1891 / 161 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

„ritte Münchener JFahres-Aussftellung von Kunstwerken aller Nationen.

suchen fie den momentanen Eindruck der Landschaft Jedes Material is ihnen dabei recht. Hubert Coutts malt Küstenbilder in Aquarell, so breit, so farbig, so leuhtend, daß die meisten Oelbilder daneben stumpf erscheinen. gleih wieder erlaubt ihm die Zartheit des Materials den : höchste Duftigkeit und Lichthelle zu Oft ist es nur ein Ton, auf den das ganze Bild 1 dessen Darstellung den Künstler reizte, wiez. B. inOlsson’s Bild „ein Windstoß“ nichts als das Aufwirbeln einer Wolke an dem in violette Töne getauhten Abendhimmel über öder Küste gemalt wird. Walton malt Wald und Wiese in silbergrauem Nebel, Hamilton Wald und Wiese bei starker Sonne, wo gegen dunkelblauen Himmel saf- tiges Laub steht, Edward Stott wieder malt in der See badende Knaben bei Sonnenuntergang, wenn der rothleuhtende Ball vom Horizont her grelle Lichter über die Strandwiesen wirft, seine gelblich rothe Gluth in die von reflektirten Wellen gie

festzuhalten.

Ueber die Eröffnung der Münchener internationalen Kunst- Jahres haben wir bereits kurz

ausstellung am 1. Juli dieses berihtet und den überaus günstigen Eindruck konstatirt, den E Allerdings wird man zugeben müssen, daß eine Steigerung gegenüber der vorjährigen Münchener Ausstellung keineswegs stattgefunden, obgleih das bei der stetig anwachsenden Konkurrenz auh auf diesem Ge- biete eigentlih nothwendig erscheint. Berlin haben bereits sämmtlich im Verlaufe dieses ihre eigenen Ausstellungen eröffnet und damit d des alten Künstlersizges München als Hauptkunstmarkt Deutschlands bedroht. kampf, so bedauerlih er auf der einen Seite erscheint, ist doch andererseits von guten Folgen begleitet. ausstellungen ursprünglich mehr in idealer Absicht gegründet, um den dafür Jnteressirten von Zeit zu Zeit Einsicht in den augenblicklihen Stand der vaterländishen Kunstentwickelung zu gewähren, so trat doch mehr und mehr das praktishe Element des BVilderverkaufs in den Vordergrund. Mit Genugthuung sieht man, wie neuerdings wieder in den ‘leitenden Künstler- kreisen die Anschauung durchdringt, daß bei dem wachsenden Wettbewerb nur derjenige Ort seinen Ruf erhalten kann, der den allgemein bildenden Werth seiner Ausstellungen in den Es liegt das auch im Jnteresse des Staates, der diese periodishen Unternehmungen unterstüßt. Die Mittel, welche hier gewählt werden, bestehen neben einer vornehmeren Ausstattung der dieselben geschmadckbildend auf die Besuher wirken, vor iehung der ausländishen Arbeiten, j Künstlergeneration angeregt, andererseits das Urtheil des Publikums vielseitiger Auch die Heranziehung älterer Arbeiten eriter Meister, die dem Ganzen eingefügten Kollektiv-Aus stellungen einzelner Maler, resp. Bildhauer, retrospektive Ausstellungen, Alles Wünschen wir, daß unsere großen Kunst- ausstellungen andauernd sich in dieser Richtung entwieln! Vergleichen wir daraufhin Berlin und München, so ist Berlin in mancher Hinsicht diesmal im Vortheil. Der Rührig- keit des Comités und der bereitwilligen Unterstüßung, welcher es von Allerhöchster Seite si zu erfreuen hatte, haben wir die Vollständigkeit unjerer Einsendung so

1 Bergen wie dem Wasser fie auf alle Besucher macht. ein Luftphänomen,

R Frühjahres ie Stellung seiner Eigenschaft Dieser Konkurrenz- Waren die Kunst- den Wiesen grün ßt und die badenden Knaben mit rothen Streiflichtern bemalt. Was in dieser Richtung si erreichen läßt, zeigt der Schotte Guthrie in seinen Farbenskizzen. Ent- übrigens das fleine, ausgeshlagene welchem dieses und verschiedener anderer Künstler Farben- skizzen vereinigt 1 Tonpapier mit breiten Pastellstiftstrih:n Farbeneindrück2; man sieht gewissermaßen in das Skizzenbuch eines Impressionisten, der Uebungen im Treffen von seltsamen Farbenzusammen- stellungen veranstaltet. Wie Kerzenliht, Lampenli t, Mond- liht im Zimmer, im Freien wirkt, wie Fleishtöne gegen helles Licht gestellt nuancirt werden, und dergl. mehr wird aus- Die äußersten Konsequenzen finden sih daneben in den Bildern Roufsel’s, die Manchem als völlig sinnlos er- scheinen mögen ; so sein Porträt des Malers Menpes, der in einem Zimmer mit hellrosa Teppih und braunrother Tapete in Fra und weißer Binde Plaß genommen. hängt nichts als eine kleine Photographie. „Sommerabend“, dem ganzen Bilde ganz gleihmäßigen graugrünen Ton Nur ganz oben am Abendhimmel , strihenen Graugrün ein Gestalt repräsentirend. Das Bild gleih im Sinne dieser Schule möglichst genau das Motiv behandelt, wie gegen blauen Abend- himmel die Masse des in Dunst gehüllten Laubwaldes, gegen diesen wieder ein vom Abendhimmel reflektirtes Seidenkleid __ Aber man darf behaupten, nur auf Lösung von imposant sie heute er muß, sofern sie ni nihts als Tonwerthe

züdend für mattgrüner

jedes Malerauge

Vordergrund stellt.

gebildet wird. An der Wand

Das Aeußerste

dient jenem Zweck. bereits so dunkel, daß man etwas dunkelblauer in dem ganz gleihmäßig hinge- Fleck, offenbar eine weibliche ist gewiß ernst gemeint, zu- ganz berechtigt, insofern es

großartige tretungen, berühmter Arbeiten ausländisher Galerien zu verdanken. seinerseits hat den Vorzug, {hon seit Jahren Künstler des Auslandes zu die bei uns faum oder nie erscheinen. diesmal München und Berlin, und das hier gebotene Bild der modernen Kunst wird dort vielfah bereichert und be-

„internationalen“

Ueberlassung

daß diese ganz einseitige, Farbenproblemen gerihtete Schule, so scheint, baldiger Auflösung entgegen gehen . cht neue Ziele sih seßen wird. Musiker, die Fingerübungen spielen, und Maler, die nichts als können zunähst durch die stupende ' Beifall der sie glänzen am Kunsthimmel nur, und werden vergessen

seinen ständigen Gästen zu zählen, Somit ergänzen sich

Die Münchener Ausstellung ist, wie früher, im Glas- palast, einem dem Berliner Ausstellungsgebäude ähnlichen glasgedeckten Eisenbau, untergebracht. den weiten Eingangssaal, in welchem eine phantastish ein- gebaute Kuppelarchitektur eine hohe Fontäne umsghließt.

Mehrere Bilder größten Formats, aber niht gerade beson- deren Werths, sind an die Seitenwände dieses Saales ver- wiesen. An derselben Stelle, die im Vorjahre Roll's groß- artiges Arbeiterbild einnahm, finden wir jeßt die „strikenden Bergarbeiter aus Borinage“ (von H. Luyten, Antwerpen). Die Entfaltung der rothen Fahne unter einem Haufen wüst schreiender, sich drängender, gekleideter Bergarbeiter ist der Jnhalt des Bildes. lih wird man in zwanzig Jahren, wenn der Reiz der Neuheit für solhe Vorwürfe geschwunden ist, dies Bild verurtheilen, weil die künstlerishen Mittel des Malers nicht ausreichen, um aus dem Gemälde etwas Besseres als ein Sensationsstück zu machen. Heute wirkt es noch einigermaßen. Daneben aber finden wir eine „Sirene“ von Kuschel, überlebensgroß, auf einem blaugelbvioletten Grunde Tönen gefärbtes Weib mit langflatterndem blauen Shhleier, eine übelgelungene Nahahmung der impressionistishen Phantasie- malerei Stuck's,

Je unerquicklicher diese Bilder sind, um so lieber wendet man sich zur Betrachtung der Sculpturen, die den Haupt- s{chmudck dieses Saales bilden. wir vor uns Werke Berliner Bildhauer, Siemering's Reiter- statuen „Bi2marck“ und „König von Sachsen“, H. Berwald's dann Büsten von

Wir betreten zunächst | so lange sie Technik Allgemeingut geworden.

Von den Jmpressionisten anderer Schulen unterscheiden 1d Shotten meist vortheilhaft durch die die troy Luft und Liht an Fülle nichts ein- t freidig wird wie auf deutschen Gemälden. ilen, vor Allem auf englishen Bildern, all dies Farbengewirr plößlih wieder wie ei dunkelen Wolken empfinden,

, sobald ihre

ih Engländer ur: kernige Farbe, büßt, nicht so [ei Auch bricht zuwe i n Lichtstrahl aus ein Erinnern durch an jenes Schönheits- oft bis zur Uebertreibung hier ge- Reid zum Beispiel, ausgestellt,

l am Themsestrand zwishen den verwittertzn Seemannsg Kinderköpfe mit großen blauen Un Fischweibern F. Beadle malt

durcheinander das sonst o

niht weniger Oelgemälde 1 läßt gern 1 estalten goldgelockte shuldsaugen, oder zwischen ; Mädchengestalt Í ; „Kampf und Sturm“, drei arme Bauer- frauen, die bei tosendem Unwelter Kartoffeln lesen, deren dritte aber, wie sie hohaufgerihtet gegen den W Bauernmantel unter der braunen Kapuze ein kennen läßt. Ueberhaupt darf man nicht nah jenen Stürmern und Drängern, die hier allerdings die Majorität bi schottishe Kunst beurtheilen, die ja auc, ganz anders sich präsentirt.

ein in grüngelbweißlichen indsturm sich eine herrliche edel geschnittenes Profil er-

E

Am Eingang gleich finden lden, die english- wie gesagt, in Berlin ) } An Ausnahmen fehlt es auch hier niht. Orchardson's „Mutter und Sohn“ giebt uns in einem reizenden Genrebild das Spiel einer zärtlihen Mutter mit ihrem gesunden, dicken Baby. Marianne Stockes malt als „Edelweiß“ die Halbfigur eines in weiße Tücher gehüllten Mädchens auf weißem Grunde, das Haupt mit den weißen Alpenblumen ge¡chmückt, von vollendete aber ohne jede Weichlichkeit höht flott h Sogar die Historienmalerei i einem Bild Ph. Steer's vertre „welsh Chief tans“ vor dem Sohne König Edward's des Ersten behandelt. Man sieht zwar nihts von den s{hwörenden äftige Mannesgestalt des Königs, emporhebt und zum Eidshwur Historishe Würde und Natürlich- em Bilde glücklich vereint.

Von den Norwegern empfängt man in Berlin den Ein- druck, als ob sie zumeist ihre bergumshlo}enen Fjorde malten. Hier, wo die Künstler von Christiania in einer kleinen, aber erlesenen Schaar vereint sind, treten andere Nordlandmotive hervor. Zuweilen wird der Sommer geschildert, oder Sinding malt Frühlingslandschaften, in denen zwishen Schneebergen blüthenbedeckte Obstbäume die Thäler s{chmüdcken, auch die Viehweide im Herbst, wohlgenährte Rinder im Grase wieder- Eigenartig sind einige Bilder E. Petersen's, der ahsene Bergseen im Abenddämmerschein gar fein und stimmungsvoll Thaulow an. „im Herbst“,

Seiner Majestät des Kaisers, B, Kruse und W. Scott. :

Weiter folgen einige Gruppen belgisher und italienischer Bildhauer, als deren vorzüglihste Fsaac de Rudder (Abon- dance, la Becquée), Ch. Samuel (heimfehrender Feldarbeiter, Denkmal des Volksdichters de Coster), ferner Julius Jordan (das Gehör) und St. Sinding (Barbarengruppe u. a.), Beide in Rom, endlich Trentanove (Otriade) aus Florenz hervor: zuheben sind. -

An den Eingangsraum reihen sich rechts die Säle mit Bildern außerdeutscher Künstler. Unter ihnen haben Engländer, Skandinavier und Dänen nah allgemeinem Urtheil vor allen Von der englischen Abtheilung, die zugleih auch die große Gruppe der schottishen Maler mit umfaßt, wird man in der That aufs Höchste überrascht. Fn Berlin sind es die großen Porträtmaler Shannon, Herkomer, Ouleß, Rihmond, welche im Verein mit den Vertretern der klassishen Richtung, wie Leighton und Alma Tadema, dem betreffenden Saale den Charakter vornehmer Größe verleihen. Wenn wir von Leighton's „Phryne“ absehen, so fehlt hier in München das antike Genre gänzlih, und unter den Porträts ragt nur eines besonders hervor, das, nah der Technik zu urtheilen, wohl Millais geschaffen haben dürfte.

Ein ehtes Kinderbi!d. jähriges Mädchen niedergelassen. sehr weite, faltige Kleid, der umgelegte Pelzkragen verstecken das Figürchen, die Hände vershwinden im riesigen Muff, und von dem kleinen Fräulein ist eigentlih nur das runde Kinder- gesihthen zu sehen, das mit süßen, unshuldigen Augen uns unbefangen anschaut, frish und \röhlih, voller Harmlosigkeit.

rishe und Fröhlichkeit find überhaupt die Vorzüge, deren ih diese Bilder fast sämmtlih rühmen dürfen, vor Allem die in überwältigender Fülle eingesandten Landschaften, in denen unbefümmert um Schablone der Technik, mit einer, auch vor dem Bizarren und Absurden nicht zurückscheuenden Kühnheit die heimishen Berge und Fluren schildern.

Auf sorgfältige Durhbildung des Details verzihten sie sämmtlich, Kühn die schwierigsten Licht- und Farbenprobleme

emar Fut Emre wrd

r Zartheit der Töne, ingestrichen.

st noch, wenn auch nur mit das den Treueid der

Häuptlingen, wohl aber die kr der seinen Knaben im Sthilde den Schwertgriff hinstreckt.

keit des Ausdruck2 find in d

Anderen sich hervorgethan.

ren

egrande hat \sich ein fünf-

Das nach englisher Act | baumumw

Nordischer Zwei Mal hat er hier Bergwasser dargestellt die Ufer stellenweise Wasser Eisschollen von den ] Und derselbe Thaulow malt dann die SG&önheit und Furchtbarkeit des Winterschnees , „Schneesturm“ ein Dorf begräbt, oder wie am \ „Februarnachmittag“ die Jugend des Dorfes auf dem hellen, glänzenden Schneefeld sich ergött. wird man selten

“, wenn {hon Schnee deckt und die grauen gurgelnden Bergen herabtragen.

alle Regel Schnee und Scchneewasser

so kalt gemalt finden, wie bei diesem

,_ Ein anderes Gebiet be Die nordi greller bla

1 L herrshen G. Wentzel, E. Soot u. A. hen Fischerhäuser, in denen alles Holzwerk mit uer, grüner, rother Farbe gestrihen wird, sodaß die

Rotterdamer Kunstsammlung | älteren, zum Theil längst verstorbenen Meistern an. Hier

volle Sonne augenblendende Effekte hier in die Zimmer zaubert, fie sind längst ein Lieblingsmotiv der modernen Malerei geworden. Nicht immer ist diese Toloristisch shwierige Aufgabe so glänzend gelöst wie hier. Und zugleih läßt uns Wenzel nicht bloß die Zimmer, sondern auch das Treiben ihrer Bewohner sehen. Jm „Austragstüberl“ sieht man den greisen Seefahrer, der die alten Tage friedlih im Sonnenschein am Herde verträumt, wie E. Soot im „Will: kommen“ uns in der offenen Hausthür die Begrüßung eines über Land zu Besuch kommenden Paares vorführt. Wenn {hon den Norwegern gegenüber den Schotten größere Wahr- heit in der Farbe, ein größerer Respekt vor der absolut genauen Wiedergabe der Natur eigen war, so wird man vor Allem bei den Dänen ih freuen dürfen über ihre einfache, ehrlihe Mal- weise, die au geniale Künsiler nirgends zu Effektstücken ver- führt, Ecnft nimmt hier ein Jeder seine Aufgabe. Vor Allem das Seelenleben dec Menshen wird mit dem, auh in der nordishen Literatur dominirenden Jnteresse an psychologishen Studien sorgfältig zur Darstellung gebracht. Wenn Kroyer z. B. eine französish-dänishe Ausstellungs- kommission malt, so begnügt er si teineswegs damit, die Figuren, welche hab von der Abendluft, halb vom Lampen- licht beschienen sind, in dieser ungünstigen Beleuhtung wunder- bar zu runden, im Raume gegeneinander zu gruppiren. Viel mehr scheint ihm noch daran zu liegen, den geistigen Ausdruck der verschiedenen Künstlerköpfe zu erfassen, in jedem Kopfe eine Charakterschilderung niederzulegen. Jn diesem Sinne malt auch Zuren 3. B. das Porträt der Frau Jacobsen , der Gattin des berühmten Kopenhagener Bierbrauers und Kunstmäcens. Selten findet man in einem, so unbedingt getreu der Natur nahzeshriebenen Frauenbildniß solhe Wucht der Farbe, solch impojanten, monumentalen Ausdruck, Unter den Genre- malern ragt Helsteòt hervor, der sih ja allerdings technisch niht mit den Vorgenannten messen kann. Seine „Vorlesung“ ist dennoch ein Meisterstück feiner Beobahtung. Der junge, magere, etwas überstudirte Gelehrte, der mit voller Ent- falfung der Dozentenwürde einen Kreis bildungsbeflissener Damen belehrt, die Frau des Hauses, die mit ruhiger Würde theilnimmt, die ältere Alles bewundernde Tante, der shwärmerish begeisterte Bakfish, die gespannt folgenden älteren Jungfrauen, das gelangweilte jüngere Töchterh2n Jeder kennt diese Typen, Jeder wird sie mit stilem Lächeln hier vollständig und unverkennbar wieder finden.

__ Und derselbe ruhige Ernst herrs{cht bei den Dänen auch in der Landschaft. Olsen malt die Ostsee bei Möen, nichts als die stille weite Fläche, die vorn in kleinen flachen durh- sihtig grünen Wellen über den tangbedeckten Grund fluthet, weiterhin die Silberwolken, zum Horizont hin das zarte Tief- blau des klaren Himmels spiegelt. Wer auf stiller Fahrt die Ostsee durchzogen, dem wird die Schönheit dieser einfachen Tonharmonie und dieser silbernen, an die besten holländischen Seemaler erinnernden Lichtfülle wohlvertraut sein.

Wie werthvoll die Betheiligung der vorstehend be- sprochenen Künstlergruppen für das Gelingen einer Aus- stellung sein kann, bedarf wohl keines besonderen Beweises, Es wäre lebhaft zu wünschen, daß es für das nächste Jahr Berlin gelänge, Engländec und Schotten, Norweger und Dänen zu einer umfangreihen Beschikung der Ausstellung zu veranlassen. Dieselben würden durch ihr hohes tehrisches Können, mehr aber noch dur ihr ect germanisches, poesie- volles Naturempfinden unferem Publikum \{chnell vertraut sein, __ Neben der Kunstbethätigung der germanischen Nationen tritt die der Nomanen hier in München stark in den Hintergrund. Spanien bietet in reduzirtem Maßstabe ein Spiegelbild der betreffenden Abtheilung der Berliner Ausstellung. Auch hier Historienbilder allergrößten Formats, auch hier eine Neigung, das Furchtbare, Nervenreizende behaglih breit auszumalen, wie das Munoz Degrain's „Liebende von Fernel“, oder Maura!s „Fulvia und Marc Anton“ beweisen. Leßterer malt den Augenblick, in welchem die schöne Fulvia sich beim Trink- gelage erhebt, um an dem ihr auf silberner Schale dar- gebrachten abgeshlagenen Haupte des Cicero die Zunge mit einer Nadel zu durchbohren. Es gehört eine bescndere Neigung dazu, ein solches Thema zu wählen für ein Bild, an das schon die ungeheure Che der Leinewand den betreffenden Künstler auf Jahre fesselt.

Farbenstrahlende Genrebilder kleineren Formates finden

wir, wie in Berlin, auch hier reihlih, reizende kleine Land-

schaftsskizzen von Enrique Serra, andalusische Reiterbilder von

Galofre, vor allem ein Arenabild von José Villegas, die

„leßten Augenblicke eines Stierkämpfers“ darstellend. In das

Kellergewölbe unter der Arena hat man den fich verblutenden

Toreador getragen, und um die Bahre, an der ein Weib

neben dem Priester kniet, stehen die Kampfgenossen im Gebet.

Jhre farben)cillernden VMaskeradenkostüme kontrastiren seltsam

mit dem Ecnste der Situation wie mit der Dunkelheit der

Kellerkapelle. i

Der modernen italienishen Kunst wohnt heute ein gewisser

Zug zum kleinlih Genrehaften inne. Leider sind hier fast aus-

\chließlich Künstler dieser Richtung vertreten, und die wenigen

Ausnahmen, wie Dall’ Oca-:bianca u. A., vershwinden unter

den übrigen, weniger für den Nachruhm als für den Verkauf

arbeitenden Genossen. So maht denn der italienishe Saal

so wenig als der angrenzende französish2 den erwarteten

Eindruck.

__ Freilih soll leßterer noch in nächster Zeit sih heben durch eine Sendung neuerer Bilder, die \ih vorläufig in der nun- mehr geschlossenen Pariser Ausstellung befanden. Augenblicklich ist unter den neueren Bildern nur eines auffallend, weniger dur seine Shönheit, als dur die Kühnheit der Behandlung, Besnard's großes Sonnenuntergangsbild.

__ Wenn si die untergehende Sonne auf bewegten Wellen intensiv spiegelt, pflegt vor unseren Augen ein unerträgliches Wellengewirre, Farbengefunkel , Lichtgeflimmer zu entstehen, pflegen die blauen Meereswellen und die rothen Sonnen- strahlen zu violetten Tönen gemischt uns vor den Augen zu tanzen. Gerade diesees Phänomen sucht Besnard festzuhalten,

und dadurch, daß er ein zum Bade sih rüstendes Mädchen im

Vordergrunde dunkel gegen die Farbenströmungen abhebt, das Auge zu beruhigen, den Kontrast aber zu steigern. Auch

wenn wir die Kühnheit dieses Versuhes bewundern, so ver- mögen wir do nicht anzuerkennen, daß er völlig gelungen ift, insofern nämlih weder die Wellen genügend als Wasser, noh Arme und Hals des Mädchens recht als Fleish wirken. Gerade der extreme Naturalist sollte über dem Farbeneffekt die Stoff- behandlung nicht vernatlässigen.

Die Mehrzahl der übrigen französishen, aus einer entliehenen Bilder gehören

F

ie Ausstelungskommission einen Fehler begangen, der e dweiate Einreihung der noh zu erwartenden Bilder wohl gut ger1aht werden könnte. Hätte man in historischer Folge eordnei, so ergäbe sih ein Ueberblick über die Geschichte der anzösishen Kunst etwa von 1840—1890, in dem alle hervor- ragenden Namen, wenn auch meist nur mit Bildern zweiten Ranges, vertreten wären. Statt dessen steht der Besucher rathlos, wenn er Werke der 40er und 50er Jahre hier neben den extremften Jmpressionistenarbeiten eines Monnet, wenn er Carolus Duran, Manet, Besnard, Bonnat, Raffet gemengt findet. Soll die Ausstellung dieser älteren Bilder belehrend wirken und nur in diesem Sinne können sie do dar- geliehen sein —, jo muß au dur entsprehende Aufstellung hierfür Sorge getragen werden. Max Schmid,

(Fortseßung folgt.)

Statistik und Volk8wirthschaft.

Bewilligte Altersrenten.

Laut einer im Kreisblatt für den Kreis Danziger Höhe ver- öffentlihten Nachweisung sind in dem genannten Kreise 101 Perfonen endgültig Alterêrenten bewilligt worden. Die niedrigsten Renten be- tragen 106,80, die höchsten 19140 # L i E

Im Kreise Lissa sind, dem „Pos. Tgbl.“ zufolge, bis jeßt bereits 155 Personen in den Genuß der Alterêrente getreten, davon 26 aus der Stadt Lissa, 25 aus den anderen Städten und 104 aus den ländliwhen Bezirken des Kreises.

Wokblfahrts-Einrichtungen.

In München hat si ein Comité zur Errichtung von Arbeite r- und billigen Beamten-Wohnungen gebildet. Daéselbe strebt die Gründung einer gemeinnüßigen Baugesellswaft an und wird in dieser Angelegenheit heute, Sonnaberd, im Sitzungssaale der Ge- méeindebevollmächtiaten eine Besprechung abkalten. Das Comité besteht aus den Herren Staats-Minister Dr. v. Müller, Regierungs- Präsident Frbrn. v. Pfeuffer, T Bürgermeister Dr. v. Widenmayer, 11. Bürgermeister Borst, Ober-Baurath v. Zenetti, Justiz-Rath v. Auer, Kommerzien-Ratb Brougier, Rechtéanwalt Dr. Dürk, Fabrik- inspektor Pôöllath, Ingenieur Heilmann.

Zur Arbeiterbewegung,

Ueber die Lohnbewegung der Maurer Berlins bemerkt die Berliner „Volksztg.“, sie shreite langsam vorwärts, doch sei dieselbe bis jegt nicht gänzlich resultatlos verlaufen. In einer Versammlung am 9. d. M. wurde festgestellt, daß an mehreren Stellen kleine Lohnaufbesserungen erfolgt seien, doch bleiben die Löhne dessenungeahtet noch immer hinter dem geforderten Stundenlohne von 60 zurück. Nachdem die „Centralisten“ in der deutshen Maurerbewegung den „Centralverband der Maurer Deutschlands“ gegründet haben, gedenken die „Lokalisten“ fich auh zu centralisiren und zwar mittels des Systems der Vertrauensmänner. Zu diesem Zwee findet am 19, d. M. eine Konferenz von Delegirten der Maurer Deutsch: lands, welche mit dem Vorgehen der Berliner, Braunschweiger, Halleschen und Königsberger Kollegen einverstanden sind und sih dem Centralverbande nicht angeschlossen haben, statt. :

Die Berliner Zimmerleute sind noh immer mit den Vorbereitungen zu einer Lohnbewegungs-Organisation be- schäftigt. Die unlängst gewählte Lohnkommission is zwar schon in Funktion getreten, doch werden zur Zeit noch die Wahlen der Vertrauensleute für die einzelnen Stadttheile vollzogen. Die also geshaffene Organisation soll gleichzeitig ein Bindeglied bilden zwischen der „Central-“ und „Lokal- organisation“, das ist zwishen dem „Verband der Zimmerer Deutschlands“ und der „Freien Vereinigung der Zimmerer Berlins und Umgegend“, :

_Am Dienstag fand, wie der „Vorwärts“ _beridtet, die konstituirende Mitgliederversammlung des „Politischen Klubs Berliner Buchdruckezr“ statt. Die Vereinigung beshloß, si „Sozialdemokratisher Klub der im Buchgewerbe beshäftigten Arbeiter“ zu nennen und genehmigte das vorgelegte Statut. :

In Leipzig besbästigte sich der „Lpz Ztg." zufolge eine von 200 Personen besfuchte Versammlung der S chGubhmactergehülfen am Donnerstag mit dem Strike der Arbeiter in der Fabrik von Greve und Sauer. Die Unterhandlungen der Ausständigen mit den Prinzipalen find erfolglos geblieben, auch wird ein den Ausständigen günstiges Ende dcs Ausstandes kaum noh erwartet, da sich sofort Ersaß für die leer gewor- denen Arbeitép!äße gefunden hat. Die Versammlung be- \ckloß. von den 21 der Unterstützung bedürftigen Strikenden die Ver- heiratheten mit 14 #, die Ledigen mit 10 #4 wöchentlih zu unter- stüßen und die letzteren thurlichft zur Abreise zu veranlassen, Eine Versammlung der Barbier- und Friseurgehülfen berieth gleidzeitig die Gründung eines Fachvereins und bes{loß, diese Angelegenheit einer Kommission zur Vorbesprehung zu übergeben S erst in einer späteren Versammlung endgültige Entscheidung zu refffen.

In Chemnitz haben, wie man der „Voss. Ztg.“ schreibt, zie

Sozialdemokraten besblofsen, in Anbetra{t der gegenwärtigen mißlichen Erwerbsverbältnisse und im Hinblick auf die im Herbst d. I. stattfindenden Landtag8wahlen von Beschickung des Brüsseler Kongresses abzusehen. In Leipzig is der Redacteur Wittich als Delegirter des Leipziger kreisßauptmannshaftilihen Bezirks ge- wählt wörden. In Mainz legten am Donnerstag in einer Bucdruckerei, in welher au eine Zeiturg gedruckt wird, alle dem Unterstützungs- verein deutscher Bu&drucker angehörigen Maschinenmeister und Setzer die Arkeit nieder, weil einige Verbandsmitglieder dur Nichtverbands- mitglieder erseßt worden waren und der Geschäftsinhaber ih weigerte, das von ihm verlangte \chriftlihe Versprechen zu geben, daß weitere Kündigungen unterblieben. Den Bemübungen des Gewerbe- gerits, welhes am Mittag als Einigungs8amt ¿usammentrat, gelang es, den Streit zu s{lihten. Gestern nahmen alle Ausständigen die Arbeit wieder auf.

Aus Paris berichtet man der „Köln. Ztg.“: Der Ausstand der Arbeiter der Orleans-Bahn erstreckt sih nach dem Hinzu- tritt der Rollwagenknewbte auf 800 Mann. Die Ausständigen verlangen jeßt : 1) Wiederanstellung der abgesetzten Arbeiter; 2) Ver- mehrung des Lobns; 3) Verringerung der täglihen Arbeitsftunden ; 4) feste Anstellung nad einem Dierstjahr. Die Rollwagen- nete fordern einen Lohn von 5 Fr. den Tag für die Katser r die Knechte die Ersteren erhalten bis jetzt 44, die Letteren

Fr. —; tägliGe Arbeitszeit von nit mehr als 16 Stunden ; Rechtfertigung bei den Geldstrafen; feste Anstellung nah einem Dienst- jahr ; Entbindung vom Pferdepußen und Morgens eine Essenspause Fein 20 Minuten. Von den Fuhrleuten hatte bis Donnerstag einer die Arbeit wieder aufgenommen; in den Werkstätten selbst hat die Bewegung keine weiten Fortschritte gemacht. Die Abgeordneten der Ausftändigen batten Besprechungen mit dem Obmanne des Pariser Gemeinderaths, der sich bereit erklärte, als Vermittler aufzutreten, Falls au die Gesellschaft ihn dazu auffordere. Heute Nachmittag

hatten die Vertreter eine Unterredung mit dem Direktor der Gesell- haft. Die Ausf\tärdigen zeigen ih bis jt sehr zuversihtli und troßig. Einer Meldung des „D. B. H.* zufolge forderten die Delegirten der \trikenden Arbeiter der Compagnie d'Orléans in der Verhandlung mit den Delegirten der Gesellschaft, daß leßtere die Vermittelung des Gemeinderatts annehme. Die Gesellschaft erklärte eine folhe Einmischung für unberehtigt._ Die Arbeiterdelegirten zogen darauf ihren Antrag zurück und kündigten an, daß sie ihre For- derungen schriftlid der Gesellshaft überreihen würden.

Ueber die Thâtigkeit der Königlichen Arbeitskommission in London theilt die Londoner „Allg. Corr.“ mit, daß am Mittreoch die Gruppe zusammen trat, welhe sich mit Erhebungen über die Lage der Bergwerks-, Eisen-, Maschinen-, Shwhiffs- bau- und verwandter Industrien befaßt. Zur Ver- nehmung gelange der Sekretär der Durham Beraarbeiter- Association W. H. Patterson. Nah dessen Ausfagen sind in der Grafschaft Durbam 70009 Arbeiter in Koblenbergwerkzn beschäftigt, von welhen 40 070 dem Gewerkverein angehören. Frauen- arbeit kommt nit vor. Bei Unfällen erhalten Arbeiter wödentlih eine Entschädigung von 5 b. und Knaben eine solche von 2 sh, 6 d. Hr. Patterson glaubt, daß Strikes, welche aus Differenzen wegen der Arbeitszeit und anderen Ursahen hbervorgingen, am Besten dur Schiedsgerichte beigelegt werden könnten. Seit Bestehen des Gewzrk- vereins habe die Zahl der Ausstände bedeutend nat -elafsen.

Der Durschnittsloßn der Bergleute sei 5 h. 11 d. per Tag. Außerdem erhielten dieselben freie Wohnung. Troßdem käme es jedoch vor, daß fie über die Unzulänglikeit derselben Beshwerde führten, wenngleih sie das freie Haus nit entbehren und nit gegen eine entsprehende Lohnerbößung aufgeben wollten. Nachdem noch der Abgeordnete J. Wilson die Aussagen Patterfon's im Allgemeinen bestätigt hatte, vertagte sich der Aus\{uß.

Land- und Forftwirthschaft.

Washington, 10. Jali, (W.T.B.,) Der A&XerbauberiHt für den Monat Juni bezeihnet die Qualität der Baumwollen- Ernte als mittelgut. Die Ernte babe sich um 39/0 gebessert und betrage jeßt 881/10 ?/o. Seit 1874 sei die Ernte nur in vier Jahren gleih niedrig gewesen. Gleiwwohl fei eine allgemeine Besserung er- folgt, im Staat Teras sei die Qualität sogar als gut zu bezeichnen. Indessen sei die Pflanze fast überall, insbesondere in den östliven Staaten im WaWsthum zurückgeblieben. Das endgültige Ergebniß der Ernte hänge vollständig von der Witterung ab,

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Sterblihkeits- und Gesundheitsverhältnisse im Monat Juni 1891,

Gemäß den Veröffenilihungen des Kaiserliben Gesundheitsamts sind in dem Monat Mai cr. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 185, in Breslau 27,5, in Königsberg 22,9, in Köln 23,9, in Kassel 15,8, in Magde- burg 21,7, in Stettin 25,2, in Altona 24,7, in Hannover 17,9, in Frankfurt a. M. 21,3, in Wiesbaden 20,6, in München 28,8, in Nürnberg 25,5, in Augsburg 34,9, in Dresden 22,3, in Leipzig 20,5, in Stuttgart 20,9, in Karlsrube 21,3, in Braunschweig 22,1, in Hamburg 23,0, in Straßburg 25,2, in Mes 18,1, in Amsterdam 23,8, in Brüffel 24,7, in Budapest 28,7, in Christiania 30,7, in Dublin 20,0, in Edinburg 22,0, in Glasgow 28,3, in Kopenhagen 24,5, in Krakau 30,8, in Liverpool 31,4, in London 25,5, in Lyon 21,2, in Odessa 20,2, in Paris 23,7, in St. Petersburg 30,9, in Prag 32,4, in Rom 26,0, in Stockholm 19,2, in Triest 23,9, in Turin (April) 30,6, in Venedig —, in Warschau 21,0, in Wien 27,9. (Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum von vier Woten, vom 3, bis cinschließlich 30, Mai zusammengefaßt worden.)

Der Gesundheitsftand im Monat Mai war in der überwiegenden Mehrzahl der größerenStädte Europas ein günstiger, doch etwas weniger günstia als im April. Die Zabl der deutsben Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (bis 15,0 pro Mille und Jahr) bat etwas abgenommen und sank auf 4 von 7 des Vormonats. Die Zahl der Städte mit günstiger Sterblikeit (bis 20,0 pro Mille und Jahr) war fast die gleihe wie im Vormonat (65 gegen 62), und wollen wir von diesen bier nur Aachen, Allenstein, Barmen, Berlin, Rirdorf bei Berlin, Bromberg, Celle, Elberfeld, Essen, Gleiwiß, Gnesen, Görlig, Guben, Han- nover, Hildesheim, Inowrazlaw, Kassel, Kattowiß, Koblenz, Krefeld, Kreuznah, Küstrin, Minden, Müßblhausen i./Th., Naumburg, Paderborn, Stolp, Stralsund, Thorn, Wandsbeck, Wesel, Wilhelmshaven, Hof, Eßlingen, Konstanz, Mann- beim, Rostock, Schwerin i. M., Gotha, Coburg, Bremen, Colmar, Mez und von außerdeutsen Städten Stockbolm erwähnen. Auch war in 56 Städten (der gleihgroßen Zahl wie in dem Vormonat) die Sterblichkeit eine mäßig hohe (bis 23,0 pro Mille und Jahr), aus welcher Zabl wir bier nur Asheréleben, S{öneberg (bei Berlin), Bielefeld, Bochum, Charlottenburg, Danzig, Dortmund, Erfurt, Flensburg, Feranfkfurt a. M., Gelsenkirhen, M.-Gladbach, Halber- stadt, Halle, Königsberg i. Pr.,, Königshütte, Magdeburg, Merse- burg, Münster i. W, Nordhausen, Pofen, Potsdam, Ratibor, Solingen, Trier, Wiesbaden, Fürth, Baugen, Dreêden, Leipzig, Cauníîtatt, Heilbronn, Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Darmstadt, Mainz, Offenbach, Eisenach, Oldenburg, BraunsHweig, Vernburg, Lübedck, Mülhausen i. E., und von außerdeutshen Städten: Dublin, Edin- burg, Lyon, Stockholm, Odessa, Warschau nennen wollen. Eine bobe Sterblichkeit (über 35,0 pr. M.) melden von deutschen Orten 7, und zwar: Langenbielau, Linden bei Hannover, Tilsit, Erlangen, Jngol- stadt, Meerane, Werdau; im Vormonat meldete nur eine deutsche Stadt eine so bohe Sterblichkeit.

Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Ge- sammtsterblihkeit war im Allgemeinen eine etwas größere als im April. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Stuttgart 51, in Berlin 60, in Hamburg 70, in Dresden 73, in München 114 Säuglinge; und zvar traten akute Darmkrank- beiten in zablreißen Orten, wie in Berlin, Breslau, Danzig, Elbing, Köln, Magdeburg, Zeiß, Münten, Augsburg, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Gera, Mülhausen i. E., Straßburg, Amsterdam, Budapest, Paris, St. Petersburg, Warschau, Wien u. a. zahlreicher zu Tage und endeten häufiger tödtlid, nur in Königsberg und Ham- burg bat unter den deutswen Städten die Zahl der Opfer an diesen Krankheitsformen etwas abgenommen. Dagegen haben akute Ent- zündungen der Athmungêé@egane in den deutschen Städten vielfah eine Verminderung erfahren und weniger Todesfälle hervorgerufen, wie in Barmen, Breslau, Essen, Hannover, München, Augsburg, Würzburg, Chemnitz, Stuttgart, Mann- heim, Bremen, Mülhausen i. /E. und Straßburg i/E.z in Aacen, Altona, Berlin, Dortmund, Elberfeld, Kiel, Köln, Posen, Stettin, Dresden, Leipzig, Braunschweig, Hamburg veranlaßten sie dagegen eine größere Zahl von Sterbefällen, als im April. In London, Christiania, Kopenhagen war die Zahl der Todeéfälle an diesen Krankheitsformen eine bedeutend gegen den Vor- monat gesteigerte, in Wien und Paris eine verminderte. Auch Todesfälle an Lungenschwindsucht wurden im Allgemeinen weniger als im April mitgetheilt. L

Von den Infektionskrankheiten wurden Sterbefälle an Masern, Scharlach und Genickstarre häufiger, an Diph- therie, Unterleibstyphus, Keuchhusten und Pocken seltener zur Meldung gebrabt. Mafern baben in Breslau, Frarkfurt a. O., Kiel, Magdeburg, Potsdam, München, Amster- dam, Edinburg, St. Petersburg, Wien und im April in Rom, New-York, Chicago, Bombay mehr, dagegen in Glasgow, Liverpool, London, Paris, Basel (im April) weniger, in St. Petersburg fast die

gleihe Zahl von Sterbefällen veranlaßt wie im Vormonat. Au Er- krankungen an Masern waren in Breslau, Frankfurt a. O.,, Wien,

Budavest, Edinburg, Kopznhagen, St. Petersburg urd in den Regie- rungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Posen, Stade, Stleëwig, Stettin u a zahlreicher. Das Scharlawb fieber hat in Breslau, Landshut i. Bay., Prag, Glasgow und im April in Moékau, New- York, Brooklyn, Chicago mehr, in Chemnitz, London, Paris und Sé. Petersburg weniger Sterbefälle veranlaßt als im Vormonat. Die Sterblichkeit an Diphtberie und Croup war in Frank- furt a. M, Lüdenscheid, Magdeburg, Stuttgart, Amsterdam, Gbriftiania, Kopenhagen, Krakau, London, Paris, St. Peters- burg, Wien eine kleinere als im April; în Berlin, Hannover, Linden b. Hannover, Remscheid blieb se die un- veränderte, in Breslau, Geestemünde, Kiel. Steitin, München, Dreêden, Leipzig, Bremen, Hamburg, Budapeft, Stockholm, Warschau und im April: in Rom, Moëtkau, Züriw, New-York, Brooklyn, Gß8icago und San Franzisko eine größere als im Vormonat. Er- krankungen und Todetfälle an Unterleibstyphus blieben auch im Mai selten. Jn Altona, Königsberg, Paris, London, Warschau, Wien, Budapest und (im April) in Moëkau, blieb ibr Vorkommen ein beshränktes; nur in St. Petersburg und (im April) in Cbicago, war die Zabl der Sterbefälle eine etwas gesteizerte. An Fleds-

typhus famen aus Odesa und Warschau“ vereinzelte, aus St. Petersburg und Moskau (April) mehrfahße Todes- fälle, aus den Regierungsbezirken Marienwerder und Posen

einige, aus St. Petersvurg mehrfahe Erkrankungen zur An- zeige. An Rückfallfieber würden aus Skt. Petersburg 16 Todesfälle und 110 Erkrankungen mitgetheilt. An Genick- \tarre wurden aus Metz (1), Kiel (2), Straßbura (3) und im April aus den größeren Städten Nord-Amerikas mehr?ahe Sterbefälle zur Kenntniß gebracht. Dem Keuchhusten erlagen in Beclin, ‘Man- ester und (im Ap:il) in New: York mehr. dagezen in Amsterdam, Glas8çow, Liverpool, Paris, London weniger Kinder als im Vor- monat, auch in Hamburg, Kovenkagen, Wien waren Erkrankungen an Keuchhusten nicht selten. Sterbefälle an Tollwutb kamen aus Bukarest 1, aus Moékau (April) 2, aus Rio de Janeiro (Februar) 1 zum Bericht. Ja London und Kopenhagen berrshte die Influenza epidemisch und verlief in ersterer Stadt in 1043, in legterer in 21 Fâllen tôdtlich. In Christiania hat die Epidemie im Laufe des Monats bedeutend abgenommen; im April forderte die Evidemie in Baltimore, Cincinnati und Chicazo wohl noch eine größere Zahl von Opfern, befand sich aber im entshiedenen RüFaange. An Podcken kamen vereinzelte Todesfälle aus Berlin, Neuf, Ratibor, Swweidniß, Amsterdam, London, Paris, Lemberg, New-York (Avril) zur Meldung; mehrfade aus Lyon und Alexandrien (März) je 2, au8Warschau 3, ausMoëkau( April) 4, aus St. Petersburg undChberior jes, aus Prag 9, aus Brüssel 22, aus Vonbay (Avril) 26, aus Wien 47, aus Lissabon (März) 34, aus Rio de Janeiro (Februar) 37, aus Marseille (Dezember) 84. Vereinzelte Erkrankungen kamen aus Berlin, Budapest, Breslau und den Regierungsbezirken Trier und Düsseldorf zur Anzeige. In größerer Zabl zeigten G die PoFen- Erfrankungen in St, Petersburg und Wien. In Rio de Janeiro erlagen dem gelben Fieber im April 909 Perfonen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in ObersGlesien. An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10/486, nit rechts- zeitig gestellt keine Wagen. In OberscGlesien sind am 9, d. M. gestellt 3940, nickt reGtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastation8-Resultate.

Beim Königlihen Amtsgericht I. Berlin stand das nacbverzeihnete Grundflück zur Versteigerung: Grundstück in der Graefestraße 35, dem Zimmermeister Hermann Fitner gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 198 000 M festgeseßt Für das Meistgebot von 216 000 A wurde der Fabrikant Reinh. Mobkr, Graefestrafie 31, Ersteher.

Beim Königlichen Amtsgeribt Il Berlin standen die nabverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundbu von Hohen-Schönhausen Band 7 Nr, 218, zu Hohen-Schönhbaujen belegen, dem Gärtner R. Lehne gebörig. Das geringste Gebot

wurde auf 120 # festgeseßt. Für das Meistgebot von 18 150 4 wurde der Kaufmann Th. Gulih zu Berlin, Landsberger Allee 151, Ersteher. Grundbu von Reinickendorf, Band 36 Nr. 1113, zu Reinickendorf belegen, dem Kaufmann Alfred Guercke zu Berlin gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 130 #4 festgeseßt. Er- steher wurde der Fabrikant F. O, Rauch zu Berlin, Andreasstraße 40, für das Meistgebot ron 4130

Berlin, 10, Juli (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz) Butter: Hof- und Genoß en- \chastsbutter Ia. 90—9N2 A, Ia 87—89 A, Illa. —, do. abfallende 78—83 F, Land-, Preußische 70—72 #, Netbrücher 68—70 M, Pommershe 68—70 4, Polnishe 70—72 , Bayer. Sennbutter #, do. Landbutter M, Shlesische 68—72 S6, Galizisbe 66—68 Æ Margarine 40—70 Æ Käífe : Scchweizer, Emmenthaler 93—98 #4, Bayerischer 75—78 4, do. Ost- und Westpreußischer Ta. 72—78 Æ, do. Ila 60—65 A, Holländer 85 —90 M, Limburger 38—44 #4, Quadratmagerkäse Ia. 18—22 M, do Ila, 14—16 Schmalz: Prima Western 17 2/0 Ta. 39,50 , reines, in Deutschland raffinirt 42,50—44,50 #, Berliner Braten- \chmalz 44,50—48,50 A Fett, in Amerika raffinirt 37,50 , in Deutsbland raffinirt 39,00—4100 # Tendenz: Butter: Stimmung und Preise haben si ferner befestigt. Schmalz: ruhig.

Leipzig, 10, Juli (W. T. B) Kammzug + Teemin- handel. La Plata. Grundmz:ster B. per Juli 4,322 6, per August 4,35 M, per September 4,375 A, per Oktober 4,40 A, per No- vember 4,40 #, per Dezember 4,40 Æ, per Januar 4,37 M, per Februar 4,37} A Umsay 25 000 kg. Kaum behauptet. Ä

Wien, 10. Juli. (W. T. B) Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 11. bis 17. Juni cr. 159 084,82 Fr., vom 1. Januar bis 10. Juni cr. 4 556 573,38 Fr., zusammen seit Beginn des Betriebsjahres 4 715 658,20 Fr.

London, 10, Juli. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten. . -

Manchester, 10. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5F, 30r Water Taylor 85, 2r Water Leigh 77, 30r Water Clayton 7F, 32r Mock Brooke 73, 40r Mayoll 85, 40er Medio Wilkinsox 9, 32r Warpcops Lees 74, 36r Warpcops Rowland 7F, 4or Double Weston —, 60r Double Courante Qualität —, 32“ 116 yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 160, Ruhig.

Glasgow, 10, Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe on Robeisen in den Stores belaufen sich auf 510 958 Tons, gegen 702 626 Tons im vorigen Jahre. : = N

Die Zahl der im Betriebe befindlihen Hohöfen beträgt 71 gegen 80 im vorigen Jahre. i

Lissabon, 10. Juli. (W. T. B) Naÿh amtlid§er Verlaut- barung wird der durch Dekret vom 10. Mai d. I. festgesetzte U m- lauf der Billets der Bank von Portugal bis zur Um- gestaltung des Münzsystems aufrecht erhalten. Die Bank wird jedo im Einvernehmen mit der Regierung ihre Billets nah Maßgabe der Ergänzung ihrer Metallbestände konvertiren können. Die Bank von Portugal wird gegen Metall oder gegen ihre Billets alle Billets der übrigen Emissionsbanken umtauschen, denen ein Kredit von 2000 Contos Reis eröffnet ist.

New-York, 10. Jali. (W. T. B) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 9900 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 15000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 8000 Ballen. Vorrath 262 000 Ballen.