1891 / 147 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Marcus dem hohen Paare überreiht worden is und taß das leßtcre seiner Arens und Darkbarkeit über das Gef{ent (cine vrat- und kunstvolle Porzellan-Vase aus der Mehlem’ sen Fayence-Fabrik), das wegen feiner Herstellung in Bonn ibm besonders werthvoll sei, Aus- druck gegeben habe. Die Abordnung war von dem hohen Paare zur Tafel gezogen worden.

Barmen, 22. Juni. Die vereinigten Brieftaubengesell- \chaften vonBarmen, Remscheid u. s. w. hatten gestern ein Wett- fliegen ihrer Tauben von Spandau aus veranstaltet. Die Tauben wurden 5 Uhr 35 Min. in Spandau bei klarem Himmel und Ostwind auf- gelassen. Jm Verein Courier-Barmen traf bereits um 9 Uhr 50 Minuten 48 Sekunden die erste Taube cin, Um 10 Uhr 20 Minuten waren die dreißig Vereinspreise beseßt. In der Oberbarmer Brieftaubeu- gesellshaft traf die erste Taube um 10 Uhr 15 Se- kunden ein. Um 10 Uhr 24 Minuten waren sämmtliche zehn Vereinépreise beseßt. Jm leitenden Verein Remscheid wurde die erste Taube um 10 Uhr 2 Minuten gemeldet. Bereits um 11 Uhr 40 Minuten traf die Drahtnachricht ein, daß der Konkurs S olen sei, Die 83 Konkurêpreise waren, wie die „Barmer

eituna*® berichtet, innerhalb 1 Stunde 50 Minuten vergeben. Bei einer Entfernung von 435 Km ift dies als - ein au8gezeihnetes Er- gebniß anzusehen. Die ersie Taube (Gesellshaft Courier-Barrnen) hat die gewaltige' Entfernung in 4 Stunden 40 Minuten zurückzelegt, also in jeder Minute rund 1554 m durchflogen, Es is dies die höchste biéher festgestellte Leistung einer Brieftaube.

München, 23. Juni, Die gegerwärtig auf dem Exerzierplaßz von Oberwiese nfeld stattfindenden Uebungen der Königlich bayerishen Militär-Luftschiffer-Abtheilung haben, wie die Münch. „Allg. Z.* berichtet, in der ersten Hälfte des Juni begonnen und werden bis Mitte Juli fortgeseßt werden. Täglich werden Auf-

fabrten im Fesselballon vorgenommen, um die Offiziere der höheren |

Stäbe, fowie die Schüler der Kriegsakademie und der Artillerie- und Ingenieurshule im Erkunden aus dem Ballon auszvbilden. Zu diesem Zwedcke haben die Betreffenden an verschiedenen Tagen je eine Stunde oben im Ballon zu bleiben, um ih einerseits an die eigenartigen Bewegungen des Korbes zu gewöhnen, andererseits sh im Kartenlesen und im Gebrauße der Ferngläser während der S@wankungen des Korbes zu üben? Dazwischen finden dann auch an einzelnen Tagen freie Fahrten stait. Die Luftschiffer-Abtbeilung wird sich im Juli und August avch auf dem Letfelde üben, und zwar gelegentlich der Schießübungen der Artillerie, Das In- teresse, welhes Seitens der höheren Truppenführer diesem Dienst- weige entgegengebraht wird, ist ein schr bedeutendes; deshalb haben vor wenigen Tagen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Leopold und Arnulf an diesen Auffahrten theilgenommez, um genauen Einblick in das Wesen und die Art der Durchführung dieser Erkundung zu gewinnen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold betheili;te fih am 20. d. M. an einer freien Fahrt; in tem Korbe befanden fih der Hauptmann à la suite des Generalstabes Brug als Führer und Lieutenant Freiherr von Weinbah. Der Aufstieg geschah vom Uebungsplage der Luftschiffer-Lehr-Abtheilung auf Oberwiesenfeld aus früh §4 Uhr; die herrshende Windrichtung veranlaßte den Ballon, seinen Kurs über Nymphenburg, Aubing in der Rich- tung gegen Bruck bei Fürstenfeld zu nehmen, wobei in Folge der geringen Tragkraft des derzeitigen Münchener Leuchtgases nur 1400 m über dem Meere als größte Höhe erreibt wurden Die Landung erfolgte gegen 10 Uhr, 5 km öftlih von Bruck, auf einer _Wiese, wozu erwähnt werden darf, daß der Landungéplay von ter Höße aus gewählt und sicher erreiht wurde Der Anker faßte sofort und hielt fest troß einer frishen Brife, welhe den Ballon aus seiner anfänglichen Kaptivlage mehrmals san\t gegen die Erde herabdrütte, bis die größere Menge des Gases dem Ventil entströmt war. Die mittlere Geschwindigkeit während der Fakbrt betrug 6 m für die Se- kunde, Die Fahrt vom 20, ist die erste Reise im freien Ballon, welche ein Prinz aus einem europäischen Fürstenhause unternommen hat. Der Ballon der Militär-Luftschiffer-Abtheilung, mit welchem heute Vormittag 10} Uhr Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf, Commandeur der 1. Division, in Begleitung des Generalsta#8-Haupt- manns Brug und des Premier-Lieutenants Kollmann eine freie Fahrt unternahm, ist um 11è Uhr Vormittags bei Feldgeding an der Amper, 5 km südwestlich von Dachau, gelandet.

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Wien, 23, Juni. Montag, 29. d. M., findet nah der „Wien. Z.“ eine Gedenkfeier des vor 25 Jahren bei Git\chin stattgefundenen Treffens statt. Zugleich wird an diesem Tage die in der Stadtkirhe bei St. Iakob zum Andenken an die bei der Ofkku- pation von Bosnien und der Herzegowina gefallenen Angehörigen des Regiments Freiherr von Bouvard Nr. 74 aufgestellte Gedenktafel feierlich eingeweiht werden. Darauf erfolgt die Einweihung des neuen St. Petrus- und Paulus - Militär- Griedhofs bei Kbelniß an der Gitschin - Turnauer Straße, wohin die sterblichen Ueberreste zahlreiher österreichischer, \ächsischer und preußischer Offiziere und Soldaten übertragen worden sind, die am 29, Juni 1866 bei Gitschin auf dem Felde der Ehre geblieben waren. Die kirhlihen Funktionen wird Domdechant und General- pîicar der Diözese Königgräß Eduard Draschinger vornehmen. Als Vertreter des K. u. K, Reihs-Kriegs-Ministeriums wird der Corps- Kommandant und kommandirende General in Josephstadt, Feld- marschall-Lieutenant Prinz Croy der Gedenkfeier beiwohnen.

Wien, 23, Juni. Ueber einen tragishen Fall, welcher cinem sehr beliebten, erst 42jährigen Arzt das Leben kostete, wird dem Wiener „Fr.-Bl.“ aus Waldzell in Ober-Oesterreih gemeldet : Der hiesige Arzt Dr. Ferdinand Kröll wurde dieser Tage zu einem erlrankten Kinde geholt. Der Arzt stellte fest, daß das Kind an Diphtheritis erkrankt sei und nahm es in Behandlung. Dabei geschah es pun, daß der Arzt von dem Kinde in den Fingér gebissen wurd. Kurze Zeit darnach befiel den Arzt Unwohlsein und er mußte si zu Bette begeben. Gleich nah der Erkrankung traten bei ihm Erschei- nungen ein, wel{che das Auftreten einer Blutvergiftuna zur Schau trugen. Obschon dem Arzt alle möglihe Hülfe zu Theil wurde, fand er do bald seinen Tod. Es erscheint zweifellos, daß der Biß des an Diphtheritis erkrankten Kindes die tödtlih verlaufene Blut: vergiftung zur Folge hatte.

Meran. Vom See im Martellthal wird dem „Hann. C.“ geshrieben: Der Statthaltec von Tirol Graf Merveldt isr hier eingetroffen und hat sich in Begleitung des Hauptmanns Grafen Wolkenstein ins Martellthal begeben, um die Lage des dortigen Gletschersees selbst zu besihtigen. Die Meldungen einiger Blätter, daß der Auéebruch auch für Meran gefährliG werden könnte, beruht auf voller Verkennung der geographischen Verhältnisse. Martell ift ein Seitenthal vom Vintschaau, sein Gewässer, der Plimabach, mündet fast 30 km oberhalb Merans in die Et. Das Thal selbft hat eine Länge von sieben Stunden und endet in seinem obersten Theil an dem ZufalUferner, hinter w:lhem der Eissee liegt. Am Eingang des Thals steht das Dorf Mor ter mit den Trümmern des gewaltigen Schlosses Ober- und Untermontan (ia dem leßteren i die Berliner Handshrift des Nibelungen- liedes gefunden worden). Die Felder und Wiesen dieses Dorfes sind stark gefährdet Cin Theil des Kirhdorfes des Thals sowie das. Bad Salt sind, am Berge liegend, außer Gefahr. Die Ortshaft Gant aber wird zum größten Theil unter- gehen. Bei Morter im Etschthale wurde die ganze Heuernte ver- nihtet. Donnerstag Abend erfolgte ein zweiter Ausbruch des Wassers, ohne aber Swaden anzurihten. Der erste Ausbruh begann Mittwoch um 12 Uhr Mittags und dauerte bis 6 Uhr Abends. Das Gletscher- thor ist 15 m hoch. Ungeheuere Eisblöte wurden unter Donner-

gekrach fortges{leutert.

London, 23, Juni. Die Königin hat der „A. C.* zufolge am Fuße der kür;lih im Südflügel der Georgskapelle des S{losses. Windsor aufgestellten Marmwmorbildsäule des entschlafenen Kaisers Friedrich zwei Wapperschilte mit dem preußishen und deutschen Wappen niederlegen lassen.

S t, Petersburg, 25. Juni. Jn einer besonderen Abtheilung der hiesigen Militär-Pulverfabrit fand, wie „W. T. B.“ meldet, eine Acther-Explosion ftatt, wobei ein Feuerwerker und fünf Arbeiter mehr oder weniger erheblihe Brandwunden erhielten. Einer der Arbeiter ist tödtlih verleßt. Das Gebäude is bes%ädigt. Die

Ursade der Explosion war das zufällige Zershlagen eines Glasballons |

mit 2 Pud Aether.

Wetterbericht vom 25. Juni, Morgens 8 Uhr.

p

hat Ferien.

Stationen. Wind, | Wetter.

Theater-Anzeigen. : ; | Königliche Schauspiele. Die Königlihe Oper Freitag: Shauspielbaus. 168. Vorstellung. Die

Sonnabend Sohn. Das Modell. Sonntag : S{luß der Saison.

Gent, 22. Jani. Die eiserne Drehbrücke über die D bei Waesmunster ist nach einer Meldung der „Köln. 3. ciu gestürzt, Menschenleben sind nicht zu beklagen.

New- York, 25. Juni, Ein fur{chtbarer Sturm hat dem „R. B.* zufolge im Nordwesten von Jowa gewüthet und die größten Verheerungen, namentli am Ufer des Cherockee-Flusses, an- gerihtet, Die Brücke der Illinois Centralbahn über den Fluß ist zerstört, 75 Häujer find eingestürzt und zahlreihe Personen er- trunken; andere Brücken haben vielfahe Beschädigungen er- litten; in Correctionsoille sind vier Menschen ertrunken. Laut „Nachrichten aus Sioux-City ist dieser Theil des Staats fast gänzli verwüstet und das Flußthal des Floyd in ein:r Aus- dehnung von 35 Meilen überschwemmt. Im Norden von Sioux- City Überfluthet eine große Wassermafse das Thal in der Richtung auf die Stadt hin und bedeckt weite Strecken bebauten Landes. Viele Familien flüchten auf höher gelegene Theile des Terrains. Der E sich auf Mianesota, Nebraska und Süd-Dakota zu weiter us8gedehnt.

New-York, 24. Juni. In Coal-City im Staate Georgia versuhten, nah telegraphischer Meldung der „N. Pre. B eben Verbrecher aus dem Gefängniß auszubrehean. Bei der Ver- folgung kam es zu einem verzweifelten Kampfe, in welchem cin Aufs seher, zwei Wächter urd drei der Flüchtlinge getödtet wurden.

__ San Francisco, 24, Juni, Die gestern hier eingetroffene lapanishe Post überbringt, nah der „Voss. Z.“, die Meldung D dem Untergang des Küstendampfers „Jap“. Das Unglüdk fand am 4. Juni statt. Von der Mannsthaft und den Reisenden sind fünfzig Personen ertrunken,

Nach Schluß der Redaktion eingegangene : Depeschen.

„Wien, 25. Juni. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause ertlärte der Finanz-Minister Dr. Steinbach in Beantwor- tung einer Jnterpellation des Abgeordneten Hallwich, er erkenne die Nothwendigkeit einer Revision der Zoll- und Staatsmonopol-Ordnung an; die in diesem Jahre statlfindenden großen Vertragsverhand- lungen verhinderten jedoch die Beschleunigung der be- treffenden Arbeiten; nah Beendigung der Vertragsverhand- O werde die Regierung die Revision sofort in Angriff nehmen.

Pe st, 25. Juni. (W. T. B) Jm Unterhause wurde heute die Vorlage, betreffend die Verstaatlihung der ungarischen Linien der österreihish- ungarischen Staatsbahn, sowie auch die Vorlage, betreffend die Auf- lösung des Lloydvertrags und den neuen Vertrag mit der ungarishen Dampfschiffahrts-Gesell schaft „Adria“, auch in dritter Lesung angen ommen.

Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Nationalrath hat dem Beschluß des Ständeraths zugestimmt, wonach das ganze Centralbahn - Unternehmen angekaust und ein Geseg über den Rückkauf und die Organisation der Eisen- bahnen erlassen werden solle. 80 Mitglieder des National- raths stimmien für, 38 gegen die Vorlage, 6 enthielten \ih der Abstimmung. Der Ankauf von 50 000 Aktien wurde mit 39 gegen 29 Stimmen abgelehnt.

Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Ständerath hält. on seinen früheren Beschlüssen Betreffs des Banknoten - Monopols fest, beharrt also gegenüber dem Nationalrath darauf, daß der Reingewinn der zu gründenden Monopolbank den Kantonen zufallen solle.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

und Sonntog: Dee

Sonnabend: Diefelbe Vorstellung.

Voranzeige. Mittwoh: Gasispiel des Wiener Ensembles vom K. K. priv. Theater i. d. Josef- stadt. Zum 1, Male; Die Gigerln von Wien. Posse mit Gesana in 4 Akten von J. Wimmer. Mußk von Carl Kieiber.

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1) Gestern Nahmittag Gewitter mit starkem Regen.

Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat {ih was verändert; das er

Hochdruckgebiet liegt andauernd ü

Nord-Europa,

flahe Deprefsionen lagern vorm Kanal und über Südost-Guropa. Bei \{chwaqher, vorwiegend östlicher und nordöstlicher Luftstrômung herrs{cht in Deut\{- land meist heiteres, ziemlich warmes Wetter; die Temperatur liegt bis zu 4 Grad über dem Mittel-

werthe.

Im deutschen Binnenlande fanden stellen-

weise Gewitter mit Regenfällen \tatt. In Berlin

fielen 27 mm

Regen.

Deutsche Seewarte.

Kronprätendeuten. Historishes Schauspiel in 5Auf- zügen von H. Ibsen, deutsch von Adolf Strodtmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Schauspielhaus. 169, Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Grnst von Wildenbruh. Jn Scene geseßt vom Ober- Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Die Welt, in der man fich langweilt. Anfang 72 Uhr.

Sonnabend: Die Kiuder dex Excellenz.

Sonntag: Der Attaché.

Montag: Der Sohn der Wildniß:.

Am Dienstag findet die leßte Vorstellung vor den Ferien ftatt.

Berliner Theater. Freitag: Dex Veilchen- fresser. Anfang 7} Ubr.

Sonnabend: Der Hüttenbefiter.

Sonntag, Nahm. 24 Uhr: Minua von Barn- helm. Abends 74 Uhr: König Richard Ax.

Dienstag: Leßte Vorstellung vor den Ferien: Der Kaufmann voa Venedig.

Tessing-Theater. Artistishe Direktion: Angelo

Neumann. Freitag: Cava!leria rusticana. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher : Der BVarbier von Bagdad. Oper in 2 Aufzügen von Peter Cornelius. Anfang präzise 7 Uhr.

Sonnabend: Cavalleria rusticana. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher : Der Varbier von Bagdad, Oper in 2 Aufzügen von Pietro Cornelius.

Wallner-Theater. Freitag: (Leßte Wohe.) Zum 28. Male : Dee verlorene Sohu. Musi- Talisches Schauspiel ohne Worte in 3 Akten von Michel Farré Sohn. Muasßik von A. Wormser. Der junge Pierroi: Helene Odilon als Gast. Concert-Flügel von C. Bechstein, Vorher: Zum 28, Male: Das Modell. Lustspiel in 1 Akt von G. Cohnig.

Großes Garten-Concert.

74 Uhen8 des Concerts 64 Ukr, der Vorstellung r.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Neu einstudirt: Der Vogelhändler. Lan Qu in 3 Akten von West und Held. Musik von Zeller.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel-Concert. Auftreten von Gesangs- und Instrumentalkünstkern.

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor- stellung 7{ Uhr.

Sonnab?znd: Im Theater: Der Vogelhändler. Im Park: Großes Park - Fest. Rendezvous der Segarcen Welt. 3 Musik-Kapellen. Große Frei- otterie.

Rroll’'s Theater. Freitag: Drittlcgtes Gafst- spiel von Fr, Marcella Sembrich, Margarethe. As Fr. Sembrih; Faust: Hr. Birren- oven.

Sonnabend: Vorlettes Gastspiel voa Frl. Lola Beeth, Die Hochzeit des Figaro.

Sonntag: Vorleßtes Gastspiel von Fr. Marcclla Sembrich,

Täglih: „Großes Concert" im Sommergarten, Abends bei krillanter elektrisGer Beleuchtung desselben. Anfang 5F, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle - Alliance - Theater. Freitag: Zum 39. Male: Tricoche und Cacolèt. Posse in 5 Aufzügen von Meilhac und Halévy.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- nehmstes und großartiaftes -Sommer-Etablifsement der Residenz): Großes Elite - Concert, Auf- treten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Îllu- mination des ganzen Garten - Etablissements. rue des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

r.

Sonnabend : Neu einstudirt. Zum 1. Male: Das elfie Gebot. Schwank in 3 Akten von A. Teller.

Im prächtigen Garten : Großes Militär-Doppel- Concert, Austreten sämutliher Spezialitäten.

Adolph Ernst-Theater. Gastspiel der Münwener. (Leßte Woche.) Der BEORENDa ee von Tegernsee. Bauernposse mit

esang und Tanz in 4 Akten von Hartl-Mitius. Musik von H. Müller. Im 3. Akt: Shuhplattl- Tanz. Anfang 7{ Uhr.

Freitag: Ensembles

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde, Am Landes - Aus\tellungs - Park (Lehrter Bahnho!). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im Ga ien Theater. Näheres vie Auschlag- zettel,

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Verw. Fr. Regierungs-Rath Hedwig Maurach, geb. Herzfeld, mit Hrn. Prem.-Lieut, Iohannes Wahle (Berlin) Frl. Käthe Flaishlen mit Hrn. Predigtamts - Kandidaten Johannes Heinrich (Kropstädt—Dalldorf bei

Berlin). Verehelicht: Hr. Lieut. Amlinger mit Frl, Hr. General-

Mae D O Major z. D. vom Bormsdo it Hel il C E A a

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster Sieg- fried Badstübner (Könizswiese bei Schwarzwasser, W.-Pr ). Eine To hter: Hrn. Forst-Assessor Hirschfeld (Wollmirstädt auf Wollin) Hrn. Ernft von Frobel (Brieg). Hrn. Hauptmann von Hirsch (Danzig). Hrn. Hauptmann Streit gen. Wenzel (Colmar i. E.).

Gestorben: Hrn. Emile du Roveray Tothter Dorothea (Georgenthal bei Wehen, Nassau). Be N a. D. Teophil Wotowski (Bror1- erg).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: Verlag der Expedition (S ch olz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagü- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße: Nr. 32.

Fünf Beilagen (einshließlich Börsen - Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reihs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 147.

Statistik und Volkswirthschaft.

Knappschafts-Berufsgenossenschaft.

Dem 6. Bericht über die Verwaltung der Knappschafts- Berufsgenossenshaft für das Jahr 1890 entnehmen wir folgende Mittbeilungen: Die Zahl der in 1892 Betrieben beschästigten Arbeiter ift auf 398 380 gestiegen, welhe einen Gesammtlohn von 359 Millionen Mark verdienten, d. i. im Durchschnitt auf 1 Arbeiter für das Jahr 900 A Auf besonderen Antrag waren 204 höhere Be- triebsbeamte mit einem Jahresarbeitsverdienst von 1261 426 M versichert. Bei den Schiedsgerichten wurden 1416 Berufungen erledigt. Das Reichs- Versicherungsamt entschied über 256 Rekurse, und zwar in 197 zu Gunsten der Berufsgenossenschaft und in 59 zu Gunsten der Verleßten. Die Verhandlungen über den Erlaß der Unfallverhütungsvorschriften {weben noch, doch wird der Vorstand diese wihtige Angelegenheit im Laufe dieses Jahres zu Ende führen und nöthigenfalls eine außer- ordentlihe Genossenschaftsversammlung deshalb einberufen. An Um- lage waren einzuziehen 6 Millionen Mark, auf 100 # Lohn- summe entfallen im Durwschnitt 1,6656 F Umlage. Der Reservefonds hatte Ende 1890 die Höhe von 11793 611,20 4 erreicht. Die Verwaltungskosten einshließlich der Kosten der UnfalluntersuGungen und der Feststellung der Entschädigungen, aller Schiedsgerihts- und Unfallverbütungskosten bezifferten sich im Jahre 1890 auf den überaus geringen Betrag von 5,6 °/o der Gesammt- umlage. Dieser Prozentsaß ist nur auf die einmalige Jahresausgabe ohne Berülksihtigung der Kapitäldeckung berechnet. Ordnungs- strafen mußte der Vorstand in 25 Fällen, zum Gesammtbetrage von 214 4 verfügen. Die Zohl alier Verleßten, für welhe Unfallanzeigen erstattet wurden, betrug 28 879 oder 72,49 auf 1000 versiherte Per- fonen, die Zahl der entschädigungspflihtigen Unfälle, d. h. derjenigen Unfälle, welche entweder den Tod oder eine Erwerbs- unfähigkeit von mehr als 13 Wochen zur Folge hatten, belief si auf 3403 oder 8,5 auf 1000 versiherte Personen, Von den ents{chädi- gungspflihtigen Unfällen verliefen 824 tödtlih; die Zahl der Hinter- bliebenen der Getödteten betrug 1851.

Centralverein für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt. |

—s. Der Einladung zu einer besonderen Sißung Behufs Er- ôorterung der Frage einer Höherlegung der Mühlendamm- brüde in Berlin, welche Seitens des Vorstandes des Central- vereins für Hebung der deutsben Flvß- und Kanalschiffahrt für gestern Abend nah dem Reichstagsgebäude an die Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordneten-Versammlung und des Aeltesten-Kollegiums der Kaufmannschaft von Berlin ergangen war, hatte eine Anzahl von Vertretern der leßteren Körperschajten Folge geleistet. Nah Eröffnung der gut besuchten Versammlung wies der Voisißende, Professor Swchlichting, als Referent zunächst gegenüber der projcktmäßigen Durchfahrtshöhe von 320 m für die Mühlendammbrüde auf die jahrelangen Bemühungen des Vereines hin, wenigstens bei Neu- bauten für die Spreebrücken im Interesse der Binnenschiffahrt eine Höhenlage von 3,7 m turzuscßen und bezog sich dann des Weiteren auf die vom Vorssande verfaßte, die Forderung einer Höherlegung der Mühlendammbrücke begründende Denkschrift, in welcher Alles zu- sammengefaßt worden, was in Kürze über die Angelegenheit zu sagen sei, Die Bestreburgen des Vereines seien dahin gerichtet, nah Möglick- keit der Schiffahrt entgegentretende Hindernisse abzuwenden und als ein solches Hinderniß stelle sich das projeklirte Höhenmaß von 3,20 m für die in Rede ftehende Brücke ¿zweifellos dar. Referent betonte sodann die außerordentliche Bedeutung des Wasserstraßen- verkehrs für die Entwickelung Berlins, welches zum ersten Binnen- hafen des Deutschen Reis ausgestaltet werden müsse, damit es in die Lage geseßt werde, die {lesishe und die westfälishe Kohle, sowie die wesentlicheren lantwirthschaftlihen Produkte auf möglichst direktem und billigem Wasserwege heranzuziehen. Im Interesse der Billigkeit müsse man den Bau größerer Schiffsgefäße mit einer Ladungsfähtgkeit von 8 bis 10000 Ctrn. anstreben und für solche bilde die Mühlen- vammbrücke die einzige Vermittelung zwischen der Ober- und der Unter spree; da sich hier au die einzige Schleuse befinde, so seien die Elb- und Oderkähne ausscließlich auf diese Straße angewiesen, Nachdem er des Weiteren die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche sih bei dem Feblen geeigneter Lösch- und Lade-Einrichtungen dem von manchen Seiten bkefürworteten Ballastverkehr entgegenstellten, wies Redner darauf hin, daß die Kosten der Höherlegung der Brücke sch gegen- ‘wärtig bedeutend geringer stellen müßten, als wenn man nach Fertig- stellung der Brücke \chließlich doch durch die Verkehrsverhältnisse ge- nöthigt werden würde, eine Höherlegung vorzunehmen, und erklärte sodann, daß die Entscheidung in der Hand der städtisden Be- hörden liege, da die Regierung, wenn jene mit der Höherlegung der Brücke einverstanden seien, ihre Zustimmung gewiß nicht versagen würde. Nach einer kurzen Darlegung des Projektes der befürworteten Höherlegung vom technishen Gesichtspunkte aus {loß Referent seine mit Wärwe vorgetragenen Ausführungen mit dem Appell an die be- theiligten Kreise, durch Abwendung des gekennzeihneten Schiffahrts- hindernisses die Möglichkeit zu sichern, daß Berlin durch den direktén Bezug der westfälischhen Kohle auf dem Wasserwege in industrieller und handelspolitisher Beziehung zu einem Binnenhafen erster Gröfie heranwahse. Darauf gab als Korreferent Direktor Ströhler ein ausführlihes Bild der Entwickelurg des Berliner Sciffahrtsverkehrs und der Bestrebungen des Vereins, diesen Ver- kehr als einen überaus bedeutsamen Faktor des wirthschaftliden Ge- deihen2 der Stadt nach Kräften zu fördern und zu heben, Nach weiterer Geltendmachung der nah dieser Richtung hin in Betracht Tommenden technisch-nautishen Gesichtspunkte betonte Redner, daß die Höherlegung der einzigen, den unabweislichen Forderungen des S(iffahrtsinteresses nicht genügenden Brücke einen Schlußstein der bezüglichen Vereinsbestrebungen darstellen würde und beantragte \{chließ- lich die Annahme folgender Resolution : „Der Ausshuß des Central- vereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt {ließt sich der von dem Vorstande bezügli der Höherlegung der Mühlendammbrüde den betheiligten Organen zugegangenen Denkschrift vom 31. Mai d. I. vollinhaltliÞh an und spriht die Hosfaung aus, daß die städtischen Behörden in Erkennung des vorliegenden Bedürfnisses die in der Denkschrift nachgesuchte Höherlegung der Mühlendammbrücke zur Aus- führung bringen werden.“ Die lebhafte Diskussion, welche sih an die Referate knüpfte und an welcher sich au mehrere Mitglieder der eingeladenen Stadtverordneten-Versammlung betheiligten, führte zu einer wesentlihen Annäherung zwishen den Mitgliedern des Vereins und den bisherizen Geznern des Piojektes einer Höher- legung der Mühlendammbrücke unter den Stadtverordneten, indem die verschiedenen Ansichten über die aus der Höherlegung etwa er- wachsende Belostung des Landverkehrs, über die tehnishe Durchführ- barkeit des ganzen Projekts und über die Kostenfrage durch Rede und Gegenrede vielfach ausgeglihen wurden; außerdem konnte mitgetheilt werdên, daß ih die Stadtverordnetenversammlung mit dieser An- gelegenheit noch in ihrer am Donnerstag stattfindenden Sihung be- \chästigen werde. Den S{hluß der angeregten Verhandlungen bildete R Annahme der von dem Korreferenten vorgeshlagenen

esolution.

Arbeiter-Gewerkverein. In Breitenborn, Kreis Gelnhausen, haben sich eine Anzahl dorther stammender, bis dahin auswärts beschäfticter, Arbeiter zum

Berlin, Donnerstag, den 25. Juni

gemeinsamen Betriebe einer Glashütte vereinigt, die daselbst leerstehenden Glashütten gepahtet und seit Anfang April die Fabrikation von Flaschen aller Art begonnen, Das Unternehmen kämpft zunächbst noch mit finanziellen Schwierigkeiten, weil der nöthige Absatz des Fabrikats fehlt.

Verbandstag

Der fünfte Verbandstag der deutschen Lohnfuhßrunter- nehmer findet in den Tagen des 25. bis 27. August d. J. in Hamburg statt; neben internen Berufsfragen werden auch Angelegen- heiten weiteren Interesses, insbesondere Hebung des öffentlichen uhr- wesens, Pflege und Förderung des Standesbewußtseins 2c., Organi- sation der Unfallberufs8genossen\schaft, Alters- und Invaliditätsgeset 2c. zur Berathung kommen. Das Organ des Verbandes „Der Fuhr- halter“, Berlin §0., entl ält für Interessenten weitere Jnformationen.

Arbeitsbörse in München.

Um den Klagèn über die Mängel des Dienstvermittelungs- und Arbeitsnahweisge\chäftes in München abzuhelfen und das- selbe auf durchaus solide Basis zu stellen, sind dort mehrere Herren zusammengetreten, um einen gemeinnüßigen Verein zu gründen, welcher die Errihtung einer Arbeitsbörse in München bezwedt. Wenn man erwägt, schreibt die M. „Allg. Ztg “, daß es troß der vielen bestehenden Vermittelungsbureaus den Dienstgebern selten möglich ist, gute Dienstboten zu bekommen, während anderer- seits die Dienstsuchenden sehr oft in acger Weise ausgebeutet werden, ohne daß ihnen ein Dierst nahgewiesen wird, so darf die Schaffung eines auf gemeinuüßiger Basis beruhenden Arbeitsmarkts wohl als sehr zeitgemäß bezeihret werden.

Woh kfahrtseinrichtungen. i ; Die württembergisch« Metallwaarenfabrik in Geislingen hat, wie der „St.-A. f. W.* mittzeilt, für ihre in Kuchen ansässizen 130 Ar- beiter, die bisher das Mittagessen durch ihre Angehörigen si zu- tragen ließen, soweit sie die Speiseanstalten in Geislingen nicht be- nüßen wollten, einen Speisewagen herstellen lassen, mit welchem nun gemeinschaftlich das Mittagsmahl nah Geislingen geführt wird. Am Montag Mittag ist dieser Wagen zum ersten Male in die Metallwaarenfabrik gefahren. Der Wagen ist praktis eingerihtet, ebenso die dazu gehörigen Cßge\hirre. Zunächst betheiligen ih 83 Arbeiter an dieser Essenszufuhr. Eine große Last ift den Aa- gehörigen der Arbeiter durch diese Einrichtung abgenommen. Musterungs-Ergebnisse. ; Bei dem diesjährigen Musterunesgeshäst im Regierungsbezirk Kassel hat sh gezeigt, daß die Listen der Militärpflichtigen des Jahrgangs 1871 erheblih geringere Gesammtzahlen gegen die Listen der Vorjahre aujwiesen; in den Kreisen Marburg und Melsungen z_ B. betrug diese Minderzahl rund je etroa 100 Mann. Der Ausfall ist auf den Feldzug 1870/71 zurückzuführen.

Hur Arbeiterbewegung.

Jn einer Correspondenz der „Wes.-Ztg.“ aus Hamburg, den 23. d. M.,, wird auf den Rückgang in der Ham- burger Gewerkschaftsbewegung hingewiesen, der sich besonders bei dem Verein der Maurerarbeitsleute Hamburgs bemerkbar gemacht hat. Während dieser Verein noch im Jahre 1890 eine Mitgliederzahl von 1140 aufweisen konnte, ist sie in diesem Fahre auf 561, von denen noch 124 Mitglieder mit ihren Verzinsbeiträgen bedeutend restiren, zusammengeshmolzen. Bis zum 11. d. M. hatten sich nur 308 Maurerarbeitsleute, die 413 6 zusammensteuerten, an den Abgaben zum „Maifonds“ betheiligt.

Jn Heidel berç; wurde am 20. d. M. der fünfte ordent- lihe Delegirtentag des Gewerkvereins der deut- schen Cigarren- und Tabacarbeiter vom Vorsißenden des Generalraths, W. Lippoid-Magdeburg, eröffnet. Außer 20 Abgeocdneten aus allen Theilen Deutschlands waren der Verbandsanwalt, ein Vertreter des Centralraths und mehrere Gäste anwesend. Der General-Sekretär G. Donath-Magde- burg gab in der Sißung am Sonntag, wie wir der „M. Z.“ entnehmen, den Bericht über die Thätigkeit des Gewerkvereins seit dem leßten Delegirtentage (1886) und berührte dabei die Leistungen des Vereins bezüglih der Unterstüßung bei Arbeitslosigkeit und bei Unfällen, der Gewährung freien Rechts\shuges und der Reiseunterstüßung. Die Mitgliederzahl habe sich um 200 vermehrt und der innere Ausbau des Vereins ih in befriediäender Weise vollzogen.

In Leipzig beschloß der „Lpz. Ztg" zufolge eine von etwa 250 Personey besuhte Versammlung der Maurer am Dienstag Übend die Einberufung einer Konferenz der sähsischen Maurer, die die besie Form des Anschlusses der sächsis{en Maurer an den deutshen Maurerverband, welher kürzlih auf dem Gothaer Maurerkongreß gegründet wurde, ausfindig machen soll. Die Ein- berufung der Konferenz wurde einem Comité von drei Personen über- tragen, drei andere Personen wurden mit der Vertretung Leipzigs auf der Konferenz beauftragt. i j

Hier in Bexlin hielten, wie die Berliner „Volksztg.* berichtet, die Blumenhändler und -Händlerinnen, welche ihre Waare auf den Straßen und in öffentlichen Lokalen feilbieten, am 22, d. M. eine Versammlung ab, um einen „Verein der ambulanten Blumen- händler und -Händlerinnen“ zu gründen. Die Satzungen des Ver- eins bestimmen u A,, daß nur ehrenhafte Personen die Mitgliedschaft des Vereins erwerben können und daß sie sich eines muster- haften Betragens zu befleißigen haben. Außer dem ideellen Zwede, die Mitglieder in der Achtung des Publikums zu heben, verfolgt der Verein auch materielle Zwecke in Gestalt von geshäftlichen Vortheilen für seine Mitglieder. Eine Resolution, welche den Verein veranlassen sollte, sih der allgemeinen, d. h. sozialdemofratishen Arbeiterbewegung anzuschließen , gelangte, wie aus anderen Berichten zu- ersehen, nicht zur Abstimmung; viel- mehr bestimmt tas Statut, daß die Politik aus dem Verein ausge- \{hlossen bleibt. Eine allgemeine Shneider- und Schneide- rinnen-Versammlung nahm am Montag eine Resolution an, welche es zunächst allen Kollegen und Kolleginnen zur Pflicht macht, sich an der AgitationzurErringung besserer Existenzbedingungen zu betheiligen und dann das Bedauern der Versammlung über das Verhalten der Q burger und Braunschweiger Kollegen, sowie der Redaktion der Fach- zeitung in Sachen der Konferenz der Konfektionsarbeiter ausspricht mit der Erwartung, daß dieselben nach ergangenem Aufruf dennoch für die Beschikung der Konferenz eintreten werden. In. Rücksicht darauf, daß die Ausstände in leßter Zeit für die Arbeiter ungünstig verlaufen sind, erklärt die Versammlung, daß Ausstände soviel wie mözlich vermieden werden müssen. Um nun aber dem Unternehmer- thum nicht wehrlos gegenüber zu ftehen, sieht die Versammlung in der Kontrolmarke ein Mittel, mit welhem ein Druck auf die Unternehmer auszuüben möglich ist. Daher verpflichten fih alle Ver- sammelten, nur Waaren mit Kontrolmarken zu kaufen, soweit die- selben bis jeßt eingeführt find. ;

1891.

Aus Antwerpen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der Norddeutsche Lloyd in Bremen hatte Heizer und Kohlenzieher in Holland werben lassen. Nachdem bereits 50 niederländische Arbeiter dorthin gereist waren, langten am 19. d. mit dem von Rotterdam kommenden Dampfer „Telegraaf* weitere 60 Mann hier an, um mit dem Dampfer „Kronprinz Friedri Wilhelm“ nav Bremen abzu- geben. Leßterer liegt mit dem Dampfer „Preußen“ gegenwärtig am Staden Van Dyck vor Anker. Die Heizer der beiden Schiffe hatten die Ankunft der Holländer erfahren. Als leßtere sich um Mitter- nacht an Bord begeben wollten, wurden sie von den deutschen Arbei- tern mit Schlägen empfangen, sodaß die Hafen- und Ortspolizei ein- \chreiten mußte. Etwa 30 Niederländer konnten nach Bremen einge- schifft werden, die übrigen haben sich wieder nach Holland gewandt.

Aus Brüssel wird dem „Hamb. Corr.“ über die Lage der Arbeiterpartei in Belgien Folgendes geschrieben :

In der inneren Lage Belgiens is ein bemerkenswerther Still- stand eingetreten. Die Kräfte der Arbeiterpartei sind dur die leßten Ausstände wesentlich erschöpft worden ; sie muß si erst roieder sammeln und rüstet sich zu dem bevorstehenden internationalen Arbeiter- Kongreß, welcher im August in Brüssel tagen sol. Während es in den arbeitenden Klassen dumpf gährt, suchen zwar die Fortschrittler und Radikalen die Fragen der Verfassungsdur{bsiht und des allge- meinen Stimmrechts im Flusse zu erhalten, aber“ ohne sonderlihen Erfolg. Die sozialiftischen Agitationen werden mit jedem Tage mannigfaltiger, und so wird es niht zu verwundern sein, wenn die in den belgischen arbeitenden Klassen vorhandene und ständige dumpfe Gährung neue Ausbrüche herbeiführt.

Literatur.

Geschichte.

ff Quellen zur deutshen Reihs- und Rechts- geschichte. Zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen von Dr. H. O Lehmann, Professor der Rehte in Marburg. Berlin 1891, Otto Liebmann. 309 Seiten, broch. M 8, geb. 6 9,20. In der Absicht, Lehrern und Studirenden der deutshen Rechts- und Verfassungtgeshihte die Benußung des Quellenmaterials zu er- leihtern, hat der Verfasser eine Anzahl der Rehtsquellen zusammen- gestellt und, mit erläuternden Anmerkungen versehen, herausgegeben. Der Inhalt der Sammlung umfaßt die deutshe Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gründung des norddeutshen Bundes; mit Stellen aus Cäsar beginnt und mit dem Entwurf zur norddeutschen Bundesverfassung {ließt sie. Aus der ungehéuren-Menge des in Be- traht kommenden Stoffes hat Lehmann, wie schon der Titel des Buches andeutet, vorzugsweise das ausgewählt, was auf die Geschichte der Reichsverfassung Bezug hat, und von den ausgesuhten Stücken konnten bei dem großen Umfang dér meisten Dokumente auh nur die wichtigsten Theile zum Abdruck gelangen. Jn Folge dieser Tendenz des Buches mußte, da die Bedeutung der Reichsgeshichte in den leßten Jahrhunderten abnimmt und die Territorien in den Vorder- grund treten, das Mittelalter weit mehr als die Neuzeit berücksichtigt werden ; daher behandeln nur zehn der mitgetheilten Quellenstücke die Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts, während z. B. die Karo- lingerzeit entsprechend der großen Thätigkeit der Centralgese gebung dieser Epoche mit zahlreichen Kapitularien vertreten ift. bei Benutzung dieses Buches der eine oder andere Forsher manches ihm wichtig ers{cheinende Quellenstück vermissen wind ist, da die Auswahl eite rein subjektive sein mußte, nicht unmöglih; troßdem ift es un- zweifelhaft, daß Lehmann seinen Zweck, das Kennenlernen der wich- tigsten Nechtequellen zu erleihtern, vollauf erreicht hat.

ff Neues Lausißishes Magazin. Herausgegeben von Dr. Richard. Jet. 67. Band. 1. Hest. Görliy, E Renner. 1891. Das vorliegende Heft enthält zwei für den Heraldiker inter- essante Monographien. Hermann Knothe giebt in seiner Studie über die ältesten Siegel des oberlausißishen Adels eine Ergänzung seiner früheren Arbeiten über die Geschichte des Adels in der Oberlausiß. Auf einige lehrreihe Bemerkungen über das Siegel- und Wappen- wesen des 15, Jahrhunderts folgt eine ausführliche Beschreibung von

. 118 Siegeln, welcher die Abbildungen der cinzelnen Siegel beigefügt

sind. Im zweiten Aufsaß behandelt Th. Heinrih die Siegel und Wappen der Stadt Görliß. Auch hier sind der Beschreibung Ab- bildungen hinzugefügt, deren leßte das gegenwärtige Wappen von Görlitz enthält.

ff Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. 23. Jahrgang. 1890. Schlußheft. Quedlinburg, Huch. 1891. Zu- nächst enthält das Hest zwei Aufsäße vom Herausgeber der Zeitschrit. Im ersten behandelt er eine Fehde zwischen dem Wernigeroder Grafen und dem Kloster Ilsenburg, welche die anarhishen Zustände im Deutschen Reiche während dés 14. Jahrhunderts charakterisirnt. Der Kaiser war im Norden Deutschlands ohne jeden Einfluß. Die Er- lafse des Papstes, dessen Hülfe die bedrängten Klosterbrüder anriefen, vermochten ebensowevig wie Kircenstrafen die Grafen zum Nachgeben zu bewegen: troß Papst und Kaiser seßten sie ihren Willen durch. In seiner zweiten Arbeit liefert Jacobs dur die Veröffentlihung einiger Dokumente aus den Stolbergischen Archiven einen werthvollen Beitrag zur. Geshihte des Bauernkriegs in den Harzgegenden. Ferner bringt das Heft aus der Feder von Fr. Bosse die Biographie des Pädagogen Johann Peter Hundecker, welcher am Ende des vorigen Jahrhunderts nah dem Vorgange von Basedow und Bahrdt im Braunschweigischen cine Erzichungsanstalt gründete, die sich aber nur wenig länger als zwei Jahrzehnte zu kalten vermohte. Von beson- derem Interesse sind die Mittheilungen über die Art des Uxterrichts und die Behandlung der Zöglinge. Außerdem bringt das H:ft noch eine Reihe kleinerer lokalgeschichiliher Forshungen, sowie Bücheranzeigen und ein Verzeichniß neuer Erwerbungen des Harzvereins.

ff Zeitschrift des Vereins für LübecLishe Geschichte und Alterthumskunde. Band 6, Heft 2, Lübeck, Edmund N 1891. Vier Beiträge zur Al geiiae Lübecks bilden den Inhalt dieses Heftes. Der Senator W. Brehmer seßt mit einer Studie über die städtischen Wassermühlen seine Arbeiten zur Bau- geschichte Lübecks fort und behandelt in einem zweiter Aufsaß die Lage der Löwenstadt, einer von Heinrich dem Lêwen begründeten Niederlassung, welhe nur kurze Zeit bestand, Cinen Beitrag zur Wirthschaftsgeshihte Lübecks veröffentliht Gustav Heinrih Schmidt dur die Statistik des Konsums in Lübeck von 1836 bis 1868. An der Hand der Lübeck'shen Verbrauchssteuerregister berehnet er den Ver- brauch an den wichtigsten Lebenémitteln und deren Preise während dieser Zeit, Zahlreiche Tabellen erleichtern die Benußung der Bereh- nungen. CEndiich wird noch eine Entscheidung des Reichsgerich.s vom 21. Juni 1890 mitgetheilt, welche einen seit Jahrhunderten währenden Streit zwischen Lübeck und “den mecklenburgishen Großherzogthümern zu Gunsten Lübecks beendet. Das umfangreiche Erkenntniß ist bei der genauen Untersuchung des Stretitfalles ein werthvoller Beitrag zur Geschichte der betheiligten Parteien. Die „Mittheilungen“ des- selben Vereins aus dem Jahre 1890 bringen zahlreiche kleine Ar- beiten zur Geschichte der alten Hansastadt, außerdem Vereinsnachrichten und ein Verzeihniß von jüngst ershienenen Schristen und Aufsäßen, welche auf die Geschichte Lübecks Bezug haben.

Sozialpolitishes.

Drei Monate Fabritarbeiter. Wir haben {on früher einmal davon Notiz genommen, daß ein Kandidat der Theologie, Namens Paul Göhre, um die Verhältnisse der Fabrikarbeiter an der