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vor
Werk in kurzer Zeit durchführen zu können. Der S@utikegel am anderes Ufer des Eisack, unter welhem die Todten von Kollmann ruben, bat einen Umfang von einigen dreißiz Metern, sodaß, nah der „Mer. Ztg.” und der Aussage von Sa@&kundigen, zahlreiche Menschen Tag und Nacht arbeiten müßten, das wüste Trümmerfeld fortzushaffen. Dazu ift aber gar keine Aussicht, und die darunter begraben liegen, werden \{chwerlich jemals aufgefunden werden.
Lucca, 28. August. In den nächsten Tagen wird, wie das „W. T. B.“ meldet, das Denkmal weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrich IIl, das Werk des Bildhauers Bagos von Bacci, in Marmor ausgeführt von Serravezza nah Deutschland ab- gesandt werden.
__ Ostende, 27. August. Mehrere Rheder von Ostende und Dün- kirchen, welche Fishersbaluppen nah dem Isländishen Meere auf den Stockfishfang en1senden, hatten in diesem Jahre die Besatzung ihrer Fahrzeuge beauftragt, in den von leßteren besuchten, von Stürmen vielfah heimgesubten Gegenden Grfahrungen über die Wirkung des Oels zur Berubigurg der Meereswellen zu sammeln, Die Hauptfeinde jener fehr kräftig gebauten Schaluppen find die Schlagwellen, welche die Fahrzeuge überfluthen und ihnen dadurch mit Untergang drohen. Nach den Berichten der heimkebhrenden Fischer hat sih hiergegen das Oel vorzüglih bewährt. Einige Liter des legtern genügten, die Schaluppen bet starkem Sturm gegen die andringenden Wogen zu feien. Die hiesige Handelskammer heabsictigt wie die „Köln, Ztg “ mittheilt. in Folge dieser Erfahrungen au die Küstenshaluppen zur steten Mitführung einer entprehexden Menge Oel zu veranlafsen.
Kopenhagen, 28 August. Ueber den in Nr. 202 des „R.- u. St.-A.* na S({luß der Redaktion mitgetheilten Tod des General-Lieutenants Grafen von der Gröben wird dem „D. B.H.*“ folgendes Nähere gemeldet : Der General, welcher mit Frau und Tochter in dem Badeort Hornbik, unweit Helsingör, wohnte, fuhr in einem Einspänner mit Gemahlin und Tochter; ein Frl. Mogensen führte die Zügel. Nahe der Eisenbahnstation ging das Geschirr ent wei, das Pferd scheute und sprengte wild dur die Siraße, den Wagen umwerfend. Graf von der Gröben wurde am Kopf \hrecklih verwundet und blutüberströmt aufgehoben. Man trug ihn auf einer Bahre nach dem Lazareth, wo fein Tod nach zwei Stunèen cirtrat. Die Damen waren gleifalls, jedo ungefährlich, verwundet. Die Leiche des Generals wird in den nächsten Tagen nah Berlin geschafft.
__ Statesville (Nordkarolina). 27. August. Der „N. Pr. Z." wird über das Eisenbahnunglück (vergl. Nr. 202 d. Bl.) ge- meldet: Der Personenzug der West-Nord-Karolina-Eisenbahn entgleiste, als er gegen zwei Uhr Morgens über die Brücke bei Trestla fuhr, und ftürzte 200 Fuß tief die Bergs{lucht binab. Aüe Waggons sind vollständig zertrümmert, mindestens vierzig Reisende getödtet, fünf- undzwanzig, darunter einige sehr schwer, verlegt. Ein Hülfstrain mit Aerzten wurde sofort telegraphisch berbeigerufen.
Kapstadt, 26. August. Die Regierung hat amtlich bekannt gemacht, daß auf der Insel Dassen im Nordwesten der Tafelbai unter 339 23‘ füdliher Breite und 189 5! 20“ öoftliher Länge ein Leuchtthurm erribtet werden soll, der eine Höhe von 80 Fuß be- sigen und ganz aus Eisen hergestellt werden wird. Das Licht dürfte bei flarem Wetter auf eine Entfernung von zwanzig Meilen hin fihtbar fein. Der Thurm wird voraussihtlich in der Mitte nächsten Jahres fertiggestzllt sein.
Melbourne, 28. August. In der Nacht vom 27. August fand nach einer Mittheilung des „W. T, B.* in der Bucht von Port Philipp ein Zusammenstoß der britischen Schiffe „E asby “ und „Gambier“ statt. Der „Gambier“ wurde von „Easby" Mittschiffs getroffen und sank binnen sieben Minuten. Die Ver- wirrung unter den nur halb angefleideten Fahrgästen war groß; der größte Theil von ihnen wurde an Bord des „Casby“ aufgenommen, Fünfundzwanzig Personen gingen mit dem „Gambier“ unter.
Hawai. Seit mehr als acht Jahren ist der früher in S{leswig-
Holstein thätige Lehrer
Georg Jörgens an der einzigen deutschen
Schule des fernen Inselrei@es Ha vai beschäftigt. Am 8. Juli hatte,
wie „Ib,
N.* schreiben, Iörgens die Ehre, auf besonderen Be-
fehl der neuen Königin der Sandwichinseln, die den Namen Liliuokalani, d. h. Himmelslilie führt, vor Ihrer Majestät
die preußische deutshen Kinderkehlen
Nationalhymne
mehrstinmig aus hundert erklingen zu lassen. Der Beifall der
weißen, gelben, braunen, \ck@warzen Beoölkerung war ein einbelliger ; besonders die Herrsherin war von dem Vortrage so angenehm be- rührt, daß sie Iörgens die Hand reite und ihn zur Tafel lud. Dann wurden ihr die jugendlihen Sänger gruppenweise vorgeführt, während das aus lauter Eingeborenen mit Ausnahme des Dirigeaten bestehende Musikcorps die „Wacht am Rhein“ spielte.
Nach Schluß
der Redaktion eingegangene Depeschen.
Münster i. Westf., 29. August. .Dem „Westfälischen Mercur“ zufolge hat Redacteur Fusangel den Staats: anwalt benachrichtigt, daß er sich am 1. September in Duis-
burg stellen werde.
Darmstadt, 29. August,
(W. T. B.) Der Groß-
herzog von Hessen ist zur Theilnahme an den Divisions- manövern bei Romrod abgereist und begiebt sich von da später zu den Kaisermanövern nah Kassel.
Schwerin, 29. des Großherzogs
ringer. Die Nacht war ziemlich ruhig.
änderungen.
Fiume, 29. August.
sässigen Kroaten welche Agram zurückkehrten, Empfang bereitet reiht. Dies gab zu
gestern von
August. (W. T. B.) Das Befinden ist etwas besser, die Athemnoth ge- Sonst keine Ver-
(W. T. B.) Die hier an- hatten einer Anzahl Dalmatiner, dem Besuhe der Ausstelung in auf dem Bahnhof einen feierlichen und denselben Kranzspenden über- lärmenden, bis Mitternacht andauernden
Straßenkundgebungen theils für, theils gegen die Dal-
matiner Anlaß. Die der Ruhe aufgeboten, zwischen ihr und der
gesammte Polizei war zur Herstellun es kam indessen zu keinem ustuinienitos lärmenden Menge. Jn der Nacht wurden
mehrere Verhaftungen vorgenommen. Unter den Verhafteten befinden sich ein Advokat und ein Arzi. Jn der Stadt herrscht
Erregung.
New-York, 29. August. (Telegramm des „New-York
Herald“,
seine Armee
felten Kampf definitiv vernichtet. haben von Valparaiso Besiy ergriffen.
Landes i|ff damit
Valparaiso, 28. Balmaceda’'s in Chile is
August.) Die Maqhht e gebrohen und nah fünfstündigem verzwei- Die Insurgenten Die Zukunst des
entshieden Balmaceda is ein
C1 L : : « . N Flüchtling ohne jede Hülfsquellen, die großen Häfen befinden sich in den Händen der Kongreßpartei; e ZU-
künftige Präsident Vicuna soll auswärtigen Da die Einwohner des Landes si
eines haben.
1 foll sich an Bord Kriegsschhifsses geflüchtet in Massen
unter die Fahne der Kongressisten stellen, so dürfte binnen wenigen Tagen auch die Hauptstadt Santiago völlig in
den Händen der Kongreßpartei sein.
Eine Regierung,
an deren Spiße der Richter Belisario Prats oder Sennor Manuel Jose Jrrarazaval steht, soll, wie es heißt, ein- gesest werden und dürften die Geschäfte alsdann den bei
eginn der Feindseligkeiten am 1. Juli unterbrochenen nor- malen Gang wieder aufnehmen.
New-York, 29,
„New: York Herald“
August. (W. T. B.) (Telegramm des aus Valparaiso vom 28. August.)-
General C anto hat seinen heutigen Sieg über Balma- ceda seiner überlegenen Taktik, sowie der vo ichen Haltung seiner Truppen zu danken, außerdem kam i zu statten, daß mehrere gegnerische Generale gefallen waren und in Folge dessen eine starke Demoralifirung, welhe zur Desertion ganzer Regimenter führte, einrißk. Balmaceda war am Morgen des S@lachttages zur Aufnahme einer Offensive unfähig und be- shränkte sich darauf, eine möglihs|t starke Verthzidi- gungsfstellung einzunehmen. Sehr ungünstig wirkt der zwishen dem Präsidenten und dem Kriegsrath herr- schende Zwist. Den Generalen Barboca und Accer- reca wurde das Oberkommando übertragen; zwischen Beiden herrschte eine starke Eifersucht, welhe beinahe einen offenen Bruch hervorbrahte und dahin führte, daß die beiden Offiziere im entgegengeseßten Sinne operirten. Bei Tagesanbcuh verließen die Regierungstruppen ihre Verschanzungen und stürzten \ich, unterstüßt von dem Feuer ihrer Ge- \hüße, auf den Feind. Die Kongreßtruppen, welche sh in starken Verschanzungen befanden, eröffneten ein vernihtendes Feuer auf die Sturmkolonne, welche troßdem zunähst in unershütterteer Haltung weiter vordrang. Der Kampf wurde alsdann ein allgemeiner, der {ließli zum Rücklzuge ‘der Truppen Balmaceda's führte. Durch die verzweifelten Bemühungen der Offiziere gelang es, die weihenden Truppen wieder zum Stehen zu bringen und aufs Neue gegen den Feind zu führen. Bei diesem zweiten Angriff wurde General Barboca Fer: Die Rezierungs- lruppen geriethen dadur einen Augenblick insSchwanken,drangen dann aber weiter vor. Jm Fortgange des Kampfes wurde auch General Alcerreca tödtlich verwundet und starb auf dem Transport binnen einer Stunde. Nunmehr gab General Canto den Befehl zum allgemeinen An- griff. Die Kongreßtruppen verließen jeßt ihre Verschan- zungen und eröffneten ein mörderishes Feuer auf die Truppen Balmaceda's, welche, weil ohne Führer, fih niht aufs Neue sammeln konnten. Der Rückzug artete zu einer vollständigen Deroute aus. Die Kavallerie leistete vorübergehend Widerstand, wurde aber alsbald mit fortgerissen und vernihtet. Ganze Regimenter, namentlih solhe, welche aus gewaltsam eingeftellten Truppen bestanden, gingen mitten im Feuer zu den Siegern über und kämpften alsbald mit diesen gegen ihre früheren Kameraden. Die Zahl der in dem beinahe fünsstündigen Kampfe Getödteten und Verwundeten wird auf etwa 5000 geschägt. — Fast sämmtlihe Offiziere des Stabes Balmaceda's sind ge- tödtet oder verwundet. Um das Blutbad zu vermeiden, welches ein gewaltsames Eindringen der Kongreßtruppen in der Stadt hervorgerufen haben würde, wurde eine frei- willige Uebergabe der Stadt angeboten und von Seiten der Führer der Kongreßtruppen acceptirt. Kurz nah Mittag zogen die Letzteren in die Stadt ein, wo fie mit den Rufen: „Es lebe Chile! es lebe Canto!“ empfangen wurden. Auf Ersuchen des * Aa via Viel hatten einige der auswärtigen Kriegsschiffe Mannschaften zum eventuellen Shug der Einwohner gelandet. Als der „Almirante Lynh“ aufgefordert wurde, \sich zu ergeben, suchte derselbe den Hafen zu verlassen, und eröffnete aus seinen Geschüßen das Feuer auf die Kongreßtruppen. Nach viertelstündigem Kampf strich der Commandeur des Schiffes jedoch seine Flagge. Die Mehrheit der Gefangenen is gegen Ehrenwort freigelassen. Unruhen werden nicht befürchtet. D vermuthet, daß Balmaceèa nah Buenos Aires flüchten
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
E T E
Wetterbericht vom 29. August,
ber Morgens 8 Uhr.
|
Wind. | Wetter.
Stationen. |
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeres\p ed. in Millim. Temperatur
Mullaghmore | 758 |SW 2 halb bed. Aberdeen . . | 756 |WNW 3 balb bed. Christiansund | 750 |WSW 4 Regen Kopenhagen . | 760 |SW 3 beiter Stockholm . | 756 |SW 6 halb bed. | aranda . | 741 |W 4 halb bed. St.Petersburg| 757 |WSW 2 wolkenlos Moskau … . . | 764 fill Nebel
Cork, Queens- |
ton ... | 761 |WNW 4 heiter Cherburg . . | 763 |WSW 4 wolkig
elder... | 761 |SW 2 wolfki 758 |SW 3 balb bed.1) Hamburg . . | 762 |SW 3 beiter?) Swinemünde | 763 |S Neufahrwasser| 764 |SSO 1 halb bed. Memel ... | 764 _|WSW 3 balb bed. Dar j 76 |WSW 2\'bedeckt
ünster... | 763 |SW 2'wolkenlos Karlsruhe . . | 766 |SW 4\wolkenlos Wiesbaden . | 765 ftill/halb bed. München 1|Regei.3) Chemnis . 2 beiter Berlin. . 3halb bed. Wien 2\wolkenlos
Bie 1/bedeckt Ile d’Aix . . | 764 3/halb bed. 764 1\wolkenios
till|wolkenlos
r
Anfang 7 Uhr.
s
geöffnet.
VEOSBaaAQ g
NO . + Sd, | 763
1) Morgens Gewitter. 2) Früh etwas Regen. 2; Nachts Regen. N
Uebersiht der Witterung.
Deutsches Theater.
Berliner Theater. 24 Uhr: Der Hüttenbefitzer.
Abends 7+ Uhr: Julius Cäsar.
Montag: Goldfishe. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Julius Cäsar.
Theater-Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- baus. 164 Vorstellung. Die Hugenotten. Große | O, Findeisen. Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Französishen des Scribe, überseßt von Castelli. Tanz von Emil Graeb. Ober-Regisseur Teßlaff. Kahl, Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus: Das Schauspiel hat Ferien.
Montag : Opernhaus. pheus und Eurydike.
| Ballet von E. Graeb. Anfang 7 Uhr.
S: e Ee ge Paten,
ienftag: Opernhaus. . Vorstellung. Mignon. | 7.
Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit bura. Anfang 74 Uhr. Benußung des Goethe'schen Romans: Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7 Uhr.
Séauspielhaus. 173. Vorstellung. Das Käthchen | Friedr. Herrmann, als Gäste.) von Heilbroun. _Großes bistorisches Ritterschau- 9 beiter spiel in 5 Aufzügen von Heinrich von Kleist.
Tessing-Theater. Sonntag: Falsche Heilige. Scauspiel in 4 Akten, nach A. W. Pinero, frei
Ein Howbdruckgebiet meist höher als 765 mm | bearbeitet von Oskar Blumenthal.
liegt über Mittel - Europa , chcarakterisirt dur
rubige, beitere und trockene Witterung mit nabezu | Der Probepfeil.
rormalen Wärmeverhältnifsen. Ein Minimum von unter 740 mm liegt im boben Norden und be- SALOCONO. eirflußkt Wind und Wetter der Nord- und Oftsee,
Montag: Abschieds-Benefiz für Oscar Blencke. Lustspiel in 4 Akten von Oscar
Dienstag: Falsche Heilige. MittwoS: Neu eirftudirt:
wo indessen der Luftdruck faft überall im Zunehmen ? spiel in 3 Akten von Victorien Sardou.
begriffen ift, sodaß für unsere Gegenden zunächst eine mehr beftändige Witterung zu erwarten sein dürfte. In Weftdeutschland fanden ftellenweise Regenfälle und elektrishe Entladungen statt.
Deutsche Seewarte.
von M. Kraemer.
Hierauf: Zum 3
Ayrfang 7 Uhr
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorftellung.
Tert naÞ dem
In Scene gesißt vom Dirigent : KapeUmeister | ftellung 74 Ubr.
165, Vorstellung. Or- Oper in 3 Akten von
Dienstag: Eröffnungs- | Thomas Vorstellung. Zum 1. Male: Wildfeuer. Lustspiel y in 5 Aufzügen von Friedrich Halm. Mittwoch: Wildfeuer. Donnerstag: Die Kinder der Excellenz. Die Kasse ist von Sonntag ab von 10—1Fè Uhr
Sonntag, Nachmittags
Cyprieune. Lust-
Montag: Der alte Defsauer.
Wilhelm Kroll's Theater.
(Leonore: Frau Moran- Olden ;
Gâste.) Dienstag :
Esmeralda. Oper in 4 Akten
Abends bei 54 der Vorftellung 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater.
zur See. Großes Ausftattungs-
des ganzen Garten-Etablifsements.
7+ Ubr Montag: Dieselbe Vorftellung.
Bero- Dienstag: Zum 1. Male: D
Friedrih - Wilhelmfstädtishes Theater. Sonntag: Zum 16. Male: Der alte Dessauer. | Direktion: Emil Thomas. Operette in 3 Akten von M. Henschel. Musik von | 31. Male:
Sonntag:
. Montag: Rigoletto. (Rigoletto : d'Andrade; Herzog: Sgr. Antonio d’Andrade, als
Gastspiel des Hrn. Emil Göge. | [26539]
Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, brillanter elekirisher Beleuchtung desselben. Anfang Sonntag 4, an den Wothentagen
Sonntag: Zum
31. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattun i an Dekorationen, Kofstümen, Ballets, e a Verlobt: Frl. Bernbardine Romberg mit Hrn. siten, Beleuchtungseffecten 2c. E ten Eee E Nt r a Bie: - Ao
ildern) von Ern edt. Im 6. e: Zum : é ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerihts-Afessor auf der Bühne von lebenden Pferden.
Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- nehmstes und großartigftes Sommer-Etablifsement der Residenz) : Großes Doppel - Concert, Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination
Alland des Goncerts 4 Uhr. Anfang des Theaters
Adolph Ern|-Theater. Sonntag : Zum vor- lebten Mes Auseve Den Auays, LAUCIEN! Berlin:
Walluer-Theater. Sonntag: Jhre Familie. | Gz M Lon ZTON LTPIOM, MONPLOS N Bolkéstück in 3 Akten von Stinde und Engels. L T Ubr #9: MLOAI LIOLE, Ma N L, . Male: Cavalleria
Montag: letzt .¿ Di ¿ lina. Musikalish-parodiftisber Scherz in 1 Akt Ba! On en u L Diese E
i er große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 39.
Sonntag: Zum Im fiebeuten Himmel. Pofse mit Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren:
Im prahtvollen Park: Großes Doppel Concert. | Musik von Johannes Doebber. n S Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künstler. | vom Direktor Emil Thomas. ÁÂnfang 7 ube Anfang des Goncerts 4} Uhr. Anfang der Vor-
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Urania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde.
Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- | Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof).
Gluck. Text nah dem Französischen des Moline. pu S mem Me ien 08 S wissenschaftlihen Theater.
Meilhac und Ludov:c Halévy. Deuts von Eduard Mauthner. In Scene geseßt von Sigmund Lauten-
Gesffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorftellung im pt Näberes die Ans{lag- e
[26836]
Floreftan: Hr. Sgr. France2co
mit dem Triumpbzuge Kaiser Conftantins. bv. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Eintr. tägl. 50 4§. Soldaten u. Kinder 25 S.
Montag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. Nur noch kurze Zeit. == 9 O aae T erwartbstraße 4 am Königsplat. Fidelio. „Das alte Nom“ Os u
von A. Goring | , „Uordland- e aare 10. Aröstellungen rente 30 Pf
Familien-Nachrichten.
Rechtsanwalt und Notar Alexander Mahlendorfff (Berlin— Köslin). — Frl. Martha Schmidt mit Hrn. Regierungs-Bauführer Eduard Roy (Berlin).
Paul Bach (S{öneberg). — Hrn. Weißel von Mudersbach (Warglitten b. Wittigwalde, Kr. Osterode O.-Pr.), — Hrn. Major Graf Haugwitz (Halberstadt).
Gestorben: Verw. Fr. Gen.-Lieut. Pauline von Gersdorff. geb. Ehrt (Dessau). — Hrn. Rittmeister von Wedell Tothter Olga (Stallupönen O.-Pr.). — Hrn. Gymnasial-Direktor Dr. Johannes Paeh Sohn Kuno (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.
ustav| Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verl Anstalt, Berlin SW,, Blbelmtfcags Nr. 59 10de
Vier Beilagen (cins{ließlich Börsen - Beilage).
M 203.
Statistik und Volkswirthschaft.
Brotmischungen.
Wir erhalten eine Zuschrift von einem Landwirth, welher der Meinung ift, daß Brot aus einer Mishung von Weizen und Roggen ih weniger für unsere Soldaten empfehlen dürfte, zumal es alle drei Tage gebacken werden müfse. Dagegen \chreibt er unter Berufung darauf, daß er in dieser Sache Jahre lange Erfabrungen habe:
„Brot aus einer Mishung von Hafer- und Roggenmehl ift ein sehr kräftiges, sättigendes und vor Allem sehr wohl- \chmedckendes Gebäck, und ein sol@es Brot braucht nur alle zehn Tage gebacken zu werden. Jch habe meine Leute größtentheils so verpflegt, und diese haben das Hafer-Roggen- Brot stets dem Weizen-Roggen- Brot vorgezogen und sib bei dieser Ernährung seher wohl und zufrieden gefühlt. Hafer ist im Verhältniß zu Weizen bedeutend billiger und vor Allem nahrhafter.“
Die „Berl. Börs.-Ztg.“ mat darauf aufmerksam, daß fi besonders Mais zur Misbung mit Roggenmehl empfehle. Von Mais leben sehr viel mehr Menschen als selbst von Weizen, obwohl bisher in Deutschland biervon so gut wie gar kein Gebrau gemadt wurde. In diesem Jahre sei die Maisernte besonders in Amerika eine überaus ergiebige und auÿ in Ungarn, in Jtalien u. st. w. eine sehr gute. Weiter {reibt das Blatt : :
„Mit Hülfe ron Mais können wir leit zum Normalpreis für Brot und Mebl für den Haushalt kommen, auch wenn die Roggen- und Weizenzölle bleiben und die Ernte an Roggen bei uns als eine ret ungünstige sih herausstellen würde.
Der Mais wird für sch allein oder mit Weizen oder mit Roggen und Hafer zu Brot verbacken, im Haushalt aber ‘zu Suppen, Brei, Klößen, Kuchen, Polenta, Schmarren, Pudding u. \. w. verwendet.
Nach einer neuen Statistik über den Verbrau von Lebens3- mitteln in Ungarn kommen dort für 13 bis 14 Millionen Einwohner im eigentlihen Ungarn auf den Kopf 143 kg Brot und 59 kg Mebl und davon sind 22,7 9% Maisbrot und 35,8 9%/, Maiêmehl; in ab- gerundeten Zahlen kann man annehmen für den Verbrau an den Getreidearten für Brot und Mehl zusammen: Weizen 40, Mais 30, Roggen 20 und Gerste und Hafer 10 %%.
Bei uns hat der Roggen bis jeßt die Hauptrolle gespielt, im Südwesten mehr der Weizen, während Mais, Gerste und Hafer nur in geringen Mengen verwendet wurden. Wir leben eben jeßt in einer ungewöhnlichen Zeit, für welche es gilt, den Brotpreis erträglih zu gestalten, und das fann mit Mais und Hafer ret gut geschehen, weil Roggen, Mais und Hafer in Mischung ein recht gutes Brot geben; anderwärts zieht man die Mischung von Weizen und Mais vor, und selbs reines Maisbrot wird vielfa verwendet, in Ungarn z. B. bis zu 32 kg pro Kopf der ganzen Bevölkerung.
In einem Werke über den Haushalt für Landwirthe von Wil- belmi wird als empfehlenswertheste Mischung zu Brot ein Gemenge von 100 Roggen-, 40 Mais- und 60 Hafermek[ bezeichnet, der Roggen also zur Häifte dur billigeres Getreide ersegt. Die heutigen Preis- notirungen sind pro Tonae ungefähr:
Weizen 242, Roggen 250, Mais 165 und Hafer 175 M
500 kg Roggen kosten also 125 O. M 09ck 300 „ Hafer . 52,50 , 1000 kg zujammen . 210,50 A
Das jeßt empfohlene Weizen-Roggenbrot tellt si jedenfalls be- deutend theuerer und ift weniger nährfkräftig.
__ Das Brot aus der angegebenen Mischung erfüllt für Millionen seinen Zwcck volikommen und wird sih rasch einbürgern. Wie rei anderzärts die Verwendung voa Mais ist, ergiebt si daraus, daß von dem Gesammtwerth der Getreideerzeugung der Welt, welcher zu 21 600 Millionen nach JIurascheck berechnet is, auf den Weizen 40,75, den Mais 17,60, den Roggen 1385, die Gerste 9,26, den Hafer 15,79 und anderes Getreide (Hirse u. #. w.) 2,78 9/0 kommen, der Menge nah haben wir es aver in Hektoliter- Millionen zu thun mit Weizen 930, Mais 680, Roggen 500, Gerste 300, Hafer 860 und sonstiges Getreide 85, zusammen 3399 Millionen Hektoliter Getreide. Í ” Dem Geldwerth und der Menge nah \teht Mais weit über Roggen, und deébalb sollte er au bei uns mehr zur Verwendung kommen, jedenfalls aber jeyt bei ungenügendem Roggenvorrath.“
Zum Kapitel der Roggentheuerung schreibt die „Kölnische Zeitung“:
„Kein mit den Verbältnifsen Vertrauter kann ernsthaft bezweifeln, daß bie Avuftreibung des Roggenpreises auf die jegige Höhe in den Verbältnifsen nit begründet ist, sich vielmehr als ein Kampf zweier Börsengruppen darst:llt, dessen Entscheidung von der größeren oder geringeren finanziellen Leistungsfähigkeit der einen oder anderen Gruppe abhängen wird. Wie zu früheren Zeiten die Stärke der Laisscpartci an den Börsen die Getreide- preise auf eine in den Verhäitnissen niht gerechtfertigte Tiefe hinab- drückte, so hat jeßt die einstweilen siegrei® gebliebene Haussepartei den Preis übermäßig in die Höbe geshraubt., Auf oie lange, steht dahin. Die Landwirthschaft, die von der Börsentreiberei so oft ge- \chädigt worden ist, wird diesmal den Vortheil von den Sünden ihrer gewobnheitsmäßigen Feinde haben. Auf wie lange, das steht dahin. Es ift heute, wo die Erntearbeiten zur Neige geben -und das erste heimische Korn bereits zu Markte kommt, geboten, si über Bedarf und Vorrath der Wirklichkeit — im Gegensaß zu den Hoffnungen und Bestreburgen der Börsenparteien — Rechen- schaft zu geben. Deutschland verbraucht nach Abrehnung des Saatguts jährli 5 500000 t. Wenn die unlängst veröffentli&te Erntestatistik avch nur annähernd rihtig ist und wenn das übrige Deutschland keine shle{tere Ecnte mat als Preußen, so kann mit aller Bestimmtheit gesagt werden, daß heute weit mehr Roggen in Deutschland lagert, als in cinem Jahre aufgezeh1t werden kann. Das Ausland, insbesondere Deutschland, bat si dur das russise Aus- fuhrverbot shrecken lassen und in Rußland unsinnige Mengen Roggen zu Sthwindelpreisen gekauft, die jezt in Deutschland lagern und ihren drücktenden Einfluß auf den Preis des heimischen Roggens sehr bald fühlbar machen werden. Nimmt man au an, daß die alten Vorräthe so gut wie aufgebraucht sind, so wird sich doch mit Sicherheit sagen lassen, daß eine Einfuhr von 500000 t den wirklichen Bedarf Deuischlands fürs nächste Jahr mebr als gedeckt hätte. Allem An- hein nach erreihen aber die Käufe, welche Deutschland seit vier Wochen im Auslande gemadt hat, das Mehrfache diefer Summe. Daß bei der Preistreiberei der leßten Zeit der Zoll gar keine Rolle gespielt hat, daß bei Aufbebung der Zölle der Preis höchst wabrscheinlich nicht im Mindesten sich anders gestelli hâtte, läßt sich zwar mathematish nicht beweisen, aber mit größter Gewißheit annehmen, Es hat \sich noch bei allen Zoll- erhöhungen gezeigt, daß der Preis von ihnen nit beeinflußt wurde. Er ist sogar regelmäßig nah allen Erhöhungen heruntergegangen, Wenn nun, obglei Deutschland über und über mit Roggen versorgt ist, die Preise gleihwobl auf ihrer Höhe bleiben, so môge man nicht die Zölle, die daran unbetheiligt sind anklagen, sondern den einzigen
Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
1891.
Berlin, Sonnabend, den 29. August
Swuldigen: die Börsenspekulation, als die modernste Erscheinung des Kornwucers.“
Zur Arbeiterbewegung.
Die „Lpz- Ztg.“ theilt einen in einem Londoner Anarchisten- blatt erschienenen Aufruf an die Sozialdemokraten Deutschlands mit, in welhem die Führer der deutsch:n Sozialdemokraten hestig angegriffen werden und den Sozial- demokraten selbsst angerathen wird, sich von ihren Führern lo3zusagen. A E L
Das Organ „Kohle und Eisen“ des rheinish-west- fälishen Bergarbeiter-Vereins „Slück auf“ (des so- enannten neuen Verbandes) stellt das wahrscheinlihe Auf: ôren seines Erscheinens in folgender Erklärung an feine E wir nach der „Rh.-W. Ztg.“ mittheilen, in
ust:
Hierdurh die Mittheilung, daß wir mit Ablauf des Quartals Ende September. das Erscheinen unseres Vereinsblattes einzustellen beabsichtigen. Die shwahe Unterstügung unseres Unternehmens von allen Seiten E uns zu diesem Schritte. Die endgültige Ent- \{ließung unseres Vorhabens hängt davon ab, ob die Bergarbeiter mebr als bisber uns in unseren Befirebungen thatkräftig unterstützen. Tritt diese im Interesse der Bergarbeitersache wünschenswerthe Aende- rung nicht ein, so ift es uns unmögli, länger noch ein Unternehmen aufre@t zu erhalten, rwoelchem wir die größten Opfer brachten und unsere ganze Kraft bisher widmeten. / :
In Elberfeld fanden, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, in dèn leßten Tagen Versammlungen Arbeitsloser ftatt. In der ersten, von etwa 300 Personen besuchten Versammlung wurde eine Abordnung gewählt, wel@e bei der städtischen Behörde um Beschäftigung wvorstellig wurde. Der Bei- geordnete Petersen sagte eine Prüfung der Sache und Rück- sprahe mit der Baukommission ¿zu und forderte die Einreihunz eines Verzeichnisses der Arb:itslosen In der zweiten, am Mittwoch abgehaltenen Versammlung, in welcher Bericht über den Bescheid er- stattet wurde, zeihneten fi 280 Arbeitslose in die ausgelegte Liste ein. Ein Aus\chuß soll weitere Unterschriften von Beschäftigungélosen sammeln, . : |
In Oderberg i. d. M. bat, wie dem „Voroärts* berichtet wird, am 23. d. M. eine sozialdemofkratische Volks- versammlung unter freiem Himmel stattgefunden, welche von 500 bis 600 Personen besucht war und ih mit der üblichen Motivirung verpflichtete, mit aller Kraft in die fo;ialistishe Agitation eîn- zutreten.
Aus Eberswalde schreibt man dem „Od. Br. K“: Eine größere Ruhestörung fand am leßten Sonnabend in Kupfer- bammer statt. Einige von den in der dortigen Eisen- gießerei beschäftigten Arbeitern waren mit dem gezablten Lohn nicht zufrieden, se rotteten \ich zusammen, räfsonnirten und sticßen Drohungen aus. Der Direktor, welher die Leute berubigen wollte, wurde thätlich angegriffen und konnte sich nur mit Noth dem Vereih der aufge- regten Leute entziehen. Diese entfernten sich (ließli, kamen aber nach 10 Uhr Abends noch einmal in die Fabrik zurück, zerirümmerten Alles und mißhandelten den Pförtner. Als dann die Nothpfeife ertönte, machte si die hiesige Polizei auf den Wes weicher es gelang, Rube und Ordnung wiederberzustellen.
Hier in Berlin beschäftigte sich am Donnerstag eine öfentlite Versammlung von Malern und Anfstreichern mit einm Striftstüuck, das die städtishe Gewerbe- deputation an sämmtlite biesige Malermeister fat gelangen lassen und in welhem Verbaltungsmaßregeln zur Verhütung von Bleivergiftungen zur Mittheilung an die Arbzité¿r enthalten waren. Gegea dieses Schriftstück wurde, wie hiesige Blätter mit- theilen, von der Versammlung Einspruch in einer Resolution erboben, in welher es heißt: Die Versammlung verlanat von dem Magistrat der Stadt Berlín, um der \crecklicben Krankheit Einhalt zu gebieten, erstens, daß sämmtlihe stärtishen Maler- und Anstreicherarbeiten im Regiesystem autgeführt werden, und zweitens, bis das Regiesvitem geregelt ist, daß bei Vergebung von städtishen Maler- und Anstreier-Arbeiten den betreffenden Arbeitgebern die Verpflichtung auferlegt werde, die Malergebülfen nit unter 50 s, die Anstreicher richt urter 45 die Arvbeitsstunde zu entlobnen, und daß die Affordarbeit gänzli untersagt wird. Diese Refolution soll dem Magistrat und der Stadtyerordneten-Versamm- lung unterbreitet werden. Ee
Aus Paris meldet ein Wolff’shes Telegramm, daß das S&wurgeri§t die Anarchisten Décamps und Dardare wegen Theilnahme an den in Clihy am 1. Mai d. I. stattgehabten Ua- ruhen zu fünf resp. drei Jahren Gefängniß ver"vrtheilt hat. -
Aus Lille wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 27. August ge- schrieben, daß in mehreren Arbeiterversammlungen ju Fourmies, wie bereits in der vorgestrigen Nr. 201 d. Bl. mitgetheilt, die Fortsezung des Ausstandes beshlofsen wurde. Der Abgeordnete Baudin erklärte, daß die Brüsseler Sozialisten auf sein Ersuchen bald Unterstüßungen senden würden. An 600 Aus- ständige aus Wignehies zogen zu den Gräbern der am 1. Mai Gefallenen. Die kleineren Geschäftsleute im Ausftandsgebiet sind in vit geringer Aufregung, da es ihnen an Geld zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen mangelt. j :
Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, erklärte die gegen- wärtig in Liverpool! tagende Konferenz des nationalen Gewertvereins der Schneider in einer Resolution, daß universelle Kooperation das einzige wirkiame Mittel zur Emanzi- pation der englishea Arbeiter und der Arbeiter aller Übrigen Länder sei. Wo es anginge, sollten deshalb alsbald produfktiv: genossenshaftlihe Schneiderwerkst ätten gegründet werden. Ein fernere Beschluß lautete, daß die fortdauernde Einfuhr billiger ausländischer Arbeitéfkräfte eine der Hauptursacven des englischen Schweißsystems sei. Die Regierung möge deshalb die Einwanderung gänzli mittelloser und handwerkêmäßig ungeschulter ausländischer Arbeiter beschränken und reguliren. Verschiedene Redner betonten dabei, der ausländische Arbeiter, habe das gleihe Recht, nach England zu kommen, wie der englis che Arbeiter, nah dem Auëlande zu ziehen; nur dem Ein- strômen des Proletariats müsse gewehrt werden, und diescs be- fonders während der Dauer von Lohrítreitigkeiten. Eiaftimmig wurde beshlofsen, daß das beste Mittel, dem Andrang auswärtiger Arbeiter zu steuern, die Bestimmung fet, _ daß jeder Arbeitgeber, der in Annoncen Arbeiter suche in einem Distrikt, wo hinlänglich Arbeits- fräfte vorhanden seien, \sih eines strafbaren Vergehens s{uldig mate. Alle Kontrakte mit auswärtigen Arbeitera sollten in solhen Fällen
null und nichtig sein.
Nah Mittheilung des Statiftishen Amts der Stad1 Berlin sind bei den hiefigen Standesämtern in der Woche vom 16. August bis inkl. 22. Augast cr. zur Anmeldung gekommen: 226 Ehe- \hließungen, 978 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 656 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Internationale Kunstausstellung in Berlin. IX,
Rußland — Polen — Ungarn.
L. K. Mögen die Rasfsenunterschiede zwishen Slaven und Magyaren noch so groß sein, mögen ihre politi- shen Jdeale noch so weit von einander entfernt liegen, in ihrer fkünstlerishen Schaffen2weise besißen sie genug gemeinsame Eigenschaften, durch welche sie L in einen be- stimmten typishen Gegensaß zur westlichen Kultur- und Kunst- welt stellen, von der sie doch in vielen Stücken wiederum abhängig sind. Es is nit sowohl ein offener Wider- pru gegen die hier geltenden Kunstgeseße, kein eigenfinniges Festhalten an besonderen techmschen Ge- wohnheiten, als vielmehr die Eigenart künstlerischen Empfindens, wie es in Stoffwahl und Tendenz ihrer Schöpfungen sich fkundgiebt, die dem Beschauer aus dem Westen leiht deren östlihe Herkunft verräth. Sie sind an die Produktion mit der Voraussezungslofigkeit eines Parvenus herangegangen, ihnen allen fehlt die Tradition einer klassischen fünstlerishen Vergangenheit; begreiflih, daß auch die sichere ziel- bewußte Haltung älterer Kunstnationen ihnen mangelt. Das Versuchen, Herumtasten nah neuen ungewöhnlichen Wirkungen ist ihnen freilich heute mit vielen anderen gemeinjam, aber ihre lebhafte, ja oft fanatish? nationale Haltung steht mit dieser Unsicherheit in doppelt empfindlihem Gegensag.
Am Nächsten steht Ungarn der westeuropäischen Kultur. Ein Meister, wie Munkac}y, der seine Ausbildung in Wien, München, Düsseldorf genossen hat und seit nunmehr zwanzig Jahren in Paris lebt, hat begreifliherweise seine nationalen Eigenthümlichkeiten zum guten Theil abgeshliffen. Und do sehen wir den Maler der Pariser Salonscenen, welchen da3 weib- lihe Porträt Nr. 3455 mit seiner wunderbar wiedergegebenen Interieur-Umgebung vorzüglich charakterisirt, zu seinen Pußta- bauern (in dem leider etwas stark nahgedunkelten Genrebilde Nr. 3454) wieder zurückehren. Sicherlich bewegt er si hier mit größerem Geschick als in dec großen allegorishen Komposition, die er zum Shhmuck eines Plafonds für das kunsthistorische Museum in Wien entworfen bat; die dekorative Wirkung der lichten Farben- töne eines Tiepolo wird hier dur harte und sharfe Umrißlinien, die do den Mangel plastisher Modellirung unmöglich er- seßen können, in Gefahr gebcat. (eich Munkacsy ift auhch Julius Benczur, der Schüler Piloty's, kein Neuling mehr auf deutshen Ausstellungen. Seine Bachantin zeigt den deutlihen Einfluß, den Makart's Kunst auf den Meister ge- wonnen hat, während er in einem Damenporträt als virtuoser Atlasmaler seine Verehrec entzückt. Wer nicht zu diesen zählt, den werden beide Bilder troß ihrer stupenden Technik falt lassen. Die orientalishen Scenen Franz Eisenhut's, unter denen sich namentlich der „Tod Gül Baba's“ dur Kühnheit der foloristishen Haltung auszeihnet, haben den Namen ihres Schöpfers auch bereits feit längerer Zeit bekannt gemadht, ähnlich, wie die träumerischen Landschaften des jegt in München lebenden und neuerdings auch ins Lager der Fm- pressionisten übergegangenen Béla von Spanyi. Auch Arpád von Feszty mit seinem großen und vornehmen Bilde „die trauernden Frauen am Grabe Chrini“, welches sich kühn neben Bouguereau's Darstellung desselben Gegen- standes stellen kann, gehört der älteren Generation magyarischer Maler an. Unter dem fünsilerishen Nahwuchs begegnen uns eine Reihe tüchtiger Jmpressionisten, wie Otto von Badit, dessen „Verhör“ eine „ehrenvolle Anerkennung“ gefunden hat, welche das aus dem Besiy des, Kaisers von Dester- reéch hergeliehene Genrebild „Heckenrojen“ in gleichem Maße verdient, Anton von Dudits, Ignaz Ros fkovicz und der in München lebende Arthur Ludwig Halmi, dessen weißgekleidete Prüflinge in einer mit weißen Vorbängen versehenen Glasveranda an weißen Marmortischen mit Näschereien belohnt werden und trogdem sehr liebens- würdig und lebendig wirken, ein Bild, das als Beleg der neuen malerischen Richtung von dem Nationalmuseum in Buda- pest erworben ist. Geringer find die Leistungen von Nobert Nadler, Emerich Knopp und Tihamer von Margitay. Des Letteren „Flitterwochen“ haben freilich alle Eigenschaften, um si bei dem großen Publikum beliebt zu machen, die witzige Zuspiß2ng der Situation, die Charakteristik der Ge- stalten lassen nihts zu wünschen übrig, aber sie ver- mögen niht das Unbedeutende der_ malerishen Leistung zu verdecken. Unter den Darstellungen aus dem ungarishen Volksleben seien als gelungen noch die Arbeiten Herzl's „der Sieger“ (nämlih im Trinkerwett- kampf), Koroknyai's, Bruck's und Peske's hervorgehoben. Weit überragen das Mittelmaß die Porträts des Jegt n Berlin lebenden Leopold Horovit, insbesondere glüdlih find die licbenswürdigen Züge des greisen Franz von Pulszky, des Dire*tors am PesterNatioral- Museum, festgehalten zaber auch das Bildniß der Gräfin von der Gröben besigt seltene Vorzüge in der unübertrefflihen Vornebmheit der Haltung und Beherrshung der schwierigen tehnishen Aufgabe, eine shwarzgekleidete Dame auf shwarzem Hintergrunde darzustellen; in dem Porträt der Fürstin Radziwill dagegen hat der Künstler niht ganz die Steifheit zu überwinden vermoht. —
Polen, dessen Künstler wir in der Maschinenhalle des Ausstellungeparkes aufsuhen müssen, führt auch einige seiner altbewährten Kämpen ins Feid, Namen von }o hellem Kiang wie Joseph Brandt, Fan Matejko und Henrik von Siemiradzky. Dem kleinen aber meisterhaften Bildchen des Ersteren, „Pferdefang“, ist sogar ein Ehrenpiaß im Juter- nationalen Saale des Hauptgebäudes eingeräumt worden. Brandt hat, troßdem er seit 1862 bereits in. Viünchen wirkt und der dortigen Shulung durch Piloty und Adam ein gutes Theil seines künstlerishen Rüstzeuges verdankt, doch niemals seinen slavishen Charakter, sein polnishes Temperament verleugnet. Nicht, daß er si fast ganz aus\scließlich auf die Darstellung feiner Heimath und ihrer kriegerischen Vergangenheit be- schränkt, ist dafür der Beleg, sondern die Art, wie er dieser Aufgabe gerecht wird. Das unmittelbare Erfassen eines auf- geregten Moments, die Keckheit der Pinselführung und
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