1891 / 281 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 28 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Ober - Landesgerihten waren thätig: Präsidenten 13, Senats-Präsidenten 37, Ober-Landesgerihts-Rätbe 241, Rehnungs- revisoren und Justiz-Hauptkafsen-Rendanten 26, Gerichtss{hreiber und Geri(t8shreiber- Gehülfen 258, Kanzlisten 57, ständige Hülfsarbeiter im Bureau- und Kanzleidienst 29, Gerichtädiener und Kastellane 77. Bei den Staattanwaltschaften bei den Ober-Landes- gerichten waren thätig: Oter-Staatsanwälte 13, Staatéanwälte 14, Sekretäre 18, Assistenten 11, Kanzlisten 13, Kanzlei-Diätare 1, Ge- ribtédierer 14. Die Zahl der Referendare bei den Ober-Landes- geri{ten und in deren Bezirken betrug 3039.

Wohlthätigkeit.

Der Rentier Karl Tröger in Plauen i. V, der am 95, November vor 50 Jahren das Meisterrehßt als Gerber erwarb und damit den Grundstein zu der Lederfabrik von Karl Tröger da- felbst legte, stiftetee dem „Chemn. Tgbl.“ zufolge an seinem Tubiläumstage ein Vermächtniß von 10000 Æ für alte würdige Nrme dieser Stadt, deren Zinsenerträgniß in Summen von nit unter 20 M alljährlih zur Vertheilung gebracht werden foll. Ferner stiftete die Firma Karl Tröger 300009 46 zur Unterstüßung ihrer Arbeiter, auch brachte sie am JIubiläumstage 5500 an das Comptoir- und Arbeiterpersonal zur Vertheilung.

Oldenburg, 21. November. Ein Fräulein Christine Shulgze, die kürzlih bier starb, hat, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, der Stadt zur Verwerdung für wohlthätige Zwedke ein Ver- mächtniß von 300000 M. hinterlassen.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber zwei am leßten Mittwoh in Dudmweiler (Saar- revier) abgehaltene Bergmanns-Versammlungen berichtet die „„Dudw. Ztg.“':

In beiden Versammlungen sprach der Bergmann Sh1uöder, der von den Bergarbeitern Westfalens zum Deputirten gewählt wurde, um ihre Bes§werden Seiner Majestät dem Kaiser vorzuiragen. Dieser Schröder, der seinen Kaiser belog (kein Sozialdemokrat zu sein), redete in beiden Versammlungen urd machte in bekannter Weise Propaganda für die Sozialdemokraten, Auch Hellbrück und Warten spraher. In der Abendversammlung trat dann noch zum Séluß Peter Braun auf. Die Redner hatten dann die Versammelten fo weit aufgcwiegelt, daß vor dem Auteinandergehen aus der Mitte ein Ho auf die Sozialdemokraten ausgebraht wurde. In das Hoch wurde von den Versammelten (es mögen immerhin über 300 Mann gewesen sein) freudigst cingestimmt. Diese Versammlung war von dem Vertrauensmann der 2&ctheilung Dudweiler des Rechts- \chugvereins, Hellbrück, einberufen, der noch am vorbergehenden Sonntag in einer Versammlung zu Iägersfreude sagte: „Jch bin kein Sozialdemokrat und will auch mit ihnen nichts zu thun haben.

Aus Bochum wird, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, gemeldet, daß am Sonntag in den Kohlenrevieren Ver- sammlungen stattfinden, die die Frage zu entscheiden haben, ob der Versandt deutsher Kohlen nah dem fran- zösishen Ausstandsgebiet niht verhindert werden könne. Der Vorstand des Bergarbeiter-Verbandes forderte die deutschen Bergleute auf, die ausständigen französischen Kameraden zu unterstüßen. Die Sammlungen sollen demnächst eröffnet werden. Der Strike der franzöfischen Bergleute dauert fort, nahdem si dieselben mit den Gru engesellshaften über die Zusammenseßung des Schiedsgerichts nicht einigen konnten.

Ein sozialdemokratisher Parteitag für die Distrifte Westfalen, Lipye-Detmold, Schaumburg-Lippe und Walde ck findet nach demselben Blatt am 6. Dezember in Dort- mund statt. Regelung der Preßverbältnisse und Neuordnung der Partei-Agitation sollen als Hauptaufgaben den Parteitag beschäftigen. Gn Freiburg i. Br. findet morgen die Generalversammlung der sozialdemokratischen Landesorganisation Badens (bezw. der dritte badisch? Arbeitertag) statt. Den Bericht des badischen Parteivorstandes wird Adolf Geck geben, während über das Pro- gramm von Vollmar und über die soziale Lage der ländlichen Bevölkerung Dr. Rüdt referiren wird,

Zur Lohnbewegung unter den deutshen Buch- druckern liegt heute eine Mittheilung des „D. B. H.“ aus Düsseldorf vor, daß die Schriftseger der drei bedeutendsten Drutckereien der Stadt gekündigt haben und eine neunstiündige Arbeitszeit Va

Ferner berihtigt die „Wes.-Ztg.“ eine Mittheilung aus Geestemünde (vgl. Nr. 279 d, Bl.) folgendermaßen:

Der Verlag der „Nords.-Ztg.“ theilt mit, daß er die Forderung der neunstündigen Arbeitszeit dahin beantwortet habe, daß sie zur

Zeit wegen mangelnder Räumlichkeiten abgelehnt werden aüe, daß er aber nah Beendigung des neuen Drudckereigebäudes verhandeln wolle, vorausgeseßt, daß bis dahin im All- gemeinen im Buchdruckergewerbe die Verkürzung der Arbeits-

zeit verwirklicht sei. Die geforderte Erhöhung des Lohnes um 10 9% sei nicht bewilligt ; es sei vielmehr nuc den Leuten, die bisher das Minimum erbalten, und einigen anderen eine Lohnertöbung um 1 # (glei etwa d 9/0) gewährt. Der Verlag der „Prov.-Ztg.“ hat vom 1. Sanuar 1892 ab den neunstündigen Arbeitétag zugesagt, vorau®- geseut, daß in der Tarifkommission kein anderer Tarif zu Stande kommt und cs der Gehülfenschaft gelingt, den neunstündigen Arbeits- tog allgemein einzuführen. Daß der Verlag der sozialdemokratischen „Norddeutswen Volksstimme*" den neunstündigen Arbeitstag eingeführt bat (seit dem 20. Oktober), ist in diesem Zusammenhange be- deutungslos.

Der Ausstand der Spitßenweber in der Spihßenweberej, zu Leipzig-Lindenau ist, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, beendigt. x Er hatte vor 10 Wochen mit der Arkbeitsniederlegung durch 39 Webes begonnen, die Ursache war eine Lohnkürzung von 15 bis 20/0. Di, Arbeiter haben in dieser Woche bis auf sieben die Arbeit wieder auf genommen, ohne ihre Forderungen durchgeseßt zu haben. Mangel an eigenen Mitteln und an Unterstüßung durch andere Gewerkschaften solle die Fortsetzung des Ausftands erschwert haben.

Der Bergarbeiter-Ausstand im Norden Frank- reihs scheint durch die Arbeiten des Schiedsgerichts einer nahen Beendigung entgegen zu gehen. Ueber die gestrige Versammlung der Schiedsrichter wird aus Arras telegra- phish Folgendes berichtet :

Die Sciedsörichter der Arbeiter- und der Bergwerksgesellschaften sind über alle bestehenden Streitfragen zu einer Verständigung ge- langt, nit Ausnahme derjenigen über die Entlassung von Arbeitern wegen Ausfstandshandlungen. Diese Frage wurde einstweilen zurück- estellt.

: Ueber die Verhandlungen wird im Einzelnen mitgetheilt: Die Ausständigen verlangten einen Durhschrittslohn von v Fr. 50 Cts. mit einem Zuschlag von 20 9%. Der von den Gesellschaften gewählte Stiedsrichter V uillemin erwiderte, daß die von der Bergwerks- Verwaltung veröffentlichten Ziffern für die ersten Monate des Jahres 1890 einen Durcs\Gnittslohn von 5 Fr. 26 Cts. ergäben, wozu noch 41 Cts. für vershiedene Vergütungen hinzuträten. Seit dem Monat August bezögen die Bergleute einen Zuschlag von 10%/0, der neue Lohn belaufe ch also auf 5 Fr. 78 Cts. Der Arbeiter-Schicds-

rihter Basly verlangte darauf 5 Fr. 78 Cts. als Durch- \hnittslohn. Buillemin erwiderte darauf, es sei unmöglich, etnen allgemeinen Durchschnitislohn festzuseßen. Die Arbeit sei je nah den Bedingungen und der Lage verschieden, au müsse die Vermösgenslage der Gesellshaft in Rechnung gezogen werden. Schließlih wurde beschlossen, den Durch-

\chnittslohn festzustellen nah dem Durchschnitt der Löhne vom Jahre 1889 mit einem Zuschlag von 20%. In Betreff der Frage der Hülfs- und Pensionskassen beschlossen die Schiedsrichter einstimmig,

f

der Genehmigung des Comités der Bergwerksbesißer und der Ausständigen gefaßt. Man glaubt, daß diese Comités dem Nebereinkommen zustimmen werden und dz2Hß die Arbeit am Montag oder Dienstag wieder aufgenommen werden würde. Die Swhieds- richter werden stch Sonntag Abend auf der Präfektur wieder ver- sammeln zur RMatifizirung und Unterzeihnung der getroffenen Vereinbarungen und um über die einstweilen zurückgestellte Frage, betreffend die Entlassung von Arbeitern wegen Ausftandshandlungen nochmals zu berathen. ]

Außerdem liegen noch folgende Wolff’ {e Meldungen über den Ausstand vor:

Nus Lens wird berihtct, daß die Nat zum Freitag irn Aus- standsgebiet des Departements Pas de Calais rubig verlaufen sei; der Ausstand dauert jedoch in vollem Umfange fort. Ausftändige Koblenarbeiter, die sich geweigert hatten, an den nähtlichen Patrouillen- gängen theilzunehmen, erhielten anonyme Drobbricefe, worin ihnen angezeigt wird, daß man, wenn sie auf ihrer Weigerung beharrten, ihre Wobnungen mit Dynamit in die Luft spreagen würde.

Nat einer Mittheilung aus Paris follen seit einigen Tagen ausländische Agitatoren vas Kohlenbassin des Nord-Departe- ments bereisen und zum Ausftand auffordern. Die Mebrheit der Arbeiter verhält sh jedo gegen jede Arbeitécinftellung abgeneigt. Das 1s. Dragoner-Regiment ist aus dem Lager von Chalons ein- getroffen, ura an der Aufrechthaltung ter Ordnung mitzuwirken,

Aus Züri ch wird der „Magdb. Ztg.“ telegraphirt: Der Central- aus\chuß der Züricher Grütli- und Arbeitervereine be- {loß die U-cbernahme des nächsten internationalen Arbeiter- fongresses im Jahre 1893 und des demnächst stattfindenden sozialdemokratishen Parteitages in Olten, Demgemäß wird vorausfi@tlich Zürich als Kongreßorct bestimmt werden.

Na Mittheilung des Statiftishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 15. bis inkl. 21. November cr. zur Anmeldung gekommen: 303 (Fhe- schliefungen, 1028 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 790 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Sp, Ueber die Verflüssigung der permanerten Gase.

íúFIn der Urania hatte i am Donnerstag Abend ein zahlreiches Publikum eingefunden, um einen Vortrag des Professors Raoul PDictet anzuhören. Bekanntlih hat dieser verdienstvolle Forscher den größten Theil der Arbeit seines Lebens darauf verwend-et, die in dem Thema bezeichnete Aufgabe zu lösen. Der Vortrag, den der Redner in seiner Muttersprache der französishen und mit der ganzen Lebendigkeit und Eleganz der Rede hielt, die dieser Sprache eigen ist, führte die Zuhörer über die Grenzen des Themas hinaus zu einer Betrachtung der Wärmeersheinungen überbaupt. Die Ausdebnung durch Erwärmung wurde an einfahen Apparaten und an empfindliten Meßinstrumenten gezeigt und er'äutert. Die Erscheinungen der s\pezifishen und latenten Wärme wurden von tem Redner dargestellt alé eine Art Widerstand, welchen die Körper einer Erwärmung entgegenseßzen. Wie ein solcher Widerstand sieht es z. B. us, wenn im Winter bei cinem jähen Temperaturabfall bis weit unter den Gefrierpunkt \sich auf den Gewässern doch nur ganz all- mäßlih eine Cisdee bildet. Das Waßer enthält eben cine gewisse Wärmemenge insofern aufgespeichert, als es flüssig ist. Diese muß erst aufgezehrt werden, bevor cin Erstarren stattfindet. Recht auf- fallend zeigte f&% die Erscheinung der latenten Wärme bei dem Ver- suche, cine größere Menge ge\{molzener Substanz, welche vorsichtig unter den Erfstarrungëpunkt abgekühlt war, plouglich in den festen Zustand überzuführen. Eine erhebli®e Steigerung der Temperatur begleitete die Krystallisation. Die Wärme- strablung wurde durch den bekannten Versuch demonstrirt, bei dem von zwet großen parabolischen Hohlspiegeln, welche einander in beträchtlicher Entfernung gegenüberstanden, der eine die Strahlen eines glühenden Körpers dem anderen zusandte und dadur eine in thm be- findlihe entzündlihe Substanz bis zum Aufflammen erhißzte. Hiec gewann der Versuch besonders dadurch an Interesse, daß der Redner erzählen konnte, wie im Fahre 1804 sein Großvater zum ersten Male dieses Experiment angestellt babe. Die Wärmestrablen führten den Redner auf die Auffassungsweise der Wärme, die auf Schwingungen der Moleküle des Aecthers und der materiellen Körper zurückzeht. Ohne Weiteres erciebt sch aus dieser Theorie, daß zwischen mechanischer Energie und Wärme ein zahlenmäßiges Verhältniß für etwaige Umrwandlurgen bestehen muß, ein Sag, der bekanntli den wiHtigsten Theil des Gesetzes von der Erhaltung der Energie ausmacht. Was speziell die luftförmigen Körper angeht, so wies der Rednec auf die genetische Gastheorie hin, nach der sich die Erscheinungen des gasförmigen Zustandes, so z. B. der Drudck, den ein Sas auf die Wände eines Behälters ausübt, dur die heftige Hin- und Herbewegung und den \{@lteßlihen Anprall der Gas- molekfüle an die Wände des Gefäßes erklären. Niemals ift diese Theorie und ebenso das Gescß der Erhaltung der Energie mit solcher Lebhaftigkeit und Anschauli&keit erläutert worden. Daß der Nach- weis des Zusammenhanges zwischen den vorher betrachteten Er- \cheinungen und diesen Aischauungen niht vollständig dargelegt werden konnte, ist bei der Kürze der zu Gebote stehenden Zeit wohl selbst- verständli%, und es ist durchauz anerkennenswerth, daß hier der Hauptpunkt wenigstens \harf bervorgehoben wurde: daß die Re- sultate der experimentellen Forschungen der lehten Zeit ih durchaus in Uebereinstimmung befinden mit den Betrachtungen der Theoretiker, sodaß man fast sagen fann, die Wärmelebre komme der Astronomie an Exaktheit gleich so wie jene die Babn eines Sterns aus wenigen Elementen bestimme, so könne man das hier mit dem Zußande eines Körpers, wenn man nur wenige Konfianten kenne.

Die Frage nach der Verflüssigung der Gase wurde in der Weise in Angriff genommen, daß mittels einer großen hydraulishen Pumpe \chweflige Säure, Cyan, Kohlensäure und atmospärishe Luft kompri- mirt wurden. Es zeigte sich bei den ersten drei Gasen der Reihe nah eine Kondensatioun, ch&arakterisirt dur ein Beständigbleiben des Drucks von dem Augenblick dec beginnenden Verdichtung an bis zu ihrem Schluß. Die atmosphärishe Luft verdihtete sich nit. Redner wies darauf hin, daß dies mit der Erscheinung der kritishen Temperatur zusammenhänge, einer für jede Luftart bestimmten Temperatur, oberhalb deren eine Verflüssigung niht mögli sei. Bei der atmosphärischen Luft licgt diese Grenze bei 122 Grad unter Null. Bei unseren gewöhnlihen Teimperaturen roird also auch der stärkste

Druck, betrüge er selbst tausende von Atmosphären, nicht ausreihen, eine Verflüssigung herbeizuführen. Ein Versuch mit Koblensäure, die in einem kleinen Gefäß einge-

{lossen projicirt wurde, zeigte das eigenthümliche Verhalten eines Stoffs in der Nähe seines fkritishen Punktes. Hier fonnte man eine Nebelbildung, ja einen förmlihen Regen von Kohlensäure in dem kleinen Gefäße sehen. Das bekannte Faraday' se Experiment, bei dem aus einem glühenden Tiegel Eis und ge- \{chmolzenes Quelksilber herausgeholt werden kann, wenn er mit Kohlensäureschnee angefüllt ift, bildete den Schluß dec Vorführung. Daß die Versuche einen aus8gezeihneten Verlauf nahmen, versteht #ch von selbst, und s ist deshalb zweifellos, daß die Zuhörer einen ebenso lehrreihen wie angenehmen Abend verbracht haben.

In der leßten Sitzung des Vereins für deut\ches Kurst- gewerbe am vorigen Mittwoch (der einhundertsten zwanglosen Ver- sammlung seit Gründung des Vereins) fand eine lebhafte Besprehung statt über das Thema: Wie ist dem fühlbaren Mangel an tüchtigen kunstgewerbliwen Zeichnern abzuhelfen? Der Referent Herr Ed. Puls leitete die Besprechung ein und stellte eine Anzahl Thesen auf, die im Wesentlichen eine Abänderung verschiedener Bestimmungen der Unterrichtsanstalt des Königlihen Kunstgewerbe-Museums8 bezwecken.

wie sie von den Fabrikanten gebraucht werden, sodaß die lezieren sich mebrfach genöthigt sähen, ihre Catwürfe von auswärts gebildeten Zethnern machen zu lassen. Mehrseitig wurde auh darauf hingewiesen, daß es den Zeichnern an Selegeheit fehle, fch mit den Anfordervngcen der Werkstatt bekannt zu machen. Herr Geheimer Ober-Regierungé-Rath Lüders beleuhtete die Angelegen- heit in einer längeren Rede, in der er die Vor- und Nachtheile der verschiedenen nterrihtssvsteme schilderte und die Haupts{uld an den bekloaten Verbältnisser dem Umstande beimaß, daß dem deutshen Kunstgewerbe leider rcch immer nit die Mittel zur Verfügung stehen, wie z B. dem fianzöfishen. Der Verein besGloß die Einsczurg eter Kommission von sieben Mit- gliedecn, um die Frage gründliß zu berathen, bezichunaëweise cine dem Kuustgewerbe-Muscum zu üÜberreihende Denkschrift aus- zuarbeiten. Im Sigzungsfaale war eine reihbhaltige Sammlung von Arbeiten des bekannten Zeihners Peter Geh (Inhabers des Berliner graptischen Instituts, Unter den Linden 20) aus®geftellt. Neben zahlreih:n gelungenen Handzeihnungen für Illustrationen, ernsten wie humoristiihen Charakters, wele die außerordentlich viel- seitige Begabung des Künstlers darthaten, brate die Ausstellung namentlich eine lange Reibe von Diplomen und Adressen in ver- shiedenster, zum Theil sehr werthvoller Ausführung zur Anschauung. Herr Geh hat K auf vem Gebiete der Diplom-Malerei seit Jahren besonders aus8gezeichnet. Ein kürzlih von Karlsrube hierher übergesiedelter Gla8maler, Herr Paul Schmidt (Krausenstraße 6), der si in den biesigen kunstgewerblihen Kreisen einzuführen wünsckt, hatte mebrere Gla8gemälde ausgestellt, die von tüchtigem Können zeugten. Neven größeren figürlihezn SaDHen fielen mebrere kleine Scheiben in s{weizer Manier vortheilhaft auf. Professor Hilde- brandi zeigte einige auswärtige Kunsterzeugnisse: ¿wei mit Wappen bemalte Majolikateller von fauberfter, ftilgere{ter Ausführung aus der Fabrik von Gebr. Gcoedeke in Hannover sowie einen großen Glas- telle: mit reicher farbiger Dekoration, gemalt vom Glasmaler Swimpke in Tanneberg. Die Arbeiten zeihneten sich durch äußerft billige Preise aus, Der Sobn des Bürgermeisters zu St. Ingbert stieß laut „St. F. A.“ beim Umroden eines Gartenbeets auf einen vergrabenen irdenen Topf, der mit alten Silbermünzen angefüllt war. Es fanden fi 50 Stück von der Größe eines Markstücks und eine große Anzabl, ungefähr 2000 Stück, welhe in der Größe den heutigen silbernen 20-Pfennigstücken gleibstehen. Die Münzen tragen ein Kreuz in der Mitté und am Rande eine lateinische Inschrift, die nah Beseitigung des Grünspanüberzuges erkennbar ist. Sie {einen dem- nach aus dem Anfang des Mittelalters zu stammen und vielleicht burgundishen Gepräges zu sein. Ueber die angeblihe Entdeckung eines Bildes von Rubens wird der „Frkf. Ztg.* aus Antwerven gesrieben: Herr Hendrickx, Sekretär des Kirchenraths von St. Willebrord, hat dieser Lage eine sehr interessante Entdeckung gemacht. Derselbe hat nämli heraus- gefunden, daß das große Altarbild in der St. Willibrordsk.rche, welches man biêéher dem holländishen Maler Thomas Bosschaerdt zus{rieb, von keinem Geringeren als von Rubens gemalt worden ist, und zwar fstüßt si diese Entdeckung auf Fol- gendes: Herrn Hendrickx, der sich viel mit kirchengeshict- licen Studien beschäftigt, kam, als er vor einigen Tagen das Ard®viv der Wilibrordékirhe dur@stöberte, ein großes und sehr altes Bu in die Hände in welhes von den kirhlihen Be- hôrden neben verschiedenen, die Beurkundung des Personenstandes be- treffenden Angaben auch die Gescenke cingetragen waren, welche die Kirche seit dem Jahre 1622 erhalten hatte. Aus deni Jahre 1631 fond sich nun dort folgender Vermerk: „Ttem jouffrouw de Clerck heeft gegeven zot een anders mans name, 800 8Yy ayde, een groot autaer stuck schilderye met lyste, geschildert von myn heer Rubbens, die het selfde estimeert 7C0 gul- den“ (Desgleichen gab Fräulein de Clerck in eines anderen Manns Namen, wie sie sagt?z, ein großes Altarstück, Gemälde mit Rahmen, gemalt von Herrn Rubens, der es felbst auf 700 Gulden schäßt) Man ist mit Rückficht auf diesen Vermerk in hiesigen kunst- verständigen Kreisen jeßt um so fester davon überzeugt, daß das Bild thatiäctlih von Rubens herrührt, als die Annahme, daß Bosschaerdt es gemalt haben follte, sich nur auf eine Vermuthung des Kunsft- kenners van Lerins stüßte, und das Gemälde auch in Wirklich- keit ein des großen Künstlers würdiges Meisterwerk ist. Das Vild, woelbes den Bischof Willebrordus und die heilige Familie darstellt, 1 ala E DUiN und eine Höhe von etwa zwei und einem halben eter. Der als Alterthumsforscher bekannte General- Vikar Kanonikus Straub is laut Meldung des „W. T. B.“ gestern in Straß- burg im Elsaß gestorben.

Land- und Forstwirthschaft.

Seeswlidck.

Aus dem Regierungsbezirk Stade wird geschrieben: Die Ein- fuhr von Seeschlick vermittelst der Eisenbahn hat sfih über Erwarten günstig gestaltet, einmal dadurch, daß die Köntalide Eisenbabn- Direktion zu Hannover den Auénahmetarif für Seeschlick au auf denjenigen Strecken, auf welchen er bisher nit galt, eingeführt hat ; sodarn dadurch, daß die nicht unerheblihen Abladekosten auf einigen Stationen erspart werden konnten, weil die Empfänger den See- \chlick direkt aus den Eisenbahnwagen entnabmen, So ift es in diesem Jahre möglich geworden, anstatt der 400 cbm, die ursprünglih vorgesehen waren, ctwa 270 Wagenladungen zu je 7,50 cbm, also über 9000 cbm, auf den einzelnen Eisenbahnstationen zur Verfügung zu stellen. Troßdem haben die Anträge auf Abgabe von Seeschlick, weile noch fortwährend gestellt werden, nur zum Theil befriedigt werden können.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. |

Köslin, 26. November. Die Influenza hat auch in unsere Stadt ihren Einzug gehalten; im Kadettenhause liegen der „Kösl, Ztg.“ zufolge etwa 120 Zöglinge daran darnicder, auch in der Stadt ist eine größere Anzahl von Personen von der Krankheit ergriffen.

Paris, 27. November. Die Influenza ist, wie „H. B meldet, stark unter der Besaßung des Mittelmeer-Geschwader

aufgetreten.

Handel und Sewerbe. Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in ObersHhlestien An der Ruhr sind am 27. November gestellt 10 583, nicht recht-

zeitig gestellt keine Wagen. : i n Obers@lesien sind am 26, d. M. gestellt 4225, nicht

rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhafstations-Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen az 97, November 1891 folgende Grundstücke zur Versteigerung : Urbanstraße 6, dem Maurermeister Karl Schultze gehörig; Nuzungêwerth 20520 M; das geringste Gebot wurde auf 254 990 K festgesetzt; für das Meistgebot von 325000 (A wurde die Handelê- gesellshaft in Firma Gebrüder Schulße, Chausseestraße 2, Ersteherin, Fidicinstraße 11, dem Gürtlermeister Hermann Be cker gehörig; Nußungswerth 10200 Æ; das geringste Gebot wurde auf 138300 # festgeseßt; für das Meistgebot von 1665090 Æ wurden der Kaufmann Siegfried Wollftein, Friedrichstraße 234, zu 7/16 Antheilen und die Frau Ottilie Croner hier zu ®/16 Antheilen Ersteher.

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarki berichtet die „Schles. Ztg.“: Die Lage des oberschlesishen Eisen-

daß hierin genau nach dem betreffenden Beschlusse des Senats zu verfahren sei, Die Beschlüsse wurden unter Vorbehalt

Von verschiedenen Rednern wurde beklagt, daß die jeßige Art und Weise der Ausbildung nicht \sol@e Zeichner \cha|ffe,

marktes ist keine günstige zu nennen. Das Vertrauen zu einer festeren

E

Tendenz ift bei den Großbändlern no§ immer nihcht zurückgekehrt; die alten Ordres finden ihre Erledigung, während neue Aufträge von Tag z1 Tag spärlicher eingehen, da die Bausaifon vorüber und der Eisen- bedarf somit wesentli geringer geworden ist. Die Seitens ter Kon-

sumenten und auÿ der Händler aufgegebenen Ordres lauten zumeist auf sofortige Lieferung, der von den Werken pünkilich naGgekommen wird, ein Beweis, daß die Läger der Händler leer sind und ältere, dringende Aufträge den Hütten niht mehr vorliegen. Das Roh-

eisenge\chäft verblieb in der bisherigen Lage; eine Aufbesserung dur erhöhten Absag ift vorläufig um so weniger zu erwarten, als englis&es Roheisen mit 38 Sh., Warrants sogar mit 37 Sh. ab Bord angeboten wird, mithin die Preife wiederum stark zurückgegangen sind. Bisher sind die Roheisenbefiände nit an- gewachsen, weil das frisch erblasene Roheisen von den Werken auf- enommen und verbrauGt wird. Da nun die Werke mözlichit viel

oheisen und möglichs wenig Alteisen zu verarbeiten suchen, fo liegt das Alteisengeschäft ungemein darnieder, fodaß selbst beste Waare zu außergewöhnli billigen Preifen nur \@wer unterzubringen ist,

Im Betriebe der Walzwerte matt sih der chwächere Eingang von

Spezifikationen bereits bemerkbar; nur einzelne größere Werke bringen noch ihre ganze Produktion fris zur Abfuhr und sind mit Auf- trägen noch für einige Wochen gesichert. Bei den Stahlwerken ist die Lage eine günitigere, da dieselben in Eisenbahnmaterial ae- nügend beschäftigt sind. Was das Blechges\chäft anlangt, so waren in der Berichtswoche Feinblehe wiederum begehrter als Grobblech?. Der bisher ziemli rege Betrieb in den Eisengießereien hat eben- falls eine Abshwähung erfahren, da die Ordres auf Bau- und Mascbizenguß spärliher eingehen und si die Werke bei Lieferungen von Röhren und besonders Handelszuß in den Preisen gegenseitig unterbieten. Maschinen- und Kesselfabriken haben eine Ab- \{chwächung in ihrem Betriebe bis jeßt no& nit erfahren und ift deren Betrieb auf Monate hinaus gesichert. Im Zinkgeschäft ist wiederum ein Preisrückgang zu verzeihnen, indem Walzzink guf 47 Æ per 100 kg ab Hütten'tation feftgefc8t wurde.

—'’ In der gestrigen Generalversammlung der Dortmunder Unpon waren 12287 Aktien mit 2452 Stimmén vertreten. Der von der Direktion erstattete Bericht sowie die Bilanz wurden einstimmig genebmigt. Die auf 2 °/o festgeseßte Diridende ist vom 1. Dezember ab zablbar. Die auës@eidenden Mitglieder wurden einstimmig wieder“ gewählt, für das versiorbene Vitglied Gutsbesiger Loeb wurde Justiz- Rath Melchior in Dortmund neuz3ewählt. :

Leipztg, 27, November. (W.T. B) Kammzug-Termin- hande¿. La Plata, ESrundmufter B. der Dezember 3,45 per Januar 3,50 4, per Februar 3,524 # per März 3,55 6, ver April 3,60 #, per Mai 3,627 #, per Juni 3,65 #6, ver Zuli 3,65 M, per August 3,675 #, per September 3,675 # Umsatz 115 000 kg. Rubig.

Wien, 27. November. (W. T. B.) Dem „Fremètenblatt* zu- folge wurd? zwischen der Regierung und den Vertreteru der Bus®&tehrader Ba?n eine Einigung erzielt über die einzelnen Punkte, betreffend die Konversion der Prioritäten der Gesell\caft

Eine Anzahl arößerer Banken und industrieller Unter- nehmungen beabsihtigt, ihren Beamten den Besuh der Wett- rennen bei Sirafe der Entlafsung zu untersagen.

London, 27, November. (W. T. B) Wollauktion. Leb- hafte Betheiligung; Preise unverändert,

B E Küste os angeboten.

Manchester, 27. November. (W, T. B.) 12r Water Taylge è 30r Water Taylor 8, 29r Water Leigh 677 30x ate Clayton 74 32r Mock Brooke 7k, 40r Mavoll 8, 40er Medic Wilkinson 83. 32r Warpcops Lees 72, 36r Warvcops RKowlans 72, 40r Double Weston 82, v9r Double Courante Qualität 12, 32“ 115 yards 16 K 16 grev Printers aut 32r/46r 159. Ruhig.

Glasgow, 27. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Robeifïen in den Stores belaufen sich auf 499 728 Tons gegen 608 577 Tons im vorigen Iahre. Die Zahl der im Betriebe be- findliben Hochöfen beträgt 77 gegen 6 im vorigen Jahre.

Mailand, 27, November. (W. T. B.) Die Einnahmen des italienishen Mittelmeer-Eisenbahnneßes während der zweiten Dekade des November 1891 betrugen na provisorischer Er- mittelung im Personenverkehr 1332474 Lire, im Güterverkehr 2 008 802 Lire, zusammen 3 341 276 Lire, im Vorjahre 3291 076 Lire mithin mebr 50 2- 0 Lire. /

New-York, 28. November. (W. T. B.) Nat fester Er- öffzung der Börse trat Ermattung cin. Der S(hluß erschien chwach. Der Umsay der Aktien betrug 214000 Stück. Der S iilber- vorrath wird auf 3400000 Unzen geshäßt. Die Silberver- käufe betrugen 38 000 Unzen.

_ Baumwoilen-W owenbericht. Zufuhren in allen Unions- bäfen 314 000 Ballen, Auéfußr nah Sr Retia 146 000 Ballen Ae na drm Kontinent 110 000 Ballen. Vorrath 1 2C6000

allen.

__ Man meldet das Fallissement der Getreidefirma Field Lindley Weichers Compagnie. Die Pasfiva S t etra eine Million Dollars geschäßt.

Theater und Musik.

Königlibes Opernhaus. Die nakende bundertjährige Wiederkehr von Mozart? j von zart’'s Todesta (5. Dezember 1791) hat „die General- Intendantur veranlaßt , 8 diejenigen Werke des Meisters, die sich bieher nit dauernd auf der Bühne halten konnten, wiederzuerwecken. Sc ist außer „Titus“, der vor etwa vierzehn Tagen wieder zum ersten Male gegeben wurde,

die im Jahre 1790 fTomponirte fomis@e Oper ,„Così an LULrSs gesteren neu einstudirt in Scene ge-

gangen. Das Werk war sehr sorgfältig vorbereitet,

das Orcester unter Kapellmeister Sas Leitung führte den n strumentalen Theil mit großer Sauberkeit, voller Hingebung und feinem Verständniß für den freilich nicht völlig mehr mit dem modernen musikalisGen Empfinden im Einklang |itehenden Stil tes luftigen Werks aus, das auf alle Zuhörer einen wohlthuenden, ja belebenden Eindruck machte. Von den darftellenden Künstlern sei vorweg Fräulein Dietrich genannt, die in der Rolle des Kammermädcens Vespina nicht nur sehr viel gute Laune und {{auspielerisches Gescick entwickelte, sondern den Anforderungen ihrer Rolle auch in musikalisher Beziehung in hervorragender Weise gerecht wurde; die deutlihe Aussprache vecdient noch ein besonderes Lob Die beiden S@western Leonore und Dorabella maren in den Händen der Damen Fräulein Leisinger und Fräulein Rotbauser, die in der Koloratur „wie in dem einfach natürlihen Stil s vortrefflich bewährten Herr Kroloy als Alfonso und die Herren Sch{chmidt und Philipp als Guiglelmo und Ferrando konnten sich den Damen völlig ebenbürtig zur Seite stellen ; insbesondere zeigte der Leßtere in dem Vortrag der Arien eine ebenso sorgfältige Ausbildung seiner Kunst wie eine angenehme wohl- Iautende Stimme. Die Gesammtaufführung war eine in jeder Hin- sicht bortrefflice, sodaß die Hoffnurg beredtigt erscheint, diese Oper werde si in der neuen Besetzung längere Zeit auf der Bühne halten,

Wallner-Theatec.

Im Ansch{luß an die übermüthige Posse , Immer zerstreut“ gelangte gestern Übend das alte komishe Singspiel „Die Hanni e ute der Hansi lacht“, von Nuitter und Treffeu S Of ufführung, Die Musik des Singspiels, die von feine fenba ch herrührt, ist dec bessere und originellere Theil des burieore Werks; denn die Handlung selbs mit ihren derben, E n Scherzen und Späßen muibßet unsern Geshmack S uvéctne A erfunden an. Son die Hhübsch vorgetragene n Tad ga te einen lebendigen Eindruck auf die Zuhörer, der sh L A enan kund gab. Man war überrascht, heiter angeregt Mobi R den ländlihen Weisen glücklich entsprewenden ie odien, b e zlerlich und lebensfrendig in fröhlihem Reigen

von den begleitenden und nuancirenden Orcvesterstimmen ab-

angewendet bat, erscheinen überaus einfach und geri

glüdliwen Effekt, den er damit A in Betraht lebt Die Mess weist nihts von dem prick-lnden Reiz, der koketten Galanterie und und Lüsternheit auf, die in feinen größeren und bekannteren Operetten beinabe zur Alleinherrscaft gelangten; es ift Alles ländliche, ztierlihe

Auvdrus fommt Fräulein Glôckner sang und spielte die weinend i

1 veinende Hanni und den lacbenden Hansi keck und laurig, und da ße im Mittelpunkt der Pai tung steht und ihr der größte Theil des gesanglihen Vortrages zufällt, so kamen auch die bübsden Lieder des Sinaspiels gut zurn

A Tse s z : Vortrage. Die Vertreter er männlichen Rollen wirkten mehr dur ihre drastisches Spiel als dur die Fertigkeit ihrer gefanglihen Leistungen. Unter ibren erwarb ih das größte Berdienst Herr

Worlißs, der, als MüPerin verkleidet, mir so vielem Humor sang, O ne, wr Publikum Jetne Hauptnummer durch- Bli, d t Waben wollte. Die Darstellung wirkte guf das ublil1m anregend und exbeitecnd, fo daß man die Wiederbelebun3 dieses alten Singspiels eine glückliche Idee nennen darf. E

E Sing-Akademte.

Miß Elean or Burnett erwies sich in ihrem gestrigen Concert als eine WMezzosopranfängerin von umfänglihem und aus- giebigem Stimmmaterial, das in der Mittellage und na der Tiefe angenehm voll, in der Höbe {arf und von Sch{hwebungen ni§t frei erklang. Die gute deutshe Schule, welche die junge Dame genofer dürfte auch ihrer weiteren Ausbildurg bei fleißigem Studium förderlih sein; vielleiht entwickelt sie sich später zu ciner tütigen Altistin, worauf der Charakter ihres Organs {on jegt hinzuweisen {än Wenn die Ausspraße in der ita- lienisGen Arie von Händel und den deutsben Liedern von Schumann, Franz, Brahms, Su&er u. A. an Deutlichkeit zu wünscen ließ, so darf dies bei einer Ausländerin nit allzu strenc gerügt werden. Die mitwirkende Pianistin Fräulein Magdalena Noigt überrashte in dem Vortrage der „Mondschein“-Sonate von Beethoven durch einen mit ihrer zarten Erscheinung eigenthümlich fkontrastirenden männlich fräftigen Anschlag und \hönen, allerdings von einem prädtig klingenden Duysen'schen Flüge! vortheilhaft unterstüßten Vortrag, der au gute musifalishe Schule verri:th Dak ihr brillante Fertigkeit nit mangelt, bewies fie in Chovia’s Fantaisie-Impromptu unck G-moll- Ballade. Herr Soma Pick Steiner bekundete im Vortrage der beiden esten Säße des Mendelssohn’\chen Violin-Conc:rts eine achtbare technishe Fertigkeit, die sich jedo% vorläufig manGmal roH auf Kosten der Reinheit allzu vordringlih breit mat; der talentvolle junge Künstler wird durch größcre Sorgsamkeit gewiß aub in dieser Beztehung noch Abhülfe hafen. Herr Otto Bake verdient als Begleiter, namertlich für die Art, vie er die undarkbare Aufgabe [ôste, den für Flavier übertragenen Orchesterpart des Mendels\oha’ schen Concerts auszuführen, alle Anerkennung. S

Rômischer Hof.

. Frau Agnes Sjzarka-Ablers, eine als Concerisängerin und Gefanalehrerin wohibekannte Sopvraniftin, gab Donnerstag ‘cin Concert in dem sie außer der großen Arie der Donna Eloira aus „Don Juan“ von Mozart „Mich verläßt der Undankbare“ mehrere Lieder von Shumann Kleffel, Rubinstein, Leßmann, W. Taubert und die Walzer- Arte aus Hof' mann's „Aennchen von Tharau* vortrug. Zbre umfangreiche und sehr flangvolle Stimme ift zuglei aufs Sorgfältigîte ausgebildet und [läßt eine nidt unbedeutende Koloraturgewandtheit erkennen, Vorzüze die sie der bewährten Leitung der Frau Büry zu verdanken Vat, und die in dem Licde yon Taubert: „JYh muß nun cinmal singen“ und in Hofmann's Walzer-Arie ganz besonders wirksam her- vortraten. Unterstüßt wurde das Concert duch die Cello- Virtuosin Fräulein A. Metzdorf und durH den bisher nech unbekannten Pianisten Herrn Ugo Afferni. Ecftere erfreute durch ihr sauberes und sehr ausdruck&volles Spicl, das E Schumann's Schlummerlied und einer Gavotte von Popper vortref- lih zur Geltung brate, während der Pianist mit fehr \{önem An- s{lag unxd bedeutend entwidelter technisher Fertigkeit mebrere Stüe M dg a S E vortrug, Das wenig zablreih erschienene

ublikum \chWenkte alen Vorträgen 8 die günstigsten Be- E gen des Abends die günstigsten Be

In der Vorstellung der Oper „Die lustigen Weiber“ am 30 d. i Königlichen Opernhause sind die Dien Leisinger, din und Lammert, die Herren Bez, Mödlinger, Rothmübl, Lieban, Smidt und Kia'a beschäftigt. Am Dienstag geben die Oper „Cavalleria“ mit dem Ballet „Coppelia*“ in Scene, Am Sonnabend 5, Dezember, dem hundertsten Todestage Mozart's, beginnt der Mozartcyklus mit der durch Herrn Kapellmeister Kahl neu ein- studirten, dur Herrn Ober-Regifseur Teßlaff neu in Scene geseßten Oper „Idomeneus*. Dem Werke geht das „Ave verum“ von Mozart und ein von Professor Taubert gedihteter Prolog voran. Die Mise-en-scène te8 „Narciß*, die über hundertundfünfzig Mal ihre Swuldigkeit gethan hat, ist nun in den woblverdienten Ruhestand verseßt worden. Die néue Inscenirung is bestrebt , allem Glanz des Rococos- Zeitalters gerecht zu werden. Das Königlihe Shauspielhaus üt in der alücklihen Lage, gerade aus dieser Periode einen großen Saß von. stilgerechten Dekorationen und zum Theil sogar echten Kostümen zu besißen. Der Montag gehöct wieder dem „Neuen Herrn“. Am Dienstag geht „MNodecih Heller* mit Herrn Vollmer in der Titelpartie in Scene Für die folgenden Tage zeigt der Spielplan a P I E Ma «Kommenden Tag" von liner. n Sonnabend tritt Herr is ininger Hofe Theater als Ne elser vom Meininger Hof er Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vo 28. November bis 5, Dezember lautet: “D Le Be \{chmied.* „Cavalleria rusticana“. Montag: „Di: lustigen Weibec von Windsor“. Dienstag: „Coppelia.“ „Cavalleria rusticana“. Mittwoch: „Carmen Donnerstag: „Der Barbier von Sevilla“, „Cayvalleria rusticana“. Freitag: 4. Symphonie der Königlichen Kapelle. Anfang 7 Uhr. Sonnabend; Mozart-Cyklus. Erster Abend. Neu Me ae _ Hur das Schauspiel: Sonntag: Neu einstudirt: „Narziß“ Montag: „Der neue Hecr*. Dienstag: , Roderi Gelees, Mis ; „Was ihr wollt,“ Donnerstag: „Die Jungfrau von Orleans“, Freitag: _eDer kommende Tag“. Sonnabend: „Narziß“. (Narziß: Herr Weiser, vom Hof-Theater in Meiningen, als Gaft.) : Im Deutschen Theater bringt der Goethe - Cyklus am Mortag „Faust“, I Theil, und Mittwoch „Faust's Tod“. Sodann beginnt am Sreitag der II. Gocthe-Cyklus mit der Aufführung von cs tella und „Die Mitschuldigen“, worauf am Sonutag „Göß von I Bd D A [e Dounazens wird „Doctor Klaus“ e ir Dienstag sind die , Kinder der e 0 L blaue Brief angeseßt Excellenz“, für Donnerstag Ohnet's Schauspiel „Der Hüttenbesißer“ wird im Berliner heater morgen Abend, am Montag, Mittwoh und Sonnabend gegeben. „Esther“ und „Der Geizige“ gehen morgen Nachmittag, am Dienstag und Donnerstag Abend in Scene. Der Freitag (14. Abonne- ments-Vorstellunc) ist eirer Aufführung des „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle gewidmet. Das Lessing-Theater bringt am Freitag einen aus drei ein- aktigen Stücken zusammengeseßten Novitäten-Abend, dessen Mittelpunkt Giovanni Verga's mehrerwähntes sicilianisches Volkeschauspiel „Cavalleria rusticana“ bildet, Eröffnet wird der Abend mit der Plauderei „Eine Bekehrung“ von Charles de Courcy, während am Scwluß in neuer Einfstudirung der Schwank „Ritterdienste"“ von Eugen Lakbihe gegeben wird. Am Montag findet eine Wieder- aufführung von „Die Ehre“ statt, während an allen übrigen Tagen der Woche der Shwank „Die Grofßstadtluft*" wiederholt wird. Der „Kunst - Bacillus* erlebt im Thomas8-Theater am

heben und loslôsen. Die musikalishen Mittel, die Offenbach

Empfindung, derber. burlesker Humor, der frisch und geiftvoll zum |!

mehr Montag, den 30, d. M., geschlossen. leßtea Tage, e |

30 J A agewiejen, daß die Ausstellungen obne clektris7ze Beleuchtung un A bis 4 Uhr zu besichtigen ünd, M eleuchtung und nv-¿

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agS-Auffübrung des Ausftattung2tücktes „Jung-Deuts&STand jur See“, und am Mittwob geht das Stück überhaupt ium letzten Male in Scene. N : Im Concerthause gelangt am Montag. dem dritten Abend es „Raff - Cyclus“, die Symphonie Nr. 3 „Im Walde" zur uffführung. S3 o T 44 J ; —_— s s Morgen Mittag 12 Uhr findet in der Sing-Akademie das n A1 J e “+ “P. em , on angekündigte, von der Körviglichen Hefopernsängerin Frau

| Morgen ift im Belle-Alliance- Theater die leßte Sorik j

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Smilie Herzog zum Besten der dur Brand eingeäczerten Äly- dorser veranstaitete Wohithätigkeits-Concert statt.

fa eme a Mia e D In, Goncert i dee Si RNubinfstein, O Eichberg o A E Es S pati pin Gesänge von Aux V9, Dermann Klose und eine Reih? ausgewählter A L S arg I ortrag? vringen. O6 De ( ! „Stern |chen Gesangvereins am Montag in der Philharmonie bringt aufer den Mozart sen „Kequiem* Brahms herrlibes Cbhorwer E a S E a E S Uidcs Ghorwerk „Nänie“, das in ae 1 N Sir Aussuorung gelangte. Als SInftrum*ntal- Solistin wirkt Fräulein Jlona Eibensbüt, cine Sale Glcre Schumann's mit. —. Fräalein Helene Leubusher spielt im Concert der Sängerin Hedwig Müller im Römisven Hof am Dienstag Chopin's Terzen-Etude, Bizet's „Retour* und als Neubeit «Trau mvision“ vom Freiberrn R Prôdrás8z;fka. E

Am 10. Dezember findet in der Philharmonie ein qroßes Concert statt, defsen Programm von Frau Lillian Sanderson der bekannten Altiftin, der Kammervirtuosin Frau Annette Essi- poff aus Wien, dem Violinvirtuosen Charles Gregorowitsch und dem belgishen Baritonisten Henri Fontaine aus &íntwerpen bestritten wird; die Begleitung hat Herr Hans Brüning übernommen. Das Künstler-Ensemble be- findet s zur Zeit auf einer großen, von außerordentlichen Erfolgen begleiteten Kunitreise durch Deutschland, die mit diesem Berline Concert ihren Abs{luß findet. i E

Der Wowenspielplan der Concertdirektion Hermanu Wolff [autet ; Sonntag, 12 Uhr: Sing-Akademie, Wohlthätig- E von Frau Gmilie Verzog; 11} Uhr: Philharmonie, O lie General-Probe, Montag (4 Uhr: I. Concert, Stern’ scher Becein, Dir : J. Gernsheim; 8 Uhr: Sing-Akademie, Concert, Anna Voges (Gef) und H. Klose (Klav.); Dienstag, 8 Uhr: Römischer Hof Concert Hedwig Müller (Gef.); Mittwod, 7x Uhr: Sing-Akademie, Concert, Udeline Herms (Alt) und Ella Stark (Klav.); 8 Uhr: Se- reli) der Freunde, Concert, Elisab. Feininger (Ges): Donnerstag 7 Uhr: Sing-Akademie, Concert, Esperanza Kis (Klav.) und Clara Strev?: (Alt); Freitag, 8 Uhr: Sing-Akademie, Lieder- und Balladen- Abend, Eugen Gura; Sonnabend, 74 Uhr: IL. Mußfal. Abend der Kli-dwortb'shen Musikscbule. E

Das VI. Corcert des Vereins zur Veranstaltung von Muster-Militär-Concerten wird am Montag, 7. Dezember in der Sing-Akademie ftattfinden. Nächst dem Musikcorps des Königlichen Eisenbahn-Regiments Nr 1 (Dirigent F. Lebede) wird der (Gesangsbor des Mohr'’shen Konservatoriums (Dirigent Otto Smidt) mitwirken. Einlaßkirten zu 3, 2 und 1 4 sind int Bureau der „Deutschen Militär-Musiker-Zeitung*“, Defsauerstr. 32 und in der Sing-Akademie zu haben. E

Manuigfaltiges,

_ Heute Nachmittag 2 Uhr fand von der Leihenhalle des Augusta- Hospitals aus auf dem Invaliden-Kirhbofe in der Scharnhorststraße die Beerdigung des verstorbenen Remonte-In\pecteurs, General- Majors von Arnim mit militärishen Ehren statt. Die Trauerparade befehligte der Commandeur der Garde-Feld-Artillerie-Brigade, General- Major Freiherr Neubronn von Eisenburg Sie bestand aus einem Bataillon des Garde: Füsilier-Negim-nts mit Fahne, Spielleuten und Regiments- musik, einer Escadron des Garde-Kürassier-Reaiments mit Trompeter- Corys und einer Batterie zu vier Seshüten des 2, Garde-Feld-Artillerie- Regiments mit Trompeter-Corps. Zur Tbeilnahme an der Beerdi ungs» feter war eine Deputation des Kürassier-Regiments Herzog Friedri Eugen von Württemberg (Wesipreußisches) Ne. 5, dem der Verstorbene bis zu feiner Beförderung zum General-Major angehörte, hier angekommen.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Konsistorial-Präsidenter Hegel wird, wie die „Staatsb.-Ztg.* hört am Mo Ihr G „wie Staatsb. ; am Montag um 10 Uhr in der Matthät-Kirche stattfinden. i: i

Für den im 72. Lebensjahre von einem plößlihen Tode erei

Geheimen Ober-Finanz-Rath und Rcicbabank Direktor S E wte wir cinem Bericht dec „N, Pr. Ztg.* entnehmen, gestern Nach- miitag im Sterbehause, Burggrafenstraße Nr. 2a, eine Trauerfeier statt. Die Zahl der Kränze und Palmen war eine so gr Be, daß

nur ein kleiner Theil bei _der Aufbahrung selbs Verwendung finden fonte Bor dem Sarg lagen die Orden des Verewig- ten Zu Seiten sah man die kostbaren Blumenspenden, die

das Direktorium der Reichsbank, die Hauptbuchhalterei und die Hauptkasse gespendet hatten. Das Reihsbank-Direktoriumn war voll- zählig erichiener, Der Central-Aus\chuÿ der Reib2bank war dur den Geheimen Kommerzien-Rath Veit und Bankier von Bleichröder ver- treten, Fast alle größeren Bankhäuser hatten Vertreter entsendet. Auf dem Zwölfapostel-Kirhhof spielte ein aus Bankbeamten gebildeter Bläserchor Trauerchorâle. L

Der Beschluß des Magistrats und der Stadtverordneten, das Unterstüßungsbudget um ein Drittel zu erböben, ist bereits, wie die „Neuesten Nachr.“ erfahren, dadurch verwirkliht worden " daß fämmtlive Armenkommissionen eine Verfügung der Armendirektion erbalten haben, worin biese angewiesen werden, für die Wintermonate Dezember bis März die bisher gewährten Unterstützungen an Almosen und Pflegegeldern u. \. w. ohne Weiteres um 334 %% zu erhöhen.

Der Verein zur Unterstüßung armer WöHnerinnen der {on über fünfzig Jahre besteht, hat b-kanntlih den Zwedck, die auzenblickliche Noth, die durch das Wochenbett entsteht, zu lindern und die Frauen durch zweckmäßige Nahrung und Erleichterung ihrer Sorgen durch Beschaffung von Kinderzeug baldmöglihst wieder in arbeitsfähigen Zustand zu versezen, Zum Besten des Vereins findet, wiede M A Z2 meldet, am Dienstag und Mittwoch, Mauer- straße 61/62, 2 Treppen, bei Frau Delbrück ein Bazar ftatt, um dessen Besuch herzlih gebeten wird,

__ Zum Besten des Berliner Kindershußvereins ift beute in den Parterresälen des Kultus-Ministeriums ein Bazar eröffnet worden, der von den zahlreichen Gönnern des Vereins mit reihen Gaben ausgestattet ist. Der Bazar bleibt bis zum Nontag geöffnet.

An dem, Montag, den 30, November, Abends 8 Uhr, im Archi-

tektenhaus, Wilhelmstraße 91/92, stattfindenden Herrenabend der Abtbeilung Berlin der wird Herr Sellin über A U Rio Grande do Sul und Süd-Brasilien“ sprechen.

stattet.

Deutschen Kolonial-GesellschGaft

Gästen ift der Zutriit gern ge-

Das Nordland-Panorama, Wilbelmftraße 10, wird nuns E L ) Für die beiden Sonntag und Montag, ift der Eintrittspreis! auf Gs wird im Interesse der, Besucher darauf hina

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Montag seine 25. Aufführung. Voraussihtli wird die Posse noch längere Zeit auf dem Spielplan bleiben, 2 |