1891 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

fabrwassir 18/8. (Posftstation: Kiel.) S. M. Fhrzg. „Na@tigal* Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfhrzg. „Nautilus“ 24./6. Swinemünde. 8./8. Safniß (Poststation: Swinemünde.) S. M. S. „Nixe* 21./7. Plymouth 7./8. 12./8. Arendal 18 /8. Kiel. (Poststation: Kiel. S. M. Fbrzg. „Otter“ Ki-l. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulshiff „Rhein* 27./7. Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. Krzr. „Schwalbe®“ 2./7. Sansibar (Poftstation : Sansibar. S. M. Krzr. „Sperber“ 6./6. Apia. (Poststation : Avia.) S. M. S. „Stosch“ 8/7. Leith 16/7. 19/7. Bergen [Nor- wegen] 5./8. 9./8. Lübecker But 10./8. Neustadt i. Holst. 13 /8. 14 /8. Warnemünde 18 /8, Saßniu. (Poftstation: vom 18./8, bis 25./8. Saßniß, vom 2s /8, ab Kiel.) S. M. Knbt. e Wolf 8/8, Shanghai 11./8, 18 /8. Amcy 19/8. Canton. (Poftstation: Hongkong.) Kreuzer-Geshwader: S. M. S. „Leipzig®* (Flaggshif), S. M. S. „Alexandrine“, S. M. S. Sophie“ 2./8. Iquique v /8. 8./8. Coquimbo. (Poftstation: Valparaiso ) Manöverflotte: (Poststation: Kiel ) 1. Division (Manöver-Geschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), S. M. S. „Bayern“, S. M. S. „Oldenburg“, S. M. Pzfhrzg. „Siegfried®*, S. M. Av. „Zieten®“ Zoppot 16./8. Kiel. 9 Division (Uebungs - Geshwader): S. M. S. „Kaiser“ (Flaggschifff), S. M. S. „Deutshland“, S. M. S, „Friedri Carl“, S. M. S. „Preußen“, Zoppot 16./8. Kiel. S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ Wilhelmshaven 12/7. Bergen (Norwegen) 16./7. 20/7. Iromsoe 21./7. 21./7. Nortcap 22/7, 22/7. Hammerfest 23./7. 23./7. Karlsoe 25/7. 25,/7. Tromsoe 27./7. 29,/7. Mo 31./7. 1./8 Trondbjem 2./8. 3./8. Bergen 4./8. 6./8., Stavanger 7./8. 8./8. Kiel. S. M. Av. „Pfeil“ Zovpot 16 /8. Kiel. 3 Division (Torpedoboots- Flottille: S. M. Av. eBlitz“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Trpdodivboot „D. 6“, S. M. Trpdo- boote „8.90%, S 21 S027. 000890 ¿S 50 S e Trpdodivboot „D. 3“, S. M. Trpdoboote „8. 34“, ,S 35°, „8. 36°, „S. 38*,,8.40*, „8.41*, S. M. Trpdodivboot ,D.2“, S. M. Trpdoboote „S. 1°, „8. 3", „8. „8. 5°, „S, 6°, 8, 23° Zoppot 16 /8.— Kiel. Panzerfahrzeugs-Flottille: S. M. Pzfhrzg. „Viücke“, ,Camae- leon“, „Salamander“, „Viper* Wilhelmshaven. (Posftitation: Wil- helmshaven.) Ablösfungstransporte: 1) für S. M. Kbte. „Iltis“ und „Wolf“, Heimreise mit dem Reichs-Postdpfr. „Bayern“ : Shanghai 1/7. 16./8. Bremerhaven. 2) für S. M. Krzr. „Sperber“, Ausreise mit dem Reichs-Postdpfr. „Nürnberg“: Bremer- haven 11./6. 6 /8. Sydney 7./8. Apia. 3) für das Kreuzer- Geschwader (S. M. S. „Alexandrine“ ganze Besaßung —, S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“ Besazßungsêtheile) mit dem Dypfr. „Krimhild*“ der Deutschen Dampfschiffsrbederei zu Hamburg; Ausreise : Wilhelmshaven 27 /6. 6 /8. Valparaiso Coquimbo; Heimreise: Coquimko 16./8, Wilhelmshaven.

Köln, 18. August. - Jm Sizßungssaale der Königlichen Regierung hierselbst fand, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, heute auf Veranlassung der Minister für Handel und Ge- werbe, der Finanzen und der öffentlihen Arbeiten unter dem Vorsitz des Ober-Präsidenten Na} se eine Berathung Behufs Prü- fung des vom Baurath Schönbrod auf Veranlassung von Privat- interessenten ausgearbeiteten Vorhabens der Moselkanali- sirung statt. An der Berathung nahmen Theil Kommerzien: Rath C. Lueg: Oberhausen (Gutehoffnungshütte), Direktor A. Thielen- Ruhrort (Phönix), Dr. jur. Gödcke-Bonn (Rheinische Stahl- werke), Kommerzien-Rath Dish-Mainz (Aktien-Gesellschaft für Handel und Schifffahrt), M. .Schaubach:- Koblenz (Schaubah u. Grämer), Generalsekretär Dr. Beumer-Düsseldorf (Wirth- \chaftliher Verein und Nordwestlißhe Gruppe des Ver- eins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller), Direktor Schwarz - Ruhrort (Central - Aktien - Gesellshaft für Tauerei und Schleppschiffahrt), C. Berninghaus - Duisburg (Schiffsbau: Anstalt E. Berninghaus), Rhedereibesißer Schulz- Mainz, Rhedereibesißer Stinnes-Mülheim a. d. Ruhr, Luck- haus-Duisburg (für die Rhederei Faber-Mainz), Strom-Bau- direktor Geheime Rath Berring, Baurath Schönbrod und mehrere Königliche Baumeister. Die sehr eingehenden, mehr- stündigen Verhandlungen trugen einen vertraulichen Charakter, werden aber, wie das genannte Blatt meint, das Vorhaben der Mosel-Kanalisirung wesentlih gefördert haben.

Sigmaringen, 18. Auguft. Prinz Ferdinand von Rumänien ist, dem „W. T. B.“ zufolge, von hier abgereist und begiebt sih zunächst nah Umkirch-Freiburg zum Besuch der Fürstin-Großmutter.

Bayern.

München, 18. August. Morgen Mittag werden die Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen Deutschland, ODesterreih und Jtalien im großen Saal der General - Direktion der Zölle eröffnet werden. Die Konferenzen haben einen streng vertraulichen Charakter Gestern Mittag sind die vier Bevollmächtigten der italienischen Regierung, die Herren R. Malvano, General-Sekretär im Mini- sterium des Auswärtigen, Miraglia, General-Direktor der land- wirthschaftlihen Abtheilung im Handels-Ministerium, Monzilli, General - Direktor der Handels - Abtheilung im Handels- Ministerium, und Stringher, General-Jnspektor im Finanz- Ministerium in Rom, mit d:.m Sekretär Calligaris hier ein- getroffen und im Hotel „Marienbad“ abgestiegen. Nachmittags machten die Herren den Bevoll mächtigten des Deutschen Reichs im „Englischen Hof“ und denjenigen Desterreih:Ungarns in den „Vier Jahreszeiten“ sowie dem Staatsrath Dr. C. von Mayer, welcher den auf Urlaub befindlichen Minister- Präsidenten Freiherrn von Crailsheim vertritt, einen Besuch, der alsbald erwidert wurde. Wie die „Allg. Ztg.“ meldet, nimmt der Königlich bayerische General: Direktor der Zölle und indirekten Steuern, Ludwig von May, als Bevoll: mächtigter des Deutschen Reichs an den Verhandlungen Theil. Heute Nachmittag halten die deutshen und öster- reichish: ungarischen Delegirten in dem Hotel „Vier Jahres- zeiten“ eine Vorbesprehung ab, gleichzeitig treten die italienishen Bevollmächtigten im Hotel „Marienbad“ zu einer Berathung zusammen ; beide Besprehungen gelten u. A. der Frage der Wahl des Vorsitzenden und des Bureaus.

Bei der heute stattgehabten Ersaßwahl eines Land- tags-Abgeordneten in Traunstein an Stelle des ver- storbenen Dr, Rittler wurde, wie „W. T. B.“ meldet, der Oekonom Hoffstetten (Centrum) mit 68 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Kleittner (ebenfalls Centrum) erhielt 52 Stimmen. Bei der Ersaßwahl in Fngolstadt wurde der Reich3tags- Abgeordnete Professor Schädler (Centrum) mit 102 Stimmen gegen Waizenhofer (Centrum) mit 22 Stimmen gewählt.

Fürst Bismarcck und Graf Herbert Bismarck sind laut Meldung aus Kissingen heute Abend von dort

abgereist. Sachsen.

Leipzig, 18, August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg traf gestern Abend aus Dresden zur Besichti- gung der hiesigen Regimenter hier ein und nahm im Hotel Hauffe Wohnung.

Württemberg.

Friedrihshafen, 17. August. Der „St.-Anz. f. W.“ schreibt : „Der leztmals berichtete Rücfall in der Unterleibsstörung Seiner Majestät des Königs hielt bis Mitte voriger Woche an. Seit dem 13. August mate si eine allmählihe Abnahme der Krankheitsersheinungen bemerkbar. Die Besserung im Allerhöchsten Befinden hat seitdem keine Unter- brechung erlitten. Seine Majestät sind zwar zufolge des seit Monaten andauernden und zu Rückfällen neigenden Leidens ncch sehr müde und ruhebedürftig, doch war es Allerhöchst denselben in den leßten Tagen möglich, jeweils für einige Stunden das Bett zu verlassen.“

Baden.

Karlsruhe, 18. August. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland traf am Sonnabend Abend auf der Station Reichenau ein, wo Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin Höchsidenselben erwarteten und soglei nah Sthloß Mainau geleiteten. Der Großfürst ist von zwei Adjutanten begleitet und gedenkt einige Zeit bei den Höchsten Herrschaften zu verweilen. Seine E Hoheit der Großherzog von Oldenburg wollte gestern von Mainau abreisen, wurde aber von einem Unwohlsein befallen, sodaß Höchstderselbe auf Schloß Mainau verblieb. Es geht Seiner Königlichen Hoheit jedoch heute wieder viel besser, sodaß Höchst- derselbe heute Nahmiitag nah Bregenz abreisen konnte. Seine Königlihe Hoheit der Großherzog hat die Ab- reise nah Met, welche gestern stattfinden sollte, in Folge des Unwohlseins Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg auf heute vershoben und dadur den beabsich: tigten Aufenthalt in Mey verkürzt. Der Großfürst Michael begab sih gestern Vormittag nah Friedrihshafen zum Besuch Höchstseiner Schwester, Jhrer Majestät der Königin von Würi- temberg, und kehrie Abends nah Schloß Mainau zurü.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 18. August, Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist heute folgendes Bulletin ausgegeben worden:

Nach einer leidlih ruhigen Nacht is das allgemeine Befinden Seiner Königlichen Hobeit des. Großherzogs heute Morgen etwas besser. Leider ist die Nahrungëaufnahme immer noch eine zu geringe. Die S@wähe und Unsicherheit im Gebrau der Hände hat in den leßten Tagen noch etwas zugenommen. Müller. Martius.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 18. August. Jhre Hoheit die Herzogin Johann Albrehcht von Mecklenburg-Schwerin ist, wie aus Scheveningen berichtet wird, am 16. d. M. früh zu mehrwöchigem Aufenthalt dort eingetroffen und wurde an der Bahn von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß- herzog empfangen, Höchstwelcher sih, der „Weim. Ztg.“ zu- folge, fortdauernd des besten Wohlseins erfreut und troß des bisher ungünstigen Wetters täglih badet.

Elsaß-Lothringen.

Meg, 18. August. Seine Königliche Hoheit der Groß- herzog von Baden ist heute hier eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn.

_ Wien, 18. August, Der Geburtstag des Kaisers ist nicht nur in ganz Oesterreih und Ungarn, sondern auch im Auslande, wie zahlreihe Telegramme aus Cetinje, Belgrad, Konstantinopel, Athen, Bukarest u. \. w. bekunden, festlich begangen worden. Jn Cetinje beglülwünschte, wie ein Wolff’ sches Telegramm meldet, der Minister des Auswärtigen den österreichish:ungarischen diplomatischen Vertreter im Namen des Fürsten und der Regierung, während die Musik die öster- reihishe Nationalhymne intonirte. Jn Belgrad fand ein Festgottesdienst statt, welchem der Minister - Präsident Pasitsh und der Minister des Auswärtigen Gior- giewitsch beiwohnten, die dem österreichishen Gesandten ihre Glüdckwünshe aussprahen. Die Bürger des serbishen Kreises Pozdrina richteten ein Telegramm an den österreichishen Gesandten, in welchem sie denselben ersuhten, dem Kaiser ihre Glückwünsch: zu unterbreiten und ihm für die väterlihe, freundschastlihe Aufnahme des Königs von Serbien zu danken Jn Konstan- tinopel veranstaltete, in Abwesenheit des Botschafters Freiherrn von Calice, die österreihishe Kolonie ein Banket auf dem festlch geschmücckten Lloyd- dampfer „Daphne“, welhem der Vertreter Oesterreich- Ungarns beiwohnte. Jn Bukarest fand in der katholischen Kathedrale ein Festgsttes dien sst statt, bei welhem auch der Minister des Auswärtigen sowie der General-Adjutant des Königs anwesend waren. Abends waren die Mit- Gier der österreihischen Kolonie zu einem Festbanket ver- einigt.

_Wie aus Budapest berihtet wird, veranstaltete der Minister-Präsident Graf Szapary aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers ein Festmahl, an welchem die Minister, andere hohe Staatswürdenträger, die Generalität, die Spitzen der Geistlichkeit und der Behörden theilnahmen. Graf Szapary brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser aus, in welhem er hervorhob, daß im nähsten Jahre ein Vierteljahrhundert verflossen sei, seit der Kaiser als König von Ungarn mit der O E gekrönt wurde. Alle Anwesenden könnten Zeugniß ablegen von dem Fortschritt, welchen Ungarn während dieser Zeit gemaht. Ungarn ver- danke diesen Fortschritt seinem König, welcher der getreueste Wächter der Verfassung Ungarns sei.

In der gestrigen Sißung des ungarishen Ober- hau} es brachte der Präsident dem Hause die Mittheilung des Kultus-Ministers zur Kenntniß, wonach Julius Firczak zum Bischof von Munkacs ernannt wurde. Jm Unter- hause wurde die Vorlage bezüglih der rumänischen Eisenbahnanshlüsse in dritter Lesung angenommen.

Aus Prag wird der „Köln, Ztg.“ über eine kleine De- monstration russischer Ausstellungsbesuher Folgendes telegraphisch berihtet : Der Führer der Ausstellungsgäste aus Kiew Namens Petr, Bruder eines Prager Orgelbauers, der russischer Unterthan geworden ist, hatte sih am Sonntag, nach- dem auf der Orgel in der Ausstellung dieösterreichishe Volkshymne E worden war, zur Orgel herangedrängt und die russische

olfkshymne gespielt, was zu einer Kundgebung Anlaß gab. Petr wurde gestern vor die Polizei geladen und befragt, wie er sein M mit den Pflichten als Gast in einem Fombn Staate vereinbaren zu können glaube, Er erwiderte „darauf,

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daß er, um weiteren Erörterungen aus dem Wege zu gehen, heute abreisen werde. 2 Die Finanz: Direktion in Gospitsch hatte, wie „W. T. B.“ aus Agram meldet, aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers die ungarische Fahne aufgehißt. Der Gemeinde- rath verlangte die Entfernung der Fahne; der Bezirksvorstand theilte der Gespanschaft das Verlangen der Bürgerschaft mit.

Großbritannien und Frland.

Das französishe Geshwader traf laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Abend zwischen neun und zehn Uhr in Dungeneß Point ein und seßte alsbald die Fahrt nah Spithead fort.

Die Londoner Zeitungen begrüßen die Ankunft des französishen Geschwaders mit sympathishen Artikeln. Die „Times“ sagt, in den politishen Verhältnissen werde der Besuch nichts ändern ; die nähste Zeit werde beweisen, daß alle an den Besuch des Kaisers Wilhelm in England und des französischen Geschwaders in Kronstadt geknüpften Annahmen und Spekulationen völlig unzutreffend seien. Die Politik der Großmächte beruhe auf einem einzigen Prinzip, demjenigen dauernder Fnteressengemeinschaft.

Die Stadt Portsmouth mat, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, große Anstrengungen für die französischen Gäste. Der Bürgermeister Sir William Pink forderte die Einwohner zum Shmuck der Straßen und zur Beleuchtung der Häuser auf und ließ einen großen Triumphbogen er- rihten. Er empfängt die französishen Matrosen am 24. auf einem Festbankett, bei welhem Roastbeef und Plumpudding gereiht werden. Den Parlamentsmitgliedern und Journalisten sind Sonderdampfer zur Verfügung gestellt worden. Die französische Regierung sendet zum Gebrauch des Botschafters Waddington den Dampfer „Elan“ nach England.

_ Der chilenische Kreuzer „Presidente Errazuriz“ ist von St. Vincent, nahdem es ihm gelungen war, Heizer zu erlangen, nah Montevideo in See gegangen.

Frankreich.

Paris, 18. August. Präsident Carnot. kam heute Nachmittag nach Paris, um dem König von Serbien einen Besuch abzustatten. Der Präsident verlieh dem König das Großkreuz der Ehrenlegion, der König dem Präsidenten Carnot das Großkreuz des Weißen Adler: Ordens. König Alexander empfing heute den österreihishen Geschäfts3- träger Grafen Zichy in Privat-Audienz.

Das englische Geshwader ist heute Nahmittàg auf der Rhede von Villefranche eingetroffen. Nachdem Salute gewechselt waren, begab sich Admiral Duperré an Bord der „Victoria“, um dem englischen Admiral einen Besu abzustatten. :

__ Wie dem Wolff’shen Bureau telegraphisch gemeldet wird, hätten die Vertreter des Auslandes in Peking in An- betraht der gegenwärtigen Lage und bei dem Mangel an gutem Willen Seitens der cinesishen Regierung die Noth- wendigkeit in Erwägung gezogen, daß die europäischen Mächte sich darüber einigten, einen energisheren Druck auf den Tsungli-Yamen auszuüben.

Jn einer Pariser Correspondenz der „Köln. Ztg.“ vom 17. d. M. wird darauf hingewiesen, daß die Pariser Blätter jeßt mit Vorliebe die Macht Deutschlands als im steten Niedergange befindli schildern. Eine ganze Reihe von Blättern bringen lange Artikel, in denen sie ausführen, daß Deutschlands Stern in shhnellem und entschiedenem Niedergange begriffen sei. Die seit Kronstadt glänzend aufsteigende Sonne Frankreihs werde nit verfehlen, in allerkürzester Zeit auf die anderen Völker eine gewaltige Anziehungsfraft auszuüben, und nicht lange werde es dauern, bis Deutschland genau dieselbe vereinsamte Stellung einnehmen werde, zu der bisher Frankreih ver- urtheilt gewesen. Es werde das nah dem natürlichen

Gesetze gesehen, daß die Menge immer zu den Mächtigen

halte und dem Erfolg nachlaufe,

Die Absicht der Boulangisten, sich in der Versammlung am Montag mißbilligend über den Besuch der französischen Flotte in Portsmouth auszusprechen (vgl. die gestrige Nr..193- d. Bl.), hat Boulanger selbst veranlaßt, seine abweichende Meinung in folgendem, von der „Mgdb. Ztg.“ mitgetheilten Telegramm kund zu thun:

Auf die Nachricht, daß das Meeting von Montag Abend gegen England als boulangistishe Kundgebung hingestellt wird, erkläre ih meine Mißbilligung dieses Afts, den ich für unpolitish halte, und wünsche, daß mein Name nicht darein gemengt -werde. Ich bin für die russishe Allianz, meine aber, Frankreich dürfe die anderen Na- tionen nit ohne Grund verlegen. Im Gegentheil bin ih der An- S müsse nah Sympathie und Achtung aller Völker raten.

Nuß:land und BVolen.

Die Kaiserliche Familie is gestern mit dem zurück- gekehrten Großfürsten-Thronfolger von St. Petersburg nah Peterhof übergesiedelt. Am Bahnhofe überreichte eine Deputation der Einwohner Peterhofs dem Großfürsten-Thron- folger Brot und Salz.

Anläßlich des Schlusses der Manöver fand, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Kraßnoje-Sselo ein Me statt, an welhem außer den Kaiserlichen

ajestäten auh die Königin von Gricchenland, sowie die Großfürstea und Großfürstinnen theil: nahmen. Der Kaiser hatte zur Feier des Geburts- tages des Kaisers Franz Joseph österreihishe Orden angelegt, ebenso die übrigen Jnhaber solcher Orden. Bei dem Duero brachte der Kaiser Alexander die Gesundheit des

aisers Franz Joseph aus, ot die Musik die österreichische Nationalhymne spielte.

Laut telegraphisher Nachriht der „Daily News“ aus Odessa beträgt die Zahl der ausländischen Juden, denen Ausweisungsbefehle zugegangen und welhe der Mehr- zahl nah Grundbesißer sind, ca. 5000.

Jtalien.

König Humbert trifft, wie man der M. „Allg. Ztg.“ schreibt, am 23. August Morgens in Mondovi ein, besucht zunächst den Breo genannten Stadttheil und fährt sodann mittelst Drahtseilbahn nach dem ältesten, hoh gelegenen

Stadttheil, Mondovi Piazza, woselbst er die kirhlihen Be-

hörden und die Verwaltung des Santuario empfängt. Er übernatet im Santuario in denselben Zimmern, wo seine Mutter Maria Adelaide gewohnt hat. Am folgenden Tage findet die Enthüllung des Denkmals ür König Karl Emanuel T. auf dem großen laße des Santuario statt und am selben Tage die Revue über die Alpentruppen. Von Mondovi reist der König entweder nah Moncalieri und Turin oder nach Sant’ Anna

begehen,

: Valdieri und von da zur Gemsjagd auf dem Valaztco. Jn Lee Gefolge des Königs werden sih außer dem Margese di RNudini und dem Kriegs-Minister Pelloux General Pallavicini, Ce ore a Nate, Dr. Saglione und der Privat- ekretäc Saverio Nurisio befinden. : O y Der Minister-Präsident Marchese di Rudini wird nit, wie einzelne Blätter zu melden wußten, einen längeren Urlaub nehmen und si in der Führung der auswärtigen Angelegen- heiten dur einen Kollegen vertreten lassen, sondern Rom ledigli auf zwei oder drei Tage verlassen, um, wie oben mitgetheilt, den König zur Enthüllung des Denkmals für Karl Emanuel I. nach Mondovi zu begleiten. Die zur Berathung der Dezen- tralisationsfrage eingesezte Kommission hat ihre Arbeiten noch nit beendet, da die Nothwendigkeit, die zahlreichen auf diese wichtige Angelegenheit bezüglichen Geseßze und Verord- nungen zu studiren, viel Zeit erfordert; gleihwohl hofft die Regierung, die Kommission werde ihren Bericht noch vor dem Wiederzusammentritt des Parlaments erstatten können. Der Generalberiht der afrikanishen Untersuchun gs- fommission wird voraussihtlich im Oktober zur Vorlage gelangen können. Aus Neapel wird gemeldet : Der Disziplinargerihtshof zur Verhandlung über das Ver- halten des Obersten Piano und des Hauptmanns de Martino, welhe wegen ecigenmäctiger Transaktionen mit den Häupt- lingen im Hinterlande von Massovah zur Verantwortung ge- zogen sind, hat am 15. d. M. getagt ; den Vorsiß führte General Ottolenghi, Beisißer waren die Obersten Ferrero Gola, Canta- messa und Paris, Berichterstatter war Oberst Oddone. Das Ergebniß der Verhandlung wird geheim gehalten, doch wollen die Blätter wissen, die Angeklagten seien freigesprochen worden. Am 15, d. M. Morgens ist in Rom der Senator Pietro A General: Jnspektor der Antiquitäten und shönen Künste,

estorben.

M Crispi ist am Dienstag früh, von Genua kommend, in Rom eingetroffen und reiste Nachmittags nah Neapel ab. Die „Riforma“ stellt auf das Bestimmteste in Abrede, daß C auf seiner Reise Zeitungsberichterstatter empfangen habe.

Griechenland.

Athen, 18. August. Dem heutigen Festgottesdienst in der Patronatskirche im Piräus anläßlih des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich und dem Empfange bei dem österreichish- ungarischen Vertreter wohnte au der deutsche Geschäftsträger bei.

Bulgarien.

Sofia, 19. August. Anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers von Oesterreih empfing der österreichisch- ungarische Vertreter Burian heute, dem „W. T. B.“ zufolge, den Besuch des General:Sekretärs im Ministerium des Aeußern Panaïotow und die Mitglieder des diplomatishen Corps.

Schweden und Norwegen.

(F) Christiania, 17. August. Staats - Minister Steen sprach gestern in einer Volksversammlung in Lille- strömmen, die von Jnteressirten sehr zahlreih besjucht war. Der Staats - Minister rekapitulirte das Programm der Liberalen. Er war der Ansicht, daß weder die Reichsakte noch die Verfassung ein Hinderniß seien, daß Norwegen seinen eigenen Minister des Aeußern erhalte; er endete seine Rede mit folgender Aeußerung: „Der Paragraph 1 der Verfassung muß zur Wahrheit werden, niht blos auf dem Papier stehen. Diese t ist ebenso alt wie die Ver- einigung der Reiche. Norwegen hat keine Garantie für eine ordentliche Leitung seiner auswärtigen Angelegenheiten, weder während der vorbereitenden Verhandlungen, noch bei den Ent- scheidungen. Norwegen muß ohne Uebermuth, aber auch ohne Furcht eine solche Garantie fordern.“ :

Die Delegirtenversammlung der norwegishen Absolu- tistengesellshaft in Drontheim nahm nach längerer Verhandlung über die Frage, betreffend die Strafbestimmungen in der norwegischen Bier- und Branntweingeseßgebung, folgende Resolution fast einstimmig an:

„Die Generalversammlung erachtet es für wünschenswerth und leibzeitig mit den Forderungen der Zeit übereinftimmend, daß die trafbestimmungen wegen Uebertretung der Geseße gegen die be-

raushenden Getränke vershärft werden, namentlich in der Richtung, daß Auss\cankgesellschaften, Hotelwirthe, Wirthshausinhaber und Andere dafür vollständig wverantwortlich gemacht werden, was ihre Kunden unter den Wirkungen des Rausches und da Jeder, der sch auf öffentlihen Straßen, Wegen, Eisenbahnen u. dergl. sihtlih berausht zeigt, eine Sünde gegen die Gesellschaft begeht, so muß ein solcher verhaftet werden kônnen ; ferner H die Gesetze wegen Ausschank von Bier und Wein denselben Inhalt erhalten wie die entsprehenden Bestimmungen in dem Seseße wegen Ausshank und Verkauf von Branntwein. Dem Ep tvorltanee wird in dieser Veranlassung anheimgegeben, bei dem etreffenden Regierungsde partemert dabin vorstellig zu werden, daß diese Frage bei der stattfindenden Vorbereitung Behufs einer Revision der genannten Geseße in Eræägung genommen wird,“

Dänemark.

Kopenhagen, 19. August. Der König von Griechen- land ist, wié „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag 10 Uhr hier eingetroffen und von den hier anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie am Bahnhofe empfangen worden.

Kunft und Wissenschaft.

8. Das Bildniß Seiner Majestät des Königs von Safen, das Franz von Lenbach gegenwärtig malt, ist für das städtische Museum in Leipzig bestimmt. Es dürfte aber kaum das einzige Bildniß König Alberts bleiben, nachdem Lenbach einmal seine Vor- bereitungen getroffen hat. ;

Oer Professor der Forstwissenshaften an der Universität zu München, Karl Roth ist laut Meldung des „W. T. B.* am 16, d, M. gestorben.

Unter dem Vorsiß von Sir Douglas Galton und unter zahlreiher Betheiligung fand, wie {on telegraphish gemeldet, am

ontag Vormittag in C oudon die Schlußsißung des hygienischen Kongresses statt. Ehe der Vorsibende zu der Tagesordnung über- an verlieh er, der „A. C.“ zufolge, feiner Genugthuung über den Vi en Erfolg des Kongresses Ausdruck. Es hätten si zu diesem mehr Mitglieder als zu jedem früheren Kongreß eingefunden, und die Vorträge Über dic verschiedenen Zweiae dèr Hygiene und Demographie besäßen einen dauernden Werth, Der Erfolg des Kongresses sei zu einem großen Theil mit eine Folge des gnädigen Patronats Jhrer Majestät der Königin Victoria und des großen, von dem Prinzen von Wales an den Tag gelegten Interesses Seine Kö- niglihe Hoheit habe nicht allein den Kongreß mit einer bewunderungswürdigen Rede eröffnet, sondern sogar einzelne aus- gezcihnete Mitglieder der Königin vorgestellt. Er bedauere, daß die

britishe Nation in physiologischen Fragen binter den Ausländern zurück- stehe. Sie könnte jedo gleihfalls mit Stolz auf einige aus8gezeihnete Leistungen hinweisen, so auf die Wasserleitungen, städtische Kana- lisation, Hospitäler und Ambulanzen Der Vorschlag, in London, Manchester und anderen großen Städten gewisse sanitäre Reformen durchzuführen, verdiene volle Beahtung. Es wäre sehr gut möglich, einem nicht unwesentlihen Theil der Krankheiten durch geeignete Gegenmaßregeln vorzubeugen. Leider stelle sh ein großer Theil der Bevölkerung hierzu sehr glei{gültig. Gesetze besäßen keinen Werth, so [ange das Volk nicht von ihrer Bedeutung überzeugt sei. Der Redner {loß seine Ansprache, indem er den vershiedenen Ausshüssen und Sekretären des Kongresses für ihre anstrengende Thätigkeit volles Lob widerfahren ließ. Die verschiedenen Beschlüsse, welche die Sektionen des hygienischen Kongresses während der Dauer ihrer Sitzungen gefaßt baben, gelangten sodann noch einmal zur Lesung und endgültigen Annahme. Seitens des ständigen Ausschusses lag cin Berit vor, nach welhem es in Hinsicht auf der im Jahre 1893 in Rom stattfindenden inter- nationalen medizinishen Kongreß für nicht rathsam angesehen wurde, in demselben Jahre einen bygienishen Kongreß abzuhalten. Für das Iahr 1894 waren von Budapest und Chicago Einladungen ein- gelaufen, von welch{en die der ersteren Stadt angenommen wurde.

Die „Oldenburger Ztg.“ \{reibt: Dr Friedrih Heine, Oberlebrer an der hiesigen Ober-Realschule, ist zum Kustos an der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt. Wie wir aus sithherer Quelle erfahren, wird Hr. Dr, Heinke in seiner neuen Stellung sofort beurlaubt werden und vorläufig seinen Wobnsiß in Oldenburg beibehalten, um seine Untersuhurgen über die Naturgeschichte des Herings abzuschließen und gleichzeitig Vorarbeiten zu machen für die geplante Gründung einer Biologishen Station auf Helgo- land. Die Hoffnung auf das Zustandekommen eines folchen, für die wissenschaftlihe Meeresforshung und die Förderung der Hochsee- fisherei bedeutsamen Instituts ersheint wohlbegründet. Hr. Dr. Heincke ist zum Direktor desselben in Aussiht genommen. Derselbe arbeitet {on seit einer Reihe von Jahren auf dem Gebiete der Meeresbiologie und gilt als einer der bestcn Kenner der deutschen Meere, namentli der Nordsee, deren Thierwelt er auf mehreren wissenshaftlihen Expeditionen erforsht hat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Griechenland.

Die Königlich ariehis{che Regierung hat über alle Schiffe, welche aus dem Rothen Meere durch den Suez-Kanal ankommen und in Egypten einer Quarantäne nicht unterworfen waren, eine elftägige Quarantäne verhängt.

Diese Quarantäne muß in der auf der Insel Delos ei ngerihteten Anftalt abgehalten werden.

Submisfionen im Auslande.

I. Schweden. Die Kommunal-Verwaltung von Malmö s\chreibt eine Preis- bewerbung für das Projekt eines neuen Hafens aus, Drei Preise von 8000, 5000, 3000 Kronen. Näheres zum Preise von 3 Fr. bei der

afendirektion. N II. Serbien.

11. September. Belgrad. Kriegs - Ministerium: 77500 m Futterstoff. Mustertypen können bei der Verwaltung für Militär- bekleidungen eingesehen werden,

III. Spanien.

1) 5. September. Direccion general del Tesoro publico y Ordenacion general de pagos del Estado, Madrid: Lieferung von 50 000 kg Feinsilber für die Münzstätte; im Ganzen oder in Loosen zu 1000 kg. Kaution 1 9%.

2) 12. September. Direccion general de Correos y Telégrafos: Lieferung von 40 t s{chwefelsaurem Kupfer. Kaution 1516 Pefseten.

Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

Verkehrs-Anstalten,

Bremen, 18. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Straßburg“ ist gestern von Coruña nah dem La Plata weiter gefahren. Der Dampfer „Ohio“ hat gestern Las F passirt. Der Dampfer „Dresden“ ist von Baltimore

eute in Bremerhaven eingetroffen. Der Dampfer „Ne ckar“" ift

gestern von Genua weitergefahren. Der Schnelldampfer „Havel“ hat heute früh, von New-York kommend, Lizard passirt. Der Dampfer „Nürnber g“ ift heute von Adelaide abgefahren. Der Schnelldampfer „Ems“ ift gestern Nachmittag in Nordenbam, der Shnelldampfer „Saal e" gestern Nachmittag in New-York angekommen.

Hamburg, 18. August. (W. T. B.) rg Aeg! nishe Padetfahrt - Aktien - Gesellswaft. Der Post- dampfer „Francia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen, :

London, 18. August. (W. T. B.) Der Union- Dampfer Pretoria * ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.

19. August. (W. T. B.) Der Union- Dampfer „Dane“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen,

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

Der Kammersänger Emil Göte trat gestern als Faust in Gounod's „Margarethe“ auf. Auch hier konnte er den ganzen be- \trickenden Wobhllaut und die Fülle und Kraft seiner Stimme ent- falten, deren er sich jeßt wieder erfreut. Das ausverkaufte Haus dankte ihm dur die wärmsten Beifallsbezeigungen. Neben ihm hatte Frl. Gadsfki als Margarethe einen {weren Stand. Aber wenn auch das Publikum ihr gegenüber in Beifallskundgebungen zurück- haltendec war, so muß ihr doch vom Standpunkt der Kritik entschiedene Anerkennung gezollt werden. Ihre Stimme is niht umfangreich und bedeutend; umsomehr verdient die Kunst und die Sorgfalt Lob, mit der die Dame ihre Stimme zu behandeln weiß. Die Aussprache ist vortrefflich, und Vortrag und Spiel trugen allen gerechten Anforde- rungen Rechnung; \{chlicht und einfa trug sie die ersten Worte „Bin weder Fräulein, noch bin s{ön“ u. st. w., an denen so manche große Künstlerin \cheitert, vor, und am Spinnrade gab sie die ver- schiedenen Stimmungen, welche die Seele der Margarethe durchziehen, mit feinem Verständniß wieder. Auch in den anderen Scenen ent- wickelte sie viel künstlerishes Geshick. Weniger konnte Frl. Clever als Sybel genügen, da sie niht ganz rein sang und eine etwas shwer- fällige Aus), rache hat. Hr. Fricke (Valentin) erfreute dur seine gesunde wobligutende Stimme und durch angemessenes Spiel. Hr. Riechmann (Mephisto) und Fr. Heink (Martha) bewiesen von Neuem ihre tüchtige gesanglihe und shauspielerische Kraft. Auch die Ausstattung der gerade in dieser Hinsicht anspruchsvollen Oper war eine anerkennenswerthe.

Hr. Oscar Blencke wird am 31, d. M. zum leßten Mal im dete, TENDA Ter auftreten, um sodann in den Verband des König- lihen Schauspielhauses überzugehen. Die Direktion des Lessing- Theaters hat dem scheidenden Künstler in Anerkennung der L rigen er- folgreihen Thätigkeit, die er an dieser Bühne entwidelt hat, den Abend seines leßten Auftretens als Abschieds-Benefiz bewilligt und für diese Vorstellung Oscar Blumenthal’s Lustspiel „Der Probe- pfeil* ange ept, in welchem Hr. Blencke als Rittmeister von Deden- roth eine seiner besten humoristischen Tite L darbietet. Vor- merkungen für diesen Abschiedsabend werden |chon jeßt an der Theaterkasse entgegengenommen.

Hr. Francesco d’Andrade wird am Freitag in Gemeinschaft mit seinem Bruder Hrn. Antonio d’Andrade sein Gastspiel im Kroll ’s{hen Theater fortseßen. Das nächste Auftreten des Kammer-

sängers Hrn. Emil Götze ift auf Sonnabend angeseßt, während am Donnerstag in vorzüglicher Beseßung Lorting's „Waffenschmied“ zum leßten Male in diefer Saison zur Aufführung gelangt. Die Hrrn. Riehmann (Stadinger) und Fricke (Graf Liebenau) verabschieden sich an diesem Abend vom Berliner Publikum; Fr. Ernestine Heink giebt darin zum ersten Male in Berlin die Partie der „Irmentraut“.

Die Repertoireposse des Adolph Ernst-Theaters „Unsere Don Juans* ist kürzlich auch in Rotterdam am dortigen Tivoli- Sue in holländisher Sprache unter großem Beifall gegeben worden.

Mannigfaltiges.

__ Das mit der Königli®en Charité verbundene neue Institut für Infektionskrankheiten ist nunmehr, wie bereits in der gestrigen Nummer d. Bl. kurz erwähnt, dem Betriebe übergeben worden. Nachdem in der vorigen Woche von der Spezial-Bau- kommission die sämmtlihen Bauli(keiten eins{hließlich der inneren Ausftattung für abnahmefähig erklätt waren, sind sie von den aus- führenden Baubeamten der Charité-Verwaltung und dem Instituts- Lirektor übergeben worden. Darauf hat eine eingehende Besichtigung des ganzen Instituts durch den Unter-Staatsfekretär im Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten D. von Wey- rauch und die Ministerial-Räthe Althoff, Löwenberg, Naumann und Skrzec;ka stattgefunden.

In der im Hause Charitéstraße 1/ Schumannstraße 22/23 unter- gebrachten wissenschaftlichen Abtheilung wird bereits seit mehreren Wochen eifrig gearbeitet, und auch die Krankenabtheilung ist am Montag Abend zunächst durch Belegurg einer Frauenbaracke in Be- nußung genommen worden. Kurz vorher wurde am Montag Nah- mittag in einer der größten Krankenbaracken , welche zu diesem Zweck mit einem Altar versehen und mit Blattpflanzen ges{chmückt war, ein kurzer Weihegottesdiensstt abgehalten. Es hatten sih dazu der Direktor des Instituts, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. Koh mit seinen Abtheilungs-Vorstebern und Assistenten, der Verwaltungs-Direktor der Königlichen Charité, Geheime Ober- Regierunat-Rath Spinola, die Vorsteher des Märkischen Hauses für KrankenpAege, sowie zahlreihe Diakonissen, Beamte und andere Angestellte der Charité und des neuen Instituts versammelt. Als Geistlicher fungirte der Erste Charité - Prediger Schulze. Die Krankenabtheilung verfügt außer cinem großen Geschäftshause mit Hörsal, den beiden Wohnbaracken für das Wartpersonal, dem Desinfektions- und Sektionshause, einem Eis- hause und zwei Kohlenshuppen im Ganzen über sieben Kranken- baracken mit zusammen 108 Betten Vier von diesen Baracken ent- halten je ahtzehn und drei je zwölf Betten; die lehteren drei sind jedoch durch eine niht durchbrochene Mittelwand in zwei verschiedene Ab- schnitte zu je sechs Betten getheilt; auch befinden sich ir zwei der großen Baracken je zwei Einzelzimmer, sodaß für eine Isolirung verschiedener Krankenkategorien hinreihend gesorgt ist. Besondere Sorgfalt ift auf die Heizung, Lüftung und Beleuchtung mit elektrischem Licht verwendet. Zu Abtkbeilungsvorstehern unter der Oberleitung des Inftituts-Direktors, Geheimen Raths Koch, sind für die wissen- \haftlihe Abtheilung der Stabsarzt und Privatdozent Dr. Richard Pseiffer und für die Krankenabtheilung der außerordentliche Professor an der hiesigen Universität Dr. Ludwig Brieger ernannt worden. Als Assistenten sind berufen bei der wissenschaftlihen Abtheilung der Stabsarzt Professor Dr. Pfuhl und der bisherige Assistent am hygie- nischen Institut Dr. Frosch, bei der Krankenabtheilung der Stabsarzt Dr. Bebring und der Assistenz-Arzt Dr. Johannes Petruschky aus Königsberg i. Pr. Die Krankenwartung is bis auf Weiteres den ien des neuen Märkischen Hauses für Krankenpflege über- ragen.

Wir behalten uns vor, über sonstige Einzelheiten dieses hoch- interessanten Instituts in weiteren Artikeln zu berihten; nur einen Punkt möchten wir heute noch hervorheben. Es ift hier und da die Besorgniß laut geworden, als würden die Patienten, welche sih dem Institut anvertrauen, in ungehöriger Weise zu Versuh8objekten für wissenschaftlihe Forschungen gebrauht werden. Diese Besorgniß ist gänzlich unbegründet, Die bewährten ärztlichen Kräfte, welhe an dem Institut thätig sind, und die Einfügung des Instituts in den Orga- ni8mus des Charité-Krankenhauses bürgen dafür, daß auch bei dem Institut für Infektionskrankheiten die Heilzweccke stets obenan stehen und die Rücksihten der Menschlichkeit niemals außer Acht bleiben werden. E

Mit dem längst geplanten inneren Ausbau der St. Marien- Kirche am Neuen Markt soll, wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, im Mai nächsten Jahres unter Leitung des Bauraths Soenderop vorgeaangen werden. Seitens der Gemeindeorgane ift zu diesem Zweck eine Summe von 200 000 #4 bestimmt worden. Die leßte gründ- lihe Erneuerung erfuhr das Gotteshaus, welhes 1892 gerade auf guf N CI aner nveige Geschichte zurückblickt, durch Schinkel im abre :

Durch einen Sturz von der Höhe der Erxternsteine bei Horn im Lippeschen hat am Sonnabend Ernst Boretius sein Leben ein- gebüßt. Der 66 jährige Mann erlitt beim Sturze eine Gehirn- ershütterunga, welche nach wenigen Stunden seinen Tod herbeiführte. Boretius, welcher eine Reihe von Jahren der Redaktion der „National- Zeitung“ angebörte, war \ch{chon einmal, Anfangs der ahtziger Jahre, bei einem Besuche der Ruinen des alten Karthago durch einen Sturz verunglüdckt.

Mit dem Wiederbeginn der Vorstellungen im Königlichen Opern- hause am heutigen Abend nimmt auch die „Urania“ die telephonische Vebertragung der Oper wieder in ihr Programm auf. Dieses akustishe Experiment is dadurch besonders interessant, daß die Tonquelle sich nicht unmittelbar an decn aufnehmenden Mikro- phonen befindet, wie das beim gewöhnlihen Fern|prehen der Fall ift, daß vielmehr die Tône so, wie sie frei im Bühnenraum erklingen, aufgenommen werden müssen. Troßdem ist, Dank der besonderen Empfindlichkeit der Mikrophone, die Wiedergabe der Töne sowohl nach Stärke wie Klangfarbe eine vorzüglihe. Im Wissenschaft- lihen Theater der „Urania“ wird noch immer „Die Reise von der Erde bis zum Monde“ gegeben.

Morgen Abend 8 Uhr findet im Saale des Brandenburger Hauses, Mohren-Straße 47, die Hauptversammlung des Stolze- \chen Stenographen-Vereins statt. Die Tagesordnung lautet : 1) Vortrag des Parlaments-Stenographen Bäckler über den be- vorstehenden Stenographentag in Berlin; 2) Vereins- angelegenheiten.

Potsdam, 18. August. Am heutigen Jahrestage der Schlacht von St. Privat und Gravelotte legte, wie die „A. R.-C.“ meldet, der Verein ehemaliger Kameraden 1. Garde-Regiments z. F. am Denkmal der Gefallenen im Katharinenholz einen prat- vollen Kranz nieder, desgleichen auch am Denkmal des Obersten von Roeder auf dem Kirchhofe zu Bornstedt. Die Niederlegung erfolgte unter entsprehenden Feierlichkeiten.

Danzig, 17. August. Zum Unglücks8fall beim „Zieten“" berihtet die „Danz. Ztg.*: Gestern Vormittag ift die Leiche des Matrosen Westphal in der Nähe der Westerplatte aufgefisht worden. Es fehlen jeßt noch die Leichen des Kapitän-Lieutenants Ludewig und des Assistenz-Arztes Dr, Prießniy.

Düsseldorf, 17. August. Zu der 32. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure, die gegenwärtig hier tagt, sind, wie die „Köln. Z.“ berichtet, die Mitglieder in großer Zahl, zum Theil mit ihren Damen, \chon gestern und vorgestern eingetroffen. Eine gesellige Vereinigung fand gestern in der Tonhalle statt, wo die städtische Kapelle ein Concert gab, Eine Vorstandésitzung ging der erften

Versammlung voraus; diese wurde von dem Vorsißenden des Vereins