1911 / 168 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jul 1911 18:00:01 GMT) scan diff

/ gierungsrat Dr. Kühnem. Berlin ist der Ran in Cassel, der Regierungsassessor Koecher aus Ebhlawe der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. | j N

Dem Regierungsassessor von Zißewiß in Berlin ist die Xommissarishe Verwaltung des Landratsamtes- im Dillkreise, Regierungsbezirk Wiesbaden, übertragen worden. :

Der neu ernannte Regierungsassessor Dr. jur. Loos ist dem Landrate des Landkreises Reck Moaun, der neu ernannte Regierungsassessor Dr. Neide dem Landrat des Landkreises

gen, der neu ernannte Regierungsassessor Kriege dem

une des Kreises Grafschaft Hohenstein und der neu ernannte Regierungsassessor von Hedemann-Heespen dem __Land- rat des Kreises Eschwege zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Die Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen für Juni 1911 betrugen nah der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht:

: | gegen das Vorjahr dige c Aen ; mehr, wenigen) im ganzen auf 1 km M M M Mb | Proz.

für alle Bahnen im Monat Juni 1911: Personen- | 1 663] + 16 657 084+ 299 + 21,92-

verkehr. 2690| 5 644 495|+ 69| + 2,63

Güter-

verkehr . [140 878 576

für die Bahnen mit dem Se i April März in der h vom 1. April 1911 bis Ende Juni 1911:

Personen-

verkehr. 1193 271 065| 4 326|-+ 15 818 268+ 293|4- 7,27 Güter-

verkehr. [390.378 772| 8 526|+4- 24972 134/+ 414|4- 5,10

für die p ei mit dem Rechnungsjahre Januar—Dezember in der Zeit vom 1. Januar 1911 bis Ende Juni 1911:

85 392 126

Persfonen- verkehr. | 49 723 487] 7 822) + 2952 617|+ 457|+ 6,21 Güter- |

verkehr. | 95 882 245] 14 685| +4 8 262 368+ 1249|+ 9,30

Die Gesamtlänge der Bahnen betrug: 52 663,50 km, gegen das Vorjahr + 766,88 km.

Bei den Mehreinnahmen des Monats aus dem Personen- verkehr kommt in Betracht, daß Pfingsten 1911 in den Juni, 1910 in den Mai fiel.

Oesterreich-Ungarn.

Gestern mittag hat die feierliche Eröffnung des Reichsrats im Zeremoniensaale der Wiener Hofburg dur den Kaiser Franz Joseph in Anwesenheit der Erzherzoge, der höchsten Hof- und Staatswürdenträger und zahlreicher Mit- glieder -beider Häuser des Reichsrats stattgefunden. Der Kaiser, bei seinem Erscheinen mit stürmischen Hochrufen begrüßt, verlas vor den Mitgliedern des Reichsrats eine Thronrede, in der er nah herzlihem Willkommen, „W. T. B.“ zufolge, aus- ührte :

l Wenn die verflossene Wahlperiode gewiß au anerkennenswerte Leistungen aufzuweisen gehabt hätte, fo seien doch wichtige und dringende Aufgaben unerledigt geblieben. . Die Bevölkerung erwarte auf zahlreihen Gebieten eine fruchtbringende Arbeit der Gesetzgebung. Die überall rasch fortschreitende Cntwicklung der militärischen Macht- mittel erheisbe auch in Oesterreih-Ungarn eine erhöhte Fürsorge für die Wehrmacht. Einer solchen Pflicht könne sich das Staatswesen umsowentger entziehen, je mehr thm an der dauernden Sicherung des Sees gelegen sei. Die Vorlagen, deren \chnellste Verabschiedung im öchsten Interesse der Gesamtheit liege, verfolgten den Zweck, Ver- fäumtes nachzuholen und Unabweisliches ficherzustellen „wobei den Wünschen der Bevölkerung nah einer Verkürzung des Präsenzdienstes und nah Erleichterungen in der Erfüllung der Wehrpfliht Rechnung getragen werden solle. Ebenso dringend notwendig sei eine Neform des Militärstrafprozesses sowie Vorlagen, betreffend eine wirksamere Für forge für die Angehörigen der Wehrmacht und ihre Familien. Der dringlihsten Behandlung bedürfe fe.ner die Bankvorlage, damit die Regelung des Notenwesens wieder auf die feste Grundlage des Geseßes gestellt werde. Der Kaiser verwies weiter auf die unentbehrlih gewordene Erschließung neuer finanzieller Hilfsguellen unter gerechter Verteilung der Lasten und kündigte Gesetzentwürfe an, die die Erhöhung oder Neueinführung verschiedener Abgaben, und zwar direkter wie indirekter Steuern, betreffen, womit auch Mittel gefunden werden follen, um den Ländern erhöhte Ueberweisungen zur Verfügung zu stellen. Der Kaiser sprach die Erwartung aus, daß der Reichsrat mit vollem Verständnis für die Aufgaben eines modernen Staatswesens und um so ents{lossener an die Erledigung dieser Vorlagen herantreten werde, als nur unter der Vorausfeßzung einer durgreifenden Finanzreform das Staatswesen seinen Aufgaben auf fulturellem, fozialem und wirtshafilichem Gebiete gerecht werden könne. Der Kaiser kündigte ferner die Vorlage eines Sozial- versicherungsgesegzes unter Berücksichtigung der seither anen neuen Gesichtspunkte an sowie den Ausbau der Wohlfahrts- und Schutzgeseße für die arbeitenden Schichten und betonte die Notwendig- keit der Berücksichtigung der berechtigten Wünsche der Staats- angestellten nah Verbesserung ihrer materiellen Lage und der schärferen Umschreibung ihrer Rechte und Pflichten. Der Kaiser erklärte, die Regierung werde alles aufbieten, um den Werte \haffenden Kräften fowohl in Landwirtschaft, als auch in Gewerbe, Handel, Industrie und Bergbau die Möglichkeit eines erfolgreihen Wettbewerbs zu fichern. Die anerkannte Notwendigkeit einer kräftigen Wirtschaftépolitik s\ihere auch den Verkehrsfragen aufmerk- samere Bebandlung. Inébesondere werden in der Thronrede die Maßnahmen, betreffend die Reform der Verwal- tung und die Erhöhung der Rentabilität der Staatsbahnen, hervorgehoben, ferner der Ausbau der handelspolittischen Beziehungen und des Schiffahrtsverkehrs und die Ver- wirfklichung der einzelnen wirtshaftlich bedeutsamen Projekte des Wasseritraßengeseßes angekündigt, bei der die oe Nücksicht auf die Finanzkcä'te des Staates genommen, aber auch für die berehtigten Inter- essen Galiziens, defsen wirtshaftliher Aussaenug dem Kaiser am Herzen liege, Sorge getragen werden solle. Weiter hebt die Thronrede die Notwendigkeit einer vollkommeneren Vorbildung der Jugend für die prafktishen Anforderungen des wirtschaftlichen Wettbewerbs und einer modernen Ausgestaltung des Hohshulwesens hervor. Sie kündigt die neuerlihe Vorlage des Geseßzes, betreffend eine italienishe Rechtsfakultät sowie eine moderne Neu-

bür erli n n A

lrt auch berechtigter

estaltung des Strafrechts und Strafprozesses, Mecaetüuo des Jugendshuyzes und eine Teilreform des

zur t die

e gil

die Ges éftöordnu fei unerläßl

vertretung e E

Bewältigung dieses Tätigkeit der Volks:

des Geseßes über

- die die Negierung vor|chlagen werde. . bes Reichsrat die Bedücfnine des

ieczu anzen

nie aus dem Auge verliere. Der Neichsrat dürfe \ih, so heißt es in

eitigt oder do \{chwädte liche, dem den Völkern der

‘der Thronrede wetter, niht der Einsicht verschließen, daß der Wider- : S ieressen in dur deren Ausgleichung be- wenigstens gemildert werden könne, daß die unge- ortdauer dieses Widerstreites ein Hemmnis für die gedeih- esamtwohle dienende Arbeit wäre und zu bedenklichem, von Monarchie {wer empfundenem Stillstande in fe: ere

botenen Ausbau ihrer Einrichtnngen führen müßte. Allgemein set

die Erkenntnis, daß die Beziehungen der beiden Böhmen bewohnen- den Volksstämme der dauernden Regelung auf Grundlage gegen- seitigen Einvernehmens bedürften. Sollten 8 die wirtschaftlichen,

sozialen und kulturellen Kräfte Böhmens vo

entfalten können, dann

müßten die S zurücktreten, die die Bevölkerung \chädigten,

die geseßlihe Tät

gkeit des Landtages behinderten, den geordneten

Gang der Länderverwaltung in Frage stellten und auf das Ver-

fassungsleben des ganzen. Staates nahteilig zu

Kaiser) erwarte mit Zuversicht, daß es den vereinten Be

rückwirkten.

gelgen werde, die Grundlagen für eine Verständigung zwischen

olksstämmen zu \{chafen. durch das innige Verhältnis zu den

Er lie fac die Segnungen des

Er (der

mühungen

den beiden riedens

erbündeten Oesterreih-Üngarns,

das in unverminderter Herzlichkeit fortbestehe, und dur die frèund-

\chaftlichen Beziehungen, die die balten bleiben.

Monarchie zu allen Mächten pflege, „Die Liebe und Treue meiner Völker“, {loß der

Kaiser, „deren Wohl mein ganzes Streben gewidmet ist und bleibt, hat mich während der langen Negterungs8zeit, die mir die Vorsehung beschieden hat, ununterbrochen begleitet ; sie war mir Trost und Stüge in {weren Stunden, und bewegten Herzens danke ih dafür dem Allmächtigen, dessen Segen ih für Ihre Arbeit erflehe.“

Einzelne Stellen der Thronrede, so der Passus über den

Ausgleih in Böhmen, wurden mit Beifall aufgenommen. Lebhafte Bravorufe rief der Hinweis auf den Fortbestand des innigen Verhältnisses zu den Verbündeten, Deutschland und gtalien, hervor. Die Anwesenden bereiteten dem Monarchen beim Verlassen des Saales stürmische Huldigungen.

Eine gestern abgehaltene Obmännerkonfer deutshnationalen Verbandes nominierte als Kandidaten für den Präsidentenposten des Reichsrats den deutschnationalen Abg. Dr. Sylvester Unter Hinweis auf den parlamentarischen

Brauch, zu entnehmen sei. Von den mei Kandidatur Sylvesters sympathisch Tschehen, Slovenen und Ruthenen

sprachen

aus nationalen Gründen gegen das von dem deutsch-n Verband vorgebrachte Prinzip aus und traten für abwechselnde Beseßung des Präsidentenpostens zwischen den deutschen und nichtdeutshen Parteien ein, entsprehend dem Gebrauch in den

Delegationen.

enz des

daß der Präsident der O stärksten Partei ten Parteien wurde die aufgenommen. Die

sich jedoch

ationalen

Hinsichtllih der Wahlen der Vizepräsidenten

einigten sich die Obmänner dahin, die bisherige Parteivertretung

im Präsidium aufrecht zu erhalten.

Großbritannien und Frland.

Im Oberhause fragte gestern Lord Courtney den Lordpräsidenten des Geheimen Rats Viscount Morley, ob er Kopien der Verträge oder Auszüge aus den Verträgen ver- öffentlihen wolle, die Großbritanniens Verpflichtungen gegenüber Frankreih bezüglih Marokkos enthielten. Die Veröffentlichung der betreffenden Dokumente würde die Regelung keiner zur Verhandlung stehenden Frage verzögern.

Viscount Morley erwiderte, „W. T. B.“

zufolge:

Die Schlußbemerkung Lord Courtneys führe auf ein Gebiet, das gegenwärtig ziemlich heikel sei; Courtney werde es ihm erlassen, irgend etwas darüber zu sagen, weil das höchs# unangemessen sein

könnte. Die Vertragsverpflihtungen, worden sei, seien : l enthalten, und Großbritannien sei : der Algecirasakte. Die Verpflihtungen in von allen anderen Signatarmächten

über die Verpflihtungen Großbritanniens

auf die

au einer

hingewiesen in der französishen Deklaration von 1904 der Unterzeichner

dieser Akte würden

geteilt. Die

gegenüber

Klauseln Frank-

rei bezüglißh Marokfkfos seien ziemlih verwickelt und eine Aus- wahl aus ihnen zu treffen, würde nicht einfach scin. Er dürfe viel- leiht betonen, obwohl er bezweifle, daß irgend etwas dur eine Ver- öffentlihung dur die Regierung gewonnen werden könnte, daß die woblüberlegte Veröffentlihung ausgewählter Auszüge aus diesen beiden wichtigen Instrumenten in diesem Augenblick ‘eine zweifelhafte und

vielleiht \chädlihe Auslegung lasen fönnte.

Was #i

ch später

ereignen werde, wisse er nit, aber gegenwärtig müsse er es ablehnen, die von Lord Courxtney erwähnten Urkunden zu veröffentlichen.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte

der Staatssekretär des Grey auf Anfragen

Auswärtigen Amts Sir Edward bezüglih der Ernennung Lord

Kitcheners zum britishen Generalkonsul in Aegypten, obiger Quelle zufolge: er glaube, daß die Ernennung infolge der besonderen Kenntnis, Erfahrung, Unparteilichkeit und Fähig- keit Kitcheners allgemeines Vertrauen einflößen werde. In keiner Weise deute die Ernennung auf eine Aenderung der allgemeinen Politik der britishen Regierung in Aegypten hin.

Frankreich.

n einem gestern abgehaltenen Ministerrat -sprah der Minister des Auswärtigen de Selves über die äußere Lage. Ueber den Zwischenfall in Elksar soll die spanische Regierung

um Aufklärung ersucht werden.

Provinzen.

männl.

0—15 Jahren

Verunglückte im Alter von

Wie „W. T. B.“ meldet, dürfte die Pforte verla lid, Jnformationen zufolge die Unterwerfungsfrist für die Maligt nicht erneuern. ad auf der Pforte eingegangenen Nachrid, scheinen die Malissoren willig zu sein, neue Vorschläge beut eines ehrenvollen Nachgebens zu unterbreiten, auch sollen nunmehr keine weitere Garantie für die Erfüllung der ih, zugestandenen Konzessionen erlangen, als die Veröffentliduy der Konzessionen in einem Amtsblatt des Wilajets.

Der E hat nach einer Meldung des Wien] K. K. Telegraphenkorrespondenzbureaus“* die Einberufu, mehrerer Reservistenjahrgänge der Artillerie ul geordnet. Auch die üstahfizklasse (Landsturm) nf gleichfalls einberufen werden. 4

Amerika.

Nach einer Meldung der „Associated Preß“ hat die am kanische Regierung beschlossen, ein zweites Kanonenbo/ nach Haiti zu senden, wo die amerikanischen Interessen erns lih bedroht sein sollen.

Asien.

Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge jj der frühere Shah Mohammed Ali bei Komeschtepe qy Kaspischen Meer auf persishem Boden gelandet. Mohamm} Ali stand mit den dortigen Turkmenen schon seit einiger j in Verbindung. Während der Zeit, in welcher Hussein d Khan im vorigen Jahre Minister des Aeußern war, wur wegen dieser Jntrigen ernste Vorstellungen bei den Gesandk schaften Großbritanniens und Rußlands erhoben, von diesen aber ignoriert. Wie von dem genannten Bureau ferner qs meldet wird, ist Mujalal es Sultan, der Günstling des eh maligen Schahs, der 1909 ebenfalls als Schubbefohlenz in Rußland aufgenommen worden war, jeßt in der Provi Aserbeidshan unter den Schahsewennen aufgetauht und reit diese zur Empörung auf. Andere Anhänger des Schahs sin mit einem großen Vorrat von Patronen in Baku gelandet und En troß der Vorstellungen der persischen Regierung die Er aubnis erhalten, sich nah Petrowsk zu begeben, wo sie ein Besprechung mit Turkmenen-Häuptlingen hatten.

Afrika.

Wie die „Agence Havas“ aus Elksar vom 16. d. M, meldet, ist der französische Konsularagent Boisset, als er bej [Que Rückkehr von einer Reise durh das Gharbgebiet vor

anzuhalten und sein Gewehr auszuliefern. Als Boisset dies ver weigerte, fällte der Posten sein Bajonett vor dem Pferde Boissels und schlug das Gewehr an. Boisset wurde, eskortiert von

spanische Offizier erklärte, daß ein Jrrtum vorliege, und ohn sh weiter zu entschuldigen, Boisset gestatiete, sich zu entfernen, Einer offiziösen Madrider Meldung zufolge hat der Minister des Aeußern Ora Ie) die spanische Gesandtschaft in Tanger um Aeußerung über den Fall Boisset ersucht.

Statistik und Volkswirtschaft.

Tödliche Verunglückungen in Preußen im Jahre 1909,

Durch Unglücksfälle kan en im Jahre 1909 14 534 (11 527 männ- lihe und 3007 Mt Personen gegen 15 831 i. F. 1908 um Leben, aufs Hunderttausend der Bevölkerung berecknet : 37,2 gegen 41,1 t. J. 1908. Im allgemeinen haben seit 1883 (12 881 Fälle) die abfoluten Zahlen von Jahr zu Jahr zugenommen, verhältnis- mäßig ist jedoch eine Abnahme zu verzeihnen, von 46,0 i. F. 1883 auf 37,2 i. J. 1909, dank der immer mehr in Kraft tretenden Schuß- maßregeln.

Der Einfluß von Alter und Geshlecht auf die Zahl ter tödlihen Verunglückungen ergibt \ih aus ter nachfolgenden UÜebersit. Es verunglückten mit tödlihem Ausgange /

von 100 000 Perfonen

in der Personen x 2 Altersklas\se männl. weibl. zuf. V Beslebts zus,

von 0 bis 5 Jahren 1399 977 2376 55,32 3929 4739 D410 ä 1209 486 1695 92759 1147 194 « 15,60, 7676 914 8490 6857 810 380 « über 60 Jahren 1260 621 1881 96/26 37,84 63,76

unbekannten Alters 83 9 92

überhaupt .. 11527 3007 14534.

Sett man die Gesamtzahlen gleich 100, so ergibt ih, daß die Knaben im Alter bis zu 5 Jahren nur mit 12,2 v. H., die Mädchen derselben Alteréklasse mit 32,5 v. H. aller tödlich verunglüten männ- lichen bezw. weiblihen Personen vertreten waren : in der Alteréflasse von über 5 bis zu 15 Jahren war die betreffende Zahl bei den Mädchen erheblih, nämlich auf 16/2 v. H. zurückgegangen ; bei den Knaben betrug fie 10,5 v. H. Von den 15 bis 60 Jahre alten Personen verunglückten dann aber verhältnismäßig weit mehr Männer als Frauen, von ersteren nämli 65,7 v. H. aller tödlih verungliüdckten Männer, von leßteren nur 30,4 v. H. aller tödlich verunglückten Frauen. Im Greisenalter hielt sich die betreffende Werhältniszahl von 109 v. H. für das männlihe Gesh!eht auf fast gleiher Höbe wie in der fie 206 E 5 bis 15 Jahren; bei den weiblihen Personen betrug 1e 6 V. V.

Die folgende Tabelle gibt eine Uebersicht der tödlich Verunglüdten im Alter von unter und über 15 Jahren im Staate und in den

Provinzen während des Jahres 1909.

E

Auf 100 000 Lebende der beiden Alters- gruppen kommen Verunglückte

von 0—15 Jahren | von über 15 Jahren

über 15 Jahren

weibl. | zus.

männl. | weibl. | zuf. [männl.| weibl. | zuf. [männl.| weibl. | zuf.

Ostpreußen

O e E U Landespolizeibezirk Berlin

Brandenburg *)

Schleswig-Holstein annover estfalen Hessen-Nassau heinprovinz Hohenzollernshe Lande

*) aus\chl. der Stadtkreise Berlin, Borhagen-Nummelsburg.

168 137 159 180 107 128 353 194 113 180 288 102 495 4 2 608

Charlottenburg, Nixdorf, Schöneberz, Deutsh-Wilmersdorkf, Lichtenberg und ter Landgemeinde j

102) 83 83 96 56 80 199 108 65 111 156 70 261

3 7 1463| 4071

|

270) 499 97 589] 46,10| 28,05! 37-08 78,10| 14.00! 44 53 220| 375| 66) 441| 41/93| 2564| 3382| 7443| 1232| 4243 242) 395| 1565| 550] 4330| 22/26 32,70) 3798| 1319| 24,83 2761 636) 158 793] 38,18| 2042| 29,31 63,41| 15,34| 3904 163) 393) 80| 473) 35,64| 18,87| 27,30 13,82 42.31 208) 383/ 81 464] 30,52| 19,35| 24,98) 67,56| 1250| 38,18 552] 1459| 243 1702| 3753| 21.15| 29,34] 96,72| 14,12) 52.70 3024| 614 119/ 733| 3681| 20,64| 28,75) 63,21| 11,36| 36,0 178| 2340| 62| 402 4209| 2461| 33,42] 6298| 12,31| 3868 2911 6543| .107| 650| 35,90| 2263| 29,34 444 1253| 96) 1349| 3678| 90/39 172 323) 84|- 407] \27,46| 19,35| 23,46] 46,34| 11,26| 2821 746| 1697| 193/ 1890| 39,35) 2024| 29,86| 77,29| 8/94| 4340

17 3| 20 33,42| 24,99 29,20] 80.34 8919| 1544/10 463] 37/73| 21,39|- 29/61] 72/17

72 92

während die

Ì die durch Ueberfahren

em Stadttore ankam, von dem Wachtposten aufgefordert worden, p

Soldaten, zur spanischen Kaserne geschickt, wo der wachthabend, F

57,95) 11,45) 3478 # 28,68/103,88| 8,50/ 57,76

1246| 42 | 11,94 41,38. Î

Aus dieser Tabelle ist zu entnehmen, daß von den Knaben und

Mäden bis zu 15 Jahren, auf 100 000 Lebende berechnet, die meisten

rovinzen Ost- und Westpreußen sowie Schleswig-Holstein M E iets lüdten. Bei Berücksichtigung der Erwachsenen sind im Staate 72,17, am meisten in der Provtnz Westfalen, nämlich 133,88, dagegen im Landespolizeibezirk Berlin nur 37,98 Männer tödlih ver- unglüdckt. Die Frauen verunglückten gegenüber den Männern viel seltener; im Staate sind von 100 000 lebenden Frauen nur 11,94 tôd- li verunglückt, am meisten in den Provin en Brandenburg, Schlesien, Ostpreußen. Der Landespolizeibezirk Berlin ist mit 13,19 beteiligt,

Provinz Westfalen mit 8,50 tödlih verunglückten Frauen das günstigste Verhältnis aufweist.

In betreff des Familienstandes der tödlih Verunglückten ist zu bemerken, as im Staate von Ledigen 7 805, von Verheicateten 5483, von Verwitweten 1078, von Geschiedenen 58, von Perfonen unbekannten Familienstandes 110 verunglüten.

Was die einzelnen Beschäftigungen betrifft, so verunglückten von Männern in dem Bereiche der Land- und Forstwirtschaft 2635 (22,86 v. H.), des Bergbaues und Hüttenwesens 2166 (18,79 v. H.), der Industrie 3289 (28,53 v. H.), des Handels und Verkehrs 1544 (13,39 v. H.) Am meisten liefert hiernach die Industrie tödliche Berunglückungen. : i

Wenn man die sozialen Lebensstellungen in Betracht zieht, \o famen am häufigsten tödlihe Verunglückungen bei den Arbeits\tänden vor, und zwar bei Gehilfen, Gefellen, Lehrlingen und Fabrikarbeitern 4040 (27,80 v. H.), bei Tagearbeitern und ähnlih Beschäftigten 2163 (14,88 v. H.), bei Dienstboten 640 (4,40 v. H.) und bei selbständig Erwerbenden 1224 (8,42 v. H.), zusammen 55,50 v. H. Bet den

Î Rentnern, Pen e Altsißern und Almosenempfängern ihre

Angehérigen eingeschlossen ist die Zahl dagegen niedrig: 618 (195 v. H.). Beim Heer und bei der Marine verunglückten tödlich zusammen 166 (Heer 110, Marine 56). Unter den vershiedenen Arten der tödlichen Verunglückungen spielt der Sturz eine Hauptrolle; ungefähr + aller Fälle ist hierdurch verursaht. An zweiter Stelle stehen die durch Ertrinken, an dritter herbeigeführten Fälle. Mit diesen drei Hauptarten der Verunglückungen vereinigen \ich die übrigen in folgender Anführung: Es endeten durch Sturz 3297 (2562 männ- lie, 735 weiblihe) oder auf 1000 tódlich Verunglückte 227 (222 m., 244 w.), dutch Ertrinken 2861 (2371 m., 490 w.) oder 197 (206 m.,, 163 w.), durch Ueberfahren 2375 (2031 m, 344 w.) odec 163 (176 m., 114 w.), Verleßung durch Maschinen 346 (229 m., 47 w.) oder 24 (26 m., 16 w.), Verbrennen und Verbrühen 1551 (770 m.,, 781 w) oder 107 (67 m., 260 w.), Ersticken 726 (501 m., 225 w.)- oder 50 (43 m., 75 w.), Versbütten und Erschlagen 1541 (1474 m., 67 w.) oder 106 (128 m. 22 w.), Vergiftung 201 (135 m., 66 w.) oder 14 (12 m., 22 w.), Schlag oder Biß usw. durch Tiere 260 (237 m., 23 w.) oder 18 (20 m., 8 w.), Stoß, Slag und Anprall 194 (181 m., 13 wo.) oder 13 (16 m., 4 w ), Erschießen, Schußverleßungen und Explosionen 348 (319 m., 29 w.) oder 24 (28 m., 10 w.), Erfrieren 324 (284 m., 40 w.) oder 22 (259 m., 13 w.), Blißs{lag 84 (48 m., 36 w.) oder 6 (4 m., 12 w.), Sonnenstih und sonstige Ereignisse 426 (315 m., 111 w.) oder 29 (27 m., 37 w.).

Bedauerliche ee ersGeinunges der modernen Verkehrsfahrzeuge bringen in den leßten Jahren die Fabrräder und die Kraftwagen. So

sind 1909 allein 52 Todesfälle bei Männern zu verzeichnen, deren Ur-

fahe Sturz mit dem Fahrrade war (Selbstfahrer). 138 Personen (98 m., 40 w.) haben im Kraftwagenverkehr durch Uebcrfahren das Leben eingebüßt. 208 sind im Landespolizeibezick Berlin durch Ueber- fahren getôtet worden. 1 Todesfall hat sich nach Kenntnis dez Statistischen Landesamts 1909 bei der Luftschiffahrt ereignet. Da leßtere Fâlle fih entsprehend dem Aufs{hwunge des Luftverkehrs mehren werden, so wird in Zukunft die Führung einer besonderen Rubrik unter den Verunglückungsarten: „Tödliche Verunglückungen

beim Fliegen und Luftschiffahrtsverkehr“ notwendig. (Stal. Korr.)

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer Mitteilung des „Berl. Lokalanz." haben 5000 im Deutschen Metallarbeiterverband organisierte Former und Berufs- genossen, die in Eisengießereien Berlins und der Umgegend beschäftigt sind, geste1n abend beschlossen, in cine Lohnbewegung ein- zutreten. Sie gaben ihre Zustimmung zu dem Entwurf eines neuen Tarifs, der für. die Former günstigere Bestimmungen aufweist.

. Aus Gera wird der „Köln. Ztg." unterm 16. Juli berichtet, daß infolge der fortgesetzten Beunruhiaung der Metallindustrie durch Tellauéstände und al tige Schwierigkeiten der Verband thüringi- \her Metallindu striellen in einer außcrordentlihen Versamm- lung zu Gera beschlossen hat, am 29. Juli sämtliche organisierten Metallarbeiter auszusperren, wenn nicht bis zu diesem Zeitpunkt die verschiedenen Streitigkeiten und Arbeitêseinstellungen beendet sein werden. Die Aussperrung würde etwa 60 9/9 der Metallarbeiter Thüs tingens treffen.

In Amsierdam haben, einer Meldung des „W. T. B.“ vom

estrigen Tage zufolge, mehr als 500 Holzauslader und Holz- arbeiter die Arbeit niedergelegt. Fast die gesamte Arbeit im Holz- hafen ruht. Die Fuhrleute einer großen Transportgesell)chaft haben die Arbett wieder aufgenommen unter dem Scußte von Polizei

nd Soldaten, sodaß nur vereinzelte Fälle von Mißhandlungen der Arbeitswilligen durch die Ausständigen vorkommen.

Der Streik der Seeleute in Antwerpen, der \ich nur noch

gegen die englishe „Red Star Line“ richtet, cheint an Ausdehnung

zu gewinnen, Wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, beabsichtigen die A us-

lader, in den Generalstreik zu treten. Die englishe Needer- hesellhaft weigert sich nach wie vor, mit den Streikenden zu ver- andeln. Sie erklärt, daß sie jeßt über 600 „gelbe“ Seeleute aus eutschland verfüge, die ihren Dienst auf lange Zeit garan- Blerten. Nach einer Meldung des „W. T. B." kam cs gestzrn abend in Antwerpen zu einem Zusammenstoß zwi|chen Ausständigen und Angestellten der „Red Star Line“, die neu angeworbene Atbeits- rfte zu den Schiffen geleiteten. Bei dieser Gelegenheit wurden Pud) einschreitende Polizeibeamte von der Menge angegriffen. Ein Deamter trug Verleßungen davon. Die Polizei machte von der Gukwaffe Gebrauch und nahm mebrere Verhaftungen vor. zz Aus Cardiff wird dem „W. T. B“ berichtet, daß die aus- uindigen Seeleute gestern eine Kundgebung in den Straßen ver- instalteten, weil ihr Führer \ih wegen seiner Haltung während des Streiks vor dem Polizeigeriht verantworten mußte. Später brach 1 einem Dockspeicher ein auf Brandstiftung zurückgeführtes Feuer us, das den Leer zum Teil zerstöite, da ter Mob die Veuerwehr am Wschen verhinderte und die berittenen Schußleute nit Steinen bewarf, wodurch ein Schußmann s{chwer verletzt ptde. Nachher bra in den Docks noch ein zweites Feuer aus, das Fer bald gelö\{t wurde. Die Werftarbeiter haben sich dem \löftand angeshlo}cn. Eine weitere Meldung des genannten ray aus Cardiff besaat, daß der Aufruhr den ganzen Tag über nhielt. Die Polizei griff verschiedene Male mit thren Knüppeln U wobei zwanzig Aufrührer und mehrere Schußleute erheblich ver- du wurden. Der Mob plünderte einen Speicher, der Fässer mit Inhalt elt, rollte mehrere Fässer fort und beraushte si an dem

Gegen die Massenaus\perrun i h gen in verschtedenen Gewerben in hter gen haben, wie der ytankf. Ztg.“ aus Christiania be- e wird, auch sämtlihe Mi'glieder des der Zentralarbeiter- g ¡gation nicht angehörigen Screinerverbandes O und ib Zult gekündigt, um am Sonnabend in einen Sympathiestreik Ren (vergl. Nr. 167 d. Bl). age fi einer Meldung desselben Blattes aus Lissabon vom gestrigen Aue die Arbeiter der elektrishen Bahnen in Porto dic gestand getreten und versuchen, den Generalstrelk zu organisieren. ¿ p ständigen bewarfen die Gardefkavallerie, die zum Angriff auf Ferhaft L hritt; verschiedene Verletzungen sind vorgekommen, und , ungen wurden vorgenommen. Das Jägerregiment Nr. 6 ist raga abmarsciert.

Der Streik der Erdarbeiter in Lyon, ter {on drei Monate dauert, war, wie die „Post“ mitteilt, auf dem Punkte an- gekommen, ein Ende zuch nehmen, als eine ein ußreihe Gruppe von Arbeiterführern und Zwischenunternehmern in Nücksiht auf die Tyrannei der revolutionären Propaganda die Gründung etnes unabhängigen Arbeiterverbandes veranlaßte. Zahlreiche Arbeiter meldeten \ich an. Die Wiederaufnahme der Arbeit stand nahe bevor. Am 16. Juli hatten sich nun etwa 300 Führer der syndikalistischen Partei zur Beratung zusammengefunden. Sie be- \hlossen, am 17. Zuli von neuem in den Generalstreik einzutreten. Das neugegründete unabhängige Syndikat hat vorgestern abend dur Aufrufe die Arbeiter aufgefordert, fich dur die revolutionären Syn- dikalisten niht einshühtern zu lassen und zur Arbeit zu gehen.

Auf der italienishen Insel Elba feiern, wie der „Frankf. Ztg.“ aus Nom berihtet wird, seit 14 Tagen die Grubenarbeiter. Der Font verschärft si, sodaß der Genecalstreik droht.

, In Gubbio in der italienishen Provinz Perugia beschlossen, einer Meldung desselben Blattes zufolge, die Vertreter von 6000 klerikal organisierten La ndarbeitern den Ausstand.

Kunft und Wissenschaft.

Bei dem heutigen Orte Fourviere in Südfrankreih befindet {ih eine Anhöhe, auf der si in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit- rechnung die Hauptstadt der gallish-römishen Provinzen erhob, die von Munatius Plancus im Sahre 43 v. Chr. gegründete römische Kolonie. Seit einigen Wochen läßt die Universität Lyon an der Stätte der alten Nömerstadt Ausgrabungen vornehmen, und diese haben zu den noch sichtbaren eiVen der ehemaligen Größe des Orts, den Ruinen der Äquädukte, des Amphi- theaters, der Forumsmauer und * verschiedener Grabmäler neue wichtige und kostbare Spuren der bedeutenden Vergangenheit ans Licht gebraht. Außer einer Ang mauer, deren S vor- handener Teil mehr als 40 m lang ist, und einem mächtigen Gebäude, dessen Tes und Kellerräume von Mauern gebildet werden, die mehr als 1 m dick sind und ein Gebäude von über 3000 qm Ausdehnung darstellen, ist der weitaus bedeutendste Fund auf der Trümmerstätte, ein Mosfaikgemälde, das den Vergleih mit dem im Museum in Lyon befindlichen «Mosaik der Zirkus- spiele“ auszuhalten imstande ist. Dem „Iournal des Débats“ zufolge {st das neuentdeckte Gemälde mehr als 14 qm groß. Drei Seiten sind bis zum Rande unversehrt erhalten, von den vier Gcken aber ist leider nur eine völlig vom Zahn der Zetti ver- \{hont geblieben. Ein Gemälde (76 cem zu 75 cm) auf \{chwarzem Grunde füllt die Mitte. Es stellt den jungen Bacchus dar. Der Gott reitet auf einem Panther und is mit Efeu oder Weinlaub be- fränzt; Oberkörper und Beine sind nackt, nur der Bauch und die Oberschenkel sind von einem LWwenfell umwunden. In der Nechten hält er den Thyrsos, die Linke ruht nahlässig auf dem Halse des Tieres, das zwischen seinen Vordertaßen ein Tambourin hält. Innerhalb des reich ornamentierten Rahmenwerks find dann noch vier weitere kleinere Gemälde (56 cm zu 56 ecm) in den vier Ecken ausgeführt. Die beiden unteren, vollkommen erhaltenen Vilder stellen zwet übermens{hengroße Köpfe dar: das rechte einen verschleierten und laubbekränzten Frauenkopf, das linke den Kopf eines jungen Mannes, dessen blondes, in Locken auf die Schultern fallendes Haar ebenfalls mit einem Kranze ges{chmüdckt {\. Von den beiden oberen Bildern ist das linke ganz zerstört, von dem rechten nur ein Teil des Vaares und der Stirn zu sehen. Nach ihrem Stil, der Reinheit der Linien und der zarten Farbengebung, nah der Ausdruckskraft der Ge- sihter und der Grazie der Haltung gehört das Werk der antoninisheñn Kunstperiode an.

Literatur.

„Jahrbuch für Kadetten“. Zwölfter Jahrgang 1911/12. Herausgegeben von Major a. D. Schhaarshmidt (Preis 1,25 6). Verlag vop Gerhard Stalling in Oldenburg. Das bekannte Kadettenjahrbuh, das sich seit Vigéi Erscheinen wahsender Beliehbt- heit zu erfreuen hatte, da es über alle Fragen, die für Kadetten von Wichtigkeit sind, Antwort gibt und außerdem eine Armeequartierliste, Marineeinteilung und ein Verzeichnis der Luftkriegs\hiffe enthält, hat fn diesem Jahre eine völlige Umgestaltung erfahren, die seinen idealen Zwecken _in erhöhtem aße dienen, den erzieherishen Wert und die geistige Anregung vermehren soll. Troy- dem ist thm dadurh keineswegs der Charakter eines Scchbulbuches aufgeprägt worden. JInteressanter Lesestoff für die Erholungéstunden, ein Tagebuch für persönliche Aufzeihnungen, ibiGtlide und geo- graphische Uebersichten, Gedenk-, Ehren- und tammtafeln, wissen- \haftlihe Notizen und Merkblätter sowie eingehende, auf das Leben und Treiben der Kadetten bezüglihe Besprehungen bilden u. a. den für das kleine Buch neu ausgestalteten Inhalt. Beigefügt ist zum ersten Male auch ein Verzeichnis der ersten Ausrüstunasftücke für Fähnriche und Leutnants, das ebenfalls den Lesern des Kadetten- jahrbuchs willkommen fein dürfte.

Von dem praktischen Nachsblagebuch „Was muß der Musikstudierende von Berlin wissen2*“ von Dr. Nichard Stern (Preis: 0,60 4) ist soeben der 111. Jahrgang erschienen. Ausführlider noch als seine beiden Vorgänger gehalten, bietet der \chmudcke, niht weniger als 220 Seiten starke Band einen zuverlässigen Natgeber in allen Angelegenheiten, über die unterrichtet zu sein dem Musikstudierenden von Nutzen ist. Er gibt ers{öpfende Auskunft über Berliner Musikinstitute und Privatlehrer der Musik, über Oper und Konzert, über Bibliotheken und Sammlungen, Vereine und Institutionen, über musikalische Zeitschriften, über Pensionen und vieles, vieles andere. Ohne Zweifel wird“ das nach authentischem Material sorgfältig zusammengestellte Buch, dessen Bilderschmuck wieder vermehrt wurde und let 39 Portrâts bekannter Berliner Musiker umfaßt, allen, die in erlin ihre musikalishen Studien betreiben wollen, au fernerhin gute Dienste leisten.

Land- und Forstwirtschaft.

Saatenstand und Ernteaussichten in Finnland.

Der Kaiserliche Konsul in Helsingfors berihtet unterm 10. d. M.: Von dem Landwirtschaftsdepartement \ind nunmehr die ersten Nachrichten über den Stand der Saaten in Finnland und über die Aussichten der diesjährigen Ernte veröffentlißt worden. Von den Wintersaaten ist der Nog gen in der ersten und zweiten Woche des Monats Juni in Aehren ges{ossen; er steht -im arößeren Teil des Landes dünn und ungleich, in einigen Gegenden s{chlecht, doch fast überall aufrecht. Aus einzelnen Landesteilen wird berichtet, daß er dur Frost gelitten hat. Die Aussaat der Frühlingsfaaten, Gerste und Hafer, erfolgte im allgemeinen in der späteren Hälfte Mai bis zu den erslen Tagen des Juni, und zwar bei günstiger Witterung. Die Saatkeime sind infolge anhaltender Dürre größtenteils \{chwach. Mit dem Seten von Kartoffeln begann man all;emein gegen Ende Mai; es wurde Mitte Juni beendet. / eitig hervorgekommene Pflanzen sind zum Teil durch FJunifrost beeinträhtigt worden. Rüben wurden ungefähr zu derselben Zeit, wie das Kartoffelseßen erfolgte, ausgesät; fie sind im großen ganzen \chlecht entwidckelt; sie leiden überall durch Dürre und sind an vielen Orten dur Erdflöbe merkbar beshädigt worden. Die Weiden sind durhweg shlecht. Der Klee hat sich den Winter über meistens gut gehalten, zumist er aus egangen. Die besäten Felder, die anfangs viel versprehend oder ziemlih gut waren, haben d dur später eingetretene Dürre und Kälte stellenweise bedeutend vershlechtert Der Graswu®s auf den natürlihen Wiesen ist bon der ungunsigea Witterung gleihfalls becinflußt worden und im allge- meinen als s{lecht zu bezeihnen. Anhaltende Dürre, die ununter- brochen vom 20. Mai bis 6. Juni bezw. länger herrschte, sowie kühle Witterung mit nördliden Winten haben die Pflanzen in hohem Grade an ihrer Entwicklung gehindert. Der in leßter Zeit nieder- gegangene Regen und das seitdem eingetretene warme Wetter haben das Wachstum inzwishen wesentlih gefördert. Bleiben die

Witterungsverhäitnisse fernerhin günstig, so offt man, daß von d Schaden, den die Kälte und Trotenhett a f abeas noh viel wieder gut gemacht werden kann. Dinsichtlih des Noggens erwaitct man eine frühe Ernte.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt is unterm 17. Juli gemeldet worden, daß der Viehhof zu Stuttgart wegen Maul- und Klauenseuche gesperrt ist, bis 19. Juli aber wieder freigegeben wird.

Norwegen.

Durch eine Verordnung des Königlih norwegischen Justiz- und Polizeidepartemenus vom 7. d. M. sind die italienischen Ptouiiltes eapel, Casferta, Salerno und Palermo mit den Städten Nezupel und Palermo für choleraverseucht erklärt worden. In der gleichen Verordnung wurde Port of Spain auf der JInsel A N A O erklärt. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 11. April «25, VUD, Se

Triest, 18. Juli, (W. T. B.) Bei einem achtjährigen Kinde ist dur bakteriologische Untersuhung afiatische Es era fest- gestellt worden. i j

Madrit, 18. Juli. (W. T. B.) Der deutshe Dampfer „Hispania“ ist aus Jtalien in Mahon eingetroffen. Mehrere Mann der Besaßung sind unter Choleraverdaht in das Kranken- haus eingeliefert worden. Auf der Fahrt des Dampfers nah Mahon starb ein Matrose an einer verdächtigen Krankheit, wahrscheinli Cholera. Die Leiche wurde ins Meer versenkt.

Verkehrswesen.

Briefpostsendungen in sog. Fensterbriefumschlägen sind seit kurzem auch ia Großbritannien zur Beförderung zu- gelassen. Die Adresse muß parallel der Langseite der Sendung ver- laufen. Die britischen Postanjtalten find aber ermächtigt, Sendungen, deren Adresse nicht leiht leserlich ist, zunächst bei Seite zu legen und erst nah den in gewöhnlicher Weise verpackten Sendungen zu be- handeln oder u. U. sie überhaupt als unbestellbar zurüczusenden. Sendungen, deren Adresse quer zur Langseite verläuft, werden von der Beförderung ausgeschlossen.

In Waterberg in Deutsch-Südwestafrika ist am 10. Juli eine Telegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Waterberg liegt etwa 84 km östliß von Otjiwa- rongo. Die Wortgebühr für Telegramme nach Waterberg ist dieselbe wie nah Windhuk. Sie beträgt gegenwärtig 2 M 75 S

Mannigfaltiges. Berlin, 19. Juli 1911.

A. F. Im Berliner Flugsport-Verein wird den Er- örterungen, auf welche Art die Stabilität eines Flugzeuges so sier zu erreichen, wte sie dem fliegenden Vogel von der Natur gegeben ist, nah wie vor große Aufmertsamkeit geschenkt. Fn gleiher Rich- tung bewegte sih ein Vortrag, der in einer der. leßten wie immer stark besuchten F Lage ngen des Vereins vom Kunstmaler Jo - hannes Behrbohm gehalten wurde und viel Beifall fand. Der Redner erläuterte seine Gedanken zu dem Thema „Der Se elflug und das selbsttätige Gleichgewicht eines Flugkörpers nah bysikalishen Gefeßen“" mittels einer Reihe von Zei nungen. Seinen Mitteilungen ist folgendes zu entnehmen: Man denke sich zwéi Tragflächen Nr. 1 und Nr. 2 zu einem Flugkörper vereinigt: Nr. L, die größere, besteht aus zwei Nhomboïden, die an je einer kurzen Seite derart miteinander verbunden sind, pes ihre langen Seiten nah der inneren Seite des Flugfkörpers einen umpfen Winkel miteinander bilden. Nr. 2 ftellt dagegen ein gleiseitiges Dreieck dar, dessen Mittellinie die Verlänge- rung der verbundenen kurzen Seiten der Rhomboïde ist, dessen Spitze ]omit in die Spiße des stumpfen Winkels fällt, den die Nhomboïde von Nr. 1 miteinander bilden. Man wird leiht einem fo beschaffenen Flugkörper die Abmessungen seiner Teile geben köazen, daß der Schwerpunkt genau in die gegen Flähe Nr. 1 geritete Spitze von Nr. 2 fällt. Denkt man ch nun ferner den Massen- mittelpunkt des Flugkörpers dadurch unterhalb des geometiischen Schwerpunktes der beiden Tragflächen verlegt, doch in fester Ver- bindung mit ihnen bleibend, daß man an diesen Punkt ein Gewicht hängt (welhes Nr. 3 genannt sein möge), daß man also z. B. einen Motor bei horizontaler Lage der Flächen genau lotrecht unter dem Schwerpunkt der Flächen anbringt, so ergeben ps aus der geschilderten Konstruktion für die Bewegung des fo eshaffenen Flugkörpers in der Luft eigenartige Verhältnisse. Bemerkt sei noch, daß Tragfläthe 2 mit dem Massenmittelpunkt absolut unbeweglih verbunden ist, also, daß sie sih nah keiner Seite anders als durch Drehung der Längsachse bewegen läßt, welche bezeichnet ist dur die Mittellinie von Nr, 2 und der Verbindungslinie der beiden Teile von Nr. 1. Dies vorausgeschickt, treten folgende Wirkungen ein: In die Fallage gebraht, wirkt der Breméêdruck der Luft auf Tragfläche 1 senkrecht zur Erde, auf Trag- flähe 2, wegen der Verbindung ihrer Spiße mit dem Mossen- mittelpunkt, kippend. Da Nr. 3 zur Erde strebt, so muß deshalb eine Drehung der Tragflächenelemente um den eam pit statlfinden, und zwar nach vorn. Da aber der Massenmittelpunkt sofort das Bestreben hat, wieder senkrecht unter den geometrischen Schwerpunkt der Tragflächen, an dem er angehängt ist, zurück- zukommen, so entsteht eine Pendelbewegung des ganzen Flugkörpers um den Schwerpunkt der Tragflähen. Infolge des Beharrungs- vermögens pendelt aber der Massenmittelpunkt über die Senkrechte hinaus, was gleihbedeutend damit ist, daß der Flugkörper in u leigona Lage kommt. In diesem Moment begegnet Tragflähe Nr. 2 dem stärkeren Bremsdruck der Luft. Die Folge ist eine Drehung dieser Tragflähen während des Vorwärtss{chwingens des Massenmittelpunktes um diesen selbst, bis dieser wieder senkrecht unter dem Schwerpunkt der Flächen steht und im nähsten Augenblick das Spiel der Wirkung und Gegenwirkung in der angegebenen Art von neuem beginut. Der „Erfolg dieser Be- wegungen ist ersihtlih ein Vorwärtsstreben des Flugkörpers in wellen- förmiger Linie, somit die Erreichung selbsttätigen Gleihgewichts in der Längsrichtung.

Es gibt nun Mittel, diese Wellenbewegung beim S{hwebe- oder Gleitflug zu einer gleichmäßig abwärts gerihteten zu machen, indem man zum Ausgleich der Pendelbewegun und des Bremsdrucks der Luft auf den Flugkörper an diesem ein Bremssegel (Nr. 4) unter der vorderen Hälfte der Tragflähe Nr. 1 anordnet. Dasselbe läßt das Ausshwingen des Moassenmittelpunktes um den gcometrischen Schwerpunkt der Tragflähen niht zu, bezw. es „verzögert“ die Drehung der Tragflähen um den Massenmittelpunkt; denn der Bremoödruck der Luft wirkt auf Nr. 4 wagerecht. Der Erfolg ist, daß die Flugbahn jeßt zum fast wagerehten, langsamen Gleitfall und die Sea qng in gerader Linie zu einer ter- währenden wird, bis der Flugkörper zur Erde sinkt. Ein anderes Mittel zum gleihen Zweck besteht darin, daß man die Tragfläche Nr. 2 in ihrer Längsahse verstellbar maht, sodaß der Bremsdruck der Luft gegen sie \{räg wirkt. Der Redner erläuterte chetsteteud die vielfeitige und mannigfache Anwendung dieses tels für Links- und Rechtsdrehung und für Steuerung im Kreise. Der Erfolg diefer Bewegungen ist der: Seltlihe Wind- stöße werden dur Drehung der Tragflähe Nr. 2 in ihrer Datt- achse mit starkem Druck in entgegengese ter Richtung aufgeh und eine {nelle Aufeinanderfolge dieser Drehungen erseßt, was die

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