Und in der „Hessishen Post“ heißt es:
Aller Herzen {lagen dem Monarchen entgegen, der heute, am 11. September, zum ersten Male als Kaiser und König unsere Stadt betritt, in der er einen Theil seiner Schulzeit verlebte. Der stürmische Jubel Tausender wird ihn auf seinem heutigen festliGen Einzug in die Haurtstadt des Chattenlandes umbrausen, ihn und seine Gemahlin, die Kaiserin, welche Kassel hon vor zwei Jahren durch ihren Besuch au8aezeichnet hat. Mit der Bürgerschaft Kassels gedenkt heute das ganze Hessenvolk der hohen ftaatsmännishen und Regenten-Tugenden, welche Kaiser Wilhelm zum Heile Deutschlands in so reihem Maße bethätiat, die Bewunderung der ganzen Welt auf sich ziehend. Wir verehren ihn als fkraftvollen Herrscher unseres großen, mächtigen Vaterlandes und wir lieben ihn als unermüdlich sorgenden Landesvater, wir vertrauen ganz seiner sicheren Leitung der Geshicke Deutschlands und blicken dankbar zu ihm empor. Wie sehr jedes Hessen Herz von Liebe und Treue für Kaiser Wilhelm erfüllt ist, das werden die Kasseler Kaisertage, die einen Glanz entfalten, wie ihn seinesgleihen unsere Stadt kaum je vorher sah, zu beredtem Ausdruck gelanaen lassen. Treue ift von jeher ein bervorragender Charafkftérzug des Hessenvolkes gewesen, diese seine alte Treue hat es auf die Hohenzollern übertragen und keinem anderen deutschen Volksstamme steht es an patriotisher Gesinnung, an fester Anhänglibkeit an das Königshaus nah. Heute, wo Kaiser Wilhelm nach Kassel kommt, um in Ausübung seines Königlichen Berufs als oberster Kriegsherr Truppenshau zu halten und die Heeresausbildung zu prüfen, gelten im ganzen Hessenlande alle Ge- danken nur ihm, und sie vereinigen ih in dem Wunsche, daß auch in Zukunft des Himmels reihster Segen der Regierung Kaiser Wil- belm’s und seinem Wollen und Streben als Führer des deutschen Volkes beschieden sein möge !
Nach den im Reichs-Versiherung3amt angefertigten Zu- sammenstellungen betrug am Schluß der ersten acht Monate seit dem Jnkrafttreten des Jnvaliditäts- und Alters- versicherungsgeseßes (Ende August 1891) die Zahl der erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Altersrenten bei den 31 Jnvaliditäts- und Alter versicherungs-Anstalten und den aht zugelassenen Kassen: Einrihtungen 149 026. Von diesen wurden 111 325 Rentenansprüche anerkannt, 21 614 zurückgewiesen und 2594 auf andere Weise erledigt, sodaß
13493 Ansprüche unerledigt auf den Monat September über- gegangen sind. :
Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf Schlesien 15910, Dstpreußen 14823, Brandenburg 11 060, Rhein- provinz 9930, Hannover 8857, Sachsen-Anhalt 8208, Posen 6240, Schleswig: Holstein 6069, Westfalen 5693, Pommern 5683, Westpreußen 5121, Hessen:-Nassau 3631 und Berlin 1559.
Auf die aht Anstalten des Königreihs Bayern kommen 14 833 Altersrentenansprüchhe, auf das Königreich Sachsen 6381, auf Württemberg 3390, Baden 2862, Gr. Hessen 2970, beide Mecklenburg 3128, Thüringische Staaten 3361, Olden- burg 511, Braunshweig 1122, Hansestädte 937, Elsaß- Lothringen 4706 und auf die acht zugelassenen Kasseneinrich- tungen in2gesammt 2041.
Von den sämmtlichen Ansprüchen waren 140 568 in den sieben ersten Monaten des Jahres, 8458 im Laufe des Monats August erhoben worden.
Nah der im Reiths-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reihs- und Staats - Anzeigers“ veröffentlihten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Juli d. F. beim Eisenbahnbetriebe (mit Auss{chluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 11 Entgleisungen und 1 Zusammenstoß auf freier Bahn, 19 Entgleisungen und 11 Zusammenstöße in Stationen und 176 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei leßteren Personen getödtet oder verleßt worden sind). Bei diesen Unfällen findim Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 184 Personen verunglüct, sowie 40 Eisenbahnfahrzeuge er- heblih und 104 unerheblih beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 2 getödtet und 4 verleßt, und zwar ent- fallen: je eine Tödtung auf die Verwaltungsbezirke der König- lichen Eisenbahn-Direktionen zu Bromberg und zu Berlin, zwei Verleßungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Berlin und je eine Verleßung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Breslau und zu Magdeburg. Von Bahnbeamten und Arbei- tern im Dienst wurden beim eigentlihen Eisenbahnbetriebe 18 getödtet und 133 verleßt, von Steuer- u. #\. w. Beamten 1 verleßt, von fremden ' Perjonen (einschließlich der niht im Dienst befindlihen Bahnbeamten und Arbeiter) 14 ge- tödtet und 12 verleßt. Außerdem wurden bei Neben- beshäftigungen 46 Beamte verleßt. Von den sämmtlichen Un- fällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staats- bahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 33 601,56 km Betriebslänge und 1 001 159 303 gesörderten Achskilometern) 211 Fälle, davon sind verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksihtigung der geför- derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, auf der Main:Neckar-:Eisenbahn und in den Verwaltungs- bezirken der Königlichen Eisenbahn - Direktionen zu Köln (rechtsrh.) und zu Breslau die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privatbahnen (bei zusammen 252933 km Betriebs- länge und 31 459 460 geförderten Achskilometern) 7 Fälle, und zwar auf die Hessishe Ludwigs-Eisenbahn 6 Fälle und auf die Lübeck-Büchener Eisenbahn 1 Fall.
Nach der im Reich3-Eisenbahnamt augen, in der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ ver- öffentlihten Nachweisung über die im Monat Juli d. J. auf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den Zügen mit Personenbeförderung vorgekommenen Verspätungen haben auf 36 größeren Bahnen bezw. Bahnnezen mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 236,16 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt fih verspätet: 1768 Schnellzüge, 2193 Personenzüge und 227 zur Personen- sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende Züge, zusammen 4188, Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 15 472 866 Zugfkilometer, 317 386 118 Achsfilometer Feoen 14948534 Zug- und 295 091 846 Achsfilometer im Vormonat und gegen 14 318 444 Zug- und 314879385 Achskilometer in demselben Monat des Vorjahres. Von den Verspätungen wurden 1565 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2623 Veriptitunaen zur
Last fallen gegen 1604 im Vormonat und 1992 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vor: gekommenen O E entfallen auf 1 000000 Zugkilometer 170, 1 000000 Achskilometer 8, mithin auf 1 000 Zug- kfilometer 31 = 22 v. H. mehr als im Monat Juli des Vor- jahres und 63 = 59 v. H. mehr als im Vormonat, und auf 1 000 000 Achskilometer 2 = 33 v. H. mehr als im Monat
uli des Vorjahres und 3 = 60 v. H. mehr als im
ormonat. M Folge der Verspätungen wurden 2007 Anschlüsse ver)äumt (gegen 1497 in demselben Monat des Vorjahres und 1227 im Vormonat), Bei 7 Bahnen sind Zugverspätungen und Anschlußversäumnisse mcht vor- gekommen. Jn der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrishes Mittel) zwischen der Anzah dex von den fahr- planmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 000000 Zug- und 1000000 Adsfilometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrheinische) zu Köln, die Hessishe Ludwigsbahn und die Neustreliß- Warnemünder Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah der Anzahl der Ver- spätungen nah der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Hessishe Ludwigsbahn, die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion (linksrheinishe) und der Königlichen Eisenbahn-Direktion (rechtsrheinische) zu Köln an die ungünstigsten Stellen.
Das vor Kurzem durch die Zeitungen verbreitete Gerücht, die Siegessäule auf dem Königsplaß hier habe eine \chiesfe Stellung angenommen, hat sich nach amtlichen Unter- fuhungen als vollständig unbegründet erwiesen. Eine von verschiedenen Standpunkten aus vorge- nommene Ablothung hat ergeben, daß der Säulen- shaft nah wie vor genau senkrecht steht. Wäre thatsählih eine Bewegung eingetreten, so müßte diese, wenn auch noch so gering, am Sockel, welchzr den Kern des Bauwerks als Unterstüßung des Säulenschaftes innerhalb der kreisrunden Umgangshalle umschließt, an den Fugen der Granitquadern a sihtbar sein. Hier ist aber nit die geringste Spur einer Aenderung im Gesüge wahrnehmbar.
Das E erregende und vielleiht gerade deshalb in weiteren Kreijen gern geglaubte Gerüht wird auf optische Täuschungen zurückzuführen sein, wie solche häufig bei Bau- werken und ähnlih auch in der Natur besonders im Gebirge beobachtet werden. |
Unter dem Einfluß besonderer Licht- und Schattenwirkung mag die Schwellung der Stüßen des Rundbaues und die Verjüngung des cannelirten Säulenschaftes im Vergleih zu der gegen das Denkmal hin ansteigenden Umpflasterung den Eindruck eines scheinbaren Abweichens von der Lothlinie her- vorgerufen haben.
Weitere Nahrung wird die falsche Vermuthung, daß eine Bewegung des Denkmals eingetreten sei, durch die Aufstellung eines Gerüstes an demselben erhalten haben. Leßteres diente aber auch in diesem Jahre, wie in früheren Jahren, lediglich dem Zweck, die polirten Granitflächen der Architektur des Unter- baues von der Beshmußung zu säubern, welche theils durch atmosphärishe Niederschläge entsteht, theils durch Vögel, welche sich an dem Denkmal einnisten, erzeugt wird.
Es wird darüber Klage geführt, daß in Fällen, in welchen Reisegepäck vershleppt worden und daher an der Be- stimmungsfstation den Reisenden nicht ausgeliefert werden kann, die zur Wiedererlangung des fehlenden Gepäcks einzu- leitenden Schritte niht immer mit der erforderlihen Umsicht und Schnelligkeit unternommen werden. Es liegt auf der Hand, daß hierdurch den Reisenden shwer empfundene Un- annehmlichkeiten erwahsen, und daß es durchaus Pflicht der Eisenbahnverwaltung is, solche thunlihst zu vermeiden und in ihren Folgen zu mildern. Unter Hin- weis auf frühere Erlasse, durch welche besondere Sorgfalt bei der Abfertigung und Behandlun des Reisegepälks zur Pflicht gemacht ist, hat der Minister der öffentlihen Arbeiten neuerdings in einem Erlaß an die König- lichen Eisenbahn-Direktionen die Erwartung ausgesprochen, daß derartige Versehen bei der Gepäcabfertigung im Einzelfalle untersuht und streng verfolgt werden, sowie daß die Dienst- stellen von Neuem Angewilscn werden, beim Fehlen von Ge- pädck nichts zu versäumen, was zur baldigsten Herbeishaffung desselben beitragen kann, und die zur Wiedererlangung fehlender Gepäcfstücfe gemäß der Dienstanweisung, betreffend das Nahforshungsverfahren u. \. w. (Nachtrag 1 des Ueberein- kommens zum Vereins-Betriebsreglement vom 1. Januar 1890), einzuleitenden Schritte sofort und auf telegraphishem Wege vorzunehmen.
Seitens des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten ist die De von lebenden Schweinen aus den Mastanstalten Steinbruch, Wiener: Neustadt und Bielit- Biala über Dziediß, Oderberg und Bodenbach in die öffent- lihen Schlahthäuser zu Eisleben und Naumburg a. S. wider- ruflih gestattet worden.
Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche Geheime Rath Graf von Dönhoff ist von dem ihm Allerhöchst be- C Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäste der Gesandtschaft wieder übernommen.
Kassel, 11. September. Seine Königlihe Hoheit der Großherzog und Seine Großherzoglihe Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen begaben sih nah der „Darmst. Ztg.“ heute Morgen nah Ober-Zwehren, um den Manövern der drei Divisionen des XI. Armee-Corps unter dem Befehl des komman- direnden Generals von Grolman gegen einen von Süden her gegen Kassel operirenden markirten Reind beizuwohnen. Für
en Abend 6 Uhr hatte der Großherzog den Prinzen Heinrih und die p S Generale, Stabsoffiziere und Adjutanten, die höheren Sanitäts- Offiziere der 21. und 22. Di- vision sowie den kommandirenden General von Grolman mit seinem ganzen Stabe zu einem Festmahl in das Hotel „König
dem Feste ergangen.
n fremdherrlihen Offizieren sind, wie das „Kasseler Tagebl.“ mittheilt, zu den Manövern eingeladen worden: der Kommandant Marquis de Mendigorria (Spanien), Oberst-Lieutenant Zuccari (Jtalien), Kommandant Mennier (Frankreih), Oberst von Bus (Rußland), Oberst Russel (England), Oberst Freiherr von Steininger (Oesterreih), Hauptmann Bingham (Vereinigte Staaten), Major Fukijhima (Japan), Major Fröding (Schweden), Oberst= Lieutenant Riccheri A, Oberst-Lieutenant Jardim Portugal), Oberst Ritter vom Haag (Bayern), Oberst von
chlieben (Sachsen) und Oberst-Lieutenant von Neidhardt (Württemberg). Als Führer der fremdherrlihen Offiziere sind kommandirt: Rittmeister Graf von Hutten:Czapski vom Husaren-Regiment Landgraf Friedri IT. von Hessen- Homburg (2. Hessisches) Nr. 14 und Premier-Lieutenant von Basedow vom Anhaltischen Jnfanterie-Regiment Nr. 93, kommandirt zur Dienstleistung beim Großen Generalstabe.
Vayern.
München, 11. September. Seine Königlihe Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, heute an die Armee folgenden Tagesbefehl erlassen:
Die in Anwesenheit Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen stattgehabten, mit dem heutigen Tage zu Ende geführten Manöver haben Mich ersehen lassen, daß die Ausbildung der Truppen aller Waffen auf eine Stufe ge- E 2 welche den hentigen Anforderungen an Kriegstüchtigkeit entspricht.
Trat dies zunächst in der Haltung der Truppen bei der (o Parade, wie bei den unter der Oberleitung Eurer Königlichen Hoheit zur Dur{hführung gelangten Manösvern vortheilhast zu Tage, so find insonderheit auch die bei der Zusammenziehung größerer Truppenkörper anzufordernden erheblihen Marsh- und Gefehts- leistungen allerwärts mit jener Frishe und Ausdauer erfüllt worden, welche die kriegsmäßig vorgebildete und gut disziplinirte Truppe kennzeihnen.
Solche Resultate lassen sih aber nur zeitigen dur stete Friedens- arbeit und die nie ermüdende Sorgfalt, welche unter der zielbewußten Anleitung der kommandirenden Generale die Offiziere aller Grade, wie auch die Unteroffiziere jederzeit der militärishen Erziehung unh kricgsmäßigen Ausbildung der von vortrefflihem Geist beseelten Mannschaften angedeihen lassen.
Gern nehme J daber Veranlassung, den sämmtlihen an der großen Parade und den Manövern betheiligten Stäben und Truppen- theilen Meine besondere Anerkennung auszusprechen, derselben dadur Ausdruck verleihend, daß Jh Eure Königlihe Hoheit à 1a suite des 3. Keld-Artillerie-Regiments stelle — jenes Truppentheils, in dessen Verbande Eure Königlihe Hoheit im Feldzuge 1870/71 als Batterie-Chef die hôchste militärishe Auszeihnung, den Militär-Max-Joseph-Orden, Sich erworben haben und gleichzeitig den kommandirenden General des II. Armee: Corps, General der JIn- fanterie und General-Adjutanten von Parseval in das Verhältniß à la suite des Infanterie-Leibregiments, in welhem derselbe seine militärishe Laufbahn begonnen hat, stelle.
Der vorstehende Tagesbefehl, welcher dem Kriegs: Ministerium in: Ri A mitgetheilt wurde, wolle nunmehr geeignet bekannt gegeben. werden.
München, den 11. September 1891.
i: (gez.) Luitpold, Prinz-Regent von Bayern.
An den mit der Oberleitung der Königêmanöver beauftragten
kommandirenden General I. Armee-Corps, General der S Prinzen Leopold von Bayern, Königliche oheit.
__ Außerdem wurden an Offiziere und Militärpersonen: eine große Anzahl von Auszeichnungen verliehen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf, Commandeur der Z Don, erhielt das Großkreuz des Militär-Verdienst-
rdens.
Zu Beginn der heute abgehaltenen Magistrats sißung erhob sich Bürgermeister Dr. von Widenmayer zu folgender Mittheilung:
Seine Majestät der Deutsche Kaiser haben heute früh 5 Uhr 55 Minuten München verlassen, Sowohl nach Beendigung der Hoftafel am 9, d. M., zu welcher die Vorstände beider Kollegien Einladung erhalten hatten, als heute vor der Abreise haben Seine Majestät Ihrer hohen Freude Ausdruck gegeben sowohl über die festlihe und patriotishe Huldigung, welche Seine Majestät bei der Ankunft in München und der Fahrt zur Residenz gefunden, als über die allseitige Aeußerung der Liebe, des Vertrauens und der Begeisterung, welhe Seiner Majestät während Seines Aufenthaltes überall dargebraht wurden. Seine Majestät haben mich beauftragt, die ganze Bevölkerung Allerhöchstseines wärmsten Dankes zu versichern. Es gereicht uns Allen zur großen Freude, daß Seine Majestät gern in München verweilten. Jene Stunde, welche Seine Majestät im Rathhause zubrachten, um die Stadt München zu ehren, und in welcher Seine Majestät Seinen Wünschen für Münchens Wohlergehen einen #0 herzerhebenden Ausdruck gab, wird, wie im Buche der Stadt, so im Herzen der Bürger eingeschrieben bleiben. Unser Dank und unsere Segenswünsche begleiten den Kaiser auf Seiner Lebensbahn. — Ich \hließe hieran au den herzlihsten Dank der Kollegien an die ganze Bürgerschaft und den besonderen Dank an alle diejenigen Vereine und- Einzelpersonen, welhe die Gemeindevertretung in ihren besonderen Veranstaltungen \o kräftig unterstüßt haben, an die Presse, welche: den Empfindungen der Bevölkerung einen so würdigen Ausdruck ge- geben hat. Die Durchführung der elektrishen Beleuhtung auf den Festzugsstraßen is nur dur das große Entgegenkommen möglich ge- wesen, das uns theils durch die unentgeltlihe Ueberlassung der erforder- lichen Kraft dur eine Reihe von Privaten, als dur die rashe und muster- gültige Aueführung Seitens der Etablissements Schuckert u. Co., Allgemeine deutsche elektrishe Gesellschaft, Einstein u Co. geboten: worden ist. Zahlreihe Vereine haben uns wie die Militärbehörde in Aufrechthaltung der Ordnung auf das Wirksamste unterstüßt. Die Bevölkerung, welche \ich auf den Straßen und Plätzen bewegte, hat wiederholt bewiesen, welher Takt, welcher Sinn für Ordnung Alle beseelt. Nur dieses herrlihe Verhalten des Publikums läßt festlihe Veranstaltungen zu so vollkommener, s{öner Durhführung gelangen. Ich bitte die verehrten Herren Kollegen, sich zum Zeichen ihrer Zu- stimmung zu meinen Worten von den Sigen zu erheben.
Die Münchener Blätter heben in ihren Schlußberichten über den Aufenthalt Seiner Majestät des Kaisers in Bayern, sowie in leitenden Betrachtungen den überaus herz- lichen, heiter zwanglosen Verkehr zwishen Allerhöhstdemselben. und dem Prinz-Regenten, sowie den ungekünstelten Jubel des gesammten. bayerishen Volkes über die Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers hervor. Ferner wird noch gemeldet, daß: Seine Majestät dem Reichstagsabgeordneten Grafen Conrad Preysing den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Stern und dem Reichstagsabgeordneten Dr, Buhl den Kronen- Orden zweiter Klasse verliehen hat.
__ Vel der Rückfahrt von Röhrmoos nach München zeichnete, wie weitec berichtet wird, Seine Königliche Hoheit der Prinz- Regent wiederum den Reichskanzler, General von Caprivi. durch eine längere Unterredung aus. Der Reichskanzler reiste um 51/2 Uhr nah Berlin zurü.
Seine Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog von Luxemburg traf heute igs von Tölz hier ein und seßte nach kurzem Aufenthalt seine Reise nah W ien fort.
von Fefe erg eingeladen. Es waren 120 Einladungen zu
Württemberg.
Stuttgart, 11. September. Zur Vorfeier des Geburts- festes Jhrer Majestät der Königin kamen gestern, wie der „St. A. f. W.“' mittheilt, pen Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm mit der PrinzessinPauline sowie Jhre Königliche Hoheit die Brintesfin Katharina nah Friedrihshafen und nahmen daselbst das Diner ein, nah dessen Beendigung auch Seine Majestät der König in der Gesellshaft erschien. Heute hatten zur Feier des Tages die öffentlihen Gebäude in Stuttgart geflaggt und fand in der griehishen Kapelle des Schlosses ein Festgottesdienst statt.
Baden.
Das in der gestrigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ kurz erwähnte Glückwunshschreiben des Staats- Ministeriums an Seine Königliche Hoheit den Groß- herzog hat nah der „Karlsr. ta. folgenden Wortlaut :
Durchlauctigster Großherzog! Gnädigster Fürst und Herr!
Euerer Königlichen Hoheit erlaube ih mir im Namen der Mit- glieder des Staats-Ministeriums zum morgigen Allerhöchsten Geburtsfeft unsere innigsten Glückwünsche ehrerbietigst auszusprechen.
Möge die göttliche Vorsehung Euere Königliche Hoheit auch im neuen Lebensjahre gesund und stark erhalten und Allerhöchstdieselben mit allen Gliedern des Großherzoglihen Hauses zu Jhrer und des Landes Freude vor Leid und Ungemah bewahren! / /
Von dem landesväterlihen Herzen Euerer Königlichen Hoheit ift die Sorge für die geistige und leiblihe Wohlfahrt Ihres Volkes stets als eine Ihrer werthesten und höchsten Pflihten empfunden worden, und in unablässigem Bemühen haben Allerhöchstdieselben während einer langen Regierungszeit, unterstüßt durch die hingebungsvolle Mitarbeit Jhrer gleichgesinnten Durchlauchtigsten Gemahlin und in Eintraht mit der Volksvertretung unser s{önes Heimathland zu einem blühenden und geabteten Staäatswesen erhoben, das in wohl- gefügter, auf bewährter Verfassungsgrundlage beruhender Ordnung und durch rei entwickelte freisinnige Einrichtungen dem Einzelnen wie dem gesammten Staatsbürgerthum die ersprießlihe Mitwirkung an der Verwaltung und Förderung der öffentlichen Angelegenheiten, den korporativen Verbänden, Kirchen, Kreisen, Gemeinden, Vereinen dasjenige Maß von Selbständigkeit und Freiheit gewährt, bei welchem das gleihberechtigte Nebeneinanderleben aller Theile, damit aber auch der Friede und das Wohl der Gesammtheit allein bestehen kann.
[s vor über vierzehn Jahren Euere Königlihe Hoheit Ihr fünfundzwanzigjähriges Regierungs-Fubiläum feierten und die Mit- lebenden die öffentlihen Zustände zur Zeit Höchstihres Regierungs- antritts vergleihen konnten mit dem, was inzwishen auf allen Ge- bieten geschaffen und erreiht war, da gab es keine Stimme, die nit dieses glüdcklihe Fortschreiten gepriesen und voa Herzens8grund dem lauten Dank sih angeschlossen hätte, welher dem weisen, starken und gütigen Walten Eurer Königlichen Hoheit aus allen Theilen des Landes freudig entgegengebracht wurde. :
In dieser vorwärts führenden Bewegung ift seither weder Still- stand noch Umfkehr eingetreten. Regierung und Stände haben in weitaus den meisten und wichtigsten Fragen, w-lche für das religiös- sittliche, für das geistige und wirthshaftlihe Gedeihen des badischen Volkes von Bedeutung sind, unermüdlich und erfolgreih zu? fammengewirkt. :
Was gleihwohl noch zu bessern und zu erstreben übrig bleibt, wird — das lehrt die eigene Geshihte unseres Landes — nicht im \chrofea Umsturz des Bestehenden und nicht im erbitterten Kampfe feindselig sih gegenüberstehender Parteien erreiht werden, fondern nur der ruhigen Prüfung, der friedlihen Verständigung und einträchtigen Arbeit aller einsihtigen, gerecht und billig denkenden Geister als die reife und lohnende Fru@t redlihen Bemühbhens zufallen.
E dies überall im Lande erkannt und danach gehandelt werden!
Wir stehen jeßt in einer erregten Zeit, in der ein heftiger Parteienstreit in die weiteren Schihten des Volles getragen wird und, bis zu konfessioneller Zwietracht anshwellend, seine Geschicke ernst bedroht. Mit Besorgniß blickt der Vaterlandsfreund auf solche Vor- gänge. Aber höher steht derGlaube an den gesunden Sinn des Volkes, der auch in den Stürmen der Aufreizung und Irreführung die Probe bestehen und vertrauensvoll seinem Gr- ßherzog als seinem bewährten sicheren Führer die alte Treue und Liebe bewahren wird.
Daß diese Hoffnung si erfüllen möge, sei nit der geringste der Glüdckwünsche, mit welhen wir Euere Königliche Hoheit beim Eintritt in das neue Lebensjahr zu begrüßen uns gestattet haben wollen! Soweit an uns gelegen, werden wir als unsere {önste Pflicht er- kennen, auf den beschriebenen Bahnen Allerhöchstdieselben auch fortan zu unterstüßen und mitzuwirken an der dem Wohle und dem Frieden des Landes gewidmeten Arbeit.
In tiefster Ehrfurcht verharret mit seinen Kollegen
Euerer Königlichen Hoheit unterthänigster, treugehorsamster (gez.) Turban. Karlsruhe, den 8. September 1891.
Seine Königlihe Hoheit der Großherzog hat darauf dem Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staats: Minister Dr. Turban nachstehende Erwiderung zugehen
lassen: Mein lieber Herr Staats-Minister Dr. Turban!
Die Glückwünsche, welhe Sie im Namen des Staats- Ministeriums mir zum Geburtstag darbrachten, verpflihten mich zu aufrihtiger Dankbarkeit, welcher ih gerne denjenigen Ausdruck geben möchte, der Ihnen und Jhren Kollegen die Ueberzeugung gewährt, daß ih Ihre mir kundgegebenen Gesinnungen hoh \{chäße und Jhre Thätigkeit in dem ganzen Werth ihrer Bedeutung dankbar anerkenne.
Im Anschluß an die in Ihrem Schreiben dargelegten Betrach- tungen über die Erlebnisse seit meinem Regierungsantritt und über die Grundsäße, welche die Regierung in Ausübung ihrer Pflichten geléitet haben, kann ih nur sagen, daß ih mi in erfreuliher Ueber- einstimmung mit diesen R befinde und eine fernere Fort- dauer in der festen und siheren Handhabung derselben wünsche.
Ich halte dafür, daß eine Veröffentlihung des genannten Schreibens bewirkt werde, damit in weiten Kreisen des Landes Ge- legenheit gegeben sei, die Absichten meiner Regierung ganz zu erkennen und si dieser Arbeit helfend und vertrauensvoll anzuschließen.
Möge damit erreiht werden, daß manche Irrthümer beseitigt, eine friedfertigere Stimmung gefördert und dadur die Stetigkeit in der Aas des politishen Lebens dem Lande ehalten bleibe.
Jch verbleibe in dankbarer Gesinnung
Ihr wohlgeneigter (gez.) Friedri ch. Schloß Mainau, den 9. September 1891. An den Herrn Staats-Minister Dr. Turban in Karlsruhe. Gestern Nachmittag ist der Großherzog, von der Großherzogin bis Konstanz beyleitet, nah Altkirch ab- gereist, um den Corpsmanövern des XIV, Armee-Corps bei-
zuwohnen. Hessen.
Darmstadt, 11. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Christian sowie der De Victor zu Schleswig-Holstein trafen, von Kissingen kommend, gestern hier ein. e Großherzogliche Hoheit die Prin- zessin Alix hat sich, wie die „Darmst. Ztg.“ mittheilt, heute nah Kassel begeben.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Coburg, 11. September. Jhre Königlichen a
der Herzog und die Herzogin von Edinburg haben fi der „Cob, Ztg.“ zufolge mit Höchstihren Kindern, dem
rinzen Alfred und den Prinzessinnen Maria und Victoria,
eute Morgen nach Kassel begeben. e Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sahsen-Meiningen is heute früh gleichfalls nach Kassel gereift.
Hamburg.
Hambura, 11. September. Der chilenishe Kreuzer „Presidente Pinto“ ist, nah dem „Hamb. Corr.“, L Abend 63/4 Uhr unter Assistenz eines Schleppers im hiesigen Hafen eingetroffen und hat hier geankert.
Oesterreih-Ungarn.
Wien, 12. September. Nah dem Schluß des gestrigen Manövers bei Galgocz versammelte der Kaiser nach einer Meldung des „W. T. B.“ alle selbständigen Kom- mandanten, an deren Spiße den Erzherzog Friedrih, gab seiner außerordentlichen Befriedigung über das Aussehen und die Haltung der Truppen Ausdruck und sprach \ich lobend über die Leitung der Manöver aus. Der Kaiser dankte ferner dem Erzherzog und den Kommandanten für ihre Thätigkeit bei der Ausbildung der Truppen. Ueberall wurde der Kaiser von der Volksmenge jubelnd begrüßt. Bei dem Diner brachte der Kaiser anläßlih des Namenstages des Kaisers von Rußland folgenden Toast aus: „Auf das Wohl meines theuren Freundes Seiner Majestät des Kaisers Alexander von Rußland!“ Nach dem Toaste intonirte die Kapelle die russishe Hymne, welche die Anwesenden, unter denen sich auch der Militär-Attahs bei der russischen Botschaft befand, stehend anhörten. Abends reiste der Kaiser unter [lebhaften Ovationen der Bevölkerung nach Bistrigß ab. Jn dem Zuge befanden sich auch der deutshe und der italienische Militär-Attahé der Botschasten in Wien, die Oberst: Lieutenants von Deines und Brusati. Der russische Militär- Attaché, Oberst ad ist nah Wien zurückgekehrt.
Das Programm für die bevorstehende parlamen- tarishe Herbstcampagne ist, wie die „Presse“ shreibt, zwar noch nicht endgültig festgestellt, da erst die Beschlüsse des nach beendeten Manövern in Wien unter dem Vorsiße des Kaisers stattfindenden gemeinsamen Ministerraths abgewartet werdenmüssen; do läßt sih schon annähernd der Zeitpunkt fixiren, welcher für den Zusammentritt der einzelnen parlamentarischen Körperschasten in Aussicht genommen werden dürfte. Zunächst wird der Reichsrat h seine Thätigkeit wieder aufnehmen, da von allen Seiten Gewicht darauf gelegt wird, daß das Budget, wenn irgend mögli, vor Ablauf des Fahres festgestellt werde. Es wird demzufolge das Abgeordnetenhaus schon in der ersten Hälfte des nächsten Monats seine Sitzungen wieder eröffnen und bis gegen Mitte Dezember versammelt bleiben. Die Delegationen werden für die ersten Tage des November einberufen werden und gleichzeitig mit dem Reichsrath tagen. Die Dauer der Session ist auf etwa drei Wochen veranschlagt. Jn der zweiten Dezemberhälste sollen die Landtage zusammentreten und nah Maßgabe des zu erledigenden Materials und mit Rücfsiht auf die durch die Weihnachtsfeiertage eintretende Unterbrehung bis in die erste Hälfte des Februar tagen, während der Reichsrath um die Mitte des Februar seine Thätigkeit wieder aufnehmen würde.
Frankreich.
Paris, 11. September. Der Ministerrath bes{hloß dem „W. T. B.“ zufolge in einer heute Nahmittag abgehal- tenen Sißung, daß die Beiseßzung des verstorbenen ehemaligen Präsidenten Grévy auf Staatskosten stattfinden solle. Die Regierung wird bei den Bei- en durch die Minister de Freycinet, Fallières und Rouvier vertreten werden, welche in veshiedenen Kabineten während der Präsidentshaft Grévy's den Vorsiß führten. Die Brigade, welche bei der Beisezung die militärishen Ehren erweisen wird, soll aus Truppen der benahbarten Armee-Corps zusammengeseßt werden, da fih das VII, Armee-Corps auf den Manövern im Osten befindet.
Ueber den weiteren Fortgang der Manöver bei Vendeuvre berichtet die „Köln. Ztg. “/: Die West-Armee 0 am 8. d. M. ihren Rückzug über die Aube gegen Mittag beenden können, ohne daß sie von dem Gegner er- heblich behindert wurde, und hat hinter der Linie Ven- deuvre—Beurey Chervey, das VI, Corps auf dem linken das V. auf dem reten Flügel, die erste Reiter- Division in Lusigny, das Hauptquartier in Thieffrain, Stellung genommen. Die Ofst-Armee befand sih auf dem rechten Ufer des Loudion mit dem Hauptquartier in Bligny. Das Programm für die Gefehteübungen vom 9. war folgendes: Die auf ihrem Rückzug nah Troyes von der Ost-Armee stark bedrängte West-Armee bietet dem Feinde auf der Linie Vendeuvre—Beurey nochmals die Spiße. Die Weisungen gestatten dem General Gallifet, dem Führer der West-Armee, die Defensive zu verlassen und zum An-
ri} überzugehen, falls er die Gelegenheit findet; ine Aufgabe geht nur dahin, auf alle Fälle sich die Straße Vendeuvre—Troyes, auf welcher er zu seiner Armee stoßen foll, freizuhalten. Der Luftballon befand sich bei der Ost-Armee. Das Gefecht am 9. begann Morgens um 8 Uhr mit einem kräftigen Angriff des VII. Corps (Ost-Armee) egen Nuisement, wo s die Vorposten - der West-Armee tark verschanzt hatten. General Negrier leitete den Angriff selbst. Der Kriegs-Minister de Freycinet besichtigte Vor- mittags die ganze Linie der Vorpostenstellung der West-Armee und verweilte längere Zeit in Magny - Fouchard, wo si die Batterien des linken Flügels des Generals Gallifet befanden. Später wohnte er dem Angriff Negrier's auf Nuisement bei. Am 10. vereinigen sich beide Armeen unter dem Oberbefehl des Generals Saussier. Die bei der Ost-Armee befindliche R ade und die Reserve:Compagnien des VII. Armee-
orps stellen unter Befehl des Generals de Boisdeffre den markirten Feind dar.
Die gestern an dieser Stelle im anan Auszuge mitgetheilte Rede, welche der Kriegs-Minister de Freycinet am Donnerstag in Vendeuvre bei dem zu Ehren der Generale und der auswärtigen Militär-Attahés gegebenen
ae hielt, hat nach der „Magd. Ztg.“ folgenden ortlaut :
„Meine Herren! Jh {äße mich ganz besonders glücklich, unter den heutigen Umständen in Ihrer itte weilen zu dürfen. Die Manöver, die Sie dieses Jahr ausführen, sind von außergewöhnlicher Wichtigkeit. Jhre Bedeutung wird erhöht niht nur durch die unge- wohnte Truppenzahl, die sih daran betheiligt, sondern au durch den besonderen Zweck, dem sie dienen sollen. Sie sind bestimmt, uns auf- zuklären über den Gang des Oberbefehls, wie er jüngsthin eingesetzt
wurde. Seine Organisirung war, ih darf es wohl sagen, seit drei Jahren der Gegenstand meiner \tetigen Fürsorge. Dabei ging ih stoßweise vor: leßtes Jahr konnte ih die großen Umrisse endgültig festsezen; aber noch fragte es \sich, ob in der Praxis nicht unvorhergesehene Schwierigkeiten auftauGen würden. Dürfte man hoffen, daß die verschiedenen Räder des Uhrwerks ohne Stöße und ohne Reibungen in einander greifen würden, daß die Leitung einer solchen Menschenmasse die in Friedenszeiten üblihen Methoden nicht verwirren würde, daß die großen Dienstzweige des Heeres auf der Höhe ihrer delikaten Aufgabe tehen würden? Die Erfahrung bat uns s\chon den gewünshten Bescheid ertheilt. Es ist nicht nöthig, die Probe noch länger fortzuseßen, um versichern zu können, daß der Oberbefehl der Armeen und der Heeresgruppen in Frankreich in ebenso feften Händen ruht wie derjenige der Armee-Corps und der Divisionen. Dies is ein beträhtlihes Ergebniß. Allen denen, die dazu beigetragen haben, von dem Gemeinen, den Eifer, guter Wille und Selbstverleugnung erfüllen und für den wir niht genug thun können, bis zum obersten Befehlshaber, der auf diesem weiten Schau- plate zeigt, was das Vaterland von ihm erwarten darf, wünsbe ih dazu Glück. Nächstes Jahr werde ih Sie zu einem Experiment anderer Art einladen, das ebenfalls ein hohes Interesse bietet. Zum ersten Male werden wir unsere Streitkräfte zweiter Linie im Großen manövriren lassen und die seit drei Jahren organifirten neuen Gruppirungen erproben. Ih bin. im Voraus überzeugt, daß die Landwehr in allen Stücken der aktiven Truppen würdig sein wird, deren Schicksal sie zu theilen hat, und daß fie durch ihre Solidität und ihr Können Staunen erregen wird. Wir dürfen nicht müde werden, meine Herren, unser Heer zu vervollkommnen und zu verstärken, Es if eines der Elemente, und nit das geringste, unseres Einflusses in der Welt. Ihm gebührt ein Antheil an den Ereignissen, über die sich Ihr Patriotismus freut. Seine Fortschritte, welche Europa \{chaut und denen Frankceih zu- jubelt, flößen den Einen Vertrauen, den Anderen Respekt ein. Sie beweisen überdies, daß die Regierung der Republik, den Aenderungen, die sih an der Oberfläche vollziehen, zum Trotz, lang gehegter Pläne fähig ist und daß sie in der Erfüllung der nationalen Aufgaben s\o zielbewußt vorgeht, wie nur irgend eine Monarchie. An unserer Stärke zweifelt heute Niemand; wir werden zeigen, daß wir verständig sind, Wir werden in unserer neuen Stellung die Ruhe, die Würde, das Maß bewahren, die in den bösen Tagen unsere Wiederaufrichtung anbahnten. Den fremden Herren Militär-Attachés entbiete ih freundlihen Willkommen. Ihre Gegen- wart ist für uns Alle eine Aufmunterung und zugleich ein Beweis der friedlihen Gesinnungen, die bei diesen großen Zurüstungen mit- wirkten. Ich hoffe, Sie werden sih nit állzusehr über die im Raum etwas beengte, aber herzlihe Gastfreundschaft zu beklagen haben, die wir Ihnen bieten, und Ihren Regierungen gute Eindrücke melden können. Meine Herren, ih {lage Ihnen folgende Trinksprüche vor: Auf Hrn. Carnot, Präsidenten der Republik, auf den General Saussier, obersten Leiter der Manöver, und seine hervorragenden Mit- arbeiter, auf das Wohl des Heeres, die Aufrechterhaltung seiner guten Traditionen und auf seine Fortschritte !“
Heute Abend fand in Toulon anläßlih des Namens- tages des Zaren eine russenfreundlihe Kundgebung statt. Eine dichtgedrängte Menschenmenge hatte sih auf dem Hauptplaß angesammelt und nahm die dort vorgetragene russishe Nationalhymne mit großer Begeisterung auf. Der Vize-Admiral Rieunier wohnte mit seinem Stabe dem Concerte bei. Am S@hlusse der Festlichkeit wurde eine Glü ck- wunschadresse an den Kaiser von Rußland abgesandt.
Das Comité für Französish-Afrika hat in dem Wunsche, die für die Aufsuhung Crampel's gezeichneten Gelder möglichst s{chnell wirksam zu machen, beschlossen, Dybowski die nöthigen Verproviantirungen und Verstärkungen unter der Führuug von Maistre, dem früheren Begleiter von Catat bei der Erforshung von Mada- gascar, zuzusenden. Briefe von Dybowski enthalten sehr ermuthigende Nachrichten über den Zustand der Mission.
Spanien. Nach einem amtlichen Telegramm aus Manila haben die militärishen Maßnahmen gegen die Aufständischen zu einem erfolgreichen Ende gesührt.
Schweiz.
Bern, 10. September. Jn Folge einer Eingabe der s{chweizerishen Gesellshaft „Frei Land“ wird der Bundesrath dem „Bund“ zufolge der Bundesversamm- lung eine Vorlage machen über die Monopolisirung der Wasserkräfte in der Schweiz. Die Untersuhung dieses weitgreifenden Vorschlages wird indessen vorher noch ver- schiedene Erhebungen nothwendig mahen. Der Bundesrath möchte sich nun vorerst in mehr allgemeiner Weise über die in Betraht kommenden Verhältnisse in den Kantonen orientiren und über die angeregte Reform die Anschauung dex kantonalen Regierungen kennen lernen. Demgemäß legt er denselben durch Cirkular vom 8. September eine Anzahl von Fragen, betreffend die Nothwendigkeit und Nüßlichkeit der Monopolisirung, die Zahl der noch unbenugzten Wasserkräfte U. \. f. zur Beantwortung vor. Die Regierungen werden er- sucht, bis Ende 1891 ihre diesbezüglichen Berichte dem Bundes- rath einzusenden.
Niederlande.
Haag, 11. September, Die Regierung hat dem „W. T. B.“ zufolge den Ge lean imt über die Organi- fjation der Armee zurüdlgezogen.
Belgien.
Mecheln, 11. September. Die Sektion des Katho- liken-Kongresses far soziale Werke hat sich für die Er- rihtung einer belgischen Strafkolonie im Congogebiete ausgesprochen.
Türkei.
Konstantinopel, 11. September. Der englische Bot- chafter White ist, wie „W. T. B.“ berichtet, heute vom Sultan in Audienz empfangen worden. — Die „Agence de Constantinople“ meldet gerüchtweise, die türkishen Bot- hafter in London und St. Petersburg, Rust em Pascha und Hussein Hussni Pascha seien nah Konstantinopel berufen worden. — Der Hauzsarrest Kiamil Paschas dauert noch fort, doch scheint nichts Gravirendes zu Tage getreten zu sein, da von seiner Ernennung zum General-Gouverneur von Smyrna die Rede ift.
Numänien.
Bukarest, 11. September. Zu Ehren des Namens - tages des Kaisers von Rußland wurde, wie „W. T. B.“ meldet, heute ein Tedeum abgehalten, welchem der Minister des 1 U die Mitglieder des diplomatischen Corps, zahlreihe Hof- und Staatswürdenträger und Offiziere bei- wohnten. Sodann fand bei dem russishen Geschäftsträger Ladyshenski Empfang und Frühstück statt. Der Köni hatte dem russishen Geschäftsträger seine Glückwünsche dur seinen Flügel-Adjutanten überbringen lassen.
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