1891 / 129 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

n der Vorstellung des „Rbeingold" am Sonntag im König- Li Opernhause sind die Damen Staudigl, Hiedler, de Jonge, Herzog, Rothauser und Lammert, die Hrrn. Stammer, Krolop, Kraus, Ernst Schmidt, Lieban, Mödlinger und Krasa beschäftigt.

Im Schauspielhause werden am Sonntag anstatt der an- gekündigten Des des „Don Carlos“ Jbsen's „Kronpräten- denten* in Scene gehen. /

In Shakespeare's „König Richard 111.*, der am „Berliner Theater“ mit Friedri Mitterwurzer in der Titelrolle Sonnabend, den 6. d. M,, zum ersten Male in Scene gebt, spielt Martha Baumgart die Margarethe, Wilhelm'ne Schlüter die Herzogin von York und Elisabeth Hruby die Königin Anna. Arthur Kraußneck ftellt den König Eduard dar, Ludwig Stabl den Clarence, Emanuel Stockhausen den Rihmond und Paul Nollet den Buckinaham.

Im Lessing-Theater finden jeßt täglich die Proben zu der Oper „Cavalleria rusticana“ mit dem Orchester unter Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck statt, und zwar \{on mit Benußzßung des neugeschaffenen Orcesterraumes, wobei sich die Akusiik des Hauses vorzüglih bewährt hat. Auch die Proben zu dem Ballet „Margot find unter Leitung Louis Frappart's in vollem Gange, nadem die Prima Ballerina Luigia Cereale vom Kaiserl. Opernhause in Wien hier eingetroffen ist. Der Regisseur Johannes Elmblad befindet ich bereits hier, und somit kann morgen die erfte vollständige Theaterprobe von „Cavalleria rusticana“ und „Margot“ beginnen, die bis zum Er- öffnungstage, Sonnabend, 13. Juni, sich Vormittags und Abends wiederholt. Durch die vorzügliche Ventilation ist es ermöglicht worden, daß Abends nur eine Wärme von 13 bis 14 Grad im Haufe herrschte, während im Freien 20 Grad und darüber waren.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater bleibt am Sonnabend, dem Tage der ersten Ausführung des neuen Sensations- ffüdcks „Ein dunkles Geheimniß“, der Concertpark nah außen bin ge- {chlossen, für die Theaterbesuher indessen nach wie vor in den Zwischenakten zugänglich. l /

Ein dem Berliner Publikum neuer Tenorist, Hr. Rittershaus debütirt morgen im Kroll’sch{en Theater als e Alessandro Stradella“. Die Partie der Leonore wird an diesem Abend von Frl. Prosky gesungen. Die Banditen Malvoiio und Barbarino werden voa den Hrrn. Riehmann und Bussard, die Partie des Bassi von Hrn. Krähmer gegeben. Am Sonnabend findet, wie bereits mit- getheilt, die vielbegehrte Wiederholung der Oper „Lakme"“ mit Fr. Marcella Sembrich statt. i |

Seit dem 1. Juni hat das reick&haltige Programm der auf der Gartenbühne des Belle - Alliance - Theaters auftretenden Spezialitäten eine weitere Vervollkommnung erfahren, indem neben den bisherigen bewährten Kräften das Rhomet-Trio, cin komisches Männerterzett, sowie das Felicitas-Trio, ein s{chwedischcs Damenterzett, auftreten. Während das erftere dur seine neuen komischen Vorträge allabendlich die Zuhörer in lebhafte Heiterkeit verseßt, fesseln die {chwedischen Liedersängerinnen durch den ausgezeihneten Vortrag \{chwedisher und deutsher Weisen. s

Mannigfaltiges.

Unter außerordentlichß zablreißer Betheiligung wurde am Mittwoch Nachmittag der Geheime Ober-Postrath Maß- mann vom Sterbehause, Lutberstraße 41/42, aus zur lezten Ruhe bestattet. Der dort aufgebahrte Sarg war bedeckt mit vielen Riesen fränzen, welche die Beamtenkollegien der Reichs-Post- und Telegrapben- behörden gewidmet hatten. Frau von Stepkan, die Gattin des z. Z. in Konstantinopel weilenden Staatésekretärs, wohnte persönli der Feier bei. Die Abtheilungen des Reichs-Postamts waren dur ihre Direktoren und Räthe vertreten und die zum Ressort des Lepteren gehörigen Behörden ebenfalls durch ihre Vorstände reprâäsentirt. Auch der Justitiariuss des Reichs-Postamts, Wirklihe Geheime Ober-Postrath Dr. Dambach und der General-Lieutenant Golz, Chef des Ingenieur- Corps, waren erschienen. Die geistlicen Funktionen ver- rihtete Pfarrer Kappenberg von St. Matthias. Die Beisezung er- folgte auf vem Friedhof der St. Michaelsgemeinde bei Brit.

Gestern -ist in der „Urania“ das Preisgericht zusammen- getreten, welhem die Beurtheilung der auf das Preisausschreiben für die „Uraniasäulen“ bis zum 1. Juni eingelaufenen Projekte obliegt. Diese Säulen sind bekanntlich dazu bestimmt, auf den öffentlihen Pläßen von Berlin, zunähst in der Anzabl von 100, richtige Zeit- und Wetterangaben mit den neuesten und zuverlässigsten Einrichtungen darzubieten; sie werden zu- gleiG Ankündigungsflähen enthalten, dur deren gewerb- lihe Ausnutzung die Herstellungs- und Betriebskosten gedeckt werden

Wetterbericht vom 4. Juni, in Swoinemünde

Morgens s Uhr.

Regen.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p red. in Millim.

Süd-Deu!schland, sowie in Oesterreih-Ungarn fan- den stellenweise Gewitter statt, Wien meldet 73 mm |— obne h) Me R um, Rer be Sohn.

Wirkung weiter na en bin auêzubreilen Und | Pierrot; Helene Odilon als Gast. dürfte die Witterungsverbältnisse zunächst des west- ‘Be i : lihen Deutschlands beeinflussen. von C. BeWstein. Borher

sollen. Auf das Ausschreiben sind 23 Projekte eingelaufen, welcke in e Urania bis zum 14. Juni eins{l. zur Besichtigung öffentli aus- estellt sind. Das Preisgericht wird vorausfichtlich bis zum nächsten

ienstag {lüssig werden,

Der Verein für Deutshes Kunstgewerbe in Berlin veranstaltet Mitiwo, den 10. Juni, Nacmittags 14 Uhr, eine außerordentliche Versammlung zum Zweck der Besichtigung der Prinzlihen Schlösser in Glienicke bei Potsdam. Die Meitalieder nebst ibren Damen und Gästen versammeln sich um 14 Uhr auf dem Potsdamer Bahnbof. Fahrschein 3. Kl. Berlin— Potsdam und zurück 1 4 20 \. Abfahrt 1,27; Ankunft in Wannsee 9 3; sofort Weitersahrt mittelst des bereit liegenden Dampfs\chiffffs nad Glienicke; Restauration (Kaffee, Vier) an Bord. Ankunft in Glienicke gegen 4 Uhr. Besichtigung der S{lösser. 6 Uhr: Weiter- fahrt na Nedlitz; daselbst Abendessen nah Belieben. Während der Fabrt sind verschiedene Ueberraschungen, Musikvocträge u. \. w. in Auésibt genommen. Der Fahrschein für den Dampfer (Wannsee- Glicnicke-Nedliz-Potsdam) beträgt 1 A Außerdem wird zur Deckung sonstiger Unkosten ein Betrag von 50 -Z bon jedem Theil- nehmer erhoben. Rückfahrt von Potsdam-Bahnkof 8,59 oder 9,34 oder 10,21. Da es für die Bestellung des Dampfers u #. w. notb- wendig ist, einen ungefähren Ueberblick über die zu erwartende Be- tbeiligung zu baben, so werden die Mitglieder ersuht, sich bis spätestens Sonntag, den 7. Juni, bei dem Schriftführer (Derfflinger straße 20a ) dur Postkarte anmelden zu wollen. Nit Angemeldeten kann ein Plat auf dem Dampfschiff nicht mit Sitwerbeit in Aust gestellt werden.

Mainz. In einer am 1. d. M. in Mainz abgehaltenen Versqmm- lung der dortigen Schüßengesellshaft wurde, wie die „Frkf. Ztg. mittheilt, na eingehenden Erörterungen beschlossen, das 11. deutsche Bundess\chießen im Jahre 1893 definitiv in Mainz abzuhalten. Der Antrag : „Dem Vorstande ist VollmaWt zu ertheilen, bei den Behörden alle erforderlihen Schritte 1u thun, um die Abbaltung des 11. deuts@en Bundesscbießens im Jahre 1893 dahter zu ermöglichen, au sonstige, für die Abbaltung des Festes zweckdienliche Maßnahmen jeder Art zu treffen*, wurde einstimmig angenommen. Der bis jeut rur von den Mitgliedern der Schütenaesell|chaft gezeiWnete Garantie- fonds beträgt bercits 70000 \ Als Festplay ist das zwisczen Gau- tbor und Neutkor gelecç ene, circa 100 Morgen große Terrain gewählt, auf welchem im Jahre 1876 berciis das mittelrhciniscze Schützenfest abgehalten worden ift.

Semlin. Dem Stangen" schen Reiseburcau ist, wie die „Nat. -Z, * mittbeilt, acstern von dem Fübrer der im Ocientzuge bei Tscherkeßköi überfallenen Reisenden folgende Depesche aus Semlin zu- gegangen: Israel traf gestern früb in Adrianovel mit Gesandtscasts- Sekretär und Geld ein, um die Gefangenen Maquet, Kotscy, Graeger in Kirkilis\ch cinzulösen. Der“Ueberfall war auf einen reien grieishen Banquier abgesehen, der aber feine Abreise verschoben batte und einen Tag später fuhr. Fr. Graeger fowie be und Fr. Solitander blieben in Adrianopel, die übrigen Nei enden sind nah Hause gefahren urd treffen Donnerstag Mittag ein, Außerdem be- fanden si dem „H. T. B.* zufolge unter den Reisenden des über- fallenen Zuges auch zwei türkishe Würdenträzer, die gleihfalls aus- geplündert wurden. Nach den bisherigen Ermiitelungen scheinen die Bauern der Umgebung von Tshe:k-ßköi im Einverständniß mit den Räubern gehandelt zu haben. Man hofft, daß die Gefangenen heute oder spätestens morgen früh ihre Freiheit wiedgxerlangen werden. Nach einem Wolff’ sen Telegramm aus P era von gestern fonnte fich der Kaufmann Israel mit dem Lösegeld erft N Abends von Adria- nopel nah Kirkilisseh begeben, wo er gestern {rüh in Begleitung des Dragomans der deutschen Botschaft von Eckardt, des Dragomans des öfterreihischen Konsulats in Adrianopel und 28 Mann Schußwahe ein- traf. Die Verhandlungen mit den Räubern haben alsbald begonnen, doch zeigen sie sich sehr mißtrauish und haben es zur Bedingung gemacht, daß ih die Shußgwache zurückziehe, bevor sie die Gefangenen freilassen. Man erwartet, daß die Gefangenen heute wieder in

reiheit geseÿt werden. : i: 8 N e lihkeit, wo der Ueberfall der Räuber erfolgte, wird wie folgt geschildert : Der Ueberfall ist zwiscken Sinekli und Tfter- keßköj erfolgt. Es war nit der Orient-Expreßzug, der überfallen wurde, sondern der Zug, der um 8 Uhr 15 Minuten Abends von Konstantinopel abgeht und gegen Mitternacht an der Stelle eintrifft, wo der Ueberfall ges{ab, 7 km von Sinekli und 14 km von Ts{er- keßköj entfernt. Tscherkeßköi Tscherkessendorf liegt vier bis fünf Eisenbahnstunden von Konstantinopel entfernt in sandiger, flacher

und Breslau um 7 Grad. In | Wuallner-Theater.

Deutsche Seewarte. Großes Garten-Concert.

bededckt bededt bedeckt Regen

J N N

Mullaghmore Aberdeen . . | 764 Christiansund | 768 Kopenhagen . | 766 Stocktholm . | 765 heiter Haparanda . | 762 bedeckt Petersburg .| 758 1|wolkenlos osfau . 753 2 bededckt

7 4 H 3 4 6

ARNMNRIREIS 5E, = 42 R.

5|bededckt 1\wolkig

2 wolkenlos Z3'heiter 3\wolkenlos 4|wolkig 3/halh bed. 3|wolkig

On C00 S... | D Helder. ...! 759 Sylt 762 Hamburg . . | 762 Swinemünde | 764 Neufahrwasser| 763 Memel ... | - 762

Ds. TOC Münster. .. | 758 Karlsruhe . . | 759 Wiesbaden . | 759 München .. | 761 [O Chemniy . . | 760 |SO Berlin... . | (762 D Wien .…... | 760 |NW Breslau . .. | 763 |N

le d'Aix .. | 755 |ONO Dia v Ol D Triest 760 |O

7 Ubr.

pr pk pmk m

prá 90 90 =IdD

4\wolkig

itill|\wolkig) Di 1 beiter 1|heiter 4lhalb bed. 1|bedeck12) 1|wolkenlos

3|bededckt

1 heiter 1lheitec

Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 148. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 142. Vorstellung. Der | Dekorationen und Requisiten vom Carl- Theater in Trompeter von Säkkingeu. Oper in 4 Akten | Wien ist vom Hoftheatermaler Burghart. ictor E. Neßler. Text | Große Wasser -. Sensationöbilder: 1) Henley- | Verehelicht: Hr. Hauptmann von Gladiß mit

tta, natürl. Dampfschiffe und Ruderboote auf l Wasser a 2) Natbild auf

2\wolkenlos ; | nebft einem Vorspiel von mit autorisirter theilweiser Benußung der Idee und 2\wolkig einiger Original-Lieder aus I. Victor von Scheffel's | natürl. Wasser. Natürl. Regen. ¿

Ó Ballet von Ch. | der Themse. Die Einrihtung des großen Wasser- | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieut, Rudolf Graf reservoirs, sowie die Regenvorrihtung vom Erfinder 1. Bild: Cin Prairienbrand,

tung von Rudolf Bunge. Guillemin. Anfang 7 Ubr.

Schauspielhaus. 149. Vorstellung. Der Viblio- | John Douglaß. j thekar. Schwank in 4 Aufzügen von G. von Moser. | 2, Bild: Am Niagara, 3. Bild: Der Abend, Die Gaunerschule, 6. Bild: Regatia zu Henley, 7. Bild: Nachtbild auf der Themse, 8. Bild ; Das Testament.

Der Concertpark bleibt morgen geshlossen und ist

Deutsches Theater. Freitag: König Heinrich ih. Gestorben: Hr. General-Superintendent a, D.

der Vierte. Anfang 7} Uhr.

Sohn. Vorher: Das Modell.

Freitag: Opern- Romantische

verschiedenen Komponisten. Die

4. Bild: Die Nacht, 5. Bild:

nur den Theaterbesuchern zugängl

E i Sonnabend: Die Welt, in der man fih lang: E

1) Gestern Gewitter und Regen. 2?) Gestern Ge- | weilt. witter.

Vebersicht der Witterung.

Eine Zone bohen Luftdrucks erstreckt sich von dem norwegischen Meere südwärts nah Italien bin, das

Mare, von demjenigen der nördliGen in Oft- eutshland und Oesterreih-Ungarn scheidend. In | Dritte. Deutschland ist das Wetter ruhig, heiter und trocken ; die Temperatur liegt im Norden und Osten erheblich unter dem Mittelwerthe,

Sonntag: Die Haubenulerche. Montag: Die Kinder der Excellenz.

Berliner Theater. Freitag: 39. Abonnements-

Gebiet der südlihen und s\üdö\tlihen Winde in | Vorstellung. Goldfische. Anfang 74 Uhr. Sonnatkend ; Zum ersten Male: Richard der

Kroll’s Theater.

Abends bei brillanter

Freitag: Zum 7. Male: VEE vere S O) Ie 5 Aufzügen von Meilhac und Halévy. Mußk von A. Wormser.

Zum 7. Male: Das | der Residenz) : Modell. Lustspiel in 1 Akt von G. Cohniy.

Anfang des Concerts 64 Uhr, der Vorstellung E 7) hr

Theater-Anzeigen. Königlihe Schauspiele.

haus. 141. Vorstellung. Tannhäuser und der Eängerkrieg auf der Wartburg. —— Oper in 3 Akten von| Rihard Wagner. Ballet von Cork, Queens- E. Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang | Doppel-Concert, Auftreten von Gesangs- und In- E BOe R den Park 50 „K. onnabend; Zum 1. ale: Geheimuiß. Engl. Sensat.-Drama in 8 Bildern wissenschaftlichen Theater. von Douglaß. Deutsch von Dorn. Musik von zettel.

Sonnabend und die folg. Tage: Der verlorene

Triedrich - Wilhelmstädtisches Theater. | Gesang und Lanz in 9 Aufzügen.

Freitag: Wegen Vorbereitung zu: Geheimniß*® bleibt das Theater ges{hlossen. Im prachtvollen Park um 6

Freitag: Stradella. (Stradella: Hr. Birrenkoven.) : Sonnabend: Gastspiel von Fr. Marcella Sembrich. Lakme. Oper in 3 Akten von Leo Delibes, Die) Berlin: bereits für Sonntag anin en an der Kasse Eg Concert int Sommergarten, Druck der Norddeutshen Buhhdruckterei und Verlagb- elektris@er Beleuchtung

Sonntag, Nahm. 2} Uhr: Othello. Abends

Ekene. Das nette Stationshäushen, das dur zwei \{lihte, weiß getünhte Restaurationsräume und eine geräumige Küche vor den anderen zwisen Stambul und Adrianopel gelegenen Stationshäusern sih auszeihnet Tscherkeßköj bietet nämlih das einzige Buffet auf der Strecke ist eigentlich das einzige ansehrlihe Gebäude des Dorfs; dahinter ist nur noch cin „Han“ zu sehen, eine niedrige Hütte mit weitvorspringendem Dach, ungedieltem Boden und einer Bank, die längs der Wände hinläuft und in einer Eke sich zu einer Art Pritshe verbreitert, auf welcher \ckchmierige, von der Zeit arg mit- genommene Schaffelle liegen, das Lager der wandernden Eingeborenen. Anderes als Kaffee und das Nargileh bietet diese Herberge ihren Gâästen nit. Den Rest des Dorfes bilden einige noch elendere Hütten. Für eine Ueberfall eignet sh gerade diese Station aller- dinas sehr gut. Weithin ist keine größere Station auf der Strecke,. auf welcher Militär anwesend wäre, Die nächste größere Ortschaft ist das Städtchen Tscorlu, das etwa 40 km von der Stelle entfernt ist, wo die Räuber die Schienen aufgerissen haben. Weithin dehnt ih s{chwach bebautes Land, auf dem man felten nur eine Swafheerde unter dem Schutze eines einsamen Hirten sieht, erst um Tschorlu mehren sich die Weingärten und Obstpflanzungen.

Nah Schlúß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 4. Juni. (W. T. B.) Jn der leßten Nat kam,. wie die „Kieler Zeitung“ meldet, in Folge kurzen Schlusses in der elektrishen Leitung in einer Maschinenkammer an Bord des Panzerschiffes „Oldenburg“ Feuer aus, welches inner- halb 20 Minuten, ohne größern Schaden angerichtet zu haben, gelös{ht wurde.

Stuttgart, 4. Juni. (W. T. B.) Wie der „Staats- Anzeiger für Württemberg“ meldet, empfing der König den Sanitäts-Rath Marc aus Wildungen, welcher konstatirte, daß, ein Grund zur Besorgniß nicht vorliege und binnen Kurzem die Beseitigung der jüngsten Störung zu erwarten sei.

Bremen, 4. Juni. (W. T. B.) Heute fand Mittags 12 Uhr die feierlihe Eröffnung der fünsten Wander- ausstellung dexr unter Protektorat Seiner Majestät des Kaisers stehenden „Deutschen Landwirthschaftlichen Gesellschaft“ durch den Präsidenten der Leßteren, Erb- großherzog Friedrich August von Oldenburg: statt. Der Eröffnung wohnten die Mitglieder des Senats, zahlreihe Verireter der Bürgerschaft, hohe Militärs, Deputationen von Vereinen, Korporationen u. \. w. bei. Der Erbgroßherzog -hielt eine Ansprache und cröffnete die Aus- stellung mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoh auf Seine Majestät den Kaiser. Sodann b-grüßte Bürger- meister Pauli Namens des Senats und der Präsident der Bürger- haft Claussen im Namen der Bürgerschaft Bremens die An- wesenden. Bürgermeister Pauli brachte zum Schluß ein Hoh- auf den Präsidenten der Gesellshaft, Erbgroßherzog Friedrich August von Oldenburg aus. i

St. Petersburg, 4. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend in Yalta eingetroffen. Der Großfürst- Thronfolger hat gestern von Wladiwostok die Neise- dur Sibirien angetreten; der General-Gouverneur des Amur- gebiets Baron Korff giebt dem Großfürsten-Thronfolger bis- an die Grenze des von ihm verwalteten Gebiets das Geleit. Der Prinz Georg von Griechenland schiffte sih gestern in Wladiwostok nah Yokohama ein und begiebt sich von dort über Amerika nah Griechenland.

tew: York, 4. Juni. (W. T. B.) Nach einer Depesche des „New-York: Herald“ aus JFquique ist der Dampfer „Ztata“ in Tocopilla eingetroffen. Die Behörden der Kongreßpartei ließen dem Kapitän des Schiffes den Befehl. zugehen, sofort nah Jquique zu kommen. Die Ankunft des. „Jtata““ daselbst ist für morgen zu erwarten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Belle-Alliance-Theater. Freitag: Zum 19. Male: Tricoche und Cacolet. Posse in

Der junge | Im prabtvollen, glänzenden Sommergarten (vor-

i nebhmstes und großartigstes Sommer-Etablifsement Sr Boe : G lite und Monstre - Concert. Auftreten sämmtl. Spezialitäten. Brillante Illu- mination des ganzen Garten-Etablissements. Anfangs. des CGoncerts 6 Ubr. Anfang des Theaters 74 Uhr.

Sonnabend : Dieselbe Borstellung.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Enfemble- Gastspiel der Münchener. Der Herrgottschnißzer von Ammergan. Oberbayerishes Volksstück mit Anfang Uhr. Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.

Der Sommer-Garten ist geöffnet.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde,

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). in dunkles | Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im Näheres die Anschlag-

„Ein dunkles Uhr: Großes

Ausstattung a1 | Familien-Nachrichten.

verw. gewesene Frau Clara von Ekensteen, geb. Thies (Berlin).

von Matusbka. Frhr. von Toppolczan und Spaetgen (Dresden). Hrn. Pastor Hedemann (Lindow b. Wilhel möfelde).— Hrn. Rittm. OttoGraf von der Recke-Volmerstein (Saarburg i. L.). Hrn, Oberlehrer Amoneit (Braunsberg). (ine Tochter: Hrn. Rezierungs- und Schulrath Dr. Sawse (Lüneburg).

Dr. theol. Wolfang Friedrich Gcß (Wernigerode).

Hrn. Major von Kurnatewski Sohn Kurt (Gießen). /

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Alessandro

Verlag der Expedition (S ch0olz).

Anstalt, Beslin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen - Beilage),

. friedigen heiße die Spielsuht befriedigen.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M¿ 129,

Haus der Abgeordneten. 94, Sigung vom Mittwoch, 3, Juni.

Der Sißung wohnen der Finanz-Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaf! 2c. von Heyden bei. _Die Berathung über die Vorschläge der XVIII. Kom- mission in Betreff des Antrages Kor\ch wegen Verbots des Privathandels mit Staats-Lotterieloosen wird fort- gesept. Die Kommission schlägt dem Hause folgende drei esolutionen vor:

I. Die Zahl der Lotterieloose der Königlichen Klassenlotterie m Eh noch für das laufende Etatsjahr dem Bedarf entsprechend zu erhöhen.

IL, Den Vertrieb der Loose der Königlichen Klassenlotterie mit thunlihster Sparsamkeit unter Abänderung des bestehenden Systems der Lotterie-Cinnehmer zeitgemäß anzuordnen.

___TII Jhre Bemühungen für den Erlaß eines Reichsgesezes eintreten lassen zu wollen, dur welches eine einheitlihe Regelung des Staats- und Privat-Lotteriewesens im Reich und innerhalb der Einzelstaaten angebahnt wird. Abg. Dr. Ritter empfiehlt die Annahme aller drei Resolutionen. __ Abg. Richter: Er mache darauf aufmerkiam, daß einer Ab- \timmung über die Resolutionen der §. 27 der Geschäftsordnung ent- gegenstehe, der eingeführt worden sei, um überstürzte Ent\chlüsse des Hauses zu verhindern. Dana solle über Anträge von finanzieller Trag- weite nur abgestimmt werden, nachdem eine Kommission mit ihrer Vorberathung betraut worden sei und einen Bericht darüber er- stattet babe. Dies scheine ihm hier Plat zu greifen, da der An- trag zwar von einer Kommission gestellt sei, diese aber lediglich für den Antrag Korsch eingeseßt sei. Die Refolutionen lägen weit ab von diesem Antrage. Er beantrage, die Resolutionen der Budgetkommission zur Vorprüfung zu überweisen. Er wisse nicht, welche Eile man habe mit diesen Resolutionen. Jeder Tag bringe folgenshwere Entscheidungen der Regierung, und da solle das Haus fh mit so improvisirten Anträgen befassen? Das Haus sei fo Tchwach befeßt, daß man unter diesen Umständen nicht den Zufällig- Teiten der Präsenzziffer, sondern sahliGen Gründen den Ausschlag überlassen müsse. Man dürfe nicht von einem Mehr- bedarf an Loosen sprehen, denn diesen

in Preußen anders über diese Verhältnisse gedaht, denn von 1817 bis 1866 fei keine Vermehrung der Loose eingetreten. Dann seten sie plöglih verdoppelt worden und jeßt werde {on wieder zu einer Ver- mehrung, und zwar niht unter Verantwortlichkeit der Regierung, \ondern aus der des Hauses heraus, die Anregung gegeben. In Kon- fequenz dieses Verfahrens komme man zu Zuständen, wie beim öster- reihischen Lotto. Den natürlihen Anspruch_ des Volkes auf billiges Brod beschränke man, und auf der anderen Seite biete man Lotterie- Ioose. Man habe gesagt, der sei ein Giftmischer, der etwas Anderes lehre, als daß Sparsamkeit allein cin Volk vorwärts bringe. Hier liege eine solhe Giftmischerei vor. (Beifall links.)

Präsident von Köller hält die Verweisung auf §. 27 der Geschäft8ordnung für niht tihhaltig. Dort wcrde nur von An- trägen von Mitgliedern des Hauses gesprochen, ein solcher liege aber hier nicht vor, sondern ein von der Kommission aus eigener Initiative gefaßter Entschluß.

: Abg. Richter bleibt bei seiner Auffassung stehen, dagegen führt der Präsident aus, daß eine Kommissionsberathung ja \tatt- gefunden habe.

Abg. Dr. Arendt ve1weist auf die zahlreihen Präzedenzfälle, in denen die für einen Antrag aus dem Hause niedergeseßte Kommission Resolutionen mit finanzieller Bedeutung vorgeschlagen habe, welche im Hause Annahme gefunden hätten, ohne daß Wider- {pru erhoben worden set. Die Annahme des An- trages Korsh stehe der Annahme der Resolutionen durchaus nicht entgegen, Im Weiteren führt Redner nochmals die Gründe an, welche bereits gestern für eine Verr--hrung der Loofe geltend gemacht worden find. Die Vertheilung „er Lotterieloose über das Land sei eine durchaus ungleichmäßige, In Berlin würden im Ver- bâltniß viel zu viel Loose gespielt; durch anderweite Vertheilung allein fei di?» Lotterieverwaltung dem Mangel abzuhelfen nicht im Stande. Vie erste und zweite Refolution seien also anzu- nehmen, desgleichen aber auch die dritte, welhe auf die Einführung einer einheitlihen deutsGen MReichslotterie hin- ziele, Was im preußishen Staat erlaubt und sittlich sei, Töônne im Deutschen Reich nicht unerlaubt und unsittlih sein. Qur Refolution 1 beantragt Redner die Worte „in der laufenden

ession“ zu streichen, weil sih das jeßt nit mehr durchführen lasse. Was die in der zweiten Resolution geforderte anderweitige Regelung der Lotteriekollekten anlange, so möge man doch wesentlih auf pensionirte Beamte zurückgreifen und überhaupt patriotische Leute, d. h. Männer, die in ihren Arsichten mit der Regierung überein- stimmten, besonders berüdctfihtigen; sei doch felbst in Republiken, z. B. in Amerika, ein solhes Patronatswesen gang und gäbe. Was die dritte Resolution betreffe, so seien die heutigen Lotteriezustände wahrkaft antediluvianish, und der M'nister möge fein gestern be- thâtigtes Interesse für das Lotteriewesen dahin praktis werden Tassen, daß statt der verschiedenen deutshen Staatslotterien eine ein- heitlihe Reichslotterie eingesührt werde. j

Abg. Dr. S attler: In Bezug auf die ge\{äftsordnung8mäßige Behandlung der Frage stehe er ganz auf dem Standpunkt des Herrn Präsidenten. Sachlih aber bitte er aus den von dem Abg. Richter vorgetragenen Gründen, die Resolutionen an die Budget- kommission zurückzuverweisen, Nach der Annahme des Antrages Korsch Töônne namentlih die erste Resolution niht mehr aufrecht erhalten werden. Auch s\achlich theile er die Abneigung des Abg. Richter gegen die Vermehrung - der Spielgelegenheit, und mindestens würde es doch nöthig sein zu sagen, wie weit die Vermehrung der Lotterie- loose gehen solle. Die Ueberweisung der zweiten Refolution an die Budgetkommission möhte er {hon deêwegen vorschlagen, damit diese wenigstens einen Vorschlag foumulire, nach welcher Richtung hin ih die gewünschte Aenderung des Lotteriebetriebes zu erstrecken habe.

Abg. Olzem: Er halte eine Vermehrung der Loose für durch- aus nôthig und glaube, qa das Haus, nachdem es in seinem gestrigen Beschluß gezeigt habe, daß es in Bezug auf das Lotteriewesen nicht den Standpunkt des Abg. Richter theile, auch für die Vermehrung der Loose sein werde.

_Abg. Lückhoff: Er sei sür die erste und dritte Resolution, müsse aber die zweite ablehnen. Es liege im Interesse des Publi- kums, die jeyigen Lotterie-Collccteure beizubehalten und niht aus- gediente Beamte an ihre Stelle zu egen, Denn darunter würde die Gefälligkeit und Coulanz gegen das Publikum leiden. Auch seien die Bezüge der Lotterie-Collecteure nit so schr ho, wenn man die Verantwortlihkeit und hohen Unkosten bedenke. Schließlich könne man ihre Bezüge ermäßigen, nur das ganze Institut wünsche er nicht geändert zu sehen. .

_ Geheimer Ober-Finanz-eRath Marcinowski; Auf Grund seiner Erfahrungen könne er bestätigen, daß in der That große Un- gleihheit in der Vertheilung der Loose in der Monarchie bestehe. Das sei die Folge der Vermehrung der Loose im Jahre 1886, bei deren Unterbringung, weil eben viele auswärtige Loose bei uns gespielt würden, alle möglichen Hülfsmittel hätten angewendet werden

Bedarf be- Früher habe man*

Berlin, Donnerstag, den 4. Juni

müssen. Eine gleichmäßige Vertheilung der Loose werde \sich, fürchte er, nur mit einer gleichzeitigen Vermehrung derselben herstellen lassen.

Abg. von Eynern: In Bezug auf die Geshäftsordnungsfrage habe der Abg. Richter Recht, die Praxis des Hauses aber sei in vielen Fällen eine andere gewesen, z. B. habe das Haus im vorigen Fahre eine finanziell bedeutsame Resolution der zur Berathung der Sperrgeldervorlage eingeseßten Kommission angenommen, und so könne es auch über diese Angelegenheit heute Beschluß fassen. Er stimme aber dem Antrage des Abg. Sattler bei, diese so wichtige Sache nicht am Ende einer so langen Session, wo das Haus übermüdet sei, zur Erledigung gelangen zu lassen. Man könne ja aus Nücksiht auf die Vermehrung der \taatlihen Finanzen für eine Vermehrung der Lotterieloose sein, aber das dürfe do \chlicßlich nicht bis ins Unendliche gehen. Man müsse wenigstens eine genaue Angabe über die Zahl der auszugebenden Loose treffen.

Abg. von Schalscha: Er bitte die Zahl der Loose {on aus dem Grunde zu vermehren, weil die ungleihe Vertheilung der Loose eine Vermehrung der Lotteriekollekten nöthig mache, ene e aber nur bei einer Vermehrung auch der Loose zu er- reichen sei.

Abg. Richter: Ebensogut wie man das Bedürfniß nach Lotterie- loosen als berechtigt anerkenne, könne auch Jemand die Wieder- einfübrung der Spielbanken für notkbwendig halten. Der zweite Theil der Resolution habe absolut keinen Inhalt, denn es sei nicht gesagt, in welcher W:ise das System des Loosvertriebes abgeändert werden solle, Er würde gern, wie für eine Erhöhung der Einsäte bei der Lotterie, auh für Erhöhung der Lotteriesteuer stimmen, denn diese sei eine Steuer auf die Dummheit. (Heiterkeit.)

Abg. Dr. Arendt: Es sei, glaube er, das erste Mal, daß der Abg. Richter eine Steuer nenne, für die er eintreten wolle; jeßt wisse man also, welhen Ersaß der Abg. Richter für die Abschaffung der Kornzölle und für die Ermäßigung der Tarife bewillige; es sei die Erhöhung der Lotteriesteuer. Er fürhte nur, daß das nit genügen werde. Wenn übrigens der Abg. Richter so für eine Steuer auf die Dummheit eintrete, warum trete er dann nit für die Börsensteuer ein, die doch auhch eine solhe sei? Ec kabe niht gesagt, die Regierung möôge ihre Anhänger vor ihren Gegnern berüdjichtigen, sondern er habe nur gesagt, es würde doch nit recht sein, die Gegner anzustellen, Anhänger aber unberück- sichtigt zu lassen. Uebrigens, was ihn anlange, möge der Abg. Richter beruhigt sein, er habe sich noch um keine Kollekte beworben, außerdèm habe er shon früher eine ganze Reihe von Verbesserungs- vorschlägen gemaht. Er wolle sie aber, troßdem der Abg. Richter solche vermisse, nicht wiederholen, um die Zeit nicht zu verlieren. Gerade im Interesse der kleinen Leute, deren Interessen Abg. Richter angebli immer vertrete, bitte er, die Zahl der Loose zu vermehren und alle drei Resolutionen anzunehmen.

__ Abg. Dr. Lieber {ließt sich dem Antrage Sattler an. Auf keinen Fall dürfe man es der Regierung überlassen, zu bemessen, was dem Bedarf an Loiterieloosen entsprehe und was nicht. Die Kom- mission habe d2n Antrag Korsh abgelehnt und sei der ersten Reso- lution beigetreten. Nachdem das Haus gestern den Antrag Korsch{ch angenommen habe, werde es einer vorherigen Prüfung bedücfen, ob es auch der Resolution ohne Weiteres beitceten könne, Er stehe auf einem anderen Stanètpurkt als der Abg. von Schhalscha. Er werde heute nur für die dritte Resolution stimmen, roelche dahin gehe, die Sache reihsgesezlich zu regeln. Die überwiegende Mehrzahl seiner Freunde sei einer Vermehrung der Lotterieloofse niht geneigt. (Beifall im Centrum.) ; :

Die Diskussion wird geschlossen und die erste Resolution der Budgetkommission überwiesen. Die zweite Resolution (anderweite Organisation des Betriebes) wird abgelehnt und die dritte Resolution (Anregung eines einheitlichen Reichs- Lotteriegeseßes) fast einstimmig angenommen.

Es folgt die Berathung des Antrages Schul (Lupit), betreffend den Waldschuß in den Quellgebieten der Flüsse und Bäche. Der Antrag lautet:

„Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage der Monarchie baldigst einen Geseßentwurf vorzulegen Behufs Ergänzung des Waldschutzgeseßes vom 6. Juli 1875 in der Richtung, daß in den Quellgebieten der Flüsse und Bäche der Wald mehr als bisher erhalten, beziehungsweise eine zielbewußte Neubewaldung bewirkt werde zum Zwecke, den Abfluß der Tagewässer zu verlangsamen und eine vermehrte Nußung des Waffers für die Landeskultur und die Industrie herbeizuführen.“ Die Kommission \chlägt vor, den Antrag in der gestellten Form abzulehnen und „die Staatsregierung zu ersuhen, dem Landtage Vorschläge zu machen, welche die Beseitigung gemeinshädliher Wasserrisse und die Vorkehr gegen die Entstehung von solchen zu ermöglihen, sowie die dauernde Besserung der Verkältnisse durÞch Erhaltung des Waldes und Aufforstung sicherzustellen geeignet erscheinen; und zu diesem Zwecke erforderlihen Falles eine Erhöhung der im Staatshaushaltsvoranschlag (Kapitel 106 Titel 11) für Wald- kulturen vorgesehenen Mittel zu beantrazen.“

Abg. Schult (Lupit): Er halte seinen Antrag, ungeachtet der von der Regierung erhobenen Einwände, für den einzig richtigen Wea zur Beseitigung der vorhandenen Uebelstände auf dem Gebiete der Wald- und Wasserwirthschaft. Er habe eine Ergänzung des Wald- \hugageseßes vom 6. Juli 1875 nach der Richtung beantragt, daß in den Quellgebieten der Bäche und Flüsse, mittels besserer Erhaltung des Waldes und zielbewußter Neubewaldung, eine Verhütung des Ab- flufses der Tagewässer und eine vermehrte Benußung des Wassers für die Landeskultur und Industrie bezweckt werden folle. Er wolle also die Bildung von Waldgenossenschaften ähnlih wie es im Geseze vom 1. April 1879 für die Wassergenossenshaften vorgesehen worden sei. Sein Antrag sei niht auf cine Vermehrung des Waldes an fi, auch nicht auf eine anderweitige Vertheilung des Waldes, au niht auf die Bewaldung von Sandländereien und ünen oder Freilagen gerichtet, Babera allein auf eine planmäßige Bewaldung und Walderhaltung an denjenigen Orten, an denen ein \s{chneller Abfluß der Tagewässer die Hochwassergefahren und das Abschwemmen des Bodens vermehre und die Zeit der Niedrigwasser verlängere. Man habe drei Wege bezeichnet, um Wassergefahr zu mindern und Wassernußung zu wahren, und zwar 1) das Einlassen von Hochfluthen in die Stromniederungen ; 2) die Anlage von Thalsperren und Wildbachverbauungen; 3) die Anlage und Erhalturg von Schußwaldungen in den Quellgebieten, nit allein des Stromes selbst, fondern auch seiner Zuflüsse und Bäche. Die Königliche Staatsregierung habe den ersten Weg versuhsweise durch Einstellung von 300000 4 in den Etat zu diesem Zwec, den zweiten Weg ebenfalls versuhsweise zunächst für das Wupperthal durch eine Novelle beschritten; für den dritten Weg die Anregung zu geben, bezweckte sein Antrag: Der Minifter für Landwirthschaft habe ausgesprohen, daß ihm der Weg der Anregung und Belebung der Thätigkeit der Privat- waldbesißzer vermöge ciner Vermehrung der staatlihen Beihülfen der angbare erscheine und habe dies durch Beispiele von Auf- Aa in der Eifel, der hohen Veen und: des Westerwaldes bewiesen. Es handele sich aber um eine methodishe, treppenartige Aufforstung mittelst Horizontalgräben und Gräben und um den Schuß gegen die Entnahme der Waldstreu, um vermittelst des Blâätterdaches einer Üppiger hergestellten Waldyegetation und vers

1891.

mittelst eines starken Bodenschußes durch Waldstreu* und vermittelst der das Wasser nach rückwärts in den Berg hineinleitenden Sier- gräben den Abfluß der Wasser dauernd zu hemmen. Es handele sih also um die Anlage und die Erhaltung von eigentlichen Schuß- waldungen. Diese Maßregel sei eine produktive Ausgabe gegenüber den fich fast jährli wiederholenden unproduktiven Ausaaben an Ueberschwemmte. Ob das Ziel durch eine Vermehrung der staatlichen Beihülfen erreihbar sei, ersheine um deswilien fraglih, weil voraus- sihtlich viele Privatbesiger sh unwillig zur Sahe ftellen würden; aus diesem Grunde sei eben däs Gesey vom 6. Juli 1875 bislang unwirksam geblieben. Nur durch einen Zwang sei hier etwas zu maden. Der Minister für Landwirth- haft habe erklärt, daß die Bedeútung des Waldes für die Hoh- wasserfrage übershäßzt werde. Jn der Praxis sei man anderer Meinung, Falls metbodish und richtig vorgegangen werde. Die partiellen Erfolge im Inlande und die im Auslande erwiesen das Gegentheil. Ein baldiges Vorgehen in dieser bedeutsamen Sache fei umsomehr angezeigt, als die Entwaldurg und Streunußung in den Privat- waldungen, sowie die Enträfserung im Lande in Folge der seit- herigen Geseßgebung über die Vorfluth in Folge der Separation, Drainage und der Moordammkulturin die Uebelstände fortgesetzt ver- größert hätten.

Abg. von Schalscha: Der vorliegende Antrag habe ihm ia vershiedenen Richtungen wohlgethan. Daß der Wald geeignet fei, große Wassermassen festzuhalten, stehe fest ; vielleicht hätten wir die großen Ueberschwemmungen nit gehabt, wenn die Höhen be- waldet gewesen wären. Die Verlangsamung des Abflusses des Wassers sei von der größten Bedeutung für die Landwirthschaft. So viel Sympathien er aber auch für den Antrag habe, so eint er ihm doch nur auf einem beshränkten Gebiete Abhülfe zu s{chafffen, und er {lage vor, ihm folgende allgemeinere Fassung zu geben :

Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage demnähst Vorschläge zu machen, welche auf eine Verlangsamung des Wafsserabflusses, zunächst in den Quellgebieten, abzielen, und die dazu erforderlichen Geldmittel im Etat zu beantragen,

__ Abg. Freiherr von Grffa ist damit einverstanden, daß der Re- gierung Direktiven gegeben würden, in welher Weise sie zur Ab- stellung dieser Uebelstände dem Landtage Vorschläge zu machen habe. An eine Sicherstellung der Aufforstung ohne eine wenn au beshränkte Staatsaufsiht über die Privatwaldungen fei nicht zu denken. Von einer Devastation, einem Raubbau des Waldes fei nur bei Privatwaldungen die Rede. Nun bestehe auch unter feinen Freunden und Berufsgenossen ein lebhafter Widerspruch gegen die Staatsaufsiht über Privatwaldungen. Dabei fei diese Staatsaufsiht gar nichts Unerhörtes. Sie bestehe in ganz Süddeutschland und habe si ausgezeihnet bewährt. Indessen gebe er dem Hrn. Ober-Landforstmeister Donner zu, daß diefe Aufsicht ihre S{hwierigkeiten habe. Deshalb fei er für eine beshränkte Staats- aufsiht in den Fällen, wo ein öffentlihes Interesse vorhanden sei. Die Staatsaufsicht sei niht sowohl für die Abholzung erwünscht, als vielmehr für die Wiederaufforstung, Es müsse zugegeben werden, daß viele Landwirthe nicht des Raubbaues wegen, fondern aus Noth zur Abholzung schritten. Die \chlechte Lage der Land- wirthschaft gehe parallel mit der Devastation der Wälder. (Abg. Rickert: Bei guten Preisen habe man erst recht Raubbau!) Unter der Aera des Freihandels sei bei den niedrigen Preisen an eine Wiederauffor\stung in keiner Weise zu denken gewesen. Mit dem Momente, wo durch die Scußzzollpolitik wieder erhöhte Preise für die Landwirthschaft gekommen seien, hätken die Besiger wieder angefangen, aufzuforsten. Die verödeten Ländereien würden wieder der Waldkultur zugänglih gemaht. Er wünsche, daß da, wo durch die Na®"issigkeit des Besigers, durch \{hlechte Waldwirthschaft ein öffenti 3 Interesse insofern ge- shädigt werde, als durch das jähe Hera. rzen großer Wafsermafjen si diese ungeheure Uebershwemmungsgefugyr herausbilde, der Staat die Aufsicht führe und die Wiederaufforstung zunächst für feine Kosten übernehme, und diese Kosten von dem Besizer liquidire. Wo eine Wiederaufforstung durch den Besizer unmögli fei, und bei großen Flächen werde es sich empfehlen, diese Flächen zu enteignen und dur den Staat aufzuforsten. Er könne im Allgemeinen nicht zugeben, daß die Bodenfstreu für die Auffaugung des Wassers keine hervorragende Bedeutung habe. Seitdem die Waldwirthshaft als Rechen- exempel betrieben werde, habe \sich die Sache noch vershlimmert. Dazu komme, daß durch Einführung des sogenannten Cellulofe- papiers die Verwerthung des jungen Holzes in einem wahrhaft sündhaften Umfange Play gegriffen habe, In Folge dessen fei eine Verminderung der VBodenstreu eingetreten, welche ein Zurückhalten des Wassers unmögli mache. Es sei eine Thatsache, daß große Ueberschwemmungen nur da vorkämen, wo es fahle Berge und keine Waldstreu gäbe. (Beifall rechts.) J

Abg. von Bend bittet den Minister, auf eine Erhöhung des Fonds zur Beförderung der Aufforstung Bedacht zu nehmen.

Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden:

Ich möchte dem Herrn Vorredner erwidern: wenn es mir gelingt, die Zustimmung des verehrten Herrn Finanz-Ministers zu erlangen, dann steht von meiner Seite nichts entgegen, meinem Ressort ver- stärkte Fonds zur Förderung der Aufforstung überwiesen zu sehen.

Was die Ausführungen der übrigen Herren Redner anlangt, fo möchte ih zunächft eine Bemerkung des Hrn. Abg. von Erffa richtig stellen. Er hat gesagt, seinen Informationen zufolge seien im Re- gierungsbezirk Wiesbaden die Oberförster angewiesen, da, wo es ge- wünscht wird, den Privat-Waldbesitern eine gewisse Unterstüßung in der Beaufsichtigung ihrer Forsten zu Theil werden zu lassen. Dies rein nebenamtlihe Verhältniß, welhes im Regierungsbezirk Wiesbaden besteht, trifft für alle anderen Landestheile zu. Wenn nit lokale oder persönliche Verhältnisse entgegenstehen, wird den Oberförftern die Uebernahme der Leitung von Privatforsten gestattet, und eine derartige Thätigkeit findet vielfah mit dem besten Erfolg statt.

Wenn er weiter gewünscht hat, man folle dem Ziele, die Ho&- wassergefahren zu befeitigen, dadur vorarbeiten, daß man zu diesem Zwecke die Einführung einer staatlichen Aufficht auch für den Privat- Waldbesiß in beschränktem Umfange da einführt, wo es das öffentliche Interesse fordert, fo hat ja der Herr Redner die Grreichung des von ihm als wünschenswerth erkannten Zieles insofern etwas er- leihtert, als er die Forderung der Beschränkung fel ber aufgestellt hat ; ih glaube aber troßdem, daß derartige Eingriffe in das Privat- eigenthum der Forstbesizer einem sehr erheblihen Widerstand begegnen würden, und ih bezweifle, ob eine Vorlage der Königlihen Staats- regierung in dieser Richtung eine sehr freundlihe Aufnahme in diesem hohen Hause finden würde.

Meine Herren, es liegen im Uebrigen drei Anträge vor: der Ans» trag Scult-Lupiß, der Antrag der Kommission und der Antrag des Abg. von Schalsha. Der Hr. Autragsteller Sch(ulß-Lupig wird vielleiht selbst einräumen, daß sein Antrag dur die gewandte Hand und die Ausführungen des Hrn, Referenten ein ganz anderes