1891 / 289 p. 13 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

; Kunst und Wissenschaft. Ausstellung der Werke von Karl Stauffer-Bern n A Lee Königlichen N tion l-Gatetie,

Es ist eine besonders Ge i Künstlernatur, deren Hinterlassenschaft aus der kurzen Spanne Zeit \seinez nur jäh abgeschlossenen Lebens uns in den Werken Karl S tauffer's entgegentritt. Es liegt eine tiefe Tragik darin, daß das Schicksal den hochbegabten jugendlihen Künstler gerade in dem Augenblicke vom Schauplatze feines Wirkens abberief, ais er den eigentlihen Grundzug seiner Begabung erkannt hatte. Juni 1888 s{hrieb er einem Freunde: „Wer zu einer Stimmung, die er ausdrücken will, Farben nöthig hat, ist Maler ; wem die Form Ausdrucksmittel ist, der muß Bildhauer werden.“ Seine Werke, deren in den oberen Ausstellungsräumen der National-Galerie zur Zeit eine beträcht- lihe Anzahl vereinigt ist, beweisen aufs Klarste, daß der Zielpunkt seines Strebens durchaus auf dem Gebiet der plastishen Wiedergabe der Formen zu suchen ist. Nur eine bildnerische Arbeit war ihm zu vollenden vergönnt : ein jugend- licher Adoront in herben klassischen g vor der Ausführung seines Bubenberg-Denkmals, dessen Entwurf uns ebenfalls nur in einer Photographie vorliegt, starb er. Jn beiden plastishen Werken sehen wir den Künsiler noch mit dem Technischen der neuen Kunstgattung ringen, und es wäre Thorheit, sie als die hervorragendsten Leistungen seiner Hand zu rühmen. Gleichwohl gewahren wir in all seinen malerischen und stecherishen Leistungen das Streben nach unmittelbarer lastisher Formensprache als den Grundzug und Hauptvorzug ihres Wesens. Ein Blick auf den ten männlichen Akt am Kreuz, eine der wenigzn Arbeiten Stauffer's, welche außerhalb seines eigentlichen Hauptschaffensgebiets, der Bildnißmalerei und -Radirung, liegen, beweist das zur Genüge. Mit unerbittliher Härte und Strenge sind hier die Einzel- formen des Körpers herausmodellirt, daß sie auf größere Ent- fernung fast die Zllusion einer bemalten Holzskulptur erreichen ; die Farbengebung tritt daneben durchaus in den Hintergrund, ja fe vermag eine gewisse Härte und Stumpfheit nit zu überwinden. Aber auch seine meist in Blei ausgeführten Studien und Skizzen mit ihrer sicheren Parallelshraffirung sind durhaus nur Formstudien, die Gefammterscheinung, der malerishe Gesammteindruck scheint den Künstler fast nie be- kümmert zu haben. Und doch hat der junge Münchener Kunsiakademiker, wie die Kopien Nr. 2 und 3 des Katalogs beweisen, seine malerishen Studien nah keinem Geringeren als Velaz2quez betrieben. Freilich scheinen diese Kopien im Ton etwas vergriffen, das kfoloristishe Problem auch hier zu Gunsten der Modellirung bei Seite gedrängt. Fast alle älteren Porträts, aus deren Zahl wir nur diejenigen des Bildhauers Klein, des Grafen Harrach, des Architekten Tit und des General-Stabs- arztes Dr, von Lauer hervorheben wollen, haben in der Farbe etwas Dicfflüssiges, ermangeln in der koloristishen Haltung der Eigenart. Uns will als das Vorzüglichste unter seinen Oelporträts dasjenige eines jungen Mannes mit röthlihem Bart- und Hauptzaar (Katalog Nr. 27) erscheinen. Hier allein hat Stauffer sich von der Schwerfälligkeit der male- rishen Technik, wie sie diz Mehrzahl seinex anderen Oel- bilder nicht verleugnen kann, emancipirt. Wie erklärt sich nun aber der gleihwohl- packende Eindruck all dieser Gestalten? Es ist die Sicherheit und Schärfe der Charakteristik, die Unmittel- barkeit der Wiedergabe in Blick und Haltung, der sich kein unbefangener Beschauer zu entziehen verma . Daß dieser Scharsblick und der eminente plastishe Formensinn des Künst- lers in seinen N in noch höherem Grade zur Gel- tung kommt, lehrt z. B. ein Vergleih der in Oel ausgeführ- ten Bildnisse Guslav Freytag's und seiner Schwester Sophie mit den radirten Porträts derselben Personen. Stauffer ist durchaus ein reflektirender Künstler, seine Arbeiten sind nicht unter der Einwirkung augenblickliher Jnspiration entstanden, aus ihnen weht uns niht der heiße Athem leidenschaftlicher Schaffensfreude und Erregung entgegen, wie etwa aus den fascinirenden Bildnissen- Lenbach's; er weiß, warum er so und niht anders schafft, er ordnet die Einzelwirkung dem plastischen Gesammteindruck mit kühler Ueberlegung unter. Daß einer solchen Natur die Technik des Grabstichels und der Kadirnadel besonders zusagen mußte, erscheint begreiflih. Hier gilt es, in sorgfältigem Abwägen der Wirkung, in vergleihender Be- trahtung der verschiedenen Zustände der Plattenvollendung in unermüdlihem Stricheln und Aeßen dem Ziel näher und näher zu kommen. Charakteristish dafür ist auch die gemischte Technik der Radirung mit nachträglicher Veberarbeitung des Grabstichels, die Stauffer für seine graphischen Arbeiten wählte. Peter Halm, dem er in dankbarer Erinnerung in verschiedenen Bildnissen ein Denkmal seßte, und die Arbeiten des Franzosen Claude Ferdinand Gaillard waren seine Führer auf diesem Gebiet. Er erreiht mit den meist parallel schraffirenden zarten Grabstichelarbeiten auf einem breit angelegten geägten Grunde eine außerordentliche Feinheit und Vollendung der Durchführung, bie er wiederum vorzugsweise in den Dienst plastisher Modellirung zu stellen liebte. Tre lihe Beispiele dafür sind die den Kopf Adolf Menzel's in ver chiedenem Aus- druck als Charakterstudie wiedergebende Radirung und die durchweg in Grabsticheltehnik ausgeführte Aktstudie eines liegenden Mädchens (Katalog Nr. 132) fowie der Kopf des Fräulein Eva Dohm (Nr. 126). Auch die verschiedenen Zustände des Blankstihs „Männ- liher Akt“ (Katalog Nr. 134 bis 137) sind für die Art der stecherischen Technik Stauffer's von hohem Interesse. Die weiteren Kreise wird allerdings weniger diese subtile Unter- suhung fesseln, als die Naturfrishe des Eindrucks in der Wiedergabe der Züge bedeutender Zeitgenossen, unter denen die s{weizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer-Zürih und erdinand Keller einen ganz besonderen Anspruch auf das nteresse der Beschauer machen. Aber auch der Künstler elbst, der diese Werke {huf, erregt begreifliher Weise unsere per- Jönlihe Theilnahme, und die zahlreichen SelbstbildnisseStauffer's, unter denen wir auf die Radirung Nr. 110 und die Kreide: studie Nr. 108, sowie den breit in Kohle lebensgroß aus- geführten Kopf aus dem Jahre 1884 ganz besonders hinweisen möchten, bieten willklommenen Anlaß zu psycho'ogishen Be- trahtungen. Für sein Wesen und jeine Auffassung von der Kunst legen die köstlihen Worte Dürer's beredtes Zeugniß ab, die er einem seiner Selbstbildnisse beigefügt hat: „Geh niht von der Natur ab in deinem Gutdünken, daß du wollest meinen, das Bessere von dir selbst zu finden, denn du würdest verführt. Denn wahrhaftig steck die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie.“

Handel und Gewerbe. i Fondsbörse, Geld und Kapitalsmarkt.

Berlin, 6. Dezember. Die A e S des vorigen Monats vollzog sih unter der Gunst des fortdauernd flüssigen Geldstandes wieder leiht und s{nell. Der starke Dru, der auf der Stimmung lag, ist allmählih gewihen und eine zuversichtlichere AnlHawmmna hat wieder Play gegriffen. Diese erfreuliche andlung wurde nicht allein dur kommerzielle Gründe bestimmt, obwohl der Umstand, da der Monatswechsel ohne neue Jnsuffizienzen vorübergegangen ist, wesentlih zur Beruhigung beigetragen und die veränderte Position der Pariser Börse hier eine die Tendenz stärkende Nachwirkung ausgeübt hat. Man rechnete aber vor Allem mit den neuesten Bestätigungen der Berechtigung der Friedenszuversiht und erhofft auch von dem herannahenden neuen Fadre eine Belebung zahlreicher Jndustriezweige, deren erneute Prosperität au belebend auf den Börsenvertehr wirken würde. Vor- ung bewegt sich aber das Geschäft an der Börse, wenn man von dem Zeitgeschäft abfieht, noch in sehr bescheidenen Grenzen, eine Erscheinung, die im Zusammenhange mit den jüngst an dieser Stelle besprochenen betrübenden Vorgängen umsoweniger Wunder nehmen kann, als das Privatpublilum, das etwa Käufe oder Verkäufe von Werthpapieren ausführen möchte, jevt N au in der Wahl seiner Kommissionäre vorsihhtiger ein wird.

Durch die Zeitungen ging vor einigen Tagen die Mit- theilung, daß die Aeltesten der Kaufmannschast von Berlin eine besondere Kommission eingeseßt haben, die die Frage des Bedürfnisses einer Reform und die Art ihrer Ausführung untersuhen sol. Die Thätigkeit dieser Kommission wird voraussihtlih ergeben, daß die Jnstanzen, denen eine fort- dauernde Beobachtung des Verkehrs in dem Sinne der Ver- besserung der Mängel und Schäden obliegt, in der Lösung ihrer Aufgabe nicht überall gleihmäßig erfolgreih gewirkt haben. Eine wichtige Aufgabe der Kommission wird die Unter- as der Beziehung des Privatpublikums zur Börse sein müssen. :

Zu einem Kauf oder Verkauf von Werthpapieren an der Börse bedarf der Privatmann gegenwärtig jedesmal wenigstens zweier Mittelepersonen, des Banquiers und des Maklers, und auf die Gewissenhastigkeit Beider ist er angewiesen. Es mag der Erwägung unterzogen werden, ob nicht die ‘Mitwirkung des Banquiers in weiterem Umfange entbehct werden kann.

Vorübergehend hat übrigens in den leßten Tagen eine Zunahme der Aufträge des Privatpublikums \sich bemerkbar gemacht; die niedrigen Curse hatten zu Erwerbungen Anlaß gegeben. Bemerkenswerth ist, daß die Vorliebe für Anlage- papiere im spezielleren Sinne fih erhalten hat. Jn erster Linie haben die inländischen Staats-Anleihen fortgeseßt feste Tendenz behalten, und der Geshäftsumfang auf diesem Gebiet scheint noch im Wachsen begriffen zu fein; auch für die übrigen soliden einheimischen Anlagepapiere bleibt die Meinung günstig. Es hängt dies zum großen Theil wohl vamit zusammen, daß die Unsicherheit des Erträgnisses anderer Werthpapiere mit der Nähe des Jahress{lusses in vielen Fällen wieder bedeutsam E So herrsht noch gegenwärtig über den für die

flionäre zu erwartenden Gewinn vieler Bankinstitute . so große Ungewißheit, daß hieraus ein niht unwesentliher Faktor für die Gesammttendenz der Börse entspringt und namentlih die Contremine auf diesen Umstand Opera- tionen gründet. Jn der That ist niht zu leugúen, daß aus dem Geschäftsbetrieb der Banken auf die Me des Handels und der Jndustrie und damit auf die Entwidelung des- Volkswohlstandes geshlossen werden kann. Die Börsenspekulation erwartet demnach auch eine durchgreifende E des Geschäfts erst für die Zeit, in der die Bilanzen und die Gewinnziffern der großen Bankinstitute bekannt werden. Daß die Banken auch in letter E nit unthätig gewesen sind, das ergiebt sich aus dem großen Um- fang des Arbitragehandels und“ den großen Be- wegungen, die wenigstens in einzelnen Effektengattungen, namentlih in den fremden Staatsfonds , besonders russischen Werthen und in den“ Bergwerkepapieren, si vollzogen haben. Zur Kennzeihnung der De oug auf diesen Gebieten jeien folgende wenige Curje*) angefügt : ult. Oktbr. 14.Novbr. ult.Novbr. 5.Dezbr. 4 Proz. Reichs-Anleihe 105,40 105,80 105,80 105,75 31/2 Proz. Reichs-Anleibhe 9730 97,60 97,80 97,75 3 Proz. preuß. Konsols 8400 8420 8410 84,10 talien. Rente... 8790 8720 8740 88,75 Proz. 1880 er Ruf. Anleihe... , 9380 850 91,50 92,30 Russische Noten . 208,15 193,60 19410 196,95

Diskonto - Kommandit- 171,00 16475 16880 169,40

Antheile. Aktien der Deutschen

Bank... , 14525 141,75 14350 145,10 Aft. der Laurahütte. . 11470 10225 105,50 107,30 Akt. Ca 142,70 128,00 133,660 130,40 Akt. des HarpenerBgwks. 181,00 146,80 153,50 149,60

Bei den Cursen der Bergwerkspapiere macht sich eine stärkere Abshwächung der Aktien der Kohlenwerthe bemerkbar, die ihren natürlichen Grund in der ungewöhnlihen Milde dieser Jahreszeit hat.

__ Für die heftigen Bewegungen der rusfischen Fonds blieb die Jnitiative der Pariser Börse maßgebend. Die umfang- reichen Abgaben der dortigen Contremine nah dem YPtißlingen der Emission der neuen dreiprozentigen Anleihe führten bei der leßten Regulirung zu ganz ungewöhnlich hohen Leih- e, da es dem sehr starken Russenkonsortium mit Hülfe

er in seinem Besiß gebliebenen Stüdcke gelungen war, einen nit zu befriedigenden Stückemangel zu erzeugen. Der Curs der dreiprozentigen Russen, der in Paris um mehrere

Prozent hinter den Emissionscurs zurückgegangen war, wurde so künstlich bis über den Emissionscurs gesteigert, hat sich aber inzwishen hon wieder ermäßigt. Zugleich mit diesem Papier fanden auch in anderen russischen Anleihen, selbst in den Eisenbahnpapieren, umfangreiche Transafktionen statt, die dann auch mittelbar an der hiesigen Börse ihren Einfluß äußerten. ¿

Für den Geschäfteverkehr*in Eisenbahnaktien sind neue Be- weggründe nihcht hervorgetreten z, umfangreichere Abschlüsse entwidckelten sih hier nur in einigen Oesterreihishen und in den shweizexishen Bahnen in Verbindung mit der großen Frage der Verstaatlichung des Centralbahn-Unternehmens. Die inländischen Eisenbahnaktien zeigten zwar gleichfalls feste Ten-

*) Wenn ein Cassacurs nit offiziell notirt würde, ist der Anfang2curs p.- ult. angegeben. :

Die Preisbewegung môgen hier folgende Angeben kenrgelhnen:

ult. Oft. 14. Novbr. 30. Novbr. 5. Dezbr.

21125 21810 Z1620 21200 13060 13350 131/50. 133/30

Schweizerische Central- bahn... . . 14730 14000 136,70 Warschau-Wiener . 20400 19460 197,00 203,00 Der lokale Geldmarkt hat in den leßten Tagen eine kleine Versteifung erkennen lassen, doch hat der Discont im offenen Markt den mäßigen Soß von 3 Proz. nicht überschritten. Der jüngste Ausweis der Reihsbank zeigt eine für die Ultimo- woche im Verglei zu früheren Jahren bescheidene Vermehrung der Anlagen in Wechseln und Lombardforderungen, und der Laue Kassenbestand (einschließlih . der Noten fremder anken) bleibt mit 966 406 000 6 nur um 28 873 000 M hinter dem Betrage der umlaufenden Noten von 995 279 000 M zurüd; auch die täglich fälligen Verbindlich- keiten (Giroguthaben) haben in der Ultimowoche nur die mäßige Verringerung um 7 591 000 M erfahren, sodaß das deutsche centrale Bankinstitut si fortdauernd in der günstigsten Position befindet. Allerdings ist hierbei zu berücksihtigen, daß, wenn Handel und Jndustrie sich lebhafter entwickeln, die Kreditanforderungen an die Reihsbank natürlih wachsen, und daß der Jahress{hluß erfahrungèmäßig größere Anforderungen an die Reichsbank stellt, Der internationale Geldmarkt zeigt im Ganzen eine normale Entwickelung; die Wechselcurse er- scheinen fortdauernd für Deutschland günstig.

Desterreih- ungarische

Staatsbahn. . Dux-Bodenbach . Gotthardbahn .

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 7. d. M. gestellt 10 018, niht rehtzeitig geftellt keine Wagen.

Subhafstations-RNesultate.

Beim Königlichen Amtsgericht 1. Berlin standen am 7. Dezember 1891 die nalverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Beufselstrcße 50, den Bauunternehwern Carl Birk und Adolf Simon zu Boxhagen bei Berlin glei berechtigt gehörig: das ge- ringste Gebot wurde auf 140 500 Æ festgescßt; für das Meist- gebot von 141500 G wurden der Kaufmann Adolf Schindler zu Schöneberg und die Frau Elise Schäfer zu Berlin gleihberechtigt, Ersteher. Boeckhstraße 53, dem Kaufmann Mar Mockrauer hier gehörig; Nuzßungêwerth 8350 4; das geringste Gebot wurde auf 118 450 46 festgeseßt; für das Meist- gebot ‘von 147000 „E wurde der Kaufmann Carl Huth, Warscauerstraße 6, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundflück Potsdamer- straße 101/102, dem Zimmermeister Paul Eichner gehörig.

Die Generalversammlung der Frankfurter Bier- brauerei-Gesellshaft (Henninger) genehmigte die Anträge des Aufsichtsraths. Der Antrag, die Genehmigung der Bilanz zu vertagen, wurde mit 1211 gegen 328 Stimmen abgelehnt.

Dana, 8, Dezember, (W. T. B.) Die Einnahmen der Marienburg -Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat November 1891 na provisorischer Feststelung 232400 4 gegen 169000 G nach proviforisher Feststellung im November 1890, mithin mere O #6 Die definitive Einnabme im November 1890 betrug

942 M

Leipzig, 7. Dezember. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Dezember 3,524 4, per Januar 3,59 #4, per Februar 3,574 4, per März 3,60 6, per April 3,625 #6, per Mai 3,65 , per Junt 3,674 &, per Juli 3,70 H, per August 3,723 #, per September 3,723 „6, per Oktober 3,724 #, per November 3,7223 # Umsay 75000 ks. Ruhig.

London, 5, Dezember, (W. T, B.) An der Küste 4 Weizen- ladungen angeboten.

7, Dezember. (W. T. B,) Wollauktion. Preise un- verändert, feine Sorten begehrt, ordinäre unbeachtet.

Glasgow, 7, Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Wohe 5500 Tons gegen 4340 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 7. Dezember. (W,. T. B.) Wolle fest, Garne belebter, fester; St of fe ruhiger.

Paris, 8. Dezember. (W. T. B.) Nath einer Meldung aus Madrid würde der Vertrag wegen Emission einer amortisir- baren Anleihe im Betrage von 20 Millionen mit einem Banken- kfonsortium endgültig am Mittwoch abgeschlossen und am Donnerstag dem Ministerrath zur Genehmigung unterbreitet werden. Der Ueber- nahmecurs würde 81 9% betragen und der Emissionscurs auf 85 % festyeseßt werden. Das Konsortium würde die ganze Anleihe fest übernehmen.

Belgrad, 7. Dezember. (W. T. B.) Es betrugen die Ein- nahmen der Serbischen Eisenbahn Douane-Kasse vom 1. Juli bis 20. November 1891 1412 795,57 Fr. gegen 1 180 736,06 Qr. in dem gleihen Zeitraum in 1890; der Serbischen Obrt-Kasse vom 1, Juni bis 20. November 1891

1234 275,98 Fr. gegen den gleichen Zeitraum in 1890 919 528,36 Fr.

New-York, 7. Dezember. (W. T. B.) Die Börse war Anfangs fest, später trat eine Abshwächung ein, Schluß im Allge- meinen sehr fest. Der Umsay der Aktien betrug 250000 Stü. Der Silbervorrath wird auf 3809 000 Unzen geshägt. Die Silberverk äufe betrugen 20000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschay_ 347,000 Unzen zu 95,25 à 9,50.

Visible Supply an Weizen 41 653000 Bushels, do. an Mais 2 227 000 Bushels.

Verkehrs-Anstalten.

_ Laut Telegramm aus Duisburg hat die erste eng- lishe Post über Vlissingen in Duisburg den Anschluß an Zug 5 Köln—Hannover nicht erreicht. Grund: Verminderte Fahrg chwindigkeit auf niederländisher Strecke.

Laut Telegramm aus Hervesthal is die dritte englishe Post über Ostende vom 7. d. M, ausgeblieben. Grund: Starker Sturm.

Bremen. 7. Dezember. (W. T. B.) Lloyd. Die Dampfer „Weser“ und „Ohio“ haben vorgestern Las Palmas passirt. Der Dampfer „Bayern“ ist gestern in Bremerhaven angekommen, Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Abend von Southampton weitergefahren. Der Dampfer „Graf Bismarck* ist gestern in Oporto angekommen. Der Dampfer „Weimar“. kat gestern Scilly passirt. Der Dampfer «Habs burg* ist gestern in Genua angekommen.

8. Dezember. (W. T. B.) Der Scnelldampfer „Fulda“, am 28. November von New-York abgegangen, is am 7. Dezember Morgens in Gibraltar angekommen und hat tie Reise nah Genua fortgeseßt. Der Postdampfer „Gera *, vom La Plata und Bra- filien kommend, hat am 7. Dezember Vorwittags Las Palmas passirt. Der Postdampfer „Weimar“, von Baltimore kommend, hat am ?. Dezember Nachmittags Dove r passirt. Der Postdampfer „Stuttgart *, nah Ostasien bestimmt, ist am 6. Dezember Nach- mittags in Aden angekommen.

London, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Duntrobin Castle“ hat auf der Heimreise am Sonnabend die Canaris{en Inseln passirt, Der Castle-Dampfer Hawarden Castle * ‘ist auf. der Heimreise gestern in London eingetroffen.

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Norddeutscher

S ech t e Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 289,

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Der §, 4 des Fischereigeseßes vom 30. Mai 1874 giebt die Ec- fordernisse eines geschlossenen Gewässers im Sinne diefes Gesetz:s an und verordnet, daß Streitigkeiten über die Frage, ob ein Gewässer mit öffentlih rechtliher Beziehung als ein ges{lossenes an- zusehen sei, mit Aus\{chluß des Rechtsweges im Verwaltungswege entschieden werden sollen Der §. 102 des Zust.-Ges. überweist die Ent- \{eidung dieser Streitigkeiten dem Bezirksautshufje. Das O.-V.-G. hat in dem Urtheil vom 1. Oftober 1891 IIl. 852 ausgesprochen, daß die Entscheidung nur in einem Verfahren erfolgen föônne, in welchem die Polizeibehörde als Vertreterin des öffentlihen Interesses Partei sei, niht auf Grund eines Streites zwischen zwei Privaten, denn die Entscheidung solle eine allgemeine, inter omnes, nit bloß inter partes geltende sein. Die Stellung ferner, wel{e die Polizei- behörde in einem solchen Streitverfahren, fei es als Klägerin oder Beklagte, einnehme, könne nur die sein, daß sie die Geschlossenheit des Gewässers bestreite; denn da die Geshlossenheit zur Folge habe, daß die im fishereipolizeilihen Interesse für ofene Gewässer gegebenen Vorschriften keine Anwendung erlitten, könne es niht Auf- gabe der Polizei sein, für die Geshhlossenheit des Gewässers einzu- treten. Es werde daher das Vorhandensein einer Gegenpartei vor- ausgeseßt, welGe die Geschlossenbeit des Gewässers behaupte. Zum Swluß weist obige Entsch. des O.-V.G, noh darauf hin, daß die Polizei als Partei, nit als Beigeladeae zum Prozeß zu: zuziehen sei.

Der §. 57 des Krankenversiherun Ae hält in

seinem Abs. 1 die auf geseßliher Vorschrift beruhende erpf li ch- tung der Armenverbände zur Unterstüßung hülfsbedürftiger Personen aufrecht und regelt in dem Absatz 2 das Verkbältniß der öffentlicen Armenpflege zur Krankenversiherung in der Weise, daß, soweit ein Armenverband vermöge gescßliher Verpflichtung einen nah Maßgabe des Krankenversicherungs- Gesetzes versicherten Kranken unter- stützt hat, der dem Letteren gegen die Krankenversicherung zustehende An]pruch weder untergehen, noch dem Unterstüßten verbleiben, sondern auf den Armenverband, „von welhem die Unterstüßung geleistet worden ist*, übergehen soll. Hierdurch ist, wie das Erkenntniß des O.-V.-G. vom 26. Oktober 1891, 111 810, annimmt, das Ver- hältniß zwishen Armenpflege und Krankenversiche- rung dahin geordnet, daß die Kosten der im Wege der öffentlichen Armenpflege stattfindenden Unterstüßung eines nach Maßgabe des Krankenversiherung®geseßes versicherten Kranken bis zur H3be der ibm “gegen die Krankenversiherung zustehenden Ansprüche der Kranken- versiherung, darüber hinaus aber der öffentlichen Armenpslege zur Last fallen. Unter dem „Armenverbande, von welchem die Ünter- ftübung geleistet worden“ und auf den der Anspruch des Unterstüßten gegen die Krankenversicherung übergeht, ist s\o- wohl der“ Armenverband, welher die Unterstüßung gemäß §. 28 des Gescßes vom 6. Juni 1870 thatsä{lich verabfolgt bat, als auch derjenige Armenverband zu verstehen, welcher dem nur zur vorläufigen Unterstüßung verpflichtet gewesenen Armenverbande (§. 70 a. a. D) Ersay geleistet hat. Fordert der Armenverband, welcher vorläufig unterstüßt bat, den Ersay seiner Auëêlagen nicht von dem Träger der Krankenversiherung, sondern von dem ersaßpfli@tigen Armenverbande ein und leistet dieser Ersatz, so geht der Anspruch gegen die Krankenversiherung nah Maßgabe des Ersaßes von dem zur vorläufigen Unterftüßung verpflihtet gewesenen Armenverbande auf den ersaßleistenden Armenverband über. Sind durch die Ersat- leistung die Aufwendungen des vorläufiz verpflihtet gewesenen Armen- verbandes völlig gedeckt, so besteht für ihn irgend ein Anspru nicht mehr, also au nit gegen die Krankenversiherung. Sind jene Auf- wendungen dagegen durch die Ersaßleistung nicht völlig gedeckt, fo triti eine Theilung des Anspruhs zwishen beiden Armenverbänden ein, Jeder von ihnen hat nur ein Ret auf denjenigen Theil der Entsädigung d. i. des Anspruchs an die Krankenversicherung, der dem Verhältnisse entspricht, in welhem er zu dem Gesammtbetrage der gewährten Unterstüßungen beigetragen hat.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterstatistik. VIII. (Val. Nr. 261, 264, 266, 269, 271, 277 und 278.)

Nachdem in den vorhergehenden Artikeln eine Uebersicht über die Bestrebungen auf dem Gebiete der Lohnstatistik in Deutschland gegeben worden ist, wird der folgende Ueberblick über die wichtigsten statistishen Veröffentlihungen über die Lebenshaltung der Arbeiter in - Deutschland will- kommen sein. Daß diese Untersuchungen s\ih zum Theil auch auf andere Bevölkerungs\chichten als die Lohn- arbeiter ausdehnen, is selbstverständlih; vielfah ging man eben gerade auf Vergleihungen der Haushaltungs- budgets der Arbeiter oder überhaupt der in den Mitteln be- s{hränkten Haushaltungen mit denen der reihliher Lebenden aus. Jn diesen vergleihenden Studien scheint bei uns über- Qt der besondere Anreiz zu Untersuhungen über die

ebenshaltung gelegen zu haben; man wollte ein „Gese“ Lyon, nah welchem sih die Höhe der Ausgaben für Nahrung,

ohnung u. \. w. im Verhältniß zur Größe des Gesammt- Budgets der Haushaltung regele. i L

| Ae Jahre 1857 hatte in der Zeitschrift des Königlich Säthsischen Statistishen Bureaus Ernst Engel auf Grund der

Berlin, Dienstag, den §. Dezember

Bearbeitung einer großen ah! von Arbeiterbudgets das „Konsumtionsgeseß“ aufgestellt, daß mit den steigenden Ein- nahmen der Prozentsaß der Ausgaben für Nahrung in geo- metrish2er Progression abnehme. Das Jrrige an der Formulirung dieses Geseßzes wird wohl nur die „Keometrish:“ Progression sein, vielleicht aber auch der Mangel an Bestimmtheit des Begriffs „Nahrung“. Kaviar, Austern, Johannisberger Auslese, Chateau Lafitte wird die Statistik auch zu, den Ausgaben für Nahrung rechnen müssen; denn wo wäre die Grenze zwishen Nahrungsmitteln feinerer und gröberer Art zu finden? und es wird ihr s{hwer gelingen, das nach- zuweisen, was sie eigentlich als das wahrscheinlihe Ergebniß ihrer Bemühungen vor Augen hat: nämli die Bestimmung der Quote, welhe auf den verschiedenen Einkommensstufen für die physishe Erhaltung der Lebenekraft ausgegeben wird. Die Wahrheit des Saß:8: „Primum vivere, deinde philosophari“ ist ja nicht anzuzweifeln; wohl aber 1st es fraglich, ob die Hülfsmittel der Statistik hinreihen, um ein Geseß zu finden, welches die Quote des nothwendigen und die des besseren Lebensgenusses bei gegebener Einkommenshöhe bestimmt, zumal es ein solhes Geseß vielleiht gar nicht giebt. Es haben denn auch Engel's Nachfolger, wie Professor von der Golß in der schon früher erwähnten Arbeit für den Kon- greß deutsher Landwirthe und Professor E. Laspeyrès, der mit denselben 243 Arbeiterbudgets wie Golß operirte, ge- funden, daß die Höh? der Ausgaben für Nahrung mit der Höhe der Gesammtausgaben wuchs, nicht fiel.

Andere Forscher, die nach Haushaltungsgesezen suchten, faßten die Ausgaben für Wohnung ins Auge. So war der Berliner Statistiker Schwabe i. J. 1868 zu dem Geseß ge- kommen, daß je ärmer Jemand is, er einen desto größeren Theil seines Einkommens auf Wohnung verwenden muß; und Professor Hasse, der 4021 Leipziger Haushaltungen untersuchte, kam zu demselben S(hluß; ebenso Neßmann in Hamburg für 14 691 dortige Haushaltungen; und der Berg-Assessor Frief, der im Jahre 1875 Budgets s{lesischer Fabrikarbeiter unter- suchte, kam zu dem Ergebniß, daß vor Allem die Wohnungs- nicht die Nahrungsquote sich mit der Kleinheit des Budzets vermehre.

Sicherer verfährt die Statistik der Haushaltungsbudgets natürlih, wenn sie in der Meinung, ein Geseß zu finden, nit von einer bestimmten Kategorie der Ausgaben ausgeht und deren Vechältniß zu den anderen nachzuweisen sucht, sondern wenn sie die Lebenshaltung als solche prüft und zu- sieht, wie viel eine nah Landessitte ordentlih und standes- gemäß wirthschaftende Familie füc den Kopf die Kinder in ein

ewisses Verbrauchsverhältniß den Erwachsenen gegenüber ge- fest im Ganzen und für die einzelnen Arten von Ausgaben braucht. Methodish werthvolle Beiträge dieser Art haben Paul Dehn in Hirth's Annalen 1879 bis 1882 und P. Ballin in seinem Buch über den „Haushalt der arbeitenden Klasen“ 1883 geliefert. Bis an die äußerste Grenze des stati tif Möglichen und, man möchte sagen, Erlaubten gehen Unter- suhungen über drei Frankfurter Arbeiterbudgets, die von Mitgliedern des „freien deutschen Hochstifts“ im Jahre 1890 veröffentliht sind, und von Scthnapper - Arndt über ean im Taunus und im Schwarzwald, wo mit Untersuchung der Abnuzungs-Prozente von Windeln und Unter- röcken das Aeußerste erreiht ist, was ein Liebhaber wirth- schafts-statistisher Kleinmalerei überhaupt leisten kann. Ein Vorbild für die amtliche Statistik eines größeren Gebiets kann aber in dergleichen Forschungen nit gefunden werden. Auch Böhmert, der sih, wie bei der Lohnstatistik, so auh in diesem Theile der Sozialstatistik erheb- lihe Verdienste erworben und insbesondere in der Zeit- chrift des Sächsishen Statistishen Bureaus 1885 die Hauptpunkte, welche bei Ermittelung der Lebenshaltung einer Arbeiterfamilie zu berücksihtigen seien, zusammengestellt hat, giebt in dieser Beziehung hon mehr für den Privat- statistiker als für die amtlihe Statistik brauhbare Weisungen. Ebenso wenig werden die Studien Wörishoffer's über Haus- haltungsbudgets in Beziehung auf den physiologish fest- gestellten oder eigentlich den nah Ansicht einzelner Physiologen nöthigen Nahrungsbedarf, die er in seine früher schon er- e h Arbeiten eingeflochten hat, in dieser Rihtung zu be- nuten sein.

Wenn man von der amtlichen Statistik die Darlegung der Lebenshaltung der Arbeiter verlangt, so will man ihr offenbar, wenigstens zunähst, nur die Frage vorlegen: Jn welchem Verhältniß steht der in dieser oder jener Gegend ge- zahlte Lohn einer bestimmten Arbeiteckategorie zu den Aus- gaben, die gemacht werden müssen, um die landes- üblichen Lebensansprühe zu befriedigen? weil ja eben die absolute Lohnhöhe, in Mark und Pfennigen berehnet, noch niht genügende Auskunft über den Werth des Lohnes giebt, d. h. erstens über seine Kaufkraft an Lebensbedürfnissen und zweitens über die Summe von Lebens- bedürfnissen, die mit ihm nah der Anschauung der betreffenden

1891.

Bevölkerung befriedigt werden müssen. Um diese Frage zu beantworten, wird man nicht so methodisch fein vorzugehen brauchen, als es Theoretiker wohl verlangen und auch im Kleinen ausführen können.

Die Dampfkessel-Erplosionen im Deutschen Reich während des Jahres 1890.

Wäkrend des Jahres 1890 fanden im Deutschen Reih 14 Dampf- kessel-Explosionen statt. Bei diefen. Unfällen verunglückten 18 Per- sonen; 7 waren sofort todt oder verstarben binnen 48 Stunden, während eine {wer und 10 Personen leiht verwundet wurden, Der Art der Kessel nach explodirten 2 liegende Einflammrobrke}sel, 6 liegende Zwei- und mehr Flamm- (Heiz-) Robhrkefsel, 4 liegende Walzenkessel mit Siederößkren, 1 stehender Seuerbüchsenkessel und 1 engrohriger Siederohrkessel. Bes troffen wurden: 3 Steinkoblenbergwerke, 1 Braunkoblen- bergwerk, 1 Zuckerfabrik, 1 Branntweinbrennerei, 1 Bierbrauerei, 1 Fruchtmühle, 1 Ziegelei, 1 Cementwaarenfabrik, 1 Fabrik emailirter und verzinnter Eisenwaaren, 1 Holzstoff- und Pappenfabrik, 1 Dampf- wäsWerei und Badeanstalt, 1 Dampfbaager. Die muthmaßlihen Ursachen der Explosionen waren in 5 Fällen örtlihe Blechshwächung, je in 2 Fällen Wassermangel, Alter, Kesselstein, je in einem Falle alter Ruß, zu hohe Dampfspannung, \chlechtes Material.

Während der 14 Jahre 1877 bis eins(ließlich 1890 baben im Deutsden Reih 214 Dampfkessel-Explosionen stattgefunden; hierbei verunglückten zus ammen 577 Personen, von denen 194 getödtet, 106 {wer und 277 leiht verwundet wurden.

Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in den

Königlich preußischen Staaten hat in seiner gestrigen Sitzung den Staats-Minister Dr. Delbrück zum Vorsitzenden für das Iahr 1892 und den Unter-Staatssekretär Magdeburg sowie den O Simon zu Stellvertrecern des Bor- sißenden gewählt. it der Kassenführung wurde Generalkonsul Zwidler betraut. Jn den Bezirks-Eisenbahnrath wurden Seitens des Vereins der Fabrikbesißer Medding als Mitglied und Fabrikdirektor Dr. Krämer als Stelloertreter delegirt. Am 23, Januar wird der Verein sein Stiftungsfest feiern.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Bochum wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet, daß eine am Sonntag in Riemke abgehaltene Berg- arbeiter-Versammlung nur shwach besuht war, und an diese Mittheilung die Bemerkung geknüpft, daß unter dem gegenwärtigen Vorstande (des Verbandes) überhaupt ein Rückgang der Bewegung bemerkbar sei.

Ueber die Entwickelung der Lohnbewegung unter den deutshen Buchdruckern liegen Nachrichten von wesent: liher Bedeutung nicht vor. Am Sonntag fand hier in Berlin eine allgemeine Bu@druckerversammlung mit Hülfs- arbeitern und -Arbeiterinnen statt, in welcher der „Voss. Ztg.“ zufolge Herr Besteck bemerkte :

_ Die Lage habe sih seit der leßten Versammlung wesentli ver- \chärft. Jn Druckereien, welch: die Gehülfenforderungen bewilligt hâtten, würden für andere, deren Personal ausftändig sei, Arbeiten angefertigt, wogegen ganz energisch Front zu machen

Gr empfehle folgende Resolution zur Annahme: „In An- betrat, daß fast in sämmtlihen Druereien, die bewilligt haben, Arbeiten aus von dem Ausstande betroffenen Druckereien her- geftellt werden, beschließt die Buchdruckerversammlung : Alle Arbeiten, die für Buchdruckereien hergestellt werden, welche die Forderungen der Gehülfenshaft niht bewilligt haben, sind Seitens der Geßülfen ent- schieden abzulehnen und derartige angefangene Arbeiten nit zu vollenden. Ebenfo sind alle Ueberstunden, welhe nit duc periodishe Ar- beiten, die an einen bestimmten Termin gebunden sind (täglih erscheinende Zeitungen, Reistagsberihte und Adreßibuch), bedingt werden, sowohl von Segzern wie von Druckern und Maschinenmeistern unter allen Umständen zu verweigern.“ Herr Döblin bemerkte hierzu, daß der Sequester der Central-Invalidenkasse (vgl. die gestrige Nr. 288 d. Bl.) die Gehülfenschaft nicht schädigen könne, da für den Ausftand aus der Invalidenkasse weder bisher Geld entnommen sei, noH au in Zukunft hätte verwendet werden sollen. Er behauptete, daß noch genügende Mittel für den Ausftand vorhanden seien. Der Redacteur der „Trade Union“ aus London, der Vertreter der englishen Gewerkvereine und Leiter des lehten großen Dodcarbeiterausstandes, sei in Berlin gewesen, habe die Grüße der englishen Arbeiterschaft über- mittelt und in ihrem Namen versichert, daß sie die deutschen Kollegen mit allen Kräften unterstüßen würden. Unter vielseitigem Beifall {lug ein Herr Silberberg den Generalausstand vor, wozu die Prinzipale die Gehülfersckaft getrieben bâtten. Hiervon wurde namentlich von den Herren Besteck und Dolinski nachdrücklich abgeratben, da ein General- ausftand den Aufs{chwung der Gehülfenbewegung wieder zu Schanden mahen und die Gehülfenschaft auf Jahrzehnte hinaus ver- nihten könnte. Der Generalausstand wurde abgelehnt und die von Herrn Besteck empfohlene Resolution einstimmig angenommen. Der Verbandékassirer theilte noch mit, daß aus allen europäischen Ländern mit Ausnahme Spaniens, Rußlands und der Balkanstaaten namhafte Geldunterstüß ungen für die Gehülfenschaft eingelaufen seien oder noch zu erwarten f\tänden. Die Berliner Arbeiterschaft unterftüße ein- müthig die Buchdrucker.

r —— L R G H 1 chungs-Sachen Kommandit-Gesellschaften auf Aktien u. Aktien-Gesellsch

¡ ee ungs- i:

2. quíae ote, Beiungen U. dergl.

3. Unsall- und Invaliditäts- 2c. Persidberung. 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c. v, Verloosung 2c. von Werthpapieren.

Deffentlicher Anzeiger.

6. 7. Erwerbs- und Wirthschafts-Genofsenschaften. 8. Niederlassung 2c. von Rechtsanwä

9. Bank-Ausweise.

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs-Sachen.

[51795] Ml L Erledigung. 1) Lazarus, Der gegen den ‘Restaurateur, früheren Agenten | Oberehnheim Franz Haarih in den Akten U. R. I, 344.80 wegen Betruges unter dem 30, März 1880 erlassene | polsheim,

Steckbrief wird zurückgenommen. Verlin, den Î, Dezember 1891. 4 Gatrio, Der UntersuhungsriHŸter zu bei dem Königlichen Landgericht 1. 5 Meistraßheim

6 51796 Vekanntm f dei j [ Dur Beschluß der S PAns, er Kaiserlichen iz

das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen

nachgenannter Personen, welche wegen

der Wehrpflicht angeklagt sind, mit Beschlag belegt: patt, Abraham, geb. 25. November 1871 zu Wolf.

1 Zabern, den 4. Dezember 1891. 2) Schuh, Eduard, geb. 1. April 1868 zu Geis- Der Kaiserliche Erste Staatsanwalt. 3) Bloch, O, geb. 21. Mai 1869 zu Wolf,

rautergersheim, Troesh, Blasius, geb. 17. April 1871 zu

Engel, Alfons, geb. 6. März 1871 zu Ober- Antra

i 7) Reibel, August Heinri Karl, geb. 17. Oktober Landgerichts zu Zabern vom 2. Dezember 1891 wurde | 1871 zu Oberebnboit, ias G

Entziehung | Oberehnheim, Joseph, geb. 28. Juli 1867 zu

Hasemann.

aria Albe1t, geb. 11. August 1871

[51797) In Sachen Bovils Karl, Tölz, wegen Betrugs

Vormögenu ste lMaunagme, idebruhbesißer in

u M, auf flaatbanwalt scha ichen (51809] durch eshlu e! e München I]. vom 4. Dezember 1891 die Beschlag- barnim Band 81 Blatt Nr. 3401 auf den nahme des im Deutschen Reiche befindlichen Ver- | Fiederbarnim Band Ll Blatt Ne. 201 auf den

8) Schrötter, Joseph, geb. 6. März 1871 zu | mögens des genannten Bertsh gemäß §8. 332, 333

-P.-O, verfügt worden. d D k. 1. Staatsanwalt 20 K. Landgerichte

(ntersbrift.) O 2) Aufgebote, Zustellungen

und derl.

Zwangsverfteigerung. Wege der O audbvollitreun soll das im Landgerichts M E von den Umgebungen Berlins im Kreise