1891 / 233 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin ist von der Gewerbe:-Deputation des Magistrats der Entwurf eines Orts\tatuts für daëselbe ausgearbeitet worden, welhen vor endgültiger Beschlußfassung der Magistrat einer aus seiner Mitte eroählten Kommission zur Vorberathung überwiesen hatte. Die agistrats-Kommission hat nun nach Vornahme einiger Veränderungen an dem Entwurf dem Magistrats- Kollegium über ihre Beschlüsse Be- riht erstattet. Die einschneidendste Aenderung des Entwurfs bezieht sich auf den §. 8, welcher von den Beisigern handelt. Die Kommission beantragt, daß der Absay 2 des angezogenen Para- graphen, welcher nah dem Entwurf der Gewerbe-Deputation lautet : „Die Berufss\tellung der Beisißer muß den im Gerichtsbezirke ver- tretenen Gewerbszweigen und Betricb8arten möglichs| entsprechen. Der Magistrat seßt die Zahl der Veisiger fest, welche bestimmten einzelnen Gewerbszweigen und Betriebüarten angehören müssen. Diese Zabl muß bei einzelnen Gewerbszweigen und Betriebsarten für Arbeitgeber und Arbeiter die gleickch« sein,“ ganz gestrihen werde, da er cine ungemeine Ershwerung der Wahl selbst herbei- führen würde, indem 420 Beisißer, und zwar 210 Arbeit- geber und 210 Arbeitnehmer erforderlich würden, sodaß also jeder Wähler einen Wahlzettel mit 210 Kandidaten auszufüllen hätte, woran die Wahl leiht scheitern könnte. Das Magistrats-Kollegium hat diesem Antrage zugestimmt. Demnach wird bestimmt, daß die Beisiger zur Hälfte aus Arbeitgebern, zur Hälfte aus Arbeitnehmern entnom- men werden. Die Beisißer aus dem Kreise der Arbeitgeber werden mittelst Wahl der Arbeitgeber, die Beisitzer aus dem Kreise der Arbeiter mittelst Wahl der Arbeiter auf die Dauer von sechs Jahren bestellt. Alle zwei Jahre scheidet ein Drittel der Beisißer jeder Kategorie aus und wird dur neue Wahlen erseßt. Wiederwahl is zulässig. Die Wahl der Beisißer ist unmittelbar und geheim, nah Wahlbezirken, welhe mit den zur Wahl der Stadtverordneten-Versammlung gebildeten Wahlbezirken der IIT. Abtheilung zusammenfallen und zwar in getrennten Räumen für Arbeitgeber vnd Arbeiter unter Leitung je eines Wahlaus\{usses. Der Magistrat bestimmt, wie viele Beisißer in jedem Wahlbezirk von Arbeitgebern und Arbeitern zu wählen sind. Das Statut soll in

nächster Zeit ausgelegt werden. Zur Arbeiterbewegung, u

Die Buchhdruckereibesißer Berlins äußern sih in einer Darlegung über die bevorstehende Lohnbewegung in dem Sinne des gestern an dieser Stelle mitgetheilten Cirkulars der Leipziger Prinzipalität. Die Berliner Arbeitgeber führen noch im Besonderen Folgendes aus:

Die Sawblage im Buchdruckergewerbe ist heute folgende: Die Arbeitszeit ist jetzt eine 9s stündige, bei englischer Arbeitszeit eine 94 stündige. Die Arheitszeit wird eine 10 stündige genannt, während dieselbe nah Abzug der Pausen thatsächlich nuc der obengenannten Zeit entspri@t. Der Mindestlohn eines nicht im Akkord arbeitenden Seßzers beträgt für Berlin mit einem Umkreise von 10 KFilometern 25,65 4, während der Durhschnittslohn eines solchen Seters auf 27 #, eines Maschinenmeisters auf 31 M. zu becechnen ist. Der im Akkord arbeitende Seyer verdient bei obiger Arbeitszeit einen Dur hs chnittslohn von 30 H, der sich in Zeitungé- druckereien noch erheblih steigert, und sich im Durchschnitt auf 35—45 M berechnen läßt. Die in den einzelnen Be- trieben nöthigen Ueberstunden werden mit höheren Lohn- säßen besonders entschädigt, und zwar die ersten beiden Stunden mit 18 H, die nächstfolgenden beiden Stunden mit 314 S, die nächste Stunde mit 43 H und von da ah mit 50 S pro Stunde. Alle diese Sätze werden außer dem. tarifmäßigen Verdienst extra gezahlt. Eine Berehnung nah Stundenlohn, wie in anderen Gewerben, ist ausgeschlossen, und die im Wochenlohn stehenden Gehülfen erhalten demgemäß auch Bezahlung für sämmtliche in die Woche fallenden Feiertage. Daß die Prinzipale troy der ob- waltenden Theuerungsverhältrisse eine Herabseßung der jeßt gültigen Lohnsäße beabsichtigen, entspriht niht den That- sahen. Von den Berliner Gehülfen wird aber eine Ver- fürzung der Arbeitszeit von 94 resp. 94 Stunden auf 8 resp. 84 Stunden gefordert und eine Lohnerhöhung von ca. 20/6, welche Forderungen zusammen also für die Berliner Prinzipale mindestens 309% austragen würden. Dies kann Seitens dec Prinzipalität Angesichts der augenblicklihen Lage des Buchdruckgewerbes in Berlin nit zugestanden werden, wohl aber will man in bescheidenen Grenzen sich bewegenden Forderungen entgegenkommen. Die Berliner Prinzipalität wird äußersten Falles nur einer Verkürzung der Arbeits- zeit auf 9 Stunden unter Bewährleistung des jeßigen Verdienstes zustimmen können. Die Berliner Prinzipalität hat fich in einem Bunde, welcher bereits über 120 Firmen zählt, organisirt und feine Mitglieder verpflichtet, in dem bevorstehenden Lohnkaw pf den un- erfüllbaren und unberechtigten Forderungen der Gehülfenschaft ge- \{lo}sen entgegenzutreten. : j i

In Iserlohn findet, wie der „Vorwärts*" mitiheilt, einem Beschlusse des Arnsberger Nadelarbeiter-Vereins zufolge am 1. No- vember ein Kongreß der Nadelarbeiter statt. | E

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Rom telegraphirt wird, ist in Seriate bei Bergamo ein Theilausstand der Weber zum Ausbruch gekommen, welche cine Verkürzung dec Arbeitszeit fordern.

Handel und Gewerbe.

Fondsbörse, Geld- und Kapitalsmarkt.

Berlin, 2. Oktober. Die Ultimoregulirung des September vollzog \sih unier der Gunst eines ungewöhnlih flüssigen Geldstandes, nament- lih wenn man berücksichtigt, daß die Nuartalswende den großen Gelddarleihern doch auch eine gei Ma auf- erlegte. Die leihte Abwicklung des Prolongationsge äfts war die Folge niht nur dieser Erscheinung, sondern wohl au des Umstandes, daß der Umfang der Verbindlichkeiten kleiner gewesen sein dürfte, als im vorhergehenden Monat, wie denn überhaupt das gesammte Börsengeschäft sich in ruhigeren Bahnen bewegte. Auch die Er- gebnisse des diesmaligen L E be lassen erkennen, daß die Baisse:Engagements sich_ ortdauernd in starkem Uebergewicht befinden, und in den hohen Leihgeldern Be den Stückebedarf tritt ein der Hausse durhaus günstiges oment zu Tage. Neben dieser Wirkung der Position offen- barte sich auch in den legten Tagen eine zuversichtlichere Stimmung der Spekulation, bie einer Befestigung des ge- sammten Marktes Vorschub leistete. Politishe Erwägungen sind wieder mehr in den Hintergrund getreten, und die NaŸ- rihten aus allen Gebieten der Jndustrie und des Handels haven größere Beachtung gefunden. Es ist da vor Allem das fest- zustellen, daß Meldungen über eine Verschlehterung der Konjunktur in letzter Zeit nicht bekannt geworden sind. Die Textilindustrie zwar führt unverändert Klage über den Ge- schäftsgang, aber im Ganzen und namentlich die für das Börsengeschäft wichtigste Bergwerks-, Hütten- und Metall- industrie isst im Osten und Westen theilweise voll be- chäâftigt, theilweise erhält sie fich auf dem früheren Stand, odaß eine Vershlechterung des Geschäfts nicht vorliegt. n Betracht kommt in diesem Zusammenhange auch die ituation an den fremden Börsenpläßen, und da ist zunächst die Festigkeit an dem Pariser und Londonec Playe aur gan vorübergehend unterbrochen worden. London wird immer no wesentlich von der Hausse in New-York stark beeinflußt, wie denn auch das Gesammtgeshäft in den Vereinigten Staaten nach den vorliegenden Nachrichten eine Belebung zeigt, die auf den Jmport nicht ohne Einfluß bleiben kann und eine

erfreulize Rücwirkung auf die europäishen Märkte siherlih gewinnen wird. Die Wiener Börse aber hat sih in ihrer Bewegung zumeist der Berliner angeschlossen und hat nur in einzelnen Papieren hier zuweilen eine bemerkens8- werthe Anregung geboten. Endlich hat auh die Lage des Getreidemarktes niht aufgehört, die Aufmerksamkeit der Spe- fulation an der Fondsbörse zu fesseln, und der fortgesezten Ver- billigung des Brotkornes entspriht natürlich wiederum eine Befestigung der Stimmung im Effektenmarkte. Man notirte in Berlin ult. August 15. September 30. September Weizen | lieferbar 240 M. 231 M 228 M Roggen \ 236 j 239 228 Die lezten Wochen haben denn au in der That in ihrem Gesammtanblick eine Befestigung der Tendenz erkennen lassen. An den einzelnen Tagen allerdings blieb ein starkes Schwanken des Coursniveaus vorherrshend, welches, zumeist durh die Tagesnahrichten bedingt, den Kampf der Hausse gegen die Coniremine kennzeihnet. : : Man darf annehmen, daß die Aufwärtsbewegung bereits eine stärkere gewesen wäre, wenn nicht das Privatpubl:kum sich dem Börsengeschäst fortdauernd fern hielte. Hierdurh aber wird das reguläre Bankgeschäft sehr beeinträchtigt, und es fann die Meinung nicht Wunder I daß die Prosperität der Aktienbanken hierunter wesentlich leide; für die Rentabilität dieser Jnstitute im laufenden Jahre wird aber auch die Verringerung der Emissionzthätigkeit, die von allen mehr oder weniger gepflegt wurde, niht ohne Einfluß bleiben. Diese Erwägungen konnten aber nicht verhindern, daß unter dem Einfluß der vorher gekennzeihneten, die Hal- tung des Gesammtmarktes bestimmenden Faktoren auch die der Spekulation dienenden Bankaktien eine Courszsteigerung namentlich auh am leßten Donnerstag erfuhren. Man

notirte an der Berliner Börse: - ult. Juli ult. August 15. Sept. 1. Okt,

Disconto - Commandit- 170,30 170,40 172,00 177,50

G cincs O bas ieg

exliner Handels8gesell-

\chafts-Antheile . 130,25 129,25 13250 139,50

Aktien d.DeutshenBank 141,00 144,00 144,50 149,40 Im Uebrigen wurde die Börsentendenz wesentli be-

günstigt dur die erwähnte glückliche Entwidelung des lokalen

Geldmarktes. Der leßte Status der Reichsbank zeigte keine

ungewöhnlichen Veränderungen, und die b.lligen Zinssäße im ;

offenen Markte —= der Privatdiskont hat au) während der Ultimotage niemals über 35/g 9% betragen lassen erwarten, daß au der am Sonnabend zu erwartende Ultimo-Ausweis des JInstituts*) nur ein nocmales Anwachsen der An- lagen erkennen lassen wird; vor Allem wirkte die günstige Gesammtposition der Reichsbank, die bis zu dem zuleßt veröffentlichten dritten Septemberausweis noch eine er- hebliche Ueberdeckœung des Notenumlaufs ergab, beruhigend für die Zukunft. Auf dem internationalen Geldmarkte be- ginnen die früher hier erörterten Goldbewegungen sich be- merkbar zu machen. Am 24. September erhöhte bereits die Bank von England ihre Zinsrate um 1/2 Proz., nachdem sie in der vorangegangenen Woche ihren Goldvorrath um ¿06 000 Pfd. Sterl. hatte {winden sehen, wovon der größere Theil nah Nord-Amerika, aber ein niht unbedeutender auch nah Deutschland, gegangen war. ? Die Goldausfuhr nah Nord- Amerika und in kleinerem Betrage wiederum nah Deutschland dauerte auch in der leblen September- woche fort. Die Vereinigten Staaten ziehen jet die Gegen- werthe für ihren Weizen und ihre Baumwolle an sih, was an dem Sinken des Niveau3s in den großen Goldreservoirs mehr und mehr bemerkbar wird. Jn den legten Tagen ist freilich der New - Yorker Wechselcours gestiegen, so daß der Goldexport nach den Vereinigten Staaten ins Stocken gerieth. Jn der leßten Septemberrooche ist der Baarvorrath der Bank von England weiter um 513 000 Pfd. Sterl. zurückgegangen, was bei einer çleich- zeitigen Zunahme des Notenumlaufs um 934 000 Pfd. Sterl. eine Vercingerung der Totalreserve um 1 447000 Pfd. Sterl, herbeiführte. Jmmerhin is auch gegenwärtig 3er Goldvorrath der Bank im Betrage von 25,09 Millionen Pfund, ein vergleichs- weise günstiger, denn es waren in den Vorjahren vorhc.nden am 92, Oktober 1890: 20081 000 Pfd. Sterl., 3. Oktober 1889: 19 742 000 Pfd. Sterl., 27. September 1888: 20 803 000 Pfd. Sterl. und 4, Oktober 1888 19999 000 Pfd. Sterl. Der Diskont im offenen Markt in London läßt ein ver- hältnißmäßig \stärkeres Anziehen erkennen und hat ih jeßt bis auf 23/, Proz. erhöht. Die weitere Diskont- politik der Englishen Bank wird naturgemäß von dem Umfang der weiteren Goldverschiffungen nah Am:rika und von dem Umstande abhängen, ob die Bank von andzrn Seiten Gold an si ziehen kann. Auch bei dem französischen centralen Bankinstitut sinki der Goldbestand kontinuirlih. Jn der dritten Septemberwoche ergab sich eine Abnahme um 62/4 Mill. Fr., und in der lezten Woche um 17,96 Mill, Fr., sodaß nun- mehr seit der dritten Augustwohe überhaupt sih einz Ver- minderung des Goldvorraths bei der Bank von Frankreich ergiebt von 53,8 Mill. Fr. bei einem gegenwärtigen Bestande von 1320,6 Mill. Fr.

*) Der heute erschienene Ausweis der Reichsbank vom 30. Sep- tember zeigt zwar erheblihe Veränderungen gegenüber der Vorwoche, die sich aber günstiger als in den Vorjahren erweisen. Die Anlagen in We(seln und Lombardforderungen hazben sich bei einem gegen- wärtigen Gesammtbetrage von 676 509 000 4 um 85 820000 M gegen den Stand vom 23, Seytember vermehrt; im _ vorigen Jahre betrug die Vermehrung dieser Änlagen ia der leßten Septemberwoche 144 933 000 M bei einem Bestande von 780 506 000 „6, im Jahre 1889 138 434 000 6 bei cinem Bestande von 792 847 000 #4 und 1888 109 872 (00 6 bei einem Bestande von 561 964 000 4. Der Kassenbestand einschließlih der fremden Noten hat sich in der leßten Septemberwohe 1891 um 839563000 # der Metall- bestand im Besonderen um 37166000 F vermindert, bei einem gegenwäctigen Betrage des leßteren von 896 227 000 ä; im Jahre 1890 verminderte sch der Gesammtkassenbestand um 51317000 Æ der Metallbestand um %50 427000 bei einem Betrage von 724 721 000 46; im Jahre 1889 nahm der gesammte Kassenbestand um 53 962 000 4, der Metallbestand um 50 842 000 M ab, nah welher Abnahme der leßtere 770 880 000 46 betrug ; im Jahre 1888 verminderte sih der Gesammtkassenbestand um 49 904 000 #46, dexr Metallbestand um 44 882 000 4, wonach der leßtere ih auf 882 465 000 M4 belief. Der Notenumlauf hat sich in 1891 um 145238000 A auf 1094137000 «Æ vermehrt, 1890 um 140170000 6 auf 1131 733000 4, 1889 um 163 442000 auf 1 150 527 000 M, 1888 um 130710000 M auf 1070 199 000 X Die ‘sonstigen täglih fälligen Verbindli{hkeiten (Giroguthaben) sind in der leßten September-Woche 1891 um rund 93 Millionen Mark auf 389514 000 6 zurüdckgegangen, 1890 um 40,2 Millionen auf 315 013 000 Æ, 1889 um 84,38 Millionen auf 327 157 000 und 1888 um 69 867 006 M auf 290 680 000 A

Die erfreulichere Gesammtentwickelung des Börsenmarktes hat auch für die soliden Anlagepapiere eine langsame Aufwärts bewegung in den leyten Tagen zur Folge gehabt; au gegen- wärtig bleibt die Tendenz, wie übrigens erfahrungsmäßig in den ersten Quartalstagen, eine sehr feste. Von ihrem tiefsten Standpunkt ‘im August sind die dreiprozentigen Reiche- und Preußischen konsolidirten Anleihen schon über ein Prozent entfernt. Eine dauernde Befestigung des Preises dieser Papiere und die Hebung auf ein normales Niveau darf gleich- zeitig mit der Hebung der industriellen Thätigkeit , durh welche die Ersparnisse des Volkes wachsen, erwartet werden.

Die Lage des Wechselmarktes hat \ich in den leßten Wochen nicht wesentlich verändert. Jn Berlin notirte man

Wechsel auf A ult. August 12. Septbr. 22. Septbr. 1. Oktober 20,31 20,325

20,325 20,33 419/50 419,75

418,75 419/50 172,5 173,55 172,90 173/60

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im September 1891 1387 099 400 M abgerehnet worden gegen 1 9 L 46 im August d. I. und 1 424081 100 4 im Sep- tember j

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberswlesien, An der Ruhr sind am 2, d. M. gettellt 9675, niht reHt- zeitig gestellt keine Wagen. Fn Obers®lesien sind am 1. d. M. gestellt 3737, nit rehtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastation8-Resultatc

Beim Königlichen Amtsgeriht T1 Berlin standen am 2. Oktober 1891 die nachverzeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Lübeckerstraße 27, den Tischlermeistern Heinrih Gring und Gustav Krause gehörig; Nußungswerth 11 900 4; das geringste Gebot wurde auf 1250 4 festgescßtz; für das Meistgebot von 992 000 6 wurde der Fabrikant C. Leiser hierselb Ersteher. Feruer Koppen- und Friedenstraße, dem Staakermeister Wilhelm Walter gehörig; das geringste Gebot wurde auf 101 618 M fest- geseßt; für das Meistgebot von 102 000 G wurde der Kausmann M, Priester hierselbst Ersteher.

Berlin, 2, Oktober. (Amtliche Preisfeslstellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof- und Genofssen- \haft8butter Ta. 111——113 A, Ila. 108—-110 A, IIsa. 104—107, do. abfallende 97—102 6, Land-, Preußische 85-— 95 4, Neßhbrücher 78—88 M, Pommersche 80—-90 #, Polnishe 73—78 4, Bayer. Sennbutter 100—105 6, do. Landbutter 80—85 4, Schlesische 85-—93 M, Galizishe 70—73 M Margarine 45—75 4 Käse : S{hweizer, Enmenthaler 93—98 4, Bayerischer 60—70 4, do. Ost- und Westpreußisher Ta. 60—65 4, do. Ila 50—60 #, Holländer 80— 85 6, Limburger 38—42 4, Quadratmagerkäse Ta. 24—28 M, do Ia. 18—20 6 Schmalz: Prima Western 17 92/0 Ta. 43,50 4, reines, in Deutschlcnd raffinirt 44,00—46,00 6, Berliner Braten- {malz 46—50 # Fett, in Amerika raffinirt 38,00 46, in Deutschland raffinirt 42,00—43,00 /6 Tendenz: Butter: Leb- hafterer Bedarf veranlaßte eine Preissteigerung. Schmalz: fester.

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berihtet die „Schl. Ztg. “: Der Hochofenbetrieb eröffnete das neue Quartal, nachdem gegen Ende des verflossenen Monats auf Friedenshütte ein neuer Ofen in Betrieb geseyt worden, mit 37 Howöfen, von welchen auf Königshütte 5, Julienbütte 4, Laurahütte, Donnersmarckhütte , Friedenshütte je: 3, Hubertus- hütte und Borsigwerk je 2, Gleiwißer, Tarnowißer und Redenhütte je 1 im Feuer stehen, Die Roheisenproduktion hat durch das Anblasen des dritlen Hochofens auf Friedenshütte eine wesentlihe Erweiterung erfahren; immerhin bleibt jedo, obwohl der Absay von Roheisen behufs Verarbeitung auf den Puddelwerken wie zu den Konvertern und Gießereien bisher einen guten Fortgang hielt, die Hütten thatsählich auch ihre Bestände zum größten Theile auf- gebraucht haben und nur die zur Deckung der etwaigen Betriebs- störungen üblichen Vorräthe halten, abzuwarten, ob der Konsum der- selben nachhaltig ein solcher bleibt, um die Produktionsvermehrung zu rechtfertigen, zumal, der augenblicklihen Lage entsprechend, auf Export, welcher ein Wiederanwachsen der reduzirten Roheisenbestände verhindern könnte, niht zu rechnen ist. Jn der geschäftlihen Lage des Eisenmarktes is eine wesentlihe Aenderung nicht ein- getreten; die vorhandenen Bedingungen lassen auch für die nätste Zukunft günstigere Aussihten niht Play greifen, da eine Erhöhung der durch Verbandsbeschluß beibehaltenen bisherigen Eisenpreise der aus- ländischen und westfälishen Konkurrenz wegen zunächst ausgeschlossen ersheint. In Walzeisen ist das Geschäft noch immer ein ziemli flottes, und gehen Spéezifikationen auf Handels- und Baukonstruktionseisen auch jeßt noch so zahlreich ein, daß der Betrieb der Walzwerke in dem bisherigen Umfang auf Wothhen hinaus gcsichert ist. Auch in Blechen besteht ein lebhaftes Geschäft; besonders Feinblehe find in leßter Zeit stark begehrt. Nah Draht und Drahtnägeln ist die Nawfrage so stark, daß die Werke selbst bei angestrenatestem Betriebe niht in der Lage sind, die massenhaft eingehenden Aufträge prompt zu erledigen, sondern ih mehrwöchige Lieferungsfristen ausbedingen müssen. Ganz ebenso verhält es fch bei den Röhren-Walzwerken. Cisengießereien, Maschinen und Kesselfabriklen sowie Eisenkonstruktions-Werkstätten find fürs In- und Ausland gut beschäftigt und mit Aufträgen ge- nügend versehen. —- Auf dem Zinkmarkt ist die Tendenz bei un- veränderten Preisen fest :

Aus Buenos Aires meldet „W. T. B.“, daß durch die Dekretirung des Zwangscourses von 250 den Gläubigern frei- gestellt wird, ihre Engagements auf dieser Basis zu liquidiren oder auf 2 Jahre ein Véoratorium zu bewilligen. Von den neu zu emittirenden 45 Millionen Papiergeld sind 5 Millionen für die Nationalhypothekenbank zur Zahlung der Papiercedulas und zur Sicherung des Dienstes der Goldcedulas auf sünf Jahre bestimmt. Diese Zinsen der Goldcedulas sollen in 5 %/ Goldverpflihtungen der Regierung fundirt werden. Der Rest der Summe soll zur Creirung der neuen Nationalbank dienen. Die „Hamb. Börsenh.“ be- rihtet, diese Meldungen über die beiden, dem argen tinishen Kongreß in Buenos - Aires am 1. Oktober zugegangenen Geseßzentwürfe bestätigend, Folgendes : Der eine Geseß- entwurf gewähre ein Moratorium für alle auf Gold lautenden pri- vaten Verpflichtungen auf zwei Jahre; später müsse in Gold gezahlt werden; wer hierauf niht warten wolle, solle vom Schuldner kein höheres Agio fordern dürfen, als 150%. Die zweite Vorlage bezwecke die Liquidirung der alten Nationalbank auf bekannter Grundiage und die Errichtung einer neuen Nationalbank mit 50 Millionen Pesetas Kapital, wovon 45 Millionen dur eine Papiergeld-Emission beschafft werden dürfen. Wie dem „W. T. B.* weiter aus Buenos Aires vom heutigen Tage telegraphirt wird, genehmigte die Deputirten- fammer die Ausgabe von 45 Millionen Piaster Papiergeld, welche u Gründung einer argentinischen Nationalbank dienen ollen.

Leipzig, 2. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per September #, per Oktober 3,60 #4, per November 3,62} 4, per Dezember 3,624 , er Januar 3,65 #4, per Februar 3,70 6, per März 3,724 #, pi

pril 3,724 6, per Mai 3,75 , per Juni 3,774 4, per Ju 3,80 M, per August 3,80 A Umsay 260 000 kg. Behauptet.

Lübeck, 2. Oktober. (W. T. B.) Serienziehung E Lübeder 50 Thaler-Loose: 54 163 174 186 203 399 269 444 482 667 733 771 783 853 898 924 981 1043 1088 1261 tbe 1350 1418 1461 1500 1545 1616 1648 1673 1676 1743 1794 18

London New-York . Wien

1891 1902 1915 1988 1993 2136 2254 2311 2314 2360 2507 2528 9562 2575 2597 2643 2650 2668 2716 2842 2844 2874 2878 2882 2926 2927 2987 2998 3050 3098 3134 3183 3200 3259 3322 3412

du. 2, Oktober. (W. T. B) Wollauktion. Tendenz fest lebhafte Nahfrage, ordinäre Merinowollen mitunter theurer. ' An der Küste 7 Weizenladungen angeboten,

Manchester, 2 Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6, 30r Water Taylor 84, 20r Water Leigh 7+, 30r Water Clayton 74, 32r Modck Brooke 75, 40r Mayoll 8, 40er Medio Wilkinson 9, 32r Warpcops Lees 74, 36r Warpcops Rowland 73, 40r Double Weston 9#, 60r Double Courante Qualität 127, 39" 116 yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r 164. Fest.

Glasgow, 2. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen {ih auf 509 113 Tons gegen 647 572 Tons im vorigen Jahre. : 4

Die Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen beträgt 75 gegen 9 im vorigen Jahr. L

Paris, 2. Oktober. (W. T. B,) Lissaboner Meldungen aus dortigen Regierungskreisea lassen die Zahlung des Januar- Coupons der portugiesischen Anl eihen vollkommen gesichert

einen. des Petersburg, 2. Oïtober. (W. T. B.) Der Ukas, betreffend die Emission der russischen 3prozentigen Gold- Anleihe im Betrage von 125 Millionen Rubeln, foll morgen er- scheinen. Die Subskription wird gleichzeitig in Rußland, Frankreich, Dänemark, Holland und England erfolgen. :

New-York, 2. Oktober. (W. T. B.) Nach ruhiger Eröffnung gestaltete sich die Tendenz der Börse festz der Schluß zeigte bei ¡ziemlih lebhaften Umsäßen höchste Tagescourse. Der Umsaß der Aktien betrug 552000 Stüdlk, Der Silbervorrath wird auf 4 600 009 Unzen geshäut. Die Silberverkäufe betrugen 74 000 Unzen, e e für den Staatsshayz 799 000 Unzen zu 97,50 à 97,60.

Baumwollen-WowGenbericht. Zusuhren in allen Unions- häfen 228 000 Vollen, Ausfuhr nach Großbritannien 65 000 Ballen, Ausfuhr nech dew Kontinent 38 000 Ballen. Vorrath 616000 Ballen,

Submissionen im Auslande.

Oesterreich-Ungarn. 90. Oktober, 12 Uhr Mittags. K. K. Generaldirektion der öster- reihishen Staatsbahnen, Wien, Westbahnhof. A Kesselbleche aus Ta steirischen Schweißeisen.

vI11) Jiu

Sf 000 £02 PVID 0661 uomuvin?

Circa 150 000 kg Kesselblehe, bis 200 kg pr. Tafel schwer, 300 000 „von 200—400 , y Ï L 20 000 , ¿ iber O0 : 20000 Rund- u. Schablonen- bledhe, bis 200 kg pr. Tafel {chwer, 30000 , « von 200—400 , » 2 3000 ,„ ü Uber 400, 5 B, Tyres8. Circa 300 Stück Tiegelgußstahi-Tyres für Schnellzugs- ) maschinen ¿400 157 L » Personerzugs- maschinen ¿200 7 i « Lastzugs- maschinen «„ 1000 ,„ 7 Tender mit ca. 275 0009 kg, 4000 Maautinstahl-Tyres für Wagen mit ca. 1000000 kg. C. Achfen. j Circa 170 Stück Lokomotiv - Achsen aus Tiegelgußstahl mit circa 78 200 kg, 190 Tender - Achsen aus Tiegel- zusammen gußstahl 350 Stück mil v 2005 y v aus Martin- circa stahl 101 500 kg, 1/2900 Wagen - Asen aus Martinstahl mit circa 650 000 kg, D, Metallabgüsse. Circa 20000 kg weicher Rothguß, z 20000 harter E j 21 000 Phosphorbronze. E. Eisenabgüsse. Circa 60000 kg Kolbenring - Cylinder, 1600000 Bremséklöte, j 550 000 sonstige Abgüsse nah Modellen. Näheres bei der Ünter-Abtheilung 3 der genannten Behörde.

¿ Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 2. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Gera“ is auf der Reise nah dem La Plata heute in Corunna angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist von New-York gestern Nachmittag in Southampton eingetroffen und hat die Heimreise nah der Weser fortgese‘;t. Der Dampfer „Frank- furt“ hat auf der Rückreise vom La Plata gestern Las Palmas passiri. Der Dampfer „Bayern®" ist heute in Hongkong an- gekomraen.

Hamburg, 2, Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- kanisch&e Padetfahrt - Aktiengesellshaft. Der Swnell- dampfer „Normannia“ is, von New - York kommend, gestern Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

Jagd. Bekanntmachung. Die erste der diesjährigen Königlichen Bnorce: lagden findet Dienstag, den 6. d. M., statt. Stelldichein : Mittags 12 Uhr, Moosfenn an der alten Langerwischerstraße im Belauf Plantagenhaus. Königliches Hof-Fagdamt.

Mannigfaltiges.

Die Verwaltung des städtischen Obdachs hat die Erweite- rung der Anstalt für Obdachlose in Ausficht genommen, da bei der außergewöhnlich starken Frequenz, bedingt durch den leßten anhal- tenden strengen Winter, die Räumlichkeiten {ih als niht ausreichend erwiesen haben. Die Einrichtung des städtishen Obdachs für nächt- lihe Obdachlose gestattet eine Unterbringung von 1200 Personen, es ist jedoch in einzelnen Fällen, allerdings unter entsprehen- der Einengung des Platzes und unter Zuhülfenahme von Strohsäcken, bis zu 2080 Personen (24. Januar cr.) Aufnahmen er- möglicht worden, Auffällig ist die außerordentlich geringe Frequenz des städtishen Obdachs für nähtlihe Obdachlose Seitens der Frauen. Auch in dem Betciebsjabre 1890/91 iît diese bemerkenswerthe That- sache in Erscheinung getreten ; denn im genannten Jahre haben daselbft genächtigt 275 777 Personen, worunter sh nur 14585 Frauen be- fanden, während das bet weitem größere Kontingent die Männer mit 261 192 Personen stellten.

Eine Anzahl Zeitungen hatten gemeldet, daß in dem neu eröffneten Vorortverkehr die strengste Kontrole bezüglih der Packetbeförderung herrshe und »ckaß kein Paket zugelassen werde, auch vom lkleinsten Umfange nicht, wenn nicht ein besonderer Fahrschein dafüc gelö worden. Um einer Beunruhigung vorzubeugen, hat die „Nat.-Ztg." festgestellt, daß im Vorortverkebc nach wie vor Handgepäck jeder Art befördert wird, ohne daß dafür etroas zu bezahlen ist, und daß sich in den Wagen auch die Vorkehrungen für seine Unterbringung befinden. Daß großes Gepäck nit angenommen wirv, ohne daß die begleitende Person cinen Fahrschein gelöst hat, ist selbstverständlich.

Die gestern Nachmittag abgehaltene vierte Sitzung des 4. Inter- nationalenSteaographentages wurdevomDomvikar Alteneder- Passau unter Beistand der Hrrn. Gurney-Salter-London und Käding- Berlin geleitet. Dr. Zudkertort-Berlin sprach zunächst über die Aus- bildung zum praktischen Stenographen. Er führte aus, daß nicht Jeder das höchste Ziel der Stenoaraphie erreihen könne, sondern daß zur höchsten Stufe der Praxis Talent, Geistesgegenwart und um- fassende Bildung gehören. In die berufsmäßige Ausübung der Steno- graphie solle man sstch nur durch einea bewährten Praktiker einführen lassen. Hauptlehrer Velten-Essen trat sodann in warm- empfundenem Vortrage ‘ür Toleranz in dem Verhalten der Systeme gegen einander ein und erwartet von dieser Toleranz eine wesentliche Förderung der Ausbreitung der Stenographie. Professor Faulmann- Wien endlih \prach über stenographishen Typendruck und schilderte die Versuche, die damit in der Wiener Staatsdruckerei gemacht sind. S4 S lieg?:zn in der \{chrägen Lage der stenographischen

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In seiner fünsten Sitzung, welche beute unter dem Vorsitß der Herren Geh Ober-Regierungs-Rath Blenck, Dr. Grosse Heiligenbeil, Dr. Mitschke-Weimar und Senator Eggers-Berlin stattfand, beshloß der Stenographentag die Einseßung eines Arbeitsaus\{chusses aus Ver- tretern aller stenographishen Schulen zur Feststellung der Häufigkeit der Buwstaben, Laute, Wortstämme, Wörter und Wortverbindungen in der deutshen Sprahe. Man verspriht sich von dieser Arbeit, deren Anregung vom Stolzetag ausgegangen ist, einen hohen Dien

nit nuc für die Stenographie, sondern auch für die Sprachwissen- chaft. Vorarbeiten, die \chon vorliegen, haben bereits ergeben, daß ein verhältnißmäßig kleiner Wortschaßz erforderlich ist, um fich in einer Sprache vollkommen verständlih zu machen. So verfügt ein Engländer von hoher Bildung über einen Schaß von nur 4000 Wörtern, während ein englishes Dienstmädhen mit 2000 Wörtern bequem auétommt. Man kann von den Arbeiten der Kommission cine bedeutende Erleichterung in der Spracherlernung erwarten, indem sie die wirklich häufigen Wörter feststellt und die Lehrbücher von un- nôthigem Ballast befreit. Es folgte sodann ein kurzer Bericht, be- treffend den handschriftlih vorliegenden Vortrag des Mr. Pocknell- London über eine neue Theorie dex graphischen Kurzschrift, die zunäcbst für die englishe Sprache durchgeführt, dann aber auf den internationalen Verkehr ausgedehnt werven soll. Vorgelesen wurde sodann der Vortrag des Mr. Richter-London über graphishe oder mathematishe Kurzschrift. Unter einem mathematischen oder geometrischen System versteht man ein solches, dessen Schriftzeiher aus geraden Strichen, dem Kreise, der Ellipse und Theilzügen der beiden letzteren, mit oder ohne Ver- wendung kleiner Haken, bestehen, die in allen Richtungen geschrieben werden, sich direkt ohne Vermittelung eines Haar- oder Bindestriches aneinanderseßen und somit Winkel bilden, während die aus Theilzügen der gewöhnlichen Schrift besteherden graphishen Systeme der ver- bindenden Haarstrihe bedürfen. Der Redner trat für graphische Systeme ein, die in Deutschland überhaupt nur in Frage kommen. ! An si haben s{ch in England die geometrishen Systeme in der Praxis sehr gut bewährt.

Die stenographische Praktikerversammlung, welhe im Ans{luß an den 4. Internationalen Stenographentag gestern Abend im Reichstagsgeböude unter Vorsiß des Kanzlei-Raths Schallopp tagte und der auh französishe und \{chweizer Praktiker beiwohnten, hat folgende Thesen angenommen: 1) Als Grundlaçje für angemessene Honorirung stenographisher Arbeiten (Aufnahme von Vorträgen und Verhandlungen nebst alsbaldiger Uebertragung in gewöhnliche Schrift) ist der Sct von 40 4. für die Stunde anzusezen. 2) Bei besonders \chwierigen Arbeiten (z. B, Aufnahme von Gerichtsverhandlungen u. dgl., Hinzuziehung mehrerer Stenographen zu einer Arbeit oder besonders s{chneller Üebertragung) ift dieser Sah bis zu 60 für die Stunde und in Ausnahmefällen noch mehr zu erhöher. 3) Bei besonders leihten Arbeiten (z. B. langsamen Reden, längeren Pausen bei Verhandlungen, viel Zeit für die Uebertragung) ist der Sat bis zu 30 f. zu ermäßigen. 4) Als Pauschguantum bei längeren Verhandlungen von durchschnittli®ec Schwierigkeit is als angemessener Saß für eine voraussihtlihe Dauer von ungefähr 4 Verhandlungsstunden für den Tag ein Preis von 150 4 anzusetzen. Die Versammlung wählte sodann eine Kommission von 9 Herren, welche die Einseßung eines Syndikats der deutschen stenographischen Praktiker vorbereiten und über weitere Bestimmungen berathen foll, | R a bei Uebernahme sftenographisher Arbeiten fi

empfiehlt.

î Mun 8-Sachen.

: U ote, Zustellungen u. e

. Unfall- und Invaliditäts- 2c. Versicherung. . Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c. . Verloosung 2c. von Werthyapieren.

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BDeffentlicher Anzei

Die Redaktion des „Berliner Adreßbuq@ch®" hat die Hauslisten pro 1892 allen Hauseigenthümern bereits. zugehen lassen und beginnt nunmehr mit dem Abholen dieser Listen. Man unterlasse daher nicht, die erforderlihen Angaben s{leunigst einzuschreiben.

Die Kaufmännischen Fortbildungs\schulen (Köllnisches Gymnasium und Friedrihs-Werdersches Gymnasium) eröffneten am 1. Oktober ihr Winterhalbjahr mit einem feierlihen Schulakte, zu welchem fich außer dem vollzählig ershienenen Kuratoriura eine große Anzahl von Kaufleuten und sonstigen Gönnern des Unternehmens 1n der Aula des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums, in der zwischen herrlichen Blumenarrangements die Büste Seiner Majestät des Kaisers aufgestellt war, eingefunden hatte. Das Fest wurde eingeleitet durch einen von dem Schüler - Gesangshor der Anstalt ausgeführten \timmungsvollen Gesang. Nachdem hierauf die Prämienvertheilung mit einer Ansprache des Schriftführers Herrn Simon erfolgt war, und ein Schüler dem Kuratorium Namens der Prämiirten seinen Dank ausgesprochen, hob der Leiter der Anstalt Herr Dr Engelmann in einer Ansyrahe das besonders für die Schüler Wissenswerthe hervor, worauf der Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Rechtsanwalt Dr. Haase, sich in längerer Rede über Zweck und Ziele des gemeinnüzigen Unternehmens verbreitete, dessen Erhaltung in erster Reihe dem fördernden und wohlwollenden Entgegenkommen der hohen Behörden zu verdanken sei, dann aber durch die freigebige Unter- stüßung aller kaufmännischen Kreise Berlins ermögliht werde. Zum Schluß brachte der Redner in zündenden Worten ein von den An- wesenden mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus. Hiermit hatte die Feier ihr Ende erreicht, Der Andrang zu allen Kursen war bereits am Eröffnungsabend ein der- artiger, daß der größte Theil derselben überfüllt ist und sich das Kuratorium “‘entschlossen hat, für alle Fälle Parallelkurse einzurichten. In Folge dessen können Aufnahmen von Schülern noch bis zum 9, Oktober erfolgen.

Die Realkurse für Frauen, die Shwesteranstalt der Hum- boldt-Akademie, haben vor Kurzem ihre sehr befriedigenden Schluß- prüfungen in Mathematik, Naturwissenschaften, Latein, Deutsch, Ge- \hichte und modernen Sprachen abgehalten. Es wäre sehr erwünscht, wenn noch mehr Gebrauch als bisher von der Ge- legenheit gema@t würde, eine solide, zusammenhängende Bil- dung zu erwerben, wie sie in dieser Art den Frauen nit leiht wieder geboten wird. Prospekte der neuen Kurse (Anfang in der nächsten Woche) sind in den Buchhandlungen des Westens, im Central-Bureau (Central-Hotel, Zimmer 14), sowie bei der Leiterin der Kurse, Frl. Helene Lange (Schöneberger Ufer 35, Spre- stunde 23—3+ck Uhr), zu haben, an die auch die Meldungen zu rihten find,

Im Circus Renz findet morgen (Sonntag) die erste Nah- mittags-Vorstellung statt, in welcher die reizende Kinder-Pantomime Aschenbrödel“ in gänzlih neuer Inscenirung und Ausstattung zur Aufführung gelangt. Für die Abend-Vorstellung is ein auLzerlesenes Programm aufgestellt, dessen Schluß wieder die großartige Walsser- pantomime mit den gestern bereits erwähnten neuen glänzenden Effekten bildet.

__ Waldenburg, 2. Oktober. Auf dem von der Heydt-Schacht hierselbst sind laut Telegramm der „Magdb. Ztg.“, 15 Bergleute durch das Niedersausen eines Fahrkorbs {wer verletzt worden; es sind viele Armbrüche und Verstümmelungen vorgekommen.

Limburg, 1, Oktober. Ueber das bereits telegraphisch gemeldete Eisenbahnunglück berihtet der „Rhein. Cour.“ Der Schnellzug, der gestern Abend um 6# Uhr hier einzutreffen hatte, erlitt unterhalb der Station Balduinstein vor dem Tunnel einen Bruch Maschine und mußte stehen bleiben, Der dana folgende Pilgerzug wurde von Station Laurenburg von dem dienstthuenden Beamten abgelassen, obwohl das Durh- fahrtsfignal von Balduinstein noch nicht gegeben war, und fuhr mit voller Kraft auf den vor dem Tunnel haltenden Schnellzug, von wel lebterem die drei hintersten Wagen, welche glückliher Weise leer waren, zertrümmert wurden. Von dem stark mit Personen beseßten Pilgerzuge sind die Maschine und einige Personcnwagen stark beschädigt, die meisten Wagen blieben noch im Tunnel. Während Perfonal und Fahrgäste des Schnellzuges nur mit dem Swhrecken davon kamen, blieb von dem Pilgerzuge der Hülfsheizer Bopp von hier todt. Er wurde von der Maschine ge- shleudert und kam unter die Räder zu Tiegen, wo er stark verstümmelt wurde. Der Lokomotivführer Höhn von hier erlitt eine niht unbedeutende Verleßung am Kopfe. Bopp hinterläßt Frau und sieben Kinder. Einige Pilger kamen mit Hautabschürfungen, im Uebrigen aber Alle wunderbarer Weise mit dem bloßen Shrecken davon, Die Ausbesserung an der Maschine des Schnellzuges war vollendet und dieser eben im Begriff, wieder weiter zu fahren, als der Zusammenstoß erfolgte. Nah kurzem Aufenthalt fuhr der Schnellzug weiter. Cin von hier alsbald nach dem UnglückEsort mit Hülfspersonal abgelassener Zug brachte die vor Schrecken bleichen Pilger nah 10 Uhr hierher. Eine nah vielen Hunderten zählende Menschenmenge erwartete mit Spannung die Ankunft des Hülf3zuges, in dem man Todte und Verwundete "er- muthete, da mit Blihes\chnelle sih die Kunde von einem bei Balduin- stein stattgehabten shweren Eisenbahnunglück verbreitet hatte. Glüde- licher Weise bestätigte h die Kunde niht. Da beide Geleise an der Unfallstelle abgesperrt waren, traf der Zug nah Gießen erst nah 11 Uhr hier cin. Jett ist in Folge der Aufräumungsarbeiten der Verkehr wieder ungestört.

London. Am 14. Oktober wird, der „A. C.“ zufolge, in London die erste Generalversammlung der jüdischen Kolonisirungs- Gesell schaft abgehalten werden. Zur Berathung werde ein mit Baron Hirs zu trefendes Abkommen gelangen, worauf derselbe der Gesellshaft gewisse Gelder bedingungsweise zur Förderung ihrer Pläne übergeben werde. Zuglei soli nach der Wahl der Beamten der Kreis der Wirksamkeit der neuen Gesellschaft festgestellt werden.

. Kommandit-Gesellshaften auf Akiien u. Aktien-Gesell{. . Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften.

. Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten.

. Bank-Ausweise.

. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs-Sachen.

[37739] Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Tischlergesellen Wladislaus Preuß, welher |ch verborgen hält, | ber) ist in den Akten V. R. I. 284. 91, die Unter- suchungshaft wegen vorsäßliher Brandstiftung ver- ängt. Es wird ersucht, den 2c. Preuß zu verhaften und in das Untersuhungs - Gefängniß zu Alt- Mobit 12 a, abzulicfern,

Verlin, den 26. September 1891.

Der Untersuchungsrichter

bei dem Königlichen Landgerichte. I. 1 Beschreibung; Alter 25 Jahre, geboren am S+etember 1865 in Brattian, Größe 1 m 68 ecm, tatur \{lank, Haare dunkel, Stirn gewöhnli, zart : Swnurrbart, Augenbrauen dunkel, Augen raun, Nase spiy, Mund spiß, Zähne vollständig,

Kinn s\pig,

[37740]

zuliefern,

Bes N : Statur \{lank,

Gesiht länglich, Syprace deutsch und polnisch.

Gegen den unten beschriebenen Kaufmann (Srei-

23, August 1868 zu Frankfurt a. O., welcher flüchtig ist und sich verborgen bält, ist die Untersuchungshaft in den Akten 89 D. 777. 91 wegen Unterschlagung, Diebstahls und Betruges verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Königliche Unter- \suchungsgefängniß zu Berlin, Alt Moabit 12 a, ab-

Berlin, den 26. September 1891. Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 89.

Schnurrbart, Augenbrauen dunkel, Augen braun, Nafe gewöhnli, Mund gewöhnli, Zähne gesund,

Gesichtsfarbe blaß,

(37969] Steckbrief.

Steckbrief.

Beschreibung: geb. Berlin. Alter 23 Jahre, Größe 1,76 m, Haare dunkel, Stirn hoch, Bart

Kinn \piß, Gesicht längli&, Gesichtsfarbe blaß, mehr gelb, Sprahe deutsh. Besondere Kennzeichen fehlen.

Gegen den unten beschriebenen Tischlermeister Karl Ludwig Alfred Gürcke, geboren am gen Otto Unger, welcher flüchtig ist, ist in den ften U. R.II. 416. 91. die Untersuhungshaft wegen betrügerishen Bankerutts verhängt. Es wird ersuht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungs- gefängniß hierselbst, Alt. Moabit 12a, abzuliefern. Verlin, den 28. September 1891. Der Untersuhungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte I. am 5. Dezember 1854 zu Alter 36 Jahre, Größe 1,74 m, Statur breit, Haare dunkelblond, Stirn hoh, Bart dunkel- blonder Schnurrbart, Augenbrauen blond Basen braun, Nase gewöhnli, Mund gewöhnli, ä vollständig, Kinn gewöhnli, Gesicht länglich, Gesichts-

farbe frisch, Sprache deutsh. Kleidung: dunkler

Stoffanzug, dunkler Ueberzieher, Shlapphut. Be- *

M Kennzeichen: Stößt beim Sprechen mit der unge an.

Steckbrieferledigung.

[37738] Der unterm 25. Juli 1891 hinter den Shreiber Albert Kiesow in den Akten T. 807/91 erlassene Steckbrief ist erledigt. Potsdam, den 30. September 1891. Königliße Staatsanwaltschaft.

[37970] Steckbriefs-Erledigung.

Der unter dem 14. Septembec 1891 hinter den Arbeiter Albert Heise aus Braadenburg a./H. ere lassene Steckbrief ist erledigt.

Potsdam, den 1. Oktober 1891. ne Königliche Staatsanwaltschaft.