1891 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Baden.

Karlsruhe, 6. August. Der Großherzogliche Gesandte, Geheime Rath von Brauer hat, wie die „Karlsr. Zta.“ meldet, gestern Abend Schloß Mainau ver- lassen und sich zu längerem Aufenthalt nah Buchbeim be- geben. Gestern Nahmittag traf Jhre Kaiserlihe Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden zum Besuh bei Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Groß- herzogin auf Schloß Mainau ein und kehrte am Abend wieder nach Salem zurück. Seit einigen Tagen weilen, einer Einladung der Großherzoglichen Herrschaften folgend, der Oberst-Hofmeister Freiberr von Edelsheim und dessen Gemahlin auf Schloß Mainau.

Me&lenburg-Schwerin.

Schwerin, 7. August. Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist heute das nach- stehende Bulletin ausgegeben worden: ;

„Das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Groß" erzogs ist in den leßten Tagen weniger günstig geworden. Die Anfälle von nervösem Ästhma find heftiger und anhaltender aufgetreten und laffen auch Na(ts keire Rube zur Erholung. Appetit ift gering. Dem- entspre& end baben die Kräste abgenommen. Dagegen haben die Lähmungen sib nit weiter ausgebreitet. Müller. Martius.“

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, welcher mit Jhren Hoheiten den Herzoginnen Alexandrine und Cäcilie seit nigen Wochen im hiesigen Residenzshloß weilt, hat si gestern nah Gelbensande begeben.

Sachsen - Meiningen.

Meiningen, 6. August. Seine Hoheit der Herzog ist mit Gemahlin gestern Abend von der Salletalp am König- see nah S{loß Altenstein zurückgekehrt und hat fi, der „Mgdb. Ztg.“ zufolge, heute nah Bad Liebenstein begeben, um an der Feier des Geburtêtages seiner daselbst weilenden Schwester, der Prinzessin Moriß von Sachsen-Alten- burg, Theil zu nehmen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 7, August. Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin-Wittwe Stefanie von Oesterreich ist gestern Mittag 1 Uhr, von Seiner Hoheit dem Herzog bis Fröttstedt begleitet, mit Gefolge nah Wien

abgereist. Siu

Wörlit, 6. August, Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind mit der Prinzessin Alexandra heute Vormittag von hier nach Gehren resp. Berchtesgaden abgereist.

Schwarzburg-Sondershausen.

Schloß Gehren, 6. August. Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Anhalt nebst Prinzessin- Tochter Alexandra sind heute zum Besu des Fürstlichen Paares hier eingetroffen.

Lübe.

Lübeck, 6. August. Der Antrag des Senats auf Be- willigung von 110000 # zur weiteren Vergrößerung der Holzlagerpläßze dur Abgrabung von 100 000 cbm Erde von der Bastion Dammannsthurm zur Aufhöhung der Vorwerker Wiesen wurde, der „Wes. Ztg.“ zufolge, in der heutigen Sißzung der Bürgerschaft genehmigt. An Staatssteuern und Abgaben wurden bis Ende Juli 646 632 4 87 Z verein- nahmt, 22 402 M6 3 F mehr als in dem gleihen Zeitraum des vorigen Jahres. Die Schiffsabgaben erbrahten 136 060 M. 15 9 oder 8354 4 28 Z mehr als bis Ende Juli 1890,

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 8. August. Jm Ministerium des Aus- wärtigen fand gestern eine Sizung der Delegirten wegen des Handelsvertrages mit der Schweiz statt. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge wurden die Verhandlungen für einige Tage Bebufs interner Berathungen unterbrohen. Die entscheidende Sißzung findet zu Anfang der nächsten Wodhe statt. :

eint Ferdinand von Coburg is gestern nach Popradfelka in Ungarn abgereist. |

Aus Z\;\chl wird der „Köln. Ztg.“ telegraphish gemeldet : Der Minister des Aeußern Gt1af Kälnoky trifft hier in den nächsten Tagen ein, um während des Besuches des jungen Serbenkönigs bei dem Kaiser Franz Joseph anwesend zu sein. Graf Kálnoky wird mit dem Regenten NRistitsh und dem Minister-Präsidenten Paschitsch unter Anderem über die demnächst aufzunehmenden handelepolitishen Verhandlungen berathen. Die Begegnung der Monarchen gewinnt durch die gleichzeitigen Besprechungen der beiden leitenden Minister und des Regenten Ristitsh eine erhöhte Bedeutung. König Alexander reist am 13. d. M. ohne weiteren Aufenthalt über München nah

aris. ; Y Im ungarishen Unterhause führte, wie ein Wolff’shes Telegramm aus Budapest berichtet, bei der gesirigen Verhandlung über den §. 2 der Verwal- tungsreform - Vorlage Graf Apponyi aus, er sei kein Freund der Verwaltungsreform und habe dies der Regierung in seinem Ant1age angedeutet, auch habe er trog der Ablehnung seiner Vorschläge die Regie- rung unterstüßt, man könne aber jeßt niht verlangen, daß er der Regierung wieder den Weg zeige. Die Regierung hätte das Parlament auflösen oder die Vorlage von der Tagesordnung abseten jollen. (Lebhafte Eljenrufe.) Dex Minister-Präsident E es bemerkte, die Regierung werde auf dem von ihr betretenen Wege zu positiveren Erfolgen gelangen, als wenn sie den Vorschlägen des Grafen Apponyi gefolgt wäre. Die Verwaltungsreform werde von der jeßigen Regierung mit der jezigen Majorität verwirkliht werden. Das Haus nahm sodann den §. 2 in der vom Minister-Präsidenten beantragten Fassung an; dagegen stimmte die Linke und die äußerste âinke,. Heute sollte de dritte Lesung der Vorlage er- folgen. Der „Presse“ wurde shon unter dem 6. d. M. „zur Situation“ in Budapest geshrieben, daß insofern eine Wandlung der Stimmung eingetreten war, als man zwar noch von einem „Rückzuge“ der Regierung spra, aber ohne daß Jemand etwas anzugeben wüßte, was besser als die ver- schleierte Vertagung der Vorlage wäre. So viel sei gewiß, daß Niemand mehr die Auflösung des Reichstages zu ver- treten wage. Großbritannien und Frland.

Der deutsche Botschafter Graf von Haßfeldt hat laut Meldung des „W. T. B.“, im Austrage Seiner Majestät des

Kaisers Wilhelm an den Lordmayor von London anläßlih dessen Erhebung in den Baronelstand ein Glü ck- wunshshreiben gerichtet. Gestern ist der Botschafter nah Deutschland abgereist. E

Das französishe Nord-Geshwader unter Admiral Gervais wird am 19. August im Solent eintreffen und fünf Tage dort bleiben. Am 20. besichtigt, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, die Königin, begleitet von den Herzögen von Edinburg und Connaught, in der Bucht von Osborne die Flotte und sicht des Abends den Admiral Gervais bei sih zur Tafel. Am nächsten Tage geht das Geschwader nah Spithead, wo den Offizieren im Rathhaus von ihren englischen Kameraden ein großer Ball gegeben wird. Die Admiralität hat 2000 Pfd. Sterl. jür die Festlihkeiten zur Bewillklommnung des französischen Gescbwaders ausgeworfen. Auch die Stadt Portsmouth wird ae e einladen und hat zu ihrer Bewirthung 500 L.

ewilligt.

Das canadische Unterhaus faßte, wie aus Ottawa telegraphirt wird, einen Beschluß, in welhem es seine Miß- billigung des Planes einer commerziellen Union zwischen Canada und den Vereinigten Staaten aus: spricht. Ein solcher Plan würde einen gemeinsamen Zolltarif gegen die ganze übrige Welt und eine pro rata Theilung der Zolleinnahmen beider Länder zur Folge haben. Der Liberale Davies gab zu, daß eine solhe Politik \ich gegen Großbritannien richte. Die FJnateressen Canadas müßten aber s{hwerer wiegen als bloße Sentimentalität. Die Resolution wurde mit 22 Stimmen Mehrheit genehmigt. Die parlamentarishe Untersuchung gegen die der Bestehung angeklagten Minister und Abgeordneten nimmt ihren Fortgang. Der Senat beschloß in seiner Sitzung vom 6. d. M. die von Mr. Barwick gegen den Premier-Minister von Quebec, Mercier, erhobene Beschuldi- gung auf unerlaubte Verwendung öffentlicer Gelder zu untersuhen. Der Minister Sir Hector Langevin wird nächste Woche selbs vernommen werden.

Frankreich.

Paris, 7. August. Das in Nre. 183 des „R.- u. St.-A.“ erwähnte Telegramm des Kaisers von Rußland an den Bürgermeister von Cherbourg ist aus Wilmanstrand (Finnland), 5. August, datirt und hat nah der „Köln. Ztg.“ folgenden Wortlaut: „Jh sage Jhnen für die Gesühle, die Sie mir in Jhrem und dem Namen der Beigeordneten und der Gemeinderäthe Cherbourgs ausgesprohen haben, meinen ausrichtigsten Dank. Jhre Majestät die Kaiserin ist ebenfalls sehr gerührt. Mit wahrem Vergnügen haben wir die wackern französischen Seeleute empfangen und wir wissen den warmen Empfang, der den Offizieren und den Mann- chaften des Kreuzers „Admiral Kornilow“ zu Theil geworden, sehr zu schäßen. Alexander.“ ;

Der „Paris“ weist unter Mißbilligung des (in Nr. 184 des „R- u. St.-A.“ unter „Rußland“ erwähnten) Toastes des Generals Tschernajew auf die Telegramme des Kaisers von Rußland an den Präsidenten Carnot und an den Bürgermeister von A hin, welche beide über eine Kundgebung freundshastliher Ge- sinnung nit hinausgingen und für die Beurtheilung der Lage allein maßgebend seien. Nichts erlaube die Folgerung, daß Rußland für die Revindikationen Frankreichs eintreten wolle. Man möge sich daher hüten, die Bedeutung der Kaiserdepeshen zu übertreiben und ihnen ein Postscriptum zu geben, das der Kaiser von Rußland selbst niht hinzuzu- fügen beabsichtigte. i : : :

Dem Ministerium des Auswärtigen ist mitgetheilt worden, ‘die russische Regierung habe ihren Vertreter in Peking angewiesen, sich dem Vorgeben der übrigen Mächte Behufs Wahrung der Sicherheit der Christen anzuschließen.

Der serbische Gesandte hat den Minister des Aeußern Ribot davon benagrich'igt, daß der König Alexander bei seiner demnächstigen Anwesenheit in Paris den Präsidenten Carnot besuchen werde.

Der Präsident der Republik hat gestern Abordnungen aus Chalons, Reims, Epernay und Vitry le François ver- sprochen, ihre Städte auf der Nücreise von dea Herbst- manövern zu besuchen. ;

Man meldet der „Köln. Ztg. “: Das Scheitern der Expedition Crampel (vgl. die Nr. 184 des „R. u. St.-A.“) ruft hier große und s{hmeuzlihe Bestürzung hervor, da man die größte Hoffnung auf das Gelingen des Werkes geseßt hatte, das bestimmt war, durch die Errichtung eines ungeheuren Kolonialreihs am Tschadjee die französischen Kolonien Congo und Senegal zu vereinigen und Kamerun von seinem Hinterland abzu- \hneiden, Die Expedition bestand aus 4 Weißen, 30 bewaffneten Senegal-Negern, 90 anderen Negern und 128 Trägern. Sie hatte 220 Tage in dem von Stanley geschilderten Urwalde zugebraht. Ob nur Crampel mit einigen Begleitern ermordet oder ob die ganze Expedition mit Ausnahme der Nachhut ver- nichtet wurde, geht aus den vorlicgenden Depeschen nicht deutli hervor, doch ist jedenfalls die Expedition gescheitert. Wie ein Wo!|f'shes Telegramm mittheiit, hält man es neuer- dings nicht für ausgeschlossen, daß Flüchtlinge der Vorhut, zu welcher Crampel gehörte, die Niedermeßelung einiger Leute zu einem allgemeinen Massacre aufgebauscht und dadurch das Gros der Expedinion zur Flucht veranlaßt haben. Es sei wahrscheinlich, daß die in Brazzaville weilende Mission Dybousski sih mit den Resten der Truppe Crampel's ver- einigen und den Weg zum Tschadsee fortsezen werde.

Ueber den Besuch der französischen Flotte in Eng- land wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 6. d. M. geschrieben, daß der Anfangs in der Presse erhobene Widerspruch gegen diesen Besuch ziemlih nachgelassen zu haben scheine. Man streite sich noch über die Frage, von wem die Einladung eigentlih ausgegangen ist; thatsählih ging die erste An- kündigung von Franfreih aus, das zuerst den Besuch mehrerer englisher Häfen geplant hatte. Darauf ließ die Königin den Wunsch aussprechen, die französische Flotte in Portsmouth zu sehen.

Rußland und Polen.

Der „Rus. Jnv.“ giebt laut Tagesbefehl des Kriegs-Ministers im Militärressort bekannt, daß einer vom Kaiser besiätigten Resolution des Militärconseils zufolge als Reserve der Donischen Garde Kosaken-Regimenter im Mobilisirungsfalle an Stelle des Leib:Garde-Reserve-Kosaken- Negiments ein 52. Reiter-Regiment in der allgemeinen atr ads Donischen Regimenter zu 6 Ssotnien zu for- miren ist.

Zu der Anwesenheit des französischen Admirais Gerva is in Moskau wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Admiral Gervais wurde im Lager bei Moskau von russischen Offizieren

na dem großen Zapfenstceih zu den Klängen der Marseillaise ins Kasino getragen. Die russische St. Petersburger Zeitung befürwortet Tie baldige Entsendung eines rusjischen Geshwaders nah Frankreich zum Gegenbesuch.

Ftalien.

Die Königin Victoria hat, wie der „Pol. Corr.“ aus Rom geschrieben wird, dem Kronprinzen den Hosenband- Orden verliehen. Am 7. d. M. hat der Kronprinz die Reise nah Schottlandangetreten, auf welcher er nur von dem Militär-:Attaché bei der englischen Botschaft beim Quirinal, Oberst-Lieutenant Slade begleitet sein wird. Jn einem Privatschreiben, welches der Leßtere kürzlih an einen in Rom lebenden Freund richtete, werden die anderweitigen Berichte über den vortrefflihen Ein- druck, welhen der Kronprinz in England hervorruft, bestätigt. Oberst Lieutenant Slade versichert, daß der hohe Gast \ihch überall, wo man ihn kennen lernte, lebhafte Sympathien erworben hat. i

Die Anwesenheit der Präfekten in Rom hatte zu dem Gerücht Anlaß gegeben, daß die Regierung Neuwahlen zur Kammer vorbereite. Einer Correspondenz der „Köln. Ztg.“ zufolge ist davon jedoch keine Rede, vielmehr handelte es sih bei ihren Berathungen mit der Regierung lediglich um die Ordnung der Finanzwirthschaft in den Provinzen und Gemeinden. :

Wie „W. T. B.“ aus Neapel - meldet, hat Crispi gestern in Begleitung des Deputirten Antonelli eine vierzehn- tägige Reise nah Schweden, Norwegen, Holland und Belgien angetreten; zunächst begiebt er sich nach Stockholm.

Der chhilenishe Kreuzer „Presidente Pinto“ ist gestern von Genua in westliher Richtung abgedampft. Am S waren zwei Mann vom Bord des Schiffes esertirt.

Spanien. |

Die amtlihe „Gaceta de Madrid“ vom 3. August ver- öffentliht «in Königliches Dekret, durh welches der Minister der öffentlihen Arbeiten Maßregeln zum besseren Schuztze der Reisenden auf den Eisenbahnen anordnet. So sind die Eisenbahngesellshaften namentlich gehalten, Alarmsignale auf jedem Zug und in jedem Wagen einzuführen. Veranlaßt is diese Vorschrift durch die häufigen Morde und Raubanfälle, die in leßter Zeit auf Eisenbahnen vorgekom- men sind.

Portugal.

Die Regierung beschloß, wie die „N. Fr. Pr.“ aus Lissabon erfährt, die am s{hwersten kompromittirten Ver- hafteten der leßten Tage vom Kriegsgericht aburtheilen zu lassen. Die Gesammtzahl der scit dem 2. d. M. in Hast gebrahten Personen beträgt 89, worunter 54 Verwundete. Jm Ganzen befinden sih 182 Verwundete in den Spitälern; die Zahl der Leichtverleßten ist unbekannt, da die Meisten ih verborgen halten. Es wurden Verstärkungen nah Braga und Coimbra gesendet. Jn Lissabon und Oporto ist das Militär fortgeseßt in den Kasernen konsignirt.

Schweiz.

Zu den Wiener Handelsvertrags - Unterhand- lungen shreibt der Berner „Bund“ vom 6. August : „Falls die Unterhandlungen Deutshlands und Desterreihs mit der Schweiz abgebrohen werden sollten, wäre kaum denkbar, daß fie wieder aufgenommen würden, bevor das Schweizervolk den neuen Tarif angenommen hätte. Die Unterbrehung hätte zur ferneren Folgs, daß Deutschland, Oesterreich und die Schweiz nicht in Bern mit Jtalien die Unterhandlungen beginnen würden; vielmehr würden Deuütsch- land und Oesterrei allein mit Jtalien verhandeln, und zwar in einer Stadt ‘des Deutshen Reichs. Sollte die Unter- brehung der Wiener Verhandlungen Thatsache werden, so hat man dies den Urhebern des Referendums zuzuschreiben.“

Das Eisenbahn -Departement hat an sämmtliche \{chweizerishen Eisenbahn-Gesellshaften ein Rundschreiben erlassen, worin es sih, dem Berner „Bund“ zufolge, lobend über das System einzelner Bahnverwaltungen, auf Entdeckung betriebs8gefährcliher Schäden, namentlich von Schienen- und Radreifenbrüchen, Belohnungen an das Bahnperjonal auszu- richten, ausspriht. Das Departement ist aber der Ansihht, daß dieses System noch ausgedehnt werden sollte; ‘es macht die Gesellshasten deshalb auf die Belohnungen aufmerksam, die die Verwaltung der Reihsbahnen in Elsaß-Lothringen für die Entdeckung solher Schäden ausrichtet, und fordert sie auf, zu prüfen, ob niht au sie fih in demselben Umfange zu ähnlihen Maßnahmen veranlaßt sähen.

Niederlande.

Der Hauptgrund für die lange Dauer der Minister- krisis dürfte, laut Meldungen aus Amsterdam, in dem Bestreben zu suchen sein, ein lebensfähiges Kabinet gegenüber den bevorstehenden Reformaufgaben auf manchen wichtigen Gebieten, wie der Erweiterung des Wahlrechts und der allge- meinen Dienstpflicht mit Abschaffung der Stellvertretung, zu finden: eine Angelegenheit, die nach Lage der Dinge nicht leicht zu lösen war. Wie ih die „Jndépendance“ berichten läßt, wäre das neue liberale Ministerium mit Ausnahme des Kriegs- Ministers bereits ernannt, und folgendermaßen zusammen- geseht: Minister-Präsident Van Tienhoven, Bürgermeister von Amsterdam, der das Jnnere übernehmen würde; Waterstaat, Handel und Jndusirie übernähme Hr. Tak van Poortvliet, die Kolonien Hr. Cremers, die Justiz Hr. Schmidt, das Aus- wärtige Hr. de Beaufort, die Marine Hr. Kruys. Das Finanz-Ministerium werde allem Anscheine nah Hrn, Pierson, dem Vorsißenden der Niederländishen Bank, übertragen werden.

Belgien.

Die Kön igin ist am 6. d. M. Nahmittags mit der Prin- zessin Clementine nah Spa abgereist, begleitet von der Gräfin d’Oultremont, dem Baron Goffinet und Dr, Wimmer. Der Minister-Präsident Beernaert wohnte der Abreise bei.

Der Senat hat, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, am Donnerstag seine Sitzungen wieder aufgenommen und über eine Anzahl Petitionen verhandelt. Gestern wollte er die Vor- lage, betreffend Anwendung der flämishen Sprache an den Appellhöfen vonBrüssel und Lüttich, und kleinere Anträge berathen. Die Vorlagen , betreffend die öffentlihe Armenpflege und Unterdrückung des Bettelns und des Vagabundirens, sowie über die Regelung des Hospitaldienstes der Gemeinden, welche erst mit 1892 Geseßeskraft erlangen sollen, wurden bis zur nächsten Tagung verschoben, Zur Berathung in dieser Tagung sollen noch der außerordentliche Voranschlag und einige kleinere Geseßesvorlagen kommen.

Türkei.

Ein Telegramm des „Standard“ aus Konstantinopel besagt: die jüngste Rede Loro Salisbury"s, worin der englishe Premier sich über die Verhältnisse Egypt ens und Bulgariens so anerkennend ausgesprochen, habe in offiziellen türkischen Kreisen einen großen Eindruck hervorgebracht.

Dänemark. Es

Kopenhagen, 7. August. Auf den Wuns der Kaiserin von Rublant tete wie „W. T. B.“ meldet, die Königliche Familie mit dem ruten Kaiserpaare zuerst in dem fleinen Schloß Bernstorff, wo die Kaiserin ihre Kindheit verlebt hat, einen kurzen Aufenthalt nehmen und später nah Schloß Fredens borg übersiedeln.

Afrika.

Sansibar. Der Nachfolger des britishen General- Konsuls Sir Euan Smith, Gerald Portal, ist am Montag auf dem Dampfer „Africa“, begleitet von Lady Alice Portal, in Sansibar eingetroffen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Der Schuldner ciner abgetretenen und vom Cessionar ein- geklagten Forderung, dessen Gegenforderung gemäß § 136 Abs. 2 der Civ -Proz.-Ordnung zum besonderen Lo, verwiesen ift, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerihts, 1V. Civilsenats, vom 11. Mai 1891, im Gebiet des Preuß. Allg. Landrechts bere{tigt, die Gegen- forderung gegen den Cessionar in derselben Weise geltend zu machen, wie er sie gegen den Cedenten, wenn die Abtretung der Forderung nit geschehen wäre, hätte geltend machen können.

=— Grundstüdcke und Kapitalien, die von den Einkünften eines besonderen Gewerbes der Ehefrau angeschafft und zur Zeit der Vecrmögensabsonderung auf ihren Namen geschrieben find, gehören nach §. 219 II, 1 des Preuß. Allg. L-R zum Vermögen der Frau. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgeriht, 1V. Civilsenat, durch Urtheil vom 14. Mai 1891 ausgesprochen, daß auch die Kapitalien, welche die Ehefrau aus den Einkünften ihres Gewerbes für sich auf den Namen einer Dritten Person angelegt hat, zum Vermögen der Frau gehören.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Austernfischerei. j

Die Austernfisckerei im Wattenmeer der {leswigschen Westküste ist in Folge übermäßigen Befishens der Bänke seit dem 1. Septem- ber 1882 gesperrt. Die Hon der Bänke im Auguft 1888 ergab noch keinen so günstigen Befund, daß es hätte zulässig erscheinen köônr en, die Fischerei wieder aufzunehmen. Im Monat Mai dieses SFahres wurde von dem Domänen-Departements-Rath und dem Dircktor der zoologishen Abtheilung des Museums für Naturkunde in Berlin, Geheimen Regierungs-Rath Moebius unter Zuziehung des Lokalauf- sihtsbeamten und in Anwesenheit des Vertreters der Pächter Ad. Kuhnert aus Hamburg die Untersuchung wiederholt. Das Ergebniß

entsprach den Erwartungen nit. Namentlih Junggut und Anwachs

zeigten gegen 1888 eine burchgängig sehr bedeutende Verminderung, und gleichfalls war der durch den lehten anhaltenden Winter den Bänken zugefügte Schaden jedenfalls auf einzelnen Bänken ein recht beträcht- licher, weit erhebliher, als worauf eine durch den Lokalaufscher im April d. J. vorgenommene Untersuhung mehrerer flach liegender Vâänke sch{licßen ließ. Andererseits wies aber der Bestand eine Reihe lein urgéfähiger Bänke an Marktwaare gegen 1888 eine wesentliche Aufbesserung rah. Es war früher als Grundsay hingestellt, daß die Sperrung der Bênke so lange anzuhalten habe, bis mindestens ein jährlihes Abfishungequantum von 2000 Tonnen 670 bis 800 Stück) festgeseßt und voraussihtlich auch dauernd festgehalten werden könne. Dieses Ziel konnte nach der diesjährigen Untersuhung als gegenwärtig erreicht offenbar nicht betrachtet werden. Gleihwohl wurde von den beiden Kommissaren im Einvernehmen mit dem Lokal- aufsichtt beamten und dem Vertreter der Pächter dieWiederausnahme des Fischereibetriebes zum 1. September d. J. dringend befür- wortet und die Festseßung eines Abfishungtquantums von 1200 Tonnen pro 1891/92 in Vorschlag gebracht, weil die jeit dem 1, September 1882 bestandene Sperrung der Väuke auf denselben eine derartige Vermeh: rung der den Austern feindlihen Fauna und Flora zur Folge gehabt hatte, daß für den Bestand der Bänke ernstlich zu fürchten war und insbesondere eine gedeihlichßhe Entwickelung der Austernbrut in Frage gestellt - er- schien. Die Königlihe Regierung von Schleswig hat sich für diese Vorschläge ausgesprochen, und der Minister für Landwirthschaft 2c. hat die Wiederaufnahme der Fischerei vom 1. September ab in dem rorgeschlagenen mäßigen Umfange genehmigt.

Kunft und Wissenschaft.

Ueber den siebenten Internationalen Blinden- lehrer-Kongreß zu Kiel (vergl. Nr. 183 d. Bl.) wird der eTägl. R.* weiter von dort berihtet; Die zweite Hauptversammlung beshloß den von Direktor Mell: Wien eingesandten Vortrag „Der verbesserte Klein’she Stacheltypen - Apparat* im Protokoll der Kongrefßverhandlungen abzudrucken, Der Geheime Regierungs - Rath Dr, Stneider-Schleswig legte ein Dokument aus dem Nawlaß des Direktors Meine Berlin vor, welches zeigt, wie bereits 1818 das Königlihe Haus in Preußen der -Blindensache das regste Interesse zuwandte, Lehrer Mohr-Kiel hielt einen Vortrag über die Kurzschriftsrage, der zu längerer Erörterung und zur Annahme des folgenden Beschlusses führte: Der siebente Blinden- lehrer-Kongreß empfiehlt 1) den Anstalten die fernere L der Kurzschrift; 2) er wünscht die Herausgabe eines Lesebuches in dieser Srift, damit eine Hrdiung möglich ift; 3) Behufs Entgegennahme und Prüfung weiterer Anträge, zu denen die Versuche der Anstalten Anlaß geben könnten, wird eine besondere Kurzschrift-Abordnung ge- wählt. Lehrer Görner-Leipzig hielt einen Vortrag über den Hand- fertigkeitsunterriht in der Blindenshule. Am Abend folgte der Kongreß einer Einla dung des Mr. Lavauchy-Clarke aus Lausanne zum Diner. In der dritten Hauptversammlung \prach Oberlehrer Metrle-Hamburg über den Anschauungsunterriht in der Blindenschule, Seine Thesen wurden als [Ma enowerines Material für den nächsten Kongreß in den Grundzügen gebilligt. Direktor Ferchon-Kiel berichtete im Namen der Kommission für Veranshaulihungsmittel im Blinden- unterricht, Der Kongreß bezeihnete es als eine dringende Aufgabe jeder Blindenanstalt, ih allmählih in den Besiß der von der Kom- mission zusammengestellten Veranshaulihungêmittel zu seßen. Direk- tor Kunz-Illah sprach in anregender Weise über das Bild in der Blinderschule und zeigte zahlreihe selbstgefertigte Flahmodelle. Am Nachmittag unterrahmen die Kongreßmitglieder cine Fahrt nah der Mündung des Nord-Ostseekanals.

Müna Am Donnerstag Vormittag fand, wie die „Allg. Ztg.“ aus G nchen berichtet, die zweite Sitzung der Astronomischen

efellschaft unter gleih ¡ahlreiher Betheiligung wie die erste statt. Nachdem der Vorsiende Prof. Me ie Mie die Sus eröffnet, referirte Prof. Seeliger-München über die bei der Ge eUiGast eingegangenen neuesten astronomishen Werke. Prof, H. G. van de Sande Bakhuyzen-Leyden verlas den Zonenberiht; hierauf kam Prof. Bruns-Leipzig auf die bereits früßer berührten Verhand- lungen in Bezug auf die Bibliothek der Gesellschaft zurück, Ueber diesen Punkt entstand eine lebhafte Debatte, die mit der Annahme des von Seite der Vorstandschaft gestellten Antrages endete, der dahin ging, es sei mit der Leipziger Universitätsbibliothek ein Vertrag ein- zugehen, nah welchem die letztere einen separaten Raum zur Ver- fügung stellt sowie die Verwaltung der Bibliothek übernimmt und

dafür das Nutzung8reHt erbält. Nah Erledigung dieses Punktes wurde über den Ort der nä{ften Versammlung abgestimmt. Vor- geschlagen waren Utreht und Innsbruck, gewählt wurde (wie schon telegravhisch gemeldet) Utrecht mit 33 gegen 21 Stimmen. Bin Schlusse hielt Hr. Dr Franz-Königsberg einen Vortrag über lähenbestimmungen und Kratermefsungen des Mondes.

Am 2. August oa in der Stadt Jauernig (Oesterreichish- S{6lesien) in Arwesenheit zablreiher auswärtiger Festgäste und unter Mitwirkung einer Militär-Musikkapelle aus Olmüy die Enthüllung des Denkmals für den Dichter Freiherrn von Zedliß statt. Die

eier nahm einen überaus würdigen Verlauf. Gymnasial-Profefsor teugebauer aus Weidenau bielt die Festrede. Joseph Christian Frei- herr von Zedliz-Nimmersatt war am 28. Februar 1790 auf dem Schlosse Johannesberg bei Jauernig geboren und starb als K. K. Hof- und Ministerial-Rath am 16. März 1862 zu Wien. Zedliß hat sich als Lyriker, Dramatiker und Ueberseßer einen Namen erworben. Seine Grabsftätte befindet fich auf dem katholishen Friedhofe zu Mayleins- dorf in Wien, rechts von der Kapelle. Die Gruft, in welcher neben dem Dichter seine am 10. September 1836 verstorbene Gattin Ernestine, geborene von Liptay, und eine Schwester Amalie, (gestorben 17. November 1859) beigeseßt «sind, ist verwahrlost und die Zedliß feiernde Inschrift: „Er hat für Oesterreih gekämpft, gelebt und gesungen, doch sein Name geht weit über Oesterreids Grenzen“, kaum mehr zu entziffern. Von Zedlig? dramatishen Werken gelangten, wie die „Wien. Abendp.* mittheilt fünf im Hofburg- Theater zusammen 36 Mal zur Aufführung und zwar: „Turturell“, Trauerspiel in fünf Akten; „Zwei Nächte von Valladol1d*“, Schauspiel in fünf Akten; „Liebe findrt ihre Wege“, Lustspiel in vier Akten; „Kerker und Krone“, Trauerspiel in fünf Akten; „Der Stern von Sevilla“, Trauerspiel in fünf Akten nah Lope de Vega.

Die vor etwa zwanzig Jahren dur den Geheimen Rath Hermann Grotrian entdeckte Hermannshöhle bei Rübeland liefert, nah der „Saale-Zeitung“, fort und fort unerwartet zablreihe und mannigfaltige Thierknochen bei ihrer fortgeseßten Durcbforshung, um welche fich namentlich Professor Kloos in Braunschweig ein namhaftes Verdienst für die Wissenschaft erworben hat. Immer deutlicher bestätigen diese untrügligden Funde, welbe die besagte Höhle als ein wahres Natur - Museum der Urzeit unserer Heimath erscheinen lassen, daß der Harz wie Deutsch- land überhaupt zwei Eiszeiten zu bestehen gehabt hat, als bereits der Mens hier wohnte: eine große und eine spätere kleine Giszeit, in welcher leßteren das wie ein ungeheuerer Eiskuchen von mehreren Hektometern Dicke aus Skandinavien über die Ostsee nah Rußland und Norddeutschland vorgeschobene „Inlandeis“ nicht ganz so weit gegen den Fuß der mitteldeutshen Gebirge vordrang als in der früheren, und daß zwischen diesen beiden Eisperioden eine Zeit der Steppendürre ein- geshaltet war. Die Reste der ersten, also der großen Eiszeit, bestehen in unseren Harzer Höhlen aus Unmassen von Bärenknocen ; mit ihnen lagern in der Hermannshöhle zusammen Skelett-Theile des Hirshes und des Löwen (Felis spelaea), au einer Antilope (wahrs{einlich der Gemse). Das feuchtkalte Klima der Uebergletsherungszeiten ist namentlich angedeutet durch das Vorkommen von Resten des Lemmings, also eines Nagers, der noch heute die Tundraöden am CEismeergestade bewohnt. Hiergegen lieferte die Hermannshböhle als Zeugen der auch die Harzumgebung, ja Theile des Harzes selbst für lange Jahrhunderte in das nur sommerliße Grün der Gräserflur kleidenden Steppenzeit Gebeine des Pfeifhasen (eines \pringmaus- ähnlihen Nagers, wie er in Menge noch jeßt die asiatishen und süd- ofteuropäishen Steppen bevölkert) und des Hamsters, der stets den Wäldern ausweicht und im Laufe der Zeit bei uns aus einem Wühler in der Natursteppe zu einem solchen in der „Kultursteppe“ der Ge- treidefelder geworden ist.

In Biel in der Schweiz ist, wie der Berner „Bund“ meldet, am 4. d. M. eine Eisenbahnschule eröffnet worden, und zwar mit 33 Zöglingen. Es kommen vielleiht noch einige Zöglinge dazu. Anmeldungen waren im Ganzen 53 aus allen Theilen der Schweiz eingegangen, sodaß die Anforderungen hoh gestellt werden konnten. Stationsvorsteher Kopp in Dachsfelden, ein Techniker, ist vorläufig als Fachlehrer berufen.

Nat - einem zwischen der Schriftsteller-Vereinigung in Mailand und dem Sekretär der „Association littéraire et artistique internationale“ in Paris getroffenen Vereinbarung ist Mai- u zum Siß des Kongresses für das nächste Jahr aus- ersehen.

Dem „Oberthurgauer“ wird über einen Fund von elf Gräbern bei Anlaß einer Kellerausgrabung für eine Villa bei Arbon (Schwei) berichtet. Die Gräber liegen 1 bis 17 m tief zu unterst in der Humusschicht in unregelmäßiger Entfernung nebeneinander und sind mit aufrecht gestellten Kieseln eingefaßt. Jedes Grab enthält ein Skelett, dessen Kopf auf der Westseite liegt. Eins der S!felette zeigt auffallend starke Knochen; ein anderes, zarteres, scheint das eines Kindes, ein weiteres das einer weiblihen Person zu sein. Die Fundgegenstände sind folgende: ein Schwert von Eisen, eins{chneidig, 57 cm lang und 5 ecm breit, zugespißt, mit zwei parallelen Streifen der Länge nah; eine Armspange von Bronze mit Verzierung; ein Hâäklein von Bronze, gut erhalten; diverse Shmuckgegenstände aus Bronze und Silber. Die Loe von Bronze und Silber stammen alle aus dem nämlichen Grabe und gehörten wahrsheinlich einer weiblihen Person an. Man glaubt, es mit einer alemanishen Be- gräbnißstätte zu thun zu haben und àls Zeitpunkt circa das fünfte nachchzistliche Jahrhundert annehmen zu dürfen.

Gesundheitswesen, Dhierêrantheiten und Absperrungs- Maßregeln.

S panien.

Die Königlich spanishe General-Direktion für das Gesundheits- wesen hat durch eine in der „Gaceta de Madrid“ vom 2. August 1891 veröffentlihte Verordnung die für Provenienzen von Mersina nah Tripoli angeordneten Quarantänemaßregeln aufgehoben. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 183 vom 6. August 1891.)

Die gegen Provenienzen von Häfen des Rothen Meercs bestehenden Maßregeln bleiben in Kraft.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengeftellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Kuhr sind am 7. d. M. gestellt 10010, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 6. d. M. geftellt 3907, rit rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations-Resultate. Beim Königlihen Amtsgericht I Berlin stand am 7, August 1891 das Grundstück in der Birkenstraße 22, dem Näh- maschinen-Fabrikanten C. E. Stein gehörig, zur Versteigerung. Ge- bäudesteuer-Nußungswerth 13 240 46 Das geringste Gebot wurde auf 571,85 M festgeseßt. Für das Meistgebot von 230000 „A wurde der Kaufmann Michael Cohn, Genthinerstraße 4, Ersteher.

Berlin, 7. August. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof- und Genossen- \chaftsbutter Ia. 98—100 M, Isa. 95—97 M, IIla. —, do. abfallende 83—88 4, Land-, Preußishe 75—85 4, Nepbrücher 75—80 M, Pommersche 75—78 #, Polnishe 75—78 5, Bayer. Sennbutter #, do. Landbutter K, Swlesische 80—85 #, Galizisde 70—73 M Margarine 45—75 #4 Käse: S(hweizer, Emmenthaler 93—98 #, Bayerischer 75—78 4, do. Ost- und Westpreußischer Ia. 72—78 4, do. Ila. 60—65 M, Holländer 85—90 M, Limburger 38—44 #4, Quadratmagerkäse Ia. 20—24 M, do. Ia. 16—18 , —— Schmalz: Prima Western 17 9% Ta. 41,50 4, reines, in Deutschland raffinirt 44,50—46,50 #, Berliner Braten- \chmalz 45, 50—49,50 A4 Fett, in Amerika raffinirt 38 4, in Deutscland raffinirt 41,50—4350 A Tendenz: Butter: In

Erwartung besseren Konsums befestigten sih die Preise. Schmalz: fest.

Danzig, 8. August. (W. T. B.) Die Einnabmen der Marien- burg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat Juli 1891 na provisorisher Feststellung 147 500 4 gegen 137 100 4 nah provisorischer Feststellung im Juli 1890, mithin mehr 10 400 4 Die definitive Einnahme im Juli 1890 betrug 139232 M i

Lei pzig, 7. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per August 4,12} #Æ, per Sep« tember 4,15 , per Oktober 4,15 A, per November 4,175 M, per Dezember 4,20 #4, per Januar 4,17} #4, per Februar 4,175 M, per März 4,177 , per April 4,177 A Umsay 135 000 kg. Fest,

In der heutigen Sitzung des Aufsichtsrathes der Kredit- und Sparbank wurde mitgetheilt, daß der Abs{luß des ersten Semesters eine fortshreitend günstige Entwickelung des legitimen Bankge\sÞäfts ergebe, und daß namentlich Contocorrent, Wechselconto, Conten für Spar- und Depositeneinlagen erhöhte Anlagen aufweisen. Das Gewinnresultat tellt ich wieder als ein sehr günstiges heraus.

London, 7. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- ladungen angeboten. f

Manchester, 7. August. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5}, 30r Water Taylor 8, 20r Water Leigh 7, 30r Water Clavton 74, 32r Mock Brooke 77, 40r Mayoll 87, 40er Medio Wilkinson 94, 32r Warpcops Lees 7F, 36r Warpcops Rowland 7#, 40r Double Weston 9, 60r Double Courante Qualität 12}, 32“ 116 yards 16 16 grey Printers aus 32r/46r 160, Fest.

Glasgow, 7. August, (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sh auf 593 797 Tons, gegen 681 601 Tons im vorigen Jahre.

Die Zahl der im Betriebe befindlihen Hochöfen beträgt 73 gegen 78 im vorigen Jahre.

Bradford, 6 August, (W. T. B.) Wolle ruhig, Garne gefragter, Stoffe ziemlih gutes Geschäft.

Konstantinopel, 7. August. (W. T. B) Die Betriebs- einnahmen der Anatolishen Eisenbahn betrugen im Juni d. F. 244 295,69 Fr. oder pro Kilometer 1053 Fr. Die Betriebsausgaben beliefen sich im Juni d. J. auf 88 084,09 Fr. oder pro Kilometer 379,69 Fr. Die Gesammteinnahmen in der Zeit vom 1. Januar bis zum 30. Juni d. J. betrugen 854 561,14 Fr. oder pro Kilometer 4219,18 Fr. Die Gesammtau3gaben beliefen sh in der gleichen Zeit auf 468 638 25 Fr. oder pro Kilometer 2313,78 Fr.

New-York, 7. August. (W. T. B) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 7000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 2000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 4000 Ballen. Vorrath 215 000 Ballen.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 7. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd, Der Schnelldampfer „Elbe“ ist gestern Nahmittag von Bremen abgegangen... Der Dampfer „Hohenzollern* hat heute von Southampton seine Reise fortgeseßt. Der Dampfer „Köln“ ist vorgestern in Bahia angekommen. Die Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm* und „Preußen“ sind heute in Hongkong angekommen. Die Dampfer „Neckar* und „Graf Bismarck“ sind heute in Antwerpen angekommen. Der Dampfer „Baltimore“ hat heute Las Palmas passirt. Der Dampfer „Hermann“ is heute: in Baltimore angekommen.

Hamburg, 7. August. (W. T. B.) Hamburg -Amerika- nishe Padcketfahrt - Aktien - Gesellschaft. Der Snell- dampfer „Normannia“ ist, von New-York kommend, heute Nach- mittag auf der Elbe eingetroffen.

London, 7. August. (W. T. a Der Union-Dampfer „Athenian“ ist heute auf der Heimreise von Capetown ab- gegangen.

8. August, (W. T. B.) Der Union-Dampfer „German“ ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Das Lessing-Theater bringt am nächsten Sonnabend seine zweite Novität, das vieraktige Schauspiel „Gleihes Ret“ von Rein- hold Ling, in welhem Hr. C. v. d. Osten vom Königlichen Hof- Theater in Dresden ein Gastspiel eröffnen wird. Für Montag und Donnerstag sind Wiederholungen von „Sodoms Ende“ angeseßt. Das Volksshauspiel P. K. Rosegger's „Am Tage des Gerichts“ wird am Dienstag und Freitag wiederholt, während am Mittwoch eine Wieder- aufführung von Oscar Blumenthal’s Lustspiel „Der Probepfeil“ mit Adolf Klein als Baron Leopold von der Egge stattfindet.

Direktor Julius Frißsche ist nah mehrwöchiger Abwesenheit, nah Berlin zurückgekehrt und hat wieder persönli die Leitung des Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater übernommen. Die neue Operette „Der alte Dessauer“, Musik von Findeisen, Text von Seneives geht am Sw@luß nächster Woche zum ersten Male in

cene.

_In der nächsten Wothe beginnt im Kroll'’\chen Theater zunächst der erste Heldentenor der Hofoper in Kopenhagen Hr. Nordal Brun als Arnold in Rossini's „Tell“ ein auf zwei Abende bestimmtes Gastspiel (Tell: Hr. Kammersänger Max Büttner als Gast). Hr. Emil Göte wird am Donnerstag zum ersten Male in dieser Saison auftreten, und zwar als „Prophet“. Francesco d’Andrade seßt morgen sein Gastspiel als „Don Juan®* fort. Frl. Prosky singt die Donna Anna, Frl. Gadéki die Elvira, Frl. Cleves die Zerline. Am Montag geht die „Zauberflöte“ in Scene.

Das Ausfstattungsstück „Jung- Deutschland zur See“ im Belle-

Alliance-Theater erweist si als fo zugkräftig, daß es voraus- sihtlich für längere Zeit auf dem Spielplan bleiben wird. __ Hr. Fishbach is nah seinem erfolgreichen Austreten für das Adolph- Ernst-Theater auf mehrere Jahre bina'1s ver- pflihtet worden. In der morgigen Aufführung der Naguatpole „Unsere Don Juans“ spielt Direktor Adolph Ernst wieder die Rolle des Schwalbe,

Mannigfaltiges.

Die Arbeiten zum Um- und Erweiterungsbau des Weißen Saales im Königlihen S{hlosse werden, wie wir der „N. A. Z.“ entnehmen, zur Zeit eifrig betrieben. Augenblicklih is man mit der Fundamentirung zu dem na dem ersten Schloßhofe gerihteten Borbau beshäftigt. Das Erdreih, welches den Fundamentgruben entnommen ist, lagert in mähtigem Hügel bei dem Mitteleingang des Eosander- {hen Triumphportals. Au wird gegenwärtig auf dem Dach des Schlosses über demjenigen Theil, unter welhem der Weiße Saal liegt, ein provisorishes Dach aufgeschlagen, da bauliche Eingriffe s Delke des Saales diese Vorsiht gegen regnerishes Wetter edingen.

Das Sedanfest soll nach Beschluß des Berliner Magistrats in diesem Jahre in gleiher Weise wie in den früheren Jahren Seitens der städtischen Behörden gefeiert werden.

Aus Anlaß der bevorstehenden min Herbstübungen wird auf die Wichtigkeit der Anwendung richtiger und deutliher Auf- schriften bei den Manöversendungen hingewiesen. Zur genauen Aufschrift gehören: Familienname (mögli auch Vorname, unter Umständen die Ordnungénummer), Dienstgrad und CTruppentheil, Regiment, Bataillon, Compagnie, Escadron, Batterie, Kolonne u. \. w. und für gewöhnlich der ständige Garnisonort eintretenden- falls mit dem Zusaß „oder naczusenden“ ; die Angabe eines Marsch- quartiers als Bestimmungsort empfiehlt id nur dann, wenn dasfelbe enau bekannt ist und zu erwarten 1teht, daß die Sendung an dem- elben so zeitig eintrifft, daß die Empfangnahme noch vor dem Weitermarsche erfolgen kann und mit Sicherheit zu erwarten ift, Da der Stab des Regiments und die einzelnen Bataillone 2c. ihre Poslsachen häufig bei verschiedenen Postanstalten in Empfang nehmen, so ist eine genaue und richtige Aufschrift ebenso bei den an die