1891 / 180 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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marck“ ist am 1. d. M. Nachmittags in Lissabon angekommen und hat Abends die Reise nah Antwerpen fortgesetzt.

Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- .nis6e Padcketfahrt - Aktien - Gesellshaft. Der Schnell- dampfer „Columbia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen.

3. August. (W. T. B) Der Postdampfer „Russia* ift, von b kommend, gestern Morgen 6 Uhr in New York ein- getroffen.

Triest, 3. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Hun- garia“ ist, von Konstantinopel kommend, heute hier eingetroffen.

Koniza, 1. August. (W. T. B.) Der erste von Serajewo nach Mostar abgegangene Personenzug ist heute hier unter dem Jubel der Bevölkerung eingetroffen.

Theater und Musik.

Lessing-Theater.

Vorgestern Abend fand die erste Vorstellung na den Ferien statt,

welche die erste Aufführung von P. K. Rosegg er's Volks\hauspiel „Am Tage des Gerichts* brachte. Rosegger, der längst als er- zählender Dichter einen rühwlichen Plaß in der Dialekt-Literatur er- worben hat, erweist hier unseres Wissens zum ersten Mal seine her- vorragende Begabung für die dramatishe Gattung, Eine einfache Handlung, welch@e unsere volle Theilnahme gewinnt, wird in kräftigen, Teben8vollen Scenen auf die Bühne gestellt; wenn hier und da der Gang der Handlung ftraffer und einheitliher gedacht werden kann, so entschädigt für die Unterbrechungen die fein nach der Natur beobachtete Charaëte- riftik und die Stimmung, welche über diesem Spiegelbilde wahrhaften ernsten Lebens liegt. Rosegger ist in der Art der Behandlung seines Stoffes etwas milder als Anz;engruber, aber seine Gestalten sind darum nicht weniger wirksam, das Swhisal der handelnden Personen erregt tarum nicht geringere Theilnahme. Dabei findet Rosegger als wahrer Dichter immer die edelste Form des Vortrags und verbindet an der rechten Stelle mit dem tiefsten Ernst einen siegreihen Humor.

Der Straßl-Toni ift ein armer Tagelöhner, der dur wirkliche Noth zum Wildecn getrieben wird; denn Niemand will ihm Arbeit geben, und er hat doch Weib und Kinder, die darben müssen. Jm Walde wird Toni von dem Förster ecrspäht, der ihm von einem früheren Vergeben her übelgesinnt ist, Dr Förster giebt einen Fehl- \{uß auf den Wilderer ab und wird, als er zum zweiten Mal auf ihr zielt, von einem Schuß des Wilderers tödtlich getroffen. Niemand hat den Thäter gesehen, der das Verbrechen, dessen ihn Alle bezichtigen, auch vor Gericht leugnet. Da tritt als leßte Zeugin die Frau des verstorbenen Försters auf, und die Liebe und tas Mitleid, welches sie dem Angeklagten entgegenbringt, wandeln den Starrsinn des Ver- brehers in weichwe Rührung um; er bekeant seine That und wird Gerewtigkeit empfangen.

In den Verlauf dieser Handlung ist eine Kerkerscene eingefügt, wele drei charakteristishe Verbrechertypen und ihnen gegenüber den reuigen Toni vorführt und wegen der in psyhologisber Hinsicht ver- blüffend klaren Zeihnung von mächtiger Wirkung ist, während die große Scene zwiscen der Förstersfrau und der Frau des Straßl- Toni zu sentimental ausflingt. Der Sélußakt, „am Tage des Gerichts*, bringt zwar wie au |{on der erste Akte belebte Volkëscenen, abêr Teidet do an Längen, und die ge\chäftsmäßige Abwicklung der Gerichts- verbandlung ift unpoetish ; hier läßt sh vielleibt durch etwas mehr idealisirte Verkörperung der Gerihtspersonen, als es vorgestern der Fall war, die Wirkung erhöhen.

Die Darstellung befand si fast überall auf der Höhe des Dicht- wers; vor Allem ergab sih nirgends etwas unmittelbar Störendes, Dér im Mittelporkt der Handlung stehende Straßl-Toni fand in Hrn. Adolf Klein einen verständnißvollen und warmherzi- gen Vertreter z; neben m haben wr Fr CGugenie Klein, die als Toni's Weib ein hervorragendes Charakterisirungs- vermögen bewies, mit besonderer Anerkennung zu nennen. Die &örstersfrau gab Fr. Reichenb a ebenso zartfühlend und poetis, wie sie der Dichter gedacht. Die drei erwähnten Verbrechertypen wurden von den Hrrn. Waldow, Blencke und Schönfeld ganz vor- trefflih verkörpert. Schließlih verdienen au alle Episodenfiguren und die Anordnvng der Massenscenen Lob.

Das gut beseßte Haus spendete fortgeseßt reihen Beifall und rief die Darsteller nah jedem Aft wiederholt vor die Gardine.

Belle-Alliance- Theater,

Am Freitag ging das „Große Ausstattungs-Zeitbild“ „Jung Deutschland zur See“ zum ersten Male in Scene und errang, troßdem die Maschinerie für die seit so langer Zeit angekündigte und mir Spannung von den zahlreich erschienenen Zuschauern erwartete Hauptnummer, das „Derby-Rennen* mit lebenden Pferden, an diesem Tage versagte, doch einen recht erfreulihen Erfolg, der O am Sonnabend, als das Rennen mit zwei lebenden Pferden wirkli durchgeführt werden konnte, erheblich steigerte. Außer diesem, dem seGsten Bilde, brachte das Stück noch sechs andere Bilder, die als „Auf Helgoland“, „Mafia“, „Jm Urwald*, „Im Harem“, „Ueber- listet* und „Auf der Düne“ bezeihnet waren. Der von dem beliebten Komiker diefer Bühne Hrn. Ernst Niedt verfaßte Text zu den Bildern ist reich an witigen und unterhaltenden Stellen, die noch mehr zur Geltung kommen würden, wenn die Dichtung nicht dur

Hrn. Georg Richard Kruse komponirte Musik ist ansprechend durch ihren Reichthum an gefälligen Melodier. Die Ausstattung tes Stückes mit Dekorationen und Kostümen ist sehr aner-

kennenswerth, sodaß man in angenehmster Weise an die Aus- stattungsstückde des Viktoria - Theaters erinnert wird, mit dem das Belle - Alliance - Theater nach dieser ersten Leistunz

den Vergleih nicht zu s\ch{euen brautt. Den größten Beifall unter den Bildern erntete naturgemäß die Verhberrlihung des Dreibundes durch Darstellung der Germania, der Austria und der Italia in bengalisher Beleubtung und durch das Auftreten von vier- undzwanzig tanzenden Damen, die je zu einem Drittel in kleid- samen preußischen, österreihishen und italieniswen Uniformen ershienen. Unter den Darstellern zeihneten sich besonders aus Frl. Willi Walden, die als forsher Secekadet und später als Lieutenant zur See ihre dankbare Rolle mit Geschick spielte und sang, Frl. Agnes Wern er, die eine auf ihren guten Ruf nur zu sehr bedachte, in Afrika reisende alte Jungfer Malwine Pupperling in oftyreußishem Dialekt vortrefflih gab, Hr. George Stollberg, der mit vielem Humor als Felix von Basedow, Premier - Lieutenant bei den Garde - Jägern, kom- mandirt zur ostafrikanishen Schußtruppe, auftrat, Hr. Swo- boda dur seinen bekannten vortrefflichen Coupletvortrag und der derb - komishe Dihter-Schauspieler Hr. Ernft Niedt als Boots8mannêmaat. Da auch alle übrigen ‘Mitwirkenden ihre Scbuldig- keit thaten und die Einstudirung eine tadellose war, so läßt ih er- warten, daß „Jung Deutschland zur See“ noch recht häufige Wieder- holungen mit gut beseßten Häusern erleben wird.

Das Adolph Ernst-Theater ist am Sonnabend in die neue Spielzeit mit seinem bewährten Zugstück „Unsere Don Juans* ein- getreten. Die Mitglieder entwickelten in der Darstellung wiederum die frühere Frishe und das Publikum begrüßte die beliebten Dar- Buiten beim Auftreten und nach den Aftschlüssen durch lebhaften Beifall.

Mannigfaltiges.

Das Denkmal des Königs Friedri{chWilhelm'sIIl. im Thiergarten war heute, am Geburtstage des Königs, von der Thier- gartenverwaltung mit Blumen reich ges{mückt, Den weiten Halb- kreis des Denkmalplayzes umsäumten von eisernen Säulen getragene Laubgewinde, in deren Bogen reich gefüllte Blumenkörbe hingen. Prächtige Pflanzen belebten im Uebrigen den Hintercrund, vor dem si in der Mitte ein nach vorn zu abfallendes Teppichbeet aus- breitete, Zwei hochaufstrebende Palmenarrangements flankirten das Teppichbeet Im Uebrigen wurde der Halbkreis des Denkmalplatzes von einer Vlumenterrasse in reihsier Farbenzusammenstcllung ein-

gefaßt. Die beiden Rasenflähen zu Seiten des Denkmals waren mit je drei Beeten beseßt, z¿wischen denen blumen- gefüllte Epheukörbe standen. Den Plaß vor dem Denk- mal nach dem Waser zu zierten aht blühende Granat- bäume, deren Släwme von duftigen Blumen umgeben waren,

Am Gitter des Denkmals, das mit bus{cigen Eichenlaubgewinden bebängt war, zogen sich Blumengruppen hin, auch der Raum zwiscen Gitter und Denkmal war mit vier geschlossenen Blumengruppen be- seßt. In einfaherer Weise war das Denkmal der Königin Luise ges{chmückt. Auch hier umzogen Guirlanden das Gitter, an dessen Säulen grüne Kränze hingen. Das Parterre zwishen Gitter und Denkmal war mit |\{önen Blumen, vor* 2Nllem mit Hortensien und Begonien bestellt, die Beete in der Umgebung waren neu bepflanzt. Die nach beiden Derkmälern führenden Wege waren mit frischem Kies bestreut.

SeineMajestät der Kaiser hat, wie die „N. A. D Cart, der Straße, welche in Folge des in Verlängerung der Zimmer» straße hicrselbst auëgefühcten Durhbruchs der Wilhelmstraße entstanden ist und na der Königgrägerstraße führt, den Namen „Prinz Albrecchtstraße“ beigelegt.

Auf der internationalen Ku nstausstellung belaufen sid, wie die „Tägl. N.“ erfährt, die Gesammtverkäufe bis jeßt auf rund 600 000

Potsdam. Das Mausoleum bei der Friedenskirche in Potédam joll zwar der Regel nah nicht für Fremde geöffnet werden. Auf vorherige Meldung beim Küster der Kirche finden aber laut der „Potsd. Ztg.“ Ausnahmen ftatt.

Potsdam, 1, August. Während des gestern Nachmittag über die hiesige Gegend niedergehenden Gewitters \chlug der Blit in den Eichbergen von Saarmund, wo die 3. und 5 Compagnie des 1. Garde-Regiments z. F. Schießübungen mit \{charfen Patronen abhielten, in eine Soldatenabtheilung, Sechs Mann sanken der „U. R-C.“ zufolge. betäubt nieder. Dieselben wurden um 9 Uhr Abends im Wagen in das biesige Garnison-Lazareth befördert. Von jeder Compagnie sind zwei Mann durch den Bliy beschädigt worden ; dem cinen der Verunglükten soll das eine Bein stark verbrannt sein, das Befinden der Uebrigen ist den Umständen nah befriedigend und

Lazareth vor, um \ich persönlich nah dem Befinden der Grenadiere zu erkundigen.

Mannheim, 1. August, Der hiesige Stadtdirektor, Geheime Regierungs-Ra:h Richard Bensinger, is, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, in Engelsberg in der Shweiz, wo er zuc Kur weilte, beim Baden ertrunken.

Hammerfest. Wie die „Elektrotechnishe Zeitschrift“ meldet, steht Hammerfest, die nördlihste Stadt, im Begriff, die elektrische Beleuchtung der Straßen und Häuser einzuführen. Es wird zur Erzeugung des Stromes die Kraft eines 1700 m entfernten Flusses benußt, dessen Strömung so bedeutend sein wird, daß er im Winter nit gefriert. Es kommt Wechselstrom zur Anwendung. Die Be- leuhtungéberhältnisse in Hammerfefst sind, wie man si denken kann, sehr eigenthümlih. Im Hochsommer wird kein Licht gebraucht, wäh- ree umgekehrt die Lawpen im Winter den ganzen Tag brennen müssen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Paris, 3. August. (W. T. B.) Eröffnung der Eisenbahn von Gourdon na ch Cabors brahte General Warnet, Commandeur des 17. Corps einen Toast aus, in welhem er fkonstatirte, daß die Armee auf der Höhe ihrer Aufgabe sei. Jedermann wisse es. Die schönste, der Wieder- aufrihtung der Armee erwiesene Ehrenbezeugung sei der Empfang, dessen Gegenstand die französishe Flotte in Kronstaèit gewesen, und welher als Beweis der Achtung Europas ein so lebhaftes Echo in den Herzen der Franzosen gefunden habe. Deshalb habe England auf der Rükehr der Flotte von der glänzenden Ovation in Nußland die Ehre eines ähnlihen Besuchs gewünscht und bereite für dieselbe einen Empfang vor, welher mit dem in Kronstadt rivalisiren solle. Mit gerechtem Stolz dürfe Frankreich wahrnehmen, daß es den ihm gebührenden Rang wieder er- langt habe.

Paris, 3, August. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern Ribot hat eine Bekanntmachung erlassen, betreffend das Znkrafttreten der amerikanischen Bill über den Schuß des geistigen Eigenthums für Werke der Literatur und Kunst französishen Ursprungs.

Cherbourg, 3. August. (W. T. B.) Die Arbeiter- bevölkerung hatte gestern Abend zu Ehren der Mannschast-n der hier vor Anker liegenden russish-griehischen Schiffe einen Ponche veranstaltet, wobei enthusiastische Kundgebungen stattfanden.

St. Petersburg, 3. August. (W T. B.) Der König Alexander von Serbien is gestern Nachmittag in Peterhof eingetroffen. Jn der Begleitung des Königs Alexander befanden \sich der Regent Ristitsch und der Minister - Präsident Pasitsch. Der serbishe Gesandte Petronjewitsh war dem König bis Moekau entgegen- gefahren. Der Kaiser sowie sämmtlihe zur Zeit hier weilenden männlihen Mitglieder des Kaiserlichen Hauses empfingen den König am Bahnhofe. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser und dem Könige war eine sehr herzliche. Nachdem die Majestäten die Front dec am Bahnhofe aufge- stellten Ehrenwache, welche das 145. Nowotscherkaski' he Jn- fanterie:Regiment gestellt hatte, abgeschritten hatten, wurde dem König die Deputation der serbischen Kolonie in St. Petersburg vorgestellt. Vom Bahnhofe begaben \sih der Kaiser und der König zu Wagen nach dem großen Peterhofer Palais, wo der König wohnen wird. Hier wurde der König von der Kaiserin und den Großsürstinnen begrüßt. Als das Kaiserlihe Paar das Palais verließ, geleitete der König Alexander dasselbe zum Waaen. Abends traf die Königin von Gricchenland mit ihrer Tochter, der Prinzessin Marie, in Peterhof ein. Später fand ein Familiendiner im großen Palais statt.

St. Petersburg, 3. August. (W. T. B.) Admiral Gervais besuchte gestern im Alexander-Newsky-Kloster den Metropoliten von St. Petersburg, welher ihm das Bildniß des St. Alexander:Newsky überreihte; bei dem Besuch des Klosters und seiner Kirhen wurde Gervais vom Prior ein gleiches Bildniß geschenkt, ebenso in der Jsaaks-Kathedrale das Vild der Muttergottes von Tichwine. Gestern gab auch die französische Kolonie ein großes Fest zu Ehren Gervais?

Bei der Feier der

einzelne ermüdende Wiederholungen gar zu schr in die | giebt zu Bedenken keinen Anlaß. Seiner Majestät dem Kaiser wurde | und der französischen Marineoffiziere. Länge gezogen wäre. Einige zweckmäßige Streihungen könnten | von dem bedauerlichen Vorfall sofort Meldung gemacht. Scine Köaig- - i : | : deshalb nur günstig wirken. Die von dem KapeUtmeister des Theaters | lihe Hoheit der Prinz Friedrih Leopold fuhr heute am (Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) o. LMES S CIRIGTE AEGL NEP E I A I REZEDE C D E es O A E E E UEP R RSE E pa V SUENL E Tee E August, Uebersicht der Witterung. Sie O ersten L H TONE Cas, Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunte. Morgens r. le ba : *bnten Mini D roße romant. Oper in en von H. E z. S. | 7,1 L - Ausstel O A Babnbof —————— | ie Midi flog [00h Das ide | q ometag: Galle dedr. Fancetco d'Andrade. | Ln fades - Zubftelangs * Park (beter Babnof) [D | 2 SS | heut über Livland, das westliche über der Mitte der D i wissenshaftlihen Theater Näheres die Anschlag- S E SER Nordsee liegt. Das Hochdrugebiet Lie dem Ib, A bei” PUE cieiita T zettel. é Stationen. | Zch259| Wind. Wetter, | 2 lihen Theile Europas besteht zwar noch, hat aber e L E : | E | Bs L n SuaN erheblih abgenommen. Das veränder- | desselben. Anfang os, der Vorstellung 7 Uhr. R E E R B | w E |lihe kühle Wetter dauert daher bei mäßigen bis N E : S Z (M2 | ——ck | frischen südwestlihen Winden über Deutschland fort. Belle - Alliance - Theater. Dienstag: Zum Familien-Nachrichten. §Sftullaghmore| 751 |NO 5 wolkig 13 | Erwähnenswerthe Niederschläge werden nur aus Nord- | 5, Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung / Aberdeen 7590 |\NNO 1wolkig 13 | Deutfchland gemeldet, befonders ausgedehnte und er- | an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen-Requi- | Verlobt: Frl. Emmy S +weling mit Hrn. Dr. Christiansund 756 |SW 1wolkig 16 | giebige aus dem Osten. : siten, Beleuhtungseffecten 2c. Jung-Deutschland| med Otto Buß (Münster Bremen). Frl. Kopenhagen . | 754 |W 2\wolkig 16 Deutsche Seewarte. | zur See. Großes Ausstattungs-Zaäitbild in 4 Akten | Etta Ahrens mit Hrn. Prem. Lieutenant Busch Ztockdholm .| 754 |NO ch4lsheiter I (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6, Bilde: Zum | (Lübe). Haparanda . | 757 | till balb bed. 1% | Meme | orten Male in Deutshland: Großes Pferderennen | VereheliGt: Hr. Dr. F. G. Bornemann mit St Petersburg) 750 |ONO 2sRegen 13 i auf der Bühne von lebenden Pferden. Frl. Helene von Willih (Braunschweig) Moskau... | 755 |SW s) Ealb bed, | 14 Theater-Anuzeigen. Ju T S He e Ein R An A os Tork, Queens- | ; i nehmstes und garoßartigfstes ommer-Stablifsemen Lüden assow). Hrn. Rechtsanwalt Meyer town . j i (DE |BNW 4 halh bed. 12 Lessing-Theater. Dienstag: Am Tage des | der Residenz): Großes Doppel - Concert. Auftreten (Liegnit), Eine Tocbter: Hrn. Ober-Amt- Chbecbourg . 57 |SW 4 wolfig 15 Gerichts Anfang 724 Uhr särnmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination mann Pacnio (Domaine Barten). -—— Hrn, Prem. Jelder 168 (C Stegen 15 Mittwo: Der Probevfeil. des ganzen Garten-Etablissements. Lieutenant Detlev Honig (Allenstein). : S 754 SW 2voR 4 Die nächste Aufführung von Sodoms Ende 7x es des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters Pen Lea s Sas a on ai Hamburg .. | 756 |WSW s wolkig!) D Ander aut Freitag statt r. 3a rüdenau, Bayern) Hr. Kaufmann Swinemünde 757 |SW 4lwolkig 16 S E Gustav von Hülsen (Bad Elgersburg). Hr. ufabrwaf 758 |WNW 4kedeckt 16 A : S Oberst z. D. von Donat (Breslau). Hr, Frei- e 752 [NNW_ 1\wolkig 17 Triedrich -= Wilhelmstädtishes Theater. _Adolph Ernst-Theatier. Dienstag: Zum | herc Hans Wolf von Lüttwitz (ehemals auf Paris... 758 SSW 3\bedeckt | 15 |Dienstag: Die Fledermaus, Komische Operette | 171. Male: Unsere Don Juans. Gesangspofse eleW). d Hr. Oberst a. D. Ernst 2 ren Münster. . . | 756 |SSW 6|wolkig 15 |in 3 Akten von Joh. Strauß. in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von (Für tenwalde A A dp Freifrau Julia von &arlsrube 761 SW Ubededckt 15 Im praHtvollen Park: Parkfest. Große Tombola, | Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Ado! ph Sohlern (Bad Kissingen). Wiesbaden . 759 SW 2Pbedeckt 15 | Militär - Concert. Auftreten von Gesangs- und | Ferron. Anfang Ubr. München ..| 762 SW Uswvolkig 15 | Instrumentalkünstlern. Mittwoc: Dieselbe Vorstellung. Ghemnig . . | 760 S 1/bededckt 14 Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor-| Der Sommer-Garten ist geöffnet. Saar: D G ; Strlin 798 WSW 3\wollg | 17 | stellung Uhr E Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. 4 0 _.# 49 i h 5 lin: Wien .….. | 762 N 1\wolkenlos 13 | Mittwoh: Im Theater: Die Fledermaus. | Z z 9 (Berlin: L Breslau... _ 760 SSW 2[wolkenlos |__16 | Im Park: Doppel - Concert, Auftreten erster C Muter. bo D E E Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich). DA i «+| (02 till halb bed. 16 | Gefangé- und Inftrumental-Künstler. ‘Male: A Aebélten Stiel. Posse ‘mit | Druck der Norddeutshen Buchdruekerei und Verlags- Triest 762 | till[wolkenl 21 Zed 5. Male: Jm fiebeuten Himmel. Posse m Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 33 rie... | 7 RENIIEE Kroll's Theater. Dienstag: Leßtes Gast Gesang in 3 Akten (4 Bilder) von Jean Kren. nitatt, Dertin “O E spiel des Hrn Heinrich Bötel. Martha, : (ponelt Von Diet Gail Cos ÁÂrfang 71 uhe Vier Beilagen 1 17 , . . .‘ . . di eti d Hr. Bötel ) Mittwoch: Dieselbe Voistellung. (cins{ließlih Börsen - Beilage). (12998)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Kéniglih Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ 180.

Berlin, Montag, den 3. August

Gedächtnißfeier.

Im großen örsaal der Königlihen Friedri ch- Wilhelm U ivecsitit fand heute Mittag um 12 Uhr an dem Geburtstage des Gründers der Universität, Seiner Majestät des Königs Friedrih Wilhelm IIL, wie alljährlih eine Gedächtnißfeier statt, zu welcher als Vertreter der Staatsregierung der Minister für geistliche 2c. An- gelegenheiten Graf von HZedliß-Trüßschler mit dem Unter- Staatssekretär D. von Weyrauch, dem Ministerial-Direktor de la Croix und den Geheimen Ober:-Regierungs-Räthen Spieker und Spinola erschienen war. Das Sanitäts-Offizier- corps war an Stelle des dienstlih ve: reisten General-Stabs- arztes der Armee Dr. von Coler durch den Subdirektor des Medizinish Chirurgischen Friedrih-Wilhelms-Jnstituts, General- Arzt Dr, Grasnick. vertreten. Außerdem befanden sich unter den Anwesenden der Rektor der Landwirthschaftlihen Hochschule, Professor Kny, der Direktor des Königlihen Wilhelms- Gymnasiums, Professor Dr. Kübler und als Vertreter der städtishen Behörden der Stadt - Schulrath, Professor Dr, Bertram und der Stadtverordnete Horwiz. Ferner hatten sich zahlreihe Studirende zur Theilnahme ein- gefunden. Unter den Klängen des Gesanges „Wohl dem, der ohne Wandel lebt“ betrat der Lehrkörper der Universität in feierlihem Zuge, geführt durch den zeitigen Rektor, Professor Dr, Tobler, den Hörsaal. Nach Beendigung des Gesanges nahm Leßterer das Wort zu folgender Nede über Dante und vier Deutsche Kaiser:

„Hochansehnlihe Versammlung! Ein wunderkarer Gegensaß muß uns oft überraschen zwischen dem künstlerishen Verfahren, das, von seltsamen äâsthetishen Theorien beberrscht, Dante für das richtige bielt, und der Wirkung, die er damit auf uns hervorbringt. Da die Wanderung dur die Reiche des Jenseits ihn vom Widerwärtigen zum Erfreuenden führt, meint er, sein Werk müsse eine Komödie sein; und da ec gelernt hat, der Komödie zieme die chmudcklose Rede des täglichen Lebens, so nimmt er in sein Toskanisch Wörter von nur örtlihem Gebrauch, manchmal aus fremden Gegenden stammende auf, und trägt er kein Bedenken, auch an Gevanken, Vergleicen, Ver- anschaulihung8mitteln zuzulassen, was irgend dem ‘tief ergriffenen, in feinem ganzen Vermögen erfaßten Sinne si aufdrängt, sollte es au, für ich genommen, niedrig und darum mit der Erhabenheit des Vor- wurfs unverträglih \ch{eiren. Und eben damit fesselt er heute uns, wie jede reie Persönli&keit es thun muß, die wir in der ganzen Fülle ihres Wesens erregt schn, ganz anders, als wenn in ängstlicher Scheu vor dem Nichtvornehmen er \sich ten Zwang eintöniger Er- habenheit auferlegt hätte, Fn seinen Canzonen hat er das Lebtere mehr denn einmal gethan, oftmals Säße der Sittenlehre aufgestellt und zu erweisen versuht mit so strengem Aus\chlufse jeder Aeußerung persönlicher Gemüthétheilnahme, daß wir uns erstaunt fragen, wie er nur dazu babe kommen föônnen, so s{chulmäß:ge Beweisführung in dichterishe Form kleidcn zu wollen, und daß wir uns erst erinnern müssen, wie wissenschaftlige Prosa in der lebenden Sprache etwas vor Dante noch kaum Versuhtes war, dessen Bedeu- tung gerade er zuerst zur Anerkennung brate, uns vergegen- wärtigen wüssen au das Andere, daß zu Zeiten wissen|cafstliche Wahrheit herzbewegend, gemüthbefreiend, turh Schönheit beglückend genug erscheinen kann, damit diterische Form solhem Inhalte elei entsprechend gelte, wie etwa {wärmerischer Frauenverehrung. Missen möchten wir auch ron diesen Dichtungen Dante's nichts, missen arm Wenigsten diejenigen, die er in seinem freilih nur zum kleinen Theile ausgeführten Profsawerke „das Gaslmahl“ mit ausführlihen Erliäute- cungen begleitet.

An dritter Stelle tritt uns dort ein Lied entgegen, an künst- [erishen Vorzügen wohl ärmer als jedes andere, merkwürdig aber als Kundgebung Dante's über zwei wichtige Fragen: ihm ist als von Kaiser Friedri I1. herrührend eine Aeußerung Über den Adel bekannt geworden, die er für unzutreffend hält; und nun gilt es für ihn fest- zustellen, ob er ein Recht habe, des Kaisers Autorität entgegen zu treten, und "wenn ja, welches denn der wahre Begriff des Adels sei. Bon vornherein sei hervorgehoben, daß Dante jene erste Frage frei von aller feindseligen Voreingenommenheit erörtert, daß im Gegen- theil ihm, dem leidenshaftliwen Verfechter des römischen Kaiserthums gegen weltlihe und gegen geistlihe Widersacher, jede Einschränkung von defsen Bcfugnissen widerstreben mußte, die nicht geradezu von der göttlichen Didnung gefordert \{ien, Ebenso wenig ist an eine persön- lihe Abneigung gegen Friedri II. zu denken mögli, dessen Tod fünf- zehn Jahre vor Vante's Geburt fällt. Allerdings hat dieser den Kaiser unter die Ketzer verseßt, übrigens nur mit flühtiger Nennung; aber dergleichen hat er kekanntlih auch vielen von Denen nit erspart, die ihm bei Lebzeiten vor Nnderen nahe standen, und Keinem kann entgehen, wie gerade den Kcßern bei ihm eine gewisse Hochachtung nicht vor- enthalten bleibt. Dante hat auch Pier delle Vigne für ein üUrnsculdiges Opfer der Ungnade seines Kaisers ge- balten, do scheint er diesen zu entschuldigen und «inzig den Neid der Höilinge verantwortlih zu machen. Sicher ist, daß in der Schrift über die Dichtkunst Friedrich und sein Sohn Manfred als hochgesinnte Fürsten geprie/en sind, die an ihrem {izilishen Hofe den italienishen Gesang hegten, als echte Helden im wahrbaft Menschlichen ihren Stelz suend; sicher, daß der Mutter des Kaisers und daß insbesondere Marfred's in der Komödie mit Worten voll invigster Verehrung gedacht is. Die Frage nah der Grenze der faiserlihen Autorität hatte für Dante keine persönliche Bedeutung, sondern bloß theoretische, diese aber ia hohem Maße; \heint es do, als habe, nur um sie aufwerfen und beantworten zu können, Dante die zurückzuweisende Aeußerung Über den Adil dem Kaiser zugeschrieben, da er wenigstens in der Schrift über die Monarchie sehr wohl weiß, daß ganz ebenso wie Friedri II. \ckchon Aristoteles sich ausgesprochen hat. Zwei Ansichten glaubt Dante bei Seite räumen zu müssen, bevor er die eigene über den Adel vorträgt : die nur thiilwerse unrichtige des Kaisers, der auf die Frage nach dem Wesen des Adels ihn als „alten Reichthum in Verbindung mit schönen Sitten* bestimmte, und die der großen Mehrheit, welche alt- ererbten Rei&thum allein für ausreiherd hält, um Adel zu verleihen, Wie Dante es rechtfertigt, daß die Richtigkeit eines Sayes nicht darum son für ihn außer Zweifel steht, weil der rômishe Kaiser ihn aufgestellt hat, freilit gleichwenig darum, weil die gemeine Mei- nung thn für wahr hält, der doch Aristoteles so großes Gewicht bei- legt, das ist, was uns hier allein angeht. Jn völliger Ueberein- timmung mit dem, was Dante in der berühmten Schrift über die

niberfalmonarie ausgeführt hat, legt er zunächst au hier dar, wie die für das Wohlergeben jedes Einzelnen und das der kleineren und der umfassenderen mens{lichen Gemeinschaften nothwendige Herrschast eines über allem Begehren slehenden obersten Gebieters aller Könige durch Gottes Vorsehung in Entstehung und Wachsthum des römischen Reichs angebahnt worden sei, Bürger dieses Reichs, das Gott so wunderbar geführt hat, ist Gott selbst geworden, da er als Mensch unter Menschen erschien, zu der Zeit, da zum ersten Mal die Menschheit zu einer Weltmonarie vereint war. Gewaltig aber ist neben der gottgemollten Kaiserlichen die Autorität des Philosophen, des Aristoteles, der, tiefer

und wahrer als Stoiker oder Epikuräer das letzte Ziel alles men\ch- lichen Handelns erfafsend, die akademisce Lehre vollendend, im Meiden jedes Zuviel und jedes Zuwenig die Tugend erkannte, die unseres Lebens Richtschnur sein soll. Wobl der Menschbeit, wenn beide Autoritäten Hand in Hand gehen, die Kaiserliche dur die des Weisen vor Irrtbum bewahrt ist, diese nit, von jener geschieden, der Ohn- mat verfällt! Wenn nun Dante mit allem Nahdruck die Meinung der Vielen zurückweist, die in der Abstammung von Howbgestellten das einzige Erforderniß des Adels erblicken, eigene gute Sitten von dem Adeligen nicht verlangen, so lehnt er sih damit gegen Aristoteles doch nicht auf, obglei dieser meint, was der Mehrzahl heine, könne nicht völlig fals sein; denn nicht von einem Fürwahrhalten nah äußerem Sein habe dieser reden wollen, \cndern vom vernunftmäßigen Denken. Aber versagt er denn niht dem Kaiser {huldigen Gehorsam, wenn er dessen Bestimmung des Adels arfi4t? Auch das nit: er versagt keineswegs eine in Wahrheit geschuldete Unterwerfung, sondern wahrt sich die Freiheit eigenen Urtheils in einer Sache, wo Verpflichtung zum Gehorsam nit besteht. Solche Verpflichtung ist für unser Thun nur vorhanden, soweit es durch unseren Willen bestimmbar, gut oder s{lecht, durch geschriebenes Gesetz zu ordnen ist, das der Kaiser

¡ zur Auëführung bringt oder dur eigene Verfügung erweitert. Der

Welt-Kaiser ist allerdings der „Reiter des mers{hli&en Willens“, und wie wenig ohne seine Führung das Roß der Menstheit feinen Weg einzubalten weiß, das lehrt der Augenschein in dem herrenlosen Italien. Doch findet seine Befugniß eine S&ranke an der natür- lihen, von Gott bestimmten Ordnung der Dinge; darüber zu be- finden liegt außerhalb des Kaiserlihen Berufs, ist Sache der Fest- stellung dur menschlihe Vernunft. So ist zu definiren, was Adel sei, keineswegs Sate des Kaiserlihen Amts, und mit voller Sreiheit darf das Urtheil an das herantreten, was Friedri II, den der Ruf als großen Logiker und Gelehrten bezeihnet, darüber auf- gestellt hat. Doch wir folgen Dante nicht weiter auf den dornigen Pfaden feiner Untersuchung. Zwar ift es anziehend, aug hier ibn das \chwerfällige Rüstzeug der mittelalterlichen Schule tapfer handhaben zu sehen, ihn, dey mit dem leidenshaftlihen Ausbruch der eigenen Persönlichkeit so ganz anders für \sih zu gewinnen versteht; zu beob- achten, wie hinter Schild und Visir manchmal das Auge aufblitt, das gescaut bat, was kein anderes; man folgt ohne Ungeduld der Rede gegen den Reichthum, kommt sie doch aus demselben wahr- baftigen Mund, der später den hinreißenden Lobgesang der Armuth hat ertônen lassen; au was gegen die Möglichkeit, Adel zu erben, vorgebracht wird, vernimmt wohl auc der, den die Frage verfönlih angeh*, ohne Unwillen, da, der redet, auc einer ist, der seiner Väter gern gedenkt, und da mindestens seinem Ururgroßvater durch einen römischen Kaiser das Ritterschwert war umgezürtet worden. Aber was er selbst an Stelle des bei Seite Geschobenen sett, ist nit die Kenn- zcihnung dessen, was wir Adel nennen und was auch jener Kaiser im Auge gehabt hatte, eines, so oder so, geschichtlich gewordenen und mit bestimmten Vorre{ten bestehenden Standes, jondern ist die Definition von etwas, was wir allenfalls natürlichen Adel, vornehme Menschennatur nennen können, angeborene Güte und Schönheit, etwas, dessen Entstehensbedingungen nicht zu ergründen sind, dessen Wesen nur aus der Art der Blüthen und der Früchte zu erkennen ist, die es trägt. Hier kam es auch nur darauf an, zu betrachten, wie Dante zu dem ersten rômishen Kaiser deutscher Nation sich stellt, dessen bei ibm eingehendere Erwähnung gescieht. Es ist hier bei einem kühlen Verhältniß geblieben; zu der Ehrfurht vor dem boben Amt kommt die Dankbarkeit für den Gönner der Dichtkunst, die Anerkennung für dea Gelehrten, den freilich das Ungestüm des Erkennenwollens die ewige Seligkeit gekostet hat ; auf welcher Seite im Streit des Kaisers mit der Kirche das Recht gewesen sei, darüber äußert sich Dante nit; er begnügt sih hier mit einer Klage über den unhcilvollen Zwist.

Ganz anders stellt Dante fich zu den beiden Habsburgern Nudolf und Albreht. Ihre Negicrungszeiten bat er mit dur{lebt. Mit eigenen Augen hätte ec sie sehen können, bätten sie niht versäumt des Reichs Garten zu betreten, die rômishe Krone sich zu holen. Wie anders hätte doch sein Leben sich gestaltet, wie anders die Schick- fale seiner Heimath, wären sie, wie ihre Pfliht nah Dante's Urtheil gebot, nah Italien gekommen, hätten sie mit kräftiger Faust ge- bändigt, was dem Kaiserlihen Willen unbotmäßig gegenüberstand. Er ist überzeugt, sie bätten es vermocht; aber unverzeihlihe Gier nach Hautmacht habe sie drüben festgehalten. Wenn Villani genau dasselbe sagt, so ist er damit nicht ein zweiter Zeuge, fondern ein Echo der gewaltigen Dichterstimme, wie so oft, wo man bei ihm un- abhängige Bestätigung von Dante's Aussagen hat finden wollen. Dante trifft auf Rudolf, der ja 1291 gestorben war, in den Vor- böfen des Läuterurgsberges, in jenem blumigen Thal, wo lauter Plänner fürstliben Standes der Stunde harren, da auh sie das Werk der Reinigung beginnen dürfen; sie haben wie viele Andere die Neue, welche das Thor zu den Räumen der Läuterung erschlicßt, bis ans leßte Ende ibrer irdishen Laufbahn vershoben und müssen nun- mehr hier Zeit mit Zeit ersezgen. Den beiden Wanderern weist der freundlihe Führer einen Mann, der in dem von der Abendsonne be- schienenen Thälchen aa höherer Stelle als die Uebrigen seinen

Siy hat; ibm sieht man an, daß es ihn bekümmert, ver- säumt zu haben, was seine Pfliht war, Und n den Abendgejang, das Salve Regina, der Genossen stimmt er iht ein „Er war der Kaiser Rudolf, in dessen Matht

es lag, die Wunden zu heilen, die Jtalien den Tod gebracht haben, sodaß schwerlich je durch einen Andern ihm Genesung kommt.“ So ist denn, dürfen wir sagen, seine Versäumniß eine zwiefache: sein Seelenheil zu wirken, hat er zu spät begonnen, und Italiens hat er völlig vergessen. Und daß er das Salve Regina nicht mitsingt, mag wohl daran erinnern sollen, daß er bei Lebzeiten auch die verwittwete Roma nie mit einem tröftcnden Salve Regina begrüßt bat.

Rudolf's Sohn war zu der Zeit, in die der Dithter seine Wanderung durch das Jenseits verlegt, noch unter den Lebenden ; aber als Dante sein Werk \chuf, da war bereits gewiß, daß au von Kaiser Albrecht Italien sih keiner rettenden That zu versehen hatte; ihn hatte der Mordstahl {on erreicht, und der Dichter konnte mit der Gewißheit ershütternder Wirkung in seinen ungestümen Hülferuf an den deutschen Albre(t, der sich niht in den Sattel des un- gebändigten Italiens s{hwinge, auf das Flehen der verwittweten Roma nicht hôre, der Hoffnung si schämen müßte, die man af iha see, die Worte einschalten: „Ein unerhört doch deutlich Strafgericht Fahr nieder von den Sternen auf dein Blut, daß der, so nach dir kommt, davor erbange!“ an jener Stelle, die Jahrhunderte hindurch das leidenschaftlihe Sehnen nah einem geeinigten Jtalien in un- gezählten edlen Herzen zu lebendigerer Gluth angefaht bat, bis ihm denn endlich, freilich in ciner von Dante nicht geahnten Weise, Be- friedigung geworden ift.

Der aber jeßt, wenige Monate nach Albrecht's jammervollem Ende, auf den Kaiserthron gerufen wurde, schien Dante's Sehnen stillen zu sollen. Philipp's des Schönen Bemühungen, die Wahl auf seinen Bruder Karl von Valois zu lenken, waren gescheitert, niht am Wenigsten durch den Einfluß des Papstes Clemens V.,, dem auf dim in Avignon aufgerihteten Stuhl, bei der Herrschaft der Anjooiner in Neapel des Schutzes dur die heimisbe Königsfawmilie vcrmuthlich zuviel zu werden shien. Heinrich von Lüßelburg stand im kräftigsten Mannesalier, und kaum hatte er in Böhmen nicht ohne Klugheit Ordnung geschafft und an seines Vorgängers Mördern den Willen bekundet, ein gerechter Richter zu sein, so \chickte er sich auch {hon im

1891.

Herbste des Jahres 1310 an, in Italien Aussöhnung der slreitenden Parteien und Herstellung des Kaiserlichen Ansehens dur persönliches Eingreifen herbeizuführen. So sien denn die Stunde gekommen, da dem ohnmähtigen Würsen des seit aht Jahren aus der Heimath Ausgeschlossenen die kraftvolle That eines Kaisers an die Seite trat. Jeßt galt es für Dante zur Stelle zu sein, abermals und lauter als le zuvor, nit zu schulmäßiger Beweisführung wie vielleiht später in der Schrift über die Weltmonarcie, sondern zu eindrinali{ster Mabnung an die Herzen die Stimme zu erbeben, wie er es denu in rasher Folge zu wiederholten Malen that. Zunäthst, vielleiht eben aus dem fernen Paris herbeigeeilt, in dem Briefe an Fürsten und Völker Italiens. Ein Ghibelline wohl, sofern er den einheitlichen und den Laienstaat will, aber kein Genosse jener Ghibellinen, die unter dem heiligen Zeichen des Kaiserlihen Adlers nur den Zielen der Selbstsuhht zustreben ; auH kein Guelfe, selbst kein weißer florentiner Guelfe mehr, denn glei im Beginn seines Elends ist ibm die Niedrig- keit der Gesinnung seiner Schiksalsgenos\sen klar geworden, ein Mann, der eine Partei für \sich selbst bildet, glühend für die christliche Menschheit und für sein italifches Volk, für eine Zukunft, deren Ge- stalt in ihren Umrissen ihm Gottes Wort und die römise Geschichte vor das geistige Auge stellen, begrüßt er in einer Sprade, die die heilige Schrift ihn gelehrt hat, das Frübliht, den Morgenwind, den sich röthenden Himmelsfaum, die den Aufgang der Fried:nssonne ver- tünden. Der beklagenswerthen Italia naht der ersehnte Bräutigam, zu treffen die Bösen, zu fsäubern den Weinberg von den Ruchlosen, ihn andern Pflegern anzuvertrauen, die zur Zeit der Ernte Frucht der Gerechtigkeit geben; aber bereit zu verzeihen, abhold aller Strenge, ohne Schonung einzig für den Verstockten. Dante mahnt die Lombarden und dies giebt die Möglichkeit den Brief genauer zu datiren zu demüthigem Entgegengehn, heißt sie dürsten nach der Gegenwart dessen, den sie jeßt noch mit Angst nahen sehn, die gôtt- lihe Ordnung in der Kaiserlihen Gewalt niht verkennen. Die Be- drückten aber heißt er hoffen, den alten Groll von si thun, damit der Thau der Kaiserlihen Gnade auf wohlbesätes Akerland falle. Auch die mit Dante Unrecht geduldet haben, sollen vergeben und sich damit ihres Hirten werth machen, der seinerseits, dem göttlichen Quell seiner Macht ähnli, zwar seine Kinder züchtigt, wo es noth thut, do lieber sih ihrer erbarmt. Nach einigen Aeußerungen über die Natur des Kaisertbums {ließt der Brief mit dem Hinweise darauf, daß, wie der Apostel Petrus unterthan szin heiße dem Könige um Gottes willen, so nun auch sein Nachfolger Clemens das Licht seines apostolischen Segens auf den Kaiser leuten lasse.

In der That schien ja der Pabst Heinrih's Vorhaben mit günstigen Augen angesehn zu haben, was freilih nicht binderte, daß er um dieselbe Zeit in Avignon Robert zum König von Neapel krönte und zu seinem Vikar in der Romagna ernannte, die der Kaiser leiht geneigt sein konnte wieder für das Reih zu gewinnen. War Clemens cin wenig zuverlässiger Freund, so fehlte es auß an unverbohlener Feindschaft nit, als der Kaiser den Boden Italiens betrat, so sehr er si angelegen sein ließ dem Namen eines rex pacificus Chre zu machen. Namentlich waren es die Florentiner, die, wie {on in Lausanne Heinri ihre G. sandten unter denen der italienishen Städte hatte vermissen müssen, so nun, während er in Mailand die eiserne Krone ergriff und seine Anwesenheit niht einmal in der Stadt selbst den äußeren Frieden sicherte, durch Botschaften und Geldsendungen die lombazrdi\hen Städte im Widerstand gegen den Kaiser bestärkten. Von solcher Haltung versuchte Dante sie abzubringen, indem er am 31, März „des ersten Jahres der glückverheißenden Jtalienfahrt Kaiser Heinrih's von der tockanishen Grenze untechalb der Quelle des Arno aus“ so datirt er an die Florentiner ein Schreiben richtete, dessen überlieferte Aufschrift: Dantes Allagherius forentinus et exsul immeritus scelestissimis florentinis intrinsecis den Ton \chon errathen läßt, der hier angeshlagen wird. Als erste und einzige haben sie si gegen den römischen Kaiser erhoben, den \{uldigen Ge- horsam versagt, auf Verjährung si berufend, als ob es die im öffentlihen Rechte geben könnte; sie wollen dem römischen Staat einen florentinishen an die Seite stellen! warum nicht auch gleich der römischen Kirche eine andere? Mit aller Weisheit ist ihnen au deren Anfang, die Furt Gottes abhanden gekommen. So sollte denn wenigstens die Furcht vor Menschen ibnen bleiben. Wie sollen erhöhte Wälle sie hüten gegen den Siegeéflug des Adlers, den kein Gebirg je aufhielt? Widerstand kann nur seinen Zorn reizen; und wer wider Gottes Rathsluß ankämpft, wird gerade damit seine Er- füllung beshleunigen. Aber in Thorheit und Verblendung verkennen sie das Unheil, dem sie zueilen, verkennen \i?, wie nur die Selbstsucht ihrer Verführer mit Schmeicheln und Drohen sie zum frevelhaften Ungeborsam gegen das heiligste Gese treibt, dem froh und willig si zu fügen doch das Wesen der Freiheit ist, deren Namen sie im Munde fübren. Ind mit der Furht sollte Schmerz zu beilsamer Reue sich verbinten. wenn sie sehn, wie der herrliche Heinrih niht um eigenen Wohles willen, sondern zum Besten e das Serte U 0 nimm als ble ber Prophet über Christum hinaus auH auf ihn hingewiesen, als er spra: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und nahm auf sich unsere S{merzen.“

Alle Mahnung und Drohung war vergeblih; Florenz war und blieb die Scele des Wide standes, der în der Lombardei des Kaisers Bemühungen vereitelte, scin Vordringen nah dem Süden hemmte. Da wandte am 16, April 1311 Dante sich in einem Schreiben, wie es scheint von demselben Orte „unweit der Quellen des Arno“ aus, an Heinri mit der „im Namen der übrigen nah Frieden begehrenden Tosfaner“ ausgesprochenen flehentlihen Bitte, endlich in ihrer Hei- math Ordnung zu \{chaffen. Sein Erscheinen hat ihren Thränen und Seufzern Einhalt gethan, und auch jezt noch, da ihre Sonne am Himmel stehen zu bleiben \{heint, lassea sie nicht von der Zuversicht, ihr Hoffen werde durch Heinrich in Erfüllung gehen; hat doch der Wortführer selbst, da ihm vergönnt war, des Kaisers Füße zu um- fassen und zu fküssen, ihn voller Güte und Huld gefunden. Aber warum weilt er fo lang im Pothal, da doch nach Gottes Willen das rômishe Reih die Welt umfaßt, die Welt des Friedenbringers harrt, und inzwischen die toskanisdbe Gewaltherrshaft Selbstvertrauen gewinnt und neue Kraft sammelt ? Er soll der Hyder, der immer neue Häupter erwachsen, durch den Stoß in den Sitz des Lebens ein Ende bereiten. Auch wenn Cremona wird bewältigt sein, bürgt nichts, daß nit Brescia, Pavia, Bergamo si erheben, bis die Wurzel all dieser Widersetzlichkeit wird ausgerissen sein. Und wo aaders wäre sie zu fuden als in Florenz, So ‘möge er denn, ein neuer David, vertraueud, daß Gottes Auge auf ihm ruht, den frechen Goliath binstrecken mit der Schleuder seiner Weisheit und dem Stein seiner Kraft. „Dann werden wir, die wir jeßt in Babylon klagen, des heiligen Jerusalem gederkend, als seine Bürger im Frieden auf- athmend, des erduldeten Leides froh uns erinnern“,

Der Brief that keine unmittelbare Wirkung. Nahdem Cremona gefallen war, wandte ih Heinrih mit verstärkten Kräften gegen Breêcia, ließ den Florentinern Zeit, einen umfassenden Bund guel fischer Städte zustande zu bringen, dem König Robert Truppen nach der Romagna zu s{icken, sich selbst zu verstärken, indem sie Anfang Sep- tember desselben Jahres ihren Verbannten, mit Ausnahme von un- gefähr 900, darunter Dante, die Rückkehr in die Heimath gestatteten. Die Zeit bis zum Ausgange des edlen Fürsten giebt uns kein Zeugniß mehr weder von Betheiligung des Dichters an den öffentlichen Vorgängen noch von den Empfindungen, mit denen er sie begleitete. Der Kaiser lag lange vor Brescia, verlor dort durch Krankheit einen

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