1911 / 136 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jun 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Für den Betrag der Anleihe erhalten die obengenannten Banken Schuldverschreibungen der Stadt Bremerhaven, datiert vom 1. Juni 1911, in folgenden Stücken:

80 Stück Schriftzeichen A über je... 5000 1

O 2 Be. O

S0 2 C L O0 zusammen 2080 Stück über insgesamt 2000 000 4.

Die Rückzahlung der Anleihe geschieht zum Nennwerte

egen Rückgabe der Schuldscheine nebst zugehörigen Zinsscheinen (soweit diese noch nicht fällig) und Erneuerungsscheinen. Es wird jährlich nach einer festgestellten Tabelle, wonah jährlich durchschnittlich 1 Prozent des Anleihebetrages und die ersparten Zinsen zur Tilgung verwandt werden, eine Anzahl der Nummern der Anleihe mittels Auslosung am 1. September zur Rück- zahlung auf den 1. Dezember desselben Jahres gekündigt, und zwar zuerst am 1. September 1916 zur Rückzahlung auf den 1. Dezember 1916. |

Die ausgelosten Nummern werden in der ersten Hälfte

des Monats September durch zwei in Hannover und je eine in Braunschweig, Magdeburg und Bremerhaven ver- breitete Zeitung bekannt gemacht, der Stadt Bremerhaven bleibt jedoch vorbehalten, vom 1. September 1921 an eine verstärkte Auslosung bezw. gänzlihe Kündigung der noch im Umlauf befindlichen Schuldscheine dieser Anleihe eintreten u lassen. : Die Zinsscheine sowie die ausgelosten Schuldscheine werden bei den vier vertrags\chließenden Banken sowie bei der Bremer- havener Creditbank, Lehmkuhl, Querndt u. Co. in Bremer- haven, welche als Zahlstellen auf den Schuld- und Zinsscheinen vermerkt werden, am Fälligkeitstermin ausbezahlt.

Beschlossen Bremen, in der Versammlung des Senats vom 9. Juni 1911.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen Regierungsassessor Dr. Friß Hartmann zum Mitgliede des Direktoriums der Preußischen Zentral genossenschaftskasse mit dem Range der Räte vierter Klasse unter Verleihung des Titels Bankdirektor zu ernennen,

dem Regierungs- und Baurat a. D. Hermann Mathies, bisher in Dortmund, jeßt in Grunewald bei Berlin, den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen und

die Ernennung des Geheimen Medizinalrats, Professors Dr. Moriß in Straßburg i. E. zum Ordentlichen Mitglied Professor für innere Medizin an der Cölner Akademie für praktische Medizin zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Theaterdirektor Friedrih Poock in Frankfurt a. O. den Charakter als Kommissionsrat zu verleihen.

DVeéeranntm a OU ma:

Nach Anhörung der beteiligten Gemeindekirhenräte haben wir in Gemeinschaft mit der Königlichen Regierung zu Potsdam und dem Herrn Polizeipräsidenten von Berlin folgende Fest- seßung in Aussicht genommen:

[. Die Evangelischen, welche in den bisher in der Gemarkung Schöneberg belegenen und laut Ver- öffentlihung des Herrn Regierungspräsidenten von Potsdam vom 30. November 1910 (Regierungsamtsblatt Seite 604) in die Gemarkung Deutsh-Wilmersdorf um gemeindeten Teilen der Hausgrundstüke Bamberger Straße 8, Ecke Regensburger Straße 29, Bamberger Straße 8a, 9, 10 (Ecke Nachodstraße 1), Bamberger Straße 11, Ecke Nachodstraße 42, Bamberger Straße 12, Eke Moßstraße 35, und Barbarossastraße 32a wohnen, werden mit Wirkung vom 1. April 1911 aus der Kirchengemeinde Ö Diözese Friedrichswerder 11, in die Kirchengemeinde Wilmersdorf, Diözese Kölln-Land 1, umgepfarrt.

IT. Die Evangelischen, welche in den bisher in der markung Deutsch-Wilmersdorf und nah derselben Veröffent- lichung in die Gemarkung Schöneberg umgemeindeten Teilen der Hausgrundstücke Bamberger Straße 13, Ecke Moßstraße 53, Bam- berger Straße 14, 15, 16, 17, 18, 18a, 19, Ecke Barbarossa- straße32, Barbarossastraße 34, Eke Aschaffenburger Straße 20, und Aschaffenburger Straße 6 sowie in den Hausgrundstücken Aschaffen- burger Straße 5, Ecke Jenaer Straße, Jenaer Straße 28 und 27, Ede Güngelstraße 2, wohnen, werden mit Wirkung vom 1. April 1911 aus der Kirchengemeinde Deutsh-Wilmers

dorf, Diözese Kölln-Land I, in die Kirchengemeinde Schöneberg, |

Diözese Friedrichswerder 11, umgepfarrt.

Jndem wir dies zur öffentlichen Kenntnis bringen, fordern | Bespre

wir die Beteiligten auf, etwaige Einwendungen gegen die Um pfarrung bis zum 15. Juli 1911 entweder schriftlih bei uns einzureihen oder an einem der Wochentage in der Zeit 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags im Zimmer Nr. 2 unseres Dienstgebäudes, Schüßenstraße 26 hierselbst, Erdgeschoß, bei dem Herrn Konsistorialsekretär Berndt oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Legitimation zur Sache zu Protokoll zu erklären. Berlin, den 6. Juni 1911. L, S) Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abteilung Berlin. Faber.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der geist lichen und Unterrichtsangelegenheiten D. von Trott zu Solz, nah der Provinz Ostpreußen.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach, von Dienstreisen aus Schleswig-Holstein :

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer, vom Urlaub.

‘Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Juni.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für E und Steuerwesen und für Handel und Verkehr und der Aus- chuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Planet“ vorgestern in Brisbane eingetroffen. | A

S. M. S. „Geier“ is vorgestern in Port Said ein- getroffen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz - Regent Luitpold hat anläßlich seines 25 jährigen Regierungs- jubiläums an den Staatsminister Grafen von Podewils, „W. T. B.“ zufolge, nachstehendes Handschreiben gerichtet :

Zur 25. Wiederkehr des Tages, an dem die Regierung des Landes in meine Hände gelegt wurde, haben Sie, mein lieber Graf Podewils, mir in warm empfundenen Worten die Glück. und Segenswünsche des Gesamtministeriums zum Ausdruck gebraht. Ih danke Ihnen und Ihren Ministerkollegen von Herzen für die neuerliwe Bekundung treu- anhängliher Ergebenheit, und ih danke Ihnen gerade beuke ganz be- sonders für die stete Sorge um das Wobl des Landes, mit der Sie mir als meine ersten Ratgeber und treuen Mitarbeiter zur Seite slehen. Gott {hüße und shirme allzeit unser liebes Bayern! Möge dem Lande und seinem Volke eine glücklihe Zukunft beschieden sein! Dies ist am Tage des Regentschaftsjubiläums der heißeste Wunsch

Ihres sehr geneigten Luitpold, Prinzen von Bayern.

Zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten hat laut Mel- dung des „W. T. B.“ folgender Depeschenwechsel stattgefunden:

Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten, München.

Am heutigen Tage, an dem Du auf 25 Jahre reich gesegneter Tätigkeit als Regent Deines Vaterlandes zurückblickst, sprehe ih Dir in treuer Freundshaft und Anhänglichkeit meine aufrichtigsten, aus tiefstem Herzen kommenden Glück- und Segenswünsche aus. Möge es Dic von der göttlichen Vorsehung beschieden sein, noch lange Deines hohen Amtes in Weisheit und Kraft wie bisher zu walten zum Woble Bayerns und des gesamten Deutschen Reichs. Die Kaiserin {ließt sich meinen Glülwünschen auf das innigste an.

Wilhelm.

Die Antwort Seiner Königlichen Hoheit des Prinz- Regenten lautet:

Seiner Majestät Kaiser Wilhelm, Berlin.

Bon Herzen danke ich Dir und der Kaiserin für die so warm empfundenen Glückwünsche zu meinem Negentschaftsjubiläum. Ich weiß die treue Freundschaft, in der Du mir stets zugetan warst, wohl zu schäßen und erwiderte die herzlihen Worte, die Du mir ¿zum heutigen Tage widmest, mit den innigsten Wünschen für Dich, für Dein Haus und für unser liebes deutshes Vaterland. Luitpold.

Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten sind außer- dem von mehreren Bundesfürsten und dem Reichskanzler Glückwunschtelegramme zugegangen.

Baden.

Jn ganz Baden wurden vorgestern Gedächtnis feiern aus Anlaß des hunderisten Todestages des Großherzogs Karl Friedrich abgehalten. Der von der Stadtgemeinde Karlsruhe im großen Saale des Museums veranstalteten Feier wohnten, „W. T. B.“ zufolge, Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin Hilda und die Groß- herzogin Luise, Seine Großherzoglihe Hoheit der Prinz Marimilian und Gemahlin sowie die Minister, die Hofstaaten und ein zahlreiches Publikum bei.

Sachsen-Weimar.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat vorgestern sein 35. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Landesherrn wurde von den staatlihen und städtishen Be- hôrden, vo en Schulen, von Vereinen und Korporationen

Frankreich{z.

zen Ministerrat gab der Minister des ck. T. B.“ zufolge, Kenntnis von einer ie spanische Geschäftsträger [us\chii er Truppenabteilungen en von Larrasch gemacht hatte. Sodann fand eine r die Rücfwirkung statt, die dieses Vorgehen

J fo haben fönnte.

r offiziösen Note wird, obiger Quelle zufolge, mit- die französishe Regierung {hon vor mehreten Tagen dem spanischen Kabinett erklärt habe, daß sie, falls die spanishe Militärbehörde in der Gegend von Tetuan und Larrasch vorgehe, dies als eine Ueberschreitung der Algecirasafte ansehen und hierzu ihre Zustimmung nicht geben fTönne.

Ftalien.

Die Wahlreformvorlage ist vorgestern gemäß den Erklärungen Giolittis bei der Einbringung in der Kammer veröffentliht worden. Das Wahlrecht wird, „W. T. B.“ zu- folge, allen Bürgern gewährt, die ein Alter von 30 Jahren erreicht oder Militärdienste geleistet haben, selbst wenn sie nicht lesen und schreiben können. Das Wahlrecht kann so als ein allgemeines betrachtet werden, ‘da die Mehrzahl der Bürger Wähler ist. Auf Grund des neuen Geseßes wird die Zahl der Wähler auf 7 701 000 berechnet, das heißt 82 Proz. aller großjährigen Männer und 22 Proz. der Gesamtbevölkerung, somit eine Vermehrung der Wähler um 3642 000 gegen- über dem alten Geseg. Die Eintragungen der Wähler in die Wahsllisten mit Ausnahme derjenigen, die ihren Wohnsiß nicht an ihrem Wahlort haben, werden von Amts wegen vor- genommen. Der Gesetzentwurf enthält zahlreihe Bestimmungen ur das Wahlverfahren, die Wahlbetrügereien verhüten ollen, Es wird das System der Kandidaturerklärung ein- geführt sowie Stimmzettel, die den Namen der Kandidaten tragen. Das Stimmenminimum, das zu einer Wahl notwendig ist, wird von 1/4 auf !/g der eingetragenen Wähler herab- geseßt. Eingeführt wird ferner von der nächsten Legislatur-

periode ab eine uelige Entschädigung der Abgeordneten von 6000 Francs. Abgeordnete, die schon sonstige Summen aus dem Staatshaushalt beziehen, sollen eventuell den Unterschied erhalten. Die Strafbestimmungen für Verleßungen des Wahl- geseßes, vornehmlih in bezug auf E und Bestechung, sind vermehrt. Vorgesehen ist die Befugnis der Kammer, das Wahlrecht auf fünf Jahre aufzuheben für Wahlkreise, deren Abstimmung zweimal wegen vorgekommener Bestechungen, Gemalttätigkeiten oder Fälshungen für nichtig erklärt worden ist. Die Wahllisten werden vollständig neu aufgestellt werden. Das Geseß soll nah seiner Annahme auf die nächsten all- gemeinen Wahlen Anwendung finden.

Der Kongreß der Jtaliener im Auslande wurde gestern auf dem Kapitol in Rom in Gegenwart des Königs und der Königin, der Minister, der Behörden, von Vertretern des Parlaments und von Abordnungen aller italienischen Kolo-

nien im Auslande feierlih eröffnet worden. Der Bürgermeister

Nathan, der Präsident der Ausstellung di San Martino, der Minister des Aeußern di San Giuliano und der Präsident des Kolonialinstituts Fusinato hielten mit großem Beifall auf- genommene Reden,

Spanien.

Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern eine Note von dem Vertreter des Sultans in Tanger el Gebbas erhalten, in der gegen die Ausschiffung spanischer Truppen in Larrasch Einspruch erhoben wird.

Belgien.

Der Kolonialrat hat in seiner vorgestrigen Sizung, „W. T. B.“ zufolge, ein Dekret genehmigt, das einer deutschen Kapitalistengruppe unter Führung von Barys-Antwerpen in Katanga für 200000 ha Land bis 1915 Schürfungsrechte

gewährt. Türkei.

Der Sultan isst gestern nahmittag von Saloniki in Üesfküb eingetroffen und von der Bevölkerung, die auch von O zahlreih herbeigeströmt war, begeistert empfangen worden. :

Nach Meldungen des „W. T. B.“ sind die Ma- lissoren in beträhtliher Stärke bis in die Gegend von Selke vorgedrungen. Nach heftigem Kampfe mußten die türkischen Truppen ihre Stellungen im Engpaß von Derelik aufgeben, die sofort von den Malissoren beseßt wurden. Da die Stellungen sehr nahe an der montenegrinischen Grenze liegen und die Gefahr besteht, daß ein Kampf auf montenegrinishes Gebiet übergreifen und zu ernsten Zwischenfällen führen könnte, wurde der Angriff auf die Malissoren unterlassen. Eine von gestern datierte Depesche des Ober- kfommandierenden in Albanien meldet, daß die Aufständischen von allen Seiten nach dem rechten Ufer des Zemflusses gedrängt werden, und daß ein großer Teil nach Montenegro geflüchtet fei.

Einer auf dem armenischen Patriarchat in Konstanti- nopel eingelaufenen Depesche zufolge haben Kurden im Sand- hak Musch vier Armenier ermordet.

Griechenland.

Die Deputiertenkammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern einen Antrag angenommen, der den Termin für die Wahlen zur Kammer auf vier Monate nah Schluß der revisionistischen Kammer festseßt und deren Mandate verlängert. Sie wird auf diese Weise zur legislativen Kammer.

Amerika.

Das amerikanische Marinedepartement hat die wegen der Lage in Mexiko seinerzeit nach Guantanamo und San Diego entsandten Kriegsschiffe zurübeordert.

Wie „W. B. B.“ aus Mexiko meldet, hat \ich Madero nach einer Besprechung mit de la Barra und Neyes bereit erklärt, den ersteren zum Minister des Aeußern und den leßteren zum Kriegsminister zu ernennen, falls er selbsi zum Präsidenten gewählt werde.

Asien. Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen-

agentur“ errichtet Japan eine neue Basis für seine K riegs flotte im Stillen Ozean auf den Bonin-Jnseln. Afrika.

Nach Meldungen der „Agence Havas“ hat sih die Landung der spanischen Truppenabteilungen in Larrasch in vollkommener Ordnung mit Hilfe der Boote der spanischen Kriegsschiffe „Cataluna“ und „Almirante Lobo“ vollzogen. Bei der Ausschiffung halfen auch maurische Schiffe und der Dampfer des Hafenkommandanten, und zwar auf vorherige Ermächtigung des Paschas von Larrash. Dieser hatte vorher eine Zusammenkunft mit dem spanischen Konsul und dem englischen Vizekonsul gehabt, die darlegten, daß das spanishe Vorgehen lediglich bezwecke, dem Sultan Hilfe zu bringen, weshalb alle örtlihen Be- hörden die Aftion der Spanier unterstüßen müßten. Die Lan- dungstruppen beseßten die vorher vereinbarten Punkte. Die von Hauptmann Ovilo befehligte Truppenabteilung besteht aus 125 Jnfanteristen und Kavalleristen des Tabor, 264 Soldaten unter 5 Offizieren von der Marineinfanterie, etwa 20 Marine- soldaten, 2 Landungsgeschüßzen, einer Feldkanone und 2 Mitrailleusen. Die \cherifishe Flagge weht immer noch über der Stadt; nur auf dem spanischen Konsulat ist die spanische Flagge gehißt. Weiteren Meldungen aus Larrasch zufolge ist die spanische Truppenabteilung von dort aufgebrochen und in der Nacht zum Sonntag in Udenzac vor Elksar eingetroffen, wo sie ein Lager bezogen hat. Der Pascha von Elksar hat bei Naisuli und Gebbas gegen die Entsendung spanisher Truppen nah Elksar Einspruch erhoben.

Dem diplomatischen Korps in Tanger sind von verschiedenen Stämmen der Umgegend Proteste gegen die Ausschiffung spanischer Truppen bei Larrasch zugegangen. Die Note, die der Vertreter des Sultans el Gebbas an den spanischen Gesandten Marquis Villasinda in dieser Angelegenheit gerichtet hat, ist von diesem selbst mündli beantwortet worden. Wie „W. T. B.“ meldet, seßte der Marquis Villasinda Gebbas die bestimmenden Gründe uud die Bedeutung dieser Tatsache aus einander. Er versicherte Gebbas, daß die Maßnahmen Spaniens absolut nichts enthielten, was den Verträgen oder der Integrität des scherifishen Reichs, die die spanische Negierung zu respeftieren beabsichtige, oder der vollen Freundschaft zuwiderlaufe, die die beiden Länder einige und die das Madrider Kabinett zu ent- wickeln bestrebt sei. Die mündliche Antwort soll riftlich be- stätigt werden.

Parxlatinentärische Nachrichten.

i tizkommission des Herrenhauses hat, It T De a al Geseßentwurf über die fakultative F euerbestattung in der Fassung des Abgeordnetenhauses

angenommen.

Koloniales.

i den am 10. Juni fortgeseßten Beratungen der Haupt- versammlung dex DeutsWen Kolonialgesell[Haft zu Stuttgart, denen Seine Majestät der König von Württem- berg beiwohnte, wurde, wie „W. T. B. berichtet, beschlossen, das Retichskolonialamt dringend zu bitten, in einem noch dem jeßigen Reichstag vorzulegenden Nachtragsetat Mittel für die Erbauung eines nur mit der wissenschaftlichen Untersuhung von Tlier- seuhen und von Verfahren - zu deren Bekämpfung zu be- trauznden Tierseucheninstituts in Deutsch - Südwestafrika zu for- e Die Versammlung bes{chloß ferner, den Auss{uß zu er- suchen, die Bestrebungen zur Hebung des Neiseverkehrs nah den afrikanischen Kolonien ¿u unterstüßen, Schonung des Wildes in den Kolonien anzustreben und geeignete Schritte zur Schaffung von Natur- s{ußparks in den afrikanischen Kolonien einzuleiten. Hierauf {loß der Präsident, Seine Hoheit der L Ian Albrecht zu Mecklenburg, Regent des Herzogtums Braunschweig, die Tagung,

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutscher Spezialhandel mit dem Auslande im Jahre 1910.

Im deutschen Wirtschaftêgebiet betrug der Wert der Einfuhr ohne Edelmetalle im Jahre 1910 89341 Millionen Mark gegen 8520,1 Millionen Mark im Vorjahre. Der Wert der eingeführten n at belief sich auf 375,9 gegen 340,3 Millionen Mark im Vorjahre.

Der Wert der Ausfuhr ohne Edelmetalle bezifferte sich auf 7474,7 Millionen Mark gegen 6592,2 Millionen Mark im _vorher- gehenden Jahre und der der ausgeführten Edelmetalle auf 169,5 gegen 266,5 Millionen Mark. : A

Der Gesamtwert (einshließlich der Edelmetalle) übertraf den von 1909 in der Einfuhr um 4496 und in der Ausfuhr um 785,5 Millionen Mark.

An der Wertsteigerung von 1909 auf 1910 sind in der Etn- und Ausfuhr fast sämtlihe Warengruppen beteiligt.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer Meldung der „Köln. tg." “aus Hildesheim ist der Ausstand der Klempner und Verzinner der Maschinen- fabrik von Eduard Ahlborn beendet. Die Streitigkeiten sind gütlich beigelegt.

# Aus Zittau wird der „Frankf. Ztg." vom 10. d. M. berichiet, daß die Arbeiter der Ostrißer Juteweberei von Gustav Heinrich wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten sind. Der Betrieb wird durch Nichtorganisierte teilweise aufrehterhalten.

In Antwerpen fand gestern, wie dem „W. T. B.* qus Brüssel gemeldet wird, eine Versammlung statt, die von Seeleuten aus Antwerpen, Gent und Brügge sehr zahlreih befucht war. In der Versammlung erklärte der Sekretär der Gewerkschaft der See- leute, daß der Beginn des Streiks für den 14. d. M. festgesetzt set. Im Laufe der Verhandlungen trat zutage, daß einzelne Vertreter shwankender Meinung darüber waren, ob der Streik Erfolg haben werde. Troßdem scheint sih die Mehrheit für das angegebene Datum entschieden zu haben. In der Versammlung wurde erklärt, die eng- lischen Seeleute würden aus Gründen der Zweckmäßigkeit ihrerseits den Beginn des Streiks für den 19. Juni festsegen. Die Haupt- forderung der belgishen Seeleute richtet sih auf grundlegende Aende- rungen im Heuerwesen. Eine Besserung dieser Verhältnisse könnte jedoch nur duf Grund einer internationalen Vereinbarung erzielt werden, und daraus erflät sih auh die Weigerung der belgischen Needer, in Verhandlungen mit den Seeleuten einzutreten.

Die Matrosen und Heizer von dem „White Star Line “- Dampfer „Olimpic“, die sich in Southampton geweigert hatten, ihre Anstellung zu unterschreiben, wenn ihre Löhne nicht auf ses Pfund monatlich erhöht würden (\. Nr. 135 d. Bl.), haben, wie «W. T. B.“ aus London berichtet, vorgestern nachmittag unter- shrieben. Die Lage bezüglih des Streiks der Kohlenarbeiter ist unverändert geblieben; eine baldige Beilegung - ist wenig wahrscheinlich. Einer anderen Meldung des genannten Bureaus aus London vom 10. d. M. zufolge haben die Matrosen und Hetzer an Bord mebrerer Schiffe von Küstenschiffahrtsgesellshaften am Clyde angekündigt, daß sie am Ende dieser Woge die Arbeit einstellen werden. Der Präsident der nationalen Vereinigung der Seeleute und Heizer Wilson hat, wie demjelben Bureau weiter aus London berichtet wird, eine leßte Aufforderung zur Versöhnung an die Schiffseigentümer ge- richtet. Der Ausschuß erörterte die Klagen der Seeleute und erklärte, es sei unmöglich, daß die Führer der vereinigten Seeleute und Heizer diese noch länger zurüchalten. Der Streik drohe sih außerordentlich rasch unter den Seeleuten und Heizern aller Zweige des Schiffs- verkehrs auszubreiten.

Aus Jerez meldet ,W. T. B." vom 11. d. M., die Mehrzahl der Vereinigungen in der Stadt habe den Generalstreif aus Sympathie für die autständigen Landarbei ter bes{lossen.

Einer Mitteilung des genannten Bureaus aus New York vom 10, d. M. zufolge berihtet ein Telegramm aus Torreon, daß in Matshuala ein Ausstand der Bergarbeiter und in Verbindung dle Unruhen ausbrachen, in deren Verlaufe 14 Personen getötet

urden.

Auch in Eleveland (Ohio) kam es, wie dasselbe Bureau meldet, am 10. d. M. aus Anlaß eines Ausstandes von 5000 Arbeitern der Bekleidungsbranche zu ernstlichen Ruhestörungen, bet denen eine Person getötet w1rde und zahlreihe Personen verhaftet wurden.

Wohlfahrtspflege.

Am Freitag, den 16. Juni, dem 40 jährigen Gedenktage des Cin- zuges unserer siegreihen Truppen nah dem Gvsen Kriege in Berlin, findet im ganzen Königreich Preußen ein Kornblu men- und Post- kartenverkauf statt. Dur diesen sollen Mittel für Gewährung sreier Badekuren an Veteranen aus den letzten Kriegen ge[Galsen werden. In Berlin hat sich auf Veranlassung des Zentralkomitees des Preußischen Landesvereins vom Roten Kreuz zu ditsem Zweck ein Vrksausshuß gebildet. Frauen und junge Viädchen (niht unter 14 Jahren), die sfih an dem patriotischen Werk beteiligen wollen, werden gebeten, sich unter genauer Angabe von Namen und Adressen „nverzüglich {riftlich bei dem Vorsißenden des Ortsaus\husses für gent Blumentag, Wirklichen Geheimen Kriegsrat Dr. jur. Nomen, Derlin NW., Roonstraße 9, zu melden. Die Helferinnen werden tunlihst in der Nähe ihrer Wohnungen beschäftigt werden.

Kunft und Wissenschaft.

In seiner Vaterstadt Rostock is am Sonnabendnachmittag der Dihter Adolf Wilbrandt im Alter von 74 Jahren einer Lungen- ¿2ndung erlegen. Ein Sohn des bekannten Professors der Phil gelGhichte, studierte er in Rostock, Berlin und München N llologie und Geschichte und wandte sih bald der Schriftstellerei zu. ah mehrjährigem Auferithalt in Berlin, Frankfurt, Südfrankreich

und Rom siedelte Wilbrandt im Jahre 1871 nah Wien über, wo er si mit der Schauspielerin Auguste Baudius verheiratete und von 1881—87 als Nachfolger Dingelstedts artistisher Direktor des Hofburgtheaters war; jeitdem lebte er wieder in Rosto. Die ersten literarischen Arbeiten Wilbrandts waren eine Monographie Heinri von Kleists und ein goethisierender Roman „Geister und Menschen“. Dann wandte er \sih vorwiegend dem Drama zu, ein Gebiet, auf dem er groben Grfolg hatte und sich einen geachteten, weitgenannten amen verschaffte, obwohl seine Theaterstüke neben innerem dramatishen Leben vielfah dur äußerlißhe Bübneneffekte wirken. Die Tragödie „Grachus, der Volkstribun“ trug ihm 1875, das erfolgreiche Trauerspiel „Der Meister von Palmyra“ im Jahre 1889 den Grillparzer-Preis ein; im Jahre 1878 war dem Dichter einer der drei Schiller-Preise verliehen worden. Ueberaus fruchtbar war Wilbrandt auch auf dem Gebiete des Romans und der Novelle, in denen er mehrfach in einer dem Kenner durhsihtigen Verhüllung bekannte Persönlichkeiten fritisch darstellte. Genannt seien hier nur „Hermann Ifinger“, „Die Osterinsel“, „Der Dornenweg*“ und „Fesseln*. Neben drei Bänden „Gedichten“ sei auch der Tätigkeit des Dichters als feinsinnigen Ueberseßers gedacht, der wir mit Nüksicht auf die moderne Bühnc ins Deutsche übertragene ausgewählte Dramen des Sophokles und des Curipides verdanken; auch Goethes Faust hat Wilbrandt „für die Bühne in drei Abenden“ hergerihtet. Ein Selbstbiographie ver- öffentlihte er im Jahre 1905 unter dem Titel „Erinnerungen“.

Am Sonnabend fand in Kolberg die Schlußsißung des V. TFnternationalen Kongresses für Meeresheilkunde statt. Der Geheime Obermedizinalrat, Ferlalor Dr. Dietrich teilte mit, daß als Ort des nächsten Kongresses San Nemo und als Zeit das Jahr 1915 gewählt sei. Geheimrat Martius betonte in seiner Schlußansprache, daß der wissenschaftliße Gewinn des Kongresses ein doppelter sei. Der Kongreß habe erstens gezeigt, daß ein einmüttges Interesse für Schiffs\anatorien vorhanden ist, sodaß diese fulturell wie medizinisch gleih wichttge Frage wohl der endlihen Ver- wirklihung nahe sei. Zweitens sei die Erforschung der physiologischen und physikalischen Heilfaktoren des Meeres sowte deren Wirkung auf den Körper, zum Beispiel auf den Blutdruck, die Blutbildung und den Stoffwechsel, von hervorragendsten Autoritäten der exakten Wissen- chaft in Angriff genommen worden. Hoffentlich werde auf diesem Wege bis zum Wiedersehen in San Remo weiter fortgeschritten werden. Die Teilnehmer des Kongresses, der niht nur Kolberg allein, sondern den deutschen Seeküsten gewidmet ist, begaben \sich sodann mittels Ertrazuges nah Zoppot, wo durch ein Liegekur\chi|ff, das ein- gehend besichtigt wurde, das Problem der Schiffsfanatorien bereits im Tleinen gelöst ist.

In der zweiten und leßten allgemeinen Sißzung der Haupts- versammlung des Verekns deutscher Chemiker in Stettin hielt der Professor Dr. Otto Hahn-Berlin am Sonnabend, „W. T.B.*" zufolge, einen interessanten Vortrag über Mesothorium und Radiothorium. Auf der Suche nah einem guten Ersatz für das nur in beshränkten Mengen zu beshaffende Nadium fei ihm vor mehreren Jahren die Entdeckung der Zerfallprodukte des Thoriums, nämlich des Mesothoriums und Nadiothoriums gelungen. Da Deutschland der erste Thoriumproduzent fei, verfüge es über so große Mengen von Thoriumrückständen, daß durch deren Verarbeitung jährlich Mesothorium von der Strahlungsenergie mehrerer Gramm Nadiumbromid hergestellt werden könne.

Land- und Forsftwirtschaft.

Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Der Kaiserlihe Konsul in Saratow berichtet unterm 1. d. M. : Der Mai gibt für den Saatenstand im Südosten Rußlands ein sehr weselndes Bild, dessen Ton im ganzen jedoch auf grau gestimmt ist. Allgemein wird Regen herbetgesehnt, und die Propheten, die dies- jährig eine Mißernte vorhersagen, mehren sich. Namentlich die leßten Tage haben sehr ungünstiges Wetter gebraht. War die frühere Witterung {hon nicht besonders günstig, indem sich bald sommerliche Hiße mit empfindliher Kälte ablöste, die im Kreise Kamyschin sogar auf 3—5 ° über Null heruntersank, so fehlte es doch ab und zu nit an erfrishenden Negen, die den nah Feuchtigkeit lechzenden Boden auf einige Zeit wenigstens ausreichend tränkten. So gingen im zweiten Monatsdrittel größere Regenshauer in Pokrowskaja-Ssloboda nieder, welche sih über 150 Werst (1 Werst = 1,067 km) bis nach Uralek erstreckten. Aber alle derartige strihweise Besserung fiel dann wieder der anhaltenden Hitze zum Opfer, die während des leßten Monatsdrittels über dem Unterlaufe der Wolga und ihren Hinterländern lastete. Befonders {ädlich wirkte dabet, daß sie von trockenen, dörrenden Winden be- gleitet war, die auch jeßt noch nicht aufgehört haben. So kann es eigentlih kein Wunder nehmen, daß die Nachrihten zum Teil recht trostlos klingen. Groß ist die Klage im Uralsfkischen ; dort glaubt man bestimmt mit einer Mißernte rechnen zu müssen, und auch in den südlihen Teilen des Gouvernements Ssamara, den Kreisen Nikolajewsk und Nowousentk, blickc man mit Sorgen in die Zukunft. Desgleichen sind die Hoffnungen im Süden des Gou- vernements Ssaratow im Kreise Zarizyn recht gedrückt. Indessen würde- es nicht allzu viel bedeuten, wenn nur in den genannten Strichen, die bereits einen überwiegenden Steppencharakter haben, die Auésichten wentg erfreulih wären. Der Nuf nah Regen klingt aber viel weiter. So lauten auch aus Orenburg die Nachrichten zurück- haltend, obwohl dort Sommer- wie Wintersaat einstweilen noch als befriedigend angesprochen werden. Und selbst aus dem am meisten nah Norden vorgeschobenen Gouvernement Ufa heißt es, daß sich das Wachstum von Winter- und Sommerkorn infolge der Trockenhceit hinauszögere. Wird alles zusammengenommen, bleibt das Bild in seiner Gesamtheit ein düsteres, obshon es mitunter au an besseren Meldungen nicht mangelt. Im Kreise Ssysran, Gouvernement Ssimbirsk, z. B. soll die Wintersaat gut stehen und im Kreise Ssaratow ist man mit dem Sommergetreide zufrieden. Aber auch hier, wie überall, wird Regen sehnlichst erwartet.

Bei dieser Unsicherheit, die über dem voraussihtlihen Ernte- ergebnis lagert, ist der Markt natürli sehr vorsihtig. Größere Ab- {lüsse liegen kaum vor, obwohl die Zufuhren bedeutend gewachsen sind. Die Preise haben dem April gegenüber angezogen. Besonders in Hafer machte sih dies bemerkbar, wenn sich auch gegen Schluß des Monats ein gewisses Nachlassen zeigte. Im Durchschnitt läßt sich die Stimmung als ruhig und abwartend bezeihnen. Notiert wurden ;

Anfang Mai: j

._: : 0,83—0,88 Rbl. 0,61 0,63 das Pud 0,59—0,63 (1 Pud 0,54 0,58 = 16,38 kg),

Mitte Mä: R 0,85—0,89 Nbl.

Russischer Weizen Noggen . 4 Hafer (Pererod) . Nussischer Hafer . 6 E

Nussisher Weizen

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Nussisher Weizen 0,85—0,89 Rbl.

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0,63—0,65 x das Pud,

M, Q U

Hafer (Pererod) . . . + « , 0,60—0,63

MRusfsisWer Haser. . . » «+ : 0,56 0,59

E E T

In Oelsaaten war cigentlih nur in Sonnenblumenkuchen den

ganzen Monat über ein besseres Geschäft mit festen Preisen, die erst gegen Schluß ein wenig L In Sonnenblumensamen dagegen und Sonnenblumendöl blieb es dauernd till und gequält. Pan zahlte zu

das Pud.

feu "E Cre r P T E S S E R E N

Sonnenblumenkuchen Sonnenblumensamen Sonnenblumenöl

Beginn Mai: O 0,67,5 Rbl. O0 L280 y | das Pud, « .. 400490 Mitte Mai: E 0,67 Rbl. 1,00—127 , | das Pud, Ende Mai:

Sonnenblumenkuchen Sonnenblumensamen Sonnenblumenöl

Sonnenblumenkuchen Sonnenblumensamen Sonnenblumenöl

_ Der Kaiserlihe Konsul in Kiew berihtet ‘unterm 3. d. M. : Die anhaltende Dürre, welche bet großer Hitze fast den ganzen Monat April (a. St.) hindur in dem diesseitigen Amtsbezirke herrschte, gab zu ernsten Befürhtungen wegen des Schicksals der Winter- und Sommersaaten Anlaß. Neichliche Nieders{hläge, verbunden mit starker Abkühlung, die Anfang Mai niedergingen, beseitigten jedoch die drohende Gefahr und brahten eine Wendung zum Besseren, zumal Nackt- frôste, deren Auftreten von anderen Rayons ber gemeldet wurde, im Südwestgebiete niht vorkamen. Unter dem Einflusse der au gegen- wärtig fortdauernden fühlen Witterung erholen sih die Saaten zusehends, und lauten die Nachrichten über ihren Stand im all- gemeinen befriedigend.

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Saatenstand in Italien während des zweiten Drittels des Monats Mai 1911.

Das regnerishe Wetter und die verhältnismäßig niedrige Tem- peratur, die während der Berichtsperiode in Italien herrschten, waren im allgemeinen den verschiedenen Kulturen nit günstig. Namentlich hatten darunter zu leiden die Obstbäume, Reben und das in Blüte stehende Getreide. Die Niederschläge hielten die Feldarbeiten auf und beeinträchtigten die Grashur und das Austrocknen des bereits geschnittenen Futters. Abgesehen von Mais, Zuckerrüben und Küchen- kräutern, die eine üppige Vegetation zeigten, machte die Entwicklung der Feldfrüchte bei der ungünstigen Witterung keine nennenswerten Fortschrilte. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls in Genua vom 8. Juni 1911.)

Saatenstand und Getreidehandel in Rumänien.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Galatz berichtet unternz 7. d. M. : Durch die noch rechtzeitig eingetretenen Niederschläge haben sich die Ernteaussihten im diesseitigen Konsulatsbezirk sehr gebessert. Besonders \{ön und vtelversprehend stehen die Frühjahrs\aaten: aber auch die hon ernstlich gefährdet gewesenen Weizenfelder haben i sehr erholt und berechtigen zu der Hoffnung auf eine gute Mittelernte.

Im Getreidege\chäft war eine wesentliche Belebung zu ver- zeihnen. Für Weizen blieb die Marktlage fest. Der Umsatz be- wegte sih indes infolge der andauernd hohen Preise noch immer in engen Grenzen. Jtalien war nach wie vor Hauptkäufer für bessere Sorten, während Belgien einiges Interesse für geringere Ware zeigte. In Roggen fanden nur die besseren Sorten Abnehmer. Die zu Anfang des Monats Mai feste Marktlage flaute später fühlbar ab. Gerste war andauernd fest. Die Bestände aus der alten Ernte sind gering, während die Nachfrage sehr lebhaft ist. In Neu- gerste kamen größere Abschlüsse nach Deuts{land und England zu ziemlih hohen Preisen zustande. In Neuhafer wurden einige Ver- fâufe nah England und dem Mittelmeer abgeschlossen. Im übrigen blieb das Geschäft ruhig, da die rumänischen Preise noch immer zu hoh find. Auch für Mais blieb England Hauptkäufer, während die Nachfrage vom Mittelmeer etwas nachließ.

Auf dem Frachtenmarkt herrshte ebenfalls Festigkeit. Für Dampfer von Sulina wurden 10/—, von Galaßz/Braila nah Notter- dam/Antwerpen 8—8/6 bezahlt.

Ueber Sulina seewärts gelangten in der Zett vom 1. bis 27. Mai zur Ausfuhr:

Weizen. E 62727 4 o Sa O O

Hafer 6 643 t,

Die Preise stellten si, wie folgt: 1000 kg cif Kontinent Weizen 80/81 kg prompt . : 164/162 M4 ü 78/79 L i 160/159 Noggen 70/71 7 ei 110 a COA Velen 119/121 Gerste 59/60 i E 116 5 67/68 5 I 126/127 Hafer 43/44 z E 112/110 L 48/49 je nah Muster . 115/117 Mais, Donau je nach Muster. 108

Verkehrswesen.

Am 15. Juni wird bei der Postagentur in Tegelort bei Berlin der Telegraphenbetrteb eingerihtet werden und eine öffentlihe Fernsprechstelle in Wirksamkeit treten. Der Telegraphen- und Fernsprechdienst wird daselbst auch im Winter, während die L RSentnE geshlossen ist, von einer Telegraphenhilfsstelle aufrecht erhalten.

Im Neichspostgebiet ist die Zahl der Kontoinhaber im Postsheckverkehr Ende Mai 1911 auf 56 100 gestiegen. (Zu- gang im Monat Mai über 1000). Auf diesen Postscheckonten wurden im Mai gebucht über 1,098 Milliarden Mark Gutschriften und 1,094 Milliarden Mark Lastschriften. Das Gesamtguthaben der Kontoinhaber betrug Ende Mai 110 Millionèn Mark, ihr durch\ch{nitt- lihes Gesamtguthaben während desselben Monats 1234 Millionen Mark. Im Verkehr der Reichéposisheckämter mit dem Postspar- kfassenamt in Wien, der Postsparkasse in Budapest, den \{weizerischen Postsheckbureaus und der belgishen Postverwaltung wurden 54 Mil- lionen Mark umgeseßt, und zwar auf 2340 Vebertragungen in der Richtung nah und auf 9570 Uebertragungen in der Nihtung aus dem Auslande. :

Theater und Musik.

Die Königliche Hofschauspielerin a. D. Aanda Lind ner wurde Sonnabendabend während der Vorstellung im Königlichen Schauspiel- hause von Seiner Majestät dem Kaiser und König empfangen. Seine Majestät ernannte die Künstlerin anläßlih ibres Rücktritts von der Bühne zum Ehrenmitglied des Königlihen Schauspiels und über- reichte ihr mit gnädigen Worten ein Ärmband mit Brillanten und Nubinen.

Stiller theater Charlottenburg.

Am Sonnabend wurde Max Drevers Schauspiel in 4 Akten „Der Probekandidat“ gegeben. Nicht wegen seines künstlich konstruierten Märtyrertums erbält ih dieses Stück auf dem Sptel- plan unserer Bühnen, fondern, infolge der mit unleugbarem Ge- \hick berausgearbeiteten komishen Typen und drastishen Situationen, die fo recht auf das Bcbagen des großen Publikums zugeschnitten sind, das, wenn es sih im Tbeater unterbalten will, nit erst. lange unter- sucht, ob wir Deutsche geistig wirklih im „allerdicksten Mittelalter leben“ —, wie in dem Stücke behauptet wird, ob . ein Gymnasium, an dem der Lehrer des naturwissenschaftlihen Unterricts gemaßregelt wird, weil er seinen Vortrag nicht strenge an den mosaishen Schöpfungzs- berichte anlehnt, so zu den herkömmlichen Institutionen gehört. Eine sorgsame Regie hatte dem , Probekandidaten* den Weg zur günstigsten Aufnahme gebabnt. Georg Pacschke spielte die Titelrolle nah Vor-

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