1891 / 173 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Für bearündet erachtet. Nah der unter T A4 des Bundesraths- besElusses vom 27. November 1890 („Amtlihe Nachrihten des NR.-V.-A. I.- u. A.-V.* 1891 Seite 19) gegebenen Bestimmung sind vorübergehende Dienstleistungen als eine die Versiherungspflicht be- gründende Beshöftigung unter Anderem dann nicht anzusehen, „wenn fie von Aufwärtern oder Aufwärterinnen und ähnlichen zu niederen häuslihen Diensten von kurzer Dauer an wechselnden Arbeitsstellen thätigen Personen verrihtet werden“. Bei Erlaß dieser Bestimmung ist der Bundesrath offenbar davon ausgegangen, daß einerseits die Durchführung der Versicherung bei dem häufigen Wechsel der Arbeitsstellen Seitens der bezeihneten Per- sonen sehr erschwert sein würde, und daß andererseits die wirthschaft- lihe Stellung dieser Personen derjenigen gewisser selbftändiger Ge- werbetreibenden, wie Kofferträger, Dienstmänner 2c., nahe verwandt sei. Hiernach wird die Ausnahmevorschrift des Bundesraths auf solche Personen zu beschränken sein, deren Beshäftigung bei dem einzelnen Arbeitgeber einen erheblihen Theil des Tages nicht in Anspruch nimmt, die vielmehr oft an demselben Vormittage in verschiedenen Wohnungen häuslihe Dienste von kurzer Dauer verrihten. Als eine derartige Dienstleistung von kurzer Dauer kann die von Morgens 7 Ubr bis Nachmittags 1 Uhr dauernde Hauptbeschäftigung der Klägerin nit angesehen werden. Ist aber hiernah die Versicherungs- pfliht der Klägerin begründet, so kann dieselbe nit dadurch wieder beseitigt werden, daß die Klägerin während der ihr frei bleibenden Zeik bei einem zweiten Arbeitgeber vorübergehend beschäftigt worden ift.

37) In einer Revisionsentsheidung vom 11, Juni 1891 if vom Reichê-Versicherungs8amt ausgesprochen worden, daß vorgeseßliche Zeiten bescheinigter Krankheit (§. 158 des Invaliditäts- und Alters- versicherung8gesetzes), in welhen ein Lohn oder Gehalt nit bezogen worden ist, zwar nicht bei Berechnung der Wartezeit, wohl aber bei Bere- nung des durchschnittlichen Jahre8arbeitsverdienstes gemäß §. 159 a. a. D. außer Ansatz bleiben müssen. Hierzu is Folgendes ausgeführt worden: Der Vorderrihter hat den §. 159 des Invaliditäts- und Alterever- sicherungsgesezes unrihtig angewendet. Nah dem Wortlaut diefer Gesetzesvorschrift und den Berathungen, welche im Reichstage zu der- selben stattgefunden baben, unterliegt es keinem Zweifel, daß als Jahresarbeitsverdienst im Sinne des §. 159 a. a. O. nur der that- fächlih bezogene Lohn gelten soll. Es tönnen deshalb die nzch §. 158 a. a. O. auf die vorgesczlihe Wartezeit anzurehnenden Zeiten be- \cheinigter Krankheit, in welchen ein Arbeitslohn überhaupt nicht bezogen ist, bei Berechnung des durchschnittlihen Jahresarbeits- verdienstes nicht in Betraht kommen, Auch ergiebt sich aus der Fassung des 8§. 158 a. a. O., der nur auf §8. 156 und 157, nit aber auf S. 159 a. a. O. hinweist, daß beschcinigte Krankheiten nur für die Frage, ob die allgemeinen Voraussetzungen des Rentenanspruchs vorliegen, insbesondere die vorgeseßlihe Wartezeit erfüllt ist, ton Erbeblichkeit sind, niht aber auch bei Bèrehnung der Höhe der Rente in Betracht gezogen werden follen. Ueberdies giebt das Gesct keinen Anhalt dafür, in welcher Weise für die vorgeseß- lihen Krankheitswochen ein bestimmter zifermäßiger Arbeitsverdienst berehnet werden könnte. Für die Annahme des Schied8gerichts aber, daß im Hinblick auf §. 28 des Invaliditäts- und Altersversicherung8- geseßes für die nachgewiesenen Krankheitszeiten ein der Lobnklasse IT entsprechender fiktiver Durschnittsverdienst von 1,50 46 täglich ein- zusetzen sei, fehlt es an jeder geschlichen Grundlage. Vielmebr war es eine duraus zutreffende Berehnung des durchs@nittlihen Jahres- arbeitsverdienstes, wenn die beklagte Versicherungtanstalt die Krank- heitswochen einfach außer Ansatz gelassen hat.

38) In einer Altersrentensache, in welWer die Feststellungen der Vorinstanzen dahin gingen, daß der Kläger während einer Anzahl von vorgeseßlihen Wochen bescheinigter Krankheit Lobn oder Gehalt nit bezogen, war von ihm in der Revisionsgegenschrift neu behauptet worden, daß sein Arbeitgeber ihm während der in die Jahre 1588 bis 1890 fallenden Krankßcitszeiten „an Lohnents(ädigung“ einen gewissen Betrag gezahlt habe. Das Reihs-Versiherungsamt hat in einer Revisionsentsheidung vom 11. Juni 1891 auf diese neu aufgestellte Behauptung nicht eingehen zu können erklärt, weil die Berücksichtigung neuer Thatsachen in der Revisionsinstanz ausgeschlcossen, und das Reichs-Versicherungsamt an die thatsählihen FefisteUungen des Schiedsgerichts, welche ni&t wider den klaren Inbait der Akten ver- 475% wid sei (§. 80 des Invaliditäts- und Ültersversicherungs8- geleßes).

39) In Ucberecinstimmurg mit der Auffassung der überwiegen- den Mehrheit der Versiherungsanstalten hat das Reichs8-Versicherungs- amt unter dem 4. April 1891 vorbehaltlih einer instanziellen Entscheidung sich dahin erklärt, daß die als Krankenpflegerinnen thätigen Diakonifssen und die in gleicher Weise wirkenden katho- lischen Ordens\{chwestern im Allgemeinen als im Sinne des Fnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßzes versiberungspflichtig niht anzusehen sein werden. Als maßgebend hierfür ist in den Gründen hervorgehoben, daß die Diakonissen 2c. Lohnarbeit im Sinne des Invaliditäts- und Altersversiherungsgeseßes nit verrichten, indem ihnen das Mutterk,aus, welches unter gewöhnlichen Umständen als ihr Arbeitgeber in Betracht kommt, in der Regel nur freien Unterhalt (8. 3 Absay 2 a. a. O.) gewährt. Der Baarbetrag, den die Diakonissen 2c. nebenher vom Matterhause erhalten, ist gewöhnli nur unbedeutend und ledigli als eine unselbständige Ergänzung des freien Unterhalts zu betraHten (zu veraleihen au Nr. X. letzter Absatz der Anleitung vom 31. Oktober 1890, betreffend den Kreis der nah dem Invaliditäts- und Altersversiherungsgeseß versicherten Personen, „Amtliche Nachribten des R.-V.-A. J.- u. A.-V,“ 1891 Seite 4). Auch ift von einigen Seiten niht ohne Gcund geltend gemacht worden, daz die Thätigkeit der Diakonissen und katholischen Ordenss{western, welche sib in der vorbezeichneten Weise rollziehe, wesentli auf religiösen Motiven beruhe, insofern sie der uneigen- nütigen Ausübung christliver Nächstenliebe gewidmct fei. Eine Folge davon ist, daß hier niht nur der Gesichtspunkt des Erwerbes überhaupt in den Hintergrund tritt, sondern auch die Volksarschauung den Diakcnissen 2c. wegen jenes Charakters ihres Wirkens eine soziale Stellung zuweist, welche die der im §. 1 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesezes bezeichneten Personen nicht unwesentlih überragt. Allerdings giebt es auch Fälle, ia denen die vorstehend erörterten Vorausseßungen nicht zutreffen, in denen insbesoadere baarer Lohn oder Gehalt als Entgelt für die Ausübung der Krankenpflege gewährt wird. Ja diesen Fällen wird unbedenklih eine ver- ficherungspflihtige Beschäftigung angenommen werden können, sodaß beispielsweise eine Diakonissin 2c. der Versicherungspflicht unterliegen würde, welhe zu einer Privatperson, insb¿\sondere einem größeren industriellen oder landwirthschaftlihen Unternehmer, in ein festes, ge- lohntes Arbeits- oder Dienstverhältiß tritt, auf Grund dessen sie innerhalb des ihr von diesem Arbeitgeber zugewiesenen Wirkungs- kreises und nah dessen Anordnung gegen ein über den freien Unater- halt hinausgehendes Entgelt in einer gewissen Unabhängigkeit von ihrem Mutterhause bei der Krankenpflege thätig ist. In ähnlicher Weise wird auch die Thätigkeit anderer gelohnter Krankenpflegerinnen, welche keiner religiösen Genossenschaft angehören, als eine die Ver- sicherungsrfliht begründende Beschäftigung anzusehen sein, insbesondere au die der Krarkenpflegerinnen der Vereine vom „Rothen Kreuz“, in deren Satzungen (Schwesternordnungen 2c.) die Krankenpflege aut- drüdlih als eine Berufsthätigkeit bezeichnet ist, für welche die si derselben widmenden Frauen und Jungfrauen einen bestimmten Lohn oder Gehalt beziehen.

40) Das Reichs - Versiherungsamt hat sich im Ein- vernehmen mit dem Königlih preußishen Kriegs - Ministerium mittelst Bescheides vom 5. April 1891 dahin ausgesprochen, daß eine auf Grund der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 22. Juli 1884 aus dem Kaiserlichen Diépositiontfonds denjenigen Theilnehmern an dem Kriege von 1870/71 gewährte Gnadenunterstüßung, welche bei er- wiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit durch Krankheit ganz oder theilweise erwerbéunfähig: geworden und zwar den Nachweis des ur- sählihen Zusammenhanges der Krankheit mit einer im Kriege er- littenen inneren Dienstbescädigung zu erbringen vermochten, jedoch

wegen Ablaufs der geseßlihen Präklufivfcist zur Geltendmahung von Versorgungsansprüchen nit berechtigt waren, als Pension oder Wartegeld im Sinne des §. 4 Abs. 3 des Invaliditäts- und Alters- versicherungsgesezes niht anzusehen is. Denn die Bewilligung der erwähnten Gnadenunterstüßung ist von der Würdigkeit und Bedürftigkeit des Empfängers abhängig gemacht und kann abweihend von Pension und Wartegeld wieder entzogen werden, sobald jene Vorausseßungen fortfallen (zu vergleihen Bescheid 30, „Amtliße Nathrichten des R.-V.-A. E O 1891 Seite 148 und Revisionsentsheidung 34 ebenda eite ;

41) Auf eine Anfrage des Rechnungsbureaus hat das Reihs- Versiherungsamt unter dem 12. Juni 1891 si dahin ausgesprochen, daß im Fall des Ruhens einer Invaliden- oder Altersrente gemäß 8, 34 des -Inbvaliditäts- und Altersversiherungsgeseßes auch der in jeder Rente enthaltene Reichszushuß fo lange und insoweit niht zur Auszahlung zu bringen ist, als die Gesammtrente nah den Bestim- mungen des §, 34 a. a. O. ruht. Zwar ist die ursprünglihe Be- stimmung des Geseßentwurfs, nah welcher das Reich ein Drittel jeder Rente tragen sollte, von der Reichstags-Kommission dahin abgeändert worden, daß an Stelle dieses verhältnißmäßigen Antheils ein „fester Zuschuß“ des Reichs von 50 A füc „jede“ Rente zu leisten ift, (88. 25 und 26 Absatz 3. a. a. O.). Allein aus dem Bericht über die Berathungen der Kommission ergiebt fi, daß der feste Neichs- zushuß lediglih eingeführt ist, um die Unbilligkeit zu vermeiden, daß die in einer höheren Lohnklasse versicherten Arbeiter gegenüber den einer niedrigeren Lohnklasse angehörenden bevorzugt würden, und um diejenigen Personen, welche das Unglück haben, zeitiger Invalide zu werden, bezüglih des Reichszushusses niht {lechter zu stellen, als die, welche erst in höheren Jahren von Invalidität betroffen werden (zu vergleihen StenographisHe Berichte über die Verhandlungen des Reichs- tages 7. Legislatucperiode IV. Session 1888/89 5. Band Kom- missionsberiht Seite 959). Für die Annahme dagegen, daß der Reichszushuß auch dann ein fester und unveränderlicher bleiben solle, wenn die gemäß §F§. 25 und 26 a. a. O. festgeseßte Rente aus irgend welhen Gründen nit in ihrer vollen Höhe zur Auszahlung gelangt, bieten die Verhandlungen der Kommission keinen Anhalt. Auch der Wortlaut des §. 89 des Geseßes: „Die Vertheilung erfolgt, nachdem zunäGst der gemäß §, 26 dem Reih in Rechnung zu stellende Zuschuß ausgeschieden worden ist“, steht jener Auffassung nicht entgegen; denn diese Gesezesvorschrift regelt offenbar nur die Vertheilung der nach §8. 25 und 26 a, a. D. ermitielten vollen Renten und {ließt eine anderweite Berehnung für diejenigen Fälle, in denen nur Theilbeträge zur Zahlung kommen, nicht aus. Deshalb wird ebenso, wie bei einer nur theilweisen Abhebung der Rente Seitens des Berechtigten dem Reich nah §. 92 des Invaliditäts- und Altersversiherungsge|eßes nicht der volle Zushuß, sondern nur ein entsprechend geringerer Betrag zur Last zu legen ist, auch das Ruhen der Rente eine vechältaißmäßige Ermäßigung des Reichszushusses zur Folge haben müssen. Was das Verfahren des Rechnungsbureaus anianst, fo wird, da es sih in den Fällen des §. 34 a. a. O. ftets nur um ein „Ruhen“ Ee handelt, die leßtere also, ohne daß es ener neuen Festsetzung bedarf, in dem vollen Betrage wieder auflebt, sobald der Anlaß des „Ruhens*“ wegfällt, bei der Vertheilung der Rente darauf Bedacht zu nehmen sein, daß der Betrag, mit welchem das Reich einerseits und die Versicherungsanstalten andererseits an der vollen Rente betheiligt sind, ebenso zum Ausdruck gebracht wird, wie der Betrag, um den sich die Jabressumme der Mente, soweit die leßtere ruht, für die Dauécr dieses Ruhens vermindert.

Literatur.

Vaterländisches.

„Erinnerungen an Friedrich Wilhelm IV. von Preußen“ (1840—1861). Dem deutschen Volke dargeboten von Theodor Edckart, Inspektor der Gräflich Hardenberg’ schen Waisen- anstalt zu Nörten in Hannover. Mit einem Bildniß des Königs. Hannover-Linden. Verlagsanstalt von Carl Manz. (Manz u. Lange ) Preis 1 M Unausgesprochen, do auf allen Blättern merkbar, ist es Aufgabe und Bestreben dieser Schrift, dem deutschen Volke, vor- züglih dem jungen, zu größerer Würdigung desjenigen Königs zu verhelfen, von dem sein glorreiher Thronfolger bezeugt: „Niemals hat eines Königs Herz treuer für seines Volkes Wohl geschlagen; überall gewährte er edlen Kräften Anregung und förderte deren Entfaltung; mit freier Königlicher Huld gab er dem Lande &nstitutionen, in deren Ausbau sih die Hoffnungen deéselben erfüllen follten ; mit treuem Eifer war er bemüht, dem gesammten Vaterlande Eoóhere Ehre und festere Einigurg zu gewinnen. Dem König, der fo Großes zu begründen wußte, gebührt ein hervorragender Play in der Reibe der Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger des deutschen Geistes maten.“ Von den Tagen stillen Kindheitsglückes in Sansfouci, Paretz und auf der Pfaueninsel, dur die Zeit der Kriegstrübsal und der Vorbereitung zu den Kronprinzlichen Pflichten, \childert der Verfasser das äußerst glückliche Eheleben, die nah der Thronbesteigung bald hereinbreWenden Stürme und Wirren, die Krankheit des Königs, seinen Tod und seine feierlie Bestattung. Angebängt ist eine Beschreibung der Friedenskirhe in Sanéfouci und die Rede des Ober-Hofpredigers Dr. Kögel bei der Enthüllungsfeier des Denkmals des Königs. Das kleine Buch bictet auf feinen 108 Seiten eine pietätvolle, lebenétreue Zcibnung des Königlid;en Be- kenners Christi, Kirchenerbauers, Pflegers der Werke der Barmkberzigkeit, Kenners der Geschichte, Förderers der Wissenschaft und begeisterten, verständniß reihen Schirmherrn der Kunst. Es eignet sich bei seinem populären Charakter vortreflich für S@ul- und Bolksbibliotheken.

Geschichte.

„Die Stadt Emden in Gegenwart und Vergangen- heit.“ Den Mitgliedern des Hannoverschen Städtetages gewidmet von Ober-Bürgermeister Für bringer. Emden, Verlag von W. Schwalbe, (Pr. 3,50 4) In der Absicht verfaßt, den Mitgliezern des in diesem Jahre zum ersten Male in Emden tagenden Hannoverschen Städtevereins eine Festschrift darzubringen, aus deren Blättern die Vertreter der Städte der Provinz Hannover die Ueberzeugung gewinnen fönnen, daß Emdens Gemeinwesen bestrebt ist, mit der Zeit fort- zushreiten und den Aufgaben zu genügen, die den Städten in der Gegenwart gestellt sind, vereinigt das vorliegende Werk als Ergebniß seltenen Sammelfleißes und gründliten Studiums der reihen einschlägigen Literatur, was über Emden und seine Eigenthümlichkeiten theils an vielen Orten zerstreut mitgetheilt, theils bis jeßt nur in Akten und Zeitungen entbalten, theils noch gar nit beschrieben is, SolGer Gestalt ausgestattet mit werthvollen Bei- gaben, wie einer Abbildung des Emdener Rathhauses, einem Plan der Stadt nebst der Hafenerweiterung für den Schiffahrtskanal von Dortmund nah den Emshäfen, einer Ansicht von Emden aus balber Vogelshau ums Jahr 1730, einer „Kaarte van het verdronken Reiderland“ (Dollartkarte), ist es für die Bürger Emdens ein Gedenk- buch über die fcüheren und die heutigen Zustände ihrer aus reicher Vergang:nbeit einer neuen glücklichen Zukunft zustrebenden Stadt. Aber sein Inhalt dürfte weit über seine nächste Bestimmung hinaus nit nur für jeden Oftfriesen, soadern auch für weitere Kreise, namentli auh für dortige Verwaltungsbeamte, von Interesse sein.

Historishe Abhandlungen aus dem Münchener Seminar. Herausgegeben von Dr. Th. Heigel und Dr. H. Grauert. 1. Heft, Gregor Heimburg von Paul Joahimsohn. Bamberg, Buchner, 1891, Diese neu begründete Sammlung von „Historischen Abhandlungen“ verfolgt den Zweck, historische Anfänger- arbeiten von wissenschaftlihem Werth, welhe nur selten durch den Buchhandel verbreitet werden und häufig unbeahhtet bleiben, zu publi- ziren und so die Verwerthung ihrer Resultate zu erleichtern. Den Inhalt ihres ersten Heftes bildet die Biographie von Gregor Heim- burg, einem bedeutenden süddeutschen Jurisien und Staatsmann aus dem 15. Jahrhundert, welcher eine große Rolle in den weltlihen und kirhlihen Händeln seiner Zeit spielte. Seine Jugendzeit fällt in die Zeit

des Konstanzer Konzils. Auf dem Baseler Konzil trat er zum erften Mal als Vertreter des Kurfürsten von Mainz an die Oeffentlichkeit, um in dem Streit zwishen Papst und Konzil eine vermittelnde Stellung einzu- nebmen. Diese kirchlihen Streitigkeiten werden nun von dem Ver- fasser näher beleuchtet; mit Ret betont er als das charakteristishe Merkmal der kirchlihen Kämpfe des 15, Jahrhunderts, daß nicht mehr wie früher Papst und Kaiser um die Oberherrschaft rangen, sondern zwei kirchliche Institutionen, Konzil und Papst, um den Vor- rang stritten, während die weltliße Macht zwischen den streitenden Parteien eine vermittelnde, zuweilen auch neutrale Haltung zu be- baupten versuchte. So lange das Baseler Konzil dauerte, stand Heimburg in verschiedener Herren Diensten; lange Zeit war er der Rehtsbeistand des Raths von Nücnberg, wo er neben seinen juristischen und politishen Arbeiten eine reie literarische Thätigkeit entfaltete. Humanistish gebildet stand er mit den bedeutendsten Ge- [lehrten in Korrespondenz und hatte manche literarishe Fehde zu führen. In seiner öffentlißen Wirksamkeit hat er mannigfate Wandlungen durchgemacht und mehrmals die Partei gewechfelt ; ur- \prünglih ein Anhänger des Kaisers, fühlte er sh durch die Shwäche Friedrich's Il[I. abgestoßen und ging in das Lager der fürstlichen Opposition über; in den Kämpfen zwishen Wittelsbah und Hohen- zollern, welche die Mitte des 15. Jahrhunderts erfüllten, stand er auf Seite der antikaiserliGen Wittelsbaher. Mit dez dem Kaiser eng verbundenen Kurie war er ebenfalls zerfallen; in zahllosen scharfen Streitschriften trat er gegen sie auf, auch die Strafe des Bannes vermohßte ihn nicht zum Schweigen zu bringen. Unter dem Schutze des Bischofs von Würzburg und des Böhmenkönigs Podiebrad setzte er seinen Kampf gegen den Papst fort, bis ihn der Tod Podiebrad’s (1471) Böhmen zu verlassen zwang; alt und kampfes- müde suchte er seinen Frieden mit der Kirhe zu machen, und im fol- genden Jahre wurde er wirkli, kurz vor seinem Tode, auf Fürsprache fürstliher Freunde vom Banne befreit. Das Werk Joachimsohn's ist dur die eingehende Schilderung der literarischen und politischen Wirksamkeit Heimburg's ein werthvoller Beitrag zur Geschichte des 15. Jahrhunderts. Die Darstellung der Parteigegensäße in den Kämpfen zwischen Papst und Konzil, zwishen Kaiser und Fürsten, der verschlungenen Verhandlungen zwischen Gegnern und Verbündeten, in denen Heimburg eine Rolle spielte, giebt eine klare Anschauung von dem politischen Leben dieser reihen und bewegten Zeit, und die Mit- theilungen über die \chriftstellerischen Leistungen Heimburg's, besonders der Abdruck einiger Brucstücke aus seinen Reden und Flugschriften, eröffnen einen Einblick in die Gedankenwelt der hervorrazenden Geister jener EpoŸe. :

Mittheilungen des Vereins für anhbaltische Ge- \chihte und Alterthumskunde. 6. Band, 1. Theil. Dessau, 1891. An der Spit: des Heftes theilt der Geheime Hofrath Dr. Hosâus ein interessantes Denkmal der deutshen Sprache aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters mit. Fürst Magnus zu Anhalt überseßte gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein Werk des bekannten antipäpstlihen Publizifien Lupold von Bedenburg aus dem Lateinischen in das Deutsche, welches während des Thronstreites zwischen Ludwig dem Baier und Friedri dem Schönen verfaßt worden war, Der Herausgeber schildert die Schicksale des Originalwerkes, welches vor der Uebersezung dur Magnus lange Zeit verschollen war, 1:nd mat auf die Eigenthümlichkeiten der Sprache in der Ueberseßung aufmcrksam. Die übricen Aufsäße sind fast nur von lokalhiftorishem Interesse. Pastor Dr. Karl Schulze aiebi eine Erklärung der Namen der Dörfer, Städte und kleiaeren Ortschaften des Herzogthums Anhalt und Dr. H. Nüter liefert eine Darstellung der Geschichte der alten Kaiser- pfalz Dornburg an _der Elbe und der Geshlechter, in deren Besiß sie gewesen ist. Th. Stenzel set feine in früheren Heften begonnenen urkundlichen Mittheilungen über die anhaltishen Klöster fort und theilt in einem zweiten Aufsatze einiges über die Geschichte der im Kreise Dessau untergegangenen Ortschaften mit, wobei er naHweist, daß weitaus die meisten der zu Grunde gegangenen Flecken nicht erst im dreißigjährigen Kriege, wie vielfah angenommen twoird, sondern \{on mehrere Jahrhunderte früher zerstört worden sind. Endlich liefert W. Zahn eine Familiengeswihte des anhaltischen Adels- ge\blechtes von Spone, indem er uns über die Familienglieder, ihren Besiß und ihre Wappen unterrichtet.

Gesetze, Verordnungen 2:.

Verfüaungen in Grundbuchsachen von Paul Wolff. Sechste verbesserte Auflage, bearbeitet von dem Verfasser und Amits- geri®ts-Rath Carl Wolff. Berlin 1891, R. v Deker's Verlag, G. Swenck. (Pr. 6 4) In fast regelmäßigen Zeitabscnitten er- scheint dicses für dea Grundbuchrihter wichtige und sorgfältig ge- arbeitete Buch. Es giebt für diejenigen Grundbuhhsahen, welche auf besondere Verfügungen eingetragen oder gelös{t werden, die entsprehenden Beispiele. In dieser fechsten Auflage sind alle solche Beispiele ausgeschieden, welhe sih entweder in der Praxis als entbehrlich erwiesen haben oder bei ihrer geringen Ver- schiedenheit von anderen ohne Nachtheil durch Anmerkungen bei den letzteren erseßt werden konnten. Dagegen ist der übrigz Inbalt des Buches sowohl durch neue Beispiele, namenilih auch durch solche für Eintragungen in das Grundbuch bei Geundftücken, welche zuglei in die Landgüterrolle eingetragen sind, als auh anderweit niht unbe- trähtlich vermehrt worden.

i _Naturwissenschaft.

Die von Professor Dr. Pechuel-Loesche unter Mitwirkung von Dr. Wilh. Haake neu bearbeitete drittz Auflage von „Breh ms Thierleben“ ist bis zum vierten Bande vorgeschritten, Dieser Band des Werks eröffnet in der einzig dastehenden fesselnden und anziehenden Brehm’ schen SGreibweife die SHilderung der Gruppe „Vögel und umfaßt hiervon die erste Ordnung: „Baumvözel“. Wenn man Brehm irgendwie die Absicht zuschreiben wollte, daß er dur sein Werk den Freunden der Thierwelt neue Anbänger habe zuführen wollen, fo wäre der Zweek sicherlich als erreicht zu bezeihnen, Es ist niht gut denkbar, daß Jemand, der „Brehm's Thierleben* aus eigener An- \chauung kennt, si jemals ganz von dem gewonnenen Interesse wird losreißen können. Am Begreiflichsten findet man das beim Dur{hblättern des vorliegenden vierten Bandes. Entgegen den früßeren Bearbei- tungen beginnt in der neu:n Auflage die erste Familie der Sänger den Reigen, und die lieben Bekannten, die wir \ck@on in unseren ersten Schuljahren befangen: „Amfel, Drossel, Fink und Staar“ grüßen mit „der andern Vögel Schaar“ aus diesem Buch in vorzüglicher Text- und Bildauéëführung vertraulih heraus. An die Familien der Sänger {ließen sih nach der in der neuen Bearbeitung durbgeführten Systematik die übrigen Familien der Baumvögel von den Raben bis zur (vierunddreißizsten) Familie der Mäusevögel an, Der Tcxt ift dur mehrfache Neueinfügungen vermehrt ; ältere Abbondlungen sind

neu dur{gearbeitet und auf den heutigen Standpunkt der

Wissenschaft gebracht. Durh die Feinheit der Zeichnung, die im Druck vorzüzglih wiedergegeben is, fallen die Tafeln in ChromodruÈ: Wassershmäßer, Zauntönig und Gebirgs- stelze, Webervögel, Paradiesvögel, und in Schwarzdruck die Tafeln Drosseln und Meisen besonders angenehm auf. In den Text neu aufgenommen sind 34 Abbildungen, darunter die Alpenlerche, der Pitpit, Klippenvogel, Toko. Die gesammte Iluftration zum vierten Bande von „Brehm?'s Thierleben“ seßt sih aus der ftattlichen Zahl von 144 Abbildungen im Text und 19 Sondertafeln in Chromodruck und Holzschnitt zusammen. Die an dem Werke oft und mit Recht gerühmte Meisterschaft unserer ersten Thierzeichner Fr. Spet, Wilh. Kuhnert, G. Müyel, redet sich in diesem Bilderschmuck selbft das Wort, während die Verlagshandlung, das Biblicgraphische Institut in Leipzig und Wien, ihre stete Fürsorge für eine würdige und glänzende Ausstattung auch in diesem Bande bethätigt hat.

Die S inne und Sinnesorgane der niederen Thiere von E. Jourdan. Aus dem Französischen übersegt von W. Marschall. Mit 48 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von I. J. Weber. Leipzig, 1891, Preis geb. 4 (4 Das vor- liegende Werk bildet den dritten Band von Weber's „Naturwissen- \caftliher Bibliothek“, Es enthält eine gründliche Darstellung des Baues und der physiologischen Leistungen der wirbellosen Thiere, die theils auf Jourdan's eigenen Untersuchungen und Ans chauungenberuhen, theils von ihm mit unermüdlihem Fleiß und Verständniß gesch!ckt zusammen--

ee find. Jourdan theilt sein Bu in sieben Hauptstücke und ehandelt in den beiden ersten einleitenden Hauptstücken den Bau der Oraanismen im Allgemeinen, den Unterschied zwischen Thieren und Pflanzen, die Zellen, den Beariff Organ und physiologishe Funktion der höheren mehrzelligen Thiere oder der Metazoën, die Organismen ohne Oraane, die einzelligen Geshöpfe, die Urthiere oder Protozoën, die Irritabilität und Sensibilität. Er bespricht fodann die Sinnesorgane und erklärt in wie weit sie ih dem Bau und der Leistung na bei den verschiedenen Thieren gleihen. Die übrigen fünf Kapitel oder Hauptstücke find den fünf Sinnen, dem Gefühl, Geshmack. Geruch, Gehör und dem Gesicht, gewidmet. Durch 48 Holzschnitte hat der Text eine vortreflihe Erläuterung erhalten. Der gediegene Inhalt und die geschmackvolle Ausstattung auch dieses Bandes werden dazu bea raden Us Freunde von Weber's „Naturwissen schaftlicher Bibliothek“ u vermehren.

G „Die Bakterien“ von Dr. W. Migula, Privatdozent der Botanik an der Tehnishen Hobschule zu Karlsruhe. Mit 30 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig, Verlagsbubhandlung von I. F. Weber. 1891. Die junge Wissenschaft der Bafkteriologie hat Ä in wenigen Jahren vieler Zweige des wissenshaftlihen und prak- tischen Lebens bemächtigt. Am Bett des Kranken, wie in den Maisch- botticen der Brauer, in der Landwirthschaft wie in der Kühe des Städters spielen die Bakterien eine wibtige Rolle. Ansteckende Krankheiten, Gärung und Fäulniß rühren nach der neuen wissenshaftlihen Theorie von ihnen her. Im Haushalte ter Natur fällt ihnen durch die Zerschungen, die sie bei ihrer Lebensthätigkeit herbeiführen, die wichtigste Aufgabe zu. Vergleicht man jedo die vorhandene Kenntniß von den Bakterien mit dem Interesse an ihnen, so findet man ein sehr merkwürdiges Verhältniß: man hat nochG heute die wunderlichsten Vorstellungen, denkt sich wohl unter Bakterien, weil es doch „Spaltpilze“ sind, wirkli fleine Shwämme mit Stiel und Hut oder spri{t von Thierhen und Würmern. Ueber die Lebensbedingungen und Lebens- erscheinungen dieser Wesen hat man erft rechi ganz s{chiefe Vorstellungen. Der Grund, weshalb so wenig von den Bakterien in weiteren Kreisen bekannt ist, liegt größtentheils darin, daß es noch feine Literatur giebt, welhe das Wissen der Gelehrten dem Laien zugänglich macht. Verfasser obigen Werkes bietet desbalb in knapper Form und in einer Sprache, die Jedermann verständlih ist, das Wissenswertheste aus dem Reih der Bakterien, indem er Eingangs die Frage beantwortet : „Was sind Bakterien ?*, sodann „die Entwickelung der Lehre von den Mifkroorganismen“ darlegt und hierauf in hinlänglicer Ausführlickeit, unterstüßt durch veranschaulihende Abbildungen, die „Naturgeschichte der Bakterien“ behandelt.

Kunstwissenshaft.

„Die Kunst Jedermanns Sache“ von Dr. August Reichen#perger. Zweite Auflage. Wegberg, Verlag von Jo- hann Floitgraf. 1891, 8%, S. XX und 41. (Prceis 1 #4) Der auf dem Gebiete der Kunst durch viele wissenschafilich hervor- ragende und geistig anregende Werke tbatkräftige Appelation8-Gericht 8- rath Dr. August Reichens\perger empfiehlt in dieser Schrift nachdrücklich zur allseitigen Beahtung den Wunsch, daß die Kunst wieder in das Alltagéleben zurücckkehre und als eine Bedingung seiner geistigen Ge- sundheit anerkannt werde. Aus dem Schakte eines vielseitigen, kunst- verständigen Wissens entwickelt der Verfasser, ungeatet des hohen Alters von 83 Jahren, mit der Frische eines jugendlißen Geistes rccht bea&tenswerthe Gedanken und crtheilt auf Grund langjäkriger Erfahrungen prafktisch tüchtige, leit auszuführende Nathschläze. Die Kurst wurzelt nach Ansiht Reichentperger's nit im persönlichen Belieben, sondern in ewigen Gesetzen, die im Strome der Welt- geschichte sich abspiegeln. Ihr Wesen berubt in der Idee, nit in der Materie ; Letztere dient nur als Hülfsmittel zum Zweck der Ver- anshaulichung der Îdee. Las Kunstshöne ist ein Abbild der Wahrheit, deren eig lebendige Quelle Gott ist, und der Geist des von ihm nach seinem Ebenbilde geschaffenen Menschen \lrahlt dieselbe zurück. Daraus erklärt h au die Thatsache, daß die Kunst dur% alle Völker und Zeiten bindurch zunäGst im Dierste der Neligion auswuchs. Während des christiiten Mittelalters galt die Kunst als ein wesentlihes Element des Volkélebens, als ein unabweitliwes Bedürfniß seiner Gesundheit und Frische, die Kunst war ins Herz des Lebens aufgenommen (S. 10). Der Verfasser verlangt vor Allem, daß das Volk als Ganzes mehr Vertrauen auf si selbst und fein eigenstes, innerstes Gefühl setze, als auf Diejenigen, welche, um feine Leidenschaften auf- zurecen, stets das „Volkswohl“ im Munde führen. Eine Hauptaufgabe des Volkes sei es, das noch% Vorhandene zu erhalten und das Verunstaltete würdig herzustellen. So lange die alten Kunstwerke vernachlässigt und entstellt daliegen, haben äußerst Wenige au nur eine Ahnung davon, wie {ön dieselben ge- dacht und aus8gesührt waren; in dem Maße, wie deren Wieder- verjüngvng erfolgt, steigt auch das Interesse dafür, und mit demselben die Opferwilligke:t. Wie in Allew, was löblich ist, so sollen auc) in der hier fraglichen Beziehung die Behörden mit gutem Beispiel vor- angehen, ganz besonders die Gemeindeobrigkeiten, unter deren SÉußz fo viele Vermächtnisse der Vorziit sich gestellt finden. Der Verfasser fordert (S. 21), daß die Regierung die Pflege der Kunst den Künstlern und dem Mublifum überlasse, helfe und fördere, wo es irgend angeht und man sie arspricht, dabei aba keine offiziclle Doktrin, keinen Staatsstil geltend mae und nik die angehenden Künfiler in eine bureaufratisGe Zwangsjacke ftecke, sondern die Individualitäten sich frei unter 1clbstgewählter Leitung entwickeln lasse (S. 21). Bon besonderer Wichtigkeit ist es no, wie der Verfasscr ausdrückli® hervorhebt (S. 37), für die Sache der monumentalen Kunst, daß das in ihren Bereich fallende Handwerk mit der Erkenntniß seines Berufs und seiner wahren JInateressen den „goldenen Boden* wiedergewinne. Wie die meisten anderen „brennenden Fragen“ der Gegenwart, so wird, wie der Verfasser in den Schlußworten (S. 41) ausführt, au die Frage von der Wiedergeburt der Kunst nur auf dem Grunde des Christenthums durch die im Geiste des- selben geübte lebendige That einer befriedigenden Lösung ent- gegen zu führen sein. Gs gehöre dazu ein festes, klar erkannte3 Prinzip, uners{@ütterliwe Willenskraft, Feuer des Gemüths, Begeiste- rung. Was aber nicht minder als die falschen Systeme und Ten- denzen, vielleicht sogar vor Allem, bekämpft werden müsse, sei die Trägheit der großen Masse der „Wohlmeinenden“, die, vor jeder ernsten, nicht gerade durch die äußerste Noth erzwungenen Pflicht- erfüllung zurüds{reckend, die Hände im Schoß, Alles über sich ergehen Tasse. Zutreffend ist siherlich der (S. 17 ausgesprochene) Rath: Wer einen bleibenden Eindruck auf das Volk maten und die Selbst- thätigkeit in ibm weckten will, muß in dem innersten Wesen deéselben die Anknüpfungs8punkte suchen, vor Allem aber auf Gruudideen bauen, wele die Gewähr des Bestandes in sich tragen. In der Vorrede zu dieser neuen Auflage, einer vor 25 Jahren ershienenen Schrift, prüft der Verfasser mit eingehender geshihtli - tehnischer Kritik einzelne neuere, kunstlitirarishe Shriften und vertheidigt dur viele Beispiele, daß die Gothik den Ansprüchen unseres sogenannten Kultur- lebens vollständig zu genügen im Stande sei, sowie daß die an dieselbe wieder anknüpfenden „Neugothiker“ den besonderen Aufgaben, welch{e die Jettzeit den Architekten stellt, gewachsen seien.

Landeskunde, O „Das Deutsche Reich.“ Vaterlandskunde von Prof. Dr. di s Richter. Leipzig 1891, Verlag von Otto Spamer. Als le drei ersten Ausgänge (Abtheilung Nr. 1, 2 und 3) dieses Werkes unserer Beurtheilung vorlagen, in welchen, als im „ersten Bu“, „Das Deutsche Rei im Allgemeincn“, und zwar die geographische à geograp Lage, die Oberflächenform und die Bewässerung, das Klima, die Pflanzen- und Thierwelt, die Bevölkerung, die wirthschaftlichen Ver- hältnisse, die staatlive Organisation und tas politische Leben Deutsch- lants behandelt werden, durften wir auf Gcund der ge- wonnenen Einsiht bemerken, daß es zu der Hoffnung berechtige, ein nationales Werk zu werden, welhes von einem einheitliGen Gesichtspunkte aus das deutshe Vater- land als Ganzes in einer umfassenden und volksthümlichen Weise zur Darstellung bringt. Nachdem nun n3ch Erstheinen der Abthei-

lungen Nr. 4, 5, 6, 7, 8 und 9 au das „zweite Buch“ vorliegt, dessen Behandlungsgegenstand „die Einzelstaaten“ bilden, beftätigen wir gern, daß jene Erwartung \ich aufs Beste verwirkliht hat. Wenn biêlang bei allem Streben, das nachwachsende \Zeshlech@t zu erziehen in der Liebe zum Vaterlande, in der Hingebung an Kaiser und Reich durch eine gründlihe Einführung in die Geschihte, die Literatur und die Heimathékunde unseres Vaterlandes, doch vielfah wahrzunehmen war, daß einen erheblichen Theil unserer jungen Landsleute noch immer die fernen und fremden Theile der Welt in höherem Maße interessiren als die Gaue des lieben Heimathlandes, deren Scbönheit und Werth so Viele kaum ahnen: so lag der größte Theil der Schuld, daß dem fo ift, wohl in dem Mangel an einem solhen Werk, welches gewissermaßen in Erfüllung einer patriotishen Pflicht die Vaterlands- kunde, die Kenntniß deutshen Landes an die Spitze der nationalen Bildungselemente stellte, die Darstellung des deuts@en Landes für die nationale Erziehung nußbar matte. Professor Dr. Otto Ritter, der sich bereits durch kleinere Arbeiten über einzelne Theile des Vaterlandes ausgezeihnet, hat nach langer ernster Arbeit als Gesammtergebniß feiner Lehrpraxis und seiner Forshung hier ein Werk geschaffen, welches wohl dazu geeignet ersheint, durch cinen einheitlichen, volfsthümlihen, allumfafsenden Unterriht in der Landeskunde die Jugend ans theuere Vaterland anzuschließen und verständnißvolle, hingebende deutshe Reichsbürger aus ihnen zu bilden. Jedes deutsche Landeskind findet in dem Nahmen dieser „Vaterlandskunde* ein getreues, bis ins Einzelnste genau aus- geführtes Bild seiner engeren Heimath. Allen aber wird im allgemeinen Theile das Gemälde des gemeinsamen großen Vaterlandes mit Einschluß der deutschen Kolonialgebiete dargeboten. Die fünfzehn bei- gefügten, arößtentheils vom Verfasser selbst entworfenen Karten in ihrer sorgfältigen, \{önen Ausführung, sowie die niht minder ge- diegenen 22 Stadtpläne werden unzweifelhaft den Zweck des Buches fördern belfen, weldes allen Erziehern der Jugend unseres Volkes empfohlen sei. Der Preis jeder der neun Abtheilungen ist 1 A Si

Die österreichisch-ungarische Monar@ie in Wort und Bild. Druck und Verlag der K. K. Hof- und Staatsdrucerci in Wien. Das Werk i} nunmehr bis zur 135. Lieferung vor- geschritten. Mit der 130. Lieferung {loß neuerdings ein umfang- reicher, anziehend ges{riebener und illustrirter Band ab. Es ist dies der zweite in jener Gruppe von Bänden, welche die Länder der ungari- \chen Krone schildern und die aus der Vereinigung ungarischer Schrift- steller und Künstler hervorgehen. Der nunmehr abges{lossene II. Theil von „Ungarn* schildert ausführliß das weite Blföld in geographischer, ge\{ichtlicher, ethnographischer und kultureller Richtung. An der Ausführung der 3s Artikel, welche diese fast 97 000 qkm um- fassende niederungarische Ebene schildern, haben 24 Shriftsteller einige Jahre lang gearbeitet und ihre Aufgabe, bei dem Mangel genügender Vorarbeiten, auf das Beste gelöst. Reich an Abwecbfelung und neu in ihren meisten Erscheinungen sind au die Abbildungen dieses ¡weiten Bandes „Ungarn“. 29 Künstler haben die 256 Abbildungen, welche den Band \{chmüdcken, ausgeführt; darunter befindet ih ein in der Stimmung wohl getroffenes farbiges Kostüm- bild, welches Csifóse auf der Hortotá1yver Pußta darstellt. Das Bild ift nach dem Aquarell Paul Vágós vcn C. Angerer u Göschl geäßt und in der Königlich ungarischen Staatsdrackerei auf der Buchèruck - Swnelpresse getruckt. Die Holzschnitte des Bandes sind unter der Leitung dcs Professors Eustav Morelli im rvlographischen Institut zu Budavest ausazeführt und charakterisiren die Pflege des modernen Holzschnittes in Ungarn in der besten Weise, Hest 130 bringt auc den Artikel üb:r die Serten in Süd-Ungarn zum Abschluß und enthält außer dem bercits erwähnten Farbenb.ld fünf lebensvolle Bilder aus dem Festkale-nder dieses Volks- stammes, der sich vor Jahrhunderten dort ansiedelte. Im Februar erschien das erste Heft des bereits angekündigten neuen Bandes, betitelt „Küstenland und Dalmatien“, der den Süden der Monarchie und die \{ône Adria schildern sol. Ec be- ginnt mit der landschaftlißzen Schilderung von Görz-Gradisîa und Jstrien. Das erste Thema hat der bekannte und bewährte Scilderer dr südlichen und alpinen Gegenden, Dr. Heinrich Ncé, in interessanter Weise behandelt. Nirgends in den österreihischen Alpen und ihrem Vorlande werden in gleich geringer räumlicher Entfernung Landschaften von solcher Verschiedenheit gefunden wie an den nördlihen und an den füdli@en Grerzmarken der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisfa, Eine Strecke von 80 km trennt das in Scneefeldern und Schaums- stürzen shimmernde Hochland ron den Lagunen des Triester Golfes, wo zwischen Sclammbänken, die zeitweilig au unter der Salzfluth vershwinden, nur die Fisher oder wandernde Sumwpfvögel Leben verkünden. Diesem landshaftlihen Gegensaß gesellt si hier au die Verschiedenheit der Wärmeverhältnisse mit der entsprechenden Vegetation und die Verschiedenartigkeir der Bewohner und Sprachen. Aifred Zoff hat zu dieser Schilderung Nceé's eine Reihe von Landschaftébildern geliefert, die au nach dieser Seite den Beweis der Eigenartigkeit des Landfstriches zeigen; den Schluß bildei, von Hugo Charlemont gezeihnet, der wächtige Kastanienbaum von Dobra am Coglio, der, 12 m bo, einen Umfang von 62 m hat. Hieran \ch{ließt fich die ungeraein plastishe Schilderung des ausgezeichneten Kenners des Festlandes und der Insfelwelt Istriens, Ministerial - Raths Dr. Jos. Roman von Lorenz. Wer Jftrien blos vom Hôören- sagen oder aus der Lektüre kennt, der meint, dort wäre der land- \haftlihe Charakter kein anderer, als der des Karstes überhaupt: Baumlosigkeit und Kulturarmuth des blofkgelegten, überall hervor- \chauenden, bald steinigen, bald erdigen Terrains und dergleichen. Fstrien ist keineswegs überall, ja kaum zur Hälfte Karstland, hat nicht selten größere Waldstrecken und ausgedehnte Kulturen, besißt aus- geprägte Thäler von 25 bis 35 km Länge und darin zwar seichte, aber do% länger aushaltende Wasserläufe. Es ist das Land der geographischen und dadurch auch landschaftiliven Gegensäße und Üeberraschungen. Ein Blick auf die beigegebenen hochkünstlerishen Abbildungen von Jakob Emil Schindler und Eduard von Lichtenfels überzeugt von der Nichtigkeit diejer Anschauung. Auch hier hat die Natur eine Fülle von landscaftlihem Reiz ausgegossen und fesselt das entzüte Auge des Wanderers. Die weiteren Hefte mit ibrem aeshibtlihen Inhalt, ihren Städteschilderungen (Görz, Aquileja, Pola 2c.) bieten ebenfalls viel des Interessanten. Das 3. Heft, welches sich mit der gesHichtlihen und kulturellen Entwickelung Triests be!Gâftigt, weist u. a. auch einige Jlustrationen des genialen Professors Ludwig Passini auf, welGe das Leben im Hafen (Canale grande) und auf dem Fis&markt Triests s{ildera. Die am 1. Juni ausgegebene 133. Lieferung bildet den Beginn cines weiteren dritten Bandes von „Ungarn“, die Schilderung von Budapest. Maurus Iókai nennt die ungarische Landeshauvtstadt in einer kurzen, aber glänzend geschriebenen Einleitung „das Herz Ungarns“. Den Anfang bildet die Geschichte der Stadt aus der Feder des bervorragen- den Gelehrten Franz Salamon. Das illustrative Material dieses und der folgenden. Hefte des Bandes ist fehr zahlreich und anziehend ge- staltet. Zwei duftige Bilder von der Margaretheninsel (Ruinen des Klosters) hat die Frau Erzherzogin Klotilde gezeihnet. Außerdem finden wir auch cinige Reproduktionen na© alten Stichen und Holz- ichniiten, welbe Budapest in früheren Jahrhunderten vor Augen führen. Die literarishen Vorarbeiten, weihe den Band „Böhmen“ betreffen, sind soweit vorgeschritten, daß die Redaktion den größten Theil der offiziellen Einladungen zur Mitwirkung bereits an die von der Dur(lauchtigsten Protektorin des Unternehmens, der Kron- prinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie auserwählten Mitarbeiter

versenden konnte. | : Sprachwissenschaft. :

„Suaheli-Dragoman.“ Gesprähe, Wörterbuh und prak tische Anleitungen zum Verkehr mit den Cingeborenen in Deutsch- Ost-Afrika. Von Dr. F. Freiherrn von Nettelbladt. Mit einem Vorwort von Hauptmann C. Freiherrn von Gravenreuth. Nebst einer Karte von Deutsh-Oft-Afrika. Leipzig, 1891. F: A. Breckhaus. (Pr. geh. 5 M. geb. 6 A). Daß die Leistungéfähigkeit der Weißen draußen in Ost-Afrika_in hôchstem Grade davon abhängt, wie weit sie die Gigenart der Schwarzen richtig erfassen, wieviel sie si mit ihnen s\prahlich, zum Mindesten oberflächlich, verständigen können, war längst die Ueberzeugung unscrer Afrikaforsher. Aber an cinem

für den praktisGen GebrauG geeigneten deutshen Werke fehlte es bislang, und dieser Mangel wurde tägliG fühlbarer, je mehr Oft - Afrika Bedeutung für Deutschland gewann. Hier lieat nun ein Werk vor, welhes solhem Bedürfniß abktelfen will, indem es die wichtigsten und gebräuhlihsten Wendungen der weit über die Küste Ost-Afrikas binaus verbreiteten Suaheli- Sprache, für die Bedürfnisse des gewöhnlichen Verkehrslebens zu- fammengestellt, darbietet. Das schwierige Material hat Verfasser während scines langen Aufenthalts in Ost-Afrika gesammelt und ge- idt bearbeitet. Das Buch ift freilih keine Grammatik, da es die Aufgabe hat, sofort ein Gespräh mit den Negern über die nöthigsten Dinge zu ermöglihen. Die unentbehrlihsten grammatishen Unter- weisungen fehlen aber dem Werke nicht, welches auch mit einem aus- führlihen WörterbuG in Suaheli-Deutsh und Deutsch-Sugheli, zusammen nahezu 10000 Wörter nmfassend, ausgestattet ist. W328 aber den ,„ Suaheli - Dragoman“ besonders brau(h- bar matt, das sind die den einzelnen Gesprähen angehängten Unter- weisungen über den Verkehr mit den Eingeborenen und über das Leben in den Stationen. Die wichtigsten Verordnungen über den Dienst, Anweisungen zur zweckmäßigen Lebensweise und eine bequeme, dur eine Karte illustrirte Uebersibt über das ganze Gebiet der Ko- lonie und ihre Stationen vervollständigen diesen Theil. Hauptmann Freiherr von Gravenreuth. der bekannte frühere Stellvertreter des Reichskommissars von Wissmann, hat dem Werk ein warm empfehlendes Vorwort mitgeaeben. Gewiß wird dasselbe Allen, die in unserer ostafrikanishen Kolonie zu arbeiten haben, willkommen sein.

„Hülfs8büchlein für den ersten Unterricht in der Suabeli-Sprache.* Auch für den Selbstunterriht. Nach den „Swahili exerciszes“ von Steere bearbeitet von Dr, C. G. Büttner, Lehrer des Suaheli am Seminar für orientalishe Sprachen der FriedriG-Wilhelms-Universität in Berlin, Zweite, vielfach verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig 1891. T. V. Weigel, Nathfolger. (Gbr. Herm. Tauchnitz.) Preis 2 4 Schon in seiner ersten Gestalt hat vorliegendes Bu den Suaheli-Lernenden manch guten Dienst erwiese.1. Die gegenwärtige Neuaus8gabe ist unter Verwerthung aller Erfahrungen bei feinem bisherigen Gebrauch und in dem Bestreben entstanden, es immer mehr zum Nutzen der Lernenden zu verbessern. Auf dem Grundpylan der „Swahili exercises“ fußend, ist der neugebotene Urterrit8gang folgender: Aus der Fülle von Formen der Suaheli- arammatik sind zunähst einige wenige hberausgegriffen, um duch e den Lerrenden mit dem eigenthümlihen Charakter der Familie der Bantusprachen bekannt zu maden, von denen das Suaßheli ein wichtiges Glied ist. AUmählih werden dann die Kreise immer weiter und weiter aezogen, der Lernende dabei immer mehr mit der Regelmäßigkeit dieser Formen bekannt gemacht, sodaß \chließlih obne groß: S{hwierigkeiten die Sprache sein eigen wird. Neben den Regeln werden gleichzeitig die im gewöhnlichen Leben gebräuchlichfren Mörter und Phrasen eingeübt, sodaß derjenige, welchzer vorliegendes Bu aründli kennt, fich keiht mit den Suaheli in Osft-Afrika ver- ständiaen und sih ras in diejenigen grammatischen Formen und in den Wortschatz hineinfinden kann, der darin nit mitgetheilt ift. Das Wörterverzeichniß am Schluß ist schr zweckdienlich aufgestellt. Alles dies berechtigt zu der Hoffnung, daß das Buch au in seiner neuen Gestalt on feinem Theile dazu beitragen wird, Ost-Afrika mit der christliGen Welt in Verbindung zu bringen.

MilitärischGes.

Die Krieg8waffen in ihren ge\chichtlichen Entwickes- [lungen ven den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, eine Encyklopädie der Waffenkunde von August Demmin. Dritte Auflage. Mit über 4500 Abbildungen von Waffen und Auërüstungen sowie über 650 Marken von Waffenschmieden. Gera-Untermhaus 1891, Verlag von Fr. Eugen Koehler. (Preis 10 4) Das Verschwinden dieses bedeutenden, beim Erscheinen der zweiten Auflage im Jahre 1886 an dieser Stelle eingehend be‘prohenen Werk2s aus dem Buchhandel, hat dem Ver- fasser die Veranlassung geboten in einem neuen Verlage die vorliegende gänzlih umgearbeitete und sehr bedeutend vermehrte dritte Auflage er- \deinen zu lassen. Die Vermehrung betrifft hauptsächlich die Abbil- dungen von Waffen und Aütrüstungen, von denen diese Auflage gegen 500 mebr aufweist als die zweite, und die Vervollständigung der Marken von Wazffenshmi-cden, CTrotzde:n die Vermehrung, bei erheb- li größerem Format, das Bu um etwa 300 Seiten verstärkt hat, hat doch die Verlagsbuhhandlunz in danken3wecther Weise den früheren Preis von 10 A auch für bas jet siebzig Bozen starke Werk bestehen lassen, was der weiteren Verbreitung des für den Fach- mann. den gebildeten Laien und den Sammler gleih nüßglichen Führers ur:.d NaGschlagebuchs nur förderlich) sein kann.

„Die Kriegswaffen®*, eine fortlaufende übersihtli® ge- ordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kricasfeuer, Hieb- und Stichwaffen und Instrumente sowie Torpedos, Minen, Panzerungen u. dergl. seit Einführung von Hinterladern, von Emile Cavitaine und Pb. von Hertling. V. Band, II. Heft. Rathenow 1891. Verlag von Max Babenzien. Preis 1,50 46 Unter anderen interessanten Neuerungen enthält dieses wiederum mit zablreiben vortrefilihen in den Tert gedruckten Zeichnungen versehene Heft die Konstruktion einer Gewehrsicherung des Hen. Jentsch aus Wien, welhe in jeder Lage, in welcher das Gewehr niht lo8gehen soll, das Axslösen vollkommen selbslthätig verhindern soll. Auch dieses Heft liefert woicder den Beweis, daß die trefflihe Monatsschrift mit Er- folg bestrebt ist, dem Offizier ein getreues Bild von der Entwidelung der Kriegstechnik zu geben, obne das sonst in zahlreihen Werken zer- \treute Material mühsam aufsu§en zu müssen.

ten.

Karte der Verbreitung der DeutsGen in Europa, na öôsterreiischGen, russisben, preußischen, sächsischen, \{chweizerischen und belgishen amtlichen Quellen, Reiseberihten des Dr. Loß und Anderer, im Auftrage des Deutschen Sculvereins und unter Mitwirki:ng des Geheimen Regierung8-Raths Professors Dr. R. ckh dargestellt von Professor Dr. H. Nabert. Maßstab 1 : 925 009, Verlag von Cari Flemming ia Glogau, Der zuerst erschienenen zweiten Sektion dieses auf acht Sektionen berehneten vortreff- lichen Kartenwerk3 ist bald die erste Sektion gefolat. Sie umfaßt Westdeutscbland, das östlich von einer Linie LübeX—Er*urt, südlich von der Linie Mainz—Scchweinfurt begrenzt wird, mit den Städten Ham- burg, Bremen, Hannover, Köln, Aachen, Frankfurt a. M., Erfurt u. a, die Königreiche Holland und Belgien, den südlihsten Theil von Fütland mit der Insel Fünen und ganz kleine Gebiete von Nord- Frankrei und Großbritannien. Die neu erschienene Sektion zeichnet fi durch dieselben Vorzüge aus, die in der Besprehung in Nr. 137 d. Bl. Erwähnung und Anerkennung gefunden haben.

Generalfkfarte von Schweden, Norwegen, Däne- mark 2x. (Glogau, Verlag von Carl Flemming.) WMaßîtab 1:3 0C0 000, Pr. in Umschlag 14 Von den großen und trotz ihrer TreffliGkeit so billigen Generalkarten der Flemming'shen Berlags- anstalt ift nunmehr in ganz neuer Bearbeitung auch die Karte von Schweden, Norwegen und Dänemark e:shienen. Wie alle Flemming- schen Karten sich durch ihre meisterhafte technische Ausführung und \chône Uebersichtlichkeit bei gewissenhafter Berücksi&tigurg aller Details auszeihnen, so auch diese neue Publikation. Sorg- fältig in der Zeihnung, {arf und flar in Druck und der Nomenklatur, lebhaft und angenehm in der Farbengebung, welche Länder und Grenzen {arf auseinanderhält, bietet die Karte einen überrashenden Reichthum von Angaben. Die Dampferverbindungen mit den festländishen und englishen S:ehäfen, die Eisenbahnen nebst dem S@nellzugsverkehr, die Hauptstraßen und Kanäle, die ober- irdishen und fubmarinen Telegraphen, die Lande8grenzen, Staaten- und Provinzgrenzen, die Grenzen der Läne, Aemter, Bezirke 2c. sind mit Deutlichkeit herausgearbeitet, sodaß die Karte nicht allein im Bureau, sondern zumal dem Reisenden von Nutzen sein dürfte.

Dichtkunst.

Tausênd und ein Lag im Oriert von Friedri Bodenstedt. Fünste Auflage mit einem Titelbilde. Berlin 1891, N. v. Deter's Verlag, G. Shenck. Es ift dem greisen Dichter des „Mirza Schaffy*, der vor zwei Jahcen seinen 70. Geburtstag beging, xoch vergönnt worden, auch scinen „Orient* abermals nea