1911 / 98 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 Apr 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:

. den Gerichtsassessor Geigel zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht in Benfeld zu ernennen.

Bekanntmachung.

Die Internationale Unfallversiherungs3-Aktien- Gesellschaft in Wien hat an Stelle des Herrn Carl Alexander Schaefer in Berlin Herrn Eugen Poenisch in Berlin SW. 68, Zimmerstraße 95/96, f ihrem Hauptbevollmächtigten für das Deutsche Reich bestellt (vgl. die frühere Bekannt- machung vom 22. März 1907, „Reichsanzeiger“ Nr. 75 vom 25. März 1907).

Berlin, den 24. April 1911.

Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung.

runer.

Bekanntmachung.

Der § 2 Til 9 meiner Bekanntmachung vom 30. März 1907 über die Einfuhr von Wiederkäuern, Schweinen und tierischen Gen E aus Belgien und den Niederlanden erhält unter Aufhebung der Bekanntmachung vom 28. Februar 1909 folgenden

„Gestattet ist die Einfuhr

a. von Trokenmilch,

b. von rohen Pferdehaaren aus Mähne und Schweif, sofern fie mit anderen Haaren nicht vermischt sind,

c. von gefalftem Leimleder,

d. von nassen gekalkten Häuten, Fleischteilen befreit sind (nasse Blößen),

e. von frisch gesalzenen Häuten von Rindvieh unter der Bedingung, daß sie mindestens 14 Tage lang mit Kochsalz eingesalzen gewesen sind, und daß der Nachweis Lede di durch eine amtliche Bescheinigung der zuständigen Behörde des Ur- \sprungslandes erbracht wird,

f. von überseeisher roher Wolle und von nicht aus Belgien und den Niederlanden stammenden rohen Pferdehaaren, sofern dieje Waren die vorgenannten Länder nur im Wege des un- mittelbaren Durchgangsverkehrs, wenn auch unter zeitweiliger Lagerung in Magazinen, berührt haben, und sofern ste sih beim Eingang nah Preußen noch in der ursprünglichen Verpackung befinden.“

Berlin, den 12. April 1911.

Der Königlich preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. In Vertretung: Küster.

ortlaut:

die von Haaren und

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

die Geheimen Regierungsräte und vortragenden Räte im Ministerium der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten Joseph Heuschen und Philipp Brugger zu Geheimen Ober- regierungsräten und

den Konsistorialrat Lampe in Hannover zum Ober- . fonsistorialrat mit dem Range eines Oberregierungsrats zu ernennen sowie

dem Rechnungsrat im Ministerium für Handel und Ge- werbe Hents\chel den Charakter als Geheimer Rechnungsrat und

dem Geheimen Registrator Kreichelt in demselben Ministerium den Chargfter als Rehnungsrat zu verleihen.

Ministerium des Jnnern.

Der Arzt Dr. Ekke aus Sobotka ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreisarztbezirks Kreis Adelnau beaufiragt worden.

Finanzministerium.

Die Oberzollsekretäre Wille und Wittiber sind zu Ge- heimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren, zum Buch- D

der Generalstaatskafsensekretär Regling halter und

der Bureaudiätar Dr. Münster zum Generalstaatskafsen- sekretär ernännt worden.

Königliche Generallotteriedirektion.

Bekanntma cung.

Die Erneuerungslose sowie die Freilose zur 5. Klasse der 224. Königlich preußishen Klassen- lotterie sind nah den 88 5, 6 und 13 des Lotterieplans unter Vorlegung der entsprehenden Lose aus der 4. Klasse bis zum 2. Mai d. J.,, Abends 6 Uhr, bei Verlust des Anrecht s einzulösen.

Die Ziehung der 5. Klasse dieser Lotterie wird am 6. Mai d. J.,, Morgens 81/2 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Anfang nehmen.

Die Einschüttung der Gewinnröllchen erfolgt am 5. Mai d. J., Nachmittags 2 Uhr.

Berlin, den 25. April 1911.

Königliche Generallotteriedireftion. Strauß. Ulrich.

Angekommen: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schor- lemer, vom Urlaub.

Nichfamfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Achilleion auf Korfu die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jnfanterie Frei- herrn von Lyncker, des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini.

Die bereits angekündigten Vorträge des Reichs\haß- amts über die Reihszuwachssteuer werden am Donners- tag, Vormittags 11 Uhr, im E t tungraar des Reichstags ihren Anfang nehmen; an dem Kursus nehmen etwa 370 der mit der Erhebung und Veranlagung der Steuer befaßten staatlihen und kommunalen Beamten teil.

Der Königlih dänishe Gesandte vo n Î egermann- Lin dencrone ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandischaft wieder übernommen.

Der Regierungsrat Freiherr von Patow in Berlin ist der Königlichen Regierung in Köslin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen und der Regierungsassessor Dr. Col- berg aus Königsberg i. Ostpr. dem Landrat des Landkreises Saarbrücken zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Eber“ am 23. April in Axim (Britische Goldküste) eingetroffen und gestern von dort wieder in See gegangen.

Gestern sind S. M. S. „Jltis von Futshau und S. M. Tpdbt. „Taku“ von Shimonoseki in See gegangen.

Großbritannien und Frlandv.

Jm Unterhause wurde gestern die Regierung über ihre Haltung in der Marokkofrage interpelliert.

Der Abg. Archer Shee fragte laut Bericht des „W. T. B.“ an, wieviel britishe Staatsangehörlge in Fes lebten und welche Schritte die Regierung zum Schuße der Ren Interessen in diesem Teile von Marokko zu ergreifen gedenke. cKinnon Wood erwiderte, in Fes lebten, abgesehen von Personen maurischer Herkunft, zehn britische Staatsangebörige, darunter sechs8 Frauen und zwei Kinder. Die britische Regierung beabsichtige keinerlei aktive Maßnahme. Sie sei der Ansicht, daß die unter französisher Aufsicht getroffenen Maßregeln den britischen Staatsangehörigen den nötigen Schuß ge- währleisten würden. Besondere Ma quen zum Schutze der britishen Interessen in diesem Teile von aroffo ershienen thr nit er- forderlih. Der Abg. Dillon fragte an. ob die Regierung irgend- welche Information habe, aus der zu \{ließen sei, daß die riti- schen Staatsangebörigen irgendwie gefährdet seten. Mc Kinnon Wood erwiderte, daß die Regierung eine solche Information niht habe. Die Frage des . Remnant, ob bei der französishen Regierung irgendwelche Vorstellungen gemacht worden seten, verneinte Mc Kinnon Wood. Der Abg. Shee fragte an, ob beabsichtigt sei, mit den anderen Regierungen zu- sammen zu arbeiten, falls es fich als notwendig erweisen sollte, eine grobe Truppenmacht zu entsenden, um Marokko zur Ruhe zu bringen. M cKinnon Wood erklärte hierauf, daß kein Anlaß vorhanden fei, ein solches Vorgehen zu erwägen. Alsdann fragte der Abg. Remnant, ob der Minister des Auswärtigen Grey irgendwelche Vorstellungen ¿zu machen beabsichtige, worau McKinnon Wood entgegnete, daß zu Vorstellungen keine Notwendigkeit vorhanden sei.

Frankreich.

In der gestrigen Vollvetnntung der Aktionäre der O st - bahn teilte der Präsident der Gesellschaft, wie „W. T. B.“ meldet, mit, daß von den nicht wiederangestellten Eisen- bahnern nur fünf Prozent keine Arbeit gefunden hätten. Die Gesellschaft sei bereit, diesen Arbeitslosen gegenüber das größte Wohlwollen, insbesondere dur Unterstüßungen, zu betätigen. Jhre Wiederanstellung sei aber im Hinblick auf die Disziplin un- mögli, von der die Sicherheit der Reisenden abhänge. Die Versammlung billigte einstimmig diese Erklärung. Außerdem wurde ein Beschlußantrag angenommen, mit allen geseßlichen Mitteln das geplante Geseß, betreffend die rückwirkende Kraft der Pensionsberechtigung, zu bekämpfen.

Ftalien.

Der König und die Königin von Schweden sind gestern vormittag in Rom eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, am Bahnhof von dem König Viktor Emanuel, der Königin Helene, den Ministern und Vertretern der Be- hörden empfangen worden.

Portugal.

Die Geistlichkeit in Lissabon hat gestern unter dem Vorsitz des Patriarchen in der Kathedrale eine Versamm- lung abgehalten und einstimmig eine Resolution ange- nommen, in der, „W. T. B.“ zufolge, auf die shwierige Lage hingewiesen wird, die sich für die Kirche aus der Veröffent- lichung des Geseßes über die Trennung von Kirche und Staat ergebe. Die Geistlichkeit sei dem Patriarchen bedingungslos ergeben und zu allen Opfern für die Verteidigung der Rechte der Kirche und die freie Ausübung der priesterlihen Amts- handlungen bereit. «

Türkei,

Die jungtürkishe Kammerpartei hat gestern eine furze Beratung abgehalten, in der der Ulema Medschdi namens der Dissidenten den Wunsch aussprach, das Bureau der Partei neu zu besezen. Die Beratung, die nach einer Meldung des „W. T. B.“ ergebnislos verlief, soll am 30. d. M. fortgeseßt werden.

Nach einer Depesche des Wali von Kossowo hat eine Bande von Malissoren und Montenegrinern Sonntag nacht das Blockhaus Vijole sowie zwei andere Block- häuser in der Zone Guisinje angegriffen. Der Kampf dauerte vier Stunden und hatte keine Verluste für die türkischen Truppen im Gefolge. Von Gussinje sind Verstärkungen nah dem Blockhaus Vijole entsendet worden.

Griechenland.

Das österreihisch-ungarishe Geschwader hat gestern nahhmittag Korfu verlassen.

Serbien.

Der neuernannte deutsche Gesandte Freiherr von Griesinger hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, dem König in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben überreicht.

Asien.

Nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Teheran an) gestern im Med\ [lis eine lange Debatte über die ankanleihe statt. Die Demokraten Fro ern heftig egen die Ausgabe ohne Einsezung einer Kontrollkommission. Run Schluß wurde a über die Annahme der Anleihe im Prinzip. Für die Annahme wurden vierzig Stimmen ab- gegeben, gegen die Annahme keine, da sich die Débiokraien der

stimmung enthielten.

Afrika. Der Präsident Fallières ist gestern von Gabes nah

Tunis zurückgekehrt. ,W. T. B.“ aus Fes vom

Nach Meldungen des

18. d. M. i} dieser Tag ruhig verlaufen. Der Masch hat auf Anraten des Großwesirs Glaui H arps Einwilligung in die von den Uled Djamaa geforderte Abseßung ihres Kaids Bagdadi zurückgezogen, dieser Stamm in seiner feindseligen altung. Eine große Menge von Lebensmitteln, Mehl, Vieh und Kohlen sind in die Stadt hineingekommen, ebenso 800 HonemaH die dem Machsen ihre Hilfe anboten. Am 19. April griffen die Uled Djamaa in einer Stärke von 2000 Mann die Stadt im Norden an, wurden aber nah anhaltendem Gewehr- und Artilleriefeuer zurückgeshlagen. Die Truppen des Mathsen hatten unbedeutende Verluste. Die europäischen Konsuln haben in gemeinsamer Beratung beschlossen, ihren Staatsangehörigen zu raten, Fes zu verlassen, q bald der Weg nah Tanger frei sein würde, Von der Mahalla Brémond sind Briefe vom 22. d. M. eingetroffen. Boisset ist am 21. d. M. von Suk el Arba aufgebrochen, im Norden des Sebu vorgerückt und hat mehrere Abteilungen der Aufrührer angegriffen, die er durch Artillerie feuer zerstreute. Die Zemmurs und haben Mulay el Zin, einen Bruder Mulay Hafids, zum Sultan ausgerufen. Die Zemmurs haben au Mellah angegriffen, das aber Widerstand leistete.

Meldungen aus Tanger besagen, daß -der Scherif Elmrani dem General Moinier tatkräftige Unterstüßung versprochen und Sendboten an die Stämme geschickt hat, um sie unter Androhung \{hwerer Strafe aufzufordern, den Auf: stand zu beenden.

Der General Moinier hat den Befehl erhalten, an die benahbarten Stämme Proklamationen zu erlassen, um ihnen den Vormarsh der s\cherifischen Kontingente und der fran- zösischen Truppen anzuzeigen. Er soll, obiger Quelle zufolge, erklären, daß Bat nes nicht beabsichtige, neue Landstrecken zu beseßen, sondern nur die Harka zu unterstüzen, damit sie den bedrohten Fremdenkolonien erfolgreich Hilfe leisten und die Ordnung unter der Oberhoheit des Sultans wiederher- stellen könne. Frankreih werde sih der weiteren Brand- \chaßung und weiteren Gemwalttätigkeiten, wie sie von der ein- geborenen Behörde den Stämmen zugefügt worden seien, wider: seßen. Wenn die Stämme den Aufstand beendeten, würden die französishen Truppen nicht weiter vorrücken; im entgegen- geseßten Falle würden sie jedo gezwungen sein, das Land zur Ruhe zu bringen und die Anstifter des Aufstandes schwer zu A Die Stämme werden ferner aufgefordert werden, an Elmrani, den General Moinier oder an den Befehlshaber der fliegenden Kolonne Abgesandte zu schicken, die ermächtigt sind, im Namen der Stämme Verpflichtungen einzugehen.

verharrt daher

Koloniales.

Entdeckung weiterer zusammenhängender Höhlen in den Matumbi-Bergen (Deutsh-Ostafrika).

Der Vorsteher der Bezirksnebenstelle Kibata hat in der Nähe der im Jahre 1909 entdeckten Nangoma-Höhle*) drei weitere zu- sammenhängende Höhlen aufgefunden, die voraussihtlih mit der zuerst genannten in Verbindung stehen, wenn auch diese Verbindung noh nicht festgestellt werden konnte.

Der Eingang der N duli-Höhle liegt zwei Stunden östlih von dem Austritt des Mtumbeiflusses aus den Mbinga-Bergen, in einer mit mächtigen Bäumen und vielen Schlinggewächsen bestandenen Seitens{luht, 40 m über dem Flußniveau. Die Höhle besteht aus einer Vorhöhle, der eigentlichen Höhle und Gängen. Die Wände bestehen aus \chihtweise übereinander gelagerten Kalk- und Sand- steinen, deren ausgewaschene Ränder oft weit in die Höhle hinein- ragen. Die Tropfsteinbildung ist stellenweise sehr beträhtlich. Die Höblensohle führt fließendes Wasser. Sie i durch Nieder- brehen der Decke zum Teil wvershüttet, ein Vorwärts- fommen daber oft sehr ers{chwert. Die Höhle ist bis auf 1850 m vom Eingang erforscht. Es wurden dabei fliegende Hunde sowie ein meterlanger, armdicker Aal und ein 14 m langer Wels beobahtet. Ein Herauskommen aus der Höhle ist, wenn die Uchter ver!öschen, ausgeschlossen.

An dem folgenden Tage, dem 28. Dezember 1910, wurde eine Viertelstunde vom Eingang der Nangoma-Höhle ein auch den Ein- geborenen unbekannter, 50 m breiter Spalt, der von Schling- gewächsen überwuchert war, entdeckt, von dem ein 2 m breiter und 2 m hoher Gang in südöstliher Richtung führt, der 150 m vom Anfang durch ein 10 m tiefes Einsturzloch „,Kinauguana“ von oben cht erhält. Der Gang führt in eine 8 bis 15 m hohe und 8 bis 10 m breite Höhle, die mehrere Seitengänge hat und nach 1000 m in die Nduli-Höhle 600 m von ibrem Eingang einmündet. Da sich bei dem oben erwähnten Spalt noch ein zweiter Gang links von dem zuerst verfolgten gezetg! hatte, wurde au dieser untersucht. Er führte durch einen faum 50 cm breiten Spalt in einen großen, weiten, 30 m breiten, 6 bis 10 m boben und 650 m langen, troŒenen Raum, der von unzähligen fliegenden unden bewohnt war. Ein in dem Hintergrund dieser dritten Höhle vielleiht nah der Nangoma-Höhle führender Gang konnte nit beshritten werden, weil die fliegenden Hunde sich den Cindringlingen auf Kopf, Brust und Nücken seßten und gegen di Laternen flogen, sodaß deren Verlöschen zu befürhten stand.

Die Nangoma-Höhle liegt etwa 59 m höher als Höhle 11! Höhle 11 20 m tiefer als Nr. I11 und Höhle 1 30 m tiefer alt Nr. Il. Die Sohlen fallen also von Nordwesten nah Südosten ad-

(Deutsches Kolonialblatt.)

E

Parlamentarische Nachrichten.

Preußisches Eifenbahnanleihegeseß.

Nach einem dem Landtag vorzulegenden Geseßentwurf soll d! Staatsregierung ermächtigt werden, zur Enveiterung, ervollständigung und besseren Ausrüstung des Staatseisenbahnneßzes voi zur Betel- ligung des Staats an dem Bau von Kleinbahnen folgende Beträgt zu verwenden:

I. zur Herstellung von Eisenbahnen und zu der dadurä

bedingten E des Fuhrparks, und zwar: a. zum Bau von Haupteisenbahnen:

1) von Witten-West nah einem geeigneten Punkte der Bahnstredle Schwelm—Barmen-Ritters- hausen, wellere RNoflen «¿a0 o o 959

2) von Mörs nach Geldern, weitere Kosten .

3) von Wiesenburg nah Roßlau. . . . « «+ -

4) von Nienburg a. Weser nah Minden t. Westf. mit Abzweigung nah Stadthagen, Grunderwerb b. zum Bau von nt ebeceifeubäbnen:

1) von Bartenstein nah Heilsberg

2) von Mogilno nah Orchheim .

*) Vergl. „Reihs- und Staatsanzeiger“ 1910 Nr. 184.

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top v ao S n

S S S ES S SSS

ind in Mekines eingerückt |

3 429 000

6 720 000 1 970 0C0 3 600 000 5 635 000 8 307 000 7740000

8 von Mikultshüß nach Tarnowizg. . .. 4) von Flatow nach Deutsh-Krone mit Abzweigung O O E 8 von Torgau nah Belgern . 6) von Mansfeld nah Wippra . 7) von Uelzen nah Dannenberg . . . . , 8) von (Walburg) Velmeden nach Eichenberg 0 von Meinerzhagen nah Olpe... , 0) von Polh nach Münstermaifeld . . . . , , 2192000 „, c. zur Beschaffung von Fahrzeugen 8185000, zusammen . 106 538 0004 ;

II. zur Herstellung des zweiten, dritten oder dritten und vierten Gleises auf den

Strecken: 1) Biamarckbütte— Chorzow . 940000 4, . 2990000.

2) Deine Treue ; 3) Stolp i. Sa -Steéfow 1 800 000 1 150 000

5 Altdamm—Gollnow . . 6 Fröttstädt—Waltershausen 192 000 6 meln—Pyrmont : . 2266 000 H ebra—Hönebach 1 090 000 8) Sterbfrip—Jossa . . ._. . 766000 9) Friedrichsdorf i. Taunus—Fried- ra C e « 3078000 10) Niedernhausen—Eshhofen . . 3 500 000 11) Osterfeld-Süd—Hamm i. Westf. 3 090 000 12) Hagen i. Wesif.—Hengstei 1 560 000 950 000

1

13) Hagen i. Westf.—Herdecke-Vor- Me 18 Cöln-Ehrenfeld—Grevenbroih . 4390 000 , 15) Kleve— Landesgrenze (Nymwegen) 1 088 000 zusammen 111. zu nachstehenden Bauaus- führungen:

1) für den Ausbau der Nebenbahn osen—Schneidemühl zur Haupt-

28 410 000 #4;

L R 3 500 000 4, 2) für den Bau etner rechtsrheini- \chenEisenbahnverbindung zwischen Mülheim a. Rhein und Kalk- Süd bei Cöln an Stelle der auf- zugebenden Schiffbrückenlinie 3) zur Deckung der Mehrkosten für bereits genehmigte Bauausfüh- rungen, und zwar: a. der Eisenbahn von Oppeln (Groshowiß) nah Brockau b. der Eisenbaßbn von Topper r L der Eisenbahn von (Wenge- rohr) Wittlißh nach Daun . d. der Cisenbabn von (Oels) Groß- Graben nach Ostrowo . . . der Eisenbahn von Ottmachau na Priecborn : 4 e è . der Cisenbahn von Nienburg a. d. Weser nah Nahden . . . der Eisenbahn von Wester- burg nah Montabaur . . . des zweiten Gleises auf der Strecke Dittersbach—Neurode i. des Ausbaues der Nebenbahnen Striegau Merzdorf und Fauer—Rohnstock zu Haupt- bahnen unter Gle tiger Her- stellung einer Verbindung zwischen Merzdorf und Landes- Dit L Sl» ch6 (+

zusammen

IV. zur Einrichtung elektrischer Zug- förderung auf den Strecken: 1) Magdeburg—Bitterfeld—Leipzig Halle a. S., weitere Kosten . 17 430 000 46 2) Lauban—Dittersbach—Königszelt mit den Zweigstrecken Liber i. S(hles.—Grünthal, Hirschber i. Schles.—Schmiedeberg i.Schles. Landeshut i. Schles, Ruhbank —Uebau i. Schles. und Nieder- Salzbrunn—Halbstadt . zusammen

V. zur Beschaffung von Fahrzeugen für die bestehenden Staatsbahnen . . « + - VI. zur weiteren Förderung des Baues von Kleinbahnen E S

841 000 , 13 098 000 6;

9 900 000 , 27 330 000

82 000 000 ,

6 000 000 ,

insgesamt . 263 376 000 4.

Statistik und Volkswirtschaft.

Lebens- und Studienalter der reihsangehörigen Studierenden der preußischen Universitäten.

In der Statistik der preußischen Landesuniversitäten Heft 223 der „Preußischen Statistik“ wird zu diesem Thema ausgeführt, daß die Studenten in einem verbältnismäßig hohen Lebensalter stehen. Wenn in der Regel der Uebergang von der Schule zur Universität spätestens ungefähr mit dem vollendeten 19. Lebensjahre zusammenfiele, so müßte die Zahl der noch nit 20 Jahre alten Studenten annähernd so groß fein wie die Zahl der im ersten Studienhalbjahr stehenden. Dies ist aber bei weitem niht der Fall, wie die folgende Uebersicht zeigt. Gs standen durchschnittlich reihsangehörige Studierende

a. in einem Alter von b. im ersten Studien-

noch nicht 20 Jahren halbjahre

1902 1900 1908 1902 1905 1908

in der bis bis bis bis bis bis 1902/03 1905/06 1908/09 1902/03 1905/06 1908/09 ev.-theol. Fakult. 47 43 54 113 115 97 kfath.-theol. , & 6 15 141 136 140 juristishen , 262 273 324 558 629 020 medizin. Z 58 72 137 163 189 286 philosoph. „, 317 406 547 1042 1286 1455 zusammen . 691 S0 LOTT 2017 2255 2498

oder von je 100 reichsangehörigen Studierenden

a. in einem Alter von þ. im ersten Studien- noch nicht 20 Jahren halbjahre

1902 1905 1908 1902 1905 1908

in der bis bis bis bis bis bis 1902/03 1905/06 1908/09 1902/03 1905/06 1908/09 ey.-theol. Fakult. 4,116 4,34 5,30 10,00 - 11,0 9,08 Yath.-theol. , 0,76 0,71 L 15,31 15,89 15,96 juristishen , 5,09 4,74 5,69 10,83 918 918 medizin. E d 3,64 5,07 6,65 956 10,58 philosoph. , 4,65 4,47 5,06 15,29 1417 13,45 zufammen. 4,20 4,29 5,10 12,29 12,08 11,83.

Es finden sich hiernach im Durchschnitt der ersten der betrachteten drei Perioden 691 oder 4,20 %/ aller reihsangehörigen Studierenden im normalen Eintrittsalter oder in einem noch jüngeren Alter vor, im

Dur(schnitt der zweiten Periode 800 oder 4,29 %/o und im Durchschnitt der a Periode 1077 oder 5,10 9/0. Die Zahl der im ersten Halb- jahre Stehenden aber beträgt in den drei Zeitabschnitten 12,25 bezw. 12,08 und 11,839, ist im ersten dieser Zeitabschnitte also ungefähr dreimal, im zweiten fast dreimal und im dritten noch mehr als doppelt so groß. Hieraus ergibt sich zwar eine allmählihe Minderung des Abstandes; aber auh im leßten der drei Vergleihsjahre ist es noch immer weit über die Hälfte aller im ersten Halbjahre Befindlichen, die auf der Schule zu alt geworden ist oder aus anderen Gründen zu spät auf die Universität kommt. In den beiden früheren Vergleihsjahren machte der Anteil solcher Studierenden sogar zwei Drittel aus.

Fn den einzelnen Fakultäten kehrt dieselbe Ersheinung wieder, wenn au ir merklich vershiedenem Grade. Seßt man die Zahl der im Alter von unter 20 Jahren Stehenden glei 1, so verhalten sich diese Studierenden zu denen im ersten Studienhalbjahre

1902 1905 1908 bis bis bis 1902/03 1905/06 1908/09 wie 1 zu evangelisch-theologishen Fakultät . . 2,40 2,67 1,80 kfatholish-theologishen L L 20,14 22,67 9,33 juristischen a 2,13 1,94 1,60 medizinischen e L 2,63 2,09 philosophischen ä O 0,29 3,18 2,66 zusammen . - 2,92 2,82 202:

Hiernach war früher in den einzelnen Fakultäten die Zahl der im jüngsten Studienalter Stehenden 2 bis 22mal so groß wie die der Normalaltrigen im obigen Sinne, während sie jeßt nur noch das Einundeinhalb- bis Neunfache der leßteren ausmaht. Bemerkenswert ist, daß in der katholisch-theologishen Fakultät sih die höchsten Ziffern finden; jedoch tritt gerade hier vom zweiten bis zum dritten der besprochenen Studienjahre eine sehr bedeutende Aenderung dieses Verhältnisses ein, indem die Zahl der noch nicht 20 Jahre Alten in dieser Zeit auf das Zweiundeinhalbfahe des früheren Bestandes steigt. Auch alle übrigen Fakultäten weisen bis 1908/09 eine Verbesserung zugunsten der Normalaltrigen auf. Im Ver- hältnis zur Gesamtzahl widmen ih die meisten der im Alter von unter 20 Jahren stehenden Abiturienten dem Studium in der juristishen Fakultät, sodann in der evangelish-theologischen und in der medizinisen: bierauf in der bilosopbischen, die wenigsten in der fateL M elo ne Fakultät. i

_ Verliefen Anfang und Abschluß des Studiums ganz ordnungs- mäßig, so dürften weder auf die höheren Lebensjahre noh auf die höheren Studienhalbjahre fo große Teilsäte fallen, wie sie in nah- stehender Uebersicht hervortreten. Es standen

im 24. und in höheren gleichzeitig im 8. und in Lebensjahren böberen Studienhalbjahren von bundert 1902 1905 1908 1902 1905 1908 bis bis bis bis bis bis 1902/03 1905/06 1908/09 | 1902/03 1905/06 1908/09 evang. Theolog. 23,90 23,61 22,87 Ci B 8,83 fatbol.Theolog. 47,99 44,63 43,56 6,73 9,35 6,96 Juristen . . . 22,95 23,26 21,88 7,81 C:CD 7,82 im 24. und in höheren im 9. und in höheren : Lebensjahren Studienhalbjahren Philosophen. 41,31 40,32 37,89 1447 14586 - 16,20 im 26. und in höheren im 11. und in höheren : Lebensjahren Studienhalbjahren Medizinern . . 19,94 18,66 14,50 8289 9.00 6,80;

Diese Uebersicht bestätigt im allgemeinen das Selue, Die Zahl der Studierenden, die ihr Studium im normalen Alter noch nicht beendigt haben, ist überall sehr groß, wenn auch während des hier berüdsichtigten Zeitraumes in allen Fakultäten, besonders in der medizinishen, eine Abnahme deutlih erkennbar ist. Am größten V die Zahl der Studierenden höheren Alters in der fkatholish- theologishen Fakultät, wo sie im ersten Zeitabshnitte 47,99 9/0 und im zweiten und dritten noch 44,63 beztv. 43,56 9/9 ausmacht. Nur wenig steht ihr die philosophische Fakultät mit 41,31 bezw. 40,32 und 37,89% nah. Die Zahl der in gleichem Lebensalter stehenden evangelischen Theologen und Juristen liegt zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Gesamtheit. Am günstigsten stehen die Mediziner da. Allerdings beruht ihre Vorzugsstellung auf dem Umstande, daß für die Angehörigen ihrer Fakultät der Beginn des „zu hohen“ Lebensalters um 2 ahre hinausgeschoben, d. h. daß bei ihnen nicht das 24., sondern erst das 26. Lebensjahr in die Rechnung gestellt ist. Viel geringer sind die Unterschiede für die Studierenden, bei denen sich ein hohes Studienalter mit einem „zu hoben“ Lbensalter vereinigt. Die dort verzeihneten Hundertteile halten fih durchweg in niedrigen Grenzen und bleiben selbst in der philosophishen Fakultät, wo fie ein Zehntel übersteigen, weit hinter den Anteilsziffern der in einem hohen Lebensalter stehenden Stu- dierenden zurück. Das ist ein deutliher Beweis dafür, daß leßtere ihr Studium erst in einem verhältnismäßig hohen Lebensalter be- gonnen haben. Das erste Studienhalbjahr fällt bei der Gesamtzahl der Studierenden am häufigsten in die Zeit vom 19. bis zum 20. Æbensjahre.

in der

Im Verlage des Königlich preußishen Statistishen Landesamts ersien vor kurzem der Jahrgang 1910 des „Statistischen Jahr- buchs für den vreatisGen Staat“, der 8. Band dieses ras und allgemein eingeführten Werkes (geb. 1 4). Er entspricht, wie seine Vorgänger, nah Inhalt und Anordnung des behandelten Stoffes den bei der P des „Statistishen Handbuchs für den preu- fischen Staat“ bezw. des daraus hervorgegangenen „Jahrbuchs“ fest- gestellten Grundsäßen. Insbesondere sei darauf hingewiesen, daß das ‘evoume Werk seine natürlihe Ergänzung in dem „Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich“ findet, dem nah jenen Grundfäßen die aus dem Gebiete der Landesstatistik herausfallenden Stoffe in der Regel vorbebalten bleiben sollten. Das „Statistische Jahrbuch für den preu- Fischen Staat“ stellt keine ershöpfende Quellensammlung dar, in der für jeden Interessenten das angehende Zahlenmaterial vollständig dargeboten werden soll, sondern einen Auszug aus dem umfangreichen amtlichen Material, das, von dem Statistishen Landesamt oder anderen Dienst- stellen veröffentliht oder aftenmäßig gesammelt, weiterer Durch- forshung vorbehalten ist. Aus dem Inhalt des Jahraangs 1910 seien nur die eingehenden, im Anhang 1 sich findenden Nachrichten über die landwirtschaftlihen und die gewerblichen Betriebe in den preußischen Regierungsbezirken und Kreisen für das Fahr 1907 hervor- gehoben. Ein Anhang 11 enthält „einige hauptsählihe Ergebnisse der Feststellungen über den Fideikommißbestand, die Hypotheken- bewegung und den ländlichen Besißwechsel“ für die gleichen Ver- waltunggeinheiten, für die Provinzen und den Staat.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand bei den Bergmann-Elektrizitätswerken in Berlin (vgl. Nr. 93 d. Set an dem etwa tausend Arbeiterinnen be- teiligt sind, dauert fort. Die Einigungsverhandlungen os gescheitert. Die Arbeiterinnen lehnten, der „Voss. Ztg.“ zufolge, einen Vorschlag der Direktion ab, probeweise die Arbeit zu den neuen Akkordsäßen aufzunehmen, und erklärten, nur dann einwilligen zu können, wenn ihnen der bisherige Verdienst gewährleistet würde. Die Leitung der Werke hält diese Bedingung für unannehmbar, behält sih aber die endgültige Beschlußfassung bis fyorgen vor. In der Tarif- bewegung der Bäcker Groß-Berlins haben sich die Gegensäße jeßt so zugespitt, das für den 1. Mai mit dem Ausbruch eines Ausstands der Bäcker in Berlin und den Vororten gerechnet werden muß, Gestern nachmittag tagte eine öffentliße Bäker- versammlung, die von etwa 9000 Personen besucht war, in der mitgeteilt wurde, daß morgen, Donnerstag, Tarifverhandlungen vor dem

Einigungsamt des Gewerkegerihts beginnen werden, deren Dauer auf drei Tage veranschlagt ist. Nach kurzer Debatte faßte die Versammlun

einstimmig eine Entschließung, in der erklärt wird, falls die Tarif- verhandlungen nicht bis zum 1. Mai zu einem befriedigenden Ergebnis

geführt haben, so würden die Gesellen von thren gewerkshaftlichen

Machtmitteln Gebrauch machen, also in den Streik treten. Der gleiche Beschluß wurde Abends in einer Versammlung der Tagesbäer und Konditoren gefaßt.

Wie die „Magdeb. Ztg." aus Weißenfels meldet, haben dort am Montag etwa zwei Drittel sämtlicher Arbeiter auf den Werken im Zeiß-Weißenfelser und Meuselwißer Kohlen- revier gekündigt. (Vergl. Nr. 94 d. Bl.)

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Meggen gemeldet wird, ist ein Bergarbeiteraus\stand auf den Gruben „Sicilia“ und „Sacht- leben“, der am 1. Februar begann, beendet. Eine Belegschafts- versammlung hat gegen eine geringe Minderheit beschlossen, die Arbeit beute wieder aufzunehmen.

Fn Mainz sind nah der „Erf. Ztg.“ die Unterhandlungen der Holzar beiter mit den Arbeitgebern wegen Feststellung eines neuen Tarifs ergebnislos verlaufen.

Der Ausstand der Hafenarbeiter in Libau (vgl. Nr. 94 d. Bl.) ist endgültig beigelegt. Die Hafenarbeiter haben die früheren Bedingungen, den Achtstundentag und den früheren Lohn angenommen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wiffenschaft.

Die diesjährige Große Berliner Kunstausstellung wird am 29. d. M., Nachmittags 4 Uhr, im Landesausstellungsgebäude mit einem Festakt eröffnet werden. Bon 6 Uhr ab ist die Ausstellung für das Publikum geöffnet.

Eine Gedächtnisfeier für den verstorbenen Professor Dr. van ’t Hoff veranstaltet die Deutsche Chemische Gesellshaft am 14. Mai, Mittags 12 Uhr, in der neuen Aula der Berliner Universität. Geheimrat Ostwald-Leipzig wird die Gedenkrede halten.

In der „Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins" {reibt O. Laden dorf (Leipzig) über Ursprung und Geschichte des Wortes „Götterdämmerung“. Das Wort verdankt seinen Ursprung einem \prahlihen Mißverständnis. Es entstand dur Ver- wechslung des altnordishen ragna rök, d. h. Göttershicksal, mit ragna rökkr, d. i. Götterverfinsterung, welchen dunklen Ausdruck \ich der Ueberseßer auf seine Weise zurecht deutete. Ueber die seltsame Neuschöpfung, die gleihwohl in Aufnahme kam, \chweigen sh die Wörterbücher bis auf Sanders aus. Weder Adelung noch Campe, noch Heyne buchen sie, im Grimmschen Wörterbuch ist der Buchstabe G noch unvollendet. Und do scheint der Ausdruck bereits gegen Aus ang des 18. Jahrhunderts ebildet zu sein. Ein literarisher Beleg frei ih ist erst aus dem Vabre 1804 zu erbringen. Da verwendet Jean Paul das Wort in seiner „Vorshule der Aesthetik“, in dem Abschnitt über die poetischen Materialisten und gibt ihnen s{huld, daß bei ihnen „die heidnische Götterlehre mitten in der jeßigen Götterdämmerung“ erscheine. Daß er das Wort noch als jung empfindet, zeigt er niht nur durch den Sperrdruck, sondern auch durch eine erläuternde Fußnote folgenden Inhalts an: „Mit diesem \chön - fürchter- lichen Ausdruck bezeichnet die nordishe Mythologie den jüngsten Tag, wo der oberste Gott die übrigen Götter zerstört“. er dur die Romantiker neu belebte Sinn für die germanishe Sagenwelt hat dann die Verbreitung des Wortes sehr befördert. Daher kommt es, daß der Ausdruck Heinri Heine . hon ganz geläufig war. So be- gegnen wir ihm zunächst als Ueberschrift eines Gedichtes der „Heimkehr“ (1826), das allerdings bei früheren Veröffentlihungen noch als Traumbild bezeihnet wurde. Aber die \innbildliche Verwertung des Wortes zeigt doch deutlih, wie sehr es dem Dichter vertraut war. Noch klarer wird das aus einer Stelle der „Französischen Zustände 1“, wo es in einem Berichte vom 30. April 1840 über den zwischen der Kammer und den Ministern tobenden Kampf heißt: „Daß sie nihts anderes wollen, nichts anderes hoffen, daß sie die endlihe „Götterdämmerung“ vorausseßen, verrät fi in allen thren Handlungen“. Nah solcher fühnen Uebertragung nimmt es nicht wunder, daß Richard Wagner das Schlußstück seiner großen Nibelungentrilogie, das er anfangs „Stegfrieds Tod“ betitelt hatt, \{ließlich auf diesen Namen umtaufte (Sonderdruck 1853, erst zehn Jahre später im Buchhandel). Seit den glanzvollen Aufführungen in Bayreuth aber erhielt der Ausdruck fast s{chlagwortartige Bedeutung und rief dadurh ein boshaftes Gegenstück hervor. Nießsche nämlih betitelte eine seiner leßten kritishen Fehdeschriften mit der ihm eigenen Meistershaft in der Verwendung höhnischer Klangspiele und \charf zugespißter Formen als: Göygendämmerung (1888), wobei das geistreiche Spiel durch das eigenartige Unterbild: „Wie man mit dem Hammer philosophiert“ no eine besondere Be- deutung erhält. Aber auch an entsprehenden Seitenstücken fehlt es niht. So überschrieb z. B. Max Nordau in seinem Buche über „Entartung“ (1892) das erste Kapitel mit dem Stich- wort: Völkerdämmerung, womit er die bäßlihe Vodewendung Fin de sidècle gleihsam verdeutshen wollte. So hat si die Uebersezung Gotterdämmerung im Laufe eines Jahrhunderts niht nur in unserem Wortschaßz fest eingebürgert, sondern sie hat auch manche verwandte Ausdrücke hervorgerufen und is zu einem beliebten Bilde für den Begriff des Unterganges überhaupt geworden.

Wohlfahrtspflege. Die Arbeiterhilfskasse der Hamburg-Amerika- Linie.

Im Jahre 1907 richtete die Hamburg-Amerika-Linie für die in ihrem Betriebe beschäftigten Arbeiter eine Hilfskasse ein, die den Zweck hat, den Arbeitern bei Krankheit in threr Familie eine Beihilfe zu den Kosten ärztliher Behandlung und Pflege fowie in sonstigen Fällen von Hilfsbedürftigkeit angemessene Unterstüzungen zu gewähren. Die Kasse, die von der Soztalpolitishen Abteilung der Hamburg-Amerika- Linie verwaltet wird, über deren Mittel indesscn ein aus selbst-

ewählten Vertretern der Arbeiter bestehender Auss{uß verfügt, hat im Sabre 1910 an Kassenmitglieder eine Summe von 10 643 „&, an den

enthalt von 73 Kindern in Lensterhof a. d. Ostsee 3650

AAEs everein sür Krankenpflege in den Familien 872 4, für den rena t ern in Le! A und zu Weihnahtsgeshenken für die Kinder der Mitglieder 1244 #

ausgezahlt. Die Summe aller Leistungen hat danach int ver- flossenen Jahre 16 408 4 betragen. Sie wurde ermögliht durch die Beiträge der Kassenmitglieder von wöchentliÞh 10 «K, zu- sammen 5036 4, dur die Beiträge der Hamburg-Amerika-Linie in gleiher Höhe, durch die Zinsen des von der Ge}ellschaft bereit- gestellten Stiftungskapitals von 200 000 #6 und dur sonstige Zu- wendungen von in8gesamt 11 372 4. Ende 1910 belief fich die Zahl der Kassenmitglieder auf 1089 Personen, die Zabl der Unterstüßungsfälle betrug im Jahre 1910: 648. Es ist zu hoffen, daß die Segnungen dieser Unterstüßungskasse, die si als eine Ergänzung der gele ih vorgeschriebenen Kranken- und Hilfskassen seit drei - ahren gut dewährt hat, zu in Zukunft dazu beitragen werden, das Verbältuis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern günstig zu beeinflussen und die Ee eines friedlichen Zusammenarbeitens immer deutlicher werden zu lafsen.