1891 / 197 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

beiteri s e F det 2 s E E L W Len ih Klofterfiraße 97; Fernsprech

Der Magistrat hat, wie die „Tägl. R.* vernimmt, beschlossen, die Höhenlage der Müblendamm-Schleusenbrücke auf 3,50 m Über den hôöchsten Wasserstand zu erheben, und wird der Stadt- verordneten-Versammlung hiervon Mittheilung machen.

Die Nachriht, wonach die städtishe JIrren- Anftalt in Lichten berg alsbald eröffnet werden würde, und die wir in Nr. 195 d. Bl. erwähnten, wird jeßt als eine irrthümliche bezeichnet, da die Anftalt nicht vor Ende 1892 zum Betriebe fertig gestellt sein werde.

Bei dem vom Lehrkursus der Infanterie-Schieß\chule zu Spandau abgehaltenen Preis\chießen errang, wie die „Tägl. R.* erfährt, der La und Compagnie- Chef im Jrfanterie-Regiment Groß- herzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-S{werin (4. Branden- burgises) Nr. 24 Graf von Blücher den von Seiner Majestät dem Kaiser gestifteten Ehrensäbel mit 151 Ringen.

__ Die nä{ste Hauptversammlung des „Vereins ehemaliger Einjährig-Freiwilliger der Kavallerie® findet am 2 6. August, Abends 8 Uhr bei Jacob Knoop, Potsdamerstr. 136/137 ftatt. Gäste sind willkommen. Anfragen und Meldungen sind zu rihten an den Vorsigenden, Hrn. Verlagsbuhhändler Victor Laverrenz, Berlin W., Steinmeßstr. 33.

Helgoland, 19. August. Zu der bevorstehenden Grundftein- Tegung des Denkmals für den Dichter Hoffmann von Fallersleben wird, wie das „Helg. Wchbl.*“ meldet, der Präsident des Comités, der Herzog von Ratibor, nah Helgoland kommen, um an der Feier Theil zu nehmen. Am Montag, 17. d. M., ist das engere Comité, in dem sich Hr. Emil Ritterhaus befindet, hier ein- etroffen, um einen günstigen Play, welcher sich bei der hiesigen

aumbeschränktheit nicht leiht finden läßt, auszusußen und die Vor- bereitungen zu dem Fest zu treffen. Die Photographie des Dichters Hoffmann von Fallersleben und des Hauses, worin er das Lied » Deutschland, Deutshland über Alles“ gedichtet hat, ist vor Kurjem erschienen und in allen Läden käuflich zu haben.

Trier, 18. August. Ueber ein geplantes Denkmal zur Er- innerung an die Schlacht bei der Conzer Brücke wird der „Magdb, Z.* geschrieben: Während der Kriege Ludwig's XIV. fuhte im Jahre 1675 ein französisches Heer unter dem Marschall Créqui die Mosel entlang in das Herz Deutsch- [lands einzudringen. Die Franzosen hatten bereits Trier erobert, als sich ihnen ein deutsches Reichtheer em gge enze, Es war gebildet aus den Kontingenten der Herzoge von Lüneburg, von Holstein und von Lothringen vnd der Bischöfe von Osnabrück und von Trier. Den Oberbefehl führte dem Namen na Herzog Karl von Lothringen, thatsählich aber leitete der Marquis Grana das Heer, Die Feinde trafen s\{ch am 11. August 16755 in dem weiten Thalkessel, in welhem Saar und Mosel \sch vereinigen. Dort liegt, etwa zwei Stunden von Trier entfernt, das Dorf Conz (rômisch „Confluentes*). Von Conz aus führt eine Brücke über die Saar und nah dieser Conzer Brücke wird die Schlacht genannt. Das franzöôsishe Heer wurde vernichtet. Marschall Créqui floh nah Trier und mußte sih am 6. September mit dem Rest seiner Truppen ergeben. In den Geschihtsbüchern wird von diesem glänzenden Sieg der Deutschen wenig Aufhebens gemacht, denn er blieb eine bloße Episode ohne erheb- lihe Folgen. Statt dem Marquis Grana zu folgen und na Lothringen einzumarschiren, löste sich das Reihsÿeer nah der Eroberung Triers wieder auf und jedes Kontingent zog nah Hause, Zum Andenken an die Schlacht bei der Conzer Brücke will man jeßt auf der Anhöhe, von der aus Marquis Grana das Treffen leitete, ein Denkmal errihten. Die Anregung dazu ging von Hrn. Major Janke aus, der ein Bu über die Schlaht an der Conzer Brücke geschrieben hat. Es hat sich unter dem Vorsig des Regierungs-Präsidenten von Trier ein Denkmals-Aus\{chuß gebildet, dem auch \chon eine stattliche Reihe von Geldbeträgen zugeflofsen ift.

München, 20. August. Am 16. d. M. wurde in Cham (Oberpfalz) der Grundstein zum Bau der ersten evangelischen Kirche gelegt. Der Feier wohnten, dem „Schw. M.“ zufolge, der Bezirks-Amtmann Dilg als Vertreter des Staates, Abordnungen von - Gemeinden und mehrere Geistliche bei.

Wetterbericht vom 22. August, Morgens 8 Uhr.

baus.

Säkkingen.

Stationen. Wind. Wetter.

Meeressp red. in Millim

Lieder aus I.

Bar. auf 0 Gr.

u. d.

Temperatur =| in 9 Celsius

Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen . Stockholm . Haparanda . St.Petersburg Cork, Queens- town . Cherburg .. elder... ylt amburg winemünde Neufahrwasser Memel

wolkig wolkig heiter Dunst .

fen

wolkenlos Elfen.

wolkig n C. Wöülner.

bedeckt

Anfang 7 Uhr.

i D D I L B D e

Theater-Anzeigen.

Böniglihe Schauspiele. 157. Vorstellung. _ Oper in 4 Akten nebst einem Vor- spiel von Victor E. Neßler. theilweifer Benußung der Idee und einiger Original- ictor von Scheffel's Dichtung von Rudolf Bunge. Ballet von Ch. Guillemin. Dirigent : Musikdirektor Wegener.

Montag: 158. Vorstellung. Sevilla. Komische Oper in 2 Akten von Roffini.

Dienstag: 159. Vorstellung. Oberon, König der omantishe Oper in 3 Aufzügen. fik M. von Weber. Ballet von Erzil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus: Das Schauspiel hat Ferien.

Tessing-Theater. Sonntag: Gleiches Necht. Schauspiel in 4 Akten von Richard Grelling. Anfang 7} Ubr. -

Montag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten

De [d el, 19, August. Auf dem (hinteren) Sonn- wendiochc hat sih beute ein bedauerliher Unglücks fall ereignet. Vier junge Leute bestiegen, wie die „Münch. Neueft. Nachr.“ heiden, von Valepp aus den genannten Berg und wollten den Abstieg gegen Bayris{-Zell zu ausführen. Gegen halb 11 Uhr Vormittags stürzte der siebzehnjährige Sohn Karl des Professors Obermaier aus München im Wildenkar ober der Hinterthor-Alve in Folge Aus- gleitens auf erdiger Babn in einen Graben ab und fiel, ih übershlagend, so a ag va auf den Kopf, daß er bald nah dem Sturze starb. Die bedauernswerthen Eltern, welche zur Zeit in Sliersee in der Sommerfrische sind, saßen gerade in Bayrisch-Zell mit drei jüngeren Knaben fröhlih beim Mittagsmahl, als der Sohn des Lehrers in Schliersee s{reckensbleich zur Thüre hereinstürzte und die Kunde von dem Unglück überbrachte.

Klausen, 19. August. Heute trafen der Statthalter und der Landeshauptmann auf der Unglücksstätte in Kollmann ein. Vormittags wurden die ersten se{s Opfer beerdigt. Einem Mann war der Kopf abgerissen. Die Arbeiten bei der Muhre werden, wie man der „Frkf. Ztg.* \{reibt, eifrig fortgeseßt. Jn dem Gerölle mögen viele Todte begraben liegen. Die Ausgegrabenen sind meist arg verstümmelt. Die Spenglermeisterin mit ihren vier Kindern wurde fürchterlich zugerihtet und unbekleidet aus dem Sw{utt ausgegraben. Viele Leichen wurden auch eisack- abwärts getragen, in Bozen allein wurden an jenem Tage elf Leichen, ebenfalls meist gräßlih zugerihtet, angeschwemmt. Eine Frau hielt ihr Kind noch krampfhaft im Arm. Auch bei Kardaun und Gries wurden Leichen aufgefunden. Das Gewitter war am 17. d. M., Nachts gegen 11 Uhr, über die Höhen gegen das Sarnthal gezogen ; in Bar- tiau wurde Sturm geläutet, bald börte man ein Krachen und Tosen die S{lucht des Ganderbachs herab, Schutt, Steine, Bäume stürzten im Wassershwall zu Thal. Auf dem Gebirge oben war \{on längere Zeit vorher ein Absißen des Terrains bewirkt worden, man \sche:kte dem aber weiter keine Beachtung. Der Wolkenbruch reichte auch ins Sarnthal hinüber und rihtete au dort große Verheerungen an, von denen auf der Talfer bei Bozen berausgeschwemmte Brüdcken- ftückde, ein Roß mit Wagen und zwei Leichen traurige Kunde brachten. e s der zerstörten Bahnstrede dürfte drei bis vier Wochen eanspruchen.

Paris, 21. August. Amtilie Meldungen aus Fort de France (Martinique) geben die Zahl der bei dem Orkan (vergl. Nr 195 und 196 d. Bl,) am 18. d M. getödteten Personen auf 218 an. Ein gr-ßer Theil der Bevölkerung ist ohne Obdach und obne Lebenêmittel. Die Verbindungen mit dem Innern der Insel sind vielfa gestört ; man glaubt, daß ih nach dem Einlangen der von dort bis jet fehlenden Nachrichten die Zahl der Getödteten noch erhöhen werde.

Chamounix, 22. August. Der braunschweigische Großgrund- besißer Hermann Rothe, welHer mit dem Grafen Favernay den Mont Blanc bestiegen hatte, wurde nach einer Meldung des „W. T, B.“ gestern beim Abstieg in einer Höhe von 3655 m mit dem Bergführer Michel Simond von einer Lawine in einen Gletscher- spalt geschleudert ; die übrigen Theilnehmer an der Expedition ver- dankten ihre Rettung nuc dem Reißen des Seiles. Die Leichen der beiden Verunglückten sind bisher niht aufgefunden worden.

Cannes, 21. August. Ein zwishen Mandelieu und Pezénas ausgebrochener Waldbrand nimmt, wie der „N. Pr. Z.* gemeldet wird, große Ausdehnung an. Der Rauch zieht sich bis Cannes. Die Löschversuche erweisen si des herrshenden Mistrals wegen als vergeblich.

Bern, 20. August. Ueber die von der Leitung der Jura- Simplonbahn veranstaltete Voruntersubung der Katastrophe vou Zollikofen ist das a eBern. Tgbl.*° in der Lage, folgende Mittheilungen zu mahen:; Den Stations-Chef von Biel trifft keine Schuld, da der Anschluß des Delsberger an den Pariser Zug von höherer Stelle aus befohlen worden war. Dagegen unglüdte Zug der Fahrordnung entgegen in Bußwyl und Schüpfen Reisende aufgenommen, während auf diesen Stationen ein Halt nicht vorgesehen war. Der mit der Ueberwachung des Zuges besonders be- traute Beamte glaubte sih das gestatten zu dürfen, da der Zug leeres Rollmaterial mit \sich führte und auf den betreffenden Perrons viele Leute auf eine Fahrgelegenheit warteten. Dadurh wurde eine Verspätung des Zuges herbeigeführt; gleihwohl wäre die Kat1strophe

Sonntag: Opern- van: Der Trompeter von | sängers Hrn. Max Büttner. mann. Text mit autorisirter [letto.

ersten Male: Esmeralda.

A. Goring Thomas. Täglich :

Abends bei

Anfang 7 Uhr. Der Barbier von brillanter

5{, der Vorstellung 7 Uhr.

Die Recitative von F. Belle-Alliance-Theater.

an Dekorationen, Kofstümen, siten, Beleuhtungseffecten 2c.

hat der ver- *

Kroll's Theater. Sonntag: Ein Masken-

(Renato: Sgr. Francesco d'Andrade als Gast.) Montag: Lettes Ga1tspiel des Herzogl. Kammer- Zar und Zimmer- (Mithaelow: Hr. Büttner )

Dienstag: Gastspiel des Sgr. d'Andrade. Rigo-

Mittwoch: Gastspiel des Hrn. Emil Göze. Zum Oper in 4 Akten von

„Großes CGoncert* im Sommergarten. elekirisher desselben. Anfang Sonntag 4, an den Wochentagen

24. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung allets, Waffen-Requi-

ung-Deutschlaud ur See. Großes Ausftattung3-Zeitbild in 4 Akten 7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutsland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Im prachtvoUen, glänzenden Sommergarten (vor-

Sonntag: Zum |

nit eingetreten, wenn der Pariser Zug pflihtgem der Station Münchenbuchsee zurückgehalten S ay ger auf e daß sih die Betrieböbeamten Urregelmäßigkeiten haben zu s{ulden kommen lafsen; gemildert werden sie durch den Umstand, d L einem und demselben Geleise damals 7000 Personen beid. ert werden mußten, und daß bei der ftarken Biegung der Bahn und der waldigen Umgebung die Unglücksftätte wirklih als eine gefährliche bezeihnet werden muß. Daß die Einrichtung des außerordentli Betriebs durch die leitende Stelle keine ungeshickte war, beweisen die drei vorhergehenden Tage, wo sie unter gleih s{chwierigen Bedingungen sih bewäkrte. Das Unglück ift zweifellos auf Nachlässigkeiten zurück- zuführen, deren Art freilich noch festzustellen ist. Mit der Unter- suhung des Vorfalls ist der Adjunkt der Verwaltungsaufsiht Dr. @irtanner vom Bundesrath beaustragt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. __ Sqhhwerin, 22. August. (W. T. B.) Die Besserun in dem Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Gro be herzogs ist ven Bestand geblieben. Die Athemnoth tritt

‘selten auf und is ube quälend. Die Nahrungsaufnahme ig.

i besser, der Schlaf ru 1A

_ Wien, 22. August. E T. B.) Die „Presse“ glaubt, die Agitation für die Aufhebung der Kornzö lle in Deutsch- land werde bald wenigstens für eine gewisse Zeit verstummen. Die Versorgung mit Getreide werde ohne große Schwierig- keiten bewerkstelligt werden. Gelange eine ruhige Ueber- legung zum vollständigen Durchbruch, dann werde die Festig- keit der deutshen Regierung nicht nur keinem Tadel Snean en sondern Anerkennung finden, zumal der gedeihliche Fortschritt der Handelsvertragsverhandlungen die Vortheile der neuen Handelsverträge klarer hervortreten lassen werde. Der Entschiedenheit der deutshen Regierung sei es zu danken, daß durh die leßte Maßreaël der russishen Regierung die L der deutshen Volkswirthschaft niht geschädigt werden.

St. Petersburg, 22. August. (W. T. B.) Der „Nowoje Wremja“ zufolge ist dem Reichsrath ein Geseßentwurf, betreffend die Einshränkung der Be- siedelung Rußlands durch Ausländer, zugegangen. Denselben soll verboten werden, sich außerhalb der Städte anzusiedeln und dort unbeweglihes Eigenthum zu erwerben oder zu pachten. Jn einigen Gouvernements, darunter Wolhynien, soll das Geseg rückwirkende Kraft er- langen und der ländlihe Grundbesiß der Ausländer eventuell expropriirt, sowie den Besißern die Rückkehr ins Ausland ermöglicht werden.

_St. Petersburg, 22. August. L T. B.) Wie die „Börsenzeitung“ meldet, sind die russishen Zollämter angewiesen, Getreide, welhes mit mehr als ahtprozentiger Beimischung von Roggen ausgeführt wird, als Contre- bande zu konfisziren.

Verona, 22. August. (W. T. B.) Gestern Abend 9 Uhr 10 Min. wurde ein heftiges, wenden! vzrlaufendes Erdbeben bemerkt. Die Bevölkerung eilte auf die Straßen und kehrte erst gegen Mitternacht wieder in die Häuser zurück. Saenoser find nicht zu beklagen, auch der materielle Schaden ist gering. Ja Tregnago, Badia Calavena und Grezzana wurden ebenfalls starke Erschütterungen ver- e Jn Bologna wurde um dieselbe Zeit wie in

erona ein 4 Minuten anhaltendes, südlich verlaufendes Erd- beben beobachtet.

Bukarest, 21. August. (W. T. B.) Bei der Ent- gleisung eines Zuges, welcher Material zu Fortifikations- arren führte, wurden drei Personen getödtet und vier ver- wundet.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Urania, Anftalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof. Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorftellung im or altet laat Theater. Näheres die Anshlag- ¡e

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Nur noch kurze Zeit. National -: Panorama Herwarthstraße 4 am Königsplaz. e-Das alte Nom“ |

mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Eintr. tägl. 50 4 §. Soldaten u. Kinder 25 S.

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Münster... | 75.

Karlsruhe

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O O pad (Ps C0 5 DD C5 C OS I C I C P DD CIT

1) Nachmittags Regen und Hagel. 4 Nachmittags

Gewitter. 3) Regen.

bends Gewitter. 4) T 6) Abends Sturm. 7) Thau.

au. 5) Nachts 8) Nachts

- Regen. °) Nachmittags Gewitter, Thau. 19) Wetter-

leuchten.

Uebersicht der Witterung. Die Depression, welche gestern in der Kanalgegend

lag, ift nordo geschritten ;

Südwestwinde verursa{end; eine am Kanal zu entwickeln.

\cheint ih

wärts nah der jütishen Küste fort- im nordwestlichen Deutschland starke

Theildepression Bei meist süd-

licher und \üdwestliher Luftströmung ift das Wetter

in Deutschland veränderlih, im wärmer, im Süden kälter.

Norden etwas Fast allenthalben ift

Regen gefallen in erheblicher Menge, 21 mm auf

Borkum und

Sylt.

Auf dem Gebiete zwischen

Borkum, Chemniß und Swinemünde fanden auch

Gewitter ftatt.

Deutsche Seewarte.

von Hermann Sudermann. Dienstag: Thermidor. Schauspiel in 4 Akten von Victorien Sardou. Sonnabend: Zum 1. Male: Falsche Heilige. Schauspiel in 4 Akten, nach A. W. Pinero, frei bearbeitet von Oskar Blumenthal.

Friedrih = Wilhelmstädtishes Theater. Sonntag: Zum 9. Male: Der alte Dessauer. Operette von M. Henshel Musik von O. Findeisen. Z Scene geseßt vom Regisseur Epstein. Dirigent:

r Kapellmeister Federmann.

Im pra({tvollen Park: Großes Doppel. Concert. Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künstler.

Anfang des Concertó 4} Uhr. Anfang der Vor- ftelung 74 Uhr.

Montag im Theater: Der alte Dessauer. Im Dare! Großes Doppel - Concert. Auftreten von

esangs- und Inftrumental:- Künstlern.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. Eröffnung : Sonnabcnd, 29. August. Zum ersten Male : Frou-:Frou. Pariser Sittenbild in 5 Akten von Henry Meilhac.

nehmstes und großartiaftes Sommer-Gtablifsement der Residenz): Großes Doppel - Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante JUumination

des ganzen Garten- Etablissements.

73 nens des Concerts 4 Uhr. Anfang des Theaters r. Montag: Dieselbe Vorftellung.

Adolph Ernft - Theater. Aufführung: Unsere Don Juans. Gesangspofse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Mußk von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7 Ubr. :

Montag: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Der große Prophet.

Der Sommer-Garten. ist geöffnet.

Leßte Sountags-

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30.

Direkiion: Emil Thomas. Sonntag: Zum

24 Male: Jm fiecbenten Himmel. Posse mit

Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren.

Musik von Jokannes Docbber. Jn Scene gesetzt

vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7} ubr. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommergarten ift geöffnet.

Prem. - Lieutenant Richard von Oppeln-Broni-

kowski (Klieken— Berlin). Frl. Margarethe

Ta 4 Hrn. Staatsanwalt Bruno Hoffmann eiwitz).

Vereheliht: Hc. Reg -Baumeister O. Stichl mit Frl. Anna Klehmet (Berlin—Potsdam). Hr. Kreis-Bauinspektor Ecnst Roßkothen mit Frl. Marie Rüping (Heißen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Zacharias (Straßburg). Eine Tochter: Hen. Reg.- Affessor Dr. Emmo Kramsta. Hrn. Gym- nasiallehrec Dx Heyse (Nordhausen). Hrn. Stoats8anwalt Dr. Thieme (Dresden). Hra. Amtsrichter Rabe (Mehlauken.

Gestorben: Hr. General-Lieutenant 1. D. Her- mann von Witte (Liegniy). Hr. Oberst Paul Krahn (Wesel). Hr. Amtsger.-Rath a. D. Heinr. Dapper (Düsseldorf). Hr. Baurath Wilhelm Hecborn (Wiesbaden). Hr. Rektor Carl Lehmann (Berlin). ;

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags3- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Vier Beilagen

{cins{ließlih Börsen - Beilage). ¿äs

M 197.

Personalveränderungen.

Königlich S Armee. 5 iziere, Portepee-Fähnriche 2c. rnennungen, Be e E Verseßungen. Im aktiven Heere. Kiel, an Bord S. M. Y. „Hohenzollern“, 21. Auguft. Fürst Günther zu S{chwarzburg-Rudolstadt Durllaucht, Oberst à la suite des Garde-Kür. Regts., Cbef des 3. Bats. 7. Thüring. Inf. Regts. Nr. 96. unter Belassung à la suite des Garde-Kür. Regts., zum Gen.-Major befördert. H Nachweisung der beim Sanitäts-Corps im Monat SFuli 1891 eingetretenen Veränderungen. Durch Ver- fügung des General-Stabsarztes der Armee. 9. Juli. Elsner, einjährig-freiwilliger Arzt vom Inf. Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) Nr. 23, zum Unterarzt ernannt, 11. Juli. Dr. Preuß, Unterarzt vom Inf. Regt. von der

(7. Pomm.) Nr. 54, M M Jali Dr. Brucke, Unterarzt vom 2. Hannov. Feld-Art.

Regt. Nr. 26, :

Vos Juli. Dr, Stenger, Unterarzt vom 5. Rhein. Inf. Regt. Nr. 65, Hellmann, Unterarzt vom Inf. Regt. Nr. 129, Dr. Zie- mann, Unterarzt von der Kaiserlichen Marine,

22. Juli. Henrici, einjährig-fceiwilliger Arzt vom Garde- Kür. Regt., wird unter gleichzeitiger Verscßung zum Rbein. Pion. Bat. Nr. 8, vom 1. Auguît d. J. ab zum Unterarzt ernannt,

294 Juli. Dr. Neuburger, Unterarzt vom Inf. Regt, von Grolman (1. Posen.) Nr. 18, Dr Haun, Unterarzt vom Inf. Regt. Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburg.) Nr. 27, Dc. Kern, Unterarzt vom Feld-Art. Regt. Nr. 15, :

98. Juli. Dr. Groddeck, Unterarzt vom. Füs. Regt. Prinz Heinri von Preußen (Brandenburg ) Nr. 35, Dr. Beyer, Unterarzt vom Inf Regt. Nr. 130, Dr. Kie, Unterarzt vom Inf. Regk. Nr. 136, sämmtlih mit Wahrnehmung je einer bei den betreffen- den Truppentheilen bezw. bei der KaiserliGen Marine offenen Assist. Arztstelle beauftragt. N

Militär-Justizbéamte. j

Durch Verfügung des General - Auditeurs der Armee. 15. August. Fischer, Justiz-Rath, Div. Auditeur der 33. Div., zur 30. Div., Hirschberg, Div. Auditeur der 36. Div., zur 33. Div, vom 1. September d. I. ab vèrseßt.

Beamte der Militär-Verwaltung. ;

Dur Allerhöchsten Abschied. 28. Juli. Kriesen, Militäc-Intend. Rath vom VII. Armee-Corps, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. : :

urchVerfügungdesKriegs-Ministeriums. 23.Juni. Hollstein, Proviantamts-Controleur auf Probe in Kassel, zum Proviantamts-Controleur mit einem Dienstalter vom 2. April 1891 ernannt,

2. Juli Haenicke, Proviantmeister auf Probe in Wandsbeck, zum Proviantmeister ernannt. :

3. Juli. Kloeters, Proviantamts-Rendant in Trier, nah Strehlen, Kor ch, Proviantamts-Rendant in Strehlen, nab Güstrow, Grahl, Proviantamts-Rendant in Güstrow, zur Wahrnehmung der Pronam ega nach Trier, Puschmann, charäkteris. Proviantamts-Rendant, Proviantamts - Controleur in Trier, als Proviantamts-Rendant nach Sprottau, Goer b, Proviantamts-Asstst. in O als Proviantamts-Conitiroleur auf Probe nah Trier, versetzt.

4, Juli. Becker, Proviantamts-Controleur auf Probe in Colmar, zum Proviantamts-Controleur mit einem Dienstalter vom 2, April 1891 ernannt.

14, Juli. Rambeau, Rechnungs - Rath, Proviantamts- Direktor in Hannover, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhe- stand verseßt. |

4. August. Plaettner, Ober-Roßarzt vom 1. Bad, Leib- Drag. Regt. Nr. 20, zum Corpe-Roßarzt beim X1V. Armee-Corps, Pfund, Roßarzt vom 2. Westfäl. Feld-Art. Regt. Nr. 22, zum Ober-Roßarzt beim 1. Bad. Leib-Drag. Regt. Nr. 20, ernannt. Koesters, Corps-Roßarzt beizn XIV. Armee-Corps, zur Militär- Lehrschmiede in Berlin verseßt. S

12. August. Wetzel, Maschinen-Insp. bei der Pulverfabrik in Spandau, Meier, Betriebsführer bei der Art. Werkstatt in Straß- burg i. E., zu Ingenieuren 2. Kl., Dr. Ziegeler, Hülfshemiker bei dem Feuerwerks-Laboratorium in Spandau, zum Chemiker 2. Kl.,

erúannt. , Kaiserliche Marine.

Offiziere, Portepee - Fähnriche x. Ernennungen, Beröórderungen und Verseßungen 2c. Kley, Adolf, Klei, Gustav, Vize-Seekadetten der Res. im _ Landw. Bezirk Lübeck, zu Unter-Lts. zur See der Res. des See-Offiziercorvs, Kleinjung, Vize-Seekadctt der Reserve im Landw. Bezirk Meißen, zum Unter- Lieutenant zur See der Reserve der Matrosen- Artillerie, Kiene, Vize-Seekadett der Reserve im Landw. Bezirk Lübe, zum Unter-Lieutenant zur See der Reserve des See-Dffiziercorps, Bürkner, Vize-Seekadett der Res. im Landw. Bezirk Kiel, zum Unter: Lt. zur See der Res. der Matrosen-Art., befördert. Herr- mann, Sec. Lt. a. D, bisher von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Barmen, Dr Brehme, Assist. Arzt 1. Kl. a. D., bisher von der Res. des Landw. Bezirks Weimar, mit dem 1. August d. I, Ser ner, Pr. Lt. a. D., bisher von der Res. des 7. Sächs. Inf. Regts. Prinz Georg_Nr. 106, mit dem 27. Juni d. I. der Schuß- truppe für Deutsh-Ostafrika zugetheilt.

Die Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General - Feldmarschalls Grafen von Moltke.

Der zuerst fertig gestellte Band dieses kürzli im „Militär- Wochenblatt“ dur den Oberst-Lieutenant von Leszczynski vom Neben:Etat des Großen Generalstabes angekündigten und in Nr. 192 des „R.- u. St.-A.“ erwähnten, mit Spannung erwarteten Werkes ist soeben im Verlage von Mittler u. Sohn erschienen. Der Erbe des Feldmarschalls , Graf Wilhelm Moltke zu Kreisau, hat dem Werke die folgende Vorrede vorangestellt : i

„Aus der allgemeinen Theilnahme, aus allen Beweisen der Ver- ehrung, welche dem verewigten General-Feldmarschall bei dem leßten geste seines Lebens, der Feier seines neunzigsten Geburtstages, und

ei seinem Abscheiden dargebraht worden rei entnimmt die Familie des Entschlafenen die Aufforderung, sein Lebensbild nicht in ihrem engen- Kreise allein hel und treu für immer zu be- wahren, sondern es so, wie er selbst in Schrift und Wort davon gezeugt hat, dem deutshen Volke darzureihen. No steht seine Persönlichkeit [lebendig und frisch im Gedächtniß und im Herzen der Zeitgenossen. Deshalb soll ihnen {on jeßt die volle Würdigung paiges Charakterbildes ermöglicht und gleichzeitig vorgesorgt werden,

ß der Dahingeschiedene von der Nahwelt niht nah seinen Thaten allein beurtheilt, sondern auch in seiner großen Seele gekannt und in segnendem Angedenken erhalten werde. Es ist daher ein Werk der

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 22. August

Liebe und Verehrung gegen den nun Vollendeten, zu welbem die Fa- milie des Feldmarschalls si hier vereinigt, aber zuglei der beste rie den sie dem ganzen deutschen Volke glaubte darbringen zu

Ursen.

Indem das Werk sih die Aufgabe sett, das Charakterbild des Feldmarschalls aus den ‘vershiedenartiasten Zeugnissen, aus seinen Sthriften, seinen Briefen, seinem Lebensgange, den Erinnerungen der Freunde, zuverlässig und allseitig zu überliefern, hat es von seiner militärischen Thätigkeit durhaus abzusehen. Die Darstellung und Würdigung seiner militärishen Dienste darf vielmebr dem Königlichen Großen Generalstabe überlassen bleiben. Fachwissenschaftlibe, ins- besondere dienstlihe Schriftstücke haben deshalb keine Aufnahme gefunden.“

Wie schon bekannt, enthält der vorliegende dritte Band des Gesammtwerk2s, der in der eigenen Handschrift des Feld- marschalls seit dem Januar 1888 druckreif fertiggestellt war, in gedrängter Kürze eine volksthümlihe Bearbeitung des deutsh-französishen Krieges von 1870/71 und einen im Fahre 1881 entstandenen Aufsaß: ®, Ueber den angeblichen Kriegsrath in den Kriegen König Wilhelm's I,“

___ Jn der ihm eigenen geistvollen Weise leitet Graf Moltke die Geschichte des Krieges mit der Erklärung ein, -daß die Zeiten, wo für dynastishe Zwede kleine Heere von Berufs- joldaten ins Feld zogen, um Eroberungen zu machen, vorüber sind, daß die Kriege der Gegenwart die ganzen Völker in Mitleidenschaft ziehen und die volle Finanzkraft des Staats in Anspruch nehmen, daß die Kriege dadur furchtbarer, aber auch seltener werden, daß es heutzutage weniger darauf ankommt, ob ein Staat die Mittel besißt, um Krieg zu führen, als darauf, ob seine Leitung stark genug ist, ihn zu verhindern, und daß eine {wache Regierung beim Nachbar die größte Kriegsgefahr ist, daß endlih aus solchen Verhältnissen au der Krieg von 1870/71 hervorgegangen ift, weil die liberale Stimmung des Zeitalters sich gegen die Alleinherrschaft des Kaisers Napoleon auflehnte uad seine Machtstellung im Jnnern geschwächt war.

Das nun folgende die „Vorbereitung zum Kriege“ übershriebene Kapitel zeigt klar die Mängel in der fran- zösishen Mobilmachung im Vergleich zur deutschen. Die rund 300 000 Mann starke, in acht Corps gegliederte „Rhein- Armee“ sollte ohne weitere Zwischeninstanz von einer Central- stelle aus geleitet werden. Die \{chleunige Bereitstellung dieser Truppen im Elsaß wurde durch das unvollklommene Eisenbahnnez verhindert. Da die Truppen, ohne das Eintreffen der Ergänzungsmannshast und der Aus- rüstung abzuwarten, aus ihren Standorten aufgebrochen waren, häusten \sich die einberufenen Reserven in den Depots, die Bahnhöfe waren überfüllt, die Eisenbahnen zum Theil verstopft. Die Weiterbeförderung stockte, da man oft in den Depots den augenblicklihen Standort der Regimenter nicht kannte, an welche die Mannschaften abzusenden waren. Den Mannschaften fehlten die Ausrüstungsgegenstände, den Corps die Trains, die Lazarethe und das Verwaltungspersonal. Magazine gur Verpflegung der Truppen waren nicht angelegt, die Festungen

efanden si in einem vernachlässigten Zustande, auch hatte man nicht die Karten von dem eignen Gebiet, sondern nur solche von Deutschland. Beim Eintreffen des Kaisers in Meß, aht Tage nach der Kriegserkläruna, waren die Truppen noh nicht vollzählig, der beabsihtigte Einbruch in Feindesland mußte aufgegeben und die Verth:idigung in dem eigenen Lande beschloffen werden. Wie ganz anders jah es im deutschen Heere aus! Die Mobilmahung war allährlich den eintretenden Verhältnissen entsprechend bearbeitet; für alle Truppentheile waren die Fahr- und Marschtableaus entworfen, für jeden der

Einschiffungsort, Tag und Stunde der Abfahrt, Dauer der Fahrt, Erfrishungsstation und Ausschiffungspunkt festgestellt. Die Kantonnements waren abgegrenzt, die Anlage von Ma- gazinen vorgesehen, sodaß es nur der Königlichen Unterschrift bedurfte, um das Vorbedachte und Vorbereitete auszuführen. Die zunächst verfügbaren Streitkräfte zählten 384 000 Mann und waren in drei gesonderte Heere und eine Reserve-Armee gegliedert. Drei Corps mit zusammen 100 000 Mann konnten außerdem uo herangezogen werden, wenn die Eisenbahnen frei wurden, was nach dem Plane am 21. Tage eintreten mußte.

Ueber die zielbewußte Art der deutschen Kriegführung im Vergleich zu der Unentschlossenheit im französischen Heere giebt folgende Stelle aus diesem Kapitel den besten Aufschluß:

„Der vom Chef des Generalstabes eingereihte und vom König genehmigte Feldzugsplan faßte von Haus aus die Er- oberung der feindlihen Hauptstadt ins Auge, welche in Frank- reih von größerer Bedeutung is als in anderen Ländern. Auf dem Wege dahin sollte die Streitmacht des Gegners möglichst von dem an Hülfsmitteln reihen Süden ab- und in das engere Hinter- land des Nordens gedrängt werden. Maßgebend aber vor Allem war der Entschluß, den Feind, wo man ihn traf, unverzüglich anzugreifen und die Kräste so zusammenzuhalten, daß es mit überlegener Zahl geshehen könne. Durch welche besonderen Maßnahmen diese Ziele zu erreihen seien, blieb der Ent- \{ließung an Ort und Stelle vorbehalten, nur der erste Vor- marsch an die Landesgrenze war bis in das Einzelne im Voraus geregelt. Es ift eine Täuschung, wenn man glaubt, einen Feldzugs- plan auf weit hinaus feststellen und bis zu Ende durchführen zu können. Der erste Zusammenstoß mit der feindlihen Haupt- mat s{a}t, je nah seinem Ausfall, eine neue Sachlage. Vieles wird unausführbar, was man beabsichtigt haben mochte, Manches möglich, was vorher nicht zu erwarten stand. Die geänderten it rihtig auffassen, daraufhin für eine absehbare Frist das Zweckmäßige anordnen und ent- schlossen durchführen, ist Alles, was die Heeresleitung zu thun vermag.“

Jn der Nacht zum 16. Juli 1870 war der Befehl zur Mobilmachung exlasen, und am 4. August war der ohne Störung bewirkte Aufmarsch soweit vollendet, daß die ITT. Armee die franzöfische Grenze überschreiten konnte, was ohne die Ab- sicht der beiderseitigen Heeresleitung zum Treffen bei Weißen- burg an demselben Tage und zur Schlacht bei bon am 6. August führte, an welchem Tage gleihfalls unbeabsichtigt die Jae bei Spicheren von der II. Armee geschlagen wurde.

1891.

__ Wenngleich der Feldmarschall in diesem Werk ebenso wie in dem Generalstabzwerk, an welches dieses sih streng anlehnt, sih einer jeden scharf G Een Kritik enthält, so ist doch aus der Schilderung der Kämpfe von Weißenbura, Wörth und Spicheren deutlich zu ersehen, daß das Gefühl der Ueberlegenheit über die Franzosen fih im deutschen Heere mehr und mehr geltend machte. Auch läßt Graf Moltke, den Gegensag besonders bei der Besprehung der Schlacht von Spicheren lig in der Schilderung der Art, wie die preußishen Führer si kameradschaftlih Hülfe leisteten, während dies bei den Franzosen nicht der Fall war, indem er anführt, daß einzelne deutshe Truppentheile sechs Meilen bis zum Gefechts- felde zurücklegten und zwei aus Königsberg in Preußen anlangende Batterien auh noch zur S{hlacht heranrücten, bei den Franzosen dagegen von drei zur Unterstüßung in Be- wegung geseßten Divisionen nur zwei eintrafen, nachdem der Kampf beendet war. Hier tritt der Verfasser auch der Be- hauptung entgegen, daß die Shlaht von Spicheren am un- rehten Ort geschlagen sei und höhere Pläne dur(hkreuzt habe, indem er sagt:

„Allerdings war sie nicht vorgesehen. Jm Allgemeinen aber wird es wenig Fälle geben, wo der taktish? Sieg nicht in den strategishen Plan paßt. Der Waffenerfolg wird immer dankbar acceptirt und ausgenußt werden. Durch die Schlacht von Spicheren war das Il. französishe Corps verhin- dert, ungeschädigt abzuziehen, es war Fühlung mit der feindlichen Hauptmacht gewonnen und der obern Heeresleitung die Grundlage für weitere Eitschließung gegeben.“

Nachdem dann die berühmte Rechtsshwenkung des deutshen Heeres, welche die Niederlagen der Hauptarmee unter Marschall Bazaine bei Met und ihre Einschließung herbei- führte, beschrieben is, werden die Schlachten von Colombey - Nouilly, Viouville - Mars la Tour und Gravelotie - St. Privat geschildert. Darauf finden die Bewegungen der deutshen, zur Bekämpfung der unter dem Marshall Mac Mahon neu gebildeten französischen Armee bei Chalons bestimmten Corps ein» eingehende, aber auch für einen erweiterten Leserkreis verständlihe Darstellung, die sih auch ausführlich mit den s{hwankenden Plänen des französishen Oberfeldherrn beshäftigt, der von dem militärish berechtigten Vorhaben, gestüßt auf die Festung2werke von Pazis eine Schlacht anzunehmen, aus politishen Rückfihhten abgehen und dadurch der Niederlage von Sedan entgegengehen mußte, weil ihm der Kriegs-Minister telegraphirte : „Wenn Sie Bazaine im Stich lassen, so bricht die Revolution aus.“ Mit der Beschreibung der Schlachten von Beaumont und Sedan sowie der Gefangennahme d:s Kaisers Napoleon mit seinem Heere schließt der erste Theil des Werkes. Eine Bemerkung des Grafen Moltke über den Marschall Mac Mahon möge hier noch mitgetheilt werden :

„Für den Marschall Mac Mahon war es ein besonderer Glüdsfall, daß er hon am Anfang der Schlacht verwundet worden war, sonst wäre unausbleiblih er der Unterzeichner (der Kapitulation von Sedan) gewesen, und obwohl ér nur die Befehle ausgeführt hatte, die ihm von Paris aus auf- gedrungen waren, würde er shwerlih später über den Waffen- gefährten (Bazaine) zu Gericht gesessen haben, dessen Befreiung ihm nicht gelungen ivar.“

Der zweite Theil bringt zunächst die Shlaht von Noisseville und den Regierungswehsel in Paris. Es wird die jeltene Tyatkraft Gambetta's gerühmt, der es verstand, mit unershütterliher Beharrlichkeit die ganze Bevölkerung, die immer noch eine Million Männer aufzustellen vermochte, zu bewaffnen, der aber die ins Leben gerufenen Schaaren niht nach einheitlihem Plan zu lenken wußte, der deshalb wohl der deutshen Heeresleitung große Schwierigkeiten bereiten, die endlihe Niederwerfung des Gegners aber niht verhindern konnte. Darauf folgt die Einschließung von Paris mit den zu ihrer Aufrehthaltung nothwendigen Kämpfen gegen die Besaßung von Paris und die Entsaßzversuche, die aus dem nördlichen und südlichen Frankceih unternommen wurden und zeitweise die Ein- shließungsarmee in recht bedenkliche Lagen brachten, bis die ganze Kriegslage durch die Kapitulation von Meg für die Deutschen sich wesentlih besser gestaltete.

Es wird alsdann die Eroberung der vielen kleinen Festungen erwähnt, und weiter werden die Operationen des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, später des Prinzen Friedrih Carl bei Orleans, des Generals von Goeben im nördlichen Frankreich, des Generals von Werder bei Belfort und des Generals von Manteuffel im nördlichen und südlichen Feankreih beschrieben. Von besonderem Fnteresse stnd die Mittheilungen über den weit aussehenden Plan des Hrn. Freycinet, des Gehülfen des Hrn. Bambetta, welcher Ende Dezember 1870 beabsichtigte, die französishe Loire - Armee unter General Chanzy ganz nah dem südöstlihen Kriegs- \hauplatze überzuführen und hier mit General Bourbaki zu- sammen die Aufhebung der Belagerung von Belfort zu er- zwingen, ein Plan, der wesentlih begünstigt wurde durch den Umstand, daß er den preußishen Heerestheilen und auch dem Hauptquartier vierzehn Tage lang verborgen bleiben konnte, wenn man in Versailles auch das beabsihtigte Zusammen- wirken von Chanzy und Bourbaki vermuthet hatte. Die erste zuverlässige 2E darüber, ein Telegramm des Generals von Werder (vom 5. Fanuar 1871), hatte erkennen lassen, daß man sich in einer bedeutend veränderten Kriegs- lage befand, und hatte in Versailles die entsprehenden An- ordnungen zur Bildung einer neuen Süd-Armee unter Befehl des Generals von Manteuffel veranlaßt. Ehe diese jedoh zum Eingreifen kam, hatte General Werder bereits unter den R Verhältnissen die Angriffe der an Zahl weit, überlegenen französishen Armee in der Schlacht an der Lisaine vom 15. bis 17. Januar 1871 siegreih ab- geschlagen. Ein gleiches Jnteresse wie diese laht am Ende des Krieges im südöstlihen Frankreih kann die Beschreibung der für die Beendigung des Krieges noch wichtigeren Schlacht vom 19. Fanuar am Mont Valérien beanspruchen, weil danach für die Franzosen jede Hoffnung auf Abwendung der Kapitulation von Paris um so mehr geshwunden war, als