1891 / 108 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Subhastations8-Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin ftand am 8. Mai 1891 das Grundftück in der Stephanstraße 63/64, dem Inbaber einer Telegrapbenbauanstalt Heinri Bars ow gehörig, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 40 300 M fest- gesekzt. Ersteher wurde der Rentier F. Riege zu Rathenow für das Meistgebot von 144 000 4 )

Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Neuen Königstraße 30, dem Kavrfmann A. E. Young zu London gehörig, und die Termine am 8, Mai 1891,

Berlin, 8. Mai. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof- und Gencfjen- \haftsbutter Ia. 94—96 Æ, Ila 92—93 Æ, Ila —, do. abfallende 88—91 #, Land-, Preußische 83—85 #, Netbrücher 83—85 M, Pommershe 83—8- #, Polnische 83— o d, Bayer. Sennbutter H, do. Landbutter A, Stlesische 83—85 M, Galizis&e A Margarine 40—70 Æ Käse : Schweizer, Emmenthaler 93—98 #, Bayerischer 75—80 #, do. Oft- und Westpreußisher Ta. 72—78 #Æ, do. Ia. 66—70 Æ, Holländer 85— 90 M, Limburger 40—46 A, Quadratmagerkäse Ia. 18—22 Æ, do. IIa. 12—14 46 —- Schmalz: Prima Western 17 ?/o Ta. 40,00 , reines, in Deutschland raffinirt 43,00—45,00 #, Berliner Braten- \chmalz; 45,00—48,00 4 Fett, in Amerika raffinirt 38,00 , in Deutsbland raffinirt 40,00—42,00 4 Tendenz: Butter: Bei den zeitigen Preisen war das Geschäft etwas lebhafter. Schmalz: unverändert. N Z

In der am 6. Mai cr. stattgehabten Generalversammlung der „Union“ Baugesellshaft auf Aktien wurde die Tages- ordnung in allen Punkten mit Stimmeneinbeit angenommen und die Zahl der Aufsihtsrathsmitglieder von 10 auf böchstens 6 beshränkt. Die Dividende ift mit 72 9/0 bei der Gesillshaftëkafse von heute ab

[bar. 5 i A —- In der heutigen Generalversammlung der Farbenfabriken vorm Friedr. Bayer u. Co. in Elberfeld waren 17 Aktionäre mit 4322 Stimmen vertreten, welche einstimmig die vorgelegte Bilanz, fowie alle Anträge des Vorstandes und des Aufsitêrathcs ge- nehmigten. i E

A Börse zu Düsseldorf. (Amtliher Preisberiht vom 8. Mai 1891.) Auf dem Kohblenmarkt haben si die Preise seit dem legten Arbeiterausftand bei Zurückhaltung beider Parteien no niht regulires können. Ja Robeisen und in einzelnen Fabris- katen ist cinige Bewegung bemerkbar. Koks: a. Gießerecikoks 16,00 bis 18,00, b. Hohofenkoks 13,00—14,00, c. Nußkots, gebrochen 17,00 bis 19,00. Erze. 1) Robspath 7,80 8,50, 2) gerösteter Spath- eisenstein 11,00—12,50, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nafsauisher Rotheisenstein mit ca. 50%/o Eisen 8,50, 5) Rasen- erze —. Robeisen. 1) Spiegeleisen Ta. 10—12% Mangan 59 00, 2) Weißstrabl. Eisen: Rhbeinish-weftfäliswe Marken I. 53,00 bis 54,00, do. do. Thomaseisen 48,00, Siegener Marken 50,00—51,00, Nafsauishe Marken —, 3) Luxemburger Puddeleisen 40,00, 4) do. Gießereteisen Nr. III. 48,00, 5) Deutsches Gießereieisen Nr. T. 71,00, 6) do. do. Nr. II. —, 7) do. do. Nr. ITII1. 60,00, 8) do. do. (Hämatit Nr. I.) 71,00, 9) Span. Gießereieisen, Marke „Mudela“, loco Ruhrort 75,00, 10) Engl. Robeisen Nr. 3 loco Ruhrort 58,00 bis 59,00, 11) Engl. Bessemereisen loco Verschiffungshafen —, 12) Span. Bessemereisen Marke „Mudela“ cif. Rotterdam 61,00 bis 62,00, 13) Deutsches Bessemereisen 63,00. Stabeisen. Grundpreis frei Verbrauchéstelle im T. Bezirk. Gewöhnl. Stabeisen 135,00 Bleche. Grundpreise. 1) Gewöhnl. Blehe —, 2) Kessel- blehe —, 3) Feinblewe 140,00—150,00. Berechnung in Mark für 1000 kg und wo nit anders bemerkt ab Werk.

Die geftrige Generalversammlung der Deutschen Lebens- versiherungs-Gesellshast in Lübeck genehmigte den vor- gelegten Gescäftsberit, sowie die rom Verwaltungsrath vorgeschlagene Vertheilung einer Dividende von 442/3 °/6, In den Verwaltungsrath wurden gewählt: Dr. Vermehren und Kaufmann Theodor Buck.

Leipzig, 8. Mai. (W. T. B.) Kammzug - Termin- bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,325 5, pr. Juni 4,377 #, pr. Juli 4,40 #, pr. August 4427 #4, pr. Sep- tember 4,45 #4, pr. Oktober 4,45 #, pr. November 4,45 „, pr. Dezember 4,45 F, pr. Januar 4,45 & Umjiay 70000 kg. Behauptet. Ä i

Wien, 9%. Mai. (W.T.B): Die „F Fr. Pr.“ meldel, die Verwaltung der Karl-Ludwigbabn erbielt eine offizielle Einladung des Handels-Ministers, Delegirte zu ernennen, wele Zwedcks Verfstaatlichung der Karl-Ludwigbahn am Anfang des Monats Juni mit den Vertretern der Regierung in Verhandlung treten follen, In dem bezügliben Erlaß bemerkt die Regierung, sie beabsichtige die Babrlinien am 1. Januar 1892 zu übernehmen.

London, s. Mai. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten.

Manchester, 8. Mai. (W. T. B) 12r Water Taylor 6} 30r Water Taylor 84, Wr Water Leigh 7}, 30x Water Clavton 73, 32r Mock Brooke 8, 40r Mayoll 8è, 40er Medio Wilkinson 94, 32r Warpcops Lees 7, 36r Warpcops Rowland 8}, 40r Double Weston 9}, 60r Double Courante Qualität 12k, 32° 116 yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 163. Fest.

Glasgow, 8. Mai. (W. T. B) Die Vorräthe von Rokeisen in den Stores belaufen sich auf 510 084 Tons, gegen 773 831 Tons im vorigen Jahre.

Die Zabl der im Betriebe befindliwen Hochöfen beträgt 59 gegen 87 im vorigen Jahre.

New-York, 8. Mai. (W.T. B.) Baumwollen-Wochen- beriht. Zufuhren in allen Unionshäfen 44 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 35 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 24 000 Balien. Vorrath 444 000 Ballen.

Heute sind 2550 000 Dollars Gold zur Ausfuhr nach Europa bestellt worden; die Summe des in dieser Wote exportirten Goldes beträgt bis beute 7 250 000 Dollars,

Submissionen im Auslande.

Spanien. :

1) 23, Mai. Fábrica nacional del timbre Madrid: Lieferung von 4 Numerir-Maschinen.

2) Obne Datum. Junta de Administracion y Trabajos del Arsenal del Ferrol: Lieferung des Bedarfs der zwei näbsten Jahre an Metallen und Geräthschaften. Kaution vorläufig 200 endgültig 800 Pefseten.

__ 3) 14. Mai, Direccion de las minas de azogue Almadén: Lieferung des im Rechnungsjahr 1891/1892 nothwendigen Bedarfs an Eisen und Stabl. Kaution vorläufig 314, endgültig 628 Peseten.

13, Mai. Fabrica Fundicion de Trubia. Lieferung von: (00 Meter: Centner Vefsemerstahlschienen von je 323 kg pro m “A Del, 29192. 200 m galvanisirten Stahblkabel 10 mm pro m à Pes. 0,35. 100 m galvanifirten Stablfabel 20 mm pro m à Pes. 1,35. 900 Meter-Centner Eisenmangan 85 %% pro me à Pes, 48,01, Kaution 5 9% des Gesammtbetrages. Näheres an Ort und Stelle. i y Dänemark.

1) 12. Mai, Mittags. Eisenbahn-Chef für Jütland-Fünen in Aarhus: Lieferung von ca. 9000 Kubikfuß Balken und Planken für die Fundamentirungsarbeiten einer Brücke über den Veilefluß und für einen Güterboden auf Station Veile.

Bedingungen an Ort und Stelle __ 2) 16. Mai, 3 Udr. Hafenausschuß (Havneudvalg) i- Stubbe- kiöbing: Lieferung von ca. 320 Kabiksuß Cichenbolz, ca. 2400 Kubik- fuß pommershem und ca. 700 Kubikfuß süds{chwedishem Föhrenholz.

Bedingungen in dânisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

__3) 16. Mai, Mittags. Eisenbahn-Maschinen-Chef für: Jütland- Fünen in Aarhus: Lieferung von 160 Paar Rädern (mit Are) und 320 Stück Radreifen. s

Bedingungen an Ort und Stelle,

Fagd.

Zusammenstellung é des im Bezirk des Königlich preußischen Hof-Jagdamts in der Jagdsaison 1890/91 erlegten Wildes und Raubzeuges.

A. Auf Hofjagden wurden 1) am 14. und 15. November 1890 erlegt: in der Colbiß-Letlinger-Heide iu drei Lappjagen mit Ab- stellung auf Damwild, einer Suche mit der Findermeute auf Sauen im abgestellten Distrikt 123 S@aufler, 307 Spießer, 227 grobe und geringe Sauen und 2 Hasen, in Summa 659 Stü; 2) am 5. und 6. Dezember 1890 in der Göhrde în einem Hauptjagen auf Rothwild, zwei Suchen mit der Findermeute auf Sauen im abgestellten Distrikt 27 Hirse, 113 Spießer 243 grobe und geringe Sauen, in Summa 383 Stück; 3) am 16, De- zember 1890 îin dem Hammer-Königs-Wusterbhausener Gebege in einer Sue mit der Findermeute auf Sauen im abgestellten Distrikt, zwei Lappjagen mit Abstelluna auf Damwild und Sauen 1 Spießer (Rotbwild), 75 Scaufler, 149 Spießer (Damwild), 136 grobe und geringe Sauen, in Summa 361 Stück; 4) am 3. Januar 1891 in den Feldmarken Briß, Buckow, Groß- Ziethen bei Berlin in zwei Standtreiben, in denen Seine Majestät der Kaiser und König \treifte, 832 Hasen; 5) am 9. Januar 1891 in den Feldmarken Golm, Bornim bei Potsdam in drei Standtreiben, einer Streife für Seine Majestät den Kaiser und König allein 877 Hasen; 6) am 10. Januur 1891 im Grunewald in einem eingeftellten Jagen auf Damwild 78 Sqaufler und 202 Spießer, in Summa 280 Stück; 7) am 21. Januar im Saupark bei Springe in der Pürsde Seiner Majestät des Kaisers und Königs und einer Sue mit der Findermeute auf Sauen im abgestellten Distrikt 2 Hirse (Rotbwild), 4 Schaufler (Damwild), 164 grobe und geringe Sauen, in Suwma 170 Stück. L

B. Auf Hof-Jagdamts-Jagden wurden erlegt: 8) am 4. November in der Fasanerie am Entensang bei Potsdam in drei Standtreiben 1 Reb, 307 Fasanen, 33 Hasen, 9 Kaninhen, in Summa 350 Stück; 9 am_ 28. No- vember 1890 in Fürsienwald bei Oblau in drei Standtreiben und einer Streife 395 Fasanen, 251 Hasen, 15 Rebbühbner, in Summa 661 Stü; 10) am 12. Dezember 1890 in der Fasanetrie beim Neuen Palais in vier Standtreiben 1 Reh, 144 Fafsanen 28 Hasen, in Summa 173 Stück; 11) am 27. Dezember 1890 in den Feldmarken Lankwiß, Mariendorf bei Berlin in drei Kesseln und einem Standtrieb 979 Hasen; 12) am 5. Januar 1891 in den Feldmarken Kiekebus@, Rotis 2c. bei Königs-Wusterhausen in vier Kesseln 379 Hasen ; 13) am 14. und 15. Januar 1891 im Feldjagdgehege bei Kassel in kleinem Kessel und vier Standtreiben 121 Fasanen, 699 Halen, in Summa 730 Stück. i

C. Auf der Pürshe, Suche, bei Uebungsjagden und durch Fang wurden während der ganzen Sai?on erlegt : 14) im Hochwildgehege Schorfheide, Grunewald, Hammer - Königs - Wusterhausener Gehege, Kolbig, Lezlinger-Heide, Göhrde, SauvarkbeiSpringe, Thier- garten bei Kirhrode 88 Hirsche, 284 Spießer (Rothwild), 156 Scaufler und 662 Spießer (Damwild), 98 grobe und geringe Sauen, 81 Rebe, 200 Hasen, 223 Gänse, Enten und Scnepfen, in Summa 1792 Stück; 15) im Wildpark und Feldiagdgebege bei Potsdam 9 Hirsche und 18 Spießer (Rothwild), 1 Swaufler und 7 Spießer (Damwild), 9 Rehe, 85 Fasanen, 303 Hafen, 314 Rebbühner, 75 Gänse, Enten und Swönepfen, 14 Fücse, 14 Marder, 24 Iltifse, 28 Wiesel, 77 Raubvögel, 506 Ver- \hiedenes, in Summa 1484 Stück; 16) im Feldjagd- gebege bei Berlin 2 Rebe, 191 Hasen, 1482 Rebbühner, 18 Gânse, Snevfen und Enten, 5 Kübse, 9 Iltifse, 23 Wiesel, 7 Raubvögel, 173 Verschiedenes, in Summa 1915 Stück; 17) im Feldjagdgebege bei Oblau 8 Rebe, 54 Fasanen, 106 Hasen, 545 Rebbübner, 4 Füchse, 44 Marder, 55 Wiesel, 359 Raub» vôgel, 367 Verschiedenes, in Summa 1542 Stück; 18) im Feld- jagdgebege bei Kassel 6 Rehe, 79 Fasanen, 33 Hasen, 152 Reb- bübner, 12 Füchse, 4 Marder, 27 Iltisse, 24 Wiesel, 57 Raubvögel, 223 Verschiedenes, in Summa 617 Stück. A a

Dana sind im Ganzen im Bezirk des Königlid preußiscen Hof-Jaadamts in der Jagdfaison von 1890/91 an Wild und Raubzeug erlegt: 126 Hirse und 416 Spießer (Rothwild), 437 Saufler und 1327 Spießer (Damwild), 868 grobe und geringe Sauen, 108 Rebe, 1185 Fasanen, 4419 Hafen, 2508 Rebbühner, 316 Gänse, Schnepfen und Enten, 31 Fübse, 22 Marder, 104 Iltifse, 135 Wiesel, 500 Raubvögel, 1278 Verschiedenes, in der Gesammtsumme 13 789 Stü.

Mannigfaltiges.

Ueber die Beleu@tungsanlage im Königlichen S{loß entnebmen wir dem „Elektrotechn .Anz.* die folgenden Mittheilungen : Die Beleuchtung im Königli&en S@&loß geschah bekanntli% früher dur Wacékerzen auf kostbaren Lichtträgern, die vorzugsweise aus Krvftall besteben. Bei der Einführung der elektrishen Beleuchtung galt es, diese Áttträger für Glübliht einzuritten und weiter zu benußen. Die Einführung der elektrishen Beleuhtung war um fo notbwendiger, als die Beleuhtung mit Wagwhskerzen einerseits eine ungemein hobe Temperatur in den Sälen er- zeugte, andererseits \{ädlihe Einflüsse auf die zablreich vorban- denen Kunstwerke, Gemälde und kostbaren Stoffbezüge ausübte. Schon im Jahre 1882 ents{chloß man \sich daher, wenigstens den Weißen Saal mit Swan-Glühlampen zu erleuhten, und da der erzielte Lichteffekt ein sehr befriedigender war, so debnte man diese Beleuchtungs8einrihtung auf die Bildergalerie, den Rittersaal und die übrigen Festsäle im nördlihen Flügel aus, wobei allerdings die ur- sprünglihe Kerzenbeleuhtung immer noch beibehalten und die elektrishe Beleuchtung nur zu ihrer Verstärkung benußt wurde. Erst im Jahre 1889 konnte die Kerzenbeleuchturg in den wichtigsten Fest- sâlen ganz beseitigt werden. Die Folge war, daß die Anzabl der elektrischen Lampen erbeblich vermehrt werden mußte, aber die Anzahl der Kronen im Weißen Saal, welHe bis dahin fünfzehn betragen batte, konnte nunmehr auf drei vermindert werden, was infofern wesentlich zur Verf{önerung des Raumes beigetragen hat, als nun erft die reie Deckenausftatiung mit ihren Bildern und Verzierungen zur vollen Geltung gelangte. Nahdem Seine Majestät der Kaiser das Swloß be- zogen und die Notbwendigkeit vorlag, auch Allerbötstdefsen Wohnung elektris zu beleuchten, reite die ursprünglide Maschinen- anlage, welche aus drei Deußer Gasmotoren zu 30 UP. und einem folhen zu 16 UP. nebst den entspre@enden Siemens'schen Licht- maschinen beftand, nit mehr aus, und es mußte jene neue Maschinen- anlage aeschaffen werden, welhe an der ehemaligen Schloß- Apotheke ibren Plat erhalten bat. Diese neue Maschinenanlage besteht aus einem Dampfkessel von 90 und einem folhen von 50 Quadratmetern PeSAe für 7 Atm. Dampfspannung; für einen weiteren solchen

essel find die Fundamente bereits gebaut. Die Feuerungsanlage ift für Anthracit eingerichtet, also rau{los, ‘sodaß dem Kaminthürmchen, welches vom Lustgarten aus zu sehen ist, blaue Wolken und Ruß- fragmente nit entsteigen. Unmittelbar neben dem Kesselhause liegt der Maschinenraum, welcher eine Dampflichtmaschine von 50 UP. und eine solche von 150 BP. enthält; für zwei weitere zu je 200 YUP. sind die Fundamente bereits fertig gestellt. An das Maschinenhaus sttôößt der Akkumulatorenraum, in welchem auf drei starken Holzgestellen in zwei Reihen übereinander 68 Akumulatorenzellen Tudov'schen Systems mit einer Kapazität von 860 Ampère-Stunden bei einem maximalen Eniladeftrom von etwa 172 Amp. aufgestellt sind. Diese Afkkumulatoren haben die gesammte Tagesbeleuhtung sowie die Spei- fung der Lampen um Mitternacht zu übernehmen, während die Ma- \hinenanlage nur vom Eintritt der Dunkelheit an bis 12 Uhr Nachts in Thätigkeit ist. Jn der Kaiserlißen Wobnung nebst den Wohn- räumen der Kaiserlichen Prinzen dienen im Ganzen 557 Glühlampen, jede von 10 bis 25 Normalkerzenstärke, zur Beleuhtung. Die

Korridore und Treppen enthalten 152 Glühlampen, die Einfahrten 9 Bogenlampen zu je 6 Amp. Die Ober-Hofmarschallamiskafse und die Wache sind mit 29 Glühlampen, die Silberkammer und Weins fellerei mit 104 Glühlampen beleuchtet. Die Erbellung der Fest- räume wird im Ganzen mit 1960 Glühlampen bewirkt, von welchen allein 1005 auf den Weißen Saal entfallen, Die Erweiterung des Weißen Saales wird au eine nochmalige Erweiterung der elektrishen Anlage berbeiführen, sodaß mehr als 4000 Ampère-Stunden zur Ver- fügung gestellt werden können. Die Anlage im Königliten Schloß dürfte alsdann wohl die bedeutendste sein, welche zur Beleuchtung eines einzigen Gebäudes dient. Hersteller der Einrichtung find Siemens und Halske.

Stettin, 5. Mai. Wie der „P. Rwepst * aus Wollin ge- schrieben wird, wüthete gestern in dem auf der Insel gelegenen Dorfe Kolzow ein großes Feuer. Etwa vierzehn Häuser fielen dem entfesjelten Element zum Opfer. Wie das Feuer in Altdamm, fo hat auch das in Kolzow leider ein Menschenleben gefordert: ein alter Mann wurde unter den Trümmern feines Hauses begraben. Mebrere Personen erlitten theils s{hwere, theils leihtere Verleßungen, Als Ursache des Feuers wird Brandstiftung vermuthet.

Myslowiß, 5. Mai. Der öfterreihische Nahbarort Dwory wurde, wie die „K. Z.“ mittheilt, dur eine nädtlihe Feuers- brunst fast gänzlih zerstört, 53 Familien wurden obdach- und besißlos, mehrere Menschen kamen ums Leben.

Hamburg. Ein angebli aus der Zeit des Sceräubers Claus Störtebecker fstammendes Kanonenrohr wurde, wie der .N A. Z.° mitgetheilt wird, dieser Tage beim Theerbhof im Sé&lamm gefunden und an einen hiesigen Händler verkauft. Nach der auf dem messingenen Rchr befindli@en Cifelirung und Gravirung soll das Robr aus dem 16 Jahrhundert stammen. Vier soicer Kanonen sollen bei der Gefangennahme Störtebecker's an Bord ge- wesen sein, drei sollen na Auswârts verkauft sein, während die vierte Kanone verloren ging; man glaubt, daß dies das gefundene Rohr ift.

Hamburg, 4. Mai. Aus Anlaß des Beschlusses der Bürgerschaft, den Senat um Herstellung einer \{chrell:ren und festen Verbindung zwischen den beidenElbufern zu ersuchen, fanden na der „Wes.- Ztg.“ in den leßten Tagen mehrfah Berathungen statt. Da eine Brücke über den Hafen 150 Fuß bo angelegt werden müßte, um die Schiffe dur{zulafsen, empfehlen die Techniker cinen Tunnel für Eisenbahn, Pferdebahn, Frachtfuhrwerk und Fußgänger. Ein eiserner Röhren- tunnel würde allerdings erbebli billiger sein als ein gemauerter Tunnel, dech emvpfieblt man leßteren, der dauerhbafter als ersterer sein würde. Die Kotten eines gemauerten Tunnels werden auf 22 Millionen Mark berechnet, dieser würde aber alsdann auch allen Verkehrsbedürfnifsen genügen. Der Senat ist bereitwillig auf das Ersuchen der Handelskammer eingegangen, ¿zu den vorhandenen zwei Eisbrech- dampfern noŸ einen größeren und kleineren zu erbauen, um beim Eintreten eines scharfen Winters einer gleihen wie der leßten Eis- falamität auf der Unterelbe möglichst entgegentreten zu können. Während mehrerer Tage war bekanntli der Hafen faktisch ges{lofsen, wenn auch nit der offizielle S{luß der Seeschifffahrt publizirt wurde, wie es mehrfach von den Affsekuranzgesellsshaften verlangt wurde.

Stlettstadt, 3. Mai. Das amtlihe „Kreisblatt“ berichtet über einen großen Brand in Mus sig (Elsaß): Gestern um 4x Uhr wurde unsere Feuerwehr gerufen; drei Sprizen mit einer Abtheilung begaben sich alsbald na Mussig (von Sgihlettftadt 8 km entfernt). Wel ein Anblick! Das halbe Dorf in bellen Flammen, an allen EckXen und Enden {lug das Feuer lihterlob in die Höhe. Der Sturmwind, der während des Brandes herrschte, brate das große Unheil hervor. Vom Südende des langen Dorfes bis an das vorlezte Haus der entgegengesezten Richtung wurden die Funken geschleudert, und sofort brannte es au dort. Hier half kein Sprigen, es galt nur die noch stehenden Gebäude zu retten, was auch zum Theil gelang. Wenn wir sagen, es sind 80 bis 100 Gebäude dem Brande zum Opfer gefallen, werden wir nihts übertrieben haben, es werden im Gegentheil noch mehr sein. Das Gemeindehaus, die Shule, ja fogar die prächtige neue Kirhe find total verbrannt. An der Brandfstätte waren 30 bis 40 Sprizen der verschiedenen Orts- schaften, einige ron weit her, welWwe die ganze Naht hindurch arbeiteten, um die leider spärlich stehenden Häuser zu retten. Das Dorf war ein rauhender Trümmerhaufen, von verzweifelten Männern und weinenden Frauen umgeben. Kreisdirektor Pöhlmann und die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden waren anwesend. Viele konnten nitt das Geringîte retten und stehen jeßt mittel- und obdah- los bier, in einer Zeit, wo das Feld bebaut werden soll. Ein Tag- Iöbner aus Mussig wurde unter dem Verdahte der Brandftif-

tung verhaftet.

Redingen (Lothringen), 1. Mai. Vor einigen Tagen wurde gemeldet, in Redingen (Lotbringen) seien zwei eingemauerte Gerippe von preußischen Soldaten mit Helm und Seitengewehr aufgefunden worden. Hierzu {reibt man der „Köln. Zta.“ aus Redingen: „Vor etwa vier Wotten wurde in einer Scheune des biefigen Orts, welche die Eigentbümerin bei dem herrs{henden Wobnungsmangel zu Wohn- räumen umgestalten laffen wollte, der bintere Theil zur Kelleranlage ausgegraben und man stieß dabei nit tief unter der Oberfläche auf ein keltishes oder ein Platten-Grab aus der Eisenzeit, in welhem si nach Aussage glaubwürdiger Personen neben einer Anzabl sehr stark vermoderter menschlicher Knochen und loser Zähne, wodur die Annahme einer theilweisen Verbrennung der Leiche vor der Bestattung nicht au8ges{lossen erscheint, auch völlig verrostete Reste eines eisernen S@werts vorgefunden haben sollen; an Ort und Stelle selbst ge- sehen haben wir davon nichts. Aehnliche Funde sollen {on vor etwa 40 Jahren nahebei gemacht worden sein. Es handelt sih bier also um eine vorgeschichtliche Grabstätte. Die Shauermär von den eingemauerten deutschen Soldaten aus dem leßten Kriege 1870/71 verdankt, soweit wir uns unterridten konnten, einem Wirths- hausges{wäß zu Esch a. d. Alzette in Luxemburg ibre Entstehung und fam in daselbst erscheinende Lokalblätter. Es find in Bezug darauf aus weiterer Ferne {on Anfragen gekommen, weil in einigen der betreffenden Blätter die eine der angeblich ermordeten Personen bestimmt als preußisher Hauptmann, die andere als gemeiner Soldat bezeichnet war ; auch eine Familie fragte an, aus der ein Hauptmann mit feinem Burschen in dem lezten französishen Kriege spurlos ver- {wunden und seitdem verschollen ift.“

(F) Christiania, 4. Mai. In der Fishbrutanftalt zu Flöôdevigen find von dem Vorsteher Dannevig in diesem Winter großartige Versuche mit der Ausbrütung von künstlih be- fruchtetem Dorschroggen vorgenommen worden, die ein verbältnißmäßig günftiges Resultat ergeben haben. Bis zum 30. April, wo das Laichen der Dorscbe als beendet zu be- trachten war, sind 270,5 Millionen befruhtete Dorshroggen ge- sammelt worden, wovon s{chon 141,8 Millionen als Brut aus- geseßt wurden, 55,8 Millionen noch im Stadium der Ausbrütung waren, während 72,4 Millionen in den Apparaten abstarben. Es können alfo gegen 200 Millionen Stück Dorschbrut an der dortigen Küste zur Ausseßung kommen. Die Versuche dieser Art am Christiania- fjord find mißglückt. An der Küste bei Falkenberg in Schweden sind in leßter Zeit wiederholt größere La chf\ e gefangen worden, welche an der einen Flosse kleine mit Silberdraht befestigte silberne Plättchen hatten. Man weiß niht, wo diese auf solhe Weise ge- zeichneten Lacbse ausgeseßt worden find; unzweifelhaft ift es aber im wifsenshaftlihen Interesse gesehen, um die Wanderungen der Lad&fe kennen zu lernen.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Köni

„2 108

Entscheidungeu des Reichs8gerichts.

Bei Einführong einer unter der Bedingung gehöriger Dena- kturirung zollfreien Waare wird, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IIT. Strafsenats, vom 22. Januar 1891, durch un- richtige Deklarirung in Verbindurg wit der dadur verursachten ungenügenden Denaturiruag der cingeführten Waare Seitens der Zolibebörde eine strafbare Zolldefraudation begangen.

Literatur. Politik

* Aus Quirinal und Vatikan. Studien und Skizzen von Sigmund Münz, Berlin, Verlag von Paul Hüttig. In dem erfien Abschnitt der vorliegenden Schrift \{ildert der Verfasser in anziehender Weise eine Reibe von Persönlichkeiten, welhe einen bervorragenden Antbeil an der Bildung des Königreichs Jtalien genommen haben, wie den Herzog von Aosta, den Prinzen Eugen va Savoyen-Carianan, den Srafen Robillant, Cairoli, Mancini, Cesare Correnti, Carlo und Raffaele Cadorna und Aurelio Saffio, während er in dem „Vatikan® betitelten Abschnitte ein Bild jenes Lebens des hoben Klerus giebt, das zwar unvermittelt neben dem modernen italienishen Leben eirhergebt, sich aber troßdem in der amilie und Gesellschoft stark geltend macht. Der Inhalt des Buches ist vorwiegend politis®er Natur, doch if rühmend hervor- zubeben, daß der Verfaffer sih jeder Polemik enthält und au der Ansichten der kirchlihen Kreise volle Gerectigkeit widerfahren läßt. Von ganz besonderem Interesse ist namentlih der Artikel über den in leßter Zeit wieder vielgenannten Cardinal Lavigerie. Bei den vielfahen Beziebungen Deutschlands zu Italien wird das Bug, welches den Vorzug bat, die Bilder der bedeutenden Perfönli§- keiten der Neuzeit Jtalien2 aus eigener Ans&%auung wiederzugeben, urzweifelhaft in weiten Kreisen Anklang und Anerkennung finden.

E Rechts- und Staats8wissenschGaft.

Zeitschrift für vergleiwhende RechbtäwiisenshHaft H: rausgegeben von Dr. Franz Vernböft, o. s. Professor Q der Universität Roftock, Dr. Georg Cohn, Honor. Professor an der Untversität Heidelberg, und Dr. I. Kohler, o. ö. Professor an der Universität Berlin. (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke.) Band IX Heft 3 enthält : Ueber die Gewohrbeitêrehte von Bengalen. Von Prof. Dr. J. Kohler. Der Entwurf cines Verfassungs- gesches für die Kaiserlihen Gcrihte in Japan vom Jahre 1888. Bon _Kammergerichts-Rath SSultenstein zu Berlin. Die Prinzipien des europ. Familienrechts. Von Franz Bernböft. Das Ret der Kalmücken. Von Karl Koehne, Dr. jur. et phil. Literarise Anzeigen. Sainctelette, Charles, avocat, membre de la chambre des représentants, membre de la section maritime de la eommiss1on oOrTganisatrice, Fragment d’une étude sur l’assistance maritime. Bruxelles, Bruyland-Christophe et Cie., éditeursa, 1885, Kobler, I., Professor an der Universität Berlin. Prozeßrechtliche Forschungen. Berlin 1889, H. W. Müller. S. V1, 149, 89, Pfizer, Cbe, Staat und Kirhe. Hamburg 1890. Deuts&e Zeit- und Streitfragen. N. F. 72. Verzeichniß der seit dem 1. Januar 1890 bis 27. Januar 1891 bei der Redaktion eingegangenen S&riften.

Der Geri@Sts\aal, Zeitschrift für Strafreht, Straf- prozeß, gerichtlide Medizin, Gefängnißkunde und die gesamrate Strafrechtéliteratur. Unter ftändiger Mitwirkung von Profeffor Dr. £. v. Bar zu Göttingen, Reich8gerihts-Rath Dr. M. v. Buri zu Leipzig, Dr. A. Freiberrn v. Hye-Gluneck, K. K. österr. Iustiz- Minister a. D. zu Wien, Ministerial-Rath Dr. E. v. Jagemann zu Karlêrube und Anderen, herausgegeben von M. Stenglein, Reichsgeri{ts-Rath zu Leipzig. (Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke.) Band 45 E 1 entbält: I. Abhandlungen. 1) Be- merkungen zu dem Br che von Profeffor Dr. Birkmever in Münten: Die Lehre bon der Theilnahme und die Rehtsprehung des deuischen Reichêgerihts. 1890. Von v. Buri. 2) Bedenken gegen die Straf- vorschrift des Reichsgesetzes vom 22, Juni 1889 §. 143. Von Dr. Karl Hilse in Berlin. 11, Vermishte Nachrichten aus der Strafrecht8- pflege, Die Erfolge der bedingten Verurtbeilung in Amerika im Jahre 1890. Von Dr. Ludwig Gruber, Advokat zu Budapest. ITIT. Literarishe Anzeigen. N

Militäris@es.

Geseßlibe und dienstlihe Vorschriften für den in- aktiven Offizier von Berendt, Generalmajor z. D. Berlin 1891. E. S. Mittler und Sobn. Die für die dienst- lichen Verbältnifse der inaktiven Offiziere und für ibren Verkehr mit den Staats- und Gemeindebehörden maßgebenden Bestimmungen, sowie die Beftimmungen über Steuer- und Familienverhä!tnifse, über militärischen Anzug, Anstellung im Zivildienst und der Gendarmerie, fowie über die Verwendung im Mobilmathungsfall u. \. w., welhe in zablreihen Dienstvorscriften, Geseßen u. dergl. zerstreut und, wenn überhaupt, nur mit Aufwendung von viel Mübe und Zeit aufzufinden find, bat der Verfaffer in übersihtliher und vollständiger Weise in diesem Sammelwerk zusammengestellt und dadurh dem inaktiven Dffüiter eine dankenswerthe Erleitterung vershaft. Daß in dem Buch auch die vielfach wenig bekannten Bestimmungen über den Ucber- tritt aus dem aftiven Militärverbältniß in das inaktive enthalten find, wird von denen, die bi2her einen brauchbaren Ratbgeber dafür vergeblich gesu&t baben, freudig begrüßt werden.

Eintheilung und Standorte des deutschen Heeres und der Kaiserlichen Marine von C. A. Berlin 1891. Verlag von A. Bath. Dieses bewährte Nachs(lagebuh, welches eine sehr übersihtlihe Eintheilung des ganzen deutschen Heeres mit Angabe sämmtli@er Truppenbefehlshaber bis zum Bataillons- und Abtheilungz-Commandeur berab, alle Garnisonen, die Gouvernements und Komrandanturen, die Artillerie-Depot-Jnfpektionen, die teGnishen Institute, die Landwehrbezirks-Eintheilung und die Corps-Bekleidungs- ämter, sowie eine ebenso genaue Eintheilung der Kaiserlihen Marine entbält, ift in feinem fünfundzwanzigsten Jahrgang, berichtigt bis zum 1. April d. J., erihienen und wird fich, wie bisher, allen Bureaux, die mit dem Heere und der Marine in Beziehung ftehen, als ein bequemes AuskunftsbuG und willkommener Rathgeber nüßlich er-

weijen. Erziehung und Unterri@t.

ck. W. Velten's Leitfaden der deutschen Scul- stenographie. System Stolze-Velten. Düfseldorf. Verlag bon Felix Bagel, (Preis 1.4) Die Vorzüge der deutschen Scbul- stenographie vor anderen Systemen kennzeihnet der Verfasser dabin: daß sie einzeilig ist, indem sie sich_ auf einer einzigen Schrift- linie bewegt; daß sie geläufig ift, denn sie befteht aus den Theilzügen der gewöhnlihen Schrift; daß sie absolut zuverlässig ift, denn sie giebt jedes Wort lautgetreu wieder; daß sie ebenso gut lesbar wie die Kurrentschrift ift; daß sie äußerst leiht zu erlernen ist, und zwar in etwa zehn bis zwölf Lehrstunden, sodaß _ sogar Volks- \{üler der Oberklafsen das System ohne jede Schwierigkeit er- lernen, und daß sie endli die fünffahe Kürze der gewöhnlichen Schrift hat, wodurch sie zu einer Schreibfertigkeit von circa zwei- bundert Silben in der Minute befähigt. Schließlih noch die Be- merkung, daß die deutshe Schulftenograpbie, wele in diesem Buche

Dritte Beilage

Berlin, Sonnabend. den 9. Mai

L ck T A

gelehrt wird, auf der Kölner Krieaskunst-Ausstellung mit der silbernen Medaille au?ëgezeiGnet und bezügli ibrer Verwendbarkeit für kciegs- wissenschaftli@e Zwecke vom Preitrichter-Kollegium den Systemen von Gabelsberger, Stolze und Arends als gleiwerthig an die Seite geftellt worden if.

Gesundbeit3wesen.

ck. Die Nr. 15 von Fried's Hygienisber Bibliothek, welche im Verlage von Alfred H. Fried u. Cie. in Berlin und Leipzig ersbeint, bringt eine Abbandlung über eingebildete Krankbeiten aus der Feder des Dr. F. Kling. Derselbe erörtert ¡unäGst die Genese und die Casuiftik der eingebildeten Krankheiten, sodann die Hypocondrie und die eingebildeten Krankheiten der Serualsphäre, um ¡um Selufse die Therapie und die Verbütung der eingebildeten Krank- beiten des nähern darzulegen, deren Zabl Legion ist. Sie if größer ols die Zabl der wirkli vorkommenden Krankheiten; denn es ift ein- leuhtend, daß man fi auch Krankheiten, Krankbeitszuftände und Krankbeitskombinationen einbilden kann. die überbaupt nit eriftiren oder unter den obwaltenden Umftänden nit vorkommen können. Es giebt einzelne Krankheiten, die si die Mensen mit Vorliebe cinbilden; andere wiederum werden nur sehr selten zu diesem Zwecke benußt. Jeder Versu, aufklärend in dieser Beziehung cinzuwirken, Ut beifällig zu begrüßen. Daher fei au auf das vorliegende SwriftWen die Aufmerksamkeit gelenkt,

ck. Haustlerikon der Gesundbeitslehre für Leib und Seele. Ein Familienbuch von Dr. med. Hermann Kle rcke. Achte, neu durchgearbeitete und sehr vermehrte Auflage in 28 Lieferungen à 50 Pf. Nat dem Tode des Verfassers bearbeitet und herauEgezeben von einem prafktis@wen Arzt. Verlag von Eduard Kummer in Leipzig. In fefselnder und leiht verständliher Daritellunz:form giebt das Hauslexikon, ohne dem Arzte vorzugreifen, Aufs{luß darüber, was in den tägliWen und besonderen Zuständen des Körper- und Seelen- lebens der Gesundheit \{ädlich oder förderlih ist, und wie ich der Gesfunde und Kranke in allen Verbältnifsen seines Familien- und Berufslebens richtig z2 verhalten hat. Je urwisscnder in diefer Deziehung die Menschen sind, um fo leibter findet man sie geneigt, jeden thôridten Rath zu befolgen, während dur& allgemeine Verbreitung von nüßlihen Kenntnissen dem beillosen Einflusse der Unwissenkeit, des Aberglaubens, der Quatckfalberci und des Betruges am Erfolg- reisten entgegengewirkt wird. Daher sei das Hauslerikon als Familien- bu bestens empfohlen.

__ ck. Die Krankheiten der Frauen. Gemeinverständlich dar- gestellt von Dr. E ibolz, Spezialarzt für Frauen in Bad KreuznaW. Mit Abbildungen. Heuser's Verlag (Louis Heuser) in Neuwied a /Rhein und Leipzig. Rezepte und Verordnungen, welche gegen Frauenkrank- beiten „helfen“ sollen, wird die Leserin vergeblih in dem vorliegenden Buche fuchen; wobl aber findet sie die Angabe zweckentsvrechender, weil auf die ärztlihe Wissens®aft und Erfabrung si stüterder Vor- beugungêmaßregeln. Um die Notbwendigkeit derselben darzuthun, hat der Verfasser die Entftebung der einzelnen Frauenkrankheiten des aus- führlihen behandelt. Marchem langen Siechthum dürfte die Kenntniß der Swhrift begegnen, weil sie bei Zeiten die Inanspruch- nahme eines Sacverständigen fordert; daher sei die Aufmerksamkeit der Frauenwelt auf sie gelenkt.

Dichtkun ft,

____* Prinz Louis Ferdinand. Vaterländis&ßes Schauspiel in fünf Aktea von Johannes Jakobi. Bremen, Verlag von M. Heinfius NaWfolger. Die einzelnen Faktoren, we!che die Niederlage Preußens im Jahre 1806 herbeiführen sollten, wie der auf die Siege Friedri's des Großen gestüßte Glaube an die Unüberwindli@keit der preußishen Armee, die pvolitis&en Verwickelungen, welche ein fried- liebendes Kabinet nit klar zu dur{chschauen vermochte, sowie die erregte Haltung der Bevölkerung diesen Fragen gegenüber, bilden den Hintergrund, vor dem der Verfasser bistorisch treu die einzelnen Gestalten seines Dramas gruppirt hat. Er entwirft in großen Zügen das Vild der Zeit und ibrer Persönlikeiten, als Träger der ver- schiedenen Weltanfhauungen ; denn den Konflikt des Schaujpiels bildet der Zusammenftoß des veralteten preußischben Staatswesens mit dem Geiste einer neuen Epoche, wel(er sich in dem Prinzen Louis Ferdinand verkörpert, der als der vorshauende, die großen Aufgaben einer neuen Zeit erkennende Geist glücklich charakterisirt is. Sein Tod fürs Vaterland, an dem die ¿audernde Haltung der Repräsen- tanten einer altgewordenen Zeit einen Theil der Schuld trifft, bedeutet rit den Ausgang des Konflikts, vielmehr knüpft das leßte Wort des Prinzen, der Name der Königin Luise, an eine kommende Zeit an, wel@e Preußens Erneuerung und Erbebung bringen follte, in der der Grund gelegt wurde für fcine kommende Größe. Frei von jeder \{wärmerisen Auëdruck8weise, ist die knappe und gemessene Sprache dem flaren Aufbau des Stückes angepaßt.

Markgraf Otto mit dem Pfeil, Poetishe Erzählung von

M, Guednow. Gotha, Friedr. Andr. Perthes (Emil Pertbes) 1890, Preis 1,20 4. Die Verfasserin bat aus der an trazishen und er- bebenden Momenten reihen Geschihte Markgraf Otto's mit dem Pfeil (1267 bis 1308) eine poetische Erzählung gewoben, welche zahl- rei@en Lesern und Leserinnen Freude und Genuß bereiten wird. Begegnen wir in ihr auch keiner Vollkraft ursprünglihen poetishen Swaffens, so dürfen wir doch sagen, daß ihr das Werk trefflih gerathen ift. Angenehm berührt der Wesel der Versarten, die dem Charakter der einzelnen Kapitel verständnißvoll angepaft sind. Markige, wie linde und weiche Töne steben der Dichterin zu Gebote. Daß der Pulsschlag der Dichtung ein warmer, freudiger Patrioti8mus ist, bedarf kaum besonderer Erwähnung. _ Die deuts{e Verlagsanstalt in Stuttgart veranstaltet im An- {luß _an ihre wohlbekannten und weit verbreiteten Prahtausgaben von Shakespeare, Swiller und Goethe nunmehr auch eine fol{e der Werke von Wilhelm Hauff. Der licbens8würdige [chwäbische Poet, der Dicter des „Lichtenftein“, des „Jud Süß“, der „Bettlerin vom Pont des Art8*, der fesselnde Märcenerzäbler, der pbantasievolle Swilderer des Bremer Rathskellers und seiner Geheimnisse, der Volks- liedersänger erscheint hier kommentirt durch den Stift einer Reihe vortreflicher Künstler, die sich wetteifernd becstrebten, in den Geist seiner Dichtungen einzudringen und die prägnantesten Scenen daraus im Bilde nabzugefstalten. Die Revision des Textes besorgte Dr. Caesar Flaishlen. Na dem illustrirten Prospekte und der vorliegenden erften Lieferung zu \ch{ließen, läßt fih ein \{chönes und preiswerthes Werk erwarten. Die Ausgabe foll in ungefähr 40 Lieferungen von je 3 bis 4 Bogen (groß 8°) zum Preise von 50 S erscheinen. Alle drei Wochen sollen eine bis zwei Lieferungen zur Ausgabe gelangen.

Unterhaltung.

* Jesus und Judas. Ein moderner Roman von Felix Ho llaender. Berlin, Sallis'her Verlag. Erregt der Titel [don Bedenken, so wirkt der krafse Realismus, mit welchem der Ver- afser Scenen schildert, wie sie nur bei dem Abschaum der mens{h- lien Gesellshaft vorkommen können, geradezu abftoßend. Er zerftört damit zugleih alles Interesse, welches man sonst vielleiht seinem Helden, einem jungen Studenten, der ih aus innerster Ueberzeugung dem Sozialismus zugewandt und fi in seinem Eifer für das Wohl der Arbeiter für den Verkünder einer neuen Lehre bält, entgegen- bringen könnte. Von bedenkliher Charakterschwäche dieses Helden zeugt es übrigens, wenn dieser, von seinen Parteigenofsen im Stiche

gelassen und in seinen Hoffnungen enttäus{t, um sh und seine Ge- liebte zu erbalten, zum Verräther an der Partei wird und diese That

Md A I T R arat A7 L

glih Preußischen Staats- Auzeiger.

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dann durch Selbstmord büßt. Es ist zu bedauern, daß der Verfafser, dem es offenbar an Talent und \{arfer Beobachtungsgabe nicht feblt, eine Ricbtung einges{chlagen bat, welche dea Anschauungen gebildeter Leserkreise zuwider ift.

ck. Gine räthselhafte Katasirophe. Novelle von Ger- bard von Amvntor (Dagobert von Gerhardt). Zweite Auflage. Gotba. Friedri Andreas Pertbes. (Preis 4 4) Die im Jahre 1879 zum ersten Male erscienezne Erzählung führt die Leser in ein gerade damals die Geister in bobem Maße beschäftigendes und ver- wirrendes Problem ein, in die Gebeimnisse des Spiritiamus, „des tolicn Glaubens an das Hereinragen einer Geifterwelt in unser Leben und an die Möglikeit eines Berkehrs mt den Seelen Abgescziedener.“ Es müssen, sagt der Verfasser in der Vorrede, um einen \o ver- blüffenden AnaHronismus in unserer auf ihre Aufklärung pochenden Zeit erklärlih zu machen, irgendwo thatsächlihe, aber vielleicht fals verstandene und gedeutete Momente als Anknüpfungspunkte gegeben sein. Ob nun ein solihes zwar noch immer geheimnißvoll vershlciertes, aber in einen allgemeinen Umrifsen do deutlih erfennbares Moment in jenen Seelenkräften geboten wird, die si besonders beanlagten Personen im Hellseben oder in der Herrschaft über den Willen anderer offenbaren, das zu entscheiden bleibt dem Leser überlassen. Der wissenschaftliden Verhandlung über das Problem, über welhes der Kampf der Meinungen lange Zeit hin und berwogte, will der Ver- fasser nit vorgreifen. Er läßt dasselbe vielmehr in dem Rahmen einer großen DiGtung erscheinen, und stellt es dem Leser, den er nicht beengen und beunruhigen will, anheim, je nach dem Grade und der Art seiner Kenntnisse, Erfahrung und Einsicht dazu Stellung zu nebmen und dem Rätbsel denjenigen Shlüfsel anzup2sJen, der feiner ganzen Auffassungêweife am Meizten entspriht. Alle, welche ih Tur das darin angeschlagene Thema interessiren, werden die spannende und mannigfach anregende Novelle nit unbefriedigt auz der Hand

legen. Handel und Gewerbe.

ck. Das Kaufmännische Adreßbuch für 1891/92, redigirt von A. Lu dwig und berausgegeben von W. u. S. Löwentbal (Verlag. des „Berliner Adreßbuches*) ift soeben ersienen. Zum ersten 1Rale entbält dasfelbe außcr den Firmen Berlins noch etwa 12 000 Adressen aus allen Theilen des Deutschen Reis. Die Auf- nahmen dieser und weiterer Firmen aus dem Rei soll alljährli® im Januar neu erfolcen, sodaß damit eine Garantie gegen das Vor- finden alter, vielleicht nicht mehr bestehender oder unbrauEbarer Adrefsen gegeben ist. Im Ganzen entbält das Adreßbuch jetzt über 40 000 Adressen, und troß dieser Erweiterung if der alte Preis von 4 „4 99 A beibehalten worden, : S Zur Lage des Welthandels. Herausgegeben von Alfred Brennwald, Redacteur des Taschenkalenders „Merkur“, I. Theil: Die Ausfivten des Kaufmayns im Welt- handel. Illuftrirt durch 160 Konsulatsberichte deutscher, ôfterreihii, ungaris{er und s{hweizerisher Konsulate in Europa, Afrika, Amerika- Asien and Australien. Berlin, Verlag der Stuhr'shen Buch- und Kunsthandlung (Carl Malcomes). Preis 2 A Der Hauvptzweck des vorliegenden Buchs ist, indem es auf die Fragen: ob die Stellung der kaufmännischen Angestellten in finanzieller Beziehung mit Bezug auf die Lebensverbältnifse günstig ist, und ob es an kaufmännischen Arbeits- krâften mangelt, eine klare und bündige Antwort giebt, den Tausenden und Tausenden von jungen Kaufleuten klar darzulegen, we! e Anforde- rungen an fie im Welthandel gestellt werden, sie ferner vor übereilter Auêwanderung zu warnen und ibnen das unvermeidlihe Weiterarbeiten an ibrer Ausbildung nabe zu legen; während der selbständige Ge\chäfts- mann fnappe, gleichwoßl zuverlässige, weil auf Konsulatsberi{ten be- rubende Mittheilungen über Handel und Verkebr, Ein- und Aus- fuhr 2c. findet. Späterhin beabsitigt der Verfasser, Mittel und Wege verzushlagen, wie den trostlosen Aussihten der jungen Kauf- leute, wel®e in einem steten Rückgang der Gehälter und in einem übergroßen kaufmännischen Proletariat in die Erscheinung treten, Ab- bülfe werden könne, wenn fein Unternehmen Seitens der betheiligten Kreife die nötbige Unterstüßung findet.

ck. Im Märzhbeft der von Professor Dr. A. Slaby redigirten und im Verlage von Leonhard Simion in Berlin erschienenen „,Ver- handlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerb- fleißes* erörtert Dr. H. Wedding, Geheimer Bergrath in Berlin, das Verfahren bei der Patentertbeilunrg in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, während Ingenieur K. Svecht feine Abhandlung über die gebräuclihsten Bauarten der Personen- und Lastenaufzüge in Fabrikgebäuden, Gasthöfen, Geshäfts- und Privat- bäusern weiterführt, Außerdem werden ¡wei Preisaussch{reiben des Es deutscher Ingenieure „zur Frage der Raucbelästigung" mit- getbeilt. __ ek. Der Bericht über die Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes vom 2, März 1891 bringt die von Ingenieur R. J. Gülcher und Dr. A. Brand gehaltenen Vorträge über die direkte Umwandlung von Wärme in Elektrizität bezw. über metallurgishe Betriebe im siebenbürgishen Erzgebirge. Am S@luß findet sich eine kurze Mittheilung des Dr. Elkan über die tehnishe Gewinnun und Verwendung von reinem Sauerstoff.

Zeitschriften.

ck. Monats\ch{rift für Deutshe Beamte. Organ des unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaiscrs stehenden Preußischen Beamten-Vereins. Herausgegeben von Dr. jur, L, Wilhelmi, Kaiserlihem Regierungs-Rath im Reichsamt des Innern. Verlag von Friedr. Weiß Nachf. (Hugo Söderström) in Grün- verg i. S@l. Aus dem reihen Inhalt des soeben zur Ausgabe gelangten Heftes 4 des diesjährigen Jahrgangs beben wir folgende Auf- säße bervor: Die Ausdehnung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom 31. März 1882 wegen Abänderung des Pensionsgeseßes vom 27. März 1872. Erfaßansprühe an einen Bürgermeister in Folge polizei- licher Verordnungen. Penfionsansprüche eines Beamten. Ocffnung von Briefen und Packeten durch Postbeamte. Zur Gehaltsregelung nah Dienstaltersftufen Zur Unteroffizierfrage. Die Kosten eines Haushalts in früheren Zeiten. Behandlung von Eingaben. Prüfung für böbere Verwaltungebeamte. Zur Regelung über die erste juriftis®e Prüfung. Noch ein Kapitel aus der Regierunas- gescichte s graben ri : ck, as 3, Heft des zehnten Jahrganges der von Professor Dr. C, Euler und Oberlehrer Gebb. Eckier Ea in R. Gärtner's Verlagsbuchhandlung zu Berlin erscheinenden ,Mo- nats\chrift für das Turnwesen mit besonderer Berück- fihtigung des Schulturnens und der Gesundbeits- pflege“ entbält die nahftehenden Abhandlungen: „Fr. L. Jahn und die Berlinis@e Gesellschaft für deutshe Sprache“ von Fr. Bosse- Braunschweig und „Zwei Ballspiele für Mädchen® von W. Kra my e. ck. Die Nr. 2 des XXYII. Jahrganges der von der „Neuen Zoologischen Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. herausgegebenen und von Profefsor Dr. F. C, Noll redigirten Zeitschrift für Be- obattung, Pflege und Zucht der Thiere „Der Zoologische Garten“ enthält n. A. eine interessante Abhandlung von Bern- hard Langkavel- Hamburg Über die Binsenratte (Aulacodns), welche durch ihre wahrsceinlih durch das Bedürfniß des Zähne- \chärfens bedingte Liebhaberei, die Elephantenzähne zu benagen, bis: weilen kolofsale Vorcäthe des kostbaren Materials verdirbt.

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