1891 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

E E a E Ee M 2 Sa E E tian in

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H D A E E R Cu E E i E

i atB a S Fnd Se ia R E EeSi A

öffnet wurden am 1. Juli die Strecken Hirs{berg—Warm- brunn 5,27 km und Bergen—Crampas—Saßnih S rg uli Als- dorf—Herzogenrath 6,65 km (Königliche Eisenbahn-Direktion

(Königliche Eisenbahn-Direktion Berlin), am 15. (linksrh.) zu Köln).

Der Kaiserliche Botschafter am russischen

als Geschäftsträger.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Plachte, ist am 26. August in Mossamedes an- gekommen und beabsihtigt, am 27. nach St. Paul de Loanda

in See zu gehen.

Kiel, 27. August.

Schiffes zu verhindern.

Ems, 25. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist, wie die „Köln, Ztg.“ berichtet, gestern von hier

nach der Schweiz abgereist. Lippe.

__(W) Detmold, 26. August, Für st begiebt sich am 28. d. V. wieder auf einige Wochen

nach Steiermark zur Jagd, Jhre Hoheit die Fürstin an dem-

selben Tage nah Schloß Rothenfels in Baden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 27. August. Nach einer neueren Meldung des „W. T. B.“ erfolgt die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers in Prag niht am 23., sondern erst am 26. September.

Nach den bisherigen Dispositionen dürften, wie das „Prag. Abdbl.“ mittheilt, die Landtage in der zweiten Septemberkbälfte, die Delegationen Anfangs November zu- s en doch ist ein endgültiger Beschluß noch nicht gefaßt.

Großbritannien und JFrland.

London, 26. August. Jhre Königlihen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrih von Preußen werden nach einer Meldung des „W. T. B.“ am 28. d. M. mit dem Prinzen Waldemar von Southampton aus an Bord des Norddeutschen Lloyddampfers „Elbe“ die Rückreise nach Deutschland antreten. Die Ankunft Jhrer König- lichen Hoheiten in Bremerhaven erfolgt am 29. d, M.

Bei der gestern in Lewischani (Grafschaft Kent) statt- gehabten Parlamentswahl wurde der Konservative

Penn mit 4585 Stimmen gegen den Gladstonianer War- mington gewählt, welcher 2892 Stimmen erhielt. Zu Ehren der französishen Offiziere fand gestern im

Southsea Common eine Parade der in Portsmouth garni- sonirenden Truppen statt. Ungesähr 20 Minuten vor 10 Uhr erschienen, begleitet von einem glänzenden Stabe, der Herzog von Cambridge und der Herzog von Connaught. Nachdem Jhre Königlichen Hoheiten die kleine Schaar der französischen Offiziere begrüßt, bei welchen sich auch der französishe Botschaster Waddington, der Earl von Clanwilliam und Lord Brassey befanden, nahm die Parade ihren Anfang, um in ‘üblicher Weise zu verlaufen, Die vereinigten Wilitärkapellen intonirten die „Marseillaise“ und „Rule Britannia“, wäh- rend die Truppen an dem Herzog von Cambridge vorüber- defilirten. Zum Schluß verlieh der Oberst:Kommandirende in einer furzen Ansprache seiner Zufriedenheit über die vorzügliche Haltung der Mannschaften Ausdruck. Später aab, wie der „Köln. Ztg.“ berihtet wird, der Admiral Gervais an Bord des „Marengo“ ein Frühstück und brachte dabei den Trinkspruch auf die Königin von England aus, der Herzog von Cambridge einen solhen auf den Präsidenten der Republik. Jn der Antwort auf diefen Trinkspruch s\prach Admiral Gervais die Zu- versiht aus, daß die große Marinemacht Englands nur im «nteresse der Gerechtigkeit verwandt werden würde. Den Tag über herrschte gestern ein fürchterliher Nordwestwind; alle Verbindungen vom Lande mit der Flotte waren unterbrochen. Da der Sturm heute Morgen si gelegt, ging die fran- zösische Flotte unter Dampf und lichtete die Anker. Um 9 Uhr 40 Minuten feuerte der „Marengo“ die ersten Salut- \hüsse, die Flotte seßte sih in Kiellinie, „Marengo“, Torpedo- boot „Marceau“, „Furieux“, Totpedoboot „Requin“ und,Lance“ fuhren zwischen der südlichen und der Mittellinie w-swärts und bogen ostwärts zwischen der Südlinie und der Jnsel Wight um. Die Yacht „Fire Queen“ mit Admiral Clanwilliam an Bord begleitete sie bis zum Leuchtschiff Warner. Die Kapellen spielten die englishe Nationalhymne und die Marseillaise. Die Mannschaften aufgeentert, begrüßten sich mit Hurrah- geschrei, bis die „Fire Queen“ dem „Marengo“ Adieu zu- signalisirte. Frankreich.

Die heute erschienene „France“ bespriht, wie telegraphi gemeldet wird, die Seitens Englands an L rihteten Sympathiebezeugungen in sehr gehässiger Weise. Englands Freundschaft sei verdähtig, es s{chmeichle Franfkreih, weil es eiwas von ihm wolle oder einen Coup gegen dasfelbe vorbereite. Man solle nur nah Afrika blicken ; bei dem Untergang der Expedition Crampel habe gewiß ein Engländer die Hand im Spiel gehabt. Bei der Expedition Mizon am Niger, an der Guineaküste, in Dahomey, überall begegneten die Franzosen englischer Feindseligkeit.

Neulich hieß es, ein „Deutscher“, der gegen eine r ussen- freundliche Kundgebung im Tuilerien: Garten protestict habe, sei von der wüthenden Menge mißhandelt worden. Jett nellt sih aber heraus, daß es kein Deutscher, sondern ein Franzose war, und zune eine Notabilität der sozialistishen Partei, der Bürger Lebey, Sekretär des „Bundes der repu- blifanisc;-sozialijtishen Comités“, welher das Opfer der O becit S E, geworden ist. Der-

le „Bataille““ einen Brief, dem wi „Nat.-Ztg.“ Folgendes entnehmen : E

„Die Boulangistis{en Journale entstellen einen Zwischenfall, d fich im Tuilerien-Garten zugetragen hat, und bei en 9 b ibeilie

ser i ofe, General von Shweiniß hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Wäurend seiner Abwesenheit von St. Petersburg fungirt der Erste Botschaftssekretär, Legations-Rath von Bülo w

/ ( gu Wie die „Kieler Zeitung“ erfäktrt, sind Seitens der hiefigen Behörden alle Maßnahmen ge- troffen, um jeden Versuch zur Armirung des „Presi- dente Pinto“ und Kompletirung der Besatzung des

Seine Durchlaucht der

hafter Kommentaren aus. Í GesckÉrei mi falt läßt, nitt antworten, wenn nicht au

lassen. aetragen.

einer 75 Iahre alt:n Nadtbbarin, als nach dem

mich umgebenden Perfonen sagte: ist ein Freiheits8gesang. rit Unterthanen des Zaren!“

Hymne noch die Marseillaise.

beshimpîten Und zugleih s\chrien “sie: „Hoch Rußland!

Fhr werdet mich niemals zwingen, „Es lebe ein Tyrann!“ zu rufen.“ Da3 Geschrei und die drohenden Geberden der Menge ershreckten

Borfall ein Protokoll aufgenommen wurde. . . ,“

Departements eintreffen.

fämpfen. Rußland und Polen.

__St,. Petersburg, 27. August. Das Kaiserpaar feiert, wie die „A. R.-C.“ meldet, seine silberne Hochzeit nicht

tember oder in den ersten Tagen des Oktober aus Kopen- hagen zurück Die silberne Hochzeit fällt auf den 9. No- vember (n. St.).

Der Großfürst Wladimir ist, wie „W. T.B.“meldet, mit Gemahlin und Kindern gestern ins Ausland abgereist. Die- selben begeben sih zunächst nah Berlin; von da reisen der Groß- fürst und die Großfürstin nah Gelbensande zum Besuch des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Die Großfürstlichen Kinder reisen voraus nah Paris und erwarten dort ihre Eltern, Von Paris begiebt sich der Großfürst mit Familie nach den Seebädern von San Sebastian.

Schweiz.

Wie man- dem „Hann. Cour.“ \{chreibt, wird der

Bundesrath, veranlaßt durh die neuesten Eisenbahn- katastrophen, zwei besondere Beamte mit der Oberaufsicht über sämmtlihe schweizerishe Eisenbahnbrüdcken beauf- tragen. Die Fngenieure Lohle vom Polytechnikum in Zürich und Schüle, Angestellter der Firma Eiffel in Paris, werden bereits als mit jener Aufsicht betraut bezeichnet. ___ Die eidgenössishe Zollverwaltung hat in ihren Zoll- einnahmen vom 1. Fanuar an bis 31. Juli v. J. ein Minus von 1 124 037,23 Fr. zu verzeichnen: 16 921 276,23 Fr. gegen 18 045 313,77 Fr. Einnahmen im Jahre 1890 während des gleichen Zeitraumes.

Niederlande.

Jn dem Organ der Fraktion Vahlmann, dem in Rotter- dam erscheinenden „Maasboden“, werden jeßt die Forde- rungen der niederländishen Katholiken for- mulirt, gegen deren Erfüllung diese unter Umständen bereit sein würden, das neu aufgetretene Kabinet zu unterstügen. Dieselben sind: 1) Wiederher- stellung der im Jahre 1871? nah der Besezung Roms durch die gztaliener aufgehobenen niederländischen Ge- sandtshaft beim Päpstlihen Stuhl, 2) die bündige Zusage, daß die neu aufgetretene Regierung keine Ver- änderung an dem unter der vorigen Regierung zu Stande E Schulgesez in antikonfessionellem Sinne vor- nehme.

Serbien.

Nach einer Mittheilung der „Pol. Corr.“ ist der Zeitpunkt des Beginns der Verhandlungen über den R, De Us: vertrag mit Desterreih-Un garn derzeit noch nicht bestimmt und auch nicht bestimmbar, da derselbe davon abhängt, ob Vesterreih:Ungarn nach Abschluß der gegenwärtigen Verhandlungen mit Ftalien die unterbrochenen Negozia- tionen mit der Schweiz sofort aufnehmen werde oder selbe einem späteren Zeitpunkte überlassen bleiben. Die serbishe Regierung hat ihrerseits, wie des Weiteren aus Belgrad berichtet wird, die Vorarbeiten für die Handelsver!rags- Verhandlungen bereits abgeschlossen, wird jedo die Kommissäre für dieselben erst dann ernennen, wenn der Zeitpunkt der Verhandlungen definitiv festgestellt sein wird.

Bulgarien.

Sofia, 26. August. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Grecow ist, laut Meldung des „W. T. B.“, in Familienangelegenheiten nah Konstantinopel gereist. Durch eine Verordnung des Kriegs-Ministers sind ent- sprechend dem Militärgesez die Reservisten einiger Brigaden zu einer vierzehntägigen Uebung mit dem Manlicher- Gewehr einberufen worden.

Dem „Egytertes“ zufolge soll der Großvezier den bulgarishen Agenten in Konstantinopel benachrichtigt haben , daß die Pforte in den nächsten Tagen den von Bulgarien verlangien Emigranten Peter Stant\chew, ehe- maligen Präfekten in Varna, ausliefern werde. Stantshew E a beat M T1008 des L H an Beltschew. Mitte

ptember soll der Prozeß gegen Stantschew, sowie

Karawelow und Georgiew beginnen. Aae E

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 24. August. Der König wird, wie aus Helsirgör gemeldet wird, der am 2. September daselbst stattfindenden Eröffnung des neuen Hafens beiwohnen und unmittelbar darauf nach Sophiero abreisen, von wo aus Aus- fluúge nah der Insel Hven im Sunde und nah Fredensborg zum Besuch des dänischen Hofes gemacht werden sollen. Am 8, September will der König in der Hauptstadt sein.

__ Die Königin gedenkt, wie „Stockh. Dagbl.“ berichtet, bis Mitte nächsten Monats auf Skangum in Norwegen zu verweilen. Nach der Rückehr wird sie nit, wie in früheren

Jahren, während einiger Zeit des Spätsommers auf Schloß

Ulriksdal, sondern sogleih auf Schloß Drottningholm Aufent-

halt nehmen.

war. Sie s@mücken denselben mit ebenso infamen als !üzen- ch würde diesen Scandbuben, deren mehrere revublikanishe Journale in dieser Beziehung sih hätten täuschen In Wirkli{keit hat ih der Vorfall folgendermaßen zu- Fh wohnte dem Concert der republikanisben Garde im Tuilerien-Garten bei mit meiner Frau, zwei kleinen Kindern und leßten Stück einige Individuen aus der Menae die russishe Hymne verlangten. I antwortete, indem ich die Marseillaise reflamirte und zu den „Die französishe Hymne Wir sind Franzosen und nochch Uebrigens spielte die Mußk, im Gegenfay zu der Behauptung der Journale, weder die russische Aber ib sah mich bald von allen Seiten von einer Bande von Camelots und Straßenjungen umringt, welche mi als „Prussien“ bezeichneten und mih in gemeinster Weise

Es lebe der Zar!* Aber ih erwiderte: „S-i es Hoh Rußland, aber

meine Kinder, und ich hielt es für vorsibtiz, mih zurückzuziehen. Von ter Menge verfolgt, die auf der Brücke „Ins Wasser mit ihm* schrie, kam uns erst nach dreiviertel Stunden in der Rue Rousselot ein Polizciagent meines Stadtviertels zu Hülfe, der mi zu dem Polizeikommissär der Avenue Breteuil führte, wo über den

Die ausländischen Offiziere werden am 10. Sep- tember zur Theilnahme an den Manövern in den Oft- ( Die Stärke der manövrirenden

Truppen wird 126 000 Mann betragen; dieselben werden niht gegen einander, sondern gegen einen supponirten Feind

in Kopenhagen, sondern in St. Petersburg und kehrt Ende Sep--

Der beabsichtigte Besuh des Kronprinzen in Rußland wird nach „Stockh. Tid.“ im September stazfinden, S n ars Kaiser von Rußland aus Dänemark zurüdckgekehrt ein wird.

Auf Antrag des Finanz-Ministeriums hat König Oscar genehmigt, daß eine Kommission niedergeseßt wird, welche sih gutahtlih darüber äußern soll, mi: einer wie hohen Besteuerung die Bierfabrikation zu belegen sein möchte, wenn das Bedürfniß erhöhter Staatzeinnahmen fih zeigen sollte. Die Kommission soll gle:zeitig auch in Erwägung ziehen, ob das jezige System der Besteuerung der Rübenzuckerfabrikation niht nur an sih, sondern auch bezüglih des Ertrages einer Veränderung zu unterziehen sein möchte. Die Kommission soll Anfangs Oktober in der Hauptstadt zusammentreten; sie ist befugt, sachkundige Personen in der Bierbrauerei und in der

1 Rübenzuckerfgbrikation zur Vernehmung vorzuladen.

Dänemark.

(F)Kopenhagen, 25. August. Die ältere Kaiserlich russische Dampfyacht „Derjava“ kam gestern Abend auf 2 e Lid an und ging heute Vormittag auf der Binnenrhede zu Anker. Die Rhede bietet zur Zeit einen interessanten Anblick, indem die drei Kaiserlich russischen Dampfyachten „Polarstern“, „Derjava“ und „Czarewna“, die Königlih englische Dampf- yacht „Osborne“, die Dampsyaht des Königs Christian „Danebrog“ und das ganze dänische Geshwader gleich- zeitig innerhalb des Seeforts Dreikronen liegen. Der Chef des dänishen Geschwaders Vize-Admiral Meldal stattete heute Mittag dem „Polarstern“ einen Besuch ab, dessen Salut von dem Panzerschiffe „Helgoland“ erwidert wurde. Später machte auch der Chef der Marinewerft Contre: Admiral Braag den fremden Schiffen einen Besuch.

Nah einer der „Polit. Corr.“ aus Kopenhagen zugehenden Meldung verlautet daselbst, daß die dänischen Herbst- manöver, welche in der zweiten Hälfte des nähsten Monats abgehalten werden, und an welchen 15 000 Mann 1heilnehmen sollten, möglicherweise einen Aufschub bis zum Herbst 1892 erfahren werden. Jedenfalls werde man sich aber an maßgebender Stelle hierzu nur im Falle äußerster Noth- wendigkeit entschließen, da gerade den diesjährigen Manövern eine größere Bedeutung“ zukäme, weil die Truppen bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in größern Verbänden mit dem neuen Magazingewehr ausgerüstet werden sollten. Das dänishe Magazingewehr wird, wie die Meldung hervorhebt, von den militärishen Autoritäten als ganz vorzüglich bezei: net und soll dem Manlichergewehr in vihts nachstehen. Es 4 V Kaliber von 8 mm und is mit losem Magazin aus- gestattet. j

Amerika.

Vereinigte Staaten. An Stelle des Hrn. Edmunds, welcher seine Demission gegeben hat, ist der Kriegs-Minister Proctor zum Senator des Staats Vermont ernannt worden. Es unterliegt dem „Reut. B.“ zufolge keinem Zweifel, daß Hr. Proctor die Ernennung annehmen und seine jeßige Stellung als Kriegs-Minister niederlegen wird.

___ Chile. Nach einer der chilenischen Gesandtschaft in Paris zugegangenen Depesche aus Buenos-A ires hat, wie „W. T. B.“ meldet, am 25. d. M. bei Ouinteros ein neuer Zusammenstoß zwischen den Kongreßtruppen und den Regierungstruppen stattgefunden. Die Kongreßtruppen hätten ernste Verluste erlitten; ihre Armee sei gegenwärtig zwischen zwei Feuer genommen, ohne ih den Rückzug erkämpfen zu können. Man erwarte einen Ent- scheidungskampf. Die Truppen Balmaceda's befänden si in vortheilhaften Stellungen. Jn Uebereinstimmung hiermit wird gemeldet, auch der chilenishen Gesandtshaft in London sei ein Telegramm zugegangen, nah welchem die Jnsurgenten vollständig von den Truppen Balmaceda's um- zingelt seien. Die Letßteren sollen sehr günstige strategische Positionen inne haben und mit Bestimmtheit auf einen \{ließ- lichen Sieg rechnen.

Weiter meldet der „New-York Herald“: Balmaceda dürfte heute Donnerstag, 27. Augujt wahrscheinlich die K o ngreߧ- truppen angreifen; über die Stellung und Bewegung der leßteren sei unmöglich Sicheres zu erfahren. Das Gerücht, sie hätten Santiago genommen, bestätige sich nicht, dagegen halte man es für wahrscheinliher, daß die Kongreßtruppen auf den Höhen um Viña del Mar eine feste Stellung eingenommen haben, wo fie Verstärkungen erhalten haben dürften, da sie sich von Quintero nah der Küste den Weg gebahnt hätten und die Revolution in der Provinz Valparaiso un- zweifelhaft Sympathien begegne. Schwerlih dürften die Kongreßtruppen die Streitkräfte der Regierung erst dann angreifen, sobald diese leßteren ihre regel- mäßigen Verstärkungen erhalten. Balmaceda, welcher jet über 20 000 Mann verfüge, habe seine Vertheidigungslinie von Viña del Mar bis Placilla ausgedehnt und werden die Kongressisten unmögli diese Linie durhbrechen können. Jn der Stadt Valparaiso beginne das Vertrauen wieder zu erwachen in Folge der Stärke und der Stellung der Regierungstruppen ; verschiedene Handlungshäuser scien wieder geöffnet. Balmaceda sei durch die überall herumsireifende Kavallerie über die Be- wegungen der Kongreßtruppen gut unterrihtet. Die Gerüchte von einer Abneigung der Truppen gegen Balmaceda scheinen unbegründet. Die Torpedoboote „Almirante Condell“ und „Almirante Lynch“ kieuzen in der Bai, um eine Aktion der Monar Le M Ie

eber die Kämpfe vom 21,, 22. und 23. August wi

dem „New:York Herald“ berichtet : S Die Nawribt, daß die Kongressisten am Donnerstag 8000 Mann in der Quintcro-Bai gelandt hatten, überrashte Balmaceda voll- ständig. Alsbald aber wurde Alles aufgeboten, um cine genügende Trurpenmaht nah Norden zu werfen, die womöglih den Ueber- gang des Gegners über den Aconcagua hindern sollte. Ses Kriegsschiffe der Kongressisten ankerten in der Buht von Concon vor der Flußmüntung, und von deren Geschüyen und ihrer am nördlichen Ufer aufgefahrenen Artillerie gedeckt, suchten die Kongreß- truppen den Uebergang über den Fluß zu eriwingen. Na heißem Kampfe mußten am Akend die Regierungêtruppen ihre Stellung am südlihen Ufer räumen und zogen sich in guter Ordnung zurück. Mit welcher Erbitterung auf beiden Seiten gefochten wurde, geht daraus hervor, daß der Verlust bei einer Gesammtstärke von kaum 20 000 Mann auf 3000 Todte und Verwundete angegeben wird. Die Truppen Balmaceda's beseßten nun eine zweite starke Verthei- digungéstelung am Gestade bei V!üa del Mar, und ihre Nahhut hielt am folgenden Tage den nachdringenden Gegner so lange auf, bis das Gros in jener Stellung sih eingeribtet hatte und neue Ver- stärkungen von Süden herangezogen waren, Erst spät am Sonnabend Abend trafen die Kongreßtruppen vor der Hauptstellung Balmaceda's ein, und da es bereits dunkel war, wurde der Sturm auf den andern Morgen verschoben. Inzwischen hatte Balmaceda, der selbst den

Oberbefehl führte, seine Streitkräfte auf 13 000 Mann gebracht,

während die Konaressisten nur über etwa 70090 Mann verfügten. Am Sonntag Morgen begann die Schlacht auf der ganzen Linie. Die Flotte der Aufffändishen konnte diesmal niht so eingreifen wie am Aconcagua, da sie von den \{chweren Geschützen der Forts von Valparaiso, besonders vom Fort Callao aus, in Shaw gehalten wurde. Sie mußte sih begnügen, ihre verfügbaren Mannschasten und Gesbütze zu landen und aus der Ferne ein ziemli wirkungsloses Feuer zu unterhalten. Den ganzen Tag über hörte man in Valparaiso den Kanonendonner und das Ge- fnatter der Gewehre und die umliegenden Höhen sind von Zuschauern belagert, die änastlich den Ausgang des Entschzidunags- kampfes erwarten. Eine dichte Rauhwolke hängt über dem Shlacht- feld und wie Blite flammen darin die Feuerscheine der Geschüße auf. Wenn der Rauh si auf einen Augenblick zertheilt, sieht man die Bewegungen der Regimenter. Mengen von Verwundeten werden in die Stadt gebrabt und fast alle Frauen, die noch in Valvaraiso weilen, haben si als Pflegerinnen zur Verfügung gestellt. Wie die Entscbeiduna ausfällt, ist noch nit abzusebn. i

Am 25. d. M. sind, wie oben gemeldet, die Kämpfe wieder aufgenommen worden, wobei die Kongreßtruppen umzingelt wurden, und am 27. wollte Balmaceda seinerseits einen Angriff auf die Kongreßtruppen unternehmen.

Ueber die Ankunft des deutschen Geshwaders vor Valparaiso {reiben die dort ersheinenden „Deutschen Nac- rihten“, nahdem sie zunähst von dem Erscheinen der auf- ständischen Kriegsschiffe im Gesichtskreise des Hasens berihtet: „An demselben Tage (10, Juli) hat das aus drei Schiffen bestehende deutshe Geschwader hier seine tröst- liche Erscheinung verwirkliht. Die Schiffe sind Jquique nit angelaufen, sondern haben sich direkt nah Valparaiso gewand?. Unter unserer deutshen Kolonie gab das freudige Auf- regung und gehobene Stimmung. Wir wissen ja, daß das alte Vaterland seine im fernen Auslande weilenden Söhne treu im Auge hat, aber es macht doch Freude, davon auch faßbare Belege vor sich zu sehen. Von den drei deutshen Schiffen ist nur die „Leipzig“ mehrere Male hier gewesen, „Alexandrine“ und „Sophie“ sind neue Er- sheinungen. Seien sie uns alle herzlich willkommen! Die Deutschen Chiles sind im leßten Jahrzehnt durch den häufigen Anblick dex Vertreter unserer Marine nicht verwöhnt worden. Der leidige Geldpunkt hat den Pulsshlag freundlicher Beziehungen zwischen Angehörigen der deutschen Flotte und den in Chile wohnenden Deutschen, der sih in den 70 er Jahren bereits ret lebhaft ver 6 hatte, wieder ins Stocken gebraht. Wie alles auf der Welt dem Wandel unter- liegt, so ist nun in diese ruhigen Verhältnisse ein störender Wirbelwind gefahren. Daß er uns deutsche Schiffe gebracht hat, ist bis heute das einzig Willkommene, das er für die Deutschen an dieser Küste mit sih führte.“

Nicaragua. Wie dem „N. Y. Herald“ aus Granada aemeldet wird, sind die nah Managua beförderten Generale Rivas und Guzmann, gegen welche der Verdacht der An- stiftung einer Revolution vorlag, zur Verbannung ver- urtheilt worden. Das {nelle Eingreifen der Regierung hat die übrigen Vershwörer abgeschreckt, und befürchtet man jeßt keine weiteren Unruhen mehr.

Kunft und Wissenschaft.

Professor Simmler vollendet, wie die „Germ.* mittheilt, dieser Tage im Korridorsaale des Rathhauses auf der rechten Seite, der zum Berathungssaal des Magistrats führt, ein neues Wan d- gemälde, das den Einzug Friedrich Wilhelm's IlI. in Berlin nah der Völkershla%t! bei Leipzig und die Flut Napoleon's 1. aus Deutschland darstellt. Außer diesem Bilde malt Professor Vogler auf der anderen Seite an einem Gemälde „der S{hloßbau an der Spree“, das noch im laufenden Jahre fertig wird; dann ist die aanze a u e ad historishen Scenen, welche den Saal {chmücken follten, vollendet,

Der Dampfer „Amely“ mit der wissenschaftlichen Spitbergen-Erxpedition an Bord ist nah einer Mittheilung des „W. T. B.* am Dienstag in Hammerfe f eingetroffen.

Gestern hat, wie „W. T. B.* berihtet, in München die internationale Konferenz der Vorstände der |aatlichen meteorologishen Institute begonnen Aus Amerika sind zur Theilnahme die Professoren Abbe und Harington aus Washington und der Meteoroloa Rotsh aus Boston eingetroffen.

Ueber den Versuc{sgarten auf dem Brocken berichtet Professor Peters in der Göttinger eUniversitäts-Chronik“ Folgendes : Üm die Nâbe des Harzes für die Universität Göttingen noch mehr als bisher in wissenschastliher Hinsicht nuybar zu machen, erbat si der Direktor des Botanischen Gartens vom Fürsten zu Stolberg-Wer- nicerode die Einwilligung dazu, auf der Höhe des Brockens einen Versucsgarten anlegen zu dürfen. Mit danken3werther Bereit- willigfeit wurde niht nur diese Genehmigung ofort ertheilt, sondern auch cine sehr beträchtliche Menge von Pfosten und Stangen unentgeltlich zur Errichtung eines etwa 2 m hohen Zaunes abge- geben, welcher hauptsäcblich zur Fernbaltung des Wildes von dem BVersuchéfelde dienen soll. Nachdem am 8 Juni 1890 die zunäbst in Kultur genommene Fläche von etwa 1360 qm mit etwa 200 Arten Alper pflanzen, arktishen Gewächsen, nordamerikanishen und \ibirishen Nadelhölzern und einigen Gemüsearten bepflanzt war, bewilligte das Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten dem Direktor eine fleine Summe als Beihülfe, welche zur Diana der bisher ent- standenen Kosten und zur Weiterführunz der begonnenen Ver- \fu@e ihre Verwendung fand. Im Spätherbst 1890 waren nur \sechs Spezies ausgegangen; alle übrigen gediehen gut und traten im besten Zustande in die Winterruhe ein; niht wenige hatten hon im ersten Sommer geblüht und Früchte gereift. Der ungewöhnlihe Schneefall des Winters 1890/91 erlaubt es niht, vor Ablauf des Chronifjahres über den Zustand der Kulturen nach deren Ueber- winterung ein Urtheil zu gewinnen. Es zeigt sih aber zur Zeit der Druck&legung dieser Chronik, daß sämmtliche 194 Arten in ganz vor- zügliher Weise durh den Winter gekommen _ waren, sodaß die Kultur au für die Zukunft das Beste verspriht. Seither sind weitere etwa 200 Nummern angepflanzt. 4

Wie \chckon erwähnt, wird der nente O rientalisten- Kongreß in der Zeit vom 1. bis zum 10, September in London tagen. Das Programm ift nit allein für den Fachgelehrten, sondern au für Alle, welche mit dem Osten in Handelsbeziehungen stehen, von Interesse, da die Kenntniß der orientalishen Sprachen in unserer heutigen Zeit für den Kaufmann große Wichtigkeit gewonnen hat. Jn dem Prä- sidium des Kongresses befinden sich der Herzog von Connaught, der Erzherzog Rainer von Oesterreid, der Marquis von Dufferin, Lord

Lyiton, Kardinal Manning, der Marquis von Bute, der Sultan von La- hore, der Maharajah von Travancore, der Maharajah Bhownagar, der Maharajah Faridkot, der italienishe Unterrichts-Minister Villari, der französishe Unterrits-Minister Bourgeois, der belgishe Unterrichts- Minister J, te Buriet, Sir Henry Layard und Sir Fred. Leighton. Vorsitzender des Organisations-Aus\husses ist Lord Halsbury, welhem _ der öôsterreichishe Botschafter Graf Deym, der deutsche Botschafter Graf Hasfeldt, der italienishe Botsbafter Graf Tornielli, der türkische Bots@aster Rustem Pasha und andere ausgezeichnete Perfönlih- keiten zur Seite stehen. Von Oesterrei, Ungarn, Belgien, Däne- marf, Deutschland, Finland, Frankrei, Griechenland, Holland, Indien, Jtalien, Japan, Polen, Portugal, Rumänien, Rußland, ‘Spanien, Schweden, Schweiz, Türkei, den Vereinigten Staaten und auch China und Egypten find bisher Delegirte angemeldet. Acht

dortige Professor der Pathologie Dr. von 3 lesungen im fklinischen Hospital mit einem glänzenden Vortrag über den Ursprung der jevt fo viel erôrterten Ptomaine ges{lossen. Nach Beendigung dessel |

und Studirenden eine begeisterte Ovation.

Regierungen, neun Universitäten und vierundzwanzig wissenschaftliche Gefellihaften werden amtlih auf 1 Bis jeßt sind {on 150 Vorträge in verschiedenen Sprachen an-

dem Kongreß vertreten sein.

gekündigt. : Wie der „Rat.-Ztg.“ aus Neapel berichtet wird, hat der Schröôn seine Vor-

en bereiteten ihm die zahlrei ershienenen Aerzte Aus dem Auditorium erhoben s vershiedene Redner, um Hrn. von Schröôn als Forscher, als Erzieher der medizinishen Jugend und als Vertbeidiger der Interessen der Universität Neapel zu feiern, und überreichten ihm eine künstlerish ausgeführte Adresse. Das Pergament is ein Meister- werk des Malers Liondi und stellt den Genius der Wissenschaft in italienisher Frauengestalt dar, wie er Professor von Schrôön als äFüngling nah Neapel bringt. Der Genius {webt über dem s{hönsten Punkte Neapels, ist von Engeln umgeben und hat zu seinen Füßen die Wappen der Stadt Neapel und des Deutschen Reichs. Die Widmung lautet in deutshec Ueberseßzung: „Otto von Schrôön, dem Sohne des großen Deutsbland, der das wohlvorbereitete Wieder- erwachen der italienishen Wissenschaft durch seine Werke unterstüßt und fördert, in Dankbarkeit die Jugend Neapels, die stolz ift, die Lehren des Meisters fortzuseßen und zu verbreiten.“ Nach einem Hoch auf Ftalien und seinen König wurde Professor von Schrön von seinen Zuhörern im Triumph nah seiner Wohnung geleitet. _— Aus Athen wird der „Nat.-Ztg.“ vom 22, August ge- schrieben: Mit beginnendem Herbst werden die Ausgrabungen von Delphi, welche bekanntlih auf Kosten der französischen Regies rung erfolgen, in Angriff genommen werden. Es hat si als noth- wendig herausgestellt, das von 250 Seelen bewohnte Dorf Kaftri aus dem Wege zu räumen, und hat die franzöfische arhäologishe Mission geaen Zahlung von 500 000 Drachmen thatsächlich die Expropriation des gesammten Dorfes erlangt. In der Hauptstadt haben den Sommer über keine nennenêwerthen arhäologischen Arbeiten stattgefunden. Da- gegen meldet man aus der Gemeinde Krokäa (in Lacedämonien), daß daselbst die Reste eines antiken Tempels oder Theaters mit zwei Säulen, deren Bänder bleiern sind, gefunden wurden. Man ver- muthet, daß diese Ueberreste zu dem Tempel der Dioskuren gehörten. Siit einigen Tagen weilt in Belgrad, wie der „Voss. Ztg." unter dem 25. d. M. mitgetheilt wird, der Dozent an der Leipziger Universität Dr. Cichorius, welcher in den leßten Jahren unter Sliemann und Doerpfeld s lebhaft an den Ausgrabungen in Griechen- land und Klein- Asien betheiligte. Im Auftrage des \säcchsischen Mi- nisteriums für Unterriht wird Dr. Cichorius nun im Nordosten Serbiens, im Ncrden- Bulgariens und der Wallachei, die von Kaiser Trajan gebauten Straßen, Castren, Kastelle und sonstigen Baudenk- mâler verfolgen, welche die Unterlage zu einem größeren Werke über Trajan zu bilden berufen sind. Auf Verwendung des deutschen Aus- wärtigen Amts hat die serbisde Regierung alle Maßregeln ergriffen, um dem genannten Gelehrten bei seinen Studien förderlih zu sein. Der von der internationalen kriminalistishen Ver- einigung niedergeseßte Autschuß zur Gründung einer Holßtendorff- Stiftung hielt nah einem Telegramm des „W,. T. B.* gestern in Christiania eine Sitzung, in welcher die Gründung der Stiftung beshlofsen wurde; der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Strafrecht¿wissenschaft und der Gefängnißkunde. Zum Siß der Stiftung wurde Berlin bestimmt. Die bereits in der vorgestrigen Sitzung der Vereinigung beräthene Frage über die Regelung der Geldstrafe gelangte gestern zur Erledigung. Ange- nommen wurde die erweiterte Anwendung der Geldstrafe, sowie ihre Bemessung nah dem Einkommen. Ein Ersay der Geldstrafe durch Freiheitsstrafe soll niht statthaft sein.

Land- und Forstwirthschaft.

Das Königlich säcchsishe Ministerium des Innern hat folgende Bekanntmachung, die Erhebung der diesjährigen Ernte- e an Roggen, Weizen und Kartoffeln betreffend, erlassen:

Um beurtheilen zu können, ob die gegenwärtige Höbe der Brotfruchtpreise in einem angemessenen Verhältniß zu der dies- jährigen Ernte steht, macht sich ausnahmsweise eine rashe Er- hebung des diesjährigen Ernteausfalls in Bezug auf Roggen, Weizen und Kartoffeln nothwendig. Zu diesem Zwecke werden durch die zuständigen Behörden an die Gemeinde- verwaltungen Anfragen ergehen, zu deren Beantwortung die Gemeindeverwaltungen den sachverständigen Rath von Land- wirthen \sich erbitten werden. Das Ministerium des Innern hegt das Vertrauen zu dem Gemeinsinn der Gemeindeverwaltungen und der zugezogenen Landwirthe, daß sie durch zuverlässige und pünkt- liche Erfüllung der ihnen gestellten Aufgabe dem öffentlichen Inter- esse die durch die gegenwärtigen Verhältnisse gebotenen Dienste bereitwillig leisten werden. :

Auch die Gemeirdebehörden im U nter-Elsaß sind der „Straßb. Post“ zufolge neuerdings angewiesen worden, gleich na der Ernte eine Ermittelung des Ernte-Ertrages des Roggens, Weizens, der Kartoffeln und Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen, Lupinen u. \. w ) für das Jahr 1891 einzureihen. In normalen Jahrgängen mußten statistishe Erhebungen über den Gesammt-Ernteertrag erst im Monat November an das statistishe Bureau des Ministeriums in Straßburg eingesandt werden.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 2. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampter „Trave“ is heute Morgen von Southampton nah Bremen weitergefahren. Der Dampfer „Braunshweig" ist gestern in Adelaide angekommen. Der Scnelldampfer „Havel“ hat heute Morgen auf der Fabrt nah New York Dover passirt. Der Dampfer „Hermann“ ist beute, von Baltimore kommend, in Bremerhaven an ekommen. Der S(nelldampfer „Eider * ist geftern Nahmittag auf der Fahrt nah Bremen in Nordenham angekommen. Der Dampfer „Hohen- staufen® ift heute in Genua angekommen, Der Scchnelldampfer „Spree“ hat gestern Mittag die Heimreise von New-York an- getreten. A

97. Auaust, (W. T. B.) Der Postdampfer „Ohio“ hat am 26. August Nachmittags die Reise von Antwerpen nah Bre- men fortgeseßt. Der Reich{s-Poftdampfer „Neckar“* hat am 26. August Morgens die Reise von Suez nah Aden fortgeseßt.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) amburg-Amerika- nishe Padcketfahrt - Aktien - Gesel schaft. Der Post- dampfer „Dania“ ist, von New-York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer e Paas ist, von Hamburg kommend, heute in St Thomas eingetroffen.

Na Meldungen aus New-York ist der Scnelldampfer der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesellshaft „Suevia“ von einem Lootsenfahrzeug vorgestern 450 Meilen öftlich von Sandy-Hook angetroffen worden, das Lootsenfahrzeug hat einen Lootsen an Bord desselben geseßt. Die „Suevia* lief 6 Knoten in der Stunde bei guter Wache.

Wien, 26. August. (W. T. B.) Nath einer Meldung der „Presse“ ist auf Ansuchen der belgischen Regierung der Zusammentritt der internationalen Konferenz zur Regelung des Eisen- bahn-Personenverkehrs, an welcher au Oesterreih-Ungarn seine Theilnahme zugesagt hat, auf unbestimmte Zeit vertagt worden, da die Vorarbeiten noch nicht abgeschlofsen sind.

Theater und Musik.

Kroll's Theater. Gestern Abend fand unter dem Beifall der Hörer die erste Auf-

führung der Oper „Esmeralda“ statt, deren Musik von dem englischen Tondichter A. Goring Thomas herrührt. Der Text ift

von A. Raudegger und Th. Marzials nach Viktor Hugo's be- rühmtem Roman „Notre Dame de Paris“ umgearbeitet worden ; der enge Rahmen eines Operntextes vermag aber naturgemäß nit den düster romantishen Reiz der ursprünglichen Dichtung voll wieder- zugeben; die hervorspringendsten Momente der Handlung können nur eben berührt, die Charaktere nur flüchtig gestreift werden.

Der erste Akt eröffnet mit dem Wunderhof, dem Bettlerquartier

in Paris. Das Zigeunermädchen Esmeralda wird dem armen Dichter

Gringoire auf phantastishe Weise angetraut; die darauf versuchte

Entführung E8meralda's dur Claude Frollo. den von verzehrender

Liebesgluth ergriffenen geistliGen Hüter von Notre Dame, wird dur

die Dazwishenkunft des Chevaliers Phöbus verhindert. Der zweite

Akt bringt ein Zusammentreffen Esmeralda’s mit der Verlobten des

Phöôbus, Fleur-de-Lys, der dritte ein Stelldichein der beiden Liebenden

und den tôdtliben Angriff Frollo's auf Phôbus, der leßte Aufzug

endlih ein Narrenfest, den Gang Esmeralda’s zum Tode und ihre

Befreiung dur den wiedererstandenen Phöbus. Quasimodo, der

vielgenannte Glöôckner, tritt nur sporadish auf; im ersten Akte wird

er statt seines Herrn gefangen genommen, im leßten empfängt er

dur denselben den für Phöbus bestimmten Todesftoß.

_ Die von Goring Thomas geschriebene Musik weist einen vorzugs8-

weise modernen und jenen eigenthümlich französischen Charakter auf, der

in Gounod und Meyerbeer seine bervorragendsten Vertreter hat. Aber

Thomas geht nicht nur- kompositörish nicht über seine Vorbilder

hinaus, er erreicht sie niht einmal in der Ausdruckéfähigkeit und der

Ursprünglihkeit melodisher Erfindung. Der Komponist versucht und

leistet auch wohl eine fcaftvolle Charakteristik besonders in den

Chöôren und Ensemblesäßen, vermag aber eine klare und feste Künftlerindividualität nit zur Geltung zu bringen. Seine Stärke liegt in der Erfafsung und Bildung lyrischer Partien, welche bei ihm zumeist ein frisher, zarter Hauch dur{zieht. ‘Unter diesen sind als besonders gelungen das Antrittslied Esmeralda’s im ersten Akt, des Phôbus Liebeslied im zweiten Aufzuge und das Duett zwishen Phôbus und Esmeralda im dritten Akt hervorzußeben. Auch s\cherzhaften Frobsinn weiß der Tondihter musßikalisch korrekt und zierlich zu gestalten, wie die Bettler- und Narcenchöôre und die anmuthige Balletmusik beweisen; aber der lyrishe Charakter der Oper tritt überall bedeutsam und besonders auffällig in den männlihen Solopartien in den Vordergrund, obgleih. die Träger dieser Partien der Charakteranlage nach ganz grund- verschiedene Naturen sind, wie der in leidenscaftliher Liebe ent- brennende Fanatiker Frollo, der lei@therzige Dichter Gringoire, der tapfere Phôbus und das beklagenswerthe Stiefkind der Natur, Quasimocko. Trotzdem erbebt sich der musikalisde Ausdruck auc hier nur selten von weicher Empfindung zu männlihec Kraft- füle und zündender Leidenschaft. Sehr -geshickt und mit feinem künstlerishen Verständniß für die Klangwirkangen ist die Orchestration der Oper durchgeführt. Natürlich weit entfernt von dem beraushenden Glanz der Musik nah Wazgner'sher Svule, wirkt sie doch auf ihre Weise fesselnd dur die zierlichen, geschmadckvollen, rhythmisben Bewegungen und eigenartigen Klang- färbungen. Im Ganzen bietet die Oper also nicht viel Neues, nit viel Erschütterndes, aber se bält sich auch zumeist von platter Trivialität und ermüdender Alltäglichkeit fern.

Die gestrige Aufführung der Oper verdient ungetheiltes Lob, und das um so mehr, wenn man bederkt, wie viele musikalishe Neuheiten die Kroll'she Direktion in kurzer Zeit dargeboten bat. Die Titel- rolle sang Frl. Prosky mit argenehmer Stimme, sfauberer Technik und zärtlihem Empfinden. Hr. Göge als Phöbus en‘faltete seine herrliven Stimmmittel, welhe ebenso sehr dur die markige Kraft wie durch zarte Weichheit hohen Reiz besigen, zu voller Pracht besonders in dem auf stürmis{es Verlangen da capo gesungenen Liebeslied im zweiten Akt und in dem Duett des dritten Aktes. Die Rolle des Frollo sang Hr. Fiyau mit gutem Vortrag und recht klangvollem Organ. Mit dramati\cher Bewegung gab Hr. Leonhardt den Quasimodo, und Hr. Bussard erwies si als ein tüchtiger Gringoire e

Chor und Ortester leisteten verhältnißmäßig Mustergültiges, und daher war es nur gerecht, daß nebst den mit Blumen überschütteten ersten Solisten, Frl. Prosky und Hrn. Götze, auch Kapellmeister Gille und zuleßt au der Leiter des Operntheaters, Hr. Engel, vom Publikum hervorgerufen wurden, um den Ausdruck lebhafter An- erkennung in Empfang zu nehmen.

Sn der Vorstellung der Oper „Die lustigen Weiber“ morgen im Königlihen Opernhause sind die Damen Leisinger, Weiß und Lammert, die Hrrn. Rothmühl und Stammer beschäftigt In der Vorstellung des „Lohengrin“ am Sonnabend treten die Damen Hiedler und Staudigl, die Hrrn. Kraus, Bulß und Mödlinger auf.

Im Lessing- Theater wird auch im Monat September der Beginn der Vorstellungen um Uhr beibehalten. Im Schauspiel „Falsche Heilige*, dessen erste Aufführung morgen stattfindet, sind in den Hauptrollen Marie Reisenhofer, Johanna Minow, Luise von Pôllnitz, Erna Palm, Adolf Klein, Theodor Brandt, Franz Schöôn- feld, Oëcar Sauer und Carl Waldow beschäftigt. G

In dem Stinde-Engels' schen Volksstück „Ihre Familie“, welhes morgen im Wallner-Theater in Scene geht, sind die Damen Carlsen, Thessa Klinkhammer, Kübling und die Hrrn. Gimnig, Meißner, Ottbert und Senius beschäftigt. In der Soubrettenpartie werden Josefine Glöckner und Marianne Rhoden sich abwechseln. In der „Cavalleria Berolina“ wird Marianne Rhoden sich zum ersten Mal auf dem Gebiet der Posse versuhen, Der Chor ist bedeutend verstärkt worden. 2 :

Im Residenz-Theater ift von heute an die Tageskasse täg- lich von 10 bis 15 Uhr Vormittags geöffnet Der Beginn der Er- öfnung8vorstellung am Sonnabend „Frou-Frou, Pariser Sitten- bild L Henry Meilhac und Ludovic Halévy ist auf 74 Uhr festgeseßt. . :

E Wiitcalda! wird im Kroll’ \ch{en Theater mit Hrn. Emil Göge als Phôbus am Sonnabend zum ersten Male wiederholt. Fr. Moran-Olden segt am Sonntag ihr Gastspiel fort und tritt nochmals als Fidelio auf :

Die Direktion des Thomas-Theaters hat in Folge des starken Vorverkaufs zu der Posse: „Im siebenten Himmel“ eine Fernsprechfstelle für die Zeit eingerichtet, während welher Kasse und Bureau geshlossen sind Telephonishe Billetbestellungen können somit in der Zeit von 2 bis 6 Uhr Nachmittags bei Amt 9 Nr. 9189, Cigarrenhandlung von Pache, Alte Jakobstraße 30, bewirkt werden. Hier müssen auch die so beftellten Billets bis \pätestens 7 Uhr Abends

abgehoben werden, Sport,

In der „Liverpool Post“ liest man: Von der anderen, Seite des Atlantishen Oceans kommt die Nachricht, daß während der Welt- ausftellung in Chicago ein internationales Wettrennen ab-

gehalten werden foll, Die Preise werden 200 000 £ betragen.

Mannigfaltiges.

Bei dem Reichstagsbau ist, wie der „Köln. Ztg geschrieben wird, die Aufbringung der großen Kuppel über dem Sißungssaale gegenwärtig so weit gediehen, daß die als Abschluß der Laterne dienende Kaiserkrone voraussichtlih am 2. September d. I. wird aufgebraht werden können. Diese Krone, die freistehenden Säulen der Laterne, die darauf befindlihen Gebälke, Adler und Wasserspeier werden sämmtliG in Kupfer getrieben, und zwar auf der Wilhelmshütte bei Seesen im Harz. Die große, eigentlihe Kuppel, die nach dem neuesten Modell eine sehr gefällige und charakteristishe Wölbung erhält, bleibt im unteren Drittel ihrer Höhe geshlofsen, während der übrige Über dem Kranzgesims auffteigende Theil mit Glasdeckung auf bronzirten Rippen mit breiter ornamentirter Gurtung versehen wird. Die 17 m hohe

offene Laterne der Kuppel erreicht mit ihrer Spige eine Gesammthöhe