1891 / 171 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Sachsen-Coburg-Gotha.

Gotha, 22. Juli. Jn der heutigen Sizung des gemeinschaftlihen Landtages beider Herzogthümer wurde ein Antrag eingebracht auf Herabseßung der Finanz- periode von vierauf zwei Jahre und ein weiterer Antrag auf Ueberweisung der Justizangelegenheiten von dem gemeinschaftlihen Etat auf die Einzel- Etats der Herzogthümer. Der Staatsvertrag mit Bayern wegen der Besteuerung der innern Erzeugnisse in dem Herzog- lihen Amtsgerihtsbezirk Königsberg, und die Vorlagen über die juristishen Prüfungen und die Vorbereitung zumhöherenFustizdienst wurden angenommen, ebenso die die Dienstverhältnisse der Gerichtsschreiber und -Gehülfen betreffende Vorlage in einer abändernden Fassung, der die Regierung ihre Zustimmung gab. Dagegen lehnte, wie die „Goth. Ztg.“ be- richtet, der Landtag die Vorlage über Gewährung einer Unterstüßung von 30000 an das Hoftheater vom 1. Juli 1891 an ab, weil diese Angelegenheit keine gemein- schaftliche, also der Landtag nicht zuständig sei. Der gemein- \chaftlihe Landtag wurde darauf vertagt. Elsaß-Lothringen.

_ Straßburg, 22. Juli. Die Feierli{keiten anläßlich der Bischofsweihe fanden dem „W. T. B.“ zufolge heute ihren Abschluß mit einem Festmahl bei dem Statthalter Fürsten von Hohenlohe, welhem die Spigzen der Civil-, Militär- und kirhlihen Behörden beiwohnten. Der Statthalter beab- sichtigt, beute Naht nah Alt-Aussee abzureisen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 23. Juli. Dem „Fremdenblatt“ zufolge ent- behren die Gerüchte, daß das österreihishe Finanz- Ministerium mit der Kreditanstalt ein Uebereinkommen wegen B egebung der Tilgungsrente geschlossen habe, jeder Begründung, da das Finanzgeseß noch gar nit fsanktionirt sei und überdies im Finanz-Ministerium kein Geld- bedarf herrsche.

Jn der vorgestrigen Sißung des ungarischen Unter- hauses wurde nah der „Wien. Abdpost“ die Debatte über die Verwaltun gsvorlage geshlossen. Nach einer kurzen Schlußausführung des Refe:enten Abg. Desider Perczel sprach sich der Minister-Präsident Szápáry im Sinne seiner früheren Erklärungen gegen die Beschlußanträge Prónay's und Györy's aus. Er habe sagte der Minister- Präsident während der Debatte über den Titel der Vorlage aus dem einfahen Grunde das Wort nicht ergriffen, weil während dieser Debatte, die mehr als eine Woche gedauert habe, am Wenigsten vom Gegenstande der Debatte die Nede ewesen sei. Wenn es einzelnen Abgeordneten gefallen habe, der Be- oa der Hauzordnung, nach welcher es nicht erlaubt sei, vom Gegenstande der Berathungen abzuweichen, entgegenzuhandeln, fo halte er es doch mit seiner Stellung für unvereinbar, diesem Beispiel zu folgen. Bezüglih der Garantiegeseße bemerkte der Minister-Präsident, daß an denselben fortwährend gearbeitet werde und fie in ihrer natürlichen Reihenfolge zur Vorlage gelan- gen werden. Der Minister-Präsident verwies diesbezüglih auf die jüngst eingebrachte Vorlage, betreffend die Kurialgerichtsbar- keit inBetreff der Abgeordnetenwahlen, und erklärte weiter, er habe dieser Tage Gelegenheit gehabt, sih mit der Verwallungsgerichts- Vor:age zu befassen; er hoffe, in möglichst kurzer Zeit dieselbe unterbreiten zu können. Der Minister-Präsident betonte neuer- lich, die Regierung werde in dieser Beziehung keine Prefsion auf sich ausüben lassen, aber sie werde auch ohne Pression ihre Pflicht erfüllen. Nach den Schlußreden der Abgeordneten Freiherr von Prónay und György wurde die Beschlußfassung über den Titel und die zu demselben eingebrahten sechs Beshluß- anträge da zwanzig Abgeordnete die namentlihe Ab- stimmung und zwanzig Abgeordnete die Verschiebung derselben verlangt hatten vertagt.

In der gestrigen Sißung erklärte dem „W,. T. B.“ zu- folge der Minister-Präsident in Beantwortung der Jnter- pellation des Abgeordneten U gron, betreffend das rauqch- lose Pulver, die Behauptung, daß die Geschütze diesem

Pulver nicht enlsprächen, sei völlig unbegründet, vielmehr entsprähen die jeßigen Geshüße dem neuen Pulver, im Ganzen werde nur eine unbedeutende Modifikation der Zünder und der Geschosse nothwendig, wozu jedoch neue Mittel nicht verlangt würden. Ebenso sei die Behaup- tung unbegründet, daß das neue Pulver nicht aufbewahrt werden könne, das neue werde ebenso aufbewahrt wie das alte, Be- züglich der Proben sei es niht möglich, ein Urtheil zu fällen, da die Sache noch zu neu sei. Der Jnterpellant und das Haus nahmen von der Antwort Kenntniß. Jn Beantwortung der Fnterpellation des Abg. Ugron über den Dreibund erklärte Graf Szápáry, es sei allgemein bekannt, daß dem im Fahre 1879 abgeschlossenen, am 3. Februar 1888 publizirten Defensivbündniß zwishen Oesterreih-Ungarn und Deutschland später auch Ftalien beigetreten sei. Es sei ferner eine Thatsache, daß Jtalien der mehrjährigen Verlängerung dieses Bündnisses zugestimmt habe. Ec glaube, das Bewußt- sein, daß die weitere Aufrehterhaltung des rein defensiven, auf friedliher Gräandlage bestehenden Bündnisses gefichert sei, könne Jedermann nur zur Beruhigung dienen. Eine Vorlage Betreffs Fnartikulirung des Vertrages könne die Regierung dem Hause nicht unterbreiten. Die Antwort des Minister- Präsidenten wurde mit überwiegender Majorität zur Kenntniß genommen. Auf eine Erwiderung Ugron's, in welcher der- jelbe auf die feindlihe Haltung eines Theiles der deutschen Presse hinwies, bemerkte der Minister-Präsident, man könne hierfür niht die deutshe Regierung verantwortlih machen, welche durch zahlreihe, auf lange Zeit zurückdatirende That- sachen bewiesen habe, daß sie sowohl der österreihish-ungarischen Monarchie wie auch Ungarn gegenüber von dem größten Wohlwollen erfüllt sei, Er hoffe auf eine weitere Festigung Des seit 1879 ununterbrohen bestehenden freundschaftlichen Verhältnisses, wenn der nunmehr abgeschlossene österreihisch- deutsche Handelsvertrag Geseteskcaft erlangt haben werde.

Aus Mostar wird gemeldet, daß in der herzegowini- \chen Grenzzone gegenwärtig volle Ruhe herrshe. Es sei jedoh Thatsache, daß eine montenegrinishe Bande am 5. Juli bei Zljenie, Bezirk Bilek, die Grenze über- schritten habe. Die Bande sei indessen sofort mit einer Gendarmerie - Patrouille zusammengestoßen und habe mit Verlust eines {wer Verwundeten über die Grenze zurücflühten müssen, Von montenegrinisccher Seite wird, nah einer Meldung des „W. T. B “, die Nah:

Großbritannien und Frland.

Der Kronprinz von Ftalien is gestern Nahmittag 51/2 Uhr auf dem Bahnhof von Charing Croß in London eingetroffen und von dem Prinzen von Wales empfangen worden. Die Königin hat dem italienishen Thronfolger den DRE D während seines Aufenthalts zur Verfügung gestellt.

Dem Lo rdmayor von London ist, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß des Empfanges, welher Seiner Majestät dem Deutschea Kaiser Seitens der Bevölkerung der englischen BOPlnall zu Theil wurde, die Baronetwürde verliehen worden.

Frankreich.

Paris, 23. Juli. Der Contre - Admiral Brown

de Colstonn ist laut Meldung des „W. T. B.“ zum Vize- Admizal und Contre: Admiral Vivielle zum Marine: Kom- mandanten für Algier ernannt worden.

Rußland und Polen.

__ Die Königin von Griechenland ist, den „Nowosti“ zufolge, am 19. d. M. aus Fliinskoje in Pawlowsk eingetroffen. An demselben Tage kam der Großfürst Sergius Alexandrowitsch aus Moskau in Si. Petersburg an.

Für die Uebungen der Lagertruppen in Krajs- noje Sselo hat der Ober-Kommandirende, Großfürst Wla- dimir Alexandrowitsh nah dem „R. Fnw.“ für die Zeit vom 16. Us 29, Juli (a. St.) nachstehendes Programm fest- geitellt :

Am 16, Juli, Morgens Inspektion der Schieß übungen der Artillerie; vom 17. bis 20. Juli kleine Detachements-Manßöder nach Anordnung der Divisions-Chefs; am Abend des 20. Juli Preis\ießen der Untermilitärs; am 23. Juli, Morgens erstes und zweites Manöver, Regiment gegen Regiment, und Abends drittes und viertes Manöver, Regiment gegen Regiment; am 24. Juli, Morgens erstes Manöver, Brigade gegen Brigade, Abends zweites Manöver, Brigade gegen Brigade; am 25. Juli, Morgens und Abends drittes resp. viertes Manöver, Brigade gegen Brigade; am 26. Juli, Morgens Revue der Militärschulen, Abends erstes Manöver. Division gegen Division urd am 27. und 29. Juli, Morgens zweites resp. drittes Manöver, Division gegen Division. Das Programm der ganzen Lagerperiode dann noch eingebend rekapitulirend, \hlicßt der „R. Inw.“ seinen Bericht mit der Bemerkung, daß bei den dietjährigen Uebungen hauptsählih bemerkenswerth ist: die in auêëgedebnterem Maßstabe vorgenommene Entwickelung des Swhatf- \chießens bei den Detachements - Manövern aller drei Waffen- gattungen, die Anwendung eines vervollklommneteren Ver- fahrens bei Nachtgefewt:n, die Versuche mit verschiedenen Mustern für die Auêrüstung der Truppen, von denen namentli eine be- sondere Art hermetisch \{ließender Kessel, Lanzen mit Bambus- schäften, besondere Apparate sür den Telegraphen- und Telephon- dienst und die Anwendung von Velocipedes bei der Infanterie für den Nacbri@tendienst anzuführen sind. Im Vergleih zu den Vor- jahren zeihnet sich die diesjährige Lagerperiode darch eine Reduktion der Paraden wie überhaupt dadurch aus, daß fast ÄÂlles den äußeren Schein Betreffende in Wegfall gekommen ist und bei den Uebungen nur, der einzige Zweck obwaltet: möglichst vollkommene Ausbildurg für den Krieg bei cngstem gemeirschaftlihem Handeln der ver- schiedenen Waffengattungen.

Ftalien.

Zum 25. Jahrestage der Seeshlacht bei Lissa (20, Zuli) schreibt „Fanfulla“: „Jtalien kann heute an jenen Tag ohne viel Schmerz zurückdenken; das Beispiel von Lissa hat geshmerzt, aber Jtalien hat keine Opfer gescheut, um seine Flotte auf eine unerwartete Höhe zu bringen, sodaß Jtalien heute ohne Uebermuth von sih sagen kann, eine der stärksten ¿xlotten der Welt zu besißen. Fm Jahre 1866 haben sich die österreihishe und italienishe Flotte feindlich gegenüber- gestanden, im Jahre 1891 sind die beiden Flotten vereinigt, um Europa die höchste Wohlthat des Friedens zu. sichern; darüber freuen ih Menschlichkeit und Gesittung mehr als über den größten Sieg.“

Die „Ztalia militare“ bringt aus Massovah Details über einen am 28. Juni in der Nähe von Arafali (bei Massovah) stattgehabten Kampf zwischen dem Stamm der Asmunints oder Damhoita-Buri, die unter dem Schutze Jtaliens stehen, und dem Stamme der Gasu, welche in jenem Gebiete eine Razzia unternommen hatten, Der Häuptling der Asmunints, welcher im Solde Ftaliens stand, verlor in dem Kampf sein Leben, die Gasu hatten einen Verlust von zehn Todten und zwei Verwundeten. Die Leßteren wurden gefangen genommen und dem WMilitärkommando von Arafali übergeben.

Schweiz.

Wie der Berner „Bund“ vernimmt, wird der Bundes- rath fih von der am nähsten Montag höchst außerordent- licher Weise zusammentretenden Bundesversammlung eine allgemeine Ermächtigung ertheilen lassen, um an Stelle der- jenigen Kantone das Geseßgebungsreht auszuüben, welthe in Folge des obligatorishen Referendums ohnmägtig sind, die bundesrehtlich vorgeschriebenen Einführungsbestimmungen zum eidgenössishen Betreibungs- und Konkursgeset zu erlassen.

In Folge der Freisprehung der Tessiner September- Angeklagten hat der „Köln, Ztg.“ zufolge der Central-Ausshuß der ultramontanen Partei des Kantons Tessin be- s{lossen, sich an der Bundes feier in Schwyz niht zu be- theiligen.

Niederlande.

Bei der Nahwahl in Schoterland (früher durch den Sozialisten Domela Nieuwenhuis vertreten) hat, wie der „Köln, Ztg.“ aus Amsterdam vom 22, Juli telegraphirt wird, der liberale Bewerber gegen den von den Radikalen und Sozialdemokraten unterstüßten antirevolutionären Bewerber gesiegt. Dadurch steigt die liberale Mehrheit in der Zweiten Kammer auf 55 Stimmen.

Luxemburg. Luxemburg, 22. Juli. Heute Morgen um 10 Uhr wurde, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, die landwirthschaft- lihe Ausstellung in Anwesenheit des Großherzoglichen Paares sowie des Erbgroßherzogs von Luxemburg und der Erbgroßherzogin von Baden eröffnet. Die Familie des Groß- herzogs weilte bis 12 Uhr in der Ausstellung und fuhr dann nach Schloß Walferdingen zurück. Die Ausstellung ist be- {chickt von Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Belgien; sie ist außerordentlih reih und sehenswerth.

Velgien.

_Jn Mecheln tagt vom 8, bis 12, September d. J. unter Zustimmung des Papstes und dem Protektorat des be!gishen

riht von einem Einfall von Montenegrinern in die Herzego- wina amtlih für unbegründet erklärt.

Deputirten Jacobs und Woeste führen den Vorsiß. Nah dem von der „Wes.-Ztg.“ mitgetheilten Programm zerfällt der Kongreß in folgende 5 Abtheilungen:

Die erfte von dem Senator Lammens geleitete Abtheilung wi b sh nit religiösen Fragen beschäftigen. Die zweite Abtheilung ver- handelt unter dem Vorsiy des Deputirten Woeste elf soziale Fragen und zwar: Cooperative Gesell\@aften, Arbeiterfachvereine, Bekämpfung der Auëstände, Arbeitebörsen, Arbeiterwohnungen, Ecrihtung katho- lisher antirevolutionärer Vereinigungen, Soziale Vorträge, Aufnahme der Arbeiter in Persiorskafsen, Erribtung von Zufluthtsstätten für jugendliche Landstreiher und verwahrloste Kinder, Auswanderung, Er- rihturg einer Straffolonie am Congo. Die dritte von dem Senator Herzog von Ursel geleitete Abtheilung verhandelt über die mild- tätigen Werke. Die vierte von dem Rektor der Loewener Universität Abbeloos geleitete Sektion eröctert die gesammten UnterriYts- fragen und die fünfte Abtbeilung, die der Lütticher Universitätsprofessor Kurth leitet, die Fragen über die Wissenschaften und Künste.

Türkei.

_ Nah einer Meldung der „Agence de Constantinople“ wäre die Pforte infolge einer angeblichen Schändung einer Monte- negrinerin durch vier mujelmännishe Albanesen vom Stamme der Malissoren in Karatoprak (Monte- negro) von Seiten Montenegros verständigt worden, daß den Malissoren das Betreten von Karatoprak, wo dieselben begütert seien, untersagt werden würde, Falls die Schuldigen nicht bestraft würden. Die Pforte habe den Gouverneur von Skutari mit der strengsten Untersuhung des Vorfalls und der Bestrafung der Schuldigen beauftragt, um den möglichen s{hweren Folgen entgegenzuwirken.

Serbien.

_ Belgrad, 21. Juli. Der Regent Ristics hat, wie Wiener Blätter melden, die beiden Mitregenten Protics und Belimarkovics mittels schriftliher Erklärung zu seiner rehtsgültigen verfassungsmäßigen Vertretung während seiner Abwesenheit bevollmähtigt, indem er alle von ihnen um verfa)jungsmäßigen Wirkungskreise und in ihrer Macht getroffenen Verfügungen im Vorhinein genehmigt.

Bulgarien.

__ Sofia, 22. Juli. Die „Agence balcanique“ is er- mächtigt, die Nachrichten von der Verhaftung eines gewissen Stefanow und zweier Komplicen, sowie von angeb- lihen Torturmaßregeln, denen die unter dem Verdacht der Ermordung Beltschew's inhoftirten Personen unterworfen worden seien, fkategorisch zu dementiren. Ebenso fal\ch seien die Meldungen über den Gesundheitszustand Stambulow's,

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der Kongreß der Republik Venezuela hat, einem Drahtberiht der „A. C.“ aus Washington zufolge, es abgelehnt, mit den Vereinigten Staaten einen Gegenseitigkeits-Vertrag unter den vor- geshlagenen Bedingungen einzugehen. Als Grund wird angegeben, daß die Zolleinnahmen von Venezuela in Folge des Vertrages eine bedeutende Einbuße erleiden würden, welh2 durch die Vortheile des Vertrages niht aufgewogen werden dürfte. L

In der Barge Office in New-York werden gegenwärtig 28 jüdish-russishe Einwanderer zurückgehalten, bis das Schazamt entschieden hat, ob ihnen die Landung gestattet werden foll. Allen mangeln natürli jede Geldmittel. Höchst wahrscheinlih, meint die „A. C.“, würden alle 28 nah Europa zurücbefördert werden.

Mexiko. Der Präsident Diaz ist, einem Telegramm aus New-York vom 21. d, M. zufolge, soweit genesen, daß er das Bett verlassen konnte.

___ Chile. Den Vertretern der chilenishen Kongreßpartei in Paris is, wie „W. T. B.“ berihtet, nachstehendes Telegramm zugegangen :

„Aus Jquique wird gemeldet, daß die Trupven Ba ltma- ceda'’s das Thal von Huasco wieder zu erobern versuchter, nab kurzem Gefecht jedo zurückges{chlagen wurden und nah Coquimbo flühteten. Die Kongrcssisten sind im voUständigen Besitz des Thales von Huasco,“

Asien.

__ Persien, Zu der Affaire von So-uj-Bolak meldet n Zoran des „Bureau Reuter“ aus Teheran vom l. Juli:

Ver biesige türkische Gesandte hat nunmehr das Ret Persiens auf Aufre{terhaltung der Ordnung unter den türkischen Kurden auf persishem Gebiet voll anerkannt. Am 19. Juli hat der Swah ein Ultimatum an die Aufständischen gerichtet, in welchem er sie auffordert, Miß Greenfield freizugeben. Da der Gouver- neur von Azerbeijan, der Emir Nizam, jedoch Anstände erhoben kat, so sind die in So-uj-Bolak stehenden türkischen Truppen bis jeßt noch nit ernsilih vorgegangen, um die Freilassung des Mädthens zu erzwingen.

__ China. Ueber die in den Gebieten am Flusse Jan tse Kiang ausgebrochene aufständishe Bewegung wird der „Allg. Corr.“ aus Shanghai vom 12. Juni berichtet:

i Die aufständishe Bewegung breitet sich längs des Jan tse Kiang immer weiter aus und ift bereits bis nah Soochow gedrungen, wo die dortigen Missionshäuser überfallen wurden. Die Missionäre und Ausländer hatten sich jedo, rechtzeitig gewarnt, auf den Angriff vor- bereitet und \{lugen denselben zurück. Herrst zur Zeit au Ruhe, fo ist doch Grund zu der Annahme vorhanden, daß sich die Empörer jeßt gegen die Städte Foong Wan Sban, Ießfield und Siccawei wenden werden, in welcen sih große Missionsstationen befinden. Die Bewegung soll von den Ko lao Hui ausgeben, einem Geheimbund, welcher, ursvrüng- li zu Wohltbätigkeitszwecken gegründet, in letzter Zeit au politische Tendenzen verfolgt. Er wurde von der Honan Bruwis ins Leben gerufen, welhe nach der Unterdrückung der Taiping - Empörung, etwa eine Million Köpfe stark, auf- gelöst und obne irgendwelche Subsistenzmittel auf das Land gelassen wurde, Der Bund hat einen derartigen Umfang angenommen, daß alle Klassen und Stände der chinesis{en Bevölkerung in seinen Reihen vertreten sind. Dienstboten, Pferdeverleiher, die Palankin- tiâger auf den Straßen geb ören ihm an, und es finden fi Mit- glieder inmitten der curopäishen Gesellshaft. Die zur Zeit bier be- findliwen vier ausländishen Kriegsschiffe beugen wobl einstweilen dem Ausbruch neuer Unruhen vor. Das amerikanische wie französische Kanonenboot baben die Weisung, im Fall der Noth einzugreifen. Dagegen besißt das britishe Schiff den s\trikten Befehl, nihts zu tbun, als Flüchtlinge an Bord zu nehmen. In dem geschäftlichen Leben ist vollständige Stille eingetreten, und es läßt si unmögli bestimmen, wann dieser unglückliche Zustand sein Ende erreihen wird, Um die Lage noch zu vershlimmern, wird das Land jeßt von eirer großen Dürre heimgesubt, und das Volk ift gezwungen, um nicht zu verbungern, zu offenem Raub seine Zuflucht zu nehmen.

Nach in London eingetroffenen Meldungen aus Victoria

Primas Kardinals Goossens ein neuer internationaler Katholikenkongreß. Die belgishen Rechtenführer und

(Columbien) von gestern überbrachte ein Paketboot aus Yoko- hama die Nachriht von Unruhen im ganzen Süden

China. Bewaffnete Banden durhzögen das Land und amn Ae den geschäftlihen Verkehr unmöglich. Der Anführer der Meuterer soll in Wuhu verhaftet fein.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Landschafts-Direkior des Fürstenthums Lüneburg Freiherr Grote-Schnega, Mitglied des Hauses der Abgeordneten, ist am 21. d. M. nah längerem Leiden

gestorben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Lage der ländlichen Arbeiter.

i er ländlihen Arbeiterbevölkerung im Regierungsbezirk Bee bei auêreihenden Löhnen eine zufriedenstellende. Wleichwoëtl wird in der Nähe der Städte über Mangel an guten landwirthsaftliben Arbeitékräften geklagt, da gerade die intelligenteren Arbeiter zum großen Theil sih der Fabrikarbeit und dem Handwerk in der Stadt zuwenden.

Roheisenvproduktion im Deutsben Reil.

Nach den ftatistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stablindustrieller belief sich die Rohbeisen- produktion des Deutshen Reichs (einschließli Luremburgs) im Monat Juni 1891 auf 365 073 t; darunter Puddelroheisen und Spiegel- eisen 152 615 t, Befsemerroheisen 27 451 t, Thomasecisen 137 465 t und Gießereirobheisen 47 542 t Die Produktion im Juni 1890 betrug 387852 t, im Mai 1891 354010 t. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1891 wurden produzirt 2123466 t gegen 2339583 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres,

Zur Arbeiterbewegung. i

Im Verbands-Bureau des Deutschen Bergarbeiter- Verbandes zu Gelsenkirchen fand der „Rh.-Westf. Ztg. zufolge am Montag die Vorstandewahl statt. Gewählt wur: den L, Schröder-Dortmund als erster Vorsizender, Hünninghaus-Gelsenkirhen als erster Scriftsührer, Joh. Meyer-Bochum als Kassirer; ferner J. Thomé- Altenwald (Saarrevier) und F. Schröter-Steele als stellvertretende Vorsizende, Joh. Margraf-Essen als stell- vertretender Kassirer und A. Siegel-Dorstfeld als fstell- vertretender Schriftführer. i: 5 .

Ueber den vor einigen Wochen begründeten Verein reihstreuer Bergarbeiter in Hermsdorf (Kreis Waldenburg) geht uns folgende Mittheilung zu:

Der Verein zählt gegenwärtig bereits die stattlihe Mitglieder- zal von 224, Die königstreuen Bergarbeiter baben durch diese Ver- cinigung einen erwünschten Sammelpuxkt gefunden, und der anregende Verlauf der bisherigen Versammlungen läßt eine weitere Zunahme der Mitgliederzahl erwarten. Von besonderem Werth ift es auch, daß die Beamten der Grubenverwaltungen dem Vereine ihre Sympathien entgegenbriagen, der neben der Pflege der Kameradschaftlihkeit, auch die Förderung der Berufsinterefsen der Mitglieder im friedlihen Einverständniß mit den Arbeitgebern und deren Beamten bezweckt. Ju Weißstein wird die Gründung eines Zweigvereins beabsichtigt. Es steht zu erwarten, daß die Bestrebungen id immer mehr auf das ganze niederschlesisbe Revier ausdehnen und dadur den sozialdemokratishen Bestrebungen cin wirksames Gegen- gewict bieten werden : : E

Ueber den Rückgang in der fozialdemokrati schen Gewerkschaftsbewegung führt der „Hamb. Korr.“ Fol- gendes an:

Der Fachverein der Maurer Hamburgs hat gegenwärtig nur 1050 Mitglieder aufzuweisen, die ihre Monats- und Exrtrabeiträge bis zum 1, Iuli d J. entrichtet haben. Die übrigen 3095 Mitglieder, deren Namen noch in den Vereinslisten verzeichnet stehen, find mit ihren Zah- lungsvervflihtungen mehr oder minder im Rückstante. Der Maurer-Fah- verein, die bisher größte Arbeiterverbindunz Hamburgs, hat demna im Vergleich zum Sommer 1890 ca. 1300 Mitglieder verloren. Der Verein der Maurerarbeitsleute Hamburgs, der sich kürzli dem „Verband der Bau- und gewerblihen Hülfsarbeiter Deutschlands“ (Domizil Hamburg) angeschlossen hat, zählte bei seinem Uebertritt 561 Mitglieder, gegen 1140 im Sommer 1890. Die frühere „Freie Vereinigung der Sblächter Hamburgs und Vororte“ hält {on seit mehreren Monaten keine Versamm- lungen mebr ab, da in ihrer leßten Zusammerkunft nur 14 Personen ershienen waren. : :

tas Jn Offenbach fand am leßten Sonntag eine sozial- demokratishe Landeskonferenz für das Groß- herzogthum Hessen statt, über welhe dem „Vorwärts Folgendes berichtet wird:

Die Versammlurg war aus allen neun Wahlkreifen von 63 Delegirten und 42 Ortschaften beschickt. Als Delegirter für den internationalen Brüsseler Kongreß rourde der Reihs- und Landtags - Abgeordnete Ulrich Offenbach gewählt. Nachdem noch hervorgehoben war, da die Bei- tràâce für den Central - Landesagitationsfonts reichlicker fließen müßten, wenn eine lebhaftere Agitation entfaltet werden sollte, wurde den Darmstädter „Genossen“ empfoblen, ihre Zeitung in der Offizin der „Mainzer Volkszeitung“ herstellen zu lassen, damit des Organ besser den hessishen Verhältnissen angepaßt werden könnte, was von den Darmstädtern als richtig anerkannt_wurde. Für die nädbste Zeit ist die Abhaltung einer Konferenz für Oberhessen in Aus- bt genommen, E : i

Das Comité zur Begründung eines Central-Vereins für die Provinz Hannover zur Förderung des Wohles der arbeitenden Klassen und des sozialen Friedens, welhes in Hannover zusammen- getreten ist, hat den Entwurf der Saßungen beendet, welcher einer im September d. J. abzuhaltenden Ver- fammlung, in der die definitive Konstituirung des Ver- eins stattfinden wird, zur Genehmigung vorgelegt werden soll. Jn dieser Versammlung soll dann auch der Gesammt- vorstand, der nah dem Entwurf aus mindestens 150 Personen aus Stadt und Provinz Hannover zu bestehen hat, und der geshäftsführende Ausshuß gewählt werden, Sodann wird voraussihtlich eine Generalversammlung (etwa für Mitte Oktober d. J.) ausgeschrieben werden. Was den Zweck des Vereins betrifft, so ‘wird Ee im §. 1 des Entwurfs der Sazungen, wie folgt, angegeben :

Bunge L E Volksverein bezweckt, unter Aus\{luß aller politishen und sonstigen einseitigen Parteibestrebungen, das Wohl der Armen und Nothleidenden, inébesondere der arbeitenden Klassen zu fördern, ein dauernd gutes Verhältniß zwischen Arbeitern und Arbeit- gebern berzustellen und zu erhalten, sowie alle auf Störung des sozialen Friedens und auf Umsturz der beutigen Gesellschaft gerihteten Be- strebungen zu hindern. Zu diesem Zweck will der Verein unter Anderen seine Thätigkeit und Unterstüßung vornehmlich rihten auf : 1) Be- strebungen und Maßnahmen zur Hebung der Sittlichkeit, der Religiosität und der Vaterlandsliebe, 2) Besserung ter Wohnungsverhältnisse, 3) Bekämpfung der Trunksucht, 4) Einrichtungen zur Erlernung von Handarbeiten, 5) Förderu-g des Sparsinns, 6) Ertheilung von Be- lohnungen für langjährige treue Dienste. Der Verein wird auf diese

guter und billiger Schriften, dur Vorträge in Versammlungen urd Ls Vorstellungen und Anträge bei den maßgebenden Stellen und etôrden.“

In SchHmalkalden fand, wie der „Vorwärts“ berichbtet, am 19. d. M. die erfte \sozialdemokratishe Parteikonferenz für den Kreis Schmalkalden ftatt, welhe von „Genoffen“ aus 15 Orten besut war. Nab einem Vortrag über Agitation und Organisation der Partei wurde eine Agitations- kommission, bestehend aus drei Mann, mit _ der Aufgabe gewählt, durh Versammlungen, Verbreitung von S(riften u. f. w. die Ideen der Partei in immer weitere Kreise zu tragen. Aus dem Bericht der ländlichen Delegirten ift hervorzuheben, daß sich auf dem Lande in kurzer Zeit zwei Wahlvereine gebildet haben, einer in Brotterode, einer in Kleinschmalkalden; überall sei ein Fortschritt der Partei zu verzeihnen. = j In Weimar soll, wie demselben Blatt gemeldet wird, am 2. August d. I. ein Thüringer Shubhmachertag stattfinden, um über ein engeres solidarisches und „agitatorisde8s“ Wirken zu be- rathen; man erwartet, daß die Shubhmacergebülfen aller größeren Städte Thüringens Vertreter entsenden werden. : l

Aus Nürnberg wird berichtet, daß in einer zahlrei besuchten Arbeiterversammlung als Delegirter zum Brüsseler internationalen Arbeiter-Kongreß Reichstags - Abgeord- neter Grillenberger gewählt wurde. In Kapsfelberg bei Abb ach baben die Steinmeßzen die Arbeit niedergelegt. _

Hier in Berlin beabsictigen die Bäckergesellen der „Voss. Ztg.* zufolge zur Unterstüßung gemaßregelter Führer und Kollegen eine Genossenshaftsbädckerei zu errihten. Bereits vor zwei Jahren ift eine solhe Bätereigenossenshaft ins Leben gerufen worden, welche aber wegen Mangels an zahlenden Theilneßmern ih auf- [lösen mußte, bevor sie noch in Thâtigkeit getreten war. Man führte diese Theilnahmlosigkeit zurück auf die damals für folhe Genossen- schaften noch bestehende unbeschränkte Haftpfli@t. Jetzt, wo nah Ab- änderung des Genofsenshaftsgeseßes nur eine beshränfte Haftpflicht besteht, glaubt man in Berliner Acbeiterkreisen, auf deren Unter- stüßung es hauptsählich ankommt, ein größeres Entgegenkommen zu inden. P Aus Paris schreibt man der „Köln. Ztg.* unter dem 21. d. M.: Der Ausftand der Eisenbahnarbeiter ist nunmehr vollständig er- loshen. Die Truppen des Eisenbabn-Regiments sind zurückgezogen worden. Der Arbeiterbestand in den Werkstätten der Ostbahn ist wieder vollzählig, nur etwa 100 Streckenarbeiter haben den Dienst noch nit an- getreten, weil die Gesellschaft ihre Wiedereinstellunz von dem Ausfall einer Untersuchung abhängig maht. Bis dabin werden sie als entlaffen be- trahtet. Die Nordbahn hat die Ausftändigen, die si heute Morgen, 345 an der Zahl, wieder einstellten, nicht angenommen, sie sollen erft ein förmlihes Gesu@ um Wiederanfstellung einreihen, worauf die Gesellschaft sich die Entscheidung vorbehält. Na diesen Erklärungen zogen die Ausständigen sih, theils sehr nieterges{chlagen, theils Drohungen ausstoßend, zurück. Die Gesellschaft bittet au ferner um militärishen Schug, da sie Rathethaten der Entlassenen be- ürtet, | E Bukarest befinden sich, wie der „Vorwärrs* meldet, die Tisw{ler im Auéstand.

Kunst und Wissenschaft.

Voi 10; bis Zum: 14. August d I. rit in BVéxn der internationale Geographenkongreß zusammen, dessen Pro- ramm kürzlih versandt wurde. Wie aus der Liste der Vortragenden É ervoegebt, wird die Betheiligung von Seiten der Gelehrten und Reisenden aller Kulturftaaten der Erde eine ausnebmend starke sein. Unter den Gegenständen, die zur Berathung kommen sollen, steht die Frage nah der Herstellung einer einheitlichen Karte der Erde in sehr großem Maßstabe (1 km = 1 mm) an erfter Stelle; im Anschluß daran soll die Frage nah der Einführung eines einbeitlihen Meridians und einer einbeitligen Weltzeit dis- kutirt werden und ferner berathen werden, welche Regeln bei der Rectschreibung geographisher Eigennamen zu befolgen sind. Besonders die Lösung der ersten Frage s{eirt uns von großer Wichtigkeit für die Gestaltung der zukünftigen geograpbis{en Forschung, weil erst eine Karte in größtem Maßstabe die Illufion zerstört, als seien uns die außereuropäishen Erdtheile s{chon recht gut bekanrt, indem sie zeigt, wie unendlih viel noch dem Forscher zu thun bleibt, Bon den Reisenden, die Vorträge in Aussi@t gestellt haben, seien nur die beiden kühnen Durchquerer Tibets Bonvalot und Prinz Henri von Orléans genannt, ferner die Afrikaforscher Graf Pfeil und von Höhnel, der Südamerikareisende Coudreau 2c. ; General Annenkof, der Erbauer der Transkaspischen Bahn, wird über die Umwälzungen sprechen, welche diese Bahn fchon heute in Turkestan verursacht hat, und der Amerikaner Stout über den Nicaragua-Kanal. Während des Kongrefses findet in Bern eine internationale geographische Ausstellung statt, die vom 1. bis zum 18. August geöffnet sein wird. Die Ausftellung, die in ca, 60 Zimmern des neuen Bundesrathshauses untergebracht ist, umfaßt drei Sektionen. Die erste enthält eine Ausstellung der Lehrmittel für den geographischen Unterricht auf allen Stufen, von der Volksfchule bis zur Universität ; besonders stark ift hier die Betbeiligung von Deutsch- land, Frankreih, Oesterreih-Ungarn, Italien und der Schweiz. Die zweite Sektion, die internationale alpine Ausftellung, it den Alpen, der alpinen Wissenschaft, der alpinen Kunst und dem Alpensport gz- widmet, während die \hweizerishe historish - kartographishe Aus- stellung (Sektion III.) die allmählihe Entwickelung der {chweizerishen Kartograpÿzie von ibren frühesten Anfängen bis zu ihrer heutigen Höhe tur eine lückenlose Reihe der werthvollsten und seltensten Karten darstellt. e (

e Aus Paris wird der „Frkf, Ztg.* berichtet: In den Campanasälen des Louvre-Museums werden jegt die bei Verkauf der Sammlung Grean erworbenen Thonfiguren auf- gestellt. Es sind meist Ex-voto-Figuren, theils in Melos, theils in Attika und in Egypten aufgefunden. Unter ihnen befindet si das Bild eines Komikers, der mit einem spizigen Hut und einem Lammfell bekleidet is und auf eixem musikfalisWen Instrument spielt; die Maske ist von hoher Komik, wie solche die Schauspieler trugen, welche die ariftophanishen Stücke spielten. Eine kleine, in Egypten gefundene Gruppe weit jüngeren Ursprungs tellt einen Zwerg dar, welcher die Trompete blâst. Zwei Ceres- bilder aus Megara zeigen gewaltigen und verwidckelten Haarpuß; derselbe unterscheidet sih auffällig von der einfahen Haartraht, die man an der Venus von Milo und an den Figuren von Tanagra

gewahrt.

Land- und Forftwirthschaft.

Weinbau und Weinhandel im Rheingau, i

Die Kälte des lezten Winters hat, wie aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden berichtet wird, den dortigen Weinbergen grofen Schaden zugefügt; viele Tausende von Weinstöcken find völlig zu Grunde gegangen oder werden în Folge des Frostes in diesem cder dem nächsten Jahre noch zu Grunde gehen. Fast alle Weinberg- besißer sind hiervon betroffen; allein in der Gemarkung Winkel wird die Zahl der ganz _oder zum Theil vernihteten Stöcke auf rund 850000, in OestriG af 420000 angegeben. In allen Gemeinden des Rheingaus ist etwa ein Drittel der Lagereben erfroren; in manchen Gemarkungen erreicht der Verlust drei Viertel der Lagereben und ein Viertel der sämmtlihen Weinstöcke. Am Stärksten haben die alten Stöcke gelitten, Ein Theil zeigt zwar neue Erdtriebe, #. g. Wildholz; es wird aber mindestens noch zwei Jahre dauern, bis diese Stôcke wieder einen Ertrag liefern können, wenn nit die neuen Triebe noch_ nachträglich Mangels genügender Lebens- kraft wieder absterben, Selbst bei fortdauernder günstiger Witterung wird in diesem Jahre nur auf einen Drittel- bis halben Herbst zu rechnen sein. An Weinbergs\chädlingen zeigten ih wieder im oberen Rheingau der Heuwurm und im unteren Rheingau der Springwurm-

Der Weinhandel im Rheingau ging ebenso wie die Shaumwein- fabrikation in den leßten Monaten recht floit. Die Weinversteige- rungen der größeren Weinbergsbesitzer lieferten günstige, zum Theil vorzüglibe Ergebnisse. Der Grund hiervon ift in den \{lechten Aus- sihten bezüglih des diesjährigen Herbstes zu suchen.

Ernte-Auss\ichten.

Dem von der serbischen Regierung verösffentlihten Saaten- standsberiht über den Stand bis zum 1. d. M. entnehmen wir fol- gende Mittheilungen: Das Halmgetreide hat sich in Folge günstiger Witterung während der Blüthe- und Reifezeit sihtbar erholt und wird bereits theilweise geerntet. Es ift dünn gesäet und niedrig im Stroh geblieben; die Fruckcht jedoch ift gut entwickelt, rein und feft, und wird bei rechtzeitiger und unter günstigen Verbältniffen erfolgender Einerntung der Qualität nach besser als im vorigen Jahre werden. Soweit si bis jett beurtheilen läßt, wird die Ernte der Halmfrüchte einen guten Mittelertrag liefern.

Wie wir erfahren, ist der Ertrag der diesjährigen Ernte in Thessalien ein ungemein glänzender. Derselbe wird niht nur den beimishen Bedarf decken, sondern au noch die Ausfuhr bedeutender Quantitäten ermöglichen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten. und Absperrungs- Maßregeln.

Egypten. : Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat in Folge des Ausbruchs der Cholera in Mekka am 12. Juli 1891 beschlossen, das zur Verhütung der Cbolera-Einshleppung bestimmte Reglement unverzüglih gegen Ankünfte E Dijeddah in Kraft zu setzen. Tunis,

Die tunesishe Regierung bat durch Verordnung vom 5. Juli 1891 eine Fsebentägige Beobabtung der aus dem Golf von Alexandrette kommenden Sthiffe verfügt.

Handel und Gewerbe.

Die persische Regierung hat die Ausfuhr von Getreide aus der Provinz Fars und den Häfen des persishen Golfs wegen des Auftretens von Kornwürmern und Heuschhrecken in der Provinz Fars verboten,

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in ObersGlesien. An der Ruhr find am 22, d. M. gestellt 10456, nit recht- zeitig gestellt keine Wagen. In ObéersGlésten snd am 21. d. M. geftellt 3319, niGt reGtzeitig gestellt keine Wazen.

Die „Zeitshr. f. Spir. Ind.* veröffentliht folgenden Bericht über den Handel mit Stärke nah Mittheilungen der Vertrauens3- männer: Als am 13. d. M. verkauft find gemeldet 127 Sack ab- fallendes Ia Kartoffelmehl zu 24 A pro 109 kg provifionsfrei ab Station in der Altmark. 4

Leiria, 22 Ui, (W, D. D) Kammzug - Termin» handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4,223 #, per August 4227 M, ver September 4,25 #4, per Oktober 4,277 K, per No- vember 4,30 4, per Dezember 4,30 #, per Januar 4,27Ì , per Februar 4,274 #4 Umsay 35 000 kg. Ruhig,

Wien, 22. Juli. (W. T. B.) Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 18, bis 24. Juni cr. 171 624,12 Fr., vom 1. Januar bis 17. Juni_cr. 4 751 658,20 Fr., zusammen seit Beginn des Betriebsjahres 4 887 282,32 Fr.

London, 22. Juli, (W; D. V) An dexr Küste 3 Weizen - ladungen angeboten. : | S |

Rom, 22. Juli. (W. T. B.) Die Dividende auf die Aktien der „Banca nazionale nel regno d'’Italia“ ift für das erste Semester des laufenden Jahres auf 28 Lire festgeseßt und gelangt vom 3. Auauft ab zur Auszahlung. i :

New-York, 22. Juli. (W. T. B.) Die „New-York Post“ schreibt die gestrige Börsenhausse den beträhtlihen Silber- bestellungen zu, welche in dieser Woche für europäishe Rechnung erfolgten, Die Höbe derselben beläuft sid nach dem Blatte beiläufig auf 3 bis 400 000 Unzen, wovon der größte Theil vom Hause Rotbschild als metallische Deckung für die Geldoperationen anläßlid der Durh- führung der Erweiterung des Notenprivilegs der Bank von Spanien verwendet würde.

Submisfionen im Auslande.

I. Serbien.

13. August. Belgrad. Staats-Eisenbahn-Direktion: Lieferung

von 40 Koblen- und 14 Personenwagen. II. S panien.

1) 3. September. Direccion general de Obras públicas, Ministerio de Fomento. Madrid: Herstellung eiserner Brücken bei Mecedura und Tornamila (Provinz Palencia). Voranschlag 41 503,78 Pes, Kaution 2100 Pes.

2) Desgleichen: Herstellung einer eisernen Brücke über den Fluß Gafo bei Santa Marina (Provinz Oviedo). Voranschlag 11 609,81 Pesetas, Kaution 600 Pes. : j

3) Desgleichen: Herîstellung einer eisernen Brücke über den Flu Muga bei Besalú (Provinz Gerona). Voranschlag 255 030,64 Pesetas, Kaution 12 800 Pes.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs-Anstalten.

Gli, 2 S ŒW T B) Das Betriébsami Görliß macht bekannt: In Folge anhaltender Regenniederschläge baben von Neurode und hinter Mittelsteine Dammrutschungen stattgefunden, durchd welche der Betrieb auf der Strecke von Königswalde bis Möhlten auf voraussihtlih zwei Tage ge- sperrt is. Durchgangsverkehr wird von Dittersbah über Königszelt und Kamenz nah Glay geleitet. Lokalverkehr zwishen Dittersbach und Königswalde, sowie zwishen Möhblten und Glatz bleibt aufrecht erhalten. Ferner ist die Strecke Mittelsteine bis Landes- grenze auf mehrere Tage aus gleiher Ursache gesperrt. Unfälle sind nit vorgekommen,

Bremen, 22. Juli. (W. T. B.) NorddeutscherLloyd. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat beute Morgen Dover passirt. Der Dampfer „Berlin“ ist gestern, der Dampfer „Stuttgart“. heute in Bremerhaven angekommen. Der Dampfer „Gera“ _ist am 17, d. in Montevideo angekommen, Der Dampfer „Straß- burg* hat heute Quessant, der Schnelldampfer „Trave“ Morgens Scilly passirt. Der Dampfer „Amerika * ist heute in Baltimore eingetroffen, Der Schnelldampfer „Spree“ ift gestern Morgen auf der Heimreise von New-York abgegangen,

23. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der S@nelldampfer „Lahn“, Kapitän Helmers, hat gestern Nachmittag die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt.

Hamburg, 23. Juli. (W. T. B.) Hamburg-Amerikanische Packetfahrt - Aktien - Gesellschaft. Der Postdampfer „Bobemia“ ist, von Hamburg kommend, gestern Mittag 1 Uhr in New-York eingetroffen. Der Postdampfer „Fürst Bismarck“ hat, von New-York kommend, heute früh 2 Uhr Lizard passirt. London, 22. Juli. (W. T. B,) Der Union-Dampfer „Merxican* ist heute auf der Heimreise von Madeira: ab- gegangen. Der Castle-Dampfer „Hawarden Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Union-Dampfer „German“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abge-

angen. L s ee 93, Juli. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Spar- tan“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Paris, 22. Juli. (W. T. B.) Die Dampfschiffahrts-

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Ziele hinarbeiten: durch geeignete Preßthätigkeit, durch Verbreitung

wideler, jedoch nit in dem hohen Maße wie im vorigen Jakre.

gesellshaft ,Messageries maritimes*" hat eine neue austra-