1891 / 179 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Benennung des Gegenstandes.

Tara in 9/0 des Brutto- gewihts.

Benennung des Gegenstandes.

Tara in 9% des Brutto- gewihts.

Gegenstände aus feinem Leder, Seide, Sammt, verziert mit ernstein, Schildpatt, Perlmutter, Elfenbein, echtem Schmelz, Meerschaum, edlen Metallen, Edel- oder Halb- edelfteinen oder nur aus miteinander kombinirtem feinem Leder, Seidenitoff oder Sammt a e as Gegenstände aus Holz, Rohr, Stroh, Papier, Carton, Papier- aé, Steincarton, Bronze, Stahl, Glas, Porzellan und Fayence, verziert oder kombinirt mit Bernstein, Schildpatt, Perlmutter, Elfenbein, echtem Schmelz, Meerschaum, feinem Leder, Seidenstoffen, Sammtstoffen, edlen Metallen, Edel- oder Halbedelsteinen; Gegenstände von cinefishem La Div. Kurzwaaren, in deren Zusammensetzung nur gewöhnliche Materialien VOFTOMNEN a Steinsalz oder Ocna-Salz, durch Verdampfung gewonnenes C (S A S

Zündhölzchen aller Art ; SQlepulver aller Att „e

Patronen aus Papier, Carton, Metall, geladen, für jede Taotad EE

Kriegsgeshofse, wie Flinten-, Kanonen-Kugeln, Bomben, Gra- naten, Raabe O e

Flammende und explodirende Stoffe, andere als Gewehr- pulver, monticte Stücke und Zubehör für Kunstfeuerwerk

Kalkulations-, Observations- und Genauigkeits-Instrumente .

Personalveränderungen.

X1T1. (Königlich Sächfisches) Armee-Corps.

Offiziere, Portepee-Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßzunaen. Im aktiven Heere. 23. Juli. Graf v. Holßendorff, Oberst-Lt. und Bats. Com- mandeur im 5. Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 104, in Ge- nebmigung seines Abschied8gesuhes mit der geseßlihen Pension zur Disp. gestellt und zum Commandeur des Landw. Bezirks Pirna, Heink, Major im 3. Inf. Reat. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum Bats. Commandeur im 5, Inf. Regt. Prinz Friedrich August Nr. 104, ernannt. Beeger, Major und Comp. Chef im 11. Inf. Regt. Nr. 139, in die überzählige Stabsoffizier- telle des 3. Inf. Regts. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern verseßt. v. Seydewiß, Pr. Lt. im 10. Inf. Regt. Nr. 134, unter Verscßung auf den Etat des Ingen. und Pion. Corps, zum Haupt, v. Rosen berg-Lipinsky, Sec. Lt. im 6, Inf. Regt. Nr. 105, zum Pr. Lt. im 9, Inf. Regt. Nr. 133, Sander, Sec. Lt. im 10 Inf. Regt. Nr. 134, zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. Naumann, Pr. Lt, à la suite des 3. Inf. Regts, Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, in dieses Regt. wieder- einrangirt. Scharnke, Pr. Lt. im ch1, Ulanen-Regiment Nr. 17, zum Rittmeister und Cêcadron- Chef, vorläufig obne Patent, Susser!t l, See. T in demselben egiment, zum P L, befördert. v, Cerrini di Monte Varchi, charakteris. Port. Fähnr. im Garde-Reiter-Regt., zum Port. Fähnr. ernannt. Weigel, Pr. Lt. à la suite des 2. Feld-Art. Regts. Nr. 28, unter Enthebung von dem Kommando als Militärlehrer beim Kadettencorps, in dieses Regt. wiedcreinrangirt, Kloß, Pr. Lt. in demselben Regt., als Militärlehrer zum Kadettencorvs kommandirt und à la suite des Regts. gestellt. v. Hoven, Königl. Württ. Sec. Lt, a, D., zuleßt im Ulan. Regt. König Karl (1. Württemb.) Nr. 19, als Sec. Lt. in der Königl. Sä. Armee, und zwar beim 1. Hus. Regt. Nr. 18, angestellt.

Im Beurlaubtenstande. 23. Juli, SchckMuberth, Pr; Lt, von der Res. des 2. Gren. Negts. Nr. 101 Kaiser Wilhelm König von Preußen, zum Hauptm, Weishaupt, Sec. Lt. von der Res. des 3, Inf. Regts. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum Pr. Lt, befördert, Die Vize-Feldw. bezw. Vize-Wactm. der Res.: Georgi, Dr. Wara des 1. (Leib-) Gren. Regts. Nr. 100, Treusch v. Buttlar, Einert, Rosenhagen, Leonhardt, Dr. Richter, Stark des 2. Gren. Regts. Nr. 101 Kaiser Wilheltn König von Preußen, Börner des 4. Inf. Regts, Nr. 103, Boeters, Hartenstein des 5. Inf. Regts. Prinz Friedrih August Nr. 104, Hartmann, Heyn des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, Witting, Friyshe, Shmigz, Weber, Handric, Pekrun des Sc@Üten- (Füs) Regts. Prinz Georg Nr. 108, Mothes, Eberhardt, Voitel, Raabe des 9, Inf. Regts. Nr. 133, Hagen, Schirmer, Queck, Zimmer des 10. Inf. Regts. Nr. 134, Schönherr, Geyler, Frey, Schmidt des 11. Inf. Regts. Nr. 139, Just des 1, Jäger-Bat. Nr. 12, v. Herren- burger des Karab. Regts, Mayer des 1. Hus. Regts. Nr. 18, Müller-Grote des 2. Hus. Regts. Nr. 19, Dr. Heusch des 1. Ulanen-Regiments Nr. 17, Pott des 2. Ulanen-Regiments Nr. 18, Nägler, Hofmann, Königs, Hilscher, Liebeskind des 1. Feld-Art. Regts. Nr. 12, Letzterer unter Verseßung zum 3, Feld-Art. Regt. Nr. 32, Brill des 2. Feld-Art. Regts. Nr. 28, Roßberg, Shchuster des Fuß-Art. Regts. Nr. 12, Lang des Pion. Bats. Nr 12, Bähr des Train-Bats. Nr. 12, zu Sec. Lts, Naumann, Sec. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landwehr-Be- zirks II. Leipzig, Espenhayn, Sec. Li. von der Feld-Art. 1. Auf- gebots des Landw. Bezirks Zittau, zu Pr. Lts, Hundeshagen, Vize Feldwebel von der Eisenbahntruppe 1. Aufgebots des Landwehr- Bezirks 1. Dresden, zum Sec. Lt. der Reserve der 15, (Königlich Sächs.) Comp. des Königl. Preuß. Eisenb.-Negts. Nr. 2; die Vize- Feldw. v. d. Inf. 1. Aufg.: Hildebrandt des Landw. Bez. Glauchau, Cerutti, Mehns des Landw. Bezirks II. Leipzig, Anacker des Landw. Bezirks Freiberg, Renz, Harnisch des Landw. Bezirks I. Chemnit, Dr. Pab st des Landw. Bezirks I. Dresden, Hofmann, B1ze-Feldw. von den Jägern 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Frei- berg, zu Sec. Lts., Seidler, Vize-Feldw. von der Inf. 1, Auf- gebots des Landw Bezirks Il1. Leipzig, zum Sec. Lt, der Res, des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, Thierbach, Bize-Feldw. von der Inf. 1, Aufgebots desselben Landw. Bez., zum Sec. Lt. der Res. des 4. Inf. Negts. Nr. 103, Meyer, Sec. Lt. von der Feld- A 2, Aufgebots des Landw. Bezirks Plauen, zum Pr. Lt.,, be- ôrdert.

Abschiedsbewilligungen Imaktiven Heere. 19. Juli. v. Linsingen, Sec. Lt. im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, ter erbetene Abschied bewilligt.

23, Juli. Scchlaberg, charakterisirter Oberst z. D., unter Fortgewährung der geseßlihen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106 mit den vor- geschriebenen Abzeichen, von der Stellung als Commandeur des Landw, Bezirks Pirna enthoben,

Im Beurlaubtenstande. 23. Juli. Norroschewißt, Sec. Lt, von der Res. des 3, Inf. Regts. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, v. Arnim, Sec. Lt. von der Ref. des 1. Ulan. Regts. Nr. 17, Liebe, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks 1. Chemniß, Leonhardt, Hauptm. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks II, Leipzig, Baumgarten - (Crusius, Pr. Lt. von der Inf. 2, Aufgebots des Lando Bezirks I. Chemniß, Leßtere drei mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Uniform, B eckmann, Pr. Lt, von der Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks I, Leipzig, der erbetene Abschied bewilligt.

_Im Sanitäts-Corps. 19, Juli. Die Unterärzte der Res. : Dr. Hoffmann, Schwerdt, Loewenhardt .des Landw. Bezirks 1, Leipzig, Dr. Burkhardt des Landw, Bezirks I. Dresden, zu Assist. Aerzten 2. Kl, befördert.

lügel (Pianos). ..

2 in Kisten u. Fässern, Cellos, 5 in Körben.

Flagiolets. .

Knochen und Hufe . Viehshwänze . . Abfälle der Häute

Luwpen und kleine Feten:

Beamte der Militär-Verwaltuna. 29, Juli, De, phil: Trautvetter, Ober-Roßarzt a. D,., die Genehmigung zum Tragen seiner früheren Uniform ertheilt.

XTII. (Königlich Württembergishes) Armec-Corps.

Offiziere, Portepee - Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 23. Juli. v, Hüpeden, Königlich Preuß. Oberst à la suite des Hess. Feld-Art. Regts. Nr. 11, beauftragt mit der Führung der 13. Feld-Art. Brig. (Königl. Württemberg.), das Kommando dieser Brig. übertragen.

Absciedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 25. Juki. Sch oll. Major und etatsmäß. Stabéoffizier des Drag. Regts. Prinz Wilhelm Nr. 26, mit Pension und tit der Regts. Uniform zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts - Corps. 21, Juli. Dr. v.-Feßer, Ober- Stabsarzt 1. Kl. à la suite des Sanitäts: Corps, Erster Leibarzt Seiner Majestät des Königs, ein Patent seiner Charge vom 6. März 1890 verliehen.

Nr. 13 des Archivs für Post und Telegraphie (Beibeft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs-Postamts) hat foigenden Inhalt: I. Aftenstücke und Aufsätze; Das Fernsprechwesen und die Fernsprechtarife in Dänemark, Schweden und Norwegen. Neuerungen im italienishen Postwesen. Be- shreibung der Kolonie Deutsh-ODst-Afrika. T1. Kleine Mit- theilungen : Ladung von Sammlern für dcn Telegraphenbetrieb mittels einer Kupferbatterie. Dampfheizung in den Personenwazen auf den preußishen Staatsbahnen. III, Literatur des Verkehrswesens : Der Staats- und Eisenbahn - Telegraph. Ein Leitfaden für Post-, Telegraplen- und Eisenbahnbeamte. Bearbeitet von A. Haßier, Königlich württembergischer Postrevisor in Stuttgart. Zweite Auf- lage. Mit einem Atlas von 19 lithographirten Tafeln. Stuttgart,

Berlag von W. Kohlhammer, 1891. 89, 216 S.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein- und Ausfuhr im Jahre 1890.

Nach den vom Kaiserlichen Statistishen Amt im Juvnihefte der Monatshefte zur Statistik des Deutshen Reichs veröffentlichten, gestern {hon kurz erwähnten definitiven Hauptergebnissen der Statistik der Einfuhr des deutschen Zollgebiets in den freien Verkehr und der Ausfuhr aus demselben im Jahre 1890 nach Menge und Werth be- trägt der Gesammtwerth der im Spezialhandel des deuts@en Zoll- gebiets mit dem Auslande im Jahre 1890 ein- und ausgeführten Waaren zuzügli der Edelmetalle 7682,5 Millionen Mark oder 339 Millionen Mark mehr als im Jahre 1889, Von diesem Plus entfallen 185,8 Millionen Mark auf die Einfuhr und 153,2 Millionen auf die Ausfuhr.

Abzüglih des Edelmetallverkehrs beträgt der Gesammtwerth des Spezialhandels des deutshen Zollgebiets mit dem Auslande im Jahre 1890 7490,3 Millionen Mark oder 308,5 Millionen Mark mehr, wovon 147 Millionen Mark auf die Einfuhr und 161,5 Millionen Mark auf die Ausfuhr treffen,

In Prozenten der Einfuhr- und Ausfuhrwerthe des Spezial- handels im Jahre 1889 beträgt die Steigerung, abzüglich des Edelmetallverkebrs, für den Gesammtverkehr 4,3%, für die Einfuhr 3,7 9/0, für die Auéfuhr dagegen 5 °/.

Cinfuhr und Ausfuhr im Jahre 1890 baben also dem Werthe na im Verglei zum Vorjahre eine Zunahme erfahren, doch ist die Zunahme ziffffermäßig und prozentualiter bei der Ausfuhr ftärker als bei der Einfuhr.

Bon den Gesammtwerthen abzüglih des Edelmetallverkehrs ent-

fallen in der Einfuhr Ausfuhr 1890 1889 1890 1889

L auf in 1000 46 Rohstoffe und cinfach bear- | | | 2 beitete Gegenstände . . (2966 0972 817 621| 845 693| 784 562 Fabrikate . (1196 023/1 197 4512 482 455'2 382 093 S Summe (4 162 120/4 015 072/3 328 148/3 166 655

Die Ein- und Ausfuhr von Rohstoffen hat hiernah zugenommen vnd zwar erstere um 148,5 Millionen Mark, leßtere um 61,1 Mil- lionen Mark. Dasselbe gilt für die Ausfuhr von Fabrikaten; diese hat um 100,4 Millionen Mark zugenommen. Dagegen hat die Ein- fuhr von Fabrikaten um 1,4 Millionen Mark abgenommen. (Hiernach ist die gestcige Notiz zu berichtigen. D. R.)

Diese Zahlen bekunden im Allgemeinen eine größere Lebhaftigkeit des Waarenverkehrs mit dem Auslande als im Jahre 1889, obwohl dieselbe gegen Ende des Jahres dadur beeinträhtigt wurde, daß durch den frühen und strengen Winter die Verkehrswege im Monat De- zember vielfa verschlossen oder s{chwierig waren. Insbesondere zeigt die Ausfuhr ein nicht unerfreuliches Bild; denn ungeachtet des Sinkens der Preise war die Ausfuhr im Spezialhandel des deutschen Zoll- gebiets im Jahre 1890 ni@t nur größer als im Jahre 1889, fondern au größer als ‘in allen vorhergehenden Jahren. Dieselbe berechnet sh nämli abzüglih des Edelmetallverkehrs seit 1880 wie folgt :

Millionen Mark

10900 4, BB0DL Ta O e « QUSOG

L L 2UCCO | O0 6 « 6 01000

O 0D S | 1805 «is « « O2009

1000 L 2002 | 1009 ie ae OLOG E

3328,1

104 L O200O 1890 1686 7 Q

Dieses Ergebniß der Statistik der Ausfuhr im Spezialhandel des deutschen Zollgebiets liefert zugleich den Beweis, daß der Rück-

ianinos und Orgeln mit Tasten .

Geigen, Sen und Mandolinen . äfse und Coxtra-Bâässe . Instrumente von Messing jeder Art .

Musikinstrumente, nit benannte

b. Ausfuhrzölle,

E II. Klafse. Abfälle und verschiedene animalische Erzeugnisse.

XI

: _XVI. Klaffe. Verschiedene Erzeugnisse, Kompositionen und Fabrikate, welche in ten anderen Kategorien niht enthalten sind.

a, aus vegetabilischen Stoffen : E, baus antmalisWen Sl frei Druckmakulatur und Papierreste S Alle anderen im Generaltarif enthaltenen Waaren . . , A frei

l (fein Tara.

ck- .

s ver- | boten

Voi

genommen, nur ein s{heinbarer war, und daß die Annahme, es sei der Rückgang dieser Ausfuhr im Wesentlihen eine Wirkung des Zoll- anshlusses der Hansestädte gewesen, ihre volle Berechtigung hatte. Die Einfuhr hat si wie folgt vertheilt : Werth der Mehr- oder Minder- Einfuhr. werth gegen 1889. j In Millionen Mark. Vieh und andere lebende Thiere . 229,6 + 46,1 Nahrungs- und Genußmittel : a. Robe und einfa zubereitete Verzehrungsge „enstänte . D aae Nohstoffe der Textil-Industrie . Alle übrigen Robstofe . Alle übrigen Fabrikate ..._, Die Ausfuhr vertheilte si folgendermaßen: Vieh und andere lebende Thiere . 29,8 Nahrungs- und Genußmittel : a, Robe und einfa zubereitete Berzehrungsgegenstände . . 106,1 d Fable 335,0 Rohstoffe der Textilindustrie ¿ 162,7 Alle übrigen Rohstoffe . 547,1 Alle übrigen Fabrikate... , 2147,95 - 488 Die Berechnung der Ueberschüsse abzügli® des Edelmetallverkehrs: ergiebt folgendes Resultat für das Iahr 1890: Einfuhr in den freien Verkehr ._. 4162,1 Millionen Mark, Ausfuhr aus dem , ¿ A B08 ¿ L Vebers{uß der Cinfuhr 834,0 Millionen Mark. Im Jahre 1889 beliefen fich dagegen abzüglich des Edelmectall- verkehrs die berechneten Werthsummen 4015,1 Millionen Mark,

952,6 + 111,4 214,9 + 10,2 709,2 48,1 1074,7 + 39,1 981,1 11,7

der Einfubr in den freien Verkehr auf . der Ausfuhr aus dem , é c 81660

der Ueberschuß der Einfuhr daher auf . 848,4 Millionen Mark.

Das Rechnurgéêergebniß hat fic bierna® gegen das Vorjahr um 14,4 Millionen Mark verändert. In beiden Jahren ist der Ueber- {uß der Einfuhr auf die gegen frühere Jahre außergewöhnlich starke Einfuhr von Nahrungs- und Genußmitteln mit Einschluß von Vieh, fowie von Rohstoffen und Halbfabrikaten zurückzuführen. Insbeson- dere kommen von Robftoffen Brennstoffe, Düngungsmittel, fowie die Rohstoffe der chemischen Industrie, der Metall-, Holz-, Leder- und Textilindustrie in Betracht. Die Einfuhr von Spinnstoffen im Jahre 1890 is jedoch gegen das Jahr 1889 um 48,2 Millionen Mark zurückgegangen, während sie gegen das Jahr 1838 immer noh eine Mehrung von 73,5 Millionen zeigt.

i i Handweberei.

Ein nit unbedeutender Wechsel hat sich in den gewerblichen Verhältnissen der linkêrheinisGen Kreise des Regierungsbezirks Düsseldorf durch den früher langsamen, in leßter Zeit immer rascher werdenden Rückgang der Handweberei vollzogen. Die Zahl der Handwebestühle ift innerhalb der leßten zehn Jahre in einzelnen Kreisen um zwei Drittel gesunken, die Gesammtzahl dieser Stühle im linksrheinishen Theil des Bezirks beträgt jeßt ungefähr 18 000, während 1881 41 000 Stühle gezählt wurden. Viele Weberfamilien haben ch der mechanischen Weberei zugewandt, nachdem die Noth den Widerwillen gegen die Fabrikarbeit besiegt hatte; andere sind in den rechtsrheinischen Theil des Bezirks hinüber gewandert und haben in Cisenwerken und bei Eisenbahnbauten Beschäftigung gefunden. Die Handweber sind zu Anfang dieses Jahres sowohl in der Sammet-, wie in der Seidenfabrikation unzureihend beschäftigt gewesen; auch ihre Löhne sind gesunken.

Invaliditäts- und Alters- Versicherung.

__ Welch große Ausdehnung das Inyvaliditäts- und Alters-Ver- siherungsgeseß nimmt, ergiebt sih u. A. daraus, daß naÿ den neuesten Festseßungen im Kreise Schweidniß bereits 286 Altersrentner, und ¡war 220 der I., 45 der IL, 16 der IIT, und 5 der IV. Klasse vorhanden sind. Fast in jeder Ortschaft des Kreises sind Renten- empfänger vorhanden, die die ihnen aus dem Geseß zu Theil ge- wordene Wohlthat schr zu \{chäßen wissen.

Die überseeische Auëwanderung aus dem Deutschen Neih über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Junt Januar bis Juni

1891 8111 63 678 S

1890 6 407 49 084

1889 7 021 51 003

1888 8 453 56 653

1887 8 760 57 297 Von den im laufenden Jahre ausgewanderten 63 678 Personen famen aus der Provinz Posen 13 190, Westpreußen 9401, Pommern 6694, aus Bayern rechts des Rheins 4671, aus der Provinz Hannover 3326, dem Köntgreich Württemberg 3254, der Provinz Brandenburg mit Berlin 2596, Schleswig-Holstein 2497, Rheinland 2113, aus dem Großherzogthum Baden 2014, dem Königrcih Sachsen 1721, der Provinz Hessen-Naffau 1438, Schlesien 1309; aus der Rhein- pfalz 1965, der Provinz Ostpreußen 1014, Westfalen 953, Provinz Sawsen 951, dem Großherzogthum Hessen 948. Der Rest von 4523 vertheilt sich auf die übrigen Gebiete des Reichs.

__ Zur Arbeiterbewegung. __ Von Seiten der sozialdemokratishen Führer wird seit längerer Zeit die Bildung landsmannschaftlicher Vereine in den Fndustriestädten besonders begünstigt. Diesen

gang der Ausfuhr im Jahre 1889, denjenigen der Vieh-Ausfuhc aus-

Vereinen soll ‘die Aufgabe zufallen, die Agitation in den

Heimathsorten zu unterstüßen und zu pflegen, wobei die per- sönlichen Beziehungen allerdings von großem Werth sind. Hier in Berlin hat sich bereits ein sozialdemokratisher Verein der Oft: und Westpreußen gebildet, dessen Wirksamkeit die „Köln. Ztg.“ das Anwachsen der sozialdemokratishen Stimmen im Wahl- kreise Memel zuschreibt. Die Bildung weiterer landsmann- schaftliher Vereine der Sozialdemokratie steht bevor; in den nächsten Tagen soll in Berlin bereits einer für die Wahlkreise Wittenberg, Schweiniß, Torgau ins Leben gerufen werden, für Pommern, Schlefien, Rheinland, Westfalen u. s. w. sollen ebenfalls derartige Vereine gegründet werden.

Aus Dresden wird dem „Vorwärts* geschrieben: Die von mebreren sozialdemokratisGen Gemeindevertretern wvorgeschlagene Konferenz säbsischer Gemeindevertreter (val. Nr. 175 d. Bl.) ist bis nah Erledigung der Landtag8wahlen verschoben worden. Dagegen findet Sonntag, den 16. August, inDöhlen-Potschappel bei Dresden eine Vorbesprehung der fozialdemokratishen Gemeinde-

vertreter Sacsens statt. S

In Bamberg wird am 15. und 16, August ein Kongreß bayerischer Zimmerer abgehalten. :

Aus Konstanz wird dem „Vorwärts* berichtet, daß der Dros(kenkutscherstrike beerdet ist. Die Droschkenhalter baben den neuen Tarif unter Vorbehalt des Rekurses an das Großherzogliche Mintiterium anerkannt. Die Fahrten wurden wieder aufgenommen.

Aus Toulouse wird dem „D. B. H.* vom .gestr-gen Tage mitgetheilt, daß der Ausftand. der Tramway - Bediensteten beendet ist. Jn einer Unterredung zwischen einer Abordnung der Aus- ständigen und den Direktoren der Geselischaft, welhe im Beisein des General- Prokurators und des Präfekten stattfaad, kam es zu einer Einigung dahin, daß die Gesellschaft eine Lohnerhöhung von 25 Cts. pro Tag, ferner den Zwölfstandentag und die Wiederannahme der Ausständigen, mit Ausnahme der wegen der Unruhen Verurtheilten, zugestebt.

Die Kauffahrteiflotten der Welt. Z

Das „Bureau Veritas* hat sorgfältige Zusammenstellungen über die Kauffahrteiflotten der Welt veranstaltet und dieselben soeben ver- öfentliht. Hiernach bestand, wie die „Schles. Zig.“ mittheilt, die gesammte Handelsflotte der Welt beim Beginn des Jahres 1891 aus 43515 Shhiffen, von denen 33 87s Segler mit einem Gesammt- tonnengehalt von 10540051 t und 9638 Dampfer mit einem Gesammttonnengehalt von 12825 709 t brutto oder 8236747 t netto waren. Diese Dampfer vertheilen sh unter die ein- zelnen Nationen wie folgt: England 5312, Deuts@land 689, Sranfreich 471, Nordamerika 419, Spanien 359, Italien 200, Nor- wegen 371, Holland 164, Rußland 230, Schweden 403, Dänemark 197, Oesterrei 111, Japan 147, Belgien 55, Brasilien 129, Griechenland 68, Portugal 41. Während des leßten Decenniums war Alles in Allem eine Zunahme von 2781 Dampfern mit einem Tonnengehalte von d 349 858 Tons brutto und 3 406 189 Tons netto zu fonitatiren.

Kunst und Wissenschaft.

Münchener Jahresaus stellung. II. (Vergl. Nr. 161 des „R. u. St1.-A.“ vom 11. Juli 1891.)

Den Einfluß des unablässigen Kulturaustausches unter den Nationen v:rmag man deutlich auch in dem modernen Kunstschaffen nahzuweisen. Von der Newa bis zum Manza- nares, vom Nordcap bis Tunis, überall, wo europäische Künstler wirken, ist in zwei Jahrzehnten jene völlige Revolution des Natursehens durchgeführt, die an Stelle des Kolorits Beob- achtung der Luftwirkung zum leitenden Motiv aller Natur- darstelung macht. Die Münchener Ausstellung, vorzugsweise von den Modernsten beschickt, zeigt das noch deutlicher als die Berliner. Je mehr aber diese gleiGartige Technik dem individuellen Charakter des Kunstwerkes Eintrag thut, um so stärker wird der Zwang, dur andere, mehr innerliche Züge dasselbe gegen die überwältigende Fülle verwandter Erscheinungen zu fondern, ihm durch Wahl des Stoffes oder besser noch dur originale Auffassung, durch irgend eine ganz persönliche Note, durch Ausprägung seiner Besonder- heiten die gewünschte Beachtung zu sichern. Das ist einer der Gründe, warum heute, wo Berliner in Paris, Engländer in München, Russen in Rom studiren, also ein völliges Verschwinden der nationalen Züge zu erwarten wäre, denno die deutshe Hälfte der Münchener Ausstellung zum Beispiel wesentlih von der rechten „internationalen“ Hälfte sich unter- scheidet. Vor Allem fällt in den deutschen und niederländischen Sälen eine gewisse Gemessenheit auf, das Fehlen eigentlicher Effektstücke, die Gediegenheit der Arbeit, die zugleich häufig an Langeweile grenzt. Der Streit um die Berechtigung der Hellmalerzei ist entschieden. Die früher bekämpften von Uhde, Liebermann, Skarbina stehen nicht mehr einsam im Kampfe, sondern umringt von einer ausgedehnten Schülerschaar. Jhre Werke sind in die staatlihen Galerien eingezogen, in München sowohl als in Berlin, ihre Malweise ist fast gleihmäßig herrshend geworden und hat sich verfeinert oder wenigstens vereinfaht. Höchst einfah sind auch sehr oft die Sujets. Landschaften und Genrebilder find oft viel genauer und intimer gesehen, als manche „Paysages intimes“ der Franzosen. Jn den Genrebildern ist das Poetisiren, das Erzählen, einst der Hauptvorzug der alten Düsseldorfer Schule, fehr zurück- gegangen. Doch ist es noch immer nicht ganz vershwunden und wird wohl in seinen lezten Ausl{äufern au unausrottbar bleiben. Denn der Wunsch, über Kunstwerke zu denken, mit den Gestalten des Bildes mitzufühlen, ist bei unserer immer noch mehr literarisch als malerisch gebildeten Nation ewiges Bedürfniß. Historienbilder sind garnicht ausëgestellt, oder wenigstens nur die Historie, welhe uns allerdings die Haupt- sache sein soll, die Geschichte unseres cigenen Volks, 1peziell aus dem Kriege 1870/71. Th. Rocholl (Düsseldorf) z. B. malt ein Vorpostengefeht vom 16. August 1870, preußische Kürassiere und Ulanen, die an einer Waldlisière franzöfische Jnfanterie überraschen und in der Wucht des Anpralls den Feind völlig zersprengen. Rocholl, der gelegentlich zu flüchtig zeichnet, zeigt hier eine erfreulihe Sorgfalt und zugleih eine \{öne sonnenwarme Farbenstimmung, sodaß wir das Bild zu feinen besten zählen dürfen. Außerordentlich ansprehend ist auch Röchling (Berlin) wieder vertreten. „Von der Patrouille zu- rück“ meldet sich ein Jnfanterieposten, der diese Meldung einigen, im zershossenen Bauernhause primitiv einquartirten Offizieren macht, Auf den „ersten Kugeln“ sehen wir eine Patrouille, die gegen die Geschosse des Feindes im Kornfeld Deckung suht. Röchling, der aus eigenster Erfahrung und auf Grund unausgeseßter sharfer Beobachtung Haltung und Uni- formirung unjerer braven Krieger mit peinlihster Treue giebt, hat dabei doch die Gabe, zugleih militärish korrekt und malerish gefällig auch das kommißmäßig Unschöne zu überwinden. Den Ge- nannten reiht si mit einer Darstellung aus der Armee Friedrich's des Großen H. Huis ken (Karlsruhe) an, der wieder die musi- kalischen Studien eines Querpfeifers, diesmal im fridericiani- schen Kostüm, schildert und in Färbung und freierer Behand-

lung der Figuren seine Arbeit auf der Berliner Aus1tellun übertrifft. f Î ) N

Den Eingangssaal zur deutschen Abtheilung hat man übrigens als „Ehrensaal“ behandelt, in dem Menzel, Lenbach, Böcklin, Fr. A. Kaulbah, Leibl und seltsamer Weise auch Meissonier, der kürzlich verstorbene „franzäsishe Menzel“, ver- treten sind, leßterer durch einige überaus feine Genrebilder seiner mittleren Periode aus dem Besitze des Fürsten Liechtenstein zu Wien. Von Menzel finden wir die „Gasteiner Prozession“ und den „Cercle“, jenes schmale Bild, das Seine Majestät den Kaiser Wilhelm I. auf einem Hofball in liebenswürdiger Unterhaltung mit einer sich verbeugenden Dame zeigt, dieses, wie alle Bilder Menzel’s, von unbeschreiblih geistreiher Beobahtung zeugend. Auch ein paar ältere Aquarelle des Berliner Altmeisters aus dem Leben Friedrih's des Großen haben unter all’ den modernen Aquarellen nicht ihres Gleihen. Von Lenbach und Böcklin sind verschiedene ältere Arbeiten ausgestellt, die wieder zeigen, wie wenig zeihnerishes Können und wie viel malerish?8 Empfinden beide ursprünglih mitbrahten für die Eroberung des Ehrensißes, den man ihnen heute unbestritten in der deutshen Künstlershast einräumt. Unter Böclin's Land- schaften imponirt uns am Meisten seine romantische „Burg- ruine am Meer“, unter den Genrebildern die humorvolle Scene, wie ein Centaur zum Dorfschmied kommt, um, sih der Kultur anpassend, seine Hufe beshlagen zu lassen. Der Schmied schaut sehr verwundert drein und die Bauern dahinter spotten des struppigen Gesellen. Es liegt eine eht böcklinish tolle Mishung von Dichtung und Wahrheit, Naturalismus und Phantasie in dem Bilde.

Zum ersten Male begegnete uns hier auch ein Bild dieses Künstlers vom Jahre 1875, eine „Clio“/. Die Muse der Ge- schichte sißt sehr ernst und feierlich in einfachster antiker Ge- wandung auf einem Felsen, bereit, mit ihrem Griffel in die große Bronzetafel Namen zu zeihnen, Die sehr ernste und von jeder Uebertreibung ferne Gestalt ist zu den ansprechendsten Arbeiten des oft allzu drastishen Meisters zu zählen.

Der bedeutungsvolle Ausdruck jenes Cliokopfes kehrt vecschönert und verfeinert in einigen fehr groß und vornehm gezeihneten Frauenporträts F. A. von Kaulbach's (München) wieder, dessen maßvoller Künstlerharafter auch aus feinem schönen Brustbild des Prinz-Regenten zu uns spricht. Shhließlih hat man einige Studien und Bilder des Münchener Genremalers W. Leibl in diesem Saal aufgestellt, die den Künstler wohl in einen unvortheilhaften Vergleich bringen, da sie weder zeihneri)ch mit Meazel oder Meissonier, noch foloristisch mit Lenbah oder in der Phantastik mit Böcklin konkurriren können. Das Hauptbild, der Wildschüß, macht in seiner s{hmierigen Färbung und verfehlten Mo- dellirung hier s{hlechte Figur.

So bildet dieser Saal eine stille, kleine, herrlih be- wachsene Jasel in dem ringsum brandenden Meere der Hell: malerei und des Naturalismus, und nicht einmal die einzige. Zwei Separatausstellungen ergänzen dieselbe, die eine dem verstorbenen Deutsh:Römer Hans von Marées, die andere dem Frankfurter Hans Thoma gewidmet, zwei Künstlern, die in Berlin kaum bekannt geworden sind. Beide gehören einer Richtung an, wie sie ähnlih auch Feuerbach einst ver- trat, der mitten im Treiben der modernen, damals koloristish- realistishen Kunst das Bedürfniß empfand, erhabenere Auf- gaben zu mwählen und in strengeren, der Antike und italienishen Renaissance angenäherten Stilformen sich zu bewegen. Wie Feuerbach, hat H. von Marées seine Studien an verschiedenen deutschen Kunsishulen gemacht, um dann ganz nah Jtalien zu übersiedeln, wo auch ihm die großen vene- tianishen Koloristen die Farbe, Raffael, Michelangelo und die Antike die Form für seine idealen Scenen dikticten, wo er neben einec Reihe mehr durch bedeutungsoollen Aus- druck als durch formale Vollendung hervorragender Porträts vor Allem Allegorien und antike Scenen entwarf. Jeden- falls ein sehr ernster, Hohes anstrebender Künstler, \cheint Marées doch nicht die rechte Kraft zur vollen äußeren Durch- E seiner Entwürfe besessen zu haben. Er starb 1887 zu Rom.

Aehnlichen Grundtendenzen huldigt auch der genannte Hans Thoma zu Frankfurt. Aber jünger als Marées, ist er niht vom Kolorismus, sondern von der Hellmalerei, nicht von den Cingquecentisten, sondern von den naturalistishen Quattrocentisten Jtaliens beeinflußt. Seine Landschastsstudien, meist hell und lit in etwas stilisirter Form gemalt, nehmen gerne besonders interessant gefornte Ausschnitte der Natur zum Motiv, können sich aber weder technisch, noch in der Kraft von Licht und Farbe mit guten neueren Landschasten, etwa von Brat, Ludwig und Anderen, messen. Ansprechender sind seine biblishen und historishen Scenen, die allerdings zu- weilen auch besser empfunden als gemalt sind. Ausgezeichnet aber ist ein großer Fries, den er für die Wohnräume eines hiesigen Banquiers \chuf, und der in einer Reihe fortilaufen- der, von Fruchtshnüren umrahmter Scenen einen „antiken Hochzeitsreigen“ sowie einen „Orpheus“ schildert, viel- leiht Musik und Tanz \symbolisirend. Jn heller, lihter Landschaft sind die Gestalten mit der naiven sicheren Einfachheit, welche die Fresken der Antike wie des Quattrocento auszeichnet, und in kräftiger Färbung gereiht, unter Weinlauben im Reigen sich s{wingend, oder zugleich mit den Thieren des Waldes um Orpheus’ Leierspiel si sammelnd.

Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, daß hier ein Keim vielleiht für die Entwicklung der zukünftigen Rich: tung unserer Kunst - gelegt ist, daß unsere Maler, wenn ste des unablässigen Experimentirens müde geworden, dereinst in ähnlicher Weise die großartigen Ecrungenschaften der Freilicht- malecei und des Naturstudiums im Dienste einer Jdee wieder zu verwenden trachten werden.

Was Thoma und Marées als Maler, erstrebt Adolf Hildebrandt als Bildhauer, Derselbe hat bei seiner jet er- folgten Uebersiedelung von Florenz nah Münden eine Kollektiv- ausstellung seiner, den Berlinern übrigens meist schon bekannten Werke veranstaltet, darunter eine Reihe vorzüglicher Mädchen- und Kinderporträts. Wie die Römer und die Frührenaissance, vershmäht es Hildebrandt, den Menschen zu verschönern. Wohl aber versucht er durch möglichst natürlich», ungezwun- gene und vor Allem ungesuhte Haltung, durch Hervorheben des geistigen Ausdrucks bei Unterdrückung aller kleinlichen Zufälligkeiten ein ebenso wahres als durch seinen Ernst ge- winnendes Bild des Menschen zu geben. Jn diesem Streben erfreut er sich allgemeiner Anerkennung, die man ihm wohl auch deshalb nit versagen kann, weil er mit diesen Vorzügen den einer vielseitigen und sihecren Technik verbindet, Thon, Bronze, Terracotta, Marmor und weihen Sandstein mit gleicher Eleganz bewältigt. L

Der Münchener Bildhauershule wird diese Verstärkung äußerst nüglih werden können, da sie bis jeßt mit der Ber-

liner in keiner Weise konkurrriren kann, auch, wie die große Mehrzahl der Münchener öffentlichen Denkmale uns belehrt, früher nit konkurriren konnte. Während im großen Eingangs- saale die ausländische Plastik neben den Berlinern Siemering, Kruse, Felderhoff u. A. glänzt, ist im zweiten Plastik-Saale außzr Trentanove's Victor Hugo vor Allem Brütt's bekannte Fischergestalt (den Leihnam einer Ertrunkenen bergend) und Hundrieser's zugleich in Berlin ausgestellte Grabgruppe „Friede“ hervorragend. Aber auch sonst Vieles aus der Ber- liner Schule: Zadow's graziöse „Tänzerin“, N. Geiger's flotte Statue „Arbeit“, Schott's Kaiserporträt u. A., Arbeiten, die sämmtlich gleichzeitig in Berlin ausgestellt find, während sie in O die Ueberlegenheit der Berliner Bildhauerschule wahren.

Haben wir diese in ihrer Besoaderheit und Jndividualität scharf hervortretenden Repräsentanten deutsher Kunst durch- mustert, dann befinden wir uns im Uebrigen einer imposanten Zahl fast gleihwerthiger Meisterwerke „aller deutshen Schulen gegenüber, unter denen nur {wer eine Auswahl zu treffen ist, Es ist da so viel Gutes, so viel ehrenw-rthes Studium, so viel ernstliches, malerishes Strebën, daß über diesem Pro- biren und Studiren, diesem Suchen nah Luft und Licht die Wenigsten dazu kommen, mehr als wohlgearbeitete Studien zu liefern. Berliner, Münchener und Karlsruher sind sich darin gleich. Wie aber follen wir über diese Studien berihten? Nehmen wir z. B. das Bild von H. König (München), der im Bilde zwei Kinder vom Kirchthurm herab zur Winterszeit über die beshneiten Dächer der Stadt München blicken läßt. Die Schhneeluft, der graue Ton des alten Thurmgemäuers, die frostfrishen rothen Bäckchen der Kinder find reizend im Ton beobachtet. Mit Behagen genießt der Eingeweihte diese künstlerishe Leistung. Oder der allzeit barocke Klinger malt unter dem Titel „l’heure bleue“ drei nackte Weiber in Leben?größe, die zur Nachtzeit am Meeres- strande ein F2uer angezündet haben und nun von rechts mit Gelb und Roth von den Flammen bestrahlt, von links vom tiefolauen Nachthimmel biau reflektirt werden. Uhde dagegen malt die Flucht nah Egypten bei Nacht, und zwar in so finsterer Nacht, daß man die heilige Familie kaum erkennen fann. Und in dieser Weise sind auch aus der Berliner Schule höchst achtbare Werke ausgestellt, shöne Studien von H. Vogel, zwei prächtige Kartoffelfelder (Pastel) von H. Liebermann, von demselben ein altes Weib, das eine Ziege am Strick nach- zerrt, von Eichstädt eine holländish? Spulerin u. \. w.

Man kann diese Bilder nach ihrer künstlerishen Bedeutung vollauf würdigen, unser Jateresse nehmen sie doch nit ge- fangen. Jhr größter Nutzen bleibt, daß sie die Mitarbeitenden zu höheren Leistungen zwingen. Fateressiren werden uns do wiedec nur solhe Werke, wie Herierih's St. Georg, der eisen- gepanzerte Reitersmann, der auf gewaltigem Streitroß einsam durch den grüzien Wald zieht und ernst, fast bekümmert vor sich hin blict.

Eigentlich originelle Bilder find also recht selten, keines, das im guten oder böszn Sinne recht Aufsehen erregt. Stuck's Centaurenbilder, die hier genannt werden könnten, sind vereits längst, au in Berlin, bekannt, nur vom jungen Grafen Kalk- reuth wäre vielleicht das wunderliche Dekorationsbild „Andante“ zu erwähnen. Jn Tempera, fast weiß in weiß gemalt, schildert es eine Art jugenvlihen Orpheus, der am waldigen Seegestade leierspielend hinwandelt, während ihm im langen Zuge die Thiere des Waldes vom Hirsch und Fuchs bis zum Eich- hörnchen und der Maus herab nachfolgen. Aber derartige Phantasiesprünge macht man eben heute nicht gern.

Uebrigens muß anerkannt werden, daß die Belgier und Holländer, die hier den deutschen Schulen beigesellt wurden, zur Belebung derselben entschieden beitragen. Fÿyre Landschasten sind zum Theil Meisterwerke ersten Ranges.

F. Courtens (Brüssel) malt unter dem Titel „Goldregen“ eine Allee mächtiger, starkgeformter Stämme, deren herbstlih gefärbte Blätter ein Windstoß durcheinander wirbelt, während die flare Sonne sie so glänzend übergoldet, daß alle Sommer- farbenpraht vor diesem herrlihen Schauspiel erbleihen muß. Und wie verstehen Clay3, F. Hens, Mesdag, Schampheleer fluthendes Wasser, ziehende Sch:ffe, wiesenumsäumte Kanäle so frisch, duftig, durchleuhtet der Natur naGzubilden, ihre niederländishe monotone Gegznd malerisch zu beleben, und zwar ganz selbständig, ohne dabei in die Schule der alten holländishen®*Seemaler gebannt zu sein !

Tritt aber auch hier wiedec der Werth der Bilder als das Wesentlihe hervor, so werden wir zum Schlusse die Meinung bestätigt finden, daß «s für das große Publikum von Jahr zu - Jahr schwerer sein dürfte, Kunstausstelungen zu genießen. Se höher die Entwicklung der malerishen Technik, um so mehr wird diese nach dem Urtheil der Künstler den Werth des Kunstwerkes bedingen, und um so geringer wird der Antrieb, durch die Wahl des Stoffes, durch den „Fnhalt“ zu gewinnen. Die Lust zum Fabuliren und Phantasiren, die den nicht kunst tehnisch geschulten Laien zur Betrahtung von Bildern an- reizte, muß und wird immer mehr vershwinden, und wir müssen überdies gestehen, daß die Maler, je ernster sie ihre eigentlih malerishen Ziele behandeln, um so energischer auf diese Bahn gedrängt werden, Wohin das führen, w:e das enden wird, kann nur die Zukunft lehren. Daß wir dem entgegengehen, beweist, weit oeutliher als die Berliner, die Münchener Ausstellung. Max Schmid.

eigentlich malerische

Land- und Forstwirthschaft.

Bienenzu©t. S

Nach einer Verfügung des Ministzcs für Landwirthschaft, Domänen und Forsten beabsichtigt, wie die Schweidnißer „Tägiihe Rundschau“ berichtet, die Königliche Staatsregierung zur Förderung der Bienen- zut namentlih in Obersblesien einen Musterbienenstand am pomo- logishen Institut zu Proskau zu errihtcn. In einer auf Veranlassung des Ministers in Proskau abgehaltenen Konferenz wurde zur Hebung der Bienenzucht die Abhaltung von Vorträgen für die landwirthschaft- lihen Gundbesitzer in Vorschlag gebracht ; ferner sollen die Zöglinge in Proskau wöchentlich in zwei Stunden obligatorishen Bienenzucht- unterriht erhalten und Zeichnungen anfertigen, Der Muiterstand foll 10 Vöiker umfassen und Krainer Bienen enthalten.

Handel und Gewerbe,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberswlefien. An der Ruhr siad am 31, v. M. gestellt 10410, niht re@t- zeitig gestellt keine Wagen. In Obers&lesien sind am 30, v. M. geftellt 3649, nit rechtzeitig=gestellt keine Wagen.

Berlin, 31, Juli. (Amtliche Preisfesistellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof- und Genof)en-

\haftsbutter Ia. 95—97 M, Ia, 92—I94 M, Ila. —,