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Stolp, 3. September. Der General - Jnspecteur der 1. Armee-Jnspettion, Seine Königliche Hoheit der N Albrecht, Regent des Herzogthums Braunschweig, tra gestern Abend bier ein und besichtigte, wie die 5 O meldet, heute die 36, Kavallecie- und die 41. Jnfanterie- Brigade.
Kiel, 4. September. Das Manöver-Geschwader ist nah dem „Kiel. Tgbl.“ gestern Nachmittag von der Außen- föhrde zurügekehrt, führte Abends Signalmanöver mit elek- trishem Licht aus und ging heute Vormittag um 11!/4 Uhr nah Danzig in See.
Vayern.
München, 4. September. Ueber den Empfang Seiner Majestät des Kaiser® und die Ausshmüdckung der Stadt bringt die „Allg. Ztg.“ folgende weitere Mitthei- lungen : Zum Empfange Seiner Majestät werden sich die sämmt- lichen Prinzen des Königshauses am Bahnhof einfinden; ebenso die Staat2-Minister, der Stadtkommandant, der Polizei- Direktor 2c. Die hier anwesenden Prinzessinnen versammeln sich in den Appartements des Königsbaues, um den Kaiser bei seinem Eintreffen daselbst zu begrüßen. Der Regierungs- Präsident Freiherr von Pfeufer wird dem Kaiser bis zur bayerishen Grenze entgegenreisen. Bei dem Einzug des Kaisers durch die Stadt folgen die Equipagen der Königlichen Prinzen der zweiten Abtheilung der Escorte, und an die Königlichen Prinzen reiht sich dann die Suite des Kaisers an. Die Straßen, durch welche der Kaiser zur Residenz fährt, werden festlih ges{müdckt. Die Flaggenbäume, welche die via triumphalis vom Bahnhof bis zur Residenz markiren, werden durch Guirlanden aus Tannengrün verbunden, ebenso ist ein großer Theil der Bogenlampen an den Mast- bäumen auf dem Maximilianeplay bereits angebracht. Der Triumphbogen am Bahnl\1ofplay erhält eine Höhe von 17 m mit der Kaiserkrone als Abschluß. Das Ganze wird mit grünem Laub, Emblemen, Wappen 2c. dekorirt; zu beiden Seiten der Pfeiler kommen große Bouquets. Die Vorbereitungen zur Beleuchtung des Bahnhofsplaßes wie des Max Josephplates vor der R-.sidenz sind gleihfalls in Angriff genommen. An die Bewohner der Straßen und Pläße, welche der Kaiser bei Seinem Einzuge passirt, ist das Ersuchen er- gangen, ihre Wohnungen zu illuminiren.
Der preußishe Gesandte Graf Eule nburg, der ge- sammte militärishe Ehrendienst mit dem General- Kapitän Grafen Verri della Bosia an der Spige, sowie der Regierungs-Präsident von Oberbayern werden laut Mel- dung des „W. T. B.“ Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm entgegenreisen und Allerhöchstdenselben Montag Abend gegen 7 Uhr auf der Grenzstation Simba ch empfangen.
Sachsen.
Dresden, 3. September. Ueber dieReiseSeiner Majestät des Kaisers durch Sachsen berichten Dresdner Blätter: Fn unserer Récsidenz traf der Sonderzug 9 Uhr 47 Min ein. Das Publikum, welches sich angesammelt hatte, konnte troß aller Mühe niht zurückgehalten werden, es drängte nah dem Hauptperron, auf dessen rehter Seite der Kaiserliche Sonderzug angefahren wax. Nahm nun auch zunächst der Kaiserzug an sih das Fnteresse des Publikums in Anspruch, so vereinigte sich doch sofort alle Aufmerksamkeit auf den Kaiserlihen Salonwagen, als man in dem- selben Seine Majestät in Gardes du Corps-Uniform, äußerst wohl aussehend, und neben ihm den Reichskanzler von Caprivi inmitten ahlreicher Generale figend erblickte. Das Publikum brachte egeisterte Hohs aus und stimmte „Heil Dir im Siegerkranz“ an, worauf Seine Majestät der Kaiser durch wiederholtes Verneigen dankte. Unter Hochrufen rollte der Sonder- zug 9 Uhr 51 Minuten aus dem Böhmishen Bahnhofe. Die Fahrt in unserem Elbthale gestaltete sich zu einer sehr schönen dadurch, daß in den an der Elbe gelegenen Ort- \chasten vielfah Buntfeuer und Feuerwerk abgebrannt wurde, auch verschiedent!ich illuminirt worden war. B sonders Schandau mit seinen stattlihen, am Elbufer sich hinziehen- den zahlreihen Hotels hatte prächtig illuminirt und ben-
galish beleuchtet.
Mecklenburg-Schwerin.
Schwerin, 4. September. Jm Befinden Seiner König- lihen Hoheit des Großherzogs ist seit gestern keine wesentliche Veränderung eingetreten.
Gestern trafen den „Mel. Nachr.“ zufolge Jhre Kaise r- lichen Hoheiten der Großfürst Michael Nikolajewitsch und dessen Sohn, der Großfürst Alexis, von Coburg fommend, in Gelbensande ein.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Eisenach, 4. September. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin is aus Helgoland hier angekommen und wurde von Seiner Königlihen Hoheit dem Großherzog und Jhrer Hoheit der Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin sowie den Spigen der Behörden am Bahnhof empfangen, von wo si die hohen Herrschaften nah der Wartburg begaben.
Sachsen - Meiningen.
Meiningen, 4. September. Für die bevorstehenden Landtagswahlen sind der „Magd. Ztg.“ zufolge von den Sozialdemokraten der Kreise Sonneberg und Saal- feld niht weniger als sieben Kandidaten aufgestellt worden.
Reuß ä. L.
(+) Greiz, 4. September. Jhre Durchlauht die Fürstin wurde heute Morgen von einer gesunden, kräftigen P Engen glücklih entbunden. Das Befinden ift zufrieden- stellend.
Oesfterreich-Ungarn.
Ueber den Verlauf des ersten Manövertages wird Wiener Blättern aus Göpfrig vom 3. d. M. beridtet:
Die erste Kavallerie:Truppen-Divifion (Ost:Partei) rüdckte
von q über Allentsieig gegen Gmünd vor; die zweite
Kavallerie-Truppen-Division (West-Partei) mit dem Gros
von Allentsteig und Stögersbah gegen Edelbach und mit dem Dragoner-Regiment Nr. 15 von Scheideldorf über Göpfriß an der Wild sollte gegen Horn vorrücken. Beide Kavallerie: Truppen-Divisionen haben JZäger-Bataillone sehr ge- {idt benußt, um für ihre Aftion Stüßpunkte zu gewinnen. Das zweite Corps hat nach einem starken Marsh mit seinen drei Jnfanterie-Truppen-Divisionen die Gegend östlich der Wild erreiht, das achte Corps ist in Stögers-
bach und Groß- Haselbach, wesilich des großen Wald- komplex:s der Wild, eingetroffen und hat die im Anmarsche befindliche 21. Landwehr Division mittelst eines starken Marsches bis südöstlch von Schrems gebracht. Die Aufmerksamkeit beider Corp3 is augenscheinlich auf die Festhaltung der Budweis-Horner Straße, und hauptsähhlih, um nicht die Ver- bindung mit ihren Armeen zu gefährden, gegen die südlichen Flügel gerichtet. : |
Die heutige U-bung wurde durch die Aktion der Kavallerie ausgefüllt. Die erste Kavallerie - Truppen - Division (FML. Gradl) führte sie in echt fkavalleristisher Weise dur eine energishe, weitausholende Bewegung gegen den südlichen Flügel des ahten Corps aus. Die zweite Kavallerie-Truppen- Division (FML. von Gemmingen) sammelte fih bei Edelbach und erwartete dort den Angriff des Gegners. Jn Folge dessen kam es, nahdem die erste Kavallerie-Truppen- Divifion über drei Meilen in theilweise sehc shwierigem Terrain zurücfgelegt hatte, Mittags zu einem allgemeinen Zusammenftoß der Reiterei, die erste Division debouchirte zwischen zwei Waldungen und schritt, ungeachtet des zum Theil versumpften Vorterrains, entshlosen zur Attaque, welche die zweite Division ebenso energish annahm. Ï x
Die Entscheidung fiel zu Gunsten der West-Partei aus; nach kurzer Verfolgung wurde die interessante Uebung um 1 Uhr eingestellt.
Während dieser großen Kavallerie-Aktion war die Vorhut des zweiten Corps (49. Jnfanterie- Brigade) unaufgehalten gegen die Wild vorgerückt, wo sie auf das Jäger-Bataillon (des achten Corps) traf; leßteres zog sich, nachdem si die feindliche Ueberlegenheit ausgesprochen hatte, auf sein Corps zurück, Die Leistungen der den Kavallerie-Divisionen zu- 2% au Jäger: Bataillone waren überhaupt sehr anerkennens- werth.
Seine Majeslät der Kaiser Franz Joseph verfolgte mit Jhren Majestäten dem Kaiser Wilhelm, dem König von Sachsen und Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen Georg hauptsächlih die Bewegung des zweiten Corps (Oft- Partei) entlang der Straße von Horn über Altenburg, Fuglau, Röhrenbach, Winkel und Aepfelgeschwend, sodann den Zusammensloß beider Parteien, und zwar meisten- theils in der Umgebung von Edelbah. Nach 1 Uhr wu1de das Manöver abgebrochen und Seine Majestät der Kaiser begab Sih mit Seinen Erlauchten Gästen zu Wagen über Merkenbrechts und Göpfriß nah Schwarzenau. Sämmtliche Ortschaften, welhe Jhce Majestäten passirten, waren festlih beflaggt: in ben meisten hatten die Bewohner au \{chmudcke Ehrenpforten errichtet. -Allenthalben begrüßten diz Bewohner den erhzberen Herrscher mit begeisterten Hochrufen.
Der Leibarzt des Deutschen Kaisers, Dr. Leuthold, stürzte auf dem Manöverfelde mit dem Pferde und zog si eine leihte Verlegung am Hinterhaupt zu.
Jn Prag und in Reichenberg werden nah der Presse“ für den Empfang Seiner Majestät des Kaisers große Vorbereitungen getroffen. Während der Anwesenheit des Monarchen in der böhmischen Landeshauptstadt soll eine Fllumination derselben und ein Fackelzug stattfinden. Fn Reichenberg sollte vorgestern das Empfangsprogramm in An- wesenheit des Statthalters endgültig festgestellt wer- den. Die Gemeindevertretung von Eger hat an- geregt, daß sämmtlihe deutshen Städte Böhmens durch Deputationen ihrer Gemeindev:riretungen an dem Empfange Seiner Majestät in Reichenberg theilnehmen sollen. Sn allen Prager Vorstädten werden umfassende Vor- kehrungen zur Begrüßung d:s Kaisers getroffen, da der Monarch duch alle neuentstandenen Stadttheile fahren und die industriellen Unternehmungen, sowie die öffentlihen Bauten besihtigen wird. Aus den La1ndbvezirken, deren Amtssige in den betreffenden Vorstädten sind, werden alle Gemeinde- vorstände und Korporationen zur festlichen Begrüßung er- scheinen.
Der böhmische Landesaus\chuß hat in seiner vor- gestrigen Sißung den jungczechisch2n Reichsraths-Abgeordneten Richard Purghart, welcher Direktor der czechishen Landes- Acerbaushule in Budweis i|ff, nah vorausgegangener Disziplinar-Untersuchung von dieser seiner Stelle suspendirt, weil derselbe in das Abgeordnetenhaus eingetreten war, ohne seine vorgeseßte Behörde, den Landesausshuß, hiervon zu ver- ständigen, ohne um einen Urlaub nachzusuhen und ohne für seine Vertretung an der erwähnten Lehranstalt vorzusorgen.
Das Aktionscomité der Ausstellung versendet folgendes Communiqué: Das Aktioneècomité wird in Ge- meinschaft mit dem Verkehrsauëeschuß Vorkehrungen treffen, damit bei der zu erwartenden großen Anzahl der Besucher vom 6. bis 9. d. M., aus Veranlassung ter Säkularfeier der Krönung Leopold 11. zum König von Böhmen, durch die Bürgerschaft selbst die Ordnung aufrecht erhalten werde. Das Alktionscomité ist überzeugt, daß zufolge dieser Vor- kehrungen jede Jntervention der Behörde unnöthig sein, E Publikum die Ocdner in jeder Richtung unterstüßen werd2.
Der „Magyar Allam“ warnt die ungarische Presse davor, bei jeder Gelegenheit, wie jeßt, wegen der Niederlegung eines Kranzes am Grabe des Banus FJellacic Seitens der Offiziere des seinen Namen führenden Regiments, anti- ungarishe Demonstrationen zu entdeckden. „Die ungarische Staatsidee,“ sagt das katholische Parteiblatt, „ist stark genug, daß sie ernste Beleidigungen ahnde, aber andererseits erlaubt die Staatsidee nicht, daß wir Beleidigungen gewaltsam suchen und sie uns selber fabriziren, denn sowie die Erduldur g wirk- licher Beleidigungen unser Ansehen {chwächen würde, ebenso shwächen wir dasselbe auch, wenn wir uns so ohnmächtig zeigen, daß uns Jeder insultiren kann. Achten wir uns und das Vaterland etwas besser.“
Großbritannien und JFrland.
Die „Times“ enthält eine ausführlihe Besprechung über die deutshe Arbeitergeseßgebung der legten zwölf Monate. Sie preist darin den Kaiser als des Arbeiters treuesten Freund und weist auf den Umschlag hin, der seit seinem Regierung2antritt über den Geist des Sozialismus gekommen sei. Seine Versöhnungspolitik sei durch die darauffolgenden Ereignisse vollkommen gerecht- fertigt... . Der Sozialiemus sei zwar nicht ganz ausgestorben, aber er sei do seiner s{hlechtesten Elemente ent- kleidet worden. Die „Times“ nennt das Arbeitershußgeseß vom legten Juni die Magna Charta des deutschen Arbeiters. Es stelle ihn auf dem Gebiete der Geseggebung dem englischen Arbeiter gleich und überhole diesen noch in gewissen Hin- fichten. Kaiser und Reichstag verdienten die wärmste An- erkennung für ihre Bemühungen auf diesem Gebiete.
Frankrei.
Paris, 5. September. Vom 11. bis 14, d. M. finden, wie „W. T. B.“ berichtet, im Alpengebiete an der französish-italienishen Grenze unter dem General Mathelin große Manöver statt. :
Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim hat sich nach Lourdes begeben. : i
Mit dem französishen Packetboot „Sindh“ sind in Marseille 37 aus Rußland vertriebene Juden ein- getroffen, welhe versucht hatten, in verschiedenen syrischen Häfen zu landen, jedoch überall zurücckgewiesen waren.
Rußland und Polen.
Seit etwa Jahresfrist war, wie die „Allg. Ztg.“ erfährt, ein besonderer Ausshuß unter Vorsiß des Kojakenhetmans Fürsten Swjatopolk - Mirski auf Befehl des Zaren mit den Mobilmachungsvoorbereitungen für die Ko- sakenheere beschäftigt. Es galt namentlih, die Mobil- machung der niht im Dienst befindlihen, zum 2. und 3. Auf- gebot gehörenden Kosaken zu fördern, da diese Kosaken sofort beim Ausbruch eines größeren Krieges in neuzubildenden, bereits in Stämmen vorhandenen Regimentern Verwendung finden. Der Ausschuß, zu welhem außer namhaften Kosaken- Generalen auch General-Major Graf Keller vom Generalstabe gehörte, hat jeßt seine Arbeiten in, wie es heißt, sehr erfolg- reiher Weise beendet, und man kann annehmen, daß die ge- sammten Kosakenh:ere künftighin weit früher Ériegsfertig sein werden, als bisher. : i
Die Wiener „Presse“ schreibt: „Daß man in St. Peters- burg gegenwärtig ein ganz besonderes Gewicht auf die Erleichterung des Seeverkehrs mit Wladiwostok legt, ist er- flärlih, da von dort aus befanntlih der Bau der sibiri- schen Pacificbahn in Angriff genommen wurde und nicht blos Eisenbahn-Material, sonderu auch Arbeiter, wozu der Bauleiter General Annenkow mit Vorliebe Soldaten ver- wendet, auf dem S:ewege nah dem ostsibirishen Hafen ge- schafft werden müssen. Der Landweg ist für solche Trans- porte absolut ungeeignet.“ Z
Ftalien.
Rom, 4. September. Die hiesigen Blätter erklären die Nahhricht, der Kriegs-Minister beabsihtige die probe- weise Mobilisirung eines Armee-Corps, auf das Eat- schiedenste für unrichtig.
Die (gestern gemeldete) Nachricht des „Capitan Fracassa“ über eine ernstere Erkrankung des Papstes bestätigt ih, wie „W. T. B.“ meldet, niht. Der Papst promenirte gestern, wie heute, über eine Stunde im Garten, ertheilte im Vorübergehen mehrere Audienzen und empfing sodann, wie ie den Staatssekretär Rampolla, sowie die päpstlichen
rälaten. :
Amtliche Meldungen aus Massova h bestätigen, wie die „K. Z.“ erfährt, daß zu den Nachbarstämmen und den Herrschern in Tigre das beste Verhältniß besteht, sodaß ‘dem- nächst keine Verwickelungen zu befürchten sind.
Wie man aus Rom meldet, nimmt die skandi- navishe Reise des Prinzen von Neapel einen überaus befriedigenden Verlauf. Seine Fahrten sind vom besten Wetter begünstigt und die Bevölkerung bereitet dem hohen Reisenden überall eine sehr freund- liche Aufnahme. Ja den lezten Tagen des August hat der Kronprinz das Nordkap berührt, die große Fischereistation in Lyngen Fjord besichtigt, den Berg Torghatten bestiegen und Namsos besucht, dessen Einwohnerschaft den Prinzen lebhaft begrüßte.
Türkei.
Konstantinopel, 4. September. Wie die „Agencz de Constantinople“ erfährt, wäre der türkishe Botschaster in Wien Zia Bey hierher berufen worden und dürfte an Stelle des zum Präsidenten des Staatsraths designirten Said Pascha zum Minister des Auswärtigen ernannt werden.
Der Kaiserlihe Hat, durh welhen die Aenderungen in der Zusammensezung des Kabinets verfügt werden, führt als Grund derselben lediglih an, daß sih der Kabinetswechsel als eine Nothwendigkeit erwiesen habe. Ueber die Beweggründe und Zwecke des Kabinetswechsels herrscht volle Ungewißheit.
Wie dem „Hamb. Korresp.“ geschrieben wird, ist der Metropolit von Berat (Albanien), Msgr. Dorotheos zum Locumtenens des ökumenishen Patriarchats ge- wählt. Der Metropolit von Hzeraklea Germanos, dem die Stellung angeboten worden war, hatte abgelehnt. Die Wahl 1 e Dorotheos bedarf nunmehr der Bestätigung dur
ie Pforte.
Rumänien.
Bukarest, 4. September. Zu der Meldung Bukarester Blätter, daß König Carol den König von Ftalien be- suchen werde, bemerkt die „Agence roumaine“, da beide Könige sih einander nahe befinden würden, so sei eine Be- gegnung wahrscheinlih; doch werde diese zufällige, keinesfalls vorbereitete Zusammenkunft weder einen offiziellen, noch einen politishen Charakter haben.
Dänemark.
Kopenhagen, 5. September, Der König von Däne- mark hat sich laut Meldung des „W. T. B.“ heute früh mit dem Kaiser von Rußland, dem König von Griechenland und anderen Mitgliedern der Königlichen Familie von Helfingör aus nah der Junsel Hven begeben, um der Einladung des Königs von Schweden zur Theil- nahme an einer Hasenjagd Folge zu leisten.
Die Befestigungsarbeiten um Kopenhagen machen, wie der „Polit. Corr.“ berihtet wird, beständige Fort- schritte, namentli die Anlagen am Meer. Hier erhebt sich schon der Unterbau des im Meere selbst zu erbauenden Mittelgrund- forts, welches unbedingt das stärkste unter allen werden wird. Im Laufe des Sommers sind 350 Betonblöcke, jeder von einem Gewiht von 60 Tons, im Meere gelegt worden; sobald noch weitere 50 Blöcke gelegt sind, ist der Unter- bau fertig, worauf man sofort zur Fertigstelung des Ober- baues schreiten wird. Zur Füllung des von den Cement- blöcken begrenzien Raumes waren 48 000 Kubikfaden kleineren Steingerölls erforderlih, für den Wellenbreher 8000 Kubik- faden gewöhnliher Steine und 3000 Kubikfaden Granit. Der Unterbau oder vielmehr die künstliche Jnsel, auf welcher das Fort errichtet werden wird, hebt sich 45 bis 70 Fuß über den Meeresspiegel. Die Kanonen, welche theilweise von allershwerstem Kaliber, theilweise von kleinerem,
aber do panzerbrechendem Kaliber sein werden, sollen hinter einem 80 Fuß dicken Erdwall, und zwar in offenen Batterien stehen. Zwischen den Kanonen werden kleinere Traversen errichtet, um die Mannschaften gegen Splitter zu {ügen ; zwischen den verschiedenen Batterien werden sehr starke Traversen errichtet, welhe sich bis zum Mittelpunkte des Forts verlängern. Der Kommandothurm, welcher \ih hier befindet, erhebt sich ungefähr 80 Fuß über den Mecres- spiegel. Die Kasematten, welche in einer Tiefe von 20 bis 30 Fuß liegen, haben eine Höhe von 10 Fuß und werden vorzügli gelüftet werden. Die Kasernen und Munitions- lager sind vollständig geshügt. Es wird beabsichtigt, eine be- sondere Seeminen- Abtheilung in dieses Fort zu verlegen. Wie verlautet, werden die bereits bestehenden fieben Seeforts noch vermehrt werden. Asien.
China. Ueber die Zustände im Thale des Yang- Tse-Kiang, wo, wie in der Nummer 207 d. Bl. vom 3. d. M. gemeldet, abermals Unruhen stattgefunden haben, bei denen ausländische Missionen zerstört wurden, wird dem Pariser „Temps“ unter dem 17. Juli aus Peking geschrieben:
* Das Kaiserlice Dekret, welches nah gewissen allzu optimiftisch gesinnten Diplomaten die Unruhen im Süden sogleih bâtte be- \ck@wicktigen sollen, scheint diefen Zweck nicht ganz erfüllt zu kaben. Seit der Botschaft des Kaisers haben die Einäscherungen und Plünderungen der Misfionen und fremden Nieder- lassungen im Yang-Tse-Thal ungehindert ihren Fortgang genommen. Die Gährung hat \ich sogar auf andere Pro- vinzen ausgedehnt; drohende Maueranschläge werden überall ver- breitet, bis nah Mukden, der Hauptstadt der Mandschurei und Wiege
der Dynastie, von der man glauben konnte, sie wäre mehr als andere Städte gegen solch: Aufreizungen gefeit. Andererseits versiwert man urs, in den westlichen Provinzen des Shen-Ti und des Kan-Su, wo das muselmännishe Element vorberrscpt, sei ebenfalls eine starke Auf- regung bemerklich. Sollte ein Aufstand im Anzuge fein ? Die Lage ist, wie man sieht, eine äußerst bedenk- lide. Keine irgendwie erhebliche Genugthuung ift auf die
vereinten Bemühungen der fremden Diplomaten erfolgt; denn die Hinrichtung von vier oder fünf armen Teufeln, die ledigli Strobmänner waren, hat nichts zu bedeuten. Von den Beamten, welbe ih schwach oder nabläfsig zeigten — nach einer anderen Version bâtten sie m!t den Brandstiftern und Mördern unter einer Dee gesteckt — ist noch keiner abgeseßt worden. Doch einer: der Tschchien von Wu-Hu, der einzige Mandarin, der errnstlice An- strengungen machte, um die Fremden zu \{chüten, hat seinen Rang eingebüßt. Der Tao-Tai hingegen, dessen Haltung \chweren Tadel verdiente, ist noch immer auf seinem Posten.“
Australien.
Samoa. Die jüngsten in England eingetroffenen Post- nacrihten besagen, der „A. C.“ zufolge, daß in Apia große Besorgniß wegen der fkriegerishen Haltung Mataafa's herrsht. Der unzufriedene Häuptling wohnt jeßt in Malie, von einer großen Gefolgshaft Wilder umgeben. Der König hat ihm befohlen, nach Apia zu kommen, Mataafa aber hat sich dessen geweigert, weil er Verhastung befürchtete. Der Stadtrath von Apia befürchtet einen Angriff Mataafa's und hat deshalb um die Dienste des deutshen Kanonenboots „Sperber“ ersucht. Der englishe, amerikanische und deutshe Konsul haben in einer gemeinsam erlassenen Proklamation erklärt, daß die europäishen Mächte entschlossen find, die Regierung des Königs Malietoa zu stüßen. Jn der Proflamation wurde den Eingeborenen befohlen, auseinander zu gehen und fih innerhalb vier Tagen nah Hause zu begeben. Die Proklama: tion a eine heilsame Wirkung gehabt, und die Panik ift in gewissem Maße vershwunden.
Handel und Gewerbe.
€äglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien, An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10280, nit recht- ¡eitig geftellt keine Wagen. In Obersblesien sind am 3. d. M. geftellt 3929, ni@t reHtzeitig gestellt keine Wagen.
Lei pzig, 4. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- bantel. La Plata. Grundmuster B. pcr September 3,75 Æ, per Oktober 3,75 4, per November 3,777 #4, per Dezember 3,80 #, per Januar 3,827 6, per Februar 3,823 6, per März 3,825 #4, per April 3,824 4, per Mai 3,823 4, per Juni 3,825 # Umsay 630 C00 kg. Behauptet.
Verkehrs-Anstalten.
Nas éiner Bekannimacung der Königlihen Eisenbahn- Direktion zu Berlin (zugleich Namens der übrigen betheiligten V. rwaltungen) gelten die Säße des am 1. September d. I. in Kraft getretenen allgemeinen Ausnahmetarifs für Getreide und Mühlenfabrikate im Lokal- und Wewhselverkehr der preußischen Staatébahnen 2c., soweit dieselben billiger sind, als die normalen Sête des Spezialtarifs 11, auch für den Artikel Kleie aller Art. Diese Bestimmung tritt ferner in Wirksamkeit für alle dicjenigen deutshen Eisenbahn-Verwaltungen, wel {e den genannten Aus- nabmetarif gleichfalls bereits angenommen baben, Dem Ausnahme- tarif sind inzwischen noch beigetreten: die Mecklenburgise Südbahn-, Werra-Bahn (ohne Kilometer - Zuschläge), Kerkerbahtahn, Georgs- Macienbütten-Eisenbahn (mit Station Georgs-Marienbütte), Stendal- Tangermünder, Halberftadt-Blankenburger (mit besonderen Zuschlägen), Arníîtadt - Iltershausener, Hohenebra - Ebelebener, Ilmenau - Groß- TVreitenbaher, Ruhlaer, Weimar - Berka - Blankenhainer Eisenbahn (die leßten fünf Babnen mit Kilometer-Zuschlägen).
Bremen, 4. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Weser“ ift gestern in Bremerhaven angekommen. Der Schnelldampfer „Glbe“ is geftern Nachmittag
: pon Southampton nach New-York, der Schnelldampfer „Fulda“
nach der Weser weitergefahren. Der Dampfer „Graf Bismarck * ist gestern auf dér Fahrt nach Brasilien in Coruna und der pri Ss A „Sachsen“, von Ost-Asien kommend, in Genua ein- getioffen.
— 5. September. (W. T. B.) Der Reichs-Postdampfer „Hobenstaufen*“ hat am 4. September Nachmittags die Reise von Antwerpen nah Bremen, der Reichs- Postdampfer „Sachs en“ am 3. September Nachmittags die Reise von Genua nah Southampton, und der Postdampfer „Gera“ am 4. September Vormittags die Reise von Vigo nah Antwerpen fortgeseßt.
Hamburg, 4. September. (W. T. B.) Hamburg -Amerika- nische Padcketfahrt - Aktien- Gesellshaft. Der Snell- dampfer „Normannia“ ift, von New-York kommend, heute Morgen in Southampton angekommen.
Theater und Musik.
Heute vor hundert Jahren, am 5. September 1791, wurde Giacomo Meyerbeer — R Jacob Meyer Beer — in Berlin geboren. Meyerbeer is durh seine. großen Tonshöpfungen der Hauptrepräsentant der großen fran-
zösischen Oper. Seine musikalishe Ausbildung hatte er in Berlin bei Zelter genossen; in Wien bildete er sich noch weiter im Klavierspiel aus; von hier ging er nah Jtalien, wo Rossini seine ersten Triumphe feierte, und von dort aus nah Paris. Hier fand er mit seinen zahlreichen Kompositionen die meiste Anerkennung. Auber's „Stumme von Portici“ welhe mit den bisherigen Traditionen brach und eine sharfe dramatishe Entwickelung auch in der Komposition zum Ausdruck brachte, führte Meyerbeer in dieselbe Rihtung, in der er die Anderen überstrahlte und die bis dahin herrschende italienishe Oper in den Schatten stellte. Sein erstes großes Werk war „Robert der Teufel“, der am 22. November 1831 in Paris zum ersten Male aufge- führt wurde. Hiermit hatte er den Erfolg, nah demer strebte, erreicht und sich zugleich eine herrshende Stellung errungen, die ihn zu dem Wortführer der neuen, in der großen französischen Oper zum Ausdruck kommenden Kunstrihtung machte. Sein zweites großes Werk „Die Hugenotten“ wurde am 21. Februar 1836 in Paris gegeben. Mit diesen beiden Opern wurde er der Held des Tages, der auf allen Bühnen Europas gefeiert wurde. Von König Friedrich Wilhelm IV. 1842 zum General:Musikdirektor ernannt, kehrte er nah Berlin zurück, wo er die Oper „Das Feldlager in Shhlesien“ und später den „Propheten“ fkomponirte. Leßterer kam am 16. April 1849 zur ersten Aufführung und zwar in Paris, Sein letztes größeres Werk, dessen Auf- führung er noch erlebte, war die lyrish - fomishe Oper „Dinorah“, während „Die Afrikanerin“ erst nah seinem am 2. Mai 1864 erfolgten Tode zur Aufführung gelangte.
Js heute auch die Geshmacksrihtung eine andere geworden und vornehmlich von Wagner's deutscher Oper beherrscht, so stehen Meyerbeer's große Tonshöpsungen doch als Repräsentanten einer musikalishen Vergangenheit noch in hohem Ansehen, und insbesondere die „Hugenotten“ und der „Prophet“, welhe mit außerordentlihen Mitteln auf den Effekt hinarbeiten, sind von bleibendem Werth.
Das Königlihe Opernhaus feiert den 100. Geburtstag Meyerbeer's heute Abend durch Aufführung von „Robert dem Teufel“ und wird auch in weiterer Folge die anderen
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großen Opern neu einstudirt in Scene gehen lassen.
Kroll’s Theater.
Zur Vorfeier von Meyerbeer's bundertistem Geburtstag wurde cestern, mit Genehmigurg der General-Intendantur der Königlichen Stauspiele, der „Prophet“ auf diefer Bühne gegeben. Die aus- gezeichneten Kräfte, welde gegerwärtig hier gaftiren, Hr. Emil Goeße und Fr. Moran-Olden, ließen dieses Unter- nebmen vollständig gerechtfertiat erscheinen. Fr. Moran- Olden legte als Fides von Neuem Beweise ihres außerordentli drama- tischen Talents und ihrer Künftlerskaft im Gesang ab. Die großen Arien „21ch mein Sobn“, „O gebt“ und „Baalepriester ihr“ waren Meisterleistungen, in denen die mächtige Stimme zu glän- zender Entfaltung kam. Es giebt wenige Altstimmen von einer solchen Kraft und von einem so volltönenden Wobl- laut, wie es die Stimme der Fr. Moran - Olden ift; ihr Vortrag war künstlerisch abgerundet und von wabrer dramatischer Kraft. Die Wirkung ihrer musikalisW und dramatisch glänzenden Leistung theilte fih auch ihrer Partnerin, Frl. Prosfky, mit, wel(e die Partie der Bertha übernommen hatte, Konnte auch ihr Solo- gesang weniger befriedigen, da sich in den s{chwierigen Partien nur zu oft die Mängel ihrer musikalishen Ausbildung geltend matten, so war ihr Antheil an den Duetten mit der Fides doh in jeder Hinsicht ein lobenswerther; die beiden Damen batten sie vortrefflich einstudirt und erzielten damit eine tiefergreifende Wirkung. Hrn. Emil Goetze's Prophet géhört zu den besten Partien dieses Künstlers; aber wir meinen, daß er nicht hausbälterisch genug, sondern eher zu veishwenderisch mit seinen großartigen Mitteln umgeht und sich zuweilen etwas übernimmt. Der Erfolg, den er damit erzielte, war zwar ein dur{sclagender, aber in feinem eigenen Interesse wäre es zu wünscen, daß er das Ne quid nimis beberzigte. Neben diesen drei Künstlern traten die übrigen vielleiht etwas mehr als zulässig in den Hinter- grund; die drei Wiedertäufer nabmen etwas zu viel Nachsicht für si in Anspru. Ungetheiltes Lob muß dem Ortester und ver Scenerie gespendet werden; bei den Mitteln, über wel(e die kleine Bühne verfügt, und dem sehr beschränkten Raum, der ihr zu Gebote steht, war das, was geleistet wurde, durchaus anerkennenswerth. Im Garten war zur Feier des Tages vor dem Hauptorchester die Büste Meyerbeer's aufgestellt.
Im Königlichen Opernhause geht morgen der „Trompeter von Säkkingen* in Scene. — In der Montagsvorftellung der Oper „Rigoletto“ sind die Damen Herzog und Rothauser, die Hrrn. Bulß, Rothmübl und Krolop beschäftigt. Am Dienstag gelangt „Tristan und Ijolde* mit den Damen Sucher (erstes Auftreten nach den ges und Staudigl, den Hrrn. Gudehus, Beß und Mödlinger zur
arstellung.
Am Freitag wird im Königlihen Schauspielhause ein Einakter- Abend veranstaltet werden. Zum ersten Male geht das Lust- spiel „Am Fenster“ von Felix Philippi mit Frl. Kramm, den Hrrn. Vollmer, Müller, Arndt, Krause, Plas&ke, Siegrist und Will in Scene. Die zweite Neuheit des Abends bildet das Stück „Die Augen des Herzens“, nah dem Italienischen des Gallina von Julius Stinde bearbeitet. — In dem Stück wirken die Damen Seebah, Schramm, Kah'e, Hotenburger, Conrad und Abih, die Hrrn. Arndt, Hartmann, Purschian und Eichholz mit. — Den Beschluß bildet der Einakter „Hrn Kaudel’'s Gardinenpredigten“.
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 6. bis 12. September lautet: Sonntag: „Der Trompeter von Säkkingen“. Montag: „Rigoletto*. Dienstag: „Tristan und Isolde“ (Anfang 6# Uhr). Mittwod: „Robert der Teufel“. Donnerstag: „Zar und Zimmermann“. Freitag: „Die Walküre“. Sonnabend Neu einstudirt: „Carmen“.
Für das Schauspiel: Sonntag: „Wilhelm Tell‘, Montag: „Ein Scbritt vom Wege“. Dienstag: „Romeo und Julia“. Mitt- woh: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Minna von Barnhelm*“. Freitag: Zum ersten Mal: „Die Augen des Herzens“. Zum ersten Mal : „Am Fenster“. Neu einstudirt: „Herrn Kaudel’s Gardinenpredigten“. Sonnabend: „Das Käthchen von Heilbronn“. à
Im Deutschen Theater geht am Freitag „Der blaue Brief“, Lustspiel in 4 Aufzügen von Rudolf Stra, zum ersten Male in Scene. Morgen und am Dienftag wird „Wildfeuer“ gegeben; am Montag findet eine Aufführung von dem Schauspiel „Die Stüyen der Gesel- \haft* ftatt, in welcher Frl. Marie Wolff vom Stadt-Theater in Frank- furt "t in der Rolle der Lona Hesel erstmalig auftritt. Für Mittwoch ist „Das Wintermärchen“ und für Donnerstag „Die Kinder der Excellenz“ angeseßt. Das Ende der Woche bringt auf besondere An- regung bei Gelegenheit des bier tagenden internationalen Sgriftsteller- Kongresses eine Zusammenstellung beider Theile des „Fauft“ und zwar am Sonnabend den 12. „Faust“ I. Theil und Montag den 14. „Faust
od“. Mit „Wilhelm Tell“, der am Dienstag zum erften Mal in Scene geht, beginnt das Berliner Theater feine diesjährigen Novitäten. Ludwig Barnay spielt den Tell, Ferdinand Suske den Geßler, Arthur Kraußneck den Attinghausen, Hans Johannes den Rudenz, Emanuel Stockhausen den Melcthal; die Gertrud wird von Martha Baumgart, die Hedwig von Nuscha Bute, die Bertha von “Ida Bauer und die Armgard von
Margarethe Lona dargestellt. Am Donnerstag und Sonnabend finden die ersten Wiederholungen von „Tell“ ftatt. Der morgige Sonntag Nachmittag bringt das Lastspiel „Goldfishe“, der Abend eine Ausführung des „Hüttenbesiter*“, der au am Mittwoch gegeben wird. Am Montag, Freitag (2. Abonnements-Vorstellung) und am râhsten Sonntag Nahmittag geht „Ein Tropfen Gift“ in Scene, mi1 Agnes Sorma in der Rolle der Hertha.
Das Lessing-Theater bringt, wie {on mitgetheit, als nächfte Neu-Aufführung am Freitag das Schauspiel ,Francilion“ von Alexander Dumas fils, Das Lustspiel „Falsche Heilige“ wird am Dienftag, Mittwoch und Sonnabend wiederholt, während am Montag eine Wiederauffübhrung von P. K. Rosegger's Volks\chauspiel „Am Tage des Gerits* stattfindet.
__ Im Friedrih-Wilbelmstädtishen Theater bleibt für die nächsten Abende no6 Suppé's „Boccaccio®* auf dem Spielplan. Bis zur Erstaufführung der neuen Audran’schen Vaudeville-Dperette „Onkel Cyprian“ gelangen noch méhrere der beliebtesten früheren Repertoire-Werke abwebselnd zur Aufführung.
Francesco d’Andrade’s Gafispiel bei Kroll umfaßt nur noch drei Abende. Am Dienstag tritt Sgr. d'Andrade noch einmal als „Don Juan“ auf Emil Götze singt morgen noch einmal den Phôbus in „E8meralda“, während am Montag „Lakmé“ wiederholt wird.
Am Donnerstag, den 17. September, eröffret das Concert- baus seine Pforten, um die 25. Coticetisaifon zu beginnen. Der Kapellmeister Meyder, der bereits seit sechs Jahren sich die An- erkennung des musikliebenden Publikums erworben, wird auch in dieser Saison die Leitung der Concerte übernehmen. Die Kapelle, welde im Sommer theils in Kreuznach, theils in Liebau concertirte, bestebt in Berlin aus 70 Mitgliedern. unter denen jedes Inftrument mit Soliften erften Ranges vertreten ist. Die Concerte werden in folgender Weise stattfinden: Am Sonntag, Dierstag, Donnerstag und Sonnabend, am letzteren Tage mit Gesangskräften, die Gesellshaftzabende mit neuestem Programm, am Montag Sinfonie- Concerte, und in diefen wird u. A. ein Cyklus von Raff’ schen Sinfonien von 1—11, sowie eine Wiederbolung der sämmtlichen sinfonishen Dichtungen von Franz Liszt zur Auffübrunz gelangen. Mittwos werden Kompositionen der neuen Swbulen unter persôn- liher Leitung der Komponisten der Jettzeit aufgeführt, und Freitags Wagner- und Virtuosen-Abende ftattfinden. Wie feit 24 Iahren tht zu erwarten, daß das Concerthaus au in diesem Jahre das Beste in musikali1cher Hinsicht zu bieten, ¿u unterstützen und zu fördern bestrebt sein wird,
Mannigfaltiges,
Der Ober-Befehléhaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, General- Oberst der Infanterie von Pape, und Gemahlin begingen, wie der „Tägl. R.* gemeldet wird, am 4. September die Feier der goldenen Hochzeit in aller Stille und nur im engsten Familienkreise.
Die Leibe des Landricters Dr Holst aus Schöneberg, welcher bei Besteigung des Triglav verunglückte, ift, nach einer Ms des „W. T. B.* aus Laibah gestern früh aufgefunden word:n.
Wenngleich die von den Gemeindebehörden beschlofsene Verbreites rung der Gertraudtenstraße, der Straße am Spittelmakt, sowie eines Theils der Breiter straße den Verkehrsinteressen Benüge leisten dürfte, fo bält ein großer Tbeil der Bürgerschaft jener Stadtgegend diefe Mafk- regel denno noch nicht für völlig ausreihend und hat sich deébhalb in einer Eingabe an den Magistrat mit der Bitte gewendet, nach erfolgter Verbreiterung der Gertraudten- straße von der Wiederbebauung des von dem Petri- Plaß, der Gertrautten-, Sharrn- und Breitestraße einges{lossenen Blocks, auf dem sich jeßt das Köllnishe Rathhaus befindet, abzusehen, diesen E in einen Schmuckplay umzuwandeln und zur Erinnerung an den Köllnishen Rathéstukl daselbst ein Denkmal zu errihten. Außer- dem heben die Bittsteller bervor, daß der Stadttheil zwischen Friedrichsgraht und der Gertraudtenstraße gerade zu denjenigen ge- hôre, der in gesundbeitliher Beziehung am Meiften zu wünschen übrig lasse, da die Fischer- und Petristraße, die Schornsteinfegergafse, die Rittergasse und die Köllnishe Gasse daselbst eng, winklig und mit alten Gebäuden beseßt seien und ciner Verbesserung durch Schaffung von Plätzen dringend bedürfe,
An Vermächtnissen und Geschenken sind bei der Haupt- stiftungs-Kasse des Magistrats im Monat Auguft eingegangen : 2054,89 A (darunter 1009 Æ# vom Geh. Kommerzien-Rath Man- beimer, 300 ( dur Martin Cunow von den Hinterbliebenen der Fr. Feodora Cunow, geb. Silber, 150 # von Fr Anna Koerner-Paeßz in Velpke 2c), 116,75 Æ an Kollektengeldern, 591,45 4A aus \chiedémännishen Vergleihen und Cessionen, zusammen 2763,04 Æ
Im städtishen Obdach kefanden si{ch am 1. August d. I. 108 Familien mit 402 Perfonen, darunter 28 Säuglinge, und 70 einzelne Personen. Am 1. September war der Bestand 73 Familien mit 249 Personen, darunter 16 Säuglinge, und 64 einzelne Personen. Das Asyl für nättlihe Obdatblose daselbst benußten im Laufe des Monats August 11102 Personen und zwar 10 149 Männer, 953 e Von diesen Persoren wurden 5 dem Krankenhause Friedrihs- ain, 40 dem Krankenhause Moabit, 12 der Charité, 1 der Kranken- abtbeilung des Obdahs Überwiesen, 397 (375 Männer, 22 Frauen) der Poli:ei vorgeführt.
Aus Anlaß des Umstandes, daß neulich Jemand in dem Kasfsen- bureau der städtishen Sparkasse vom Herzschlage getroffen und kurze Zeit darauf verstorben ist, ohne daß es gelungen wäre, ärztlihe Hülfe zu schafffen, bat das Kuratorium der ftädtishen Sparkasse den Beschluß gefaßt, auf Koften der Sparkasse in jeder der beiden Abtheilungen in der Klofter- und Zimmerstrafie, Beamte als Samariter auébilden zu lafsen und für jede Abtheilung einen sogenannten Rettungskaften, einen Dr. Esmar(’\hen Apparat, zu beschaffen, um bei vorkommenden Krankheitsfällen die erste Hülfe leisten zu können.
Der siebente deut \che Stellmacher- und Wagnertag ift beute bierselbft im Kaisersaale des Etablissements Buagenbagen zu- sammengetreten. Der Sitzung wohnte als Vertreter der Stadt der Stadt-Shulrath Professor Dr. Bertram bei. Vertreten waren bei Eröffnung der Verhandlungen 35 Innungen durch 78 Delegirte. Nuh die Kopenhagener Innung hatte einen Abgesandten gescickt. Dem Bericht des Verbands-Sekretärs war zu entnehmen, daß dem Bunde der deutshen Stellmaher- und Wagner-Innungen im leßten Jahre sechs neue Innungen beigetreten sind, sodaß der Bund jeßt deren 62 mit 1471 Mitgliedern sowie eine kleine Anzahl Einzelmitglieder umfaßt. Die Thätigkeit des Bundes war im letzten Jahre eine sehr umfangreihe und vielgestaltige. Na weiteren Verwaltungsberihten beschäftigte sh der Kongreß mit den Vorbereitungen zur Herbeiführung deutscher Bezeichnungen an Stelle der fremdländishen Wagennamen, fowie der Einführung eines Lehr- lings-Kontrolbuches. Auch die hiesige Fahschule hat fich an der Ausftellung betheiligt. —
Wie in Nr. 202 des „R.- u. St.-A.* nah der „Allg. Fleisch.- Ztg.“ gemeldet wurde, waren auf dem Central-Viehbof drei- zehn Ochsen aus Buenos Aires eingetroffen. Die Thiere sind, wie jeßt weiter berichtet wird, von dem Großs{lächtermeister Otto Prause in der Frankfurter Allee 86 angekauft und geshlachtet worden. Das Ergebniß war, wie Hr. Prause mittheilt, ein sezr ungünstiges. Der Owthse, an dem die Probeshlachtung . vorgenommen worden, war gute Mittel- waare, aber nur noch zwei Ochsen waren von derselben Qualität, die übrigen aber so \{lecht und das Fleish fo zähe und unansehnli, daß Hr. Prause auf jedes Thier 30 verloren hat. Das mag zum
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