1891 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

L Se R E E T e E

Kaisers in England sei von glücklicher Vorbedeutung für eine ständige Dauer der freundshaftlihen und innigen Beziehungen, wclche so lange zum unschäßbaren Vortheil für die Erhaltung des allgemeinen Friedens und des Wohl- standes, sowie für die Jateressen der Civilisation zwischen den beiden Nationen bestanden hätten. Die Adresse giebt ferner der Hoffnung Ausdruck, daß dieses glüd- lihe Einvernehmen für alle Zeit andauern möge. Nach Jnempfangnahme der Adresse äußerte Seine Majestät: Er danke bestens der Korporation der City von London und hoffe, dieselbe werde sich unter der Regierung Seiner ge- liebten Großmutter stets des besten Gedeihens erfreuen.

Alsdann begaben Eich Jhre Majestäten der Kaiser “und die Kaiserin mit dem Prinzen und der Prinzessin von Wales, sowie mit den übrigen englishen und fremden Bar lPlelley in den großen gothishen Saal der

uildhall, wo das Frühstück eingenommen wurde. Der Lordmayor brachte dabei zuerst einen Toast auf Jhre Majestät die Königin und sodann einen solhen auf Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin aus. Jn dem leßteren Toaste sagte der Lordmayor : die Stadt habe schon oft Gelegenheit gehabt, aus- wärtige Herrscher in ihren Mauern zu bewillklommnen. Der gegen- wärtige Anlaß sei jedoch von einzig dastehendem Jnteresse, da der Kaiferlihe Gast ein Enkel von Englands geliebter Königin, ein Sohn der ältesten Tochter Jhrer Majestät sei. Sih zu Seiner Majestät dem Kaiser wendend fuhr der Lordmayor fort: „Eure Majestät erwies Sih als würdiger Nachfolger Eurer Majestät ehrwürdigen Groß- vaters, des großen Gründers der deutschen Einheit. Wir haben Eurer Majestät merkwürdige förperlihe und geistige Thätigkeit und unermüdlihen Eifer in Allem, was die Wohlfahrt des Volkes fördern konnte, mit Bewun- derung beobachtet.“ Der Lordmayor wies sodann auf das große Jnteresse hin, welches die jüngste Nede Seiner Majestät des Kaisers über die Erziehung bei dem englischen Volke hervorgerufen habe, und {loß mit dem Danke für die Ehre des Kaiserlichen Besuches.

Seine Majestät der Kaiser erwiderte hierauf nah dem „W. T. B.“ mit folgenden Worten:

„Mylord! Empfangen Sie Meinen hber;li&sten Dank für das warme Willkommen, wels Mir Seitens der Bürger dieser alten und edlen Metropole geworden. Ih bitte Eure Herrlihkeit, den- jenigen, in deren Namen Sie gesprochen, den Ausdruck Meiner Ge- finnungen gütigft übermitteln zu wollen. Jn diesem reizenden Lande habe Ih Mich \teis zu Hause gefühlt als Eckel ciner Königin, deren Name stets in Erinnerung bleiben wird als ein edler Charaëter und als eine Dame, die groß ift in der Weiéheit ibrer Rath- {läge und deren Regierung England dauernde Segnungen verliehen bat. Ueberdies läuft datselbe Blvt in englishen und deutschen Adern. Dem LVeispiele Meines Großvaters und unvergeßlihen Vaters folgend, werde Ich stets, soweit es in Meiner Macht liegt, die bistoris&e Freundschaft ¿wishen diesen Unseren beiden Nationen bewrabrcn, welGe, wie Eure Heérrli{hkeit erwähnte, man so oft neben einander gesehen zum S{uge der Freiheit und Gerettigkeit. Ich fühle Mi in Meiner Auf- gabe ermuthigt, wenn Ih sehe, daß weise und fähige Männer, wie Sie hier versammelt sind, dem Ernste und der EkrliŸ- keit Meiner Absichten Gerechtigkeit widerfahren lassen, Mein Ziel ist vor Allem die Aufrechthaltung des Friedens, denn Frieden allein kann das Vertrauen einflößen, welches zur gesunden Entwickelung von Wissenshzft, Kunst und Handel erforderlih ist. Nur fo lange Friede herrscht, stet cs Uns frei, ernste Gedanken den großen Problemen zu widmen, deren Lösung mit Villigkeit und Gerectigkeit Jh als hervorragendste Aufgabe Unserer Zeiten betrahte. Sie dürfen sih daber versitert halten, daß Jh fortfahren werde, Mein Bestes zu thun, die guten Beziehungen zwischen Deuts&land und den anderen Nationen zu erbalten und be- ständig zu ftärken, und daß man Mith ftets bereit finden wird, Mich mit Ihnen und denselben zu vereinen in einer gemeinsamen Arbeit für fricdlihen Fortschritt, freund\chaftliwen Verkehr und Förderung der Civilisation.“

Die Rede Seiner Majestät wurde öfters dur stürmischen Beifall unterbrochen.

Um 3 Uhr 15 Minuten traten die Majestäten den Themse- quai entlang die Rückfahrt nah dem Buckingham-: Palast an. Seine Majestät der Kaiser machte hierauf in Begleitung des Admirals Commerell in offenem Wagen eine Spazierfahrt im Hyde-Park.

Nachmittags begaben Sih Jhre Majestäten zu Wagen nach Honcester House, der Residenz des Herzogs von Cambridge, zum Diner. Zu demselben waren geladen: die Herzöge von Edinburg, von Fife, Connaught, Clarence, der Prinz von Battenberg, Prinz Christian zu Schleswig- Holstein, der Erbgroßherzog von Mecklenburg:Streliz, der Prinz Eduard von Sachsen-Weimar, der P-inz von Hohenlohe, der Botschafter Graf Hazfeldt, der Premier-Minister Marquis von Saliskury, der Kriegs - Minister, zah!reihe Generale und Admirale. Sämmtliche Geladenen waren in Uniform er- schienen. Die Tafelmusik wurde von dem Musikcorps der Garde-Grenadiere ausgeführt.

Am Abend fand zu Ehren Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im Buckingham-Palast ein großer Hofball ftatt. Der Ballsaal und die Zugänge zu demselben waren aufs Prachtvollste mit Blumen, Palmen und seltenen Pflanzen geschmückt. Das über- aus glänzende Fest v2rlief nach den Regeln der britishen Hofetiquette, die Toiletten entsprahen den bei den großen Hofempfängen der Königin üblichen. Die Musiker der Königin führten die Tanzmusik aus. Der Ball, welcher sich bis in die späte Naht ausdehnte, wurde von Seiner Majestät dem Kaiser mit der Prinzessin von Wales und von Jhrer Majestät der Kaiserin mit dem Prinzen von Wales eröffnet.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt angene in der

Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „R.-: u. St.-A.“ ver- offentlihten Nachweisung über die im Monat Mai d. J. auf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den Zügen mitPersonenbeförderung vorgekommenen Verspätungen haben auf 36 größeren Bahnen bezw. Bahnnezen mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 151,52 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt fih verspätet: 1329 Schnellzüge, 3024 Personenzüge und 307 zur Personen- sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende Züge, zusammen 4660. Von den fahrplanmäßigen Zügen mit

Personenbeförderung wurden geleistet: 14 476 105 Zugkilometer, 297 181 193 Achsfilometer gegen 13 911 732 Zug- und 268 165 482 Achsfilometer im Vormonat und gegen 13 232 497 Zug- und 295 851 801 Achsfilometer in demselben Monat des Vorjahres. Von den Verspätungen wurden 1852 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2808 Verspätungen zur Last fallen gegen 1187 im Vormonat und 2333 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vor- gekommenen Verspätungen entfallen auf 1 000000 Zugkilometer 194, 1000000 A{&sfilometer 9, mithin auf 1 000 000 Zug- kilometer 58 = 23 v. H. weniger als im Monat Mai des Vorjahres und 109 = 128 v. H. mehr als im Vormonat, und auf 1000000 Achskilometer 1 = 13 v. H. mehr als im Monat Mai des Vorjahres und 5 = 125 v. H. mehr als im Vormonat. Jn Folge der Verspätungen wurden 2191 Anschlüsse versäumt (gegen 2090 in demselben Monat des Vorjahres und 1243 im Vormonat). Bei 7 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 9 Bahnen Anschlußversäumnisse nit vorgekommen. Jn der Nahweisung sind diejenigen Bahnen, auf welhen Zuagverspätungen vorkamen, nah der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) _zwischen der Anzahl der von den fahr- planmäßigen, der Persfonenbeförderung dienenden Zügen auf 1000000 Zug- und 1000000 Adsfilometer entfallenden eigenen Verjpätungen geordnet. Danach nehmen die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrhei- nische) zu Köln, die Main-:Neckarbahn und die Kiel-Eckernförde- Flensburger Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen fiatt nah der Anzahl der Ver- 1pätungen nach der Anzahl der Anshlußversäumnisse bestimmt, jo treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrheinishe) zu Köln, die Kiel-Eckernförde-Flens- burger Bahn und die Neustreliz:Warnemünder Bahn an die ungünstigsten Stellen.

Der Finanz-Minister hat mittels Rundshreibens vom 9. Juli d. J. die Provinzial-Steuer-Direktoren von den Seitens des Bundesraths erlassenen Bestimmungen zur Aus- führung des Geseßes vom 8. Funi 1891, betreffend die Ab- änderung des Geseßes über die Besteuerung des Brannt- weins vom 24, Juni 1887, in Kenntniß gesest und unter Beifügungeines „Branntwein-Gebühren: Regulativs“ sowie einer Anleitung zur Bestimmung des Extraktsgehalts von Brannt- weinen dieselben aufgefordert, die Steuerstellen ihrer betreffenden Verwaltungsbezirke \{leunigst mit Anweisung zu versehen.

Der bisherige Spezial-Kommissar in Kassel, Regierungs- Rath Joens ist dem Kollegium der General-Kommission zu Münster als Hülfsarbeiter überwiesen worden.

S. M. Kanonenboot „Flt is“, Kommandant Korvetten- Kapitän A scher, beabsichtigt, am 12, Juli d. J. von Shanghai nach Tschifu in See zu gehen,

Königsberg, 10. Juli, Der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berleps\ch und der Finanz-Minister Dr, Miquel trafen nach der „Ostpr. Ztg gestern Mittag in Pillau ein, wo sie von den städtishen Behörden, den Steuer- und Hafenbeamten, Lootsen u. #. w. em- pfangen wurden. Nach der Vorstellung begab ih die Ge- sellshaft nah dem Bahnhofe, um mit cinem bereit stehenden Exirazug nah dem festlih geschmückten Neuhäuser zu fahren, wo man etwas nah 121/2 Uhr anlangte. Von hier begaben sih die Minister über Fishhausen nah Palmnicken zur Be- sichtigung der dortigen Bernsteinwerke und kehrten sodann mittels Extrazugs hierher zurück, wo die Ankunft um 61/, Uhr erfoigte. Bcide Minister begaben sih sodann nach Kranz und von dort heute früh auf dem Dampfer „Black“ nah Memel.

Sachsen.

Dresden, 10. Juli. Seine Majestät der König nahm, wie das „Dr. J.“ meldet, heute aus Anlaß der Verlobung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrih August, die Glückwünshe der Generalität entgegen, bei welcher Gelegenheit der General der Kavallerie z. D. à 1a suite des 2. Husaren-Regiments Nr. 19 Senfft von Pilsach noch der im Juli 1866 erfolgten Verleihung des höchsten sähsishen Kriegsordens, des Großkreuzes des Militär-St. Heinrichs: Ordens, an Seine Majestät gedahte und zu der nunmehr 25 jährigen Jnhaberschaft desselben die Glückwünsche der Armee zum Ausdruck brachte,

Oldenburg.

(H) Oldenburg, 10. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat für die ihm dargebrahten Glückwünsche seinen Dank durch folgenden Erlaß kundgegeben:

Mein lieber Minister Jansen! In Veraalassung Meines Ge- burtstages sind Mir wieder aus allen Theilen des Großherzogthums von Gemeinden, Vereinen, Festversammlungen und einzelnen Perfonen fo zablreihe Glückwünsche gesandt worten, daß Jh nicht im Stande bin, allen Einzelnen Meinen Dank auszuspceven. Diese vielfaben Beweise von Liebe und Anbängli&keit haben Mir große Freude be- reitet, und beauftrage Ich Sie, Meinen warmen Dank öffentli be- kannt zu geben.

Rastede, den 9. Juli 1891,

Ihr berzlih zugethaner Peter. An den Minister Jansen.

Sachsen-Altenburg.

x Altenburg, 10. Juli. Um die Mitte dieses Monats wird Seine Hoheit der Herzog von Schloß Camenz und Jhre Hoheit die Herzogin von Nauheim nach beendeter Kur zu längerem Aufenthalte in Schloß Hummelshain, der Herzoglichen Sommer - Residenz, eintreffen. Die Prinz Moriß'schen Herrschaften haben sich dieser Tage für längere Zeit nah Lieben stein begeben.

Lippe.

(W) Detmold, 10. Juli. Das Fürstenthum Lippe ist von den Unwettern am 1. und 2. Juli durch Hagel- schlag, Uebershwemmung 2c. schwer geschädigt worden, zumal in der Umgegend der Stadt Lemgo. Die Regierung hat daraufhin die Magistrate und Verwaltungsämter aufgefordert, sofort Ermittelungen über den Umfang der Hagelshäden im

Lande anzustellen und das Resultat binnen drei Wochen ein- !

zusenden, worauf alsbald der Landtag zu einer außer- ordentlichen Sißung zusammentreten wird, in welcher über eine aus Landeêmitteln zu gewährende Unterstüßung der Hülfsbedürftigen Beschluß gefaßt werden soll.

Lübeck.

Lübeck, 10, Juli. Seine Majestät der Kaiser übersandte laut Mittheilung des „W. T. B.“ anläßlih des heutigen 50 jährigen Doktorjubiläums des regierenden Bürger- meisters Dr, Behn ein Glückwunsch:-Telegramm aus Windsor. Die Georgia Augusta Universität in Göttingen erneuerte das Doktordiplom. Der Senat, die Bürgerschaft und der Bürger- ausschuß sandten Deputationen zur Beglükwünschung. Die Stadt war festlih beflaggt. i

Oefterreich-Ungarn.

Wien, 11. Juli. Das Abgeordnetenhaus ge- nehmigte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern ohne Debatte das in Bern getroffene internationale Uebereinkommen, betreffend den Eisenbahn-Frachtverkehr. Jn der hzutigen Sizung theilte der Justiz-Minister Graf Sh önborn dem Hause mit, daß mit der britischen Regierung Verhandlungen zum Schußze der Autorrechte im Gange seien, deren Abschluß demnächst erwartet werden könne.

Nach der vorgestrigen Sißung des ungarischen Unter- hauses wurde, wie der „Wien. Ztg.“ aus Budapest ge- meldet wird, im Klub der liberalen Partei der Minister- Präsident Graf Szapary Seitens des Klub-Präsidenten Baron Podmaniczky wärmstens begrüßt. Der Präsident iprah dem Minister für seine Rede den Dank und die Anerkennung der Partei aus, worauf dieser in herzlihen Worten dankte und betonte, all sein Bestreben sei lediglih darauf gerichtet, die in Berathung stehende hohwihtige Vor- lage mit Unterstüßung der Partei im Jateresse des Landes zu erledigen. (Langanhaltende lebhafte Eljenrufe.) Hierauf berieth der Klub einen Antrag des Abg. Jranyi, betreffend die Modifizirung des Wahlgeseßes, und wurde nah Auf- klärungen des Minister-Präsidenten beschlossen, daß die Partei in die Berathung des Antrages nit einzugehen wünsche. Jn der gestrigen Sitzung des Unterhauses hielt der Abg. Polo nyit die Schlußrede über die Verwaltungsvorlage, wobei er, nah einer Meldung des „W. T. B“, die regierungsfreundliche Presse angriff. Er erzählte, ein Journalist habe für einen Siy im Magnatenhause der Regierung seine Diensie angeboten. Nachdem der Minister - Präsident Graf Szapary diese Angabe zurückgewiesen, nahm der Abg. Gajary, Redacteur des „Nemzet“ zu einer scharfen Er- widerung auf die Reden Polonyi’'s das Wort. Beide Nedner zogen sich im Laufe der Erörterungen wieder- holte Ordnungsrufe zu. Die Bemerkung Gajary's, Po- lonyi's Denkweise sei niederträhtig, entfe}selte einen stür- mischen ununterbrohenen Lärm, sodaß der Präsident die Sizung suspendiren mußte. Nach Wiederaufnahme derselben trat Ruhe ein. Dann wiederholten \ich dur eine Bemerkung Gajary's die Lärmscenen und dauerten bis. zum Schluß der Rede fort. Jn Folge der gefallenen beleidi- genden Worte sandte das Mitglied der äußersten Linken Vec sey dem Abg. Gajary seine Zeugen. Gajary bestimmte gleichfalls seine Zeugen.

Großbritannien und Jrland.

Sämmtliche heutigen Londoner Morgenblätter be- sprechen die gestrige Rede Seiner Majestät des Kaisers in der Guildhall und drüdcken die Ueberzeugung aus, daß durch dieselbe die Bande zwishen den beiden Nationen noh fester geknüpft würden. Der „Standard“ konstatirt den überaus günstigen Eindruck, den die Rede dur ihre Fassung und den darin zu Tage tretenden großen Takt gemacht habe, Man habe in dem Kaiser einen wahrhaft großen, ge- wissenhaften und außerordentlich fähigen Herrscher zu begrüßen, vor Allem aber einen Freund und Alliirten und einen Freund und Alliirten aller Derjenigen, die keinen Krieg wollten und ein BVlutbad verabscheuen. Die „Times“ hebt hervor: Der Kaiser fei in die direkteste Berührung mit dem Herzen der Nation gekommen; er habe in der bündigsten Weise mit einer Aufrichtigkeit, für die seine ganze Lebenelaufbahn Bürge sei, erklärt, daß sein Lebenszweck vor Allem die Aufrechterhaltung des Friedens mit allen Nationen sei. Fn Frankrei scheine man zu übersehen, daß das sicherste Mittel, den Dreibund auf- zuheben, darin beitehe, den Beweis zu führen, daß der Drei- bund überflüssig sei.

Der Prinz von Wales enthüllte am Mittwoh in London in Gegenwart der höchsten Offiziece der britischen Armee das Denkmal des 1890 verstorbenen Feldmarschalls. Lord Napier von Magdala. Die Reiterstatue ist ein. Werk des verstorbenen Bildhauers Sir Edgar Böhm.

Der gestrigen Sißung des Unterhauses wohnte der Staatssekretär des deutshen Autwärtigen Amts Freiherr Marschall von Bieberstein in der Diplomatenloge bei. Das Haus genehmigte das Budget des Auswärtigen Amts, Jm Laufe der Berathung erklärte der Unter-Staatssekretär Fergusson: Die energishen Vorstellungen Englands hätten die Pforte veranlaßt, den Protest gegen die von den Persern beabsichtigte Befreiung des von den Kurden in So-udsch-Bulak festgehaltenen Mädchens, dessen Mutter Perserin sei, zurückzuziehen. Der Unter-Staatssekretär sprah dann weiter die Hoffnung aus, Frankreih werde nicht von der Antisklavereiatte zurüdcktreten, und wies die Behauptung zurück, daß die Anwesenheit der englischen Flotte in Venedig eine vorher arrangirte Kundgebung. gewesen sei.

Am 8. d. M. begann die Mobilisirung der briti- hen Marine für die bevorstehenden Flottenübungen. Jn Portsmouth wurden in Kriegsbereitschafst gesetßt die Schiffe - „Barham“, „Barrosa“, „Bellona““, „Hero“, „Zris“, „Latona“, „Rattlesnake“, „Traveller“ und aht Torpedoboote. Die im Medway und in Devonport liegenden pre erhielten am Donnerstag den Mobilisirungsbefehl. Gestern segelte das Kanalgeshwader vom Nore nah den Downs.

Frankreich. :

Paris, 11, Juli. Der Präsident Carnot empfing, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag den diesseitigen Bot- schafter in Berlin Herbette.

Der Staatsrath hat den Rekurs des Generals Hubert Castex zurücgewiesen, welcher seiner Zeit wegen einer den Minister-Präsidenten beleidigenden Ansprache an die Truppen mit der Hälfte seines Gehalts pensionirt worden war.

Der Minister des Jnnern Constans konferirte gestern mit dex Arbeitskommission über die finanziellen Folgen, welche das Geseg über Bildung einer Arbeiterpensions- kasje nah sih ziehen würde. Der Minister sprach die Hoff- nung aus, daß es leiht sein würde, die solhen Kassen zu- fließenden Summen unterzubringen und zu verwenden. Uebrigens müsse die Regierung in ihrer Aufgabe durch die S eniwidetung der gegenseitigen Hülfskassen unterstüßt werden.

_Die Deputirtenkammer verwarf in ihrer gestrigen Sigung mit 258 gegen 174 Stimmen den von VPelletan und Chiché eingebrahten Antrag auf Erlaß einer Amnestie für alle wegen der Vorgänge bei dem leßten Strike, sowie wegen politisher Vergehen Verurtheilten.

Die in Aussiht stehende, durch die Einführung des rauchschwachen Pulvers nothwendig gewordene Aen d e- rung der geltenden Bestimmungen über die Ab- haltung der Manöver, ist nat der „France militaire“ now nicht so weit vorbereitet, daß das Jnkrafttreten der neuen Bestimmungen schon für die Herbst- übungen des Jahres 1891 erwartet werden kann. Die technishen Comités haben Auftrag erhalten, ih über diejenigen Aenderungen s{lüssig zu machen, deren Annahme sie für die von ihnen vertretenen Waffen empfehlen zu follen glauben. Sie haben fodann die Ergebnisse ihrer Berathungen dem Chef des Generalstabs der Armee zu unterbreiten, welcher diese, nebst den von hocgestellten Offizieren eingeholten Gutachten, einer unter dem Vorsiß des Generals Thomassin aus den fommandirenden Generalen, den Divisions- und Brigade- Commandeuren, Obersten und Oberst-Lieutenants verschiedener Waffen und einem Kommandanten eines Fußjäger: Bataillons zusammenzurufenden großen Kommission unterbreiten wird. Die aus den Berathungea dieser Kommission hervorgehenden usse sollen dann zunächst im Lager von Châlons erprobt werden.

Rußland und Polen.

Wie die „Now. Wr.“ berichtet, ist bes{chlossen worden, neue Zweigbahnen auf bedeutend billigere Art zu bauen. Die neuen Linien werden \{chmalspurig, niht über 3 Fuß breit sein und je nah der Beschaffenheit des Bodens 7500 Rbl. pro Werst auf glattem, 9400 Rbl. auf hügeligem und 9500 Rbl. auf bergigem Boden kosten. Der Typus der neuen schmalspurigen Zufuhrbahnen ist vollständig ausgearbeitet, und es bleibt somit den Gouvernementslandschaften, städtishen Kommunalverwal- tungen, industriellen, landwirthschaftlichen und anderen Gesell- schaften und Korporationen nur noch übrig, den Lokalbedin- gungen entsprehend Pläne des neuen Eisenbahnnetes auszu- arbeiten. Um das für den Bau der Nährbahnen erforderliche Kapital zu beschaffen, wird auf den Eisenbahnen eine Tarif- erhöhung von 1/9 Kop. pro Pud geplant.

Belgien.

Alle zehn Fahre findet in Belgien eine Volkszählung statt. Die am 31. Dezember v. F. stattgehabte Zählung übt auf die Zusammensetzung der Volksvertretung einen bedeutenden Einfluß aus; sieben Senatoren und fünfzehn Deputirte find auf Grund der gewachsenen Bevölke rungszahl neu zu wählen, sodaß der Senat künftig aus 76, die Depu- tirtenfammer aus 153 Mitgliedern bestehen wird. Die neuen Senatssiße fallen, wie man dem „Hamb. Corr.“ s{hreibt, den Städten Brüssel, Antwerpen, Lüttih, Genf, Charleroi, Löwen, und Turnhout zu. Von den fünfzehn neuen Deputirtensißen entfallen je zwei auf Brüssel, Antwerpen und Lüttih, während die neun anderen Sigße auf die übrigen größeren Städte des Landes kommen. Daneben ist besonders bemerkenswerth, daß zwei Bezirke, Philippeville und Audenarde, in Folge der ver- minderten Einwohnerzahl je einen Deputirtensiß verlieren und diese Sige an die durch das Anwachsen dec Einwohner hierzu berehtigten Bezirke Namur und Eecloo abtreten müssen. Die bevorstehenden Neuwahlen werden somit wesentlihe Ver- änderungen in der Kammerzusammenseßung aufweisen.

Serbien.

Belgrad, 9. Juli. Die beabsiGtigte Begegnung des Königs mit der Königin Natalie anläßlich der Reise des Königs nah Rußland wird nach einer Meldung des „W. T. B.“ nicht stattfinden.

Schweden und Norwegen.

Stocholm, 10. Juli. Das französisheGeschwader ist heute bei Tagesanbruch bei Sandhamm eingetroffen und daselbst von einem kleinen s{chwedishen Geshwader empfangen worden. Später ging dasselbe bei Varxholm vor Anker. Der Admiral Gervais kam Mittags nah Stockholm. Abends findet, dem „W. T. B.“ zufolge, bei dem Minister des Autwärtigen Grafen Lewenhaupt ein Diner zu Ehren der französishen Gäste statt.

(F) Christiania, 8. Juli. Das Storthing hielt heute seine legte Sißung in dieser Session ab. Das Zollcomité theilte mit, daß die Zolleinnahmen im leßten Finanzjahre 22 792 000 Kronen, die Branntweinabgaben 3 684 229 Kronen und die Malzabgaben 2317 926 Kronen betragen hätten. Dur die Herabseßung des Zolles auf Zucker und Petr oleum sei nah Abzug der zu erwartenden größeren Einnahme durch vermehrte Einfuhr ein Zollveclust von 1517 000 Kronen zu berechnen. Mit. Bezugnahme hierauf beschloß das Storthing, die Ein- nahmen aus diesen drei Titeln mit 27 300 000 Kronen in den Budgetvoranschlag für das laufende Finanzjahr einzustellen, und zwar die Zölle mit 21 300 000 Kronen, die Branntwein- steuer mit 3 700 000 Kronen und die Malzsteuer mit 2 300 000 Kronen. Das Einnahmebudget wurde aledann mit 49 200000 Kronen und das Ausgabebudget mit 49 300 000 Kronen bewilligt. Der Fehlbetrag von 100 000 Kronen ist aus dem Baarbestande der Staatskasse zu decken. Der Präsident machte noch die Mittheilung, daß der Kreis Christiania des norwegishen Vertheidigungsver- eins dem Vertheidigungsdepartement eine Gabe von 60 000 Kronen zur Anlage einer Batterie auf der Haaö (am Dröbaksund) zur Verfügung gestellt habe. Abgeordneter Eng sah in dieser Gabe ein Mißtrauen gegen die Haltung des Storthings dem Vertheidigungswesen gegenüber, welcher Annahme der Abg. Lövenskiold widersprah und bemerkte: die Gabe sei uur ein Ausfluß der Liebe zum Vaterlande und müsse mit Dank angenommen werden. Auf den Vorschlag des Präsidenten wurde die Verwendung der Gabe im Sinne der Geber geneamiat Der Schluß der Tagung fand unter den erkömmlichen Ceremonien statt. Staats-Minister Steen verlas einen Königlichen öffentlihen Brief, kraft dessen er die Verhandlungen des vierzigsten ordentlichen Storthings für geschlossen erklärte, Mit dem Rufe: „Gott

bewahre den König, das Vaterland und das Bruderreich !“ trennten ih die Abgeordneten.

Dänemark.

Der König hat, wie „W. T. ©.“ aus Kopenhagen meldet, den Professor Dr, jur. Go os zum Kultus-Minister

ernannt. Afrika.

Congostaat. Die Regierung des Congostaats in Brüffel hat (wie s{hon in Nr. 159 d. Bl. kurz gemeldet) dieser Tage Seitens ihrer Beamten eine Reihe von Berichten erhalten, aus denen hervorgeht, daß die Congotruppen am oberen Congo in den Monater. November, Dezember und Januar {were Kämpfe mit den arabishen Sfklaven- jägern zu bestehen hatten. Sie waren überall siegreih und machten nah einem blutigen Gefecht bei Djabbir, wo aht Araber getödtet wurden, gegen 100 arabishe Sklavenjäger sammt ihrem Anführer Katanga zu Gefangenen. Dieser glänzende Sieg wurde vom Lieutenant Dejaiffe erfocten. Nicht minder glücklich war Lieutenant Milz in seiner kriegerishen Unternehmung gegen den arabischen Sklavenjäger- Häuptling Mirambo, dessen Lager er am 6. Dezember 1890 am _Rumbifluß vollständig zerstörte. Mirambo flüchtete mit dem Rest seiner Begleiter gegen die Stanley-Fälle, stieß aber hier auf die Streitkräfte des Lieutenants Fievez, welcher ihn an der Fortsezung der Flucht verhinderte. Da Lieutenant Milz seinerseits die Verfolgung fortgeseßt hatte, war Mirambo au der Rückweg abgeschnitten, sodaß er sich dem Statthalter der Stanley-Fälle auf Gnade und Ungnade eraeben mußte. Jn Folge dieser Siege kann die Gegend von Djabbir bis zu den Stanley-Fällen als von den Sklavenjägern gesäubert bezeichnet werden.

Aus Bagamoyo wird über Brüssel vom 10. Juli ge- meldet, daß Kapitän Jacques, der Chef der belgischen Antisklaverei-Expedition, mit seinen Begleitern und a On Bagamoyo verlassen hat, um \sich ins Jnnere zu egeben.

Kunft und Wiffenschaft.

S, Das vor Kurzem im Auftrage des Allgemeinen deutschen Spra®vbereins herausgegebene DeutscheNamenbüchlein bezeichnet der Verfafser, Professor Ferdinand Khull- Graz, als ein Haus- buch zur Mehrung des Verständnisses unserer beimis{hen Vornamen und zur Förderung deutswer Namengebung, und in dem voraus- geschickten Vorworte heißt es, der Verein eröffne mit diesem Bü- lein keine8wegs einen Krieg gegen diejenigen Namen, die seit vielen Jahrbunderten das Christenthum bei uns eingebürgert habe; allein die Ansicht, daß wir Deutshe auch bei der Namengebung nit nöthig bätten, in die Ferne zu s{weifen, werde gewiß die Billigung aller national fühlenden Deutschen finden, und es ersheine aub, nachdem die beiden leßten Jahr- zehnte das Volk \ih selbs wiedergegeben, der Wunsch als beretigt, daß unseren Kindern in ihren Namen eine dauernde Erinnerung an ihre nationale Zugebörigkeit {hon von den Eltern auf ihren Lebens- weg mitgegeben werde, eine zwar leise, aber unvertilgbare Mahnung, niht der Väter zu vergessen, die ibnen eirst in \chweren Tagen die Möglichkeit gewahrt, Deutsche zu sein. Die Sammlung, die über 1000 männli&e und gegen 600 weiblide, sowie mehr als 800 Heiligen-Namen enthält, welche letzteren noch in einer be- sonderen falendarishen Anordnung auf die einzelnen Tage des Jahres vertheilt sind, umfaßt Namen, die ursprünglich tbeils den einzelnen deuts{en Stämmen (Bayern, Franken, Alemannen, Gothen, Sa@sen), zum größeren Theile aber allen Deutschen eigen- ihümlich waren. Eine streng \{Geidende Sonderung nah den Volks- stämmen, wie sie vom wissenshaftliden Standpunkt aus gewüns&t worden, ist weder dem Vorstand des Vereins noch dem Verfasser für ein Büwlein passend erschienen, welches zum täglihen Gebrau der deutschen Volksgenofsen zu dienen bestimmt war; man wollte keine Trennung, sondern Einigung. In seinen einleitenden Aus- führungen betont der Verfasser, daß die altdeutshen Namen, da sie größtentheils Musterbilder des Lebens bezeihneten, denen ihre Träger ratstreben sollten, uns von Allem Kunde geben, was unsere Ahnen in der Welt der Sitte und des Sw{önen für erwünscht hielten. Daher die herrliwe Auslassung ron Carl Steub, in welcher er sagt: Es sauft und raus{t in den germanischen Namen von Kraft und Muth und Kühnheit, von Schlacht und Kampf und Sieg. Glänzend, leuthtend und berühmt zu werden, ward {on den Neugeborenen in ibren Namen als Lebensziel gestellt. Es klingt aus ihnen der todesmuthige Geist des Volkes, das ganz Europa bis zu den Säulen des Herkules, ja selbst das phönizishe Carthago und den Saum der libvs{en Wüste erobern follte! Und ebenso treffend kennzeihnet Carl Lucae die Weltanscauung. die \sich in unseren volksthümlichen Namen aus\priht. Was die Entstehung und Bildung der germani- hen Personennamen betrifft, fo ist sie durhaus dieselbe, wie bei den Griechen, Celten und Indern; sie ift ein uraltes indogermanishes Erbgut. Eingehende Untersuhungen haben ergeben, daß unsere bei- mischen Personennamen faft au8nabmêlos aus zwei Stämmen be- stehen und daß keineswegs alle Worte ohne Unterschied zur Namen- biloung herangezogen wurden, fondern hierzu nur einige ganz be- stimmte Gruppen verwendet worden sind. Da die alten Namen gewissermaßen eine bleibende Eigenheit ihrer Träger bezeibnen sollten, so baben sie wohl sämmtli ihrer Bedeutung nach als Eigenschafts- worte zu gelten, und auch dann, wenn der zweite Theil des Namens ein Hauptwort ist, bildet der Name selbs den Begriff eines Bei- worts. Wenn man auch bei der überwiegenden Mehrzabl der Namen die beiden Bestandtheile der Herkunft und Bedeutung nach kennt, so ist damit dod noch nit stets die echte alte Bedeutung des Namens festgestellt. Ursprünglich waren alle Namen ebenso verständlich, wie es für uns z. B. noch „Starkhand“ ift; allein zahlreiche Namen sind ihrem Sinne nach {on frühzeitig dunkel geworden. Wie ur- fundlih nachgewiesen ift, wünshte man nicht selten; für das Kind einen Namen zu finden, der die Namen der Eltern wiedergab, indem er je ein Wort von dem Namen des Vaters und der Mutter enthielt; so hieß die Tochter eines Theo dulf und einer Erkamberta: Theodberta und der Sohn eines Adalbod und einer In ghilde: Ingobod, Solchen Namen, die mit Rücksicht auf ihre Bestandtheile eine Ueberseßzung in das Neuhochdeutsche aus- \chließen, reihen sich Namen an, deren beide Bestandtheile Thier- namen, wie Arnulf (Aar - Wolf), Wolfram (Wolf - Rabe) bilden und die auch eine weitere Deutung nicht zulassen; bei der Mehrheit der Namen hat der Verfasser daher von dem Versu einer Deutung Abftand genommen. Das Namenbüchlein bringt dann eine umfassende Zusammenstellung derjenigen Namenworte, welche die Bestandtheile der in der bereits gekennzeihneten Samm- lung zur Berücksichtigung gelangten Personennamen bilden. Angesichts der hier gebotenen Fülle von Material müssen wir uns darauf beschränken, Einzelheitzn herauszugreifen. An die Be- zeihnungen von Gottheiten oder göttlihen Wesen und Begriffen, die mit dem Glauben in Verbindung stehen, reihen sh im weiteren Zu- sammenhange mit dem heidnishen Glauben unferer Ahnen Namen- bildungen mit Worten, welhe Heiligthum“, , Zauber “, „Opfer* bezeihnen und im Zusammenhange mit der heid- nishen Götterverehrung stehen, weiter die mit Thier- bezeihnungen gebildeten Namen, da die Thiere den _ ein: zelnen Göôttern heilig waren. Auch dem fkriegerischen Sinne unserer Ahnen verdanken zahlreiche Namen ihre Entstehung,

deren einzelne Theile Ausdrücke bilden, wele S{la&t und Sieg, Kühnbeit und Mutb, Krieg und Frieden, Eisen und Waffen bezeihnen. Da von den alten Deutschen neben der persönlichen Tüchtigkeit in Krieg und Frieden auch die edle Abstammung, die Zugehörigkeit zu adeligem Geshle&t und mättiger Sippe urd der freie, von den Vätern ererbte Besi hochgehalten wurde, so finden sch aut alle diese Begriffe in den Namenworten wieder. In einer weiteren Reibe von Personennamen spiegelt sid auÿ die Freude des namen- gebenden Vaters über Umgebung und Lage seines Hauses, sowie seine Liehe zu diesem selbst, in welhem er \sich als Herr und König fühlte, wider; so sind viele altdeutshe Namen mit „Hag“ und „Hain“, mit „Sal“ und „Heim“ gebildet. Die Beschränkung auf eine ganz bestimmte Zahl von Worten in der Bildung unserer Namen verursa@t die merkwürdige Erscheinung, daß in sehr vielen Fâllen zwei Namen einander gegenüber stehen, die aus denselben Worten, aber in umgekebrter Folge gebildet sind, z. B. Baltwin—Winebald; Baldulf—Wolfbald, Baltfrid—Fridebald, Ber{twald—Waldebert, BerteriG—Richbert, Harderih— Richard, Berther Herbert, Ferdinand —Nantfrid, Hartmann—Manhard, Gernot— Notger, Hildegund— Guntbild. Was die einftämmigen Vollnämen anlangt, so ist die Zabl derselben eine sehr geringe. Das Namenbüchlein fübrt bier nur die Personenramen Ernst (Ernest), Karl, Holda und Ila auf. Ern bedeutet den „ent\@lofsenen {ernsten) Kampf“ (Kämpfer), Karl den „Mann“ \ch{chlechtbin und ist vielleiht uralte Schmeichel- form zu Karlfrid oder einem anderen mit Karl zusammengeseßzten Namen Holda erscheint als alter Beiname ciner Göttin und kennzeihnet diese als die gütige, holde, während Ilsa wobl als Name eines weiblihen Wassergeistes zu erklären sein dürfte. Nach einer besonderen Besprebung der Kose- und Schmei&elnamen, deren Zabl eine nahezu unbegrenzte ist, {ließt der Verfasser seine einleitenden Auéführunzen zu der folgenden Namensammlung, die ledigli® den Zweck habe, Sucende auf die Schönheit und Menge heimischer deutsher Namen aufmerksam zu machen, mit der Erklärung, daß man mit dem deutschen Namenbüchlein den Wunsch Otto Abel's sciner Erfüllung habe näber bringen wollen: „Wenden wir ebenso, wie wir den Wust aus unserer Spra§e fortzuschaffen bes- müht sind, den die Geschmagdlosigkeit und Aftergelebrsamkeit der leßten zwei Jahrhunderte in sie gebraht haben, einen Theil dieses volfsthümlichen, nationalen Sinnes auc unseren Namen zu und lasset uns wieder zu gerechten Ebren bringen, was lange unverantwortlich vernachlässigt war !*“

Die Mittheilungen des Prof. Lannelongue über die von ihm bei Heilung der Tuberkulose erzielten Erfolge ma®en, wie der „Köln Ztg.“ geschrieben wird, in Paris begreiflihes Aufsehen, werden aber do§ im Ganzen mit großer Vorsibt aufgenommen. L. selbst ist der Erste, der die endgültige Bestätigung seiner Versude erst von weiteren Prüfungen erwartet, zu deren Vornahme er “eine Kollegen durch Bekanntgebung des Hiilverfahrens in Stand seßt. Das Verfahren besteht in Einspcißungen von Zinkchlorat, die auf- fallenderweise nit im eigentlihen Bacillenberde, sondern in dessen Um- gebung angebracht werden. Wie es \cheint, wird bierdurch eine völlige Aenderung des den Bacillenberd umgrenzenden Gewebes be- wirkt, die sie erstens befähigen, dem konzentrisSen Umsichgreifen der Bacillen erfolgreiwen Widerstand entgegenzusezezn, und die zweitens dem so infizirten Gewebe sozusagen eine Angriffskraft geben, die ih gegen den Bacillenherd richtet und die Bacillen tödtet oder ihre Wirksamkeit vernitet, Ueberrashend wenigstens für den Laien erscheint es dabei, daß nach Lannelongue’s Angabe Einsprizungen in den eigentlihen Bacillenherd ganz wirkungélos bleiben, In den bisher gemachten Veröffentlichungen ist auch von Versuchen mit zwei Lungenkranken die Rede, deren Zu- stand „gebessert“ fein soll, doch wird nit recht ersitli, wie man bei ihnen das Mittel angewandt hat. In der Hauptsache beschäftigen si Lannelongue's Versue mit tuberkulösen Erschcinungen, die ofen zu Tage liegen oder obne Schwierigkeit chirurgisch erreicht werd:n können, wie Gelenktuberkulose, tuberfulöse Geshwüre u. \. w. Bei den der Akademie der Medizin vorgestellten zwei Kindern war vollständige Heilung erzielt. Es handelte sch um Fälle der Gelenktuberkulose am Knie, bei denen die vollftändige und ungestörte Bewegungsfäbigkeit der Glieder wieder hergestellt ist. Da noch nicht genügend lange Zeit verflossen ift, glaubt Lannelongue die Frage des möglichen Rüdfalls nicht mit Sicherheit entscheiden zu können, doch meint er, daß das ganze flinishe Bild einstweilen entschieden gegen die Wahrscheinlibkeit eines solchen spreche. Man wird also, bevor man si ein Urtbeil bildet, weitere Versuhe abwarten müssen.

Der Vertrag z¿wishen der französischen und der griechisch{en Regierung, betreffend die AusgrabungeninDelphbi, it nunmebr ratifizirt und in der griechishen Kammer angenommen worden. Der Vertrag lautet nach griechis{en Blättern folgender- maßen: „F. 1. Die griehische Regierung überläßt der französischen das ausfsc{ließlihe Ret, in Delphi fünf Jahre lanz Aus- grabungen zu veranstalten. Die antiken Grenzen des Stadtgebietes von Delpbi, innerbalb deren die Ausgrabung sh zu halten kat, werden gemeinschaftlich von dem griechischen Ober-Aufseber der Alter- thümer und der Direktion des französischen Aräologiscben Instituts zu Atben geseßt werden. §, 2. Die griehishe Regierung übernimmt von den Koften der zur Erpropriirung der jeßigen Bewohner von Kastci (dem Dorfe, welches in den Trümmern von Delphi i angesiedelt hat) eine Summe bis zu 60009 Fr. § 3. Die französische Regierung übernimmt, die Aut grabungen auf ihre eigenen Kosten zu veranstalten, Griechenland wird Besiger aller der bei den Ausgrabungen zu Tage kommenden Kunstwerke, Alterthümer und sonstigen Gegenstände. Das Eigenthumsreht der zu expropriirenden Besißthümer geht auf die griehische Regierung über. §. 4, Die französische Regierung hat das auss{ließlihe Recht, alle Gegenstäzde, welche die Ausgrabungen zu Tage fördern werden, abzubilden und in Givs abzu- formen. Die Dauer dieses aus\{ließlichen Rechbts ist fünf Iabre und beginnt vom Datum der Auffindung des betreffenden Gegen- standes. Innerhalb deiselben Zeitdauer bat die französische Regierung das auësbließlihe Neht der Veröffentlihung der wissenschaftlichen und künftlerishen Resultate der Ausgrabung. §. 5. Die griechische Oberaufsiht der Alterthümer bat das Recht, einen eigenen Aufseher zur Ueberwahung der Ausgrabungen abzuordnen. §. 6. Der vor- liegende Vertrag bleibt 10 Jahre in Kraft vom Tage seiner Ge- nehmigung durch die Volksvertretung. §. 7. Beide Regierungen verpflichten sih, den vorliegenden Vertrag mözlihst bald der Ents scheidung ihrer Parlamente zu unterbreiten. §. 8. Die Bestätigungen werden in Athen fobald als mögli ausgetaus{cht werden. Dieser Entwurf stammt vom 4, Februar 1891 und erbielt am 13. April Gesetzeskraft.“ i E

(F) Bei dem Abbruch der alten Kire in Vist, in dec Nähe von Ulricehamn (Schweden), ist ein großer, \{öôn erhaltener Runenstein gefunden worden. In der Mitte des Steines befindet si ein Kreuz und die am Rande des Steines in altnordisher Sprache angebrahte Inschrift lautet in deutscher Ueberseßung: „Gere seyte diesen Stein seinem Bruder, er beschloß sein Leben in England.“ Der Stein rührt, wie das Kreuz erkennen läßt, aus dec ersten Zeit nach Einführung des Christenthums her.

Das Goethe-Denkmal, welches kürzlih im Fairmounts- Park zu Philadelphia enthüllt wurde, ist na den Schilderungen Sachverständiger ebenso {ôn wie das bereits daselbst vorhandene Sciller-Denkmal. Der „Hamb. Corr.“ giebt von dem Denkmal folgende Beschreibung: Jm Ganzen ift es 22 Fuß boch. Auf einem Poftament erhebt sih ein Sockel aus geschlifenem Granit, und auf diesem ein 6 Fuß bober broncener Würfel, welcher die Inschrift : „Gewidæet von den Deutschen Philadelphias, 1891“ trägt und mit dem Eichenfranz, dem Symbol der bürgerlihen Tugenden, und dem Lorbeer, der Ruhmetkrone des Dichters, ges{müdckt ist. Die Gestalt Goethe's, welche auf diesem Unterbau \ih erhebt, ist 9 Fuß bo, und der Bronceguß, welher aus der Gießerei der Gebrüder Bureau in Philadelphia_bervorging, if ein vorzüglicher, Die ganze Gestalt ift rubig und würdig gehalten und läßt neben der machtvollen Erscheinung das vornehme Wesen des großen Dichterfürsten erkennen. Goethe's Anzug ist eine genaue Nachbildung des Gewandes, wie es în den erften Jahren dieses Jahrhunderts üblich war. Der Bildhauer