1891 / 174 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Morgen findet im Garten des Kroll'’sch{en Theaters kas große Concert des Stuttgarter Liederkcanzes (130 Sänger) zum Besten der Berliner Stadtarmen ftatt. Böstel’'s Gastspiel, das am Ry ie Wiederholung des „Postillon“ bringt, umfaßt nur noch

rei Abende.

Mannigfaltiges.

Der Afrikareisende Lieutenant Hans Tappenbeck, welher am 26. Juli 1889 dem tropishen Klima zum Opfer fiel, wurde am Sonnabend Nahmittag auf dem Garnisonkirchof binter der Hasen- baide in der heimathlichen Erde zur Ruhe gebettet. Zahlreiche Freunde hatten sich eingefunden, um dem verdienstrollen Reisenden die leßte Ehre zu erweisen. Außer den Eltern und Geschwistern gin sih unter den Anwesenden eine Deputation des Infanterie- Regiments Graf Barfuß (4. Westfälishen) Nr. 17 aus Saargemünd, dem der Verstorbene bis vor vier Jahren angehörte, sodann Vertreter des Auswärtigen Amts, der Gesellschaft für Erdkunde und der Deutshen Kolonialgesellshaft. Die Trauerfeier wurde mit dem Gesange „Wem der Herr ein Kreuze {ickt“ ein- geleitet. Die Gedächtnißrede bielt der Divisionepfarrer Platz. Unter den Klängen des Chorals „Jesus meine Zuversiht“ wurde der Sarg in die Erde gesenkt.

Die Auébildung der freiwilligen Feuerwehren der Vor- orte Berlins geschieht, wie die „N. Pr. Z.“ s{hreibt, zur Zeit durch Feldwebel oder Ober-Feuerwehrleute der hiesigen Löshmannschaften. Die Lehrmeister fahren allwöhhentlich einmal nab den Vororten ; die Ausbildung besteht in Freiübungen und theoretishen Anweisungen.

Die Wagen der Pferdebahnlinie Kreuzberg—Gesund- brunnen sind nach der „N. A. Z.*“ mit „Theilungsftangen“ versehen worden, durch welche die Bänke in je zwei Abtheilungen mit fünf Sigplägen eingetheilt find. Auch auf den übrigen Wagen der Großen E Pferdebagn-Aktiengesellshaft soll diese Theilung eingerichtet werden.

Stettin. Der General Ristow Pasa aus Konstantinopel, welcher vor einer Reihe von Jahren im Verein mit den Generalen Kähler Pascha, von der Golß Pasha und Hobe Pascka aus der preußiswen Armee ausgetreten war, um in türkishe Dienste zu treten, ift am 24. d. M. im Hause seines Schwiegervaters, des General- Arztes des 11. Armee-Corps Dr Abel zu Stettin im Alter von 47 Jahren gestorben. Vor seinem Autscheiden aus dem preußischen Heere bekleidete Ristow Pascha den Rang eines Hauptmanns der Artillerie, später wurde ihm der Rang cines preußiswen Stabsoffiziers beigelegt. Seine Verdienste um die Hebung der türkischea Artillerie wurden von Seiten Seiner Majestät des Sultans durch eine außergewöhnlich {nelle Beförderung und durch die Errennung zum General- Adjutanten anerkannt, sodaß Ristow Pas&ca sckchon sfeit Jahren den Rang eines Generals mit dem Prädikat Excellenz bekleidete. Die Ursache zu seinem frübzeitigen Tode war ein Sturz aus dem Wagen, bei dem er sich vor einiger Zeit {were Verleßungen zugezogen hatte, von denen er seit etwa vier Wochen Heilung in der Heimath suchte, Von den mit ihm gleichzeitig in türkishe Dienste getretenen preußishen Offi- zieren ist der um die Ausbildung der türkishen Reiterei verdiente General Kähler Pascha ihm im Tode vorausgegangen, während die anderen beiden gegenwärtig noch in türkishen Diensten wirken.

Falmouth, 25. Juli. Der Kapitän des österreichischen Dampfers „Szapary“, welher auf der Fahrt von New-York na Trient heute hier eintraf, berichtet, daß heute früh in dem Koblenraum des Dampfers zwei Erplosionen stattgefunden hätten, durch welche ein Mann getödtet und mehrere {wer ver- wundet worden seien.

St. Petersburg, 24. Juli. Der Badeort Saki bei Sekastopol if, nah einem an die „N. Pr. Ztg.“ gelangten Tele- gramm, durch einen mit Hagelschlag verbundenen Orkan verwüstet worden. Das Kurhaus is vom Boden weggefegt und von den prättigen Parkanlagen ist fast nichts übrig geblieben.

Paris, 27. Juli. Bei der Station Saint-Mandé, Kanton Vincennes, fuhr, wie ,„W. T. B.“ meldet, vorgestern Abend der von JFoinville-le-Pont kommende Ergänzungszug in den vorauf- egangenen Hauptzug hinein. Die Lokomotive des nahfolgenden S ites thürmte sih auf die drei leßten, dicht mit Reisenden beseßten Wagen des Vortrains auf, von denen zwei die zweite Wagenklaffe und ciner die erste Klasse führte Die Dampfkesselfeuerung öffnete ih; in Folge defsen verbreitete sich das Feuer über die Wagen, welche alsbald in Brand geriethen. Aus den Trümmern erschollen durhdringende Hülferufe. Die Rettungsarbeiten wurden fofort in Angriff genommen, Die herbeigeeilte Feuerwehr löste den Brand und die Eisenbahnbediensteten gingen fofort daran, die Verwundeten unter den Trümmern hervorzuziehen. Sämmtliche Per- sonen, die si in den beiden legten Wagen befanden, haben {were

Wetterbericht vom 27. Juli, Morgens 8 Uhr.

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Stationen.

Temperatur

=— fin ° Gelfius

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p. red. in Millim

| Wind, Wetter. | |

Mullaghmore | 758

Christiansund | 751 Kopenhagen . | 756 Stodckholm . | 752

Minima gehören einem gemeinsamen Depressicns- gebiet an, wonach nur über Süd-Europa, und dem | Offenbach. {üdöstlihen Central. Europx der Luftdruck ein hoher ist, Bei schwachen südlihen bis südwestlihen Winden | Beleuchtung des Sommergartens. isi über Deutschland der Himmel 1heilweise bewölkt, | der Vorstellung 7 Uhr.

U O sind zwar meist etwas ge-

c S c tiegen, liegen jedo

D. | 2 f nennens8werthe Niedershläge wurden nicht gemeldet.

Verleßungen erhalten und sind in einem überaus bedauernswerthen Zustande unter den Trümmern hervorgezogen worden. Bis geftèrn, 5 Ubr 40 Minuten früh, wurden 49 Todte und gegen 100 Ver- wundete gemeldet, von welchen sechs ihren Verleßungen bereits er- legen waren. Die Mehrzahl der getödteten Reisenden ift verkohlt. Die Verwundeten erlitten meistens Beinbrüche oder sonstige \chwere Verwundungen. Viele von ihnen dürften niht mit dem Leben davon kommen. Auf dem Bahnhofe spielten \ih herzzerreißende Scenen ab. Ganze Familien sind um's Leben gekommen; von anderen, welche aus fünf bis sechs Personen bestanden, tif nur eine am Leben ge- blieben Die meisten der Reisenden waren Arbeiter, Hand- lungsdiener u. \. w, welche von einer Vergüügungsfahrt zurückehrten. Heute waren bis 3 Uhr früh die Leichen geborgen; die Geleise sind bereits wieder vollständig frei. Wer die S@{uld an dem Unfalle trägt, ist noch nicht festgestellt; es sind darüber mehrere Angaben ver- breitet. Am glaubwürdigsten erscheint diejenige, daß der voraus- gefahrere Zug länger als vorgeshrieben auf dem Bahnhofe blieb, und daß der Ergänzungszug \chon fünf Minuten nah dem Hauptzuge auf dem Bahnbofe Saint Manté eintraf, da das Signal „Einfahrt frei“ irrtEümlich gegeben war.

Turin. Mario Andreis, der Sohn eines bekannten Bankiers in Turin, ein durch seine Kühnheit bekannter Bergsteiger, ift, wie der „N. A. Z.* gemeldet wird, in den Bergen verunglückt. Er wollte mit fünf Gefährten die Serra di San Michele von der gefähr- lihen Nordseite aus besteigen, mate aber einen Fehltritt und stürzte in eine Tiefe von 100 m, wo sein Leihnam als unföcmlihe Masse aufgefunden wurde.

Mürren (S{weiz), 25. Juli. Stanley brach, rach einer Meldung des „,W. T. B.“ heute Vormittag bei einem Spaziergang den linken Unterschenkel,

Konstantinopel, 23. Juli. Athanasios, der Führer der Räuberbande, welche seiner Zeit den Eisenbahnzug bei Tscherkesköi überfallen hat, soll fic, wie die „Pol. Corr.“ meldet, an der fklein- asiatishen Küste, nit weit von Konstantinopel aufhalten. Es wurde ein Detachement Soldaten nah Jsmidt entsendet. um seiner habhaft zu werden. Längs des Golfs und im ganzen Umkreise der Ortschaften, wo Athanasios und mit ihm noch andere Räuber sich umhertreiben sollen, sind Truppen, Infanterie und Kavallerie, aufgestellt worden.

Cincinnati, 26. Juli. Gestern Abend erfolgte, nab einer Mittheilung des „W. T B.“, bei Middletown, einer Station der Cincinnati-Hamilton-Dayton-Eisenbahn, ein Zusammenstoß zwich{en einem Güterzug und einem Vergnügungs8zug, in dem si meist junge Leute aus Dayton befanden. Drei Wagen des letzteren wurden umgestürzt und hierbei sieben Personen getödtet und gegen zwanzig, davon mehrere tödtlich, verlegt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Ansbach, 27. Juli. (W. T. B.) Gestern fuhr eine Rangirmaschhine in die Flanke eines in die Station ein- fahrenden Güterzuges. Drei Wagen entgleisten und wurden erheblich beshädigt. Es wurde Niemand verleßt, auhch

blieb der Betrieb ungestört.

Bremen, 27. Juli. (W. T. B) Useber die bereits gemeidete Expedition nach Spitzbergen mit dem Dampfer „Amely“ wird von zuständiger Seite Folgendes mitgetheilt: Die vom Kommerzien-Rath Stänglin (Stutt- gart) ausgerüstete Expedition nah Spißbergen ist heute Vormittag an Bord des neu erbauten Fischerei- dampfers „Amely“ in Begleitung des Kapitäns Bade nach Wismar in See gegangen. An derselben betheiligen sich Dr. Max Graf Zeppelin und Professor Baur (beide aus Stuttgart), Bergreferendar Cremer (Berlin) und Dr. Faber (Stuttgart) als Schiffsarzt. Außerdem hat sich Fürst Karl von Urach, Graf von Württembera, als Passagier angeshlossen. Die auf sechs bis sieben Wochen berechnete Reise hat das genauere Stvydium der Geologie Spitbergens sowie die nähere Untersuhung der Fischerei- verhältnisse der nordishen Gewässer zur Aufgabe. Die be- kannte Rheder- und Hochsee-Fischereifirma Droste, Gehrels und Comp, hat den Danpfer für die speziellen Zwecke der Ex- pedition mit besonderer Sorgfalt eingerichtet.

Witkowiß (Mähren), 27. Juli. (W. T. B.) Etwa 200 Kessel shmiede des hiesigen Eisenwerks stellten in Folge von Lohndifferenzen die Arbeit ein. Die Kesselfabrikation

ein fich gestern über der Biscayasee andeutendes | Musikdirektor Prem, zum Besten der Berliner Minimum bat mit großer Geschwindigkeit Frankreih | Armen-Anstalten., durchzogen, sodaß es sich heute mit einer Tiefe von

noch unter den normalen, | Postillon von Lonjumeau.

Deutsche Seewarte. E

aranda . | 746 o E Cork, Queens- A | 4 wolkig Gberbourg . | 757 bedeckt elder... | T0 757 amburg .. | 758 winemünde | 758 Neufabrwaffer 758 Memel .…. 760 _|W | 755 |S 757 [SW 758 D 758 761 759 759 1: 68 1002

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heiter wolkenlos

1) Thau. 2) Thau. 3) Thau. Uebersicht der Witterung.

unter 749 mm liegt über der nördlihen Nordsee und | von Preußen“

Theater-Anzeigen.

n Friedrih- Wilhelmstädtisczes

heiter von Gesangs- und Instrumentalkünstlern. wolkenlos fang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor- r.

wolkig Mittwoch: Im Theater: Die Fledermaus. Im

Park: Großes Doppel-Concert. Auftreten erster Gastspiel der Wiener vom K. K. priv. Theater i. d. Josefsta#t. Nur noch vier Aufführungen. Mittwoch : Î Die Wettschwimmerinnen. Posse mit Gesang in | Berlin: Musik von Carl

Meittwoh: Dieselbe Vorstellung. Sonnabend: Unsere Don Juans.

Gesangs- und Instrumentalkünstler.

Kroll's Theater.’ Dienstag: Großes Concert Kleiber 4 ; e des Stuttgarter Liederkranz (130 Sänger), unter h Das geftern über Nordshweden liegende Minimum | Leitung seines Musikdirektors Hrn. Professor Wilh. ist ostwärts nach dem nördlichen Finnland fort- S und unter Mitwirkung des vollständigen geshritten, ein von Nordwest herkommendes Minimum | Musik-Corps des Inf.-Reg. „Kaiser Friedrih, König (7, Württ.) Nr. 125, Königlicher

von Alb. Teller.

usik von G. R. Kruse.

3 Akten von Theodor Taube. Anfang 7+ Uhr.

Belle - Alliance - Theater. Dienstag: Das E | elfte Gebot. Schwank in 3 Akten nah F. F. Sh.

Im prachtvolUen, glänzenden Sommergarten (vor- p O olartiates Cane Samen Geborént Sin i: ; en ldenz): Großes Voppel - Concert. Austkreken ;

wolkig Tesfing-Theater. Artiftishe Direktion: Angelo i ne s tftre!

bedeckt Neumann. Dienstag : Abschiets - Vorstellung und sämmtlicher Spezialitäten, Brilimte Zllumination Benefiz für das Orchefter- ‘und Chorperscnal. Ca- valleria rusticana. Vorher: Der Barbier | 73 Uhr. (S{hluß der Opern-Saison.)

des ganzen Garten-Etablifsements. Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

_Voranzeige: Donnerstag: Zum ersten Male mit gänzlih neuer Ausstattung, Dekorationen, Koftümen, Ballets, Waffen-Requisiten, Beleuchtungseffecten 2c. A ) Theater. Jung-Deutschlaud zur See. GroßesAusftattungs- Dienstag: Die Fledermaus. Komische Operette Wi in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. in 3 Akten von Ioh. Strauß.

Im prawhtvollen Park: Großes Pa:kfest. Jmm | lihes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Gestorben: Verw. Fr. Major Jerny von S(fkopp

Reich der Sonne. Militär-Concert. Auftreten | Pferden. Vorverkauf von heute a an der Tageskafse.

Im 6. Bilde: Wirk-

Adolph Ernfst-Theater. Dienstag: Ensemble-

ruht daher vollständig. Ruhestörungen find nicht vor- gekommen.

Dover, 27. Juli. (W. T. B.) Der belgische E ch O

dampfer „La Flandre“ stieß auf der Fahrt na ende mit einem unbekannten Schiffe zusammen. Der Zusammen- stoß erfolgte in der Nähe von Goodwin Sands. Das un- bekannte Schiff ist gesunken, die Mannschaft dürfte jedoh von der „Flandre“ nah Dstende gebracht worden fein.

aris, 27. Zuli. (W. T. B.) Der „Temps“ theilt mit, daß das Geshwader des Admirals Gervais auf der Rückfahrt von Kronstadt in Portsmouth einen Aufenthalt nehmen werde. Derselbe erfolge auf einen direkten Wunsch der Königin von England, welchen Lord Salisbury in liebens- würdigster Form dem Botschafter Waddington übermittelt habe. Dagegen sei ein Anlegen in Ostende niht in Aussicht genommen. Bezüglih der an Frau Constans gelangten verbreherishen Sendung verlautet noch, daß auf einer der ersten Seiten des betreffenden Buches geschrieben stand: „JH habe Sie benahrihtigt, daß ih mi rähen werde.“ Der zur Untersuhung der Angelegen- heit nah Toulon gesandte Polizeikommissar Goron telegraphirt von dort, er glaube noch nicht auf einer ernsten Spur zu sein. Die Beamten des städtishen Labo- ratoriums, welche den Jnhalt der Sendung untersuhten, haben geäußert, daß der Thäter die Füllung nur mit eigener Lebens- gefahr vorgenommen haben könne. Heute wurde hier ein Denkmal Lafontaine's enthüllt.

Paris, 27. Juli. (W. T. B.) Ueber das Eisenbahn- unglück beiSaint VMandé (s. oben) wird noch berichtet : Die Mehrzahl der Todten ging durh Feuer und Wasser zu Grunde; es vergingen wohl vierzig Viinuten, bevor es gelang, Wasser zu beschaffen, und als man endlih die Hydranten in Thätig- keit seßte, wurden solhe Unmassen Wasser auf die brennen- den Wagen geworfen, daß manche der Opfer, welche vielleiht nur verwundet waren, ihren Tod durch die Wassermassen fanden. Der Maschinenführer und der Heizer sind wunderbarer Weise gerettet; dieselben hatten sich, als fie erfannten, daß sie die Maschinen niht mehr anhalten konnten, auf die Verbindungsbrücke zwischen Lokomotive und Tender geworfen. Die Eisenbahn: Direktion macht bekannt, die Zahl der Todten betrage 35, die der Verwundeten nur einige 30, fügt jedo hinzu, es seien diese Zahlen nur als proviso- rishe, niht als definitive anzusehen. :

St. Petersburg, 27. Juli. (W. T. B.) Das Diner, welhes der Großfüxst Alexis gestern an Bord des Kreuzers „Asia“ dem französishen Admiral Gervais, seinem Stab und den Kommandanten der fran- zösischen Schiffe gab und an dem auchG mehrere hohe russishe Persönlichkeiten theilnahmen, hatte einen glän- zenden Verlauf. Gegen 200 französische Matrosen kamen gestern mit ihren Difizieren nah St. Peters - burg und wohnten hier einem Concert bei. Die- selben wurden von der Bevölkerung enthusiastisch be- grüßt. Gutem Vernehmen nach wird sich Admiral Gervais mit einer Abordnung franzöjsisher Marine-Offiziere nah

Moskau begeben, wo ein solenner Empfang derselben be- .

absichtigt ist.

Cincinnati, 27. Juli. (W. T. B.) Bei dem Eisen- bahnzusammenstoß in der Nähe von Quiddletown wurden nach neueren Meldungen nur 3 Personen getödtet

und etwa 40 verwundet.

Teheran, 27. Juli. (W. T. B) (Telegramm des „Reuter'shen Bureaus“/.) Die Kaiserlih persische Taback- Compagnie hatte fkürzlih eine auf ihre Geschäftsgebahrung bezüglihe Bekanntmahung an die Mauern von Tabriz anschlagen lassen. Die meisten dieser Plakate wurden heruntergerissen. Als Ant- wort auf dieses Plakat fanden sich in der Naht vom 12. d. Plakate revolutionären FJnhalts angeschlagen, in denen die Priester aufgefordert werden, der Bevölkerung zu helfen, und all2 Diejenigen mit dem Tode bedroht werden, welche sich auf die Seite der Taback-Compagnie stellen würden. Es haben in Folge dessen zahlreiche Verhaftungen stattgefunden.

(Fortsezung des Nichtamtlihen in der Ersten Beila ge.)

E

Urania, Azastalt für volksthümlihe Naturkunt e. Am Landes - Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnbofz

Im Ttkeater: Abu Haf}an. Singspiel in 1 Akt 3 E ali G 753 mm über dem Pas de Calais befindet, alle drei | von C. M v. Weber. Darauf: Urlaub uach dem S esGaftlichen Theater bbs vie Sn Zapfenftreih. Komische Operette in 1 Aft von | jettel.

Näheres die Anschiag-

Das Concert des Abends bei brillanter elektrisher | A Anfang 6 Uhr,

Mittwo&: Gastspiel des Hrn. Bötel, Der | Verlobt: Frl. Margarethe Dressel mit Hrn.

Familien-Nachrichten.

Stabéarzt Dr. Gustav Shwarze (Gr. Lichter- felde— Berlin).

Verehelicht: Hr. Prem.-Lieut, Kurt von Kronen- feld mit Frl. Lucie Bumiller (Mannheim). Hr. Baloe Jalius Wohlfahrt mit Frl. Margarethe

nderson (Pfarrei Wang i. J DE Regterungê-Baumeister Hugo Ulrih mit Frl. Elisabeth Stein (Tirschtiegel).

: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Fiedler

(Frankenstein i. Schles.) Hrn. Prem.-Lieut. von

Klinkowström (Fürstenwalde, Spree). Hrn.

Major von Viebabn (Sondershausen). Hrn.

Prem Lieut. von Cleve (Rathenow). Hun.

Ulrich von Kapbengst (Stökow bei Degow).

Hrn. C. Graf Swimmelmann (Ahrensburg).

orn, Amtsrichter Koeßler (Neustadt O.-S.).

Eine Tochter: Hrn. Regierungs-Rath a. D.

Arthur von Studnit (Berlin) Hrn. P-em.-

Lieut. von Hackewiß (Hannover). Hrn. Kapitän-

Lieut. Kretshmann (Kiel).

geb. von Frankenberg-Ludwigsdorf (Berlin). Hc. Pfarrer emer. Aur-:l Hollefreund. Hr. Amtsrath August Eggert (Kleinsurra). Hr. Justiz-Rath Rintelen (Pfaffendorf bei Landeshut).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich{).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagt- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 332.

Sieben Beilagen (eins{chließlich Börsen - Beilage).

(12637)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 174.

Der Verkehr in Berlin und seine Opfer.

IV. *)

Fassen wir die in den vorhergegangenen Abschnitten mitgetheilten Daten über den Berliner Fubhrwerks- und Personenverkehr kurz zusammen, so ergiebt sih Folgendes: An einigen wihtigen Verkehrs- mittelpunkten bezw. in den bedeutenderen Verkehrsftraßen ift die Zahl der Pafsanten und Fuhrwerke eine sehr große. So wurde die Kreuzung der Friedrichstraße und der Straße Unter den Linden im März dieses Jahres in der Zeit von 6 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends durchs{nittlich în der Minute von mehr als 125 Menschen und 14 Wagen, die Stadtbahn-Unterführung in der Königstraße von 105 Personen und 10 Wagen, die Ecke der Chaussee- und Invalidenstraße von über 86 Personen und 14 Wagen passirt. An der leßtgenannten Kreuzung fährt in Zwischenräumen von je 9 bis 10 Sekunden ein Laftwagen vorüber. Der größte Wagenverkehr von den der Stichprobe unter- worfenen Punkten wurde am Potsdamer Play ermittelt; derselbe wird alle 3 Sekunden von einem Fuhrwerk befahren, und zwar folgen sich die Pferdebahnwagen in Zwischenräumen von 18, die Drosken in solhen von 10 bis 11 Sekunden, während die Zahl der Personen, welche den Plaß in der einen oder anderen Richtung in einer Minute dur{s@nittlich überschreiten, G auf nahezu 91 beläuft. Aehnliche Verkehrsziffern, bald etwas größer, bald etwas geringer, weisen auch die früher namhaft gematen übrigen Erhebungésstellen (Belle-Alliance-Brüe, Leipziger Straße zwishen Wilhelmstraße und Leipziger Plaß, desgleichen zwischen Kommandantenstraße und Spittelmarkt, die Ecke der König- und Spandauer Straße, der Alexander- und Holzmarktstraße, die Rojen- thalerstraße und die Große Frankfurterstraße) auf. Welch ungeheure Anzahl von Personen aufer den Fußaängern die vorgenannten und andere Verkehrsmittelpunkte täglich und ftündli passiren müffen, ergiebt sich aus dem Pferdebahn-, Stadtbahn-, Omnibus- und Dros{hkenveckehr. Es wurden z. B. im Jahre 1888 laut unseren früheren Zusammenstellungen befördert

mittels der Pferdebahnen überhaupt 117 099 010,

L Stadtbahn Ï 22.780 355,

- Omnibusse - 2348S mithin zusammen 163 277 220 Personen, d. h. durchs{nittlich tägli über 446 000. Bei insgesammt 3 352 730 Fahrten kommen auf jede einzelre Fakrt eines Pferdebahrwagens der Großen Berliner Pferde- eisenbahn-Aktiengesellshaft, deren Linien bei dem Folgenden allein in Betracht kommen, durschnittlich über 30 Fahrgäste. ReGnet man auf jede Dros&fke, die über den Potsdamer Play fährt, 2 Insassen, was bei dem Riesenverkehr des Potsdamer und des in der Nähe gelegenen Anhalter Bahnhofs nicht zu hoch sein dürfte, so werden von Pferdebahnen und Droschken täglich 106 889 Menschen über diefen Kreuzungépunkt befördert, so daß sich die Zahl der pafsirenden Personen außer den Fabhrgäften der gerade hier sehr zahlreihen und stark beseßten Dumi- bufse auf über 194 000 pro Tag (zu 16 Stunden von 6 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends) beläuft. Achnlihe Berehnungen ließen fich au für die übrigen Erhebungspunkte anstellen; das gewählte Beispiel genügt indessen, um von dem Riesenverkehr einer Großstadt von der Bedeutung Berlins ein Bild zu geben. E

Es ift unter diesen Umständen kein Wunder, daß au die Zahl der Unfälle, welhe durchdas8Straßenfuhrwerk herbeigeführt werden, keine ganz unbedeutende ist, obglei naturgemäß nur ein Brucbtheil derselben, nämlich diejenigen, welhe zur polizeilihen Kenntniß und Untersuchung kommen, aufgezeihnet werden, Na den Mittheilungen des Königlichen Polizei-Präsidiums wurden auf solche

Weise verleßt: ; davon tödtlih

in den Personen d Jahren überhaupt absolut Prozent 1 E ORE 43 6,45 E BT G 808 50 R 03 63 1886— 88 j A e , 3374 193 Die Zahl der durch Straßenfuhrwerk Verleßten b ierr von Jahr zu Jahr zugenommen; dagegen is der Antheil derjenigen Personen, welche dabei ihr Leben eingebüft baben, nur geringen S{wankungen unterworfen gewesen. Ueber die Art der Unfälle, denen die betroffenen Personen zum Opfer fielen, entnehmen wir den „Statistishen Jahrbüchern der Stadt Berlin“ felgende Daten. Es

wurden 1886—88 verlegt dur 1885 1886 1887 1888 „sammen Ub. L 2466 919: 636 737 2358 Herabstürzen von Fuhrwerken . . 113 95 130 172 510 Auf- und Abjprirgen bei Pferde- bahnwagen während der Fahrt 78 10 95 167 444 Zufammenstöße von Fuhrwerken 20 H DT 62, getödtet durch U E S O37 8 168 Herabstürzen von Fuhrwerken . Io 19 Auf- und Abspringen u. |. w.. 1 3 1 5 Zusammenstöße von Fuhrwerken . 1 1, Sowohl von den verletzten wie von den getödteten Personen entfällt im Dur{&schnitt der vier Beobachtungsjabre bei Weitem der größte Theil, nämli 69,9 bezw. 87,1°/9 auf die dur Uceberfahren Ver- unglückten, während durch Herabstürzen von Fuhrwerken 15,1 bezw. 9,8%, durch Auf- und Abspringen bei Pferdebahnwagen während der Fahrt 13,2 bezw. 2,6 9% und durch Zusfammen- stôße von Fahrwerken nur 1,8 bezw. 0,5 °/9 der betroffenen Perfonen verleßt bezw. getödtet wurden. Die Zahl der Getödteten \{chwankt bei den verschiedenen Arten der Verunglückung in den cinzelnen Jahren zum Theil reckcht erbeblich ; dagegen ist die Anzahl der Verleßten ziemlih regelmäßig, darunter die der Ueberfahrenen mit der Zunahme Me u den Straßen und Plätzen verkehrenden Personen sogar stetig gestiegen. Auch darüber, in welchem Umfange die verschiedenen Arten der Fuhrwerke an den Unfällen betheiligt sind, geben unsere Quellen einige Auékunft, Es wurden in den Jahren 1885 bis 88 zusammen

durch Ueberfahren von Personen darunter

verleßt tödtlich

Sferdebahnwagen S 1 ó mnibus . R O E ¡ Droshkin . S G S g 2 e : E E E rivatem Personenfuhrwerk . y : Postwagen N n N S ch2 i \chwerem Lasifuhrwerk E a L S 391 4 leichtem E 187 7 Bierwagen E 0a e e lo a I 2 SwHlächterwagen S Es 110 9 Kinder-, Siebe-, Hand-, Huadewagen, Velo-

Ce 61 E Fuhrwerk nit angegebener Art .... 739 S

*) Vergl. Nr. 159 des „K. u. St.-A.* vom 9. Iuli d. I.

Berlin, Montag, den 27. Juli

Leider kennt man aus den {on früher erörterten Gründen mit Ausnahme der Pferdebahnen und Omnibus nicht die Zahl der Fubrwerke, welhe im Laufe eines Jahres die Straßen der Reichs- Hauptstadt überhaupt befahren, sodaß es für die Betheiligung der vorstehend einzeln aufgeführten Fuhrwerksarten an einem Maßstabe fehlt. Immerhin ist es auffällig, daß durch die verbältniß- mäßig doch recht geringe Anzahl der Bierwagen und Swlächterwagen, von denen die lehteren bei der gegen- wärtigen Organisation des Schlactbetriebs in Berlin überdies nur wenige Stunden des Tages unterwegs sind, relativ so häufig Personen verleßt werden können. Von den durch Bierwagen über- fabrenen Personen ist dur@scnittliÞch mebr als ein Fünftel (genauer 21,6 9/0) dem Tode verfallen. Das ift bei Weitem die ungünstigste Verbältnißzahl, da bei allen durch Ueberfahren Verunglückten nur 7,1%, felbst bei den von \{chwerem Lastfubrwerk überfahrenen Per- fonen nur 14,5 9% tôdtlich verleßt werden. 4

Zu den dur die übrigen Ursachen herbeigeführten Unfällen sei nur noch bemerkt, daß beim Herabstürzen von Pferdebahnwagen 30, von Omnibus 31 Personen, von den letzteren eine tödtlich, in den vier Jahren zusammen verleßt wurden, sowie daß die beim Auf- und Abspringen von Pferdebahnwagen während der Fahrt getödteten 5 Menschen fämmtlih am Vorderperron verunglückten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Wegnahme eines fremden Sparkassenbu{s in der Absicht, einen Theil der Sparkasseneinlage durch Abhebung bei der Sparkasse sih rechts8widrig zuzueignen, sodann aber das Spar- fafsenbuh in den Gewahrsam des Eigenthümers zurückzubringen, ift, nach einem Urtheil des Reichsgerich1s, III. Strafsenats, vom 7. März 1891, als Diebstahl zu bestrafen. Dagegen ift Derjenige, welcher nach erfolgter Wegnahme des Sparkassenbuhe im Auftrage des Diebes und mit Kenntniß der Nectswidrigkeit der That den von diesem bezeihneten Theilbetrag der Sparkasseneinlage bei der Spar- kasse erhebt und dem Auftraggeber überbringt, nicht als Gehülfe, sondern als Begünstiger zu bestrafen.

In Bezug auf §. 15 Abf,2 der Reihs-Gewerbe-Ordnung: „Die Fortseßung des Betriebes kann polizeilich verhindert werden, wenn ein Gewerbe, zu dessen Beginn eine besondere Venehmi- gung erforderlih ift, ohne diee Genehmigung begonnen wird“ hat das Rei{sgeriht, I[I. Strafsenat, dur Urtheil vom 27. April 1891 ausgesprochen, daß zum Zwette dieser polizeilihen Verhinderung die Anwendung unmittelbaren Zwanges, insbesondere die Ver- siegelung der Gewerbsräume, statthaft ift.

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeiterlöhne im Lüneburgishen.

Aus dem Regierungsbezirk Lüneburg wird geschrieben: Die Lohnsäte für gewerblihe wie ländliche Arbeiter sind durhweg unver- Eältnißmäßig bobe. Im Allgemeinen wird aber au fleißig gespart, und baben manche Arbeiter es zu Spareinlagen von 3000—10 000 gebraht. Eigentlihe Armuth is dem Regierungsbezirk überhaupt fremd. Der Grund ift darin zu suchen, daß bei der geringen Dichtig- feit der Bevölkerung und der dieser entsprehenden Ausdehnung des bäuerlihen Besites es dem Arbeiter leiht wird, Ackerland nah Bedarf zu pachten und aus demselben nicht nur die benöthigten Lebens- mittel an Korn, Kartoffeln und Gemüse zu gewinnen, fondern auch durch Vieh-, namentlich Shweinezucht, neben der Beschaffung billiger Fleischnahrung für den eigenen Haushalt noch einen Baargewinn zu erzielen. Der Pächter arbeitet der Regel nah bei dem Verpäcbter auf Tagelohn. Dur eine Anzahl solher Pädter sichert sich der Bauer die erforderlichen Arbeitskräfte. Gleichzeitig erbält er wenigstens einen Theil desjenigen Areals, welches er nicht selbst intensiv bewirth- \ckaften kann, in guter Kultur. Der Sitte entsprechend, läßt er dem Tagelöhner die erforderliche Zeit für die Besorgung des Pachtlandes. Soweit zur Bestellunz des Leßteren Spannkcäfte erforderlih sind, hilft der Bauer mit den seinigen aus, wofür ein Theil des Tage- lohns abgeschrieben wird. Gewissermaßen wechseln hier Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Stellen. Bei diesen Verhältnissen fahren beide Theile gut, namentlich aber die Arbeiter, die selten gewillt sind, ihre sorgenfreie Lage mit der oft bedrückten des kleinen Grundbesiß ers zu vertauschen.

ck, Zur Lohnstatistik der preußischen Bergarbeiter für das Kalenderjahr 1890,

Im verçcangenen Jahre hatt:n nah der „Zeitschrift für das Bergs-, Hütten: und Salinenwéesen im preußischen Staate“ die unterirdisch be- \châftigten Bergleute im engeren Sinne, welche bei den Aus- und Vor- rihtungs- sowie den eigentlichen Gewinnungsarbeiten angelegt sind, also in der Hauptsache die Gesteins- und Kohlenhauer nebst den mit ihnen im Gedinge arbeitenden oder ihnen zugewiesenen S{leppern im Durch- \hnitt pro Kopf einen reinen Verdienst, d. i, nach Abzug niht nur aller sachlichen Arbeitskosten, sondern auch der von den Arbeitern ge- zahlten persönlihen Knavpschafts- und Krankenkassenbeiträge :

von 1183 M beim Steinkfohlenbergbau des Ober-Bergamtsbezirks Dortmund; E E

von 1180 \( beim fstaatlihen Steinkoblenbergbau bei Saar- brücken (Ober-Bergamtsbezirk Bonn);

von 1022 Æ beim Steinsalzbergbau des Ober-Bergam tsbezirks

alle; 9 von 991 M beim Steinkobßlenbergbau bei Aahen (Ober-Berg- amtsbezirk Bonn); S

von 887 M beim Kupyferschieferbergbau des Ober-Bergamts- bezirks Halle; g i

von 822 M beim Braunkohlenbergbau des Ober-Bergamtsbezirks

alle; E von 792 46 beim Steinkohlenbergbau in Niederschlesien (Ober- Bergamtsbezirk Breslau); N

von 752 M4 beim Siegen-Nassauishen Erzbergbau des Ober- Bergamtsbezirks Bonn; :

von 748 beam Steinkohlenbergbau in Oberschlesien (Ober- Bergamtsbezirk Breélau); E

von 693 4 beim sonstigen rech{chtsrheinischen Erzbergbau des Ober-Bergamtébezirks Bonnz

von 687 Æ beim linksrheinisWen Erzbergbau des Ober-Berg- amtsbezirks Bonn;

doR 683 beim staatliWhen Erzbergbau am Oberharz (Ober- Bergamtsbezirk Klausthal). ; 2

Hinsichtlih der übrigen Arbeiterklassen ftellten sich die dur- shnittlihen reinen Jahreslöhne pro Kopf wie folgt :

für die außerdem noch unterirdisch (namentlih beim Gruben- ausbau und bei Nebenarbeiten) beschäftigten Personen, wie Zimmer- hauer, Reparatur-Arbeiter, Maurer, Ans{läger, Bremser, Berge- verfüller 2c. auf 1067 Æ (beim Steinsalzbergbau des Ober-Bergamts- bezirts Halle) bis 699 (A (beim Steinkohlenbergbau in Oberschlesien) ;

1891,

_ für die üiber Tage beschäftigten erwabsenen männlihen Arbeiter einshließlich der Werkstättenarbei‘er auf 1020 4 (beim Steinsalz- bergbau des Ober-Bergamtsbezirks Halle) bis 545 „6 (beim ftaat- lichen Grzbergbau am Oberharz [Ober-Bergamtsbezirk Klausthal]) ;

für die jugendliden männlichen Arbeiter unter fechzehn Jahren auf 397 M (beim Kupferschieferbergbau des Ober-Bergamtsbezirks Halle) bis 178 Æ (beim ftaatlihen Erzbergbau am Oberharz {Ober-Bergamts8- bezirk Klausthal]); :

für die weiblichen Arbeiter einschlicßlih der jugendlihen, deren Anzahl übrigens zum Unterschiede von den männlichen jugendlichen Arbeitern nur beim Erzbergbau (Aufbereitungsanstalten) des Ober- Bergamtsbezirks Bonn einige Bedeutung erreiht, auf 407 #4 (beim Steinkoblenbergbau bei Aachen |(Ober-Bergamtsbezirk Bonn] bis E e (beim linksrheinishen Erzbergbau des Ober-Bergamtsbezirks

onn) ;

für die Bergarbeiter überhaupt auf 1114 A (beim staatlichen Steinkoblenbergbau bei Saarbrücken {Ober-Bergamtsbe;irk Bonn] bis 613 S (beim staatlihen Erzbergbau am Oberbarz (Ober-Bergamts- bezirk Klausthal]).

Nachdem die Löhne während dcs Jahres 1889 fast in allen Bergbaubezirken Preußens eine anhaltende Steigerung erfahren batten, ließ das verflossene Jahr nur noch für den Steinkohlenbergbau von Oberschlesien und von Saarbrüdcken, sowie für den Erzbergbau am Oberharz eine bis zum Jabres\ch{lufse fortdauernde weitere Steigerung in die Erscheinung treten, wohingegen für alle übrigen Bezirke bereits im Laufe des Jahres ein gewisser Stillstand in der Aufwärtsbewegung, ja theilweise selbst {on ein entschiedener Wiederrückgang der Löhne stattgehabt bat. Leßteres gilt insbesondere von dem Siegen- Naffauischen Erzbergbau, welcher in Folge der ungünstiger gewordenen Lage seiner Eisen:rzgruben bereits vom zweiten Vierteljahre ab ein stetes Sinken der Löhne zu verzeihnen hatte.

Die Steigerung der durchschnittlich auf einer Sit verdienten Löbne vom I Vierteljahr 1889 bis zum 1V. Vierteljahr 1890 betrug : beim Steinkohlenbergbau in Ober'(lesien 31,3 °%/9, beim Steinkohlen- bergbau in Niederschlesien 19,1 9%, beim Braunkoblenbergbau 12,9 % (im III. Viert-ljahr 1890 bereits 13,8 9/6), beim Kupferschieferbergbau 8,6 9/0 (im I. Vierteljahr 1890 bereits 11,4 °/9) beim Steinsalzbergbau 9,3 9%, beim staatlihen Erzbergbau am Oberharz 2,0 9%, beim Stein- foblenbergbau des Ober-Bergamtébezirks Dortmund 24,4%, (im IT. Viert ljahr 1890 bereits 27,0 9%), beim ftaatlihen Steinkohlen» bergbau bei Saarbrücken 34,7 9/0, beim Steinkoblenbergbau bei Aawen 18,6 %, beim Siegen-Nafsauishen Erzbergbau 2,2% (im I. Vierteljahr 1890 bereits 11,7 9/0), beim fonstigen rechtsrbeinishen Erzbergbau 9,8 9/6 (im I. und IILI. Vierteljahr 1890 bereits 10,7 9/0) und beim linkörbeinishen Erzbvergbau 4,7 % (im IIL. Vierteljahr 1890 bereits 5,7 9/5)

Es bat hbiernach durchgängig beim Steinkoblenberebau eine weit erheblihere Lohnsteigerung stattgefunden als bei den fonstigen Zweigen des Bergbaues Andererseits zeigt ein näherer Vergleih der von den einzelnen Arbeiterklassen verdienten Löhne, daß die Steigerung in erster Linie den unterirdish bes{äftigten eigentlihen Bergleuten und unter diesen wieder vorzugsweise den Hauern zu gute gekommen ift, So sind beispielsweise die Hauerlöhne vom I. Vierteljahr 1889 bis zum 1V. Vierteljahr 1890 beim Steinkohlenbergbau in ODbverschlesien um 37,6 9/% (gegenüber dem obigen Durchschnitte von 31.39/09), bei denjenigen von Niederschlesien um 24,5% (gegen 19,1 5) und bei „Aus- u. Vorrichtung, Abbau u. Förderung“ des Saarbrüdcker Stein- foblenbergbaues um 35,4 9%/0 (gegen 34,7 9/0) gestiegen.

Gegenüber dieser besonders heroortretenden Lohnsteizerung des Steinkohlenbergbaues sei in Kürze des Einflusses der seit dem Früh- jahrs-Ausstande im Jahre 1889 erfolgten Herabs-ßung der Schicht- E die durchschnittlihe Arbeiterleistung bei diesem Bergbau gedacht.

Mit Ausnahme von Obers({lesien hat die Verkürzung der Stichhtdauer im Jahre 1889 überall ein Zurüdckgehen der Arbeiter- leistungen zur Folge gehabt; beim obers{chlesischen Steinkohlenbergbau ift der Rückshlag erst im Jahre 1890 eingetreten. Gegenüber dem Jahre 1888 zeigt das Iahr 1890 eine durchs{chnittlihe Abnahme der Arbeiterleistung um 1,1% in Oberschlesien, 11,5% in Nieder- \chlesien, 11,9% im Dortmunder, 11,3 9/5 im Saarbrücker Bezirke sowie 8,2 9% beim Steinkohlenbergbau des ganzen Staates.

Kunft und Wissenschaft.

Für die 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle vom 21. bis 2%. Sep- tember d. I. ist folgende Tagesordnung festgeseßt worden: Sonntag, 20. September, Abends 8 Uhr: Begrüßung in der „Con- cordia*. Montag, 21. September, Morgens 9 Ubr: 1. Allgemeine Sitzung im großen Saale der „Kaisersäle“. 1) Eröffnung der Ver- fammlung: Ansprawen und Begrüßungen. 2) Vortrag des Hrn. Geheimen Raths, Professors Dr. H. Nothnagel (Wien): Ueber die Grenzen der Heilkunst. 3) Vortrag des Hrn. Professors Dr. Gr. Kraus (Halle): Ueber die Bevölkerung Europas mit fremden Pflanzen. 4) Vortrag des Hrn. Dr. Lepsius (Frankfurt a. M): Das alte. und das neue Pulver, Nachmittags 3 Uhr: Bildung und Eröffnung der Abtheilungen. Abends 7F Uhr: Festvorstellung im Stadt-Theater. Abends 8 Uhr: Kommers in der „Concordia“. Dienstag, 22. September, Morgens 8 Uhr: Besichtigung der elektrotehnishen und elektrolytishen Aus- stellung, sowie des Depots und der Maschinenanlage der Stadtbahn unter fahmännisher Führung und Erläuterung Versammlung in der Turnhalle, Berlinerstraße 1a. Sitzungen der Abtheilungen. Nach- mittags 4 Ur: Festfahrt auf der Saale. Mittwoch, 23. Sep- tember, Morgens 9 Uhr: 11 Allgemeine Sißung im großen Saale der „Kaisersäle“. 1) Vortrag des Hrn. Geheimen Raths, Professors Dr F. Wislicenus (Leipzig): Ueber den gegenwärtigen Stand der Stereohemie. 2) Vortrag des Hrn. Geheimen Raths, Prof. Dr, W. Ebstein (Göttingen): Ueber die Kunst, das menshlihe Leben zu ver- läângern. Vormittags 11 Uhr: Geschäftssizung der Gesellschaft. (Die Theilnahme an dieser Sitzung i\t nur gegen Vorzeigung der Mitgliedöfarte gestattet.) Nachmittags 4 Uhr: Festmahl im Stadt- Schütenhause. Abends 75 Uhr: Festvorstellung im Stadt-Theater. Donnerstag, 24. September. Morgens 8 Uhr: Besichtizung der elektrotechnishen und elektrolytishen Au-stellung sowie des Depots und der Maschinenanlage der Stadtbahn unter fahmännisher Führung und Erläuterung. Versammlung in der Turnkhalle, Berlinerstraße 1 a. Sitzungen der Abtheilungen. Abends 8 Uhr: Festball im Stadt-Schützen- haus. Freiiag, 25. September, Morgens 8+ Uhr: IIL, Allgemeine Sizurg im großen Saale der „Kaisersäle“. 1) Vortrag des Hrn. Geheimen Raths, Professors Dr. Th. Atermann (Halle): Edward Fenner und die Frage der Immunität. 2) Vortrag des Hrn. Dr. Karl Ruß (Berlin): Ueber nationalen und internationalen Vogelo \huß. 3) Schluß der Versammlung. Nachmittags 12 Uhr 50 Minuten: Exkursion nach Frankfurt a. M. Den auswärtigen Theilnehmern wird empfohlen, sich mit ihren auf Erlangung einer Wohnung bezüglihen Wünschen mözlihst bald an den Vor- sitzenden des Wohnungs- und Empfangs- Bureaus, Hrn. Baumeister Kuhnt, Halle, Steinweg Nr. 43, zu wenden.