1891 / 201 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

von etwa 75 m, sodaß sie die in der Are des Westportals stehende Victoria der Siegessäule noch um 14 m überragt. Die Herstellungs- kosten der von dem hiesigen „Cyclop* ausgeführten Eisenkuppel mit Einschluß der Kupfertreibarbeit werden etwa eine halbe Million er- fordern. Gegenwärtig sind die Entwürfe für die nördlice und die füdlihe Eintrittshalle sowie diejenigen für die Erfrishungsräume am Königsplay vollendet. Durch die Ersparnisse in der Wandelhalle wird es voraussihtlich mögli sein, den beiden großen Eintrittshallen den ursprünglich geplanten Figurenschmuck mit geringer Aenderung angedeihen zu lassen.

Das Kuratorium der städtischen Markthallen hat am Dienstag unter Vorsiß des Stadtraths Mamroth beshlossen, bei dem Magistrat und dem Königlichen Polizei-Präsidium die Eröffaung der neu- errichteten Markthalle IX in der Eisenbahnstraße zum 1. Oktober d. I. zu beantragen. Wegen Vertheilung dec Standpläpe in dieser Markthalle sind vom Markthallen-Direktorium die erforder- lihen Maßnahmen eingeleitet worden.

Das Königliche Polizei-Präsidium hat im Einvernehmen mit der

Königlichen Ministerial-Baukommission die landet polizeiliche Geneh- migung zum Umbau der im Zuge der Artilleriestraße liegenden Ebertsbrüdcke u. A. mit der Vaßgabe ertbeilt, daß an Stelle der projektirten zwei engen überwölbten Seitenöffnungen und einer weiten Mittelöffnung im Interesse des Schiffahrtsverkehrs eine gewölbte Brücke mit drei etwa gleih großen Oeffaungen von 18 resp. 16 m Breite zur Aus1ührung gebracht werde. Gleich- zeitig hält es das Königliche Polizei - Präsidium für bödhst wünsckenswerth, die neue Ebertsbrücke statt aus Eisen in Massiv- bau zur Ausführung zu bringen, da diese Brücke nah HPer- stellung der geplanten nördlichen und südlichen Verlängerung der Artilleriestraße, namentlich bei dem Transport \{chwerer Lasten vom Stettiner Bahnhof und den im Norden der Stadt gelegenen Ma- \hinenfabriken nah den südlihen Stadttheilen, unter Entlastung der Weidendammer Brücke und der Friedrichstraße thunlichst zu benußen sein wird, die eisecnen Brücken für die shwcrsten Lasten aber nicht geeignet seien. Köniasberg, 25. August. Wie die „K. H. Z.* ron zu- ständiger Seite erfährt, hat das am 27. d. M. in Kraft tretende russishe Roggenausfuhrverbot auf den Grenzbahnhöfen Eydtkuhnen und Prostken ein ungeheures geshäftlihes Leben und Treiben herbeigeführt. Nah hiec eingegangenen De- peshen standen gestern Abend in Eydtkuhnen über 300 Waggons mit Roggen, die der Umladung nach Deutschland harrten, während no& 809 Waggons telegraphisch angemeldet waren. Auch in Profiken ist die russis&e Zufuhr groß. Obwohl von der König- lihen Ostbahn alle nur verfügbaren leeren Waggons nah Eydtkuhnen entsendet werden, vermögen sie niht den Anforderungen zu genügen, sodaß sich die Weiterbeförderung nicht unwesentlich verzögert. Das ist um so unangenehmer und stözender, als die russishen Waggons höchstens 36 Stunden auf preußischer Seite stehen dürfen. Da es auch an Arbeitskräften mangelt, fo gingen am Sonnabend Abend von hier dreißig Getreideträger nah Eydtkubnen ab. Auch auf den hiesigen Rangirbahnhöfen berrscht in diesen Tagen eine wohl noch nie dagewesene Geschäftigkeit, denn \ämmtlihe Schienenstränge, welhe nit zum Eine und Auslaufen -der Züge benußt werden, sind mit Hunderten von leeren uad beladenen Waggons besteilt. Auch hier hat das gewöhnliche Arbeiter- personal lange nicht hingereiht, sodaß nicht nur dieses, sondern au das Beamtenpersonal erheblih verstärkt worden ist. Die auf dem Bahnhofe in Eydtkuhnen angehäuften russishen Getreidewaggons müssen nach dienstliher Anordnung bis spätestens zum 29. d. M. Mittags zur Rückfahrt bereit stehen.

Hamm, 2. August. Seine Majestät der Kaiser hat, wie die ,Rh.-W. Z.* meldet, unserer Stadt zur Auëshmückung des Rathbaussaales ein prachtvolles Bild des bochseligen Kaisers Friedrich geschenkt. E

Triest, 26. August." In Tualir bei Tolmezzo schlug, wie der „Staatsb. Z * telegraphirt wird, der Bliß während des Gottes- dienstes in die Kirche und tödtete drei Frauen.

Klagenfurt, 26. August, Unter den Trümmern des in der Ortschaft Poertschah am 283. eingestürzten Kirchthurmes (vergl. Nr. 198 d. Bl.) wurde, wie das ,W. T. B.* meldet, der Tischler Lucas Ratschon nah dreitägiger Räumungsarbeit noch lebend und nur leiht verleßt aufgefunden.

Agram, 26. August. Heute fand“ nah einer Meldung des .W. T. B.* die feierliche Entéüllung des Denkmals des serbisch- froatisGen Dichters Kacic-Miosic statt. Die Festrede hielt der Banus Graf Khuen-Hedervary.

Paris, 26. August. Die Polizei hat, wie das „W. T. B. mittbeilt, nunmehr den Antiquar entdeckt, bei welhem die zu dem Attentatsversuch gegen den Minister des Innern Constans, den Unter - Staatssekretär Etienne und den Abtheilungschef im Kolonien - Ministerium KCTreille verwendeten Bücher gekauft worden sind.

Chamounix, 27. August, Die Leiche des beim Ersteigen des Mont-Blanc verunglückten braunschweigishen Gutsbesißers R otbe (vergl. Nr. 197 und 199 d. Bl.) wurde laut Meldung des .W. T. B.“ gestern Abend aufgefunden. Man hofft, die Leiche des Führers Simond, welcher Rothe begleitete, heute zu bergen.

Bern, 23. August. Seit Freitag ift die Bahn von Lauter - brunnen noch Mürren provisorisch in Betrieb geseßt und befördert täglih über 300 Personen. Der einzige Wagen ist stets überfüllt und muß noch Extrafahrten machen. Die erste Strecke, bis auf 1943 m, ist Drahiseilbahn mit 60 %/ Steigung und geht vollständig gerade, sodaß Manche, die hinaufshauen, vor dem Wagniß zurückschrecken mögen, doch giebt es nichts Solideres als die ganze Eiarihtunz, Beruhigend wirkt au die langsame Fahrt, die 90 Minuten dauert; ein Angestellter geht stets die halbe Strecke voraus. Auf Station Grütsh angelangt, wird zur elektrislen Bahn um- gestiegen, die sich in rechtem Wink-l anschließt und 5/9 Steigung hat. Sie ist 4,3 km lana und fährt 26 Minuten Die Kraft liefert von 1400 m Entfernung her der Staubbach vor seinem Fall; es sind zwei Motoren von je 25 Pferdefräften vorhanden, und es können vierzig Personen sammt Gepäck beföcdert werden. Die Kraft findet auch Verwendung für Telegraph und Beleuhtung in Mürren. Wie man dem „Landb.*, dem die „Frkf. Z.“ die vorstchenden Daten ent- nimmt, außerdem schreibt, ist das Berner Oberland von Fremden über}üllt, namentlich con Engländern.

(F) Christiania, 24. August. Die Y2ht „Fleur de Lys“, mit welcher der Prinz von Bourbon eine Reise nah Spizbergen unternommen hat, ist am Sonnabend in Drontheimfjord eingetroffen. Die Jagdbeute bestand aus 30 Rennthieren, 150 wilden Gänfen und einigen Robben; Eisbären und Walrofse wurden wohl gesehen, aber nicht erlegt Die Yacht war bis zum 80, Grad nördliber Breite vor- gedrungen, hatte aber auf der Fahrt mit versciedenen Eishindernissen zu fäâmpfen. Von hier geht das Schiff nah Bergen, von wo die Rei)egeselschaft über Hamburg hzimkehrt.

(F) Gothenburg. Die Heringsfischerei an den nördlichen Küsten ist in der vorigen Woche sehr loznend gewesen; es sind bis jeßt ca. 70000 Tonnen Hering gesalzen worden gegen faum 30 0C0 Tonnen um dieselbe Zeit im Vorjahre.

New-York, 23. August. Während der Explosion in dem Hause an Park place sollen si, wie der „Frkf. Z“ berichtet wird, darin über 150 Personen befunden haben. Dur den Zusammenbruch wurden" au die Röhren der Niw-Yorker Dampfheizungegesellswaït gebrochen, und cs en1strômten ihnen mächtice Dampfwolken, welche sih mit dem aus den Ruincn aufsteigenden Rauh vermishten. Die Feuerwehr: leute machten wahrhaft heroishe Anstrengungen, um die unter den Trümmern Begrabenen, deren Hülterufe und Geschrei zu hören war, zu retten. Der „Standard" erzählt folgenden Fall. Drei Kind , welche auf der Straße gespielt batten, wurden ebenfalls vershütt. , do hêrte man noh ihre Stimmen. Die Feuerwehrleute, aller Kleidex entledigt, zogen wie Rasende die aufeinander liegenden Balken heraus, und endlich gelang es, die drei Kleinen zu befreien. Nur ein Knabe war noch im Stande, zu spreben. „Bitte, retten Sie meine Schwester“, sagte er, „sie ist ganz blutig.“ Man trug die Kinder zur Ambulanz, während der brave Junge mit der Hand seiner Mutter zuwinkte, welche von ihrer gegenüberliegenden Wohnung den Zusammenbruch des Hauses mit angesehen und, halb wahn- sinnig, den Versuch gemacht batte, fich zum Fenster hinauszuftürzen, von ihrem Manne aber daran mit G.walt verhindert worden war. Während der Katastrophe schirrte ein Mann sein Pferd in der Strafe an; die fallende Mauer zershmetterte das Pferd zu einer unkenntlihen Masse, indessen der Mann unverleßk blieb. WVer- schiedene Arbeiter fcühstückten im Schatten der Mauer; zwei von ihnen entsprangen glücklih, die anderen aber wurden zum Theil unter den Trümmern begraben, schlicßlich jedoch unverleßt hervor- gezogen. Eine ungeheuere Menschenmenge hatte si an der Unglüdcks-

1 stätte eingefunden und konnte nur mit Mühe von der Polizei zurück-

gehalten werden Herzzerreißende Scenen spielten sich vor den Augen der Zuschauer ab. Von dem Moment an, in welhem das Gebäude einstürzte, erfüllte lautes Jammergeschrei, Hülferufen \und Stöhnen die Luft. Wahrscheinlich ist nur ein einziger Menfch un- verleßt aus dem Unglückshause entkommen, welher im oberiten Stock des fünfstöcktgen Hauses arbeitete, er kann aber nit sagen, wie er gerettet worden ist Vermutblih if er läng der Trümmer in die Straße binuntergeruts(t. Die Insassen der vom Feuer ergriffenen Näcbarbäuser hatten gerade noch Zeit, zu flüchten. Eine Menge halbbekleideter Arbeiterinnen wurde an Leitern beruntergelassen. Niemand von den Ueberlebenden oder den Zuschauern kann „zusammenhängend erzäblen, wie sich dus Unglück zugetragen hat. Sie waren alle so erschüttert, daß sie wie gelähmt erscicnen. Gegen die Explosionstheorie fpriht der Umstand, daß die Trümmer cher arf einen Zusammenbruch, als auf ein Auseinandersprengen deuten Man glaukt daher, daß der eigentliche Grund der Katastrephe in der Ueberlastung der oberen Stoläwerke zu suchen ist, denn es befanden sich dort eine ganze Anzahl 50 Tons wiegende Druckerpressen und durch die besiändige Bewegung der Maschincn war das ganze Gebäude unsiber gewordez. “Außerdem war seine Bauart eine sehr mangelhaste Es sind Ziegelsteine auf- gehoten worden, an dencn kein Mörtel hoftet und in dem ganzen Gebäude-Blcck waren keine Trennungemauern vorhanden. Das Gebäude scheint toc: etwa zwanzig SIahren aufgeführt worden zu sein und seitdem sind alierdings strengere Gische erlassen worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Frankfurt a. M., 27. August. „(W. T. B.) Der an- läßlich der elektrishen Ausstellung hierher berufene deutsche Stádtetag, an welch:m 328 Vertreter aus 150 Stäoten Deutschlands theilnehmen, wurde heute Vormittag eröffnet und vo1 dem Ober-Bürgermeister Adikes. und dem Vor- stande des Ausstellungs-Comités Sonnemann begrüß:. Der Odver- Bürgermeister Adikes (Frankfurt), Stadtrath Marg- graff (Berlin), Syndikus Leo (Hamburg), Ober-Bürgermeister Dr. von Hack, Bürgermeister Back (Straßburg) wurden zu Vorsitzenden erwählt. Jngenieur Uppenborn (Berlin) hielt einen Vortrag über die für Städteverwaltung wichtigsten Gegenstände in der Ausstellung, worauf ein Rundgang dur die Ausitellung erfolgte.

München, 27. August. (W. T. B.) Die inter- nationale Meteorologen-Konferenz ist heute Morgen 10 Uhr in der Aula des Polytechnikums zusammengetreten. Ungefähr 80 Personen nahmen an der Konferenz Theil. Unter ihnen befanden sich die Direktoren Wild (St. Petersburg), Panken (Kopenhagen), Neumayr (Hamburg) und die P 0-

| fessoren Moscart und Tisserand (Paris), Hepites (Bukarest),

Konkoty (Budapest) und Dr. Eschenhagen (Potsdam).

Schwerin, 27. August. (W. T. B.) Das Befinden des Großherzogs war geslern weniger gut, der Schlaf unruhig, der läufigen, wenn auch {wachen Anfälle von Athcemnoth und der Scymerzea wegen. Nahrung genügend.

Prag, 27. August. (W. T. B.) Die Journale „Politik“, „Hlas Naroda“, „Bohemia“ und das „Prager Tagblatt“ feiern den bevorstehenden Besuch des Kaisers in Böhmen und kündigen einen begeisterten Empfang durch beide Volksstämme an. Dem „Prager Tagblatt“ zufolge. dürste der Kaiser außer Prag auch andere Landestheile, dar- uater einige deutsche, besuchen.

Konstantinopel, 27. August. (W. T. B) Der Kriegs-Minister unterhandelt, wie der „Agence de Con- stantiaople“ gemeldet wird, seit gestern mit der französischen. Dampfschiffahrtsgesellshaft ,,Messagerics maritimes“ Behufs zeitweiliger Ueberlassung von v1er großen Dampfern der Gesellschaft zum Transport von Truppen und Kriegsmaterial nah Yemen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

—————_————— C ——

Wetterbericht vom 27. August, Morgens 8 Uhr.

Wetter.

| | |

Stationen.

Bar. auf 0 Gr.!

u. d. Meeressp red. in Millim

|

h) | Wind. | |

Temperatur [in ® Celsius

bth deren bera De eee Pera purck RRRRAPM 5G. =4R.

till heiter

Mullaghmore | 745 | 2 halb bed.

Aberdeen . . | 745 |SSW | Christiansund | 740 |\WSW 6 Regen | Kopenhagen . | 755 3 bededt | Stockholm . | 751 6 bededt |

aparanda . | 740 6 bededt |

t.Petersburg 754 2 Nebel | Moskau . . | 750 1'wolkenlos

Cork, Queens- On 745 Cherburg . . | 753 A, 753 Sylt 754 amburg .. | T7957 Swinemünde | 759 beiter Neufahrwasser| 760 halb bed.

3 beiter

3 Regen

4 halb bed. 5|bedeckt heiter

bd pmk prak duk =—]I 00 Do

dD b O C3

Memel …._. |_753_ 2 wolfia

Den O 6 ivoifenios i O wolkenlos Kerlsruhe . . | 761 wolkenlos Wiesbaden . | 761 wolkenlo* München . . | 764 wolkenlos Chemnig . . | 762 |( wolkenlos Berlin... . } 7€0 |SW Heiter Wien .….. | 765 |NNO 1[oolkenlos Breslau... |_764 _|S Ide Sle d’'Aix .. | 753 S 5 halb bed, Nizza .….. 766 |ONO 1 heiter Triest... | 765 ftill|woltfenlos 22

Uebersicht der Witterung.

Das Minimum, welches gestern über Nordschctt- land lag i} nordostwärts veis{wunden, während ein neues Minimum nordwestlich von Schottland ershicnen ist, welhes einen Ausläufer nach den Scillys entsendet. An der deutshen Küste sind die die jüdliden und südwesllidben Winde wieder \{chwäcer geworden. In Deutschland herrs&t wieder rubiges, meist heiteres und trockenes Weiter; die Temperatur liegt in Hamburg und Berlin um 4, in Chemniy um 6 Grad über dem Normalwetthe. Da die Depression im Westen si ostwärts auszubreiten

burt jueed jmd jm | durcl M90 =1—I| 00

dm en

pn jd jr D O Ew

bt TD 00 A

4 scheint, so dürfte zuräcbst für Westdeutshland wieder

Trübung und Regenfall zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.

N Theater-Anzeigen.

Königlihe Schauspiele. Freitaz: Opern- haus. 162. Vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch - phantastishe Oper in 3 Akten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosenthal, nah Shakespeare’'s gleihnamigem Lust- spiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus : Das Schauspiel hat Ferien.

Sonnabend : Opernhaus. 163. Vorstellung. Lohenu- grin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus: Das Schauspiel hat Ferien.

Tessing-Theater. Freitag: Die Ehre. Shau- spiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonnabend: Zum 1. Male: Falsche Heilige. Schauspiel in 4 Akten, nach A. W. Pinero, [rei bearbeitet von Oskar Blumenthal.

Sonntag; Falsche Heilige.

Berliner Theater. Sonnabend: Eröffnungs-

Vorstellung. Julius Cäsar. Anfang 7 Uhr. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Der Hütten-

befitzer. Abends 74 Uhr: Julius Cäsar. Montag: Goldfische.

Wallner-Theater. Freitag: Eröffaungs-Vor- stellung. Jhre Familie. Volkéstück in 3 Akten von Stinde und Engels. Hierauf: Zum 1. Male. Cavalleria Berolina. Muñßikalisch - paro- distisder Scherz in 1 Aft von M. Kraemer. An- fang 7 Uhr. i

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Jriedrich -= Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Zum 14. Male: Der alte Dessauer. Operette in 3 Akten- von M. Henschel, Musik ven O, Findeisen.

Im prawtvollen Park: Großes Doppel- Concert. Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künstler.

Anfang des Goncerts 6 Uhr. Anfang der Bor- ftellung 7+ Ubr.

Sonnabend im Theater: Der alte Dessauer. Im Park: Großes Doppel - Concert Auftreten erster (Sesangs- und Instrumental- Künstler.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. - Sonnabend : Eröffnungs-Vorstellung. Frou- Frou. Pariser Sittenbild in 5 Akten voa Meilhac und Halévy. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Kroll's Theater. Freitag: Don Juan. (Don Juan: Sgr. d’Andrade, als Gast )

Sonnabend: Gastspiel des Hrn. Emil Götze. Esmeralda. Oper in 4 Akten von A. Goring Thomas. i

Sonntag: Gastspiel von Frau Moran- Olden. Fidelio.

Täglih:! „Großes Concert“ im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrisher Beleuchrung desselben. Anfang d+ der Vocftellung 7 Ubr.

Belle - Alliance - Theater. Freitag: Zum 99. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen-Requi- fiten, Beleuhtungseffecten 2c. Jung-Deutschland zur See. Großes Ausftattungs-Zeitbiuld in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- ncômstes und großartigstes Sommer-CEtablifsement der Residenz) : Großes Doppel - Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante JFllumination des ganzen Garten-Etablissements. ri fe des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters

r. Sonnabend: Dieselbe Vorftellung.

Adolph Ernst-Theater. Leßte Wohe. Freitag: Unsere Don Juans. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couxlets von Guftav Görß. Musik von Franz Roth und Ado! ph Ferron.

Anfang Uhr.

[ wissenschaftlichen Tkeater.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Der große Prophet. Ge- fangéposse in 4 Akten ron Leon Treptow. CoupletS ron Guitav Görß. Musik voa Gustav Steffens.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum

29. Male: Jm ficbeuten Himmel. Posse mit

Gcsang in 3 Ukten (4 Bildern) von Jean Kren.

Musik von Jobannes Docbber. In Scene geseyt

vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 Uhr. Sonnabend; Dieselbe Voc stellung.

Urania, Aaftalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrier Bahnho}). Geöffnet von 12—11 Ubr. Täglih Vorftellung im r Näheres die Anschlag“ jett

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martka Brockes mit Hrn. Dom- Hülfsprediger Lüdecke (Berlin). Frl. Hedwig: Karney mit Hrn. Douglas (Reichen— Zerbow).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Car! von Decend ere bei Naumburg a. Q ). Hen.

ber- Stabsarzt Dr. Dewerny (Po)en). Eine Tochter: Hrn. Landrichter Werther (Berlin).

Gestorben: Hr. Divisions-Auditeur a D., Geh. Justiz Rath Wilhelm Pfefferkorn (Berlin). Hrn. Professor Ernst Hildebrand Towter Hedwi (Berlin). Hr. Rechnungs-Rath G. Zoberbier (Wohlau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag ‘der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckterei und Verlagss Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließli H Börsen - Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 201.

Rekursentscheidungen, Bescheide und Beschlüsse des Reichs-Versicherungs8amts.

(1003.) Das Statut einer landwirihschaftlihen Berufsgenofsen- chaft enthält übereinstimmend mit dem Normalstatut für land- „und forstwirth\chaftlihe Berufsgenossenshaften, wel&e na dem preußischen Ausführungsgeseß vom 20. Mai 1887 gebildet sind (A. S. 91, B. §8. 41, „Amtliwe Nachrichten des R.-V.-A.“ 1887 Seite 260 ff.) nachstehende Bestimmung : „Genofsenschaftsmitglieder, deren Jahres- arbeitsverdienst zweitausend Mark nicht übersteigt, unterliegen der Versicherungspfliht. Für die Ermittelung des Jahresarbeitsverdienstes ist dasjenige aus der Land- und Forstwirthschaft fließende Einkommen maßgebend, mit welhem die Mitglieder zu der ftaatlichen Ein- kommensteuer (Klassensteuer u. \. w.) einges@äßt sind.“ Die Berufs- genossenshaft lehnte auf Grund dessen die Gewährung einer Unfall- entschädigung für einen landwirtbschaftlichen Unternehmer ab, dessen Einkommen aus der Landwirthschaft in die Einkommens-Nachweisung zur Klafsensteuerrolle mit 2140 4 eingeseßt war, indem fie weder die dort nachgewiesenen Hypothekenzinsen mit 525 M noch die Grund- und Gebäudesteuer mit zusammen 52 4 88 -Z now die auf Grund der Ablösung8rezesse an die Rentenbank abzusührenden Renten mit 1322 M bei Ermittelung des Einkommens für abziehbar erachtete. Demgegenüber hat das Reichs - Versicherungsamt durch Rekursentsheidung vom 6. Juli 1891 die Berufs-

enossenshaft für entshädigungspflichtig erachtet, indem zwar nicht die infen, wobl aber die vorgenannten Steuern und Renten für ab» ziehbar erklärt wurden. Es ist dabei also an dem Beschlusse, welcher in zwei am 11. Mai 1889 und 8. Oktober 1890 vom Reich3-Ver- siherungéamt mit den Vertretern der preußischen landwirthschaftlichen Berufsgenossenscaften abgehaltenen Konferenzen über die Auslegung jener Statutbestimmung gefaßt worden ift, festgehalten worden, daß (wo die fragliche Bestimmung in das Statut aufgenommen worden ist) der Ermittelung des Verdienstes dasjenige Einkommen zu Grunde zu legen is, welches bei der Einschätzung zur Klassen- oder Einkommensteuer als aus der Land- oder Forstwirthschaft fließend in die Steuerrolle eingetragen ift, und daß von diesem Cinkommensbetrage nur die egrundfteuerartigen“" Lasten, nicht aber die von dem Unternehmer zu zahlenden Schulden- zinsen abzuziehen sind. Bei diesem Beschlusse war, was zunächst die Nichtabziehbarkeit der Schulden einschließlich der Hypothekerzinsen betrifft, die Erwägung maßgebend, daß die Unfallversicherungsgeseßz- gebung auch sonst im Allgemeinen eine vershiedenartige Behandlung der Verletten je nah ihrer Vermögenêlage nicht zuläßt, daß die Ver- mögensverhältnisse eines Grundbesitzers ih rasch au bei gleih- bleibendem Ertrage des Grundstüks z. B. durch Heirath, Erb- schaft oder dergleichen ändern können, daß es deshalb richtiger ist, für die Versicherung die Größe des Betriebes auss{chlaggebend sein zu lassen, die von der Höhe der Schulden nit abhängig ist, und daß aud nah der allgemeinen Auffassung größere Grundbesitzer, mögen sie vershuldet sein oder nit, niht als Personen gelten, auf wele die Unfallversicherung Anwendung zu finden hat. Auf der anderen Seite spricht für den Abzug der Grundsteuer und der dieser in ihrem Wesen oder ihrer wirthshaftlihen Wirkung ähn- lien Lasten wohin namentlich auch die auf Grund der Ablöfungs- gesetgebung zahlbaren Renten gehören —, daß diese Lasten auf dem Grundbesiß als solbem haften, von jedem Besißer ohne Rücksicht auf seine sonstige Vermögenslage gleihmäßig zu entrichten sind, und daber das aus dem Grundbesig fließende Einkommen von vornherein ähnlich wie die eigent1lihen Betriebékosten \&mälern. Bei Anwendung diefer Grundsätze auf den vorliegenden Fall waren zwar nit die Hypotheken- zinsen, wohl aber die Grund- und Gebäudesteuer, sowie die Renten abzuziehen, wona sich das für die Versicherung maßgebende Ein- kommen des Klägers nur auf 1955 4 12 4 stellte. 2. Ee

2p E (1004) Nah den gleihen Grundsäßen bat das Reichs-Ver- siherungs8amt am 13. Juli 1891 zwei andere Fälle enlshieden, in welchen es sih um die Berechnung des für die obligatorische Unter- nebmerversiherung maßgebenden Jahreseinkommens handelte, und hierbei unter Anderem auêgesprochen, daß ebensowenig, wie der Be- trag der Hypothekenzinsen, der Jahretbetrag von Altentheilen, Wohnungsrechten und auf private Rectstitel gegründeten Renten im Gegensaß zu den in der vorigen Enischeidung erwähnten Renten öffentlih recztliher Natur von dem Reineinkommen des Unter- nehmers aus der Landwirths{aft in Abzug zu bringen sei.

(1005.) Das Rei8-Versiherung8amt hat durch Rekursentsheidung vom 13. Juli 1891 in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht den Entschädigungsanspruch cines im 13. Lebensjahre ftehenden Sculknaben anerkannt, weler bei einer landwirthshaftlihen Arbeit verunglückt war, die er aus Gefälligkeit gegen einen ibm befreundeten Dienstkneht über- nommen hatte. Dabei ersien es unerhebli(, daß er von dem Dienstherrn nit als Arbeiter angenommen und gelöhnt worden war, da es zur Annahme eines Beschäftigungsverhältnisses im Sinne des §, 1 Absaß 1 des landwirthsaftlihen Unfallversicherung8geseßes genügt, wenn Femand in einer dem Betriebe an sich förderlichen und nußtbringenden Weise dergestalt 1hätig geworden ist, daß durch dieses dem muthmaß- lien Willen des Arbeitgebers entsprehende, wenn auch ohne aus- drücklihen Auftrag erfolgende Eingreifen die Heran iehung einer be- sonderen Arbeitskraft entbehrlich gemacht wurde, was im vorliegenden Fall als thatsäclich festgestellt werden konnte (zu vergleihen die Rekursentsheidungen 597, 738, 862 und 863, „Amtliche Nachrichten des R -V.-A.* 1888 Seite 316, 1889 Seite 352, 1890 Seite 495 und 496), Au der Umstand, daß der Kläger noch im findlichen Alter steht, kann nicht als Einwand gegen die Annabme der Arbeitereigenschaft durchgreifen, da weder der Wortlaut des Gesetzes noh die Entitehungsgeschichte desselben für eine Be- schränkung des Begriffs „Arbeiter“ auf solche Personen spricht, welche ein bestimmtes Alter erreiht haben. Zudem fam hier nohch in Be- iraht, daß der Kläger zur Zeit des Unfalls bereits in einem Alter stand, in welchem er seine Arbeitskraft auf wirthshafilihem Gebiet con bis zu einem gewissen Grade verwerthen konnte, was auch von gleicaltrigeu Genossen desselben, zumal in ländlichen Verhältnissen, nit selten geshieht (au zu vergleichen 8. 135 der Gewerbeordnung sowie Rekursentsheidung 772, „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.* 1889 Seile 398). Danach war auch anzuerkennen, daß der Kläger {hon gegenwärtig durch die Verleßungen einen wirthschaftlichen Schaden er- leidet, für welhen ihm gemäß §. 5 des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgeseßes Entschädigung zu gewähren ist. (Zu ver- gleichen die beiden Rekursentsheidungen des bayerishen Landes-Ver- siherung8amts vom 26. Februar 1890, in denen die Entshädigungs- berechtigung eines 7 bezichungéweise eines 10 Jahre alten Mädchens aus Unfällen bei dem landwirthschaftlihen Betriebe anerkannt wird; abgedruckt in den Mittheilungen des Königlich bayerishen Landes- Versicherungsamts Nr. 3 vom 31. März 1890 und Nr. 4 vom 30, April 1890.)

(1006) Die Ents{ädigungspflicht für einen Unfall war von einer industriellen auf eine landwirtbh\{chaftliche Derufsgenoflenfüalt Hz ergegangen, Die landwirth\chaftlihe Berufsgenossenschaft segte dur Bescheid die Rente des Verleßten vom Zeitpunkte des Ueberganges der Entshädigungspflicht auf sie insofern anderweit, und zwar auf O Laut e s H Hy e A den E t t E

em . 3, 5 des Unfallversicherungsgeseßes na dem hoheren Saye des individuellen Lohnes berechnete, den der Verleßte im Jahre

Berlin, Donnerstag, den 27. August

vor dem Unfalle erzielt hatte, sondern nah dem gemäß §. 6 Absatz 3 des landwirthschaftlihen Unfallversiherungsgeseßes örtlih festgeseßten niedrigeren Durchschnittsverdienst landwirthshaftliher Arbeiter. Dur Rekursentscheidung vom 6. Juli 1891 hat das Reichs-Versiherungsamt dieses Verfahren in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht miß- billigt. Der Entschädigungsanspruch des Verleßzten is dur das ihn begründende Gesetz mit der Zeit seiner Entstehung seinem wesentlihen Umfange na festgestellt. Da hier der Anspruch unter der Herrs{af des Unfallversierungsgeseßes vom 6. Juli 1884 erwachsen ist, so ist und bleibt auch dieses für seine weitere Gestaltung gegenüber dem Berechtigten maßgebend. Zu vergleihen Rundschreiben vom 20. De- zember 1888, betreffend den Uebergang von Rentenverpflihtungen, Ziffer 3 („Amtlihe Nachrihten des R. - V.-A.* 1889 Seite 6), ferner Bescheid 733 (daselbst 1889 Seite 346), auch Bescheid 535 (daselbst 188 Seite 244). Die Auffassung der Berufsgenossenshast würde zu einem Eingriff in wohl- erworbene Rechte des Verlezten führen, und dieser würde nur dann in Frage kommen können, wenn das Geseß ihn ausdrücklich zugelassen hätte (zu vergleihen der S&{lußsaß der Rekursentsheidung 659, „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.“ 1889 Seite 138).

(1007) In dem Betriebe einer im Großherzogthum Mecklen - burg-Streliß gelegenen Landwirthschaft erlitt ein Rohrdachdecker bei der Reparatur eines SHeunendachs einen Unfall. Derselbe erwarb sih seinen Lebensunterhalt theils aus der Bewirthschaftung von Garten- und Ackerland, welches er in Pacht hatte, theils aus Dienst- [eistungen in fremden landwirthschaftlihen Betrieben, namentlich aus der Ausführung von Rohrdachdeckerarbeiten, die er gegen Tagelohn oder in Akkord übernahm und bei denen er Arbeiter niht be- \chäftigte; seine Arbeit beschränkte fh in den leßten Jahren vor dem Unfalle in Folge des Erlasses feuerpolizeilicer Vorschriften aus- \chließlich auf kleinere Reparaturen. Das Schiedsgericht hatte den gegen die landwirthschaftliche Berufsgenossen\{chaft gerihteten Ent- shädigung8anspruh abgewiesen, indem es den Dahdecker für einen selbständigen Baugewerbetreibenden erachtete. Das Reihs-Versiche- rungsamt, dessen Zuständigkeit gemäß §. 101 Absay 2 bis 4 des landwirtbschaftlichen Unfallversiherung8geießes begründet war, weil die Versiherungsanstalt einer seiner Aufsicht unterstellten Baugewerks8- Berufsgenossenshaft als mitbetheiliat anzusehen war (zu vergleichen Rekursentsheidung 954, „Amtlihe Nachrichten des „R.-V-A.“ 1891 Seite 199), ist in der Rekursentsheidung vom 14. Juli 1891 der Ansicht des Schiedsgerichts nicht beigetreten, sondern hat unter Be- stätigung der Auffassung, welbe dem Bescheide 701, „Amtliche Na- ritten des R.-V.-A.* 1889 Seite 194 (auch zu vergleihen Bescheid 76, a. a. O, 1890 Seite 500), zu Grunde liegt, den Dahdecker für einen Regiebauarbeiter des Landwirths erachtet J, - S/ÉSB - +6

S D 7 Au Eo VSEZ SF A

L Spi Er ¿E S E a GÌ- . E Ls E

(1008) In einem mit einer Woßblthätigkeitsanstalt (einem „Bruderhause“) verbundenen, an sich versicherungspflihtigen Be- triebe wird außer den gesunden Arbeitern eine Anzahl von \chwa@hen, nicht normal veranlagten Personen beschäftigt, denen die Kraft zum eigenen Fortkommen fehlt. Die Leistungen dieser der Anstalt von Gemeinden und Privaten gegen geringe Kostgelder überwiesenen „Pfleglinge“ entspreWen nur selten dem für ihre Versorgung erforder- lichen Aufwande, der fehlende Betrag wird aus Mitteln der Anstalt oder mit Hülfe mildthätiger Zuwendungen bestritten. Nichtsdesto- weniger hat das Reihs-Versiherungsamt durch Bescheid vom 21. März 1891 im Anschluß an die in dem Bescheide Ziffer 537 und der Rekursentsheidung Ziffer 891 („Amtliche Nachrichten des R.-V.-A. 1888 Seite 248 und 1890 Seite 512) dargelegten Grundsäße jene Pfleglinge als versicherungspflihtige Arbeiter im Sinne des 9. 1 des Unfallversiherungsgeseßes angesehen, da sie ißre wenn au nur geringe Arbeitskraft im Dienste der Betriebsunternehmerin verwerthen und es hierbei weder auf das Maß der förverlihen und geistigen Kräfte, noch auf die besonderen Beweg- gründe (des Erbarmens und der Menschenliebe) ankommt, um derent- willen die Genannten in Pflege genommen und zur Arbeit heran- gezogen werden.

(1009.) Aus Anlaß eines Spezialfalles hat das Reichs-Ver- siherungsamt unter dem 95. Juni 1891 über die Frage der Ein- stellung der Rente während des Aufenthalts des NRentenberechtigten im Auslande sich gegenüber ‘den Vorständen der ihnk unterstellten Baugewerks-Berufsgenossenschaften in folgender Weise geäußert: Der Bescheid 655, „Amtlihe Nachrichten des R.-V-A.“ 1889 S. 138, na welchem die Einbehaltung der auf Grund des Unfallversiherungs- geseßzes vom 6. Juli 1884 gewährten Renten während des Aufenthalts der _Rentenempfänger im MAuëlande für un- zulässig erklärt ist, findet auf die von den Baugewerks- Berufsgenossenshaften zu entrihtenden Renten in der Regel nit Anwendung, nahdem die im §. 39 des Bauunfallversicherungs8- gesetzes der Tiefbau-Berufsgenossenschaft gewährte Berehtigung zur Einbehaltung der Rente dur den §. 48 desselben Gesetzes auf sämmtli&e Baugewerks - Berufsgenossenshaften ausgedehnt ist. Nur wenn der Unfall, aus welchem sh das Recht des Rentenempfängers herschreibt, vor dem 14. Juli 1887, dem Tage der Verkündung des Bauunfallversiwerungsgeseßes, stattgefunden hat, hat der in dem Bescheide 655 ausgesprohene Grundsaß auch für die Bau- gewerks-Berufsgenossenshaften Gültigkeit, weil die Anwendbarkeit der Vorschriften der 88. 39 und 48 a. a. O. auf die vor ihrem Inkraft- treten erworbenen Rentenbezugsrehte im Gesetze niht zum Ausdru ge- bracht ist, und ohne eine ausdrücklihe Bestimmung niht angenommen werden kann, daß derGesetzgeber in wohlerworbene Rehte habe eingreifen wollen, T für die Einbehaltung der Rente ist nah §. 39 des Bauunfallversiherungsgesetes nur, daß der Berechtigte seinen Wohnsiß im Inlande aufgiebt, und nicht, daß der Aufenthalt im Auslande ein dauernder sei. Ob eine Aufgabe des Wohnsißes stattgefunden hat, fann aber nur im Einzelfalle auf Grund der thatsächlichen Verhält - nisse und unter Berücksichtigung der Bestimmungen des bürgerlichen Rechts über den Wohnsiz entschieden werden ; jedoch wird ein besuch8- weiser Aufenthalt im Auslande, auch wenn er von längerer Dauer ist, in der Regel eine Aufgabe des Wohnsißes im Inlande nicht zur Folge haben.

i “ey

Nr. 34 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben imMainisterium der öffentlihenArbeiten, hat folgenden Inhalt: Elcktrotehnishe Ausstellung in Frankfurt a. M. III. Neue Schópfwerke in Preußen aus dem Jahre 1890, Bemalung des Kämmereigebäudes in Neisse. Abgeordneten-Versammlung des Verbands deutscher Architekten- und Ingenieurvereine in Nürnberg. Vermischtes: Preisbewerbung für ein Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld. Besuch der Technischen Hochschule in Darmstadt. Scuppenpanzerfarbe von Dr. Graf u. Comp. Selbstthätiger Briefmarken-Austheiler. Architekt Pietro Rosa #{.

Väder-Statistik.

Aaten bis zum 20. August 29 650 Fremde.

Altheide ada 18. Augut 567 Kurgäste und außerdem 701 Dur ch- reisende.

Altenau (Harz) bis zum 15. August 1238 Kurgäste.

1891.

Augustusbad bei Radeberg bis zum 14. August 520 Parteien mit zusammen 646 Personen.

Baden-Baden bis zum 14. August 38 312 Personen.

Bäâärenburg bei Kipsdorf bis zum 14. August 150 Personen.

Bentheim bis zum 15. August 373 Fremde.

Berggießhübel bis zum 14. August 48 Parteien mit zusammen 125 Personen.

Blankenburg (Harz) bis zum 13. August 701 Kurgäste.

Boltenhagen bis zum 16. August 836 Fremde.

Borkum bis zum 15. August 5142 Fremde.

Braunlage bis zum 15. August 1238 Kurgäste.

Bukowine bis zum 18. August 142 Kurgäste.

Burtscheid bis zum 19. August 1346 Kurgäste.

Carlsruhe (S@lesien) bis zum 15. August 223 Kurgäste.

Gharlottenbrunn bis zum 18. August 1014 Kurgäste und außerdem 813 Dur@reisende.

A a Hn 15, August 7211 Badegäste und außerdem 444

afsanten.

Cudowa E 18. August 1738 Kurgäste und außerdem 806 DurŸ- reisende.

Cuxhaven bis zum 17. August 3714 Badegäste und fonstige Fremde.

Eilsen bis zum 19. August 1759 Kurgäste; bei Landleuten wohnten außerdem 357 Personen.

Elfter (Vogtland, Bad) bis zum 15. August 4298 Kurgäste und außZer- dem 1249 Durhreisende.

Flin8berg in Slesien bis zum 14. August 808 Parteien Kurgäfte mit 1788 Personen, sowie 1130 Parteien Erholungsgäste und

__ Touristen mit 1649 Personen.

Freienwalde a. d. Oder bis zum 31. Juli 2431 Erholungsgäste und im Monat Juli 3106 Extrazügler aus Berlin.

Gandersheim bis zum 15. August 177 Kurgäste.

Georgenbad bei Oberneukirch (Lausiß) bis zum 14. August 74 Par-

__ teien mit zusammen 250 Personen. Glüdsburg bis zum 12. August 1780 Badegäste, abgereist 1084 Per-

sonen.

Goczalkowitz (Bad) bis zum 14. Auzust 676 Kurgäste und außerdem 404 Durhreisende.

Görber8dorf bis zum 18. August 707 Kurgäste.

att i bis zum 14. August 140 Parteien mit zusammen 293 Per- onen.

Eravenstein bis zum 13. August 188 Personen, abgereist 159 Personen.

Großmöllen (Bez. Köslin) und Umgebung bis zum 15, August 1081 Badegäste.

Gruben in Sachsen bis zum 14. August 20 Parteien mit zusammen 27 Personen.

Grund bis zum 11. August 2185 Kurgäste.

Harzburg (Soolbad) bis zum 16. August 12 705 Fremde.

Heiligendamm bis zum 15, August 945 Fremde,

Helmstedt bis zum 15. August 422 Kurgäste.

Sobannisburg (Ostseebad) bis zum 12. August 24 Personen, abgereist 2 Personen.

Fonsdorf bis zum 14, August 206 Parteien mit zusammen 469 Personen.

Suist bis zum 15, August 870 Fremde.

Kipsdorf bis zum 14. August 800 Personen.

Klobshe bis zum 14. August 433 Parteien mit zusammen 974 Personen.

Königsbrunn bei Königstein (Elbe) bis zum 14. August 159 Parteien mit zusammen 222 Perfonen.

Kollund bis zum 13. August 93 Personen, abgereist 32 Personen.

Landeck s zum 18. August 2492 Kurgäste und außerdem 2431 Dur- reisende.

Langballigau (Ostseebad) bis zum 10. August 30 Perfonen, abgereist 23 Perfonen.

Langebrück in Sawhsen bis zum 14, August 312 Parteien mit zusammen 773 Personen.

Aangengy zum 18. August 917 Kurgäste und außerdem 613 Dur{h- reisende.

Langeoog bis zum 15. August 1450 Fremde.

Lausigk bis zum 31. Juli 323 Kurgäste.

Lauterberg (Harz) bis zum 10. August 2775 Kurgäste.

Liegau bei Radeberg bis zum 14, August 146 Parteien mit zusammen 262 Personen. |

Marienborn bei Pans&witz bis zum 14. August 122 Parteien mit zusammen 190 Personen.

Mürig bis zum 16. August 963 Fremde.

Mulda bis zum 14. August 244 Personen. Y

Neuenahr (Bad) bis zum 15. August 5246 Kurgäste und sonstige Fremde.

Norderney bis zum 15. August 12 879 Fremde.

Oeynhausen (Königliches Bad) bis zum 14. August 5593 Kurgäste und außerdem 12 417 Dur(reisende.

Oppelédorf bei Reibersdorf bis zum 14, August 137 Parteien mit zusammen 172 Personen.

Oybin bis zum 14. August 227 Parteien mit zusammen 557 Personen.

Polzin bis zum 15, August 657 Badegäste und außerdem 579 Passanten.

Pyrmont bis zum 18, August 6975 Kurgäste und außerdem 4467 sonstige Fremde.

Reinerz (Bad) bis zum 18. August 3280 Kurgäste und bis zum 14, August 2879 Erholungsgäste und Durreisende.

Rothenfelde bis zum 15. August 2285 Fremde. 2

Rügenwaldermünde bis zum 15. August 430 Badegäste.

Salzbrunn bis zum 18. August 2938 Kurgäste und außerdem 2075 Durtreisende. ; S

St. Andreasberg bis zum 10. August 1477 Kurgäste.

Sandau bis zum 14. August 732 Parteien mit zusammen 1598 Bade- gâsten und außerdem 11 742 Durghreifende,

Schmiedeberg (Erzgebirge) bis zum 14. August 455 Personen, _

Sc{hweizermühle bis zum 14. August 267 Parteien mit zusammen 432 Personen.

Spiekeroog bis zum 15. August 650 Fremde.

Steinberghaf (Ostseebad) bis zum 12. August 50 Personen, abgereist 32 Perfonen. ; E

Stolpmünde bis zum 15, August 685 Badegäste. E

Süderbaf bis zum 13. August 127 Personen, abgereist 69 Personen.

Sylt bis zum 17. August 6054 Kurgäste.

Tharandt bis zum 14. August 297 Parteien mit zusammen 488 Personen.

Wangeroog bis zum 15. August 1150 Fremde.

Warmbad bei Wolkenstein mit Waldmühle und Hüttenmühle bis zum 11, August in Warmbad 436 Parteien mit zusammen 664 Personen, bis zum 12. August in Waldmühle und Hütten- mühle 69 Parteien mit zusammen 127 Personen, bezw. 53 Parteien mit 83 Perfonen.

Warnemünde bis zum 16, August 6466 Fremde.

Wassersleben bis zum 13, August 28 Personen, abgereist 16 Personen.

Weißer Hirsh bis zum 14. August 727 Parteien mit zusammen 1256 Personen.

Werne (Bezirk Münster) bis zum 15. August 49% Kurgäste.

Westerland auf Sylt bis zum 12. August 4987 Kurgäste und außer- dem 202 Durhreisende.

Wildungen (Bad) bis zum 16. August 3140 Ee

Wustrow (Ostseebad) bis zum 18, August 381 Personen.

Wyck auf Föhr bis zum 12. August 1540 Kurgäste und außerdem 1727 Durthreisende.