1891 / 297 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Kraußneck und Stahl herangezogen worden, und Beide, als Vater und Sokn, leisteten recht Tüchtiges; Herr Stahl entwickelte sogar bedeutend mehr Leidenschaft, als man an der Hand der SrlGuiing er- warten konnte. Einen alten halb kindishen Arbeiter, der aus- Trotz gegen den Pächter in grauen Haaren noch zum fleißigen Mann wird, ab Herr Suske möglichst treffend und natürlih. Die einzige ervortretende weiblihe Rolle, die arme, unglückliche, verlafsene Gret, wurde von Frau Sorma érgreifend dargestellt; der vorwurss- volle {chmerzlihe Blick, die tödtlihe Verzweiflung der um ihr Leben Eetregen es aas mit ershütternder Einfachheit und Lebensrwoahrheit um Auêdrud. : Die Darstellung fand stürmischen Beifall, der zum S{luß dur Widerspru stark eingeschränkt wurde, doch konnte der Regisseur nah dem vierten Bilde im Namen des abwesenden Dichters für die freund- liche Aufnahme des Stücks danken.

Am Sonnabend geht im Königlihen Opernhause die Oper „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Dietrih und Lammert, den Herren Sylva und Beh in- Scene. Dem Werk geht die mhtholegise Tanzdihtung „Prometheus“ - voraus. In der Sonntaasvorstellung des „Lohengrin* find die Damen Pierfon und Staudigl, die Herren Rothmübl, Bulß und Mödlinger beschäftigt

Im Hinblick auf die ungewöhnlichen Erfolge der Vorstellungen des „Hüttenbesißer*“ im Berliner Theater gelangt am Sonn- abend ftatt des angekündigten „Kean“ wieder der „Hüttenbesitzer“ zur Au aarooa, Diese Vorstellung wird auG am Sonntag Nachmittag wiederholt.

Im Lessing-Theater is der Spielplan für die Feitwoche dabin festgeseßt worden, daß an allen drei Weihnachtsfeiertagen als Abendvorstelung der Shwank „Die Großstadtluft“ zur Aufführung gelangt. Für diese Vorstellungen können die Eintrittskarten von heute ab an der Tageskasse abgeboben werden.

Die Direktion des Wallner- Theaters hat für das Jahr 1892 folgende Neuheiten deutscher Verfasser zur Aufführung in Aus- idt N die sozialpolitishe Satire : „Das neue Prograwm“ von Kempner u. Schumann, „Der Fourage-Onkel“, ein Vo!ksfück mit Gesang von Jul. Keller u. Herrmann, das Schausptel - „Das Lumpengesindel“ von Ernst von Wolzogen und ein mebraktiges Lust- spiel „Die Kreutzersonate“ von Jul. Sommer.

Die Preise fôr die Nahmittags-VorsteDungen des Residenz- Theaters, die für den zweiten und dritten Weihnachtsfeieriag in Auss\i@t genommen sind (Augie:'s „Arme Löwin“ am zweiten und Sardous' „Marqguise* am dritten Weihnactsfeiertag), stellen \ich derart, daß Logensiße zu 5 und 4 4, Parquetpläße zu 3 und 2 M, I. Rang Fauteuil und Mittelloge zu 2 #4, I1. Rang zu 1 A und 75 &H zu erhalten sind. Der Verkauf der Pläve beginnt heute an der Kasse des Residenz-Theaters; eine Borkaussgebühr wird im Residenz-Theater nit erhoben.

Im Belle-Alliance-Theater findet am Sonnabend die [letzte Kindervorstellung in dieser Spielzeit statt. Zur Aufführung

von Beethoven.

Wetterbericht vom 17. Dezember, 8 Uhr Morgens.

Stationen. Wind. | Wetter. frau von

Temperatur in 9 Celsius

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p tom | 50G. =40R,

red. in Millim

Anfang 7 Uhr.

wolkig halb bed. wolkig

Mièullaghmore Aberdeen Ghristiansund Kopenhagen . heiter

Stodcholm . Swhnee

Peparanda ; N wolkenlos osfau. .. | 748 | Schnee Gork,Queens-

town . .. | 768 wolkig

GSherbourg . | 770 O 3halb bed. elder ... 772 2000 3

[f o

Sonnabend: Faust!'s Tod.

E pi =J O ps do D

L wolkenlos

amburg .. | 769 bedeckt

winemünde | 765 6|wolkig!) Neufahrwasser| 760 Memel ... | 758

bededt?)

Regen

C Ql wolkenlos | ünster .. | 769

Karlsruhe. . | 760 bedeck13)

bedeckt

meister Weingartner. Vorher: Prometheus. Mußk | und Raoul To({é. Nach ciner mythologischen Tanz- dichtung E. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent : Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr.

Sauspielhaus. Orleans.

Deutsches Theater. Freitag: Die Stügen

der Gesellschaft. LL. Goethe-Cyclus.

Sonntag: Die Mitschuldigen, —- Hierauf : Die | mäßigte Eintrittspreise ! Kinder der Excellerz. Montag: Egmont.

Verliner Theater. Freitag: 16. Abonn.-Vorst. Der Väter Erbe. Sonnabend: Der Hüttenbefizer. (Nusha Buyte, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stabl.) Sonntag : Nahm. 24 Uhr: Der Hüttenbesigzer. Q Bute, Agnes Sorma, Ludw. udw. Stahl.) Abends 74 Uhr: Der Väter Erbe. fänger von Hamelu.

langt, bei den bekannten billigen Preisen (Eintritt 50 Z, Parquet at pu leßten Male „Der Rattenfänger von Hzmeln®,

Wie alljährlich, so ift auch- diesmal im Thomas3-Theater eine Vorstellung zum Besten der Sanitätswacbe im 28. Polizei- Revier bestimmt, die morgen stattfindet. Zur Aufführung gelangt die humoristishe Revue „Fliegende Blätter".

Im Concert des Pianisten Paolo Gallico, das morgen in der Sing-Akademie stattfindet, gelangen u. A. auch des Concert- gebers E-moll - Sonate für Klavier und Violine und seine Lied- komposition „Die Lotosblume“ zur Ausführung, die erstere: dur: den Concertgeber und den Violinviriuosen Charles Gregorowitsch, leßtere dur die Sängerin Fräulein Hedwig Stein. j g

In dem morgen in der Philharmonie stattfindenden Concert des Philharmonischen Chors (Dirigent: S. OHs) wird Herr Professor Jos. Joachim das Beethoven'’she Violinconcert spielen.

Im näthsten, V. Philharmonischen Concert unter Hans von Bülow's Leitung am 11. Januar 1892 wird Gugen d'Albert, der Solist des Abends, Beethoven's Klavierconcert in Es-dur zum Ziruas bringen. Der Kartenverkauf ist bereits bei Bote u. Bock erôffnet.

Morgen wird im Concerthause ein Programm ausaeführt, das aus\{ließlih aus den berühmtesten Walzern der gröfitten Walzer- komponiften zusammengestellt ist. Den Anfang macht Josef _Lanner (gestorben 1843), der eigentlihe Begründer des Wiener Walzers. Ihm schließt sih als der Zweitälteste Josef Labitßky an, der in dem- selben Jahre 1802, wie Jener, geboren, erst 1881 starb. In ihre Fußstapfen traten dann Joh. Strauß Vater (gestorben 1849) sowie dessen jüngerer Bruder Josef (gestorben 1870), und die beiden Söhne des Ersteren. Zu den Genannten gesellt i dann endlih noch der erst vor zwei Jahren verst orbene Josef Gungl.

Jagd.

Kürzlih \{choß, nah einer der „N. A. Z.® zugeganaenen Mit- theilung, in der Nähe des Ortes Lichtenhagen (Landkreis Göt- tingen) im Walde ein Jäger aus Göttingen eine Auerhenne, ein sehr seltenes Thier in dortiger Gegend. Soweit man ih erinnert, ist der legte Auerhahn in den dortigen Wäldern in den dreißiger Jahren geschossen. Dieses Exemplar ist noch ausgestopft auf dem Gute Sennickerode vorhanden.

Manuigfaltiges.

Aus Arlaß der Entbindung Jhrer Königlihen Hoheit der Prinzessin Friedrich Leopold von einem Privyzen wurde heute Mittag um 12 Ukr dur eine Batterie des 2. Garde-Feld-Artktillerie- Regiments ein Salut von 72 Schuß auf dem Königsplaytz gefeuert.

Schweß, 15. Dezember, Der hiesigen evangelisben Kirchen-

gemeinde ift, wie der „N. A. Z.,* berichtet wird, zum Neubau der Kirche von Seiner Majestät dem Kaiser ein Gnaden-

fang Uhr 281, Vorstellung. Die Jung- Preisen:

Sonntag, den 27.: Marquise.

begonnen,

8, Abend. Belle- Alliance-Theater.

Musik von Catenhusen. Anfang 7 Uhr.

Barnay, | Preisen !

Deutsh von Emil Neumann In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. An-

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Éine romantishe TIagdtte or S v 2E s Salt, 4p M De in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedri v. Schiller. I Sa mnintags T1 ORIDNEGIEnD: GIIABIGIA

In Scene gesezt vom Ober-Regisseur Max Grube. | Sonnabend, den 26.: Die arme Löwin.

Freitag: Er- Zum 18. (324.) Male: Der Natteufänger von Hameln. Phantastisches Volksstück mit Gesang in 12 Bildern. Na Sprenger's Geshihte und Ehrih's Chronik der Stadt Hameln, frei bearbeitet von Anfang 7# Uhr.

Sonnakend: Zum 1. Male: Der Revisor. Lust- spiel in 5 Aufzügen von Nikolaus Gogol.

Voranzeige. Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Letzte Kinder-Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Zum 19. (325.) Male:

eschenk bis zum Betrage von 50.000 G bewilligt worden, Dami d die Kosten für den - Kirhbau gedeckt, nachdem die Gemeinde 55 000 gelgmmest und ein Darlehn von 50000 4 aufge- nommen hat, j A s

Nah S@Gchluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Danzig, 17. Bs (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt Danzig macht bekannt: Die durch Entgleisung des Personenzuges bei der Haltestelle Horn herbeigeführte Sperrung der Geleise ist beseitigt. Die Züge lat Güldenboden ‘und Allenstein verkehcen wieder fahr- planmäßig.

Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Erzherzog Ernft, ein Bruder der kürzlich verstorbenen Erzherzoge Heinrih und Sigismund, ist gleihfalls unter Fieberersheinungen erkrankt und hat eine unruhige Nacht aehabt. i

Bern, 17. Dezember. (W. T. B.) Die vereinigte Bundesversammlung sprah in ihrer h¿utigen Sißung dem Bundesrath Welti den Dank des Vaterlandes aus für die ihm geleisteten vorzüglihen Dienste. An Stelle Welti’'s wurde Zemp: Luzern (ultramontan) zum Bundes- rathsmitglied gewählt, zum Bundes-Präsidenten für das Jahr 1892 Hauser- Zürih und zum Vize-Präsidenten des Bundesraths Schenk- Bern.

St. Petersburg, 17. Dezember. (W. T. B.) Fast alle hiesigen Journale sprehen sih über die Ausweisung des französischen Journalisten Chadourne aus Bulgarien rüdsihtslos tadelnd aus. Das „Journal de St. Pétersbourg“ und die „Nowoje Wremja“ haben sih einer Besprechung des Zwischenfalls bisher enthalten.

New-York, 17. Dezember. (W. T. B.) Einer Meldung des „World“ aus Washington zufolge hätte der Präsident der Vereinigten Staaten beschlossen, von der ihm nah dem Reziprozitätsartikel der Mac - Kinley-Bill zustehenden Befugniß Gebrauch zu machen und Zoll- erhöhungen anzuordnen für Zudcker, Kaffee, Thee und Melasse, welche aus Ländern eingeführt werden, die mit den Vereinigten Staaten keine Reziprozitätsverträge haben oder über solhe unterhandeln. Der bezügliche Erlaß wird mit dem 1. Januar 1892 in Kraft treten.

(Fortseßung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Da En Theater. Näheres die Anschlags zettel.

Karlstraße. Freitag, Abends

Circus Renz.

Der Borverkauf zu den Weihnachtsfeiertagen hat | 74 Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth®,

große hbyvbrologishe Ausftattungs - Pantomime in 2 Abtheilungen mit National-Tänzen (60 Damen), Aufzügen 2c., Dampfschiss- und Bootfahrten, Wasser- fällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten 2c, arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst- \{chwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß- Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen- Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß ausftrahlend. Außerdem: Great Steeple Chasse von 6 englischen Vollblut-Springpferden, dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. Negro, geritten von der Schulreiterin Mlle. Vidal. Eine Ver- gnügungsfahrt mit verschiedenen Hindernissen von der Elton Troupe. Geschwister Cottrelly, Equili- bristinnen. Auftreten der Reitkünstlerinnen Mlle. Adele Briatore und Mm. Bradbury, sowie des Jodckeyreiters Mr. Jules, des Saltomortalesreiters Adolf Delbosq und des Groteéquereiters Mr. Franks 2c. Komische Entrées von sämmtlichen Clowns. i Täglich: „Auf Helgoland“.

C. A. Görner.

Der Ratten-

5 4 2 i Wiesbaden . | 766 2/halb bed.) München . . | 760 5/Schnee®) Chemniz .. | 764 3/bedeckt 6) Berlin .…. | 765 4 wolkig?) Wien .…... | 755 3|bedeckt Breslau. . . | 759 3 3 1

bededckt

Sle d'Aix .. | 768 | [wolkenlos Nizza .…... | 755 wolkenlos Triest .… .. | 756 ftillibedeckt

- 1) Nachts Regen urd Schnee. 2) Nachts Schnee. 3) Sturm, Schnee und Regen Nachts. 4) Gestern Regen, Nachts f\türmish. *) Nachts Regen. 6) Nebel, gestern Abend Regen, Morgens Schnee. 7) Gestern Schnee und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Depressien, welche gestern Morgen im süd- östlichen Ostseegebiet lag, ist rasch ostwärts nach dem Innern Rußlands fortgeschritten, während ein baro- metrisdhes Marimum über Nordwest-Europa {ich ausgebildet hat, welches von den Britischen Inseln nordostwärts über Skandinavien hinaus nah dem Cieêmeere \ich erstreckt. Dementsprehend wehen über Central-Europa nördlihe und nordöstli®e Winde, welche vielfah stark, an der Küste stellenweise ftürmisch auftreten und allenthalben von Abkühlung begleitet find. In Deutscland is das Wetter trübe, vielfah haben Niederschläge stattgefunden, theilweise in ziemlich erhebliher Menge. Für Deutschland dürfte demnächst Frostwetter zu erwarten sein.

Deutsche Seewarte.

Es Theater-Anzeigen.

Bönigliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 267. Vorftellung. Oberon. Romantische Oper in 3 Aufzügen. fik von C. M. von Weber. Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Tey- laff. Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 280. Vorftellung. Der ueue Herr. Scauspiel in 7 Vorgängen von Ernft von Wildenbruch. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Ühr.

Sonnabend: Opernhaus. 268. Vorstellung. Ca- valleria rusticana (Bauerz-Ehre). Oper in 1 Aufzug, nah dem gleichnamigen Volks\tück von Verga. Musik von Pietro Mascagni. In Scene

(geseht vom Dber-Regißeur Teßlaff. Dirigent: Kapell-

No O s dO

hund a

Lessing - Theater. Freitag: Satisfaktion. Schauspiel in 4 Akten von Alexander Baron von Roberts. Hierauf: Cavalleria rausticana. Sizilianishes Volks\chauspiel in 1 Akt von Giovanni Verga. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Grofßfstadtluft. S{wank in En von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel- ura. Sonntag: Die Grofstadtluft. Schwank in : Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel- urg. Drei Nachmittags-Vorstellungen zu kleinen Preisen (Parquet 2 # u. #. w.) finden an den Weihnachté- tagen statt. (1. „Die Ehre“. 2. „Der Probepfeil“. 3, „Das vierte Gebot“.) Vorverkauf ohne Aufgeld von heute ab.

„Die Gioßstadtluft“ wird als Abendvorstellun an allen drei Feiertagen aufgeführt. Billetverkauf von heute ab.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 32. Male: Jmmer zerstreut! Posse in 3 Akten von Barridre und Gondinet, Bearbeitet von Franz Wallner. Vorher , neu einstudirt: Die Hauni weint der Hausi lacht. Komishes Singspiel in 1 Akt von Jacques Offenba. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Voranzeige. Am 25, 26. und 27. Dezember: Nachmittags-Vorstellungen zu bedeutend ermäßigten Del L. Parquet 1 A x. Jyhre Familie. Volks\tück mit Gesang in 3 Akten von Stinde und Engels, Anfang 4 Uhr.

TFriedrih - Wilhelmstädtishes Theater.

reitag: Neu einstudirt: Der Zigeuner-

aron. Operette in 3 Akten nah M. Jok41's Grzählung von M. Schnißer. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Binder. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch, den 23., Freitag, den 25., Sonnabend, den 26., Sonntag, den 27. Dezember : Neu einstudirt : Der Mikado.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. Freitag: Zum 20, Male: Madame Mou-

Adolph Ernst-Theater. ODrittleßte Auf- führung. Freitag: Zum 109. Male: Der große Prophet. Anfang 7# Ubr. Sonnabend: Zum 110. Male: Prophet.

In Vorbereitung: Der Tanzteufel. Gesangs- posse in 4 Akten von Ed. Jacobjon und W. Mann- städt. Couplets von Gust. Görß. Musk von Gust, Steffens. Jn Scene geseßt von Adolph Ernst.

Der grofe

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum Besten der Sanitätswachen im 28. Polizei-Revier. Zum 16, Male: Fliegende Blätter. Humoristische Bilder mit Gesang in 3 Akten und einem Vor- und einem Nachspiel , arrangirt von Alfred Sch{hönfeld. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Zum 1. Male: Kläffer. Posse mit Gesang in 4 Akten von Heinrih Wilken.

Concerte.

¿Mo Meins, Freitag, Anfang 8 Uhr: oncert des Pianisten Paolo Gallico, unter gefälliger Mitwirkung des Fräulein. Hedwig Stein (Sope.) sowie des Violin-Virtuosen Herrn Charles Gre- gorowitsch.

E Freitag, Anfang 74 Ubr; ilbarmonisher Chor (Dirigent : Siegfried j Il. Vereins-Concert unter éüitiger Mitten A Fräulein Marie Berg, Herrn J.. König sowie Herrn Pet Verei d glüd

. Theil. „Meeresstille und alückli t“, Chor vnd Ortester. Violin-Concert T liede (shottishe und englische). I1 - Theil. „Die Ruinen

Unsere Walzer-Körige. Anfang 7 Uhr.

Donnerstas, 31. Dezember (Sylvester): Familieu - Vall - Fest.

godin, S{wank in 3 Akten von Ernest Blum

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Billets à 3% im Bureau des Hauscs.

von Athen“ (Chor und Orchester). L, v, Beethoven.

Concert-Haus. Freitag: Karl Meyder-Concert.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Auf Verlangen: „Leben und Treiben auf dem Eise“. Abends 74 Uhr: „Auf Helgoland“.

É E Familien-Nachrichteu.

Verlobt: Frl. -Käthe Wiesike mit Hrn. Pastor Paul Gembert (Brandenburg a. H.—Bublig i. P.). Frl. Elisabeth Preuß mit Hrn. Ritterguts- besißer Richard Mann (Wessig-Conradswaldau, Kreis Trebniß).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gottfried von erder (For%heim, Kgr. Sachsen) Hrn. Vize- onful a. i. Dr. Merz (Tak’ao, Formosa). Eine Tochter: Hrn. Obern-Lieut. von Brolzem (Dcesdea) Hrn. Staktsarzt Dr. Sommer (Potédam).

Gestorben: Hr. Geheimer Regierungs-Rath a. D. Moriß von Pommer-Eshe (Aachen). Hr. astor emer. Max Guischard (Bernburg). r. Kanzlei-Rath Auguste Güthlein, geb. Wolny Berlin), Verw. Fc. Geh. Rehnungs-Räth Emilie Bernhard, geb. Kobel (Feldheim bei Piühlenbeck), Hr. Kommerzien-Rath Friedrih

Wilhelm Rosenbaum (Breölau) —- Fc. Pauline

voa Gellhorn, geb. von Colomb (xiegniy). Fe. Sanitäts-Rath Luise Süßbach, geb. Bern- ardt (Liegniß). Hr. Domänen-Rath Carl Hergert (ODelie). Verw. Fr. Ritterguts- besizer Theresia Eckat, geb. Birnbah (Gelten- dorf, Kreis Grottkau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Nordd n Buchdruckerei und Verl E Bein C, Wilbolmsieete Nee 20s” Sechs Beilagen (eins{hließlich Börsen - Beilage),

und ein Prospekt des Verlages von Paul Nef und Ebuer «C Seubert (Paul Nef) in Stutt- gart, Prachtwerke betreffend.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 297.

| Deutscher Reichstag. 442. Sigung vom Mittwoch, 16. Dezember, 11 Uhr.

_/ Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler von Saprivi, bie Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr

/ \

¡on Maltyahn, Freiherr von Marschall, sowie „der Königlich preußishe Staats-Minister von Heyden.

Die Zweite Berathung der Handelsverträge mit Desterreih-Ungarñ, Jtalien und Belgien wird bei dem Zoll für Hopfen, der von 20 auf 14 6 herabgeseßt ist, fortgesegt.

Abg. Graf von Mirbach spricht im Interesse der deutschen Hopfenbauer sein Bedauern über diese Zollherabseßzung aus; in den leßten Jahren seien die Hopfenpreise so gedrückt gewesen, daß von Sn antrat Verdienst der Produzenten niht die Rede ge- wesen sei,

Staatssekcetär Freiherr von Malzahn:

Den Ausführungen des Herrn Abgeordneten gegenüber möchte ih doch auf die Erläuterungen hinweisen, welche zu dieser Position bereits in der Denkschrift zu den Handelsverträgen gegeben sind, und zwar auf Seite 28. Es ift dort mitgetheilt, daß Deutstland that\sächlich Hopfen fast nur aus Oesterreich-Ungarn einführt, in Folge dessen hatten die Oesterreicher natürlih ein Interesse daran, eine Zollherab- seßung dieses Artikels zu erreichen ; aber auf der anderen Seite wird deutscher Hopfen auch in erheblicher Weise nach Oesterreihß-Ungarn ausgeführt, und wenn wir einerseits den Eingangszoll für Hopfen gegenüber Desterreih ermäßigt baben, so hat Oesterreih- Ungarn seinen Zoll gleichzeitig von 10 Fl. auf 7 Fl. zu Gunsten unserer Produktion herabgeseßt.

Position 25e: Wein, jeviger Zollsaß 24 (s, soll folgen- dermaßen gefaßt werden: Wein und Most in Fässern ein- gehend 20 M; rother Wein und Most zu rothem Wein, zum Verschneiden unter Kontrole 10 #; Wein zur Cognacbereitung unter Kontrole 10 #6 Hierzu Position 9h: eingestampfte frische Weinbeeren von 10 (4 auf 4 6 herabgesetzt.

Abg. Haerle: Der deutsche Weinbau werde durch diese Handels- verträge ganz erheblih geschädigt. Es liege eine große Menge von Nelouen gegen diese Position aud) aus seinem, dem 3. württem-

ergishen Wahlkreise vor. Die Herabscßung von 24 auf 20 M werde nit besonders empfunden, wohl aber die Herabsetzung des Traubenzolles, die niht weniger als 60 9/6 betrage. Man würde si sogar eine weitere Herabseßung des Weinzolles gefallen lassen, wenn nur der bisherige Trauberzoll bestehen blicbe. Dex vorges{lagene Traubenzoll sei geradezu cine Prämie auf die Einführung italienischer Trauben. Man habe dieses Jahr eine Mißernte gehabt, und in Folge dessen seien italienishe Trauben in großen Mengen eingeführt worden. Für die deutshe Weinbereitung sei dies um so mißliher, als die italienische Traube vier Wochen früher reif werde. Er fürchte, daß bei dem Wettbewerb des italienischen und französishen Weines auf deutschem Boden, von dem der Reichskanzler gesprochen habe, der deutshe Wein den größten Schaden haben werde. Man sei ja darauf gefaßt gewesen, daß der deutshe Weinbauer ebenfalls feinen Antheil an den Opfern des Vertrages haben würde; das Opfer aber, das hier verlangt werde, sei ein so |chmerz;liches, daß die Regierung gut daran thun würde, den benachtheiligten Weinbauern vielleiht auf anderem Wege die helfende Hand zu bieten. (Beifall links)

Abg. Weiß (Eßlingen) {ließt sich_ diesen Ausführungen an. Italienische billige Weine stellten sich in Süddeutshland auf 25, 28, höchstens 30 G für das Hektoliter, während die Preise in Württem- berg selten unter 140 6 fielen, Das Sc{limmste aber für die Wein- bauern sei der vorgeschlagene Traubenzol. Schon in den siebziger Jahren seien in Fehljahren italienishe Trauben eingeführt worden. NaHdem nun die italienisGen Unterneh:ner in diesem Jahre in Deutschland ein besonders gutes Geschäft gemacht hätten, würden sie das Land künftig bei dem niedrigen Traubenzoll mit ihren Trauben noch mehr überschwemmen. Er befürchte nicht nur eine Einfuhr von rothen, sondern auch von weißen Trauben. Der mit weißem italienishen Wein verschnittene deutshe Weißwein gefalle den Kon- \fumenten ganz besonders. Es sei ihm versichert worden, daß, wenn der ein- geführte weiße Italiener zum Verschnitt komme, der Verschnittwein nicht unter den 10 /6-, sondern unter den 20 #-Zoll fallen werde. Er würde sich freuen, wenn dies richtig wäre. Da die italienischen Trauben höchstens bis an den Main eingeführt, also nur in Süd- deuts(land untergebrat werden könnten , so befürchte cr, daß dort bald große Kellereien zum Schaden des süddeutshen Weinbaues ent- stehen würden. Wenn er bedenke, daß den Württembergern diese Been iguna und daneben noch Zollherabseßungen für industrielle

rzeugnisse, die bei ihnen besonders hergestellt würden, bevorständen, \so freue er sih niht auf den Augenblick, in dem er den Leuten den Traubenzoll von 4 #4 auf den Weihnachistish werde legen müssen.

Württembergisher Bundesraths - Bevollmähtigter , Staatsrath von Moser: Bei Abschluß des Vertrages mit Jtalien habe man vor der Wahl gestanden, entweder einen geringen oder gar keinen Zoll auf Weintrauben anzunehmen. Wenn man einen Vertrag {ließen wolle, so müsse man sih au zu Konzessionen entschließen, die Jtalien gegenüber natürlih nicht auf dem Gebiete der Industrie, sondern nur auf landwirthschaftlibhem und auf dem des Weinbaues liegen müßten. Das werde ja den Interessenten {wer werden, aber gar zu tragish dürfe man die Sache nit nehmen, Man habe in diesem ungünstigen Weinjahr statt der durGscnittlichen 14 nur zwei Hektoliter für den Hektar eingenommen, in Ftalien aber sei die Ernte so günstig gewesen, daß man wegen Mangels an Fässern den Wein habe fortlaufen lassen. Ein hervorragender Sach- kenner, der Direktor der Weinshule zu Weinsberg, habe ibm geschrieben : eDie Sade wäre garnicht so \{limm; wenn wir ein gutes Jahr haben, dann würde der italienishe Wein niht zu fürchten sein. Wenn wir aber einen reihen Ertrag mit geringer Qualität haben, dann wird der italienische Wein sogar von Vortheil sein, um unsere Weine aufzubessern und verkäuflicher zu machen.“ Als der Handels- vertrag mit Frankreih 1865 den Weinzoll au fehr erheblih herab- gesetzt habe, habe man in Süddeutschland ebenfalls den Niedergang des Weinbaues befürchtet, aber er sei nicht eingetreten und ebenso wenig werde das diesmal geschehen.

_ Abg. Pflüger: Er halte die Herabseßung des Wein- und Trasbenzolles für niht so bedenklih. Die Herren, die sih dagegen auössprächen, hätten zur Vertheidigung ihrer Ansiht den deutschen Weinbau in einer Weise dargestellt, die man als eine Herabsetzung bezeihnen könnte. Die erleihterte Einfuhr des Vershnittweines sei ogar zu wünschen, weil dur sie die geringeren deutschen Wein- orten verkäufliher würden. Ueberhaupt dürfe man den Verschnitt niht etwa als Weinpanscherei ansehen, sonst wäre jeder Wein ge- pansht, Die geringen Weine dürften darum nicht minderwerthiger neben den eingeführten werden, weil ein längerer Transport der fremden Trauben nicht durchführbar sei, ohne ihre Beschaffenheit zu vershlechtern. Deutschland habe kaum den zehnten Theil der Weinproduktion Frankreihs, könne also diesem Lande eigentlich keinen Wettbewerb machen, sondern müsse jeden Wein, der dur Verschnitt den deutshen Wein wettbewerbungsfähiger

Berlin, Donnerstag, den 17. Dezember

mate, gern aufnehmen. Die Einfuhr von gepreßiten Weintrauben dürfte \{chon deswegen niht in außerordentlih großem Umfange er- folgen, weil bei den Trauben ja auch \{ließlich die Schalen trans- portirt werden müßten, was das Gewicht so erhöhe, daß die Trans- portkosten einer übergroßen Einfuhr hindernd im Wege ständen. Abg. Dr. Bubl: Er sei in der vorliegenden Frage zum Theil Sawverständiger, zum Theil aber habe er sih, soweit die Kürze der Zeit es erlaubt habe, ein möglihst aus3giebiges Material beschat und bemerke noch ausdrücklich, daß er nicht etwa Wahlpolitik bei dieser Gelegenheit treibe. Er habe sih zu seinem Bedauern über den Weinzoll ein sehr ungünstiges Urtheil bilden müssen. Der Weinbau habe ja richt entfernt die Bedeutung wie der Getreidebau, aber \{ließlich würden doch 120 00I ha wit Wein bebaut, und er stehe mit einem großen Theil der weinbauenden Bevölkerung in naher Verbindung. Die erwartete Vermehrung des Weinverbraus durch Erleichterung der Einfuhr sei nah seiner Erfahrung doch nur in sehr beschränktem Maß- stabe mögli, denn bei wenigen guten Jahren leide man schon {wer an Ueberproduktion. Der Wein fei ein Gegenstand, bei dem man si am leichtesten mit dem Zol befreunden könne und der ja auch dem Reih gute Eianahmen gebracht habe. Man habe es bier nun mit einer Konzession zu thun, die im Interesse des Zustandekommens des Handelsvertrages habe gema&cht werden müssen, und da er für diesen Vertrag sei, werde er auch die Konzession machen müssen, nur müsse er genau prüfen, ob durch die Konzession nit ein einzelner Stand zu sehr belastet werde. Eine Herabseßung des Weinzolles sei ja an ih immerhin zulässig, aber nur in solhen Grenzen, daß der kieinerz Weinbauer noch die Möglickeit behalte, sein Produkt zu verkaufen. Er gebe ja zu, daß für gewisse Weine der Verschnitt mit italienischen sehr günstig wirke, aber die Herabscßung des Zolles auf Verschritt- weine werde auch wirthschaftlih vox keinen bedeutenden Folgen sein, Den Vershnitt so weit auszudeinen, wie man es neulich hier befürwortet habe, aus MRothwein Weißwein zu machen und umgekehrt, dürfte doch wohl im Sinne der Konsumenten das Maß des Zulässigen überschreiten. In den aus8gepreßten Trauben- \calen liege ein sehr großer Werth zum Auffärben des Weines, so daß se die Transportkosten mindestens deckten, also hierdurch die Einfuhr von gepreßten Trauben nit beeinträchtigt werde. Es sei ja richtig, daß Deutschland in diesem Jahre eine sehr ungünstige, Jtalien eine sehr günstige Weinernte gemaht habe, aber so niedrige Weinpreise, wie sie jeßt in Italien vorkämen, gehörten gar nicht zu den außer- gewöhnlichen, und dabei seien die Frachtsäte, die hierbei eine große Rolle spielten, sehr zurückzegangen. Das Hektoliter Wein kofte voa Venedig nah Neustadt nur 4 #4 Jedenfalls mahten den Deutschen die italienishen Weintrauben einen \{chweren Wettbewerb. Seine leßte Hoffnung sei gewesen, daß die Weintraube durch längeren Tranéport in ihrer Beschaffenheit herabgeseßt werde; die Erkndigung bei Sachverständigen habe aber das Gegentheil ergeben, man habe Wein von Syrakus nach Hessen transportirt, der neunzehn Tage unterwegs gewesen sei, ohne daß dadurh die Be- \chaffenheit des Weines beeinträchtigt gewesen sei, und wenn. dies mögli sei, was hindere dann die Italiener, ihren Wein auf dem Wasserwege in Deutschland einzuführen? Die Herabseßung des Zolles sei auh gar nicht so unerheblich, wenn man die doch au zu verwendenden Schalen mit in Rehnung ziehe. Aus den gepreßten Trauben laffe si ein Most von solher Güte herstellen, daß man ihn ecinfah mit Wasser, also mit dem billigsten Verscbnittmittel, zu Wein vershneiden könne. Es werde sh also bier \{ließlich nicht um eine Herabsetzung des Weinzolles von 24 auf 20 4, auch niht auf 10 46 handeln, sondern es werde eben der Traubenzoll wesentlich in An- wendung kommen. Im Jahre 1865 habe man allerdings eine große Beeinträchtigung des deutshen Weinbaues gehabt, und dazu habe es si damals nur um Weine gehandelt, niht um Weintrauben. Diesmal sei also die Sache viel s{limmer. Die Qualitätsweine würden ja dur den ganzen Tarif weaig getroffen, aber der deutshe Weißwein, dem man mit großer Mühe ein Absatzgebiet gewonnen habe, werde nun wieder dem Rothwein weihen müssen. Der Geshmack des Publikums werde sich niht als Hinderniß erweisen, denn die Württemberger, die für die Pfalz sehr gute Kunden seien, trärnken in einem Jahre ihren württembergischen Wein, im andern den pfälzischen, und so könnte es leiht kommen, daß sie sih au an den italienshen Wein gewöhnten und der Pfalz als Kunden verloren gingen. Die gepreßten Trauben jeien nicht so {wer zu bearbeiten, daß sie ein Hinderniß für die Einfuhr bilden könnten; denn wenn die Leute daran verdienten, würden sie die Kultur der eigenen Trauben verna{hlässigen. Besonders bedenklih sei noch, daß ein so ausgedehnter Verkehr mit Wein- ländern, die vielleiht reblansdurchseucht seien, auch für die deutsche Weinkultur die Ansteckung schr nahe bringe. Alles dies bringe ihn dazu, uur mit dem größten Widerstreben für den Weinzoll zu stimmen, und in seiner langen parlamentarishen Praxis habe er sh noch nie in ciner \{wierigeren Zwangslage befunden, als diesem Handels- vertrage gegenüber, und mit s{chwererem Herzen habe er sich noŸh nie sür eine ge|\2hgeberishe Maßregel entschieden. Unter - Staatssekretär von Schraut: Der Vorredner habe mit der ihm eigenen Sachkenntniß die Verhältnisse doch zu \{chwarz dargestellt und zu sehr der Erregung in einzelnen Weinbaubezirken Rechnung getragen, die sich hauptsählich auf die ausnahmsweise \{chlechte Ernte dieses Jahres bei einer ausgezeihneten in Italien, der besten seit Menschengedenken, gründe. Jn Folge dessen sche man die deutshen Verhäitnisse in sehr ungünstigem, die italienischen in günstigstem Licht, Darauf baue man ein Gebäude auf, das aus Vermuthungen bestche, und ziebe Schlüsse aus ihnen, die die Be- völkerung erregten, während Sachverständige gegen Sachverständige stritten. Die Abgg. Dr. Bürklin und Dr. Buhl legten dem Interesse der Konsumenten an dieser Frage gar keine oder nur eine geringe Bedeutung bet; aber die Erfahrungen in Elsaß- Lothringen, dem Weinland par excellence, tas die größte Produktion, fast e*n Viertel der gesammten deutshen habe, lehrten das Gegentheil. Elsaß-Lothringen verbrauWe mehr Wein, als es erzeuge, ter Verbrauh s\{chwanke ungemein, von 1 900 000 þ1 in dem günstigsten Weinjahr 1873 bis auf 238 000 in dem ungünstigsten Jahre 1880, daneben 1500009 hl im Jahre 1885 und 800 000 im Jahre 1890. In den Jahren, in denen der Weinverbrauch zurückgegangen sei, habe der Branntweinverbrauch mit allen seinen nachtheiligen Folgen, die man im Elsaß beklage, in großartiger Weise überhand gFNoo men, In einem Lande, wo der geringste Fabrik- und der leinste landwirthschaftlihe Arbeiter täglich Wein zu trinken gewohnt sei, sei es von größter Bedeutung, ob der Weinpceis so un- natürli hoh sei, daß die kleinen Leute keinen Wein mehr trinken oder bei ihrem täglihen Getränk bleiben könnten. Man sage, es seien keine Sachverständigen befragt: das sei unrihtig, alle Landesregierungen hätten achverständige befragt, speziel au aus der Pfalz und Franken. Er habe sie auch efragt, Zunächst hätten ihm Alle gesagt: nur um Gotteswillen eine Herabsetzung der Zölle! Dann sei eben der Vertrag mit Jtalien unmögli. Weiter hätten sie gesagt: nur keine Herabseßung des Traubenzolles! Aber das Zustandekommen des Vertrages habe gerade von der Ermäßigung des Traubenzolles abgehangen, die Ermäßigung des Weinzolles habe n nidzt genügt. Im Uebrigen seien die Ur- theile der Sa(verständigen genau so auseinandergegangen, wie heate die der Abgg. Pflüger und Weiß. Sie hätten au nit Alles gesagt, was sie gem hätten; das Meiste, hätten sie geradezu erklärt, sei j sagen unmögli, und sie hätten jede Auskunft verweigert, weil sie sonst ihren Wettbewerbern die ganze Manipulation in die Hand

1891.

geben würden, für die sie ihr theures Geld gezahlt hätten. Bei den Verschnittweinen handele es ih bekanntlich nicht darum, daß die italienishen Weine in Deutschland in den freien Verkehr gesett, sondern daß eine bestimmte Menge italienisher Natur- weine den einheimishen Weiß- und Rothweinen zugeseßt werden dürfe, und zwar etwa 60 %% bei der Mischung mit Weißweinen, und 334 %/o bei der Mischung von Rothweinen mit Weißweinen. Der Behauptung, daß diefe ganze Operatioy nur den Franzosen, nit den Italienern zu Gute komme, widersprähen die Erfahrungen in Elsaß- Lothringen auf Grund eines ziemlich bedeutenden Verschnittge\chäfts und die Statistik. Elsaß Lothringen- führe 45 % italienishe, 25 % spanische, aus Frankreich transitirende, 5% portugiesische, 5 9% fran- ¿ôsishe Verschnittweine und 20 % französische Tafelweine ein, also verhalte si die Einfuhr französischer zu der italienisher Verschnittweine wie : 45, und alle übrigen deutschen Regierungen bestätigten, daß es sich für sie in erster Linie bei dem Verschnittgeschäft um die italienishen Weine handele, Was nun den Wettbewerb dieser Vershnittweine mit den einheimischen betreffe, so handele es sih um die Herstellung eines leichten Rothweins, wobei, wie überhaupt in dieser Frage, die Geschmasrihtung eine aroße Rolle spiele. Die Württemberger seien gute Kunden der Pfalz, wenn ihr eigener Wein mißrathen sei. Der Abg. Dr. Buhl fürhte nun, sie würden in diesem Fall nicht mehr Pfälzer, sondern italienishen kaufen, aber wenn sie einmal an den Pfälzer gewöhnt seien, dann würden sie wohl auch bei ibm bleiben; gerade in Schwaben ändere der Geshmack sich nicht so rash. Zahlreiche Urtheile von Sachverständigen in den Reichs- landen gingen dahin, daß die kleinen säuerlihen Weißweine des Elsaß durch den Verschnitt wesentlich begünstigt und jeßt über- haupt erst zu einem Preise kommen würden. An der \{chweizeris{- badisben Grenze auf dem re{ten Rheinufer koste derselbe Wein auf badisher Seite nur die Hälfte von dem, was er auf {chweizerisGer Seite koste, einfah deshalb, weil drüben bei dem niedrigen Weinzoll, den die Schweizer hätten und fest- hielten, das Verschnittsystem möglih sei, das in Elsaß-Lothringen bisher gar nit bestanden habe oder nur zu \{chlechten Preisen verwerthbar gewesen sei. Bei der Verschiedenartigkeit der Geschmadcksrihtungen werde der leichte Rothwein, das aus\{ließlihe Ergebniß des Verschnittprozesses, den Weißweinen aus Mittelelsaß, der Pfalz und den Bodenseeweinen keinen Wettbewerb machen. Die Herren aus Baden fürchteten ihn auch nit. Die Qualitätsweine kämen vollständig außer Betracht, da sie einen ganz cigenen Markt hätten. Die portugiesishen Weine, die in neuerer Zeit in der Pfalz in großem Stil auf leihtem Boden gebaut würden, seien für sie ein sehr wihtiger Gegenstand des Wein- baues. In Lothringen könnten sie in größerem Stil nicht gebaut werden, weil der Boden zu {wer sei. Schon jeßt betrage die Verschnittmenge 25 bis 337 pCt., und der Vertrag ändere daran im Wesentlichen nichts Immer wieder müsse gesagt werden: der italienishe Wein komme durch den Vertrag nicht in den Verbrau, sondern in den Verschnitt. Jn der itali:nishen Presse werde gegen dies Verschnittgeshäft insofern von den Gegnern der Verträge gesprochen, als es dargesteUt werde als eine Konzession nit an Jtalien, sondern als ein Gewinn für Deutschland, von dem Italien deshalb weniger Nugen haben werde, als die Deutschen niht mit der Intelligenz und Geschäftsklugheit der Franzosen das internationale Gebiet dieses Verschnittgeshäfts zu etabliren im Stande sein würden. Den Deutschen fehiten die tech- nishen Kenntnisse und ihr Weinkonsum sei auch zu gering. Er hoffe, daß die Weinbergbezirke in Elsaß-Lothringen die Vortheile der Zu- lassung des Verschnittsystems ohne Schädigung der heimishen Pro- duktion und zur Verstärkung ihres Absagzes verstehen und benutzen würden. Die Reichsregierung habe die feste Absicht, bezüglih der Kontrole das Verschnittgeshäft niht das Monopol größerer Firmen werden zu lassen, sondern auch den kleineren Bauern die Anwendung zu ermöglichen, was auch zolltehnisch sehr wohl mögli sei. Jn Bezug auf den Traubenzoll habe der Abg. Dr. Buhl in seiner Schwarzseherei zu viel beweisen wollen, Die bedeutende Ermäßigung des Zolles habe zugestanden werden müssen, um den Vertrag zu Stande zu bringen, In Betreff der Wirkung gingen die Urtheile der Sachverständigen völlig auseinander. Entscheiden werde darüber die Praxis und die Zukunft. (Beifall)

Abg. Freiherr Zorn von Bulach: Wenn die Ermäßigung des Weinzolles für Elsaß-Lothringen niht so shlimm sei, wie komme es denn, daß die Italiener als Hauptbedingung für den Vertrags\chluß die Verminderung des Zugangszjolles auf Trauben gestellt hätten? Die Elsaß-Lothringer hätten in diesem Betracht dieselben Befürch- tungen wie die Württemberger. Ueber 80 000 Leute würden dadur geshädigt. Die Einfuhr der Trauben komme zuerst den Händlern, den Aktiengesellschaften, die fich sofort bildea würden, um italienische Trauben einzuführen, und dann dem Großproduzenten zu Gute, der nicht verfehlen werde, seine eigenen Erzeugnisse mit italienischen Trauben zu vershneidea, um eine größere Menge zu erzielen. Man sage, die Trester hätten keinen großen Werth. Er befürchte aber für die kleinen Winzer, daß die größeren Produzenten mit Hülfe von Wasser und Zucker und Trestern die Menge des Weins in einer Weise vermehr- ten, daß die kleinen Trinkweine ganz beträßtli in den Hintergrund gedrängt würden. Auf Weingenossenshaften könne \sich der kleine Winzer nit einlassen. Jeder Winzer habe seine eigene Methode, und man lasse si{ch von einem zweiten niht gern hineinreden. Die elsaß - lothringischen Winzer würden durch dieses Geseß besonders geshädigt. In Frankrei solle der Weinzoll erhsht werden und in demselben Augenblick werde in Deutschland der Traubenzoll ver- mindert. Die neue Politik werde zur Beruhigung der Gemüther in Elsaß-Lothringen niht beitragen, was er von Herzen bedauere. Der Unter-Staatssekretär von Shraut habe gemeint, daß 49%/o italienishen und nur 5% französishen Verschnittweins nah Elsaß- Lothringen kämen. Der kleine Winzer könne das Verschneiden garni&t vor- nehmen, er müßte dazu Kellereien, Fässer u. \. w. haben, er müßte mit dem Verkauf warten; er wolle aber möglich\t shnell nah der Ecnte ver- kaufen. Es würden sch Verschnittgenossenschaften bilden (Heiterkeit), die den kleinen Winzern ihre Trauben abkauften. Der Kunstwein werde haupt\ächlih zum Verschnitt gebrauht werden. In Frankreich würden niht weniger als 7 Millionen Trester- oder Rosinenwein zur Weinfabrikation verwendet. Da nun Frankreih dur diesen Vertrag dieselben Begünstigungen erhalte wie Italien, so glaube er nah den bisherigen Erfahrungen, daß sih Frankrei durch Jtalien vom deutschen Weinmarkt nit werde verdrängen lassen. Die französischen Weine, die nah Deutschland eingeführt würden, hätten einen Alkobolgehalt von 12 bis 17 9%, und zwar Naturweine. In dem neuen Weingeseßze werde von einem Deklarationszwange gar nicht mehr die Rede fein können. Wenn man im Weingeschäft die französischen Weine auf dem Weltmarkt bekämpfen wolle, so müsse man die französische eleh gebung si aneignen, die auf der Praxis von Jahrhunderten beruhe und eben alle Mischungen und Zusäge zulasse. Im vorigen Sahre habe in Frankrei der Zuckerzusaß zum Wein so zuge- nommen, daß in einem Jahre 4000 Eisenbahnwaggons zur Weinverbesserung und zur Steuerverminderung in den Verkehr gekommen Ven Wollte das Kaiserliche Gesundheitsamt die Weinkontrole vershärfen, nahdem man die Grenzen geöffnet habe, so würden keine Verschnittweine hergeschickt werden, und die Begünstigung, welche die Italiener «hofften, würde auf ein Minimum zurückgeführt werden. Einen trinkbaren Rothwein durch Verschnitt mit saurem Weißwein herzustellen, sei unmöglih. Dazu gehöre Wasser und noch Anderes, was zu den Geheimnissen der Weinfabrikation gehöre. Sol(e Sachen