1891 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der Kaiser und König und Jhre Majestät die Kaiserin und Königin trafen gestern Nachmittag um 3 Uhr in Merseburg ein und wurden auf dem Bahnhofe von dem Vorsißenden des Provinzial - Landtages Fürsten Stolberg - Wernigerode, von der Generalität, dem Ober - Präsidenten von Pommer- Esche, dem Regierungs: Präsidenten von Diest, dem Landrath Weidlih, den städtischen Behöcden, ber Geistlihkeit und den Vertretern der Universität Halle empfangen. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwahe von der Unter- offiziershule in Weißenfels mit dem Musikcorps des 36, Jn- fanterie:-Regiments aufgestellt. Nach der Begrüßung und der Vorstellung fand Parademarsch statt, worauf Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelher die Uniform des 1. Garde- Regiments z. F. angelegt hatte, die Rapports der Krieger- vereine durch den Regierungs - Präfidenten von Diest entgegennahm, während Jhrer Majestät ein Bouquet Überreiht wurde. Unter Glockengeläute fuhren FJhre Majestäten sodann in eincm vierjpännigen Wagen durch die reih ge;chmüdte Stadt nach dem Schloß. Den Zug eröffneten die Schlähter zu Pferde; die Gewerke, Ver- eine und Schulen bildeten Spalier. Fm S{hloßhofe war als Ehrenwache die 3. Escadron des Thüringischen Husaren: Regi- ments Nr. 12 zu Fuß aufgestellt. Nah Abnahme des Parade- marsches begaben Sich die Majestäten in das Schloß. Um 4 Uhr fand zu Ehren der Majestäten in der großen, prachl- voll dekorirten Festhalle das Festmahl des Provinzial- Landtages statt. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wurden beim Eintritt von dem Fürsten Stolberg-Wernigerode an der Spie der Mitglieder des Landtages empfangen. Hierauf erfolgle die Vorstellung der Geladenen. Jn der Fest- halle waren außer der Kaisertafel mit 45 Gedecken 12 andere Tafeln aufgestellt; im Ganzen nahmen etwa 270 Geladene an dem Festmahle Theil. Bei der Tafel hatten neben Seiner Majestät dem Kaiser die Fürstin S'olberg:Wernigerode, neben Jhrer Majestät der Kaiserin Graf Stolberg:Roßla ihren Plat. Gegenüber den Majestäten saß Fürst Stolberg: Wernigerode; zur Rechten des Fürsten saß der Ober - Präsident von Pommer - Esche, zur Linken der kommandirende General von Hänish. Die Tafel war mit Blumen und Früchten rei dekorirt; vor den Kaiserlichen Majestäten war als Symbol der Stadt ein silberner Rabe, ein Geschenk des verewigten Prinzen Carl, aufgestellt. Während der Tafel brate der Fürst Stolberg-Wernigerode einen prag auf Jhre Majestäten aus, in welchem er für Allerhöchstderen Besuch dankte und den Gefühlen treuer Gesinnung, von der die Bevölke- rung der Provinz jeßt wie zu allen Zeiten beseelt sei, Ausdruck gab. Kurz darauf erhob Sih Seine Majestät zu einem Trinkspruch auf die Provinz Sachsen.

Abends um 8 Uhr traten Jhre Majestäten die Rückreise nah Potsdam an. Die Feststraße nah dem Bahnhof sowie die öffentlichen und privaten Gebäude waren auf das Glän- zendste illuminirt.

Der General-Lieutenant Sallbach, General-FFnspecteur der Fuß: Artillerie, und der General: Lieutenant Müller, Direktor des Waffen-Departements - im Kriegs: Minißerium, haben Dienstreisen angetreten.

Der hiesige Königlich serbishe Geschäftsträger, Legations- E Pavlovith hat Berlin mit kurzem Urlaub ver- assen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Korvetten- Es Hellhoff, ist am 24. August in Canton ange- ommen.

Leobschüß, 23. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen besichtigte am 21, d. M. auf dem Artillerieshießplaße bei Falkenberg das Grenadier: Regi- ment König Friedrih Wilhelm IT. Nr. 10 sowie das Füsilier- Regiment Graf Moltke Nr. 38 und begab sich Nach: mittags in Begleitung des kommandirenden Generals von Lewinski I. über Neisse nah Leobshügz, wo die Ankunft Abends 9 Uhr erfolgte. Ein Zapfenstreich der Musikcorps der zur Zeit in und um Leobshüg zusammengezogenen zwei Jn- fanterie Regimenter (Nr. 23 und Nr. 63) und zwei Kavallerie- Regimenter (Graf Gögen Husaren Nr. 6 und von Kaygler Ulanen Nr. 2) vor dem Absteigequartier Seiner Königlichen Hoheit beshloß den Tag. Am Sonnabend, den 22. August, wurden die eben genannten Kavallerie-Regimenter von dem Commandeur der 12. Kavallerie-Brigade, Obersten Freiherrn von Entreß- e in Gegenwart des Commandeurs der 12. Division,

eneral-Lieutenants von Wodtke, des kommandirenden Generals und des Gencral-Fnspecteurs auf dem Exerzierplaß nördlich Leobschüß besichtigt. Am Sonnabend Nachmittag folgten Seine Königliche Hoheit und eine Anzahl höherer Disfizere einer Einladung für Sonntag nah Rauden zu Seiner Durchlaucht dem Herzog von Ratibor, welcher bereits in Leobshüy an- wesend war und das Ulanen-Regiment Nr. 2, à la suite von welchem er steht, beim Parademarsch vorbeiführte. Für heute ist dem „Dr. J.“ zufolge noch die Besichtigung der Janfanterie- Regimenter Nr. 23 und Nr. 63 (24. Jnfanterie-Brigade) bei Leobschüß, für den 25. August die der Regimenter Nr. 22 und Nr. 62 (23. Jnfanterie-Brigade) bei Gleiwiß in Aussicht genommen,

Kiel, 24. August. Jhre Königliche Hoheit die Herzogin Ferdinand zu Shleswig - Holstein - Sonderburg - Glüdcksburg ist, wie dem „H. C.“ gemeldet wird, gestern in Grünholz von einem Prinzen glüdcklih entbunden worden.

Bayern.

München, 24. August. Wie die „Allgemeine Zei- tung“ meldet, hat die Zollkonferenz gestern und heute in je dreistündigen Plenarsißzungen die erste Lesung des Vertragsentwurfs fortgeseßt. Bei dem gestern von der hiesigen italienishen Gesandtschaft den Delegirten gegebenen Diner brate Staatsrath von Mayer Namens der bayerishen Regierung einen Toast auf die Delegirten aus, auf welchen der Delegirte . Malvano dankend erwiderte. Die Blättermeldungen von alternirenden Sißungen der deutschen bezw. der österreichisch ungarischen Delegirten mit den Vertretern Jtaliens stellen sih als nicht zutreffend heraus.

Hessen. Darmstadt, 24. August. Gestern fand, wie die „Darmst.

welher Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich, Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz von Wales, die Prinzessin Victoria zu Schaumburg-Lippe und die Prinzessin Margarethe von Preußen, Höchstwelhe von Homburg gekommen waren, der aus dem Manöver hier eingetroffene Prinz zu Schaumburg-Lippe Durchlaucht, sowie Jhre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Heinrih und Wil- hebm von Hessen theilnahmen. Jm Laufe des Nahmittags reisten die hohen Gäste wieder von hier ab.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 24. August, Seine Majestät der Kaiser empfing nach einer Meldung des „Prag. Abdbl.“ gestern in J{chl den Minister-Präsidenten Grafen Taaffe und den Finanz: Minister Dr. Steinbach. Jn den lezten Tagen dieser Woche wird sich der Kaiser direkt von Zs{chl zu den Manövern nah Cilli begeben.

Der ungarische Minister-Präsident Graf Szapary traf aus Js{l hier ein und reiste sofort weiter nah Budapest.

m 22. d. M. sind die seit drei Wochen im Brucker Lager gewesenen bos3nischen Truppen L eingerüdt. Sie werden am nächsten Mittwoch behufs Theilnahme an den Manövern nah Schwarzenau abmarschiren. Nach Beendigung der Manöver rücken die drei Bataillone, welche das aus der Wiener Garnison abmarschirende Jnfanterie- Regiment Nr. 49 zu erseßen bestimmt sind, hier wieder ein.

Großbritannien und JFrland.

London, 25. August. Dem „Daily Chronicle“ zufolge soll die Königin den Wunsch haben, dem Präsidenten Carnot das Großkreuz des Bath-Ordens zu verleihen. ban würde wahrscheinlich England im nächsten Frühjahre

esucen.

Die zu Ehren der französishen Gäste in Portsmouth getroffenen Fesilichkeiten nabmen auch am Sonnabend ihren proarammmäßigen Verlauf. Das Hauptereigniß des Tages war die Truppenrevue, welche der Herzog von Connaught als Commandeur der Landtruppen in Southsea Common ab- hielt, Es war 10 Uhr, als Seine Königlihe Hoheit auf dem Paradeplag erschien, wo sich bereits eine große Menge Zuschauer, darunter viele hohe Persönlichkeiten, so General Sir George Willis, Lord und Lady Brassey, der Parlamentsabgeordnete Ashmead- Bartlett, und die zum Stab des Herzogs von Connaught ge- börigen Offiziere eingefunden hatten. Auch die französischen Osfiziere hatten sih zahlreih eingestellt. Der Parademarsch selbst verlief musterhaft und die im Ganzen etwa 2000 Mann starken Truppen hatten das Lob reichlih ver- dient, welhes ihnen der Herzog von Connaught aussprechen ließ. Nach Beendigung der Parade nahm ein Theil der fran- zösischen Offiziere die Schiffswer ften in Augenschein, während ein anderer Theil nah London fuhr, um die Marine- Ausstellung zu besuhen. Später wurde dem großen Publikum der Besuch der sämmtlichen englischen und fran- zösischen Kriegsschiffe vor Spithead \reigestellt, und von dieser Erlaubniß machten zahlreihe Bewohner von Portsmouth und Southsea Gebrauch. Noch im Laufe des Vormittags begab sih Lord Georg Hamilton an Bord des „Marengo“ zu einem kurzen förmlichen Besuh des Admirals Gervais, um darauf gegen Mittag nah London aufzubrehen. Jhm folgte der Earl von Clanwilliam, welher vom französischen Flaggen\schiff mit einem Geshüßsalut begrüßt wurde. Dann fand ein reger freundshaftliher Verkehr zwischen den jüngeren Offizieren der beiden Flotten statt, bis die Stunde zu dem Diner im Stadthause nahte. An demselben nahmen 77 französische Offiziere, 92 englishe Marine- und 46 Landoffiziere mit dem Herzog von Connaught an der Spiße Theil. Es waren ferner zugegen der Earl von Clanwilliam, Vize-Admiral Sir M. Calme:Seymour, Kapitän Sir W. Wiseman, der französische Botschafter Waddington und zahlreihe Mitglieder der Botschaft, der französishe Militär-Attaché und der französische Vize-Konsul in Portsmouth. Es wurden drei Trinksprüche ausgebraht: „Auf die Königin“, „auf Präsident Carnot“ und „auf unsere Gäste“. Jn Beantwortung des leßteren er- klärte Admiral Gervais in französisher Rede, daß der herzliche Empfang durch die englische Flotte die Franzosen tief gerührt habe. Die Erinnerung an diesen herrlihen Abend werde ihnen un- vergeßlih sein. Er {loß mit einem Hoh auf das Wohl der Königin und der großen Stadt Portsmouth. An Bord des britishen Flaggenschiffes „Camperdown“ fand gestern ein vom Vize-Admiral Sir Michael Calme Seymour ver- anstaltetes Diner statt, zu welhem zahlreiche französische Offiziere ershienen. Für gestern war Seitens der französischen Gäste ein Besuh der Werften und des Arsenals in Aussicht genommen, später Luncheon auf Whale Jsland und am Abend Bewirthung der französishen Matrosen im Stadthause.

Der General-Postmeister Raikes ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag am Gehirnschlage gestorben.

Frankrei.

Paris, 25. August. Nach der Flottenrevue in Ports- mouth sandte die Königin Victoria, wie „W. T. B.“ berichtet, folgendes Telegramm an den Präsidenten Carnot: «Ich wünsche Ihnen all’ das Vergnügen auszusyrehen, welches mir der Emvfang des Admirals Gervais und seiner Offiziere in Os- borne bereitet hat, und wie sehr ih das Geschwader bewundere, welhes ih soeben habe Revue passiren lassen. Victoria.“ Der Präsident Carnot erwiderte: „Ich bitte Ew, Majestät, meinen aufrichtigen Dank entgegen- zunehmen für den buldvollen Empfang, welchen Sie dem Admiral Gervais und dessen Offizieren haben zu Theil werden lassen, sowie für die Gefühle und Meinungen, welhe Ew. Majestät mir hin- ittlih des französishen Geschwaders ausgesprochen haben. Carnot.“ Der dänische Gesandte, Graf Moltke-Hvitfeldt überbrachte gestern dem Präsidenten Carnot im Schlosse Fontainebleau ie Insignien des Elephanten-Ordens und gab dabei den Gefühlen der Sympathie des Königs von Dänemark für Frankreih Ausdruck. Präsident Carnot hob in seiner Er- widerung hervor, er sei hoh erfreut über den herzlichen P O der französishen Flotte in Dänemark bereitet worden sei.

/ M A Alexander von Serbien besuchte gestern die Arbeits-Ausstellung, die Madeleine:Kirche und die Central- Mari Gallen. & Anlaß d

ei einem am Sonntag aus Anlaß der fünfzigjährigen Zubelfeier des Bestehens des landwirthiGaftliden Vor: eins in Saint Dié stattgehabten Festmahl hielt Jules Ferry eine Rede, in welcher er sich zu Gunsten des Schuy- zollsystems aussprach und dem Wunsh Ausdruck gab, daß der

Ztg.“ meldet, in Jagdshloß Wolfsgarten Hoftafel statt, an

Fahren die F-ier des hundertjährigen Jubiläums in unver- änderter Blüthe? begehen möge; die Enkel der jezt Lehenden würden dann reih sein und sih den Luxus gesiatten kinnen, Freihändler zu sein.

Englische Blätter hatten gemeldet, daß eine französische Expedition an der Elfenbeinküste von den Eingeborenen angegriffen worden, und daß dabei französischerseits ein

ffizier mit mehreren Mannschaften gefallen sei. Diese Nahh- riht scheint nah Mittheilung aus Regierungskreisen unrichtig zu sein. Lieutenant Staup sei seiner Zeit zu einer militäri- schen Demonstration in die Region von Cavally in Folge der dort erfolgten Ermordung der französishen Reisenden Voituret und Papillon entsendet worden. Diese Operation Staup's habe aber {hon vor einigen Monaten ihre Erledigung gefunden, und gegenwärtig sei keinerlei Expedition dahin mehr unterwegs.

Jn den lezten Tagen fanden an mehreren Orten russen- freundlihe Demonstrationen statt. Bei einem am Sonnabend im Park und Schloß von Fontainebleau ge- gebenen Feste spielte, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, die Musik unter allgemeiner Begeisterung zuerst die Marseillaise und dann die ‘russishe Hymne. pn Nimes wurde während des Festmahls, welches der Präfekt zu Ehren des Marine- Ministers gab, von der vor der Präfektur angesam- melten Volksmenge stürmisch die russishe Hymne ver- langt, die dann au gespielt und mit lebhaftem Jubel und dem Rufe: Vive la Russie! begrüßt wurde. Eine dritte Kund- gebung erfolgte in Dinard bei einem Wohlthätigkeitsfeste. Der Großfürst Michael Michailowitsh erschien dabei auf seinem Balkon und das Orchester gab dreimal die russische Hymne zum Besten. Der Großfürst hörte stehend und ent- blößten Hauptes zu und wurde vom Publikum mit begeisterten Zurufen stürmisch begrüßt.

Schweiz.

Ueber die jüngst vertagten Handels vertragsverhand- lungen Oesterreih-Ungarns und Deutschlands mit der Schweiz schreibt der Berner „Bund“:

Die Delegirten sind in freundlihster Weise auseinandergegangen und in der bestimmten Absicht, sobald als möglih wieder zusammen- zutreten, um auch über die noch \{chwebenden Punkte sih zu ver!tändigen und Verträge einerseits ¿wishen der Schweiz und Deu!schland, andererseits zwishen der Schweiz und Oesterreih-Ungarn zu unter- zeichnen und den respiktiven Staatsbehörden zur Annahme bestens zu empfehlen Die Vertagung der Unterhandlungen ift keineswegs als eine Verzögerung zu betrahten. Ob die Vereinbarung mit der del Ad jeßt oder nah einigen Monaten erfolge, ist ziemli gleih- gültig.

Türkei. _ Konstantinopel, 25. August. Der ökumenische Pa- triarch Dionysios ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestorden.

Dänemark.

Kopenhagen, 24. August. Der Kaiser von Rußland und die Kaiserlich russishe Familie sind heute Mittag um 21/2 Uhr hier eingetroffen. Dun Empfange hatten sich nah einer Meldung des „W. T. B.“ Vormittags am Landungsplaße und in den nach demselben fahrenden reihbeflaggten Straßen dihte Menschenmengen angesammelt. Der König, der Kronprinz und der König von Griechenland waren Vormittags auf dem „Danebrog“, eskortirt von einem Panzergeschwader, der Kaiserlichen Familie entgegengefahren und hatten fich Mittags 121/, Uhr an Bord der Kaiserlihen Yacht begeben, mit der ste südwärts von Kopenhagen zusammentrafen. Bei der Ankunft in Kopenhagen waren anwesend die Königin, die Kron- prinzessin, die Prinzessin von Wales, die Prinzessin Marie, die Prinzen Waldemar, Hans und Wilhelm, ferner die Mitglieder des diplomatishen Corps, sämmt- lihe Minister und die Spißen der Civil- und Militär- behörden. Nachdem der Kaiser die Parade über die vom Prinzen Christian kommandirte Ehren-Compagnie abgenommen hatte, fuhren die Kaiserliche und die Königliche Familie unter lebhaften Bewillkommnungsgrüßen des Publikums nah Schloß Fredensborg. (F) Die Staatseisenbahnen vereinnahmten in den ersten vier Monaten des laufenden Finanzjahres 5 671 000 Kronen nach provisorischer Abrehnung gegen 5 584 337 Kronen definitiv in der gleichen Zeit des vorigen Finanzjahres. Amerika. __ Chile. Die zweite Ausgabe der gestrigen „Times“ ver- öffentliht eine Depesche aus Buenos-Ayres vom 22. d. M., nah welher Balmaceda die Versendung von Nach- rihten aus Chile verhindere. Das englische Kriegsschiff „Eepiègle“ führte 338 Silber- barren, ungefähr 35 Tonnen wiegend, von Valparaiso nah Montevideo über.

Nach gestern in New-York Angetroltenen Meldungen aus Valparaiso sind der Admiral Brown, Befehlshaber des amerikanishen Geshwaders, und die Kommandanten der übrigen auswärtigen Geshwader dahin überein- gekommen, das Leben und das Eigenthum der fremden Staatsangehörigen zu \{chüßen. Jm Falle eines An- griffs auf die Stadt Valparaijo würden vorauss\ihtlich Marinemannschaften zum Schuße der fremden Kolonien ge- landet werden.

Peru. Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Lima, das Ministerium habe es abgelehnt, auf die Jnterpellationen im Senat über die Aufstandsversuche vom 3. Dezember v. J. Auskunft zu ertheilen, und in Folge dessen seine De- mission gegeben, Das neugebildete Ministerium seße sich folgendermaßen zusammen: Justiniano Borgono Chef des Kabinets und Kriegs-Minister, Juan Elmore Auswärtiges, Lerra Juneres, Ser pa Justiz, Carbajal Finanzen. Afrika.

Egypten. Aus Alexandria wird den „Daily News“ gemeldet, Deserteure von Truppen Osman Digma's hätten

die Nachricht von der neuerlihen Ansammlung der Der- wische an den Grenzen der Provinz Dongola überbracht.

Statistik und Volkswirthschaft.

Robeisenproduktion im Deutshen Reich. Nach den ftatistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindusftrieller belief sch die Roheisen- rodufktion des Deutschen Reichs (eins{ließlich Luxemburgs) im onat Juli 1891 zuf 381 537 t; darunter Puddelroheisen und Spiegel-

landwirthschaftlihe Verein von St. Dié nah weiteren fünfzig

eisen 151153 t, Bessemerroheisen 29 536 t, Thomaseisen 149 088 t

und Gießereirobeisen 51 760 t Die Produktion im Juli 1890 Una 391 982 &, im Juni 1891 = 365 073 t Vom 1. Januar bi3 31. Jul 1891 wurden produzirt 2505 003 t gegen 2731565 t im gleihen Zeitraum des Vorjahres.

Handel und Industrie. h: :

Die Lage von Handel und Industrie im Regierungsbezirk Frankfurt machte im Allgemeinen, wie von dort berihtet wird, im zweiten Quartal keinen ungünstigen Eindruck, da die meisten Industriezweige für bessere Waare zufriedenstellenden Aktsaß fanden. Neuanlagen und Vergtößerungen der Etablissements find rur vereinzelt vorgekommen, dafür war aber auch kein Rüdkgang bemerkbar. Der Maschinenbau blieb mit dem ersten Quartal auf gleiher Höhe. Mit Freuden ist ein neues Bestreben mehrerer bedeutenden Maschinenfabriken zu begrüßen, nämli der Bau von Petroleum-Motoren für die Kleininduftrie, was siherlih

einige Erfolge auf diesem Gebiet bringen wird.

Ueber die Lage der Tuchindustrie

im Regierungsbezirk Frankfurt wird berichtet: Die Lage der Tuch- industrie ist auch in diesem Quartale als keine befriedigende zu bezeichnen. Wenn au die Geschäste in Kottbus, Spremberg und Forst nicht ganz so \{lecht stehen, wie nah den Beribten der Presse anzunehmen, so muß doch bestätiat werden, daß sh die Läger gebäuft baben und der Tuckmarkt im Wesentlichen, zumal für mintecwerthige Stoffe, eine un- günstige Lage zeigt. Dies ist einestbeils dadurch veru! sacht, das der Absay im Inlande ftockt, weil die Arbeiter und kleinen Leute durch die wiederkehrenden Ausstände und die hohen Lcbenêmittelpreise aüe nur irgend aufshiebbaren Ausgaben zu ver- meiden sucken, und anderentbeils, weil die Mac Kinley-Bill den Export rach Amerika beinahe ganz abgeschnitten bat. Der Tuch- und Budckskin- Fabrikation fehlen namentli die überseeischen Aufträge. Südamerika braucht zur Zeit ihr wenig. Für bessere Stoffe roaren immer noch befriedigende Aussichten vorhanden und wird deshalb von fapitalkräftigen Firmen namentlich Kammgarn in vorzüglicher Güte und entsprehenden Mustern in großen Quantitäten angefertigt. Die Sommerfelder Tuchfabriken haben wiederum Ausiräge- nah China und Indien in bedeutender Menge übernommen. Nebenher werden Damertuche und Stoffe für E und Kinderkontektion hergestellt, welhe guten Nuyen abwerfen.

Geeste-Melioration. /

Die Bauten der Geeste-Meiioration sind, troy der erheblichen S(wierigkeiten, welche sh der Herstellung der Tiefe in den Durch- \stihen durch den moorigen Untergrund entgegenstellten, dem vor- gesteckten Arbeitsziele dieses Jahres entsprechend gefördert, Son im nächsten Jahre werden dur die Stauschleuse und die von dieser bis zur Mündung in die Weser von beiden Seiten der Geeste aufgeführten und verstärkten Deiche die Grundstücke des Geeste-Gebietes gegen nach- theilige Uebershwemmungen ge\{chüßt sein.

Zur Arbeiterbewegung. :

Die internationalen Konferenzen der Textil-, Holz- und Cigarren- und Tabadckarbeiter, welche gleichzeitig mit dem allgemeinen internationalen Arbeiter- kongreß in Brüssel verhandelten, haben, wie berichtet wird, beschlossen, durch Correspondenzen und andere Vermittelung mit den Arbeitern der ganzen Welt Fühlung zu halten, um bei Ausständen und Lohnstreitigkeiten sich in jeder Beziehung durch Abhaltung von Zuzug, Zuführung von Geldmitteln 2c. unterstüßen zu fönnen. Dem „Vorwärts“ wird über die internationale Metallarbeiter-Konferenz aus Brüssel geschrieben: O /

Die Metallarbeiter haben \ich in einer am Freitag Abend ftatt- gehabten Sitzung auf Grund eines Organisationsplanes voll- {tändig geeinigt. Nach diesem Plane wird in jedem Lande ein Vertrauensmann beziehungsweise Sekretär gewählt. Die Ver- trauensmänner haben vierteljährlich Berichte auszutauschen, welche Mittheilungen über die Geschäftslage, Zahl der Arbeiter, Form und Stärke der Arbeiter-Organisationen, Lohn- und Arbeits- bedingungen, über Unternehmer-Koalitionen und deren Maßnahmen gegen die Arbeiter-Organisationen geben. Bei Lohnkämpfen in einem Lande hat der Vertrauensmann sofort sämmtliche andere Vertrauensmänner in Kenntniß zu schen, um Zuzug zu verkindern. Sind die Genossen eines Landes außer Stande, ihre im Ausstande befindlihen Kollegen in wirksamer Weise zu unterstützen, so versendet der Vertrauensmann dieses Landes Marken an die anderen Ver- trauensmänner, für deren Vertrieb diese zu sorgen haben.

Die Generalkommission der Gewerkschaften Dieutschlands veröffentlicht folgenden neuen Situationsbericht über die Ausstände: i

„In der Glasfabrik in Hörstel kamen 36 Glasarbeiter zum Ausstand, da der Fabrikant drei Leuten die Wohnung gekündigt hatte, worin die Arbeiter eine Maßregelung sahzn. Von den Aus- stehenden sind 16 verheirathet. In der Handschuhfabrik von Hopp in Friedrichshagen bei Berlin stellten 33 Dresseure die Arbeit ein, weil ibnen bedeutende Reduzirung der Akkordpreise angeboten wurde. In der Möbelfabrik vonScheidigin Fürth i. B. kamen zehn Drechéler zum Ausstand. Es wurden in leßter Zeit wiederholt Lobnkürzungen gemaht und \{ließlich ein Lohntarif Seitens der Fabrikanten aile t, nah welchem eine Herabsetzung des Akkord- preises auf einzelne Sachen um 30 9/0 eintreten sollte. Der Aus- \tand der Glasarbeiter in Fürth ist durch eine Verständigung mit den Fabrikanten beendet worden. Eine Aenderung der Lage der anderen gemeldeten Ausstände ist nicht erfolgt. Es bleiben außer den vorher Genannten noch zu E 24 Weißgerber in Berlin,

“92 Swubhfnahher in Barmstedt, 91 Kesselreiniger in Hamburg und

9 Former in Köln a. Rh“ : is e Iue M A di ou d 3 beliefen sich nach der letzten ebersiht insgesammt au ie aus Dresden berichtet wird, Haben e eindbild-

Wi D berihtet wird, haben die Steinbild hauer der Firma Franz Schaarzer die Arbeit niedergelegt, weil sie sich den Bestimmungen der neuen Fabrik- und Arbeitsordnung niht fügen wollen, in welcher u. ‘A. eine neunstündige Arbeitszeit aen vf, mr die G S Aa ter

eilung des „Hamburger Eho* schon seit zwei ren die ahtfstündige Arbeitszeit allgemein eingeführt haben.

In Leipzig beschäftigte sich eine von etwa 100 Personen be- suhte Schriftgießer-Versammlung am Sonnabend mit dem von der Buhdrucker-Tarifkommission in Gemeinschaft niit einem technishen Beirathe der Schriftgießer S Schrift» gießertarif, der wegen der gleichzeitig mit den Buchdruckern vorzune h- menden Verkürzung der Arbeitszeit auf neun Stunden für die nah Stück- zabl gießenden Arbeiter in einigen Positionen entsprehende Er- Seinigen aufwsen n e: U eer ggen un ee

eiten die affung dieser Berehnung na em Tausen und die durchgängige Einführung der jeßt nur in einzelnen Gießereien üblichen Berechnung nah Kilo empfohlen und dabei darauf hin- ewiesen wurde, daß in Berlin die Gewihtsberehnung allseitig Yang gefunden habe, so beschloß der „Lpz. Ztg.* zufolge die becc ammlung, freilich nur mit geringer Majorität, die Gewichts- s dend durhgängia in Leipzig einzuführen und hierzu unter Zu- L la egung des Berliner Tarifs einen Tarif mit Aufbesserungen, A N Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden entsprechen, llen S eiten, Der Larifentwurf soll nah seiner Zusammenstellung t dul Öriftgießergebülfen gedruckt zugestellt werden, damit diese dann In d V gemeinen Versammlung hierzu Stellung nehmen können. Dausark A S ANa anne die bei den Schriftgießern anzutreffende

getadelt. i

In Brüssel fand am Sonnabend eine Anarchisten- verfammlung statt mit der Tagesordnung: Js der inter- nationale Arbeiterkongreß berechtigt, sfich als jozialistisch zu

bezeihnen ? Der Berliner „Volksztg.“ wird über die von etwa 1500 Personen besuchte Versammlung geschrieben :

Drei anarchistishe Redner zogen gegen den Sozialistenkongreß

los, dessen Resolutionen des Papstes würdig seien. E Sozialisten,

die am Kongreß Theil genommen hatten, tadelten dessen Haltung den

Anartisten gegenüber, welÉe doch Brüder der Sozialisten seien, da

sie gleihfalls die Emanzipation des Proletariats anstrebten. Andere

anar(istishe Redner bezeichneten die Sozialisten als Optimisten, da sie

si mit der Hoffnung trügen, daß eine Umwandlung der gesellschaftlichen

Ordnung in nächster Zeit möglih sei. Swließlih beantragte ein

Anarist, denjenigen Sozialisten den Dank der Versammlung aus-

zusprechen, welde in so taktvoller Weise ihre Ansicht über den

anarhistisGen Standpunkt dargelegt hätten. Der Antraa wurde ab-

aelehnt. Die Versammlung ging unter dem Rufe: „Es lebe die Anarie!*“ auseinander. Cin Trupp von 400 Anardisten dutzog hierauf die Straßen unter Absingung revolutionärer Lieder.

Ueber den Ausstand der Zimmerleute in Genf (val. Nr. 186 d. Bl, u. flgd.) schreibt man der „N. Zür. Ztg.“ : Seit dem 10. August bcfinden sich die Zimmerleute im Ausstande; es sind ihrer etwa 250; etwa 60 bis 70 andere sib nach anderen Städten abgereist, ebenso viele arbeiten im Geheimen und sind natürli von den Strikenden in Aht und Bann erklärt. Im Frühjahr hatte das Gewerk den Arbeitgebern einen neuen Tarif vorgelegt und dabei erklärt, dieser Tarif solle erst im Frühjahr 1892 in Kraft treten, damit die Unternehmer nit ges{ädigt werden. Die Meister geneb- migten den zehnstündigen Normaltag, wollten aber für die Arbeits- stunde von 40 C18 böôstens auf 55 Cts. hinaufsteigen und allzu geringfügige Entschädigungen für Arbeiten außerhalb der Stadt ver- abfolaen. Die Zimmerleute verlangten 65 Cts. für die Arbeitsstunde end je nach der Entfernung von der Stadt 5 bis 25 Cts. Zulage auf die Stunde. Die Unterhandlungen \cheiterten und wurden nicht wieder aufgenommen. Die Arbeiter troßten und beschlossen zu feiern. Sie beharren auf ibren Forderungen und planen die Bildung einer Ar- beitsgenossen\chaft. Der Unterhalt der Ausständigen wurde bisher dur Zuschüsse des etwa 2000 Mitalieder zählenden Arbeiterbundes bestritten. Jetzt drohen au die Schreiner mit einer Arbeit s- einstellung.

Kunst und Wissenschaft.

Für den neunten Orientalisten - Kongreß, der am 1. September in London beginnen wird, sind, wie der „Köln. Z berihtet wird, \{on mehr als 140 literarishe Beiträge und mehrere ethnographish und historish wichtige Sammlungen zugesagt worden (der Berliner Orientalistenkongreß zählte nur 45, der Wiener 65 folher Mittheilungen). Sogar der fernste Osten legt ein lebhaftes Interesse an den Tag: eine stattlihe Anzahl von Auf- säßen, Studien, Manuskripten und fonstigen Beiträgen find aus China und Japan zu melden. Aus leßterem Lande werden auch Abgesandte der Staats-Universität und der An- t hropologishen Gesellschaft ersheinen. Zum ersten Mal werden au die australischen Universitäten - vertreten sein. Der Khedive von Egypten entsendet drei der Aghar-Universität angehörende arabische Gelehrte Die Asiatishe Gesellschaft von Ceylon ist gleichfalls vertreten. Mehrere der literarishen Beiträge und Mittheilungen werden auch in weiten, nit bloß in streng gelehrten Kreisen Interesse erwecken. M. Claine, der erste Forscher, der ganz Sumatra dur{kreuzt hat, wird z. B. nebst einer Anzahl Photographien und ethnographischer Gegenstände ein Original-Manuskript vorzeigen, nach dem die von europäishem Einflusse ganz unberührten Bataks eine über- rashend hohstehende Arzneikunde besißen und eine Anzahl Krank- heiten auf Mikroben zurückführen. Im Manuskript sind diese Ors- ganismen in vergrößertem, manchmal eine ganze Seite einnchmendem Maßstab dargestellt. Dagegen sind die an der Küste wohnenden Bataks, die hon mit Europäern in Verbindung gekommen, meisten- theils Kannibalen. M. Claine wird nah dem Kongreß das Gebiet seiner Entdeckungen wieder besuhen. Jn der Abtheilung für orienta- lishes Kunstgewerbe werden mehrere Manuskripte die auf einer ge- heimen Ursprache beruhenden Shawl-Muster erläutern, M. Guillaume Capus, der Etforsher des Hoclandes von Pamir, wird dem Kongreß in der central-asiatischen Abtheilung interessante Mittheilungen über seine Gefangennahme in Chitral und seine Erlebnisse in Wakhan maden, dabei werden auch wichtige Photographien und Zeichnungen vorgezeigt werden ; seinen Mittheilungen über die Arnyia-Sprace wird mit Spannung entgegengesehen. Aeußerlich werden auch wohl die bedeutend ermäßigten Fahrpreise zu einem regen Besuche des Kongresses beitragen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Zufolge ciner im „Nederlandshe Staats-Courant" veröffent- lihten Verfügung der Königlich niederländishen Minifter des Innern und der Finanzen vom 12. August 1891 ift die Ein- und Dur{fuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsftücken und ungewasbener Leib- und Bettwäshe aus Marseille vom 16. des\. Mis. ab verboten Gepäckstücke, welhe von Reisenden mitgeführt werden, fallen niht unter dieses Verbot.

Verkehrs-Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Poft über Ostende vom 24. den Anschluß an den Schnellzug 3 Verviers-Köln verfehlt. Abfahrt des Dampfers von Dover.

Die mittels des Rei chs-Postdampfers „Hohenstaufen“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am 18. Juli) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 26. d. M. Vormittags zur Ausgabe.

Ueber elektrische Postbeförderung berihtet das „Archiv für Post und Telegraphie“ : Der amerikanishe Elektrotechniker Klein- \teuber, Superintendent des Polizei-Alarm- und Telephonwesens in Milwaukee, arbeitet gegenwärtig an einer Erfindung, die, wenn sie ihren Zweck erfüllt. voraussihtlih bald große Bedeutung in der Be- förderung der Postsahen erlangen wird. Der Neuerung liegt der Gedanke zu Grunde, nach Art der elektrishen Straßenbahnen kleine

ostwagen in ges{chlossenen Röhren, in welchen sich auch die erforder- ichen Leitungsdrähte befinden, nah entfernten Punkten zu befördern. Die Einrichtung gleiht hiernah unserer Rohrpost. Mittels der elektrishen Rohrpoftbahn sollen die aus einer Reihe von kleinen Wagen bestehenden Züge unaufhörlich hintereinander nach verschiedenen Bestimmungsorten abgelassen werden. Die Verständigung zwishen der Absendungs- und den Bestimmungs- stationen wird durch eine telegraphishe Verbindung vermittelt. Er- halten z. B. die Stationen B und C die Nachricht, daß ein Zug für D unterwegs ist, so laffen sie denselben vorbeipassiren; ist der Zug für C bestimmt, so wird der Zug hier abgefaugen, indem er mittels einer Weihe zum Stehen gebracht wird. Die einzelnen Wagen sollen eine Größe von 1 Fuß Höhe und 1 Fuß Breite erhalten und im Uebrigen der Form der Röhre angepaßt werden. Der Ecfinder hofft, den elektrishen Zügen eine Geschwindigkeit von 60 engl. Meilen

in der Stunde zu geben. Bremen, 24. August. (W. T. B.) Norddeutscher

Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Nahmitta

von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer „Eider i

beute Vormittag in Southampton angekommen. Der Dampfer „Straßburg“ hat vorgestern Las Palmas passirt. Der Dampfer „Sachsen“ ist vorgestern in Aden angekommen. Der Dampfer „Bayern“ ist geftern von Antwerpen abgegangen. Der Schnell- dampfer „Saale“ hat vorgestern Vormittag die Heimreise von New-York angetreten. er Dampfer „Danzig“ is gestern Nachmittag von Port Said in Brindisi mit der Post von

Grund : Verspätete

Australien angekommen.

_ %. August. (W. T. B.) Der Schrelldampfer „Aller 7 ist gestern Nachmittag in New-York angekommen.

London, 24. August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Arab ift gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Southampton, 24. August. (W. T. B.) Der Schnell- dawpfer des Norddeutschen Lloyd „Eider“, dessen Maschine laut Meldung aus Queenstown vom 23. d. M. auf See in Unordnung gerathen war, ift heute bier angekommen und nach Landung einer Anzahl von Pafsagieren nah Bremen weitergegangen. Die Ma- chine des „Eider“ war von dem an Bord befindlihen Mechaniker mit leihter Mübe reparirt worden. s

New-York, 24. August. (Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ ) Der Dampfer der Cunard-Linie „Servia“ traf gestern Nacht hier ein und berichtete, er habe den Dampfer „Suevia“ der Hamburg- Amerikanishen Packetfahri- Aktien: Gesellshaft am 21. d. getroffen, welcher drei Schraubenflügel verloren hatte.

Dheater und Musik.

Nach der am Sonnabend auf Allerhöhsten Befehl erfolgten Darstellung des Ballets „Der Seeräuber“ im Königlichen Opernhause hat Seine Majestät der Kaiser allen Mit- gliedern durch den General-Intendanten Grafen Hochberg seine Befriedigung ausdrücken lassen, . Der hundertste Geburtstag Meyerbeer's wird im Königlichen Opernhause durch eine Neueinstudirung der Oper „Robert der Teufel“ gefeiert werden. Die Vorstellung wird eröffnet werden durch die Ouverture zu „Struensee“, welcher ih ein von Professor Emil Taubert verfaßter Prolog an- \{liezt. Eine Neueinstudirung der unverkürzten und mit den ursprünglihen Rezitationen ausgestatteten Oper „Carmen“ dur den Kapellmeister Hrn. Weingartner und die Einübung der Oper „Das Glödck{ben des Eremiten® bilden die nächsten Aufgaben der König- lihen Oper. Das Schauspiel „Falshe Heilige“, das am Sonnabend im Lessing-Tbeater zur ersten Aufführung gelangt, enthält auch eine kleine musikalische Neuheit, die von Mr. Arthur Sullivan herrührt. Der Komyo- nist des „Mikado* hat für das englishe Original welchem Osêcar Blumenthal zwar niht im Dialog und in der Charakterzeihnung, wohl aber in der Führung der Begebenheiten theilweise gefolgt ist, ein ital!enische:s Lied komponirt, das er dem Lessing- Theater zur Verfügung gestellt hat. i:

Francesco d'Andrade sett in Kroll’s Theater sein Gastspiel am Freitag in der Partie des „Don Juan“ fort. :

Im Thomas-Theater ist gestern die 25. Aufführung der Posse „Im siebenten Himmel“ vor ausverkauftem Haufe und unter großem Beifall in Scene gegangen.

Sport.

Bei dem zu Baden-Baden am 23, d. M. abgehaltenen Rennen siegte in dem Stadt Baden-Handicap des Königlichen Hauptgestüts Gradig br. St. „Hausfrau.“

Mannigfaltiges.

Die Gasproduktion auf den städtishen Gasanftalten hat sich im April/Juni- Quartal d. J. wiederum gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres um 1434000 cbm, und zwar von 14 911 000 cbm in 1890 auf 16 345 009 cbm in 1891, vermehrt. Der Bestand der öffentliben Gasflammen Ende Juni d. J. betrug 20 761 und der der Privatflammen 846 365. Bei den leßteren hat in dem genannten Vierteljahr gegen das vorhergegangene eine Zunahme um 4600 Flammen stattgefunden.

Das in der Voßstraße neu erbaute Palais für die König- lich bayerishe Gesandtschaft ist nun fertig gestellt und wird, wie wir der Mün. „Alg. Z.*“ entnehmen, noch im Oktober l. I. be?ozen werden können. Das Gebäude, zur linken Seite an die Nebengebäude des Fürsten Pleß, zur rechten an das Reichs-Justizamt anstoßend, hat eine einfahe Renaissance-Façade, in Haustein her- gestelt. Vom Vestibül führt eine doppelte Freitreppe nah den oberen Stockwerken. Im Souterrain befinden |\ch Räume für die Dienerschaft, Stallungen c. Im Erdgeschoß befinden sich die Räume zum Bewohnen für Minister und Bundes- rathsbevollmäctigte; im ersten Stockwerk sind die Repräsentationsräume und Geschäftszimmer, im zweiten Stockwerk die Familienwohnung des Gesandten. Der Entwurf is nah den Plänen des Bau- raths Hcyden in Berlin ausgeführt. Zu den Räumen für Geschäfts- zimmer und Dienstpersonal führt ein eigener Zugang; die Freitreppe führt zu den Repräsentationsräumen und zur Wohnung des Gesandten. Die inneren Räume sind in edler Weise ausgestattet, ohne überladen zu sein, und machen einen vornehmen Eindruck. Zur inneren Aus\{mückung wurden mit Zustimmung des Königlich bayerischen Kultus-Mir.isteriums aus dem Dépôt der Shleißheimer Galerie mehrere Oelgemälde zur Verfügung gestellt. Die übrige Ausstattung der inneren Räume für Bureaux, Repräsentation und Wohnungen wurde zum Theil Berliner, zum Theil Münchener Meistern über- tragen. Bei außerordentlichen Gelegenheiten können die Wohnungs- und Bureauräume miteinander in Verbindung gebracht werden. Mit Schaffung dieses Gebäudes ist nit nur einem wirklichen Bedürfnisse, Jantern auch der würdigen Repräsentation des Staats Bayern

echnung getragen.

Am 21. d. M, ist, wie der „Vo}. Ztg.“ mitgetheilt wicd, in Gegenwart des MRegierungs- und Bauraths Mohr zu Januschkowiß bei Kosel der erste Spatenstih zur Kanali-

Kosel, 23. August.

sirung der Oder, deren Ausführung dem Eisenbahnbau-Unter- nehmer Schneider in Berlin übertragen ist, vollzogen worden.

Hamburg, 24. August. Nicht das Hamburger Voll\chiff „Urania*, wie „W. T. B.* gestern irrthümlih meldete, sondern der Chinadampfer „Ascania“ ist dem Norddeutshen Lloyddampfer „Eider“, dessen Maschine ausbesserungsbedürftig war, begegnet. Wie an anderer Stelle mitgetheilt, ist der Schaden an der Maschine des „Eider* bereits beseitigt.

Graz, 24. August, In Folge starker Wolkenbrüche in Obersteiermark is laut Meldung des „W. T. B. die Mur be- trähtlih gesliegen. Die Uferschußbauten bei Werndorf und Wein- zôttel haben bedeutende Beschädigungen erlitten; zwishen Kalédorf und Ternitz kann der Verkehr nur durch Kähne vermittelt werden. Der Austritt der Mur hat au große Verluste an Vieh verursacht.

Fnnsbruck. Dem „Tiroler Tagl.“ zufolge ist das vom In- genieur Schröder ausgearbeitete Großglo ckner Bahnprojekt folgendes ; Ausgangspunkt der geplanten, etwa 32 km langen, als S@malspur gedahten Grofßglockner Bahn wäre Bruck-Fush an der Giselabahn. Von dort (750 m) würde die Bahnlinie zunächst als e4dhâsionsbahn im Thalboden über Dorf Fusch (809 m) führen. In Folge der bier beginnenden Steigung müßte die erste Thalstufe mittels Zahn- \hienen (119% Steigung) überwunden werden. Die etgentlihe Bergbahn würde jedoch erft bei der Vögelalpe (1190 m) im Ferleitenthale beginnen und vorerst eine Steigung von 7,6 9/0, dann von 19,7 9% durchzu- machen haben. Die Bahnlinie würde sich dann weiter über die Trauneralpe (1540 m) erheben, um mit einer Steigung von 19,7 9% bis zum Beginn des Gletschers der Pfandelscharte (2039 m) zu füh- ren, durch welchen die oberirdishe Führung der Bahn unterbrochen würde. Der Gletsher müßte durch einen etwa 2,4 km langen Tunnel mit 7,1 9% ten überwunden werden. In einer Höhe von 2200 m würde die Bahn im Pfandelichartenthal auf kärntnerishem Gebiet wieder an das Tagesliht treten und die Haltestelle „Pfandelscharte“ erreichen. Am Glodcknerhause vorüber würde dann die Trace mit einer Steigung von 119% zur „Franz-

Joseph-Höhbe“ (2436 m) ziehen und weiter mit 1,7°%/ Steigung zur „Hoffmannshütte* in der Nähe dieser Shußghütte an der