1911 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 May 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn.

Der Wehrgeseßentwurf enthält bezüglih der öster- reihishen Landwehr, „W. T. B.“ ¡alda nachslehende estimmungen :

7 n L ingen wird von 19970 auf 28 000 Mann, also um 8030 Mann erböht. Die Erhöhung erfolgt allmählich durch jährliche Mehreinstellung von durchschnittlich 1350 Mann durch sechs Jahre. Für die fortlaufenden Ausgaben ift eine allmäbliche Steigerung innerhalb der nädisten sieben Jahre bis ungfähr 20 700 000 Kronen vorgesehen. Die einmaligen Ausgaben werden mit 12 700 000 Kronen veranschlagt. N j

Der frühere ungarische Ban ffy ist, „W. T. B.“ zufolge, heute nah gestorben.

Ministerpräsident Baron \hwerem Leiden

Großbritannien und Frland.

Jm Oberhaus S gestern der Viscount Morley ie zweite Lesung der Vetobill. : G Mach b Bericht des „W. T. B.“ über den Verlauf der Sißung warf Morley einen NRückblick auf die Geschichte der Vorlage und zo die Behauptung in das Lächerliche, daß die Bill eine Regierung dur eine einzige Kammer bedeute. Dem Oberhause würden wichtige Be- lugntiie belassen. Die Vorlage sei nicht notwendigerweise eine endgültige. achdem sie zum Gese erhoben sei, würde die Negierung die Frei- heit besitzen, nit nur eine neue Zusammenseßung des Oberhauses, sondern aud die Frage in Erwägung zu ziehen, ob nit bequemere und weniger zeitraubende Verfahren zur Beilegung von Meinungdverschiedenheiten gefunden werden könnten. Monley bejtand darauf, daß es notwendig sei, die Vetobill zur Annahme zu Annen, Er hoffe, daß die Peers die Ding! zum Aeußersten treiben, sondern ein Vorgehen vermeiden würdèn, das das Land in eine fehr \chwierige Lage und vielleiht in eine bedenkliche Verwirrung _bringen könne. Lord Middleton erklärte, nah Erwägung der Sachlage hätten ih die Unionisten dafür entschieden, der zweiten Lesung der Bill zuzustimmen; sie würden aber später wichtige Amendements vor- \chlagen.

Jm Unterhause gab gestern der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey auf _ mehrere Anfragen, welcher Art der engli} ch amerika nische Schieds- gerihtsvertrag sei, und ob jeßt Verhandlungen mit Frankrei oder irgend einer anderen Macht über ihre Ein- beziehung in den Vertrag im Gange seien, „W. T. B.“ zufolge, nachstehende Erklärung ab: U S

Jch habe den vollen Wortlaut des Vertragsentwurfs bis jeßt noch nit erbalten, aber id nebme nit an, daß ein Vertrag zwischen drei Parteien beabsichtigt ist. Ich kann binzufügen, daß na dem, was ih von der Art der Vorscläge erfabren habe, iede Aussicht vorbanden ist auf einen beträchtlihen Fortschritt in der Gewähr- leistung einer Beilegung von Streitfragen ohne Krieg. A

Hierauf fragte der Abg. Dillon, ob die britische Regierung die französische gedrängt habe, das Vorrücken der französishen Truppen auf Fes zu beschleunigen, ob he der französischen Regierung erklärt habe, daß fie fich gezwungen gefühlt hätte, die französishe Regierung zur Entsendung einer Erpedition nah Fes aufzufordern, wenn diese niht ohne dies chon erfolgt wäre, endlih ob Grey alle Mitteilungen Ver öffentlichen wolle, die zwischen Frankreich und Großbritannien über die Erpedition ausgetauscht worden seien. Sir Edward Grey erwiderte: E i

Die biitishe Regierung bat die französishe nicht zu irgend wel@en aktiven Swritten gedrängt: aber ih babe in ailen Unter- baltungen über den Gegenstand meiner Meinung dabin Ausdruck ge- geben, daß id obne die von der französischen Regierung ergriffenen Maßregeln nit imstande gewesen wäre, auf an mich gestellte Fragen über die Sicherbeit britis{er Untertanen zu antworten, und daß die franzöfis{e Regierung keine andere Wabl gebabt habe, als Fes mit mögli{ster Beschleunigung zu entseßen. Den letzten Teil der Frage muß i verneinen.

Auf einem Festmahl der ir H esende Premierminister der Kolonien hielt gestern der Staatssekretär Grey eine Rede, in der er, „W. T. B.“ zufolge, über den english-amerikanishen Schiedsgerichtsvertrag ausführte : : : i

Der neue englis amerikanishe Sciedzaeribtêvertrag babe Aus®- etwas wie eine Grenzmarke in der Geschichte der Menscbeit

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in London anwesenden

idt, zu werden. sei, werde er Fortschritt in der gur Er werde ein Beispiel und ein Ziel fet indem er den Ausbruch eines K wünsche diesen Vertrag erft mit den Bere zu seben, bevor e erwäge, welcher Ausdebnu aber die Jnitiative des Ifide j baben

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der Kammer der Präkfdent auf den verstorbenen Kammern bewilligten darauf die Berteaur auf Staatskosten resp. Montaa. e

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vorauszusehen sein würden. Gleichzeitig hält die russishe Regierung für A N znfiges, daß die militärischen Maßregeln, die von der montenegrinishen Regierung zum Schuße der montenegrinischen Grenze ergriffen worden find, nach ihrer (der russischen E Ansicht niht als eine Drohung gegen das Nachbarland aufgefaßt werden können, und daß sie lediglih natürlihe Maßnabmen darstellen zum Zwecke der eigenen Verteidigung und der Auf- rehterhaltung der Ordnung auf dem eigenen Gebiete. In der Ueberzeugung, daß die Pforte diese Anschauung teilt, drückt die Lissiithe Regierung die Hoffnung aus, daß die türkishe Regierung zur Erhaltung dec Ruhe und des Friedens es als mögli anerkennen wird, unverzüglih und in kategorisher Form ihre durchaus friedlihen Gesinnungen gegen Montenegro zu erklären, und day sie dadur beitragen wird zur Beschränkung des Kriegszustandes und damit zu der Möglichkeit, die außerordentlichen militärischen Maßnahmen rückgängig zu machen, die bereits von Montenegro ergriffen worden sind. Die Kaiserlich russische Regierung ihrerseits, G nE besorgt um die ryatung des Friedens, wird nit ver- feblen, der Königlich montenegrinischen Regierung andauernd Mäßigung und Nube anzuraten. : :

Der bulgarische Gesandte Sarafow hat der Pforte vorgestern die Forderungen Bulgariens wegen der kürzlich er- folgten Erschießung des bulgarishen Hauptmanns Gorgieff durch türkische Soldaten \chriftlih übermittelt. Wie das „Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau' meldet, teilte der Minister des Aeußern Sarafow mit, daß drei türkische Soldaten vor das Kriegsgericht gestellt worden seien.

Die Kammer hat gestern den Antrag auf Verlänge- rung der Session über den 27. Mai hinaus mit 110 gegen 96 Stimmen abgelehnt.

Wie „W. T. B.“ meldet, hat nah einer Depesche des Oberkommandanten in Albanien die erste Division die Ver- schanzungen der Aufständischen auf den Anhöhen von Planinißa bei Milesi nördlih von Tuzi angegriffen. Die Aufständischen mußten nach Verlust von 30 Toten und zahlreichen Verwundeten fliehen, worauf Kilesi Zepi und die höchsten Punkte der Berge von Planinißza und Hoti beseßt wurden.

Bulgarien.

Der Ministerrat erklärte gestern die Antwort des türkishen Ministers des Aeußern auf die bulgarischen Schritte in der Angelegenheit der Ershießung des Hauptmanns Gorgieff für unannehmbar und verlangt, wie das „Wiener K. K. Telegraphen - Korrespondenzbureau“ meldet, die unverzüglihe Bestrafung der schuldigen Soldaten s\o- wie Entschädigung der Hinterbliebenen Gorgiesfs. Er beauf tragte den bulgarishen Gesandten bei der Pforte, eine energische Note zu überreichen mit dem Hinzufügen, wenn die Pforte den gegenwärtigen Augenblick, in dem die bulgarische Regierung größte Bereitwilligkeit zur Verständigung zeige, un- benußt verstreichen lasse, werde sich in Zukunft keine bulgarische Regierung mehr finden, der eine Verständigung mit der T ürfkei gelingen werde.

Asien.

Einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ zufolge haben Stammeszwistigkeiten zwishen Mohammedanern und den Ramasudras, einem Ackerbau treibenden Hindu- stamm von niedriger Kaste, plößlih in“ dem Khulnadistrikt, westlich von Kalkutia, eine ernste Wendung genommen. Tausend bewaffnete Mohammedaner plündern die Dörfer der Namasudras und brennen sie nieder. Die Behörde des Distrikts ¿oigt sich der Lage nicht gewabsen. Der Bezirkskommijjar hat ih mit 8 Volizeibeamten nah dem Schauplaß der Ruhe- störungen begeben.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ ist die Kolonne des Generals Moinier am 21. Mai Abends ohne Schwert streih in Fes eingerüdt. AUe Europäer find wohlauf.

Mie aus Agibuzeri vom 22. d. M. gemeldet wird, hat die Mahalla Omranis ihren Marsch unterbrochen, da in der Gegend von Aur ein neuer Rogi auftritt und den Heiligen Kriea verkündet. Dieser neue Kronprätendent verfügt über 1200 Krieger, die den Djebbalastämmen angehören. Die Kaids im Gharbgebiet fen Vorbereitungen, um der Bewegung Einhalt zu tun.

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Parlamentarische Nachrichten. Der Schlußbericht über die gestrige Sißzung des Rei ch8-

in Konsiantinopel t, „W

tags befindet fi in der Ersten und Zweiten Beilage.

- beutigen (183.) Sißung des Reichstags wohnten des Jnnern Dr. Delbrück und der

in Elsaß - Lothringen Freiherr Zorn von Der Vräßtident Graf von Schwerin-Löwiß ung mit folg ender Ansprache : tichafter der # ranzêsischen Republik bat mir mit- L er Änteilnabme des Reichstags

am Montag bier Auëdruck gab

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trat darauf in die Tagesordnung ein und

nächst zur zweiten Beratung des Gejeßentwurss

hlen zur Zweiten Kammer des Landtags

-Lothringen auf Grund der Vorschläge der

(Referent ist der Abg. Vonderscheer [Zentr.]).

der Kommissionsbeshlüfse soll die zweite

£0) Abgeordneten gebildet werden. Jm Gegensatz

t in §8 1 auch eine Wahlkreiseinteilung

1 wona auf den Kreis Sitraßburg- Stadt

uf den Kreis Mülhausen je 6, auf die Kreise Colmar,

Zand, Hagenau, Zabern, Mez-Land und Forbach

äbrigen 15 Wahlkreije je 2 Abgeordnete ent-

Ein Antrag Nidcklin (Elsäfser) will besondere

und Colmar schaîen und ersterem 3,

baecordneie zuweisen, während die Stadtkreise Mül-

Tolmar nur 3 bezw. 1 Abgeordneten wählen sollen,

em -soll jeder Wähler so viel Abgeordnete wählen, als einen Wahlkreis entfallen (Listenwahl).

i & 9 der Kommissionsvorshläge find wahlberehtigt die männlichen Einwohner Elsaß;-Lothringens, wenn fie reihs- ongehörig und über 25 Jahre alt find, auch ihren Wohnfig jeit mindestens 3 Jahren in Elsaß-Lothringen haben; für die Beamien,

| Geistlichen und Lehrer an öffentlihen Schulen soll jedoch ein | einjöhriger Aufenthalt genügen. Das Wahlrecht darf nur in | der Gemeinde ausgeübt werden, in der der Wahlberechtigte seit

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Nach 8 3 hat jeder Wahlberechtigte eine Stimme. Daz Pluralwahlrecht, 0A die Vorlage enthielt (Wähler über 35 Jahre erhalten 2, über 45 Jahre 3 Stimmen), ist von der Koramissien gestrichen worden. | / : Nah § 4 sind wählbar die männlichen Einwohner de Reichslande, die s\eit mindestens 3 Jahren die Reichs: angehörigkeit besißen, ebenso lange in Elsaß-Lothringen ihren Wohnsiy haben, direkte Staatssteuer entrichten und daz 30. Lebensjahr vollendet haben. 4 Von den Sozialdemokraten (Abgg. Albrecht u. Gen.) i beantragt, das Wahlrecht auf beide Geschlechter und auf alle über „20“ Jahre alten Personen auszudehnen; ferner soll die „Mindestdauer des Wohnsißes in Elsaß-Lothringen auf 1 Jahr“ herabgeseßt und die Bedingung des einjährigen Wohnsißes in der Gemeinde durh die Bestimmung erseßt werden, daß der Wahlberechtigte „am Tage der Aufstellung der Wählerlisten“ in der Gemeinde seinen Wohnsiß hat. / Die Beratung der §8 1—4 und der 2 gestellten Anträge wurde auf Antrag Müller -Meiningen verbunden. / Abg. Dr. Ricklin (Elsässer) will in § 2 die „Reichs- angehörigkeit“ durch die „elsaß-lothringische Staatsangehörigkeit“ erseßen.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die heutige (83.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. von Trott zu Solz, der Minister des Jnnern von Dallwiß und der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnten, stand zunächst die Snterpellation der Abgg. Aronsohn (fortshr. Volksp.) und Genossen :

„Ist der Königlichen Siaatsregierung bekannt, daß dem russishen Studenten Demetrius Dubrowsky das Studium an der hiesigen Universität versagt worden ist? Durch welde Organe und nah welchen Grundsäßen wurden in diesem Falle und werden im allgemeinen die politishe Zuverlässigkeit und der Besitz der erforderlihen Subsistenzmittel bei ausländischen, inébesondere russishen Studierenden geprüft ?“

Auf die Frage des Präsidenten von -Kröcher erklärte sih der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. von Trott zu Solz bereit, die Jnterpellation alsbald zu beantworten. | i | ;

Zur Begründung der Interpellation erhielt das Wort

Aba. Dr. von Liszt (fortshr. Volkêp.): Die Interpellation baben wir aus zwei Erwägungen beraus eingebracht, einmal damit die Einzelheiten des traurigen Falles, der nit nur bei uns, sondern auch in der russishen Gelebrtenwelt große Erregung bervorgerufen bat, aufgeklärt werden, und dann aus dem Grunde, damit die Grundlagen für die Immatrikulation von Ausländern einmal gebörig geprüft werden. Die Vorgänge bei der Zurückweisung des russischen Studenten Dubrowsky, die dazu geführt haben, daß \ich der junge Student eine Kugel durch den Kopf {oß. sind bekannt. Er ist der Sobn eines bocstebenden russishen Beamten, er tst nicht Jude, au nicht jüdisher Abkunft und hit mit Einwilligung feines Vaters studiert, sodaß ihm die Mittel zum Studium bereit standen. Ueber seine persönlide Tüchtigkeit und seine Fähigkeiten geben die Ver- öffentlicungen der russiswen Zeitung „Njetsh“ und das Urteil seiner Professoren in St. Petersburg und der deutschen Universitäten Breélau, Erlangen und Fna Zeugnis. Der Redner verliest eine An- zabl von Zzugnißen, daß die Persönlichkeit Dubrowékys vollständig ein- wandfrei ei, daß er sid politis niht verdächtig gemacht babe und daß er ein sebr fleißiger Student sei, und fährt dann foit: Die Berliner Universitätsbebörden erklärten ibm troy alledem, daß sie sich über die volizeilihen Verfügungen niht binwegseßen könnten. Er hat si damn an Professoren gewandt; als er aber troßdem den Bescheid bekam, daß er nicht werde immatriful'ert werden, beging er den Selbsimord. Er befand si in einem Zustande nervöfer Gereiztheit Ein Student, der im Auftrage des Vaters von St. Petersbur bierber fam, um die Leiche zu bolen, bat in einem Briefe erklärt, daß Dubrowsky sich \con seit einiger Zeit mit Selbstmordgedanken getragen babe, daß aber doch sein nervöser Zustand vielleicht in Zusammenhang mit seiner Nicbtzulafsung zur Berliner Universität gestanden babe. Ein anderer Bekannter shreibt, daß ein Irrtum der Polizei vorliege, daß es sich aljo um eine Art Jultiz- mord bandelu. müße: -denn Dubrowsky babe \sich niemals politis betätigt. Er ist bereits zwei Semester an anderen deutschen Universitäten gewesen und wäre sicherlih, wenn er politisch veT- dächtig gewesen wäre, längst auëgewiesen worden. _ Wie die Polizet zu ibrer Annabme gekommen ist, ist nicht aufgeklärt. Nach einem ministeriellen Erlaß bat die Universitätsbehörde vor der Zu laîung von Ausländern stets- die Polizeibehörde zu fragen, und bei unaürstiger Auskunft muß der Student abgewiesen werden. Der Rektor batte gar nit die Möglichkeit, fih gegen diesen Erlaß aufzulebnen : diese Bestimmung wird bereits jeit Jahren an allen vreußiswen Universitäten gebandhabt. Selbstverständlid müssen tie Universitäten bei Auéländern vorsichtig sein, und 1: können sid nidt allein auf die vorgelegten Papiere verlassen; die einzige Stelle, wo Erkundigungen eingezocen werden können, ijt da® Polizeipräsidium. Aber ih veilange vom Polizeipräfidenten sorgfältige Ünterfsubung durch beeidete Beamten, die auch etwas pom akademischen Leben versteber. Ferner verlange ih, daß die Be- hauvtungen der Polizei substantiiert werden, und daß den Betroffer en Gelegenbeit zur Verantwortung gegeben wird,' da ja nicht auë geschlossen ift, daß nur eine Denunziation vorliegt. Wi: Üniversitätébebörde muß tie Möglichkeit zum selbständigen Cut: icceiden gegeben werten. Dieser Fall nötigt mich wieder, au mein Steckenpferd zurückzukommen, tas ih zusammen mit dem K8- Dr. Friedberg son immer geritten habe, daß eine durgäna!8? Reform unseres Universitätsrehtes notwendig ist. Zunächst muß a9: der Geheimerlaß beseitigt werden, der tie Universitäten von deÆ Polizeipräsidium abhängig macht. i

Hierauf nahm der Minister der geistlihen und Unterri angelegenheiten D. von Trott zu Solz das Wort, de Z Nede in der nächsten Nummer d. Bl. im Wortlaut wieder-

gegeben werden wird. (Schluß des Blattes.)

Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesebes, hetresseny die vorläufige Regelung der Handelsbeziehung zu Japan, nebst Begründung zugegangen.

l c , li Hauses der Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses Der Abgeordneten, die am 23. d. M. îm 4. Berliner Way, bezirk stattfand, wurden nach amtlicher Feststellung, 2 „W. T. B.“ berichtet, insgesamt 439 Stimmen angege en. És entfielen davon auf Robert Kreitling, Rentier m E lottenburg, (fortíhr. Volksp.) 245, auf Max Grunwald, e steller in Berlin, (Soz) 194 Stimmen. Kreitling ]stt a gewählt.

mindestens 1 Jahre seinen Wohnfiß hat.

_ Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

ie im Kontobuch fach bezw. in den Berliner Geschäftsbücher-, Séhreibbefte-, Zeichen-, Kalender- und Kassenblockfabriken sowie Giniieranstalten beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Großberlins organisiert im Buchbinderverband be- \{lossen, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, in eirer gestern abend abgehaltenen Versammlung; den Tarifvertrag zu kündigen und den Arbeitgebern einen neuen Tarif zu unterbreiten, der folgende wesentlihe Bestimmungen enthält: Neunstündige Arbeitzeit, Mindeststundenlöhne, die fih für Arbeiter zwischen 50 und 65 4 bewegen, für Arbeiterinnen zwischen 22 und 45 . Arbeit- nehmer, welche diese Löhne schon beziehen, erhalten einen Zuschlag yon 10 v. H. vom 1. Oktober 1911 ab. Ueberstunden 15 bis 25 4 Zuschlag. ur der paritätische Arbeitsnahweis für Buchbinder ist zu hmuben. Außerdem ein ausführlicher Akkordtarif, der u. a. besagt: Qie Afkkordpreise in den einzelnen Werkstubenakkordtarifen werden um v. H. erhöht. Tarifdauer bis zum 30. September 1914.

Der Ausstand in der Cöôln-Ehrenfelder Waggonfabrik herbrand u. Co. ist, wie die „Frkf. Ztg." meldet, gestern nah infwöchiger Dauer beigelegt worden s wurde eine 57 stündige Arbeitszeit in der Wecche und eine Lobnerböhung von 2—5 „4 für die Stunde vereinbart. Die Firma entläft die während des Streiks eingestellten Arbeiter. Die Arbeit ist gestern wieder auf- genommen worden. i

Die Aussperrung in der Münsterländer industrie ist am Montag, der „Nh.-Westf. Ztg.“ zufolge, dech

ur Tatsache geworden. Da troß der am Sonnabend abgelaufenen Kindigungöfrist keine Einigung erzielt wurde, find alle organisierten Arbeiter der Tertilindustrie in verschiedenen Orten auêsgesperrt worden. Eiwa 10 000 Arbeiter und Arbeiterinnen wurden hiervon betroffen. (Bal. Nt, 109 d. Bl) : i

Der Ausstand der Holzarbeiter der Pianofortefabrik von Julius Blüthner in Lipzîia ist, wie die „Wz. Ztg." mitteilt,

beendet, nahdem eine am 22. d. M. einberufene Versammlung be- sdlossen batte, die Vorschläge der Schlihtungskommission anzunehmen und die Arbeit wieder aufzunehmen. Ueber die Berechtigung zum Ausstande usw. soll von der SW&lichtungékommission erst nah der Wiederaufnahme der Arbeit verhandelt werden. (Vgl. Nr. 116 d. Bl.)

Aus Wien meldet ,W. T. B.“, daß sechshundert der „Ver- einigung der Herrenkundenschneider“ angehörige Firmen, die über 6000 Stückmeister beschäftigen, gestern mit der Aus- sperrung vorgingen, weil die Arbeitnehmer nah Ansicht der Unter- nehmer bei einer Firma mutwillig \treiken.

Fn Paris sind, wie ,W. T. B.* erfährt, gestern früh von 2170 Tarameterdros{chken nur 22 ausgefahren. Die streikenden GChauffeure veranstalteten an verschiedenen Punkten von Paris

Kundgebungen; zu ernsteren Zwischenfällen ift es jedoch nicht ge- fommen. (Val. Nr. 121 d. Bl.)

In Montevideo ist, wie ,W. T. B.“ meldet, der allge- meine Ausstand erklärt worden. 35 Handwerkerverbände haben ih den Ausständigen anges{hlossen. Die Straßen sind ohne Verkehr.

8 ist bereits zu Nudestörungen gekommen.

Terxtil-

Kunst und Wissenscyaft.

A. F. Zur leßten Fachsißung der Gesellschaft für Erdkunde- die ausnahmèéweise im Museum für Meereskunde stattfand, batte das an- getümndigte Programm eines Diskussion8abends eine ansehnliche Ver- fammlung r in der ersichtlich viele Lehrer an den höheren Sckulen Groß - Berlins vertreten waren. Den Vorsitz führte Gebeimrat, Professor Dr. Penck. Zu Aussprache und Verständigung war die Frage gestellt: Welche Hilfsmittel stehen für die Anschaulichkeit des Geographieunterrihts in Berlin zur Verfüaung? Als erster Referent \prach der Direktor Professor H. Fischer, der cs als einmütig von “der Lehrerwelt er- wünscht bezeichnete, dem Geographieunterriht, für den bei den ge- stiegenen Anfprüchen aller anderen Lehrfächer eine leider allzu geringe Stundenzabl angewiesen fei, vermehrte Aufmerksamkeit zu widmen und Verständigung darüber zu suchen, wie er durch Anschauung belebt, eindringliher gestaltet und den Schülern ein auf Lebenszeit fest- wurzelndes Interesse an der Erdkunde eingeflößt werden könne. Es gebe, so führte der Redner aus, zu diesem Ziele vershiedene Wege und der Hilfsmittel viele; allein es empfehle sich aus praktishen Gründen, zunächst \solche Hilfsmittel zu wählen, deren Anwendbarkeit keinen allzu großen Schwierigkeitin unterliege, deren vergleihêweise Billigkeit die Ausführbarkeit verbürgen und die denno auf bescheidene Erfolge boffen lassen. Man babe auf vor einiger Zeit erfolgte Anregung Füblung unter den Fachlehrern ge- suht und den Gegenstand der beutigen Erörterung zu beleuchten, drei Referenten übertragen. Redner lade deshalb ein, dem, was die beiden anderen Referenten zu sagen baben würden, ein aufmerksames Ohr zu schenken, er wolle seinerseits nur furz als auf cines der empfohlenen Mittel darauf hinweisen, daß bei Gelegenheit längerer Spaziergänge der Lehrer die Schüler im Wege zwanglofer Unterhaltung für die Topographie der Gegend interessiere und daran weiteres knüpfe. Er wisse, daß diese von dem Ten, Geheimrat Penck niht nur ebenfalls empfoblen, sondern auf * angewandt werde, und er bitte d: shalb den Vorsißenden, den Mit- ges der Gesellschaft für Erdkunde, zu denen die Lehrer ein großes ontingent stellten, durch einen gemeinsamen Spaziergang Gelegenheit zu geben, die Methode unterhaltender Belehrung im gedachten Sinne genauer kennen zu lernen. Als zweiter Referent \sprach Dr. W.

Behrmann. Er empfahl, die Schüler zu fleißiger Beschäftigung mit der Landkarte anzuregen, und zwar nicht bloß mittels großer und guter Wandkarten, die zur Betrachtung und Einprägung ein- ladend an den Wänden keiner Schulstube fehlen dürften, nicht bloß mit Globen und Atlanten, sondern vor allem auch mit den viel mehr sagenden topographishen Karten, den Aufnahmen des Großen Generalstabes, im Maßstabe von 1: 100000, welche, dank dem Entgegenkommen der topographischen Landesanstalt jeßt zum Preise von 30 5 für das Blatt zu haben sind. Solche Blätter rihtig zu verstehen, ye lesen und gern lesen zu lernen wie ein interessantes uh, müsse die Schüler gelehrt werden. Wird das Verständnis tieser Karten erst allgemein. gehört sie genau abzulesen fünftig zum Allgemeingut, wie die Fähigkeit, Gedrucktes und Geschriebenes zu lescn, dann wird hierin auch eine Steigerung unserer Wehrkraft erkannt werden; denn im Felde wird es in der Truppe dann \oviele Unterrichtete und Wissende geben, als sie topogra- phise Karten in der Tasche tragen. Es kann natürlich nicht die Absicht sein, etwa für eine Schule sämtlite 674 Blatt des Generalstabs- werkes anzuschaffen. Das wäre absolut überflüssig. Man beginne mit der Kenntnisnahme der topcgraphischen Karte der Umgebung der beimatlichen Schule und erläutere die Karte an den natürlichen Vor- bildern der Nachbarschaft und man \creite dann zu einer Pethe von Typen fort, wozu 40 reihlich genügen dürften, welche die verschiedensten Formen der (rdbildung Gebirge, Flahland, Meeretküste 2c. wiedergeben. Wie das zu 1inachen, erklärte Dr. Behrmann alebald durch Vorführung und Erläuterung von vergrößerten Lichtbildern folgender 6 Blätter ter Generalstabsfarten: Oderbruch, Hameln, Wernigerode, Cochem und Eifel, Ottingen aran und Murnau (bayerische Alpen). Hierbei zeigte si zuglei wieder die hohe Vorzüglichkeit diefer Karten, die nicht wie viele Zeichnungen durch Vergrößerung verlieren, sondern gewinnen, und dann nahezu plastish erscheinen. Jedenfalls ist die Anschaulichkeit des Kartenbildes in hohem Grade dunh die Ver- größerung gesteigert, Als dritter Meferent empfahl der Oberlehrer Dr. N. Fox das Anschauungömittel der Bilder, und zwar der Wandbilder, der Hanbbilder und vor allem der Lichtbllder. Dle âlteste Form, das Wandbild, hat ja in neuer Zelt sehr bedeutende Fortschritte aemacht, sowohl in der Treue der Wledergabe, als der fünstlerischen uny technischen Mus flbeung, a hat bor der Photographie den zwelsellosen Vorzug der Narbe und melst auch der Größe und Deutlichkeit; aber dle der Photographle an-

haftende Beglaubigung der Naturtreue geht diesem großen Wandbilde ab und unter diesem Gesichtspunkt wird die Photographie je länger desto mehr den Vorrang genießen, namentlich dann, wenn sie in (es Blättern und vor allem, wenn sie in farbiger Ausführung ge-

oten wird. Es if in der einen und der anderen Art neuerdings von verschiedenen Seiten Ausgezeichnetes geleistet und in den Verkehr gebracht worden, u. a. von der Neuen Photogravhischen Gesellschaft. Leider sind diese Blätter aber recht teuer und für Schulzwecke fast unershwinglich. Der Redner legte von s{warz-weißen und von geschickt kolorierten Bildern Landschaftsbilder, Vegetationsbilder, Stadtbilder eine Anzahl vorzüglicher Blätter vor, die Bewunderung erregten und in der getroffenen feinen Auswahl siher au als fehr geeignete An- \chauungsmittel für den erdkundlihen Unterriht gelten dürften. Aehnlich anregend wirkten auch viele Ansichtspostkarten, aber die Zahl dieser Handbilder ist so ungeheuer groß, auch sind sie häufig ja unter ganz anderen Gesichtépunkten und zu bestimmten Zwecken an- gefertigt, daß es noch schwieriger als bet den großen Bildern ist, die Spreu vom Weizen zu onbetn und das wirklich Gute, das Charakteristishe für LÆhrzwecke herauszufinden. Indessen au hier wird ja unausgefeßt vorgearbeitet, wie z. B. ein ausliegender Normal- block bewtes, der bereits eine folche engere Auswahl des wirklich Geeigneten zeigte. Die bei weitem beste -und eindringlih\ste Belehrung, Anregung, Anschauung wird dur die dritte Form des Bildes, das Lichtbild, geboten, zunächst ja nur. die vergrößerte, vielen gleichzeitig unter guter Beleuchtung sichtbare Darbietung kleinerer Photographien. Auch hiervon führte der Redner eine {öne Auêëwahl vor, die als Belege für die Nichtigkeit seines ausgesprochenen Urteils wohl allseitig Anerkennung fanden. Doch auch hier will eine sahverständtge Auswahl getroffen werden. Eine Schwierigkeit für die Anwendung des Licht- bildes als Anschauungsmittel in der Schüle ist einstweilen noch der bohe Preis der Uchtbildapparate. Doch scheint diese Schwierigkeit im Vershwinden, nachdem bedeutende Verbilligungen eingetreten und der’ Apparat eine Gestalt gewonnen hat, die ihn auch für alle möglichen pbysikalishen Zwette verwendbar macht, sodaß er für jede höhere Leb anstalt zu einem unerläßlichen Inventarstück werden dürfte. Zur Not is wohl auch die Möglichkeit gegeben, solhe Apparate gegen ein mäßiges Leihgeld geliehen zu erhalten. Wird diefen Meinungen beigestimmt, dann empfiehlt \fih zur Verwirklibung eines entsprehenden Anschauungsunterrihts das Mittel der Organisation, der Schaffung einer Zentrale, an der die Negative geeigneter Bilder abgeliefert werden und von welcher die Lehr- anstalten gegen mäßige Gebühren Reihen solher Bilder beziehen Éönnen, die sie auf Grund eines von der Zentrale vorzulegenden Katalogs für bestimmte Unterrihtszwecke auswählen. Es dürste un- b. streitbar sein, daß sih wichtige erzieherishe Interessen an die Ver- wirklihung dieser Gedanken knüpfen, daß dur entsprehende Bor- führungen die Heimatliebe geweckt, der Sinn der Jugend empfäng- liher gemacht wird für die Eindrücke der sie umgebenden Welt und daß fie von Wanderungen und Reisen größeren Gewinn haben wird als ohne diefe Vorbereitung. Der Redner hält dafür, daß eine solche Organisation schaffen zu helfen ein Unternehmen wäre für die Berliner Gesellsckaft für Erdkunde.

íúIn der sihan diese Referate knüpfenden lebhaften Aussprache wurden wobl manche Bedenken geltend gemacht, aber die gehörten Vorschläge doch als ebenso fadgemäß wie au ausführbar erachtet. Ein Haupt- bedenken wurde gegen die Schwierigkeit erhoben, in einer Stunde wöchentlich, die in den höheren Lehranstalten der Geographie nur gewidmet Bleibt, so umfassende Pläne zur Ausführung zu bringen. An der Lichter- felder Kadettenanstalt gehören dem Gegenstand in den oberen Klassen doh wenigstens drei, in der obersten noch zwei Stunden wöchentlich. Wie nötig Vertiefung des geographischen Unterrichts zu erachten sei, dafür wurde der seltsame Fall angeführt, daß bei einem Examen zur Erlangung des einjährigen Zeugnisses ein Untersekundaner auf die Frage nach der Breite von Berlin, nachdem er etne Prüfung der an der Wand hängenden Karte der Mak Brandenburg vor- aenommen, die Antwort . gab: „zwei Finger breit!“ Von einer Seite wurde die Anwendung des Lumidòreshen Verfahrens für die Lchtbilder warm empfohlen. Es sei zwar nicht zu behaupten, daß sie die Farben völlig treu wiedergeben, aber doch erheblih getreuer als die meisten nachträglich kolorierten Photographien. Die vorgeführten Bilder bestätigten dies und waren als wertvolle Beibräge zu der Sammlung geeigneter Anschauungs- mittel anzuerkennen: allein es wurde mtt Necht geltend gemacht, daß diese Lumièreschen Bilder nach der Art ihrer Herstellung sehr starker, kostspielig zu beshaffender Lichteffelte bedürften, um genügend hell und deutlih im Uchtbilde zu erscheinen.

Zum Schluß erklärte der Vorsitzende, Geheimrat Dr. Penck, daß er mit voller Ueberzeugung allem Gehbörten zuslimme, in den Vor- \{lägen auênabmëtlos praktische Winke für die Belebung des Geo- grapbieunterrichts anerkenne und gern erböôtig set, im Vorslande der Gesellschaft für Erdkunde in der vorgeschlagenen Art zu wirken. Die von ibm gewünschte Gelegenheit, die sih dafür interessierenden Mit- glieder der Gesellshaft mit seiner Methode der Belehrung im Gelände bekannt zu machen, wolle er gern geben und lade zu dem Zweck für Sonntag, den 28. Mai, Vormittags, zu einer Wanderung dur den Grunewald ein. Stelldichein früh 8 Uhr 2 Min. Bahnhof Grune-

Metbode |

lusflügen mit seinen Studenten böchst wirkungsvoll |

wald am nördlichen Ausgang. Eingekehrt werde nicht.

Wohlfahrtsþpflege.

Die Vereinigung zur kirchlichen Fürsorge für die Fluß- und Kanalschiffer auf den Gewässern in und um Berlin fonnte in diesen Tagen ihr 8. Jahresfest begehen. Nachdem am 21. d. M. in der Kaiser Friedrih-Gedächtniékirde ein Gottetdienst stattgefunden hatte, wurde am 22. auf der s{chwimmenden Kirche die Iahresversammlung abgehalten. Dem von dem Geschäftsführer erstatteten Jahresberiht ist zu entnehmen, daß die Kinderborte im Berichtsjahre von 7180 Kindern besucht, das Teltower Heim stets mit 36 Kindern beseßt war. Zur Erweiterung fehlt leider immer noch das nôtige Geld. Auch die Pflege der erwachsenen Jugend im „Heimatabend“ und Jünglingsverein „Gute Fahrt“ ist weiter be- trieben worden. Eine Befaubere Hilfe ist der Schiffergemeinde ge- schenkt worden, indem -eine Krankenshwester angestellt wurde. Die Nechtsauskunftsstelle wurde von 162 Perfonen besuht. Die s{wim- mende Kirche ist im Winter ein geradezu ideales Gemeindehaus und von früh bis spät Abends besezt. Die Gottetdienste waren von 3391 erwachsenen Personen aus der Schiffergemeinde be- sucht, also 55—56 Personen durhschnittlich, dazu kommen 398 Städter ; 316 gingen zum heiligen Abendmahl, 1120 Kinder zum Kindergottes- dienst, 31 Kinder wurden getauft, 39 konfirmiert, 4 Personen getraut, 4 Personen beerdigt. Die Männerabende waren von 286 Männern, die Mütterabende von 450 Frauen besu@t. Jm Sommer ist be- sonders bedeutungsvoll die Besuchsarbeit auf den Kähnen und die Schriftenmission. Das von der Schiffermission berauêgegebene Schifferblatt „Gute Fahrt“ erscheint in einer Auflage von über 3000 Exemplaren, der Schifferkalender wurde in etwa 3500 Exemplaren abgeseßt. Der Etat für die Vereinigung und das Teltower Kinder- heim zusammen beläuft si auf etwa 30 000 4.

Technik.

Der Besichtigung von Velten und feiner keramischen Industrie galt cin Ausflug, den zahlreiche Mitglieder des Vereins für deutshes Kunstgewerbe in Berlin vor kurzem unternadmen. Velten ist für die Ofenindustrle von großer Bedeutung: der etwa 6000 Einwohner zählende Ort bat nit weniger als vierzig Dfeu:- fabriken, die selbstverständlih nicht nur Berlin, sondern einen großen Teil Deutschlands und des Auslandes mit Desen versorgen. Den Anstoß zu dieser Industrie hat der vortrefflide Con gegeden, den | man in den Pôtterbergen bei Velten findet und dex deute noc den Lebenvnery dieser Judustrie bildet, Dex Ton wird gesläumumt, getrocknet, zerklelnert, mit Wasser verkuetet und verardeitet. Diesen und den welteren Arbelitögang besichtigte dex Kunstgewerdeveretn iu elner der ausgedehnten {abriken dex Stadt, Dex Ton gelaugt |

durch ein selbsttätiges Paternostenverk zu den verschiedenen Arbeits

| gOezves nh ergebenden

pläten in der Fabrik. Die Töpfer formen und s{chnetden \sich zunächst die Platten, also jene Teile, die am Ofen nah außen A liegen kommen, und dann die Nümpfe, das sind die hochstehenden, über den RNücken der Kachel binweggehenden Teile. Nachdem Rumpf und Platte vereinigt find, muß die g trocknen, ehe man sie im Ofen bet etwa 800 Grad dem ersten Brande, dem Verglühbrande, unterwerfen kann. Danach- {leift man ihre Oberfläd;e auf {nell umkreisenden eisernen Scheiben mit Sand glatt, füllt etwa vorhandene Poren mit Tonschlicker aus und begießt nun die Kachel mit der Glasur. Wenn diese Glasur verpußt und sorgfältig geglättet ist, dann kommen die Kacheln ein zweites Mal in den Ofen. Dort brennt man sie wiederum bei etwa 800 bis 850 Grad Wärme solange, bis die Glasur ges{molzen ist und die Kachel gleihmäßig übers zieht.“ Im allgemeineny dauert jeder solher Brand 36 Stunden. Die Glasur wird gewonnen aus Blei und Zinn, das man in besonderen Oefen zum Fließen bringt und dur Luftzufuhr in Oryde umwandelt. Diese s{chmilzt man mit den Bestandteilen eines leihtflüssigen Glases und anderen färbenden Oryden im Schmelzofen zusammen, läßt die so gewonnene Glasur erkalten, bricht sie aus dem Ofen aus, zerkleinert fie in besonderen, sehr fein mahlenden Glasurmühlen, wobei man bereits Wasser zuseßt, und kann dann erst den recht fein gemahlenen Glasurbrei zum Begießen verglühter Kacheln verwenden. Neben den Kacheln stellt man auch Fliesen her, die man aus gut durchgearbeitetem, aber fast bis zur ulvergröße zerkleinertem, ganz schwah befeuchtetem Ton preßt. Auf diese gepreßten und ver- alühten Fliesen bringt man dann den Schmelz in den mannigfachsten Tönungen. Zahlreiche Teile der Oefen, namentlih Sockel und Aufsatz, erfordern, weil sie dekoriert sind, ein Ausformen aus Gipsformen, die man zu diesem Zwecke sorgfältig mit Ton autstreiht. Die fertige Ware wird auf Wagen mit Zwoischenlagen von Heu ve1packt und fo zur Bahn oder (nah Berlin) direkt zum Verbraucher gefahren. In einer andern Fabrik würden Terrakottagegenstände besichtigt, die aus Veltener Ton und etwas Schamottezusay her- gestellt werden. Diese Terrakotta hat den Vorzug, daß fie wetterbeständig is und sch leiht in alle Arten von Bauten eingliedern läßt. Die Stücke werden freihändig aufgeformt und erforderlihenfalls auch glasiert. Kamine, Wandbrunnen, Kübel, Bankfüße, Säulen und Säulenteile, Einsäße, Fliesen und sonstige Bauteile bilden nebst Oefen das Gebiet dieser Keramik. End- lih widmete man noch dem Ortsmuseum etnen eingehenden Besuch. Der verständniévolle Leiter des Museums, Kantor Gerike, der zugleich sein Schöpfer ist, hat in dem Museum alles zusammengetragen, was über die Entstehung der Veltener Industrie und ihre Entwicklung Aufschluß geben kann. Sie ist 1828 von dem Oranienburger Töpfer- meer Seidlitz ins Leben gerufen worden und hat mancherlei Schicksale gehabt.

Handel und Gewerbe.

Zu Eingang der heutigen, unter dem Vorsiß des Vizepräsi- denten des Reichsbankdirektoriums Dr. von Glasenapp ab- gehaltenen Sißung des Zentralausschusses der Neichs- bank gab der erste Deputierte, Stadtältester Kaempf dem lebhaften Bedauern des Zentralausschusses über die Erkrankung des Reichsbankpräsidenten Havenstein und den besten Wünschen für seine baldige Wiedergenesung Ausdruck. Der Vorsißende gedachte mit ehrenden Worten des am 4. Mai d. J. verstorbenen Großkaufmanns Adolph Woermann in Hamburg und des am 9. Mai d. J. verstorbenen Bankiers Johann Georg Wolde in Bremen, von denen der erstere seit 1896 als Mitglied, der leßtere seit 1892 als stellvertretendes Mitglied dem P angehört hatte. Die Versamm- lung erhob sich zu Ehren der Verstorbenen von ihren Sitßen.

Demnächst gab der Vorsißende eine Uebersicht über die derzeitige Lage der Bank und stellte unter allseitiger Zustimmung fest, daß ein Anlaß zu einer Veränderung des Diskontsaßzes nicht gegeben sei. Sodann führte er unter Bezugnahme auf die von dem Reichsbankpräsidenten in der Sißung des Zentral- ausschusses vom 28. April d. J. abgegebene Erklärung aus, daß das fast ununterbrochene Anwachsen des zu den Quartals\chlüfsen bei der Reichsbank entnommenen Bedarfs an Zahlungsmitteln (Metall- geld und Noten) für die Zukunft Besorgnisse zu erwecken ge- eignet sei. Fnsbesondere in der lezten Märzwoche des laufenden Jahres habe sih dieser Bedarf, soweit er sih als Verkehrs bedarf im engeren Sinne bezeichnen lasse und in dem An wachsen der Wechsel- und Lombardanlage abzüglih der Zu- nahme der privaten fremden Gelder Ausdru finde, gegen das Vorjahr um nicht weniger als 170 Millionen Mark gesteigert.

Die notwendige Folge der Bedarfssteigerung sei eine fort- geseßte Verminderung der Bardeckung des Notenumlaufs an den Quartals\chlüssen gewesen. Ungecchtet der im Laufe de Zeit eingetretenen und von der Reichsbankverwaltung mit allen Mitteln geförderten Verstärkung des Bar- insbesondere Gold vorrats habe sih die durchshnittlihe prozentuale Defunasziffe in den Perioden 1881/1890, 1891/1900 und 1901/1910 für Ultimo März . von 82,2 auf 76,5 und 58,7 M U Die 604 5 2 E U O 50,7

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also um 32,8 Proz. verschlechtert. B

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Es könne keinem Zweifel rung des Ultimobedarfs in Aufrechterhaltung der Dritt selbsi für normale Zeiten nahezu ausgeschlossen erf Quartals\schluß zusammenfaller

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der Ultimoentnahmen im Wege rieuerung auf eine Eu schränkung des Ultimodedarfs binzuwirken. Diese Verteueruna jei zunächst auf die L j en zu deschränken. Die Lomdardanlage unterliege der aus S 32 Adîags De des Bauk

V U » v r ck. T S, Begreuzung und fei nad & des

Bankgeseges zur Notendeckung nicht verwenddar Zunahme müßse daher als für die Reichsbank erwünscht bezeichnet werden

Gegenwärtig destede inm Effekten Erschwerung der Eumahme vou Ultirodartehen m als mindestens für 10 unter Umständen 14 Tage Zinfezt dereduet werden, wem das Darteheu vor deur Wertettahrs: sdluß üder den legien Werktag des Viertelsahrs hinaus ede am ersten Werktage des ueuen Verteliadrs eunbromtuten werde VOieser Zwaug, dea Ultiuodedarf mit 10 oder 4 Tagen zu verzinsen, veraulaße vielfecd die Dartiehusuchmer. die Vebuige

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für Ungere Zeit zu entnehmen, als Hr eigener Vedar? eS e fordere, und Ne dur Ausleihung au der Virse als tgligdes