1891 / 240 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

und Altersgesetes auf die Knappsckaft (VollknaptsZaft) stimmen zu wollen. Es stimmten gegen VoUknappschaft 997, für Voliknapp- \LCast 847. Die Entscheidung liegt aber nicht im Bergbauverein, sondern in der Generalrersammlung der Knappschaft, welLe nah Bochum zusammenbecufen war. Die Art der Ab- stimmung ist die, daß eine itio in partes der Arbeitgeber (Werks- besiger) und Arbeiter (Knappschaftsältesten) erfolgen muß und daß ein Bescluß nur dann zu Stande kommen kann, wenn bei beiden Theilen die Mehrheit für denselben stimmt. Die Lage war nun folgende: lebnte die Mehrheit der Werkbesißer wie im Bergbauverein den Ent- wurf I (Vollknappschaft) ab, so fiel der Entwurf, wenn auc die Ar- beiter ohne Ausnahme dafür ¿sind und dafür stimmten. Es mußte fodann über Entwurf Il (Zuschußkassc) abgestimmt werden; hier war die Sache umgekehrt, ‘da die Werksbesitzer in der Mehrheit bis: lang dafür, aber die Aeltesten dagegen sind. Lehnien nun die Aeltesten ab, so fiel auch dieser Entwurf. Es blieb damit Alles beim lien, d. h. die Knappschaft bleibt unverändert, obendrein werden aber die Bergleute (wie {on seit 1, Januar 1891 der Fall) no&@mals für Invalidität und Alter bei der Provinzialanstalt ver- sichert. Bei diesem Zustande ist aber die Regierung befugt, die Bei- träge, wle an die Provinz gezahlt werden, auf die Beiträge an die Knappschaft anzurehnen. Bei der Abstimmung waren nun zugegen 1301 Stimmen der Werksbesißer von 1450 Stimmberechtigten und 165 Stimmen der Aeltesten von 166 Stimmbere{tigten. Vie Aeltesten nahmen einstimmig den Entwurf I an, die Werksbesißer sodann eben- fals mit 751 gegen 523 Stimmen denselben Entwurf ; damit ift die Bollknapyschafst beschlossen.

Der Berliner „Volksztg.“ wird aus BoHum unter dem 9. d. M. berichtet; In der Vorstandssigung des Bergardbeiterverbandes wurde beschlossen, die Ägitation im Saarrevier und Wurmrevier fortzusetzen. Ueber den Anschluß an die General-FKommissioa der Gewerkschaficn Deutschlands sollen durch den Vorsißenden des Ver- bandes die Gutachten von Vertrauens8männern eingeholt werden.

Der Préßausshuß des Rechtsschußvereins im Saar- revier hat, wie der „Saarbr. Ztg.“ aus Pirmasens geschrieben wird, festgestellt, daß die sozialistishe Farbe von „Schlägel und Ei sen* nicht alleia den Verlust fast sämmtlicher Abonnenten ver- ursac6t, sondern auch überhaupt die Vercinémitglieder derm Vereine cntfremdct hat. Der Bergmann Sckillo wurde beauftragt, die Leitung der Druckerei welche seither Wilhelm Zumpf hatte in Pirmasens zu übernehmen, er ist bereits in Pirmasens eingetroffen und hat die seither von Zuwmpf innegehabte Wohnung bezogen.

Wie der „Mgbb. Ztg." aus Gleiwitz telegraphisch gemeldet wird, hat die Gesamuibelegshaft der Guidogrube die Urbeit niedergelegt. Au in den anderen Gruben wird der Ausbruch cines Ausstandes besürtet.

In Bremerhaven fand am vorigen Miitwoch eine Versamm- lung der Fohlen-, Maschinen-, sowie aller anderen beim Lloyd beschäftigten Shiffs- und Playarbeiter statt Bebufs Bildung eines Vereins zur Wahrung der gegenseitigen Interessen. Die Versammlung, welhe von annähernd 200 Personen besuht war, wurde von dem vom Kohlenzicherstrike her bekannten Heren Gehr eröffnet, welher der „Prov. - Ztg.“ zufolge in einem langen Vortrage die Geschihte der Arbeiterbewegung und die Lage der Hafenarbeiter erörterte und bemerkte, es sei, um tas zu große Angebot von Arbeitskräften zu verhindern, nöthig, daß au die Hafenarbeiter si vereinigen zur Wahrung ihrer aegen ‘ecitigen Jateressen. Es habe schon früher in Bremerhaven ein Hafenarbeiterverein bestanden, der ca. 1500 Mitgkieder gezählt, ader wieder aufgelöst wurde. Es bestehe jeßt cin Verband der sämmtlichen {1 beitervereine Deutschlands, die sih gegenseitig unterstützten, und dessen Scftion in Bremerhaven etwa 400 Mitglieder zähle. Er empfehle die Bildung eines Hafenarbeitervereins, der sich dann tem deutschen Haferarbeiterverband anschließen möge, um gegenseitig für einander einzutreten. Es wurde einstimmig bes!ossen, cine Vereinigung zu bilden, und zwar als selbständige Sektion der Lloydarbeiter im An- {luß an den Gentralverband der Hafenarbeiter Deutschlands.

Hier in Berlin fand gestern eine Versammlung der Buchdruckergehülfen statt, in welcher folgende Rejolution einstimmig angenommen wurde: :

„Die Versammlung nimmt mit Bedauern von den resultatlofen Verhandlungen der in Leipzig vecsammelt gewesenen Prinzipal- vertreter, ganz besonders aber von dem ablehnenden Verhalten des Prinzipaltertreters deb ersten Kreises Kenntniß und macht für die badurch hervorgerufene Beumuhigung des Gewerbes pie Prinziyalvertreter veran‘twortlih. Die Versammlung erklärt, nad wie vor an den Forderungen der veutschen Gehülfen- schaft festzuhalten, und behält sh die geeigneten Schritte zu ihrer Durchführung vor. Die Versammiung erklärt ferner, es liegt im Interesse der Gebülfenschaft, au bei etwaigem provokatorischen Vorgehen der Prinzipale, urter allen Umständen die Nuhe zu bzwahren und Alles zu vermeiden, was zu über- eilten S(hritten führen könnte, da sie volles Vertrauen zu ihren Vertreïern hat,“ :

Der Vorsigzende theilte noch mit, daß die Kasse der Berlizer Gehülfenschast noch einen größeren Besiand als die der Leipziger habe, d. h. also mehr als 50 000 4 besie. Der Vorstand werde im Pinbli® auf diesen Umstand von jeßt ab die korditionslosen Kollegen unt-r- den damit diese niht etwa bei eine:n eventu:Den Ausstand hinder- ich würden.

Aus Pari s meldet ein Wolff'shes Telegramm, daß die Dele- girten der sozialistishen Grupvyen die Bestimmungen des An- irages Guesde bezüglih der Erriciung eines natronalen Arbeitssekretariates angenommen haben. Nach eincm Pariser Telegramm des „D, B, H.“ verschärft si@ der Korflift zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern in Rive de Giers. (Vgl. Nr. 236 d. Bl.) Die Verwaltung der Fabrik Richarme hat durch Anschlag bekannt gemacht, baß die ausständigen Arbeiter, welche in den der Gesellschaft gehörenden Häusern wohnen, sofort auéziehen müssen, und daß sie andernfalls mit militärischer Hülfe ausgewiesen werden würden.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadi Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 27, September bis inkl. 3. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen; 675 Gheschlieñungen, 1037 Lebendgeborene, 26 Todtgeborene, 647 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

8. Dresden. Der fünfte Vereinstag deutsher Münz- forscher wurde am 10. d. M. in Anwesenheit Ihrer Königlichen Hoßbeiten des Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde ir: Saale der Stadtverordneten eröffnet. Der Vorsißende des Dresbcner Orts vereins, Scnats-Präsident Loßniyzer, begrüßte die erlaubten Herr- schaften und die Chrengäste im Namen des Orts8ausschusses, Herr Ober- Bürgermeister Dr. Stübel begrüßte die Mitglieder der Versammlung im Namen der Stadt Dresden. Der erste Vorsißende des Vereins deutscher Münzforscher erklärte sodann die Versammlung für eröffnet ; in dem Bericht über die Vereinsthätigkeit gedachte er namentlih des Hintritts des Hohen Protektors, des Prinzen Alexanter von Hessen, und seines treuen Mitarbeiters und Bruders Dr. Albert Erbstcin, zu deren Ehren ih die Versammelten von ihren Sigen erhoben ; er dankte sodann für die hohe Ehre, die Seine Königliche Hoheit der Prinz Iohann Georg von Salhsen dem Verein durch Uebernahme desProtektorats erwiesen habe. Nachdem er weiter über Vereinsangelegenheiten be- richtet hatte, œurden in den Vorstand zumeist wiedergewählt: die pelten L A in A L Dr. Hans Riggauer in Müncven a orsißende, P, Theod. Stenzel in Dessau und Rudolf Ritter von Höfchen in ie / h brachte den Dank der auswärtigen Gäste für den Empfang in Dresden. Darauf hielt der Kaiserliche Ober: Postdirektor Hal ke aus Dresden einen fesselnden Vortrag über die Herstellung der Brakteaten. Er erklärte zunähst, daß unter Brakteaten, die auch Bleche,

n als Schriftführer. Dr. Riggauer

Hohl-, S{üfselmbönzen, Fohlpfennige, Blätterlinge, Strusser u #. w. genannt würden, größere und kleinere Münzen aus dünnem Silber- blech verstanden werden. Sie œurden als Nachfolger der Denare (Dik- münzen) im größten Theile Deutschlands und in westlicen Nacbarländern hergestellt und galten bis in die zweite Hälfte des 14, Jahrhunderts. Weiter wurde die Herstellung der Brakteaten durch Handstempel und Hammer erklärt, während zuglei Herr Helsing die Prägung felbst auf einem kleinen Amboß vorführte. Die ersten der neu geprägten filberaen Brakteaten mit der Darstellung eines sitzenden Fürsten mit kfomisher Umschrift und in der Größe eines Zweimarkstücckes wurden Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Georg und der Herzogin Mathilde überreiht. Weiter spcach Herr Dr. Riggauer über die im Juli d. I, in Brüssel abgehaltene internationale Versammlung der Münzforscher, die von 200Theilnehmern, daruater den bedeutendstenMünz- forschern aus allenWeltgegenden,besucht war. Der Direktor des anhaltisben Münzkabinets, das im Residen;s{losse zu Dessau aufbewahrt wird, Herr Pastor Stenzel, berichtete über diese Sammlung, die in sechs Scbränken aufgestellt ist und über 14 090 Gepräge aller Zeiten und Größen, darunter Stücke von höchster Seltenheit, und Münzfolgen von unerreiter Vollständigkeit enthält. Schbließlich theilte der Vor- siende mit, daß der Dresdner Verein den Genossen eine Festichrift gewidmet babe und außerdem eine Denkmünze spenden wcrde, worauf das Bildniß des hoben Protektors und das neue Residenzshloß in Dresden abgebildet sind. Ein Münzfreund Herr Schraß widmete aus seiner Sammlung ebenfalls eine literarishe Festgabe über 50 seltene Regensburger uud Erlanger Münzen, Endlich hat der Dresdner Verein für den Münzforshertag cine Ausstellung veranstaltet, die besonders für Laien berechnet ist und etwa 10 000 Münzen in 22 Tafelschrärken umfaßt. Sie glänzt weniger durch die große Anzabl oder den Werth edler Metalle als vielmehr durch die Volfländigkeit, Reichhaltigkeit und vortresfliGe Erhaltung einzelner Goes und dur die Seltenheit einzelner Stücke. In ihrer Gesammt- cit giebt die Sammlung ein Bild der zeitlihen Entwickelung des Müúünzwesens. Wir erwähren besonders daraus die Münzen Kur- \sasers von 1500 bis 1680 und von 1630 bis 1806; über 1100 Städtemünzen von 139 Reihs- und anderen Städten Deutsh- lands; Doppelthaler und Vercinétéaler des 14 Thalerfußes und des 30 Thalerfußes bis 1871; eine vollständige Sammlung aller auf das 800 jährige Wettin-Jubiläum bezüglichen Denkmünzen (120). Eine Seltenheit von größtem Werth bildet die Sammlung von Siegelabbildungen des Herrn Regierungs-Raths, Archiv- Raths Dr. Posse in Dresden, Er hat ganz besonders die Originalsiegel des Mittelalters, die sih arf die veutshen Kaiser und Könige beziehen, gesammelt, und zwar in der Art, daß er sie forg- fältig atdrücken und von den Abdrücken cuf galvanoplafiischem Wege kupferne Ablagerungen herstellen ließ, Durch Versilberung haben diese niht nur cin \{chöneres Aussehen erhalten, sondern zeigen au die

Faschriften und Münzbildec —— römische Kaiserbüsten, Jupiterkopf, |

Reiter, Wappen, Buchstaben und Bildnisse in höhster Klarheit. Die Kaiserrethe umfaßt von Pippin bis Maximilian (752 bis 1519) gegen 5C0 Abdrücke, dabei eine interessante Folge mittelalterlicher Kaisersiege!fälschungen. Die Siegel, die in der Größe von 17 mm bis 14 em we&seln, wurden abgenommen in den Archiven zu Aachen, Basel, Berlin, Breslau, Koblenz, Chur, Darmstadt, Doncuescingen, Dresden, Düssel- dorf, Kloster Einsiedeln, Franksurt a. M., Kloster Gurk, St. Gallen, Hannover, Klagenfurt, Köln a. Rh., Königsberg, Karlsruhe, Lille, Magdeburg, Marburg, Mastricht, München, Nürnberg, Paris, Prag, Palermo, Parma, Pest, Rom, Siena, Stuttgart, Trier, Wien, Wolfenbüttel, Zert, t, Zürich. Eine zweite Folge urafaft in 250 Stück die vollständige zeitlihe Folge der Siegel der Fürsten des Wettiner Stammes. Sie reihen von 1123—1891, sind 12 mm bis 12 cm groß und zeigen antike Köpfe, Bildnisse, geharnishte Reiter u. \. w. Die Dr. Posse'scze Stegelsammlung ist einzig in ibrer Art und ist ebenso werthvoll für die Geschikte wie für die Kunst- und Kulturgeschichte. Alle Abdrücke sind mit arößter Sorgfalt kbergestelt Ueber die Ur- funden, von denen die Siegel stammen, fühct der Besißer genaue Nachweise. :

Zum 70. Geburtstage Rudolf Virhow?s ist ein Lebens- bild des Jubilars von Heinri Steinig ershieren (Verlag von Rosenbaum und Hart, Berlin W. Pr. 60 S). Der Verfasser hat es fich hter zur Aufgabe gemaht, Virhow namentli 2ls Politiker iy feiern und ihn wegen seiner politischen Haltung u. \. w. zu ver- 1heidigen. j

Welch hohen Ansehens si das Münchener Kuntgewerbe selbst im fernen Indien erfreut, beweist, daß der Maharadscha von Darbangha in Eagli\h-Indien ein vom Hosschlossermeister Bußmann in München ge\chmiedetes Rococo:hor, welches eine Kopie der Würz- burger Hofgartenthore is und auf der deutschen Kunstgewerbe Auss- steDung München 1888 mit dem höchsten Preise bedaht wurde, an- kaufen ließ. Das Thor wurde, wie die M. „Alg. Ztg.“ meldet, diefer Tage über Triest und Kalkutta au seinen Bestimmungsort befördert. ,

In der Pariser Akademie der \chönen Künste machte in der am 10. d. M. abgehaltenen Sitzung der Herzog von Aumale die Mittheilung, daß er eine Anzahl von Miniaturen, Meisterwerke der französishen Kunst des 15. Jakrhunderts, von Herrn Louis Brentano in Frankfurt a. M. erworben und dem Musée Condé über- wiesen habe. Diese Mittheilung, welche mit großem Beifall auf- genommen wurde, bezieht sch der „Frkf. Ztg.“ zufolge auf die becúhmten Fouque1i’s{en Miniaturen, die aus dem Besiße des genannten Herrn in französihe Hände übergegangen sind. Sie ge- böôcen zu dem Besten, was hie Miniaturmalerei üherhaupt geschaffen hat. Jean Fouquet de Tours war der berühm.teste französische Miniaturmaler des 15, Jahrhunde:ts (der „peintro et enluminenr du Roy Loys XL.“); von feinem Leben inr nur sehr wenig be- kannt, und man nimmt nuc an, daß er um 1415 geboren und um 1485 gestorben sei. Die hiec in Rede stehenden Miniaturen fertigte Fouquet ¿zu einem Gebetbuch für seincn beson- deren Verehrer Maître Etienne chevalier auë Melun, den Conseiller du roi, maître des comptes ét Trésorier de France. Dieser fiarb 1474 und ist in der Kirche Notre Dame in Melun begraben. In dén zufammenhängenden Miniaturen 1 und 2 der ersten Abtheilung hat Fouquet ven Maistre Esticnue der heiligen Jungfrau gegenüber knieend dargestellt zur Seite seines Sechuypatroas, des heiligen Stephanus. Der Miniaturen-Cyklus besteht aus 40 Blättern, meist Darstellungen aus dem Neuen Testament in großartigem Stil, von sauberster und zier- lihsiec Ausführung, in der sich der Ginfluß der Eycl’schen Schule nicht verkennen läßt,

Land; und Forstwirthschaft.

Washington, 10. Oktober. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Landwirth\chaftlihen Bureaus für ten Monat Oktober {i der Durchshnittéstand der Baumwolle 755/10 gegen 80 im leßten Jahre. Die Ernte ist verspätet ducch die Nässe im August und durch die spätere Trocktenheit und Hitze theilweise ctwas be- \chädigt, Der Dur(schnittsstand von Mais is 925/10; der Ertrag von Getreide per Acr2 15 Scheffel, in Kalifornien theilweise gertnger. E ris an Hafer 293/10 Scheffel, an Gerste 258/10 Scheffel per Acre.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Auf dem städtischen Central-Schlahthofe in Berlin sind im Monat Scptember cr. 43 942 Shweine gegen 40 378 im Scptember 1890 auf Trichinen untersuht worden, bhavon sind v5 Std wegen Trichinen und 112 Stü wegen Finnen, als zur

menschlien Nahrung ungeeignet, zurückgewiesen worden.

Der „Times* wird aus Alexandrien vom 8, Oktober ge- meldet: In Folge des Vorkommens vereinzelter Cholerafälle in Medina und Confodah is die kürzlih bei Shluß der Pilgerfahrt- saison aufgehobene Quarantäne wieder über die Provenienzen aus der Hedjaz-Kliste zwishen Vembo und Confodah verhängt worden,

12 090 Pilger, woron die Hälfte Egypter, baben das Quarantänelager von Tor passirt, wo der internationale Quarantänerath die weit, gehendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte. Im Verein mit der Hülfe des Khedive und der den armen Pilgern zu Theil gewordenen Pflege haben diese Maßregeln Egypten und Europa wahrscheinli vor einer neuen Cholera-Epidemie bewahrt.

Handel und Dewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Kuhr sind am 10. d. M. geftellt 10 804, nicht recht- ¡eitig geftellt keine Wagen. Sa ODbersblesien sind am 9. d. M. gestellt 3439, nißt rechtzeitig gestellt 748 Wagen.

Berlin, 10, Oktober. (WocHenberiht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ky, Ia. Rartoffelmehl 284 —29t e, Ia. Kartoffelstärke 28F-—297 4, Ila. Kactofelstärke und -Mebl 26—?28 H, feuchte Kartoffelstärke loco und parität Berlin 15,75 46, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 1520 A, gelber Syrup 31 315 „&, Gavpillair - Export 33---33} M, Capillair - Syrup 32—32# «t, Kartoffelzucker gelber 30}—31 #, do, Capillair 327—33 4, Rum-Couleur 38—39 #6, Bier - Gouleux 37—38 „&. Dextrin, gelb und weiß, Ia. 35—37 «G, do. sekunda 32—35 „t, Weizenslärke (kUeinst.) 45—48 6, Weizenstärke (großst.) 515-524 4, Halleshe und SPlesiscze 513—524 4, Retsstärke (Strahlen) 47— 48 4, do. (Stüden) 44-—45 #, Mais-Stärke 395—36 #. Schabe- stärke 36—37 46, Victoria-Grbsen 22-—26 4, Kocherbsen 223-—25 4, grüne Erbsen 22—25 4, Futterecbsen 187—194 4, Leinsaat 27—2814, Linsen, große 48-—64, do. mittel 38 —48, do, kleine 28—38 „4, gelb, Senf 24—32 4, Kümmel 34—40,4, Mais loco 16—17 4, Pferde- bohnen 18---19 #4, Buchweizen 17—19 6, inländische weiße Bohnen 22-25 4, weiße Flachbohnen 24—27 M, ungaris@e Bohnen 20— 22 #1, galizishe und russishe Bohnen 18—20 46, Wicken 15—16 #, Hanfkörner 23—25 46, Leinkuhen 187—197 46, Weizenshale 13—131,4, Roggenkleie 14—14} 4, Rapskuchen 147-—154 #, Mohn, blauer 48—54 f, do. weiser 54—70 &Á, Hirse, weiße 22—25 H Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Die vorgestrige Generalversammlung der Posener Sprit- Aktiengesell\chaft hat die Vertheilung einer Dividende von 4 9/0 genehmigt und die ausscheidenden Mitglteder des Aufsichtêraths wiedergewählt. i )

Bei der Kölnishen Ünfallversiherungs-Aktien- gesellshaft zu Köln a. Rh. kamen im Monat September c. 1 Todesfall und 387 Fälle mit vorübergehender Arbeits- resp. Er- werbsunfäbigkeit (Dienttunfähigkeit) zur Anmeldung.

—- Die ordentliche Generalversammlung der Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik vorm. Joh. Zimmermann vom 10. d. M. ertheilte dem Vocstand Decharge, beschloß einstimmig, vom Reingewinn eine Dividende von 8 9% zu vertheilen und außerdem 39% zor Bildung eines Dividenden-Reservefonds zu verwenden. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsraths Justiz-Ratÿ Dr. jur. Enz- mann wurde wiedergewählt. Die Dividende wird in Berlin bei der Deutschen Bank sofort zur Auszahlung gelangen.

Leipzig, 10. Oktober. (W. L. B) Kammzug-Termtzn- handel. La Vlata. Grundmuster B. ver Oktober 3,67F , per November 3,674 4, per Dezember 3,677 #4, per Januar 3,70 4, per Februar 3,70 & per März 3,79 6, ver April 3,75 „#, per Mai 3,775 #46, per Juni 3,824 4, per Juli 3,827 4, per Augasi 3,824 A, per September 3,824 # Umsay 95 000 kg. Ruhig.

Konsul Limburger, in Firma I. B. Limburger jun, ist gestorben. :

Lübedck, 12. Oktober. (W.T. B.) Die Einnahmen der Lübe ck- Büchener Eisenbahn betrugen im Monat September 1891 provisorisch 424 166 gegen 413 858 „j im Monat September 1890, mithin mehr 10308 Die Gesammt-Einnahmen vom 1. Januar bis ultimo September 1891 betrugen proviforish 3 628 136 #6 gegen 3583551 M im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 44 585 6

Wien, 10. Oktober. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zu- folge wurde zwischen den Verwaltungen der Dux-Vodenbawer und der Prag-Duxer Bahn eine Vereinbarung getroffen, wona die Dux-Bodenbacher Bahn auf ihr Kaufreht bezüglich der Prag-Duxer Bahn verzichtet, während die letztere dagegen die von der Dux-Bodenbachec Bahn erhaltenen Garanticzuschüsse mit 356 000 Fl. am 1. Mai 1892 zurückzuzablen hat.

12, Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 1. bis 7. Oktober 962 616 Fl., Mehreinnahme 27 765 Fl.

London, 10. Oktober. (W. T. B,) Nn der Küste 2 Weizen? ladungen angeboten.

12, Oktober, (W. T. B) Die Getreidezufuhren Tes trugen in der Woche vom 3. Oktober bis 9. Oktober: englischer Weizen 50653, fremder 26 929, englische Gerste 1544, fremde 19 482, englische Malzgerste 17 291, fremde —, engliser Hafer 1539, fremder 34 089 Qrts., englisches Mehl 20 704, fremdes 36 660 Sadck und

Faß. - St. Petersbur a, 11. Oktober. (W. T. B) Die Staats bank macht bekannt, bei der bedeutenden Anzahl der Subskriptions- stellen in Frankreih auf die dreiprozentige Anleihe von 1891 sei es nothwendig geworden, den Repartirungstermin auf den 96. Oltober (7. November n. St.) anstatt auf den 19. Oktober (31. Oktoker n. St.) festzuseßen Die Kaution bei der Subskription bildet 6 9/0 und nicht 5 9%. Dafür foll die leßte Zahlung 134 %o ae lan D 9% betragen. Der Subskriptionspreis bleibt auf 794 %/o estgesetzt. i Rom , 11. Oktober. (W. T. B) Dem Vernehmen nah foll auf Anordaung des Schayz-Ministers bei dem gegenwärtigen Un“ taus der italienischen Nententitres in neue Stücke den 1 ländishen Besitein die sofortige Zahlung der am 1. Januar fälligen Coupons angeboten werten. Die Maßregel ist bestimmt, den Couponversand Behufs Präsentation im Auslande vorzubeugen u hâtte selbstredend nur freiwilligen, nit obligatorischen Charakter. Die „Tribuna“ wendet {h auf das Entschiedenste gegen dos als Börsenmanöver verbreitete Gerücht, sie habe von einer Atsicht der italienischen Regierung gesprohen, die unterwerthige Scheide“ münze dur kleines Papiergeld zu erseyen. Erstens seien der artige Stücke gegenwärtig weit zahlreiher im Umlaufe als frü, und der jeßige Schaß-Minister, der gerade darauf hingewirkt habe, den Umlauf des kleinen Papiergeldes in Italien A zu machen, würde ein Wiederauftreten dieser Billet niht gestatten; zweitens aber si es bekannt, daß dié von der Regierung in Autsiht genommenen Maßnahmen nicht nur das (Gleichgewicht im Budget herstelten, sondern sogar zur Veong der Aufwendungen für Eitenbahnen dur die wirklichen Finnahme1 ohne neue Anleihe ausreihten. Die überdies außer jedem gw stehende Besserung der finanziellen Lage würde gleichfalls es, n tragen, den Notenumlauf zu festigen, der in Folge des il Bankgeseßes durch eine stetig zunehmende und jeßt {on 40 2 lionen Lire überstejgende Metallref erve gacantirt sei. Er? New-York, 10. Oktober, (W. T. B.) Nah \chwaher fen ¿ffnung ruhig verlaufend, {ließt die Börs e bei behaupteten P Der Umsaß der Aktien betrug 93000 Stück. Der Set vorrath wird auf 4000(C0 Unzen geschäßt. Die Si verkäufe betrugen 40 000 Unzen. nhrten Der Wexth der in der vergangenen Wehe einge Holl, Waaren betrug 7636 075 Doll., davon für Stoffe 19311

Verkehrs-Anftalten.

Bremen, 10. Oktober. (W. T. B) Norddeuts Der Dampfer , Weser“ hat auf der Reise nah Brasil Las Palmas passirt.

ly). Get gestern

11. Oktober. (W. T. B) Der Scchnelldampfer „Elbe“, am 29. September von Bremen und am 30 September von Southampton abgegangen, ift am 10. Oktober Morgens in New- York angekommen. Der Postdampfer „Dresden“, nach Balti- more bestimmt, hat am 10. Oktober Mittags Lizard passirt.

Hambura, 10 Oktober. {W. T. B) Hamburg-Ameri- fanische Padcktetfahrt-Ufktiengesellschaft. Der Postdampfer

Francia“ ift, von Westindien kommend, beute Morgen in Havre, der Postdampfer „Saxonia“, von Hamburg kommend, heute in San Thomas eingetroffen Der Swnelldampfer „Normannia“ ist heute Nachmittag von Southampton nah New-York abgegangen.

11. Oktober. (W. T. B.) Der Poitdampfer „Wieland“ ist, L ails fommend, am 9. d. M. Mittazs in New-York ingetroffen. eine riet, 10. Oltober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer

Elektra“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

" _— 12. Oktober. (W T. B.) Der Lloyddampfer „Apollo“ ift gestern Abend, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.

" London, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Castle-Damyfe „Dunbar Castle“ hat auf der Heimreise gestern die Canarischen J nseln passirt.

Dheater und Musik.

Deutsches Theater.

Vorgestern wurde neu einstudirt Lessing’ „Nathan der MWeise* gegeben. Man darf von diesem dramatischen Gedicht einen reichen Kunstgenuß nur erwarten, wenn der geistige Jubalt des Qramas, und bas ist g'eihbedeutend mit der sogenannten L-ssing'sczen Moral, in angenehmer Weise vorgetragen wird, und renn die Dar- steller e8 verstehen, den “tiefe: Gedankeninhalt ecnster und launiger Natur, dea Lessing in den Dialog hineingelegt hat, au in ihrem Wesen verständlih zu maßen. Dazu gehört vor allen Dingen, daß jeder Darsteller das Bewußtsein habe, der Träger einer pvoetishen Gestalt zu fein, die, mit kindlicher Naivetät erdacht, nur wirk.n kann, wenn sie auf eia reines, \{lichtes Gemüths- und Seelenleben abgestimmt ist. In diesem Sinne war die vorgestrige Vorstellung eine recht gute und namentlich “im Zusammenspiel wohl gelungen.

Die Titelrolle gab Herr Pohl kräftig individualisirt mit der Sglichtheit, die allein die Gestalt Nathan's glaubhaft macen fann, mit bebaglicher Laune, namentlich in den Scenen mit Dajah, und ergreifend in anderen Momenten, wenn er 3. B dem Klosterbruder sein herbes Geschick erzählt. Daß der Darjteller eiwas jüdisch accentuirte, hatte nur im Anfang eine den Genuß beeinträchtigende Wirkung. Den Sultan ftattete Herr Nissen mit vornehimem Wesen aus, ohne j¿edoch die Hoheit der Erscheinung, auf welche sein Gewand schließen ließ, überall zu behaupten. Jeden- falls bewies der Darsteller au als Saladin ein reiches \hauspielerishes Können und geistiges Durchdringen seiner Rolle. Der Tempelherr des Herrn Alexander Barthel war ia einigen Mo- menten von tiefer Wickung; namentlih gelang dem Künstler das umme Sp!el bei der ersten Begegnung mit Necha besonders gut, während die Gestalt im Ganzen doch noch nicht hinreichend ausge- glichen war, bald zu jugendlich feurig und bald zu überlegt und grü- blerish. Den Derwisch 1prah Herr Kadelburg recht gut, aber fein Organ pafit nicht zu der Rolle des weltverahtenden Derwisch, es klingt etwas wie die Freude am Lebenegenuß {on aus des Darstellers Stimme Hervor. Von dem Klosterbruder des Herrn GCngels haben wir nur zu bemerken, daß es eine untadelige Musterl-istung war; in Haltung und Geberden, in dem gonzen Wesen und in der Erscheinung, Alles echt, Nichts erkünstelt. Am wenigsten traf von den mit- wirkenden Herren der Patriard des rehten Ton; immerhin kam der fürsten drastisch zum Ausdruck, weniger das Ehrwürdige des Mannes und sein feiner Geiï. Von den Damen glänzte Frau Teresina Geßner als ReŸa dur Liebreiz und rührende Milde des Wortes, welche das Mädcenhafte trefflih haraëterisirte. Die Sittah des Fräulein Marte Frauendorfer* brachte die frobsinnige Laune und auch die natürliche gutherzige Listigkeit gefällig zur Geltung. Frau Paula Carlsen gab die Dajah lebendig, aber ctwas zu jugendlich in den Bewegungen.

Berliner CTheaker.

In dem Richard Voß'shen „Volksdrama Schuldig“ hat die für das Berliner Theater neu gewonnene Frau Agnes Sorma jeßt die Julie Lehr übernommen und am Sonnabend zum ersten Male dargestellt, Die Künstlerin haite diese liebliche Mädchengeftalt, die sich mitten in dem sie umgebenden Pfuhl des Lasters rein und unberührt erhalicn, sehr sorgfältig studirt und sie mit den in ihrem Wesen vereinigten scheinbaren Widersprüchen, ihrer jagend- lih ausgelassenen Lebenëlust neben einer unnahbaren Sitt- samkeit —, völlig überzeugend zu verlebendigen verstanden. Wahr und lief empfunden war der verlangende Aufschrei der Unglücklichen nach dem ihr von einem fürhterlihen Schicksal ver- sagten Leberéglück, ebenso streng und herbd jedoch bann wieder der Stolz der sittíamen Jungfrau, die vor dem sündig Begehrten, da es ih ihr darbietet, beshämt und zerknirs{t zurückbebt. Wie dann aber, als ihr wirklih die Ausfibt auf die Verbindung mit einem rehtsckchaffenen Manne winkt, die überglückllihe Verlobte si das be- scheidene mühereiche Loos ihrer Zukunft ausmalt, das spielte und schilderte Frau Sorma mit entzückender Anmuth und Natüriichkeit. Herra Barnay s Meisterleistung in der Rolle des Zuchtbäuétlers Thomas Lehr i\t hinlänglih bekannt und an dieser Stelle bereits ge- bührend gewürdigt; sie ist in ihrer peinlichen realistischen Ausarbeitung eine der vollendetsten seines Rollenshayes. Auch die übrige Besctung war die bewährte frühere. Besondere Hervorhebung verdient die von Herrn Nollet mit großer Natürlichkeit gespielte Scene des anfäng- ti bartnäckig leugnenden, dann aber im Todeskampfe fch selbst an- klagenden Wid:ders. Das Publikum folgte athemlos und wie auf die Folter gespannt den nervenershütternden Vorgängen dieses Kriminal- dramas und rief die Darsteller nah jedem Aktshluß mehrere Male hervor. In der jezigen Beseßung gehört das eigenart'ge Stük entschieden zu den sechenswerthcsten in dem reichhaltigen Repertoire des Berliner Theaters.

Lessing- Theater.

Am Sonnabend Abend wurde das von zwei Wiener Schrift- stellern, Gustav Shwarzkopf und C. Karlweis, herrührende dreiaktige Scauspiel „Die Geldheirath“ zum ersten Male auf- geführt. Das Stück is modern gehalten in seinen Anschauungen, seinen Charakteren und in der Entwickiung der Handlung, doch neigt es mehr der realistishen Schule der französishen Dramatiker als dem tark ausgeprägten Naturalismus der nordischen und jüngsten deutschen Bühnendichter zu. Ein hervorstehender Zug der niodernen Gesell- ast liefert den Stoff zu dem Schauspiel, die Bereitwilligkeit der î anner, selbft geistvoller und gebildeter, in der Ehe cine Art rein aufmärnischen Vertrages zu sehen, nah welchem beide Theile ihre materiellen Güter oder solche Gaben, welche in klingendes Metall Umzuseßen sind nnd demna auf dem Markte des Lebens Cours haben, busammenlegen, um \{nell und erfolgreich eine höhere Staffel in der

ornehmen Gesellschaft zu erringen. Die Verfasser erwählen als ein

vilpiel, welches ihre Thesen erläutern soll, cinen jungen aber armen

l vokaten. der kühl, mit ruhiger Ueberlegung, einem glei&falls nur ug rehnenden Mädchen die Hand bietet; des Herzens Erwähnung zu

A dessen Werth oder Unwerth ja nicht durch klingende Münze On, Ausdruck gebracht werden kann, hält man für übe:flüssig und der 9 geitgemäß, Die Folgen dieses Exempels, bei welhem Jedec V ppen Gheleute ohne den Andern gerechnet hat, sind’ natürlich die dee ar unglücklichsten. Die junge Frau, auf ihrem Reichthum fußend, 7 Geldes in Kurzem ihr Vermögen und das nicht unbeträchtliche Ein- A men der {weren unermüdlichen Arbeit ihres Mannes; als er allein troy tegor bten Anstrengungen, bei denen sogar sein Ehrgefühl häufig unter- Wia n muß, die Bedürfnisse seiner Frau niht mehr zu bestreiten ver- Freu mae sih ein hülfreiher, wenn auch nit gerade selbstloser nd ein, Der einst viel bezcidete Mann der \{chdnen reichen Frau

Hecrn Pategg den Hohmoth des Kirchen-

seht zum Schluß geistig gebrohen und fitli% gedemüthigt im ver- ôdeten Hause mit dem s{6merzlihen Bewußtsein, durch das lockende Trugbild einer reicben Heirath scin Lebensschifficin beinaße zum

Scheitern gebra®t zu haben.

Als cin Bild aus der modernen Gesellshaft bctraÿtet, erweckt das Schauspiel ein niht unberehtigtes Interesse, das jedoch zumeist auf der kräftigen, öfters auch ergößzli- chen Charakterzeihnung gesellshaftliher Typen beruht; eine aufrihtige warme Empfindung aber kann kaum eine der handelnden Personen, sei es dur ihre Eigenart, sei cs durch ihr Schickfal, er- wecken. Das Ebebündniß der beiden Hauptpersonen becußt auf einer einseitigen, hiefen Grundlage, auf welcher das darauf errihtete Ge- bäude zusammenstürzen muß, wenn nicht ganz besondere und nicht zu erwartende Eigenschaften des Geistes und des Herzens das Gleich- gewicht herstellen. Diese Folgerung leuch{tet {on beim Beginn der Handluna ein, Der Zuschauer mag gespannt sein, auf welcem Wege die Katastrophe herbeigeiührt wird, aber ihm fehlt vo:n Beginn an das herzlihe Mitgefühl für die eine und die andere der betheiligten Personen, da beide Theile die gleihe Schuld an dem heranziehenden Ünglück tragen. Augier's Schauspiel „Die arme Löwin*, welches mit der „Geldheirath“ viele gleichartige Motive und andere Analogien besitt, ist unglei® ergreifender, weil dort der Mann sein Herz hin- gegeben hat, um dafüc nur Shmach und Elend einzutauschen, während in der „Geldheirath“ der Mann sich nur in seinem Rechenexempel getäuscht hat. Die Handlung könnte an manhen Stellen kürzer und knapper zusammengefaßt sein; für diesen Fehler, der jedoh diesmal feinen Mangel an dramatischen Effekten bedeutet, entschädigte reib!ich die lebendige CharafkterzeiGnung. Am k-äftigsten hebt sich die Figur des asten Lnhart ab, des nach Geld und Ansehen dürstenden Bau- unternehmers, der mit seiner Einfachheit, als gefühlvoller Mann aus dem Volke, vor der Gefellshast, ja sogar vor seiner Familie und vor sich felbst Sport treibt; hier tritt scharse Be- obadtungsgabe, fatirishe Kraft und feiner Humor hervor ; zu diesem Linhart gesellt ih die beshränkte, sich äußerlih müßhselig den guten Formen der Gesellshaft anpassende Frau, und diesem Elternpaar entspricht das herzlose, nur durch Glanz und eitles An- sehen befriedigte Töchterpaar. Weniger gelungen sind den Verfassern die betden Gestalten, welbe das auf Liebe gegründete Gheglück er- O sollen. Beide sind überaus harmloser, kaum ernst zu nehmender

atur.

Zur gelungenen Darstellung des Schauspiels waren die besten Kräfte der Bühne ar fgeboten. Fräulein Groß als verschWwenderische junge Frau vereinte vornehmste Eleganz, Geist und eifige Herzers- fälte zu einem treffenden, wenn au nicht erfreulichen Bilde der viel umworbenen und ums{hmeihelten Frau von Welt, deren höchster SBenuß in der Anerkennung und Lobpreisung bestebt, die iÿrem Geiste, ihren gesellschaftlichen Talenten und ihren blendenden Toiletten zu Theil werden. Frau von Pöllnig spielte die oberflählihe Muîter, deren Bornirt- heit überall’ dur den dünnen Firniß gesellshaftlidecr Manieren dur: \cheint, mit uners{Üütterlihem und darum um so komisher wirkendem phlegmatishen Ernst. Als geistvolle „Saloaslange“ konzentrirte Fräulein Marie Meyer eine ganze Zeit das Interesse des Publi- fums auf ihre kleine Episodenrolle. Herr Theodor Brandt ent- roidelte für einen so bedahtsamen Rechner, als welcher ich der Werber um die Hand des reihen Mädchens einführt, mehr Gemüth und [eidenschaftlihe Empfinduna als man erwartea dur fîte, jedenfalls hob er seinen Helden dadurch sittliÞ in eine höhere Sphäre, wenn auch das anfänglihe Vorgehen etwas unb-greiflich erscheint. Eine ganz prächtige Leistung, voll Sarkasmus und unwilikürlichen Humors, bot Herr Höôcer in der Rolle des selbfi in den intimsten A O in theatralishec Pose sich gebenden „Vannes aus dem ollte. *

Das Stauspiel sowie die Darstellung fand so reichen und an- halter.den Beifall, daß die Verfasser und Darsteller wiederholt dankend auf der Bühze erscheinen konnten.

Sing-Akademie.

Die Sopranistin Fräulein Emma Plüddemann gab gestern in Gemeinscha|t mit dem Piaristen Herrn Dr Karl Päsler ein Gorcert, welhes sehr erfreuliche künstlerishe Genüsse darbot. Die Sängerin besißt cine sehr wohlflingende und ausg!ebige Stimme, die, uzter I Scäffer's Leitung aufs Sotrgfältigste geschult, selbft \hroierige Passagen und Intervallsprünge in den höchsten Lagen mit Leichtigkeit üÜberwindet. Zugl-ich steht ihr eine tief empfindende. die elegische wie die heitere Stimmung der gewählten Gesänge stets treffend wiedergebende Vortragsweise zur Seite, wie sie in einer Arie von Händel und in Liedern von Leßmann, Schäffer, M. Plüddemana, Schumann, Hildah, Köhler und einem dem Programm hinzugefügten Schäferliede von Grieg gcrugsara erkennen ließ. Herr Dr. Päsler, der nicht bloß als Pianist und Lebrer der Toukunst, sondern auch durch seine musit- wisseaschaftlihe Thätigkeit in weiteren Kreisen sehr vort1heilhaf1 be- kannt ift, eróöffaete das Concert mit Mendels\schn's Präludium und Fuge (V-moll). Sowohl in diesem Werk, als auch in dec Sonate (Es-dur op. 81) von Beethoven und in neueren Stücken von Brahms. Chopin und Henselt bewizs der sehr begabte Künstler cine auf foliden Grundlagen entwickelte Technik, \{önen modulationsreihen Anschlag, vollendete Sauberkeit und tief emvfindende Art des Vortragee. Hierzu kommt cin sehr mäßiger Gebrau des Pedals, wie man ihn leider heutzutage nur selten antrifft. Herr Dr. P. beabsitigt in den nä&sten Tagen Berlin zu verlassen, um einem Rufe nach Königsberg zu folgen.

In der Vorstellung der Oper „Die Meistersinger“ am Mittwoch im Königlihen Opernhause treten die Damen Leisinger und Staudigl, die Herren Gudehus, Krolop, Beß, Oberhauser, Lieban und Stamtner auf, Die Vorstellung des „Trompeter von Säkkingen“, in welcher sih Herc Oberhauser von der Königlichen Bühne verabscchiecken wird, ist auf den Freitag verlegt worden. Am Donnerstag geht „Carmen“ mit den Damen Rothauser, Weiz, Herzog und Dietrich, wie den Herren Rothmühl, Bulß, Schmidt, Lieban und Krasa in

cene.

Jn Albert Lindner's Drama „Die Bluthoczeit", das im Berliner Theater zur Zeit mit Aufbietung aller verfügbacen Kräfte vocbereitet wird, um am Sonnabend, 17. d. M., zur Auf- führung zu gelangen, siad in den Hauptrollen Martha Baumgart (Katharina), Nusha Buße (Margarethe von Valois), Irma Selken (Contanges) und die Herren Kraußneck (Navarra), NoUet (Coligni), Robert (Riour), Stahl (Karl IX.), Stockhausen (Guise) und Suske (Cardinal) beschäftigt.

Im Residenz- Theater bleiben die beiden Novitäten „Besuch nah der Hochzeit" und „Von Dreien der Glücklichste“ die ganze Woche über auf dem Repertoire.

In dem morgen, Dienstag, im Concerthause stattfindenden ersten „Virtuosen-Abend“ wird Herr Vogel ein „Concertino“ für die Posaune von Sas, Herr Dettlof „Mazurka-Caprice" von Dettlof und „Elfentanz* für Violoncello von Popper, Herr Concertmeister Hellriegel die „Faust-Fantasie" für die Violine von Sarasate, Herr Smit „O cara Memoria“ für Violoncello von Servais, Herr Böhme „The Favorit“, Original-Phantasie für Cornet à Piston von Hart- mann, die Herren Spohr, Naundorf, Otto und Hausmann zwei Horn- quartette: „Das theure Vaterhaus* von Gumbert und „Hor, horh“ von Vogel vortragen. Das Orchester wird Wagner's „Rienzi“, Tschaikowskpy's „1812“ und Adams „Si j'étais roi“-Duverture zur Aufführung bringen.

Mannigfaltiges.

Die Stadtverordneten-Versammlung hat in ihrer leßten geheimen Sihung auf Antrag des betreffenden Ausschusses das Gehalt für den neu zu wählenden zweiten Bürgermeister auf 15 000 4 jährli festgeseßt und den Magistrat ersucht, hierzu den Bestimmungen der Aufsichtsbehörde gemäß die Genehmigung des Ober-Präsidenten einzuholen. Sobald diese eingegangen ift, wird der YAuéshuß in Bezug auf die Personenfrage weitercn Bericht erstatten.

In feierlichem Zuge hat heute Vormittag die Bäcker-Innung „Sermania* den Umzug aus dem alten Mehlhause nah dem neuen Innungspalafst in der Chausscestraße bewirkt Die reichen gane, die Gewerkszeihen u. dgl. waren bereits vorher zu Wagen überführt worden. Um 10 Uhr sammelten sih die Janungs- meister auf dem Vorplay des alten Mehlhauses, wo ein mätiger Schänktish aufgestellt war, an dem die Meister no& einen leßten Abschiedstrunk zu sich nahmen. Jm Saale des Haufes wurden die Fhrengäste, die Vorsitzenden der Verbände des großen deutschen Bäterbundes, empfangen. Leßtere waren vertreten durch Dele- oirte aus Köln, Mainz, Maodeburg, Ulm, Nürnberg, Augsburg, Posen, Thorn, Königsberg, aus Westpreußen, aus Stettin, aus Dresden, aus dem Osterlande u. st w. Auch die Bäcker-Innungen aus den Vororten Berlins hatten Deputationen entsendet. Kurz vor 11 Uhr ordnete fch der von ahtzehn Marschällen begleitete Festzua. Denselben eröffnete das in Turnerhüten erschienene Trommlerhor „Bleib treu“ und die Finsterbus{'{che Kapelle. Als- dann folgte die von Meister Siebert getragene neue Innungsfahne, welcher Fahnenjunker mit gezogenem Degen zur Seite schritten. Hinter der Fahne [ritt der ordengeschmückte Obermeistec Kunße mit den beiten Altmeistern Ziethen und Gründling; alle Drei trugen die reih- gestickten blauen Innungs\härpen. Hierauf kamen die fünf Mitglieder der Baukonmission und sodann die oben genannten Ghrengäste. JIn- mitten des Zuges der 450 Innungsmitglieder sah man die alte Innungsfahne. Beim Abmarsch wurde das fstimmungsvolle Lied „So leb’ denn wohl, du altes Haus“ gespielt. Der Festzug, der zahlreihe Neugierige angelockt_ hatte, bewegte ih über die Ebertsbrücke, dur die Artillerie- und Ocanienburgec Straße na dem neuen Innungshause. Die Festiheilnehmer begaben si hier sofort in den großen Festsaal, wo nach dem Gesange des Chorals „Lobe den Herrn“ Baumeister Shaun in feierlihem Akt den Schlüfsel des Hauses dem Obermeister Kuntze übergab, der ihn mit einer kurzen Dankesanfprache für die Innung in Empfang nahm. Nach aber- maligem ‘Choralgesang wurde ein Rundgang durch die präHtigen Räume des Hauses angetreten und alsdann in den unteren Restau- rations8räumen ein Frühstüdck eingenommen. Die eigentlihe Weihe des neuen Hauses erfolgt am 15. Oftober. z

Ihr zwanzigjähriges Bestehen feterte gestern die vierte Männer- Abtheilung der Berliner Turnerschaft durch ein wohlgelungenes Schauturnen in d@& Lurzahalle des Askanishen Gymnasiums.

Die beiden Kirchenwahlen, wel@e gestern abgehalten wurden, find, wie die des vorigen Sonntags, in positivem Sinne entschieden worden. In der Thomas-Parochie haben die Positiven die erste Bresche in die bisher aus\{chließlich liberale Kirchen verwaltung gelegt und u. A. auch den Dr Langerhans verdrängt; in der Elisabeth- Parochie siad dur die gestrige Wahl die leyten Liberalen aus dem Kirchenregiment beseitigt worden.

Ein großer Mammuth-Backzahn ift dieser Tage in wohl- erhaltenem Zustande in den Thongruben von Hegermühle im Oberbarnimer Kreise ausgegraben und, der N. Pr. Ztg.* zufolge, von dem Besitzer, Kaufmann von Laer, dem Märkischen Provinzial- Museum ges{chcnkt worden,

In dem unter dem Protektorat Jhrer Majestät der Kaiserin Victoria stehenden Victoria-Lyceum, wurde gestern mit einem festlichen Aft das 24, Unterrichtsjahr eröffnet. Das Kuratorium war durch den Wirklichen eheimen Ober-Justiz-Nath, Professor von Gneist und zahlreiße Damen vertreten; die Freunde der Anstalt und die Damen, die hier ihre Bildung zu erweitern suchen, hatten den fest- lien Raum vollständig gefüllt. Den Jahresberiht erstattete der Wirklihe Geheime Rath, Staatsfekreiär a D. Dr. Herzog. Die wissenschaftlichen Vorlesungen wurden danach im leßten Jahre von 886 Damen besucht ; darunter befanden si 133 Lehrerinnen. In kommenden Winter werden zwölf Vortragscyklen veranstaltet werden; drei betreffen die Kunft, ficken die philosophisGen Wissen- schaften, zwei die Naturwissenshaften. Von den städtishen Behörden ist ein Vortragécyklus über die führenden Geister der neueren deutschen Dich- turg eingerihtet worden. Den Vormittagsunterriht genossen 137 Damen ; 32 davon besu{ten den Gesammtkursus, die übrigen Einzelkurse; die Zahl der theilnehmenden Lehrerinnen war hier gering, weil die Vor- mittagösstuaden von der Berufsthätigkeit in Anspru genommen wer- den. Im neuen Lebriahr umfaßt der Unterricht 10 Gegenstände. Der erste dreijährige Fortbildungökursus, welcher eine der akademischen gleichwertbige Vorbildung für bas Unterrichten in den Oberklassen höherer Mädchenschulen bieten soll, ist in diesem Jahre zurn Abschluß gebraÞt. Der Kursus wurde von 39 Theilnehmerinnen besucht, die si z. Z. in der Schlußprüfung befinden. Der nunmehr beginnende neue Kursus wird nah der pädagogischen Seite hin mehr erweitert werden. In der Festbetrahtung gab Staatssekretär Herzog ein Bild von der Entwicktelung der Frauenfrage mit besonderer Berülksichtigung der Bestrebungen der Sozialdemokratie.

dem französishen Unterricht der Kau f-

_ Der Zudrang zu mäanishen Fortbildungs\chule für Mädchen, Georgen- Straße 30/31, is in diesem Winter-Semester ein fo lebhafter, daß neben dem bisherigen Unter- und Mittelkursus noch die Einrichtung cines Oberkurîus nothwendig geworden ist. An dem Unter- kursus Tönen sió Damen obne Vorkenntnisse betheiligen, an dem Mittelkursus solhe, die bereits einige Kenntniß der Sprae erlangt haben, während der ODberkursus bei den Schülerinnen bereits eine höhere Ausbildung vorausfezt. Neben dein grammatikalishen Pensum in dem \sremdsprahlichen Unterrict werden besonders die kaufmännishe Correspondenz und Konversation gepslegt werden. Der Oberkursus wird von einem Franzosen geleitet. Anmeldungen werden noch bis zum 13, d. M. 1m Vereinsbureau Roßstr. 28 T entgegen genommen. Gleichzeitig beginnt ein neuer Kursus im Swnellshreiben auf der Shreibmaschine nach amerika- nischer Methode, zu welhem sich Schülerinnen ebenfalls bis zum 13. d. ‘M. in oben genanntein Bureau anmelden Éöanen,

__ Dex von Professor Dr. Euler geleitete Fortbildungskursus für Tucnlehrerinnen wird morgen, Dienstag, 13. Okto)er, in den Räumen der Könizlihen Turnlehrerbildung83anstalt, Friedrich- straße 229, Abends 6 Uhr, eröffnet. Den turnerischen Bewegungs- spielen für Mädchen soll diesmal ganz besondere Aufmerksamkeit zu- gewandï werden.

London, 10, Oktober. Die deutsche Ausstellung in London wurde heute mit einer patriotischen Kundgebung geschlossen. Cin Moassenhor sang unter Begleitung aller Musikkapellen „Die Watt am Rhein“.

Brest, 11. Oktober Der vor längerer Zeit gesheiterte Bremer Dampfer „Trifels* ist, nah einer Meldung des „W. T. B.*°, in Folge des legten Unwetters vollständig geborsten, sodaß cine Rettung. desselben unmöglih geworden ist.

Lille, 9 Oktober. Stürmisches Wetter hat, der „K. Zig.“ zifolge, vorgestern in vielen Gegenden Sütv-Frankreihs große Vers heerungen angerihtet,. Im Departement Gard wurde ein großer Theil dex Traubenernte vernihtet. In Alais brach eine Mauer ein und begrub einen Mann unter hren Trümmern, während rine zweite Person \{hwer verleßt wurde. Jn Avignon \tieg die Rh=ckne in einigen Stunden um 3,50 mz eine Swhiffbrücke wurde vom Strome fort- gerissen und gegen eine andere Brücke getrieben, wod,rch 24 Pontons zertrümmert wurden.