1891 / 210 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

21/2 Stunden. Darauf verabschiedeten si herzlihst von den Erzherzogen und huldvo Minister und Landesvertheidigungs- Minister ! Schwarzenau zurück, wohin auch Erzherzog Kaxl Ludwig und der Herzog von Württemberg folgten. Das Wetter war kühl und regnerisch. e |

Abends um 61/2 Uhr war in Schwarzenau Diner, bei welhem rechts von dem Kaiser Franz Joseph der Kaiser Wilhelm, der Prinz Georg von Sachsen, der Erzherzog Franz Salvator, der Botschaster Prinz Reuß, zur Linken des Kaisers Franz Joseph der König von Sachsen, der Erzherzog Otto, der Reichskanzler General von Caprivi und der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky saßen. Nah dem Diner fand Cercle statt. : : À

Wie ferner telegraghisch gemeldet wird, hat Kaiser Franz Joseph den Chef des Militärkabinets , General der Infanterie von Hahnke, den Chef des Generalstabes, General-Lieutenant Grafen von Schlieffen, den General- Adjutanten, General: Lieutenant von Wittich, den Chef des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus dur Verleihung des Großkreuzes des Leopold: Ordens, den Leibarzt, Professor Dr. Leuthold durch Verleihung des Großkreuzes des Franz Joseph - Ordens ausgezeichnet. Kaiser Wilhelm und der König von Sathsen verliehen den meisten Generalen und zahlreihen höheren Offizieren des Generalstabes Ordensauszeichnungen. Kaiser Wilhelm verlich dem Erzherzog Albrecht die Kette zum Schwarzen Adler- Orden. Jedem der beiden Corps-Kommandanten machte Seine Majestät Sein lebensgroßes Porträt in einem funstvoll geschnißten goldenen Rahmen zum Ge- schenk. Der Kriegs-Minister Freiherr von Bauer ecrhielt die Brillanten zu dem Großkreuze des Rothen Adler- Ordens, der Minister für Landesvertheidigung Graf Welsersheimb und der Chef des Generalstabes Freiherr von Beck wurden ebenfalls dur bohe Ordensauszeihnungen geehrt. Der Sthloßherr von Schwarzenau Freiherr von Widmann wurde von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm durch Ver- leihung eines hohen Ordens ausgezeichnet, der Gemahlin des- selben machte Seine Majestät eine kostbare Vase mit Ansichten von Berlin und Potsdam zum Geschenk.

von dem Kriegs-

Das Kommando des Landwehrbezirks Sorau wird am 1. April 1892 nah Guben verlegt und nimmt von diesem E ab die entsprehend veränderte Bezeihnung an. as 1. Bataillon des Jnfanterie:Regiments Nr. 99 wird von Pfalzburg im Anschluß an die diesjährigen Herbstübungen nach Zabern verlegt. Allerhöchster Bestimmung zufolge sind die beiden von dem früheren Armee-Musikinspizienten Vogt für Armee- Musik bearbeiteten Märsche „Torgauer Parade- Mars“ und „Schwedischer Reiter-Marsh“ unter die Zahl der Armee-Märsche aufgenommen worden.

Der General-Lieutenant Sallbach, General Jnspectzur der Fuß: Artillerie, hat eine Dienstreise angetreten.

S, M. S. „Bussard“, Kommandant Korvetten- Kapitän Gert, is am 4. September in Port Said ange- fommen und beabsihtigt, am 7. September die Reise nah Aden fortzusetzen.

Nr. 18 des „Marine-Verordnungsblatts3“ ver- öffentlicht folgende Mittheilungen über Schiffs bewegungen. (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem

Orte Abgang von dort):

S. M. Vermessfhrzg. „Albatroß“. Wilhelmshaven 17 /7. Weser. (Poststation: Norderney.) S. M. S. „Blücher“ Kiel, (Pofst- station: Kiel.) . S. M. Pzfhr:g. „Bremse“ Wilhelmshaven 27./8. 99/8. Kiel (Poststation: bis 7 /9. Zoppot, 8 /9. und 9./9, Saßniy, vom 10/9 bis 12/9 Edernförde, vom 13.,/9. ab Kiel.) S. M. Kyrzr. „Bussard“, Kiel 15./8, 20./8. Plymouth 90/8, %./8. Gibraltar 27./8, Port Said. (Post- station: vom 5./9. bis 11./9. Kolombo, vom 12./9. Batavia.) S. M. Av. „Greif“ Kiel. (Posistation: Kiel.) S. M. Av. „Grille“ Kiel. (Poststation: bis 7./9. Neufahrwasser, vom 8./9, bis 10./9. Nachmittags Saßnit, vom 11./9. ab Kiel) S. ‘M, Krzr. „Habit“ 1./7, Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Yacht „Hohenzollern“ Kiel. (Poftstation : Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 8/7. Kapstadt 8./8. 26./8. Mossamedes 27./8. 28/3, Benguella 29,/8. 30./8. St. Paul de Loanda 31 /8. Kamerun, (Pofststation : Kamerun.) S. M. Av. „Jagd“ Wilhelmshaven 27 /8. 29.,/8, Kiel, (Pofistation : bis 7./9. Zoppot, 8./9. und 9./9. Safßniß, vom 10 /9, bis 12./9. Edernförde, vom 13./9. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Iltis“ 15./7. Cbefoo 27./8, 30./8. Newchwang 9,/9. Port Arthur. (Poststation: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley®“ 6/6. Kon- stantinopel 29 /8. 31.8. Galas. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 6./8, Neufahrwasser 14/8. 18/8, Wisby 90./8. 26./8. Kiel. (Poststation: bis 6./9 Zoppot, vom 7./9, bis 9./9. Saßniß, vom 10./9, bis 12./9. Edernförde, vom 13./9. ab Kiel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelms- haven. (Pofistation: Wilhelmshaven.) S. M. Av. „Meteor“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Möwe“ 29./9. San- sibar. (Poststation: Sansibar.) S. M. S. „Moltke“ 10./8, Ma- deira. 20/8, 24/8. Teneriffa 30/8. Porto Graude [Cap Verdische Inseln].) (Poststation: bis 17./9. Porto Praia [St Yago], Cap Verdishe Inseln.) S. M. Brigg „Musquito“ 5./8. Neu- fabrwasser 18./8. 20./8. Wisby 25 /8. 31/8. Saßniy, (Post- station: Kiel.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal* Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfhrzg. „Nautilus“ 8./8. Saßniß 21./8, Lauterbach 24./8. 24./8, Eldena 25 /8. 25./8. Stralsund 31./8. (Poststation: Swinemünde.) S. M. S. „Nixe“ 12./8. Arendal 18 /8. 2%25./8, Kiel, (Poststaticn: bis 6./9. Zoppot, vom 7./9. bis 9./9. Saßniy, vom 10./9, bis 12/9. Eernsörde, vom 13 /9. ab Kiel.) S. M. Fhrzg. „Otter* Kiel, (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulshiff „Rhein“. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 2./7. Sansibar (Poststation : Sarsibar.) S. M. Krzr. „Sperber“ 6./6. Apia. (Poststation: Apia.) S. M. S. „Stosh* 14.,/8. Warnemünde 18 /8. 19./8. Saßniß 26 /8. 28./8. Kiel. (Poststation: bis 6 /9. Zoppot, vom 7./9. bis 9./9. Saßniß, vom 10./9, bis 12/9. Eckernsörde, vom 13./9. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf* 18/8. Amoy 19/8. 24/8.

. _(Posftstation: Hongkong.) Kreuzer-Geshwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flagashi}), S. M. S. „Alexandrine*, S. M. S. „Sophie“ 8./8. Coquimbo. . . ./8. Valparaiso. Poststation: Valparaiso.) Manöverflotte: '1. Diviston

( ( (Manöver-Geschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), S. M. S.

„Bayern“, S. M. S. „Oldenburg“, S. M. Pzfhrzg. „Siegfried“ Zoppot 16./8. 18./3. Kiel. (Poststation : e 19. Zovpot, vom 8 /9, bis 9,/9, Saßniß, vom 10./9, bis 12./9, Eckernförde, vom 13./9. ab Kiel). S. M. Av. „Zieten“ Zoppot 16./8, 18/8.

nd fuhren nah

Kiel, (Poststation bis 7./9, Zoppot, vom 8./3 bis 9./9. Safßni

vom 10./9. bis 12/9. EŒdernförde, vom _13./9, ab Kiel. 9. Division (Uebungs-Geshwader): S. M. S. „Kaiser“ (Flagg- \{iff}), S. M. S. „Deuts{land“, S. M. S. „Friedri rel“, S. M. S. „Preußen“, S. M. Av. „Pfeil“, Zopvot 16./8. 18./8, Kiel. (Poststation: bis 7 /9. Zoppot, vom 8./9. bis 9./9. Saßnit, vom 10./9. bis 12./9, Eckernförde, vom 13./9. ab Kiel. S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ 8./8. Kiel. (Postftation: Kiel.) 3. Division (Torpedokoots - Flottille): S. M. Av. „Blitz“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Trpdodivboot „D. 6“, S. M. Trpdoboote „8. 50", „S. 512, 8 02° S 00; 9.905 „S8 56“, S M. Trpdodivboot „D. 3“, S. M. Trpdoboote „8. 34*, „8. 35", „S. 36°, „S, 38°, „8. 404, „S. 41°, S. M. Trpdodivboot „D.2*, S. M. Trpdoboote „8. 1“, 9.3 84), „8. 5448.10, S 23* Zoppot 16 /8, 18 /8. Kiel. (Poststation: bis 7./9, Zoppot, vom 8./9. bis 9/9. Saßnitz, vom 10/9. bis 12./9, Eckernförde, vom 13./9. ab Kiel.) Panzerfahrzeugs-Flottille: S. M. Pzfhrzg. „«Mücke“, „Camae- leon*, „Salamander“, „Viper* 29./8 Wilhelmshaoen. (Poststation : Wilhelmshaven.) Ablösungstransporte: 1) für S. M. Krzr. „Sperber“ Heimreise mit dem Reichs-Postdpfr.: Apia 19./8. 28./8, Sydney. 2) für das Kreuzer- Geschwader (S. M. S. „Alexandrine“ ganze Besaßung —, S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“ Besazungstheile) mit dem Dypfr. „Krimhild* der Deutsh2n Dampf- \cifsörhederei zu Hamburg; Heimreise: Coquimbo 16/8, Wil- helmshaven.

Danzig, 6. September, Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ist gestern Abend um 71/2 Uhr hier einge- troffen und am Bahnhofe von dem Kommandirenden des XVII, Armee-Corps General: Lieutenant Lenge und dem Ober- Präsidenten Dr. von Goßler, sowie von den Spißen der Militär- und Civilbehörden empfangen worden. Seine König- lihe Hoheit nahm sein Absteigequartier bei dem Ober- Präsidenten und folgte später einer Einladung des komman- direnden Generals, General Lieutenants Lenße zum Diner.

Aus der Stlußsißung des Katholikentages haben wir noch naczutragen, daß Graf Ballestrem in seiner Nede auch die bekannten Auslassungen des „OsservatoreRoman o“ gegen den Dreibund, die jüngst schon Freiherr von Schorlemer- Alst und die „Germania“ entschieden zurückgewiesen hatten, erwähnte und in diesex Beziehung nah dem Bericht der „Germania“ wörtlich sagte:

Nichts könne die Centruméemitglieder von der Liebe zur Kirche und der Anhänglichkeit an den h. Vater trennen, und schon recht nicht alberne Zeitungsartifel. Wenn ein rômisches Blatt von angeblichen Konspirationen des h. Vaters fabulire, so könnte man darüter laden, wenn die Saite nicht so überaus unvershämt wäre. Die Empörung über diese Unverschämtheit sei aber um so größer, weil diese Unvers&ämtheit von einem Blatte begangen worden set, welches an einer Stelle, aber auch nur an einer Stelle, Informatio ‘en aus dem Vatican bringe.

Die „Germania“ nimmt hieraus Veranlassung, ihrer- seits noch einmal gegen jenen Artikel des römischen Blattes zu protestiren, indem sie s{hreibt:

„Unter welhem Gesichtspunkte auch immer man die Auslassungen des „Osservatore Romano“ betrahten möge, sie find und bleiben bedauerlich. Das röômishe Blatt betont den universalen Charakter der fatholishen Kirhe. Gerate weil wir diesen unter allen Umständen gewahrt wissen wollen, weisen wir seine Phantastereien zurück und sprechen erneut die zu- versihtlihe Erwartung aus, daß damit bald ein Ende gemacht werde Wie der „Ofservatore- Romano", so hat neuerdings auch der „Moniteur de Rome“, welcher mit dem ersteren in cin Horn gestoßen, eingelenlt, indem er die Kurie gegen die An- nahme einer Abmahung mit Frankreich und Rußland ver- wahrte und eine feindselige Haltung des Papstes gegen- über dem Dreibund in Abrede stellte. Das Papstthum, so sagt der „Moniteur“, halte sich von einer Parteinahme für diese oder jene der politishen Gruppirungen fern. Möge die in diesem Falle erhaltene Lehre die genannten beiden römishen Blätter für alle Zukunft vor ähnlichen höchst bedenklihen Mißgriffen bewahren.“

Stettin, 6. September. Der Großfürst Georg von Nußland traf gestern Nachmittag 6 Uhr mit der Dampf- yacht „Zarewna“ hier ein und wurde von dem russischen Konsul empfangen. Der Großfürst sezte alsbald die Reise nah Warschau fort. Die „Zarewna“ verließ im Laufe des Abends den Hafen wieder, um nah Kopenhagen zurückzukehren.

Vazzern.

München, 6. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent trifft nah der „Allg. Ztg.“ heute Abend von Reichenhall hier ein.

Die „Allg. Ztg.“ schreibt: „Gestern ist die erste Lesung der Handelsvertragsvorschläge zwishen den deut- schen, öfsterreihish-ungarishen und italienischen Delegirten beendigt worden. Die neulihe Mittheilung, wonach diese erste Lesung mehr eine vorbereitende war und von einem günstigen oder ungünstigen Er- gevniß noch nicht wohl die Rede sein kann, wird uns als durchaus zutreffend bestätigt. Bei allen niht sofort zu begleihenden Differenzen und daß solhe hervortraten, war als durhaus natürlich erwartet und ist bei früheren ähnlihen Verhandlungen, befonders auch jüngst in Wien zwishen Deutschland und Oesterreich- Ungarn, der Fall gewesen is die Entscheidung vor- behalten und es wird sich nun bei der zweiten u zeigen, in wie weit der jedenfalls überall vorhandene gute Wille zum Entgegenkommen Früchte getragen hat. Es werden jeßt hier unter den Delegirten der einzelnen Staaten die Berathungen über die gegenseitigen Forderungen weiter geführt, bezw. #o- weit nöthig, neue Jnstruktionen eingeholt. Eine Heim- reise dex Delegirten is vorerst niht in Aussiht ge- nommen, doch isst nicht ausge\schlossen, daß einzelne zur direkten Rücksprawe nah Wien bezw. Rom berufen werden. Wann die zweite Lesung beginnen kann, ist noch nit abzu- sehen. Lassen sih also noch keine absoluten Zusiherungen be- züglih eines günstigen Erfolges machen, so 1st doch anderer- seits zu betonen, daß auch umgekehrt keine unerwarteten Schwierigkeiten von solher Bedeutung eingetreten sind, welche Zweifel an einem solchen hervorriefen. Ueber den Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Schweiz ist noch nichts bekannt.“

_ Für gestern Abend waren die Delegirten zum Souper a a preußishen Gesandten Grafen zu Eulenburg geladen.

Die Generalidee für die Manöver am 10. und 11, September lautet: Die West-Armee war am Lech, an der Donau und der Raab aufmarschirt, während die Ost-Armee den unteren Jnn angriffsweise überschritt. Erstere ist am 9. September noch in der Konzentration begriffen, leßtere hat in günstigen Gefehten gegen vorgeschobene Westtruppen hon am 7. und §8. September den Uebergang über die Jsar erzwungen. Am 10. September bildet das I, Armee-Corps die Westpartei, das 11, Armee-Corps die

Ostpartei; am 11. September bildet der markirte Gegner die Westpartei, das I. und I1. Armee-Corps die Ostpartei.

Sachsen.

Nachdem der Tag der Landtagswahlen auf den 18, Oktober festgeseßt ist, haben die Sozialdemokraten, wie der „Magd. Ztg.“ mitgetheilt wird, die bereits begonnene Agitation in einer Weise aufgenommen, wie sie lebhafter und

stärker kaum gedacht werden kann. Die Sozialdemokratie mißt:

diesen Wahlen die größte Bedeutung zu. Die Zweite Kammer hat 80 Abgeordnete, aht davon gehörten zur Sozialdemokratie. Verfassungemäßig scheidet alle zwei Jahre ein Drittel der Abgeordneten aus, diesmal sind, durch mehrere Mandats-

niederlegungen veranlaßt, 30 Neuwahlen zu vollziehen,

vier der erledigten Wahlkreise gehörten der Sozial- demokratie, Die Centralleitung der Sozialdemokratie für diese Wahlen wird wahrscheinlich in allen 30 Kreisen Kandidaten aufstellen; sie hofft eine Anzahl neuer Siße zu erobern und über 12 bis 15 Mandate verfügen zu können. Selbstverständlih haben auch die Sozialdemokraten ein besonderes Programm für diese Wahlen auf- gestellt; die sozialdemokcatishen Abgeordneten werden in der Zweiten Kammer Anträge auf Abschaffung der drei untersten Einkommensteuerklassen, des Schulgeldes, der Sglachtsteuer stellen, ferner werden sie die Anstellung der Aerzte durch den Staat für das platie Land verlangen.

BadDen.

Baden-Baden, 5. September. Der Rittmeister im sächsishen Husaren-Regiment Nr. 19 Prinz Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenah, Sohn des württem- bergishen Generals der Kavallerie Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar: Eisenah und der Prinzessin Augusta von Württemberg, ist heute Mittag bier gestorben. Der Ver- storbene wurde am 22. Juni 1857 zu Stuttgart geboren.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 5. September. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist, wie die „Cov. Ztg.“ mittheilt, heute Abend von Schloß Oberhof hier wieder eingetroffen.

Der Landtag des Herzogthums Coburg bewilligte in seinex heutigen Shlußsizung den von der Regierung beantragten Zuschuß für das Herzogliche Hof-Th-ater.

Neuß ä. L.

(+) Greiz, 5. September. Das Befinden FJhrer Durhlaucht der Fürstin war gestern und während der Nacht recht befriedigend. Desgleichen erfreulich ist der Ge)undheits- zustand der jüngstgeborenen Prinzessin.

Jhre Durchlauht die Fürstin zu Schaumburg- Lippe ist heute hier angekommen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 7. September. Ueber die Manöver am Freitag und Sonnabend bringen Wiener Blätter noch- stehende Berichte:

Am Freitag dirigirte das zweite Corps die 49. Jn- fanterie-Brigade bis an die Thaya, die 50. Jafanterie-Brigade gegen den Ganzbera, die 4. Division und dié Corps-Artillerie gegen die Bader Höhe, die 13. Division geaen den Hühner- bügel und die 1. Kavallerie - Truppen - Division gegen die rechte Flanke des Gegners. Das ate Corps beorderte die 19, Division gegen Edelbach, die 9. Division mit dem 15. Dragoner-Regiment und zwei Batterie-Divisionen geaen Brunn, die 21. Landwehr- Division gegen Sparbach und Kaltenbah und die Kavallerie gegen die linke Flanke des Gegners. Die Aktion führte zu einer Reihe von Rencontre-Gesechten. Das zuerst zwei Divisionen starke ate Corps trat dem überlegenen Gegner mit der 9. Division bei Göpfriß und mit der 19. auf der Platte östlich von Allent- steig entgegen, um hierdurch Zeit für das Heranziehen der Landwehr: Division zu gewinnen. Das zweite Corps nahm die 49. Jnfanterie:Brigade auf der Budweiserstraße vor und theilte sich überdies in vier Kolonnen, welche nördlich und südlih von Allentsteig vordrangen ; die Kavallerie-Division deckte die südliche Flanke. Der Kampf entspann sih gegen 9 Uhr fast auf der ganzen Front. Anfänglih war das bereits aufmarschirte ahte Corps in Vortheil und räumte seine Po- sitionen erst dann, als sich die umfassende Bewegung der 13 Division gegen seinen südlichen Flügel etwa gegen 11 Uhr fühlbar machte. Das achte Corps trat sodann den Rüclzug in eine gut gewählte Stellung bei Haselbah an. Das zweite Corps, welches sofort nahrüdte und die 13, Division immer vorschob, erreichte die beabsichtigten Marschziele. Die volle Umfassung des ahten Corps wurde jedoch durch die von Vitis rechtzeitig herangezogene Landwehr-Division zum Stehen gebraht. Gegen 2 Uhr erreichten die Truppen die von der Oberleitung bezeichnete Begrenzungslinie. Das Vorgehen der Kavallerie war durch das waldige Terrain sehr behindert.

Das Hauptinteresse des Tages konzentrirte sich auf den Zusammenstoß der beiderseitigen Centren beim Hervorbrechen der 4. Division aus dem wesilich von Edelbah si ausbreitenden Walde gegen Allentsteig, wobei auf diesem Theile des Manöverfeldes allein successive an 20 Bataillonen und 80 Geschüße ins Gefecht engee :

Hierbei machte sich wie im Vorjahre neuerdings der geradezu konsternirende Eindruck des Feuerkampfes mit rauchschwachem Pulver, namentlich auf alle nichtmilitäri- schen Zeugen dieser noch lange nicht hinreichend gewürdigten Neuheit moderner Kriegstehnik, unverkennbar geltend. Au die Truppen boten augenscheinlich erhöhte Vorsicht bei dem jedesmaligen Vorrücken auf, um thunlichst gedeckt zu bleiben, bis durch einen längeren Feuerkampf die Aufsteuung und Stärke des Gegners sichergestellt war. Hierdurh hat sich der ganze Charakter der bisherigen Gefehtsführung total ver- ändert. Es geht nun selbst bei lebhastestem Feuerkampfe auf dem Gefechtsfelde fast unheimlih gedämpft, sozusagen geister- haft ill zu. Auch giebt es fast keinen Pulverdampf mehr, sondern nur {nell verfliegenden, kaum sichtbaren Dunst, und damit sind auch olle die einstigen hönen Ge- fehtsbilder dahin. Die Truppenführung . von der kleinsten Ab- theilung bis zum größten Heereskörper muß nun arbeiten, um den Gefechtszweck nicht zu verfehlen. Alles dies varleiht ‘den diesjährigen Manövern einen wo möglich noch höheren Ernst, als ihn derlei Kriegsübungen im Frieden bisher trugen, und dies macht sich um so mehr fühlbar, als es rund 100 Ba- taillone, 60 Escadrons und 160 Geschüße mit nahezu 70000 Mann sind, die da kämpfen, ohne daß man recht etwas davon sicht noch hört.

Für den Sonnabend erließ das zweite Corps für die Fortiezung seiner Offensive folgende Anordnungen: Die 49. Jnfanterie-Brigade rückt auf der Budweiserstraße gegen Vitis demonstrirend vor, die 50. Brigade mit der Kavallerie und Artillerie der 25. Division, dann die 4. Division mit der Corps- Artillerie unddie 13.Div'sion dirigiren si von Stögersbach, Allent- steig und Mannsholm gegen Hirshbah-Vitis. Die 1. Kavallerie- Division deckt die linke Flanke; ein Detachement von vier E8cadronen des 6. Dragoner: Regiments, den Jäger-Bataillonen Nr. 10 und 17 und zwei Geschüßen wendet sih gegen Kirch- berg am Walde mit der Tendenz, die 3. Division durch ent- schiedenes Handeln aufzuhalten. :

Das achte Corps sollte, um die 21. Landwehr- und 3. Jnfanterie:Truppen-Division verstärkt, zum Angriffe über- ehen; es beorderte die 9. Division gegen Groß- Haselbach, die 19. gegen die Baderhöhe und den Ganzberg, die 21. gegen Großkainrath und Pfarrwald, und die dritte gegen Allentsteig. Seine Reserve: Bataillone und die Corps-Artillerie wurden zunächst nördlih von Kaltenbach dirigirt ; die 2. Kavallerie- Division hatte die rehte Flanke zu decken.

Bei den in der Zeit von 9 bis 10 Uhr successive erfol- genden Zusammenstößen der Kolonnen hatte das zweite Corps in seiner Entwicklung einen Vorsprung, den es au auszunüßzen wußte. Nah und nah trat das gesammte ahte Corps, nunmehr beträchtlih stärker, in die Aktion und gewann langsam und stetig an Boden. Nament- lih heflig wogte der Artillerie: und Jnfanteriekampf im Gelände, an der Baderhöhe, in Groß - Kainraths und Exenbach-Gervais. Jnteressant gestaltete sih das \{chwierige Debouché der 19. und theilweise der 9. Divifion aus den Wäldern nördlih von der Baderhöhe und Exenbach; das der 3. Division entgegengestellte Detachement des Obe: sten Joseph Siebert, welh:s seine Aufgabe energish durhfüßrte, konnte auf die Dauer bei dem zielbewußten Einwirken seines Gegners GM. Fiedler den Gang des Gefechtes n’cht hemmen. Die Kavallerie hatte beiderseits in dem äußerst bedeckten Terrain wenig Gelegenheit zu größeren Aktionen. i

Vom Armee:Kommando war mittlerweile das zweite Corps angewiesen worden, seinen Rückzug, Falls er nöthig sei, in der Richtung nah Krems zu bewirken. Nah 12 Uhr gab die Oberleitung den Besehl zum kriegsgemäßen Abbruche t edes was von beiden Corps mit Geschick bewirkt wurde. N

Das zweite Corps dirigirte sich über Allentsteig auf die ösilih davon liegenden Höhen, das achte Corps folgte, Die Ostpartei bezog im Raume Göpsfriß Allentsteig am Kampfluß, die Wesipartei im Raume Vitis Windigsteig am Kampfluß als Mazschkantonnirungen.

Allgemein anerkannt wurden die großen Mars\chM- leistungen der Truppen an den genannten beiden Tagen. Bewundernswerth waren die Unverdrossenheit und der Froh- finn der Mannschaft troy der so shweren Anstrengungen.

Heute, Montag, werden die Manöver des zweiten und ahten Corps nächst Göpfriß mit einer Defilirung der Truppen vor den drei Monarchen und dem Prinzen Georg von Sachsen, sowie den in Göpfrig weilenden Erz- herzogen ihren Abschluß finden. Unmittelbar darauf erfolgt die Abreise des Deutschen Kaisers nah München, des Königs Albert und des Prinzen Georg von Sachsen nah Dresden. Der Kaiser Franz Joseph fährt sodann von Göpfriß aus direkt nah Wien. Dienstag, den 8. September wird der Kaiser in Wien verbleiben. Mitt- woch, den 9. September, früh 5 Uhr 25 Minuten begiebt sih der Monar zu den für den 10. und 11. anberaumten Ea EA der 14. und 33. Jnfanterie: Truppen: Division nah

algocz.

Der hiesige türkishe Botschafter Zia Bey is laut Meldung des „W. T. B.“ mit Unterbrehung seines Urlaubs aus Abbazzia hier eingctroffen und wird sich heute nach Konstantinopel begeben.

Jn Folge der Nichtsanktionirung des Landtage beschlusses vom vorigen Jahre hat der „Presse“ zufo'ge der Landesaus\chuß für Galizien beschlossen, in der nächsten Landtagssession einen neuen Gesezentwurf zur Ergänzung der Bestimmun- gen über die Errihtung und innere Einrichtun der Grundbücher in Galizien vorzulegen, E bei der Parzellirung ehemaliger Dominicalgüter ein Minimum von 100 Fl. (statt 25 Fl.) zur Bildung besonderer Tabular- körper mit dem Recht einer irilsftimme für die verschiedenen Repräsentativkörper hinreich: n joll. :

Nach einer der „Agramer Zeitung“ aus Budapest ugehenden Meldung hält man es in dortigen parlamentari- den Kreisen für unwahrscheinlih, daß die Verwaltungs- reform noch im Lause der gegenwärtigen Reichstagsfession zum Abschlusse gebracht werden könne.

Großbritannien und JFrland.

Dem „Observer“ zufolge wird der Herzog von Rut- land das Amt des General-Postmeisters interimistisch Üüber-

nehmen. Frankrei.

Paris, 7. September. Jn dem am Sonnabend ab-

geren Ministerrath wurde, wie „W. T. B.“ meldet, er Finanz-Minister Rouv ier zum Vertreter der Re-

gierung bei der Einweihung des Garibaldi-Denkmals in Nizza bestimmt. /

Der Staatsrath hat der „Fr. C.“ zufolge die beiden von der Regierung beantragten Entwürfe zur Unterstüßung der {wer heimgesuhten Jnsel Martinique, betreffend die Eröffnung eines Kredits von einer Million und die Verlänge- rung der Wech)el um drei Monate, nach einer längeren Be- rathung bestätigt.

Der König Alexander von Serbien hat sih gestern NaGmittag nah Bar sur Aube begeben, um den dort statt- findenden Truppenmanövern beizuwohnen. j

Hinsichtlih dieser Manöver bemerkt der „Temps“, daß sie sich in einer der Zonen abspielen, welhe dur ihre natürliche Beschaffenheit und durch künstlihe Anlagen zwischen Paris und der Ostgrenze bestimmt sind, ein Eindringen deutscher Truppen abzuhalten. Eine Reihe konzentrischer Sdben, deren Mittelpunkt in dem Pariser Been liegt, bildet zwischen den Vogesen und der Hauptstadt natürlihe Vertheidigungs- stellungen. Bei näherer Prüfung ergiebt sih, daß diese Höhen alle einander gleih sind. Sie bilden nah Osten zu steile Abhänge, nah Westen aber flache, etwa 30 km lange Neigungen, um dann wieder in einer steilen Welle emporzusteigen; sie sind gewissermaßen auf- einanderfolgende Treppenstufen von 100 bis 150 m Höhe und etwa 30 km Breite. Die erste Linie wird gebildet dur die Faucillesberge und das Plateau von Langres ; im Osten begrenzt

sie die Eisenbahn Epinal—Chalindrey—Dijon und im Westen die Eisenbahn Neufchâteau—Chaumont—Chäâtillon. Die zweite Linie, die sich in steilem Aufstieg auf der Ebene von Bricon—Chaumont erhebt, begrenzt im Westen die Straße Vignory—Colombey-les-Deux-Eglises—Chavange3— Bar-sur-Aube. Der dritte Kamm endlich ist bezeichnet dur die Orte Rouvres, Prat, Argentolles, Biernes, Haricourt und neigt sih gegen Brienne, Chavanges und St. Remy-en-Bouze- mont. Von Osten nah Westen sind diese konzentrischen Gürtel durchschnitten durch die Thäler der Fuaye Marne, Blaise, Ceffendez und Aube, Thäler, die im Allgemeinen eng und tief sind und steile Abhänge haben. Sie bilden lange Engpässe, und es wäre unklug, sih in fie hineinzu- wagen, wenn man niht die umliegenden Hochplateaus be- herrscht. Am Fuß des Alunbergs dehnt sih die große Ebene von Bologne-Chaumont-Bricon. Anfangs is sie, zwischen die Höhenlinie und die Marne eingezwängt, kaum 5 km breit, jenseit Chaumont aber erweitert sie sih und mißt zwischen Bricon und dem Walde von Corgebin 9 bis 10 km, Die

ügelabhänge sind von Weinstöcken und Gehölz bestanden, die

bene ist mit Getreide bedeckt und enthält zahlreiche Gelände- falten. Die natürlichen Vertheidigungslinien sind außerdem s künstliche Bef-:stigungen in ausgedehnter Weise verstärkt worden.

Die Manöver am 3. d. M. zwishen dem VII. und VIII, Corps einerseits und dem V. und VI. andererseits boten, wie der „K. Z.“ geschrieben wird, kein besonderes Interesse. Es kam nur zu Zusammenstößen zwischen den Avantgarden. Bei den Kämpfen zwischen den beiden ersteren Corps blieb das VII. es stellt der Generalidee zujolge eine Abtheilung der französishen Armee dar im Vortheil. Dem Commandeur dieses Corps, General Negrier, gelang es, Montsaon einzuschließen, wie er beabsichtigt hatte. Nach be- endetem Gefecht bezogen bie beiden Corps Quartiere, das VII, in Chaumont, das VIII. in Chateau Villain. Der Oberbefehlshaber General Davout hatte befohlen, daß von dem Biwak auf dem Gefehtsfelde wegen der Ermüdung der Truppen durch die Hiße Abstand genommen werde. Bei den Gefechten zwischen dem V. und VI. Corps blieb nach dem Urtheil der Schiedsrichter das erstere Sieger. Es kam auf dieser Seite nur zu einigen Reiterangriffen. Die beiden Corps biwakfirten die Nacht auf ihren Stellungen. Das VI. Corps, das den Feind daustellte, hatte um die Kopfbedeckung weiße Binden geshlungen, die im Sonnenschein weit sichtbar waren. Während am 2. d. M. große Higze herrshte, ergoß sih am Donnerstag der Regen in Strömen über die Truppen des VII. und VIII, Corps, als sie Chaumont und Chateau Villain verließen, um ihre früheren Stellungen wieder einzunehmen. Die Wege waren durch den R gen boden- los geworden und die Soldaten, die bis auf die Haut naß waren, machten nihts weniger als kampfesmuthige Ge- sihter. Nach dem Einrücken in die Stellungen ergriff die Avantgarde des VII. Corps (die Franzosen) die Offensive. Die Bewegungen gingen aber in Folge des starken R:gens nur langsam von Statten. General Saussier traf um 9 Uhr auf dem Kampsp!ay ein. Ueber die Gefechte zwischen dem V. und VI. Corps berihtet man Folgendes: Das 69. Jn- fanterie-Regiment vom VI., den Feind vorstellenden Corps hatte sich am Mittwoh auf der Hochebene, auf welcher der Pachthof La Garenne liegt und die das ganze Voirethal beherrscht, eingenistet. Dort war auch die Luftschiffer-Abthei- lung eingetroffen und hatie einen Lustballon aufsteigen lassen. Von der Hochebene aus folgte General Galliffet, der Ober-Befehlshaber der beiden Corps, sowie viele Bauern und zahlreihe Fremde, namentlih Engländer, den Bewegungen. Um 91/, Ühr hörte der Regen auf und der Feind (das VI. Corps) entwidelte sich nun, gedeckt von den Bodenfalten, die sich in der Richtung von Yèves erstrecken. Sein linker Flügel slüßte sich auf La Garenne, sein rechter stand in der Richtung von Braulx-le- Grand. Um 10 Uhr entspann sich der Kampf auf den Kämmen von La Garenne, bei dem der Geaner allmählih Vortheile errang und das Dorf Betignicourt beseßte.

Die E Reibe der großea Manöver hat, wie „W. ‘T. B.“ meldet, gestern begonnen; bei denselben manövriren zwei Armee:Corps gegen zwei andere. Der Hauptzusammenstoß wird am Mittwoch bei Vendoeuvces statt- finden, Am Diensiag wird \ich der Minister-Präsident Freycinet in das Manöverterrain begeben; am Donnerstag findet in Vendoeuvres bei Freycinet ein Dejeuner zu Ehren der Generale und der auswärtigen Militärattachés statt.

Rußland und Polen.

Die Mühlenbesißer von Krementschuk haben sih mit dem Gesuch an den Finanz-Minister gewandt, den Export von Kleie ins Ausland au nach dem 15. August zu gestatten, da der Preis für Kleie von 48 auf 22 Kop:ken pro Pud ge- fallen sei. Der Finanz-Minister hat dies Gesuch telegraphisch abgelehnt und darauf hingewiesen, daß das Ausfuhrvoerbot für Kleie erfolgt sei, um den Gegenden, welche Heu- und Stroh- mißwachs zu verzeichnen hätten, zu helfen. Zur Erleichterung der Müller sei andererseits der Tarif für Kleie im ganzen direkten Verkehr um 50 Prozent herabgeseßt.

Ftalien.

Der König von Rumänien ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ am Sonnabend im strengsten Fncognito in Venedig eingetroffen und vom Herzog von Genua und den Spißen der Behörden am Bahnhof empfangen worden. Der Herzog von Genua begrüßte den König am Waggon und geleitete denselben zur Gondel des Hotel Danieli.

Die „Nuova Antologia“, welhe der Correspondent der „Times“ in seinem Briefe über die italienischen Finanzen citirte, veröffentlicht einen Entgegnungs- artikel, welcher in hiesigen politishen Kreisen sehr be- merkt wird. Der Artikel geht von einer Besprehung der Fehler aus, welhe in Jtalien auf dem Gebiete der Finanzen früher begangen worden seien, für welche aber das gegenwärtige Ministerium keine Verantwortung treffen könne. Das Blatt führt aus, daß dur das neue Geseß, be- treffend die Verlängerung des Notenprivilegiums und den gesezlihen Notenumlauf der Emissionsbanken, der Notenumlauf vermindert, die Reserven dagegen von 417 auf 434 Millionen gestiegen seien und binnen Kurzem auf 450 Miklionen wachsen würden, daß ferner diese Reserven dem erwähnten Geseße ent- sprehend allmählich von 33 Proz, auf 40 Proz. steigen und dadurch die entsprechende Rückwirkung auf das Portefeuille der Banken würden ausüben müssen. Dieses Programm, be- treffend die Bankenfrage, werde vervollständigt werden durch den Seitens der Regierung bei Beginn der parlamentarischen Sesfion

vorzulegenden Gesezentwurf zur endgültigen Regelung dieser

Frage. Es wird alsdann auf die binnen wenigen Monaten durchgeführten Ersparnisse in Höhe von 40 Millionen hingewiesen und hervorgehoben, daß noch weitere 30 Millionen erspart werden würden. Der Artikel be- schäftigt sich sehr eingehend mit der Wiederherstellung des Budget - Gleihgewichts, welhes noch im laufenden Budget Thatsache werden würde. Die „Nuova Anto- logia“ schließt: „Das italienishe Volk weiß fortan, daß es nur durch sih selbst zu Wohlstand kommen kann, in- dem es durch Arbeit, durh Sparsamkeit und dur eine weise Verwaltung seiner Finanzen und Wirthschastszweige das wie- der gut macht, was während einiger Jahre gewissermaßen in jugendliher Unbesonnenheit verfehlt worden ist.“

Türkei.

Der Sultan empfing am vergangenen Freitag, wie „W.T. B.“ berichtet, den deutschen Botschafter von Radow iß.

Der neu ernannte Großvezier Djevad Pascha hat am Sonnabend unter dem üblichen Ceremoniell sein Amt an- getreten. Wie die „Agence de Constantinople“ meldet, ist Eyub Pascha zum Gouverneur von Kreta ernannt worden. 5

Ueber das Abkommen zwischen der Türkei und Ruß- land (vgl. Nr. 208 des „R.- u. St.-A.“) bringt die Wiener „Pol. Corr.“ aus Konstantinopel eine Mittheilung, welche die Darstellung der „Agence de Constantinople“ in einem Punkte ergänzt. Leßtere hatte mitgetheilt, daß, wenn russische Soldaten oder Sträflinge in einem Hafen des Schwarzen Meeres eingeschifft werden und für die im äußersten Osten belegenen russishen Besißungen bestimmt sind, die russische Botschaft jede3- mal der Pforte davon Mittheilung machen solle, worauf die Pforte die Durchfahrt dur die Dardanellen genehmigen werde, daß aber den aus dem äußersten Osten nach Rußland zurüd- kehrenden verabschiedeten Soldaten, welche natürlich unbewaffnet seien, auf die einfache Erklärung d:s Schiffskommandanten die freie Durchfahrt gestattet werdz. Nach der „Pol. Corr.“ sind die Schiffe der freiwilligen russishen Kreuzerflotte bloß in dem Falle, wenn sie aus dem Kriegsdienste vollständig entlassene Soldaten nah der Heimath befördern, von der Pflicht der vorgängigen Anzeige an die Pforte entbunden, während in allen anderen Fällen zur Gestattung der Durch- fahrt eine spezielle Erlaubniß erforderlich ist.

Jn weiterer Ergänzung der aus Konstantinopel vor- liegenden Nachrichten über die Einzelheiten der zwischen der Pforte und Rußland getroffenen Vereinbarung wird von dort gemeldet, daß die Zahl der Reservisten, welhe auf einem Schiffe der russishen freiwilligen Kreuzerflottze aus Rußland nach Ost-Asien oder umgekehrt durch die Dardanellen befördert werden dürfen, genau festgestellt is, sodaß ein Mißbrauchen des A ien Betreffs der Bai der Beförderung von solchen Reservisten nicht zu besorgen sei.

Weiter verlautet gleihfalls nach der „Pol. Corr.“, daß die amtlichen türkischen Kreise der Auffassung, als ob durh die jüngste Vereinbarung zwischen der Pforte und der russischen Regierung über die Durchfahrt von zur russischen freiwilligen Kreuzerflotte gehöcigen Handelsschiffen dur die Meerengen die Grundsäße und Bestimmungen der bezüglih der Dardanellen bestehenden Verträge eine Erschütterung erlitten hätten, mit allem Nachdruck ent- gegentreten. Durh das eben abgeschlossene Einver- nehmen würden Rußland keinerlei neue, geshweige denn mit den Verträgen nit vereinbarliche Rechte eingeräumt ; das- selbe habe vielmehr zum Zweck, das Verfahren bezüglich russi- {her Schiffe der erwähnten Art, welches bisher seit Jahren jedes Mal von Fall zu Fall festgeftellt wurde, in unzweideutiger, für alle künftigen Fälle ausreihender Weise zu regeln und die Behandlung solcher Schiffe durch klare und endgültige T, stellung der hiervei einzuhaltenden Normen der Kompetenz ub- alterner Organe der türkishen Regierung zu entziehen. Durch dieses Einvernehmen werde keinerlei völkerrehtlihes Novum geschaffen, da auch in Zukunft nur solche russishe Fahrzeuge die Dardanellen passiren werden, wie bisher seit einer Reihe von Jahren. Niemand dürfe der Pforte zumuthen, daß sie ih bereit finden lasse, dur eine neue Sondcr-Vereinbarung die ihr dur internationale Verträge gewährleisteten Rehte und somit ihre eigenen Jnteressen in irgend einem Punkte preiszugeben. Die Pforte habe, indem fie zu dem getroffenen Arrangement die Hand bot, der russischen Regierung nur jene Erleichterungen für die Passage ihrer Schiffe gewährt, auf welche Rußland, da es in Folge seiner geographischen Lage auf die Durchzugspforte der Dardanellen für seinen Handelsverkehr dringend angewiesen ist, legitimen Anspruch habe. Man habe sogar Anlaß, die neue Vereinbarung allgemein mit Befriedigung aufzunehmen, da dur dieselbe eine Quelle von Zwischenfällen verstopfst werde, wie fie sich aus der bisherigen ÜUngeregeltheit des gegen- über Schiffen der russischen freiwilligen Kreuzerflotte zu be- obachtenden Verfahrens häufig ergeben und welche wiederholt zu kleinen Reibungen und Verstimmungen zwischen der Pforte und dem St. Petersburger Kabinet geführt haben Schließlich bemerkt die Meldung, daß die Pforte sich nit veranlaßt ge- funden habe, den europäischen Kabineten von ihrem Arrangement Betreffs der Behandlung russischer Schiffe der mehrerwähnten Art offizielle Mittheilung zu machen.

Wie der Wiener „Presse“ aus Konstantinopel gemeldet wird, hat der russishe Botschafter bei der Pforte von Nelidow zu Ehren des scheidenden französischen Bot- schafters Grafen Montebello am 1. Eee B eine Ab: \chiedsfeier im Sommerpalais der rufsischen Botschaft zu Bujukdere gegeben.

Griechenland.

Athen, 5. September. Dem Vernehmen nach hat der Finanz-Minister Karapanos seine Entlassung eingereicht.

Rumänien.

Bukarest, 6. September. Der frühere diplomatische Agent in Paris, Kreßulescu, ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum General-Sekretär des Aeußern ernannt worden.

Dänemark.

Kopenhagen, 6. September. Der Kaiser von Ruß- land, die Könige von Dänemark und von Griechen- land, der Großsürst-Thronfolger, der Kronprinz von Dänemark mit seinen Söhnen Prinzen Christian und Karl, sowie die Prinzen Wilhelm und Johann zu Shleswig- Holstein - Sonderbur - Glüdsburg trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag an Bord des „Danebrog“ in Hven ein, um einer Ein- ladung des Königs Oskar zur Hasenjagd zu ent- \sprehen. Unx 12 Uhr fand ein Dejeuner statt, sodann

P erfolgte der Aufbruch zur Jagd. Um 4 Uhr war die Jagd

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