1891 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

S. M. Kanonenboot „Zlti s“, Kommandant Korvetten- Kapitän Ascher, ist am 10. September in Port Arthur (Nord-China) angekommen und beabsichtigt heute (am 11. Sep- tember) nah Waïi-hai:wai (China) in See zu gehen.

S. M. Kreuzer „Habiht“, Kommandant Korvetten- Kapitän von Dresky, ist am 10. September in St. Thomé angekommen und beabsichtigt, am 14. September wieder in See zu gehen.

S. M. Kreuzer: Korvette „Sophie“, Kommandant Korvetten-Kapitän Kirchhoff, ist am 10. September in Mollenda angekommen und beabsihtigt, heute (am 11. Sep- tember) nach Coquimbo in See zu gehen.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Graf von Moltke T, ift am 10. September in Konstantinopel eingetroffen.

Kiel, 10. September. Wie das „Kiel. Tgbl.“ mittheilt, haben sämmtlihe Geschwader mit der Torpedo- Flottille heute die Danziger Rhede verlassen und find nah Gothland in See gegangen.

Kassel, 10. September. Ueber die Ausshmückung der Stadt zu Ehren der Anwesenheit Jhrer Kaiserlichen und Königlihen Majestäten wird der „Magd, Ztg.“ be- rihtet: Auf dem großen, von stattlihen Gebäuden, mit Rosen und Blumenbeeten umgebenen Plaß vor dem Ausgang des Centralbahnhofes ist eine dihte Reihe hoher weiß- gestrihener Flaggenmasten errihtet, von deren Spig?n buntfarbige Wimpel wehen. Unter einander sind diese Masten durch doppellinige Guirlanden verbunden, die von großen Rosetten in den preußischen und deutschen Farben aus- gehen. Die erste mächtige Ehrenpforte, die das Kaiserpaar durchfahren wird, ist am Eingange in die Museumstraße er- rihtet, wo dieseaus dem Bahnhofeplaß ausmündet. Diese wird von vier Thürmen mit obeliskenförmigem Unterbau flankirt,deren jeder außen Fahnen und Flaggen, zur Linken das Stadtwappen, ein durch einen silbernen Streifen getheiltes blaues Schild mit elf silbernen Lilien, darunter ein blau und weiß gestreiftes Schild, zur Rechten den hessishen Löwen mit roth und weißen Yuer- streifen, darunter ein roth und weiß gestreiftes Schild trägt. Zwischen den Thürmen steigt das Da steil empor und endigt in eine Spige mit einem Flaggenmast, auf dem die deutshen Farben wehen. An der vorderen und hinteren Seite prangt der preußische Adler, von der Kette des Schwarzen Aoler:D: dens umrahmt, mit der Krone darüber; große Kränze und Laubgewinde be- decken die Zwischenräume und ziehen sih an den Masten ent- lang. Die untere Halle, mit Velourstoffen drapirt, enthält eine Tribüne, von der die städtishen Behöcden die Majestäten bei Jhrer Einfahrt in die Stadt be- grüßen werden. Recht festlih präsentirt sih der Friedrich Wilhelmsplay, und weiter über die Kölnische- straße hinweg der große Königeplay mit seinen ersten Gast- höfen und dem Poitgebäude. Mast an Mast reiht sih die Obere Königstraße entlang bis an den Friedrihsplag, in dessen Miite sich das Standbild des Landgrafen Fried- rih's IT. erhebt. An der nordwestlichen Seite diejes Platzes liegen das ehemalige fkurfürstlihe Palais mit dem sogenannten „Rothzn Palais“ zur Seite, in dem der Kaiser die Paradetafel abhalten wird, sowie das dur sein Säulenportal hervortretende Museum Friederi- cianum. Die Südseite {ließt das shöne Aucthor, mit einem zum Fluge auzholenden Adler gekrönt; zwei für die Kaiser- tage mit Kränzen geshmückte Bronzereliefs mit Soldaten- figuren bilden gleichzeitig das Siegeëdenkmal für 1870/71. Die anderen beiden Seiten des Plaßes sind mit hohen Linden bestanden, von denen si{ch_ Guirlanden kreuz und quer über die Straßen zu ten Häusern hin- ziehen. Um diesen ganzen weiten Plaß, auf dem am Sonn- abend Abend der große Zapfenstreich stattfinden wird, ziehen sih häuserhohe Masten, an deren Spigzen elektrishe Lampen hängen, die ein feenhaftes Licht verbreiten werden. Eine zweite große Ehrenpforte ist an dem Schnittpunkt der Hohenzollern- und Victoria - Straße errihtet , von wo die Feststraße nah Schloß Wilhelmshöhe weiter geht. Vier mächtige Obelisken tragen ein großes viertheiliges Da aus Eisenkonstrufktion, das, wundervoll drapirt, einen herrlichen Laub- und Fahnenschmuck trägt. Auf dem rothen Grunde der Obelisken erheben ih graue, goldgerandete Schilde mit aller- hand Wappen und Rosetten, von Tannengrün und Eichenlaub umfkränzt. s L

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen begab sih heute nah Jmmenhausen und wohnte dort, wie die „Darmsfst. Ztg.“ berichtet, der Gefehtsübung der 22. Di- vifion bei.

Bayern.

München, 10. September. Das heute ausgegebene „Amtsblatt des Kultus-Ministeriums“ veröffentlicht die König: lihe Allerhöhste Verordnung, d. d, 3. September l. F. betreffend die Shulordnung für die Realgymnasien in Bayern. Diese Shulordnung für die Realgymnafien tritt mit dem Beginne des Shuljahres 1891/92 in Wirksamkeit. Gleich- zeitig verlieren die bisherigen, in die neue Shulordnung über- nommenen oder derselben entgegenfiehenden Bestimmungen, insbesondere auc die Bekanntmachung vom 28. Fanuar 1891, die Schulordnung für die Realgymnasien im Königreih Bayern betreffend, ihre Geltung. Die erforderlich werdenden Ueber- gangsbestimmungen hat das Staats-Ministerium des Fnnern für Kirchen: und Schulangelegenheiten zu erlaffen.

Sachsen.

Dresden, 10. September. Einer Einladung Seiner Majestät des Kaisers folgend wird sih, wie das „Dr. J.“ meldet, Seine Majestät der König morgen, Freitag, den 11. d. M., Vormittags, nah Kassel und später nah Erfurt begeben, um den Paraden des XI, und IV, Armee-Corps anzuwohnen.

Baden.

Karlsruhe, 10. September. Zu dem gestrigen Ge- burtsfefste Seiner Königlihen Hoheit des Großherzogs hatte, wie „W. T. B.“ berichtet, das Staats: Minifierium ein Glüdwunschschreiben gerihtet, in welchem unter Bezugnahme auf die fast vierzigjährige Regierungsthätig- keit des Landesherrn ein Ueberblick über die innere Entwicke- lung des Großherzogthums und über die gegenwärtige politische Lage gegeben war. Auf dieses Schreibezn hat der Groß- herzog erwidert, er befinde sich in erfreuliher Uebereinstim-

mung mit den Grundsäßen, welche die Regierung in der Aus- übung ihrer Pflichten geleitet hätten, und wünsche die fernere Fortdauer ihrer festen und siheren Handhabung. Gleich- zeitig befiehlt der Großherzog die Veröffentlihung des Schrei- bens der Minister, damit weiten Kreisen Gelegenheit gegeben werde, die Absichten seiner Regierung ganz zu erkennen und sih dieser Arbeit helfend und vertrauensvoll anzuschließen; er hoffe, es werde dadur erreiht werden, daß manche Frrthümer beseitigt, eine friedfertigere Stimmung gefördert werde und Stetigkeit in der Entwickelung des politischen Lebens im Lande erhalten bleibe. Meckienburg-Schwerin. i

Schwerin, 10. September. Das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ift nah dem neuesten Bulletin gestern ungestört geblieben. Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Bei gutem Appetit ist die Ernährung merklich fort- geschritten. Die Schmerzen in Händen und Füßen treten noch periodish auf, indessen ist die Gebrauchsfähigkeit etwas besser geworden.

i Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 9. September. Am 24. September tagt hier dem „Hann. Cour.“ zufolge die Linien-Kommission, welhe von Vertretern der höheren Militär-Kommandos und der Direktionen der Staats- und Privatbahnen des Deutschen Reichs beschickt sein wird. Der Kommission liegt es ob, die Fahrpläne für die Truppen festzustellen.

Neuß: ä. L.

(+) Greiz, 10. September. Der Zustand FJhrer Durchlaucht der Fürstin hat sich seit gestern leider ver- s{chlimmert. Der heute Morgen 8 Uhr ausgegebene Kranken- beriht lautet:

Ihre Durblausßt die Fürstin verbrahte feine gute Nacht, häufige Anfäle von Athemnoth und neuralgishe Shmerz- empfindungen fstörten die Ruhe. Die Respirationsbeshwerden steigerten ch4 am Morgen in beunrußbigender Weise. Die fffektion der linken Lunge bat nicht abgenommen, da wiederbolt Her:s{wäche auftrat. Leßtere ist die Ursache der Lungen symptome, daber ift die Temperatur nur wenig gesteigert. :

Ein zweiter Bericht von heute Mittag lautet leider noch bedenftlicher:

Die Herzschwäce kat sih seit Morgens bedenklich gesteigert. Das Bewußtsein ist zeitweilig benommen, der Zustand ernit.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 10. September. Der Kaiser wohnte heute Vormittag dem Manöver bei Galgocz bei. Zu dem Hof- diner am Nachmittag waren zahlreiche Gäste geladen, darunter die Minister Graf Szapary, Freiherr v. Fejervary und Frei- herr Szoegyenyi. L O E

Die Statthalterei in Prag veröffentliht ein ein- gehendes Programm für die Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph in Prag und Reichenberg vom 26. Sep- tember bis zum 2. Oktober d. J. Die deutsche Parteileitung fordert sämmtliche deutshe Bezirksobmänner auf, sih sofort Behufs Theilnahme an der Audienz beim Kaiser am 27. Sep- tember zu melden. i

Zu den Handelsvertragsverhandlungen mit Ftalien wird dem „Fremdenbl.“ geschrieben : i

„Die Vertragsverhandlungen zwischen Oesterrei Ungarn, Deutsch- land und Jtalien haben ihr erstes Stadium durchlaufen, vor einigen Tagen wurden die erften Lesunaen beendet. Im Laufe dieser Ver- handlungen wurden Seitens der Delegirten der drei Reihe alle jene Positionen, für welche Konzessionen verlangt wurden oder gewährt werden follen, sofort ausgeschieden und zur weiteren Behand- lung für die zweite Lesung vorbehalten Hierbei verdient hervorgehoben zu werden, daß bezügli dieser Posten von keiner Seite irgend welche ünannehmbarkeit hinsihtlich der zu erlangenden Kon- zessionen konstatirt wurde, daß also bis zur Stunde prinzipielle Schwierigkeiten gegen die Gewährung von Zugeständnifsen überbaupt na keiner Richtung erhoben wurden, sodaß sfih bei der Berathung der zweiten Lesung nur über die Höbe dieser Konzessionen Mei- nunz1svershtedenbeiten ergeben fönnen. Es ift zu erwarten, daß diefe Letzteren behcben werden, da die Intentionen der Vertreter der drei vertragshließend.n Reiche die konziliantestea sind, doch dürften noch immer einige Wohen vergeben, vevor das Endresultat erceiht fein wird. Die Verhandlungen selbst finden zumeist getrennt statt, d. b. die ôsterreihish-ungarischen Kommissäre verhandeln wit den italieni- schen über den österreihis{-ungaris-italienishen Vertrag separat und die deutschen Kommissäre über den deutsc-italieniswen Handelsvertrag ; in allen Fragen jedoch, welhe alle drei vertragsGließenden Staaten betreffen, werden gemeinsame Sitzungen abgehalten.“

Großbritannien und JFrland.

Die „Morning Post“ schreibt : i

„Es würde \{chwierig sein, eine vollere Bestätigung der Solidarität zu finden, welde wiscen den Fürsten und Staaten des reuen Deutscen Kaiserreichs besteht, als den ber;lihen Empfang, welchen München Kaiser Wilbelm bereitet bat. Diese spontane Kundgebung des deuten Patrictiêmus folat sehr passend dem Besuche Kaiser Wilbelm's in S&war:enau. Sie liefert der Welt einen neuen Be- weis von dem ungehzueren nationalen wie internationalen Impuls, welwer dem Dreibund zu Grunde liegt, wie von den immensen Hülfs- mitteln, über welwe dieser verfügt. Daß man sich über diesen Punkt weder in Paris noch in St. Petersburg falschen Anschauungen hin- giebt, dürfte kaum der Fall sein. Dagegen gewiant die Annakme, weile si als ri&tig erweisen mag, mehr und rnehr Boden, daß die jeßt in Konstantinopel im Werden begriffenen politishen Bewegungen in ibrem Endziel weniger gegen dea Dreibund selbst oder die direkten Interessen des britishen Reichs, als vielmehr auf Trennung der kontinentalen Mächte von ibrem groß:n Bundesgenofsen zur See gerihtet sind. Wenn sih erweisen ließe, daß ein gemeinscaftlihes Handeln nicht stattfinden könnte und jeder Zeit die Isolirung Eng- lands möôglich wäre, dann müfsen, so glaubt man, ein oder zwei Dinge eintreten: England läßt sich entweder zu Ver- trägen zwingen, welche gegen die Tradition seiner Politik find und inneren Zwiespalt hervorrufen fönnten, oder aber «s mißt der Freundscaft der Staaten, welche seine Stellung in Egvpten und seine Dardanellenfrage nit unterstützen, geringen Werth bei. Nichts ift siherer, als daß Ezgland im Stande sein wird, in dieser Frage seine völlige Unabhängigkeit zu behaupten. Es wird glei unmöglih sein, unser Land zu einem Bund zu zwingen odcr aber von dem Bei- tritt zu einem solchen abzuhalten. Es ift ebensowenig wahrscheinli, daß Deuts(land, Oesterreih und Jtalien sich mit England streiten werden, als daß England von feiner woblverstandenen Politik gegen fie abweicht. Ganz Euroya weiß, daß bei der Regelung des Gleicgewihts der Macht die Eigenthümer der ersten Flotte der Welt ebenso wie die Herren vieler Legionen zu berüdcksihtigen sind. Au nicht die geschickteste Diplomatie wird die Bande zwishen England und den Centralmätten zu lockern ver- mögen. Was auch die Zukunft uns im öftlihen Eurova bringen mag, so wird zu ibren Ueberrashungen keinetfalls eine Minderung des guten Einvernehmens Englands mit den Centralmäthten gehören. *

Frankreich.

Paris, 11. September. Aus Mont sous Vaudrey wird gemeldet, daß die Papiere des verstorbenen Präsi- denten Grévy unter Siegel gelegt wurden. Ueber die lezten Stunden des Verstorbenen vernimmt man noch, daß derselbe bereits seit seinem Eintreffen daselbs, Mitte Juni, [leidend war, daß er aber erst am Sonnabend früh ernst- lich erfrankte, und daß von diesem Augenblick an, un- geachtet der energisbsten Bemühungen der Aerzte, der Zustand des Kranken si beständig vershlimmerte; derselbe behielt sein ungetrübtes Bewußtsein bis zum leßten Augenblick und ver- schied sanft und ohne Todeskampf. Der Munizipalrath von Mont sous Vaudrey hat 6000 Fr. für die Betheiligung an der Leichenfeier votirt. :

Gestern Vormittag fand in Vendeuvre bei dem Kriegs- Minister de Freycinet zu Ehren der Generale und der aus- wärtigen Militär-Attahés ein Dejeuner statt. Gegen den Schluß desselben hielt der Minifter eine Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß der Zweck der gegen- wärtigen Manöver der sei, einen Nachweis über das Funktioniren der obersten Kommandoftellen zu liefern. Dur das ‘Ergebniß sei der Beweis erbracht, daß diese Kommandostellen auf sicheren Grundlagen ruhten, und er begrüße dies mit Genugthuung. Jm nächsten Jahre sollten zum ersten Male Manöver der Territorial-Trupp:-n statt- finden. Freycinet forderte sodann die Generale auf, an der Vervollkommnung der Armee weiter zu arbeiten, welhec Frankreih seinen Einfluß in der Welt ver- danke. Niemand zweifele heute daran, daß Frankreich stark sei; es müsse jezt auch bewiesen werden, daß Frank- reich klug sei und auch in seiner neuen Lage die Ruhe, die Würde und das Maßhalten zu bewahren wisse werde, welche in s{weren Tagen seine Wiedererhebung vorbereitet hätten. Fcreycinet begrüßte alsdann die fremden Militär-Attachés, deren Anwesenheit ein aufmunternder Sporn für Frankreih sei, gleichzeitig aber auch ein Zeugniß ablege für die friedlichen Dispositionen, welche bei den Anordnungen für die großen Manöver maßgebend gewesen seien. Der Minister {loß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die fremden Militär- Attachés von der ihnen entgegengebrahten herzlihen Gast- freundshaft befriedigt sein und daß sie die gewonnenen guten Eindrücke zur Kenntniß ihrer Regierungen bringen würden. Er trinke auf das Wohl des Präsidenten Carnot und des Ober-Kommandirenden, Generals Saussier, sowie seiner Mit- arbeiter und der Armee. Nah dem Kriegs - Minister ergriff der General Saussier das Wort und sprah seinen Dank für die s{chmeichelhaften Worte Freycinet's aus. Er wie die Aimce würden dieselben zu rechtfertigen wissen. Der General {loß mit einem Toast auf die Armee und den Kriegs-Minister. Fm Namen der auswärtigen Militärbevollmächtigten erhob sich alsdann der russishe General Fredericks und brachte in warmen Worten einen Toast auf den Kriegs-Minister, den General Saussier, die s{önen französishen Truppen und ihre tapferen Anführer, welche ihre Gäste mit so viel Herzlihkeit und Courtoisie auf- genommen hätten, aus. Die Trinksprüche wurden stehend angehört. :

In der „Nat.- Ztg.“ lesen wir: Von den Reservisten, die an den gegenwärtigen französishen Manövern theil- nehmen, is eine größere Anzahl erkrankt. Der „Figaro“ führt diese Krankheitsfälle auf die erdrückende Hitz2 während der Manöver zurück, während von anderer Seite b. hauptet wird, die \{lechten Kantonnementsquartiere seien Schuld, Die Bevölkerung benimmt fsih allem An- schein nah gegenüber den im Manöverterrain befindlichen Truppzn wenig entgegenkommend. Fn besondere werden die Soldaten von den Händlern mit Lebensmitteln ausgebeutet, während es andererseits an Wasser und den zum Transport derselben nothwendigen Utenfilien fehlt. Gegen den Maire von Troy?:s Bouilliec wird denn auch im „Figaro“ Beschwerde erhoben, daß er nicht einmal für die Unterbringung der Truppen ausreichend Sorge getragen habe.

Der Marine-Minister hat an die Mitglieder des Flotten- und des Budgetausshusses beider Kammern eine Denkschrift über den Stand der französischen Streitkräftezur See vertheilen lassen. Dem „Matin“ zufolge weist der Minister darin zunächst auf die Umwälzung hin, welche die Seewehr durch die Fortschritte der Metallurgie, der Anwendung des Dampfes und der Elektrizität 2c. seit 20 Fahren erfahren hat, und welche zu einer wiederholten rashen Anschaffung neuen Geräthes zwängen. Diese Umwandlung sei nothwendig, wenn Frank- reih seine Flottenausrüstung auch nur auf der gleihen Höhe mit derjenigen der übrigen Mächte halten wolle. Einige der Leßteren bejäßen eine jüngere Fiotte; sie hätten daher die erlangten Erfahrungen benüßen und sih ein möglichst neues und vervollklommnetes Geräth anschaffen können ; die anderen aber hätten niht gezögert, mit ‘den größten Opfern ihre ganze Artillerie zu erneuern und auf alle ihre zwar noch guten, aber überhoiten Geshüße zu verzihten. Das- jelbe, was für die Geshüge gelte, gelte in noch höherem Maße von den Schiffen. Diese seien in Folge der Umgestal- tung aller Elemente, aus denen sie beständen, von 9000 Tonnen im Jahre 1870 auf 12—13 000 Tonnen im Jahre 1890 gestiegen. Bezüglih der Torpedoboote bemerkt die Denkschrift, bei der Sorge um den Bau neuer Panzer- schiffe habe man den der kleinen Fahrzeuge niht ver- nachlässigt. 18 Kreuzer seien im Bau oder nahezu versuhsbereit und 42 neue Torpedoboote würden in diesem Jahre oder Anfangs 1892 vollendet sein. 50 weitere, die 1886 in Bau gegeben worden seien, aber 1890 hätten umgewandelt werden müssen, würden in einigen Monaten ebenfalls fertig sein. Außer diesen 92 Torpedo- booten, über welch?: die Flotte binnen Jahresfrist verfügen werde, seien noch 31 des größten Modells bestellt, um die älte- ren und nicht s{hnell genug fahrenden zu erseßen. Jm Verlaufe von 10 Jahren würden 81 Fahrzeuge verschiedener Größe aus-

ereiht, zu ihrem Ersay müpten also jährlih 10 neue auf den

erften begonnen werden. Der Viinister lenkt besondecs auf diesen Punkt die Aufmerksamkeit der Kammerausshüsse und bemerkt : „es würde eine unverzeihlihe Unvorsichtigkeit sein, wollte man der Flotte die Mittel versagen, die Rolle zu spielen, die ihr im Augenblick des Entscheidungskam pfes zusällt ; noch bedenk- liher würde aber der Fehler sein, die Summen,. welche mit eifersühtiger Fürsorge auf den Bau wirklicher LgmpiiGitte verwendet werden müßten, für hastige und werthlose Bewaff- nungen auszugeben. Eine ähnlihe Lage habe vor zwei Jahren in England® bestanden. Das englishe Parla- ment habe nit gezögert, zur sofortigen affung einer Kriegsflotte zu beschließen, die zu der {hon vorhandenen großartigen hinzutrete und niht weniger als 700 Millionen

Francs koste. Sogar Jtalien werde troy der Finanzkrisis, die es durchmaché,, nahdem es die prachtvollen Panzerschiffe von 14 000 t, die „Sardegna“, „Sicilia“ und den „Rè Umberlo“, vom Stapel gelassen, drei neue Geschwader-Panzerschiffe auf die Werft legen. Bekanntlich spare auch Deutschland keine außer- ordentlichen Kredite, wenn es fih darum handele, seine See- kräfte zu vermehren.“ Der Minister hofft daher, die Kam- mern würden ihn in den Stand seßen, den vom Ober-Flotten- rath angenommenen Bauplan auszuführen. j

Die hiesigen Blätter veröffentlihen folgende halbamtlihe ‘Notiz: Mehrere Zeitungen haben die Meldung gebracht, die italienishe Regierung sei geneigt, fh bei der Enthüllung des Garibaldi-Denkmals vertreten zu lassen, Falls die französishe Regierung eine amtlive Einladung an fie ergehen lassen werde. Dieser Nachricht gegenüber \{heint angebracht, zu erklären, daß die Enthüllung eine rein örtliche Feier ist. Die franzöfische Regierung ist selbst nur von der städtischen Verwaltung von Nizza, welche diese Angelegenheit allein an- geht, eingeladen worden. .

Eine Depesche aus Libreville vom 9. d. M. besagt der „K. Z.“ zufolge, de Brazza sei Tags zuvor nah Loango und in das Janere aufgebrochen. Mittheilungen aus Bra zza- ville besagen, es sei noch unmögli, ganz Bestimmtes über den Tod Crampel's zu melden, dagegen sei die Ermordung Biscarrats sicher.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 9. September. Der Minister des Auswärtigen Herr von Giers kommt am 15. September von seinem Sommeraufenthali in Finland nah St. Petersburg zurück und reist, wie die „A. R. C.“ mittheilt, am 22. Sep- tember direkt und ohne Aufenthalt nah Oder-Ftalien.

Schweiz.

Der Berner „Bund“ hatte gemeldct, daß ein Bataillon italienisher Soldaten die Grenze im Bedrettothal, allerdings unbewaffnet, überschritten und in All Aqua gefrühstüt habe. Die Offiziere seien mit ihren Fernrohren nach Villa hinuntergegangen, um si die Gotthardbejestigungen anzusehen. Vom Departement des Auswärtigen wird dem „W. T. B.“ zufolge jeßt mitgetheilt : Laut einem Berichte des Gemeinderaths von Airolo sollen diese Gerüchte völlig grundlos sein.

Belgien.

In der gestrigen öffentlihen Sißung des Katholiken- kongresses verlas, wie „W. T. B.“ aus Mecheln meldet, der Sekretär Fris eine an den Papst zu richtende Adresse, in welcher der Kongreß dem Wunsche auf Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes Ausdruck giebt. Vorträge hielten Cochin (Paris), Winterer (Mülhausen), Tondini (Ftaälien), Dehamps und David (Belgien). Leßterer sprach übec die muthmaßlihen Erfolge der Civilistrung von Afrika und pries das Werk, das der König von Belgien begonnen habe. Die soziale Sektion des Kongresses sprach fih zu Gunsten der Errichtung von Arbeiterbörsen aus. Eine lebhafte Debatte fand anläßlih der Besprechung über das Genossenshaftswesen statt, es wurde der Wunsch ausgesprohen, daß in dieser Beziehung ein Einver- nehmen zwishen den Handelstreibenden und den Arbeitern erzielt werde. Die literarische Sektion hat den Antrag gestellt, daß der Staat die Verbreitung unsittliher Bücher und Zeitschriften unterdrücke.

Türkei.

Konstantinopel, 10. September. Der Arbeits-Minister Mahmud Pascha ist laut Meldung des „W. T. B.“ zum General-Gouverneur von Kreta und Tewsik Pascha zum Arbeits-Minister ernannt worden.

Eine der „Pol. Corr.“ „von besonderer türkischer Seite“ zugehende Zuschrift tritt der Anschauung, als ob die Berufung eines neuen türfishen Ministeriums und speziell der Rüdckttritt Kiamil Pascha's einen Systemwechsel in Bezug auf die auswärtige Politik der Türkei be- deuten würde, mit großem Nachdruck entgegen. Dem Kabinetswechsel komme eine derartige politishe Trag- weite durhaus nicht zu, und es sei insbesondere völlig irrig, wenn man von dem neuen Kabinet eine Shwenkung der Türkei zu Gunsten Rußlands erwarten zu sollen glaube. Es erscheine au die Auffassung völlig unzulässig, als ob die auswärtige Politik der Türkei innerhalb der leßten Jahre auf den Augen- Kiamil Pascha's beruht habe. Die Bedächtigkeit und Korrektheit, welhe seit geraumer Zeit die auswärtige Politik der Türkei kennzeichnen, sei auf die Person des Sul - tans zurückzuführen, und die anerkannte Weisheit desselben, welche zur Erhaltung des europäischen Friedens in so hohem Maße beigetragen habe und andauernd beitrage, bilde eine Gewähr für die Stabilität des bisherigen politishen Systems in der Türkei. Die Annahme, daß die Berufung eines neuen Kabinets das Signal einer neuen politishen Rihtung bedeute, sei um so übereilter, als die neuen Mitglieder der Pforte für die Türkei selbst und umsomehr für das Ausland politis unbestimmbare Faktoren seien. Die Aktion der neuen Minister würde erst durch den Sultan ihr politishes Gepräge erhalten und Dschevad Pasha werde ebenso Vollstrecker der politishen Grundsäße des Großherrn sein, wie Kiamil Pascha es war. Die öffentlihe Meinung in Europa sollte sih, wie die Zuschrift betont, diese entscheidende Bedeutung der Persön- lihkeit des Sultans für die auswärtige Politik der Türkei vor Augen halten und sich von dem Jrrthum, als ob der Kabinetswehsel in Konstantinopel einen Umshwung der N des Reichs und eine Annäherung der Türkei an

ußland ankündigen würde, gründlih befreien.

Nath einer Mittheilung des „Standard“ aus Batum haben im Laufe dieses Jahres elf russische Schiffe mit Kriegs- material die Dardanellen pasfirt. Alle Kreuzer der Frei- willigenflotte nahmen {were R HeR für die neuen Festungs- werke von Wladiwostok mit; da die Flottille für den Kanonen- transport niht ausreihte, wurden auch mehrere fremde Dampfer gemiethet.

Serbien.

_ Der Beginn der Handelsvertrag3-Verhandlungen zwischen ODesterreih-Ungarn und Serbien is, wie der

ol. Corr.“ aus Belgrad gemeldet wird, endgültig auf

itte Oktober anberaumt worden. Die Verhandlungen würden alsdann ihren Anfang nehmen ohne Rülsicht darauf, ob die Unterhandlungen mit Jtalien und der Schweiz ab- geshlossen seien oder nicht.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 8. September. König Oscar ist heute

von seiner Reise nah der Westküste hierher zurückgekehrt. Dänemark.

Kopenhagen, 11. September. Heute findet, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlich des Namenstages des Kaisers von Rußland in der russishen Kirhe Messe statt. Das Dejeuner wird auf dem „Polarstern“ eingenommen, die Tafel ist in Fredensborg. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen gestern Nahmittag hier ein, dinirten bei dem Prinzen Waldemar und übernachteten an Bord des „Polar- stern“. Die übrigen Mitglieder des Hofes werden erst heute hier erwartet.

Amerika.

Chile. Der „New - York Herald“ meldet aus Valpa- raiso vom 11. d. M.: Die Mitglieder der Junta hätten zu wiederholten Malen mit hervorragenden Kaufleuten und Banquiers konferirt bezüglih der von Balmaceda ausgegebe- nen 27 Millionen Dollarsnoten. Die Hauptbanken würden bis zum endgültigen Abschluß der Verhandlungen geshlossen bleiben. Uebrigens herrsche allgemein die Ueber- zeugung vor, daß die Regierung das Papier anerkennen müsse, denn die Nichtanerkennung würde für den Stand des Handels und der Banken von sehr ernsten Folgen sein. Man glaube deshalb, daß die Junta die Verantwortlichkeit für den ganzen Betrag übernehmen werde. Gegenwärtig sei fie mit einem Geseßentwurf beschäftigt, betreffend den Rückauf innerhalb 5 Jahren, sobald die Zahlungen in Metall wieder aufge- nommen sein würden. ;

Nach einer Meldung desselben Blattes aus Santiago vom 10. d. M. ist Augustin Edwardes zum Minister der öffentlichen Arbeiten und Manuel Alatta zum Minister des Auswärtigen ernannt. Man glaubt, Ramon Barros Lucos würde als

räsidentshaftskandidat aufgestellt werden.

Im Staatsshaße wurden Tratten zu Gunsten der balmacedistishen Minister auf London im Betrage von 3 Mil- lionen Dollars aufgefunden und annullirt.

Afien.

China. Aus Shanghai, vom 10. d. M., wird dem „Standard“ gemeldet, daß die in Ftschang, wo, wie ge- meldet, am 2. d. M. Unruhen stattgehabt haben, wohnenden Ausländer nah Hankow geflüchtet seien. Nur die Konsuln seien daselbst zurückgeblieben. Die im Yan-The:Kiang stationirten Kanonenboote könnten fih, weil das Wasser im que zu seiht und flach sei, der Stadt niht nähern. Der

ommandant des englijchen Panzerschiffes „Archer“ habe eine Anzahl Matrosen mit mehreren Mitrailleusen ans Land gesezt und den abermaligen Ausbruch von Ruhe- störungen dadur verhindert.

Land- und Forftwirthschaft.

Die Roggenernte in Preußen.

_ Das Ergebniß der diesjährigen Roggenernte in Preußen wird aus der folgenden Zusammenstellung erfihtlich:

: _ Anbauslächhen [Nach den Juni-Erhebungen für Winter- und Sommerroggen | wurden im | find von den zusammen : Frühjahr | umgepflüg- | 1891 |ten Flächen 1888 | 1889 | 1890 umgepflügt | bestellt mit | i Winter- | Sommer- in Hektaren "oggen roggenn ; - | - E ekt. 4 416 340 | 4 399 107 | 4 416 760 421 734 | 55425 As : Der Hektar - Ertrag Dana er- Mithin verbleibt | wurde nach den Einzeln- | giebt fich ein 1891 Anbaufläche | berichten der landwirth: | Gesammtertrag für Winter- und | schaftlihen Vereine im | an Roggen für Sommerroggen | Durchschnitt der Kreise den ganzen zusammen berechnet für die Staat Hekt. Monarchie in D.-Ctr. E pro Hekt. (100 kg) 4 050 451 1152 kg | 46 673 806

Im Jahre 1890 wurden geerntet : 49 640 427 D.-Ctr. Winterroggen, 729207 Sommerroggen,

zusammen 50 369 634 D.-Ctr. Roggen, d. h. etwa 4 Millionen Doppel-Centner mehr als 1891.

Obstmarkt in Berlin.

Die Einrichtung des Obftmarktes in Berlin, 29. September bis 1. Oktober d. I., wird in den Kreisen der Obftzüchter weit und breit freudig begrüßt. Das Obstmarkt-Comité ift bemübt, die erfolgreicbe Beschickung auch allen Denen zu ermöglichen, welche in der vortheil- baften Verwerthung des Obstes keine Erfahrung haben. In diesem Sinne hat der Geschäftéführer, Ober-Gärtner C. Junge, jezgt eine Anleitung zum Pflücken, Verpacken des Obstes u. f w. ausgearbeitet und trucken lassen. Jn dieser Anleitung wird dargelegt, daß der Preis und die Verkäuf- Tikeit wesentlich davon abhängt, wie das Obst behandelt wird. Das Hauptgewicht liegt darin, daß die Frücbte gut sortirt und auf dem Transport niht verleßt werden, sodaß sie sich dem Käufer möglicft vortheilhaft präsentiren. Wir empfehlen allen Denen, welche sih für den Obstmarkt interessiren, \sich diese Anleitung vom Geschäftsführer des Obstmarktes, Ober-Gärtner C. Junge, Berlin NW. 21, Spener- ftraße 47, senden zu lassen. Sie wird kostenfrei vershickt.

Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Nah dem Bericht des Ackerbau- Ministeriums vom Sep- tember beträgt, wie „W. T. B.* aus Washington meldet, der Dar({schnittsstand der Baumwollernte 827/10. Eine Verminde- rung der Ernte hat in Folge heftigen Regens an der atlantischen Küste stattgefunden, während die Ernte in Alabama und in den West- staaten durch die Trockenheit und durch den Bollworm ftark ge- \chädigt wurde. Der Stand des Mais beträgt v im Dur{- \chnitt also 21 mehr als nach dem Septemberberiht des Jahres 1890, des Weizens 968/10, des Roggens 951/10, des Hafers 907/10 und der Gerste 943/10.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengeftellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in OberschGlesien. __ An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10525, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen. j In Oberschlesien sind am 9, d. M. geftellt 4259, nitt

reGtzeitig gestellt keine Wagen.

Í Subhastations-Resultate. Beim Königlichen Amtsgeribt I Berlin stand am 10. September 1891 das Grundstück des Maurermeisters Hermann Zimmermann, in der Schulzendorferstraße 17a belegen, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 820 # feftgeseßt. Für das Meistgebot von 190 000 4 wurde der Kaufmann Salo- mon Haberland, Stegliterstraße 12, Ersteber.

Die Nawhrickten über eine neue russische Anleihe, welche auf den französis{hen Markt gebracht werden soll, treten mit immer arößerer Sicherheit auf. Nach einer Pariser Correspondenz der „Nat.-Ztg.“ vom 8. d, M. konnte die Unterzeichnung der zwischen dem russishen Finanz-Minifter und dem Crédit Lyonnais abge- \{lofsenen Vereinbarung betreffs der Uebernahme und der Emission einer Anleibe von 500 Millionen Francs 39%, Goldrente (keine Konvertirungs-Operation, sondern eine wirklih neue Anleibe) an diesem Tage noch nicht erfolgen, weil das Datum einer seit längerer Zeit ver- breiteten Emission von Obligationen des Pariser Crédit Foncier vorher bestimmt sein mußte, damit es mögli wurde, den Zeitpunkt der russishen Emission festzuseßen. Nachdem nun der Verwroaltung®- rath des Credit Fortier den 6. Oftober als Emissionstag bestimmt bat, dürfe man annehmen, daß die Zeichnung auf die neue russische Anleihe gegen Ende Oktober oder in der ersten Hälfte des Monats November stattfinden werde. “Nach_dep der „Frkf. Ztg vorliegenden Nachrichten war am 10, d. M. über den wesentlihsten Punkt der Verhandlurgen, den Uebernahmepreis, noch ktine Einigung erzielt. Das Blatt \creibt: Anfangs hatten Pariser Blätter die Uebernahme zu 83 bis 84 9% in Ausfiht gestellt. Jett verlautet indeß, daß das ge- gemahte Gebot noch unter 80 %/o geblieben sei. Auf welchem Preise \chließlich die Verständigung erfolgen wird, das bleibt abzuwarten, ebenso ob, wie die Financiers Anfangs meinten, 5009/0 fest, der Reft in Option übernommen, oder etwa s{ließlich auf den Gedanken einer kommissionéweisen Emission zurückgegriffen werden wird.

_— In der Aufsi@têratts-Sizung der Chemnitzer Werkzeug- maschinen - Fabrik (vorm. Joh. Zimmermann) vom 10. September d. J. gelangte der Abschluß pro 1890/91 zur Vorlage, welher einen Bruttogewinn von 843 702 Æ ergiebt. Die Ab- schreibungen wurden nah den biéberigen Säßen mit M 162 244 M bemessen. An Dividende sollen der Generalversammlung 8 9/9 vor- geschlagen und ferner einem zu bildenden Dividenden: Reservefonds 162000 A = 39% des Aktienkapitals zugewiesen werden. Der ordentlihe Reservefonds, der im vorigen Jahre 500 000 # betrug, wird auf tie ftatutenmäßfige Höhe von 540000 4 = 10/9 des Aktienkapitals gebraht. Die auf dem Grundstück haftende bis zum 30. Juni 1899 zu tilgende 4F 9/9 Hypothek im Betrage von 582 705 4 gelangt bereits am 30. September cr. zur Rückzahlung, sodaß das Unternehmen dann vollständig \{uldenfrei ift.

Leipzig, 10. September. (W. T.B,) Kammzug-Termin- bandel. La Plata. Grundmuster B. per September 3,824 #, per Oktober 3,85 #, per November 3,874 #, per Dezember 3,875 , per Januar 3,925 , per Februar 3,921 6, per März 3,925 4, per April 3,95 #6, per Mai 3,95 #, per Juni 3,95 4, ver Juli 3,95 M, per August 395 A Umsay 155 000 kg. Ruhig.

London, 10. September. (W. T. B.) Wollauktion. Preise stetig.

An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.

Bradford, 10. September. (W. T. B.) Wolle rubig, Garne fester, für Stoffe besserer Begehr. :

Mailand, 10. September. (W. T. B.) Die „Società di Credito e Industria Edificio“ îin Mailand, welche

ursprünglich mit der neucn englisch-italienischen Baubank vereinigt werden follte, bes{loß in ihrer gestern stattgehabten Haupt- versammlung, hiervon Abstand zu nehmen, die Gesellshaft vielmehr zu refkonstruiren und das Aktienkapital zu diesem Zwecke auf 16 Millionen Lire zu erhöhen und sh der von der english- italienishen Baubank repräsentirten GinauareWe G een.

New-York, 10. September. (W. T. B.) Nah fester lebhafter Eröffnung war die Börse später abges{wäht, {loß aber fest. Der Umsatz der Aktien betrug 293 090 Stück. Der Silber- vorrath wird auf 4700009 Unzen geschäut. Die Silberver- käufe betrugen 83 009 Unzen,

Verkehrs-Anstalten.

„Die Königlihe Eisenbahn-Direktion Magdeburg erläßt jeßt die Bekanntmachung bezüglih der auf den Verkehr über die Wannfseebahn vom 1. Oktober ab gültigen Bestimmungen. Nach diesen Bestimmungen wird der Verkehr auf der neuen Bahn ein Zwanzig-Minutenverkehr sein, und darüber hinaus werden in den Stunden zwischen 7 bis 9 Morgens, 124 bis 27 Mittags und 4t bis E Abends die Züge in Zwischenräumen von 10 Minuten einander olgen.

Bremen, 10. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Sachsen“ is heute von Southampton abgegangen. Der Swnelldampfer „Werra“ is heute Morgen in Southampton angekommen. Der Shnelldampfer „Spree“ ift geftern Nahmittag von Southampton abgegangen. Der Dampfer „Köln“ hat gestern Santa Cruz passirt. Der Shnelldampfer aler Wilhelm Il.“ hat gestern Morgen die Heimreise an- getreten.

11, September. (W. T. B.) Der Swnelldampfer „Werra“, von New-York kommend, hat am 10. September Morgens Lizard, der Reichspostdampfer „Sa{Gsen“, von Oft:Asien kommend, am 9. September Nachmittags Quessant passirt. Der Postdampfer „Dresden“, am 27, August von Bremen abgegangen, ist am 10. September Morgens in Baltimore, der Reihspostdampfer „Preußen“, von Ost-Asien kommend, am 10. September Nachmittags in Colombo angekomtnen.

Hamburg, 10. September. (W. T.B.) Hamburg-Amerika- nisde Padetfahrt- Aktien- Gesellshaft. Der Sthnell- dampfer „Columbia“ ift, von New-York kommend, heute Morgen in Southampton angekommen.

11. September. (W. T. B.) Der Shnelldampfer „Columbia“ ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag auf der E lbe eingetroffen.

London, 10, September. (W. T. B.) Der Union- Dampfer „Merxican* is Heute auf der Ausreise, in Capetown an- gekommen. Der Union-Dampfer „Athbenian“ ift auf der Ausreise heute von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Wallner-Theater. Der gestrige Abend brachte zwei Novitäten, welche von den Zu- \chauern mit lauten Beifallsäußerungen begleitet wurden und somit einen zweiten glücklihen Erfolg der neuen Direktion bedeuten. Zur Aufführung gelangten eine französishe Pofse „Der Mann mit hundert Köpfen“ von Henry Moulin und Edmond Delavigne und eine Gesangsburleske „Musikalisch-dekla- matorishe Abendunterhaltung“ von D. Kalisch, welhe von H. Graef neu bearbeitet, d. h. mit neuen Wißworten und Serzen und modernen _ fatirischen Anspielungen ausgestattet wurde, Die französishe Poffe ist auf der tollen Vorausseßung aufgebaut, daß ein Verwandlungskünftler, welher mit Hülfe einiger Kunstgriffe und Kunftmittel seinem Kopfe hundert verschiedenartige Physiognomien zu geben vermag, in der Wohnung des verliebten Advokaten Brifson einen Abend und eine Naht den Hausherrn vorstelt, um an Brifson's Stelle die beredten Angriffe der Schwiegermutter zu erdulden. Aus dieser, auf moderne Art begreiflich gemachten romantischen Doppelgängerei werden die kecksten Schlüfse gezogen und die gewagteften Voraus- feßungen nit nur angedeutet, sondern derb ausgesprochen; und diese stark gewürzten Cynismen, welche freilich oft genug einer dreiften Komik nit entbehren, \{hreiten unter dem Mantel bürgerlicher Gesittung

einher, ein Kunftftück, welches in solwer Vollendung nur die Fran- zosen fertig zu bringen vermögen. Die Exposition "Gat e bei.

wandt: