1911 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Jun 1911 18:00:01 GMT) scan diff

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dieser Behörde und den Regierungsrat Dr. Schröder in Breslau zum Stellvertreter des ersten Mitgliedes des Bezirks- ausschusses auf die Dauer ihres Hauptamtes" am Siße des Bezirksausschusses zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : die Regierungsassessoren Lange in Gumbinnen, Dr. Kricheldorff in Magdeburg, Freiherrn von der Golß in Münster, Loeber in Aurich, Griebel in Cöln, Dr. Abegg in Oppeln, Dr. Krohne in Magdeburg, Dr. Koppen in Cassel, Buderus von Carlshausen inSchleswig, Dr. Kusenberg in Cassel, Becker in Posen, Dr. Schwarz in Hildesheim, Dr. Rocholl in Koblenz, von Puttkamer in Stettin, von der Hagen in Minden, von Behr in Potsdam, von Wedel in Königsberg i. Pr, AUnnecte m AUtO Dr Hopf in

Stettin, Stümcke in Potsdam, Freiherrn von Bore f

in Berlin, Nehring in Posen, Bruns. in Oppeln, Dr. Hartmann M Derlin, Gamp in "Lieu, Klugkist in Arnsberg, Dr. Freusberg in Düsseldorf, Dr. Kühnemann in Berlin, Dr. Lehmann in Stralsund, Dr. Höpker in Stralsund, Kehrl in Stade, Freiherrn von Dinclage in Bromberg, Dr. Lobe in Merseburg, Grafen von Fürstenstein in Berlin, Götte in Königsberg i. Pr., Grooß in Gumbinnen und Juncker von Ober-Conreut in Arnsberg zu Regierungsräten zu ernennen.

Seine Majestät der König haben den Anschluß der deutschen evangelishen Gemeinde zu Rustschuk in Bulgarien an die evangelische Landeskirche der älteren 125) via der preußischen Monarchie Allergnädigst zu genehmigen geruht.

Auf den Bericht vom 19. d. M. bestimme Jch, daß die Nr. 111 der von Mir unter dem 22. März 1909 genehmigten „Vorschriften über die Anrechnung von Militär- Dien szeil auf Das Besoldungs dienstalter der aus dem Militäranwärterstande hervorgegangenen Beamten“ folgendermaßen abgeändert wird:

„Gendarmen und Schußmänner, welche den Zivilversor- gungsschein, sei es in der Truppe, sei es in der Gendarmerie bezw. Schhußmannschaft, erlangt haben, werden bei ihrem Ueber- tritt in andere Stellen des Zivildienstes hinsichtlich der Anrech- nung von Militärdienstzeit den Militäranwärtern der Truppe gleich behandelt. Dasselbe gilt von pensionierten Gendarmen und Schußzmännern, welche auf Grund ihres Zivilversorgungs- scheins in einer anderen Stelle des Zivildienstes etatsmäßig angestellt werden. Die in der Gendarmerie oder in der Schußmann- schaft verbrachte Dienstzeit ist hierbei als Militärdienstzeit an- zusehen.

Dieser Erlaß tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft. Jedoch ist den zu diesem Zeitpunkt bereits im Dienst befindlihen Schußmännern die Wahl zu lassen, ob sie bei ihrem Ausscheiden zum Zwecke des Uebertritts in Unter- beamtenstellen des Zivildienstes hinsichtlich der Regelung des Gehalts nah der Vorschrift dieses Erlasses oder nah den bisher für die Shußmannschaften maßgebend gewesenen Vor- \chriften behandelt werden wollen. Eine Erklärung hierüber haben fie bis zum 1. Oktober d. J. abzugeben.“

Neues Palais, den 24. Mai 1911.

Wilhelm R.

von Bethmann Hollweg. von Tirpiß. Delbrü. Beseler. von Breitenbah. Sydow. von Trott zu Solz. von Heeringen. Freiherr von Schorlemer. von Dallwiß. Lengze.

An das Staatsministerium.

Auf Jkbren Bericht vom 18. Mai d. J. will Jh dem Kreise Osterholz im Regierungsbezirk Stade, welcher den Ausbau der St. Jürgenslandstraße von Lilienthal durh das St. Jürgensland bis Ritterhude, und eines Sommerweges von dieser Straße bei Niederende abzweigend und über Moorhausen bis zur Landstraße Osfterholz-Lintel führend, beschlossen hat, zur Ausführung dieses Unternehmens das Enteignungs- recht nah Maßgabe des Geseßes über die Enteignung von Grundeigentum vom 11. Juni 1874 hierdurch verleihen. Die eingereichte Karte folgt zurü.

Neues Palais, den 24. Mai 1911.

WilhelmR. von Breitenbach.

An den Minister der öffentlihen Arbeiten.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten. Jm Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist der Re- gierungsfanzlist Georg Gwosdz zum Geheimen Kanzleisekretär ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Rogelwiß im Regierungsbezirk Breslau is zum 1. Oktober 1911 zu beseßen. Bewerbungen müssen bis zum 28. Juni eingehen.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlihen Arbeiten von Breitenbach, in dienstlihen An- gelegenheiten nah Schleswig-Holstein.

Nichfamftliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jnfanterie Frei- herrn von Lyncker, des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen

dieses

Geheimen Rats von Valentini und des Chefs des Admiral- stabes der Marine, Vizeadmirals von Heeringen entgegen.

__ Das Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats, Wirk- O Oberkonsfistorialrat Hagemann hat eine Dienstreise an- getreten.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Emden“ am 2. Juni von Tsingtau abgegangen.

i Oldenburg.

Die vom Landtag in langwierigen Verhandlungen fertig- gestellte Novelle zu dem oldenburgischen Einkommen- und Vermögenssteuergeseß wird nah einer Meldung des „W. T. B.“ von der Regierung nicht sanktioniert werden, weil die Regierung, wie sie am Sonnabend bekannt gegeben hat, mit einzelnen vom Landtag vorgenommenen Aenderungen der Vorlage nicht einverstanden ist.

Frankreich.

Jn dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrat teilte der Kriegsminister Goiran, „W. T. B.“ zufolge, die Jnstruktionen mit, die dem General Moinier mit Bezug auf die Organisation der \cherifishen Truppen zugehen werden, sowie die über die militärishen Maßnahmen zur Bestrafung der Zaër wegen des Hinterhalts vom 14. Januar.

- Der Jnternationale Friedenskongreß ist vor- gestern in Clermont-Ferrand zusammengetreten.

Rußland.

Der Thronerbe von Siam Prinz Chakrabongs ist vorgestern in St. Petersburg eingetroffen.

Der Ministerrat hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ gelegentlih der Beratung einer Organisation der Kred itgewährung an die Städte und Semstwos für die Gründung einer besonderen Staatsbank zur Erreichung

Zweckes ausgesprochen. Der Staatsrentei soll eine auf die erste Zeit beschränkte Verantwortung für das von der Re- gierung zu deponierende Kapital von zehn Millionen Rubel zufallen.

Ftalien.

Zur Teilnahme an dem vorgestrigen Verfassung sf est und der Enthüllung des Denkmals des Königs Viktor Emanuel Il. war aus ganz Jtalien eine gewaltige Anzahl von Personen in Rom zusammengeströmt. An der Enthüllungsfeier auf dem Kapitol nahmen, „W. T. B.“ zufolge, außer der Königlihen Familie, der Königin- mutter und der Königin Maria Pia von Portugal teil die Ritter des Annunziatenordens, das diplo- matische Korps, Vertreter des Parlaments, die Minister, die hohen Zivil-, Militär- und Staatsbeamten, Vertreter aller Armeekorps und der Marine mit ihren Fahnen, die Veteranen, sämtliche Bürgermeister, die Vertreter der Provinzen und eine Anzahl Gäste. Nachdem auf ein Zeichen des Königs unter unbeschreiblihem Jubel, dem Donner der Kanonen und den Klängen der Nationalhymne die Hülle vom Denkmal gefallen war, hielt der Ministerpräsident Giolitti die Festrede, in der er ausführte:

Das Nationaldenkmal fasse in dem Bildnis des Vaters des Vaterlandes die Erinnerung an die Kämpfe und Opfer, an die Leiden und Heldentaten zusamnien, die die Erhebung Italiens vorbereitet und vollendet hätten. Die Anw ‘senheit der Vertreter der verbündeten und befreundeten Nationen, die mit so großer Herzlichkeit an den patriotishen Gedenkfeiern teilgenommen hätten, sei ein neuer Beweis dafür, daß sie die Mission des Friedens und der Zivilisation aneckennten, die Italien in der Welt habe, und die Gegenwait der Veteranen und der Iugend, der Vertreter der Provinzen, der Gemeinden und des Volkes bezeuge die Dankbarkeit der Nation gegen die großen Schöpfer seiner Einheit, deren oberstes Haupt der große König gewesen sei. Giolitti erinnerte an die Daten dex Erhebung Italiens, die in dem Denkmal verewigt seien, und fuhr dann fort: „Bei Gelegenheit des fünzig- jährigen Jubiläms kann Italien mit Befriedigung auf den in allen Zweigen des bürgerlichen Fortschritts und der Achtung der Welt zurück- gelegten Weg zurückschauen, und es kann mit sicherem Vertrauen in die Zu- kunft blicken. Die politischen Einrichtungen, gegründet auf die Grund- säße der weitesten Freiheit, ermöglihen jeden Forts{ritt und beste wirtschaftlihe Bedingungen, die das Leben der Volk: klassen auf eine böbere Stufe heben, fibern den sozialen Frieden. Das italienische Volk will, daß man unter Hintanseßzurg geringfügiger Fragen die großen Interessen des Vaterlandes im Auge habe, um es immer glüdckliher und größer, angesehener und geliebter bei den zivilisierten Völkern zu machen. In diesen Gefühlen jubelt es dem König begeistert zu, da es in ihm und dem Hause Savoyen das Sinnbild der Einigkeit des Vaterlandes, den Hüter seiner Unab- hängigkeit und Freiheit und den zuverlässigen Führer zu seinen hohen Bestimmungen erkennt.“

Der König nahm sodann die Revue über die Fahnen und die Vertreter des Heeres und der Flotte, die Bürgermeister und die Vertreter der Provinzen ab und kehrte unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung mit der Königlichen Familie nach dem Quirinal zurü.

Der Handelsminister Nitti hat der Kammer ein Projekt zur Durchführung der Lebensversicherungen durch ein nationales Jnstitut vorgelegt. Das Ver- sicherungsprojefkt seßt, „W.T. B.“ zufolge, fest, daß mit dem Jn- frafttreten des Geseßes Lebensversicherungen unter dem Monopol des nationalen Jnstituts durchgeführt werden sollen, das mit dem Siß in Rom begründet werden soll.

Spanien.

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonn- abend die Geseßzvorlage über die Aufhebung der Oktroi- abgaben in den Kreisstädten mit 178 gegen 63 Stimmen angenommen.

Jnfolge der Unruhen in der Umgebung von Elksar und Larrash sind die Kriegs\chiffe „Almirante Lobo“ und „Cataluna“ mit etwa 200 Jnfanteristen und Marinesoldaten nach Larrasch entsandt worden und gestern vormittag dort eingetroffen. Wie der Ministerpräsident Canalejas, ohiger Quelle zufolge, mitteilte, werden die Truppen nur dann an Land gehen, wenn der spanische Konsul dies für notwendig erachtet. Die Regierung rechnet darauf, daß die Anwesenheit der Kriegsschiffe eine weitere Ausbreitung der Unruhen ver- hindern wird.

Türkei.

Der Sultan Muhammed isst gestern nahmittag an Bord des Panzerschiffs „Haireddin Barbarossa“ nah Saloniki abgefahren. Zur Abfahrt hatten sih, „W. T. B.“ zufolge, die Kaiserlihen Prinzen, der Khedive, das diplomatische Korps, die Spißen der Behörden sowie eine große Menschen- menge eingefunden. Jm elne des Sultans befinden \ih zwei seiner Söhne, der Großwesir, der Marineminister, der Unterrichtsminister, der Minister des Jnnern, der frühere HORUM e Dschavid-Bey und verschiedene Hofwürdenträger.

ie Panzerschiffe „Torgud Reiß“ und „Massudye“, der Kreuzer „Medjidjie“, eine Panzerkorvette und zwei Torpedoboote be- gleiten den Sultan, der vor dem Einlaufen in Saloniki eine Revue über die Schiffe abhalten wird. Während der Reise führt der Scheik ul Jslam den Vorsiß im Ministerrat, im übrigen wird der Growesir vertreten durch den Justizminister.

Die Deputiertenkammer hat am Sonnabend den Vertrag, wonach der Bau und Betrieb der gie Adabasar— Bolu der Anatolischen Bahngesellshaft über tragen und ihr die Ermächtigung zur Anlage eines zweiten Gleises für den Lokalverkehr zwischen Haidar Pascha und Pendik erteilt wird, obiger Quelle zufolge, zugestimmt. Da jedoch der Vertrag den Senat noch nicht passiert hat, sondern erst der Senatskommission überwiesen worden ist, ist seine Erledigung somit auf die nächste Session verschoben. :

Noch kurz vor dem Ende der Parlamentssession ist zwischen der Kammer und dem Senat ein Konflikt entstanden, weil der Senat einige Artikel des Budgets, nament- lih die Verringerung der Militärpensionen, abgelehnt hat. Der Beschluß des Senats rief laut Meldung des „W. T. B.“ in der Kammer eine heftige Debatte hervor, in deren Verlauf der Kriegsminister zurückzutreten drohte, falls die Kammer auf ihrem Beschlusse beharrte. Schließlich wurden die strittigen Artikel nochmals dem Senate überwiesen, der ihre Erledigung auf dienächste Session verschob. Dieser zweite Senatsbeshluß wurde in der Kammer sehr heftig kritisiert. Mehrere Abgeordnete sprachen dem Senate das Recht ab, eine Budgetsumme zu bestimmen, und erklärten, die Kammer werde unbedingt auf ihrem Be- {lusse bestehen, zumal die vorgeschlagenen Streichungen mit Nücksiht auf das 15 Millionendefizit des Budgets uner- läßlih seien. Jnfolge des Konflikts hielten beide Körper- schaften in der Naht zum Sonntag abwechselnd Sizungen ab, die erst um 4 Uhr früh ihr Ende nahmen. Die Kammer bestand darauf, daß aus\schließlich ihr die Kom- petenz zustehe, über Budgetfragen zu entscheiden. Schließlich lehnte der Senat eine Weiterberatung ab, worauf der Groß- wesir Hak ki Pascha ein Dekret verlas, durch das die Session des Parlaments geschlossen wird. Die strittigen Artikel des Budgetgeseßzes blieben unerledigt. j

Der Kongreß der Jungtürken tritt am 6. Oktober

in Saloniki zusammen. _ Wie vom *,W. T. B.“ gemeldet wird, haben die Auf- ständischen in Albanien das kleine Fort von Lesch, das von un- gefähr hundert Soldaten verteidigt wurde, genommen, die Ortschaft bedroht und die Telegraphenleitung zwischen Lesh, Skutari und Tirana zerstört. Sie wurden aber von Militär und der bewaffneten Bevölkerung nach längerem Kampfe unter empfind- lichen Verlusten vertrieben.

Griechenland.

Die Kammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, unter lebhaftem Beifall in der Gesamtabstimmung die Revision der Verfassung angenommen.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ sind gestern bei einem Grenzfkonflikt zwischen griechishen und türkischen Soldaten vier türkishe Soldaten erschossen worden. Das Da- zwischentreten der Offiziere machte dem Kampf ein Ende.

Bulgarien.

Die vorläufige, von seiten Bulgariens geführte Unter- suhung des Vorfalls an der bulgarisch-türkischen Grenze hat, „W. T. B.“ zufolge, ergeben, daß der getötete Offizier niht von Bulgaren, sondern von türkishen Soldaten, die auf Bulgaren feuerten, erschossen worden ist. Da das Er- gebnis der von der Türkei geführten Untersuhung mit dem bulgarischen Resultat nicht übereinstimmt, so hat die bulgarische Regierung eine neuerliche Untersuchung vorgeschlagen.

Der Ministerpräsident Geschow hat gestern in Vieße eine Rede gehalten, in der êr auf die friedlihe Politik der Negierung hinwies und betreffs der leßten Grenzzwischen- fälle, obiger Quelle zufolge, erklärte:

Die Grenzzwischenfälle könnten den guten Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien nur schaden, wenn man fie in Konstantinopel oder Sofia dazu benußen wollte. Auf bulgarisher Seite sei nicht

die geringste Neigung dazu vorhanden. Wenn die Türken den gleichen F

guten Willen hätten, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, fo könnten die Zwischenfälle keine Folgen haben.

Afrika.

Wie die „Agence Havas“ aus Algier meldet, hat der General Toutée, nachdem er den Befehl erhalten, die Operationen am Muluja einzustellen, mit der Einrichtung von Posten begonnen, die zurückbleiben sollen, um die Sicher-

heit der Gegend aufrecht zu erhalten. Der Hauptteil der :

Truppen wird in seine Garnisonen zurückehren.

__ Einer weiteren Meldung der „Agence Havas“ aus Elksar s zufolge hat der Roghi ZON am Sonnabend mehrere Duars ha niedergebrannt. Die Mahalla |

wischen Tohara und Chema bes Machsen trieb ihn bis Mesmouda zurü.

Wie die „Agenzia Stefani“ aus Addis Abeba :

meldet, wäre es am 31. Mai zwishen Lidj Jeassu

mit seinen Anhängern und Rofabate, dem Oberhaupt [f

zahreiher Häuptlinge, die mit der von Lidj Jeassu nah dem Tode des Regenten Ras. Tassame eingenom- menen Haltung unzufrieden waren, E zu einem Kampfe gekommen. Beide Parteien standen

Tag in der Nähe des Palastes bewaffnet gegenüber und nur der Vermittlung des Oberhauptes der abessinishen Kirche, des Abuna Matthäos, und einiger anderer Würdenträger gelang es ließli, den Frieden wiederherzustellen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Fn Berlin baben, wie der „Berl. Lokanlanz.“ berichtet, bei de: Aktiengesellschaft Deutscher Eisenhandel, Abteilung Eisenlage? und Konstruktionswerkstätten, Sickingenstraße 11/16, a 3. Juni etwa 200 Arbeiter thre Tätigkeit eingestellt, weil von der Firma angeblich sogenannte Streikarbeit auëgeführt worden ist.

ich den ganzen f

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Der Ausstand der Schlosser in Nürnberg wurde nah einer

Mitteilung der „Frankf. Ztg.“ unter Vermittlung des Vorfißenden

ewerbegerihts dur Abs{luß eines für zwei Jahre gültigen

L beta beigelegt. Die Arbeit ist heute wieder aufgenommen den.

tas Einer Meldung desfelben Blattes aus Mannheim zufolge wurde

au der Streik in den beiden dortigen Betrieben des Vereins deutscher

Oelfabriken nah vierwöhiger Dauer beigelegt. Die Wieder-

aufnahme der Aibeit erfolgt, wie die Verwaltung mitteilt, heute zu

den vor Beginn des Streiks angebotenen erhöhten Lohnsäßen. Doch

ist ein Tarifvertrag mit vierjähriger Gültigkeit vereinbart worden, der für spätere Zeit weitere Lohnerhöhungen vorsieht. In dem Vertrage ist eine Anzahl gungen der Arbeiter berücksihtigt worden. Die auswärtigen Fabriken des Vereins sind vom Streik unberührt eblieben.

Aus Paris wird dem „W. T. B.“ vom 3. d. M. berichtet, daß der Ausstand der Lenker der Automobildroschken nahezu voll- ständig war. Auf den nördlichen Trambahnlinien, deren Angestellte, wie gemeldet, ebenfalls in den Ausstand getreten sind, fonnte der Verkehr teilweise aufrecht erhalten werden. Die Wagen- \{huppen werden militärisch bewacht, die verkehrenden Wagen von Poliztibeamten beschüßt.

{Wettere „Statistise Nachrichten“ \. i. d. Erslen Beilage.)

Woßhlfahrtspflege.

Die Generalversammlung des deutshen Vereins egen den Mißbrauch geistiger Getränke findet vom 20. bis 23. Juni in Düssel dorf statt.

Kunft und Wissenschaft.

Am Sonnabend fand in Weimar im Saale der Armbrust- schüßen die diesjährige Festsizung der Goethe-Gesellschaft stait. Geheimrat Professor Dr. Erich Schmidt hielt die Begrüßungs- ansprahe, dann erstattete ter Staatérat Naeblmann den Jahres- beriht. Ihm ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl der Gesell- {aft im verflossenen Jahre um 300 angewachsen ist und gegen- wärtig gegen 3600 Personen zählt. Den Festvortrag hielt der Pro- fessor Erich Marcks über „Goethe und Bitmarck". Ueber die Ent- wicklung der „Goethe-Nationalmuseums* erstattete der Geheimrat W. v. Vettingen Bericht. Von Goethes Wohnzimmer ist Fn genaues Inventar angefertigt, der Katalog von Goethes Handbibliothek ist in Druck gegeben und seine Mineraliensammlung fahmännis{ neu geordnet. Der „Große Führer durch das Museum“ ist erschienen. Neu angekauft wurden mehrere Zeihnungen Goethes aus seiner Leipziger Studienzeit, eine gute Kopie des Goethebildnisses von Kügelgen und eine Anzahl von Ansichten von in Goethes Leben bedeutsamen Stätten und von Bild- nissen aus dem Goethe-Kreise. Als Geschenke erhielt das Museum u. a. eine alte Miniaturkopie des Minchen Herzlieb von Johanna Frommann. Herr von Oettingen berichtete dann auch über das Goethe-Swiller-Arhiv. Die durch das Auffinden der ersten Fassung von „Wilhelm Meister“ verzögerte Fertigstellung der Sophien- Ausgabe wird im Jahre 1912, spätestens 1913 abgeschlossen fein. Das Archiv wurde außer durch die „Ur-Meister“-Handschrift durch eine wertvolle Autographensammlung vermehrt. Jn der Geschäfts- fißung wurden Professor Minor-Wien zum ersten, Geheimrat von Oettingen-Weimar zum zweiten Vizepräsidenten und Friß Schaper- Berlin in den Vorstand gewählt. Für die Weimarer Schillerbund- spiele für die Jugend wurden 2000 46 gespendet.

Das Fri NReuter-Denkmal in Stavenhagen, der Geburtéstadt des Dichters, soll am 12. Juli d. J. in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin fowie Ihrer Hoheiten des Herzogs Johann Albrecht, Negenten von Braunschweig, und seiner Gemahlin festlich enthült werden. Ein Festzug mit Da1stellungen aus der „Franzosen- tid* und der „Stromtid“ soll an dem Enthüllungstage die Stadt durchziehen. Anmeldungen zu dem Fest werden bis zum 15. d. M. an den „Geschäftsführenden Ausshuß für das Friy Reuterdenkmal“ in Stavenhagen, Mecklenburg, erbeten, der auß zu jeder "weiteren Auskunft bereit ist.

Tagung für Denkmalpflege und Heimatshuß in Salzbur . Die gemeinsame Denkmalpflege und Heimatschußz findet in diesem Jahre vom 13. bis 16. September in Salzburg statt. Am Begrüßungsabend, 13. September, wird nach der „Denkmalpflege“ Professor Dr. Strzygoweky-Wien einen Lichtbildervortrag über „Salz- burgs Kunstdenkmäler“ halten. Auf der Tagesordnung der ersten Sizunçe, am 14. September, stehen : Eröffnungsansprahe des Vor- nenden Geheimen Hofrats, Professor Dr. von Oechelhäuser - Karls- ruhe ; „Ueber Gntwicklung und Ziele der Denkmalpflege in Deutschland und Vesterreih“, Referate des Geheimen Regterungsrats, Professor Dr. Clemen - Bonn und Professor Dr. Dvorak - Wien ; Professor Schulte - Naumburg, Konservator Dr. Giannoni-Wien und Dr. von Szenetkowski - Graz über „Entwicklung und Ziele des Heimatschutes in Deutschland und Oesterreich"; Geheimer Hofrat Professor Dr. Burlitt-Dresden : „Erhaltung des Kerns alter Städte“; Hofrat Pro- fessor Dr. Neuwirth-Wien, „Der Kampf um Alt - Wien“. Die Tagesordnung der 2. Sißung am 15. September lautet: Professor L. Fuchs-Tübingen, „Heimatshuß und Wohnungsfrage" ; a u Vr. Swoboda - Wien, „Kirchliche A U IGUPgelengebung _Pro- fessor Dr. Dehio - Straßburg, „Denkmalpflege und Museen“ : Bei- geordneter Rehorst - Cöln, „Bauberatung und Heimatshutz“; am gleichen Tage, Abends 8 Uhr, in öffentlicher Sizung hält Professor Dr. Conwentz-Berlin einen Lichtbildervortrag über „Naturshutzparke“. An den beiden Si ungstagen finden ferner Besichtigungen der Stadt und der Hobensalzburg statt; am 16. September sind Ausflüge nah Wien (mit Melk, Dürrenstein oder Krems) und in die nähere Um- geoung von Salzburg geplant.

„Die Harvard-Universität wählte den Zoologen Professor Willy Kükenthal von der Universität Breslau zum Aus-

tauschprofessor.

Wie die „Associated Preß“ meldet, ist der Professor der Geschichte an der Columbia-Universität William Sloane für die Roose- veltprofessur in Berlin ausgesehen worden.

Land- und Forftwirtschaft.

Der Saatenstand in b gabs Anfang des Monats uni ;

„Die {hon in den ersten beiden Berichten des laufenden Jahres (Mitte April und Mai) angesagte Verlegung des Zeitpunktes der Berichterstattung über den Saatenstand ist nunmehr dur die Bestimmungen des Bundesrats vom 3. Mai d. J. Tatsache geworden.

ana ift fortan die Begutachtung nit mehr, wte seit 1893 ge egen, Ln die Mitte der Monate April bis einshließlich November, fondern una Ad iaes pril bis einschließlich Dezember aus-

' eser Neuerun d, F, i ce C N M Mh S 19 Mog,

uf die |chônen, warmen Tage um die Mitte Mai folgte bald wieder eine starke Abkühlung. Die sogenannten „strengen eres , auf die man niht mehr rechnen zu sollen glaubte, tamen erst spät. Im Nordosten fiel noch etwas Schnee, und in den Nächten zwishen dem 19. und dem 25. Mai sank die

it

Temperatur fast überall, besonders auf tiefer gelegenen P und Wiesen, bis R. Die {on herrshende Trocken

dur heftige nördlihe und östlihe Winde noch vermehrt. Zahl- reiche, zum Teil chwere Gewitter brahten nicht überall, sondern nur strihweise den längst erbofften Regen. Allgemeiner und deshalb wirk- samer waren die Niederschläge nur in der Provinz Schlesien. Manche Gegenden blieben sogar gänzli regenfrei, fodaß hier und da monate- lang kein Tropfen gefallen sein soll. Mitunter waren die Gewitter auch von starkem Hagel begleitet.

Hiernach hat ih in den leßten 14 Tagen seit dem vorigen Be- richt die Lage im großen und ganzen kaum verändert, jedenfalls weniger verbessert als vershlimmert, wobei zu bemerken ist, daß der strihweise Nükgang des Saatenstandes nur zum geringen Teile auf die legten Nachtfröste, im wesentliben vielmehr auf die nahhaltige Trokenheit zurückgeführt wird. Stellenweise wurden deshalb noch Umaterungen von Hafer und Klee ausgeführt. Allerdings sind die Nachtfröste do nicht ganz spurlos verlaufen. Die Sommersaaten, nicht selten aber auch die Futterpflanzen und Wiesen sind im Wachstum beeinträchtigt und \hwarzspißzig geworden. Man hofft jedoch, daß bald kommender Negen den Schaden wieder gut machen wird. Am meisten wurden die Frühkartoffeln davon betroffen, die hier und da von neuem bestellt werden mußten.

Veber tierishe Schädlinge ist zu bemerken, daß die Mäuse durch Gift und Fallen arößtenteils vernichtet find und nur in einigen Gegenden noch zahlreih vorkommen. Da auch die Hamster sich in manchen Landestetlen sehr vermehrt haben, ist dort das Ausnehmen der Hamsterbaue behördlih angeordnet worden. Allerlei Arten von Insekten werden als zahlrei vorkommend erwähnt. VonUnkräutern werden haupt\sächlich Hederich und Disteln genannt, die troß der Trockenheit stark wucern sollen. Die Ursache bierzu mag der lücken- hafte Stand der Früchte sein. An Pflanzenkrankheiten treten Nost, Mehltau und am meisten Wurzelbrand auf.

Infolge der äußerst unaleichmäßig verteilten Niedershlagsmengen war naturgemäß auch die Weiterentwicklung der Saaten ebr ver- chieden, sodaß die Vertrauensmänner in größeren Berichtsbezirken mitunter nur {wer eine zutreffende Begutachtungs8ziffer finden fonnten. Aus nahe aneinander liegenden Bezirken liefen die wider- \prehendsten Nachrichten ein. So werden in dem einen sämtliche Fruchtarten als sehr gut, in dem anderen als gering oder kaum mittel beurteilt. Während die Wintersaaten, abgesehen vom Weizen, der nah der günstigen Durchwinterung bercits einen erheblihen Vor- sprung hatte, seit dem leßten Berichte noch etwas gewinnen konnten, find die Sommerhalm- und Hülsenfrüchte etwas zurückgegangen.

Der Stand der Winterhalmfrüchte darf also im ganzen durch- aus nicht als ungünstig brzeihnet werden. Ueber den Weizen ist wenig gesagt; er sheint demna zufriedenzustellen. Die für seinen Anbau vorzugsweise in Betraht kommenden Gegenden haben die Mäuse weniger heimgesucht. Vereinzelt zeigt sich Rost und etwas Lager. Winterspelz wird nur in den Negterungébezirken Erfurt, Koblenz, Trier, Aachen und Sigmaringen gebaut; er ist in leßterem aber die wichtigste Fruchtart, indem er hi:r etwa 11 Hundertteile der Gesamt- fläche einnimmt. Das vorher über die Verschiedenartigkeit der Beurteilung Gesagte trifft am meisten auf den Winterroggen zu, der fast überall mit dem Schossen fertig war und vielfa {hon in Blüte stand. Das erhoffte Zusammenziehen der durch die Mäuse entstandenen Kahlstellen {i} selten in Erfüllung gegangen. Der Stand ist dünn geblieben, der Halm durhschnittlich nicht lang genug ausgefallen. Die Delfrüchte, Winterraps und -rübsen, die auch in Blüte stehen, sollen vielfah unter dem Glanzkäfer zu leiden haben; sie werden aber dennoch zufriedenstellend beurteilt. Die Begutachtung 8- ziffern für die Winterfrüchte berechneten sich wenn 1 „sehr gut“, 2 „gut“, 3 „mittel (durchschnittlich)“, 4 „gering“, 5 „sehr gering“ bedeutet im Staatëdurh|chnitt bei dem Winterweizen wieder, wie Mitte Mai, auf 2,6, bei dem Winterspelz und den Oel- früchten je gleichfalls auf 26 (gegen 2,8 und 2,7), bei dem Winter- roggen auf 2,7 (2,8).

Wenig günstig lauten die Nachrichten über die Futterpflanzen und Wiesen. Zumeist wird über den Klee geklagt, in manchen Gegenden auch über die Luzerne, daß sie niht vorwärts kommen wollen, ersterer fogar noch abgenommen bat. Mit dem Luzerneschnitt ist begonnen. Als zufriedenstellend sind nur die Nieselwtesen zu bezeichnen, die' man im Negierungsbezirk Breslau vereinzelt auch {on mähte, während die Naturwiesen im ganzen mehr verloren als ge- wonnen haben ; diesen fehlt noch immer das Untergras. Am s{limmsten ist ihr Nückgang in den Regierungsbezirken Potsdam und Magdeburg befunden worden, wo er 06 bezw. 0,5 beträgt. Für den Staat ergab fich bei dem Klee die Note 3,0 (gegen 2,9 Mitte Mai), bei der Luzerne und den NRiesfelwiesen, wie voriges Mal, wieder 2,9 bezw. 2,5 und bei den Naturwtesen 2,9 (2,8).

Weder über die Sommerhalm - und die Hülsenfrüchte, noh über die Hackfrüchte kaun bis jeßt erfreuliches berihtet werden, da sie vielfach infolge der Trockenheit niht aufkommen konnten: am weitesten zurück ist die Gerste. Soweit die Sommersaaten zeitig aufgelaufen waren, haben fie etwas durch die lezten Nachtfröste ge- litten. Hauptsächlich betrifft dies die Frühkartoffeln, die mitunter ganz abgefroren find und nochmals bestellt werden mußten, während die späteren Sorten zumeist noch nicht si{tbar waren. Auch die Zucker- rüben leiden sehr unter der Trockenheit. Dazu kommt, daß sie in manchen Gegenden von Wurzelbrand befallen find, in anderen von Aaskäfern beimgesucht werden; außerdem sollen sie stark verunkrautet setn. Indes scheinen diese Nachrichten as wohl zumeist auf Ausnahme- fälle zu gründen, da sowohl die Halm- und Hülsen- wie auch die Hakfrüchte im ganzen keineswegs ungünstig beurteilt wurden. Im Staatsdurhschnitt fand sich bei dem Sommerweizen und er oggen 2,7 bezw. 2,9 (gegen 2,6 und 28 um Mitte Mai), bei der Sommergerste und dem Hafer, wie im Mai, 2,6 bezw. 2,7. Von den Hülsenfrüchten erhielten die Erbsen und die Widcken 2,8 bezw. 2,7 (gegen 2,6 bei beiden), die Ackterbohnen wieder 2,6. Bet den Kartoffeln und den Zuckerrüben ergaben ih s diesmal 2,7 bezw. 2,8. Ueber den Flachs liegen bemerkens- werte Nachrichten niht vor; für ihn berechnete \sich die Note auf 2,8 (Mitte Mai 2,7). Auch diesmal liegen mitunter den er- rechneten Ziffern nur wenige Noten zugrunde, fo daß die augen- blicklihe Begutachtung der gesamten Sommerung keineswegs als ein ficheres Urteil gelten darf.

Vorstehende Bemerkungen beruhen auf den Nachrichten aus 4208 Berichten der Vertrauensmänner. (Nach der „Stat. Korr.“)

Der Ständige Aus\chuß des Deutschen Landwirt- \chaftsrats tritt am 9. und 10. Juni d. J. in Weimar zusammen. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Gegenstände: 1) Bericht über landwirtschaftlihe Tariffragen (Frachtermäßigung für frisches Obst, Frachtvergünstigung für Saatgut und Saatkartoffeln, Auf- nahme von Körnerblutfutter in den Spezialtarif 111). 2) Organi- sation des Deutschen Landwirtschaftsrats und Errichtung von Land- wirtschaftskammern. 3) Entwurf eines S etlyernagegele es für An- gee 4) Handelsvertrag zwishen den Vereinigten Staaten von

merifa und Canada. 5) Errichtung etner Zentralstelle für bäuer- liche Buchführung beim Deutschen Landwirtschaftsrat. 6) Teilnahme an den internationalen landwirtshaftlihen Kongressen und der Inter- nationalen landwirtshaftlihen Kommission. 7) Erlaß eines Reichs- milchgeseßes, 8) Geseßentwurf gegen Mißstände im Heilgewerbe. 9) Festlegung des Osterfestes. 10) Erfahrungen bei Gründung und Leitung von NRalffeisengenossenschaften.

Getreidemarkt in Antwerpen.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Antwerpen berichtet unterm 1. d. M.: In der ersten Hälfte des Monats Mai war am Antwerpener Getreidemarkte eine lebhafte Nachfrage nah Weizen fowohl für das Inland, wie für die Nachbarländer, insbesondere in Herkünften aus Australien und vom Stillen Ozean vorhanden. Dagegen trat in der

eit wurde-

zweiten Hälfte des Monats eine große Stille cin und die Preise ließen etwas nah. Die Vorräte "wurden Ende Mai d. I. etwa wie folgt ges{ägßt : Be. a O VDO de. Get. C 20000 M DO000 oggen 15000

St. nrg: 3. Juni. (W. T. B.) Nach der Hantels- und Industriezeitung ist der Saatenstand in Rußland am 15. Mai alten Stils allgemein mittel; Winterweizen gut in einigen Bezirken Dodolicns, Wolhyniens und Kiews, in Südpolen und in einem Teil rels und des Terekgebiets, unbefriedigend im Kubangebiet, den an Cherson grenzenden Bezirken Befssarabiens, Tauriens und den an Poltawa grenzenden Bezirken Chersons und Kuréks und in Woronesch; Winterrogen is gut in Kaluga, einem Teil Kursks, Woroneshs, Orels, ferner in Südpolen, einem Teil Grodnos, Witebsks, ferner in Nord-Samara, einem Teil Kasans und Nischni-Nowgorods, unbefriedigend in Perm. den angrenzenden Bezirken Wologdas, Ufas, Orenburgs, in Astrachan, dem Kubangebiet, einem Teil Samaras, Saratcws, ferner in Cherson, einem Teil Befsarabiens, Tauriens, Podoliens, Poltawas, gut im Küstenstrich des Azowshen Meeres, etnem Teil Chersons, Kiews, Podoliens, ferner in Kaluga und den angrenzenden Bezirken Orels und Kursks, und in Samara, unbefriedigend in einem Teil Saratows, Tambows, Chersons, etnem Teil der baltis{Wen Provinzen. In den übrigen Gouvernements sind die Sommer- und Wintersaaten befriedigend. :

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Theater und Musik.

Komische Oper.

_ Der Kammersänger Wilhelm Herold von der Königlichen Hofoper in Kopenhagen begann am Sonnabend sein Gastspiel in F Musikdrama „Tosca“. Er sang die Nolle des Malers Savaradossi mit untadeliger musikalisher Sicherheit und mit starker dramatischer Bewegung. Dem Veriësmus dieses modernen italienischen Musikdramas entsprechend, tönte er seine Darstellung entschieden realistisch ab; es war weniger auf Wobllaut des Klanges und Schönheit der Bewegung abgesehen als auf eine ungeshminkte Natürlichkeit aller Auédrucksmittel; einen eigentlihen Glanz strahlte dabei die mächtige, ausgiebige Stimme nit aus; sie zeigte viel eher eine leidte Nüchternheit im Ton; aber doch paßten sie sich der \{chmucklosen dramatishen Wucht der Darstellung gut an. Dabei war im Gesang und Spiel jederzeit eine bewußte künstlerische Absicht zu \püren, die von einem fkraftvollen Können gestüßt war. Ueberragendes bot die Leistung des ausgezeich- neten Sängers freilich weder auf musikalishem noch auf \chau- spielerishem Gebiete. Die hinreißende Macht des Gefühls und der belle Glanz der Stimme, die Anni Gura-Hummel in der Rolle der Tosca entfaltete, rief, wie {hon früher, lebhafte Bewunderung hervor; Karl Armster als Baron Scarpia stand ihr wieder voll- wertig zur Seite.

Im Köntglihen Opernhause findet morgen eine Auf- führung von „Figaros Hochzeit“ unter musikalischer Leitung des Herrn Kapellmeisters Blech \tatt, in der die Damen Denera, Hempel, Artôt - de Padilla, von Scheele-Müller, Gates, mit den Herren Bronsgeest, Lieban, Bachmann, Krasa, Philipp als Vertreter der Hauptrollen beschäftigt sind. Den Figaro singt als Gast Herr Fischer vom Stadttheater in Posen.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen als 3. Vorstellung im Wildenbruchzyklus des Dichters vaterländisches Drama „Die Quißows“ mit den Herren Koch und Geisendörfer in den Titelrollen gegeben. In den anderen Hauptrollen find die Damen von Arnauld, NRessel, Heisler, Buße und Steinsieck sowie die Herren Zimmerer, Werrack, Boettcher, Platen, Arndt, Nesper, Eichholz, port Mannstädt, Staegemann, Kraußneck, Eggeling und Vallentin eschäftigt.

Mannigfaltiges.

Berlin, 6. Juni 1911.

A. F. Das Freilihttheater auf dem Pichelswerder. 58 tvar ein guter Gedanke, die erste Aufführung des von der „Branden- burgia“ veranstalteten patriotishen Schauspiels , Albrecht der Bär“ von Eberhard König, unter Regie von Heinrih Frey, just auf den Pflingstsonnabend zu legen. Die Feststimmung, noh gehoben durch das prächtige Wetter, machte die Zuschauer doppelt aufnahmefähig. Das Stauspiel is ein Gelegenheits\|ück, denn es ist dem Ort, wo es in der freien Natur aufgeführt wird, mit voller Absicht angepaßt und wird niemals an anderer Stelle wie hier aufgeführt werden können. Man täte dem Werk aber unrecht, wollte man deshalb seinen Wert herabseßen. Es wird in der nahezu allseitigen Schönheit seiner Sprache, die, wo es angemessen erscheint, doch hin und wieder auch derberen Ausdruck nicht verschmäht, im Geschick seines dramatischen Aufbaues, in der sicheres und volles Verständnis der geshichtlihen Vorgänge bekundenden Art, wie es den Kampf deutschen und slawischen, christ lihen und heidnishen Wesens schildert, bleibenden literarischWen Wert behalten. Daß Eberhärd König ein begnadeter Dichter ist, beweist, wie er es verstanden hat, die sh aus der Ueberlteferung ergebenden Hauptmomen*e zu verwerten, namentlih die beiden des peinlichen Verschweigenmüssens von Pribislaws Tod bis zur Ankunft Albrechts und des Uebershwimmens der Havel und die erfolgreihe Anrufung des Christengottes durch den Wendenfürsten Jaczo. Der erste zu seinem größten Teil unter der Wirkung des Schwetgegebots stehende Akt ist ebenso wie der Schluß des leßten Aktes ein Muster von selbstverständlich sich ergebender dramatischer Wirkung, die gerade wegen threr Unabsichtlihkett pat; die an leßter Stelle genannte Szene wirkt doppelt durch die Erinnerung daran, daß gerade an diesem Punkte des Havelufers der wundersame Vorgang vor 754 Jahren tat- fächlich beobachtet und ähnlih wie hier überliefert worden ist. Der Inhalt des Schauspiels is in Kürze dieser: Pribislaw, der mit feiner Gattin Petrissa zum Christentum übergetretene Herrscher des Havellandes, ist gestorben. Um sein Erbe droht ein Kampf zu cnt- brennen, denn Jaczo, der beidnishe Wendenfürst von Köpenick, besigt gewisse Ansprüche, aber Pribislaw hat {on lange vor seinem Tode den Askanier Albreht zum Erben cingeseßt. Noch ift das niemand, außer der Witwe und dem Bischof Wigger von Brandenburg bekannt, und leßterer . weiß Petrissa zu bestimmen, den Tod ihres Gatten zu vershweigen, bis der abwesende, \{chnell benachcihtigte Albrecht eintrifft. Darüber vergehen drei Tage und voll Unruhe reitet Petrissa, mit kleinem Deloige: von Wigger begleitet, Albrecht ent- gegen. Die Begegnung erfolgt in einem kleinen Wendendorfe an der Havel; doch vas vollzieht fh hier noch Seltsames. Ein Frau aus dem Volke, Wera, die a des Tschupans des Wendendorfes, ver- breitet, von Visionen verfolgt, die Nachricht, Pribislaw liege seit drei Tagen tot, sein Geist irre ruhelos umher. Die Dorfbewohner dringen in Petrissa, ihnen die Wahrheit zu sagen, was sie ebenso wie Jaczo gegenüber ablehnt, welcher, von Unruhe über das Schiksal des kranken Pribislaw getrieben, auf dem Wege nah Brandenburg Petrissa begegnet und die Gelegenheit wahrnimmt, Petrissa, die norwegische Fürstentochter, die er früh geliebt hat, auf die Seite des Wendenvolks und seiner P.äne zu ziehen. Im Augenblick höchster Verlegenheit für Petrifsa erscheint der heimkehrende Albrecht, und nun besteht kein Grund mebr, die Wabrheit zu verschweigen. Albrecht verkündet sie selbst zur tiefsten Bestürzung von Jaczo, der ihm den Fehdebhands{uh binwirft. Albrecht läßt den Febdebandschuh aufnehmen und begegnet Jaczo mit einem Friedenswort; allein der Unversöhnlihe {wört, daß er, ehe er den Verlockungen der Christen folge, mit S{ild und Waffenkleid quer dur die Havel \{wimmen wolle. Sechs Jabre uter spielt der zweite Akt. Das Blatt hat fih gewandt: Albrecht ift durch den Dienst des Kaisers vom Lande fern gehalten