1892 / 4 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Feiner Unterritsanstalt is zu bemerken, daß das erstere in engem usammenhang mit den übrigen Mufeen steht. Die funstgewerb- Bien Gegenstände der Antike, die Vasen, Bronzen-,, Gold- und Silberarbeiten der klassischen Zeit befinden sih im Antiquarium des Neuen Museums, ebenso befinden sich dort die Gegenstände der altorientalishen Kunst, z. B. die egyptishen Goldarbeiten, wor- aus die Engländer und Franzosen so manhe Anregung entnehmen. Ob die Abtrennung der Unterrichtsanstalt von dem Kunstgewerbe- Museum empfeblenswerth is, will ich niht entscheiden, jedenfalls würden die Schüler der Anstalt auch dann jeden Gegenstand der Sammlungen aufnehmen fönnen, ebenso wie die Schüler der Hand- werkersule 2c. dies dürfen. Das Kunstgewerbe-Museum und seine Unterrichtsanstalt ist mit einem praftishen technischen Beirath ver- sehen, der in verschiedene Kommissionen sich theilt und aus Künstleen, Architecten und Vertretern der Gewerbe bestebt. Männer, wir Fhne, Sußmann, Heyden, Puls, Vollgold, Weigert stehen doch mitten im praftischen und gewerblichen Leben, und wenn sie in Bezug auf die praktische Richtung der Unterrichtsanstalt zu flagen hätten, so würde der General-Director Schône für diefe Klagen ebenso zugänglih sein, wie der Referent eines anderen Ressorts. Das Kunstgewerbe steht in der Mitte zwischen der Kunst und dem Ge- werbe. Die Frage ist, ob man es dem Ressort, welches die Kunst oder dem Ressort, welches das Gewerbe vertritt, zutheilen will. In dem Lande, in welhem sich die Kunstindustrie unbestritten am glänzendsten entwielt hat, nämlich in Frankrei, hat man si für die erstere Alternative entshieden. Seit den pee Colbert’s und Ludwig's XIV. bis beute steht das Kunstgewerbe mit den staatlichen Manufacturen des Porzellans, der GBobelins und der Teppiche und mit sämmtlihen funstgewerblihen Schulen unter dem Unterri S- Ministerium, das dazu eine eigene Abtheilung Direction des beaux arts hat. Man möge wohl beachten, daß, wenn man das Kunstgewerbe von der Kunst trennt, die wirfsamsten An- triebe zu seinem Aufschwung verloren gehen können. Diese Antriebe find bisher von Künstlern, Architecten, Bildhauern und Malern wie Sußmann, Heyden, JIhne, Römer und vielen

en ausgegangen. A O eee Dr. Kropatschet: Der Uebergang der erwähnten Fadflassen in die Verwaltung des Handels-Ministeriums wird „ihre völlige Lostrennung von den höheren Bürgershulen und Ober-Real- schulen und die Anstellung besonderer Directoren für die neuen An- stalten zur Folge haben. Um den damit verbundenen finanziellen und versönlihen Schwierigkeiten zu entgehen, unterbleibt die Trennung wobl beser einstweilen noch. Soweit die Ausführungen des Herrn Geheimen Raths Dr. Wehrenvfennig das hiesige Kunstgewerbe-Museum betrafen, {ließe ich mich ihnen an. Es ift augenblicklich fein aus- reichender Grund vorhanden, um es zu theilen oder ganz vom Cultus- Ministerium zu trennen. Heute will man manches dem Cultus- Ministerium entziehen. Wir werden beffer thun, hier davon abzusehen. Ich schlage deshalb vor, den ersten Theil des Lachner'schen Antrages anzunehmen, den zweiten aber abzulehnen

Der Herr Handels-Minister: Die Mitglieder der Commission stimmen darin überein, daß die Fachshulklassen dem Handels- Ministerium nah Ueberwindung der noch vorhandenen Schwierigkeiten übertragen werden können. Darüber, wie das zu machen sein wird, läßt sich hier z. Zt. ein Programm nicht aufstellen. Ueber die Frage des Ueberganges der genannten fkunstgewerblichen Anstalten auf das diesseitige Ressort kann ih mich nicht aussprechen, da ih mit dem Herrn Cultus-Minister darüber noch niht in Verbindung getreten bin. Ich habe gegen die Erörterung der Angelegenheit an dieser Stelle nichts zu erinnern, muß mich aber jeder bindenden Erklärung enthalten. _

Director Dr. Fiedler: Als die Gewerbeshulen im Jahre 1878 umgestaltet werden sollten, hatten alle Fachklassen zusammen nur 81 Schüler. Jeßt sind die mit der Breslauer Ober-Realschule ver- bundene maschinentechnishe und chemisch-technische Abtheilung , die beide einen zweijährigen Cursus haben, gut besucht und die Abiturienten der leßteren sehr gesuht. Was ih jeßt zu sagen beabsichtige, klingt sehr persönli, doch glaube ich, diese Bermerkung nit unterdrücken zu dürfen. Die Fachklassen können jeßt dem Handels-Ministerium unterstellt werden, ohne daß für sie, wie Herr Dr. Kropatschek meint, besonere Directoren angestellt zu werden brauchen. Die eßigen Directoren der mit Fachklassen versehenen Anstalten sind nämlich chemalige Gewerbeschul-Directoren. Erst wenn wir hinweggegangen sein werden, wird die Ernennung besonderer Directoren für die Fach- \hule nöthig werden. Jch bin niht allein Director der Ober-Real- schule und der mit ibr verbundenen Fachklassen, sondern au der dem Herrn Handels-Minister unterstellten Baugewerkschule. Diese konnte 1885 ohne Umstände dem Handels-Ministerium übertragen werden, da sie {hon ihren besonderen Etat hatte. Diese Doppelstellung er- leichtert es mir, die Lehrer beider Schulen jeden bis zur Zahl seiner Pflichtstunden an der einen oder der anderen Anstalt, wie es seiner Befähigung am meisten entspricht, zu beschäftigen. Hieraus folgt, daß Schwierigkeiten für den Uebergang der Fachklassen auf das Handels-Ministeriuum nur auf dem Gebiete des Etatswesens liegen Tönnen. Was die Organisation der fog. Fachschulen für mittlere Techniker, die der Deutsche Ingenieurverein als besondere Anstalten errihtet haben will, angeht, so unterscheidet sih der für sie vor- geschlagene Unterrichtsplan von dem der vorhandenen Fachklassen nur wenig. Der Verein will das Freihandzeichnen ganz aus den Schulen verbannen und den Unterricht in der Mathematik auf das erste Schul-

“jahr beshränkt sehen. Mir ist es lieber, wenn die in die Fach-

ktlassen Eintretenden nit unmittelbar von der allgemeinen Schule, höheren Bürgerschule u. \. w., kommen, sondern inzwischen praktisch gearbeitet haben. Für die ersteren ist es später oft \{chwer, die praktishe Lehre nahzuholen. Mit dem zweiten Theile des Lachner’schen Antrages bin ih einverstanden. Wir wünschen in Breslau lebhaft die Trennung der Kunstgewerbeschule, mit der die frühere ge- werbliche Zeichenschule vereinigt worden i, von der Kunstschule und die Ueberweisung der ersteren an das Handels-Ministerium, wie die Ausgestaltung der Kunstschule zur Akademie. Eine solche ist uns 1868 von Allerhöchster Stelle zugesihert worden. Ueberdies bat sich die Verbindung beider Schulen als eine verfehlte Maßregel erwiesen; sie Pa wie das erklärlich ist, Anlaß zu nicht endenden inneren Streitig- eiten.

Kunsts{lossermeister Puls: Wir Gewerbetreibenden wünschen aus praktischen Gründen, daß alle gewerblichen Fahschulen dem Ministerium unterstehen, dem wir selbs und das Gewerbe angehören. Erft wenn das Kunstgewerbe-Museum wieder dem Ministerium, das es gegründet hat, unterstellt ist, hören die Schüler auf, fih als Kunst-Akademiker anzusehen, erst dann werden der Unterricht und die Sammlungen des Kunstgewerbe-Museums unsere Bedürfnisse, für die sie da sind, genügend berückiichtigen.

Ober-Bürgermeister Becker: Die eben ausgesprochenen Ansichten theilen auch weitere Kreise. Mir persönlich würde es sehr erwünscht sein, wenn Herr Director Grunow sich über die Frage äußern wollte.

Der Herr Handels-Minister: Ich stelle Herrn Director Grunow ganz anheim, ob er der an ihn gerichteten Aufforderung entsprehen will oder niht. Jch würde ihm das leßtere nicht vérübeln.

__ Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Wehrenpfenn ig: Wenn die Schüler des Kunstgewerbe-Museums si als Studenten betraten und betragen, so ist dies verwerflih, aber doch nicht die Folge des Ressortverhältnisses. Der von Herrn Puls in seinem Antrag aus- gesprochene Wunsch, daß die jungen Leute im Unterrichte mehr Ent- würfe für die Praxis machen sollen, kann {on jeßt erfüllt werden. i Zweck ist eine größere Summe im Staatshaushalts-Etat

ügbar.

Staatsfecretär a. D. Dr. von Jacobi: Wenn ich persönlich auch der Ansicht bin, daß das Kunstgewerbe-Museum mit seiner Sammlung und Unterrichtsanstalt dem Handels-Ministerum, das es für das Ge- werbe gegründet hat, zurückzugeben sein wird, so glaube ih do, daf die Frage für die Mehrzahl der Mitglieder dieser Commission ao niht hinlänglich flargelegt ist. Ih erlaube mir daber folgenden Antrag zu stellen :

„Die Commission ersucht den Herrn Minister für Handel und Gewerbe, mit dem Herrn Minister der geistlichen,

Unterrichts- und Ba Res enbeiten darüber in Ver- bandlung zu treten, ob nit das ewerbe-Museum pu Berlin, sowie die Kunstschule in Berlin und die Kun

gewerbeshule in Breslau in das Ressort des Handels- Ministeriums überzuführen find. i; : :

Director Grunow: Ih beabsichtige Caen, mich über die Uebertragung des Kunstgewerbe-Museums auf das Handels-Ministerium nit auszulassen. Da aber Herr Ober-Bürgermeister Becker mi zu einer Aeußerung aufgefordert hat, so will ih nit verhehlen, daß ih mich freue, daß diefe wichtige Angelegenheit in amtlicher Weise zur Sprache gebracht wird, da sie in weiten Kreisen ventilirt wird. Für ibre Beurtheilung werden übrigens noch andere Gesichtspunkte als die von dem Herrn Geheimen Rath Dr. Wehrenpfennig hervorgehobenen in Betracht kommen müssen. O :

Director Lachner zieht den auf die Ueberweisung der funst- gewerblichen Unterrichtsanstalten an das Handels-Ministerium sich be- ziehenden Theil seines Antrages nebft dessen Motivirung und Herr Puls den seinigen zu Gunsten des Antrages von Jacobi zurück. Der leßtere wird darauf von der Mehrheit der Commission angenommen, ebenso der Nest des Lachner’schen.

Der Herr Handels-Minister verliest einen Antrag des Bau- raths Bökmann und eröffnet die Discussion über ihn. Der Antrag lautet: „Es is wünschenswerth, daß in niht zu ferner Zeit eine Ausftellung der Leistungen der gewerblichen Fahschulen in Berlin statt- findet. Diese Ausstellung foll mit einer Zusammenkunft der ständigen Commission für das tehnische Unterrichtswesen zusammenfallen.“

Baurath Böckmann: Eine Ausstellung der Leistungen der gewerblichen Fahschulen in Preußen haben wir seit der 1878 bier in Berlin vom Handels-Ministerium veranstalteten nicht gehabt. Sie ist meines Wissens überhaupt die einzige ihrer Art gewefen. Seit der Zeit haben die Baugewerks{ulen in Folge der in threm Verhältnisse zum Staat eingetretenen Aenderungen darauf verzichtet, Architekten zu erziehen und mit Recht in der Ausbildung wirklicher Baugewerk- meister ihre Aufgabe gesucht. Die Anstalten veranstalten ja in jedem Iahre so wie so cine Ausftellung der Arbeiten ibrer Schüler; man fönnte diese Ausstellungen in einem Jahre alle bier vereinigen, wenn die Commission gerade versammelt ist, etwa 1893. Die Ausstellung Der Nuten wird viel größer sein als

müßte nit zu groß sein. die nicht erbeblihhen Kosten.

Baumeister Felis{ch: Auch ih muß mich für die Ausstellung ‘aus\spre{en. Sie wird sehr nüßlich sein, aber wohl alle deutschen Baugewerkschulen umfassen müssen, um so belehrend und anregend wie mögli zu werden.

Stadt-Schulrath Dr. Bertram: Die Vorschläge der Herren Böckmann und Felisch decken sih niht. Hexr Felisch !sprach nur von der Ausstellung der Arbeiten der Baugewerkshulen, der Böckmann'sche Antrag, dem ih mich anschließe, redei aber von den gewerblichen Fachshulen überhaupt. Da wir uns nur mit dem gewerblichen Unterricht in Preußen zu beschäftigen haben, so haben wir feinen Anlaß, eine Ausstellung der Arbeiten nit preußisher Anstalten zu befür- worten, so lebrreih sie auch immer fein mag. Aber selbs wenn nur preußishe Schulen ausstellen follen, so wird die Ausstellung, ‘da sie doch nit auf die Zeichnungen der Schüler beschränkt werden fann ih erinnere in diefer Beziehung nur an die Webeschulen sehr viel Raum bedürfen und fehr viel Geld fosten. Dazu kommen noch die Koften, die der Besuch der Ausstellung durch die Directoren und viele Lehrer verursachen muß.

Baurath Böckmann: Ich habe mich mit meinem Antrage auf den Standpunkt eines Mitgliedes dieser Commission stellen und nur E Ausstellung der Arbeiten der preußischen Fachs{ulen anregen wollen.

Der Herr Handels-Minister: Dem Gedanken bin ih keineswegs abgeneigt. Es wird sich aber in erster Linie fragen, ob die zu seiner Verwirklichung erforderlichen erheblichen Mittel, mindestens 6000 #, ohne die zuleßt von Herrn Dr. Bertram erwähnten Ausgaben sich werden beschaffen lassen. Dieser Punkt muß zunächst eingehend ge- prüft werden.

Geheimer Ober-Negierungs-Nath Lüders: Da weiter keine Anträge vorliegen, so gestatte ich mir noch, ehe die Besprehung der Fach- schulen geschloîsen wird, darauf hinzuweisen, daß in der Denkschrift auch hinsichtlich der heute“ zuerst erörterten Frage der Ver- staatlihung der bestehenden Anstalten und der Errichtung neuer Fachshulen als Staatsanstalten fein festes Prinzip aufgestellt worden is. Es is empfohlen worden, auch diese Frage in jedem einzelnen Falle zu prüfen und den befonderen Ver- hältnissen entsprechend zu entscheiden. Wo die Gemeinden fie wünschen, wird die Verstaatlichung wünschenswerth sein, um den Bestand der einzelnen Anftalt gegen alle Zufälligkeiten zu fichern, und unter Um- ständen fann aud das Inslebentreten einer nothwendigen Schule davon abhängig sein, daß sie als Staatsanfstalt errichtet wird, wenn nämlich eine Stadtgemeinde nur in diesem Falle für die neue Schule ein Gebäude herstellen und einen Zuschuß gewähren will. Die Frage, wie hoch der Zuschuß einer Gemeinde zu bemessen sein wird, ist nah anderen Erwägungen zu entscheiden und von der Frage unabhängig, ob die Anstalt eine Staatsanstalt werden soll oder nicht. Die Ber- staatlichung einer vorhandenen Schule kann selbstverständlich nicht die Folge haben, daß auf den Zuschuß der Gemeinde verzihtet wird. Wo diese Zuschüsse neuerdings firirt worden sind, wünschen die Gemeinden auch die Verstaatlichung der Anstalten, sie ist nur die natürliche Folge des Umstandes, daß der Staat alle Kosten trägt, soweit fie nicht durch den Beitrag der Stadt gedeckt werden. In der Denkschrift ist auch hervorgehoben worden, daß die Gemeinden durch das Curatorium einen berechtigten und erwünschten Einfluß auf die Leitung einer ver- staatlihten Anstalt behalten werden. Zum Schlusse gestatten Sie mir, meine Herren, Ihnen für die freundliche Anerkennung, welche Sie auch mir persönlich ausgesprochen haben, hberzlihst zu danken. Wenn Sie und mein hoher Chef, der Herr Minister, mir das bisher be- wiesene Vertrauen erbalten, so wird es mir eine Freude sein, auch ferner nal meinen besten Kräften für die Entwickelung unseres gewerb- lichen Unterrichts zu arbeiten.

Der Herr Handels-Minister eröffnet die Discussion über die einzelnen das Fortbildungshulwesen betreffenden Abschnitte der Denkschrift.

Geheimer Ober-Regierungs-Rath Lüders bemerkt, daß die Ver- waltung des gewerblichen Unterrichts ebensowenig die gewerblichen Fortbildungschulen wie die Fachschulen durchaus gleihmäßig einzurichten bestrebt ist. Auch auf dem Gebiet der Fortbildungshule wird das Schematisiren vermieden. Die vorhandenen Mittel von 440 000 M für alle Provinzen, mit Ausnahme von Westpreußen und Posen, werden nicht ausreichen, -um das sich überall fundgebende Bedürfniß nah einer Vermehrung der Fortbildungshulen und Verbesserung vieler unter den bestehenden Anstalten zu befriedigen.

Ober-Bürgermeister Becker s{lägt vor, eine Refolution anzu- nehmen, in der die Vermehrung der bisher bewilligten unzulänglichen Mittel für Fortbildungschulen als dringend nöthig bezeihnet wird.

Landgerichts-Rath Bödiker hebt hervor, daß das Abgeordneten- haus bisher jede auf die Verstärkung des zur Unterhaltung von Fort- bildungshulen bestimmten Fonds gerichtete Vorlage der Staats- regierung ohne Anstand bewilligt hat. Es empfiehlt sich, niht einen Beschluß zu fassen, der als ein Vorwurf, niht genug gethan zu haben, aufgefaßt werden fann. Ueberdies ist kein Grund vorhanden, Jud in der von Herrn Ober-Bürgermeister Be cker vorgeschlagenen Weise aus- zusprechen, da ja schon die Sicherung des obligatorischen Fortbildung- \hulunterrihts durch den § 120 der Novelle zur Gewerbeordnung neue Ausgaben für die Verwaltung des gewerblihen Unterrichts zur Folge haben wird. Augenblicklich i} eine Resolution, wie sie Herr Becker vorschlägt, niht opportun.

Ebenso sprechen sich die Herren Dr. Kropatscchek, Commerzien- Nath Friederihs und Landgerichts-Rath Wißmann aus.

Eisenbahn-Director Garbe: Ich hoffe, daß die Commission sich bei dieser Gelegenheit für den Cas eines Gesetzes aussprechen wird, dur das für alle noch nicht 18 Jahre alten gewerblichen Arbeiter in

reußen die Verpflichtung ausgesprochen wird, die Fortbildungschule is zur Vollendung des 18. Lebensjahres zu besuchen. Erst dadurch wird unserer [ganzen gewerbetreibenden Jugend Gelegenheit gegeben

werden, die für das Leben Perlen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben. Die Fortbildungschule ist auch per fes um die sitt. liche Kraft der Jugend zu stärken.

Ober-Bürgermeister Bötticher betont, daß die Durchfübrung ei Gesetzes, wie es Herr Garbe wünscht, den größten finangiellen Seme feiten begegnen würde. Außerdem is die Frage, ob- die obligatoris S _überall einzuführen ist, noch weiter auf Grund der Srfahrung zu prüfen und kann heute nicht wohl der Gegenstand einer Beschlußfastung sein.

Der Herr Handels-Minister bittet, von der weiteren Erörte. rung der von Herrn Garbe angeregten Frage für jeßt abzusehen. Sie kann unmöglich diesmal erledigt werden. Sie ist auch in der Denk. schrift als eine offene behandelt worden. Wir im Ministerium sind niht einmal darauf vorbereitet, sie heute zu discutiren.

__ Staats\ecretär a. D. Dr. von Jacobi empfiehlt, von zu weit gehenden Forderungen auf finanziellem Gebiete abzusehen und befür- wortet folgenden Zusaß zu der vorher angenommenen, von ibm ver faßten Resolution :

„Bezüglich der weiteren Geldbedürfnisse auch für die Fortbildungshulen {ließt sih die Commission den Aus- führungen der Denkschrift an. “-

Dieser Zusaß wird von der Versammlung angenommen.

Die einzelnen Abschnitte der Denkschrift, die ih auf die Ein- richtung der Fortbildungshulen und den Unterricht in ihnen, die Lesebücher u. \. w. Seitében werden von dem Minister zur Discussion gestellt, geben aber keinen Anlaß zu Bemerkungen. Mit Beziehung auf das Seite 222/223 über die Vorbildung der Mehrzahßk der an Fortbildungshulen unterrihtenden Lehrer und die Noth- wendigkeit eines Seminars zu ihrer Vorbereitung für die besonderen Aufgaben der Fortbildungshule Bemerkte haben die Herren Dr. Bertram, Eberty, Bödiker, Böcknann, Grunow, Bötticher, Becker, Jessen, Puls und Freiherr von Zedliß folgenden Antrag gestellt:

„Die Commission ersucht den Herrn Handels-Minister, i E S R: der Errichtung eines Seminars für Lehrer an Fortbildung- schulen baldigit näher zu treten.“

Stadt-Swhulrath Dr. Bertram bemerkt zur Begründung des An- trages: Während meiner 15- oder 16 jährigen amtlichen Thätigkeit in Berlin ist mir das Bedürfniß nah einem solchen Seminar, wie es die Denkschrift für nöthig hält, beständig entgegengetreten. Wir haben hier in Berlin eine recht bedeutende Zabl von guten Elementar- lehrern, die mit Erfolg an den städtischen Fortbildungshulen unter: richten. Auch manche Lehrer an böberen Unterrichtsanjstalten widmen ihre Kräfte dem Fortbildungs{hulwesen. Troßdem aber besteht das Bedürfniß nach einem Seminar für Feortbildungsc{ullehrer, um dem Unterricht eine feste Grundlage zu geben, ihm den Charakter des Willkürlichen, des Hin- und Hertappens, des Dilettantischen zu nehmen. Das Bedürfniß nah einer erprobten sicheren Methode besteht nit

blos für das Zeichnen, fondern ebensowohl für das Deutsche, das |

Nechnen, die Büchführung, die fremden Sprachen, wo darin unter- richtet wird, und für andere Lehrfächer. Sie muß erst in einer Weise ermittelt werden, die geeignet ist, allgemein annehmbare Ergebnifje zu liefern.

suchen, herrschen vielfach fehr unrichtige Ansichten. Man glaubt z. B,

daß junge Leute, die eine gute Schule bis zu Ende besucht haben, sich | für einen Unterricht interessiren -werden, der sih mit den Werken |

unserer flassishen Dichter beschäftigt. Wir machen hier in Berlin | aber die Erfahrung, daß die Curse im Deutschen am besten besucht | werden, in denen die Schüler fehlerkose, flar und deutlih abgefaßte f Briefe schreiben lernen. Die jungen Leute wissen, daß sie da lernen, F was fie im Leben vorwärts bringt und ibnen einen Vorsprung giebt f vor denen, die dies nicht können. Um den Unterricht aber so zu er- Ÿ theilen, daß er den Ansprüchen, die das gewerbliche Leben stellt, ent- Y

spricht und do zugleih den geistigen Horizont der Schüler erweitert und ihre Sittlichkeit befestigt, bedarf man einer Vorbildung, die der Elementarlehrer so gut wie der afademish gebildete Lehrer sich erst aneignen muß. Er wird fie am schnellsten in einem Seminar er- werben, dessen Leiter die Bedürfnifse der Gewerbe zu seinem besonderen Studium macht und die den Bedürfnissen entsprechenden, für die Fort- bildungschulen und ihr Schülermaterial geeigneten Methoden ent- wickelt und ihre Anwendung den das Seminar besuchenden Lehrern zeigt. Er muß den Fortbildungschulunterricht in den verschiedenen Provinzen Preußens und in anderen Staaten kennen. Auf diesem Wege können wir erst zu einer durhdahten und erprobten Unterrichts- weile, zu einer Methode gelangen, wie sie {hon auf anderen älteren Gebieten des öffentlichen Unterrichts bestehen, für die Fortbildung- schule aber erst gefunden werden muß. Es wird nicht die Aufgabe des Seminars fein, die Lehrer erst wissenschaftlid auszubilden, wenigstens nicht in denjenigen Fächern, die an anderer Stelle zu lernen sind. Es soll die Lebrer in der Hauptsache nur unterweisen in der Ertheilung des Unterrichts. Viele Räume und eine große Lehrmittel- sammlung wird das Seminar faum bedürfen, wohl aber sind Mittel erforderlich, um die es besuchenden Lehrer aus den verschiedenen Pro- vinzen auf das Seminar zu s{icken. Es ist nicht räthlich, jeßt einen Plan für seine Organisation aufzustellen. Man wird mit wenigen Zöglingen anfangen und daher im Beginne keine großen Geldmittel bedürfen. Jch hoffe, daß das Seminar auch für die Lehrer an höheren Schulen ein Anlaß sein wird, sih dem Unterricht an {Fortbildung- \{ulen mehr, als dies jeßt geschieht, zu widmen.

Schneidermeister Heinrichs aus Elbing führt aus, daß es auc an erprobten Methoden für den Fachunterriht in den verschiedenen Gewerben fehlt, dessen Wichtigkeit und Aufgaben von n Le das Bekleidungsfah näher dargelegt werden. Er erkennt an, daß indieser Beziehung in der staatlichen Fortbildungschule zu Elbing Erfreuliches geleistet wird. - Die Methoden für den Fachunterriht müssen mit Hilfe der Gewerbetreibenden ermittelt werden.

Der Herr Handels-Minister: Das Wort wird von Nie- mandem mehr verlangt; wir sind also am Schluß unserer Ver- handlungen angekommen. Sie haben, meine Herren, Ihren Dank für die Behandlung der Angelegenheiten des gewerblichen Unterrichts in dem von mir geleiteten Ministerium ausgesprochen. Jch kann meine Freude darüber nicht unterdrücken. Jch glaube auch fagen zu dürfen, daß Alles geschehen ist, was mit den immerhin fnappen Mitteln er- reicht werden konnte. In Ihrer Anerkennung und in Jhrer Kritik liegt zugleih eine Weisung für die Zukunft. Die Verwaltung des gewerblichen Unterrichts wird daher den bisherigen Weg weiter ver- folgen und für jeden Rath und jedes sachverständige Gutachten aud ferner zugänglich fein. Jch bin überzeugt, daß wir, um das Ziel, daë wir im Auge haben, zu erreichen, mit den Gemeinden und den gewerb- lichen Körperschaften Hand in Hand gehen müssen. « Die gestrige und die heutige Verhandlung zeigen mir, daß wir uns auch in dieser Be- ziehung auf dem rechten Wege befinden. Empfangen Sie nohmal® meinen Dank für Ihr Erscheinen und Jhre Theilnahme an den Ver- handlungen.

Ober-Bürgermeister Becker: Jch will nicht unterlassen, Seiner Excellenz, dem Herrn Minister, unser Aller Dank für seine um- ichtige, klare und bestimmte Leitung unserer Verhandlungen auszu- prechen. Nur ihr haben wir die erfreulichen Ergebnisse der Vet- rathungen zu verdanken.

Die Sitzung wird um 4 Uhr Nachmittags aufgehoben,

l Das kann am besten in einem Seminar geschehen. | Ueber die Bedürfnisse derer, die eine Fortbildungsschule be- |

N 4.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche x. Ernennungen, Beförderungen und Ver feßungen. Jm activen Veere. Berlin, 2. Januar. Graf Hue de Grais, Oberst à la suits ¿ 2, Garde-Ulan. Regts., unter Entbindung von dem Commando

es m nah Württemberg, mit Belassung seiner bisherigen Uniform, zu den Offizieren?von der Armee verseßt. Benzinger, Königl. Württemberg. Major à la suite des Ulan. Regts. König Karl (1. Königl. Württemberg.) Nr. 19, behufs Rückkehr nah Württemberg, von dem Commando als etatsmäß. Stabsoffizier bei dem Kür. Regt. Graf Geßler (Rbein.) Nr. 8 entbunden.

Durch Verfügung der General-Inspection der Fuß- Artillerie. Berlin, 2. Januar. Saltzgeber, Feuerwerks- Hauptm. vom Stabe der 10. Feld-Art. Brig., zum Art. Depot Graudenz, Pila, Feuerwerks-Pr. Lt. vom Art. Depot Breslau, zum Stabe der 10. Feld-Art. Brig., Barte czko, Feuerwerks-Pr. Lt. vom Art. Depot Graudenz, zum Art. Depot Breslau, verseßt.

Abschiedsbewilligungen. JImactiven Heere. Berlin, 31. Dezember. v. Dittmar, Rittm. a. D., zuletzt Escadr. Chef vom Ulan. Regt. Nr. 12, der Charafter als Major verliehen.

Berlin, 2. Januar. Johannes, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 63, scheidet, behufs Uebertritts zur Deutsch - Ostafrikanischen Schuktruppe, mit dem 11. Januar dieses Jahres aus dem Heere aus.

0 Militär - Justizbeamte. L

Durch Allerhöchste Patente. Neues Palais, 19. De- zember. Buehlmannz Ober- und Corps-Auditeur des 1X. Armee- Corvs, Meitinecke, Ober- und Corps-Auditeur des X. Armee- Corps, der Charafter als Geheimer Justiz-Nath verlichen.

Beamte der Militär - Verwaltung.

Durch Verfügung desKriegs-Ministeriums. 22.Dezbr. Dr. Schulß, Prüßen, Nachtigall, Schneider, Intend. Referendarien von den Intendanturen des IX. bezw. XV., IV. und 111. Armee-Corps, unter Ueberweisung zu den Intendanturen des X. bezw. XIV., I. und IV. Armee-Corps, zu etatsmäß. Milit. Intend. Assessoren, Bartholdy, Förstemann, Intend. Referendarien von der Intend. des IIlI. Armee-Corps, unter Ueberweisung zu den In- tendanturen des IV. bezw. VII. Armee-Corps, zu überzähl. Milit. íIntend. Assessoren, ernannt. Laue, Intend. Rath vom V. Armee- Corps, zum Garde-Corps, Lange, Intend. Rath vom IV. Armee- Corps, zum XV. Armee - Corps, Körner, Intend. Rath und Vorstand der Intend. der 28. Division, zur Corps - Intend. XVII. Armee - Corps, Siemers, Intendantur - Assessor vom 1. Armee-Corps, zum 11. Armee-Corps, Streubel, Intend. Assessor vom T1. Armee-Corps, zum V. Armee-Corps, Arnold, Intend. Assessor vom IV. Armee-Corps, als Vorstand der Intend. der 28. Div. zum XIV. Armee-Corps, Dr. Berg, Intend. Assessor vom XVI1I. Armee-Corps, als Vorstand der Intend. der 34. Div. zum XVI. Armee-Corps, verseßt. Bauer, Intend. Secretär mit dem Charakter als Geheimer exrvedirender Secretär und Calculator, zum etatsmäß. Geheimen erpedirenden Secretär und Calculator im Kriegs-Ministerium ernannt. Wrobel, Intend. Secretär von der Intend. VI. Armee-Corps, commandirt zur Dienstleistung beim Kriegs-Ministerium, der Charakter als Geheimer ervedirender Secretär und Calculator verliehen. : . 123: Dezember. Möhle, ehemaliger Zabhlmstr. Aspir. und Feldw., zum Secretär bei dem Militär - Knaben - Erzichungsinstitut in Annaburg ernannt. West boff, Bekleidungsamts-Assist., auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand verseßt. |

Königlich Bayerische Armee.

_ Offiziere, Portepee-Fähnriche 2c. Ernennungen, Be- förderungen und Verseßungen. Im activen Heere. 20. Dezember. Nusch, Major, bisher à la suite des 1. Inf. Regts. König und commandirt zur Dienstleistung dortselbst, zum Bats. Commandeur im 17. Inf. Regt. Orff ernannt. Martin, Major, bisher Mitglied der Militär-Schießschule, unter Enthebung vom Commando zur Königl. preuß. Gewehr-Prüfungscommission und unter Commandirung zur Dienstleistung beim 14. Iaf. Regt. erzog Karl Theodor, in das Verhältniß à 1a suite dieses Regts. verseßt. Sch uster, Pr. Li. des 1. Jäger-Bats., bisher A/sfistent der Militär-Schieß\chule, unter Beförderung zum Hauptm. obne Patent und unter Stellung à la suite seines Truppentheils, zum Mitglied der Militär-Schießshule ernannt und zur Königl preuß. Gewehr- Prüfungäeomantilion comtmandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 2.De- 2 i Fe] T : : S S E t zember. Frhr._ v. Godin, Major und Bats. Commandeur im 17. Inf. Negt. Orff, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.

23. Dezember. Besnard, Hauptm. und Comv. Chef im 2. Inf. Negt. Kronprinz, unter Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt. Gries, Hauptm. a. D., in die Kategorie der zur Disp. stehenden Offiziere eingereiht. Fambach,

. Sec. Lt. des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, das erbetene Ausscheiden

aus dem Heere zum 12. Januar 1892 behufs Uebertritts in die Kaiser- lihe Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika gestattet.

__ 24. Dezember. v. RNehblingen u. Haltenberg, Hauptm. à la suite des 3. Feld-Art. Negts. Königin Mutter, mit Pension A mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied be- willigt.

Im Sanitäts-Corps. 27. Dezember. Dr. Ritter von Lobbeck, Gen. Stabsarzt der Armee und Chef der Militär-Medi- U iyi im Kriegs - Ministerium, der Rang als Gen. Lt. ver- ichen.

/ Beamte der Militär-Verwaltung.

21. Dezember. Seit, Kupferstih-Insp. des Topographischen Bureaus des Generalstabs, in den erbetenen Nuhestand getreten.

26. Dezember. Wagner, Lazareth-Infsp. vom Garn. Laza- reth München, zu jenem in Amberg, Reese, Lazareth - Insp. vom Garn. Lazareth Germersheim, zu jenem in Bayreuth, Göt, Lazareth-Insp. vom Garn. Lazareth Würzburg, zu jenem in München, Fischer, Lazareth-Insp. vom Garn. Lazareth Neu-Ulm, zu jenem in Würzburg, versezt. Wühr, Lazareth-Verwalt. Insp. vom Garn. Lazareth Amberg, zum Ober - Lazareth - Insp. in Ingolstadt, Schüß, Lazareth-Insp. in Fürstenfeld, Knieß, Lazareth-Insp. in Regensburg, zu Lazareth-Verwalt. Inspectoren, befördert.

._ 27. Dezember. Gölkel, er O 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, Koh, Stabshautboist des 12. Inf. Negts. Prinz Arnulf, Löwe, Stabshautboist des 18. Inf. Regts. Prinz Lud- wig Ferdinand, Kohn, Stabshornist des 1. Jäger-Bats.,, der Titel Königlicher Militär-Musikdirigent, Wi, Stabstrompeter des 2. Ulanen-Regts. König, der Titel Königlicher Musikmeister, verliehen. Ritter v. Lechner, Geheimer Kriegsrath und vortragender Rath im Kriegs-Ministerium, in die erste E der Beamten der Milit. Verwaltung, unter Verleihung des Titels eines Wirk- lichen Geheimen Kriegsraths, vorgerückt. Meyer, Geheimer expedirender Secretär, Rechnungs-Rath im Kriegs-Ministerium, der Titel etnes Geheimen Rechnungs-Raths, Kuussert, Geheimer Negistratur-Vorsteher, Kanzlei-Rath im Kriegs-Ministerium, der Titel eines Geheimen Kanzlei-Raths, Ernst, Secretär bei der Sntend. 1. Armee-Corps, Egelseer, Geheimer erxpedirender

| : Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 6. Januar

Secretär im Kriegs-Ministerium, Mayer, Proviantmeister vom Proviant-Amt Würzburg, Weigl, Ober-Lazareth-Insp. pom Garn. Lazareth Nürnberg, der Titel eines Rehnungs-Raths, Trauth, Geheimer Registrator im. Kriegs-Ministerium, der Titel eines Kanzlei- Raths, Angermann, Garn. Verwalt. Insp. von der Garnifon- Verwalt. München, der Titel und Rang eines Garn. Verwalt. Ober-Insp., Haller, Kanzleisecretär beim Militär - Bezirksgericht München, Schmid, Reiserer, Steiner, Kanzleisecretäre im E Nennen, der Titel eines Geheimen Kanzleisecretärs, erliehen.

Statistik und Volkswirthschaft.

__Invaliditäts- und Altersversicherung.

Bei dem gegenwärtig in großem Umfange vor sich gehenden Umtaufche von Buittungskarten für die Invaliditäts- und De ierna erwächst den Polizeirevieren und noch mehr der Berncherungsanstalt Berlin eine {wer zu bewältigende Mebrarbeit dadur, daß sich auf zahlreichen zum Umtausch eingereichten Karten Marken einer zu niedrigen Lohnflasse vorfinden. Insbesondere wellen die Karten vieler weibliher Dienstboten fälsc- lich Marken erster Lohnklasse zu 14 Z und die von versicherten Männern Marken der zweiten Lobnklasse zu 20 Pfennigen auf. Alle diese Karten müssen von den Betheiligten vor der Aufrechnung in Ordnung gebraht werden. Es müssen im Bureau der Versicherungsanstalt die erforderlihen Marken der ric- tigen Lobnklasse beigebraht werden, wogegen dann der Werth der unrichtig verwendeten Marken erstattet wird. Die Arbeitgeber werden gut thun, fortan die maßgebenden Grundsäße genau zu beachten und si dadurch vor Umständlichkeiten oder gegebenenfalls au vor Strafe zu schüßen. Vorbandene Zweifel werden am sichersten durch mündliche oder schriftlihe Anfrage im Bureau der Versicherun gsanstalt Berlin gelöst. | |

E Das Wirthschaftsjahr 1891.

le Handelskammer zu Kiel hat gleichfalls bereits einen vorläufigen Bericht über ihre Thätigkeit fowie über die Lage und den Gang des Verkehrs im Jahre 1891 erstattet, dem wir nach der „tord-Vstsee-Ztg.“ Folgendes entnehmen : | ___ Im Jahre 1891 it unserem Continent in politischer Beziehung der Frieden gewahrt, leider find aber volitishe Unruhen und finanzielle Krifen außereuropäischer Länder nicht ohne schädigende Einwirkung gewe!en ; außerdem haben Maßnahmen anderer Nationen auf wirtb- \chaftlichem Gebiet häufig zu Besorgnissen Veranlassung gegeben, welche die gedeibliche Fortentwickelung unseres Handels bemmten.

_Der Bericht kommt dann auf die Handelsverträge mit Oester- reih-Ungarn, Italien, Belgien und der Shweiz zu sprechen und be- merft u. A. : Bon deutscher Seite sind in verschiedenen Artikeln nicht unerhebliche Zugeständnisse gemacht, namentlich für Getreide und Wein. Vie andererseits Deutschland gemachten Einräumungen werden hoffent- lich ein Aequivalent für das Aufgegebene bieten. Im Interesse unserer an Zabl immer mehr zunehmenden Handel und Industrie treibenden Bevölke- rung war eine Erleichterung der Ausfuhr deutscher Erzeugnisse geboten Die Festseßung der Gültigkeit der Verträge auf die Dauer von zwölf Jahren erscheint angemessen, weil hierdurch in Handel und Industrie eine größere Stabilität der Verhältnisse ber- beigeführt wird. :

In einer Rundschau über die Lage und dex Gang des Verkehrë- lebens wird in erster Linie von dem für den Handelskammerbezirk wichtigsten Industriezweig, dem Schiffsbau, angeführt, daß. von großen Etablissements namentlich Howaldtswerke und die Germania- Werft in Betracht kommen. In dem ersteren ist das geschäftliche Ergebniß vortheilhafter als im Vorjahre gewesen infolge ruhigeren Material- und Arbeitsmarktes; daher war das Resultat etwas günstige. Die Anstalt war fast aussc{ließlich auf das Ausland angewiesen. Die ITTCT der dort herrshenden Arbeitslosigfeit fehr fühlbar. Aus Mangel an Beschäftigung und wegen Fallens der Material- preise gingen die Preise allmählich zurück. Die Zahl der Arbeiter des ganzen Etablissements ist von 1123 auf 1065 zurücgegangen. Auf „HDowaldtswerfe“ sind im Jahre 1891 12 Damvfsciffe von zusammen 6738,48 britischen Negister-Tons und 5022 indicirten Pferdestärken fertig gestellt. An Aufträgen lagen Ende 1891 vor: 7 Dampfer von 5609 Negister-Tons und 3040 indicirten Pferdestärken, 1 Segelschiff von 330 Register-Tons, sowie 6 Prähme von 360 MNMegister-Tons. Von den kleineren Scbiffsbau-Anstalten wird das Jahresergebniß als nicht günstig und weniger vortheilhaft als das Vorjahr bezeichnet.

Von den im Bezirf liegenden beiden Dockunternehmungen bezeichnet die Kieler Dockgesellschaft das Jahresergebniß als verhältniß- mäßig günstig und dem Vorjahre niht nachstehend. Für die Swentin- Dogesellschaft ist das Jahr wegen des langen Winters und des Nück- gangs des Schiffsbaus nicht günstig verlaufen.

Die Fischerei in der Kieler Föhrde verlief, wie der Bericht weiter anführt, verhältnißmäßig günstig. Nur zu Anfang des Jahres trat eine Stockung des Betriebs ein in Felge der Eisverhältnisse. In den Ellerbeker Näuchereien herrshte mit Ausnahme ciner kleinen Pause im Sommer ein ziemli reges Leben.

Der Bestand der Rhederei des Bezirks (Kiel und Neumühlen) am Schluß des Jahres 1890 war 99 Schiffe mit 102 894,2 cbm Raumgehalt, darunter 92 Dampfer mit 101 469,7 chm Raumgehalt, wovon auf Kiel 97 Schiffe mit 102 739,4 cbm Raumgehalt, auf Neu- mühlen 2 Schiffe mit 154,8 ebm Raumgehalt entficlen. Im Laufe des Jahres 1891 kam hinzu durch Neubau 1 Dampfer; abgegangen sind dagegen durch Verkauf 3 Dampfer. Es besteht demnach die Rhederei des Kieler Bezirks gegenwärtig aus 97 Schiffen mit 101 139,0 chm Naumgehalt, darunter 90 Dampfer mit 99 714,5 cbm Raumgehalt. Darunter entfallen auf die Stadt Kiel 95 Schiffe mit 100 984,2 chm Raumgehalt und auf Neumühlen 2 Schiffe mit 154,8 cbm Raum- gehalt. Das Nhedereigeshäft hat auch in diesem Jahre keinen Aufschwung zu verzeichnen und das Jahresergebniß ist nicht günstig zu nennen. Als Gründe des unvortheilhaften Geschäftsganges ift Mangel an Ladung fowie übergroßes Angebot von Dampfern anzugeben.

Der Schiffsverkehr im Jahre 1891 betrug nach den vor- läufigen Ermittelungen: einclarirte Schiffe 5688 mit 1 779 620 cbm Tragfähigkeit und 995 946 chm Bestauung, gegen 5332 Schiffe mit 1 697 669 cbm Tragfähigkeit und 912 677 cbm Bestauung im-Jahre 1890, und 5428 Schiffe mit 1672 666 cbm Tragfähigkeit und 978 653 cbm Bestauung in 1889.

In dem bereits erwähnten Jahresberiht der Handelskammer von Mannheim heißt es wörtlich:

Der Gefammteindruck, welchen die Darstellung des Geschäfts- jahres 1891 zurüdckläßt, fann ñur theilweise als befriedigend bezeichnet werden. Aus unseren früheren volkswirthschaftlichen Jahresbilanzen war zu ersehen, wie sich von 1885 ab von Berichtsperiode zu Berichtsperiode langsam eine Besserung der industriellen und commer- ciellen Verhältnisse entwickelt hat, welche in 1889 ihren Höhe- punkt erreiht hatte. Seitdem hat sih in umgekehrter Richtung wieder ein gewisser Rückgang geltend gemacht, der offensihtlich in 1891 erheblicher war, als in dem unmittelbar vorausgegangenen Jahre.

Nt

Die Entwickelung unseres Getreidehandels zeigt dieses Mal ein

englishe Concurrenz war wegen *

1892,

wesentlich anderes Bild als je zuvor: die Preisunterschiede zwischen dem ersten und dann wieder dem zweiten bis leßten Vierteljahre waren vedeutender als in irgend einem früberen Jabre. Das erklärt ih durch den außergewöhnlichen - Umfang der Misernte gerade in den lonst getretdeerportfähigsten Ländern der Welt, deren Wirkung dur die außerordentlich günstige Ernte in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika niht gänzlich beseitigt werden ftonnte. Iedenfalls kamen die Preisconjuncturen nach oben wenigstens zum Theil dem hiesigen Getreidegroßhandel zu gute. ; i _ Zur Arbeiterbewegung.

L Die zur socialdemokratishen Opposition gehörigen früheren

Mitglieder der socialdemokratischen Partei beginnen, auch außer- halb sich zu festen Vereinigungen wie früher bereits in Berlin zusammenzuthun. Jn Magdeburg hat der vor kurzem ge- ründete Verein „unabhängiger“ Socialisten am leßten Montag eine erste, von etwa 70 bis 80 Personen besuchte Versamm- lung abgehalten, über die die „Mgdb. Ztg.“ ¿Folgendes berichtet : Die Versammlung sollte sich über die Zwecke und Ziele des Ver- eins, fowie über die einzushlagenden Wege flar werden. Es lag ein Statutenentwurf vor. Die Saßungen wurden einzeln durcbberathen und angenommen. Zweck des Vereins ift danach: 1) die aecistige und wirthschaftlihe Befreiung der arbeitenden Klassen nach Kräften zu fördern, 2) sfocialistishe Anschauungen in \ch{riftliher und mündlicher Weise unter die Massen zu verbreiten, und 3) Alles, was die freie und selbständige Bewegung des Proletariats hemmt, zu bekämpfen. Zur Erreichung dieses Awees will man Versammlungen abhalten, in denen die wichtigsten Tages- fragen behandelt und „gemeinverständlihe“ Vorträge gehalten werden jollen. Ferner bat man in den Saßungen festgeseßt, daß die Höbe des Monatsbeitrages dem Ermessen jedes Mitgliedes überlassen bleibt, dagegen soll das Eintrittsgeld 20 „4 betraxen. In den Vorstand wurden gewählt die Verren Lauben als Vorf::ender, Kellner als Kassirer und Stamvehl als Schriftführer. Eine längere Besprehung entsvan: sich über die Stellung des Vereins zu dem Magdeburgischen social- demokratischen Organ. Man einigte sich dabin, die „Volfsstimme“ fo lange durch Abonnement zu unterstüßen, als sie den Bestrebungen des Vereins nicht hinderlih in den Weg trete, objektive Berichte über die Vereinsversammlungen bringe, u. f. w. ___ In Leipzig fand am 4. d. M. eine Versammlung der Stein- drucker und Lithographen sowie der Hilfsarbeiter dieser Ge- werbe statt, die der „Lpz. Ztg.“ zufolge von 250 Personen besucht war ; die Verhandlungen bezogen ih auf die Unterstüßung des Buch- drucker-Ausftandes. Die Versammlung beschloß, der Bitte der Buchdrucker zu willfahren und cine freiwillige Wochen- steuer von beliebiger Höhe von den Mitgliedern der ver- jammelten Gewerkschaft zu erheben. Außerdem xurde den Buch- druckern eine sofortige Beihilfe von 750 4 aus dem Fonds für den Neunstundentag gewährt. Die Leipziger Steindruer und Litbographen haben die Strikenden bereits mit 2590 4 unterstüßt. Die Bürsten- und Pinsel macher Leipzigs gründeten in einer Ver- fammlung einen Fachverein und wählten einen Delegirten für den im Februar nach Magdeburg einberufenen Congreß threr deutschen Berufsangehörigen. 5 i

Entgegen der gewohnten Erscheinung der Arbeiterstrikes

bereitet sih in Stettin ein Ausstand der Droschken- besißer vor, über den die „Ostsee-Ztg.“ unter dem 5. d. M. Folgendes berichtet : _ Dießbiesigen Droschkenbes ißer haben gestern den Droschken - strike beschlossen. Die Droschkenbesißer hatten - gegen einen neuen Droschkentarif, der am 1. Januar d. J. in Kraft treten sollte, in einer Eingabe an den Herrn Negierungs-Präsidenten Einspruch erhoben, da ste sih durch „den Tarif geschädigt glauben. Die Polizei- Direction hatte in Folge dessen leb daß bis zu getroffener Entscheidung durch den Herrn Regierungs-Präsidenten der alte Tarif in Kraft bleiben dürfe. Diese Entscheidung liegt nun- mehr vor. Der Herr RNegierungs-Präsident hat die Beschwerde der Droschkenbesizer zurückgewiefen mit der Begründung, daß den erbobe- nen Einwänden dem öffentlichen Interesse gegenüber fein aus\hlag- gebendes Gewicht beizumessen sei. Die Polizei-Direction bat nun- mehr den Vorstand des Droschkenbesitzer-Vereins aufgefordert, Vor- februngen zu treffen, daß bis zum 20. d. M. die Droschken sowie die Führer mit dem neuen Tarif, der mit diesem Tage in Kraft trete, ausgerüstet sind. Zur Besprehung dieser Angelegenheit fand am Montag Abend eine von mehr als siebzig Droschken- besißern befuchte Versammlung statt, in der hervorgehoben wurde, daß nah angestellter Berechnung der neue Tarif jährlich eine Schädigung des Droschken-Fuhrgewerbes um etwa 30 000 4 bedeute, und daß bei den jeßigen Theuerungsverhältnissen das ganze Gewerbe dem Ruin entgegengehen müsse. Es wurde shließlih einstimmig be- schlossen, den Beschwerdeweg nicht weiter zu verfolgen, vielmehr vom 20. d. M. ab die Droschkenfahrten einzustellen. Denjenigen Mit- gliedern, die mit Aerzten Fahrverträge - abgeschlossen haben, soll ge- stattet sein, mit übertlebten Nummern, also als Privatfubrwerke, noch aht Tage nach obigem Termin ihre Fahrten einzuhalten.

_ Ueber den Bergarbeiter-Ausstand inSteiermark wird der „Voss. Ztg.“ aus Graz weiter berichtet:

Im Köflacher Rev ier ist der Ausstand der Bergarbeiter ein gane nur die Knappen der Gewerkschaft Zangthal denen Lobnerhöbung zugestanden wurde, fuhren an. Die Ausständigen ver- langen 1 Fl. 50 Kr. Häuerlohn, 1 Fl. 20 Kr. für Förderer. Seitens der Köflacher Gefellschaft wurde der Häuerlohn mit 1 Fl. 20 Kr., Förder- lohn mit 90 Kr. festgeseßt. Die Gewerke lehnen jede Unterhandlung ab. In den Städten wird kein Koblenmangel eintreten, weil in Voraussicht des Ausstandes der Bedarf für längere Zeit gedeckt ift. In Trifail traf Militär ein, da Ausschreitungen stattfanden. Die Arbeiter der obersteyerishen Werke arbeiten fort und waren auch auf dem Bergarbeitertag niht vertreten. (Vgl. Nr. 306 d. Bl. von 1891) In Folge des Ausstandes steht eine Erhöhung der Kohlenpreise bevor. Aus Untersteyer- marf fommen ungünstige Nachrichten: die Bergarbeiter fuchen die Arbeiter der Glas- und Chemischen Fabrik in Hrastnig durch Drohungen und Gewaltthaten zum Anschluß an den Ausstand zu bewegen. Der Verwaltungsrath der Trifailer Gesellschaft erklärt die Forderungen der Arbeiter endgültig für unannehmbar. Die Koblenverladungen müssen unter militärischer Bewachung vorgenommen werden.

In Paris hat am 2. d. M. ein Theil der Fiakerkutscher der Compagnie urbaine den Ausstand erklärt. Wie die „Köln. Ztg." mittheilt, bielten 1800 auëständige Kutscher der Gesell- chaft am Montag eine Versammlung in der Arbeiterbörse ab und beschlossen auszustehen, bis der Director Lamenta ihren Antrag, das von ihnen zu entrichtende täglihe Fahrgeldmittel auf 15 Francs fest- zustellen, genehmigt habe. Die Mehrheit war gegen gewaltsames Zineven, hofft aber, daß die übrigen Droschkenkutscher sih anschließen werden. t Aus Rom meldet ein Wolffches Telegramm vom gestrigen Tage, daß die Kutscher der öffentlihen Fuhrwerke in der vorhergehenden Nacht den Dienst einftellten, um der Sißung des

Gemeinderaths beizuwohnen, in der über die Errichtung neuer Linien