1891 / 202 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Esquadron*. Die vorspringenden Pavillons an beiden Enden waren drei Geschoß boch und enthielten die Wohnungen der Offiziere. Die Leib-Eécadron der Gardes du Corps fasernirt jeßt in der Berliner- stiuße am Thor, wo ehemals ¿as Füsilier-Bataillon des 1. Garde- Reaiments z. F. urtergebracht war. Die alte Kaserne stand in leßter Zeit leer, bis in diesem Jahre zwei Compagnien des Lehr-Infanterie- Bataillons für einige Monate dort Unterkunft fanden. Jett ist der

etri in S{hwarzenau wird auch Graf Kälnoky bei- wohnen.

Nach einer Meldung der „Neuen Freien Presse“ auz Ja} begiebt sich die Königin Natalie demnächst von Sinalo nah Pest und Wien, um In einer dieser Städte mit dem König Alexander von Serbien zusammenzutreffen.

bronn“. Am 2. Septewber, dem Sedantag, geht „Minna von Barnhelm* in Scene. Zwei neu verpflihtete Mitglieder der König- lien Bübne wirken in dem Werke mit, Frl. Tondeur dls Minna und Hr. Blende als Wahtmeister.

Das Deutsche Theater eröffnet seine diesjährige Spielzeit am Dienstag mit einer Neuaufführung des fünfaktigen Lustspiels „Wildfeuer“ von Friedri Halm. In der Roll

Erste Beilage - zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

olle des René wird

Frl. Ida Theumer vom Lobe-Theater in Breslau erstmalig auf-

treten. Der Vorverkauf beginnt am Sonntag.

Franceêco und Antonio d’Andrade treten bei Kroll am Montag Antonio d’Andrade

nodmals gem

einshaftlih in „Rigoletto* auf.

singt die Partie des „Herzogs“.

Ein größerer Transport Arbeiter, Pfleglinge des Vereins für Besserung entlassener Strafgefangener, ist gestern nach Erfurt abgegangen. um bei dem dortigen Bahnbofsumbau Beschäfti- gung zu erhalten Die vom Verein {on früher dorthin gescickten man um größere Nach- sendungen gebeten hat. Ueberhaupt ift die Nachfrage nah Arbeits- kräften bei dem Verein jeßt eine sehr große. „Kartoffelernte“ sind so viele Vorbestellungen gemaht, daß man nur

Arbeiter haben

Mannigfaltiges.

sh fo gut bewährt, daß

schwer allen Wünschen der Arbei geber wird gerecht werden können.

Zu Ehren des Architekten Karl von Gontard, des Erbauers des Marmor-Palais und der Gendarmen-Thürme, findet, wie die «N. Pr. Z.“ erfährt, an dessen 100. Todestage, am 23. September, im Architektenverein eine Gedächtnißfeier statt. Das Programm besteht zunächst in einem Vortrage des Architekten Peter Wallé, der über Gontard’s Leben und Wirken sprechen wird. Den zweiten Tbeil des Abends bildet die Besichtigung einer Ausstellung von Zeich- nungen, Abbildungen und Ansitten, die si{ch auf Gontard’'s Bauten

beziehen.

Auf dem hiesigen Viehhofe sind, wie die „Allg. Fl.-Ztg.* mit-

theilt, Buenos- Air

am Mittwoch probewcise

dreizehn Stück chjen aus

es eingeführt worden. Die Thiere sind über sechs

Wochen unterwegs gewesen und von Bremen aus im Verschlußroagen bierher geshaft worden, ohne dort unter Quarantäne gestanden zu haben. Das Vich, welches anscheinend in sehr guter Beschaffenheit

aufs S(ifff ver

laden worden ift, hat unter der Reise sehr gelitten.

Ob der Versu mit der Einführung dieser Ochsen gelungen ift, wird sih erst nah erfolgter S&lachtung feststellen lassen.

In Schöneberg is, wie die „Staatsb. Z“ mittheilt, am

Montag mit d

m' Bau des Fundaments zum Kaiser Wilhelm-

Denkmal begonnen worden; am 22. März k. J. wird die Denkma!s- enthüllung in feierliher Weise erfolgen. Betreffs des Kirchen- baues wird gemeldet, daß nah Ausschreibung eines engeren Wett-

bewerbs der Ge gegangen sind,

Bohl und den Bauräthen Schulße und S{weten Erbauer des der Victoriastraße

ist der Loflein. Das

meinde vier sehr brauchbare Pläne und Entwürfe ein- und zwar von dem Regierungs- und Baurath L (leßterer neven Teltow’s{en Kreishauses in : zu Berlin) und von dem Arhhitekten Kirhenbaucomité hat diese Entwürfe nunmehr,

mit einem Gutachten versehen, an den Gemeindekirhenrath zur end-

gültigen Entsche

idung gelangen lassen. Die Erlangung der Kirchen-

bautumme ift auf folgende Weise gesichert: 250000 A durch Ab- zweigung vom Pfarrfonds, 100 000 #4 Patronatsbeitra1, der Rest, 150 000 Æ, soll dur Umlage, welche auf zehn Jabre vertbeilt wird,

beschafft werden. einer mittleren in Aussicht geno

Ferner wird für Schöneberg noch die Errichtung Knabenschule, sowie einer mittleren Töchterschule mmen, drei Volksschbulen für Knaben und Mädchen

hat der Ort bereits, und ein poUlklassiges Staatsgymnasium ist kürzlich in Bau genommen worden, j ;

Potsdam.

Gardes du C

Die bei der Kellerbrücke am Kanal belegene alte orps-Kaserne, die, von Knobelédorf erbaut, länger

als anderthalb Iahrhunderte der Leibgarde zu Pferde bezw. den Gardes du Corps, im Besonderen der Leib-Etcadron, zum Kasernement ge-

dient hat, ift,

unter den Hammer gekommen.

Stockwerke boh Eingängen.

bauten des vorigen Jahrhunderts eigene Gepräge.

wie der „N. A. Z.* mitgetheilt wird, dieser Tage Es war ein langgestrecktes, zwei

es Gebäude von einfacher Architektur mit drei

Wuchtige Skulpturen gaben ihm das allen Staats-

Neber dem Haupt-

portal prangte in goldenen, verschnörkelten Lettern die Inschrift „Leib-

Für die bevorstehende

Gebäudekomplex mit allen Zugebörigkeiten für den Preis von 120 000 A zum Abbruch dem Hof-Baumeister Paßholtz übertragen worden, wobei {sich der Fiskus einen Theil des noch werthvollen Ma- terials auébedungen hat. Auf dem Grund und Boden wird si ein Neubau für die Leib-Escadron erheben. |

Kiel, 27. August. Das Kommando des Kaiserlichen 1. See- Bataillons hat, wie die „A. R. C.“ berichtet, beim hiesigen Photo- araphen Urbahns 250 Photographien des v-rstorbenen General- Feldmarschalls Grafen von Moltke bestellen lassen, welhe den dur gute R ih auszeichnenden Mannschaften als Erinnerung an den großen Strategen geshenfkt werden. Graf von Moltke, der bekanntlich kurz vor seinem Tode à la suite des See-Bataillons ge- stellt wurde, hatte sih im Kreise des Offiziercorps in der Uniform der Marine-Infanterie photographiren lassen. Nah dem Gruppen- bild ist die Einzelfigur vervielfältigt worden.

Kiel. Ueber das in Nr. 200 des „R v. St.-A.* nah Sw{luß der Redaktion gemeldete Explosionsunglück im Kieler Hafen erhâlt die „Tägl. R.“ folgende nähere Mittbeilung: Die Entzündung erfolgte auf tem Hulk „Komet“, der als Aufbewahrungöraum für Minen und Sprengpatronen unmittelbar neben der „Otter“ liegt. Der Torpeder Schwary hatte eine mit 2 kg Schicßbaumwolle gefüllte Sprengpatrone, die etwa §4 m lang ist, aufrech!stehend zwishen die Füfe geklemmt und zog in Gegenwart des Korvelten-Kapitäns Zeye und Kapitän- Lieutenants Stein den Zünder der Pattone beraus. Dabei geschah das Unglüd. Der gctödtete Shwarß ift aus Gransee in der Mark gebürtig, wo dessen Eltern wohnen. Diese trafen am 26. d. M. in Kiel cin. Korretten- Kapitän Zeye hatte an demselben Tage eine Operation am Faß zu bestehen, er wird wohl dauernd dienstunfähig werden. Kapitän-Lieute- nant Stein ist durch seine Taschenuhr gerettet, die cin Eisensplitter in Atome zers{chmettert hat.

Nach Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 28. August. (W. T. B.) Die hiesige Marine- station und die Polizeibehörde untersagten dem eng- lischen Dampfer „Drudge“, die für den cilenishen Kreuzer „Presidente Pinto“ bestimmte Ladung im hiesigen Hafen zu löshen. Der Kapitän der „Drudge“ wartet auf Ordre von Newcastle.

Schwerin, 28. August. (W. T. B.) Der Zustand des Großherzogs war gestern ein ungünstiger. Nah ruhigem Sqhlaf ist das Befinden heute besser, die Lähmungen sind unverändert.

__ Wien, 28. August. (W. T. B.) Nah den bisherigen Dispositionen trifft Seine Majestät der Kaiser Wilhelm zur Theilnahme an den Manövern in Schwarzenau am 3. September früh in Horn ein. Zur Dienstleistung bei Seiner Majestät sind befohlen : General der Kavallerie Baron Appel, Oberst Freiherr von Steininger und Major Thuranszky. Am 7, September, nah dem Schluß der Manöver, beabsichtigt der Deutsche Kaiser nah München abzureisen, Der König von Sachsen und der Prinz Georg von Sachsen treffen am 2. September in Schwarzenau ein und werden am 7, September nah Dresden zurückreisen. Zur Dienstleistung bei Höchstdenselben find befohlen: Feldmarschall: Lieutenant Hold und Oberst Mayer-Marnegg. Jm engeren Gefolge des Kaijers Franz Joseph für sämmtlih2 Manöver befinden si die Militär--Attachés Deutschlands und Jtaliens Oberst-Lieute- nant von Deines und Oberst-Lieutenant Brusati. Den

_Die im „Fremdenblatt“ erwähnte Broschüre über das Kriegsbudget Oesterreih-Ungarns (siehe unter Oesterreich- Ungarn) enthält folgende konkrete Vorschläge: Vermehrung des Offiziers-Friedensstandes bei der Jnfanterie und den Jägern um 105 Stabsoffiziere, 105 Hauptleute, 1800 Lieutenants, wodur derFriedensstand derSubalternoffiziere auf drei Offiziere per Feldcompagnie gebracht wird. Ferner wird eine Vermehrung der Unteroffiziersprämien vor- eschlagen, sowie die Erhöhung des gegenwärtigen

riedenépräsenzstandes auf 100 Mann per Compagnie und Vermehrung der Zahl der Berufs - Offiziere der Kavallerie außerdem die Ercihtung weiterer Remonte- depots, um für die Erhaltung der Güte und der Schlagfertigkeit der Kavallerie Vorsorge zu treffen. Dagegen ist eine Vermehrung des Friedensstandes der Kavallerie, obwohl fie wünschenswerth sei, aus finanziellen Gründen aus- geschlossen. Die Broschüre schlägt weiter die Vermehrung der Artillerie um 14 Offiziere, 2604 Mann, 980 Pferde und 84 Geschüße vor, um die sogenannten verminderten Batterie - Divisionen mit den normalen Batterie-Divisionen gleihzustellen. Schließlih empfiehlt die Broschüre zur Sicherstellung der Truppenverpflegung im Kriege die Bereitstellung großer Vorräthe von Konserven, die An- schaffung genügender Quantitäten Feldbahnmat-rials und die A NESEOS Einrichtung von Fabriken, Werkstätten und

epots.

Venedig, 28. August, (W. T. B.) Dem Unwohl- sein der Königin von Rumänien, das in den leßten drei Tagen stärker hervortrat, wird von den Aerzten keinerlei ernste Bedeutung b-igemessen.

Kopenhagen, 28. August. (W. T. B.) Der preußische General-Lieutenant a. D. Graf von der Groeben ist gestern beim _Wegfahren von der Eisenbahn in Helsingör ver- unglückt; derselbe wurde mit seiner Frau und Tochter aus dem Wagen geworfen. Der General wurde in das Hospital gebracht, wo er nah zwei Stunden starb, Frau un3 Tochter blizben unverlegßt.

New: York, 28. August. (W. T. B.) Der „New: York Herald“ bringt folgende Nachrichten vom chil enishen Kr1egsschau - plaß. Das Land zwishen Viña del Mac und Quillota be- findet si in den Hänoen des Kongreßgenerals Canto, dessen Kavallerie die Umgegend durhstreift, um Proviant und Rekruten zu erlangen. Die Eisenbahn von Santiago nah Valparaiso ist durch die _ Kongressisten zerstört ; ein Regiment derselben hat \sich auf der Straße nah Santiago verschanzt und beherrs{t dieselbe. Balmaceda hat, in der Befürchtung, daß Canto \sich lieber auf das un- genügend acdeckte Santiago werfen, als einen An- griff auf Valparaiso wagen würde, 2300 Mann Truppen an Bord der „Împeriale“ nah Falcahuano ein- geschifst, von wo dieselben mittelst Eisenbahn nach der Hauptstadt geschafft werden sollen. Die Aus- shiffung der Truppen gelang, da - der „Jmperiale“ den Schiffen der FJnsurgenten zu entgehen wußte. Die Insurgenten haben die Hacienda des zukünftigen Prä- sidenten Claudio Vicuna, welche sich 30 Meilen von Val- paraiso befindet, zerstört. Die Kongreß:Kreuzer „Esmeralda““ und „O'Higgins“ befinden sich auf der hohen See und scheinen einen Angriff auf die Forts und die Torpedoboote der Re- gierung niht wagen zu wollen. Man nimmt allgemein an, daß Valparaiso nicht bombardirt werden wird.

(Fortsehung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

C G ————————————————————— E pR C

Wetterbericht vom 28. August, Morgens 8 Uhr.

I \

Wind. Wetter.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p red. in Millim.

Temperatur = [in 9 Celsius

3 woliktg 2 wolkig 3 bededckt 3 wolfig

Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen . | 753 Stockholm . | 751 4 halb bed. aparanda . 749 2 heitere t.Petersburg 758 2 bedeckt Moskau . .. | 761 1 wolkerilo3 Cork, Queens- I 751 Cherburg .. | 758

J =I=—J S ck 00° ck 06

| 4 beiter ( 4 wolkig 753 5 wolkig 752 5 wolfig

3 bededckt11)

amburg .. | 755 4 wolkenlos

Swinemünde | 755 Neufahrwasser 757

2 wolkenlos Memel, |_759 3 wolkenlos

Mes S O 3 heiter ünster... | 757, S 6 bededckt Karlsruhe .. | 762 |S 4 bedeckt Wiesbaden . | 762 3\bedeckt München . . | 763 4 wolkenlos Chemniy .. | 760 ( 3\wolkenlos E N 4 heiter Wien .…... | 761 1 wolkenlos Breslau . .. |_760_|SSO 2\wolkenlos Ile d'Aix .… | 760 |WSW 4shalb bed. N s v 764 still beiter Triest... | 764 till |wol?enlos

1) Früh etwas Regen,

Nebersicht der Witterung.

Unter dem Einflusse einer barometrishen Depression Über dem norwegishen Meere, wehen über der süd- lihen No?d)ee frishe, am Kanal und am Eingange des Skageraks stellenweise stürmishe Südwestwinde. In Wesit eutshland ist wieder trübes Wetter in sinkendec Temperatur eingetreten, stellenweise fällt Regen. Dagegen in den östlichen Gebietstheilen dauert die warme, heitere und trodene Witterung noch fort. Ju in Oesterreich herrsht heiteres, trockenes Wetter. Die trübe Witterung und Ab- kühlung, welche jeßt im westlihen Deutschland

herrscht, dürfte sich demnächst aub üker Osideutsch- land ausbreiten, dagegen im Westen wieder auf- klarendes Wetter zu erwarten sein

Deutsche Seewarte.

Theater-Anzeigen.

Böniglihe Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 163. Vorstellung. Loheugriu. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Teylaff. Di-igent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus: Das S({auspiel hat Ferien.

Sonntag: Opernhaus. 164. Vorstellung. Die Sugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyer- beer. Text nach dem Französishen des Scribe, überseßt von Castelli. Tanz von Emil Graeb, Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus : Das Schauspiel hat Ferien.

Tessing-Theater. Sonnabend: Zum 1. Male:

Falsche Heilige. Schauspiel in 4 Akten, nah Hy P Pinero, frei bearbeitet von Oskar Blumen- al. Sonntag: Falsche Heilige. Montag: Abschieds-Benfiz für Oscar Blencke. Der Probepfeil. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Berliner Theater. Sonnabend: Eröffnungs- Vorstellung. Julius Cäsar. Anfang 7 Ubr. s uad) Nachmittags 2 Uhr: Der Hütten- esiter.

Abends 74 Uhr: Julius Cäsar.

Montag: Goldfische.

Wallner-Theater. Sonnabend: Jhre Familie. Volkéftück in 3 Akten von Stinde und Engels. H'erauf: Zum 2 Male: Cavalleria Bero- lina. Musikalisch-parodistisher Scherz in 1 Akt von M. Kraemer. Anfang 7 Uhr.

Sonatag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich -= Wilhelmstädtishes Theater. Sonnabend ; Zum 15. Male: Der alte Dessauer. Operette in 3 Akten von M. Henschel. Musik von O Findeisen.

Im pratvollen Park: Großes Doppel Concert. Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künstler. _ Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Bor- tellung 7+ Ubr.

Sonntag im Theater: Der alte Dessauer. Im Park: Großes Doppel -Concert Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künsftler.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- Eurg. Sonnabend : Wieder-Eröffnung. Zum 1. M. : Frou-Frou. Pariser Sittenbild in 5 Akten von Meilhac und Halévy. Deutsch von E. Mauthner. In Scene geseut von Sigmund Lauterbarg. Anfang 7# Uhr.

Kroll’s Theater. Sonnabend: Esmeralda.

Oprr in 4 Akten von A. Goring Thomas. (Phöbus: Hr. Emil Göge, als Gast.)

Sonntag: Gastspiel von Frau Moran - Olden. Fidelio.

Montag: Gastspiel der Signori Francesco und Antonio d’Andrade. Rigoletto. L

Täglich: „Großes Goncert“ im Sommergarten, Abends bet brillanter elektrisher Beleuchtung desselben. Anfang d+ der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum 30, Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen-Requi- siten, Beleuhtungseffecten 2c. Jung-Deutschland zur See. Großes Ausftattungs-Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6, Bilde: Zum ersten Male in Deutshland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- nehmstes und grofßzartigstes Sommer-Gtablifsement der Residenz): Großes Doppel - Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante JUumination des ganzen Garten-Gtablifsements.

74 nens des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters 7 r Sonntag :- Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernsi-Theater. Sonnabend: Vorleßte Aufführung: Unsere Don Juans. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß., Mußk von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellurg.

Dienst2a: Zum 1. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten ron Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens.

Thomas-Theater. Alte Direkiion: Emil Thomas. Sonnabend! Zum 30. Male: Jm fiebenten Himmel. Posse mit Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren. Mustk von Jobtannes Docbber. In Scene geseyzt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 74 Ubr.

Sonntag: Dieselbe Voi stellung.

Jakobstraße 30.

3A

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes - Aussteliungs - Park (Lehrter Bahnhof), Geösffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung tm LNfN a Theatec. Näheres die Ans(lag- ¡ette

AMTTN E SDCNA N MERNEI (L O L SOP L I A Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mimi Trapmann mit Hrn. Haupt- mann Fallier (Dortmund— Danzig). Frl. Agnes Kunze mit Hrn. Pfarrer Richard Luther (Bad Elster— Adorf i. Voigtl.).

Verceheli cht: Hr. Stabsarzt Dr. May mit Fil. Emilie Pindter (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauvytmann Werner von Alvensleben (Darmstadt) Eine Tochter: n Gerichts-Afsessor Friedri v. Busse (Witten-

erg).

Gestorben: Hr. Geh. Sanitäts-Rath Dr. Her- mann Krocker (Breslau). Verw. Fr. Seminar- Direktor Caroline Nitsche, geb. Doercks (Salz- brunn). Fr. Wirkl. Geh. Ober Rea -Rath: R Linhoff, geb. Freiin von Exterde (Münste r:

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz). M Drudck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags* Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Î Drei Beilagen (eins hließlich Börsen - Beilage).

M 202.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein Na g L E s

ndet Sovnabend, den 12. September, Vormittags r, zu Pes im oberen Saale der „Drei Raben“, Marienstraße Nr. 20, statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Bericht über das Geschäfts- jahr 1890. 2) Neuwahl des Vorstandes (§. 7 des Statuts). 3) Bericht über den V. ordentlihen Berufsgenossen\chafts- tag, gehalten zu Münten am 27. Juni 1891. Referent: Hr. Arciteckt Chr. Gerhardt - Elberfeld. (Rheinisch - West- fälishe Baugewerk3-Berufsgenossenschaft ) 4) Bericht über die Ver- handlungen in Betreff der Vermögens-Auseinanderseßuna mit der Tiefbau: Berufsgenossenshaft. Referent : Der Verbands-Vorsißende. (Nordöftlihe Baugewerks-Berufsgenossenshaft ) 5) Revision der be- stehenden Gefahrentarife der Baugewerks - Berufsgenossenschaften. Referent: Herr Zimmermeister E. Selle-Berlin. (Nordöfstlibe Baugewerks-Berufsgenossenshaft.) 6) Bekämpfung der Trunksucht in den Baubetrieben durch Aufnahme vershärfter Bestimmun- gen in den Unfallverhütungs - Vorschriften, Referent: Hr. Steinmezmeister Schlick-Hamburg. (Hamburgishe Baugewerks- Berufsgenofssenschaft.) 7) Samariter- Schulen. Referent: Hr. Zimmermeister A. Nieß-Braunshweig. (Hannoversbe Baugewerks- Berufsgenossenshaft. 8) Unzuträglichteiten bei der Versicherung der Regiebauarbeiten. Refereni: Hr. Architekt Chr. Gerhardt-Elber- feld. (Rheinis - Westfälishe Baugewerks - Berufsgenossenschaft.) 9) Grundsäße für die Pensionirung von Berufsgenossenschafts- Beamten. Referent : Hr. Raths-Maurermeister Vollmer-Berlin, (Nordöstlihe Baugewerks-Berufsgenofsenschaft.)

Zur Arbeiterbewegung. :

Jn sozialdemokratishen Versammlungen beginnt man jeßt, mit den Ergebnissen des internationalen Arbeiter- kongresses in Brüs sel sich zu beschästigen. Jn einer Versammlung der Pußer Berlins und der Umgegend wurde folgende im „Vorwärts“ mitgetheilte Resolution ange- nommen :

Der Verlauf des in Brüssel stattgehabten internationalen Kongresses und die Haltung der deutschen Delegirten ist würdig und der Sache des internationalen Proletariats zweifellos förderlih ge- wesen, Die Versammlung erwartet, taß die Befürwortung und An- bahnung. der internationalen Organisation durch den Kongreß alle Arbeiter zum Ansch{luß an die Centrälisation bewegen wird, da die nationale Organisation die Vorausseßung der internationalen ift.

In Friedrichshagen und Burg wollten, wie die „Brandenb. Ztg.“ mittheilt, am 28. d. M. (also heute) ca. 200 Handschuh- macher die Arbeit niederlegen. Es handelt sich diesem Blatte zu- folge um einen Abwehrstrike, da den Arbeitern ein Abzug von 30 pro Dutzend gemaht werden soll. Beide Fabriken gehören einem Hrn. E. Hopp. L : j

Aus Wahls\cheid (Saarrevier) wird der „Saarbr. Ztg." ge- schrieben, daß eine vom Rechtsschußverein veranstaltete Ver- fammlung, da in Wahlscheid kein Lokal mehr zur Verfügung steht, nah dem Dörfhen Lummerscheid berufen wurde und daß sh zu dieser Versammlung außer dem Einberufer und Redner überhaupt nur vier Mann eingefunden hatten. :

In Leipzig bescäftigte sich, wie wir der „Lpz. Ztg." entnehmen, eine von etwa 200 Perfonen besuchte Maurerverjsammlung am Dienstag mit der voa einem Comité Leipziger Maurer ein- berufenen Landeskonferenz, welche am 16. August d. I. in F rei- berg stattfand. Die Konferenz wurde nach dem erstatteten Bericht ver- aristaltet, um die Maurer Sachsens mehr als bisher zu organisiren, sie zur Theilnahme an der allgemeinen Gewerkschaftsbewegung zu veranlassen und zur Betreibung der Agitation und Organisation in den verschiedenen Städten Sacsens geeignete Personen zu gewinnen. Die von 25 Vertretern aus14Or!1 schaften besuchte Konferenz hat beschlossen, in allen größeren Orten die Bildung von Vereinigungen, deren Form si den örtlichen Verhältnissen anpassen soll, und wo es möglich ist, den Ans{luß an den Central- verband der Maurer Deutschlands durch Errichtung von Zahlstellen anzustreben oder andernfalls den Beitritt zu dem Verband als Einzel- mitglieder zu empfehlen, für die Verbandsmitglieder die Fachpresse obligatorisch einzuführen , deä übrigen Maurern das Abonnement auf dieselbe zur Pflidt zu maten und den Generalbevoll- mächtigten der deutswen Maurerschaft bei Betreibung der Agitation in Sawsen nah Kräften zu unterstüßen Am Mittwoch fand eine von etwa 200 Personen besuchte Bezirksversammlung der \ozial- demokratischen Partei des östlihen Theils von Leipzig statt, welche während eines Vortrags des Redacteurs Diehl über den Nioeiterschuß von dem überwachenden Beamten aufgelö wurde.

Aus Gent wird der „Köln. Ztg * berichtet, daß in den Garn: spinnereien von __Borremann-Van Melck beke u. Cie. und J B. Jélie u. Cie. in Alost am Montag ein Ausstand aus- gebrochen ist. Die Fabriken sind mit Polizei und Gendarmen beseßt. An 500 Personen Männer, Weiber und Kinder durchzogen, rothe Müßen auf dem Kopf, unter Absingen der Marseillaise die Stadt. Im Uebrigen wurde die Ruhe niht gestört. |

Ein Pariser Telegramm des Wolff?¡chen Bureaus theilt aus Caudry im Departement du Nord mit, daß dort bei Gelegenheit der Ausschreitungen von Strikenden fünf Gendarmen leit verleßt wurden. Unter den Ausständigen in Nor d- Frankrei ch soll sich eine wachsende Erregung bemerkbar machen.

Literatur.

j Geschichte.

Geschichte des deutshen Volkes, dargestellt von G. Dittmar, Königlicher Gymnasial-Direktor. Jn drei Bänden, Zweiter Band. Mit dem Bildniß Dr. Martin Luther's, Heidelberg. Carl Winter's Universitätsbuhhandlung. 1891, (89 S, XII und 544.) Die Veröffentlihung dieses zweiten Bandes der Dittmar'schen Geschichte des deutshen Volkes, deren erster an dieser Stelle bereits mit der gebührenden Anerkennung erwähnt wurde, konnte der Vec- fasser nicht mehr erleben; er ist als Direktor des Eymnasiums zu Kottbus im vorigen Jahre gestorben. Das Werk war aber voi seiner Hand völlig abges{lossen hinterlassen, sodaß die in demselbenkonservativen Sinne gehaltene Fortseßung fertig vorliegt. Das Werk enthält den zweiten Abschnitt der deutschen Geschichte im Mittelalter und den ersten Ab- {nitt der Geschichte der neueren Zeit. Auch in diesen Theilen ist klare Einfachheit und umsichtige Benußung der Quellen vorherrs{end. Mit vollständiger Beherrshung des reihen Materials ist besonders die Entwickelung des deutschen Volkes und die geshichtlich gewordene Ordnung des Staatswesens zur Darstellung gebracht. Namentlich treten die wirksam gewesenen treibenden Kräfte deutli her- vor und sind die auf das politishe und geistige Leben ausgeübten Einflüsse klar gewaht. Zu loben ist, daß gemäß der Bestimmung des Buches für Schulzwecke politishe Betrachtungen ausgeschloffen bleiben. Dagegen ist großer umsihhtiger Fleiß der Darstellung der inneren Verhältnisse Deutshlands gewidmet ; städtische Verfassungen und wirthschaftlihe Verhältnisse werden übersichtlih und belehrend berücksibtigt. Bei Erwähnung der politischen Be- stimmungen des westfälishen Friedens wird bemerkt, daß Deutschland nur noh ein loser Band territorialer Gewalten geworden war. Aber gerade in einzelnen dieser Territorien entwidckelten i aufs Neue die Keime

Berlin, Freitag, den 28. August

staatlichen, gewerblihen und kriegerishen Lebens, deren befruBtende Kraft allmöhlih auch auf das ganze Reich belebend und erneuerndò wirkte (S. 477). Den Einfluß der Reformation auf das geistige Leben des Volkes erkennt der Verfasser darin, daß alle shönen Eigenschaften des deutschen Gemüths und Charakters zu dieser Zeit in Blüthe traten : Begeisterung, Hingebung, ein tiefer sittlicher Zorn, inniges Suchen des Höchsten und ernstlihe Freude an geordnetem Denken. Freier und edler gestaltet ih das innerlihe Verhältniß zwishen Mann und Weib ; das ganze Leben in Gemeinde, Schule, alle gesellsbaftlihen Freuden erhielten eine höhere Weihe, einen tieferen, sittlihen Grund. (S. 497.) Das dur einen dritten Band zu beendende Werk kann den Schülern der oberen Gymnasialklassen nur angelegentlichs|st empfohlen werden, zumal diesem zweiten Bande auch ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Register beigegeben ift.

ff. Geschichte der Neuesten Zeit. Von 1815—1890. Für Schule und Haus bearbeitet von Dr. Ferdinand Schult. Berlin, H. Peters, 1891. 315 S. 6 Der Hauptzweck des Verfassers ist, den Schülern, welche bei der großen Masse des in der Schule zu bewältigenden historisben Stoffes nur selten über die Geschichte der neuesten Zeit unterrihtet werden könner, einen passenden Ersaß für den ausfallenden Unterricht zu bieten. Daneben hofft er, manchen Erwachsenen, welche sich über die Geschichte unseres Jahrhunderts belehren wollen und nicht Zeit finden, größere Werke zu studiren, mit einem Ueberblick über die Geschichte der leßten 75 Jahre gute Dienste zu leisten. Vor Allem foll die deutshe Geschichte berücksihtigt werden, und so beginnt die Darstellung mit einer Schilderung der Reform- thätigkeit in Preußen nah den Freiheitskriegen und der deutschen Bundesverfassung, um sich dann einer Betrachtung der Verfassungs- kämpfe, welhe Europa in den zwanziger Jahren erfüllten, zuzuwenden, Sorgfältig vermeidet der Verfasser hierbei, si in die Beschreibung von Einzelheiten und nebensählihen Umständen zu verlieren, nur kurz werden die Hauptereignisse hervorgeboben Vortrefflich is bei aller Knappheit die Darstellung der dreißiger Jahre; die Bedeutung der französishen Julirevolution für Europa wird entsprehend gewürdigt ; Alles, was sonst die Gemüther erfüllte und bewegte, wie die Vorgänge in Hannover, der Anfang der Regierungszeit Friedrich Wilhelm?s I1V., die Fortschritte im wirthschaftlichen und gesellschaftlihen Leben dur die Gründung des Zollvereins und die Einführung der Eisenbahnen, findet gebührende Beachtung. Boa den für die Entwickelung Europas wichtigen Bestrebungen und Umwälzungen des Jahres 1848 werden am Ausführlichsten die deutshe Einheitsbewegung und die preußische Verfassungsfrage behandelt. Die Objektivität, mit welcher Entstehung und Verlauf dieser Vorgänge dargelegt werden, verdient umsomehr Anerkennung, als gerade diese Zeit sehr häufig durch Be- fangenheit und Vorurtheile der verschiedensten Art in fal\ches Licht gestellt worden ist. Für die Darstellung der deutshen Geschichte seit dem Regierungsantritt Friedrih Wilhelms IV. verwerthet S{ult natürlih die Resultate des klassishen Sybel’shen Werkes, ohne si indessen in Anordnuyg und Gruppirung der Thatsawen von Sybel's Disposition abhängig zu machen. Nach einem Ueberblick über die deutschen und europäischen Verwickelungen zur Zeit der französishen Vor- herrschaft in Europa unter dem neugegründeten napoleonischen Kaiserthum geht er zu einer eingchenderen Schilderung der preußishen Geschichte unter der Regentschaft und Regierung Wilhelm's I. über. Er sept au3einander, wie das erstarkende Preußen der Träger der nationalen Idee wurde, und mit welchen Shwierigkeiten das Ministerium Bismarck, insonderheit in der \{leswig - holsteinischen Frage, zu kämpfen hatte, berührt aber die fomplizirten diplomatischen Verhandlungen vor und nah dem dänischen Kriege nur in ihren wichtigsten Momenten, während der Darstellung der Feldzüge von 1864 und 1866 mehr Naum gewidmet ist. Bei einer Vergleichung des preußischen und österreihishen Heeres übersieht Shhuly die Ueber- legenheit der preußischen Taktik über die österreichische, übertreibt dagegen unseres Erachtens die Bedeutung des Zündnadelgewehrs; weniger der neuen Waffe als der Fähigkeit, in zerstceuter Ordnung zu fechten, verdankte die preußisce Infanterie ihre Ecfolge. Die Vor- geschichte, den Verlauf des deuts-fcanzösischen Krieges schildert der Autor in derselben knappen und klaren Art, wie die früheren Perioden, auch dem inneren Ausbau des Deutschen Reichs durch die Gesetz- gebuszg bis zum Jahre 1890 \{enkt er seine Aufmerksamkeit. Er legt die Rechte des Reichs und der Einzelstaaten dar und verfolgt die Neu- \{höpfungen auf allen Gebieten des öffentlihen Lebens, wobei sich aber in die Beschreibung der Heeresorganisation vom Jahre 1888 ein Irrthum eingeschlihen hat: die Zugehörig- keit zur Landwehr zweiten Aufgebots endigt nicht, wie Schul angiebt, mit dem 45, sondern mit dem 39. Lebensjahre. Nach einer kurzen Uebersicht über die europäishe Geschichte seit 1871 beschäftigt sich zum Schluß ein Kapitel mit dem deutschen Geistes- leben des 19, Jahrhunderts, indem die wifsenschaftlihen und künst- lerishen Größen Deutschlands zusammengestellt und mit einigen Worten carakterisirt werden. Wir wünschen dem Buche, welches mit der übersihtlihen Darstellung cine èurchaus unparteiishe Auf- fassung vereinigt, möglichste Verbreitung.

„Bilder aus Hannovers Vergangenheit“ von Dr. Adolf Ulrich, weil. Stadtarhivar zu Hannover, Hannover- Linden 1891. Verlags-Anstalt von Carl Manz (Manz & Lange). Das vorliegende Buch soll keine abgeschlossene Geschichte der Stadt Hannover bieten, sondern nur einzelne Bilder aus derselben. Und diese Bilder, die auf selbständig gewonnener, wissenshaftliher Grundlage ruhen, wollen einige für die Geshicbte der Stadt wichtige Ereignisse und einzelne Hauptseiten mittelalterliGhen Lebens in Hannover dar- stellen und an ihrem Theile zur Vervollstäadigung des großen Ge- mäldes niedersähsischen Lebens im Mittelalter beitragen. Die Stellung als Verwalter des reiche Säße bergenden Stadtarhhivs hat den Verfasser in den Stand geseßt, die Ergebnisse seiner auf die Geschichte seiner enaeren Heimath gerichteten Studien in die Gestalt der nun der Oeffentlichkeit vorliegenden HZeitbilder zusammenzufassen und für die Gegenwart nuybar zu machen. Jhrer sind sechs, überschrieben : „I. Die Entstehung und topographishe Entwickelung der Stadt Han- nover, 11. Die politishe und finanzielle Lage der Stadt Hannover am Ende des 14. Jahrhunderts, Il]. Mittelalterlihe Geseygebung und Rechtépflege in Hannover, IV. “Wie Hannover Residenzstadt wurde, V. Geschichte der Neustadt Hannover, VI. Das Kloîter Marienwerder“ ; doch könnte das erste derselben als Rahmen für die übrigen gelten. Jn Anbetraht der Thatsache, daß diese Arbeit großentheils auf neu erschlossenen, bezw. zum erften Male sy|tematisch erforshten Quellen beruht und, wiewohl ihr Thema ein beshränktes, doch überall den innigen Verband mit der allgemeinen deutschen Ve- shichte wahrt, wird au der Geschichtsfor|her sie nicht verschmähen. Der Preis des wohlausgestatteten Baches ist 2 M

„Kyffhäuser-Sagen-Strauß.“ Von Karl Meyer, ordentl. Mitglied des Harzvereins für Geshihte und Alterthums- kunde 2c. Nordhausen 1891. Druck und Verlag von Fr. Eberhardt. 85 Sagenblumen, geordnet in die vier Gruppen: I. Kaiser Friedrih-Sagen (16), IL[. die Sagen von den zwölf Männern und vom Teufel im Kyffhäuser (12), II1. die Sagen von der Prin- zessin im Kyffhäuser (24), IV. Zwerg- und Schaßzsagen (33), bringt dieser „Sagen - Strauß“, umwunden voa einem „Nachtrag“, zur mythologishen Deutung. In demselben sind nicht nur alle bisher von wirflichen Sagensammlern älterer und neuerer Zeit gefundenen Kyffhäusersagen enthalten, sondern überdies auch eine recht

beträhtlihe Anzahl solcher, welhe der Verfasser während eines Vierteljahrhunderts an Ort und Stelle aus dem Volksmunde

1898.

Worten der Erzähler auf- „Kyffhäuser-Sagen-Strauß“ verfolgt worden, eine Kyffhäusersagen zu zu liefern

l mögli{sstt mit gezeihnet hat. Mit diesem großen ist aber nit allein das Ziel möalichst vollständige Sammlung der \caffen, sondern ebensowohl Begründung und Beweis für die Ansicht bezw. Ueberzengung, daß die Sage vom \hlafenden Kaiser FriedriG Rothbart im Kyffhäuser nicht von Auswärts übertragen worden, sondern an Ort und Stelle entstanden und gewahfen ist. Unseres Erachtens ist Beides hinlänglich gelungen.

Landeskunde,

Beschreibung der Stadt Straßburg und des Münsters von Professor D Julius Euting. Mit 46 Holz- \hnitten. Siebente Auflage. Straßburg 1891. Verlag von Karl I. Trübner. (12. 0, VIIL 96.) Die vorliegende Schrift darf allen denen angelegentliß empfohlen werden, welhe beabsiŸtigen, die Hauptstadt des Elsaß mit persönliher Ein- und Um- siht genauer fkennen zu lernen, Durch Benußung dieses Sührers kann die erwünshte Unabhängigkeit und freie Be- wegung mit Erfolg vollständig bewahrt bleiben und ist die ebenso lästige wie kostspielige Begleitung eines Lohnbedienten zu ent- behren. Die hier ertheilte Empfehlung von Rathschlägen tüßt ih auf eizene Anschauung und persönlihe Erkundigung an Ort und Stelle; genau sind die Angaben über die materiellen Bedürfnisse, unterrihtend die Nachrichten über Kunst und wissenschaftliche Samm- lungen. Scharfe, architektonisch genaue Holzshnitte veranschau- lihen in naturgetreuer Wiedergabe die H :uptsehenswürdig- keiten; aus dem alten Straßburg find einzelnz Ansichten entnommen (S 6, 16 und 18). Der Stadtbeschreibung gebührt überdies ein wissen\haftliher Vorzua, weil darin eine ebenso knappe, wie über- sihtlihe Geschichte der Stackt Straßburg von Julius Euting und G. von Borries, S. 1 bis 31, geliefert wird, welche von den An- fängen bis zum Wiederdeutshwerden alle beahtenêwerthen Gesicht1s- punkte berücksichtigt. Aus- spezieller Kenntniß der ges{Gicbtlihen Vorgänge dürften die nachfolgenden günstigen Urtheile entstanden “zin. Unter fran- zösischer H:rrschaft wurde und konnte die Stadt niemals das werden, was sie in besseren Zeiten deutscher Herrschaft gewesen war : früher ein Kultur- mittelpunkt ersten Ranges, konnte sie nie mehr als eine französische Provinzialstadt zweiter Ordnung werden. (S. 22.) Als Strazburg im Jahre 1789 Departementshauptstadt geworden war, konnten gerade die besten Straßburger sich niht entschließen, der deutshen Muttersprahe untreu zu werden. In dem Ab- schnitt (S. 33 f) „Das gegenwärtige Straßburg“ sind nah einigen Lokalnotizen die hervorragendsten Gebäude und Sehens- würdigkeiten beschrieben, zuerst natü:lich das Münster, nah dem Kölner Dom die herrlihste Schöpfung des gothishen Stils auf deutsÞdem Boden; der Münsterthurm, die Kanzel, die Statuen der Portale und die astronomishe Uhr sind sehr eingehend ge- scildert, ebenso das Grabmal des Marschalls von Sachsen in der Thomaskirhe. Der neue Kaiserpalast ist nach seiner würdevollen äußeren wie inneren Ausstattung gewürdigt und das Universitätsgebäude mit seinen edlen Formen italienisher Frührenaissance als eine Zierde der Stadt bezeihnet. Hoffen wir mit dem Verfasser (S. 30), daß Straßburg mit allen Vorzügen seiner Lage und unter der politischen und industriellen Begünstigung Seitens der Regierung si wieder zu einem kommerziellen Mittelpunkt aufs{wingen werde, wie is E es heute in wifsenschaftliher und militärisher Beziehung hon ift.

gewonnen und

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Obershlesien.

An der Ruhr sind am 27. August gestellt 10 689, nit recht- zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4283, nicht reŸtzeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesishen Steinkohlenmarkt berichtet die „S1. Ztg.": Ja der verflossenen Woche is die Nachfrage nah Steinkohlen aller Sortimente eine recht rege gewesen, sodaß ih das Geschäft gegen die Vorwoche bedeutend gehoben hat. Die während der Erntezeit aufgestapelten kleineren Kohlensorten sind bereits wieder abgefahren und dadurh die Bestände wesentlih vermindert worden. Infolge der starken Nachfrage könnten die Gruben ihre Förderung wesentlich erhöhen, wenn die erforderlihen Arbeitskräfte zu erlangen wären ; es wird aber bereits bei den gegenwärtigen Förderungsverhält- nissen über Arbeitermangel geklagt. Die von der Koblenkonvention für die sieben Wintermonate, und zwar vom 1. September cr. ab bis ult. März 1892, festgeseßten Winterpreise treten Anfang Septem- ber in Kraft und find um 2—5 S pro Centner bei den gröberen Sorten und um 1—3 bei den kleineren Sorten erhöht worden. Die fiskalishen Gräben sind der Konvention nicht beigetreten und haben ihre Preise, wie bereits gemeldet, nur um ein Geringes erhöht. Die Bohrungen bei Rybnik und Sohrau werden immer eifriger be- trieben, und in den leßten Tagen sind wieder neue Bohrthürme bet Rybnik, Sohrau, Boguschowiß und Gottartowiy Seitens des Fiskus und einiger Privatgesellshaften aufgestelt worden. Bei der Koks8- fabrikation ist eine Aenderung der Geschäftslage nit eingetreten. Theer und Theerprodukte bleiben stark begehrt.

Der Geheime Kommerzien-Rath Emil Becker, Jahaber der Teppichfabrik Emil Becker und Hoffbauer, ist am 26. d. M. auf seinem Landsig Maiwaldau i, Schl. gestorben.

Die näthste Börsenversammlung zu Essen findet am 31, August 1891 im „Berliner Hof“ ftatt. :

Das „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in der Nr. 35 vom August 1891 folgenden Inhalt; Das Handwerk und das Lehrlings- wesen, Aufklärungen über das abgeänderte deutshe Patentgeseß. Verschiedene Mittheilungen. Grofherzoglih tehnische Hochschule zu Darmstadt. Eintritt in den Reihs-Postdienst. Literatur. An- leitung zur Bestimmung des wirksamen Gerbstoffgehalts in den Naturgerbstoffen. Journal für moderne Möbel.

Die Northern-Pacific-Eisenba hn veröffentliht vor- läufige Abschlußziffern für das am 30. Juni cr. beendigte Geschäfts- jahr. Die Brutto-Einnahmen betrugen 25 151544 Doll., gegen 22 610 503 Doll. im Vorjahre, Betriebs-Ausgaben 14 940 402 Doll, gegen 13 089 137 Doll. im Vorjahre, Steuern 460 594 Doll., gegen 374 609 Doll. im Vorjahre, Netto-Einnahmen 9 750 547 Doll, gegen 9 146 757 Doll. im Vorjahre, Netto-Einkommen inkl. diverse Einnahmen 11 343 682 Doll, gegen 10 487 929 Doll. im Vorjahre ; Vebershuß nach Zahlung aller festen Lasten und Dividende 438 286 Doll.

Leipzig, 27. August. (W. T. B) Kammzug- Termin- bandel. La Plata. Grundmuster B. per September 4,00 4, per Oktober 4,00 4, per November 4,077 #4, per Dezember 4,07% 4, Bee A 1 H Aae 4,077 A März 4,075 4, per

pril 4, , per ai 4,077 H, per Juni 4,075 A Umsat 400 000 kg. Behauptet. Y : 0s __Kämmlings-Auktion. Gute Betheiligung. Feine austra- lishe Wolle unverändert, australishe Mittelwole und Buenos-Aires- Mittelwolle 5 H, fehlerhafte australishe und Buenos-Aires-Wolle 10 bis 15 S billiger als bei der Juni- Auktion. Von 399 000 kg wurden 265 000 kg verkauft.