1891 / 183 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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tahten Straßen zur Anwendung kommen. Die eingereichte

Karte erfolgt anbei zurück. j ckingham Palace London, den 13. Juli 1891, E E WilhelmR Thielen.

An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Dem Domänenpähter Becker zu Strubbergshof, Re- gierungsbezirk Potsdam, ist der Charakter als Königlicher Ober-Amtmann beigelegt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten,

Dem Ersten Lehrer und Musiklehrer am Schullehrer- Seminar zu Habelschwerdt Wilhelm Kothe ist das Prädikat „Königlicher Vuusik Direktor“ beigelegt worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Der Königliche Regierungs-Baumeister Scholz in Kuker- neese ist als Königlicher Wasser-Bauinspcktor daselbst angestellt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. August.

Seine Majestät der Kaiser und König verließen nah Erledigung der Post am Dienstag Abend Bergen, trafen Mittwoch Vormittag bei[Odde im Hardanger Fijord ein, seßten heute Morgen die Reise nah Stavanger fort und gedenken Abends daselbst einzutreffen.

Fhre Majestät die Kaiserin und Königin verließ, nah E Meldung des „W. T. B.“, gestern Abend mit den Prinzen an Bord der Yacht „Victoria and Albert“ Felixstowe, um sich nach Flushing zu begeben.

re Majestät die Kaiserin Friedrich trifft, wie die Er Ztg.“ berichtet, Freitag, 7. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in Breslau ein und seßt eine Viertelstunde später mit Sonderzug die Reise nah Trachenberg fort. Die Ankunft da- selbst erfolgt Nachmittags 5 Uhr 16 Minuten. Jn Trachen- berg verweilt Jhre Majestät als Gast des Fürsten und der Fürstin von Haßfeldt bis Sonntag, 9. d. M., an welhem Tage Allerhöchstdieselbe Morgens mit dem fahrplanmäßigen Per- sonenzuge nah Posen weiter reist. Die Ankunft in Posen erfolgt Vormittags um 10 Uhr 21 Minuten.

n der gestrigen Konferenz der Chicagoer Welt- ua lea R Miene mit dem Reichskommissar, Geheimen Regierungs-Rath Wermuth wurde nah einem Bericht des „W. T. B.“ der wesentlihe Theil aller ein- \hlägigen Fragen erledigt; namentlih handelte es fich dabei um die Platfrage. Nachdem vom Reichskommissar der un- gefähre Raumanspruh Deutschlands auf der Aus- stelung festgestellt worden war, erklärten die Kom- missare , das die für Deutschland in Ausficht ge- nommenen Gebäude den mitgetheilten Ansprüchen vollauf genügten, daß aber auch einem etwa sich herausstellenden Mehrerforderniß gegenüber entsprohen werden würde. Die übrigen Fragen betrafen den Transport der Ausstellungsgüter sowie deren Versicherung, ferner den Patentschuß, das Mit- bringen deutscher Arbeiter, die Einrichtung besonderer Räum- lihkeiten für Gebäude nationalen Charafters und für den Getränkeausshank ; alle wurden eingehend besprochen und in befriedigender Weise geregelt. Was die Vertretung der Kunst auf der Chicagoer Ausstellung angeht, so sind besondere Verabredungen vorbehalten, da ein für diese Angelegenheit bestimmter besonderer Delegirter von Chicago „nah Berlin unterwegs ist. Die Chicagoer Kommission begiebt sih von hier nah Frankfurt a. M., dann nah Oesterreich-Ungarn, Schweden, Norwegen, Dänemark und der Schweiz zum wed ähnlicher Vorbesprehungen, wie sie hier stattgefunden haben.

Der Kaiserliche Gesandte in Washington Graf von Arco- Valley hat einen ihm Allerhöchst bewilligten mehrmonat- lihen Urlaub nach Europa angetreten. Während seiner Abwesenheit von seinem Posten fungirt der Legations-Sekretär Mumm von Schwarzen stein als Geschäftsträger.

Der französishe Botschaster am hiesigen Allerhöchsten Hofe C R ist vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Hirschberg, 4. August. Jhre Königlihe Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen ist, wie die „Schles. Ztg.“ meldet, heute Vormittag nah Bayreuth abz gereist, um den Festspielen daselbst beizuwohnen. Prinzessin Feodora verläßt morgen ebenfalls Schloß Erdmannsdorf, um nah Berlin abzureisen,

Bayern. :

München, 5. August. Jhre Majestäten der König und die Königin von Sachsen sowie die Großherzogin Alice und die Erzherzogin Luise von Toscana begaben nch, der „Allg. Ztg.“ zufolge, heute Vormittag vom Ostbahnhose aus zum Besu des Königsschlosses auf Herrenthiemscee nah Prien, von wo sie heute Abend wieder hier eintreffen.

Baden. i

Karlsruhe, 5. August. Jhre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin is, wie D T. B.“ meldet, zu mehr- wöchigem Kuraufenthalt nah Reichenhall abgereist.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

e¿ngetioffen und stattete am nächsten Tage Jhren Majestäten bg t im Schloß Loo einen Besuh ab. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin ist am Montag Abend nach On vorzüglichen U:berfahrt wohlbehalten in Helgoland angekommen. i /

G Jhre Kaiserlihe und Königlih? Hoheit die Kron- prinzessin - Wittwe Stephanie von Oesterreich wurde, wie , die „Weim. Ztg“ aus Eisenach berichtet, bei ihrer gestern erfolgten Ankunft auf der Wartburg von dem Kommandanten, Obersten von Arnswald begrüßt und dur die Burgräume geführt. Gegen 8 Uhr Abends kehrte die Kronprinzessin nah Eisenah zurück, nahm in Nöhrig's Hotel den Thee ein und verblieb daselbst in stiller Zurüdckgezogenheit bis heute Vormittag. Um diese Zeit jezte Jhre Kaiserliche Hoheit die—Reise nah Reinhards- brunn fort, woselbst ihr Oheim, Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen: Coburg-Gotha, sie erwartet. Ju Folge der besseren Nachrichten aus Brüssel über das Befinden der Königin, der Mutter der Kronprinzessin, blieben die Reise- dispositionen unverändert.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 5. August. Jhre Kaiserlißhe und Königliche Hoheit die R onbeinae Wittwe Stephanie von Oesterreich ist, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, heute Mittag 12 Uhr, von Eisenach kommend, zum Besuh am Herzoglichen Hofe in Schloß Re1nhardsbrunn eingetroffen. Höchsidie- selbe war von Seiner Hoheit dem Herzog in Fröttstedt empfangen und nah Reinhardsbrunn geleitet worden.

Die am 5. August ausgegebene Nummer der Geseß- Sammlung für das Herzogtham Gotha veröffentliht das Geseg vom 22. Juli 1891, betreffend die Abänderung des Artikels 6 des Geseßzes vom 11. August 1837 über die Um- wandlung der kündbaren Kammerschuld des Herzog- thums Gotha in ein geshlossenes Anlehn. An die Stelle des angeführten Artikels tritt danach die Bestimmung, daß die durch die Ausloosung zum Abtrag bestimmten Schuldbriefe nah ihrer Bezeichnung (Buchstabe und Nummer) zweimal durch das „Gothaijhe Regierungsblatt“ und einmal durch den „Reichs-Anzeiger“ zur öffentlihen Kenntniß gebracht werden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 6. August. Prinz Ferdinand von Coburg ist telegraphisher Meldung zufolge gestern Abend hier .ein- etroffen. N

" M „Fremdenblatt“ führt aus, die Sympathie zwischen Russen und Franzosen beruhe nur auf der Gemeinsam- keit der rein politishen Jateressen. Das Zusammen- rücken der beiden Völker wolle, wie die russische Presse betone, nur die Angriffstendenzen des Dreibundes lahm legen. Diese Meinung beruhe auf einer falschen Auffassung der rein defensiven Richtung des Dreibundes, enthalte aber nihts Beunruhigendes, da damit nur ein zweiter riedens- bund, parallel der Tripelallianz gebildet wäre, Betreffs Frank- reichs liege niht das geringste Anzeichen vor, daß die Freund- schaft Nußlands eine Stüße für cauvinistishe Bestrebungen biete, sondern die Annäherung Rußlands gelte nur der Er- haltung der regierenden Parteien Frankreihs, gewähre ihnen den Glanz eines politishen Erfolges und lasse die Beruhigung des Volksgemüthes erhoffen. Man könne daher der Entwide- lung der Dinge mit Ruhe entgegensehen. A Das „Militär-Verordnungsblatt“ vom 4. d. M. publizirt die Bestimmungen für den allgemeinen Mannschafts - wechsel und für die Formicung der Friedensstände im Herbste eines jedea Jahres. : : Der Minister des Aeußern Graf Kälnoky hat, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, an den in London tagenden internationalen hygienischen und demogra- phishen Konareß die Einladung der Stadt Pest Üüber- mittelt, den nächsten Kongreß 1895 in der ungarischen Haupt- tadt abzuhalten.

| Jm A Unterhause hatte Kornel Abranyi von der gemäßigten Opposition vorgestern, um die Uzelac-Affaire von jedem neuen irritirenden Moment freizu- halten, eine dringende Jnterpellation angemeldet, des Znhalts, ob der Minister-Präsident geneigt sei, den authentischen Text der Ansprache des Kommandirenden Freiherrn von Bechtolsheim an das 79. Jnfanterie-Regiment mitzutheilen. In Beantwortung dieser Fnterpellation erklärte der Minister- Präsident Graf Szapary in der gestrigen Sißung, er habe si an den Kriegs-Minister gewandt, welcher die in den Journalen enthaltene Meldung über den Fahalt der Ansprache für unbe- gründet erklärte. Freiherr von Bechtolsheim selbst habe ver- sichert, niht auf höheren Befehl gesprochen und lediglich ge- sagt zu haben, das Regiment wäre einige Zeit hindur Ver- dächtigungen und Beschuldigungen ausgeseßt gewesen, habe aber troßdem seine Ruhe und Nüchternheit bewahrt. Er er- warte eine gleiche Haltung auch in Zukunft. Die Antwort des Minister: Präsidenten wurde einstimmig zur Kenntniß ge- nommen. Die Debatte über 8. 1 der Verwaltungs reformvorlage wurde geshlo)sen; morgen erfolgt die namentliche Abstimmung über den Paragraphen.

Dienstag: Die Ankunft eines fünfhundert kroatische st e bringenden Aus stellungszuges benüßte ein vieltausend- köpfiges Publikum zu stürmishen Demonstrationen; da die Bahnhofempfänge seit Montag verboten sind, war der Staats- bahnhof durch Sicherheitswachen vollkommen abgesperrt. Auf der Straße verhöhrite die Menge die Polizei.

Großbritannien und Frland.

Die Parlaments session ist gestern Abend mit einer Botautt der Königin geschlossen worden. Die Bot- ‘schaft bezeihnet, dem „W. T. B.“ zufolge, die Beziehungen zu allen Mächten als Ia friedlihe und freundschaftliche und erwähnt den Abschluß der Verträge mit Portugal über ODst- Afrika und mit Jtalien über Nordost-Afrika. Die Unterhand- lungen mit den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika in

noch niht zum Abschluß gelangt. Die Botschaft hebt hervor, daß die französischen Kammern dem Abkommen mit England wegen Einsetzung eines Schiedsgerichts über die Neufundland- Frage noch niht zugestimmt hätten, und daß auch die Ratifikation der Beschlüsse der Brüsseler Konferenz und des Nordsee-Vertrags noch nicht erfolgt sei. Jn der Lage

Aus Prag berihtet man dem Wiener „Frdbl.“ vom

Betreff der Behringsmeerfrage seien weit vorgeschritten, aber

die Erhaltung der Ruhe und Ordnung, indem es die Zahl der n Grundbesiter vermehre. Bezüglich der die Fabriken und die öffentlihe Gesundheit betreffenden Reformen spricht die Botschaft die Ueberzeugung aus, daß diese zu dem Komfort und dem Wohlsein des Volkes beitragen würden.

Der Stacktrath von Portsmouth bewilligte 500 Pfd. Sterl. für die Festlichkeiten anläßlih des Besuches des französishen Geshwaders. (Vgl. Frankreich.) Die Stadt wird am 22. August den französishen Offizieren zu Ehren ein Festmahl im Rathhause veranstalten. _ i Die britishe Regierung wird dem seit 1875 nach “den Seychellen verbannten Sultan von Perak Abdullah künftighin Singapore als Aufenthaltsort anweisen. Abdullah wurde der Theilnahme an der Ermordung des britischen Resi- denten in Perak Mr. Bir für schuldig befunden. Der Sultan versichert übrigens noch jeßt seine Unshuld.

Ein Telezramm des britishen Konsuls in Foochow dementirt die Nachricht, daß ein Aufstand in jener afenstadt drohe. Die Eaergie der chinesishen Behörden und die Gegen- wart der Kanonenboote genüge zum Schuße der Europäer. Ein Telegramm des „R. B.“ aus PVtadras in Fndien meldet, daß der Gouverneur, Lord Wenlock, am 4. d. M. in Coomoor den ersten Spatenstih zu der Nilgiri-Eisenbahn gethan hat.

“Frankreich.

Paris, 6. August. Das französishe Geschwader des Admirals Gervais wird, wie ein Wolff’shes Telegramm berichtet, auf der Rückfahrt aus Rußland nicht Plymouth, wie Anfangs beabsichtigt war, sondern nur Portsmouth an- laufen und dann nah Frankreih zurückehren. /

Der General: Admiral der russischen Marine Großfürst Alexis wird, wie einige Morgenblätter mittheilen, am nächjten Dienstag in Vichy erwartet. Der Gesundheitszustand des Kaisers Dom Pedro von Brafilien ist unverandert. Der britische Botschafter Earl of Lytion ist am Dienstag auf Urlaub nach England abgereist. E

Amtliche Nachrichten, die gestern von Madagaskar ein- trafen, stellen die dortige Lage nicht in dem ungünstigen Lichte dar, in welchem einige Blätter sie erscheinen lassen,

Rußland und Polen.

Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern Abend über Wiborg in Wilmanstrand eingetroffen. Jn Wiborg be- suhten Jhre Majestäten die Kathedrale und empfingen den Gouverneur von Finland, die Mitglieder des Senats und die höheren Verwaltungsbeamten. Wie dem „W. T. B.“ be- richtigend mitgethe:lt wird, hat der Großfürst Alexis den Kaiser und die Kaiserin auf der Reise nah Finland nicht begleitet. A Der König von Serbien besuchte gestern die Peter- Pauls-Kathedrale und das Alexander-Newsk!-Kloster, woselbst er den Segen des Metropoliten von St. Petersburg empfing. Nah dem Diner machte der König einen Ausflug auf der Newa. j é

Der Admiral Gervais is gestern Mittag mit 40 Offi- zieren und 16 Unteroffizieren in Moskau eingetroffen und von dem Bürgermeister, dem französishen Generalkonsul, städtishen Delegirten sowie Mitgliedern der französischen Kolonie empfangen worden. Der Bürgermeister richtete ‘an den Admiral eine Anjprache, in welcher er ihn will- kommen hieß. Gervais dankte und hob hervor, er be- trachte die Ehrenbezeugungen nit als an seine Person sondern an Frankreih gerichtet, Diese Worte wurden von den An- wesenden mit dem Rufe: „Es lebe Frankreih! Es lebe Ruß- land!“ erwidert. Die französishen Gäste begaben sih alsdann zu Wagen in das Hotel Slavianski:Bazar, wo der Empfang der französischen Kolonie stattfand. Seitens der Stadt wurden dem Admiral Gervais Albums vom Kreml und Ansichten von Moskau überreicht. Nah einer Musikaufführung auf dem Chodijnsfki’shen Felde wurde das Dejeuner im Slavianski- Bazar ein2erommen. Hierauf wurden der Kreml und die centralasiatishe Ausstellung besucht, wo die Marseillaise ge- spielt wurde. Später unternahm man eine Spazierfahrt in Troikas. Um 7 Uhr nahm das Diner in der Ausstellung seinen Anfang. Die Stadt sollte später festlih illuminirt werden.

Jtalien.

tragsverhandlungen werden, laut Meldung des „W. T B.“ aus Rom, am nächsten Montag nah Bern abreisen.

Spanien.

Jn Barcelona griffen (wie in Nr. 181 d. Bl. an an- derer Stelle mitgetheilt wurd:) in der Naht vom 2. zum 3. August fünfzehn mit Büchsen und Pistolen Bewaffnete die Kaserne von Buen Su ce} o an, wurden aber von der Wache dur Flintenshüsse vertrieben, wobei es auf beiden Seiten einige Verwundete gab. Dem „Standard“ werden über den Vorfall folgende Einzelheiten berichtet: io

Ungefahr um 6 Uhc am Sonntag Abend griff eine Schaar Leute die Infanterie-Kaserne auf dem Buen Succso-Plaße an. Auf dem Plate wurde ein Jahrmarkt abgehalten, und er wimmelte daher von Menschen. Die Angreifer konnten sich deshalb der Kaserne nähern, ohne daß es auffiel. Plöglih zo,en sie Revolcer und Pistolen hervor, die sie unter ihren Blousen versteckt hatten Einige Sol- daten am Kasernenthore bemerkten es; ehe sie es aber ver- bindern konnten, feuerten die Aufrührer auf die Wachtposten. Zwei Soldaten stürzten verwundet zu Boden. Die Anderen ergriffen ihre Gewehre und wollten \chießen, wurden jedos vom befehligenden Offizier daran gehindert. Der Leßtere ließ die Soldoten antreten und gab den Befehl zum Bajonnetangriff. Eine Scene großer Verwirrung folgte: die durch die Schüsse er- \breckte Menschenmenge floh nach allen Windrichtungen. Einige Leute wurden niedergeschlagen und andere ver- wundet. Auch die Aufrührer flohen, nachdem sie noch ein paar Schüsse abgefeuert hatten. Den Truppen gelang es unshwer, den Play zu säubern, Die Behörden erschienen bald auf dem Schau- play der Ruhestörungen, und eine starke Abtheilung Bürgergarde und Schugleute beseßte den Play und die nabeliegenden Straßen, Es wucden verschiedene Personen verhaftet, unter ihnen einige, welhe sich in dem nahen Federal Club be- fanden. Die Nachricht verbreitete sch \chnell in Barcelona und verursachte ungeheure Aufregung. Die Behörden begannen sofort eine Untersuchung, und die Verhafteten wurden vernommen. Einer soll ausgesagt haben, man habe die Gewehre in der Kaserne rauben wollen, in der Hoffnung, daß es- nur eines geringen Anlasses bedürfe, um eine revolutionâre Savegang, ins Leben zu rufen. Hat der Plan wirklich bestanden, so ist er \{mählich gescheitert.

Wie die „Köln. Ztg.“ schreibt, soll es si bei diesem toll- kühnen und außerhalb dez Rahmens der spanischen Verhält- nisse kaum verständlihen Wagniß thatsählih wieder um den Versu eines republikanishen Putshes gehandelt haben.

Weimar, 5. MOEE Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist am 2. d. M. Abends in Scheveningen

rlands sei eine erheblihe Besserung zu konstatiren, A Landankaufsgeseß erscheine als die beste Bürgschaft für

Die Angreifer, so heißt es, hätten darauf gerechnet,

Die italienishen Delegirten für die Handelsver-.

daß €in Theil der Garni)jon mit ihnen gemeinsame Sache mahen und daß in Bilbao unD Cartagena zu gleiher Zeit revolutionäre Erhebungen ausbrehen würden. Bezeichnend sei der Verlauf des Putsches, bei dem \ih keine Hand zu Gunsten der Aufrührer geregt unD die Soldaten diese mit blutigen Köpfen heimgeshiÆt haben. Jm ganzen Lande herrsche eine Ruhe, die deutlih beweise, Daß nah dent Miß- lingen des leßten Putshes des Generals Villaverde die Zeit der bewaffneten Handstreiche vorüber sei. Jnzwischen hat die republikanishe Parteileitung übrigens einem Tele- gramm der „Magdeb. Ztg.“ zufolge einen Protest gegen die Behauptung erlassen, daß die Vorgänge in Barcelona von ihr ausgingen; vier der in Barcelona verhasteten Personen ehöôrten nicht zur republikanischen Partei, auch strebe die Partei die Republik auf geseßlichem, nicht aber auf revolutio- närem Wege an. Schweiz.

Wie der Berner „Bund“ mittheilt, waren am Montag im Gasthof zum „Rößli“ in Schwyz die Shiedsrichter für die Delagoabay - Angelegenheit versammelt, Das Schiedsgericht besteht aus den Herren Bundesgerichts-Prä- sident Bläsi, Bundesrichter Soldan und Professor Heusler in Basel. Sekretär ist Hr. Dr. Brüstlein. Das Geriht hielt eine Ekonstituirende Sitzung ab und stelle die Grundsäße des Verfahrens fest, Die- selben werden noch den beiden Parteien vorgelegt zu all- jälligen Bemerkungen. Darauf wird Die endgültige Fest- stellung erfolgen. Die Parteien - haben ihre Erklärungen \hriftlih einzureihen, doch sind Schiußwvorträge niht aus- geshlossen. Siß der Verhandlungen ist Bern.

Gemäß dem nah längeren VerhanDlungen und Ver- einbarungen zwishen National- und Ständerath zustandege- kommenen Beschluß in Betreff der Bankn otenfrage würde der Artikel 39 der Bundesverfassung in Zukunft fol- gendermaßen lauten :

„Das Recht zur Ausgabe ron Banknoten und anderen gleih- artigen Geldzeihen steht aus {ließli dem BundDe zu.

Der Bund kana das ausshließlie RecHt zur Ausgabe von Banknoten durch eine unter gesonderter Verwaltung stehende Staats- bank autüben oder es, vorbehaltliG des Rückkaufsrechts, einer zu er- richtenden centralen Aktienbank übertragen, die unter seiner Mit- wirkung und Aufficht verwaltet wird.

Die mit dem Notenmonopol ausgestattete Bank hat die Haupt- aufgabe, den Geldum!auf des Landes zu regelrt und den Zahlungs- verkehr zu erleichtern.

Der Reirgewinn der Bark über eine angernefsene Verzinsung be- zichung8weise etne angemessene Dividende des Dotations- oder Aktien- kapitals und die nöthigen Einlagen in den Meservefonds hinaus kommt wenigstens zu zwei Dritttheilen den Kantonen zu.

Die Bank und ihre Zweiganstalten dürfen in den Kantonen keiner Besteuerung unterzogen werden.

Eine Rechtsverbindlihkeit für die Annahme von Banknoten und anderen gleichartigen Geldzeichen fann der Bund, außer bei Noth- lagen in Krieg*zeiten, niht aus\spre&er.

Die Bündesgeseßgebung wird Über den Sit der Bark, deren Grundlagen und Organisation, sowie über die Ausführungen dieses Artikels überhaupt das Nähere bestimmen.“

Wenn das Volk den neuen Verfassun gzartikel annimmt, woran nit zu zweifeln, so sei meint die „„N. Zürch. tg.“ dur kluges Nachgeben ein wirth\chaftliher ZForishritt errungen worden, dem zur Zeit kein anderer an die Seite gestellt werden könne, wenn auch nur Wenige dessen ganze Bedeutung

erkennten. Türkei.

Der „Standard“ erfährt aus Konstantinopel von gestern : Der türkische Botichafter in London Rustem Pascha habe auf Grund der ihm ertheilten Jnstruktionen dem Premier Marquis von Salisbury den Wunsch des Sultans übermittelt, die Unterhandlungen in Betreff der Räu- mung Egyptens Seitens der englischen Truppen wieder aufzunehmen. Lord Salisbury habe hierauf den gegen- wärtigen Zeitpunkt als für die Wiederaufnahne der Unter- handlungen nicht geeignet bezeihnet.

Schweden und Itorwegen.

(F) Stockholm, 3. August. Das Staatscomtoir hat in einem Schreiben vom 29. Juli dem König gemeldet, daß das Reihs-Hauptbuch für das vergangene Jahr abgeschlossen ist. Es hat sih ein Reinüber {Guß von 6996 636 Kronen 86 Oere ergeben und mit Hinzurechnung eines gewissen Theils des Bestandes der Königlichen Münze nebst den unverwendeten Mitteln aus verschiedenen außerordentlichen Bewilligungen 7425 941 Kronen 16 Dere. Der Bestand der im Reichs-Hauptbuh unter der Benennung „Fonds für refervirte Mittel“ aufgeführten besonderen Rehnungen über Uebershüse und Fehlbeträge in der Staatshaushaltung belief sich am Schluß des Jahres 1890 auf 18 955 998 Kronen 33 Oere; davon sind angewiesen auf das Budget für das Jahr 1891 5 750 000 Kronen und auf das für 1892 5 887 000 Kronen, sodaß der nädhste Reichstag noh über 7318 998 Kronen 33 Oere verfügen kann.

Amerika.

Chile. Von der chilenischen Reg i erung erhielt das „Reuter'she Bureau“ die folgende, aus Santiago de Chile vom 3. August datirte Depesche zugesandt:

Die Rebellen fahren fort, die Salpeterindustrie ausubeuten, militärishe Operationen haben sie jedoch niht auS8aeführt. Das Tor- pedoboot „Atmirante Lyn“ hat an ter nördlichen Küste gekreuzt. Dbgleich die Rebellen viel von Unternehmungen gegen Coquimbo oder Valparaiso reden, haben sie doch nichts gethan, was zu der Annahme führen könnte, daß sie _überhaupt einen Zug vorhaben. Gestern wurde das Heer des Präsidenten Balmaceda mobilisirt. 12 000 Mann Infanterie, 1000 Mann Kavallerie und 50 Kanonen waren an einem 100 km von Valparaiso und 80 km von Santiago liegen- den Punkte konzentrirt. Aht Stunden nach ergangenem. Mobili- sirungsbefehl wurde ein Sheingefeht abgebalten, welhem Präsident Balmaceda selber beiwohnte. Nach 1echs Wochen wird der Präsident sein Amt seinem erwählten Nachfolger, Don C laudio Vicu ña

Übergeben.

Die New-Yorker „World“ veröffentlit einen Bericht über ein Jnterviewo mit dem dieser Tage von Chile zurück- gekehrten Admiral Mc Cann: :

Der Admiral stellt danach in Abrede, daß eine Schaluppe des amerifanischen Kriegs\chifffes „P ensacola“ von einern cilenishen Kreuzer in den Grund gebohrt worden sei. Er glaube, daß sih der Krieg 0 lange hinziehen werde, bis die cilenise Regierung neue Kriegöshiffe erhalten habe. Möglicherweise wwoerde die Ankunft es „Presidente Errazuriz“ aus Lissabon der Lage Der Jyrsurgenten eine beg tige Wendung geben. Es würde dem Lande zum Segen gereichen, telle der Admiral, wenn der Krieg auf die eine oder andere Weise les Ende fände. Die Weizenernte in Chile set eine außerordent- S reichlihe gewesen und Habe die Stellung der Regierung in

antiago wesentlih verstärkt. Q'ésident Balmaceda verfüge über mehr Geld als seine Gegner. s werde lañge dauern, ehe sih das

Land von den haben würde Folgen des brudermörderischen Kampfes wieder erholt

Wie der Berichterstatter des „New: York Herald“ inLima meldet, hätte ein persönliches Rencontre zwischen dem Ver- treter der hilenishen Kongreßpartei und dem Militär - Attahé der qhilenishen Gesandt- schaft der dortigen diplomatishen Welt Stoff zu lebhaften Erörterungen geboten. Der Attaché sei der An- greifer gewesen und habe seinen Gegner bös zugerihtet. Der „Herald“ versichert, daß die peruanishen Behörden die An- gelegenheit in ihre Hand genommen hätten und Genugthuung für die Verlezung der dem Vertreter der chilenishen Junta zugestandenen Rechte verlangen würden.

Kunst las Wissenschaft.

Das Comité zur Vorbereitung des Literarishen Kongresses zu Berlin versendet folgende Erklärung: „Nachdem die vornehmlich aus Franzosen bestehende Association littéraire et artistique internationale mit ibrem Sig in Paris auf dem vor- jährigen in London abgehaltenen Kongreß den Beschluß gefaßt hatte, Berlin aïs diesjährigen Versammlungsort zu wählen, sind seit dem Monat Februar d. J. durch das hiesige deutshe Comité die um- fassendsten Vorbereitungen getroffen worden, um den angemeldeten Gästen die möglichften Erleihterungen während ibrer Reise und ihres Aufent- halts auf deutscher Erde zu bieten Der briefliche Verkehr zwischen dem Pariser Vorstande und dem hiesigen Comité kat niemals unliebsame Unterbrehungen erfahren, und die von Paris aus gestellten Anfragen wurden je nah dem Fortschreiten der mit den Behörden und Vor- ständen von Instituten hierselb geführten Unterhandlungen mit tkunlichster Schnelligkeit beantwortet Die zuerst dur Telegramme und Zeitungsnachrihten, später durch ein beson- deres Sendschreiben an das hiesige Comité von dem Vor- stande der Association in Paris plößlich gemeldete Ablehnung der Theilnahme der leßteren an dem Kongreß in Berlin sechs Wochen vor dem festgeseßten Eröffnungstermin wird französischer seits durch die bisher verzögerte Erledigung der Fragen in Bezug auf Fahrpreis- ermäßigungen auf dentshen Eisenbahnen und auf die Paßabfertigung an der deuts-französishen Grenze, sowie dur die Anfragen wegen eines bei allen ähnlihen Wanderversammlungen üblichen etwaigen Beitrages zur Bestreitung der dem Kongreß erwachsenden Kosten der äußeren Form nach in aller Kürze und Bündigkeit begründet. Das hiesige Comité trägt das Bewußtsein in ih, die ihm gestellten Aufgaben gelöst oder ihrer Lösung nahe geführt zu haben. Die fran- zösishe Absage suchte augenscheinlich nach angeblihen „Thatsahen“, die geeignet waren, als Vorwände benußt zu werden. Ohne den Sch{hluß der diesseitigen Mittheilungen abzuwarten und die von vornherein angemeldeten günstigen Ergebnisse derselben zu prüfen, zog man es vor, anderthalb Monate vor der Eröffnung des Kongresses seine Ge- duld für erschôpft zu erklären und alle weiteren Verbindungen abzu- \chneiden. Einem solhen Gebahren gegenüber bleibt eben nur die An- nahme übrig, daß im Verlauf der leßten Monate der Vorstand der Association sich mit der Absicht trug, die cingebüßte Freiheit der Wahl eines anderen Ortes als Berlin zur Abhaltung des Kongresses wieder zu gewinnen, und deshalb nah Vorwänden suchte, die er in der angedeu- teten Weise glücklih gefunden zu haben glaubte. Auf Grund der ge- führten brief. ichen Correspondenzen und sonstigen Vorlagen verwahrt sich das unterzeichnete Comité auf das Entschiedenste gegen die Insi- nuation einer lässig geführten Behandlung in der Organisation des bevorstehenden Kongresses. Das Comité zur Vorbereitung des Lite- rarischen Kongresses zu Berlin. Robert Schweichel, Vors\tender des „Deutschen Schriftsteller-Verbandes“. Friedri ch Spielhagen, Vorsißender der Literarishen Gesellshaft zu Berlin. Fedor von Zobeltit, Zweiter Vorsigender des Vereins „Berliner Presse“ (in Vertretung für Ernst Wichert). Professor Dr. Hetnrih Brugsch, Vorsitzender des ge\chäftsführenden Ausschusses. Otto Neumann- Hofer, General-Sekretär,“

In der gestrigen Sißung des deutschen Anthropologen- Kongresses in Danzig sprach Professor Dr. Ranke einen Vortrag über Beziehungen des Gehirns zum Scädelbau, wobei er die Verschiedenheit dec Formen des Schädels an Zeichnungen und einigen Schädeln veranschaulihte. Hierauf hielt Dr. Mies aus Berlin über Messungen des mexschlihen Körpers, zu welhem Zwedte sie gemaht werden und welhen Nutzen sie haben, wobei er einen von Dr. Schellong erfundenen Apparat erklärte und dessen Funktionen veranschaulihte. Nachdem mit diesem Vortrage der anthropologis®e Theil der Tagesordnung beendet war, wurde zur Erledigung des geschäftlihen Theiles geschritten. Zunächst wurde von Stadrath Helm der Bericht des Rehnungsaus|chusses erstattet und die Entlastung der Rebnung pro 1890/91 beantragt und ertheilt. Ferner wurde der pro 1891/92 in Einnahme und Ausgabe auf 6344,58 M absMließende Etat einstimmig angenommen Als Ort für die 23. Versammlung der Anthropologishen Gesellshaft wurde Qui hon kurz telegraphish gemeldet) die Stadt Ulm gewählt; als

ofalges{äftsführer wurde Dr. Laube gewählt und beschlossen, die Versammlung im Monat September nächsten Jahres stattfinden zu lassen. In den Vorstand wurden gewählt: zum ersten Vorsitzenden Ober-Medizinal-Rath Dr. von Helder in Stuttgart und zu Stellvertretern die Geheimen Medizinal-Räthe Virhow und Waldeyer. Alsdann hielt Hc. Dr, Szombathy aus Wien einen Vortrag über die neuen Bronzecysten, dem si der Vor- trag des Dr. Montelius aus Stockholm über die Bronzezeit in Süt-Europa anschloß. Hierauf hielt der Geheime Sanitäts-Rath Dr. Grempler aus Breslau einen Vortrag über die Krim in ihrer Beziehung zum sogenannten Merovinger stil, wobei er eine An- zahl Zeichnungen und körperliche Ge, enstände zur deutliheren Ver- anschaulichung seines Vortrages vorzeigte. Fam Schluß s\prachen Professor Dorr aus Elbing über die Steinkistengräbec in Elbing und Dr. Lissauer über slavische Schläfenringe.

Ueber den fiebenten Jnternationalen Blinden- lehrer-Kongreß in Kiel wird der „Tägl. R.“ unter dem 4 August geschrieben: Heute begannen unter dem Vorsiß des Direktors Fer cen (Kiel) die Verhandlungen. Etwa 110 Kongreß- mitglieder waren anwesend. Das Kultus-Ministerium hatte als Vertreter den Vize-Präsidenten des Brandenburgishen Pro- vinzial-Schulkollegiums, Geheimen Ober-Regierungs-Rath Tappen entsandt, die Regierung in Schleswig den Ober-Präsidial- Rath Hagemann. Großes Interesse erweckte der Vor- trag des Direktors Mecker (Düren) über den Anstalts- zwang blinder Kinder. Derselbe hob hervor, daß im preußischen S! merkwürdiger Weise nur im §. 87 dec Blinden Erwähnung geschehe, wo es heiße, blinde und taubstumme Kinder sind der Schulpflicht unterworfen. Geh. Ober-Regierungs-Rath Tappen gab die Erklärung ab, daß bei der Durhsicht des Volks\hulgesezentwurfs die Wünsche der Konferenz thunlichst Berücksichtigung finden sollten. Es wurde einstimmig der Beshluß angenommen, daß in allen Staaten, in welchen allgemeiner Schulzwang besteht, aus öffent- liden Mitteln genügende Unterrihtsanstalten zu gründen und alle Blinden unter ähnlichen Bediugungen, wie die Sehenden zum Besuch der Volksshulen, zum Besuch dieser Sonderanstalten zu ver- pflichten seien. In deutsher Sprache wurde ein Vortrag von Maurice de la Sizeranne (Paris) verlesen über das Thema: „Nécessité d’avoir dans chaque pays une oeuvre générale en fayeur des aveugles.“ An die Verhandlungen 1chloß. jich ein Besuch der Pro- vinzial-Blindenanstalt, in welcher eine Festlihkeit mit Gesang statt- fand. Es wurde dann Turnen, Tanzen und Spielen der Zöglinge vorgeführt, auch das Blindenheim und die Werkstätten besichtigt.

Die fortgeseßten Untersuhungen der Hünengräb er bei Wamdrup unter Leitung des Hrn. Archäologen W. Boye haben nah einem Bericht des „Kiel. Tgbl,“ vom 5. August wieder ein günstiges Ergebniß aufzuweisen. Hr. Boye untersuchte ein Hünen- grab auf dem Felde des Hufners H. P. Christensen. In dem nord-

westlihen Theile des Hügels war eine Steinsezung und dahinter wurde ein viereckiges Kästhen von Holz aden, Dasselbe

] mit Müße gelang es, die Dimensionen festzusezen, Die Länge betrug 10 bis 11 Zoll, die Höhe 4 Zoll und die Breite 6 Zoll. Das Kästchen \chien als Sarg gedient zu baben, denn es enthielt verbrannte Knochen eines Kindes und eine Nadel von Bronze. In der Nähe lag ein Haufen Holzkohle, woraus man \{ließt, daß die Kindesleihe an ‘dem Ort verbrannt worden. In einer höheren Schiht des Hügels lagen mehrere Steinbaufen ; in zwei von ihnen wurden die Ueberreste zweier Schnallen, ein Doppelknopf und eine Nadel, \ämmtlihe Sachen aus Bronze, gefunden. Vor der Ankunft des Archäologen Boye hatten einige Laien das Hünengrab „Kuephoi* geshleift. Darin fanden sie mehrere Urnen mit verbrannten Knochen und Bronzesachen, in einer Urne auch eine Nadel und ein Messer aus Eisen. In einem weggefahrenen Fuder Erde ift \spâter ein Spiralfingerring aus Gold gefunden worden, dessen Werth auf 20 4 geshäßt wird. In den Hünengräbern zwishen Wamdrup und Hafdrup, achtzehn an der Zahl, sind jeßt zwölf eichene Särge ge- funden, die alle aus dem Bronzealter stammen, und es ift sehr wahr- \cheinlich, L in den niht untersuhten Hünengräbern noch mehrere Särge aufgefunden werden.

Vom 10. bis zum 17. August d. J. wird in London der 7. Internationale Kongreß. für Hygieine und Demo- graphie ftatifinden, der nah den über die Vorbereitungen bekannt gewordenen Nachrichten von besonderer Bedeutung zu werden verspricht. Aus diefem Grunde hat, wie die „Straßb. Post* meldet, auch die Landes- verwaltung von Elsaß-Lothringen bes&lossen, si bei dem Kongreß offiziell vertreten zu lassen. Wie die „Allg. Corr.“ vernimmt, wird die Königin Victoria einige hervorragende ausländishe Thbeil- nehmer an dem bygteinis{en Kongreß nab Osborne einladen. Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales wird eigens am 10. August nah London kommen, um den Kongreß zu eröffnen.

Land- und Forstwirthschaft.

_ Dureh Erlaß der belgischen Regierung vom 31, v. M.

ist die Einfuhr von Rindvieh aus Deutschland nah Belgien auf dem Eisenbahnwege über Sterpenich gestattet

worden. Die Viehtransporte müssen von thierärztlihzn,

obrigkeitlih beglaubigten Attesten begleitet sein : au erfolgt

ua thierärztlihe Untersuhung auf der belgishen Eingangs- ation.

war jedoch sehr mors{ch, und nur

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

: j Großbritannien A

Die Regierung zu Bombay kat durch Verfügung vom 15. Julí 1891 angeordnet, daß bis auf Weiteres gegen Provenienzen von Jeddah am Rothen Meere Ea in Kraft treten.

gypTren.

Der internationale Ouarantänerath zu Alexandrien hat beshlofsen, diejenigen Schiffe, welche den Hafen von Baclekoemba auf der Insel Celebes (Niederländish-Indien) nah dem 28. Juli 1891 verlassen haben, in Egypten zum freien Verkehr zuzulassen. (Vergl. „Reichs- Anzeiger“ Nr 137 vom 13. Juni 1891.)

Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 24. Juli 1891 beschlossen, die Anwendung des Cholera-Quarantäne- Reglements “auf die Ankünfte von der syrishen Küste zwishen Mer- sina und Tripolis einshlteßlich auszudebnen und sämmtliche von der syrishen Küste in egyptishen Häfen einlaufende Schiffe einer ärzt- lihen Besichtigung zu unterwerfen.

: Desterreih-Ungarn.

Provenienzen aus dem Gebiet zwishen Mersina, Adoli Tripolt und Jaffa (diese Häfen einges{chlossen), unterliegen in Triest einer strengen ärztlihen UntersuGung, Falls die Ueberfahrt normal ge- wesen ist ; entgegengeseßten Falles bestimmt die Seebehörde daz

Weitere. Spanien.

Sus einer in der „Gaceta de Madrid“ vom 29. Suli 1891 veröffentlichten Verordnung der Königlich spanishen General-Direktion für das Gesundheitswesen sind gegen Provenienzen von Mersina, Tripolis und der syrishen Küste, sowie von Häfen des mittel- ländishen Meeres der asiatishen Türkei Quarantänemaßregeln ange- ordnet worden, S

alta.

Durch Verfügung der Lokalregierung vom 24. Juli 1891 ift Folgendes angeordnet worden: Die aus arabischen Häfen des Rothen Meeres kommenden Schiffe dürfen, sofern sie in Suez und Port Said zur freien Landung nit zugelassen worden sind, in Malta nicht ein- laufen. Schiffe der bezeihneten Herkunft, welhe vor dem Anlaufen der Insel Malta Zwishenhäfen berührt haben, unterliegen einer Quarantäne von 21 Tagen, vom Tage des Auslaufens aus dem leßten Hafen an gerechnet.

Reisende aus Egypten, Syrien und aus Häfen des Rothen Meeres dürfen in Malta ni@t landen, sofern sie niht vor der Hafen- behörde den Nahweis führen, daß sie in den ihrer Abreise vorher- gehenden 21 Tagen in Arabien nicht gewesen sind.

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

Gestern Abend fand vor gut beseßtem Hause unter vielen Bei- fallbezeigungen von Seiten des Publikums die erste Aufführung der großen romantishen Oper „Santa Chiara* statt. Der Text rührt noch aus der gewandten Feder der verstorbenen Charlotte Blirhst-Pfeiffer her, der Tondihter ist nur dur die Jnitialen „H. E. z. S.“ angedeutet, eine Abkürzung, welche Herzog Ernst zu Sachsen-Coburg-Gotha bedeutet. Die Oper, deren Entstehung in den Anfang der fünfziger Jahre fällt, also in eine Zeit, welche noch frei war von dem Einfluß des später mächtig aufsteigenden Genius Richard Wagner s, entwidelt in den Grenzen der deutshen Oper älteren Stils Freiheit der Bewegung und warmes Empfinden. Ein romantisches, mit einem Gefühl von Graufen vermishtes, und doch weiches Stimmungsgewebe umfängt mit glänzenden Fäden das Libretto und die Partitur. Jn klangvollen Arien und tonschönen Liedern tritt ein echtes deutsches Gemüthsleben ans Licht, frish und berzlih, weih und zart; nah dieser Seite liegt auch die vorzüglichste Wirkung der Kom- position, und daher muß man das Duett zwishen Alphons und Victor, die Arie Victor's mit dem anschließenden Liede und den Scbhlußçesang Charlottens im ersten Akt zu den eindruckéêvollsten Partien der Oper zählen. Au die düstere Schwermuth bei der ergreifenden Todtenfeier der Fürstin Charlotte gelangte in feierlihen fkirchlichen Weisen entsprechend zum Ausdruck; doch um Schreken und Grausen von ehrfur{tgebietender Macht in Tönen zu malen, bedarf es einer kraftvolleren dramatischen Gestaltungsfähigkeit. Frobsinnige Empfindungen in voller Reinheit treten nur in geringer Zahl, in einigen Chören der Fischer und Winzer und in den Tanzmelodien, in die Erscheinung. Die russischen Tänze im ersten Akte und die italienishen des leßten Aufzuges zeugten von dem mit Erfolg gekrönten Streben, der Musik einen charakteristishen Zug nationaler Eigenart zu geben. In der Instrumentation matt sih ein feines Verständniß für Form- und Klangschönheit durch kluge Verwerthung der mannigfaltigen Stiwmungskraft der einzelnen Instrumente geltend. Jm Ganzen er- scheint also das Tonwerk als eine reihe und fleißige kompositorische Arbeit, die ihr Alter keineswegs erkennen läßt und neben Neuem und Neuestem wohl bestehen kann.

Das Libretto behandelt eine bekannte Episode aus der russischen Geschichte, das unglückliche Ebebündniß der braunschweigis{hen Prin- zessin Charlotte mit Peter's des Großen Sohn Alexis. Dieser Stoff ist vielfa novellistish verarbeitet und mit phantastishen Einzelheiten ausges{mückt worden, Charlotte Birch-Pfeiffer hat sih mit ihrem Textbuh an die am Meisten romantische Lesart, welche au die

dramatisch wirksamste ist, angelehnt. Alexis läßt seiner