1891 / 139 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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zu ihren Virtuosen, während das Stillleben im Düsseldorfer Saal ziemlichG leer ausgeht. Troßdem ist der Eindruckl, den die Düfseldorfer Malschule

auf den Beschauer macht, ein überaus reicher, und in allen Richtungen giebt sich die gleihe Sicherheit und Gediegenheit des Könnens kund, / i

Daß damit die ohnehin nicht zahlreichen übrigen Kun |- fädte Norddeutshlands keinen Vergleih aushalten können, ist begreiflich. An einzelnen tüchtigen, ja hervor- ragenden Leistungen fehlt es jedoch auch hier nicht. Zu nennen sind die trefflihen Landschaften des Hamburgers Valentin Ruths, die Bildnisse der Königsberger Schule, darunter Heydeck's vornehmes Repräfentationsporträt des verstorbenen Ober-Präsidenten von Horn, und des Sensations- malers Neide Bildniß des Grafen Dohna, sowie eine sehr

ernstes Streben verrathende „Pieta“ von Louis Corinth und die „badenden Knaben“ von Mad Fleisher in Breslau, ein großes, im lihtesten

plein-air gehaltenes, dabei aber liebenswürdig aufgefaßtes Bild, das den neuen Grundsäßen malerisher Auf- fassung im Osten unseres Vaterlandes hoffentlih Anerkennung verschaffen wird. Schließlich sei noch die Aufmerksamkeit auf eine Neihe von sehr beahtenswerthen Münchener Bildern in der Maschinenhalle gelenkt, die wir in unserem dritten Bericht unverdientermaßen mit Stillshweigen übergangen haben; vor Allem das reizende Bildhen kindliher Unschuld „Auf der Wiese“ von Benuewiß von Löfen und ein gleih diesem im Freilicht gemaltes Genrebild „Heimkehr“ von dem in Frankfurt a. M. ansässigen, aber sicherlich in München ausgebildeten Rudolf Gudden, zwei Bilder, welhe im Hauptsaal der Münchener Abtheilung einen hervorragenden Ehrenplat verdient hätten. S

Doch damit nehmen wir von der deutschen Kunst Abschied, um endlih au den fremden Gästcn unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Dem Obersten Sanitätsrath in Wien ist Seitens der Regierung Mittheilung zugegangen über die Einleiturg von Schritten, welche auf die Einladung Englands zur Betheiligung an dem in London stattfindenden Kongresse für Hygiene und Demo- graphie getroffen worden sind. Die Betheiligung dürfte eine fehr lebhafte werden. Der Oberste Sanitätsrath bat, mie „W. T. B.“ meldet, ein Comité zur Förderung der bezüglichen Negtierungéattion ernannt und beschlossen, die Regierung um Vorkehrungen zu ersuchen, durch welche die Schuzimpfung çcegen Wuthkrankbeit in einem öffent- lihen Krankenbause ermöglicht wird, i E

Die Universität Odessa hat beshlofsen, den Professor von Helmholt aus Anlaß seines 70. Geburtêtages zum Ehren-Doktor zu ernennen. Der Dckan der dortigen physikalish-matbematischen Fakultät Pccfessor Shwelow wird, wie die „N. Pr. Z * erfährt, das Diplom persönli nach Berlin bringen.

Theater und Musik.

Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schble8wig- Holstein beehrte die Vorstellung der Oper „Cayvalleria ruëticana“ im Lessing- Theater mit seinem Besuche. In der morgen stattfindenden fünften Aufführung der Oper singt Antonie Schläger von der Wiener Hof- Oper zum zweiten Male die Santuzza und Adolf WaUnöfer zum ersten Male den Turiddu.

Kroll'’s Theater bringt morgen die vierte Wiederbholung von „Lakme* mit Fr. Marcella Sembrih. Das näste Auftreten von Fr. Sembrich ist für Sonnabend angeseßt. Frl. Lola Beeth wird ihr Gastspiel am Freitag fortsetzen.

Die Mozart-Centennar-Feier wird am 15.,, 16. und 17, Juli d. J. u Salzburg durch ein dreitägiges Musikfeit begangen werden. Festdirigenten werden sein; Hr. W. JIabn, K. K. Hofopern- Direktor (Wien) und Hr. I. F Hummel, Mozarteums- Direktor (Salzburg). Das Orchester besteht aus Philharmoritern in Wien, dem Dom-Musikverein und dem Mozarteum in Salzburg, ferrer wirkt das Streichquartett Hellmesbergec (Wien) mit, Von hervorragenden Künstlern, die ihre Mitwirkung zugesagt haben, nennen wir Frl. Bianca

Leschetizky, K. preuß. Kammervirtuosin (Wien). Hrn. Kammersänger Krolop (Berlin), Hen. Josef Lewinsky, K. K. Hofturgschaufpieler (Wien), Hrn. Franz von Reichenberg, K. K. Hofopernsänger (Wien), ferner den Mozarteums-Damen&or und Männergesangvereine Salz- burgs. Zur Aufführung g-:langen u. A.: Mozart's Requiem, Die Zauberflöte, das Klavier- Concert D-moll, die Symphonie G-moll, Streih-Quartett D-mol1, „Wie sckön ift die Liebe“, Arie aus „Così fan tutti“, Adagio aus dem Quintétt G-moll (Streichorefter), „Martern aller Arten“, Arie aus „Entführung aus dem Serail“, Liedervorträge und die Jupiter-Symphonie; ferner im Theater: „Die Hochzeit des Figaro“. Der Zatritt zu sämmtlichen Fest-Veranstal- tungen wird durch Lösung einer Fefikarte (Kateg. A. Preis 14 Fl, Kateg. B. Preis 10 Fl.) erworben. Bestellungen auf Festkarten oder Einzelkarten wolle man ausf{ließlich an Bucbbändler Herm. Kerber, Salzburg, Siamundt-Haffnergafse 10, rihten.

Vreußische Klaffenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung der 4 Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vormittags-Ziehung: i

1 Gewinn von 30000 A auf Nr. 108010. s

2 Gewinne von 15000 A auf Nr. 25412. 102 445.

1 Gewinn von 10000 M auf Nr. 119 781,

1 Gewinn von 5000 # auf Nr. 100 761.

31 Gewinne von 3000 \ auf Nr. 1006. 1690, 2730.

3960, 11541. 16137. 23486. 25205. 29229. 51 592 38 786. 55257. 68 638. 69424. 69804. 92046. 97236. 111 362. 115652. 112199. 127094, 132 760, 150 173, 159 996. 160 880. 167509. 175 439. 187 999,

19 Gewinne von 1500 auf Nr. 6792, 14558. 28 630, 29 451. 30349. 30475. 32649, 36493. 49759.

60 578, 62 769. 84 012, 121 661, 133 437. 145230. 156 615. 176 629. 176 857, 182 312. j i 40 Gewinne von 500 A auf Nr. 4009. 11 989. 15 853.

18 989, 27 429, 37321. 42454. 43721. 47738. 55 245. 56 865, 66 020. 73238. T6286. T8915. 81347. 81 466. 82 994, 83431. 87183. 87458. 87896. 92574. - 93 007. 102781. 108586. 117470. 128367. 129135. 131 147. 132317... 141405; 143015: 1453590, 16050 109906. 170 073. 178330, 185401. 188741.

Mannigfaltiges.

Bon der Direktion des Belle-Alliance-Theaters gebt uns folgende Mittheilung ¿u: Atn Nachmitta des gestrigen Tages fand, wie das von Zeit zu Zeit ges[chiebt, Seitens der Englischen Gasarístalt hierselbst einz Revision der bei uns aufgestellten Gafo- meter statt. Hierbei kam ein erft Tags zuvor angestellter Arbeiter mit offenem Licht dem Gasometer, der das für die Barten-Jüumination bestimmte Gas liefert, zu nabe, der Gafometer explodirte und der unvor- si&tige Arbeiter wurde durch ein fortges{leudertes Eisenstück tödtlich getroffen. Zwei gleichfalls anwesende Arbeiter wurden dur) den Luftdruck zwar acch zu Boden geschleudert, blieben aber völlig unver- lett und erbelten fich nach wenigen Minuten. Mit dem Bübhnen- Gasometer hat die Explosion nichts zu thun; die auf der Bühne befindlihen Personen baben auch von dem Unfall nichts verspüct. Die gestrige Vorstellung mußte nur ausfallen, weil die Feuerwehr aus Vorsicht jede Gaszuführung von der Straße abgesperrt haben wollte, Die Folgen des Unfalls find inzwischen vollständig behoben.

Die neue Brücke über die Spree bei Nieder-SchMhön- weide, wel die beiden Kreise Teltow und Niederbarnim verbindet, ift, wie die „Germania“ mittheilt, am Freitag Nachmittag dem Verkehr übergeben worden. Zur feierliben Abnahme der festlih ge- \ckchmüdten Brü: fanden fich um 4 Uhr Nachmittags Vertreter bcider Kreise zu beiden Seiten des Flusses ein und begrüßten sich dann mitten auf der Brücke. Unter den Anwesenden b:fanden sich ¡ie Landräthe Stubenrauh und Scarnweber.

London, 15. Iuni. Wie dem „D. B. H.“ aus Moskau gemeldet wird, ist ein großes Wolgaschiff mit 500 nah Sibirien Verurtheilten nabe bei Nishry-Nowgorod gesunken. Viele Per- sonen sind ertrunken.

Bianchi, K. K. Kammersängerin (Budapest), Fr. Annette Efsipoff-

Verona. U?ber das Erdbeben in Jtalien wird der Wiener „N. Fr. Pr.“ aus Verona berichtet: Am 7. d., Morgens um 2 Ukr 3 Minuten, bat ein b-ftiger Erdstoß die Bewohner unserer Stadt und der Umgegend in Schrecken und Angst verseßt, mannige- fahen Schaden angerichtet und mehrere Opfer gefordert. Das Erd- beben war so ftark, daß die ganze Bevölkerung aus dem Schlafe erwahte, Viele aus dem Bette sprangen und auf die Straße eilten, Auf allen Seiten stürzten Swornsteine ein, von den Wänden und Decken der Zimmer brêckelte der Mörtel herab, Riffe entstanden in den Mauern, und die Treppen vieler Häâufer lagen voll Schutt. In der Kirve San Nicolo stürzte die koloffale Statue des Engels mit der Trompete, welche den Hauptaltar über- ragt, in den Chor binab und wurde zertrümmert. Am Größten war der Swaden in der erzbischöflichen Residenz. In dem großen Saale des Brufaserzi stürzten von den vierzehn silbernen Kandelabern, wel{e darin stchen, dreizehn mit Gekrah zu Boden. Die herrlichen Fresfen, welche diesen Saal s{chmüdcken, sind ftark beschädigt. Der Hauptaufgang zur Residexzz ist nit passirbar, so viele Mörtekl- stücke und Steine sind abgebrêdckelt. Troy alledem war es nit möglich, den ErzbisWof aus dem Palast zu entfernen, da er {wer frank darniederliegt und selbst erklärte, an eine Flucht nit denken zu fönnezn. Die Kommunal-Bibliothek, welhe an die Kirche S. Sebastiano st¿ßt, mußte ges{lossen werden. Vom Tburm der Kirche stürzte diz Kuppel auf tas Da des Bibliotbeks- gebäudes und \ch!ug dort ein vier Meter großes Lo ; ia Folge dessen entstanden in der Decke des Lesesaals Sprünge. Man mußre auch den Thurm der Kirhe S. Scbaitiauo, welcher einzustürzen droht, stüßen. S6&limmer gestalteten sfih die Dinge im nahen Legnago. Man verspürte dort das Erdbiben im sclben Augenblick wie in Verona, dcch ebe Alle a1s dena Betten gesprungen waren und sit auf die Strafe geflüchtet batten, ftürzten {on mebrere Häuser ein. Siebzehn Menschen wurden verwundet aus den Tiümmern ge- zogen. Ein Ehepaar fand den Tod beim Einsturz des eigenen Hauscs. QDrei Viertel der stehen gebliebenen Häuser sind für unbewohßnbar erflärt worden. Niemand wagt mehr, in die eigene Behausung zurückzukehren, Eine Compagnie des 2. Regiments des Geniecorps ift beschäftigt, Zelte für die Einwohnerschaft herzurichten. Es find dies dieselben Soldaten, welche in Casamicciola beim Erd- beben Wunder der Selbstaufopferung beim Rettungsweike vollbraht baben. Nat einem Berit des „N. Wien. Abdbl.* blieb in Valdagno, wo viele Häuser Sprüage erbalten und auch die Krche Schaden genommen hat, der Pfarcrer aus Schrecken todt am Plage. In Chiampvo, wo d:m Erdbeben ein gewaltiger Sturm vorangegangen ist, floben die Einwohner aus den einftürzenden Häusern entsezt ins Freie. Von 40 Minuten zu 40 Mi- nuten folgte je ein neuer, wenrgleih s{chwäherer Erdstoß. In Badia Calkavena stürzten zwanzig Häuser ein, siebew Personen wurden unter den Trümmern begraben; als man sie hervorzog, waren etlihe davon now am Lben. In Copolo drobt der Kirhthurm zu stürzen und die Kir@e mußte wegen erheb- liber Schäden sofort geschlofsen werden. In Marcelli®ce sind die \chône Villa Zamboni und ein Privatoratorium das Opfer der Schreckensnabt geworden. In San Gioranni Ilarione wurde ein vierzehnjäßriges Mädchen im Bette vo1 einem niederstürzenden Ba'!ken, dessen Nägel ihr ins Herz drangen, augenblicklich getödtet. Nuf der Landstraße zwishen San Giovanni und Veftena Noova öffnete sich während des Erdbebens ein tiefer einen Meter breiter Erds&lund. In Cafstellotto fiel eine aroße Zahl Häuser und Wirthschaft8gebäude zusammen und viele Menichen trugen {were Verletzungen davon. S

Lissabon, 14. Juni. Ein Telegramm der „N. Per. Z.° me!det, daß am 7. Juni in Men doza (Argentinien) ein Erdbeben: stattfand, welches viele Häuser zerstörte und den Tod vieler Menschen verursachte.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kairo, 16. Juni. (W. T. B.) Der geseßgebende Rath lehnte einen von Scott und Kithener ausgearbeiteten Geseßentwurf ab, nah welhem Polizei-Fnspettoren be- stellt werden follten, deren Befugnisse mit jenen der Mudirs- übereinstimmen würden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

B Wetterbericht vom 16. Juni, -% î ierrot: Helene Odilon als Gast. Concert-Flügel | 9 -@F : i : s Morgens 8 Uhr. t Theater Mgeigen, A C. Becbftein. Vorher: Zum 19. Male: Das O E S s T Königliche Schauspiele. Mittwob: Ovpern- | Modell. Lustspiel in 1 Akt von G. Cobnitß. Der ledige Hof. Volksftück mit Gesang in 9 Akten “2E M e ch 9 Navftollrr ¿Fi O Sroßes Garten-Concért. E NN QORLIE L O C02 |[ZSS | haus. 152. Vorstellung. Der Freishüßs. Oper G C von Ludwig Anzengruber. Anfang 74 Uhe. Stati ZÉE Wind Mette ES ne Akten g M. dn Weber. Lor jun Theil 74 Ube des Concerts Ukr, der Vorstellung Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. ationen. | ZZ nd, r. 22 na einem Volkêsmärchen: „Der Freishüß“, von | E L s L Der S er-Garten ift geöffnet. | NE Es 15 | Kriedrih Kind. Dirigent: Kapellmeijter Kahl. | Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. E R Sf 2 Suspielbaús. 168. Vorficlluna, Vie M E G Sauspi us, 159, Vorfi ng. ie nna- i Anf 1 nlfetkümli S s Mullaghmore| 765 WSW 2\bedeckt | 13 E Scauspiel in S U ALR von Hermann Friedrich - Wilhelmftädtishes Theater. ¿ Mean, M N N Aberdeen . . | 763 |NNW 1\wolfig 11 | Hersch. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zum 11. Male: Ein dunkles Geöffnet E E Bart ee Vorftellung im Christianfund 760 ND Zshalb bed. 8 Donnerstag: Opernhaus, 153. Vorstellung. Der | Geheimnife. Engl. Sensat.-Drama in 8 Bildern | wissenshaftlichen Theater. Näheres die Anschlag- Kopenhagen . 756 [NNW 2\wolkig 11 | fliegende Holländer. Romantische per in | pon Douglaß. Deutsch von Dorn. Musik von zettel t S | Stockholm . 754 NO 3\bedeckt 9 | 3 Aften von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. | yerschiedenen Komponisten. Die Ausstattung an ; Haparanda . | 758 ¡NO 2 heiter 12 | Legte Vorstellung vor den Ferien. Dekorationen und Requisiten vom Carl- Theater in | r E E E E E: d | 228 [SSOD 2bedeckt 13 Schauspielhaus 160, Vorstellung. Die | Wien ist vom Hoftheatermaler Burghart. E Mosfau…..…. | 762 |S 1wollfig 13 Prüfung. Lustspiel in 1 Aufzug von L. Clement. Zwei große Wasser-Sensationsbilder: 1) Henley- Familien-Nachrichten Gorfk,Queens- | | . Hierauf: Post festum. Lustspiel in 1 Aufzug | Negatta, natürl. Dampfschiffe und Ruderboote auf 2 É 2 tow «4 ¿ .} 7671S 1halb bed. 13 | von Ernst Wichert. Zum S{hluß: Kleine Mif- | natürl. Wasser. Natürl. Negen. 2) Nactbild auf | Verlobt: Frl. Margarete von Heineccius mit Cherbourg . | 766 |NW 4lheiter 14 | verftänduifse. S{wank in 1 Aufzug von Alexander | der Themse. Hrn. Lieut. Friedri Carl von Foerster (Menstendck Helder... | 759 |NNO 4/wolkig 11 | Bergen. Anfang 7 Uhr. Im prachtvollen Park: Großes Doppel-Concert. Hannover). Frl. Else Vopel mit Hrn. U 7597 |NNW 1/halb bed. 11 Auftreten von Gesangs- und Instrumentalkünstlern. Diakonus Hans Müller (Leipzig - Reudniß— Hamkburg .. | 758 |\NNW 1sbedeckt 10 j : Anfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vor- ! Zwickau). i Swinemünde | 757 |WSW 3shalb bed. 11 Deutsches Theater. Mittwoh: Der Attaché. | stellung 74 Uhr. Verrebeliht: Hr. Lieut. Heinri von Bernuth- Neufahrwafser| 756 ¡VWSW 3\wolkig1) 13 | Anfang 72 Uhr. Donnerstag: Ein dunkles GeHeimniß. mit Frl. Marie von Delbaes (Schloß Borowko- Dei 00 [SSW _ [Regen 10 Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Erstes großes Park-Fest. Militär- | hei Czempin). Hr. Lieut. Georg Frhr. von Paris ....| 763 |NNW 3\wolkenlos 15 Freitag: Die Welt, in der man fich lang- | Mafsen-Concert, verbunden mit einer großen Frei- Rotenhan mit Frl. Louise von Beneckendorff- Münster... | 7566 NW 3sbedeckt 12 | weilt. Lotterie. Hindenburg (Irmelshausen in Bayern).

Ie. 4 2 Sn éRegers) 2 S Voraus Dn Sohn: Hrn. Mlor E Graf icsbaden . | 758 | 9Sede ¿ j S E ofti Zobten). Hrn. Lieut. ar. V München . . | 759 B 4Regen4) 12 Berliner Theater. Mittwoch: Der H§ütten- Kroll's Theater. Mittwoh: Gastspiel von Seis Ri a. R Ÿ Eine Tadter: Chemniy . . | 757 till|Regen 11 | befißer. Anfang Uhr. Fr. Marcella Sembrih. Lakme. (Lakme: Fe. Hrn. Gymnasfiallehrer Dr. H. Winther (Ebers- De 757 |NW 2ibedeckt ©) 12 Donnerstag: Kean. i Stm walde). Hrn. T. von Heyden-Linten (Gehmkorw). Mei... TD9 still /bedeckt 14 Freitag: Der Hüttenbesitzer. Donnerstag: Judra. Hrn, Paftor Carl Nürwberger (Cöthen

Breslau... |_758 [W_ 1\bedeckW |_ 13 A Grctiag! Gaf:\piel von Frl. Lola Beeth, Marf).

Ile d'Aix .. | 763 |\NNW 4wollg | 14 1E Sonnabend: Gastspiel von Fr. Marcella Sembrih. | Gefi orben: Hrn. Stabsarzt Dr. Landgraf Sohn

Ia... | 160 |[W 1Dunst | 15 TLessing-Theater. ArtistisGe Direktion: Angelo | Täglih: „Großes Concert“ im Sommergarten, | Rudolf (Berlin). Fr. Oberförster Anna

Triest... | 760 [S0 LUbededtt | 18 | Neumann. Mittwoch: CavaUeria rusticana. | Abends bei brillanter eleftrisher Beleahtung | Bering, geb. von Papen-Westrih (Neuenkrug ber

A G : (Sizilianishe Vauernehre.) Hierauf: Margot. desselben. Anfang dt, der Vorstellung 7 Uhr. Pasferoalf), 2 Nachm. Regen. 2) Regen. ?) Nachts Regen. | Donnerstag: Zum 1. Male: Der Barbier von ) Nahhts Regen. ) Nahm. starker Regen. Bagdad. Komishe Oper in zwei . Aufzügen von : i / : Uebersicht der Witterung. Petir Cornelius. Hierauf: Großes Vallet- Belle-Alliance-Theater. Mittwo-ch: Zum Nedacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

__ Die Witterungsverbältnisse Central - Europas | Divertifsement. (Luigia Cerale, Otto Thieme, | 39 Male: Tricoche und Cacolet. Posse in Berlin: R

stehen unter dem Einfluß einer umfangreichen | Voitus van Hamme und das Balletcorps.) E Aufzügen von Meilhac und Halévy ; Verlag der Expedition (Sch{ olz).

Depression, deren Kern südlih von Wisby liegt; | Freitag: Der Barbier von Bagdad. Hierauf : |" F;y prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- | Druck ter Norbdeutshen Bubbruterei und Verlags

am böhiten ist der Luftdruck verm Kanal. In | Ballet. neômítes und großartigstes Sommer-Etablifsement | Anstalt Berlin SW. Wilbelmftraße Ne. 39

Deutschland dauert bei meist {wacher südwestlicher Sonnabend und Sonntag: Cavalleria rusti- der Residene): Großes Militär-Doppel-Concert Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

bis nordwestliher Luftftrömung die kühle, trübe | Cama. Hierauf: Margot, Auftreten sämmtl Spezialitäten. Brillante Allu- Sechs Beilagen

Witterung mit Regenfällen fort; die Temperatur kation ‘des "ganzen Garten - Etabliffements insGliefli zrsen « Bei

liegt daselbft 3 bis 7 Grad unter dem Mittelwerth. Al f des Wbiceris 6 Ubr l Tri bes Theaters (einschließlich Börsen - Beilage),

Ueber Nord-West-Europa hat neues Steigen des | Waliner=-Theater. Mittwoch: Zum 19. Male: 7 Abe 2 i S e sowie die Fnhaltêangabe zu Nr. 6 des öffent-

Darometers stattgefunden, sodaß die Aussiht auf | Der verlorecue Sohu. Musikalishes Schauspiel Vene lichen Auzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Befferung des Wetters geringer „eworden it. obre Worte in 3 Akten von Miel Carré Affftien und Akticngesellshasten) für die Woche Deutsche Seewarte. | Sohn. Mußk von A. Wormser. Der junge vom S. bis 13, Juni 13891,

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Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 139.

Herrenhaus, 23. Sißung vom Montag, 15, Juni.

Der Sißung wohnen der Minister des JFnnern Herr- furth, der Justiz-Minister Dr, von Schelling, der Lr Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedliz-Trüßschler bei.

Auf der Tagesordnung steht die Berathung des Geseßes, betreffend die Ausführung des §8. 9 des Gesetzes, be- treffend dieEinstellung der Leistungen ausStaats- mitteln für die römsch-ktatholishen Bisthümer und Geisilihen, vom 22. April 1875.

Der Berichterstatter Fürstbishof Dr. Kopp beantragt die Annahme des Gesezentwurfs mit einer Aenderung im Art. 5, wonach die nach Entschädigung der durch die Sperre Ge- shädigten übrig bleibenden Gelder als Fonds angelegt werden sollen, aus welchem emiritirte Geistlihe und Theologie- studirende, sowie geistlihe Bildungsanftalten unterstüßt, das Einkommen zu gering dotirter Hülfsgeistlihen (Kapläne, Vikare, Kuraten) in staatlih anerkannten Pfarreien, sowie die Beamten der bishöflihen Verwaltung aufgebessert werden können. Die Worte „und Theologiestudirende“ bis „Pfarreien“ fehlen in den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses.

Fürsftbischof Dr. K opp: Die Vorlaae solle einen Rückstand be- seitigen, der aus den kirWenpolitisWen Wirren der leßten Zeit noh übrig geblieben und eine Quelle immer neuer Unruhe und Ver- stimmung gewesen sei. Die Regierung habe ihren Standpunkt in dieser Frage wiederholt dahin bezciwnet, daß die auf Grund- des Gesetzes vom 22. April 1875 angesammelten und in ihren Härden befindlichen Fonds lediglich zu fkirchlichen Zwecken der katholischen Kirche nußbar gemacht und verwendet werden sollten. In Ausführung dieser Absiht habe sie bereits im Vorjahre einen Gesetzentwurf vorgelegt, welcher von dem Gesihßt8punkte der Schtießung dieser Quelle des Unfriedens und der Verstimmung ausgegangen sei. Die Parteien des anderen Hauses hätten ihre Zustimmung von der Beantwortung der Frage. ob dieses Ziel. wirkli erreiht werden würde, abhängig gemacht. Und man habe die Frage dahin beantwortet, daß man auf diesem Wege niht zum Ziel gelange. Zwei im engsten Zusammenhang stehende Gründe hätten die wohlgemeinte Absicht der Regierung scheitern lassen, nämlich die Frage nah der Ausschüttung der angesammelten Fonds und die nah dem Verwendungszwecke Die Regierung und die einzelnen Parteien des anderen Hauses seien darin einig gewesen, welches der erste und nähste Verwendunzézweck sein müsje. Die einzelnen Redner des anderen Hauses bâätten sich fast ein- stimmig dahin ausgesproben, sie sähen es am Liebsten , wenn die an- gefammelten Fonds zur Entschädigung derjenigen verwendet würden, welche durch das Geseß von 1875 zu Schaden gekommen seien. Als Berichterstatter sei er der VersuGung entzogen, diese Frage prinzipiell zu erörtern. Er wolle nur kurz erörtern, was sowohl die Regierung als auch die Parteten gebindert babe, der Erkenntniß des nästliegenden Verwendungszweckes Folge zu geben. Es sei im anderen Hause nabgewiesen worden, daß es praktis unmöglich sei, auf dem im vorigen Jahre vorges{lagenen Wege irgend wie zur Ausfüz- rung des Gesetzes zu gelangen. Es würde eine Menge von Be- \{werden, von Klagen, von Prozessen entstehen, und man würde doc nur zu einer formalen Regelung und willkürlihen Entschädigung und Entsceidung gelangen können. Man könne nicht leugnen, daß diese Gründe ihre gewisse Berechtigung bätten. Auch die Bischöfe hätten diese Schwierigkeiten voll und ganz erkannt und gewürdigt, als fie 1889 die Regierung gebeten hätten, doch über diese angesammelten Fonds Bestimmungen zu treffen, und sie hätten damals gleichzeitig erwogen, ob sie bet der Ausêtheilurg dieser Fonds vielleiht ihre Mitwirkung zur Verfüzung stellen follten. Aber sie hätten erkannt, daß in dieser Mitarbeit für ibr Ansehen die größte Gefahr entfiehen fönne, und deshalb sich damals enthalten, eine solche in Äussiht zu stellen. Nachdem nun die Regierung damals die Ausführung des Gesetzes in dieser Richtung füc three Machtmittel übertreffend erklärt habe, hâtten sih die Bischöfe doh sagen müssen: Wenn es irgend Jemand könne, seien sie es vielleiht; sie müßtin also den Versu machen und si für diesen Versuch zur Verfügung stellen, Sie seien das schuldig der Regierung, welcher sie in E#l«-——- ‘T-x Aufgaben, namentlich in fkirhlihen Dingen, zur Seite su. ‘en, deren Aufgaben sie erleichtern müßten; fie seien es s{uldig - Katholiken des Landes, denen sie jede Veranlaffung, mit den Maßregeln des Staats un- zufrieden zu sein, nehmen müßten; sie seien es dem Klerus \chuldig, dessen Vertreter sie seien, und welcher die Wahrung ‘einer Interessen von ihnen verlangen könne. Diese Erwägungen bätten die Bischofe veranlaßt, im Herbst des vorigen Jahres wiederum an die Regierung heranzutreten und fie zu bitten, diese Angelegenheit einer endlichen Erledigung entgegenzuführen. Sie hätten aber damals ge- glaubt, sih nunmehr der Mitarbeit nicht mehr entziehen zu dürfen, und bâtten diese zur Verfügung gestellt. Die Regierung habe das Anerbieten angenommen und darauf cinen Gescgentwurf eingebracht, welcher die dankbare Zustimmung der Bischöfe und Katholiken gefunden habe. Dieser Gesetzentwurf habe im anderen Haufe eine Gestalt er- haiten, welde die Lösung der Frage nicht enthaite, für welche die Bischöfe sich zur Verfügung gestellt hätten. Verschiedene Gründe, namentli die Besorgniß wegen eines ungeheuren Machtzuwathses für die Bischöfe und die Besorgniß, diefe Gelder könnten zu fogenannten propagandistishen Zwecken verwendet werden, hätten dahin gewirkt, daß das andere Haus die Vorlage auf eine andere Grundlage ge- stellt babe. Die Ausführurg des Gesetzes sei danach nicht den Bischöfen, sondern der Regierung übertragen, und das ausführende Organ, die Kommission, solle nicht von den Bischöfen bestimmt werden, sondern von der Regierung, allerdings im Einvernehmen mit den Bis{öfen. worin immerhin eine kleine Gefahr zu Konflikten liegen könne, Die Bischöfe hätten nich18 weiter vor, als die Zwecke zu erfüllen, die sie offen und klar ausgesproden Ebâtten, sie wüßten sich frei von allen pro- pagandistishen Zwecken und Intentionen, und er wisse niht, wie ein Theil der Geloer dazu verwendet werden könne. Was den Macht- zuwas angehe, so würde die Freude der Bischöfe, diesem jeßt ent- gangen zu sein, eine ganze sein, wenn sie niht ein klein wenig dur das Mißtrauen, das ibnen entgege gebracht werde, getrübt würde. Sie bâtten si von vornherein nîczt verhehlt, daß ihr Anschen und ihre Autorität dadur gefährdet werden könne. Dieser Gefahr seien die Bischöfe durh die Beschlüsse des anderen Hauses entrückt, und so sei die Verantwortung und die Arbeit auf die Regierung gelegt worden. Daß troßdem die Regierung die Aufgabe, die ihr zu- gewiesen sei, nicht abgewiesen babe, das verdiene ganz besonderen Dank. Damit fei an die Bischöfe die Frage herangitreten, wie sie si zu der Angelegenbeit stellen sollten. Nun , es hätten {on ganz gewichtige Gründe, es hätten Gewissensbedenken in Frage kommen müssen, wenn die Bis{öfe niht auf die Stimmung des Landes Rück- siht nehmen wollten. Nun sei aber dieser Gegenstand nicht wichtig genug, um diese Rücksicht bei Seite zu seßen, nicht *vihtig genug, als daß nit die Bischöfe alles thun sollten, um die Absichten dieses Gesetzes auszuführen. Er hoffe tabei, daß die Ausführung dieses Ge-

Berlin, Dienstag, den 16. Juni

seßes au zwishen ihnen und der Regierung keine S{hwierigkeiten berbeiführen werde. Er hoffe ferner, daß die Auétführung dieses Gesetzes si ebenso friedlih, wohlwollend und versöhnlih gestalten werde, wie si bislang die Ausführung der übrigen Revisionsgesetze gestaltet habe. Die Abänderungs8anträge beträfen nur die Verwen- dungszwecke, welhe von den Biscböfen als theilweise zu eng angesehen würden. Es seien unerbeblihe Abänderungsanträge, welhe nicht so sehr den Wünscben der Bischöfe Ausdruck gäben, als vielmehr ecixem Bedürfniß, die Verwendungszwecke zu erweitern, um die Gefahr eines Konflikts zw:\Gen den Ausführungsorganen mögli fern zu halten. Er glaube, daß nach der wohlwollenden Haltung des anderen Hauses gegen die Katholiken auch dort gegen diefe Aenderungen keine Ein- wendungen erhoben werden würden. Er beantrage, die Vor- lage mit den Aenderungen anzunehmen, um so eine Quelle zu \{hließen, durch welche die segensreihe und von ihm immer innigst dankbar anerkannte Arbeit der Jahre 1886 und 1887 kecin- trähtigt werde. De

Freiberr von Manteuffel: Er glaube im Sinne der größten Zahl der Mitglieder des Hauses zu spreben, wenn er den Bericht- erstatter bitte, seine Anträge zurüclzuziehen, {on wegen der ge- sammten Geschäftslage. Bestehe der Referent auf seinen Anträgen, so würde dem Hause eine lebhafte Diékussion niht erspart bleiben. Er halte die Möglichkeit niht für ausgeschlofsen, daß nach den Erfahrungen bei der Landgemeindeordnung beantragt werden könne, die Anträge des Fürstbishefs Dr. Kopv in eine Kommission zu ver- weisen Bebufs einer gründlihen Prüfung der Tragweite derselben, damit nit naher die Rede von übereilten Beschlüfsen sein könne. (Zustimmung.) Wenn er die Stimmung im Hause rictig kenne, ganz abgesehen von der nach seiner Meinung rorliegenden Unmöglich- keit, den Anträgen des Fürstbischofs Dr. Kopp im Abgeordnetenhause zu einer Mehrheit zu verhelfen, so glaube er, daß auch in diesem Hause eine Möglichkeit für die Annahme des Antrages nicht vor- banden sei. Ihm seien aus den Berathungen über die Reoision der Maigeseße die alttestamentarischen Worte noch in Erinnerung, mit denen damals der Fürstbischof Dr. Kopp eine seiner Reden einge- leitet have: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die Frieden verkünden!“ Er glaube, daß diese Aeußerung allent- balben in den Parlamenten frohen Widerbhall finden werde, Wenn der Fürstbishof Dr. Kopp feine Anträze zurückziehe, #o sei er (Redner) überzeugt, daß in diesem Hause eine so große Vehr- beit für die Vorlage lich finden werde, daß damit ein Gegenstand des Unfriedens aus unserem Vaterlande entfernt werden würde. (Beifall) Er fühle es vollflommen und glaube, daß es dem Refe- renten {wer sein müsse, die Anträge zurückzuziehen. Je größer aber dieses Opfer sei, desto wärmer werde der Dank dafür sein. (Beifall.) Er glaube, daß dieser warme Appell niht unerwidert bleiben werde, wenigstens hoffe er, daß der Fürstbishof seiner Bitte folgen und seine Anträge zurückziehen werde, sowohl im Interesse der Sache als au unserer Geschäftslage.

Fürstbis{of Dr. Kopp (zur Geschäft8ordnung): Wenn er dem Wunsche des Freiherrn von Manteuffel nahgebe, so fee er sich dadurch in die Unmöglichkeit, die Wünsche seiner Amtsbrüder zu erfüllen, und es werde ihm sehr s{wer. diesen Versuch aufzugeben. Allein der Freiherr von Manteuffel habe sich in den Verhandlungen, die er selbst gestreift habe, so oft als ein guter Engel bewiesen (Heiterkeit), daß er seine Mahnung nicht unerhört lassen könne. Er wolle in keiner Weise dazu beitragen, daß dieses Frieden8werk wiederum einen Aufschub erleide, und deshalb wolle er si bereit erklären, seine Anträge biermit zurückzuziehen. (Lebhafter Beifall.)

Freiherr von Durant erklärt, daß er von seinem evangelischen Standpunkt es für richtiger und nüßlicher gehalten haben würde, die Dotation dex Eatbolishen Kirhe nicht in Form eines Kapitals, sondern in Form einer Rente zu geben, weil er befürbten müsse, daß, wenn sih der Staat auf den Standpunkt stelle, eine Kirbe dur Kapital abzufinden, damit ein erster Schritt zur Trennung von Staat und Kirche gesehen werde, den er niemals gutheißen könne. Die Bedenken dagegen, daß man der katholishen Kirche fo große Mittel zur Verfügung stelle, feien allerdings dur die Beschlüsse des anderen Hauses beseitigt. Das Abgeordnetenhaus habe alle Kautelen dahin getroffen, daß die Verwendung nur zu kirblihen mid niht polit.\hen und propagandistishen Zwecken gesche. In der ernsten Zei!, in der man heute Ilcbe, müßten die Ideen des Umfsturzes und noch mehr der Unglaube und das moderne Heidentbum bekämpft werden Wenn die göttlidbe Autcrität gel-ugnet werde, könne auch keine mensGliche beste! hen. Deshalb hätten beide Kirchen gemeinschaftlih die hohe Aufzabe, in dieser Beziehung thatkräftig einzugreifen, und im Interesse des Staats liege es, die Kirche dabei zu unterstüßen. Nacdem der Staat mit der katholischen Kirhe den Frieden wiederhergestellt babe, müßten auch die Bedürfnisse der evangelishen Kirche eine ge- rechtere Würdigung finden. Er erinnere an das Wort des Kaiser Wilhelms LT.: „Die Religion muß dem Volke erhalten bleiben.“ Dabei handle es si nicht nur um das, was man gewöhnli unter „Volk“ verstehe, sondern auch um die fogenannten oberen Zehn- tausend.

Ein S@lußantrag des Grafen von der Schulenburg (Beetzen- dorf) wird von dem Prinzen zu Sch{önaich-Carolath bekämpft, welcher emvfieblt, wenigftens noch den nähften der drei eingeschriebenen {ava (Dr. Hinshius, Graf Hohentbal, Graf Brühl) zu

ren.

Graf von der Schulenburg befürwortet den S{lußantrag mit dem Bemerken, daß nach der f\elbstlosen That des Fürstbischofs Dr. Kopp, der Zurückziehung der Anträge, das Haus keinen würdigeren Abschluß maden könne, als die Debatte zu schließen.

Der Schlußantrag wird abgelehnt.

Profeffor Dr. Hins\chius erklärt sich gegen das Gesct, weil dur dasselbe doch nicht der wahre Friede werde berbeigeführt werden; der Parst habe immer nur davon gesprowen, daß der Zugang zum Frieden eröffnet sei. Der Fürstbishof von Breslau habe denselben Standpunkt eingenommen; er habe die neueren Gesecße nur als Restitutionen, nicht als Konzessionen betrachtet, als Sühne für begangenes Unreht. Die Rückforderung unveräußerliher Rechte der Kirche werde niht ein- gestellt, sondern immer neue Forderungen würden geftellt werden; habe man doch schon die Herrschaft über das Kleincd Preußens, über die Volks\{ule, für die katktolishe Kirche verlangt! Je mehr man nachgebe, desto näher rücke die Gefahr eines neuen Kampfes, in welhena die Regierung ges{wähter bineingehen werde, als früher. Ein großer Theil der evangelischen Bevölkerung theile seine, des Redners, Anschauungen, weil man befürchte, daß der katholischen Kirche eine bestimmende Macht im Staatsleben beigelegt werde. Wenn der Papst die Reformation als Quelle des Sozialismus 2c. bezeicne, dann könne man es den Protestanten nicht verdenken, daß sie die Re- formation als den Grund der Größe Preußens und Deutschlands be- trachteten.

Minister der geistlihen 2c. Zedliß-Trüßshler:

Meine Herren! Die Königliche Staatsregierung hat bereits im anderen Hause in ganz ausgiebigèr Weise ihre Stellung zu diesem Gesetz klargelegt. Ich darf voraussetzen, daß diese Stellung in ihren Grundzügen allen Mitgliedern dieses hohen Hauscs volikommen gegen- wärtig ist. Sie hat niemals erklärt, daß mit der Vorlage diefes

Gesetzes nach der Anschauung der Staatsregierung ein abschließendes

Angelegenheiten Graf von

18918,

Friedenswerk zu Stande käme; sie it fich aber bewußt ge- wesen, daß sie mit der Vorlage eine Zusitterung, die in dem früheren Gefeß enthalten war, zu erfüllen hatte, und ist der Meinung gewesen, daß der Augenblick hiezu gekommen wäre. Sie bat geglaubt, damit einer Pflicht gerecht zu werden und dieser Pflicht in dem gegenwärtigen Zeitpunkte in richtiger Form zu genügen. Die Königlihe Staatsregierung hat mit besonderer Genugthuung und Freude begrüßt, daß bei der S{lußberathung im anderen Hause mit einer großen und maßvollen Zurückhaltung. von allen Seiten diese An- gelegenbeit behandelt worden ist. Sie hatte danach gebot, daß au in diesem Hause das Gleiche erfolgen würde. Jch kann mein Bedauern nit zurückhalten, daß durch die letzte Rede diese Erwartung getäuscht worden ift. (Bravo !) Ob derartig tiefgreifende, die Kampfpolitik der 70 er Jahre aufs Neue aufrührende Reden, wie wir sie eben gehörthaben, im gegenwärtigenZeitpunkt angezeigt sind,das muß ih dem Ermessen des hohen Hauses anheimfstellen. (Bravo !) Jch selbst halte sie nit dafür. (Bravo !) It glaube namentli%, daß der geehrte Hzrr Vorredner doÿ der Staatsregiecung Unrecht thut, wenn er ibr vorwirft, baß sie „das Kleinod der preußischen Volks\{ule diesem Geseß gegenüber opfere“. Meine Herren, ich weiß nidt, aus welhen Erwäzungen der Herr Vorredner zu dieser Behauptung gekommen ist; sollte es aus dem Erfahrungssatze sein, daß ich nah dem Eintritt in das Ministerium der geistlihen Angelegenheiten im anderen Hause das damals vor- gelegte Volks\{ulgeseß zurückgezogen habe, so berechtigt dies zu ciner derartigen Aeußerung in keiner Weise.

Ich habe in der Rede, in welcher ih die Zurückziehung motivirte, ausdrücklich die Grundsäße gekennzeihnet, auf welchen fußend die Staatsregierung erneut an die Erledigung dieses wihtigen und von ihr als dringlih erkannten Gescßes herantreten wird, und in diesen Grundsätzen steht wahrlih auh nit ein einziges Wort, welhes den Herrn Vorredner berehtigen würde, zu sagen, die jeßige Regierung sei bereit, die Rechte des Staats irgend ciner Partei, irgend einem Prinzip oder irgend einem Menschen auszuantworten, und so lange ih die Ehre haben werde, das Kultusressort zu vertreten, kann der Herr Vorredner ganz sicher sein, daß das niht erfolgen wird. (Bravo !)

Meine Herren, es ist in derartigen Reden fo sehr bedenklich, daß sie lediglich die kritishe und negative Seite der Sache betonen. Es war in feinen Ausführungen ja manches, was gewiß wahr ist, manches, was auch sympathisch berühren kanh; aber ih vermisse zu meinem Bedauern den positiven Hinweis, was denn die Staatsregierung ihrerseits an Stelle dessen, was sie für richtig hielt, häite thun sollen. (Sehr gut !)

Wäre es richtig gewesen, den §. 9 des Geseßes von 1875 in aeternum unau8geführt zu lassen? Wäre es richtig, diesen Zankapfel mit seiner {weren Belastung von Verantwortung für die Staats- regierung dauernd beftehen zu lassen, ohne jeden Gegenwerth? Das kann dot keine richtige Politik sein, welGe einen derartigen Streit- punkt unaus8getragen sein läßt. In irgend einer Weise aus der Welt geschaffft mußte er werden. Wenn dies nach den Auffassungen, die wir eben geböri haben, geschehen sollte, dann mußte der Herr Professor Dr. Hins®ius meiner Auffaffung nah seine Rede {ließen mit dem Antrage, die 16 Millionen zu den allgemeinen Staatsfonds zu vereinnabmen.

Ich glaube also nobmals die Bitte aussprechen zu dürfen, diese erregte Diskussion nicht fortzuseßen, das Geseg in der Fassung, wie es von dem anderen Hause bier bereingekommen ist, anzunehmen und damit eine Angelegenbeit aus der Welt zu schaffen, die cin Jahrzehnt bindurch die Gemüther aufgeregt hat. (Beifall!)

Professor Dr. Hinschius: Er habe bezüglih der Volksschule nit das gesagt, was der Minister ihm unterlege.

tinister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedliß: Trüßschler:

Es wird mir eben von vershiedenen Seiten mitgetheilt, daß ich mich getäuscht baben müßte in der Auffassung cines Theils der Rede des Herrn Professors Dr. Hinschius. Wäre dies, was ich mit der Un- ruhe, die zeitweise herrs{chte, zu entschuldigen bitte, thatsächlih der Fall, dann fallen selbsiverständlih auch die Konsequenzen, die ih aus dieser Aeußerung gefolgert hatte.

Darauf wird die Debatte geschlossen und die Vorlage unverändert angenommen.

Es folgt der Bericht über den Geseßentwurf, betreffend die außerordentlihe Armenlast. Referent Freiherr von Landsberg. Die Kommission beantragt die Annahme der Vorlage mit einer unerheblichen Aenderung.

Außerdem beantragt Graf Udo zu Stolberg-Wer- nigerode zu diesem Entwurf folgende Resolution :

In Erwägung, daß nah dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 eine GEntvölkerung des flachen Landes und der klei- neren Landftädte zu Gunsten der großen Städte und der Industrie- bezirke stattgefunden hat, und daß durch das vorliegende Geseß den Ortsarmenverbärden neue Lasten auferlegt worden: die Königliche Staatsregierung zu ersuhen, im Bundesrath eine Abänderung des Unterstüßungswohnsitgesetzes zu beantragen, dahin gehend, daß die Fähigkeit, einen eigenen Unterstüßungöwohnsi zu erwerben, be- reits in cinem jüngeren Lebensalter und bei einem kürzeren Aufent- halte als bisher beginnt.“

Der Geseßentwurf wird mit der beantragten kleinen Aenderung genehmigt, muß also noch einmal an das Ab- geordnetenhaus zurück.

Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode empfiehlt die von ibm vorgeschlagene Resolution aus den in derfelben angegebenen Gründen; durch das Unterstüßungswohnsitgeseß würden die Land- gemeinden belastet; wenn man die Freizügigkeit niht beseitigen könne, dann müsse man den Unterstüßungs8wohnsig beseitigen, sodaß Jeder an seixzem Aufenthaltsorte unterstüzungsbere(tigt sei.

Freiberr von Landsberg hat Bedenken gegen den Antrag und hält eventuell eine fommifsarishe Berathung für nothwendig.

Graf von Klinckowström weist auf die Auswanderung der Arbeiter von Osten nah dem Westen hin und empfiehlt die Annahme der Resolution; wenn den Leuten das Bewußtsein genommen werde, daß sie immer in ihrer alten Heimath unterkommen könnten, dann würden fie nicht fo leihtsinnig weggehen. Redner bittet, die russischen

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