1891 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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die Konsumvereine dem Nahrungsmittelgesey vom 14. Mai 1879 (N.--Gesezbl. S. 145) nicht wie die freien Gewerbe- treibenden unterstellt seien. : i

„Eine derartige Deutung vermögen wix dem Geseße nicht zu geben. Nah den Bestimmungen der S8. 1, 2 und 10 er- iheint es unzweifelhaft, daß die Verkaufslokale der Konsum- vereine, selbst wenn in denselben die Waaren nur für Mit- glieder feilgehalten werden, ebenso unter diese Bestimmungen fallen, wie die Geschäftslokale der freien Gewerbetreibenden. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß bei einzelnen Behörden eine irrthümlihe Ansicht über die Auslegung des Nahrungs- mittel-Gesezes vorhanden ist, so machen wir darauf aufmerk: sam, daß die Konsumvereine auf Grund des mehrerwähnten Gesetzes einer gleichen Kontrole zu unterwerfen sind, wie sie bei den freien Gewerbetreibenden erfolgt.“

Der Königlihe Gesandte in Hamburg Freiherr von Thielmann ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Kaiserliche Unter- Staatssekretär im Ministerium für Elsaß: Lothringen von

Sqhraut ist nah Straßburg zurückgereist.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoalich mecklenburgishe Ober-Zolldirektor Oldenburg ist von hier

abgereist.

Der hiesige Gesandte der Argentinishen Republik Carlos Calvo hat sich im Auftrage seiner Regierung mit dem Gesandtschaftspersonal nah Wien begeben.

Der hiesige chchinesische Gesandte Hsü-:Ching-: Cheng hat Berlin verlassen, um sich Behufs Ueberreihung seines Beglaubigungsschreibens auf kurze Zeit nah Wien zu begeben.

Der Chef des Jngenieur- und Pionier-Corps und General- Inspecteur der Festungen, General-Lieutenant Golz ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant Müller, Direktor des Waffen- departements im Kriegs-Ministerium, hat sich mit Urlaub nach der Provinz Sachsen begeben.

Allerhöchster Bestimmung gemäß fällt die unter dem 19, Februar d. J. für das Garde-Corps angeordnete Genera l- stabsreise aus; dafür findet in diesem Jahre eine solche beim X. Armee-Corps statt.

Königsberg i. Pr., 15. Mai. Das Kollegium der hiesigen Regierung widmet dem verstorbenen Ober-Präsidenten Dr. von Schlieckmann folgenden Nachruf:

Am 14, Mai d. I. früh vershied sanft nach kurzem Leiden der Königlihe Ober-Präsident der Provinz Oftpreußten, Wirk- lie Geheime Rath Hr. Dr. von Schlieckmann. Das unterzeihnete Negierungs - Kollegium i durch diesen vlögt- lihen Trauerfall tief ergriffen. Es betrauert in dem Ents&lafenen einen Vorgeseßten, der ein offenes Herz für jeden Einzelnen hatte. Ausgerüstet mit vorzüglichen Eigenschaften des Geiftes und Herzens, hat der Heimgegaagene seine Arbeitskraft \{licht und an- \pruchslos mit vorbildlicher Pflichttreue, mit praktisbem Gescick und stets gleihem Erfolge dem Dienst seines Königs und des Vaterlandes gewidmet. Sein Hintritt wird in allen Kreisen, die ihm nabestanden, \chmerzlich betrauert werden. In dankbarer Erirnerung und dauernder Verehrung werden wir sein Andenken unter uns bewahren.

Die Leiche wird am Sonntag von hier nach Naumburg a. S. überführt und dort am Montag beerdigt werden.

Vayern.

München, 15. Mai. Dem Erzbishof von Würzburg von Schork ist nah der „Allg. Ztg.“ das Ehrenbürger- recht der Stadi Würzburg verliehen worden.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Mai, Die Kammer der Abgeord- neten erledigte îin ihrec Sizung vom 13. d. M. die Be- rathung über die indirekten Steuern. Als Reinertrag der Accise wurden je 1556 000 4/6 in den Etat eingestellt. Die Hundesteuer berechnet sich auf 178500 (4 Obwohl si der Finanz-Minister Dr. von Renner energisch dagegen ver- wahrte, ersuhte die Kammer mit 39 gegen 29 Stimmen um E.nbringung eines Geseß-Entwurfs, nah welchem die Hunde- steuer zum vollen Saße von 7 A ganz den Gemeinden über- lassen und nur etwa der finanzge}eßlihe Zuschlag von 1 /6 für die Staatskasse vorbehalten würde. Für diese handelt es sich dabei um einen Ausfall von jährlih 160 000 /6 Als Abgabe auf Wein und Obstmost stellte man je 2200 000 A6 in den Etat ein, als Ertrag der Malzsteuer je 7800000 M, als Ertrag der Sporteln und Gebühren je 2017000 4 und als

Ertrag der Erbschafts- und Schenkungssteuer je 730 000

In der heutigen Sißung erledigte die Kammer, wie der „St.-A. f. W.“ mittheilt, das Eisenbahnbau- und Kreditgeseß pro 1891/93 und nahm es einstimmig an.

Hefen.

2 Darmstadt, 15. Mai. Jhre Majestät die Kaiserin ex riedrich und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Margarethe trajen, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, heute Vormittag zum Besu der Großherzoglichen Familie hier ein und kehrten im Lauje des Nachmittags nah Sombuxg zurü,

Sachsen-Coburg-Gotha.

_ Coburg, 15. Mai. Die Konfirmation Jhrer König- lihen Hoheiten der Prinzessinnen Marie und Victoria vi on Edinburg wurde, wie die „Cob. Ztg.“ mittheilt, heute Dormittag in Gegenwart Jhrex Königlichen Hoheiten des Herzogs und der Herzogin von Edinburg, Seiner Hoheit des Erbprinzen und Jhrer Königlichen Hoheit dexr Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, des Prinzen Alfred und der Prin- zessinnen Alexandra und Beatrice von Edinburg und des Flügel-Adjutanten Prinzen zu Bentheim:Steinfurt, als Ver- treters des Herzogs, sowie zahlreicher geladener Gäste in der

Kirche zu Deslau durch den General-Superintendenten Müller vollzogen.

Neuf: ä. L. |

+ Greiz, 15, Mai. Jm Befinden Jhrer Durchla»cht der Fürstin ist eine Wendung zum Besseren eingetreten. Dis heute Morgen ausgegebene Bullètin lautet : ;

Im Laufe der Nacht sird bei Jhrer Dur{lauht der Fürstin wiederholte stärkere Huftenanfälle, aber keine Anfälle von Herzshwäche aufgetreten. Höcbstdieselbe haben gegen Morgen kurze Zeit geschlafen, au cin weniz Nahrung genommen und fühlen sich heute Morgen etwas Präftiger. Dr. Overla(. Dr. Scheube.

Hamburg.

Hambu rg, 15. Mai. Der Kaiser von Rußland hat dem „Hamb. Corr.“ zufolge dem Senat durch den ‘Kammer- herrn, Wirklichen Staalsrath von Westmann das Schreiben zustellen lassen, durch welches derselbe als Kaiserliher Minister: Resident bei dem Senat beglaubigt wird.

Deutsche Kolonien.

Wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, befand \sich Dr. Zintgraff nah einem Bericht vom 15. März d. J. auf der Barombistation am Elephantensee. Er hatte mit den Vorarbeiten einer Straße begonnen, welhe er von dort aus bis nach dem Bali-Lande zu führen beabsichtigt, um eine - sichere Verbindung mit diesem befreundeten Stamme herzustellen. Von Barombi aus ist der Unter- beamte des Kaiserlichen Gouvernements Hörhold, in Be- gleitung des Agenten der Handelsexpedition Fanßen u. Thor- mählen, Konran, mit 120 Mann nah der Miyimbi-Station (im Lande der Banyangs zwishen Barombi und Bali-Land) aufgebrochen, um dorthin Gewehre und Munition für die Dg, sowie Waaren sür die Handelsexpedition ficher zu geleiten.

Lieutenant von François ist in Begleitung seines Bruders Major von François und des der Schußtruppe attachirten Lieutenants von Bülow nach zehntägiger Fahrt von Walfishbai aus am 25, Februar d. J. wieder

in Windhoek . eingetroffen. Die Station in Tsaobis (Wilhelmsfeste) wurde in guter Ordnung

angetroffen. Die Weide hatte sich noch nicht ganz von der übermäßigen Ausnußung durch 8000 Othsen erholt Regen war noch nicht gefallen. Der Bau der Kaserne in Groß:-:Windhoek is} bedeutend fortgeschritten; die Mauern des für die Mannschaft bestimmten Eckgebäudes waren bereits 4 m hoh. Mais, Kartoffeln und Gemüse standen gut.

Von der Jnfluenza, welche unter den Eingeborenen stark berrschie, war kein Mann der Truppe befallen worden. Der Gesundheitszustand in Windhoek war troß der täglihen Regen sehr gut. Die Leute sahen . vortrefflich aus. Lieutenant von François beabsichtigte am 5. März mit den vorgenannten beiden Diffizieren und vier Mann eine Reise nah Hornkranz und Rehoboth zu unternehmen.

Seit zehn Jahren zeigt fich zum ersten Mal wieder die Wanderhbeuschrecke, so zwishen Okahandja und Windhoek, sowie besonders in Nehoboth. Fn Milliarden weiterhüpfend, hatten die Shwärme kilometerbreité Landstriche ganz kahl ge- fressen. Zahlreiche Vögel folgen den Heuschrecken und haben viele Raubvögel nah fich gezogen, unter ihnen den seltenen weißköpfigen Adler. Das Eintreffen des Hauptmanns von François in Windhoek von seiner Reise nah dem Ovambo- Land wurde Ende März erwartet.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 16. Mai. Seine Majestät der Kaiser und König empfing gestern Mittag die Deputation der Offiziere des 13. bayerischen Jnfanterie-Regi- ments, wzlche Allerhöhstdemselben ihre Glückwünsche anläßlich des 49, Jubiläums als Fnhaber des Regiments darbrahte. Der Kaiser trug dabei bereits das ihm verliehene bayerische Dienftauëzeihnungs:Kreuz fü: vierzigjährigen Dienst und nahm auf das Huidvollste das ihm dargebrachte Album mit Darstellungen aus der Geschihte des Regiments entgegen. G Deputation ift zu dem heut statifindenden Galadiner ge- aden.

Der gestrigen Eröffnungs feier der Landes-Au s st e l- lung in Prag wohnten laut Meldung des „W. T. B.“ die daselbst anwesenden Minister, der Statthalter Graf ven Thun und Hohenstein, Kardinal Erzbisheof Graf Schönborn und zahlreiche Abgeordnete bei. Die Erwiderung des Erzherzogs Karl Ludwig auf die Ansprache des Oberst:Landmarschalls Fürsten Lobkowit rief enthusiastishe Kundgebungen hervor, welche sich wiederholten, als der Oberst-Landmarschall ein „Slava!“ und „Hoch!“ auf den Kaiserlichen Protektor ausbrachte. Nah der Eröffnung der Ausstellung hielten Erzherzog Carl Ludwig und die Erzherzoginnen Maria Zheresia und Margaretha Cercle ab, Darauf fand ein RNundgang dur die wichtigsten Ausstellungsräume statt. Am Nachmittage war Empfang bei dem Erzherzoglichen Paare, welches darauf vem Statthalter, dem Oberst-Landmarschall und dem Fürst-Erzbischof Besuche abstatkete. Das Publikum begrüßte die Höchsten Herrschaften überall mit lautem Jubel.

Zu dem internationalen Post- und Telegra phen- kongreß hat die türkische Regierung der „Presse“ zufolge den Direktor der Post von Galata, Petacci Effendi, und Bahri Effendi von der Post- und Telegraphenverwal- tung zu ihren Delegirten bei dem bevorstehenden Wiener Post- kongreß ernannt. Die von der italienischen Regierung entsendeten Delegirten sind: der Deputirte Chiara dio, der Sektionshef Salivetto und der Central-Jnspektor im Ministerium der Posten und Telegraphen, Pirron e. An der Spitze der von der spanischen Regierung designirten De- legirten steht der Vize-Direktor der Post- und Telegraphen- verwaltung Bas.

Großbritannien und JFrland.

Die Königin wird, englischen Blättern zufolge, be- gleitet von der Prinzessin Heinrich von Battenberg, Schloß Windsor am 21. d, Vi. verlassen und sich mittels Sonder- zuges über Derby nah Balmoral begeben.

Jm Namen Jhrer Majestät hielt am Mittwoch die Prinzessin von Wales im Buckingham-:Palajt den leyten Damenempfang der Saison ab.

Großfürst Michael von Rußland weilt mit seiner Ge- aht Gräfin Sophie Merenberg, zur Zeit auf der Jnsel

ight.

Jm Unterhause kamen gestern die Vorgänge auf der Fnsel Corfu zur Sprache. Der Unter-Staatssekretär im Kolonial-Amt Baron vòôn Worms erklärte: der englische Vertreter in Athen habe der hellenishen Regierung Vor- stellungen wegen der gegen die Juden auf Corfu vor-

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gekommenen Ausschreitungen gemaht. Der kommandirende Admiral der Mittelmeer- Flotte sei angewiesen, ein Krieg 8- \chiff nah Corfu zu senden, um mit dem englischen Konsul dort zum Schuße der britischen Unterthanen jüdischer Religion zu kooperiren. Der Unter-Staatssekretär verlas so- damn ein im Auswärtigen Amte eingelaufenes: Telegramur, nah welhem nach der Revolte ein s von einigen Griechen getödtet worden sei. Die griehische Regierung habe den hungerleidenden armen Juden Hülfe gewährt. Das Unter- haus vertagte sich nah Schluß der Verhandlungen bis zum nächsten Donnerstag.

Bis gestern waren nit weniger als 87 Parlaments- Abgeordnete an der Jnfluenza erkrankt. Der Prinz; von Wales p seinen Anfall s{hnell überwunden, während Gladstone, jo befriedigend sein Gesammtbefinden is, das Fieber noch immer nit loswerden kann. Die Aerzte hoffen jedoch, daß er heute soweit hergestellt sein w:rde, um ih auf seinen Landsiy Hawarden begeben zu können.

Fast möchte es scheinen, als ob der Bann, welchen. Parnell so lange Jahre über die irishen Abgeordneten aus- geübt hat, gebrohen ist. Eine Menge seiner Getreuen will bei den nächsten allgemeinen Wahlen nicht wieder als Kan- didaten auftreten. Die anti-parnellitishe „National Preß“ meldet ferner, daß einer der hervorragendsten Männer seiner Fraktion sih in den allernächsten Tagen öffentlich von ihm losfagen wolle. Bei einer Rede, welche Parnell am 13. d. M. im Rathhause des Londoner Stadtbezirks Limehouse hielt, wurde er von seinen zahlreih erschienenen gegnerisheren Landsleuten häufig durch höhnende Bemerkungen unterbrohen. Schon früh am Abend hatte eine rauflustige Menge das Rathhaus umlagert, welhe mehr als einmal das Gebäude zu stürmen drohte. Als die Menge immer mehr anwuchs, nahmen die Ordner des Meetings zu der irischen Taktik ihre Zuflucht und forderten. die mit Stöcken bewaffneten Mitglieder der Ver- fammlung auf, das Lokal zu vertheidigen; es kam zu einer förmlichen Schlacht, bei welGer es eine Menge blutige Köpfe seßte. Die Angreifer hätten vielleiht den Sieg davongetragen,

wenn nicht eine Abtheilung Schußleute auf dem Schauplag

erschienen wäre.

Der zur Zeit in Spanien weilende, wegen Sittlichkeits- vergehen angeklagte Vertreter von Ost-Belfast de Cobain ist der Aufforderung, sich vor Gericht gegen die etyÎIbenen Beschuldigungen zu verantworten, bis jeßt niht nachgekommen, obwohl die Frist bis zu seiner Ausstoßun s aus dem Parlament nur noch kurz ist. Die Belfaster Konservativen N über Schuld oder Unschuld ihres Abgeordneten getheilter

einung.

__ Die gestern ausgegebene amtlihe „London Gazette“ ver- öffentliht ein Dekret, betreffend die Errichtung des englischen Protektorats über das Nyassa-Land, soweit dasselbe östlih und südli durch das portugiesish2 Territorium und im Westen durch die Grenze der Zone des Freihandels und eine Linie abgeschlossen wird, welche sih von dem geographischen Congo-Becken bis zu der Grenze zwischen dem englishen und deutschen Gebiet erstreckt.

Aus Kairong in Jndien vom 13. Mai meldet ein Telegramm des „Bureau Reuter“:

er Tekema Nagas gab heute die Köpfe der am 25. März von den Manipuris ermordeten Telegraphenbeamten Melville und OD'Brien heraus. Melville gelang Anfangs die Flucht. Am Mittag des folgenden Tages wurde er aber völlig er- \{vopft von den Manipuris in Nullah entdeckt und dann aufs Gr-- famste hingeshlahtet. Dem Unglücklihen wurden der Kopf und die Hände abgehauen. O'Brien erhielt glich Anfangs einen Schuß- in die Bruft und starb bald nachher auf seinem Lager.

Frankreich.

Paris, 16. Mai. Dem gestern aus Anlaß des glüdck:- lihen Aucganges des gegen den Großfürsten-Thronfolger von Nußland verübten Attentats in der hiesigen russischen Kirche stattgehabten Gottesdienst wohnten als Vertreter des Präsidenten Carnot Oberst Lichtenstein und als Vertreter des Ministers des Aeußern Graf d'Ormesson bei.

Der Kriegs-Minister ist der „K. Z.“ zufolge bereits be- nacrihtigt wörden, daß der Präsident der Nepublik der großen Parade über die vier Armee-Corps, die an den Herbstmanövern im O sten theilnehmen, anwohnen wird. Die Parade findet am 18. September im Lager von Chalons. statt. Außer vier Armee-Corps werden an ihr auch die Truppen von Saint-Mihiel und die diesen Corps zugetheilten unabhängigen Kavallerietruppen theilnehmen.

Rußland und Polen.

Einem Wolff’shen Telegramm aus St. Petersburg S steht es nunmehr fest, daß der Urheber des gegen en Großfürsten-Thronfolger verübten Attentats. einer der Polizisten gewesen ist, welhe dem Großfürsten persönlich als Sicherheitswache beigegeben waren. Das Attentat wurde aus religiösem Fanatismus vollführt. Nicht der Prinz Georg von Griechenland verseßte dem Uebelthäter einen Stockhieb, sondern die eigenen Kameraden der japanischen Polizei schlugen ihren Genossen nieder. Der Prinz parirte vielmehr mit seinem Stock den zweiten Hieb, den der Fanatiker gegen den Kopf des Großfürsten: Thronfolgers zu. führen im Begriffe stand. Die Wunde Seiner Kaiserlichen: Hoheit befindet: sih vorn an der rehten Stirnseite.

Ueber die Stadt Dtsu, in welcher das Attentat gegen den russishen Thronfolger verübt wurde, entnehmen wir der „Times“ folgende Mittheilungen:

Otsu liegt in einer der lieblichsten der vielen liebliGen Gegenden Japans. Sie erhebt sich an dem Südende des etwa 45 Meilen langen Sees Biwa, welcher auf allen Seiten von der herrlichsten Scenerie umgeben ist. Seit undenklichen Zeiten werden nah

Otsu, dem wichtigsten Hafenplay am See, die Erzeug- nisse der benahbarten Provinzen gebracht, um von dort auf dem Lant- oder Wasserwege entweder nah Kioto,

der alten Hauptstadt Japans, oder nach Osaka, der ersten Handels- stadt des Landes, weiter befördert zu werden Gegenwärtig vermitteln fleine Dampfer den Verkehr auf .dem See, während Otsu selbst an einer von Kioto aus am östlihen Ufer des Sees entlang- gehenden Bahnlinie liegt. Wie die meisten Städte in jenem Theile Japans, besißt auch Otsu einige hbemerkenêwerthe Shinto - Schreine fowie eine Anzahl sehr alter Wagen, welche bei firhlihen Prozessionen verwandt werben, Die Vermuthung, daß der Czqrewitsch vielleibt wegen Eindringens in cinen heiligen Play angegriffen worden, entbehrt jeder Grundlage, ta die Japaner keine heiligen Pläye haben, wel{e zu betreten ein straf- würdiges Vergehen sein würde. Die japanischen Tempel stehen Jeder-- mann offen und man kann bei allen festlihen Gelegenheiten europäische Besucher unter der frommen eingebornen Bevölkerung bemerken, Ueber das neue Panzershiff „Georg Pobje- donossez“, dessen Kiellegung auf der Werft der Russischen Dampsschiffahrts- und Handels-Gesellschaft in Ssewastopol am 223. April a. St. stattgefunden hat, giebt der „Krim,

« Westn.“ nachstehende Details :

folgt:

Die Dimensionen des im Bau befindlichen Kolosses. sind bei einer Länge von 320 Fuß, einer Breite von 69 Fuß und einem mittleren Tief- ang von 261/, Fuß auf 10285 Tons berechnet. Die aschine wird gegenwärtig in einer Londoner Fabrik an- gefertigt und muß nah ihrer Aufstellung 16 000 indic. Pferde- kräfte entwickeln. Die Artillerie des Schiffs wird aus sechs 12 zölligen Geschüßen in drei Thürmen und einer Batterie von sieben 6 zölligen Geshüßen sowie Schnellfeuer-Kanonen bestéhen. Die Panzerung, die in einer französishen Fabrik hergestellt wird, beträgt an den stärksten Stellen 16 Zoll.

Die Dampfer der Freiwilligen Flotte haben bei ihrer diesjährigen ersten Frühlingsfahrt nah dem fernen Osten eine seit Bestehen der genannten Flotte noch nit dagewesene Einnahme erzielt. Wie die „Now. Wr.“ erfährt, beziffert sich dieselbe sür die einzelnen Fahrzeuge wie

i „Kostroma“ 205000 Rbl.; „Orel“ 203 000 Rbl.; „Petersburg“ 180000 Rbl.; „Moskwa“ 140000 Rbl.; „Nishni-Nowgorod“ 115000 Rbl. und „Rossia“ ca. 115 000 Rbl. Die Rückfracht is für die Flotte ebenso ge- sihert. Die Dampfer werden in China kolossale Thee- ladungen aufnehmen und sind außerdem bereits für die Be- förderung der ausgedienten Unter-Militärs der sibirischen Truppen engagirt. Der Dampfer „Rossia/ is auf dem Wege nah St. Petersburg, wo er eine große Ladung von Krongütern für Wladiwostok aufnehmen soll.

Wie die „Pet. Gas.“ meldet, sind die jüdishen Be- sißzer von Apotheken in St, Petersburg aufgefordert worden, sowohl auf ihren Aushängeschildern als auch auf den Signaturen und Etiketten der Arzneien ihren vollen Vor-, Vaters- und Familiennamen mit deutliher Schrift aus- zustellen, wie das bereits von allen jüdischen Besißzern anderer Handels- und Gewerbe. Etablissements verlangt wird. Die „Now. Wr.“ erfährt ferner: dem Dirigirenden Senat sei der Plan vorgelegt worden, die Juden, die in dem Rayon der Ene Immobilien besitzen, die sie nah dem solchen Besiß verbietenden Gesey vom 3. Mai 1882 erworben haben, zu zwingen, binnen Halbjahresfrist solche Fmmobilien zu verkaufen.

Ftalien.

Jn der gestrigen Sigung der g mer empfahl der Abg. Galli der Regierung, Betreffs der Vor- gänge in Corfu der griehishen Regierung gegenüber mit großer Vorsicht vorzugehen, denn es sei niht ausgeschlossen, daß die Nachrichten über die dortigen Unruhen übertrieben seien (vgl. „Griehenland“). Der Minister - Präsident Marchese di Rudini antwortete hierauf: er habe, sobald er von den Vorgängen in Corfu Kenntniß erhalten, den beurlaubten Konsul in Corfu Berio aufgefordert, auf seinen Posten zurückzukehren. Er erwarte einen ausführlichen B e- rit desselben und werde darauf den Umständen gemäß und mit den einer civilisirten und befreundeten Regierung geschul- deten Rücksichten vorgehen.

Portugal.

Wie „W. T. B.“ aus Lissabon meldet, hat das Kabinet gestern seine Entlassung eingereiht. Dem Vernehmen nah erfolgte der Rücktritt, weil der Finanz-Minister auf seiner Demission bestand. Ueber die Zusammenseßung des neuen Kabinets verlautet heute folgende Version: Graf San Januario Präsidentschaft und Krieg, Telles Vasconcelles Jnneres, Carvalho Finanzen, Julio Vilhena Justiz, Castel Branco öffentlihe Arbeiten und Graf Macedo Aeußeres.

Nach Eingang der Nachricht von dex Vereinbarung eines neuen Uebereinkommens mit England sind gestern sofort die zur Einberufung der Cortes auf den 24. d. M. erforderlichen Maßnahmen getroffen worden. Das bezügliche Dekret ist indeß von dem König noch niht unterzeichnet.

Schweiz.

Der Bundesrath hat in seiner gestrigen Sißung die «Instruktionen für die schweizerishen Unterhändler bei den am 23. d. M. in Wien beginnenden Unterhandlungen zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz zum Abschluß eines Handelsvertrages festgeseßt.

Niederlande.

Jn Surinam (Nisderländish- Guyana) sind Ruhe- störungen ausgebrochen. Das im Haag erscheinende „Vader- land“ bringt in seiner Nummer vom 14. d. M. folgenden Drahtberiht aus Paramaribo: „Der Pöbel tritt feindlih und aufrührerish gegen die Bürger auf, einige Personen sind bereits verwundet worden; in Folge der Uneinigkeit zwischen dem Gouverneur Lohman und dem Ober-Prokurator Kal} ist die Aufrechterhaltung der Ordnung sehr s{hwierig; es herrscht eine allgemeine Panik, weshalb der gewöhnliche Ball der Kolonialstaaten wie andere Festlichkeiten nicht stattfinden werden. Der Zustand ist sehr besorgnißerregend.“

Luxemburg.

Luxemburg, 14. Mai. Wie „Dgbld.“ meldet, ist im Haag der Saale und Kammerherr des Großherzogs von Luxemburg Baron von Dungern mit Gefolge ange- kommen. Seine Anwesenheit im Haag stehe in Verbindung mit dem vom Großherzog beabsichtigten Ankauf der zur Privatdomäne weiland König Wilhelm's T11. gehörenden im Luxemburgischen liegenden Güter.

Griechenland.

Nach in Athen gestern eingegangener amtliher Mitthei- lung wären jeßt in drei Hauptstraßen des Ghettos in Corfu die von Juden betriebenen Geschäfte ohne jede Störung wieder geöffnet und rehneten die Behörden darauf, daß die Ruhe bald wiederhergestelli sein werde. Von Athen ging gestern eine Compagnie Genietruppen nach Corfu ab. Der „Pol. Corr.“ zufolge hat die griechische Regierung eine strenge Bestrafung der an den Unruhen Schuld tragenden Personen angeordnet ; man erwartet von ihren Maßnahmen eine baldige Be- ruhigung. Jn Athener Regierungskreisen wird versichert, die Derichle der auswärtigen Blätter über die Vorgänge auf Corfu seien vielfah übertrieben und entstellt. Eine Depesche des Wiener „Fcemdenblatts“ aus Nom versichert auf das Bestimmteste, daß die Blätlermeldung über angebliche Aeußerungen des Ministers Del yannis, betreffend die gegen die „Juden auf Corfu wegen rituellen Mordes ausgesprochene Verdächtigung, vollständig erfunden sei.

Numúänien.

Bukarest, 16. Mai. Die Kammer beendigte, wie „W, L, B.“ berichtet, in ihrer gestrigen Sizung die Wahl- prüfungen und wählte darauf den Kandidaten der Regierung

Oberst Rosnovano mit 97 Stimmen zum Präsidenten. Demeter Bratiano erhielt 49, Blaremberg 9 Stimmen, 9 Zettel waren unbeschrieben. Die Kammer vertagte sih alsdann bis zum 7,/19. Mai. Beim Wiederzusammentritt wird die Wahl des übrigen Bureaus vorgenommen werden.

Der vormalige Minister-Präsident Joan Bratiano ist in der vergangenen Nacht gestorben.

Montenegro.

Cettinje, 15. Mai. Anläßlih der Errettung des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland fand laut Na des „W. T. B.“, heute hier ein feierlihes Tedeum att.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 15. Mai. Der Reichstag ist heute ohne Thronrede geschlossen worden. Ó /

Amerika.

Vereinigte Staaten. Präsident Harrison is auf seiner Reise durch die südlihen und westlihen Staaten am 13. d. M. in Nebraska City, der Hauptstadt des gleich: namigen Staats, eingetroffen.

Chile. Die Vertreter der chilenischen Jnsur- rektion8partei in Paris erklären die aus New-York stammende Meldung, nach_ welcher bei dem Untergang des Panzerschiffs „Blanco Encalada“ der Führer der Jn- surrektionspartei Barosluco ertrunken sei, für unbegründet. Wie verlautet, haben die Vertreter der Kongreßpartei die britishe Regierun g ersucht, die von dem Kömmandanten des in Frankreich gebauten Kreuzers „Presidente Pinto“ bestellten 6 Armstrongkanonen niht abzuliefern. Der Kongreß würde andernfalls nah Beendigung des Krieges gegen Eng- land Reklamation erheben, ebenso wie gegen Frankreich, Falls Leßteres die vom Präsidenten Balmaceda bestellten Kreuzer auslaufen ließe. Aus Havre wird dem „W. T. B.“ weiter gemeldet, daß die Ausrüstung des chilenischen Kreuzers „Presidente Errazuris3“ beendet sei. Als Schiffsoffiziere würden je ein der Handelsmarine angehörender dänischer und nörd Offizier engagirt werden.

Kunft und Wissenschaft.

4+ Der Firma Amsler und Ruthart ist die berühmte Chodowieckti-Sammlung des vor wenigen Wochen ver- storbenen bekannten Hamburger Kunstfreundes J. C. D, Hebih zur öffentlihen Versteigerung übergeben worden. Die fast alle Blätter des Meisters in auserlesenen Abdrücken, vielfah auch in Probe- und Aebßdrucken, enthaltende Sammlung, deren Katalog bereits 1885 erschien, darf neben der Engelmann’shen Sammlung in Leipzig wohl als die bedeutendste von Werken des Meisters gelten. Sicherlih wird in der Betheiligung der Berliner Sammlerkreise an dieser Auktion das lebhaste Jnteresse zu Tage treten, welhes man den Schöpfungen des ehemaligen Direktors der Berliner Kunstakademie und besten Schilderers des deutschen Kleinbürgerlebens am Ende des vorigen Jahr- hunderts gerade hier entgegenbringt.

Ein Führer durch die Kunstausstellung, der uns von Saal zu Saal führt und auf das Interessanteste aufmerksam maht, soll dem- nächst im Verlag von Paul Hennig, Berlin W. 57, Winterfeldtstr. 10, zu billigem Preise unter dem Titel „Spaziergang durch die Internationale Kunstausstellung zu Berlin“ gedruckt erscheinen,

In London ist, dem „W. T. B.* zufolge, geftern der M Edwin Long an Lungenentzündung in Folge von Influenza gestorben.

Submissionen im Auslande.

Í Dänemark.

1) Nächstens. Betriebs-Direktor der Ostseeländishen Eisenbahn zu Haarlev. Lieferung von ca. 6000 Stü? Fichtenshwellen und S S E Fuß Holzwerk für Drehbscheiben.

uli d. I.

Näheres auf den Eisenbahnstationen Faxe, Haarlev, Kjöge und Storehedinge.

2) 30. Mai, Mittags. Ober- Ingenieur für die dänischen Staatsbahnen in Kopenhagen V. Frederiksberg Allee 6 B.: Erd- und Maurerarbeiten und Anderes auf der neuen Strecke von Lögstrup nah Aalestrup, Station 380 bis Station 1271, gehörend zu der neuen Aalefstrup-Viburg-Bahn (Jütland).

Anschlagssumm=e : 501 090 Kronen. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln hat die zweite Post von London über Ostende vom 15. Mai in Köln den An- {luß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erceicht; Grund: Gleissperrung in Folge Entgleisung des Zuges zwischen Köln—Ehrenfeld und Köln.

_ Am 1. Juni d. J. treten auf den Strecken der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin die dieser Nummer beiliegenden Fahr- pläne ia Kraft. Dieselben sind bei allen Stationskafsen zum Preise von 5 § und von 25 Z (Aushangfahrplan) das Stück zu haben.

Bremen, 15. Mai. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Scnelldampfer „Werra“ is auf der Fahrt nah New- York gestern Nahmittag von Southampton wieder abgegangen. Der Dampfer „Darmstadt kat auf der Rüdlkehr vom La Plata gestern Las Palmas passirt. Der Dampfer „Hohenstaufen“ lit auf der Fahrt nah Australien gestern in Antwerpen eingetroffen, Der Dampfer „Berlin“ ist heute von Antwerpen nah dem La Plata weitergefahren. Der Schnelldampfer „Trave“ ist gestern Nachmittag in New-York angekommen.

Hamburg, 15. Mai. (W. T. B.) Hamburg-Amerika-

Lieferungszetit :

_nische Paketfahrt-Aktiengesell\chaft. Der Postdamv}er

eDania“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen.

London, 15. Mai. (W. T, B.) Der Union-Dampfer „Athenian“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown und der Union-Dampfer „Nubian® gestern auf der Heimreise von Madeira abgeganaen.

16. Mai. (W. T. B.) Der U nion-Dampfer „Moor“ ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

__ Konstantinopel, 15. Mai. (W. T. B.) Heute wurde die 36 km lange neue Strecke Lefke—Biledjik der Anatolishen Gisenbahn Haidar Pascha-Ismidt-Angora dem Verkehr übergeben.

Theater und Musik.

. Am Montag gelangt im Königlichen Opernhause „Tann- bäuser* mit den Damen Hiedler und Staudigl, den Hrrn. Sylva, Bulß, Stammer, Krolop und Ernft zur Aufführung. Der Dienstag bringt den „Trompeter von Säkkingen* mit Frl, Leisinger und Hrn.

Bulß. Am Freitag geht „Lohengrin“ in neuer Ausstattung, Scenirung und Einftudirung in Scene.

Im Königlihen Schauspielhause wird Ibsen's Drama „Die Kronprätendenten“ Ende Mai zum ersten Male zur Darstelung

gelangen.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 17, bis 23. Mai lautet: Sonntag: „Undine“. Montag: „Tann- häuser“. Dienstag: „Der Trompeter von Säkkingen“. Mittwoch: „Fra Diavolo“. Donnerstag: „Martha“. Freitag: Neu einstudirt : eLohengrin*. Sonnabend: „Oberon“. L

Für das Königlihe Schauspiel: Sonntag: „Das Käih- chen von Heilbronn®. Montag: Der Kaufmann von Venedig“. Dienstag: „RoderiG Heller). Mittwoh: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Maria Stuart“. Freitag: „Der neue Herr*. Sonn- abend: „Das Käthchen von Heilbronn“.

Das Deutsche Theater kündigt für Sonnabend, 23. Mai, eine Wiederaufnahme des Lustspiels „Der Weg zum Herzen“ in neuer Einstudirung und Beseßung anz; dieselbe Vorstellung wird am Sonntag, 24., wiederholt. Morgen kommt „Faust's Tod“ zur Auf- führung. Am Montag und Donnerstag wird „Die Welt, in der man si langweilt“, Dienstag und Freitag werden „Die Kinder der ied gegeben, Für Mittwoch is „Der Pfarrer von Kirchfeld“ ange]eßt. 4E t Z

Im Berliner Theater kommt am Pfingstsonntag Nach- mittags „Die Waise von Lowood“ nnd Abends „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle zur Aufführung. Der zweite Feiertag bringt Nachmittags „Minna von Barnhelm“ und Abends „GBoldfishe“, der Dienstag endlich Nacmittags „Die Jungfrau von Orleans“ und in der Abendvorstellung „Kean“. Am Mittwoch nimmt

riedrih Mitterwurzer in den „Journalisten“ seine Thätigkeit am Berliner

heater wiedsr auf. Am Donnerstag wird „Der Kaufmann von Venedig“, am Freitag (als 37. Abonnements-Vorstellung) „Othello“ und am Sonnabend das Dumas'’she Lustspiel „Der Freund der Frauen“ gegeben. Am Nachmittag des nächsten Sonntag geht „Uriel Acosta* in Scene. j

Das Lessing-Theater bringt am Sonnabend der Pfingst- woche eine Wiederaufführung des Lustspiels „Der Königslieutenant“ von Karl Gußkow mit Adolf Klein als Graf Thorane und Jenny Großals Wolfgang Goethe. Der lebhafte Beifall, welhen die Gesammt- darstellung zur Zeit bei Publikum und Kritik gefunden, hat die Direktion veranlaßt, das beliebte Werk niht mit dem Gastspiel Friedrih Haase's vom Spielplan für immer verschwinden zu lassen. Im Uebrigen seßt sich der Wochen-Spielplan aus Wiederholungen von „Derby*, „Der Probepfeil* und „Die Ehre* zusammen.

Die Wiederaufnahme des Vaudevilles „Miß Helyett®“ in den Spielplan des Wallner-Theaters war von dem glücklichsten Erfolge begleitet. Alle Wiederholungen waren gut besucht, besonders von hier anwesenden Fremden. Die Hauptdarsteller wurden allabendlih bei en DUIINen sowie bei offener Scene in lebhafter Weise au.s- gezeichnet.

Im Concerlpark des Friedrich - Wilhelmfstädtischen Theaters finden an den Feiertagen bei gutem Wetter Früh- Concerte Königlich preußisher Militärkapellen statt. Im Theater geht am Abend Genée's „Nanon“ in der ursprünglihen Besetzung : Stubel, Offeney, Steiner, Link u. st. w. in Scene.

Dr. Jojo, das zugkräftige Repertoirestück des Resibenz- Theaters, das am Dienstag zum fünfundzwanzigsten Male gegeben wird, is von Direktor Lautenburg auh für das Hamburger Gastspiel seiner Gescllschaft erworben worden. E

Die Direktion des Kroll’\chen Theaters hat für die beiden Feiertage den „Freishüßz“ und „Die lustigen Weiber von Windsor“ angeseßt. Im „Freishüg“ wird Hr. Birrenkoven den Max und Frl. Schackto das Aennchen singen, während der Darmstädter Hof- opernfänger Hr. Riemann, seit Jahren in Berlin ein gern gehörter Künstler, zum ersten Male in der laufenden Saison auftritt, und ¿war als Caspar; Frl. Gadsfi singt die Agathe. Die kommende Woche bringt die Fortseßung des Gaitspiels von Marcella Sembrich und den Beginn des neuen Anton Erl’shen Gastspiels, Die gefeierte Sängerin giebt am Dienstag die „Regimentstohter“ und Hr. Erl am Mittwoch den „Postillon von Lonjumeau“.

In dem sehr geshüßten, durhaus windfreien Sommergarten des Belle-Alliance-Theaters findet an den Feiertagen sowohl früh Morgens (Eintriit 30 „) wie Nahmittags großes Militär-Doppel- concert std.t. Auf der Sommerbühne des Etablissements treten neben den bisherigen neue interessante Spezialitäten auf, Abends wird der gesammte Park durch 50 000 Gasflammen, bengalishes Licht 2c. glän- zend beleuhtet. Im Theater gehen früh Morgens die beiden einaktigen Schwänke „Ein Kater“ von Julius Keller und „Die Odaliske*“ von O. Elsner, Abends neu einstudirt die bekannte französishe Posse „Tricohe und Cacolet“ in Scene.

Von der Repertoireposse des Adolph Ernst-Theaters „Adam und Eva“, welde in einigen Tagen das Jubiläum der 100, Aufführung begebt, finden nur noch neun Wiederholungen ftatt.

Im Thomaö-Theater hat der Gelertags, Spietplan insofern eine Aenderung erfahren, als nur am Sonntag „Drei Paar Schuhe“ mit Fr. Betty Damhofer als Leni aufgeführt wird. Vielen Wünschen Rechnung tragend, geht dann am Montag und Dienstag nochmals „Der Millionenbauer“ mit Emil Thomas in der Titelrolle in Scene.

In der zweiten Aufführung des „König Oedipus“", welche vor- gestern im Leibniß-Gymnasium stattfand, war der Kultus- Minister Graf Zedliß-Trübschler zugegen und sprach sowohl dem Direktor Friedländer wie den Darstellern seine lebhafte Aner- kennung aus.

Professor Dr. Carl Reinedcke hat soeben die Komposition einer dreiaktigen komischen Oper, betitelt „Der Gouverneur von Tours“, vollendet, zu welher Edwin Bormann den Text geschrieben hat. Die Oper wird im Verlage von Jul. Heinr. Zimmermann in Leipzig er- scheinen und voraussihtlich {hon mit Beginn der neuen Theatersaison zum ersten Male aufgeführt werden.

Mannigfaltiges.

Das unter dem Protektorat Seiner Hoheit des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein gestern Nachmittag auf der Trabrennbahn Berlin - Westend abgehaltene Korsofest nahm einen glänzenden Verlauf und fand seinen Höhe- punit in dem Blumenkorso, an welchem der „N. P. Z.“ zufolge aufer Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin die drei ältesten Söhne der Majestäten, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Albreckcht von Preußen nebst Gemahlin, der Prinz Alexander sowie die Erbprinzessin von Hohenzollern und andere Fürstlichkeiten theilnahmen. Das zum Besten hülfsbedürftigec Künstler veranstaltete Unternehmen hatte eine schr bedeutende Anzahl von Zuschauern angelockt und begann mit einer Parforce- jagd, die unter Führung des Rittmeisters Freiherrn von Esebeck von 27 Herren geritten wurde und der eine stattliche Meute von 26 hannövershen Hunden vorausging. Nachdem die Hindernisse flott und sicher genommen waren, ging der Rittmeister von Kramsta aus dem Endkampf als Sieger hervor. Es folgte ein Herrenfahren im Buggy mit drei Ehrenpreisen, von denen Lieutenant von Waldow den ersten errang. Bald darauf erschienen Ihre Majestäten, von den Zuschauern dur freudige Zurufe, von \ämmilihen Musikcorps dur die Nationalhymne begrüßt und nahmen im Kaiferpavillon Play. In dem dann beginnenden Herrenfahren von Viererzügen siegte in glänzendster Weise Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther. Darnach be- gann der eigentliche Korso. Den Wagen der Comitémitglicder folgte nah einemzweispännigen Wagen mit demÖber-Stallmeister Grafen von Wedel der mit Marschall -Niel-Rosen und Maiglöckchen geshmückte Sechs- spänner Ihrer Majestät der Kaiserin mit der Erbprinzessin von Hohenzollern und den drei Kaiserlihen Prinzen, darauf die von vier Grauschimmeln gezogene Kalesche, in welher Seine Majestät der Kaifer mit dem General-Adjutanten von Wittich saß. Weiter folgten in gleihfalls ges{chmüdckten Vierfpännern Ihre Königlichen Hoheiten