1891 / 172 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Hefsex. Juli. Nach tcm „Armee-Verordnungck2- Blat!“ wird die 2., 3. und 4. Escadron des 1. Groß: herzoalich Hessischen Dragoner-Regiments (Gard:c- Dragoner-Regiments) Nr. 23 zum 6. Oktober von Baben- hausen nah Darmstadi verlegt. Jm Bezirk des XI. Armee Corps finden nah der „Darmst. Ztg.“ in diesem Herbst auch ncch besondere Kavallerie:Uebungen statt. Zu diesem Zweck wird eine Kavallerie - Division zu drei Brigaden unter dem Kommando des General - Lieute- nants von Krosigk, Chef des Militär - Reitinstitu!s zu Hannover gebildet. Es nehmen daran Theil die 21, Kavallerie- Brigade (Dragoner-Regiment Nr. 5 und Husaren-Regiment Nr. 13), die 13. Kavallerie-Brigade (Kürassier-Regiment Nr. 4 und Husaren: Regiment Nr. 8) und eine Brigade, die aus dem 2. Grofherzoglihen Dragoner:-Negiment (Leib-Dragoner: Regi: ment) Nr. 24 und dem Husaren-Regiment Nr. 7 zusammen- gestellt ist. Jn der Zeit vom 3. bis 17. August finden zu- nächst Viärsche mit Uebungen im Aufkflärungsdienst, dann vom 18, bis 29. August die eigentlihen Uebungen bei Jügesheim, endlih wieder Märsche mit Uebungen im Aufklärungsdiensi vom 31. August bis 10. September stait. Am 12. Sep- tember betheiligt sih die Kavallerie-Division an der großen Kaiser-:Parade bei Kassel, fühnt vom 14. bis 16. September wieder ktriegsmäßige Märshe aus und nimmt endlich am 17. und 18. September an dem Manövec des IV, und R big Corps gegen E sowie am 19, September an dem Manöver einer Armee gegen ein zus sette Sine Corps Tal, geg ein zujammenge)eßtes

Darmstadt, 23.

S Anhalt. . Dessau, 23, Juli. Jhre Hoheiten der Herzog die Herzogin sind heute aus England hier wieder getroffen.

und ein-

S Elsaß-Lothringen.

_, Straßburg, 23. Juli. Der Kaiserlih2 Statthalter 25 Urt von Hohenlohe ist nach der „Straßb. Post“ auf Einladung des Großherzogs von Baden dicse Naht nach der nsel Mainau abgereist. Jn dem gestern ausgegebenen Geseßblatt für Elsaß Lothringen Nr. 14 werden die beiden Gesegte, betreffend die Fisherei und betreffend Wasser- benugung und Wasserschußt, veröffentliht. Das erstere Geseg tritt am 15. Juni 1592 und das andere am 1. April 1892 in Kraft.

Oesterreich-Ungarn.

: Wien, 24. Juli. Bei dem Minister des Auswärtigen Grafen Kálnoky fand gestern ein Diner statt, welchem die deutshen und s{hweizerishen Delegirten zu den Handels- vertragsverhandlungen sowie mehrere hohe Beamte des Aus- wärtigen Amts -beiwohnten.

Ou den Kundgebungen der österreihischen Marin e- offiziere am Jahrestage der Schlacht von Lissa schreibt der „Pester Lloyd“: i

_Im Tone innigféèr Herzlihkeit haben die Offiziere der öster- reis ch -ungarishen Seemacht am Jahrettage von Lissa des Heldenmuths jener Braven gedacht, über welche Tegettboff vor

160 000 Pfd. Sterl. zur Abhülfe des icischen Noth- standes crftlärte der Ober-Sekretär Balfour, welche Maß- rahmen die Regierung getroffen hab», um demselben zu begegnen. An den unternommenen Eisenbahnbauten seien im legten Februar 6812, im Mai 14 000 und im jeßigen Monat 11 000 P-ersonen beschäftigt worden. 13 Nothbauten seien bereits vollendet worden, 89 würden im laufenden Monat vollendet werdea und 22 im August, Alle diese Unternehmungen würden zur dauernden Wohlfahrt des Landes beitragen. Der Abg. Webb beglückwünschte die Regierung zu der entfalteten Energie, die in wohlthuendem Gegensaß zu der Passivität bei der großen Hungers8noth der Fahre 1846 bis 1847 stehe.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Fergusson auf eine bezügliGe Anfrage: das Geseg über fremde Rekruli- rung in England sei auf den Fall des chilenischen Kreuzers „Presidente Errazuriz“ niht anwendbar;

die Regierung sci daher gegen die Ausrüstung des Schiffes im Hafen von Falmouth nicht eingeschritten. Auf eine weitere A*frage erwiderte Fergusson: an

dem Tage nah dem Ausbruch der Feindseligkeiten gegen die Ausländer in China seien neun ausländishe Kriegs- [chiffe auf dem Jan-tse-Kiang Flusse und eine starke Flotten- macht vor Shanghai versammelt gewesen, Die chinesische Re- gierung scheine den Ernst der Situation zu verstehen, denn sie habe das sofortige Einschreiten gegen die Ruhestörer angeordnet und versprochen, daß kein Scbuldiger der verdienten Strafe entgehen solle. Jn Wuhu seien bereits zwei betheiligt ge- wesene Viänner hingerichtet worden und in Wusueh zwei Perfonen zum Tode verurtheilt, au seien mehrere Mandarine degradirt worden. Das Unterhaus genehmigte \{ließlich den Antrag des Kanzlers der Schaßkammer Goschen, die Auf- forderung an den Abg. de Cobain, sih im Unterhause ein- zufinden, für diese Sefsion zurückzuziehen,

_Die gestern in Dublin unter dem Vorsiz Parnell's versammelt gewesene nationale Liga nahm ein radi- kales Programm an, in dem aufgeführt werden: Neform der agrarishen Geseßgebung, allgemeines Stimmrecht, Wieder- ein}eßung der aus ihrem Besiß verdrängten Pächter und un- eingeshränkte Homerule. Parnell erklärte, er sei gewillt, den Geseßentwurf BValfour's über eine irische Lokalregierung an- zunehmen, sowie selbst Healy zu unterstüßen, um den anzu- wendenden Maßnahmen eine möglichst vollständige und weit- gehende Anwendung zu gebcn. cu E O wird ihre leßte Sitzung . oder 0, August halten und ih dann bi lezten Woche des Oktober Mitgen. E

Frankrei.

_ Paris, 24, Juli. Der Präsident Carnot hat, wie dem „W, D, B,“ aus St. Petersburg gemeldet O die ck- gabe zweier Heiligenfahnen angeordnet, welhe im Krimkriege aus der griehishen Kirche in Eupatoria erbeutet und bisher in ter Safkcistei der Notre-Dame-Kirche aufbewahrt wurden, Der Erzbischof von Paris habe der Rückgabe der Fahnen zugestimmt.

Der Ministerrath beschäftigte fich in seiner gestern Vormittag stattgehabten Sipung mit dem Bericht Buisson's über das Marine- Budget. Der Marine- Minister

fünfundzwanzig Jahren den Sieg davongetragen. In Triest sowohl wie in Pola gaten s{chwungbescelte Tischreden den Sefühlen der Hochachtung und der Bewunderung Ausdruck, welche ursere Krieas- marine für die tapfere italienische Flotte hect, die bei Lissa dur ihren todesmuthigen Widerstand fich unvergänglicen Rubm erworben, ob auch das fch{lachtenlenkende Schicksal nit ihc den Sieg zugewendet hatie, Es ist ein erhebendes Moment, wel{ckes cuch in Jtalien siherlich nach sc’nem vollen sittlihen Werth be- urtheilt werden wird, doß die Sieger von Lissa an der fünfund- zwanzigsten Jahreëswende ihres Triuumphes dem Andenken der Le- stegten den Zoll der Hokactung a*gestattet, und daß sie, der Helder.- that Tegetthoff's gedenkend, in einem Athem auch den glänzenden Seemannsmuth der ehemaligen Gegner in pietätvoller Weise gepriesen haben. Daß der Sicger vor dem Besiegten den Degen fenkt, ift ein chevaler:ékis Vorgehen, das auf die ritterliche italienisde Nation nur den denkbar günstigsten Eindruck hervorrufen kann. Lârgît ist ja die Wunde verbarscht, die der Tag von Lissa dem italienischen Volk geschlagen, ur. d derTribut derVewunderung, den beute die ¿sterreichisch-ungarische Flotie ihrem damaligen Gegner zollt. klingt wie eine posthume Ehrung und zugleih wie ein versöbnender Akkord in das befreundete Italien hinüber, an dessen Voik urs nunmchr die Bande treuer Freundschaft und Bundesgenofsen- \chaft fnüvfen. In der That, die Gegensäße, welbe zwishen dem Werdeprozcß Italiens und der überlieferten Politik des österreichi- \chen ancien régime am Tage von Lissa noch bestanden, nun sind sie vollständig hinweggeschwäanden In den leßten fünfund- ¿warzig Iabren hat nicht nur die italienishe Einbeit sich innerlib gefestigt und nah außen bin si als eine fruchtbare Kulturpotenz bewährt, auch die Politif der Habéburgishen Monarchie hat in diefer Epoche eine gründli&e Wandlung erfahren, indem sie sich losrang von den Irrthümern der Vergangenheit und indem sie die Bedingungen der Wohlfahrt nicht mehr in territorialer Extension, sondern in der intensiven Pflege der friedlihen Interessen der Völker Desterreih-Ungatns erblickt. Jtalien will beute nur seine Einkbcit bewahren und entwickely, ODesterreih-Ungarn aber stiebt nichts Anderes an, als daß von keiner Seite ein Einbruch in die Bürg? schaften des gedeihlichen Fortganges seiner Konsolidirung geschehe, So isst denn die Politik beider Mächte eine kongruente : fie zielt auf die Erhaltuno tes zFriedens ab, dessen unxver- Tebrter Fortbestand cine gleite wirksawe Garantie der Wohlfahrt Ftaliens und Oesterreib-Ungarns bildet, Diese Erkenntniß hat die beiden Mächte im Verein mit Deutschland zu Verbündeten gemacht, entschlossea und verpflihtet zur gemeinsamen Abwehr jedes Friedensbruhes. In den Tischreden zu Pola und Triest ift der Allianzgedanke zu begeistertem Autdruck gekommen, und wenn unsere Marine die Hoffnung aussprach, daß die einstmaligen Gegner von Lissa dereinst im Kampfe für ihre nunmehr folidarishen Interessen mit vereintem Heldermuth gemeinsckaftiüite Triumphe erringen werden, so wird diese Zuversickt in der herrlichen italienishen Flotte zrocifellos freudigen Witerkall erwecken und mit beitragen zur Ber- tiefung jener aufrichtigen Freundschaft, welche zwishem dim ver- bündeten Königreich und urserer Monarchie bestebt.

Zwischen den Abgeordneten Szecsoedy und Pazmandy, welche beide der äußersten Linken angehören, fand gestern in Folge vorausgegangener persönlicher Reibungen, ein Pistolen- duell mit dreimaligem Kugelwechsel statt, verwundet wurde keiner der Duellanten.

Großbritannien und Frland.

Die Königin hat die Sheriffs der City von London Farmer und Harris in Anerkennung des dem Deutschen Kaiser von der City bereiteten glänzenden Empfanges in den Rittersiand erhoben. Harris ist der bekannte Londoner

Theater-Direktor. S Jm Unterhause bildete am Mittwoch der Civildienst-

Barbey wies darauf hin, daß die von Brisson vor- geshlagenen Neuerungen eine Ausgabe von 15 bis 20 Millionen nach sih ziehen würden. Außerdem würde es schwer sein, in einem Kriegsfalle die fliegenden Ge- shwader, deren Bildung in entfernten Meeren Brisson ver- lange, zurückzurufen. Der Marine-Minister theilte dann noch mit, das französishe Geshwader, welches gestern in Kronstadt angekommen sei, werde am 3, August in die englischen Gewässer zurückkehren,

Die Budgetkommission nahm gestern die Erklärungen des Marine-Ministers bezüglih des Berichts Brisson's über das Marine-Budget entgegen, Der Minister sprah sih gegen die Vorschläge Brijson's aus, da diejelben niht von solchem Fateresse seien, daß die dafür erforderlichen Ausgaben gerechtfertigt erscheinen könnten.

Der Handels-Minister Jules Noche hat die Arbeits- ausstellung im Jndustriepalast eröffnet.

Die Untersuhung über den angeblichen Verkauf von rauhlosem Pulver an das Ausland wird der „Köln. Ztg.“ zufolge fortgeseßt. Der Untersuchungsrichter Athalin und der Direktor dec staatlihen Pulver: und Salpet-rfabriken haben in Colombes, dem Wohnsig Turpin's, im Beisein des Leßteren, eine Haussuhung vorgenommen. Hinsichilich des Verhaltens des Generals Ladvocat ist von dem Kriegs-Minister die Einseßung einex Untersuchungskommission von drei Mitgliedern angeordnet worden.

“Unter dem Namen der „Meharisten“ ist kürzlich ein kleines irreguläres Kameelreitercorps geschaffen worden, das für den Dienst an der südalgerishen Grenze be- stimmt ist. Vorläufig 60 Mann stark, foll diese Abtheilung, welhe in El Goleah steht, vor Allem Aufflärungs- und Sicherungsritte in der Wüste unternehmen. Die Soldaten sind aus den Turko - Regimentern ausgewählt und ent- fiammen den Berbern und niht dea aradishen Stämmen des Südens. Bis zu siebzig Kilometern täglich haben die Meharisten, wie sie nah dem Rennkam-el „Mehar“ ge- nannt werden, zurücgelegt, und fo den Erwartungen, die man auf sie seßte, durhaus entsprohen. Jm nächsten Jahre denkt man die Truppe auf 120 Mann zu vermehren und hofft all- mählih den Räubereien der Tuaregs auf der Karawanenstraße mit Erfolg begegnen zu können.

i: Rußland und Polen. __ Gestern Mittag ist das französische Geschwader vor Kronstadt angekommen und äußerst enthusiastish empfangen worden. Schon vom früyea Morgen an hatten, wie „W. T. B.“ meldet, alle Gebäude der Stadt geflaggt und boten einen überaus malerishen Anblick. Gegen 10 Uhr kamen Dampfer mit Zuschauern aus St. Petersburg, Peterhof und Oranienbaum an, welche dem französishen Geschwader entgegenfuhren. Auf ter Rhede waren sämmtliche Schiffe mit grünem Laub geschmüdckt und hatten russishe und französische exlaggen gehißt. Um 11 Uhr erschien das franzöjische Geschwader am Horizont, sofort umringt von der mit Menschen dicht beseßten Dampferflottille, von welcher ihm enthufiastische Willkommgrüße, Hurrahrufe, Vive la France entgegentönten, Die Musik spielte die Marjeillaise. Das französische Geshwader zog langsam gegen Kronstadt vor, an der Spiße der Torpedo-Aviso „Lance“, welchem als Admiralschiff der Panzer „Marengo“ und dann die anderen drei Panzer „Nequin“,

Bei dem Posten von

Etat den Gegenstand der Berathung.

! „Marceau“ und „Furieux“ folgten; die Torpedoboote 128 und

129 bewegten sich zwischen den Panzershiffen. Etwas Rechten folgte der Kreuzer „Surcouf“. E 111/ Übr Vormittags wurde die russishe Flagge auf dem „Surcouf“ gehißt, und alsbald ertönten auch die Salutshüsse zur Be- grükung der beiderseitigen Nationalflagg-n und des Aeltesten: der Hafen Offiziere, des Admirals Kasnakow. Die Mannschaften: der russischen Schiffe sliegen in die Raaen und begrüßten die französischen Gäste mit enthusiastishen Hurrahrufen. Gegen 1 Uhr Nachmittags ordneten sich die Schiffe des französischen Geschwaders gegenüber den russishen Schiffen und warfen die Anker aus.

Ein weiterer ausführliherer Drahtberiht des „W. T. B.“ meldet : Das Herannahen des französishen Geshwaders wurde von eincm Ballon captif aus beobachtet, der in Krassnaia Gorfka aufgestellt war und seine Wahrnehmungen telegraphisch nah Kronstadt übermittelte, Der Dampfer „Onega“, Kapitän Skridlow, fuhr dem französishen Geschwader drei Meilen ent- gegen. Bei dem sranzösi!hen Geshwader angekommen, be- gab ih Kapitän Sktridiow mit dem französishen Kapitän Voilot an Bord des Admiralschiffs „Marengo“ und entbot dem Admiral Gervais im Namen des General-Admirals Großfürsten Alexis den Willkommgruß. Die Besaßung der „Onega“ begrüßte das französische Geshwader mit enthusiasti- schen Hurrahrufen. Die Mannschaften des „Marengo“ stiegen in die Raaen und ecwiderten die Grüße. Alsdann sebte sih das Geichwader in der Richtung auf Kronstadt in Bewegung. Eine Anzahl reih geshmückter und be- flaggter Privatdampfer mit Bewohnern von St. Petersburg Peterhof und Oranienbaum kam dem Geschwader entgegen. Kurz vor Kronstadt tauschte das Geschwader mit dem in Dienst gestellten russishen Geschwader Salutschüsse aus und fuhr dann gegen 3 Uhr in die Rhede von Kronstadt ein. Der Panzer „Marenao“ traf erst einige Zeit spätec ein da demselben der ntedrige Wasserstand Schwierigkeiten bereitet hatte. Nach gegenseitiger Begrüßung der Geshwader machte der Admiral Gervais dem Admiral Kasnakow sowie dem Vize-Admiral Schwarz und den anderen Kommandirenden seinen Besuch. Der Empfang war ein herzlichec und begeisterter, Die Musikcorps spielten die Marseillaise und die russishe Hymne und die Mannschaften der beiden Geschwader begrüßten si unaufhörlih mit freudigen Zurufen. Um 6 Uhr fuhr der Admiral Gervais auf dem Torpedoboot Nr. 128 nah St. Petersburg zum Diner bei dem französishen Botscha‘ter. Die Kommandanten der französishen Schiffe sowie zahlreiche russishe Admirale waren gleichfalls geladen. Dem Admiral Gervais war, als er siŸ an Bord des „Marengo“ befand Seit?ns einer Deputation der Vertreter der Presse und der E Brot e La E worden,

Die gestrigen , Petersburger Blätter bringe

anläßlich des Besuches d:s französishen Geschwaders ui pathishe Begrüßungsartikel, in denen sie die Bedeutung des Ereignisses als eines Zeugnisses für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreih und Rußland hervorheben. „Nowoje Wremja“ führt aus: das französishe Geshwader werde von allen Klassen der Bevölkerung auf das Herzlichstz2 begrüßt werden. Die Vereinigung der beiden mächtigen Geschwader in dem finländishen Meerbusen sei ein imposanter Reflex der internationalen Politik Frankreihs und Rußlands, Die russische „Peters8- burger Heitung“ hebt hervor: Rußland und Frankrei seien dur ein natürlihes Bündniß mit einander verknüpft; Ruß- land fürhte Nichts und Niemand, und halte sich von der Ein- mischung in fremde Angelegenheiten fern. Der „Grashdanin“ betont, daß es sih zum ersten Mal ereigne, daß der russische Groß:Admiral in den Gewässern von Kronstadt die Flagge der französischen Republik begrüße.

Jtalien.

Z Wie die „Opinione“ meldet, hat der Schaß-Minister LUzzatti im gestrigen Ministerrath die im Einvernehmen mit allen Ministerkollegen einzuführenden Ersparnisse zu- sammengestellt, durch welche das Gleichgewicht im Budget für 1892/93 hergestellt und das für 1891/92 konsolidirt werden joll. Der Minister-Präfident Marchese di RNudin i erläuterte alsdann die auf Grundlage einer ausgedehnten Dezentralisation einzuführenden wirthschaftlihen, fozialen und ad- ministrativen Reformen. Der Ministercath prüfte und genehmigte dieselben und stellte damit das Programm fest, mit welchem sih das Kabinet dem Parlament vorstellen soll. Die betreffenden Geseßentwürfe werden vom Ministerrath im September geprüft werden,

Spanien. Die Cortes sind am 15, d. M. vertagt, niht ges{chlo\sen worden; weder der Etat des Landes 10A e L Kolonien ist zur Verhandlung gekommen. Die Kammern müssen daher im Spätherbst wenn kcine besonderen Ereignisse eine frühere Einberufung erheishen von Neuem zusammentreten, um den Staatshaushalt festzustelle1. Das Amne stiegeset wurde, wie man der „Köln, Ztg.“ schreibt, in der Negierungs- fassung angenommen, Vor Schluß der Sizungen ist dem Kongreß noch vom Kriegs-Minister das Rekrutirungs- i Beet worden, welches die allgemeine Wehrpflicht

Schweiz.

Der Bundesrath hat am 22. d. M. den Geseß- entwurf, betreffend die Jnitiative, festgestellt. Jn dem- selben wird eine Eventualabstimmung in dem Sinne vor- gesehen, daß zuerst über das Begehren der Jnitianten und die eventuelle Gegenvorlage der Bundesversammlung abge- stimmt und erst in weiterer Abstimmung darüber entschieden wird, ob die betreffende Volksanregung gutzuheißen oder ab- zulehnen sei, Dem Berner „Bund“ zufolge wird die Kom- mission des Nationalraths am nächsten Sonnabend zur Vor- berathung des Geseßentwurfs zusammentreten.

Jn Folge Verständigung zwischen dem Bundesrath bezw. dem eidgenöl!sishen Departement des Fnnern und den Präsi- denten des Nationalraths und des Ständeraths wird bei der Bundesfeier in Shwyz Bundes-Präsident Welti am Vormittage des 1. August die offiziele Festrede, National- raths-Präsident Lachenal den Vaterlandstoa| am Haupt- banket und Ständeraths-Präsiden: Göttisheim die Rede auf dem Nütli halten.

Luxemburg.

Luxemburg, 23. Juli. Heute Nachmittag um 2 Uhr hat der feierlihe Einzug des Großherzogs, der Groß- herzogin und des Erbgroßherzogs stattgefunden. Der

Bürgermeister Brasseur bewillflommnete das E Paar an derx Grenze des Stadtgebiets, Ec hieß den Groß-

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herzog aïs einen Fürsten willlommen, der ges

woren habe, and herrlich

unter deren Schatten das Der

die Jastitutionen,

ediehen sei, zu erhalten und zu vertheidigen. T Großherzog antwortete, dem Bericht des „W. T. B. zufolge: er werde, fv lange er lebe, die Freiheiten

des Landes zu wahren wissen. Sämmtliche beglaubigten diplomatishen Vertreter wohnten dem Einzuge bei. Als der Großherzog, von einer Abtheilung berittener Ehrengarde begleitet, durh die Straßen der Stadt fuhr, in welchen gegen 200 Vereine Spalier bildeten, wurde er von der zahlreichen Volksmenge auf das Herzlichste begrüßt. Nah der Ankunft des Großherzogs im Palais fand ein Vorbei- marsh der Vereine statt.

und die Unabhängigkeit

Belgien.

Aus Antwerpen vom 22. Juli wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Nachdem der vzrdiente Congoforsher Hauptmann Becker vor dem Militärgeriht von den Anschuldigungen des Herrn Valcke so glänzend gereinigt worden war, hat er nun die weitere Genugthuung, daß Valke in dem Prozeß, den Beer gegen ihn wegen Angebereien und verleumderischer Behaup- tungen angestrengt hatte, \huldig befunden ist. Er wurde zu drei Monaten Gefängniß und 100 Fr. wegen Denunziation und zu se{chs Monaten und 1000 Fre. wegen verleumderisher Aeußerungen an einem öffenilihen Ort verurtheilt. Die Begründungen des Urtheils sind sehr scharf gegen Vaick2 und in Bezug auf Becker sehr belobend. Beer felbst und eine große Anzahl Advokaten wohnten dem Urtheilspruh bei. Beer, der einen dreimonatlihen Urlaub genommen hatte, hat jegt dem König

sein Abschied2gesuch eingereicht. Bulgarien,

Sofia, 23. Juli. Die „Agence balcanique“ erklärt die Nachricht des „Temps“, Stambulow hätte gesprächsweise in Tirnowo erklärt, er werde si, Falls die Unabhängigkeit Bulgariens niht indiesem Jahre proklamirt werde, aus dem politishen Leben zurücziehen, für unbegründet und für ein reines Phantasiegebilde. Stambulow sei noch gar niht in Tirnowo eingetroffen. Die bulgarische Re- gierung denke niht an eine Unabhängigkeits Erklärung Bul- gariens, ihre beständigen Bemühungen seien vielmehr auf die Entwickelung und Konsolidirung der inneren Lage und die Aufrechterhaltung der herzlihen und freundschaftlihen Be- ziehungen zur Türkei gerichtet.

Amerika.

Argentinien. Die Kammer hat, wie „W T. B.“ aus Buenos- Aires erfährt, die in erster Lesung beschlossene Herabsezung der Steuern und Zölle auf Petroleum, Thee, Reis, Talg und Lichte endgültig genehmigt, die in erster Lesung beschlossene Herabseßung der Zölle auf Zucker dagegen abgelehnt.

Afien.

Persien. Den „Daily News“ wird aus Tauris vom 23, d. M. telegraphirt: Die Kurden von So-:uj-Bolak haben sich zerstreut. Miß Greenfield wurde den Orts3- behörden ausgeliefert.

Afrika.

Neueren Meldungen aus der Kapstadt zufolge wäre der geplante Burentrek nach Maschonaland nur scheinbar aufgegeben, dafür aber gingen jeßt die trekfsustigen Afrikander in fleinen Trupps, etwa drei Mann stark, nordwärts, um sih weit außerhalb des Bereiches jeder offiziellen Kontrole zu vereinigen und dann vom Banyailande einen Haupt- vorstoß in das Maschonaland zu bewerkstelligen. Danach zu urtheilen, hätte die Burenbewegung also nur die Angriffsfcont, nicht das Angriffsziel gewechselt. Die „Zoutpansberg-Review“ in Prätoria theilt mit: es sei ein offenes Geheimniß, daß die Buren ihren geplanten „Trek“ nach Maschonaland durchaus nicht aufgegeben haben, sondern jeßt in Gesellschaften von Zweien und Dreien, anscheinend um zu jagen, nah dem neuen Kanaan aufbrechen. Sind fie weit genug nördlih gekommen, sodaß sie die JFnter- vention der Behörden nicht mehr zu fürchten haben, so wollen sie sich wieder an einer bestimmten Stelle versammeln und von Banyailand einen Vorstoß gegen Maschonaland unter-

nehmen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Lage der Zucker-Indusftrie,

Die Lage der Zuker-Industrie im Regierungsbezirk Hildes- beim ist im vorigen Vierteljahr eine fortdauernd gute gewesen, Bei ziemlic unverändert gebliebenen Preisen für Rohzucker vollzog si das Geschäft ohne starke Bewegungen. Das Zukerlagerhaus zu Hildes- heim war seit längerer Zeit gut beseßt; zur Zeit hat sich der Lager- bestand auf 40 000 Centner reduzirt. Die dortige Zuckerraffinerie hat ununterbrochen voll gearbeitet und fortdauernd guten Absay ge- babt. Jett ist die Produktion für etwa zwei Monate bereits im Voraus verkauft, Der Abschluß der Zucke: fabriken ist in diesem Jahre nidt so güastig wie im Vorjahre; stellenweise wird daher die Ver- theilung einer Dividende sih kaum ermözlichen lassen. Zum größten Theil sind die endgültigen Abschlüsse noch nit festgestellt. Wenn au die Zuckerpreise höher waren als im Vorjahre, so war doch die Polarisation der Rüben eine wesentlich niedrigere und konnte diefes Minus durch die günstigere Preislage nicht eingebracht werden, Die Erfahrungen, welhe man mit der Konservirung und Verfütterung der nah dem System Meyer und Büttner getrockneten Rüben- \hnißel gemacht hat, sind andauernd vorzügliche, den gestellten Er- wartungen entsprechende.

Steinkoblenproduktion. :

Die Steinkohlenförderung im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund beirug in diesem Jahre nach der „Köln. Ztg.* im zweiten Jahresviertel 8 896 173 t, der Absay 9 921 098 t; somit stellte si die erstere um 369573 t und der leßtere um 494181 t böher als in der gleihen Zeit des Vorjahres. In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden 254765 t mehr gefördert und 314 817 t mehr abgeseßt als in der ersten Hälfte des Vorjahres.

L Arbeiterfürsorge. R z

Die „Soz.-Corr.* stellt folgende Liste von Stiftungen 2c, für Arbeiter aus neuerer Zeit zusammen: Zwei Mittheilhaber der Gerberei- firma Elias Kohn in Nürnberg bestimmten 200 000 & zur Errichtung einer Stiftung für ihre Arbeiter. Die Deutsde Bank hat aus dem 1890er Erträgnisse 100000 A für Wohlfahrtseinri- tungen gewidmet; dieser Betrag soll zur Errichtung eines Klubs für die Beamten der Bank Verwendung finden. Da die Mittags- zeit der Beamten in Folge Einführung der sogenannten englischen Tischzeit nur eine beschränkte ist, hat die Verwaltung cin Lokal ge- miethet, in welchem den Beamten der Bank billiges und gutes Essen geliefert werden wird, Der Klub foll auch einen geselligen Vereini-

gungépunkt für die Abende bilden. 460 Mitglieder der Bureaus der Bank haben si bereits zum Eintritt gem:ldet. Kommerzien-Rath Guftav Dietel in Wilkau bei Zwickau hat aus Anlaß feines fünfund- ¿wanzigjährigen Geshäftsjubiläums der Alters- ud Invalidenkasse seiner Fabrik 10 090 M geshenft. Der in Königétbrunn in Niederöfter- reich verstorbene, sehr begüterte Landwirth und Weinhändler Dominicus Swhnupp hat in seinem Testament seinem langjährigen treuen Ober- knedt den ganzen landwirthshaftlihen Grundbesiß, zwei lastenfreie wohleingerihtete Bauernhöfe und zwei große wohlbestellte Weinkeller im Gesammtwerthe von über 200 009 Gulden als Belohnung für feine Dienertreue letztwillig vermacht. Geheimer Kommerzien-Rath A. Grusfon hat s am 1. Juli von der Leitung seiner berühmten Staß[- werke verabschiedet ; er ist 70 Jahre alt und hat über ein halbes JIxbr- bundert der Industrie gedient. Um seinen ältesten Arbeitern ein bleibendes Erinnerungszeihen zu stiften, hat er 5) Aktien zu je 1000 binterlegt, damit deren Dividende alljährlih zu Weihnachten an 5 bis 10 der ältesten Arbeiter vertbeilt werden soll. Früher, als seine Werke an eine Aktiengesellschaft übergingen, \chenkte er 50 000 A zu einer Beamtenpensionskasse und 59000 # zu einer Arbeiterhülfskasse; letztere ist jeßt auf 79 030, erstere auf 219 0909 angewachsen. Außerdem \chuf er eine Kantine, eine Konfumanstalt, eine Arbeiterküch:, ein Brausebad und eine allgem:ine Uaterstützangs8- kasse. R diese werden von Kommissionen der Beamten und Arbeiter verwaltet.

Zur Arbeiterbewegung.

Gegenüber der Auslassung des „Hamb. Corr.““, welche das bisherige Mißlingen der sozialdemokratischen Agi- tation auf dem Lande zum Gegenstand hatte (vergl. Nr. 169 d. Vl.), theilt die „Nordd. Allg. Ztg.“ Bemerkungen der „Kons. Corr.“ mit, denen zufolge jene Notiz geeignet fei, die Wachsamkeit der Landbewohner gegenüber den rastlosen Bestrebungen der Umstürzler, die Dörfer zu revolutioniren, einzushläfern. Die Notiz klinge gerade so, als ov das platte Land gegen die sozialrevolutionäre Versuchung absolut gefeit wäre, als ob man die Umsturzagitatoren als für die Dörfer völlig unschädlihe Menschen zu betrachten hätte. Der optimistishe Berichterstatter sei einerseits nichts weniger als wohlinformirt, andererseits aber sei das Lanciren derartiger Nachrichten in die Presse geradezu geeignet, der sozialdemokratischen Landagitation Vorschub zu leisten. Wenn gefragt werde, ob in der That die Sozialdemokratie nirgends auf dem Lande bisher noch festen Boden zu fassen vermochte, so könne die Antwort durhaus niht so zuversihtlih lauten, wie in der oben ecwähnten Auslassung. Die Landleute hätten alle Ursache, auf der Hut zu sein. Dort jedoch, wo die sozialdemokcatishen Agitatoren bisher „schmählich Fiasko“ gemacht hätten, sei das allein dem prinzipiellen Widerstand der Grundbefißer zu verdanken ge- wesen. Es sei also durchaus verfehlt, die sozialdemokratische Landagitation von vornherein durch sarkastishe Bemerkungen abzuthun und in der Landbewohnerschaft dadur ein täuschen- des Gefühl der Jmmunität zu erw:cken. Nur dur die prinzipielle Abwehr, nur durch unnachsihtiges Auftreten gegen jeden Versuch, das sozialrevolutionáre Gift in die Dörfer zu importiren, könne das platte Land vor der Alles zerstörenden Seuche geshüßt werden.

Die „Voß. Ztg.* theilt in einer Correspondenz aus Bochum das Resultat der Vorstandswahl des Deutschen Bergarbeiter- verbandes mit und bemerkt \chließlih: „Durch die stattgehabte Wabl sind die sozial demokratishen Elemente innerhalb des deutshen Bergarbeiterverbandes zur Herrschaft gekommen.“

Die Hamburger Genossenscchafts-Glasfabrik, welde durch die im vorigen Jahre ausgesperrten Glasarbeiter gegründet worden, wird der „Volksztg.“ zufolge in Berlin eine Niederlage ihrer Fabrikate errichten und dieselben in den Kreisen der Sozial- demokcatie zu vertreiben suchen. Ï i

Hier in Berlin legten gestern, wie der „Vorwärts*" meldet, in der Handshuhleder-Fabrik von M. Krüger zwölf Mann wegen Umwandlung der Lohnarbeit (24 4) zur Stükarbeit , wobei eine Lohnreduktion von 8 M eintreten würde, die Arbeit nieder. Der Entwurf zu einem neuen Parteiprogramm für die deutshe Sozialdemokratie beschäftigte vorgestern wieder eine vom sozialdemokcatishen Wahlverein des ersten Berliner Reichtagswabhlbezirks berufene Versammlung, in welcher der Reichstags- Abgeordnete Auer sprach und die Fraktion gegen die Anklagen der „fortgeshrittenen“ Parteigenossen in Shuß zu nehmen suchte. In der Diskussion trat die Opposition sehr energisch auf, doch führte die Debatte zu keinem Resultat. Die Erörterung soll in einer späteren Versammlung fortgeseßt werden. i

Die weitere Einführung von Kontrolmarken sür die Arbeitserzeugnisse gewisser Geschästszweige beschäftigte in leßter Zeit hier abgehaltene Arbeiterversammlungen. Bisher bestanden solhe Kontrolmarken nur für die Hutfabriken. Die Marken sollen dem kaufenden Arbeiter ein Erkennungszeichen sein, daß das Arbeitserzeugniß aus einer ca Vit herrührt, wo den Anforderungen der dort beschäftigten Arbeiter Genüge geleistet wird. Am Dienstag wurde in einer öffentlichen Versammlung von Schneidern und Shneiderinnen der Werth des Kontrolmarken-Systems für das Schneidergewerbe besprochen. Die Versammlung faßte, nah einem Bericht der „Kreuz-Ztg.“, einen Beschluß, wonach sie die Einführung der Kontrolmarke als ein „proletarishes Kampfesmittel“, namentlich zur Erreihung angemessener Arbeitslöhne und gesundheitlich nöthiger Einrichtungen in den Werkstätten, erachtete, obwohl da- durch noch kein dauernder Ausgleih der Gegensäße zwischen Arbeitern und Arbeitgebern herbeigeführt werden könne. Eine an demselben Tage abgehaltene Versammlung von Text il- Arbeitern und -Arbeiterinnen (Weber, Wirker, Stier, Posamentirer 2c.) gab ebenfalls dem Wunsche Ausdruck, die Anwendung der Kontrolmarke für Arbeitsprodukte der Textil- branche zu verallgemeinern. Bisher finden dieselben nur bei den Erzeugnissen der Arbeiter-Genossenschaft in Chemnig An- wendung. E

Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg geschrieben: Der Bund der sozialistishen Studenten Belgiens hat an die S udenten aller Länder die Einladung zur Theilnahme an einem inter- nationalen Kongreß erlassen, welcher im Oktober d. I. in Brüssel tagen soll. Auf der Tagesordnung des Kongresses stehen vier Punkte: Volksunterricht, Arbeitsregelung, politische Rolle der Studenten und Errichtung eincs internationalen sozialistischen Studentenbundes. Aus der Einladung, welche mit dem Rufe „Es lebe der internationale Sozialismus* schließt, geht hervor, daß die Studenten der Unioersitäten Englands, rankreihs, Ramäniens und der Schweiz die Beschickung des Kongrefses zugesagt haben, Gegen- wärtig werden Anstrengungen gemacht, um deutshe Studenten zur Theilnahme an dem Kongreß zu bewegen,

Kunft und Wissenschaft.

Zwishen Großburg und dem Dörf@en Baumgarten im Kreise Strehlen wurde in dietem Frühjahr eine Sandgrube auf- edeckt, in welcher, wie man der „Schles, Z.“ schreibt, die Arbeiter fes Gerippe fanden, die etwa einen Meter tief nebeneinander in fctter, dunkel gefärbter Erde lagen, Leider wurden nur zwei Schädel mit vollständiger Hirnschale erhalten; diese sind_seitlich flah mit

tie Nalhbarschaft eines Sogenannte „Schläfe- aber unbemerkt ab-

grüne, dur{ Färbung. können

eine erzeugte

der linken S(läfe Bronzegegenftandes L ringe® wurden nicht gefunden, , banden gekommen sein, Ein einfaher offfener Eisenring von 3 bis 4 mm Stärke und 5 bis 6 ecm lichter Weite und ein ähnlicher, aber hohler Bronzering befanden sich noch an einem Unterarmknochen. Außerdem lieferten die Arbeiter noch zwei eiserne Spitzen von Wurflanzen ab. Die genannten vier Gegenstände sind ohne jede Verzierung. Rittmeister a. D. von Swickfuß auf Sagen, wird für die sorgfältige Hebung und Bergung weiterer Auêëgrabungen Sorge tragen und gedenkt die Resultate zur Förderung der Wissen- haft dem Museum für Völkerkunde in Berlin zu übermitteln.

Für das in Elberfeld zu crrihtende Kaiser Friedrich- Denkmal ist, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, nunmehr ein engerer Wettbewerb ausgeschrieben worden. Zur Betheiligung sind auf- gefordert: Bildhauer W. Albermann in Köln (welcher das Krieger- Denkmal auf dem Königsplaß in Elberfeld herstellte), Profeffor Everlein in Berlin (welhem die Ausführung des Kaiser Wilhelm- Denkmals für Elberfeld übertragen ist), Bildbauer Neumann in Rom (ein Sohn der Stadt, welcher das Krieger-Denkmal in Langenberg \ckuf) und Bildhauer Schweiniß, der auf der internationalen Kunst- ausftellunz in Berlin ein kleines- Vearmorstandbild des Kaisers Friedri ausstelite (die leßte nah dem Leben ausgeführte Büste des Kaisers, welche von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrih als beson- ders gut getroffen bezeihnet wurde). Das Denkinal ift derart gedacht, daß si auf einem steinernen Unterbau, der mit Anpflanzungen ver- ziert oder als Brunnen angenommen ift, ein Granitsockel erhebt und dieser dann eine etwa 3 m hohe Bronzestatue des Kaisers Fried- rich trägt. :

Die Theilnehmer an der wissenschaftlichen Expedition nach Spitbergen, Graf Zeppelin, Baron von Neußen sowie Kapitän Bade, sind der „Köln. Ztg.“ zufolge gestern in Bremer- haven eingetroffen; Professor Bauer und Dr. Arper sollen heute nachfolgen. Unter dem Namen Baron von Neußen reist Fürst Karl von Ura, Graf von Württemberg,

Aus der Kapstadt vom 22. Juli meldet ein Telegramm des „Bureau Reuter*: „Der Etforsher der im Masch@onaland ent- deckten uralt:n Baudenkmäler Bent meldet, daß er in den Ruinen am Zimbabaye Bildnisse und Töpferwaaren phöni- zischen Ur sprungs entdeckt habe. Hoffentlih wird der Fund die Archäologen in den Stand seßen, zu entscheiden, welches Volk die Bauten am Zimbabaye erri{tet hat.“

Land- und Forstwirthschaft.

Prüfung von Getreidemähmaschinen.

An der von ter Deutschen Landwirt hshafts-Gesell- \cha ft veranstalteten Prüfung von Getreidemähmaschinen mit Garben- bindern, Bindemäber genannt, welche am 21. Juli in Falkenrehde bei Potsdam in Roggen stattfand, waren folgende Maschinen be- theiligt: „Mc. Cormick“, ausgestellt von W. Siedersleben u. Co,, Bernburg, „Adriance*, autgestelt von Adriance, Platt u. Co,, New-York und Hamburg, Mähmaschine von Walter A. Wood, Berlin, „Massey*“, ausgestelt von The Massey-Manufacturing- Company, Toronto und Lonkon, „Hornéby® ausgestellt von R, Hornsby & Sons, Grantham, „Mähmaschine 1“ von A. Harris, Son & Co., Brantford, ausgestellt von Adolf Pieper, Mörs a. Rh,, und „Osbocne*, ausgestellt von Claus Dreyer, Bremen. Sämmtliche Maschinen arbeiteten mit gutem, wenn au niht glei gutem Erfolge. Die Preise werden erst vertheilt, wenn der zweite Theil der Prüfung, nämlich die Arkeit in Weizen und Hafer, vollendet sein wird; dieselbe dürfte etwa in zwei Wochen stattfinden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®s- Maßregeln.

Konstantinopel, 23. Juli. (W. T. B.) Die gegen Pro- venienzen aus dem Golf von Alerxandrette verfügte zehn- tägige Quarantäne wurde auf Provenienzen von Marsine (exklusive) bis Tripoli (exklusive) ausgedehnt. Provenienzen aus Karamanien von Adalia (inklusive) bis Marsine und syrische Provenienzen von Tripoli bis Jaffa (inklusive) unterliegen während der Fahrt einmaliger ärztlicher Visitation.,.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschblesien. An der Ruhr sind am 23, d. M. gestellt 10 622, nit recht- zeitig gestellt keine Wagen. : i In ObersGlesien sind am 22. d. M. gestellt 3304, nikt reGtzeitig gestellt keine Wagen.

Die nätbste Börse nversammlung zu Essen findet am 27. Juli 1891 im „Berliner Hof* statt.

Leipzig, 23, Juli, (W. T. B) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4,20 4, per August 4,20 M4, per September 4,223 #4, per Oktober 4,25 Æ, per No- vember 4,274 H, per Dezember 4,27Ï A, per Januar 4,25 #, per Februar 4,25 # Umsay 115 000 kg. Fest.

Wien, 23. Juli. (W. T. B) Dem „Fremdenblatt“ zufolge hat eine Gruppe von Aktionären der Prag-Durer Bahn bei dem Ministerium des Innern Proteî\t eingelegt gegen die Be- \{lüfse der leßten Generalversammlung und fordert unter dem Hinweis auf die angebliche Illegalität der Generalversammlung die Annullirung sämmtlicher von derselben gefaßten Beschlüsse. i

London, 23. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen - ladungen angeboten.

Bradford, 23. Juli. (W. T. B) Wolle ruhig, eigene fest, Kolonialwollen träge. Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 23. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ hat auf der Reise na dem La Plata gestern Las Palmas passirt. Der Dampfer Weser“, nah Brasilien gehend, traf gestern in Bahia ein. Der Dampfer „Hohenzollern“ traf gestern in Suez ein. Der Scnelldampfer „Trave“, von New- York kommend, passirte mit 229 Reisenden an Bord beute früh Dover.

24 Juli. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Hohenzollern“, von Australien kommend, ist am 92. d. M. Nachmittags in Suez eingetroffen. Der Schnelldampfer „Werra* ist am 23, d. M. früh von Southampton nach New- Vork weitergefahren. Der Dampfer „Straßburg“, vom La Plata kommend, passirte am 23. d. M. Nachuaittags Dover. :

Hamburg, 23. Juli. (W. T. B.) Hamburg-Amerikanishe Packetfahrt - Aktien - Gesellschaft. Der Postdampfer „Fürst Bismarck“ ist, von New-York kommend, heute Morgen in Southampton eingetroffen. l :

24. Juli. (W. T. B.) Hamburg - Amerikanische Padcketfahrt - Aktien - Gesellschaft. Der Postdampfer „Rhaetia“ is, von New-York kommend, gestern Abend auf der

Elbe eingetroffen. i E

London, 23. Juli. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Durobian Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Union-Dampfer „Tojahn“ ist auf der Auê-

reise heute von tea Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik,

Adolf Ernst-Theater. Abend brahte die Wiener Gesellschaft

Am Mittwoch hte / a Jofephstadt ihre zweite Novität,

vom Theater in der

niedriger, zurückliegender Stirn, Der eine Schädel zeigt an

eine Posse mit Grsang „Die Wettschwimmerinnen“ von