1891 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

der Bildhauer Professor Dr. Johannes Shilling zu Dresden und der Architekt Bruno Sa zu Berlin Entwürfe eingeliefert. Die Entwürfe sind auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers im Lichthofe des Zeughauses auf- gestellt und dort der Besichtigurg zugänglich. :

Der K. und K. österreihish ungarische Botschafter amhiefigen Allerhöchsten Hofe Graf Széhényi hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten mehrmonatigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin ist der Legations- Rath Dr. S chießl Ritter von Perstorff mit der interimisti- schen Leitung der Botschaftsgeschäfte betraut.

Der General-Lieutenant Sall bach, General-Jnspecteur der Fuß- Artillerie, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

Bayern.

München, 22. August. Gestern Nachmittag von 2 bis 41/2 Uhr fand eine Plenarsizung der Delegirten zu den Handelsvertragsverhandlungen statt, in welcher die erste Lesung eines Vertragsertwurss begonnen wurde. Der „Allg. Ztg.“ zufolge soll zunächst versucht werden, über die wihtigsten Fragen eine Einigung zu erzielen; die minder wichtigen Punkte würden erst bei der zweiten Lesung erörtert werden. Zur Beschleunigung der Verhandlungen sind auch für die Sonntage Sitzungen in Aussiht genommen.

Sachsen.

Dresden, 20. August. Seine Majestät der König wird sich der „Lpz. Ztg.“ zufolge am Dizenitag, 1. September, Abends nach Wien begeben, um der Einladung Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef zu den österreichischen Ma- növern zu folaen. Jhre Majestät die Königin reist Sonntag, den 30. d. M., nah dem Nordseebade Blankenberghe.

Meckienburg-Schwerin.

Schwerin, 21. August. Das heutige Bulletin lautet:

„Bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog hat die Besserung leichte Fortschritte gemacht. Ansälle von Athem- noth sind niht mehr aufgetreten. Appetit hat sih gehoben. Schlaf bis gegen Morgen ungestört, dann unruhig. Kräfte- zustand und Lähmungen noch unverändert.

Müller. Martius. Sch{chmick.“

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 21. August. Der Landtag des Herzogthums Coburg ift, der „K. Ztg.“ zufolge, auf den 1. September ein- berufen. Unter den Vorlagen befindet s|ch auch die bekannte Thealterforderung.

Elsaß-Lothringen.

Ueber den Aufenthalt Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden im Reichslande wird der „Karlsr. Ztg.“ berihtet: Seine Königlihe Hoheit traf am 18, August, Abends 11 Uhr, in Met ein und wurde am Bahnhof empfangen von dem kommandirenden General, dem Gouverneur, dem Kommandanten und deren Stäben, sowie von dem Bezirks-Präsidenten und dem Polizei-Direktor. Begleitet von dem kommandirenden General, begab \ich der Großherzog zum Hôtel de l’Europe, Höchstseinem gewöhnlihen Absteigequartier. Am 19. August früh fuhr Seine Königlihe Hoheit, von dem kommandirenden General begleitet, zu den Vertheidigungearbeiten in und bei dem Fort Goeben und ritt dann die Angriffslinie entlang. Gegen 1 Uhr war Höwhstderselbe heimgekehrt und um 2 Uhr folgte der Großherzog einer Einladung des Bezirks-Präsidenten, b 4 von Hammerstein, zum Diner. Von 4 Uhr an besuchte Seine Königliche Hoheit die Forts Friedrih Karl, Manstein und Alvensleben mit dem kommandirenden General, während Höchstderselbe Nachmittags das Fort Steinmeyz mit seinen Kasernements besichligte. Abends 8 Uhr fand großer Zapfen- streih der sämmtlichen Militärmusiken de: Besaßung vor der Wohnung des Großherzogs statt; die Stabschess waren zu einem größeren Souper bei Höchstdemselben vereinigt. Am 20. August, früh 7 Uhr, fand auf dem Exerzierplaß bei

rescati eine große Garnijonsübung statt, an welcher die ganze Besaßung theilnahm. Am Schluß derselben fand ein Vorbeimarsh vorSeiner Königlichen Hoheit statt, bei welhem der fommandirende General, Graf Haeseler, die Besaßung selbst vorführte. Darnah fand an dem Fort Prinz August von Württemberg eine Escala- dirungs:Uebung statt. Um 12 Uhr zurückgekehrt, empfing der Großherzog noh verschiedene Personen und machte von 4 Uhr an Besuche. Abends 6 Uhr folgte Höchstderselbe einer Ein- ladung des kommandirenden Generals zum Diner.

Am Freitag, 21. August, Abends 6 Uhr, traf der Großherzog laut Meldung des „W. T. B.“ in Straß- burg ein. Um 61/2 Uhr begab sich Seine Königliche Hoheit in die Gewerblihe Majschinen-Auéstellung und ver- weilte dort 11/2 Stunden. Hierauf nahm der Großherzog an dem Festmahl im Offizierkasino Theil. Am Abend war zu Ehren Höchstdesselben großer Zapfenstreih. Heute Vor- mittag ist Parade des 126. Württembergischen Regiments, dessen Chef der Großherzog ist.

Deutsche Kolonien.

Die „Westdeutshe Ztg.“ meldet die Ermordung zweier rheinisher Missionäre, W. Scheidt und F. Bösch, in Kaiser-Wilhelmsland auf Neu - Guinea. Nähere Angaben über den Hergang fehlen noch; höchstwahrscheinlih sind die Misfionäre, wie das genannte Blatt meint, bei der Errihtung einer neuen Missionsstation von den Eingeborenen überfallen wozden.

Oesterreih-Ungarnu.

Wien, 22. August. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Gebührenbefreiung sür den Erwerb eines Palais für die russishe Botschaft.

_ Ein Telegramm der „N. Pr. Ztg.“ berichtet, der Polize i- Direktor von Triest sei am 19. d. M. ermordet vorge- funden worden; er habe am Tage zuvor, am Geburtstage des Kaisers von Oesterreih, mehrere irredentistische Demon- stranten verhaften ar ies man bringe den Mord mit diesen Verhaftungen in Zu apenarzaug

Aus Prag wird gemeldet, daß der französishe Kardinal Lavigerie, der Präsident - des französischen Bundes zur Unterdrückung des Sklavenhandels in Afrika, am Donnerstag in

Prag angelangt ist und mit seinem Sekretär die Ausstellung CENSELIOE: Einer Mittheilung der Zeitung „Narodni Listy“ zufolge soll der russishe General Jgnatiew vor einigen Tagen in

Prag eingetroffen sein und im Hotel Monopol im strengsten Ps gewohnt haben ; erst nah seiner Abreise sei sein

esu bekannt geworden.

Der „Presse“ {reibt man aus Budapest: Die Minister werden sich in diesem Jahre gar keine Ferien gönnen können, da jeßt einerseits die Zusammenstellun des nähstjährigen Budget - Voranschlages in Angriff aen wird, andererseits zahlreihe durch die ununter-

rochenen Sißungen des Abgeordnetenhauses verzögerte

Ressortarbeiten zu erledigen sind. Minister-Präsident Graf Szapary wird sich in der nähsten Woche nur auf kurze Zeit nah Taskony begeben und vom 9. September ab den Kaiser nah Galgocz, Besztercze und Temesvar begleiten. Auch Honved: Minister Baron Ae bea eo wird sih bei den Ma- növern in Ungarn im Gefolge des Kaisers befinden. Nur Justiz-Minister Szilagyi hat die Absicht, auf zwei bis drei Wochen ein Bad aufzusuchen.

Großbritannien und Jrland.

Ueber die Fesilihkeiten zu Ehren des französischen Geschwaders wird dem „W. T. B.“ aus Portsmouth berichtet: Gestern (Freitag) Nachmittag 3 Uhr 20 Minuten begab sih die Königin in Begleitung der Prinzessinnen Louise und Beatrice, des Herzogs von Connaught und des Prinzen George von Wales an Bord der Königlichen Yacht, um über die vereinigten Geshwader Revue abzuhalten. Die Révue begann um 3 Uhr 35 Minuten. Die König- lihe Yacht wurde bei der DurWhfahrt zwishen den in Reihen aufgestellten Geshwaderschiffen von jedem einzelnen der- selben . mit Salutshüssen, Hurrahrufen und Musik begrüßt. Admiral Gervais fktehite um 61/4 Uhr an Bord des „Marengo“ zurück. Die Revue, welche bis 6 Uhr 395 Minuten dauerte, wurde von dem schönsten Wetter begünstigt. Abends 8 Uhr gab der Admiral Lord Clan- william im Admiralitätsgebäude den höheren Offizieren des französishen Geshwaders ein Bankett, bei welchem Admiral Gervais den Ehrenplaß einnahm. Den übrigen französishen Flotten-Offizieren gaben die englishen Marine- Offiziere ein Festmahl in dec Marineshule. Um 11 Uhr war groß:r Ball im Stadthause zu Ehren der fran- zösischen Gäste. Die Stadt war festlich beflaggt und an vielen Stellen illuminirt; auch die Kriegsschiffe waren glänzend erleuchtet.

Die Königin wird der „A. C.“ zufolge am nächsten Montag in Begleitung der Prinzessin Beatrice von der Insel Wight die Reise nah Schottland antreten und am Qensag Nachmittag voraus sihtlich in Schloß Balmoral ein- reffen.

__ Aus Simla erfährt das „R. B.“, die britishe Re- gierung habe Betreffs Manipur ein Manifest erlassen, wonach die Königin von dem Recht, das Land zu annektiren, keinen Gebrauch mache und tem Vize König überlasse, einen Gouverneur aus den Einaeborenen des Landes zu ernennen.

Zu der russishen Expedition nah dem Hochlande von Pamix bemerkt die „Morning Post“:

„Die russishe Expedition, welche soeben ihren Einzug in Pamir gehalten, \{heint nah den bierher gelangten Depeschen für den fried- lihen Zweck einer geographischen Aufnahme des Landes eine recht bedeutende Streitmacht zu sein. Es heißt, daß sie aus 600 Kosacken und Infanterie besteht und außerdem über zwei Berg- geschütze verfügt. Es leuchtet nit ein, weshalb eine so bedeutende Machtentfaltung nothwendig war, da die Stämme in dea Distrikten des Pamir-Hochlandes, wenn auch roh und geseßlos, den früberen, ziemlich häufigen russischen Forschungs8expeditionen bisher nie Widerstand entgegengeseßt haben. Es liegen jedoch noch gewihtigere Gründe vor, meshalb die Engländer das Vordringen der Russen in diesem Theil Central - Asiens sorgfältig verfolgen sollten. Das Hochlard von Pamir erstreckt \sich von den Grenzen eines jeßt russishen Gebietes bis zum Hindu Kus{, d. h. bis an die Grenzen British-Indiens, und der Weg über die Pamirberge würde den fürzesten ausführbaren Weg von Sibirien und Osftturkestan na dec indischen Provinz Casckmir darstellen. Es bleibt abzuwarten, ob die Russen dur die Eatserdung einec \o bedeutenden Matt nah Pamir weitere Zwecke verfolgen oder nicht.“

Frankreich.

Die Nachrichten der Pariser Blätter über den Empfang der französishen Flotte in Portsmouth zeichnen sih, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wicd, durch eine auf- fallende Ruhe uad Nüchternheit aus. Man rühme den sym- pathishen Empfang und namentlih die große persönliche Liebenswürdigkeit der Königin; die ganze Berichterstattung weise aber darauf hin, daß eigentli wenig zu berichten sei.

Jezt hat au ein Pariser Blatt, die „Estafette“, offen Stellung gegen die berüchtigten Agenturen genommen, die ununtecbrohen die Pariser Presse mit lügenhasten Be- rihten über Vorgänge in Deutschland übershwemmen. Die „Estafette“, die übrigens mit diesem Urtheil allein steht, er- k ärt ein solches Verfahren a‘s eine Schande für die französische

Presse. Rußlaud und Polen.

Der Kaiser hat an den Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, General-Adjutanten, General der Fn- fanterie und Commandeur des St. Petersburger Militär- bezirks, aus Anlaß der neulichen Revuen folgendes Schrei ben

gerichtet : q

Cure Kaiserlihe Hobeit! Indem Sie die sorgfältigste Auf- merksamkeit auf die innere Organisation der Ihnen anvertrauten Truppentheile der Garde und des St. Petereburger Militärbezirks, sowie auf das Leben derselben richten, leiten Sie gleichzeitig unablässig durch Ihre aufgeklärte Anschauung sämmtliche Waffengattungen zu der erwünschten taktishen Vervollkommnung, nehmen selbst nahen Antheil an allen ihren aktiven Uebungen und rufen beständig dur verbessertes Ver- fahren in der theoretishen und Felddienst-Ausbildung sowohl bei den Truppen-Chefs, als auch bei den jüngeren Offizieren thatsäcliche Liebe für das Militärwesen und militärishe Bildung hervor. Die von den Truppen erreibten Ecfo!ge rechtfertigen Ihre fruhtbringenden und von Mir berzlih cewürdigten Bemühungen. Der in jegliber Be- ziehung aus ¡ezeichnete Zustand der Truppen, in welhem sie sib Mir bei den stattgehabten Revuen und Uebungen präsentirten, der Muth und die Ausdauer der Mannschaften, welche ihre volle Bravour be- wiesen, geben Mir neuecdings Gelegenheit, Eurer Kaiserlichen Hobeit Meine tiefe, herzliche Erkenntlichkeit zu äußern. Ih verbleibe immerdar Ihr unabänderlid wohlgeneigter Sie herziih liebender Bruder Alexander“. Krassnoje Sselo, den 5. August 1891,

An Stelle des abberufenen Militär-Attachés der türkischen Botschaft in St. Petersburg, Oberst: Lieutenants vom General- stabe Ahmed Fevsi Bey, ist der Oberst-Lieutenant S ci- foullah-Bey ernannt und wird bald auf seinen Posten ein- treffen. Achmed Fevsi Bey ist, der „St. Pet. Ztg.“ zufolge, zum außerordentlihen Gesandten und bevollmächtigten

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Minister der Türkei in Cetinje ernannt und hat vor einigen Tagen Konstantinopel verlassen, um \ih auf seinen Sein Postea zu begeben. J

__ Der „Grashd.“ I ELE b:im Domänen-Ministe- rium eine besondere Fnstitution Zwecks Förderung der Landwirthschaft in wissenschaftliher wie praktisher Hin- sicht ins Leben gerufen werden joll.

Jn Sache1 dzr g'planten allgemeinen russishen Jn- dustrie- und landwirthshaftlihen Ausstellung wird dem „R. W.“ geschrieben, daß an den Reichsrath in nächster Zeit eine Vorstellung, betreffend die Veranstaltung einer solchen Ausstellung im Jahre 1893, gelangen werde. Die Ausstellung werde in Moskau projektirt. Gleichzeitig soll als Regel aufgestllt werden, landwirthschaftlihe Aus- stellungen alle zehn Jahre und nur in Moskau zu veranstalten, das zu allen Rayons des Reichs ein-. centrale Lage einnimmt. Was Gebiets: Ausstellungen betrifft, so können solche alle fünf Jahre veranstaltet werden, mit Ausnahme von Spezial-Aus- stellungen, die auch in kürzeren Zwischenräumen eröffnet werden könnn, -jedoh jedes Mal mit besonderer Genehmigung des Ministers der Reih3domänen.

Jn Saten der Volksverpflegung erfährt die „Now. Wr.“, daß dieser Tage eine allgemeine Subskription zum Besten der nothleidenden Bevölkerung eröffnet werden soll.

Seit Eröffnung der Bauernbank vom 23. April 1883. sind bis zum 1. Januar 1891 von derselben 56 140 438 Rbi. 60 Kop. als Darlehen ertheilt worden. Unter Zuhülfenahme dieser Darlehen und für 12581 781 Rbl. 91 Kop. eigenes Kapital sind Seitens 225 485 Bauern 1 579 391 Deßjätinen (1 Deßjätine ist etwas mchr als 1 ba, genau 109,25 a) Land erworben worden. Die größten Lzndmengen find gekauft in den Gouvernementk& Jekaterinoslaw (159 468 Deßj.), Smolensk (137 462 Defßj.), Poltawa (90 880 Deßj.), Donisches Gebiet (68 865 Deßzj.). Der Durchschnittspreis der Deßjätinen beläuft sich auf 44 Rbl., von denen 35 die Bank darlieh. Der höchste Preis pro Deßjätine wurde gezahlt in den Gouvernements Kielce(237RbL.), Ljublin (123 Rbl.), Bessarabien (116 Rbl.), Poltawa (104 Rbl.), der niedrigste in den Gouvernements Nowgorod (9 Rbl.), Orenburg (13 Rbl.), St. Petersburg (17 Rbl.). Die Thätigkeit der Bank steigt oder hält sich wenigstens in den früheren Grenzen in den Gouvernements des Nord-, Nordwest- und Südwest-Rayons ;. in den übrigen Rayons ift sie bedeutend zurückgegangen ; in den Gouvernements Wladimir, Jelissawetpol, Stawropol is in leyter Zeit kein einziges Da:lehn ertheilt worden. j

Ftalien.

Der König ist in Bezleitung des Grafen von Turin und des Kriegs-Ministers gestern früh, von Turin kommend, in Perero bei Pinerolo eingetroffen und von der Bevölke- rung warm begrüßt worden. Der König wohnte den Uebungen von sieben Bataillonen Alpentruppen und drei Gebirgsbatterien in der Nähe von Perero bei, traf gegen Mittag wieder in Perero ein und beabsichtigte Abends nach Turin zurückzureisen. Der Minister-Präsident Marchese di Rudini ist gestern von Rom nah Piemont abgereist, um, wie schon gemeldet, mit dem König der morgen, Sonntag, stattfindenden Enthüllung des Denkmals für den König Karl Emanuel und der Revue der Alpentruppen in Mondovi beizuwohnen.

Schweiz.

Die Cassationsbeshwerde gegen das Urtheil der eid- genössishen Geshworenen in Sachen des Tej)siner Auf- standes wird der „N. Zür. Ztg.“ zufolge am 10. September e Verhandlung vor die Rekurskammer des Bundesgerichts gelangen.

Türkei.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kon- stantinopel ermächtigte die Pforte den Gouverneur von Salonichi, dem dortigea italienischen Konsul die zur Befreiung des Bahnmeisters Solini erforderlihzn 2000 Lire Türk. zu übergeben und ihn bei der Zahlung des Löse- geldes thatkräftig zu unterstüßen.

Griechenland.

Die von den Jonishen Jnseln geflüchteten Juden kehren, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Athen gemeldet wird, jeßt dorthin wieder zurück. Jn Zante haben zahlre‘che zurück- gekehrte Flüchtlinge ihre frühere Beschäftigung wieder auf- genommen ; ferner brachte dieser Tage ein dänischer Dampfer 59 jüdishe Familien nah dem Piräus, die insgesammt nah Korfu zurückehren.

Montenegro.

Cetinje, 21. August.

Muselman wurde in der Umgebung von Dulcigno von

Malissoren ermordet. Ja Folge eines von der monte-

Regen Regierung erhobenen Protestes beaab sih, wie

„W. T. B.“ meldet, ein Vertreter der Pforte nah Scutari, um den Thatbestand aufzunehmen.

Schweden und Norwegen.

(F) Christiania, 19. August. Nach der offiziellen. Statistik Norwegens über das Telegraphenwesen im Jahre 1890 wurden 1462324 Telegramme befördert oder 81289 mehr als im Jahre zuvor. Die inländische Correspon- denz vermehrte sich um 60426 und die ausländishe um 20863 Telegramme; mit Schweden und dem Auslande wurden im Ganzen 523 926 Telegramme gewechselt. Mit Groß- britannien und Jrland steht Norwegen in lebhastester tele- graphisher Verbindung, denn es kamen von dort und gingen dahin 197 179 Telegramme; dann folgt Deutschland mit 101 270, Schweden mit 70983, Dänemark mit 35 593 und Frankrei mit 28 839 Telegrammen. Angestellt waren 362 Be- amte und 163 Boten. Die Einnahmen betrugen 1095520 Kronen gegen 1 044026 Kronen im Jahre 1890, was eine Mehreinnahme von 51 494 Kronen darstellt. Die Länge der Telegraphenlinien beträgt 7585 km, davon find 379 km Kabel.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 20. August, Da der König und die.

Königin der Prinzessin von Wales entgegenzusegeln edenken, wird die Residenz erst am Sonnabend nah Schloß redensborg verlegt werden.

Zufolge Bestimmung des Kriegs - Ministeriums

werden, wie die „Nat.-Tid.“ berichtet, so viele Gemeine des Jahrganges 1890/91 von jeßt ab bis zum 2. September d. J- beurlaubt werd.n, daß der Dienst mit der übrigen Männ- \ bestritten werden kann. Dadurch wird die Landwirth- schast einen Theil Arbeitskraft zur Verfügung erhalten, um

Ein montenegrinischer

ente einbringen zu können. Ein Hinausschieben der Ein- tba bis zum 2. September wird dagegen nicht mögli sein. Da die beabsichtigten Kantonnementsübungen auf Fünen in der zweiten Hälfte des September abgehalten wer- den, muß die einberufene Mannshaft einige Feil vorher ein- treten, um das Gelernte vor Deginn der Manöver aufzu- frishen, was um so nothwendiger ist, als mehrere Ab- theilungen mit dem neuen illimeter-Gewehr versehen werden sollen , das den beurlaubt gewesenen Dienstpflichtigen unbekannt ist. 20 Rin bacèn, 21. August. Der König, empfing dem W. T. B.“ zufolge, heute den französishen Gesandten Grafen d’Au nay, welcher ein eigenhändiges Schreiben des Präsidenten Carnot sowie das Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion für den MIEA Christian, ältesten Sohn inzen, überrelMile. : E : / N o riega-Minister beorderte die M ilitärbädckerei, v2rsuhsweise große Weizenbrode zu backen. Der Minister beabsichtigt für den Fall, daß das Ergebniß ein günstiges ist und solange die Roggenpreise bener find als die Weizenpreise, Weizenbrode statt der bisherigen ggenbrode zur Verpflegung der Armee zu verwenden.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Nah einem Telegramm der „Times“ aus Philadelphia hat die republikanische. Konvention von Pennsylvania den Antrag, Blaine als Präsidentschastskandidaten aufzustellen, fallen gelafsen.

Jn Baltimore is, wie „R, B.“ u. d. 20, August meldet, 50 mit dem hamburgisch - amerikanishen Dampfer „Slavonia“ hier eingetroffenen ru} sischen Juden die Lan- dung verweigert worden, weil sie völlig mittellos und ihre Reisekosten gänzlih oder zum Theil aus dem Fonds des Barons Hirsch bestritten worden seien. Die Behörden in Washington scien von dem Fall verständigt worden.

Brasilien. Nah einer der „Pol. Corr.“ aus London

ugehenden Meldung hat die brasilianische Regierung eine Verfügun erlassen, dur die alle Liegens haften, welche der Gräfin d'Eu unter dem Kaijerreih als Mitgift und Erbgut zugewiesen worden waren, sowie die „Palais Leopoldina“ benannte Liegenschaft in Rio de Janeiro, deren Nutgenuß dem früheren Kaiser Dom Pedro zufiel, den Nationaldomänen einverleibt werden.

Chile. Das » eAelen Bureau“ hat von der chileni- schen Regierung nachstehendes Telegramm erhalten: Santiago de Chile, 18. August 1891. Am 15. d. M. entstand hier nit geringe A ufregung in Folge der NaSricht, daß die Rebellen einen Handstreil gegen die ein wenig nördlich von Valparaiso ge- legenen Häfen San Antonio und Quinteros planten. In der Nacht vom 14. zum 15. August durhschnitten die Insurgenten die Tele- graphendrähte und s\prengten einen Theil der Brücken und des Eisenbahngeleises mit Dynamit in die Luft. Der angerichtete Schaden wurde jedoch“ sehr bald von der Regierung wieder ausgebessert, welche Brücken, Eisenbahnen und Telegraphenleitungen unter die Bewacung regulärer Truppen fiellen ließ Die Insurgenten sind bisher noch niht erschienen und der angedrohte Ueberfall hat fi, Dank der vom Präsidenten Balmaceda an den Tag gelegten Energie, als leerer Schrecks{chuß erwiesen. Die neutralen Staaten sind der An- ficht, daß es unmögli sein wird, die Regierung zu stürzen, und {on neigen si viele Mitglieder ‘der revolutionären Partei dieser An“icht zu.

. Die Armee ift vorzüglih disciplinirt und von dem besten Geiste er-

füllt. Am 15. d. M. näherte sich das der Regierung ita Torpedo-Kanonenboot „Almirante Condell“ dem Hafen von Caldera Sofort machten si die Insurgentenschiffe „Cochrane“ und „O'Higgins“ zum Angriff bereit, worauf der „Almirante Condell*“ in westlicher Richtung weiterdampfte. Bald {lossen \ich die gleihfalls zur Kongreß- partei haltenden Kriegs\chiffe „Huascar* und „Cachapool“ der Ver- folgung an. Der „Condell* {lug nun einen anderen Kurs ein und steuerte südli. Er war fast bis nach Carrizal gelangt, als der Kongreßkreuzer „Esmeralda®“ aus dem afen lief und ihm den Rückfzug abzuschneiden sute._ er „Almirante Condell“ wandte si nun, von allen Seiten bedrängt, nah Südwesten, als noch aus dem Hafen von Huasco die beiden Kongreßschiffe „Magellanes* und „A mazonas* berausdampften, um ibm den Weg zu verlegen. Die sieben feindlihen Kriegsschiffe bildeten einen Kreis um den „Almirante Condell*“ und feuerten 80 Schüsse auf ihn ab, ohne ibm jedoch ernstlih zu {haden Es gelang dem „Condell“ vielmehr, glückich davonwukommen, nach- dem er die ganze Insurgentenflotte. der Lächerlichkeit preis- gegeben hatte. Der Commandeur d¿s „Condell“, Kapitän Moraja, ift ein ausgezeihneter Seemann von hohem Muth. Heute, am

d. M, erschien der Insurgentenkreuzer „Esmeralda“ vor Val- paraiso und feuerte, sich sorgfältig aus dem Bereich der Küsten- batterien haltend, 8 Schüsse auf eine kleine Abtheilung Infanterie ab, die auf den Höhen von Concon exerzierte. Die Schüsse richteten keinen Schaden an. Es giebt sih allgemein die Ansicht kund, daß die Rebellen nah dem Süden zu marschiren gedenken, und daß die Armee Balmaceda?’s sie dann völlig vernihten wird.

Asien. China. Dem Londoner „Standard“ wird aus Shanghai vom 21. August gemeldet: Die zwischen der chinesishen Regierung und den Vertretern der europäischen Mächte aus Anlaß der jüngsten Unruhen entstandenen Differenzen scheinen eine befriedigendere Wendung zu nehmen und eine freundshaftlihe Lösung in Aussicht zu

stellen. Afrika.

Madagascar. Aus Tamatave vom 18. August meldet ein Telegramm des „R, B.“: Die Regierung halte an ihrem Entschluß fest und lehne es ab, dem Vertreter der französischen Regierung das Reht zur Ertheilung des Exequaturs an die ausländischen Konsuln einzuräumen. Dex amerikanische Konsul habe in Folge dessen sein bezügliches Gesuch direkt an die Regierung gerichtet.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Geheime Kommerzien-Rath pon Mevissen in Köln hat, wie in der vorgestrigen Sigzung der dortigen Stadtver-

ordneten-Versammlung von dem Ober-Bürgermeister Becker mitgetheilt wurde, sein Amt als Vertreter der Stadt Köln im Herrenhause niedergelegt.

Kunst und Wissenschaft.

Zur Preisbewerbung für ein Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld wird dem „Centr.-Bl. d. Bauv.* bekannt gegeben, daß der Tag der Einreichung der Entwürfe auf den 15. November d. I. verschoben ift,

Von der deutschen Fäheraus stellung in Karlsruhe wird berichtet, daß am 20. d. M. das Urtbeil des Pretsgerichts verkündigt worden ist. Die höchste Aus;eihnung,- den Ehrenpreis Ihrer Königlichen Hobeit der Großherzogin, erhielten nach der ¿Karlsr. Ztg.* Professor K. Eyth in Karlsruhe und der Ciseleur K. Roth müller in München. Ferner erhielten erste Preise im Be- trage von de 400 % DHessenberg u. Cie, Frankfurt a. M.; Hans Koberstein, Berlin; Paul Meyerheim, Berlin. Zweite Preise von je 300 Æ erhielten Hermann Donath, Berlin, und Heinrich Kley, Karlsruhe. Dritte Preise von je 200 G wurden zuerkannt an: Ludwig Dettmann, Charlottenburg, und Eugen - Klimsch, Frank- furt a./M. Ferner kamen zur Vertheilung vierte Preise (je 100 4) an: die Kunststikereisbule des Badischen Frauenvereins in Karlsruhe ; Fr. Meyer-Kageneck, Karlsruhe; Paul Preißler, Dresden; Wilhelm Stöffler, Pforzbeim ; fünfte Preije (je 59 4) an Fr. Karoline Baumann, Straßburg i E ; Frl. Resi Borgmann, Karlsruhe; Otto Clauß, Sneeberg ; Geshwister Th. und H. Engels, Köln a. Rh ; Fr. Marie Krause-Wutsdorff, Berlin; Frl. Therese Laudien, Berlin; Frl. Sophie N Düsseldorf; Frl. Marie Peiler, Berlin; Frl. Helene Zographo,

aden.

In Cardiff eröffnete am Mittwoch die britische Ge- fellschast zur Förderung der Wissenschaften ihre 61. Jahresversammlung. Wenn, schreibt die „Allg. Corr.*, die jährlihe Tagung terselben au niht das wissenshaftlihe Er- eigniß ift, welWes es vor 30, 40 Jahren bildete, fo ist die Fülle der Anregungen, welche die Verhandlungen bilden, doch so groß, daß alle gebildeten Kreise Englands dem Résumé, welches die bedeutendsten Gelehcten über den Stand ihrer Wissenschaft geben, stets mit Spannung entgegensehen. Prien der diesjährigen Versammlung ist der Astronom, Professor

. Huggins, welcher in seiner Eröffnungsrede im Grunde das Werk seines eigenen Lebens beschrieb, nämlich die Fortschritte der pbysikalishen Astronomie, zu welhen er so viel beigetragen. Man köôane die Entwickelung der Astronomie im 19. Jahrhundert, meinte der Vortragende, das wisser\{aftlihe Epos unserer Zeit nennen. Die Entdeckung der Spektralanalyse durch den deutshen Physiker Kirchhof im Jahre 1859 sei epohemachend gewesen. Diese erft habe Licht über die chemishe Natur der Himmelskörper verbreitet. Daß dabei anfängliv manhe CTrugsblüfe mit unter- gelaufen seien, welche spätere Forshung beseitigte, sei natürli wegen der anfänglichen Unvollkommenheit des Spektroskops. Bis jeßt

babe das Letztere noch keinen Aufschluß über das seltsame Spektrum des Nordlichtes ertheilen können. In der leßten Zeit habe man das Nordlicht mit Metcorstaub und Sternshnuppen in Verbindung bringen wollen, was. hinsihtlih der Kometen dur die Untersuchungen Professor H. A. Newton's und Professor Sciaparelli's festgestellt worden sei. Welche außerordentlihen Resultate habe die Photometrie der Sterne ergeben! Der Stern Sirius \trahle 40—60 Mal soviel Licht aus wie unsere Sonne, während er nur doppelt so groß wie die Letztere sei. Dann kam der Vortragende auf die Kant-Laplace’ he Netularbypoihese zu reden. Neuerdings habe Hr. von elmholy die Erhaltung der Sonnenwärme aus der Zu- ammenziehung erklärt, welche in einem Jahre über 220 Fuß betrage. Man wisse übrigens niht genau, ob die Sonne gegenwärtig heißer oder kälter werde. Ein neues gewaltiges Hülfs- mittel habe die Photographie dem Astronomen in die Hand gelegt, welcher jeßt in einem Nu die genaue Stellung von Hunderten von Sternen fixiren könne. Die Photographie verzeichne ferner Licht- wellen, welche das Auge sonst niht zu erkennen vermöge. Auf diese Weise kernte die Entdeckung gemacht werden, daß die Milcstraße an allen Punkten ohne Ausnahme mit Sternen bedeckt sei. Der Vortrag {loß mit einem begeiïterten Epilog zum Ruhm der astronomishen Wissenschaft: „Die Astronomie, die älteste Wissen- \{aft, hat ihre Jugend wiederbekommen. Noch niemals war ihre Zukunft so voller Hoffnungen. Niemals waren ihre Tempel so zahlrei, die Schaar ihrer Verehrer so groß!“ :

In der leßten Sihung der französischen Akademie der Wissenshaften hat, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Paris meldet, deren Sekretär Bertrand mitgetheilt, daß ihm nunmehr das 100000 Franken - Lermächtniß, das Aan Gujzman als Preis für den au83geseßt hat, der die „Verbindung zwischen zwei Sternen“ ermöglihe, zugegangen sei. Er würde die Ab- lehnung der Schenkung befürworten, wenn nicht Frau Guzman die

Klausel hinzugefügt hätte, daß bis zum Gelingen eines folhen Ver-

\uches die Zinsen als Preise für werthvolle astronomische Arbeiten verwandt werden könnten. Unter diesen Umständen glaube er dem Ausschuß, der die Angelegenheit zu prüfen habe, die Annahme des Vermächtnisses empfehlen zu können.

Land- und Forftwirthschaft.

Ernte-Ausfichten.

Das Ernteergebniß an Körnersrüchten im Elsaß, soweit es gegenwärtig zu übersehen ist, erscheint nah der „Straßburger Corr.“ als ein über Erwarten befriedigendes. Die Roggenernte ift ganz, die Weizen- und Gerstenernte nahezu beendet. Uebereinstimmende Be- rihte melden einen derart günstigen Ausfall des Ausdrusches der Winterfrucht, daß der durch dea Winterfrost verursachte Schaden fast ausgeglichen wird. Die noch ausstehenden Berichte aus Lothringen dürften nicht ganz so günstig ausfallea.

Der Märkische Obstbau - Verein (Sektion Branden- burg des deutshen Pomologen-Vereins) wird Ende September dieses Jahres in Berlin einen Obstmarkt veranstalten. Veranlaßt wird dieses Unternehmen dur die Thatsache, daß in der Provinz Brandenburg und in den benachbarten Provinzen sehr viel Obs geerntet wird, welches in Güte dem nah Berlin eingeführten böhmish:n und tiroler Obst mindestens gleihkommt, durch die Unerfahrenheit der Produzenten aber den rihtigen Absay nicht findet und deshalb vielfah als Viehfutter verwendet wird. Auf diese Weise sind die Erträge aus dem Obftbau: häufig so geringe, daß dieser wichtige Zweig der Landwirthschaft oft arg in Mißkredit ge- rathen ist. Dur. den Obstmaikt soll deshalb auch den mit dem Obstverkauf weniger vertrauten Produzenten Meregenhen gegeben werden, ihr Obst an den Markt zu bringen, ohne da ihnen daraus große Kosten erwachsen. Der Märkische bstbau- Verein wird die Einrichtung treffen, daß das Obst nah Proben ver- kauft wird und däß die Verkäufer nur von der wirklich erzielten Kaufsumme einen gewissen Prozentsaß pa Deckung der Kosten des Marktes zu zahlen baben. Als Garantiefonds zur Deckung der Kosten hat außer dem Märkischen Obstbau: Verein auch der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preußischen Staaten 800 4 bewilligt.

Troy des anhaltenden Regens tritt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Münthen die Nonnenraupe jet auch in den Alpenbergwäldern bei Aibling, am Wendelstein, am Tegernsee und am Starnbergersee verheerend auf.

Gesundheitswes\ ierkraukheiten und Absperrungs- esundhe Mwesew Mo De

Egypten. Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 7. August 1891 beschlofsen, die gegen die Ankünste von der Küste von Afsyr (Arabien) angeordneten Destquarantanemaßrenes aufzuheben. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 89 vom 15. A ril 1891.) Das während der Febr der Pilger aus Mekka für die Provenienzen der arabischen Häfen des Rothen Meeres maßgebende Cholera- Quarantäne-Reglement bleibt in Kraft.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 21. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Leipzig“ ist heute von Antwerpen, der

Schnelldawpfer „Werra“ gestern Nachmittag von Southampton

abgegangen. Der Dampfer „Frankfurt“ ist geftern in Rio de Janeiro angekommen. Der mpier „Berlin“ ift gestern von Oporto abgegangen. Der Dampfer „Hannover“ in Bremer-

haven angekommen. 22. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ohio“ vom La Plata kommend, ift am 21. August in Vigo angekommen. Der Postdampfer „Berl in* ift am 21. August in Lissabon angekommen und hat Nachmittags die Reise na Brasilien fortgeseßt. Der Reichs- postdampfer „Bayern“ nah Ostasien bestimmt, ist am 21. August in Antwer pen angekommen. :

London, 21. August. (W. T. B.) Der Union- Dampfer „Athenian* ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Castle-Dampfer „Pembroke Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen , der Caftle-Dampfer Garth Castle“ ift heute auf der Ausreise in Capetow n angekommen.

22. August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Nubian“ ift gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und ‘Musik.

Kroll's Theater.

Gestern traten im- „Troubadour“ Sgr. Francesco d’Andrade und sein Bruder Sgr. Antonio d’Andrade auf, Erfterer als Graf Luna, Leßterer als Manrico. Es kann wohl keinen größeren Gegensaß geben, als ihn das Stimmmaterial dieser beiden Brüder bildet. Francesco verfügt mit seiner Stimme über eine Fülle des Reichthums, die feine Umgebung fast ganz in den Swatten stellt ; dabei singt er mit so vollendetem künstlerishen Eben- maß, daß allein hon die Vortragsweise Bewunderung erregt. Antonio hat eine kleine dünne Stimme, die niht einmal von angenehmem Klang ist ; in jedem Ensemble tritt sie so sehr in den Hintergrund, daß man fe kaum zu hören vermag; nur die lebhaften Bewegungen und das eindruck8svolle Mienenspiel bürgen dafür, daß er singt; in den Solopartien forcirt er die Stimme, um sie zur Geltung zu bringen : aber sie ift nicht im Stande, die Hörer zu befriedigen. Alle diese Mängel können durch das Feuer der Leidenschaft, welches seinem Temperamente eigen ist und welch{es sich in einem sehr wirksamen, dramatisch bewegten Spiel Ausdruck verschafft, nit ersezt werden. Franceêsco’s Arien wurden mit dem lebhaftesten Beifall aufgenommen, auh da capo verlangt und gewährt. Neben ihm ent- faltee Fr. Heink als Azucena ihre großen \ch{auspiele- rischen und stimmlichen Mittel in altbewährter Weise: beide Künstler führten ihre Partien nach jeder Rihtung bin vortrefflih durch. Frl. Pro sky gab die Leonore: die dramatishe Begabung und die imposante Erscheinung, deren sich die Dame erfreut, ver- mögen indeß nicht ganz die Mängel in der Ausbildung der Stimme und im Vorctrage zu verdecken ; aber sie ift bei dem Publikum beliebt, und deshalb führte sie auch diese Partie mit vielem äußeren Erfolge durch. Die anderen Rollen waren angemessen besegzt.

Im Königlihen Opernhause geht am Montag der „Barbier von Sevilla“ mit den Damen Herzog und Lammert, den Hrrn. Bulß, Rothmühl und Mödlinger in Scene. In der Vor- stellung des „Oberon“ am Dienstag sind vie Damen Pierson, Herzog, E er und Staudigl, die Hrrn. Kraus, Liban und Stammer eshâftigt.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 23, bis 29. August lautet: Sonntag: „Der Trompeter von Säfkkingen.“ Montag : „Der Barbier von Sevilla.“ Dienstag: „Oberon.“ itt- woh: Tannhäuser.“ Donnerstag: „Die Regimentstohter.“ „Eine Tänzerin auf Reisen." Freitag: „Die lustigen Weiber von Windsor.“ Sonnabend: „Lohengrin.“ ,

Im Lessing- Theater lautet das Wochenrepertoire wie folgt: Sonntag: „Gleiches Reht*. Montag: „Die Ghre*. Dienstag: „Thermidor*“. Mittwoch: „Am Tage des Gerichts*. Donnerstag: „Gleiches Ret“. Freitag: „Die Ehre“. Sonnabend, zum ersten Male: „Falshe Heilige*, Schauspiel in 4 Akten, nah A. W. Pinero, frei bearbeitet von Oscar Blumenthal (erstes Auftreten von Marie Reisenhofer, Johanna Minow und Theodor Brandt).

In Victor Holländer erhielt das Orchester des Wallner- Theaters einen neuen Dirigenten. Da die in Vorbereitung be- riffene „Cavalleria“-Parodie die größten Anforderungen an das Orébester stellt, wurde es fast auf das Doppelte verslärkt und als Harfenistin Fr. Perret-Gentil verpflichtet. Î

Im Spielplan des Residenz-Theaters für diese Saison sind fast alle großen Namen der modernen französishen Dramatik vertreten. Eröffnet wird die Bühne am 29, d. M., wie bereits mit- getheilt, mit Henry Meilhac's Sittenbild „Frou-Frou“; im weiteren Laufe der Saison folgen dann Alphonse Daudet mit „Sappho®“ und „Hinderniß“ (L'obstacle), Alexandre Dumas mit dem „Besuh nah der Hochzeit“, Alexandre Bisson mit dem Schwank „Vaterfreuden“, Albin Valabrègue mit seinem Lustspiel „Pariser Ehen“ und abermals Henry Meilhac mit seinem Lustspiel „Ma cousine“. Von älteren Werken dürften außerdem noch Victorien Sardou’s „Georgette* und Alexandre Dumas? eMonsieur Alphonse“ dem Spielplan eingefügt werden.

Am Mittwoch velangt im Kroll’schen Theater die vier- aktige Opern-Novität des englishen Komponisten A. Goring Thomas „Esmeralda* mit Emil Göße als Phöbus zur ersten Aufführung. Morgen, Sonntag, tritt Francesco d'Andrade als „Renato“ in Verdi's „Maskenball“ auf Am Montag verabschiedet sih der Kammersänger Hr. Mar Büttner als Zar in Lorßing's „Zar und Zimmermann“, die Partie der Marie wird an diesem Abend von Frl. Marie Sieg gesungen, einer Schülerin der berühmten Gesangslehrerin Signora de Ruda in Berlin. Am Dienstag wiederholt Francesco d’Andrade nochmals den „Rigoletto“.

Im Belle-Alliance-Theater gelangt das Ausftattungs- e „Jung Deutschland zur See“ am Montag zur 25. Auf- ührung.

Im Adolph Ernst -Theater findet morgen die leßte Sonn- tags-Vorstellung der Gesangs-Posse „Unsere Don Juans“ statt, da die nähste Possen-Novität „Der große Prophet“ bereits Ende dieses Monats in Scene geyen wird.

Mannigfaltiges,

Am Sedantage- wird von der Galerie des Rathhauses, Mittaas 1 Uhr, unter Leitung des Musik-Dirigenten Burchardt Feft- musik ftattfinden und Abends der Thurm mit bengalishem Rothteuer beleuhtet werden.

Mit Ermächtigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten ift der Direktion der Großen Berliner Pferdeeisenbahn- Gesellschaft die ortspolizeilihe Genehmigung zur Anlage eines Zufahrtsgeleises von der Thurmstraße dur die Bremer- und Wal- denserstraße nah dem in leßterer Straße belegenen Bahnhof Seitens des Königlichen Polizei-Präjidiums ertheilt worden.

Eine ebenso gemeinnützige wie für alle Arbeitgeber praktishe Ein- rihtung ist die von dem hiesigen „Centralverein für Arbeitsnahweis* eshafene Centralstelle für Arbeitsvermittelung. Hier balten ih stets den ganzen Tag über 300—400 Arbeiter (Tage= arbeiter, Hausdiener, Kutscher, Laufburschen u. st. w.) auf, welche sofort in Arbeit zu treten bereit sind. Bei telegraphisher Meldung werden den Arbeitgebern die gewünsbten Arbeiter in kürzester Zeit (15 bis 20 Minuten) zugewiesen. Erweisen \sich die Arbeiter als nit geeignet, so erfolgt umgehend die Zuweisung anderer Personen. Die Einrichtung i} eine durhaus gemeinnützige und wird von den städtishen Behörden durch eine namhaste Summe unter- süß. Es is dringend erwünsht, daß das Unter- nehmen Seitens der Arbeitgeber nach Kräften unterstüßt wird. Das Lokal für männliche Personen befindet sih an der Stadtbahn, Stadbahnbögen 103/104, am Alexanderplaß gegenüber

dem Königlichen Polizei - Präsidium; Fernsprechanschluß Amt V Nr. 1263, Der Arbeitsnahweis für weibliche Personen (Fabrik-