1891 / 135 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Die Aufsichtébehörde kann die Benußung von Scießwaffen für eine bestimmte Zeit gestatten.

Die Au!sihtsbehörde bat außerdem zur Vertilgung uneingefriedigten Sc{hwarzwildes alles Erforderlihe anzuordnen, sei es durch Polizet- Jagden, fei es durch andere geeignete Maßregeln oder Auslagen, an die Jagdberectigten des Bezirks und der Nachbarforsten.

X1I, Als §. 14e einzuschalten §, 12 der Beschlüsse des Hauses der Abgeordneten in Nr. 49 der Drucksachen des Herrcnhauses:

Milde Kaninen unterliegen dem freien Thierfange.

XTII. Im §. 17 den zweiten Saß des Absayes 2 und den Absatz 3 zu streichen.

B. Von den Abgg. Brandenburg und Francke (Tondern):

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

Hinter 8. 4 als §. 4a einzuschalten den § ò der Beschlußfassung be, Hauses der Abgeordneten in Nr. 49 der Drucksachen des Herren-

auses:

sent der Schaden durch Wild der im § 1 genannten Arten ent- standen, welches niht in dem Jagdbezirke, in weclchem der Schaden erfolgt ist, seinen regelmäßigen Aufenthalt bat, so sind die Ent- \chädigungspflichtigen, ebenso wie die JInhaber cigener Jagdbezirke, be- rechtigt, Ersa von demjenigen zu verlangen, aus dessen Wildfstande dasselbe auêgetreten i :

Mehrere hiernah Ersaßrflihtige haften dem Ersaßberechtigten gegenüber jeder für das Ganze, untereinander nach der Größe ihrer Forstbezirke,

Dem Hause der Abgeordneten ift die Uebersicht über die Verwendung der den Kreisen auf Grund des Gesetzes vom 14. Mai 1885 überwiesenen Beträge zugegangen.

îr. 5 des Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußishen Staaten. (Her- ausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern), vom 30. Mai hat folgenden Inhalt: T. Allgemeine Verwaltungsfacen. Verfügung, betr. die Bedeutung des §. d8 des Landesverwaltungsgeseßes. Ver- fügung, betr. die Aufbringung bezw. Vertheilung der Kosten für Kreis- hausseebauten nah Quoten der für die in Frage fommende Kreis- einrihtung aufzubringenden Kreis8abgaben. Verfügung, betr. den Verlust und die Wiedergewinnung der Staatsangehörigkeit. II. Organisationssahen. A. Behörden und Beamte. Cirkular, betr. den Anfangs- bezw. Endpunkt bei Dienstreisen von und na Berlin. B Staatshaushalt, Kasien- und Recnungesachen, Anordnung, betr. die Justifizirung der Ausgaben an Civilpensionen 2c. für Hinter- bliebene von Beamten und Pensionären. II]. Polizeiverwaltung. A. Gendarmerie. Verfügung, betr. die Dienftaufwandë:-Entscbädigung der Gendarmen während der Zeit von Abkommandirungen. B. Ver- siherungswesen. Cirkular, betr. die Invaliditäts- und Alter 8versiche- rungsbeiträae der Mitglieder der Krankenkafsen. C Sicherheits» polizei. Cirkular, betr. die Verfolgung flühtiger in Hamburg, Bremen oder Bremerhaven vermutheter Verbreher. D. Baypolizei. Cirkular, betr. die Abänderung einiger Vorschriften der Polizei- verortnung bezügli der baulihen Anlage 2c. von Theatern 2c. E. Polizei der ôffentliben Ordnung. Cirkular, betr. die bahnyvolizei- lihe Beaufsichtigung des Baues und Betriebes von Privatgelcisen.

Handel und Gewerbe.

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Rubr und in Obers@lesien,. An der Ruhr sind am 10. d. M. gestelli 10 571, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Obersblesien sind am 9. d. M. gestellt 3781, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen,

Subhastations-Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am 10. Juni 1891 die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Kottbuser Ufer 61, den Bauunternehmern Robert T owski und Gustav Keck hier gehörig und mit 22690 # Nuzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Das geringste Gebot wurde auf 800 festgeseßt. Ersteher wurde der Kaufmann Max Goß zu Berlin für das Meistgebot von 318 000 #4 Neue Königstraße 7, dem Gürtlermeister Hermann Becker gebörig und mit 7640 (6 Nugzungs- werth zur Gebäudesteuer veranlagt. Das geringste Eecbot wurde auf 959 100 M festgeseßt. Ersteher wurde der Kaufmann Julius Herzberg zu Berlin für das Meistgebot von 331 000 M Am Weidenweg 33, dem Fukbßrherrn Carl Swlüter gehörig und mit 9300 #4 Nutzungewertb zur Gebäudesteuer ver- anlagt. Das geringste Gebot wurde auf 111 500 H feftgeseßt. Er- steher wurde der Stbneidermeister Hermann Gol dwasser, Klofter- straße 100, für das Meistgebot von 152 000 #— Gerichts ftraße 33, den Bauunternehmern August Heinemann und Otto Neander gehörig und mit 17000 46 Nußtzungswertb zur Gebäudesteuer ver- anlagt. Das geringste Gebot wurde auf 848,50 H festgeseßt. Er- steher wurde der Kaufmann Fried. Wilh. Cohn bier für das Meist- gebot von 240 000 M

_ Aeltesten-Kollegium der Berliner Kaufmann- \chaft. Aus der Plenarsitzung des Kollegiums vom 8. d. M. ift Folgendes zu berihten: Der Handels-Minister bat das NAeltesten- Kollegium sowie vermuthlich auch die Handelévorstände anderer Plätze mit bedeutendem Getreidehandel zu regelmäßiger Bericht- erstattung aufgefordert über die Lage des Getreidemarktes, und zwar die auf den Lägern befindlichen Mengen von Getreide, über die auf Grund erfolgter Abschlüsse hierher zu liefernden Mengen, die vom Auslande vorliegenden aber noch nicht angenommenen Offerten, über den Marktpreis am Berichtstage, sowie endli über die allgemeine Lage des Getreidegeshäfts je seit der leßten Berichterstattung. Diefe Nachweisungen sollen bis Ende August wöchentlich (am 2., 9., 16., 23. Monatstage) erfolgen, später zu Beginn jeden Monats. Das Kollegium hat eine engere Kommission ernannt, welche diese wihtigen Berichte auf Grund gewissenhaftester Prüfung und Erkundigung aus- arbeiten wird. Natürlich aber sind die obigen Angaben nit durch genaue Zählung, sondern nur durch Schäßung zu machen; auf einige der Fragen wird si wohl überhaupt {wer eine Antwort geben lassen. .— Nah Zeitungsmeldungen steht die Monopolisirung des gesammten Petroleumhandels dur das Haus Rothschild in Paris, das den russishen Petroleummarkt so ziemlih beherrs{t, und die Standard Dil Co., welche zu einem sehr großen Lheil das amerifanische Petroleumgescbäft in Händen hat, in naher Ausfiht Auf Ersuchen des Handels-Ministers werden die Aeltesten ihre Wahrnehmungen über diese wichtige Erscheinung des modernen Kartellwesens mittheilen. Laut Mittheilung des Aprilheftes des „Deutschen Handels-Archives“ haben die Konsuln der Vereinigten Staaten bei der Beglaubigung der Fakturen nach Amerika konsignirter Waaren nur die Persönlichkeit des betr. Grporteurs und die Nichtigkeit seiner Unterschrift festzustellen, nicht aber die in den Fafkfturen enthaltenen Angaben zu bestätigen. Aus zuverlässiger Quelle wird dies als richtig bezeichnet; indessen kann die Weigerung des Fabrikanten, die Herstellungskosten der konsignirten Waaren anzugeben, erhebliche Schwierigkeiten für den amerikanischen Importeur nah sich ziehen, sodaß die Erleichterung des Verfahrens diesfeits durh eine Ershwerung jenseits des Oceans mindestens aut- geglihen wird. Näheres darüber kann von Interessenten auf der BVörsenregistratur eingesehen werden.

Große Berliner Pferde-EGisenbahn. Im Monat Mai cr. wurden 1323 878 # oder durhs{hnittlich auf den Tag 42 706 eingenommen. Die Einnahmen im Mai 1890 betrugen 1276 728 Æ oder durch\ch{nittlich auf den Tag 41 185 M

Aktien-Gefellschaft Mix u. Genest, Telephon-, Telegraphen- und Bliyableiter-Fabrik. In der gestern Abend stattgehabten Generalversammlung der Gefellshaft waren elf Aktionäre anwesend, welche 555 000 A des Aktienkapitals mit 555

Stimmen vertraten Die Tagesordnung fand einstimmige Erledi- ung, und wurde nah Extraabshreibung von 50 000 4 konform dem ntrage des Aufsichtsrathes die Dividende pro 1890 auf 5 9/0 fest-

geseßt. Dieselbe ist sofort zahlbar. Ueber den Betrieb und die Aus-

fichten des Jahres 1891 wurde befriedigende Auskunft ertheilt.

S chultheiß? Brauereigesell\chaft. Jn der gestern statt: gehabten außerordentlihen Generalversammlung stand als erster Punkt der Tagesordnung Besdlußfassung über den bereits in der Generalversammlung vom 2. April cr. verhandelten Fustonoertras mit der Tivoli-Brauereigesellhaft zur Berathung. Nah ausführ- lier Besprehung wurde der Antrag mit 447 gegen 9 Stimmen angenommen. ie durH die Fusion erforderlihe Kapital- erhöhung von 3 000000 4, und zwar durch Ausgabe von 9500 Stück Aktien à 1200 4, sowie die durch die gefaßten Beschlüsse erforderli werdenden Statutenänderungen wurden einstimmig ge- nehmigt und in den Aufsichtsrath Bankier Hermann Paasch, Justiz- Rath Dirksen und Dr. Alexander Meyer per Akklamation gewählt, Zum Revisor wurde Bank-Direktor J. Freymark ernannt.

A. NRiebeck’\che Montanwerke in Halle a. S. Das Gesammtergebniß des mit dem 31. März abgelaufenen Geschäftsjahres kann als ein günstiges bezeichnet werden. Der Brutto-Gewinn stellte si, einschließli des aus dem Vorjabre übernommenen Gewinn- vortrages von 101562 4, nach Abrechnung aller Gescbäftäunkosten auf 2 263 279 S, gegen 2371255 «G in 1889/90. Hiervon find abzujezen: 575984 A (595228 M) Abschreibungen, 79 286 (84 341 M) für den geseßlihen Reservefonds, wona 1 608 008 gegen 1691686 # des Vorjahres als Reingewinn verfügbar bleiben. Die Genehmigung der Bilanz dur die General- versammlung vorausgesetzt, soll derselbe wie folat zur Vertheilung ge- langen: 55 322 A Tantième des Aufsichtsraths, 1 500 000 & = 15 9% Dividende wie im Vorjahr, und der bicrnah verbleibende Rest von 52 686 als Extra-Abschreibung auf den Credner-Scat. Die Werthe der Lagerbestände betrugen 432 546 # auf den Fabriken, 132 683 M auf verschiedenen Lagerpläßzen, 103 299 # auf den Gruben, deren Aufarbeitungsanstalten und den Ziegeleien, zusammen 668 530 M und sind um den Betrag von 9985 kleiner als im Vorjahre. Die Gesammtböhe der Abschreibungen beträgt 4490 686 # und der Re- fervefonds wird dur die diesmalige Zuführung auf 607 633 J an- wabsen. Der Jahresumsayz in eigenen Produkten betrug exklu- sive der Baarverkäufe, welche die Höhe von 344300 erreidten 8602301 M gegen 8246903 G im Jahre 1889/90, mithin 355 398 #4 mebr. Die flüssigen Mittel der Gesell haft betrugen total am 31. März d. I. 375510 , sind also um 322 778 Æ zurückgegangen, was sich dadur erklärt, taß im Laufe des Jahres bedeutende Zahlungen aus eigenen Mitteln geleistet wurden, so 61929 & auf Grundstück8erwerbungen, 203 438 „# rüd- ständige Kaufgelder, 557 729 „Æ auf Neubauten, 132 545 Æ auf Ma- \cinen und Apparate, Summa 1 023 458 Die augenblickliche Geschäftslage sowie die Aussichten für das neue Geschäftsjahr sind günstig.

Zeitzer Paraffin- und Solarölfabrik. Jn der am 9. d. in Halle stattgebabten Generalverfammlung wurden die Gegen- tände der Tagesordnung obne wesentlice Diskussion erledigt und die Entlastung an Vorstand und Aussichtêrath ertheilt. Das außs- scheidende Mitzlied des Aufsihtsraths Hr. Direktor Leopold wurde einstimmig wiedergewählt. Die in Höhe von 6 °/o beschlossene Divi- dende ijt sofort zablbar. i “O

Der Geschäftsbericht der König Fried rich August-Hütte zu Potschavvel konstatirt im Eingang eine rückaängige Bewegung im Mascinenbau; troßdem gelang es der Verwaltung, einen erhöhten Umsat (982 134,71 6 gegen 909 546,48 # im Vorjahre) zu erzielen. Das verflossene Geschäftsjahr nahm einen befriedigenden Verlauf; nicht nur waren die Werke voll beschäftigt, sie mußten währénd mehrerer Monate sogar mit Aufbietung aller Kräfte arbeiten. Haupt- \ächlih hergestellt wurden; Dampfmaschinen, Dampfkessel, Krahne, Pumpen, Transmissionen, Sägewerks-, Mälzerei- und Brauerei- einrihtungen, Maschinen für Berg- und Hüttenwesen und verschiedene Arten Rohguß. Die Verkaufspreise standen mit den Rohmaterial- preisen nit überall im richtigen Verhältniß, da sih bei den Konsu- menten große Zurückhaltung und geringe Neigung zu industriellen Unternehmungen bemerkbar machte und dieselben nur das Nothwen- digste zu gedrückten Preisen anshafften. Dur diese Lage hat si der Bestand an Aufträgen wohl vermindert, doch ist das Werk ver- hältnißmäßig not gut beshäftigt. Die Vertheuerung des Rohmaterials bei sinkenden Preisen des fertigen Fabrikats hatte eine Verminderung des Reingewinnes zur Folge, welher na Abschreibung eines Verlustes von 25 221,27 M, 143227,63 #6 beträgt gegenüber 194 219,59 im Vorjabre. Von demselben werden 39601 „S zu Abschreibungen verwendet. 7485,53 Æ erbält der AufsitErath, 9450 M werden der Direktion und den Beamten überwiesen, 88 935,53 Hs sollen als 12 °/4 Dividende (derselbe Betrag, welher au im Vorjahre gewährt wurde) vertheilt werden. Dem Reservefonds Il werden 10 000.4, dem Unterstüßzungsfonds 2000 #4 überwiesen, der Rest von 11 691,10 & wird auf neue Rechnung vorgetragen. Die Arbeiterzabl betrus im verflossenen Iabre durchschni1tlih 266 Mann (im Vor- jahre 268). Die Produktion der Mascbinenbauanstalt betrug 1 077 236 kg (gegen 966 999 kg im Vorjahre), biervon 61 062 kg für den eigenen Bedarf. Die Gießerei erzeugte 1301069 kg (gegen 1560930 kg im Vorjabre), davon 451 248 kg für fremde Rechnung. Die Kesselshmiede brachte 133 456 kg (im Vorjahre 135 289 kg) zur Ablieferung. Die Reserven der Gesellschaft betragen mit der neuen Zuwendung 100 000 # bei einem Aktienkapital von 600 000 A und einer Prioritätenshuld von 262 500 :

_— Braunsch{weigische LandeSeisenbahn. Die General- versammlung genehmigte die Vertheilung von 14 °/o Dividende für das zweite Semester 1890 und bes{loß die Aufnahme einer 4/0 An- leihe von einer Million Mark, welce successive emittirt wird.

Bremer Lebensversicherungsbank zu Bremen. Dem Geschäftsberiht pro 1890 ift zu entnehmen, daß der Bank die Konzession zum Geschäftsbetriebe in Preußen ertheilt worden ist. Das Vermögen stieg im leßten Jahre von 6672 848 # aus 7 683 971 4, die Prâmieneinnahme von 1 456 622 „G auf 1 545 720 #6, der Reservefonds von 6 236 793 „46 auf 7 209 648 4 Auf Hypo- tbeken toaren 5 772 663 #, in Staatspapieren 811 072 # belegt. Rechnungsmäßig war eine Sterblichkeit von 328476 # zu erwarten, dagegen trat eine solche von 352 370 H ein. Die Versicherungs- summe ftieg von 40 968 728 H auf 43 311457 M / —Oesterreihish-ungarisheStaatsbahngesellschaft. Nach den vorliegenden näheren Mittheilungen über den Inhalt des Vertrages, welchen der Verwaltungsrath der Gesells&%aft mit der ungarischen Regierung geschlossen hat, übernimmt der ungarishe Staat die gesammten ungarishen Linien der Gesellschaft sammt allen Fahrbetriebsmitteln und Einrichtungen gegen eine bis zum Jahre 1965 zu bezablende fixe äFahresrente von 9 600 000 Fl. in Papier, für den Fall einer Anleiheregulirung erfährt die Jahresrente eine näber vereinbarte Verkürzung. Die Bahn geht mit Rückwirkung vom 1. Januar 1891 an in den Besiß des ungarischen Staates über und wird in den Betricb desselben übernommen, sobald die nothwendigen Fntabulationen im Eisenbahngrundbuhe geschehen sind und die erste Jahresrente an die Gesellschaft erlegt ist. Der Staat erhält außerdem die Werkbahn Annina—Lifsava im Buchwerthe von 4 845 069 Fl., den Schiffopark und verschiedene Grundstücke im Werthe von 1100 000 §1. und hat für die im laufenden Jahre gemachten Bau- auslagen für die im Bau begriffenen Vizinalbahnen im Betrage von 2900000 Fl. keine Vergütung zu leisten, Die für die Budapester Ringbahn vom Staat an die Gesellschaft zu zahlende Annuität im Betrage von 125000 Fl, bôrt auf, da dieselbe in die gewährte Jahresrente ein-

erechnet ist, Zum vollständigen Ausbau der Marchthalbahn, wie der nah

Balassa- Gyarmath führenden Vizinalbahn, sowie zur Bezahlung der

neubestellten Personen- und Laslwagen giebt die österreihish-ungarische

Staatseisenbahn-Gesellschaft dem Staat ein Darlehn von 5 000 000 Fl.

mit 5 0 verzinslih, nach halbjähriger Kündigung rückzahlbar. Die

Gesellschaft übergiebt dem Staat ferner die in ihrem Besiß befind-

lihen sämmtlichen Aktien der Arad - Temesvarer Bahn und über-

antwortet ihm binnen Jahresfrist sämmtliche Prioritäten derselben,

die sie eventuell in Baarem einzulösen hat, wogegen der Staat die für diese Bahn gewährte Zinsengarantie bis zum vertragsmäßigen Ende der Konzessionsdauer an die Gesellschaft bezahlt.

Jura-Simplonbahn. Aus dem 189er Jahresabschluß der vorgenannten fusionirten Eisenbahn erfährt die «Frankf. Ztg.“, daß die gesammten Betriebseinnahmen 24 131 055 Fr., die Gesammt- ausgaben 13 647 664 Fr., der Betriebsübershuß 11 483 391 Fr. betrugen. Dazu traten Coursgewinne von 597 726 Fr., Zinsvergütung des Bankensyndikats 138 444 fr. Zinsen in laufender Rechnung 423 607 Fr., die Passivinsen erfordern 209 082 Fr. und Obligationen- zinsen 6 591 401 Fr. Zu den Einnahmen kommen aus der Reserve und dem Erneuerungsfonds 694726 Fr. und Reserve für 1890 1 200 000 Fr., ebenso durch Kapitalreduktion 52 120 152 Fr., dagegen gehen ab für Amortisation 53 928 181 Fr., für Zuweisung an Reserve und Erneuerungéfonds 1200000 Fr., für Abfindung der Société guisse 300 000 Fr., dazu noch einige andere Ug total 1 524 903 Fr. ae Rollmaterial müssen in 1891 bis 1893 7 255 000 Fr. ausgegeben werden.

Frankfurt a. M, 10. Juni. (W. T. B.) Der ZeicWnungas-

cours für die 34% Frankfurter Stadt-Anleihe Litt. T, welhe am Montag zur Subskription gelangt, ist auf 95,60 % festgeseßt. _ Köln, 10. Juni. Die „Kölnische Zeitung“ veröffentliht ein Sghreiben von der Verwaltung der Zehe „Hibernia“, in welchem es beißt, der gestern von der „Kölnischen Zeitung“ angegebene Gaskohlen- preis von 10,60 #4 sei richtig, beziehe ich indeß nur auf einen wegen der Konkurrenz englisGer und \{chlesisher Kohlen erfolgten Q für die Gasanstalt Schöneberg-Berlin. Der Preis für die übrigen En Anstalten der Continental-Gas-Afsociation betrage 12 A6 ab Zee.

Leipzig, 10, Juni, (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4,324 6, pr. Juli 4,35 c, pr. August 4,373 46, pr. September 4,40 .#, pr. Oktober 4,427 4. pr. November 4,423 „6, pr. Dezember 4,424 K, pr. Ia- nuar 4,40 e, per Februar 4,40 #& Umsay 225 000 k@& Fest.

London, 9. Juni. Zu dem {on mitgetheilten statistischen Ausweis des Handelsamts bemerkt die „Daily News*: „Der Mai-Ausweis des Handelsamts ist außerordentli ungünstig und ent- muthigend. Die Ausfuhr britischer und irisher Waaren hat um mehr als 3 Millionen Pfd. Sterl. im Vergleih mit der im Mat 1890 natgelassen und der Ausfall, ein ershrecklich s{werer, beträgt mehr als 13 9%, Die südamerikanishe Finanzkrisis und die Folgen des Mac Kinley-Tarifs in den Vereinigten Staaten lassen es nur allzu wahrscheinlich erscheinen, daß auch die Ausweise der kommenden Monate mehr oder minder ungünstige sein werden,“

London, 10. Juni. (W. D. B.) Wollauktion. Preise unverändert, Betbeiligung mäßig.

An der Küste 1 Weizenladung angeboten.

11, Juni. Die „Times“ erklärt die Bilanz der Baring'schen Liguidation als eine befriedigende, da den Passiven von 8338 973 Pfd. Sterl. Aktiven im Betrage von 11863377 gegenüberstehen, darunter 5 786 298 in argentinishen und 2117300 in Werthen der Republik Uruguay. Der Bewerthung der Alktivabestände ist der Cours vom 31. Oktober v. J. zu Grunde gelegt. Die „Times* bemerkt, selbs wenn man die seither eingetretenen. Courérüdckgänge der angeführten Effekten in Anschlag brinçe, werde do noch ein beträchtlicher Uebershuß der Aktiven über die Passiven vcrhanden sein. Man glaubt in finanziellen Kreisen, daß bei diesem Stande der Bilanz die Bank von England den Garanten der Baring'’sden Masse eine vroportionelle Herabminderung ihrer Bürg- \caftsraten zugestehen werde.

N ewe York, 10. Juni. (W. T. B.) Der Baumwollen- markt begann matt. Bald nach der Eröffnung trat ein außer- ordentlicher Preisrückgang ein. Bei der herrschenden Erregung blieb unbeachtet, daß die durhscnittlihe Ernte nicht mehr als 788/10 %/o betragen werde, obwohl die bebaute Fläche eine Ausdehnung erfahren hat. S{hluß matt, Preisrückgang 10 bis 14 Points.

Submissionen im Auslande.

Niederlande.

I. 18. Juni, Mittags 12 Uhr. s Ryks Centraal Magazyn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. zu Amsterdam:

17 500 Paar Vorder- und Hinterkappen für Soldatenshuhwerk (und zwar in 5 Abtheilungen zu je 3500 Paar).

Auskunft an Ort und Stelle. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

11. 23. Juni, Vormittags 11 Uhr. Gemeente - Gasfabrieken zu Rotterdam im Fabritkontor (Oost-Zeedyk):

außeiserne Röhren und Hülfsstücke im Gesammtgewiht von 793 539 kg.

Auskunft an Ort und Stelle, Bedingungen käuflih für 0,95 Fl. bei Wed. V, van Waesberge u. Zoon, Bucdruckerei in Rotterdam.

III. 29. Suni, Mittaas 12, Ministerie van Koloniën (Tech- nisch Bureau) imm Haag:

Loos Nr. 114: Metallener Oberbau nebst Zubehör für vier Brücken für die Staats-Eisenbahnen auf Java.

Bedingungen käuflich für 2,50 Fl, beim Buchändler Martinus Nyboff im Haag. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

1Y. 2. Suli. Vormittags 11 Uhr. Ministerie van Water- staat. Handel en Nyverbeid im Gebäude des Provinziaal Bestuur in Haarlem:

Loos Nr. 149. Lieferung von Betonblöken für die Wellen- breher an den Hafenköpfen zu Ymuiden (Nordseekanal), S{äßungswerth 10 300 F1.

Bedingungen käuflih bei den Buchhändlern Gebrs. van Cleef

im Haag.

Verkehrs-Anstalten.

Vom Königlichen Eisenbahubetriebsamt Berlin (Direktions- bezirk Erfurt) Anhalter Bahnhof erhalten wir nachstehende Mit» theilung: Der Vorortzug Nr. 386 a, welcher zur Zeit um 10 Ubr 17 Min. Abends Berlin verläßt, wird ab 1. Juli d. J. 2 Minuten früher verkehren, sodaß die Abfahrt von Berlin Anhalter Bahnhof um 10 Uhr 15 Min,., die Ankunft in Groß-Lichterfelde um 10 Ubr 34 Min. erfolgt.

Die Dampfschiffahrts-Gesellshaft „Zeeland“, Königlich niederländisher Postdienst, hat soeben in deutscher Sprache ein neues Fahrplanbucch für den Sommerdienst, worin die haupt- \ächlidsten und lürzesten Zugverbindungen von und nah London via Vlissingen—Queenboro angegeben sind, herausgegeben.

Bremen, 10. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Scnelldampfer „Lahn“, von New-York kommend, hat heute Morgen 2 Uhr mit 478 Passagieren die Heimreise nah Bremerhaven von Southamvton fortgeseßt. Der Postdampfer „Preußen“ ift gestern aus Ost-Asien in Genua eingetroffen, Der Postdampfer „Braunschweig“, aus Australien kommend, ist heute in Unt- werpen eingetroffen. Der Postdampfer „Salier“ ift heute in Colombo angekommen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat gestern Morgen 10 Ühr die Heimreise von New-York angetreten,

Hamburg, 10. Juni. (W. T. B) Hamburg - Ameri- kanishe Padcketfahrt - Aktien - Gesellschaft, Der Post- dampfer „Allemannia“ ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen, Der Postdampfer „Valesia” hat, von New-York kommend, heute Nachmittag 1 Uhr Lizard passirt, Ver De „Croatia“ hat, von New-York kommend, geitern

bend 6 Uhr Scilly passirt. j

London, 19. Juni. (W, T. B) Der Cafslle-Dampfer „Roslin-Caftle“ hat heute auf ver Ausreise Madeira passirt, Der Castle-Dampfer „Methven Caftle* ift heute auf ber Ausreise von London abgegangen,

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1891.

Berlin, Donnerstag, den 11. Juni

Dentsches Neich. Nebersit

der in den deuts{hen Münzstätten bis Ende Mai 1891 stattgehabten Ausprägungen von Reihsmünzen.

Ls E Lm 1891 sind geprägt Doppel-

worden in: kronen A M. Á M

Kronen

iervon auf Halbe D rivcitecke Kronen nung

Silbermünzen Fünf- | Zwei- Ein- Fünfzig Zwanzig markstücke| markstücke | markstücke it Mt M A o. M es M

Zwanzig- Zehn- pfennigstücke

L Kupfermünzen

Fünf- Zwei- __Ein- pfennigstücke | pfennigstücke vfennigstücke | pfennigfstücke

Nickelmünzen

M M | A M e A M | 4

Berlin 4 21 900 E Muldner Hütte 70 000 = Karlsruhe 20 000

21900) E s 570000} O ee lia 130000] s ai a A

64 679 20 39 983 15 136/94 15 136 94

| 8 400 —_

Summe 1. 21 900 Ou 000

7 R S + s 9) Vorber waren geprägt*)| 2 029 298 440/504 912 23027 969 925|1240130710|74 104 195/104 964 606|178 990 334 71 486 562 —|_35 717 922 80|_4 005 284 —|_29 02 531/40] 14 287 131/90] 6 213 207 44 N

E 73 079/20 Jo

| |

3) Gesammt-Ausprägung | 2 029 320 340/995 612 230 4) Hiervon find wieder 1134300] 1676 970 9 945

JE9 JIAIT210S52610|74 104 195104 964 606/178 990 334] 71 486 552 —| 39 717 922/801 4 009 284 29 159 610/60 14 327 115/85

7 825 8 744 8136 3 281 —| 13 003 396/40

6 213 207 44

14|— 111410 384130 30|—

eingezogen 5) Bleiben . 2 028 186 040/503 935 260/27 959 980 2 560 u81 280

T1096 370ITOS Joo S6 T7 S 982 19S] 71 483 271 —| 22 714 526/40] 4 005 270 o LaOG DOI TL 3 31 Do] 631317744

153 332 227,40

*) Vergl. den „Reihs-Anzeiger“ vom 12. Mai 1891 Nr. 110.

Berlin, den 10. Juni 1891.

Landwirthschaftlicher Unterricht.

Bezüglih des landwirthschaftlichen Unterrihts im preußishen Staat ist das Folgende mitzutheilen :

A. Landwirthschaftlihe akademishe Lehranstalten. 1) Landwirthschaftlihe Hochschulen.

Dieselben haben den Zweck:

a, der wissenschaftlihen Forshung in der Landwirtbschaft und den mit ihr in Verbindung stehenden Grund- und Hülfs- wissenschaften zu dienen;

b. Landwirthen durch Ertheilung von wissenschaftlichem Unterricht die Grundlage zum voribeilbaften Betrieb ihres Gewerbes zu verleihen ;

c, den Aspiranten im geodätishen und kulturtehnischen Beruf die Mittel zu ihrer Ausbildung zu gewähren, und

d, den Studirenden der Universitäten, der technishen und thierärztlihen Ho&Gshulen die Gelegenheit zu verschaffen, ih mit der Landwirthschaflslehre und den einschlägigen Hülfs- wissenshaften in dem Umfange vertraut zu machen, als es für ihr Wirken im späteren Berufsleben wünschenswerth erscheint.

Die beiden landwirthschaftlihen Hochschulen zu Berlin und

Zoppelsdorf bei Bonn gehören zum Ressort der land- wirthschaftlihen Verwaltung.

Berlin hatte Ende 1890 406 Studirende, außerdem nahmen an den Vorlesungen 2c. Theil 166 Studirende der Universität und Thierärztlihen Hochschule, zusammen 572 Studirende. Seit dem 1. April 1881 ist die Hochshule von 1541 Studirenden besucht worden.

Poppelsdorf bei Bonn wurde Ende 1890 von 133 Stu- direnden und seit Errihtung von 339% Studirenden besucht. 9) Landwirthschaftlihe Jnstitute an den König- lihen Universitäten.

Die landwirthschaftlichen Jnstitute bilden in gleicher Weise, wie es bei den übrigen Jnstituten der Universitäten der Fall is, den Vereinigungspunkt aller Unterrihhts- und Hülfsmittel für Demonstration, Uebung und Forschung auf dem Gebiete der landwirthschaftlihen Fachdisziplin.

Sie gehören zu dem Ressort des Königlichen Ministeriums der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Es bestehen fünf solcher Jnstitute, und zwar an den Universitäten zu Königsberg i. Pr., Breslau, Halle- Wittenberg, Kiel und Göttingen. Dieselben wurden Ende 1890 von 341 Studirenden (Landwirthen von Beruf) und seit ihrer Errihtung von 7605 Studirenden besucht.

B. Landwirthschaftsschulen.

Diese Schulen sind nah dem von den Ministerien der Landwirthschaft und des Unterrihts gemeinsam erlassenen Reglement für Landwirthschaftsshulen vom 10. August 1875 eingerihtet. Sie haben den Zweck, ihren Zöglingen eine für den zukünftigen praktischen Lebensberuf ausreichende allgemeine Bildung, die zugleih die Berechtigung für den einjährig:frei- willigen Militärdienst gewährt, und eine möglichst vollständige eerette Vorbildung für den landwirthschaftlihen Beruf zu geben. : : t

Jn Folge der Aenderungen un}eres höheren Schul- wesens, welhe durch die Schulkonferenz eingeleitet find, wird auch der Lehrplan der Landwirthschaftsshulen gewi}jen Aenderungen in Bezug auf Stundenzahl und Stoffvertheilung unterliegen müssen. Ein entsprehend abgeänderter Plan unterliegt augenblicklich der Begutachtung der betheiligten Instanzen.

Die bestehenden 16 Landwirthschaftsshulen wurden Ende 1890 von 1815 Schülern besucht. Seit dem Bestehen der Schulen find 2524 Schüler mit dem Zeugniß der Reife ent-

lassen worden. C. A&erbauschulen.

Die Ackerbaushulen sind niedere landwirthschaftliche Unterrichtsanstalten, welche bei den Schülern die Kenntnisse der absolvirten Volksshule voraussezen. Sie haben die Auf- gabe, in einem theoretishen resp. theoretisch-praktishen Kursus von 1/, bis 2 Jahren solhen Schülern, welhe auf. eine tüchtige Berufsbildung bedacht find, und welche die Berehtigung zum einjährig - freiwilligen Militärdienst niht erwerben wollen, Gelegenheit zum Erwerb der nöthigen Kenntnisse zu geben, welche zu einem rationellen, den Zeitverhältnissen entsprehenden Betriebe der Landwirth- \haft erforderli sind.

Die Ackckerbaushulen unterstehen den waltungen und werden von diesen unterhalten.

Ende 1890 waren 28 Ackerbaushulen mit 1047 Schülern vorhanden. Die ganze Sca!e haben seit Errihtung der- felben 10253 Schüler absolvirt.

Provinzialver-

Hauptbuchalterei des Reibs-Schayamts. Bieter.

D. Landwirthschaftlihe Winterschulen.

Die Wintershulen sind landwirthschaftlihe Facshulen, welhe auf die Volks- und Fortbildungsshule weiterbauen. Sie haben die Aufgabe, in zwei aufeinanderfolgenden Winter- kursen den Söhnen solcher Landwirthe, welche die Arbeits- kräste derselben während des Sommer-Semesters nicht entbehren können, resp. jungen Landwirthen, welche ihrer Verhältnisse halber fi nit in der Lage befinden, den zweijährigen Kursus einer A&erbauschule zu abfolviren, dasjenige Maß von prakti) verwerthbaren Kenntnissen zu verleihen, dessen sie bedürfen, um die Landwirthshaft mit Vortheil zu betreiben und um ihre künftige Stellung im Gemeindeleben den geseßlichen Ee und Anforderungen entsprehend ausfüllen zu önnen.

Die Sqhulen stehen unter der Provinzialverwaltung und werden zum Theil von derselben unterstüßt.

Die Direktoren dieser Shulen find in ihrer \{ulfreien Zeit meist als landwirthschaftlihe Wanderlehrer thätig, und erhalten die betreffenden Schulunternehmer hierfür eine Ent- \{hädigung Seitens des landwirthschaftlichen Ministeriums.

Es bestanden 1890 72 landwirths{haftlihe Wintershulen mit 2201 Schülern.

Seit Errichtung derselben haben beide Winter Semester 8623 Schüler absolvirt.

E. Ländliche Fortbildungsschulen.

Dieselben beruhen auf den Grundzügen für die Ein- rihtung ländliher Fortbildungs\hulen vom 26. Juli 1877 und haben die Aufgabe, die Volks\chulbildung ihrer Zöglinge zu befestigen, zu ergänzen und, soweit sih die Möglichkeit dazu bietet, mit besonderer Nücksicht auf die ländlihen Gewerbe und den Betrieb der Landwirthschaft zu erweitern. Ende 1890 be- standen 628 ländlihe Fortbildungss{hulen.

Außerdem bestchen noh folgende Speziallehranstalten :

F. Pomologische Jnstitute und Gärtner- Lehranstalten.

Die Jnstitute sollen vorzugsweise einen höheren und mögli vollkommenen Betrieb des Obst- und Weinbaues sowie der ganzen Nußzaärtnerei, gestüßt auf naturwissenschaft- lihe Grundsäße, lehren und darstellen, während die Gärtner- Lehranstalten den Shwerpunkt mehr auf die Ausbildung von Kunst-, Handels: und Landschaft8gärtnern legen.

Die beiden pomologishen FJnstitute zu Proskau und Geisenheim und die Gärtner-Lehranstalt zu Alt-Geltow und am Wildpark bei Potsdam sind Staatsinstitute und gehören zum Ressort des landwirthschaftlichen Ministeriums.

Das Pomologishe Jnstitut zu Proskau bei E ROR wurde Ende 1890 von 47 Eleven und 6 Hospitanten ejucht.

Außerdem nahmen an den am Jnstitut bestehenden Spezial- kursen zur Ausbildung in der Obstbaumzuht im Jahre 1890 81 Personen Theil. i

Das Jnstitut hat seit seiner Errihtung 459 Jnländer und 89 Ausländer ausgebildet und an den Spezialkursen haben 1657 Personen theilgenommen.

Die Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim besuhten Ende 1890 21 Eleven und 24 Garten- \{hüler. Außerdem nahmen an den an der Lehranstalt be- findlihen Spezialkursen für Obst- und Weinbau im Jahre 1890 215 Perfonen Theil.

Die Lehranstalt hat überhaupt seit ihrem Bestehen 417 Jnländer und 108 Ausländer ausgebildet und sind die Spezialkurse von 2823 Personen besucht worden.

Die Gärtner-Lehranfstalt zu Alt-Geltow und am Wildpark bei Potsdam besuhten am Schlusse des Jahres 1890 30 Eleven und hat überhaupt seit ihrem Be- stehen 564 Jnländer und 43 Ausländer ausgebildet.

G. Garten- und Obstibaushulen und praktische Obstbaukurse.

Die Garten- und Obsibaushulen haben die Aufgabe, junge Leute zu Gärtnern und Obstbaumzüchtern heran- zubilden, während die Obstbaukurse die Ausbildung von Elementarlehrern, Landwirthen, D Chaussee: und Baumwärtern in allen Zweigen des Obstbaues sowie der Obst- verwerthung bezwecken. Die Weinbaukurse haben die Auf- gabe, der weinbautreibenden Bevölkerung die nöthige theo: R vgg Grundlage für die Ausübung ihres Gewerbes zu ver- eiben.

Am S@hlusse des Jahres 1890 waren 9 Garten: und ObsibausGulen und 53 Obst-, resp. Weinbaukurse vorhanden

und wurden von 1281 Theilnehmexn besucht.

47 436 498,05 T1 496 135,08

Die gedahten Schulen und Kurse find seit ihrer Errich:

tung von ca. 10 024 Theilnehmern besuht worden. H. Wiesenbauschulen resp. Kurse.

Die Wiesenbaushulen bezwecken die Ausbildung junger Leute, insbesondere von Bauersöhnen, auf dem Gebiete des Wiesenbaues und der Drainage.

Die beiden vorhandenen Wiesenbaushulen zu

a, Suderburg bei Uelzen wurde am Schlusse des Jahres 1890 von 43 Schülern und seit der Errihtung von 5593 Schülern, i j

b. und Siegen von 111 Schülern besuht. Leßtere hat seit ihrem Bestehen 117 Schüler entlassen, welche die Meister- prüfung bestanden haben. e

Der theoretisch - praktische Wiesenwärter- Kursus im Regierungsbezirk Wiesbaden wurde Ende 1890 von 41 Schülern und seit seinem Bestehen von 93 Schülern besucht.

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeits8nachweis.

Der „Centralverein für Arbeitsnachweis“ hat kürzlich sein neues Arbeitsnachweis-Lokal für männliche Per- sonen in den für diesen Zweck ausgebauten Stadtbabnbögen Nr. 103/104 (am Alecxanderplay, gegenüber dem Königlichen Polizei- Präsidium) eröffnet. Der eine Bogen mit einem Umfang von 187 qm ist zu cinem großen Saale als Aufenthaltsraum für die Arbeit- sucenden umgewandelt. Große massive Bänke mit Sißpläßen für 300 Personen füllen den Saal. An der bintern Wand sind _Wash- vorrihtungen angebracht, deren Benußung zum Reinigen des Gesichts und der Hände jedem Arbciter gestattet ist. An den Saal stößt eine Kantine, von welcher aus der Verkauf von Kaffee, Mil®, kleinen GSläsern Bier 2c., Brot 2c. zu mäßigen Preisen erfolgen soll. Da- dur follen die Arbeiter an das Lokal gefesselt und verbindert werden, zu ibrer Erfrishung Destillationen aufzusuchen. Der Verein erhebt von jedem Besucher eine einmalige Gebühr von 29 8. Füx diese Gebübr wird den Arbeitern ein Schein verabfolgt, welcher drei Monate Gültigkeit bat und während dieser Zeit ten Arbeiter be- rechtigt, das Lokal so lange aufzusuchen, bis ibm Arbeit nachgewiesen ist. Die Personalien des Arbeiters werden sorgfältig eingetragen und seine Legitimationépapiere einer Prüfung unterzogen. Es ift das Prinzip des Vereins, die Stellenvermittelung gänzlich unparteiish zu bewirken; es darf keinerlei Begünstigung oder Bevorzugung stattfinden. Da fh die Arbeitsubenden den ganzen Tag über mit Ausnabme einer einstündigen Mittagspause im Saale aufhalten, so ist es den Arbeitgebern auch möglich, falls sie die Bestellung dur Fernsprecer oder die Post nicht vorziehen, persönlich an Ort und Stelle unter den angebotenen Arbeitskräften ibre Auéwahl zu treffen. Es balten si tägli etwa 400 Arbeiter im Saale auf, welche auf Zuweisung von Arbeit warten. Die Arbeitgeber werden daber ge- beten, die gemeinnützigen Bestrebungen des Vereins dadur zu unter- stützen, daß sie ihren Arbeiterbedarf durch den Verein decken. Die große Bequemlichkeit, welhe dur die Benußung des Arbeits- nachweises für den Arbeitgeber selbst geboten wird, liegt klar zu Tage.

In dem bisherigen Lokal Klosterstraße 97, an der Kaiser Wilbelm- Straße, ist cin „Arbeits8nachweis für weiblihePersonen“ eingeritet worden, welher nab denselben Grundsäßen und unter denselben Bedingungen wie der Arbeitsnahweis für männliche Per- sonen geleitet wird. Die Geschäfteführung geschieht bier dur{ch eine Butbalterin. An einem ArbeitsnaGweis für weiblide Handarbeiter feblt es bis jetzt gänzli, und die Mädhen find darauf angewiesen, an Ort und Stelle um Arbeit nazufragen. An der Spiye des Ver- eins stebt ein Vorstand, welhem u. A. die Stadträthe Eberty, Dr. Weigert, Kochbann, de Nève, viele Stadtverordnete, Vertreter der Wissenschaft, der Industrie und des Handels angehören. Den Vorsitz fübrt Magistrats Assessor Dr. Freund, Karlsbad 33, an welchen Be- {werden und Anfragen zu richten sind.

Zur Arbeiterbewegung. Z .

Ueber den belgijhen Bergarbeiterausstand wird der „Voß. Ztg.“ aus Brüssel berichtet :

Im ganzen Becken berrs6t Rube; die Bergarbeiter verbalten sich streng gesezmäßig, leben mit ibren Familien eingezogen und dürftig, vermeiden die Schanklokale und sind ents{lofsen „bis ans Gnde zu geben“. Der ganze Handel und Verkehr des Beckens leiden furdtbar; der Kleinbandel wird vollends zu Grunde gerichtet. Nur wenn die Zechen einige Zugeständnisse machen, ift eine Beendigung des Ausftandes zu erwarten. Jn den Bergarbeiter-Versammlungen am Montag traten die Führer, Callewaert an der Spite, für die Fortführung des Ausstandes ein und fanden alseitige De Von der unter den Ausftändigen berrsSerden

ut giebt die Thatsache einen Beweis, daß ein Berg- arbeiter aus Anderlues, welcher zu der Anwendung des Dynamits rietb, sofort von seinen Genoffen der Polizei des Orts angezeigt wurde. Die Zee Fontaine-L'Erêque hat aus ibren fechzia Arbeiter- bäusern alle Arbeiter, welche ausständig sind, ausweisen laffen, was viel zur Vershärfung, aber nit zur Verbesserung der dortigen Ver- bältnifse beiträgt. Es ist somit in keiner Weise abzusehen, wann

Ö N T TTIÄI T Ä T T E Ä E