Gußstahlwerks beschäftigt. Auf Zehe „Friedliher Nachbar“ ist die Förderung wieder aufgenommen worden; am Montag wird die Belegsbaft wieder vollzählig sein. Auf „Carolinenglück“ find unter Tage 207 Mann angefahren, über Tage sind 76 Mann am Arbeiten; es fehlen noch ca. 80 Mann. h

Die „Saarbr. Ztg.“ {reibt unter dem 1. Mai: Währead in den niederrheinisch-westfälischen Berg-Revieren der mutbwillig provozirte Ausstand im Erlöschen begriffen ist und die Belegschaften der meisten Gruben zur regelmäßigen Arbeit zurück- febren, baben im Saar- Revier die Hrrn. Warken, Thomés und Genossen auf geïtern Abend eine Versammlung der Auss{ußmit- glieder, der Vertrauensmänner des Rechtsshußvereins und der Bevollmälhtigten des Bergarbeiterverbands nach Altenwald zasammenzuberufen. Ret zahlreich waren die Geladenen erschienen und in heftigen Reden entluden Warken und Thomé die in Paris und Bochum gesammelte Weisheit. Die wenigen be- sonnenen Stimmen wurden niedergeschrieen und folgende Be- \chlüsse gefaßt: Aufrechterhaltung der Völklinger Beschlüsse. Acht- stundenshiht. Keine Kohlenvershickung nach auswärtigen Strike- ebieten. Theuerungszulage wie auf den Pfalzgruben. Entscheidung is 12 Mai erbeten. Wiederanlegung aller Gemaßregelten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den htesigen Standesämtern in der Woche vom 19. April bis inkl, 25. April cr. zur Anmeldung gekommen : 439 Ehe- \@ließungen, 946 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 587 Sterbefälle.

Die „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für dieLandesstatiftik* haben in den Nummern 486 bis 490 von 1891 folgenden Inhalt: Die Zwangsveräußerungen von Liegenschaften und die Zu- und Abnahme des auf dem Grund- besi ruhenden, in den öffentlihen Büchern eingetragenen Schulden- standes im Jahr 1887 im Großherzogthum Hessen. Eisenbahnen Gertaas 1891. Todesfälle in den Kreisen des Großherzogthums essen Januar 1891. Sterblichkeitsverhältnisse März 1891.

(F) Statistik der \chwedischen Handelsflotte. Nach der soeben erschienenen Schiffsliste Schwedens besteht die \ckchwedische Handeltflotte jeßt aus 2158 Segelschiffen von 345 334 Tons Tragfähigkeit und 828 Dampfschiffen von 146 902 Tons Trag- fähigkeit und 35 835 Pferdekräften.

Land- und Forstwirthschaft.

Dem vom österreihishen Ackerbau-Ministerium nach dem Stande vom 10. April d. J. herausgegebenen Saaten standsbericht entnehmen wir folgende Mit- theilungen: i :

Der überaus strenge Winter blieb zwar, wie zu erwarten, nicht ohne Nattheil für die Herbstsaaten, doch hatten dieselben, troßdem sie meist des späten Anbaues wegen {{chwach in den Winter gekommen waren, denselben zum größeren Theil gut überstanden, und zwar gerade die schwächeren oft besser als die stärkeren; aber sehr zahlreih sind die Klagen über die Wirkungen des Nachwinters. Vollständige Auswinterungen kamen in großem Umfange vor und ebenso zahlrei sind die BOE in welchen Jolche bevorstehen, wenn nicht bald warme

egen eintreten. /

Beim Roggen läßt sih ein besonders lückenhaster oder \hütterer Stand bereits in vielen Fällen als unvermeidlich voraussehen. / i :

Weizen hat im Allgemeinen weniger gelitten, verhältniß- mäßig am Besten hat der Raps den Winter überstanden, \o- weit der Schnee auf gefrorenen Boden gefallen war. Ueber- wiegend exrfreulih hat sih der Stand der Wintersaaten in der Nordhälfte Böhmens, in großen Theilen von Mähren (na- mentlih des Weizens in der Hanna), dann von Nieder- und Ober-Oesterreih, von Salzburg und Steiermark erhalten.

Der Raps zeigt sogar einen vortrefflihen Stand in vielen Gegenden von Schlesien und Mähren und einigen Gegenden der nördlichen böhmischen Tiefebene.

Der Anbau der Sommersaaten konnte in vielen Gegenden der nördlihen Zone und in den Alpenländern über- haupt noch nit angefangen werden.

Derselbe hat selbst in den gebirgigen Gegenden der süd- kihen Zone Viele noch sehr geringe Fortschritte gemacht. Jn den Ebenen dieser Zone hingegen sowie auch Nieder-Dester- reihs und Steiermarks ist der Anbau meist im vollen Zuge, hie und da son beendet.

(F) Lan dwirthschaftliche Ausstellung in Gothenburg.

In Verbindung mit der großen landwirthschaftlihèn Ausftellung in Gothenburg wird auch vom 3. bis 9. August eine allgemeine nordische eierei - Ausstellung abgehalten werden. Es sollen zur Ausstellung kommen: Maschinen und Geräthschaften für Meiereien; Milh und Produkte aus Milch in konservirtem Zustande ; Meierei- Präparate (Butter- und Käsefarbe, Salz 2c.); Butter aus faurer Sahne, Süßmil{hkäse mit dihter und poröser Masse; wissen- \chaftlive Hülfsmittel zur Hebung der Meierei-Wirthschaft.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

: Süd-Amerika, Die uruguaishe Regierung hat den Hafen von Santos als vom gelben Fieber infizirt erklärt, Demgemäß unterliegen die von

der Gesundheitsbehörde daselbst vom 1. April 1891 denselben Quarantênebestimmungen, wie die Provenienzen aus Rio de Janeiro. (Vergl. „R.-A.* Nr. 74 vom 26. März 1891.)

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnungsstellen der Reihsbank sind im April 1891 abgerechnet worden 1 687 589 500 „G gegen 1 366 365 200 46 im März d. I. und 1453 965 500 A im April 1890.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 2. Mai gestellt 8797, nicht reckt- zeitig gestellt keine Wagen. In ObersWlesien sind am 1. d. M. gestellt 3665, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 2. d. M. sind gestellt 3220, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

_ Berlin, 2. Mai. (Wochenbericht sür Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrücwte von Max Sabers fh.) Ia. Kartoffelmebl 243—24} „6, Ia. Kartoffelstärke 243—24} i, Ila. Kartoffelmebl und* - Stärke 223—23} „6, feuchte Kartoffel- stärke loco u. Parität Berlin kein Handel, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 14,50 #Æ, gelber Syrup 29§—30 „&, Capillair - Export 313—32 #4, Capillair - Syrup 30§—31§ K, Kartoffelzucker Capillair 307—31 H, do. gelber 29}—30 „4, Rum-Couleur 36—37 #&, Bier - Couleur 36—37 „&, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 34— M, do. sekunda 27—29 #4, Weizenstärke Sauen 43—44 M, Weizenftärke en 48-4914 M, lleshe und S{lesische 48—50 #, Scabe-Stärke 36—37 „&, Vais- tärke 32—33 „#6, Reisstärke (Strahlen) 48—49 4, do. (Stücken) 45—46 „«. Victoria-Erbfen 193—21F7 K, Kocherbsen 18}—21 #, grüne Erbsen 183—21§ #6, Futtererbsen 17—175 K, Leinsaat 2%H5—27 4, Linsen, große 34—44, do. mittel 24—34, do. kleine 20—24 46, gelb.Senf 24—32 46, Kümmel 36—41,6, Buchweizen 18——20,4 Mais loco 167—174 #4, Pferdebohnen 15—16} 6, inländische weiße Bohnen 21—23 „K, weiße Flahbohnen 23—26 „6, ungarishe Bohnen 194— 22 #, galizishe und russishe Bohnen 17—20 &, Widcken 13—14 H, anfkörner 21}—23,4, Leinkuchen 164—17F.46, Weizenschale 113—12,4, oggenkleie 12—13 6, Rapskuchen 133—14} &, Mohn, weißer 60—74 #, do. blauer 48—d4 i, P weiße 20—23 «G Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

_— Der Geheime Ober-Finanz-Rath a. D. Dr. Rüdorff, Präsident der Preußischen Central-Bodenkredit-Aktien- Gefellschaft ift gestern gestorben.

In der 27. ordentlichen Generalversammlung der Branden- burger Spiegelglas - Versicherungs - Gesellschaft zu Brandenburg a. H. vom 20. v. M. wurde der Rechnun0ß- abschluß für das Jahr 1890 vorgelegt, welcher ergiebt, daß die Zahl der Versicherungen auf 19672, die Versiherungssumme auf 8 345 959 M ergiebt, die Prämieneinnahme auf 222 760 6 gestiegen ist, ich mithin gegen 1889 vermehrt hat um 1375 Der meen über 979 962,6 mit einer Prämie von 30 164,6 Dagegen waren auch die Schäden um 704 und 27840 A auf 6252 mit 148723 M gewachsen. Das Fahr bätte ohne Verlust abges{lossen, wenn niht gegen Ende des- selben durch die anhaltende strenge Kälte eine größere Zahl s{werer Schäden verursaht worden wäre. Das neu ausgearbeitete revidirte Statut, welches nah Bestätigung dur die hohen Behörden an Stelle des bisherigen am Tage der Generalversammlung im Jahre 1892 in Kraft treten wird, wurde genehmigt.

Die “Artien- Gesell saft für Rheinish-West- fälishe Industrie“ schlägt, wie die „Köln, Ztg,* meldet, eine Dividende von 7 9/0 vor.

Die Hauptversammlung der Kölnischen Lebensversie- rungs-Gesell\schaft „Concordia*“ hat die Anträge der Ver- waltung und die Vertheilung einer Dividende von 72% genehmigt. Fn die Direktion wurde das Verwaltungsrathsmitglied Dr. Mayer ee dessen Stelle in den Verwaltungsrath Hans Leiden neu gewählt.

Die in der Generalversammlung der Westdeutschen Ver- iherungs-Aktien-Bank in Essen am 1. d. M. vorgelegte abresrechnung ergiebt einen Gewinn von 182 019 4, dessen Ver-

wendung nach den Anträgen der Verwaltung genehmigt wurde. Danah werden dem Kapital-Reservefonds 37707 Æ und dem Relikten- und Pensions - Unterstüßungsfonds 5000 6 überwiesen, 108 000 G als Dividende von 54 46 auf die Altie (= 99/6 der Einzahlung) gezahlt und die nah Entrichtung der statut- und vertrags- mäßigen Gewinnantheile verbleibenden 11 171 F auf neue Rechnun

vorgetragen. Der Kapital - Reservefonds stellt sch \sonach au

541275 A Das am Jahres\{chlusse in Kraft befindliche Versiche- rungskapital ist gegen das Vorjahr um nahezu 64 Millionen, die Prämien-Einnahme um ca. 114000 #4 gestiegen; ersteres beträgt nunmehr 1 201 834 262 6 und die letztere einshließlich der Dokument- gebühren 2134318

In der Generalversammlung der Medwhanischen Weberei zu Linden bei Hannover wurde die Bilanz nebst Gewinnvertheilungs- plan genehmigt und dem Vorstande einstimmig Entlastung ertheilt. Die festgestellte Dividende von 14% = 9 4 pro Aktie is sofort zahlbar, in Berlin bei der Direktion der Disconto-Gesellschaft.

Frankfurta. M,, 2. Mai. (W. T. B.) Die Internationale Bau- und Eisenbahnbau-Gesellschaft seßte die Dividende pro 1890 für Stamm- und Prioritätsaltien auf 8 %/ (gegen 7 °/% im Vorjahr) fest. ¿

Köln, 4, Mai. (W. T. B) Die Zechen des Ruhr- gebiets {lossen der „Kölnischen Volkszeitung“ zufolge mit der Hamburgish-Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesell- \chaft einen Jahresabschluß von 120000 t Stückkohlen ab. Der verlangte Preis von 115 # wurde angenommen.

Leipzia, 2. Mai. (W. T. B) Kammzug - Termin- handel, La Plata. Grundmuster B, pr. Mai 4,35 #, pr. Suni 4,374 #4, pr. Juli 4,40 A, pr. August 442] #, pr. Sep- tember 4,423 4, pr. Oktober 4,45 #, pr. November 4,45 #, pr. Dezember 4,45 4, pr. Januar 4,45 &# Umsaß 75 000 kg.

Ruhig.

Wien , 3. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Karl- Ludwigsbahn (gesammtes Ney) vom 21. bis 30. April 198 386 Fl[., Mindereinnahme 3471 Fl., die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 157 008 FL, Mindereinnahme 4828 Fl.

London, 2. Mai. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten.

4. Mai. Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 25, April bis 1. Mai: englisher Weizen 28641, fremder 51 314, englishe Gerste 150, fremde 23 657, englishe Malzgerfte 21 651, englisher Hafer 247, fremder 77 909, englishes Mehl 16981, fremdes 46 901 Sack und 260 Faß.

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Tientsia ist dort eine Submission auf 3090 t Schienen ausgeschrieben worden, lieferbar in Tientsin am 1. Oktober. Die Offerten sind bis zum 8, Juni einzureichen.

New-York, 2. Mai. (W. T. B.) Die von New-York im Monat April beliefen sich auf 7711 917 Doll. gegen 13 617 857 Doll. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zolletnnahmen von Philadelphia betrugen in demselben Monat 640 188 Doll. gegen 2393 705 Doll. im April des Vor- jahres. Die Verminderung der Zolleinoänge ist hauptsählich bur die Aufhebung der Zuckerzölle verursacht.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 632410 Doll. gegen 13 974 659 Doll, in der Vorwoche, davon für Stoffe 1569 141 Doll.# gegen 1 830 420 Doll, in der Vorwoche. ÿ

ollelnua hmen

das Vorgehen des Rektors zu protestiren, und beschlossen, den Vor-

dort in Montevideo einlaufenden Schisse zufolge einer Verordnung

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

:AZ 104.

Kunst und Wissenschaft,

L, K. Das vor Kurzem «schienene Aprilheft “des „Jahrbuchs der Königlich preußischen Kunstsamm- lungen“ bringt außer dex amtlichen Berihten über die Neuerwerbungen der einzelnen Abtheilungen unserer Museen eine Reihe von Studien und Forshungen aus der Feder her- vorragender auswärtiger Gel-hrten. Der Direktor des Baseler Museums E. His steuert auf Grund seiner umfassenden Holbeinkenntniß einige neue Untersuhuugen über die Lehr: und Wanderjahre des Augsburger Meisters bei, dessen Schil lgen A seit dem Tode A. Woltmann's fas aus\chlicßlih die |chweizerische Kunstforshung, so besonders auch der vor kürzerer geit ebenfalls verstorbene Prof. Vögelin, mit großem Eifer und Srfolgzugewandt hat. Beigegeben ist dem interessanten Aufsaß die Abbildung einer Tuschzeihnung aus Holbein's Fugendzeit, welche das städtische Museum in Leipzig zu seinen Hauptschäßen zählt. Carl Justi in Bonn, der Hauptkenner spanischer Kunst unter den deutschen Fachgenossen, giebt auf Grund einiger von P. Andrei veröffentlichten Dokumente, die Forschungen Madrazo's richtiastellend, Nachricht von der künstlerishen Aus- bildung und Entwickelung d¿s burgalesishen Bildhauers Bartolomé Ordodez, der nah einem italienishen Studien- aufenthalt in den ersten Jahrzehnten des sechzehnten Fahr- hunderts den hier zu voller Blüthe sich entfaltenden bildnerischen Stil nach seinem Heimathlande, wo ihn namentiih Barcelona mit reichen Aufträgen bedadte, verpflanzte. Seine dortigen Swöpfungen, von denen zwei Marmorreliefs in Lichtdruck die Studie Justi's begleiten, erinnern lebhaft an die Gestalten Jacopo della Quercias und seines gewaltigen Nachahmers Midchelangelo. Unter den großen Arbeiten Ordoñez', die er vielfa unter der Beihülfe von Genossen ausführte, werden die Denkmäler des Kardinals Ximenez in Alcala, der beiden Fonseca in Ceca und das Grabmal Philipp's des Schönen und seiner Gemahlin in Granada eingehender besprochen, während Justi das prächtige Marmorgrab Ferdinand's und Jsabellens an demselben Orte, das bisher als Werk unseres Meisters galt, einem Florentiner Biidhauer Domenico Fancelli zuschreibt. Jn der That ift die Uebereinstimmung des Mausoleums mit einem urkundli6 beglaubigten Werke Fancelli's, auf die shon ein spanischer Forscher Carderera wiesen, eine durchaus sc{lagende. Dee fel Kritik des deutschen Gelehrten aber blieb es vorbehalten, die

verworrenen Anschauungen über einen der hervorragendsten

]panishen Bildhauer vor Berruguete in überzeugender Weise aufzuklären. Auch Prof. Dehio's Aufsaß über zwei für die

CTCAIAE

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Anfänge des gothishen Stils hohbedeutsame Baudenkmäler | beschäftigt sich vorzugsweise mit außerdeutscher Kunst; die ver- |

gleichende Betrachtung der Cisterziensertircen zu Pontigny und Fossanova führt den Verfasser zu dem bedeutsamen Ergebniß, daß die Gothik, durch den Cisterzienfer:Orden vermittelt, bereits am Ende des zwölften Jahrhunderts, also ein haibes Jahr- hundert früher als man bis jeßt annahm, aus Burgund ihren Einzug in Jtalien, speziell in den Kirchenstaat genommen hat. Die damit nothwendig gewordene Revision der italienischen Cisterzienserbauten wird die Einzelforshung weiter zu bes{häf-

tigen haben. Henry Thode s&ließlih tritt mit beredten |

Worten in einem Aufsaß für die Echtheit einer von ihm für das Städel’she Justitut ia Frankfur: a. M. erworbenen Madonna von Corregaio ein, deren Ankauf in Fa(hkreisen viel Staub aufgewirbelt hat. Die neuerdings vorgenommene sahkundige Wiederherstellung des Bildes soll nach der Ueber- zeugung des Verfassers jeder Zweifelsuht die Spize ab- brehen. Begreifliherweiße läßt fi auf Grund der hbei- gegebenen Lichtdruckabbildung ein endgültiges Urtheil über die Berechtigung der fstilistishen Argumentation Thode's nicht abgeben; indeß bürgt schon die Stelle, an welh:r sie erscheint, einigermaßen für ihre Autorität. Den Schluß des reidhaltigen Hefts bildet eine kurze Notiz des Archiv-Raths E. Friedländer über ein von ihm aufgefundencs Kanzlei- shreiben an den Großen Kurfürsten, in welchem von der Ueber- fendung einer Dürer*schen Handzeihnung an denselben die Rede ist.

Zugleih mit diesem Heft des Jahrbuchs ist ein Negister- band für die bis jeßt erschienenen zehn Jahrgänge der Zeit- schrift ausgegeben, wilcher die wissenshaftlihe Benußung der- jelben in erwünschter Weise zu erleihtern verspricht.

n Dreoden ift am 1. d. M. das Museum des Königlih sächGsishen Alterthumsvereins neu eröffnet worden. Die Wirkurg der darin gesammelten Kunsiwerke it, wie das „Dr. J.* \creibt, erst cinc vollkemmene und erfreulibe ge- worden, nachdem ihre Unterbringung im Obergeschoß des Palais im Großen Garten ausgefübrt warde. „Das im Iahre 1680 vellendete Gebäude, ein finnreices Gemisch italienishen Renaissar ce- und französishen Barockstils, bietet zu verschiedensten Zweden wunder- volle Räume dar, von denen vorzügli® oben der große Hauptsaal gut erbhaltcn war, an welchen fh Neberräume und Vorballen anlebnen, die _zur Aufstellung ven Waffen und anderen alterthümlihen Sehenswürdigkeiten benußt worden sind. Der Hauptfaal selbsi macht in seiner jctigen Einrichtung einen frohen, lihtbollen Eindcuckd. Das merkwürdige Werk, von Scott und Grasmus in Hamburg nah langjähriger Arbeit ausgeführt und das Modell des salomonischen Tempels darftellend, zieht mit feinen drei- bundert Figuren der Holzschneidekunst in diesem Raume die Schauluft am Meisten an. Für die Kenner der Fa(kreise aber bergen die ringt umber aufgestellten Schaukästen und Schränke zablreide Säße der versciedensten Art, trefflihe Erzeugnisse des Fleißes unserer Klein- kunst. Auch an Brakteaten, urkundlihen Handschriften und bistoris@ denkwürdigen Gewandstücken fehlt es dabei nit. Von Wichtigkeit sind die kirchlihen Bildwerke in drei Scitensälen, namentli mit Bezug anf die altdeutsche plastishe Krrst in ihrem frühen Ver- lauf in Sachsen. Man darf bei dieser Geleg. nheit auf die vierhundert- bis fürfhundertjährigen Pirnaer jede reihen Stidckereien binwcisen. Es würde zu weit führen, bei diesen hier aus unserer Vorzeit ererbten Sütern des sinnigen Menschenfleißes auf die Fülle von Gegenständen einzugehen, welche dieses Museum nun der Anschauung so bequem nahe bringt ; boffentlich aber wicd diese Thatsache dazu beitragen, der merkwürdigen Sammlung durch ihre neue Aufstellung jene Beachtung zuzuführen, welche ihr tarzubringen bisher leider immer noch unter- at und zwar besonders von den außérsätsishen Gelehrten-

_binge- | faäininnigen i

Berlin, Montag, den 4. Mai

Verkehrs-Anstalten.

Augsburg, 2. Mai. (W. T. B.) Dem Landtage wird seiner nâ(sten Session, wie die „Augsb. Abtztg.* meldet, R lage, betreffend den Vau der Sekundärbahn Kempten— Pfr onten, zugeben, welche den ersten Theil der bayrishen Fernpaß- Alpenbabnfirecke bildet. i

_ Bremen, 2. Mai. (W. T. B.) Norddeutswer Lloyd

Die Dampfer „Trave“ und „Fulda“ sind, von New-York ko:nmend, gestzrn Nacbmittag in Nordenham angekommen. Der Dampfer „Amerika“ hat gestern, von Bremen kommen Dover passirt. Der Damvfer „Frankfurt* ist gestern von Corunna nab dem La Plata abgegangen. Der Dampfer eHannover“ hat gestern Las Palmas passirt. . 83. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Kaifer Wilhelm 11“ is gestern Morgen von Genua abgegangen. Der Dampfer „Hobenzollern® ist auf der Fahrt nah Australien gestern in Port Said angekommen Der Dampfer „Amerik a* hat gester,n der Dampfer „Saale“ beute Morgen Lizard passict, der Dampfer „Frankfurt“ ist gestern von Vigo abgegangen. Der Dampfer „Stuttgart* ist heute in Colombo angekommen,

Hamburg, 2. Mai. (W. T. B) Der Postdampfer „Columbia“ der Hambarg-Amerikanischen Packetfagrts- Aktiengesellschaft ist beute Mittag von Southampton nah New- Vork abgegangen. i

3 Mai. (W. T. B) Der Postdampfer „Normannia*® der Hamburg-AÄmerikanishen Packetfahrt-Aktiengesell- \Gaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nacbmittag in New - Y ork eingetroffen.

„London, 2. Mai. (W. T. B) Der Castle-Dampfer e Melrose* ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal) augekommen.

Mannigfaltiges.

L Na dem «Centr. - Bl. d. Bauv.*, welches in Nr. 18 die Polizeiverorì nung über die bauliÖe Anlage und innere Einrichtung von Theatern, Circusgebäuden unnd öffent- lien Versammlungsräumen vom Jahre 1889 in neuer Fassung veröffentlicht, haben die maßgebenden Stellen in Erwägung gezogen, od nit in einzelnen Punkten gewisse Erleichterungen gewährt werden Eönnten, ohne die im öffentliben Interesse gebotenen Schutmaßregeln in ibrer nübßliwen Wirkung wesentli zu becin- irâlhtigen. Na eingehender Berathung dieser Frage an der Hand zablreiher Gesuche uxd Beschwerden aus den betbeiligten Kreiscn ist es für zulässig erabtet worden, die Vorschriften für bestehende Theater, Circusgebäude und öffentlihe Versammlungsräume dabin abzuändern, daß bei der Duräführung so!lwer Maßregeln, welche nur mit unverbältnißmäßig großen Geldopfern ermöglicht werden können, unter bestimmten Voraussetzungen gewisse Ausnahmen ein- treten dürfen. In der neuen Fassung der §. 79 bis 85 ift in aus- gedehnterem Maße als früber der Orts: Polizeibebörde die Befu niß eingeräunit, na ihrem pflictnäßigen Crmefsen von der Durchführung der regelmäßigen VorsPriften Abstand zu nehmen Deraitige Er- leihterungen sind aber stets an die entscheidende Bedingung geknüpft, daß im einzelncn Falle die Verbältnifse der Anlagen im Ganzen für cine {nelle und gefahrkose Entleerung der menschenerfüllten Räume aûrstig legen. Unter den Ermäßiaungen der biéberigen Forderungen lind als befonders widtig folgende bervorzubeben: :

E Bei Theatern ift na dem abgeänderten Wortlaut des §. 79 Ábfag 1 davon abgeseben worder, daß die Trennungäwand zwischen

e bis E R A TEAR 2, R Ha SN+ {t Zufhauerraum nd Bübner.haus ledialih in Steir bergestellt sein

1891.

Hrn. Baronski bei einer {weren Regenböe voll und ver- sank in die Tiefe. Bald darauf wurde saft auf demselben Fleck au die „Preciosa“ des Hrn. Förster von dem gleichen Schicksal ercilt. Der dritte Unfall ereignete sih hinterm Seddinwall, wo die Regattabahn einen Bogen beschreibt. Hier wurde der „Swante- wit" des Hrn. Kunstmann, der selbst am Steuer faß, von einer! unerwarteten Böe erfaßt und in den Grund gebohrt. Alle drei Unfälle sind ohne Verlust von Menschenleben abgelaufen, „Dansa*, „Hela“, „Sturmvogel“, „Halloh*, „Elisabeth“, „Martha“ „Lorelcy“ und „Seestern“ mußten das Nennen aufgeben, weil sie 2nt» Jeder auf den Rasen geriethen oder doch dem Wind niht mehr ge- wachsen waren, „Ahoi* mußte distamirt werden, weil er während der Fahrt eine Aenderung an der Mannsc@aft vornabm. j blieben fomit {ließli nur noH vier Boote übrig, ordnungsgemäß die Ziellinie passirten, Den ersten Prei der erften Klasse holte sich nach 2 St. 25 Min. 6 Sek. ter „Bis marck* der Hrrn. Fride und Freund, den zweiten Preis nah 2 St 03 Min. 59 Sek, die „Argo“ der Hrrn. Bcckmann urd Mehrfke; erste Preis der zweiten Klasse fiel nah 2 St. 11 Min. 45 Sek. an die „Hertha“ des Hrn. Lion. In der dritten Klasse ging der „Delphin des Hrn. Röder na 2 St. 7 Min. 9 Sek. allein durchs Ziel. Der Preis dieser Klasse, sowie sämmtli®e Ehrenvreise werden im Interesse der bei den Rettungsarbeiten betheiligten Yachten bei der nächsten Regatta nochmals aus8geseut.

Die nâhsie Hauptversammlung des „Vereins ehemaliger

Cinjährig-Freiwilliger der Kavallerie* findet am 6, Mai, Abends 8 Rbr, bei Jacob Knoop, Potsdamerstraße 136/137, statt. Gâste stnd willkommen. Anfragen und Meldungen sind zu richten an den Vorsißenden, Hrn. Verlagsbuhhändler Victor Laverrenz, Berlin W., Steinmeßstraße 33. __ Schweidniß, 3. Mai. Die Stadt S{weidnißz beabsichtigt, ihrem Ehrenbücger, dem General-Feldmarschall Grafen Moltke ein Denkmal zu errihten. Es sind bereits darüber Verbandlungen im (Gange. In Folge des Hinscheidens des Feldmarscwalls Grafen Moltke sind demselben eine so überaus große Anzahl kostbarer Franz- und sonstiger Trauerarrangements gewidmet worden, daß es unmögli ilt, dieselben alle in der Kreisauer Gruft, in der der Feldmarschall seine leßte Nubestätte gefunden hat, unterzubringen. Dieselben werden deshalb zunähst im Schlosse untergebrat.

L Heilsbronn, Eine bedeutsame Gedenkfeier ist der „Nat. D zufo!ge am Donnerstaz in Heil8bronn begangen worden. Vieie Feter galt der Erinnerung an die am 30. April 1415 von Kaiser Sigismund an den Hohenzollern’s{hen Burggrafen Fricdrih VI. von Nürnberg urkundlich vollzogene erblihe Uebertragung der Mark Brandenburg. Von dem Fels der alten Hohenzollern- burg in S&waben über die fränkishen Lande Nürnberg-Heilsbronn- Ansba&-Bayreuth ging ia derFlug des Hobenzollzrnaars zur Mark. Daß die Gedenkfeier in Heilsbronn gehalten wurde, hat scinen Grund darin, baß das Vut garäfli Hoberzollernie Haus son im dreizehnten Jahrhundert die S@irmvoigtei über das 1152 vom Vischof Otto von Bamberg ge- gründete Kloster batte, dann, daß in der dortigen Klosterkirhe außer vielen anderen Mitgliedern des Burggräflich Hobenzollernschen Hauses die drei ersien brandcnburgishen Kurfücsten: Friedri T. (1440), Briedri® II. (1471) und Albre@t Achilles (1486) bestattet sind, wes- balb au auf Änregunz des Königs Friedrih Wilhelm 1V. die ehe- malige aus dem zwölften Jahrhundert stammende Münsterkire von 1891 bis 1867 auf Kosten des bayerishen Staates restaurirt wurde. Im Änsbhluß an diese Renovirung hat dann Friedri Wil- belm IV. mit einem Kapital von 12000 Thalern eine

muß. Es soll vielmehr auch die Verwendung eines anderen feuer- sicheren Materials an dieser Stelle lässig sein.

_Im §. 79 Abag 14 wird auch in solhen Tbeatern, wel®e mebr als 1200 Zusœauerpläße enthalten, au2nahmêweise, wenn die Ent- lcerung8verhäitnisse günstig find, die Beibebaltung von Gas-

Stiftung errihtet, aus deren Erträgnissen die in der Kirche zahlrei handenen Zollern - Brandenburgischen Denk- und Grabinäter zu unterhalten sind und seit 1868, nachdem ein Jabr zuvor die Einweihung der restaurirten Kire stattgefunden haite, alljährlid am 309. April in dcr zu diesem Zwecke zu \{mückenden

beleuchtung für zulässig erklärt, während früber unbedingt und auénabmélos elektri]@e BeleuckStung gefordert wurde, wenn fic in cinem Theater mehr alé 1206 i\@auerplâtte befinden. i

E In Bezug auf Werkftätten-Betrcicbe in Theatergebäuden (S. 79 Absatz 19) sind weitergeb itändnisse als früber gema@t.

__ Gememnsam für Theater, Circu®gebäude und öffentlihe Ver- fammlungêräume sird sowobl d \rif bezügli des Auf- i \cklagens der Thüren ] Tbürvershlüsse dur& Zulaffung entsprechende 18 aud binsi&@tli der Gazgbreiten und ; ununterbrochener Reibe acbeneinander, je dein die örtliwen Verbältnisse und besonderen Umftände dies ftattbaft Heinen laffen, -Erlei®terungen eingefükrt, und zwar unabhängig daron, ob die Räume elektris oder durch Gas beleuchtet werden.

__ Endlich kann nach S. &5 Absay 2 die Besitzer von beîtebendten Theatern, Circuéanlagen und öôffenilihen Versammiungéräumen binfitlid der ibnen gebörigen Gebäude den Anforderungen der Polizeiverordnung zu entsprechen haben, bis zum 1. Oktober 1893 im Wege des Dispenses verlängert werden.

ck% C P FA die rift,

Die ersien Sonderzüge zu

Kirche cine Sedättnißfeier mit Predigt gehalten wird, während die Réentenübers zu Stipendien für protestantish-, aus den che- waligen fränkiswen Fürstenthümern AnsbaH-Bayreuth stammwende Theologen oder Sculamts-Kandidaten, sowie zur Anshaffang von Lehrbüchern für arme fleißige Schulkirder in Heilebronn verwendet werden. Zur Zeit beträgt das Stiftungskapital ungefähr 62500 M; es kommen jädrlih gegen 800 # als Stipendien zur Vertheilung. Das preußische Könizshaus bat von jeher das lebhafteste Inter- esse für die Heilsbronner Kirche an den Tag gelegt. Kaiser Wilbelm I., der als Prinz die Grabdenkmale seiner Ahnen be- sichtigte, licß im Jabre 1875 das im Viittelfenster des Chbores be- findli®e interessante Glasgemälde, welches neben dem gekreuzigten Heiland dea Burggrafen Friedri 111. (+ 1297) und feine Ge- mablinnen Elisabetha von Meran und Helena von Sathsen darstellt während über dez Figuren da8 ZollernsGe Waypventransparent in Farben strahlt, mit folgender Widmung renoviren: „Friderico Burggravio de Nürnberg, Comiti de Zolre, progenitori su0 Guilelmus Imperator Germaniecus Borussorum Rex MDCCCLXXVI“. Auch Kaiser Friedri hat als Kronprinz die Groblege jeincr Ahnen wiederbolt besucht, so insbesondere im Iabre 1873, als er die General-Inspektion über das baverisce

onderzü, Besu der Baumblüthbe in | Werder follen, wie die „Staatsb.-Zig.* erfährt, am Himmelfkahrts- tage verfebren; wie die Obfizücter meinen, dürfte die Blütbe diecs- ! mal fehr lange dauern.

Der Strafenverkehr Berlins iff der Zeit von 6 Ubr Vormittags bis 10 Ubr nis wichtigen Vunkten becoba@tet worden. NaG dem „Centr.-Vl. Bauv.“ pafsirten die Ecke der Friedribfiraß: und Unter den L 120 016 Fußgänger und 13 479 Wagen der verschiedensten die Königstraße, unter der Stadtbahn 1090 807 Fußaänger und Wagen; die Chausseestraße, Ecke Juvaliderstraße, 82995 Fußgänger | und 13 449 Wagen, darunter allein 5893 Lafifubrwerke; den Pots- damer Play 87266 Fußgänger und 17368 Wagen, 3147 Pferdebahnwagen und §499 Droshkcn; die Leipzigerstraße | zwischen Leipzigerplaz und Wilbelmstraße 60 234 Fußgänger und | 11345 Wagen; die Leipiigerftraße ¡wisden Kommandanten- ftraße und Spittelmarkt 78 300 Fußgänger und 7864 Wagen. Die Oranienbrüde pasfirten an einem Tage 83955 Fußgänger und 5702 Wagen, die Belle-Alliarcebrückde 91152 Fußgänger und 8984 Wagen, die Königstraße, Ecke Spandauerstraße, 84975 Fuß- gänger und 9984 Wagen, die Alexanderitraße, Ecke Holzmarktstrake, | 91 520 Fußgänger und 8823 Wagen, die Roscntbalerfirate 88 668 | Fußgänger vnd 5990 Wagen, die Große Franfkfurterfstraße 88 689 | Fußgänger und 6697 Wagen. Dur das Brandenburger Thor gingen an diesem eiren Tage 43 070 Fußgänger; dazu kamen 8026 Wagen darunter 1523 Privatpersonen-Fubrwerk. ad

__ Drei Segelboote kenterten bei der großen Pokalregatta, mit der gestern der Verein Berliner Segler auf dem Langen- und Seddinsee die Segelsaison dieses Iabres einleitete. 22 Boote ecschienen am Start vor dem Seglers{lößckchen zu S#mökwiß. Der Sturm war theilweise so beftia, daß das Flaagenboot bei Robint- wall loëgerifsen und auf die Gosener Wiesen getrieben wurde und selbst vor Wird fahrende große Zillen ihr Segel ftricen.

Schon unweit der fleinen Krampe {lug der „Condor*“ des

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1I. Armee-Corps vornahm. Seiner einflußreißen Vermittelung ift Frkg] T eîtne8 -TetTi A ï

c ] Erbaltung eines unvergleilih \{önen romanifchen

Portals zu verdanken, welches sich an der ums Iahr 1263 als

| Refektorium erbauten Primizkapelle befand, die später in Prirathände

am, wodur der-Verlust dieses in allen Büchern über Kunstgeschite [s cie ar@iteftonishe S@önbeit erften Ranges gepriecsenen Portals Das monumentale Kunstwerk findet sib nunmehr Sammlungen des Germaniscen Museums in

) Ein in der Frü drihstraße belegencs um- , in wel@em fi das Lumpenlager von Sthröder on Heffe befinden, ift laut Meldung des ,W. T. B.“ eine Feuersbrunft zerstört worden. Ein un-

verkoblt aufgefunden und zwei Personen verleßt den ift bedeutend.

Barbara Ubryk ift endli in völlizer Geiftes- vom Tode erlöft worden. Wie man si erinnert, wurde

¡ im Jabre 1869 dur cine Gerihtskommission ermittelt, daß in dem

Karmelitcrinnenklofter eine Nonne, Namens Barbara Ubryk, seit ein- undzwanzig Jahren in einer finsteren kfloakenähnlithea Zelle eingesperrt war. Die Nonne, welhe sich in einem troftlosen körperlihen und geistigen Zustande befand, war damals 52 Iahre alt; sie war also jeit ibrem 31. Lebentjahre aus den Reiben der Lebenden gestrichen worden. Es kam in Krakau zu großen Straßenerzessen, die nur dur ein ftarkes Aufgebot von Militär und Polizci bewältigt werden konnten. Die Menge wüthete gegen die Klöfter der Karmeliterinnen und der Jesuiten und wollte dieselben in Brand steden; es mußte mit blanker Waffe eingeshritten werden und erft als die Unglücklihe aus ihrem Grabe befreit und dem Irrenbause

| übergeben war, trat wieder Rube ein. Trotdem Barbara Ubryk

damals no© zuweilea vernünftige Momente hatte, erwies si ihre

Heilung als unmögli. Sie versank immer tiefer in Geifsteëna&t, und nun bat der Tod fie erlöft.