1891 / 137 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

in den Köpfen mit voller S&ärfe erfaft und ift so dem Geiste des Vorbildes #öllig gerecht geworden, er hat aber au die verfchiedenen Stoffe in so c@araktcristisher Weise durch die Ausdruck{weise des Grabstihels unterschieden und gekennzeichnet, daß eine reite und mannigfaltige Wirkung erzielt ift. Die knrittrigen Brüche und die großen Falten in dem Gewande des sitzenden Striftgelehrten, wie das weihe \chmiegsame Gewand Jesu ia einem lichten Glanze, das warmtönige farbenreihe Kopftuh d:8 Sizenden, die glatte, fein- glänzende Oberfläche des Marmors, alles das ift, aufs Feinste unter- schieden, wiedergegeben. Dakei aber if der Künstler nirgends ins Kleinlihe verfallen, er hat vielmehr alles Ein- zelne zum vollen harmonischen Gesammteindruck zusamtnengefaßt, der dem Blatte in hohem Maße eiçcen ist. Auch sieht man dem Stiche an, daß die Kupferplatte bis ins Kleinste hinein sorgfältig ausgeführt ift. daß nirgends auf die Kunstfstückchen des Druckers ge- rechnet ist, die ja auch versagen können, während die forgfältig aus- geführte Platte immer zuverlässig is. Der sißende Scriftgelchrte inébesondere ift cin Meisterstück der Kupfersteherei, und als solches müssen wir überhaupt den ganzen Stich bezeichnen, der einen präcth- tigen Wands&muck abgeben wird, Von den Remarkdrucken desselben ift nur eine begrenzte Zahl von Abdrücken genommen. Der Preis tellt sich für den Abdruck mit Künstlerramen (vor der Schrift) auf 100 A, mit Shrift auf chinesishem Papier 30 #, auf weißem Papier 25 M :

Aus Hamburg vom 10. Juni wird der „Mgdb. Ztg.* ge- (rieben: Der Senat bat \#ich nurmehr über die äußere Aus- schmüdung des neuen Rathhauses, das augenblicklich auf dem Rathbausmarkte erbaut wird und bis zum zweiten Stockwerke fortgesritter. ift, \chlüsig gemacht. Die Bürgerschaft hatte ihrerseits mit der Bcratbung der AngelegenBeit etnen Aus! Fuß betraut, welckcr r 70 Bekrönungéfiguren in Kupfer, Bronze und Sandstein die Be- willigung einer Summe von rund 700 000 4 beantragte. Dieser Betrag ist dem Senat aus verschiedenen Gründen zu Eo; er empfiehlt, zunächst nur 242500 für die unumgänelich nothwendigen Haup: figuren ¿zu verwerden und die weitere Autshmüdckung der kommenden Zeit zu überlaffen, Maßgcbend für diesen Beschluß ift auch gewescn, daß eine so große Menge künstlerisch ausgeführter Kaifserbilder 2c. bis zu der geplanten Richtfeier 5. Mai 1892 nit zu beschaffen sein würde. Man hofft nämli, den Riesenbau, der mit der inneren Einrichtung auf anrähernd 10 Millionen Mark zu stchen kommt, an dem fünfzigstcn Gedenk:age des großen Ham- burger Brandes, tur den au èas alte Rathhaus eingeäscheri wurde, unter „Dach und Fach“ bringen zu können.

Lei Zehlendorf in Mecklenburg find unlängft Wendengräber aufgefunden und von ciner Grokßherzogli@wen Kom- mission untersucht worden. Wie man dem „Hamb. Fremdbl.“ \{reibt, stammen sie aus dem 11. Iabrhundert. Die Ausgrabungen sind in- fofern von besonderer Wichtigkeit, als damit unzweifelhaft der Bewe:s ge- liefert worden ist, daß die Wenden ihre Todten sowohl felbst begruben, als auch verbrannten, eben weil aus diesen Gräbern Skelette und Urnen mit rerbrannten Gebeinen zum Vorschein kamen. Außerdem ist dieses Wendengrabfeld das erfte in Medälenburo, aus welchem man sithere Aufilüsse über tie physishe Beschaffenheit, Berätbschaften und Bestattungsgebräuche erhalten hat. : :

4+ Im Auftrage des Museums für die nordis@en Alterthümer in Kopenhagen ist kürzlih eins der größten bisher entdeckten Steinkistengräber in Dänemark von dem Musevms-Assiftenten Boye wissenschaftlih untersuht worden. Das beim Dorfe Tjäreby in der Nähe von Korsör auf Seeland belegene Grab bestand aus 13 Tragesteinen und 3 grofien Decksteinen war gegen 16 Fuß lang, 6 Fuß hoh und 6 Fuß breit. Die Grabkammer war bis unter die Deksteine mit Erde gefüllt. Am Boden fand man Ueberreste von einer unverbrannten Leiche, eine Menge Topfscherben, mehrere Schaber, Meißel und eine Pfeilspiße aus Feuerstein sowie einige Bernsteinshmucksahen und Geräthschaften aus Knochen. Alle diese Sachen lagen auf einer Schiht Feuersteine, die durch Feuer stark zersezt waren. Ueber diesem unteren Begräbniß folgte eine Lage von festem Kies, in welchen mehrere Leichen eingebettet waren; es glüdte bier zwei beinahe voliständig erhaltene Skelette von Erwachsenen und zwei andere von Kindern auszugraben. Bei den Erwachsenen lagen zwei Lanzenspitzen aus Feuerstein und bei dem einen Kinde eine {öne Knotennadel. Bei dem kurzen Eingang zur Kammer wurden die Ueberreste von noch zwei Leichen, drei Geräthschaften aus Knochen, I Feuersteinfliesen und ein umgekehrt stehendes Thongefäß ge- unden,

Æ# In Stockholm machte am Mitiwoch in der Akademie der Wissenschaften Professor Rossander eine längere Mittbeilung über einige Resultate sciner Behandlung von Epithelialkrebs mit Fr jektionen rund um die Krebsbeulen ven Hydras calicus. Es ift ibm geglückt, vier Fälle von foldem Krebs zwei sehr {were im Get und zwei in der Brust vollständig zu heilen, Rofsander betonte stark, daß man sich in dem gegenwärtigen Stadium der Save niht zu grofen Hoffnungen hingeben dürfe; die Erscheinungen in den fraglichen Fällen seien jedoch derartig gewesen, daß er h für verpfliitet halte, sie bekannt zu geben. Professor N ordenskiöld machte die Mittheilung, daß jeßt die Aussihten wegen des Zustandekommens der Südpol- Erpedition die besten seien, indem die australishen Staaten den verlangten Beitrag zu bewilligen bereit fein sollen, Dieser beträat 5700 Pfd. Sterl. ; Baron Oéêcar Dickson hat sich in diesem Falle verpflichtet, 5000 Pfo. Sterl. zu den Kosten beizutragen und fernere 5060 Pfo Sterl. für die Expedition zu garantiren.

Wie das „Meuter\{e Bureau“ aus Simla meldet, ift den Doktoren Rare und Bucknaster die Züchtung des Lepras- bacillus in Blutserum gelungen,

Bei Gelegenheit der Ausgrabungen, welche bei der Umwand- lung der ehemals so berühmten Villa Ludovisi in Rom in ein neues Stadiguartier staltfinten mußten, hatte man auf die Bloß- legung der Ruinen des Tempels der Venus Erycina gehofft, den L, Porcius im Jahre 672 der Stadt gegründet haite. Diese Hoff- nung ift bis jeßt wenigstens nit erfüllt worden. Wohl aber ist e8, wie das „Atbenäum* berichtet, deri Profcfsoren Benndorf aus Wien und Petersen in Rom gelungen, zu erkernen, daß ein vor einigen Iahren an dieser Stelle gefundenes Relief zum Thron der im Tempel ver- ehrten Göttin gehörte, urd daß der allen Besucbern des Kasino der Villa Ludovisi bekannte arcwaische Fräuenktopf von wunderbarer St&önheit und Großartigkeit dem Kultusbilde selbst angehörte. Der Beweis ist jeßt dur cine auf Petersen's Veranlassung gemachte MKestaurat;on der ganzen Figur auf dem Throne gemacht worden; €s stimmt dabei Alles fo wuntdervoll zusammen, daß man an der Zu- fammengebörigfeit nit zweifeln kann. Das Relief des Thrones stellt auf der Außenseite im Hintergrunde die Geburt der Verus Ervcina aus dem Meere (eine nackte Krauengestalt erbebt sh mit Hülfe zweier Dienerinnen aus dem Wasser) dar, während die zwei Seitens theile (¿ine voll bekleidete Frau, deren Haupt durch eiren Schleier verbüllt ift, verbrennt Weibrauh über einem Räucergefäß, auf der andern blâst eine nackte Frau die Doppeiflôte; Beide sten auf Kissen und find in den ergen Raum hinein komponirt) die heilige und die weltliche Liebe darstellen.

Dr Paul Orß bat bei feinen Ausgrabungen in der Nähe von Syrakuë, beim alten Megara Hvbläa den ältesten Theil der Nekropole aufgefunden. Die Funde besehen aus S&mucksacen alterthümlichen, fat phöônifishen Stils; auch eine Grabfammer mit künstlerish verzicrtem Friese ist aufgedeckt worden. Ictzt hat er ein Grab geôffnet, welches drei Kinderskelette enthielt, bei denen man 19 Knöpfe mit dünnen Silb-rplatten, drei Silberspiralen, 21 silberne Fingerringe, eine lange Haisfkette von gewundenem Draht, einen mit goldenem Löwen und getrieberen Ornamenten rei verzierten Gürtel und künstlerisch gearbeitete Bronzen gefunden hat. Au Golds@wmuck ist vordanden gewesen Ocsi hat dort ferner die Mauer des alten Hafens von Vegara Hvblâa gefunden ; sie ist aus gewaltigen Quadern erbaut und liegi beute unter der Meereshöhe.

Veber eine russische wissenschaftliche Expedition nach Palästina und Syrien entnimmt die „St. Pet. Ztg.“ den eNowosti® folgende Angaben; Die Expedition ift nach Vorftellung des

Präsidenten der Palästina-Gesellsaft, des Großfürsten Sergius, von dem Kaiser vor Rußland genehmigt worden und wird zum Zweck der Erforschung und Beschreibung alt-chrifliher und byzan- tinisher Denkmäler unternommen. B Erforsung ist die alt-chrift- lihe Periode vom III. bis VII. Jahrhundert gewählt worden, eine Periode, die weder im Westen Europas nochH in Rußland bisher er- \chöpfend auf wifsen!chaftliher Basis studirt worden ist. Sie stellt nihtsdestoweniger eine der interessantesten Epochen des Heiligen Landes vor und entbält, der Zeit der Evangeliften nahe stehend, eine Menge von Traditionen, Denkmälern und Alterthümern von höhftem bistorishen Wertb. Das Gebiet, auf welhes sich die Expe- dition bei ihrcn Erforsungen beschränken wird, wird von einer Linie begrenzt, die von Tarsos, Aleppo und Palmyra längs der ôft- lihsten Grenze des Hauran und des Tranéjordan: Gebiets bis zum arabishen Petra und von dort bis El-Arisch führt. Diese Grenz- linie umfaßt somit Syrien, Hauran, das Tranëjordan-Gebiet, Petra und Palästina. Die Hauptaufgabe der Expedition wird, wie schon erwähnt, die ErforsSung und BesHreibung der alt-christliven und byzantinis{en Denkmäler fein, außerdem wird die Expedition aber aub bei Gelegenheit jüdishe, phönizishe, griecchisbe und syrische Alterthümer berücksihtigen. Na einer vorläufigen Berehnung würde die Erfors&ung des genannten Gebiets etwa 15 Monate unaus- gesegtec Arbeit erfordern; da jedoŸ kein einziger von den in die Expedition aufgenommenen Gelehrten auf eine so lange Abwesenheit aus Rußland eingehen konnte, so ift die ganze Reise in drei Theile getrennt worden, die drei auf einander folgende separirte Expeditionen vorstellen, Die erste Expedition, die keceits im August d. I. St Petersburg verläßt, wird daber nur Palästina, das Trans- jordan Gebiet und Petra erforshen. An der Spitze dieser Expedition tebt der älteste Konscr3atcr der KaiserliZen Eremitag? und Professor der St. Petersburger Universität N. P. Kandakow; außerdem werden si an derselben der Professor I W. Pomijalowsfki aus St. Petersburg und der Professor A. Olessnizki, von der Kiewschen Geistlihen Akademie betheiligen. Ferner reisen noch mehrere Gehülfen der erstgenannten Professoren mit, die sid mit der pbotographischen Aufnahme, der Abbildung in Aquarellfarben, mit dem Entwurf von Plänen, Skizzen 2. beschäftigen werden. Die erfte Expedition wird, wie man annimmt, im Januar 1892 wieder nah St. Petersburg zurückehren.

Die „Allg. Corr.“ bringt folgende Mittheilungen des Mr. Alfred Skarpe, eines. der Mr. H. H. Johnfton beigegebenen britischen Vizc-Korsuln, über cine kürzlih von ihm unternommene Reise na © Katanga, welche jeßt, wo die von Kapitän Stairs im Auftrag der englisb-belgis@den Gesells(aft begleitete Exrpeditioa ebenfalls auf dem Wege nah jenem Lande ist, von besonderem Interesse sind. Mr. Sharpe unternahm seine Reise nach Katanga oter Msiri’'s König- reib, wie es aud genannt wird, auf Veranlafsurg der Britishen Süd-Afrika-Gesellswaft. Er brah gegen Ende lezten Jahres vom Nyafsa-See auf und durc(kreuzte das nach dem Südufer des Tanganvika-Sees führende Plateau. Von dort drang er in westliter und südwestliher Rihturg vor uad entdeckte in einiger Entfernung vom Tangaryika einen bedeutenden Salzfee, welcher in der Regenperiode außerordentlich ans{willt. An der Oft- füste des Moero-Sees angekommen, mußte er fich durch dickes Getüsch dur{schlagen, kis er im Anfang des Monats Oktober in Kozembe's Stadt an der Südostede des Sees anlangte. Kazembe empfing die Expedition bös ungrädig. Dem Besieger seines alten Königreihs, Msßri, nicht freundlich gesinnt, wünschte er Mr. Sharpe von der Fortsetzung seiner Reise abzobalten. Dieser unternahm ¿war einen Versu, in südlicher und westliher Ribtung über den Luapula zu setzen, mußte jedo zurückehren, da er und seine Begleiter nahezu verhungert waren. Mr. Sharpe lenkte feine Schritte wieder nah dem Tanganyika-See, um von dort aus bis zum Nordufer des Moero Sees vorzudringen. Nachdem er den hier etwa 200 Yards breiten Luapula überschritten, fand er sich auf der öst- lihen Hälfte eices hohen Tafellandes, welches das Westufer des Moero-Sees bildet. In westsüdwestliher Richtung seinen Marsch fort- sctzend, übershritt Mr. Sharpe jeßt den Hauptstrom des Luvua sowie einige seiner Nebenflüsse und kam am 8. November 1890 in Msiri’s Hauptquartier an. Er verweilte acht Tage daselbst, ohne irgend welche wesentlichen Erfolge oder Verträge erreiht zu haben. Seine Beobactungen bestätigten, was bereits früher bekannt war, nämli, daß Katanga reich an Gold und Kupfer ist. Er kehrte auf einem von seiner früheren Route etwas abweihenden Wege zurü. Bei dem Salzsee angekommen, entdeckte er, daß der Umfang desselben in Folge der Regengüsse bedeutend zugenommen hatte, Auf dem Plateau erreihte Mr. Sharpe eine Höhe von 5400 Fuß, von welch&cr ch ibm eine hber:lihe Ausfiht über den westlihen und südwest- lihen Theil des Sees darbot. Die einzige Insel auf dem See ift Kilwa. Sie wird von Simba's Unterthanen bewohnt, welche in fort- währender Febde mit Miri leben. In dem Luapula, welcher in das Südende des Sces mündet sind weitere große Inseln gelegen. Bis zum nördlichen Theil des Sees gelangt, dur&querte Mr. Sharpe daë Land bis zum Tanganyika - See, an dessen Südufer Abercorn, eine der Stationen der Seengesellshaft, liegt. Ende Januar kam er wieder am Nyassa-See an.

Literatur.

ä Geschichte.

ff Zeitschrift für die Gewichte des Oberrheins, berausgegeben von der Badischen historis{hen Kommission. Neue Folge. Band VI. Heft 2 Freiburg i. B. 1891, J. C. B. Mobr. à Heft 4 4, jährlih 12 A— Von den Auifägen dieses Heftes wird in weiteren Kreifen wobl das meiste Interesse finden eine Arbeit von Wilhelm Soltau über die Herkunft des deutschen Kaiser- hauses. Dem größten Theile des Publikums wird es kaum bekannt sein, raß mannigfa@e Zweifel gegen die Abstammung des preußiscen Herrscberhauses von dem {mwäbischen Fürftergeschleckte der Hohenzollern geäußert worden sind, obne daf fich ein abschließender Beweis dafür oder dawider erbringen ließ. Mit unbedingter Sicherheit konnte uan das Kaiserhauë nur bis auf die Burggrafen von Nürnberg zurückübren, über deren Herkunft dann verschiedene Ansichten berrs{ten. In jüngster Zeit bat ein füddeutscher Forscher, Ludwia S@mid, die Frage von Neuem eingehend untersucht und die Ansicht, daß die Burggrafen von Nürn- berg in der That ein Zweig des Hohbenzollernges{lechtes sind, als bo&stwabrsheinlich dargethan. Soltau nun bat si die Aufgabe geftellt, die S{mid’shen Resultate zu vervoliständigen und gegen einige Angriffe zu rertheidigen. Positiv neue Ergebnisse hat er dabei, da er ledigli cine Hypotkese als unhaltbar nachweist, nit zu Tage gefördert, toch orientirt seine Schrift den Leser üker das Problem und ist daber bei dem großen Umfange und der geringen Uebersicht- lidfeit des Schmibd'schen Buches sehr empfehlenswerth.

Einen Beitrag zur Geschichte der kirchlihen Zustände am Oberrhein während der Zeit der tiefsten Er- niedrigung der abendländishen Kirche liefert Herman Haupt. Gegen Gnde des 14, Jahrhunderts waren be- kanntlich ¡wei Päpste von dem uneinigen Kardinal-Kollegium gewählt worden, welhe sich gegenseitig mit geistliwen und weltlicen Waffen bekämpften und mit allen Mitteln die Anerkennung der Fürsten zu gewinnen strebten. Ueber den Einfluß dieser Kirchenspaltung auf bie oberrheinishen Lande hat Haupt bereits im vorigen Bande der Zeitschrift gebandelt, in dem vorliegenden Hefte fübrt er diese Arbeit mit der Schilderung der Kirchenpolitik des Markgrafen von Baden während des Schismas zu Ende. Der Markgraf wurde von beiden Päpsten umworben und verstand es, fich von beiden Vortheile zusichern zu lafsen, ohne sih dauernd an einen zu fetten, bis endlich das Konstanzer Konzil die kirhlihe Einbeit wiederherstellte. Das Resultat der kir{lihen Wirren, welhe sich natürlich mit den verschiedensten weltlichen Händeln verquickten und dadur noch komplizirter wurden, war eine Verminderung des päpst- lihen Ansehens und eine Erweiterung der landesherrlichen Rechte auf oes m: D 2

ar er theilt einige interessante Notizen über den Auf- enthalt Klopstock's am Karlsruher Hofe während des Wit:

ters 1774/75 mit und veröffentlißt mehrere noch unbekannte Briefe Klopftock's, welche über sein Verhältniß zum Markzrafen Karl Friedrich von Baden Auskunft geben. 5

Mekrere kleine Aufsätze beschäftigen fich mit der Geschichte der deutshen Städte. I. Gény bringt Mittbeilungen über das Sélettstadter Bürgerleben des 16, Jabrburderts, Rudolf Wadcker- nagel publizirt Aktenftücke aus den Basler Ar{iven, wel&e Na(b- richten über die Pflege der Kunst in dieser Freiftadt enthalten, und Kolmar Swaube macht einige kritishe Bemerkungen zu der im 5. Bande dieser Zeitschrift veröffentiihten Urkunde Über die Moarktgründung von Radolfzell. Außer Miéëcellen und Literaturnotizen enthält das Heft noch eine Zusammenstellung der badishen Geschichtsliteratur des Zei 1890 vnd Angaben über den Inhalt einer Anzahl badischer

rchive.

Æ Zeitschrift der Historishen Gesellshaft für die Provinz Posen. Herausgegeben von Dr. Rodgero Prümers. VI. Jahrgang. 1. Heft. Posen, 1891. Joseph Jolowicz. Das vorliegende Heft entbält vier größere Aufsäße. Max Behaim- Sc{warzbac giebt eine Zusammerstellung von Volksliedern, welche den Antbeil des V. (posenscen) Corps am Kriege von 1870 feiern, und begleitet die Ditungen mit erläuternden Bemerkungen über die besungenen Ereignisse. Ein Theil der bier mitgetbeilten Gedichte war noch ungetruckt; fomit ift die darkenswerthe Arbeit eine werth- volle Ergänzung zu den Liedersammlurigen, welhe an den großen Krieg anknüpfen. :

Eine Episode aus der trübsten Zeit der preußischen Geschichte behandelt der Herausgeber der Zeitschrift. Er berichtet über die Er- \schießung zweier preußis{her Bürgermeister in Posen, welche im Jahre 1806 während der französishen Okkupation im In- terceFe der preußishen Regierung gewirkt hatten und dafür ven Davouft nah Kriegsrecht zum Tode verurtkeilt wurden.

Die beiden anderen Aufsäße beschäftigen sich mit der Ge- \chichte des Königreihs Polen. Max Kirmis seyt feine Studie über die polinishen Münzverbältnifse mit der Schilderung der polnischen Finanzen im 17, und 18. Jahrbundert fort, und Philipp Bloch giebt den Anfang einer kri‘tishen Untersuchung über die von ver- schiedenen Königen der polrisher Iudenschaft ausgestellten Privilegien. Kleinere Mittheilungen und Fundberihte sowie ein kurzer Literatur- bericht bilden den Sch{luß des H:ftes.

ÆF Altpreußisbe Monats\chrift. Neue Folge. Heraus- gegeben von Rudolf Reiccke und Ernst Wichert. 28. Band, 1. und 2, Heft. Königsberg i. Pr., F. Beyer. 1891. Unter dem Titel „Der preußische Nußkrieg vom Jahre 1563* scildert Richard Fischer einen abenteuerlihen Kriegszug des Herzogs Erich von Braunschweig-Calenberg. Der Herzog, ohne Liebe für sein kleines Erbland, welches nicht die Mittel bot, feinen Ehrgeiz und Thaten- drang zu befriedigen, hoffte, in den Wirren, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Norden unè Often Europas ersck&©ütterten, Rubm und Reichthum zu gewinnen, und rüftete deshalb troß der Profcste der benahbarten MReichéfürsten ein starkes Söldnerheer aus, um damit a::f eigne Hand, ungerufen, dem Könige von Polen gegen die Russen zu Hülfe zu ziehen. Da jedo zwischen Polen und Rußland Wafferruhe berrshte und der König die unbezablten zucht- losen Söldnerhaufen auf den Rath des Herzogs Albrecht von Preußen von seinem Lande fernhalten wollte, so wurde dem Herzog der Uebergang über die Weichsel verwehrt; er verstand sich nach langen Verhandlungen gegen das Versprechen einer jährlichen Pension zum Rückzuge in die Heimath, während sich sein Heer völlig auflöste. Daß dieses Unternehmen überhaupt zu: Stande kommen konnte, ist ein Beweis tür die Schwäte, welhe da- mais im deutschen und polnischben Reiche herrshten. Die Reichsgewalt vermochte nicht, einem der kleinsten Reichsstände Rüstungen und Ge- waltthaten gegen andere Reichsftände zu verbieten und das große polnishe Reich konnte \ich seines lästigen Bundesgenofsen nur dur Gelèzablungen entledigen, anftatt ihn mit Gewalt zu vertreiben.

Benjamin Cordt veröffertli®t einige Briefe des berühmten Publizisten Johannes von Müller an Morgenstern, einen Dorpater Gelehrten. Die Briefe, welche den erregbaren, {wankenden Charakter des preußischen Historiographen deutli widerspiegeln, fallen in die Zeir von 1805 bis 1809 und behandeln unter Anderem die Stellung Müller's zu Napoleon, den er Anfangs als Despoten und Welteroberer verabsckeute, bis eine Zusammenkunft mit dem großen Merschenkerner und -Beherrswer den Gegner in einen Ver- ehrer und Bewunderer verwandelte. Er sah in dem Kaiser seitdem nit mehr den Alles unterdrückenden Eroberer, sondern den Mann, welcher die Welt aus ihrer Erschlaffung aufrüttelte und alte über- kommene Vorurtheile beseitigte.

Rein leokaihistorishen Forschungen dienen die Arbeiten Sembrzycki's über das Gebiet der Jadwinger und die Ausführungen desfelben Autors und die Sprenger's über die Königs- berger Zwiscbenspiele von 1644, während die bumoristishen Mit- theilungen Frishbier's „Volkëzwigz“ und Zander's „Kinderreime“, sowie ein von Raue veröffentlihtes Zwischenspiel auch das Interesse des großen Publikums beanspruchen dürfen, Von den anderen Mitthei- lungen des Hefts machen wir noŸ avf die Sißzungsberichte der Alter- thumsgesellschaft Prussia und die altpreußische Bibliographie des Jahres 1889 aufmerksam.

Das Zeitalter der deutschen Erhebung 1807 bis 1815, Von Rudolf Goette. (Geschichte der deutshen Ein- beitsbewegung im neunzehnten Jahrhundert. Erster Band.) Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1891, (Preis 7 #4) Der auf dem Ge- biete der Geschichts\{hreibung, namentli als Literarbistoriker be- kannte Rudolf Goette tritt hier mit dem erften Theil eines größeren Werkes hervor, in welchem er die deutshe Einheitsbewegung des 19. Jahrhunderts im Zusammenhange zu behandeln gedenkt. Der gewichtige Theil deutsher Geschichte, den er zur Darstellung bringt, ift in politis@er und kulturhistorischer Beziehung hon oftmals be- bandelt worden, hier aber tritt er unter einen neuen Gesichtspunkt und daber in eine eigenthümliche, für die weitesten Kreise interessante Beleuchtung. Nicht die Wünsche, Träume und Pläne, in denen die deutsche Einheitsbewegung sich seit der Wende des Jahrhunderts kundgegeben hat, sind es, welWe den eigentliwen Gegenstand des Buc/es bilden, vielmehr werden die bedeutungsvollen und lebens- kräftigen Umformungen und ftaatlihen Neubauten beschrieben und entwidelt, die noch beute fortwirkenden Thatsachen vorgeführt, wel{he die gesammte innere Erneuerung Deutscblands bedingt, seine Einigung gefördert und in der Begründung des Deutschen Reichs in gewissem Sinne ihren Abschluß erreiht haben. Was der Verfasser erstrebt, ift also eine Darstellung der organischen Entwickelung unseres Volkes in dem gegenwärtigen Jahrhundert. Goette versteht es, den reichen Stoff nah dieser Seite hin in lihtvoller Gruppierung und an- ziehender Darstellung fruchtbar zu verwerthen, sodaß man nit anstehen wird, in feiner A-beit eine Bereicherung des historischen Gesammtbildes unserer Zeit zu erblicken. Im ersten Buche wird die Zeit des Stein'schen inisteriums, im zweiten Bute die söster- reihis@e Erhebung und die Zeit der Stille behandelt. Möge es dem Verfafser vergönnt sein, sein inhaltreihes Werk der Vollendung in entsprecheznder Weise entgegenzufübren.

Sozialpolitik. __— Das Problem der Armuth Vorlesungen über die \o- ziale Frage von Dr. Karl Raufch{, Professor an der Wiener Handels- Akademie. Berlin, Verlaz von Elwin Staude. Der Verfasser schiidert in dem vorliegenden Werke die Noth der arbeitenden Klafien, die Erscbeinungen der Armuth bei den qualifizirten und unquali- fizirten Arbeitern, in dem kleinen und mittleren Bürgerstaude mit großer Wahrheit und Offenheit; er zeigt den Haß, der diese Klafsen gegen die jeyige Organisation der mens{lihen Ge- fellswaft bescelt, und erbebt im Namen der Erhaltung und Fortentwickelung der Civilisation die Forderung nah Umgestaltung der bestehenden Verhältnisse. Der Verfaffer sucht dabei die Ursachen festzustellen, deren Wirkung die vorher angeführten traurigen Resultate find, und geht dabei auf die Geschichte des Alter- thums zurüd. Er zeigt die Noth der großen Volksmafsen in den egyptisch - orientalis@en Reichen, erörtert die Entwicktelung des attishen Proletariats und die solonishe Gesetzgebung,

die Erscheinungen des römischen Proletariats und die Reformversuche der Gracen, und führt sodann diese Üuterlnhung fort bis zur Ent- e

widckelung der modernen Zustände. Er folgt dabei im Allgemeinen den Anschauungen des bekannten Amerikaners Henry George und gelangt zu der Shlukfalgerung, daß in der uneingeshränkten Aus: nußung aller Privilegien des Besißes, also sowobl des Grund und Bod:ns als des mobilen Kapitals, die Wurzel des Uebels liege, eine

a g nur in der Einschränkung der Besitzprivilegien zu nden fei.

Von den von Professor Otto Baumgarten in Jena mit Unter- ftüßung des evangelisch - sozialen Kongresses herausgegebenen „Evangelish-sozialen Zeitfragen“ Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow liegen jeßt die Hefte 7 bis 10 der erften Reibe vor. In dem erstgenannten behandelt Dr. Theodor Freiherr von der Gols, ordentlicher Professor und Direktor der Großherzoglich fäch- fishen Lehranstalt für Landwirthe an der Universität Jena, die Aufgaben der Kirche gegenüber dem Arbeiterstand in Stadt und Land. Das Swthlimmste und Gefährlicste an den heutigen sozialen Zuständen if nach Ansicht des Ver- fassers nicht die materielle Noth, unter der Viele leiden, sondern die inneren Gzgensäße, welche zwischen den einzelnen Volks- klassen und Berufsarten vielfah Play gegriffen haben und überhand zu nehmen drohen. Die Uebershäßung der materiellen Güter, mit der eine Untershäßung der idealen Lebensgüter Hand in Hand geht, und das Jagen nach Genuß, welch{e ein charafkteristisches Merkmal unserer Zeit bilden, verschärfen diese Gegensäge noch. Dieser wachsenden Entfremdung zu steuern, sie zu beseitigen oder wenicstens auf ein geringes Mas zu bes{räânken, ist, wie der Verfasser meint, der besondere Beruf der Kirche, und sie dürfte auch viel leisten, wern sie sih in wirthschaftlichen Fragen vollständig neutral verhält und fich darauf beschränkt, billige Rüdsichtnahme, wechlwollendes Entgegenkommen, friedlihe und ver- \öbnlihe Gesinnung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern wach zu rufen und zu pflegen. Die Ziele der deutshen Sozial- demokratie bespricht in dem 8. und 9. Hefte Dr. Karl Baum- garten, Privatdozert an der Universität Berlin. Der Verfasser geht dabei von den wirtb\{chaftlihen Reformideen der Sozialdemokratie aus, welche den eigentlichen sozialistishen Bestandtheil ihres Zukunfts- programms bilden und im Mittelpunkte ihrer Erörterungen ftehen, wie der Beseitigung des Zirses, der Durchführung des Großbetriebes, der Reform der Arbeitstheilung, der planmäßigen Leitung der Volkêwirthscaft, der Reform der Vertheilung und der internationalen Organisation, faßt an zweiter Stelle die den Staat, die Familie und die Religion be- treffenden Forderurgen ins Auge und behandelt dann fch{ließlich die wichtige Frage über die in Auesi@t genommenen Mittel und Wege zur Verwirklichung dieses Programms oder den Uebergangs- motus dazu. Im 10. Heft erörtert Pastor W. Quistorp die soziale Noth der ländlichen Arbeiter und ihre Abhülfe, Auf demselben Standpunkt stehend wie der Professor von der Golg, zeigt der Verfasser, daß auf dem Lande fih seit Aufhebung der Leibeigenschaft ein zu großer Unterschied zwishen Herrn und Knechten, zwiscben Arbeitgebern und Tagelöhnern herausgebildet habe, daß die ländliche Arbeiterbevölkerung von ibren Arbeitgebern zu gering erachtet und ihr das Maß von äußerer Ebre und Achtung von den- felben vorenthalten werde, welches sie mit Recht beanspruchen könne, Als Abbülfe für diefe soziale Noth verlangt er die Begründung von Heimsftätten für die ländlichen Arbeiter und Gutstagelöhner, um den- selben auf diese Weise eine feste Bafis zu \chaffen, fie von dem Fluche der Heimathlosigkeit zu befreien, ihnen eine geahtete soziale Stellung zu {afen und ihnen die Möglichkeit zu geben, fich innerhalb ihrer Grenzen wohl zu fühlen.

Be Lans ou:

Im Verlage von Felix Bagel in Düsseldorf erschienen: „Die Stempelgeseze für das Deutsche Reich und Preußen im Auszug nebst dem vollständigen Stempeltarif (unter Aus\{luß des gerihtlihen Stempelwesens) mit Berußung der neuesten Finanz- Ministerial - Reskripte. Zum Handgebrauch für Verwaltungs- beamte, Notare, Rechtsanwälte, Kaufleute und Gewerbetrei- bende zusammengestellt von Becherer, Landes - Bauinspektor“. (Preis 80 4) Diese Ausgabe der Stempelgeseßze ist auf Ver- anlaffung des Landesdirektors der Rheinprovinz bearbeitet, Sie unterscheidet sich dadurch vortheilhaft von anderen Aus- gaben, daß sie auch die wichtigen authentischen Interpretationen mittbeilt, wel fi in zahlreißen Finanz - Ministerial- Reskripten zerstreut finden. Das Werken erscheint daber wobl- geeignet, den Berußer ebenfo vor unnöthigen Stempelausgaben wie vor Stempelftrafen zu {üßen. Aus demselben Verlage ging uns als bandlihes Werken für Gewerbetreibende, die sich mit den neuen Steuerbestimmungen bekannt mahen wollen, zu: „Das neue Gewerbesteuer-Geseß für die preußishe Monarchie mit Ausnahme der Hobenzollern'’s{en Lande und Helgoland“, Textausgabe mit Sachregister (Preis 30 4).

ck. Die preußischen Jagdpolizeigeseze. Von L. Kunze, Ober - Verwaltungsgerihts - Rath. Verlag von Julius Springer in Berlin. (Preis 2 4) Nach dem Zusftändigkeittgesetze vom 1. Auguít 1883 !iegt der Schwerpunkt der Entscheidungen in JIagdsachen bei den Verwaltungs8gerihten. Diese find in vielfaGen Beziehungen von der Judikatur der Gerichtsbebörden, namentli des rormaligen Ober-Tribunals abgewi@en, und diesen Abweichungen hat die Verwaltungépraxis folgen müssen. Der vorliegende Kommentar giebt nun einen zweckcntsprehenden Ueberblick über die Auslegung der jetzt im preußishen Staate geltenden öffentlih-rehtlihen Normen in Jagdsahen. Zwar ift nur das JIaadpolizeigeseß vom 7. März 1850 kommentirt; doch da der größte Theil der Vorschriften dieses GVe- seßes auch im ehemaligen Herzogthum Nafsau und in der Provinz Schleswig-Holstein eingeführt ist und die meisten übrigen Jagdordnun- gen von denselben gesezgeberishen Gedanken getragen find, sind die gegebenen Erläuterungen au für diejenigen Landestheile von Werth, in welchen noch spezialgesezlihe Vorschriften Geltung haben

Vereinigtes Sachregister zu dem Bundes8- bezw. Reichs-Gesetblatt sowie zu dem Centralblatt für das Deutsche Reich von 1867 bis 1890; bearbeitet von Friedri Pfaff, Rechtsanwalt zu Darmstadt. Mainz 1891. Verlag von I. Diemer. Die Vereinigung der Sahregister zu dem Bundes- bezw, Reichs- Gesegblatt und zu dem Centralblatt für das Deutsche Reih in diefem Inhaltsverzeihniß wird von allen denjenigen, die fich manchmal vergeblih bemüht haben, in dem einen Verzeichniß zu suchen, was in dem andern ftcht, als eine angenehme Arbeitéerleihterung empfunden werden. Der mit dieser Vereinigung verbundenen Gefahr, daß der NaGfuchende die Citate leit verwechselt und das Rei{8- geseßbiatt da zur Hand nimmt, wo auf das Centralblatt verwiesen ist, ist dadurch vorgebeugt worden, daß alle Citate aus dem Central- blatt mit lateinishen Buchstaben gedruckt und außerdem mit C.B. bezeihnet worden sind. Durch geschickte Kürzungen und Fortlassung alles Ueberflüssigen ift es dem Verfasser bei gleiher Vollständigkeit seines Registers gelungen, den Inhalt von 75 ODruckbogen auf 34 Druckbogen zusammenzudrängen. In einem Nahtrage sind alle während des Druckes eingetretenen Neuerungen berücksichtigt und einige frühere Auslaffungen nahgeholt worden, scdaß damit das Register bis zum Schlusse des Jahres 1890 vervollständigt worden ist.

Strafgeseßbuch für das Deutshe Reich. Nebst einem Anhang, enthaltend Reichs-Straf-? (ebengeseze sowie Vorschriften über Zuständigkeit. Textavsgabe mit Anmerkungen und Sachregister, vom Reisgerichts-Rath Dr. Justus Olshausen. (Verlag von Franz Vablen, Berlin, Mohrenstraße 13/14.) Diese vierte Auflage der bekannten und bewährten Ausgabe bringt das Reihs-Strafgesebucch in der Gestalt, die es neuerdings dur die Geseze vom 9. April 1888 und 13, Mai 1891 angenommen hat. Weiter haben das Geseg vom 29. März 1888 über Auslegung des Art. IT des Einführungsgesetes für Eisaß Lothringen, die Einführungsverordnung für Helgoland vom 22. März 1891 sowie die Bekanntmachung des Bundesraths zum Dynamit- geseß Aufnahme gefunden, während das Sozialistengeseß, nachdem seine Gültigkeit aufgehört hat, weggefallen ist. Im Uebrigen ift gegen die legte Ausgabe keine Veränderung eingetreten, nameätlih auch nicht in den Anmerkungen und Zusägen, soweit diese niht dur die neuen Geseze bedingt waren.

Gleibfalls in vierter Auflage ist das Strafgeseßbuch in der Ausgabe des Gebeimen Regierungs-Ratbs und Universitätsribters Dr. P. Daude (bei G. W. Müller in Berlin, Luckenwalderstraße 2) ershienen. Das dem Wirklichen Geheimen Ober-Postrath, Professor Dr. jur. Otto Dambach gewidwete Buch (Taschenformat, gut gebunden 2 M) berüdsihtigt gleichfalls "das Geseh "vom 13. Mai 1891, betreffend die Abänderung des Strafgeseßbuchs. Diese Ausgabe des Reihs-Strafgeseßbu{s enthält zugleich die für die Praxis sehr wihtigen Entscheidungen des Reichsgerichts, welche in der vorliegenden Auflage bis zum Schluß des Jahres 1890 berücksi&tigt sind. Am Rande eines jeden Paragraphen ift die Gerihtszuständigkeit wegen des betref- fenden Delikts nach Maßgabe des Gerichts - Verfafsungsgesctzes und der Strafprozeßordnung angegeben; tie einschlagenden Be- stimmungen dieser leßteren Gesezge sind noch besonders in einem Anhange zusammengestellt morden. Das Werk zeihnet si durch Kürze, Präzision und Sa{kunde aus, und wenn es au nicht das Studium der Rehtsprehung des Reichsgerichts entbehrlih machen wird und will, so erspart es doch dem Praktiker das zeitraubende Nachsucen in der jeßt \chon ret ftattlihen Reibe von Bänden der „Entscheidungen“, der „Rechtsprechung“ und der „Annalen“.

Eine Ausgabe des neuen Reich8geseßes vom 29. Juli 1890, betreffend die Gewerbegerichte, ist von Dr. G. Stein, Sekretär der Handelskammer in Duisburg, veranstaltet worden. (Verlag von Franz Vahlen in Berlin, Mokbrenrstraße 13/14). Sie enthält eirre werthvolle Abhandlung über die ges{ichtlide Entwiklung der gewerb- lichen Geri{te und ihren gegenwärtigen Zustand in Frankreich, in den deutshen Staaten, Oesterrei, Belaien, der Shweiz und England. Außerdem bringt sie den Text des Gesetzes nebft Anmerkungen, welche aus der Begründung und den Verhandlungen des Reichstages die nothwendigen Erläuterungen geben. Ein Sachregister erleihtert das

Nawls{lagen. MilitärisGes.

Geschichte der deutschen Reiterei in Einzelbildern von Herrmann Vogt, nah dem Tode desfelben fortgeseßt von Haas von Trüßschler, Illustrationen von Richard Knötel.

atbenow 1891, Verlag. von Mar Babenzien. Von diesem in zwanglosen Heften erscheinenden Werk liegen das fünfte und sechste Heft vor ; jedes Heft ift einzeln für 1 4 fäuflih. Heft V giebt ein anschauliches Bild von dem deutschen Reiterleven im dreißigjährigen Kriege, indem es sich hauptsächlich auf den bochbedeutsamen und für die fkulturbistorisde Quellenshöpfung äußerft zuverlässigen Roman „Simplicius Simplicissimus*“ von Christoffel von Grimmelshausen fügt. Heft VI enthält „Die Husaren des großen Königs“, behandelt besonders Glanzstücke der Husaren aus dem siebenjährigen Kriege unter Zieten und bringt u. A. eine interessante Schilderung der Gefangennahme des s{wedis{chen Junkers Gebhard Leberecht von Blücher, der in preußische Dienste trat und bier fich zu dem als „Marshall Vorwärts“ bekannten Volkshelden in den Be- freiungékriegen eniwidelte. Für dieses Heft ist besonders als Quelle benußt „Das Husaren-Buh* vom Rittmeister a. D Grafen Ernft zur Lippe (Berlin 1863). Eine interessante Tabelle, aus der die Uni- formen sämmtlicher PilateyeBegimenlex von 1742 bis 1763 zu erseben- sind, ist dem Hefte beigegeben.

Dislokationskarte der französishen Kriegs mat, entworfen und gezeihnet von E. von Tröôltsch, Major a. D. Maßstab 1 : 1200 000. G. S. Mittler und Sobn, Berlin 1891. Preis 5 Æ Diese in der fünften Auflage ersbienene vollständig neubearbeitete Karte wird wie die früheren Auflagen mit hohem Interesse aufgenommen werden, Mit Leichtigkeit ist aus dieser mit au8gezeihneter Klarbeit ausgeführten Karte die Vertheilung des aktiven Heeres mit den. detahirten Bataillonen, Compagnien , Escadrons und Batterien, die Eintheilung der Territorial-Truppen, das Eisenbahnneg mit Unterscheidung der ein- und zweigeleisigen Eisenbahnen u. s. w. zu ersehen. Abweihend von den früberen Auflagen ift die Textbeilage nicht auf die Karte selbst gedruckt, fondern auf 36 Seiten tem Werke be- sonders beigegeben. Sie enthält die wichtigsten Bestimmungen des französishen O rine die Eintbeilung des Landes, Bestandtbeile der Armee, ihre Eintheilung und Dislokation, die militärishen Bil- dungsanstalten, die Friedens- und Kriegsstärke des französischen Heeres, eine vergleihende Uebersicht der Heeresstärken der europäishen Groß- mächte im Frieden u. st. w. Mit gleiher Vollständigkeit ift die Marine bebandelt.

Die Kriegs8waffen, eine fortlaufende übersihtlih ge- ordnete Zufammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegs-Feuer-, Hieb- und Stichwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen, Panzerungen u. dergl. seit Einführung von Hinterladern, von Emil Capitaine und Ph. von Hertling. IV. Band. XII. Heft. Rathenow, Verlag von Max Babenzien. Pi.8 1,50 # Das von dieser in Fachkreisen hoGgeshäßten Zeitschrift, welhe in monatli er- scheinenden Heften ein genaues Bild von der Entwickelung der Kriegstechnik giebt, vorliegende Heft enthält wieder einige recht interessante Neuerungen, von denen zunäwhst die Beschreibung der Konstruktion eines Mebrlade- gewehrs mit Geradzug-Cylindervershluß und unter derLaufhülse liegendem Kastenmagazin, konstruirt von der „Société anonyme manufacture liégeoise d’armes à feu“ zu Lütti, erwähnt sei. Der ganze Schloß- mechaniêmus dieses Gewehrs ift derartig eingerihtet, daß die S{loß- theile ohne jede Schraube zusammengebalten werden. Ferner bringt dieses Heft die Beschreibung eines Patronenausziehers für Cylinder- verschluß-Gewehre von Mauser in Oberndorf, welcher die Unzuträgli- kcit, daß man eine Patrone, die erst theilweise im Laufe steckt, nicht mittelst der Kammer zurückziehen kann, beseitigt, indem diese Neuerung eine Einricktung bietet, durch welhe die Patrone, die aus dem Magazin in den Bereih der Kammer gekommen ist, fo erfaßt wird, daß sie von diesem Augenblick an mit der Kammer verbunden wird und also auch derea rückgängiger Be- wegung vor vollendetem Verschluß folgt. Die Konstruktion 1äßt \ich auf alle Hinterlader anwenden, bei denen die Patronen von untcn aus einem Kasten, durch eine Zunge u. \. w. in den Laderaum ge- brat werden. Endli möge noch hbervorgeboben werden die Be- \chreibung eines ebenfalls von Mauser in Oberndorf konstruirten Patronenrabmens für sogenannte Bündelladung, der bei Hinterladern mit unter dem Patronenlager liegendem Magazin zur Anwendung kommen foll. Durch zahlreihe in den Text gedruckte Zeichnungen ift die knappe Beschreibung sahgemäß erläutert. Diesem Hefte, als dem leßten des vierten Bandes, ist ein nach den Constructeuren geordnetes Inhaltsver¡eihniß des Bandes beigegeben.

__— Zusammenstellung der bekanntesten Geschüß- Liderungen, herausgegeben von einem Artillerie-Offizier. Rathenow. Verlag von Max Babenzien. Preis 2 4 Die Schwierigkeit, ein praktisches Verschlußsystem zu konstruiren, hat lange Zeit die Einführung von Hinterladungsgeshüßen verhindert, weil die bei nicht genügendem Verschluß nach rückwärts aus dem Ladungs- raum entweichènden Gase stets die Bedienungs-Mannschaften in hohem Maße gefährden. Die Versuche find zwar noch nicht zum völligen Abs{luß gekommen, m h aber doch einen solben für eine nahe Zukunft erhoffen. Der Verfasser hat in der vorliegenden kleinen Schrift nah Er- wähnung der ersten wenig brauchbaren Vershlüsse, „Liderungen“ ge- nannt, aus dem Anfange dieses Jahrhunderts, eine Zvsammenstellung derjenigen Liderungen gemacht, die die Möglichkeit, Hinterladungs- gelüße einzuführen, herbeigeführt haben. Die klare Beschreibung der

iderungen, geordnet nach dem Ort der Aubringung an der Munition, am Verschluß und am Rohr, wird für alle Leute vom Fach von großem Interesse sein. 36 in den Text gedruckte Abbildungen erleihtern das Verständniß der Beschreibung.

Rathbschläge für dasKochen im Felde vonLaymann, Oberst z. D. und Vorstand des Bekleidungsamts 19V. Armee-Corps. Berlin 1891. E. S. Mittler und Sohn. Preis 0,50 A Bei der Wichtigkeit einer guten Ernährung des Soldaten im Felde für die Crhaltung der Kriegstüchtigkeit des Heeres und bei der Erfahrung, daß das mangelnde Verständniß für die schmacckthafte und nahrhafte Zubereitung von Speisen bei Offizieren, Unterofsizieren und Mann- schaften sehr häufig ein Hinderniß für die gute Ernährung des Soldaten bildet, ift das Erscheinen dieses kleinen Werkchens, welches mit Erfolg be- müht ist, diesem Uebelstand abzuhelfen, mit Freuden zu begrüßen. Man

findet darin allgemeine Grundsäße für das Kochen, Angaben über eine ¡wedmäßige Zerlegung der Shlathtthiere, über die Wahl und Ver- theilung der Lebensmittel und Getränke und über die den Speisen zuzuseßenden Gewürze und Fette. Unter dem Titel „Feldkochbuch“ ift in einem Sonderabdruck der leßte Theil der Schrift herausgegeben. Pun wird das korporalschaft8weise Kohen und die Anlage der Kot- ôher bebandelt, au werden praktische und einfahe Rathschläge für die Zubereitung aller in Frage kommenden Speisen ertheilt. Dieser für den Preis von 20 S käuflihe Sonderabdruck wird si im Besitz des Korporalschaftsführers S f E Handbuch erweisen. eligioses,

Die Bibel. Jhre Autorität, ihr Inhalt und ihr Wertb. Von Paul Vallotton, Pastor. Preisgekröntes Werk der waadtländishen Abtbeilung der nationalen evangelishen Union. Aus dem Französishen überseßt, mit ausdrücklicher Autorisation des Verfassers, von Wilbelm Müller. Gotha, Friedri Andreas Perthes, 1891, (Preis 6 4) Im Jahre 1877 hatte die nationale evan- gelis@e Union des Kantons Waadt eine Preisbewerbung für die Ab- faffung eines populären Werkes ausgeshrieben, das dazu dienen sollte, das Verständniß der Bibel zu erleißtern. Das hier in Uebersezung vorliegende Werk von Paul Vallotton hat den ersten Preis davon getragen. Wir können dasselbe riht befser harafkterisiren als durch Anführung der natstehenden Sâäte aus dem Begleitwort des Comités der obengenannten Union: „In einer Zeit der religiösen Erschütterung und des sittlihen Ver- falles, wo Vieler Ueberzeugung durch die Angriffe überwunden wird, denen die geoffenbarte Wahrheit preisgegeben ift, handelt es sich nit allein darum, Diejenigen auf den rechten Weg zu bringen, welche die Wahrheit suen, alle Personen zu den heiligen Offenbarungen des lebendigen Gottes zurückzufübren, die fich von ihm fern balten, fondzrn au alle Diejenigen zu befestigen, deren Vertrauen zum beiliges Buche ge- stört ift. Und zu diesem Endzweck muß gezeigt werden, worin die That- sahen bestehen, auf die wir uns stüßen, um in der Bibel das Wort Gottes zu erblicken; die Gründe müssen klar gelegt werden, die wir haben, in diefen Blättern das göôttlibe Liht zu suchen und jenen gött- lihen Beistand, die oft in unseren Herzen Worte und Kundgebungen des Dankes wathriefen, sodaß wir ausriefen: D Gott, Dein Wort ist die Wabrbeit; wobl Denen, die es hören und bewahren! Das ist der Zweck dieses Werkes, und das wird, so hoffen wir, au der Ein- druck sein, den es bei unseren Lesern erzeugt. Möhte es dazu bei- tragen, in unseren Kirchen eine vermehrte und solidere Kenntniß der von Gott eingegebenen Schrift zu verbreiten!"

Erdkunde,

Karte der Verbreitung der Deutschen in Eurova, dargestellt im Auftrage des Deutshen Schulvereins von Professor Dr. H. Nabert unter Mitwirkung von R. Böckb. Maßstab 1: 925 000. Verlag von Carl Flemming in Glogau. Voliständig in acht Sektionen, Preis je 3 4 Von diesem be- deutenden und bowinterefsanten Kartenwerk, der Frucht jabrzebnte- langer Studien und Reifen des im vorigen Jahre verstorbenen Professors Dr. H. Nabert, welches dieser kurz vor scinem Tode vollendet hatte und dessen Fortführung sein Mitarbeiter, der Geheime Regierungs - Rath Professor Dr. R. Böckh übernommen hat, liegt uns die zweite Sektion vor. Sie umfaßt Nordofst- Deutschland mit den Städten Berlin, Dresden, Memel, Magdeburg und Weimar, den südlichsten Theil von Shweden, See- land mit Kopenhagen und reiht südli bis zur Linie Eger—Krakau. Zur Herstellung der ganzen Karte sind 26 verschiedene Farbentöne er- forderlih, auf dieser Sektion sind acht Farbentôöne zur Verwendung gekomméen. Für die Germanen, und zwar ober- und mitteldeutshe Stämme mit hochdeutsher Schriftsprache, niederdeutshe Stämme mit hohdeutsher Schriftsprache, niederdeutshe Stämme mit eigener Sriftsprace (Holländer, Vlamen, Friesen), Engländer (niederdeut\ch- französishe Mischspraße) und nordishe Germanen (Dänen und Schweden) sind fünf verschiedene Farbentône bestimmt. Die Ausführung der Karte ift musterhaft, in vorzüglihem klaren Druck, auf bestem Kartenpapier. Keine der bisber erschienenen Karten giebt ein so übersihtli§es Bild über die Verbreitung der Deutschen, über die Stellung der Deutschen zu ihren Nahbarn und über die im Laufe der Geschichte erfolgten Vershiebungen ihrer Sprahgrenzen. Besonders bea{tenswerth sind u, A. die „deutschen Gründungen“, aus denen in den erften beiden Jahrhunderten nach der Reformation die proteftantischen Bürger unseres Stammes vertrieben wurden und in welche dann die umwobnenden Völker einzogen. Die betreffenden auf dieser Sektion in Nord-Böbmen gelegenen Ortschaften sind kenntlih gemacht durch die Eintragung ihrer Namen mit gelbbrauner Farbe, und zwar ihrer alten Namen, auch da, wo sie im Laufe der Zeit ab- geändert worden sind, nah den Atlanten von Seutter (1720). Die Karte wird na ibrer Fertigstellung, die bald erfolgen soll, von un» schäßbarem Werth für die Unterstützung des Unterrichts der Geschichte über die Verbreitung des Deutshthums fein. i

Deutsh-Südwest-Afrika, Forshungsreisen durch die deutshen Schußgebiete Groß-Nama- und Hereroland, von Dr. Hans Stinz. Oldenburg und Leipzig, Schulze’]{e Hof-BuHhandlung und Hof-Buchdruckerei (A. Shwartz). Der Verfasser, welcher in den Jahren von 1884—1887 einer von dem verstorbenen Adolf Lüderiß, dessen Bild dem Buche vorangestellt ist, ausgestatteten Expedition angehörte, bietet dem Leser ein lebendiges und klares, dem thatsäch- lihen Leben entsprechendes Bild von Land und Leuten dar und \chil- dert in anshauliher Weise die Pflanzen- und Thierwelt, die geologi- \{en und ethnographishen Verhältnifse jener deutshen Interessensphäre. Während seines fast dreijährigen Aufenthaltes in Südwest- Afrika dur{chzog der Verfasser dasselbe von Süden nah Norden bis zum Kunene und dann bis zum Ngamisee und der Kalabariwüste und erforshte dabei genau alle Verbältnifse des Landes, die Vegetation, die Fauna, den Wirtbschaftswerth, den Metallreich- thum u. st. w., und da er die dort angeknüpfte Verbindung mit den Missionaren bis jeßt aufrecht erhalten hat, so hat er auch die Darstellung der wirtbscaftlißen Entwidckelung dieses bisherigen Schmerzenskindes der deutshen Kolonisation bis zur Neuzeit gründlich fortführen können, Betreffs der Frage, wie sich überhaupt die Zukunft “des s\üdwestafrikanishcn S M uggehlete gestalten werde, gelangt der Verfasser zu dem Swhluß, daß eine agrarishe Kolonisation in Groß-Nama- und Mittel-Hereroland nur dann auf Erfolg rechnen fkônne, wenn es gelungen fein werde, einen fiheren und leiht erreichbaren Markt zu vershaffen, wo der Kolonist des Absatzes seiner Produkte gewiß sein könne. Ein solcher fehle bis jeßt vollständig und werde überhaupt erft dann ins Leben gerufen werden können, wenn der Abbau der Erzlagerstätten in die

and genommen sein wird, da ih erst dann das Bedürfniß nah

eldfrüchten einstellen werde. Bis dahin bält der Verfasser nur die

ucht von Wollschafen und Angoraziegen, wozu sich namentlih Groß- Yamaland eignen dürfte, für versuGswürdig. Dem mit zahlreichen Illustrationen im Texte und 18 Vollbildern ges{mückten Werke ift eine genaue Karte des gesammien Sthugzgebietes beigegeben, welche auch in einer Einzelausgabe erschienen ift.

ck. Afrika. Eine allgemeine Länderkunde von Prof Dr. Wilhelm Sievers. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Das vorliegende Werk, welches lieferungs- weise (planmäßig in 10 Lieferungen zu je 1 Æ) erscheint, bezweckt, das Wissen der Gegenwart über Afrika in anshaulihen und fefselnden Darstellungen in Zusammenhang zu bringen, um so dasselbe Jedem, der nur irgendwie einen zeitgemäßen Antheil daran nimmt, was Afrika beißt und damit zusammenhängt, zugänglich zu machen. Für die Dur@führung dieses Programms bietet der Name des als Reisender und Geograph bekannten Verfassers volle Gewähr. Das erste Heft, welhes vorliegt , bringt eine inteveiante Ein- führung in die Erforshungsgeshihte Afrikas. Beigegeben sind diesem ersten Abschnitt künstlerish ausgeführte, ganzseitige Abbildungen sowie die in den Text eingedruckten Bildnisse der Afrika- reisenden Heinrih Barth, Gustav Nactigal, John Henning Speke, David Livingstone, Henry Stanley, Dr. Wilhelm Junker, Emin Pascha u. a. m. Die Erforshungsgeschichte Afrikas behandelt Sievers in folgenden Einzeldarftellungen: 1) Alterthum, 2) Mittel- alter, 3) Neuzeit bis 1788, 4) Die leßten hundert Jahre. Dec

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