1891 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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des 9. Festungs-Artillerie-Bataillons beigegeben.

20 Mirct:n: Aufwa:turg im Aller4ö#sten Heflager ter Hofwürden- trôger, des Klerus, der Behêrden 2c. Nacbnittaçcs 5 Ubr 59 Mi- rutèn: Arkunft Seiner Mcjestät des Königs von Sachsen und Seincr Kêniglien Hoheit dcs Prinzen Georg von Sachsen. n pfang am Bahnkbefe durd Seine Maiestät den Kaiser. den Statt- halter und tie Spitzen der Lokalbehêördea. Abents Ez Uhbc : Diner. Aber.dé 8 Ubr : Sererateurd Fockelzva. Donnerstag, den 3. September (S@&worzenau). Um: 5 Ubr 20 Minuten früh: Abfahrt beider Majestäten mit Separatzug na Horn, Ankunft da*‘eibft 7 Uhr 20 Minuten. Lie Arkunft Seiner Majestät des Deutschen Kai'ers exfolgt in Horn früh 7 Ukr 45 Minuten. Ewpfanga durch die Majcstäten und den Prinzen Geerg von Sactsen und deren Suiten. Manöver des 11. und VIiI. Corps. Na feendigtem Vianöcer Fabrt nah Schlcß S@warzenau. Dortfeibst Empfang Seiner Majestät des Deutsthen Kaisers durch den Statt- balter, tie Spitzen der Lofkalbibörden. (Adjustirang: Civiltehörden: Gala.) Eh1ien-Ccmpagne vor dem S{hlecsie. Abends 6} Uhr Dinec Freitag, den 4. S:premoder (Schwarzencu) Maröôrer des II. und VIlI, Corps. Ubends 64 Ubr Diner. Sonnabend, den 5. September. (Wie am Tage, vorber) Sonrtaga, den 6. September (S@warzenagu). Früh 8 Uhr inlle Messe in der Schloßkapille. Äbends 64 Uhr Diner. Montag, den 7.September (Séwarzerau). Manröoer (Parade) des II. und VIII. Corps. Nah S@iuß tes Manövers von Éëépfritz Abreise Seiner Majestät des Deutschen Kaisers ra Mür.chen. Seiner Majesiät dc8s Königs von Sacbien und des Prinzen Georg von Sachsen n2ch Drésden, tann Abreise Seiner Mojefiät des Kaisers Franz Josepbd nah Wien.

Ueber die diesjährige Seereise Jhrer Majestät der Kaiserin sind, wie die „Politische Correspondenz“ versichert, noch feine endgültigen Diépositionen getroffen; indessen sei eine Fahrt nah Konstantinopel in diesem Jahre nicht in Äus- fiht genommen.

Ein vorgestern in Lemberg zur Veröffentlihung ge- langter Hirtenbrief des Meiropoliten Sembratowicz kündigt unter dankbarer Anerfennung des Schutzes und rer Fürsorge, deren sich die griegzish-katholi1he Kirhe unter dexr Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph T. erfreut, die Einberufung der griechis ch- katholischen Provinzial-Synode sür den 24. Sep- tember d. J. nah Lemberg an. Die erste feierlihe Plenar- vzrsammlung wird am 27. September, die Schlußfißung am 13, Oftober staitfinden. Ja” dena Berathungen der Synode werden nur riu:lle Angelegenheiten zur Verhandlung kommen. Ein:-r von Kardinal Simeoni an den hiesigen Metropoliten gerihteten Mittheilung zufolge hat die römische Kurie den Präfekten des vatikanishen Archivs, Erzbischof Augustin Ciasca zum Delegirten mit dem Rechte, die Verhandlungen der Synode zu iciten, bestimmt,

Großbritannien und Jrland.

London, 28. August. Jÿre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Vrinzessin Heinrich von Preußen haben heute die Rückreise nach Deutschland angetreten.

Nach einer Meldung des „Liverpool Courier“ hat das britishe Auswärtige Amt die Mitiheilung empfangen, daß der Großfürst-Thronfolger von Rußland im Frühliag nächsten Jahres England einen mehrwöchigen Besuch abstatten werde. Prinz Georg von Griechenland werde ihn auf der Reise begleiten, und beide Prinzen würden einen Theil ihres Aufenthalts als Gäste der Königin verbringen.

Der Marquis von Lorne fprach fih gestern Abend in Bradford vor einer zahlreih besuchten Versammlung von liberalen Unionisten und Konservativen in längerer Rede über die irishe Frage aus. Der leßten Parlamen!ssession sei besondere Wichtigkeit beizumessen, da in ihrem Veriauf die Regierung fast alle Versprehen, welche sie gegeben, auch ein- gelöst habe. Es sei dies mehr, als sich den meisten Ne- gierungen nachsagen lasse. Bei Allem, was sie für Jrland thue, habe die Regierung nur die Wohlfahrt jenes Landes, gerade so wiz die Englands und Schottlands, vor Augen. Man könne sehr wohl ein Freund Frlands sein, ohne den ersten Jmpulsen nachzugeben und der Fnjel ein Sonderparlament zu gewähren. Ein Sonderparlament würde Jrland nur in eine falsche Lage bringen, während es doch in der That eine der drei Nationen sei, die den Stolz und die Stärke des Vez- einigten Königreichs bildeten. Jn der Parlaments- wie in der Lokalverwaltungësrage sci die Politik der Oppofitionépartei keine ehrlihe. Er selbst sei immer für au®gedehnte Lokal- verwallung in Jrland gewesen und würde nichts dagegen haben, wenn diese auch auf ganz Großbritannien ausgedehnt würde. Die unionistishe Regierung habe in den legten fünf oder sechs Jahren durch eine Reihe wohlthätiger Gesche das Vertrauen des englishen Volkes gerechtfertigt und ihze Politik lag klar vor Aller Augen. Die Rede i! insofern von befonderem Fnter- esse, als der Marquis von Lorne bei den nächsten allgemeinen Wablen sich in Bradford um ein Parlamentêmandat zu be- werben gedenkt,

Frankreich.

Paris, 29. Augusi. Der Admiral Gervais hatte gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ berichtet, eine längere Unterredung mit dem Marine-Minister. Wie verlautet, hätie Gervais die Eindrücke, die er auf seiner Reife empfangen habe, als äußerst befriedigend bezeihnet. Gervais wurde Nach- mittags von dem Minister des Auswärtigen Rib ot empfangen und begiebt sich heute zu dem Präsidenten Carnot nah Fontainebleau. i

Dem „Figaro“ zufolge ist von dem bevorstehenden Besuche eines russishen Geshwaders in Cherbourg in Regierungskreisen nihts bekannt.

Der „Matin“ theilt mit, in Belfort seien alle Forts in Vertheidigungszustand geseßt worden. Den Com- pagnien des 151. Regional - Fnfanterie - Regiments, mit denen fie augenblicklich belegt jeien, habe man Batterien Abends nah dem Zapfenstreih würden die Zugbrücken auf- gezogen und die Pojten seien mit s{arfen Patronen verschen worden. „Matin“ fügt hinzu, daß das Hauptguartier des in der Umgegend von Altkirch manövrirenden . deutschen Armee-Corps fi von heute ab in dem ungefähr 10 km von der Grenze liegenden Dannemarie befinden werde, und will damit wohl die außerordentlih:n Maßregeln in Belfort ret- fertigen. Andere erklären sie durch die Abwesenheit der Garnison von Belfort in den Manövern.

Rußland und Polen.

Ueber Unruhen, welhe aus Veranlassung der Roggen- ausfuhr am 19. d. M. in Witebsk stattgefunden haben, wird der „Times“ berichtet, die zusammengerottete Volks- menge habe das Militär angegriffen und genöthigt, ih urüdzuziehen. Als dann Verstärkungen eingetroffen seien: habe das Militär auf die Menge, welhe die Aus- fuhr von Getreide verhindern wollte, gefeuert, um die-

selbe zum Verlassen des Bahnbofss zu ¿wingen. Dabei jeien zwei der Tumultuanten getödtet worden. Auch die Eisenbahnbediensteten seien von der erregten Volksmenge an- gegriffen, die Getreidehändler scien miphandelt und deren Hâäuser geplündert worden. Di- Ruße habe nur mit großer Mühe wiederhergestellt werden können. Auch in Orla, Düna- burg, Grissa und Polotsk ist es, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zu erregten Zusammenrottungen wegen der Roggenausfuhr gz- kommen. N Ftalien.

Nom, 28. August. Mit der „Opiaione“ fprechen sh auÿ die Journale „Popolo Romano“, „ZJFtalie“ und „Tri- buna“ auf das Entschiedenste gegen die irrthümlichen Urtheile der „Times“ bezüglih der italienischen Finanzen aus und heben hervor, das Budget des laufenden Finanz- jahres würde im Gleihgewicht abschließen und dasjenige des nächsten Finanzjahres dürste Uebershüsse auf- weisen. Durch das neuz Budgetgeseß würden die Reserve- besländz um mehr als 50 Millionen vermehrt. Der Wechsel auf das Ausland, welGer in ten Fahren 1885 und 1887 bis zu 250 Proz. ges{chwankt habe, sei in den leßten Monaten um über 2 Vroz. gestiegen und halte fih jeßt zwischen 1,73 und 1,50, Die Voranshläge im Budget seien so voisihtig oufgcstellt, daß Enttäuschungen fehr schwierig seien, wie dies auch die Nesuitate des erstzn Halbjahres des laufenden Finanz- jahres bewiesen.

Belgien.

Die belgiîhe Regierung haite vor einiger Zeit an die europäishen Staaten die Einladung zur Bescickung einer internationalen, in Brüssel abzuhaltenden Konferenz gerihtet. Jn dieser Konferenz sollte nah dem Vorschlage Bel- giens ein Uebereinkommen vereinbart werden, welches in analoger Weise, wie dies durch das Berner Uebereinkommen bezüglich des Frachienvertehrs geschehen isi, Grundsäße in Betreff der internationalen Regelung des Personenverkehxs aufstellt. Die Regicrungen der meisten Staaten haben sfi prinzipiell zur Theilnahme an dieser Konferenz bereit erklärt. Jnzwischen hat aber, der Wiener „Presse“ zufolge, die belgische Regierung den betueiligten Staaten eröffnet, daß sie fih genöthigt sehe, mit Nüsiht auf die umfassenden Vorbereitungen, welche die in Aussicht genommenen Berathungen erfordern, den Zu- jammentritt der Konferenz auf unbestimmte Zeit zu vertagen.

Türkei.

Konstantinopel, 28. August. Dem feierlichen Leichen- begängniß für den öfumenishen Patriarchen Dionysius wohnten, wie „W. T. B.“ berichtet, die Vertreter der ortho- doxen Staaten, fowie zahlreiche türkishe und fremde Würden- träger bei, Die Leiche wurde, mit den Fasignien der Patriarhenwürde bekle!det, von GeistliZen bis zum L-ichen- wagen außerhalb des Fanars getragen. Der Leichenzug, an welchem eine zahlre:che Menschenmenge theilnahm, bewegte fih alsdanïi nach der Klufklifkirche.

Nach einex offiziellen Meldung sollen einige der noch nit unterworfenen Siämme in Yemen gewisse Theile dieser Provinz angegriffen haben. Die dort stationirten Kaiserlichen Truppen seien Behufs Unterdrückung des Aufstandes verstärkt worden. Außerdem werden noch aht Bataillone Reservisten unverzüglich dorthin entsendet werden. Nach den leßten Nach- rihten werde die Ordnung demnächst wiederhergefteit werden

und der Zwischenfall bald wieder beigelegt sein.

Rumänien.

Der Arzt der Königin von Rumänien, Theodori, er- klärt dem „W. T. B.“ zufolge, die Königin leide an einer Kongestion des Rücckenmarks, nicht an forlshreitender Paralyse. Während der leßten Woche fei eine Vershlimmerung ihres Zustandes eingetreten. Die Königin leide ferner an Schlaf f- heit der Aktion des Herz2ns und müsse das Bett hüten, ob- wohl weder Fieberersheinungen noch andere Symptome der Veränderung des Rüc@enmarks eingetreten seien. Die Mit- theilung, daß Vrofessor Charcot aus Paris an das Krankenbett der Königin berufen sci, bestätigt sich nicht.

Serbien.

Belgrad, 28. August. Die Waffenübungen des ersten Milizaufgebots sind beendet. Morgen beginnen die zehntägigen Uebungen des zweiten Aufgebots. Dem Vernehmen na beabfichtigt der Kriegs Minister, nah Abschluß dieser Uebungen größere Manöver zu veranstalten. Zu diesem Zwccke sollen zunächst die Schumadiga: Division und die Donau: Division, insgesammt etwa 60000 Mann aller Waffengattungen, zwischen Nish und Pirot konzentrirt werden. Jn militärishen Kreisen verlautet, der Kriegs: Minister plane eine Vermehrung der Feld-Artiller1e und die Anschaffung mehrerer 9 cm Debange-Batterien : für Belage- rungsgeschüße sollen 12 bis 15 cm Haubigen (System Cann-t) in Auéësicht genommen sein. Gleichzeitig werde die Einführung von Nagant: Revolvern beabsichtigt.

Schweden und Norwegen,

(F) Stodckholm, 27. August. Auf den Antrag der Bevollmächtigten des Reichsshulden-Comtoirs hat der König genehmigt, daß eine neue Staats-Anleihe im Betrage von 10 (00 000 Fr. aufgenommen werden kann und daß dieselbe in 4prozentigen Staats: Obligationen durch ein Konsortium, bestebend aus dem Crédit Lionnais und la société générale

du crédit industriel et commercial in Paris sowie der Stod-

holmer Privatbank, zu begeben ist. Diese Anleihe soll zur Bezahlung des Kaufgeldes für die Bahn zwischen Luleä und der norwegishen Grenze verwendet werden.

Dänemark.

Wie die „Pol. Corresp.“ erfährt, wäre in Kopenhagen in unterrihteten Kreisen von einer angeblihen Absicht der Kaiserin von Rußland, Frankreih zu besuchen, nichts bekannt. Es werde angenommen, daß den Gerüchten irrthümliher Weise eine Verwechselung mit der bevorstehenden Reise des leidenden Großfürsten Georg zu Grunde liege, welh:r sich auf dem Seewege nah dem Mittelmeer begiebt, um den Winter in Algier oder 1m Kaukasus zuzubringen. Hierbei sei der Besu eines französishen Hafens niht aus- geschlossen,

Amerika.

Chile. Der Agent der chilenishen Kongreßpartei in Washington, Pedro Montt, erhielt! gestern von dem kongressistishen Agenten Viel in Lima die Nachricht von einem entsheidenden Siege der Kongressisten über die Regierungstruppen und von der Kapi-

tulation Valparaisos. Anderweitige private Mel- dungen aus Lima bestätigen die Einnahme Valparaisos dur die Kongrefsisten. Details über den Kampf feh!ea noch. Wie ferner unter dem heutigen Datunx aus Washington gemeldet wird, besagt eine amtliche Depesche des Konsuls der Vereinigten Staaten in Valparaiso: Am Donnerstag fand in der Nähe von Valparaiso eine Sgchlacht statt, wobei die Regierungtruppen eine Niederlage er- litten. Große Verluste auf beiden Seiten. Die Stadt ergab- sich der Kongreßpartei, jedoh in die Hände der amerikanischen, deutschen, französischen und en g- lishen Admirale Behufs Aufrechterhaltung der Ordnung. Mit Santiago besteht keine Verbindung. Die Kongreßtruppen. beseßen die Stadt.

Nach einem heute früh bei-dem hiesigen Aus wärtigen Amt eingegangenen Telegramm des deutschen Konsuls in Valparaiso ist diese Stadt von der Kongreßpartei genommen worden; Alles scheine ruhig zu verlaufen, ohne daß ein Eingreifen der fremden Admirale noth- wendig geworden sei. i

__ Der „New-York Herald“ berichtet ferner aus Chile: Die Insurgenten, welche beim Beginn des Aufstandes die Armee verließen, find mit Manlicher- Gewehren kleinen Ka- libers bewaffnet. Die mit rauchschwachem Pulver her- gestellt2 Munition kommt hier zum ersten Male im Kriege zur Anwendung. Wan hat festgestellt, daß die Waffe eine große Durchschlagsfähigkeit hat, und daß mehrere hintereinander stehende Mar.nschaften von ein und derselben Kugel durchbtohrt wurden.

Kunst und Wissenschaft.

_ # Bei dem Ausbau des Hohschlosses in Marienburg ist am Südflügel die äußere Vormauer im Graben vollendet und mit der Ueberdahung begonnen. Die Fnnenmauer ist im unteren Theile ausgebesse:t. Die Eindeckung des Kirchen- daches ist mit Ausnahme der Chorhaube vollendet. Am Kreuz- gang sind die Arbeiten bis zum Aufbau des oberïten Geschosses am Südflügel gediehen, auch konnten die Gerüste auf allen drei Jnnenseiten entfernt werden. Die Bemalung der Kirche wird fortgeseßt, ebenso werden die Glase:- und Schlosser- arbeiten an den Safkristeien und im Kapitelsaal weitérgeführt.

4+ Auf dem rôömisben und fräntishen Gräberfeld in Ehrang bei Trier, dessen Ausbeutung {on im vergangenen Iabre von dem biefigen Provinzial-Museum begonnen wurde, wurden in diesem Früh- jahr noch elf rômis§e und sechzehn fränkische Gräber entdedt. Außerdem wurde am nordöstlichen Ende des Gräberfeldes eine römische unterirdiiche Grabkammec von 5,73 m liter Länge und 4,10 m lichter Breite freigelegt, die Wärde, welche noch in einer Höhe von 2,60 m erbalten waren, waren veishiedenfarbiz angestricen und durch die Bemalung in einen Seel, ein mittleres und ein oberes Feld, und diese wiederum in einzelne Rehtecke und Kreife getheilt. Es wird angenommen, daß die Béemalung éire Nachahmung von Marmor- tâfelung beabsichtigte, sie war flüchtig hergestellt. In der Witte der Nordwestwand befand sich eine zur Aufnahme einer Statue be- stimmie Nische. Die Decke der Grabkammer bestand in dem der Nische zunätst gelegenen, 0,78 m langen Theil aus einem Gewölbe, während der übrige Theil flach, vermuthlich mittels Balken abgedeckt war. In keiner der vier vollständig erhaltenen Wände war ein Eingang vorhanden, der Zutritt fann deshalb nur durch eine Oeffnung ia der Decke mittels einer Leiter be- wirkt worden sein. Die Breite der Umfafsungsmauern, welche zwishen 0,76—0,95 m s{hwankt, führt auf einen ftattlihen, ver- mutblich tempelartigen Aufbau. Daß in dem Gebäude eine Grab- fammer zu erfennen ift, glaubt man aus der unterirdischen Lage und der mit einem Keller nit zu vereinizenden Wandbemalung, wie anderer=- siits aus dem angrenzenden Gräberfeld ließen zu dürfea. Die Entdickung ist um so werthvoller, als derartige unterirdis@e Grabkammern in den Rheinlanden bis jet nur in Weiden bei Köln und Maithias und Schweich bei Trier nachgewiesen sind. Nordweßilih von der Grabkammer, unmittelbar an dieselbe anschließend, liegt eine ring- förmige Grundmauec aus großen rcthen Sandsteinwerkstücken von 19,25 m äußerem Durchmesjer, nur an einer Stelle war eine zweite obere Lage aus demselben Stein, aber von socgfältigerzec Bearbeitung, erhalten A!1s Grundlage für cin aufgehindes Mauerwerk würde man sih \ckchwerlih der großen Werkstücke bedient haven, ebensowenig aber für etne Um:äunung ohne Aufbau; der Direktor des Provinzial- Museums Dr. Hettner hät es für wahrscheinlih, daß eine Säulen- stellung mit darüber gelegtim UArchitrav über den Werkftücken an- zunehmen ist; ein aufgefurdener Rest einer Säule von ungefähr 40 cm Durchmesser kôöante von dieser Säulen- stellung herrühren. Troy mcbrerer im Innern des Steinringes ge- zogerer Gräben wurde feine Spur von Mauerwerk, fein Eistrichbeden.,. fein Grab gefunden; es wird deshalb angenommen, dgß dieser Piay als Ruheplay für die Trauernden uno als Play für die Leichen- feierlihfciten gedient habe. Im Laufe des Mai stieß man bei Laufeld, Kreis Wittilih, auf vorge!ckihtlißze Gräber, welhe im Sommer unterjsu&t werden sollen, und in Pachtcn, Kreis Saarlouis, beim Abbruch der alten Kirche auf fränkise Gräber und mehrere teidnish-römise und eine christlih- rômisce Grabschrift. Unter den Einzelfunden sind zu erwähnen in Matthias bei Trier ein Stein mit unanständigen Darftellungen, in Neumagen ein zweiseitig rlieficter Block mit Kambpsbildern und in der Stadt Trier der Gtabfsteig cines Soldaten, cine Weiheinschrift an die fkeltische Heilgöttin Jeovellauna, ein elfenbeinerner Mtsser- griff in Form eines Hundes und mehrere sehr werthvoile Münzen.

Die trojaniscen Alterthümer, welhe Schliemann laut testamentarisher Bestimmung der alten Heimath zugesprochen hat, werden gegenwärtig, wie die „Nat.-Ztg.* miitheilt, in Athen zur Ab- sendung nah Berlin verpacki, Aus dem bloßen Verzeichniß ließ si die Fülle des Geschenkten, w'e sie nunmehr si darstellt, kaum ahnen. Demna(h hatte man für die Bergung der S@ätze und deren Tranéport nar 30 Kisten bestellt. Diese aber waren bald gefüllt und noch viel des zu Verpadenden war übrig. Als die legte Post Athen verließ, war die Zahl der Kisten bereits auf 40 gestiegen, und troßdem harrte noch so Vieles seiner Unterbrinzung, daß noch cinmal 10 Kisten be- telt werden mußten. Ï i J Dr. Dötrpfeld, des Direktors des arhäoiogishen Instituts zu Athen statt.

Handel uud Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Obers@lesien. An der Ruhr sind am 28. d, M. geftellt 10354, nicht recht- zeitig geftellt keine Wagen. In Obers&lesien sind am 27. d. M. gestellt 4286, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations-Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht T Beclin standen am 28. August 1891 die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Swinemünderstraße 50, dem Kaufmann Osfar Haneld zu Betlin gehörig ; das geringste Gebot wurde auf 82 976,25 H fest- eseßt; für das Meistgebot von 118 000 # wurden die Frau Maurermeister Hübner, geb. Jentsh, und der Holzhändler Ludwig Bosse zu Berlin zu gleihen Rehten nnd Antheilen Er-

Das Einpacken findet unter der Leitung des

fickcx, Verner Hranseckifiraße 17, dem Kaufmann Max Modckrauer bierselbst gehörig; Gebäudesteuer - S 10100 A; das gerinafte Eebot wurde auf 500 4 feftgeseut; sür das Meistgebot von 131000 Æ wurde der Kaufmarn Felix Charton, Klosterstraße 41, Ecsteher. Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundfiük in der Barnim- straße 14, dem Zimmermeister Wilhelm Liepe gehörig, da Gebote niét abgegeben wurden. 5 i

London, 28 August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen- ladungen angeboten. i :

Bukarest, 29. August. (W. T. B.) Bei der hier unter Leitung tes Landmirthschafts-Ministeriums ftaitgebabten viertiägigen internationalen Konkurrerz für Dampfdreswmascinen is der Maicinenbau-Anftalt und Eisengießerei Aktiengesellschaft in Sassen (Niederiausiß) vormals Thb. Flötherc der erste Preis (diz goldene Staatsmédaille) zuerkannt worden.

Submisfionen im Auslande.

Dänemark. 19. September, 12 Ubr. Maskinchefen for Jylland-Fyen, Aarbus.

Lieferung von: 140 000 Pfund Lamrenèëöl, 12000 Firniß, 8000 „, Leinöl für die AJütland-Fünen'shen Staattbahnen. Bedingungen und Angebotsformulare an Ort und Stelle.

Verkehrs-Anstalten.

Brewen, 28. August. (W. T. B) Norddeutscer Lloyd. Der Dampfer „Darmfstadt* ift beute in Singapóre angekommen, der Dawpfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ vorgestern von Buenos-Aires abgegangen. Der Dampfer „Franfk- furt* ist vor 4 Tagen in Montevideo angekommen, der Dampfer „Weser“ gestern von Lissabon abgefahren. Der Dampfer „Ohio“ ist gestcrn in Bremerbaven, der Danpfer „Preußen“ heute in Hongkong angekommen. Der Schnelldampter „Kaiser Wilhelm 11.“ ist gestern Abend von Southampton abgegangen. Der Swnelldawpser „Elbe“ seßte heute vcn Southampton Mittags 12 Uhr die Fahrt nab Bremerhaven fort. f

29. Auguft. (W. T. B.) Der Postdampfer „Berlin“, ra Brasilien bestimmt, hat am 28, Avgust Vormittags St. Vincent passirt. :

Hamburg, 28. August. (W. T. B.) Hamburg -Amerika- nis&e Padcketiahrt - Äktien - Gesellschaft. Der Poft- dampfer „, Markomanni a“ ist, von Hamburg kommend, heute in Sti. Thomas, der Schwnelidampfer „Augusta Victoria“, von New York kommend, heute Abend auf der Elbe eingetroffen.

London, 28. August. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Hawarden Caftle“ is am Mittwoh auf der Heimreise von Capetown abgegancen Der Castle - Dampfer „Pembroke Castle“ hat auf der Axucktreise anm Mittwcch{ch Lissabon passirt. Der Union-Dawmpfer „Moor* ist heute auf der Auêreife in Capetown angekommen, der Union-Dampfer „Durban® von Soutkampton abgegangen.

Dheater und Musik.

Wallner-Theater.

Gestern Abend wurde das Wallner- Theater nach der üblichen Sommerpause unter der neuen Direktion der beiden Brüder Wallner wieder eröffnet. Man hatte als erste Gabe unter der neuen Leitung ein älteres Volkssiück „Ihre Familie“ gewählt, welches vor Jabrin bereits an dieser Kunststätte zahl- reie Aufführungen unter dem Beifall der Zuschauer erlebt hat. Hat run schon bei seinem ersten Erscheinen das Stück sehr unter dem Umstande gelitten, daß die Verfasser Julius Stinde und Georg Engels in der Charakteristik niht über s{hablonenhafte Zeichnung längst verbrau(ter Typen hinauêgekommen warcn, so muthete gestern „Ihre Familie“ natürlih noch weniger frisch an, und nur der vortrefflihen Darstellung war es zu danken, daß die wenig Lebens- wabrheit berpende Handlung auch geftern einer durchaus bei- fälligen Aufrabme begegnete, daß alle in ten Dialog eingestreuten Scerze, daß die komiscen Situationen und sogar die Rührfcenen ikre Wirkung auf die Zuschauer nit verfagten.

Bon den Darsteliern ragten am Meisten bervor Frl. Thessa Klinkhammer, welche die sentimentale, und Frl. Josefine Glödckner, die die lebensfrohe Tochter des alten Krüger gab. Frl. Klinktammer verbindet mit vornebmem Wesen eindruckétvoUlen Vortrag, und Frl. Glôöckner gewinnt durch die Anmuth ihres Spiels und durch ihre wirksame Lieder-Sangeëkunst \ch{nell die Sympathien der Zuschauer und Hörer. Von den mitwi:kenden Herren gab Hr. Oskar Gimnig die vornehme aber etwos dünkilhaft angebauhte Rclle des Alexander von Feldern mit künstlerisWer Zurückhalturg und an der rechten Stelle mit einem Anflug natürlicher Herzentgüte. Hr. Karl Meißner stellte den verkommenen alten Krüger mit all der dem Leben abgelcusbten Komik dar, welche ergößt, ohne Widerwiüen zu erwecken. Die beiden jungen Liebhaber wurden von den Hren. Ott- bert und Senius recht geschickt dur@gesührt,

Dem Volksftück folgte eine ausgelassene Burleéke unter tem Titel „Cavalleria Berolina“ (Berliner Brauer-Ehre), welche sih in der Tbat, wie es der Zettel angiebt, als einen musikalis{- parodistisGen Scherz darstellt. Solche Parodien sind sicberlich nit nach Jedermanns Geshmack und vor Allem wird ein reiner Kunstsinn keine Sehnsu@t nah ihnen haben, aber einmal unter die Wirkung des gesproheren Wortes und der zufällig gelungenen mußsikalischen Interpretation gestellt, wird Niemand der komishen Wirkung wider- fteh2n können und Ieder die eigentlich finnlofen Zusammenstellungen und Gegenükerstellungen, weil fie wißig und zumeist mit Geist erfunden find, berzlih belahen. Den Text dieses parodistishen Scherzes hat Marimilian Kraemer verfaßt, indem er mit dem Geshick des Wigzboldes die Fabeln von Sudermann's Schauspiel „Die Ehre“ und Maëécagni’'s Oper „Cavalleria Rusticana“ zu einem ausgelafsenen dramatischen Zerrbilde vereinte, weles si in einer phantastishen bekannten Gegend, einer Gegend nämli, die stark an unsere Straße „Unter den Linden“ erinnert, abspielt. Die Muasik rührt ron einem ni@t genannten Komponisten her, der seine Aufgabe mit nit geringerem Geshick gelöst bat, als M. Kraemer. Der Komponist hai auf originele und launige Weise namentlich die Ersheinung nach der fkomisben Seite hin auégebeutet, daß gewisse . ursprünglihe menshliGße Empfin- dungen bei verschiedenen Komponisten, wenn auch nicht durch dieselben, so doch durch ähnliche Tonkombinationen wieder-

egeben werden. Wir hören so, daß gewisse Takte, die Mascagni ge-

lAeicbag; nit übel auch von Mozart, Wagner und anderen Kompo- nisten des hoben Kunststils oder gar von Erfindern operettenhafter oder vulgärer ‘Musik herrühen könnten, wenn man sie in diesem oder jenem Sinne fortsetzen will.

An der Darstellung der Parodie waren Frl. Marianne Rhoden, Frl. Käthe Basté, die Hrrn. Worlißsch, Guthery und Theodor Müller betheiligt und brachten, jeder in feiner Weise, mit Ausgelafsenheit und Laune die drolligsten Wirkungen hervor. Das Publikum wurde von dieser Farce sihtlich gut unter- halten und klatshte lebhaft Beifall.

Sließlih haben wir no zu erwähnen, daß das Theateror{efter, welches gegerwärtig unter der Leitung des Kapellmeisters Viktor Par E steht, nicht nur an Zahl der Mitglieder gewachsen ift,

ondern au die kunstverftändige Leitung erkennen läßt, und geftern den musikalishen Theil der Parodie beifallswürdig zu Gehör brachte.

In der Montag im Königlichen Opernhause ftattfindendea Vorftellung der Oper „Orpheus und Eurydike“ sind die Damen Staudigl, Leisinger und Herzog beschästigt. - In der Dienftags-Auf-

führung von „Mignen" treten die Damen Rothaufer und Dietrich, die Hrrn. Philipy, S{midt, Oberbauser, Krasa und Lieban auf. Die Besetzurg der Hauptrollen der am 5. September zur Feier des 100. Geburtätages Meyerbeer's neu einstudirt in Scene gehenden Oper „Robert der Teufel“ if die folgende: Robert: Hr. Sylva, Bertram: Hr. Mödlinger, Isabella: Frl. Leifinger, Alice: Fel. Hiedler, Raimbaut: Hr. Philipp, Aliberti: Hr. Fränkel. Der von Emi! Taubert gedichtete Prolog wird von Hrn. Kahle ge- \proben werden. :

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 30. August bis 5. September lautet; Sonntag: „Die Hugenotten.“ Montag: „Orpheus und Eurydike.“ Dienstag: „Mignon.“ Mitt- woh: Tristan und Isolde.“ Donnerstag: „Martha.“ Freitag: „Das Nachtlager von Granada.“ „Die Jakbretzeiten.* Sornabend : Zur Feier des 100 jährigen Geburtstages Meyerbeer's. Neu ein- studirt: „Robert ter Teufel.“ Vorher: Proloa.

Für das Schauspiel: Dienstag: „Das Käthchen von Heilbronn“. Mittœwoch: „Minna von Barnkelm“. Frl. Tondeur und Hr. Blencke, als Debüt. Donnerstag: „Der neue Herr“. “Freitag: „Roderich ea Sonnabend: „Romeo und Julia®, Fr. Schramm, als Gatît.

Im Deutschen Theater geht zur Eröfaung am Dienstag „Wildfeuer“, Lustspiel in 5 Aufzügen von Friedri Halm, zum ersten Male in Scene. Es werden darin außer Frl. Jda Theumer, welche in der Titelrolle erstmalig auftritt, noch zwei neu verpflihtete Mit- glieder, Frl. Franziska Weigel als Gräfin Adzle und Hr. Friedri Basil als Pierre Vanel, sch vorstellen. Die Margot spieit Frl. Elsa Lhmaun, den Marcel de Prie Hr. Alexander Barthel. Außerdem find in dem Stück ncch die Hrrn, Julius Wessels, Claudius Mertea, Albert Küble, Rudolf Retty, Gustav Sthéfranek, Carl Galfter und Ludwig Menzel beshäftigt. Am Mittwoch, Freitag und Sonntag finden Wiederholungen derselben Vorstellung statt. Am Donnerstag wird „Die Kinder der Excellenz“ und am Sonnabend „Der Weg zum Herzen“ gegeben. Die Kasse ift von h:ute ab von 10 bis 17 Uhr geöffnet. :

Im Berliner Theater wird „Jalius Cäsar“ morgen Abend wiederbelt, ebenso am Dienstag und am sreitag in der 1. Abonne- ments-Vorstelung. In der morgen Nachmittag stattfindenden Auf- führung des „Hüttenbesitzer“ treten Alma Rügheimer in der Rolle der Susanne und Irma Selken als Baronin erstmalig auf. Arthur Kraußneck wird den \ch{on früher in Berlin erfolgreib von ihm dargestellten Derblay spielen. „Der Hüttenbesiter*“ wird am Donnerstag wiederholt. Am Montag kommt das Lustspiel „Goldfise* zur Aufführung, in welhem Josefine Köhl als Emmy erstmalig auftreten wird. Am Mittwoch beginnt Aanes Sorma ihre künstlerishe Thätigkeit am Berliner Theater im „Tropfen Gift“ als Hertha, Ludwig Stahl spielt zum erften Male den Grafen Lothar, Alma Rügheimer die Liddy, Hermann Haack den Brendel und Waldemar Rob:rt den Erwin. Der „Tropfen Gift* wird am Sonnabend wieterbolt.

Im Lessing-Theater wird am Montag Hr. Dêcar Blencke zum legten Male auftreten, und zwar in ciaer Vorftellung des Lustspiels „Der Probepfeil“*, welhe Hr. Dr Oêcar Blumenthal dem scheidenden Künstler als Benefiz bewilligt hat. Am Mittwochch bringt das Lessing- Theater in neuer Einstudirung Victorien Sardou's übermüthiges Lustspiel „Cyprienne* und am Freitag eine Wiederbolung von „Die Etre“, während an allen übrigen Abenden der Woche das neue Schauspiel „Falshe Heilige“ auf dem Spiel- plan steht. i

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater bleibt Findeisen's „Der alte Dessauer“ vorläufig auf dem Spielplan, sodann wird in der erften Hälfte des September eine ältere Operette zum Benefiz für Elise Smidt in Scene gehen. An diesem Abend wird auc die neue Sängerin vom Budapester Volks-Theater Frl. Irene Silassi erstmalig auftreten.

In der „Don Iuan“-Aufführung am Freitag bei Kroll mußte Fri. Bertha Prosky wegen: pléyliher Unpäßlichkeit in der Partie der Donna Anna ras vertreten werden. In Folge dieses Umitandes ist au die erste Wiederholung der Oper „Esmeralda“ mit Emil Göße als Phöôbus auf Dienstag vershoben worden. Fr. Moran-Olden tritt morgen nochmals als Fidelio auf. Am Mittwoh seßt Fr. Moran-Olden ibr Gastspiel fort.

Die Erstaufführung der von Direktor Ernft in Scene geseßten Treptow*’s{en Novität „Der große Prophet“ findet am Dienstag im Adolph Ernft-Theater statt. „Unsere Don Juans“ gehen morgen und am Montag zum leßten Male in Scene.

Die neue Posse des Thomas-Theaters „Im siebenten Himmel“ erbâlt im zweiten Akte noch eine musikalishe Illustration dur ein eigenartiges Couplet, welches Kapellmeister Doebber mit einer sehr originellen Musik versehen hat und welches von Fr. Gisela Schneider zum Vortrag gebracht wird.

Mannigfaltiges.

Die Aufflellung des Begas’ schen Brunnens auf dem Sÿsloëfplate if, wie die „Voss. Z shreibt, nunmehr erfolgt. Seit Donnerstag erhebt sih über der von vier Tritonen getragenen, breit auéladenden Muschel die gewaltige Gestalt des Neptun. Das Antlißz des Meergottes richtet sich dem Schlosse zu. Der Kopf des Neptun befindet sih etwa in Höhe des ersien Stockwerkes des Schlosses, fo daß sein bärtiges Antliy fast in den über Portal II. gelegenen Saal bineinshauen kann. Die gesammte Bronze ift künstlich patinirt und zeigt demgemäß schon einen malerisch vertheilten, ziemli kräftig wirkenden grünen Ton, wie ibn sonft nur nach Verlauf einiger Jahr- zehnte die Einwirkung der Atmosphäre auf Bronze hervorzurufen vermag.

Die Gemeindebehörden hatten beschlossen, die Zinserträge der

O - Wilbelm - Stiftung dem Kunstgewerbe- useum zum Ankauf werthrollec Sammlungêgegenstäade auf die Dauer von zehn Jahren zu überlassen, Da nun diese Frist am 1. April 1892 abläuft, fo hat sich, wie die „N. A. Z.* mit- theilt, die Generalverwaltung der Königlißen Museen mit dem Antcage an den Magistrat gewendet, den bestehenden Vertrag zu verlängern, indem die Verwaltung hervorbhebt, von wie außerordentlihem Werthe es für die Sammlungen des Kunftgewerbe- Museums gewesen sei, diese Mittel für den angeführten Zweck zu ver- wenden. Hierdurch fei es mögli gewesen, eine Reibe größerer zusammenhängender Arbeiten zu erwerben. Der Magiftrat hat beschlossen, die Verlängerung des Vertrages auf fernere zehn Jahre zu gewähren. e

Gegen alles Erwarten hat si, wie die „Voss. Z.“ miitheilt, die Victoria regia im Botanischen Garten, Dank dem einge- tretenen wärmeren Wetter, in so außerordentlihem Maße entwidelt, daß man der Entwickelung ihrer erften Blüthe mit ziemlicher Sicher- heit zu Anfang nächster Woche entgegensehen kann. Der Durchmefsser des größten Blattes der Pflanze beträgt jeßt gegen 135 ecm.

Na einer der „Voss. Z.* gestern aus Wien zugegangenen Drahtmeldung ift dort aus Klagenfurt die Nachricht eingetroffen, daß Landrichter Dr. Holst aus Berlin seit dem 15. August na einer führerlosen Besteigung des Triglap vermißt werde.

Im „Nordland-Panorama“, Mlhelmttrone 10, fesseln gegenwärtig das Interesse der Besucher die ausge ellten Photo- graphien von der nordishen Reise Seiner Majestät des Katsers. Morgen, Sonntag, beträgt der Eintrittspreis nur 30 für alle Ausftellungen.

Kiel, 28. August. Der dänishe Postdampfer „Skirner “* übersegelte, wie „D. B. H.* meldet, heute Naht im Belt ein Fischerboot, von dessen Bemannung Niemand gerettet wurde.

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Helgoland, 26. August. Ueber die Feier der Grundftein- legung für das Denkmal Hoffmann's von Fallersleben berichtet das „Hzla. Wochbl.“: Der Plaß für das Denkmal ift vor Reimer’s Pavillo: im Unterland bestimmt worden. Die Feier fand im Garten des Konversationsbauses ftatt. Dort versammelte sih heute Nachmittag eine stattlice Anzabl von Gästen und Einipohnern, unter denen £ch außer den Staats- und Gemeindebehörden Helgo- lands und den Comitémitgliedern namentlich au der einzige Sobn des Dichters, der Maler Hoffmann, aus Berlin befand. Bald na 3 Uhr begann die Feier mit einer Ansprache des Hen. Obersten Leo, des Vertreters des Landraths, dem als zweiter Redner Hr. Emil Rittershaus folgte. Sodann stimmte die Ver- sammlung Hoffmann's weihevollstes Lied „Deutschland, Deutschland über Alles* an. Nachdem die Töne des \chönen Liedes verklungen waren, hielt Hr. Geheimer Regierungs-Rath R. Fischer aus Gera eine Ansprache, deren Inhalt etwa folgender war: „Als im Herbste vor igen Jahres auf dem denkwürdigen Boden von Wilhelmshöhe bei Kassel deutshgesinnte Männer und Frauen den Plan faßten, dem Dichter des soeben gesunzenen Liedes ein Denkmal zu errichten, waren sie erfüllt voz dem Gefühle der Dankbarkeit gegen den Dichter dieses Liedes und waren fi bewußt, daß eine ges nügende Zabl glei&gestimmter Seelen fic zu ihnen stellen und der Plan ausführen belfen würde. Unter der Aegide des Herzogs von Ratibor, des Schirmherrn unseres Dichters, hatten sh denn au bervorragende Männer aus allen Theilen des Deutsben Reichs ge- funden, die bereit waren, das Werk zu fördern. Wie Seine Majestät der Kaiser seine Zuftimmung ertheilt babe, so seien auch aus den deutschen Städten, in denen Hoffmann vorzugsweise lebte und woirkte, wie aus allen Schihten der Bevölkerung Gaben gekommea. Dem Professor Schaper in Berlin set die Auéführurg des Denkmals übertragen wordzn. Dank fei Allen zu sagen, die mitgewirkt hätten an dem Denkmal, in erster Linie Seiner Majestät dem Kaiser und dem Herzog von Ratibor, wel? Letzterer an die Spige des Comités getreten sei; Dank aber au den deuticen Städten, die dur ihre reiben Gaben die finanzi-lle Seite des Unternehmens gesibert bäiten; Dank \ch{ließlih den Köntizlihen und den Gemeindebebörden Helgolands und dem Leokalcomité, die den Play für das Denkmal gewäblt und Alles freundlich vorbereitet bätten.“ Der Redner \chloß mit einem HoH avf das deutsche Vaterland, tas jubelnden Wiederbal fand. Die Festverjammlung begab sich sodann unter Führung des Comités na dem Playe vor Reimers Pavillon, wo an dem Grundstein die üblichen drei Hammer- {läge geführt wurden, wätrend Musik und Gesang ertênte. Um 5 Ubr fand darauf im Konverfationshause ein Feitmaki zu etwa 200 Ged:dcken ftatt, bei dem der erfte Teinkspruh Seiner Majestät dem Kaiser galt, der zweite Hoffinann von Fallers- leben und der dritte, ron Hrn, Rittershaus ausgebracht, Helgoland; an den legten {loß sich{ ein von Emil Ritters5aus ver- faßtes Lied, das die Gesellschast gemein!caftlich sang. An Seine Majestät den Kaiser und an dea Fürsten Bismarck wurden Tele- gramme gesandt. Den Schluß der offiziellen Reden bildete ein Toaît auf die Frauen, damit war aber die Reibe der Toaste nob keines- wegs abgeschlofen, man blieb vielmehr in fröblihster Stimmung noch lange Zeir zusammen. Namentiih erwiderte au Hr. Konsul Bufe den auf Helgoland ausgebrachten Toaft in herzlider Weise. Bei der Feier wurde eine zum Besten des Denkmals herausgegebene Festshrift „Zum Andenken an die Feier -der Grundsteinlegung für das Denkmal Hoffmann's von Fallersleben auf Helgoland am 26. Auguft 1891“ verkauft.

Homburg, 28. August. Der Hamburger S@raubendampfer „Cetia* ist, laui Meldung des „W. T. B.“, auf der Fahrt von Hamburg nach St. Petersburg dreißig Seemeilen nördlih von Helgo- land gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet.

In Wien iffft am Donnerstag die ehemalige Primadonna der Berliner Königlichen Hofoper Marie Taglioni, seit 1866 Fürstin Windishgrät, gestorben. Marie Taglioni gehörte der berühmten Tänzerfamilie an, deren Ruf von Philipp Taglioni (geboren 1777 in Mailand, geitorben 1871) begründet wurde und id bald über alle Hauptstädte Europas verbreitete. Seine Tochter Marie wirkte von 1832 bis 1847 in Berlin und galt als die vollendetste Tänzerin ihrer Zeit; sie starb 1884 als Gräfin de Voisins. Ihr Bruder Paul wurde 1829 in Berlin verpflihtet und 1869 zum Ballet-Direktox crnannt; er war mit der Tänzerin Amalie Galfter vermählt, die, seit 1815 am Hoftheater zu Beriin engagirt, bier und auf Kunstreisen die Triumphe ihres Gatten theilte und 1881 in Berlin starb. Paul, der Schöpfer von „Flick und Flock“ und „Fantasfa“, starb 1884 ebenfalls zu Berlin. Seine Tocbter Marie wurde 1833 zu Berlin geboren, trat zuerst 1847 in London auf, war von 1849 bis 16. April 1866 bei dem Königlichen Ballet in Berlin und vermählte sich 1866 mit dem Fürsten Ioseph Windischgrät.

London, 27. August. Ein fur{tbarer, mit Regen verbundener Sturm wüthete Dienstag Abend und Mittwoch über dem größten Theil der britishen Inseln. An der englischen Osiküste war der Sturm minder ftak, am Heftigsten in Schottland und Irland. An der Küste von Lancashire strandete der dänishe Schooner „Gefion“ bei Southport. Der Dampfer „Bickerstaff“ rettete den Kapitän Wigg, dessen Frau und die sech3 Matrosen. Bei Barenden, unweit Accrington, verursachte der unaufhörlihe Regen einen Erdrutsch an der Lancashire und Yorkihire-Eisenbahn. Der Verkehr war einen ganzen Tag gestört. In Knuzden bei Blackburn wurden sechs Häuser niedergeweht, In Nor d- Lancashire übers&weomten die Flüsse die Niederungen. In Fleetwood demolirte der Sturn die neue im Bau begriffene Markthalle. Dublin bckam die volle Gewalt des Sturmes zu fühlen. Das Gebäude der Blumenausftelung wurde zer- trümmert und eine große Menge werthvoller Pflanzen zerstört. Bäume und Laternenpfosten fielen in allen Theilen der irishen Hauptstadt zu Boden. Bei Kingstown gingen mehrere Fischerboote unter. Siebzehn Zelte des militäcishen Lagers beim Pigeon-house Fort wurden zu Feten gerifsen und ihr Inb in alle Winde zerstreut. Die Soldaten mußten in Hütten Obdach suchen. In Cheshire und Nord-Wales bat seit Beginn der Woche fürhterlihes Wetter geherrscht. Am Montag Morgen begann der Regen und dauerte bis Dienstag Mitterrnaht. Der darauf si erhebende Nordweststurm steigerte sih bis zu einem Orkan. Die Ernte ist auf Tausenden von Acres Landes völlig vernichtet, die Halme sind dem Erdboden glei gemacht. Am Conwavy wurde eine Menge Heu fortgeschwemmt. In Dolgelly ftand das Wasser ¡wei Fuß in den Häusern. In Sheffield demolirte der Sturm die neue Kongregationaliften- Kirche. Ihr eisernes Dach wurde buchfstäblich abgehoben. Die Kirche sollte am 7. September eröffnet werden. Alle Gebäulichkeiten der Blumenausstellung in Newcastle sind umgeweht worden, sodaß die Ausftellung nit abgehalten werden kann. In Kent ift der Hopfen vom Sturm und Regen vielfa gekaickt worden. Der Verlust berechnet sich nah Tausenden von Pfunden Sterling.

Bordeaux, 28. August. Dur eine Feuerébrunft wurden nah einer Meldung des „W. T. B.“ 10 gkm Fichtenwaldung zerstört ; zwei Leihname von Arbeitern wurden verkohlt aufgefanden ; sechs Personen werden vermißt. Ein ganzes Dorf, weihes aus Holz- gebäuden beftand, wurde vernichtet.

_ Boulogne, 28. August. In Pont de Briques, 4 km von hier entfernt, zerstörte na einer Meldung des „W. T. B.* diefe Nacht ein Wi r belw ind über dreißig Häuser. Die Dächer wurden vollständig vom Sturm fortgetragen, die Mauern zum Theil in Schutthaufen verwandelt.

Meran, 2. August. An der Unglücksftelle bei Kollmann

sind gegenwärtiz gegen 2000 Arbeitskräfte mit der Wiederherstellung rer Bahnstrecke beschäftigt, sodaß man hoffe: darf, das s{chwierig

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