1891 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

dem ordentlihen Professor in der philosophischen Fakultät Ser Universität Ma:burg Dr. Ferdinand Justi den Cha- rakter als Geheimer Regierungs-Rath,

dem Militär-:Jntendantur-:Rath Zimmermann vom VIII. Armee-Corps bei dem Ausscheiden aus dem Dienst den Charakter als Geheimer Kriegsrath, L

dem Gestüt-Direktor Wilhelm Raushning zu Kosel, sowie dem Gestüt-Direktor Major a. D. Arno Dreßler zu Leubus den Rang der Räthe vierter Klasse, und Ó

dem Universitätskassen-Controleur der Universität Greifs- wald Fuchs den Charakter als Rehnurgs:Rath zu verleihen.

Ministerium des Fnnern.

Dem Landrath von Ludcke is das Landrathsamt im Kreise Hoyerswerda übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

Dem Ober: Landesgerichts: Rath, Geheimen Justiz-Rath

Kosche in as ist die nahgesuhte Dienstentlassung mit

enfion ertheilt.

P S sind: der Amtsrichter Düker in Lübbecke an das Amtsgericht in Bielefeld, der Amtsrichter Wollschlaeger in Johannisburg an das Amtsgericht in Konitß, der Amtsrichter Jaeger in Triebel an das Amtsgericht in Zielenzig, der Amtsrihter Ledebur in Bassum an das Amtsgericht in Hildesheim und der Amtsrichter Otto SGhulze in Soraui. Sl. an das Amtsgeriht in Spandau. i H :

Dem E Pens in eile ist die nach-

efuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt. | gel Der Staattanwal Wachtel in Waldenburg ist an das Landgericht in Posen verseßt. A

n A und Notar Marfording in Stendal ist die nahgesuchte Entlassung aus dem Amt als Notar ertheilt. i 2 9 Jn der Liste der Rechtsanwälte ist gelöscht: der Rechts- anwalt Dr. Methner bei dem Amtsgericht in Schönau.

In die Liste der Rechtéanwälte find eingetragen: der Rechtsanwalt Busch aus Steitin bei dem Amtsgericht in Heiligenstadt und der Gerichts: Assessor Dr. Schwindt bei dem Landgericht T in Berlin. L : i

Der Landgerichts-Rath Diet in Stettin, der Landgerichts- Rath Siemering in Königsberg 1. Pr., der Amtsgerichts: Rath von JZssendorff in Stade, der Amtsrichter Dier- gardt in Köln, der bei dem Ober: Landesgericht in Naum- burg a. S. zugelassene Rechtsanwalt, Jujtiz-Rath Emil Campe in Bernburg und der Rechtzanwalt und Notar Oppermann in Bergen bei Celle sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Nenn nee uy Aas Kloth bei dem ächsischen Landgestüt zu Kreuz, jowe : il e Rechnungsführer und Sekretär Schulz bei dem wesipreußishen Landgestüt zu Marienwerder is der Amts- arakter Gestüts:Rendant verliehen worden.

Ministerium der geisilihen, Unterricht s- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Kreis:Wundarzt des Kreises Weßlar Dr. Ei ck- hoff in Braunfels n zum Oberamts:Physikus des Bezirks ingen ernannt worden. j E de Pächtern der der Universität Greifswald gehörigen Güter Groß- und Klein-Kieshof und Kessin Carl Branden- burg zu Kieshof und Hermann Donath zu Kessin ist der

Charakter als Königlicher Ober-Amtmann beigelegt worden.

Bekanntmachung.

In Folge der in den Einkaufspreisen mehrerer Drogen und Chemikalien eingetretenen Veränderungen und der hier- durch nothwendig gewordenen Aenderung in den Taxpreisen der betreffenden Arzneimittel habe ih eine Prüfung der Arznei- taxz angeordnet und hiernah eine neue Auflage derselben an- fertigen lassen. i O

Für mehrere in neuester Zeit in Gebrauch gekommene, nicht in das Arzneibuh aufgenommene Arzneimittel sind Preise festgestellt und im Anhange für einige in dem Arzneibuche nicht aufgeführte, gebräuchlichere galenishe Mitlel Vorschristen hinzugefügt. |

Auch sind für die durch den Beshluß des Bundesraths vom 2. Juli 1891 zur Verwendung für äußerliche Arzneien vorgeschriebenen sechseckigen Gläser Preise ausgeworfen, sowie endlich einige Aenderungen im Texte der allgemeinen Bestim- mungen und der Arbeitspreise zur Beseitigung von irrthüm- Ee Auffassungen und Auslegungen der Bestimmungen erforderlich geworden. U

Die so abgeänderte Arzneitaxe tritt mit dem 1, Januar 1892 in Krast. Berlin, den 14, Dezember 1891. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Graf von Zedliy.

Königliche Ober-Rechnungskammer.

Die bisherigen Geheimen revidirenden Kalkulatoren Franz und Dußmann find zu Geheimen Rehnungs-Revi- foren bei der Königlihen Ober: Rehnungskammer ernannt worden.

Bekanntmachung,

Für die Provinz Sachsen wird die nächste T urnlehrer- P rüfung zu Halle a. S. vom 16. März 1892 ab und die nächste A Rene arer anen Penig zu Magdeburg vom 7. April 1892 ab stattfinden.

Das Nähere über diese Prüfungen enthalten unsere Be- kanntmachungen in den Amtsblättern der Königlichen Regie- rungen zu Magdeburg, Merseburg und Erfurt.

Magdeburg, den 18. Dezember 1891. i

Königliches Provinzial-Shul-Kollegium. von Pommer Esche.

BekanntmacGung,

die von Mandt-Ackermann*’\sche Stipendien - Stiftung betreffend.

Der Geheime Ober-Medizinal-Rath und Kaiserli russische Leib- arzt Dr. Martin von Mandt und dessen Ebegattin Johanna Char- lotte Ludovika, geb. Ackermann, haben in ihrem am 20. Oktober 1357 errihteten weselseitigen Testament der Königlichen Rheinischen Friedrih-Wilhelms- Universität zu Bonn zur Förderung wissenshhaft- licher und technischer Studien unter der männlihen Nahkommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen:

„von Mandt- Ackermann’sche Stipendien-Stiftung"

ein Kapital von 48000 4 vermacht, mit der Bestimmung, da die Zinsen deëselben, nah Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstüßung junger Männer christlicher Religion, welche sich der Arznei-, der Rehts- und den in der philosophishen Fakultät vertretenen Wissenschaften auf Universitäten oder der höheren technishen Ausbildung auf Gewerbeshulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Stipendien ver- wendet werden sollen. e

Diese Stiftung ist mit dem Sommer-Semester 1890 in Wirk- samkeit getreten. D

Die Zahl der Stipendien ift auf drei festgeseßt.

Zum Genusse der Stipendien sind vorzvgsweise berufen :

I. vos männlihen Nachkommen der Geschwister der Stifter, und zwar: E

g erster Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Bruders Karl Theodor Mandt, i

in gr E E Enns von Mandt volUlbürtigen S{wester Therese, verehelichten Grano,

in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert Ackermann,

in vierter Reihe der Ebefrau von Mandt Bruders Gebhard Ackermann; L E

demrä&bf in Ermangelung von Bewerbern ditcser Kategorie

II. die männlihen Nahkommen: : L S

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedri Mandt und Franz Mandt, : : :

zweitens des Kreundes der Stifter, des Appellationsgerichts8- Raths Wilhelm Groffunder,

drittens des H der Stister, des Regierungs- und Bau- raths Emil Flaminius ; j i

und E wenn von diesen beiden Klassen von Stipendienberech- tigten keine Bewerber vorhanden sind, können die Stipendien auch an Fremde, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Unterihanen baben, verlieben werden a Der Genuß und die Verabfolgung der Stipendien ift nit von dem Besuche der Bonner Universität, noch überhaupt von der Gegen- wart auf einer der preußischen Universitäten und Lehranstalten abs bângiaz jedo befreit der Genuß im Autlande in keinem Xalle von der Beibringung der zur Verleibung erforderlichen Zeugnisse der wirkli besuchten Unterrichts8anfstalzen. N Bewerbungen, welchen amtlihe Zeugnisse über das Verwandt- \haftsverhältniß mit den Stiftern, bezichungêweise den mit Vorzugs8- recht bedahten Familien, die Schul- und Sittenzeugnisse der bisher besuhten Unterrichtéar stalten, das Vniversitäts-Immatrikulations- und Sittenzeugniß, sowie ein Dekanatszeugniß; von den Gewerbetreibenden : empfehlerde Zeugnisse der Gewerbebehörden und die Unterrichtszeugnisse der Vorschulanstalten und Lchrmeister beigefügt sein müssen, sind

a E 25. Januar 1892 hierher einzusenden. Bonn, den 22. Dezember 1891. Das Kuratorium der von Mandt-Ackermann'schen

Stipendien-Stiftung bei der Rheinischen Friedri- Wilhelms-Univerjität.

Bekanntmachung.

Der konzessionirte Marksheider Carl Zimmermann bat die Mark|eiderprüfung bestanden und sih auf Zehe Piesberg bei Osna- brück niedergelassen.

Dortmund, den 21, Dezember 1891.

Königliches Ober-Bergambt.

Nictanilichßhes.

Deutsches Reich.

Preufszen. Berlin, 28. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag von 9 Uhr ab den erbetenen Zmmediat- Vortrag des Reichskanzlers Grafen von Caprivi entgegen, arbeiteten von 10 Uhr ab mit dem Chef des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus und hörten von 111/, Uhr ab die Vorträge des Staatssekretärs des Reichs- Marineamts, Vize:Admirals Hollmann sowie des stellvertretenden Chefs des Marinekabinets, Kapitän: Lieutenants von Usedom. Um 1 Uhr M empfingen Seine Majestät den Polizei- Präsidenten von Koseriß.

Diejenigen Personen, welche durh Abgabe von Karten Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünsche zum Neujahrstage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, die Karten im Laufe des 31. Dezember bei Jhrer Excellenz der Ober-Hofmeisterin Jhrer Majestät, Frau Gräfin von Brockdorff in der Terrassen: Wohnung am Portal TV des Königlichen Schlosses abzugeben.

Zwischen den betheiligten Ministerien {weben zur Zeit Verhandlungen darüber, ob das im Einkommensteuergeseß ausgesprochene Gebot der Geheimhaltung der Ver- anlagungsergebnisse im Wege der Geseßgebung weiter ausgedehnt werden soll, um zu verhüten, daß die Veran- lagungsergebnisse gelegentlich der Auslegung von Wahllisten und von Steuerlisten der Gemeinden und sonstiger öffentlichen Verbände bekannt werden. Da sih ergeben hat, daß ohne eingehende Erhebungen Seitens der Provinzialbehörden die Frage niht gelöst werden kann, so sind solche bereits ver- anlaßt worden.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche E Le Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Weihnachteurlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Raty Prinz von Thurn und Taxis als Geschäftsträger.

Der Kaiserlihe Minister-Resident in Luxemburg Graf

mi E: l DIN S Gh f S E V C QA T M - 0h; N C O C9 v4 O F

von Wallwißz hat einen ihm Mer Urlaub angetreten, Zu seiner Vertretung ist der Attaché bei der

Baldenvurg als interimi e

\{häftsträger Luxemburg ents

Der Commandeur der 10. Division, General - Lieutenant von Kleist ist mit Urlaub hier eingetroffen.

Der Legations-Sekretär bei der hiesigen japanishen Ge- sandtschaft Katsunoske Jnouye, der in Abwesenheit des Gesandten zur Zeit als Geschäftsträger fungirte, ist von hier abberufen. Mit Wahrnehmung der laufenden Geschäfte ist bis auf Weiteres der neu ernannte Legations:Sekretär Graf Anenokosi beauftragt.

n der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reihs- und A wird das im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellte endgültige N der Volks- zählung vom 1. Dezember 1890 für das Deutsche Rei h veröffentlicht.

Bayern.

München, 26. Dezember. Der Herzog von Genua ist laut telegraphisher Meldung heute Nahmittag hier ein- getroffen und am Bahnhofe vom Prinzen Alfons, der Prinzessin Elvira und deren Bräutigam, dem Grafen Wrbna, sowie en ELGEE der italienishen Gesandt- aft empfangen worden. : O fta „Allg. Ztg.“ vernimmt, wird das Kriegs- Ministerium auch noch den Haupt-Etat der Militär- verwaltung für 1892/93 dem gegenwärtigen Landtage in Vorlage bringen. Ueber den Zeitpunkt läßt ih aber gegen- wärtig noch nichts sagen, weil zuerst der Reichs: Militär-Etat im Reichstage erledigt sein muß, um dana den Etat der E Militärverwaltung ziffernmäßig fertig stellen zu önnen.

Sachsen.

Dresden, 27. Dezember. Das Befinden Jhrer Majestät der Königin läßt, wie das „Dr. J.“ vom 24. d. M. reibt, insofern noch immer zu wünschen übrig, als in den Abend- stunden leichte Fieberersheinungen auftreten, welche es rath- sam erscheinen lassen, daß Allerhöchstdieselbe nur stundenweise das Bett verläßt. Jhre Majestät fühlt Sih noch ziemlih \{wach, und der Appetit ist mangelhaft. E

Der Trauerfeier für den verstorbenen Staats-Minister Dr. von Gerber, die heute im Trauerhause abgehalten wurde,

der König und JZhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Max bei. Der König geleitete die Wittwe des Verstorbenen an den Sarg. Ja der Trauerversammluvg - befanden ih Vertreter der Ober-Hof- und Hofämter, die Kammer- herren, Vertreter der geistlihen 1 i das diplomatishe Corps, der Ober - Bürgermeister Dr. Stübel und Vertreter der Ständekammern. Die Trauerrede hielt dec Hofprediger Dr. Loeber. Ee sprachen der Geheime Rath Dr. Petoldt, der Konsistorial-Präsident von Berleps{h,

Ober-Regierungs-Rath Dr. von Seidliy und der Rektor des Polytehnikums Hempel. Hierauf begab sich der Leichen- kondukt zur Beisezung nah dem Neustädter Friedhof.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 24. Dezember. Der Landtag des Groß- herzogthums, der im Laufe dieses Herbstes neu gewählt worden ist, wird, wie die „Th. C.“ hört, in der zweiten Hälfte des

Februar zu einer Sißung einberufen werden, in der ihm der Etat für die nächste Finanzperiode vorgelegt werden wird.

Elsaß-Lothringen. i

Straßburg, 24. Dezember. Das Befinden des an der

Jnfluenza erkrankten Kaiserlihen Statthalters Fürsten

Hohenlohe hat fich nah der „Straßb. Posi“ in den leßten

Tagen fortdauernd gebessert, und es is alle Hoffnung vor-

handen, daß der Fürst sih in absehbarer Zeit wieder seiner ganzen frischen Rüstigkeit erfreuen werde.

Oesterreich-Ungarn.

Seine Majestät der Kaiser und König hat sih gestern zur Jagd, an der auch Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Großherzog von Toscana und Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern theilnehmen, nah Mürzsteg begeben. Die Rückehr von dort erfolgt am 30. d. M. Am 3. Januar wird Seine Majestät, wie die „Wien. Ztg. mittheilt, zu längerem Aufenthalt in Budapest eintreffen.

Die Gandiáreiben des Kaisers, durch die am 23. d. M. die Ecnennung des Grafen Kuenburg zum Minister erfolgte, haben nah der „Wien. Ztg.“ folgenden Wortlaut :

Lieber Graf Taaffe! Ueber Ihren Antrag ernenne Ih den Landesgerichts-Rath Dr. Gandelf Grafen Kuenburg zu Meinem Mine 23. D iber 1891

ten, s ezemder s ; Franz Joseph m. p. Taaffe m. p.

Lieber Graf Kuenbura! Ih ernenne Sie zu Meinem Minister.

Wien, 23. Dezember E na

ranz oje m, P. Taaffe m. p.

Wie der „Presse“ aus Linz gun wird, empfing Graf Kuenburg dort am 24. d. M. eine Deputation der Stadt, die ihm zu der Ecnennung zum Minister ihre Glück- wünsche darbrahte. Jn seiner Antwort bemerkte der Minister, daß er immer strenge zur Partei halten und für die Prin- zipien, die er bisher vertreten, auch als Minister mannhaft as Rehe die der Jungczehe G im Abgeordneten-

ie Rede, die der Jungczehe Gregr 1 - hause bei der Etatberathung gehalten vergl. Nr. 297 des „R. u. St.-A.“), giebt dem altczehishen Blatt „Chrudimske R, Veranlassung zu folgender Absage an die Jungs czechen : s „Ießt nach der Rede Greor's erkennen wir nun selbst, daß mit solchen Elementen beim besten Willen eine Versöhnung nicht möglih ist, denn morgen körnte man uns mit Recht vorwerfen; Du bist so wie Der, mit dem Du umgehst. Es wäre wahrhaftig eine Sünde und ein Vaterlandsverrath, diesen Elementen im böbmis@en Landtag

den unbeshränkten Willen zu lassen. Die altczechische Partei kann den Vorwurf nicht auf ihr Gewissen nehmen, daß ße durch unzeit-

von Schönburg- von E

wohnten nach ciner Meldung des „W. T. B.“ Seine Majestät

ehörden, die Minister,

der Rektor der Leipziger Universität Professor Lipsius, der

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Sort wie es \{eint, die Partei Gregr unter Zustimmung ihrer

Anhän ft mit vollem Dampf arbeitet. Es3 sei also die Losung : Kein Friede mit den Jungczechen!*“

Nach einer der „Presse“ zugegangenen Mittheilung aus Jnnsbruck hat die deulshliberale Partei durch die jeyt beendeten Nahwahlen zum at somit} einen Zuwachs von

fünf Sigen erbalten und verfügt somit jeßt über 17 Stimmen im Landtag. Die deutshkonservative Partei zählt mit Ein- \{luß des Fürstbishofs Valussi und des Erzpriesters Chini 32 Stimmen, und falls die sieben jet gewählten und nicht zur Abstinenzpartei gehörigen Abgeordneten Wälschtirols im andtag erscheinen, 39 Stimmen. leßten Landtag war das Stimmenverhältniß folgendes: Deutschkonservative 32, Deutschliberale 12, italienishe Abgeordnete 24. -

Großbritannien und Jrland.

Wie das „Court Journal“ meldet, erlitt der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, Schwiegersohn der Königin, gestern, als er sich mit dem Herzog von Connaught und dem Prinzen Heinrih von Battenberg in der Nähe von Osborne (Jnsel Wight) auf der Jagd befand, an dem einen Auge eine Verwundung. Nach dem Bericht des Königlichen n ist die Wunde bereits in befriedigender Heilung

egriffen.

In Waterford in Jrland hat am 24. d. die Ersaß- wahl zum Unterhause für den verstorbenen parnellitifhen Abgeordneten Tower stattgefunden; bei der Wahl siegte der Kandidat der Parnelliten John Redmond über den Anti- parnelliten Michael Davitt; Redmond erhielt 1725, Davitt 1229 Stimmen. Wider Erwarten verlief die Wahlhandlung ohne Ruhestörungen.

Die Krisis in Quebec isst in eine neue Phase ein- getreten. Wie von dort berichtet wird, ist die Legislatur aufgelöst und auf den nächsten März eine allgemeine Wahl ausgeschrieben worden, in welcher der Streit zwischen dem Gouverneur: Lieutenant und dem früheren Premier-Minister zum Austrag gelangen wird. Daß Mr. Angers als Mann von Ehre und Gewissen handelte, {reibt die „St. James

_ Gazette“, indem er Mr. Mercier entließ, werde Niemand in Ab-

rede stellen wollen, und es wäre zu wünschen, daß die Wähler um der politischen Moral des Landes willen seine Handlungz1weise unterstüßten. Sollten jedoch Mr. Mercier und die liberale Partei die Mehrheit erhalten, so würde der Gouverneur-

Lieutenant seine Entlassung einzureichen haben und sein Posten mit einem Politiker besezt werden, welcher der großen „Boodle“/- {Bestehungs:) Fraae mehr oder minder nachsihtig gegenüber- stehe. Der ganze Zwischenfall sei eine shlagende Jllustration Der e oe E in den Kolonien.

In dem durh die Echebung Lord Hartington's in das Oberhaus erledigten Wahlkreise Rossendale wird Sir Thomas Brooks als Kandidat der Unionisten austreten, während die Gladstonianer John Henry Maden zu ihrem Kandidaten erwählt haben. Da beide sehr populär sind, so erwartet man einen erbittertèn Kampf. Uebrigens wird die Wahl nicht vor Ende Januar stattfinden.

__ Aus der Capstadt vom 22. Dezember ging im „R. B.“ ein Telegramm ein, dem zufolge der Premier-Minister Cecil Rhodes vom Pferde gestürzt ist und sich das S eas gebrochen hat; die Verleßung ist jedoch nicht gefährlich.

Frankreich.

Jn der vorgestrigen Sißung des Senats gelangte der von der Deputirtenkammer angenommene Handels vertrags - entwurf zur Berathung. Dabei entspann si ein lebhaster Meinungsaustaus Dia dem Senator Griffe und dem Minister des eußeren Ribot über die Befugniß der Regierung, in ihren Unterhandlungen niedrigere Säße als diejenigen des Minimaltarifs zu gewähren. Der Senator Griffe bestritt der Regierung dieses Recht, der Minister des Auswärtigen hielt daran fest, indem er auf die Nothwendigkeit hinwies, befreundete Nationen gut zu be- handeln, damit sie sh von Frankreich niht abwendeten. Die Regierung, sagte der Minister, werde auf große Schwierig- keiten stoßen, und da sei es billig, daß ihre Handlungsfreiheit dur die Kammern niht ges{hmälert werde. Hierauf wurde die Vorlage artikelweise und als Ganzes genehmigt. m weiteren ee Gul der Lo wurde, wie „W. T. B“ be- rihtet, der Geseßentwur| über die Verproviantirung der befestigten Pläße für die bürgerlihe Bevölkerung im Falle eines Krieges angenommen. Der Kriegs-Minister de Freycinet besürwortete die Annahme, indem er darauf hinwies, daß die Maßregel nothwendig werden könne. Auf den Wunsch der Regierung beshloß der Senat sodann, am Dienstag mit der Budgetberathung zu beginnen. Man glaubt indeß, daß das Budget nicht vor dem 31. d. M. votirt werden dürste. Die Regierung würde alsdann verlangen, daß das Parlament bis zur endgiltigen Beschlußfassung des Budgets und des Zolltarifs seine Sizungen fortsege.

Die ursprünglih auf Sonnabend angeseßte Berathung der Deputirtenkammer über die Jnterpellation Mil le- voye wegen des französish-bulgarishen Konflikts wurde auf heute verschoben.

Rußland und Polen.

Der Kaiser empfing am 23. d. den neu ernannten mexikanishen Gesandten General Pedro Rincon Gailardo, welcher sein Beglaubigungsschreiben überreichte, sowie den n Wien verseßten rumänischen Gesandten Ghika in Abschiedsaudienz. i

Der rue Botschafter bei der hohen Pforte Nelidow hat St, Petersburg wieder verlassen, um auf seinen Posten nach Konstantinopel zurückzukehren.

Der Kaiser VesumGte mit dem Großfürsten-Thron- [8 er am Donnerstag die französishe Gemälde-Ausstellung n St. Petersburg.

Der bisherige Gouverneur von Saratow General-Lieute- nant Kos wtf ist zum kommandirenden General des IV, Armee-Corps in Minsk ernannt worden,

Den „Nowosti“/ zufolge werde der bei Rußland und bei dem Deutschen Reiche beglaubigte chinesische Gesandte Hsü-Ching-Chông den Winter über in St. Petersburg bleiben, um einige Fragen Wegen der russish:chinesishen Han dels- beziehungen zur Erledigung zu bringen.

Au dw Ftalien.

n der Laterankirhe zu Rom fand, wie „W, T. B.“ meldet, gestern die Enthüllung des an Papst Leo XIII, für den Papst Jnnocenz Ill, errihteten Denkmals statt. Der Feier wohnten der Kardinal-Staatssekretär Rampolla

selber das Ende der Nation beschleunigt babe, |

als Vertreter des Papste Kardinäle, viele Depu- tationen und eine große Vo E bei.

Jm Congostaat soll, laut Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Antwerpen, auf Wunsch der Behörde und auf Anordnung des Papstes in Kurzem ein neues General: Vik ariat unter

Leitung belgisher Jesuiten errihtet werden.

Spanien.

Einem Wolff'shen Telegramm aus Madrid zufolge ist Prinz Albrecht von Preußen gestern von dort in der Richtung nach Paris abgereist.

Schweiz.

Als Delegirte für die am 4. Januar in Zürich wie- der beginnenden Handelsvertrags-Unterhandlungen mit Jtalien sind der Vorsteher des Departements der aus- wärtigen Angelegenheiten, Bundesrath Droz, sowie die Nationalräthe Hammer (Solothurn), Cramer und Frey (Zürich), bestimmt. ; j

Der Bundesrath hat für sämmtliche E elende die Einführung des rauchschwachen Pulvers beschlossen.

Niederlande.

Auch die Erste Kammer hat in ihrer Sißzung vom 24. d. M. den von der Zweiten Kammer angenommenen Geseßentwurf wegen Aufnahme einer Staatsanleihe im Betrage von 45 Millionen Gulden genehmigt.

Belgien.

Die Sektionen der Deputirtenkammer beriethen am Donnerstag den Handelsvertrag mit dem Deutschen Reich. Von den sechs Sektionen, welhe mit der Prüfung der Vorlage beaustragt waren, empfahlen drei die An- nahme des Vertrages, drei die Ablehnung oder Umänderung. Jm anzen wurden 22 Stimmen für und 21 gegen den Vertrag abgegeben; niht weniger als 13 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Die belgische Regierung ist, nah einem Bericht der „Köln. Ztg.“, davon überzeugt, daß es ihr gelingen werde, die Mehrzahl der Schwankenden zu gewinnen; sie würde ohne Zweifel die Kabinetsfrage stellen, wenn die Annahme des Ver- trages ernsilich bedroht wäre. Trog aller Bemühungen der Shugzzöllner erscheine die Annahme denn auch noch immer siher. Darum lohne es sich kaum, auf den Verlauf einer, in Brüssel kürzlih abgehaltenen Versammlung von Kaufleuten und Gewerbetreibenden einzugehen, die sih gegen den Vertrag ausgesprohen habe. Die „Union syndicale“, welhe laut Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel der Minister-Präsident und Finanz-Minister Beernaert am Sonnabend empfangen hat, wünscht, daß auf Baumwollgewebe spezifishe Zölle an Stelle der Zölle ad valorem treten möchten, und daß die Zölle auf Baummwollgewebe, soweit es sich um rohe Waare handelt, gänzlih aufgehoben oder doch sehr stark herabgeseßt, dagegen sür Baumwollgewebe je nach dem Grade ihrer Vervoll- kommnung oder Vollendung zum Vertriebe durch den Handel erhöht werden.

Die Deputirtenkammer hat sich am 24. d., nachdem sie mit 61 Stimmen gegen 21 dem Geseg über die Ver- minderung der Wartegehalte der ausgewiesenen S chul- lehrer zugestimmt, bis zum 19. Fanuar vertagt.

Türkei.

Erzherzog Leopold Ferdinand von Oesterreich wohnte, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, am Freitag dem Selamlik bei und wurde hierauf von demSultan empfangen, der ihm den Großfkfordon des Osmanié-Ordens überreichte. Der Sultan erwiderte alsbald den Besuch des Erzherzogs.

Serbien.

Belgrad, 27. Dezember. Der Sekretär der hiesigen britishen Gesandtschast E. B. Lyon ist laut Meldung des „W. T. B.“ in Folge von Verleßungen, die er bei einem Sturz vom Pferde erlitten, gestorben.

Bulgarien.

_ Sofia, 27. Dezember. Die Sobranje beshloß in ihrer gestrigen Sißung, wie der Wiener „Presse“ gemeldet wird, einen Betrag von 200 000 Fr. für die Errichtung eines Denkmals in Sliwniza zur Erinnerung an den serbisch:bulga- rishen Krieg zu widmen, und bewilligte ferner

Fr. für Denkmäler zu Ehren der verstor- benen Minister Mutkurow und Beltshew. Jm weiteren Verlaufe der Sißung wurde durch die Annahme des Kriegsbudgets das gesammte Budget erledigt. Heute erfolgte nah einer Meldung des „W. T. B.“ der feierliche Schluß der Session mit einer Thronrede, in welcher die Be- mühungen der Sobranje für den Fortschritt des Landes und die Hebung der Landwirthschaft und Jndustrie hervor- gehoben werden. Der Prinz Ferdinand wurde bei seinem Erscheinen in der Sobranje und beim Verlassen lebhaft begrüßt. __ Die „Bulgarie“ veröffentliht das Ergebniß der gericht- lihen Untersuchung wegen der den hiesigen Vertretern der Mächte von Frau Karawelow übergebenen zwei Memoranden, in denen die Jntervention des Auslandes für die in der Beltshew-Afaire Verhafteten nahgesuht wird. Mehrere der vernommenen Damen erklärten, daß sie das erste Memorandum auf das Drängen der Frau Karawelow hin unterzeichnet, von dem zweiten, die bulgarische Regierung ver- leumdenden Memorandum aber nichts gewußt hätten. Das Blatt fügt hinzu, es werde auf Grund des Strafgeseßes gegen Frau Karawelow vorgegangen werden.

Montenegro.

__ Cetinje, 26. Dezember. Die Fürstin Milena hat sih, wie Wiener Blättern gemeldet wird, von dem französischen Minister - Residenten Grafen Amelot begleitet, auf dem „Jaroslaw“ nah Nizza eingeschifft.

Amerika.

Nach in Paris eingetroffenen Meldungen aus Rio de Janeiro sind in Desterro, der Hauptstadt des brasilia- nischen Staats Sta. Catharina sowie an verschiedenen anderen Orten Unruhen ausgebrochen ; der Zweck der auf- ständishen Bewegung scheine auch dort die Abseßung des Gouverneurs zu sein.

Asien.

Aus Pahang in Hinterindien wird der „Times“ über Singapore vom 23, Dezember von einem Malayen- aufstande berichtet. Die Aufständishen hätten auf einen britishen Beamten gefeuert. Von Selangor sei eine Ab- theilung berittener Polizei nah dem Siß der Unruhen abge-

gangen. Als Ursache des Aufstands gelte der Haß der Eins See von neiaB gegen u via vgs

Parlamentarische Nachrichten.

Der Vertreter des 7. Posenshen Wahlbezirks (Schrimm, Schroda, Wreschen) im Hause der Abgeord=- neten Dr. von Stablewsfki hat sein Mandat niedergelegt,

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Der §. 57 des Krankenversicherungsgeseßes bält im ersten Absage die auf geseßliher Vorschrift berufleábe Verpflichtung der Armenverbände zur A hülf8bedürftiger Personen aufrecht und bestimmt im zweiten Absatze, daß, soweit von einem Armenverbande auf Grund der ihm 0obliegenden geseßlihen Ver- pflichtung Unterstüßungen für- einen Zeitraum geleistet sind, für welchen dem Unterstüßten auf Grund des Krankenversiche- rung8geseßzes ein Unterstüßungsanspruch zusteht, der Leßtere im-Betrage der geleisteten Unterstüßung auf den Armenverband Üüber- gebt, von welchem die Unterstüßung geleistet ist. Hierdurch ist nicht das Verhältniß zwischen der Krankenversicherung und einem bestimmten Armenverbande, sondern das Verhältniß zwischen der Kranken- versiherung und der Armenvpflege als solch{er geordnet. Es muß daher, wie die Entsh. des O.-V.-G. vom 15, Oktober 1891 III. 902 annimmt, unter dem „Armenverbande“, von welchem die Unter- stützung geleistet ist, sowohl derjenige, welcher die Unterstüßung gemäß 8. 28 des Ges. vom 6. Juni 1870 thatsächlich geleistet hat, als derienige verstanden werden, welcher dem bloß zur vorläufigen Unterstützung verpflihteten Armenverbande (§. 30 a, a. O.) Ersay geleistet hat. Fordert und erhält der Armenverband, welcher vorläufig unterstüßt hat, den Ersay seiner Auslagen niht von dem Träger der Kranken- versicherung, sondern von dem ersaßzpflihtigen Armenverbande, fo geht der Anspruch gegen die Krankenversiherung nach Maß- gabe des Ersahßes von dem zur vorläufigen Unter- stüßung verpflichteten Armenverband auf den ecsaßleistenden Armen- verband über. Sind dur die Ersaßleistung die Aufwendungen des vorläufig verpflihteten Armenverbandes vollständig gedeckt, so besteht daher ein Anspru gegen die Krankenversiherung niht mehr für den vorläufig verpflihteten Armenverband, sondern allein noch für den ersatleistenden Armenverband.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Die beiden Novitäten des ersten Weihnachtsfeiertags, das von Gustav Kadelburg nach dem Englischen des Henry Arthur Jones bearbeitete Schauspiel „Der Hungerthurm“ und der kleine, von Gustav Kadelburg verfaßte Shwank „In Civil“, hatten sich eines hübschen Erfolgs zu erfreuen, der vorzugsweise den heiteren Scenen und der treflihen Darstellung zu danken ist.

H. A. Jones, der in seiner Heimath ebensosehr als Theaterdichter wie als Bühnenleiter ges{chäßt wird, hat gerade durch sein Schau- spiel „Der Hungerthurm* bei feinen Landsleuten die meiste Aner- kennung gefunden; der ernste seelishe Konflikt, in den ein junger, \{chwärmerisher Geistliher geräth, der zuerst an die übernatürlihe Heilkraft eines {önen Wundermädchens glaubt, dann dur die Beliebte in Lüge und Betrug verstrickt wird und endlih durch ein öffentlihes Bekenntniß seiner und ihrer Schuld si wieder aus dem Verderben emporringt, das ihn und sie in die Tiefe zu ziehen drohte, diese ernste Seite des Schauspiels erregte in England ebenso lebhaftes Interesse wie die heiteren Scenen des Stückes. Bei uns erwies sich die Wirkung der beiden verschiedenen Momente des Schauspiels, der ernsten und der heiteren, niht als P06: Der Verfasser erregt fröhlihe Theilnahme, herzliche

eiterkeit, wenn er die Schale seines Spottes über die wunderthätigen Wirkungen der unsihtbaren Geister ausgießt, wenn er in dem Liebeswerben eines modernen Verstandesvärchens, das weder Glauben noch Ideale kennt, eine köstliche Persiflage auf die nüchterne, gemüthlose Pedanterie und Alltäglichkeit darbietet ; es sprudelte hier echter und rechter Humor, derb und packend. Dieser krafivollen Zeichnung der komischen Charaktere und Scenen gegenüber erscheinen die sogenannten Idealgestalten des Schauspiels chwächlich und verschwommen. Fast unbegreiflich bleibt der Gedankengang des jungen Geistlichen, dem eine Last von der Seele fällt, als er den Wunderbetrug entdeckt, weil nun die Geliebte, die er troß Lug und Trug zum Weibe begehrt, niht mehr wie eine Heilige vor ihm fteht, sondern ihm, dem unvollkommenen Menscben, als Sünderin näher steht; begreifliGer ist {hon ‘die Lüge, die er um der \chônen Sünderin willen ausspri@t, die angsivolle Reue und das Entfliehen aus dem Nehß der Lüge und das Emporziehen der Geliebten zu seiner sittlihen Höhe. Jn der Gestalt des Wunder- mädchens Mary Dethic will der Verfasser die sittlihe und heiligende. Kraft der eten Liebe zeigen: das Mädchen, das halb und halb an thre eigene Wunderkraft glaubt, diese aber in Gemeinschaft mit ihrem Vater unter dem verhüllenden Schleier betrügerisher Kunstgriffe aus- übt, foll dur die Liebe zur Wahrheit dem demüthigen Bekenntniß in die Arme geführt werden. Wir sehen die Handlungen des Wunder- mädchens, wir hören den Ausdruck ihrer Gefühle, aber wir glauben nit an sie, felbst wenn sie so \{chön und liebtih in die Erscheinung tritt, wie in Frau Geßner; für ein betrügerishes Wundermädchen zeigte die Künstlerin im Beginn zu viel Adel der Seele und Tiefe der Empfindung; das erklärte zwar die folgende sittlihe Wandelung, aber dedte si niht mit dem Bilde, das man si vok der reizvollen, oberfläclihen Betrügerin mahie. Ganz Kind, frisch und rein, war Fräulein Ketty als leidende und dann fröhlich gesundende Eve. Herr Sommerstorff gab den jungen GeistliGen mit \chwärmerisher Empfindung in faft zu tragishem Tone inmitten der heiteren Umgebung. Herr Bode stattete die Figur des klaren Denkers und klugen orshers, Professor JIopp, mit wirkung8vollen Zügen feiner Jronie aus; die Schärfe und Spott- luft, die sih in seinem unausrottbaren Unglauben an die Steine werfende und Fenster zershmetternde Geisterwelt kund gaben, erregten behagliche Heiterkeit. Ganz vortrefli® war Herr Engels in feinem Spiybubenhumor als früherer Zauberkünftler und gegen" wärtiger, mit listigen Augen auf praktishe Ecfolge bedahhter, gefühl- voller Vater des Wundermädchens. Als JIuxon und Sophie, das verständige, jede gemüthvolle E:npfindung verabsheuende Liebespaar, entfalteten Fräulein Lenau und Herr Nissen ergögliche gute Laune. Nah dem ersten und leßten Aft konnte Herr Kadelburg dankend vor dem Publikum erscheinen. i

Der den Abend abschließende einaktige Shwank „In Civil“ macht uns mit den Aengsten und Nöthen eines verliebten Lieutenants bekannt, der in Civil im Hause feines Obersten überrascht wird; es werden so viele kleine Scherze, komishe Situationen und heitere Verwicklungen daraus abgeleitet, daß die Zuschauer aus dem Lachen ni@t berauskommen ; und darin besteht das Verdienstliche des kleinen S{wankes. Denn gegenüber der naturalistish-pessimistishen Welt- anschauung, wie sie im modernen Drama als Spiegel der Wirk- lichkeit P ewermütbig und quâälend zum Ausdruck kommt ersheint beinahe Alles gut, was Anlaß zu harm- loser, die Seele befreiender Heiterkeit giebt. Die gute Darstellung erhöhte noch die fröhlihe Laune der Zuschauer; Herr Kadelburg als Lieut:nant in Civil, der durh Schränke, Tische und fremde Militärpaletots endlih in seine kriegerishe Uniform hineingejagt wird, und Herr Engels als pfiffiger Offizieröbursche

mit einem erzdummen, N Gesicht bielten die fröhliche Laune des Publikums bis zum leßten Augenblick in Spannung. i