1892 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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R C E A T m V i E E A O

Die Bewerbungsschriften sind in deutsher Sprache abzufaffen. Sie dürfen den Namen des Verfassers nit enthalten, sondern _find mit cinem Wahlspruche zu versehen. Der Name des Verfassers ift in einem versiegelten Zettel zu verzeichnen, der auzen denselben Wahl- #5 Tâc L. S 6 g sprus À E ialeideng der Bewerbungsschriften muß spätestens bis zum 1. März 1896 gesehen. Die Zuerkennung der Preise erfolgt am

7. Oktober 1896. 5 2 E Als Preis für die drei erften Aufgaben haben wir je 2000 Æ, für die vierte 1000 Æ auêgewor?en.

Greifswald, im Dezember 183). S

Rector und Senat hiesiger Königlicher Universität. Zimmer.

Nichtamtliches.

Deutsches Reidcch. Preußen. Berlin, 11. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten estern Morgen gemeinsam mit Jhrer Majestät Der Kaiserin und Königin dem Gottesdienst im Dom bei. _ Heute Morgen um 101/25 Uhr nahmen Seine Mazejtät den Vortrag des Chefs des Civilcabinets und im Anschluß daran die Vorträge des Chefs des Marinecabinets und des Ætaatssecretärs im Reichs-Marineamt entgegen. S

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Der Kön iglih spanische Botschafter und dessen Gèinahlin werden, wie aus der oben veröffentlihten Ansage Mrrgrgeht, nunmehr die zum Allerhöchsten Hofe gehörigen oder ‘daselbst vorgestellten Herren und Damen empfangen. Dieser Empfang wird Mittwoch, den 13., und Donnerstag, den E:Sanuar, jedesmal Abends von 9/» bis 11 Uhr, stattfinden. )% Der Anzug ist: für die Damen in ausgeschnittenen bäh, für die Herren vom Militär in kleiner Uniform, für dié‘Hérren vom Civil in Frack mit Ordensband über der ‘Weste iz Ute _…_ Der Bundesrath hat in der Sizung vom 10. Dezem- hey 0 F S 604 der Protokolle bezüglich der steuerlichen Béhinbkun: der Abraumsalze beschlossen wic folgt: up Fn Vér Ziffer 1 des § 19 der Ausführungsbe|stimmungen vom Bli 1888 betreffend das Gese über die Erhebung der Abgabe von Salz, wird die Höchstgrenze des Kechsalzgehalts der ohne Controle Han: dérSalzabgabe freizulassenden Abraumfalze von 36 auf 50 9% Des:5Gemichk#- erhöht und in Ziffer 2 ebendaselbst demgemäß die Dahl-36-durc;die Zahl 50 erseßt. ch9 vem Artifel „Abraumsalze“ auf Seite 6 des amtlichen Waarxenverzeicbnisies zum Zolltarif wird folgende Faffung gegeben: Abräunmfáße {sogenannte Staßfurter) als gewöhnlicher Boracit Son irt 1: Eatnallit, Eisenboracit, Glauberit, Kainit, , Kieferit, rifgit, Woll Shönit, Svlvinit, Tachhydrit 2c.: 1) wenn ihr Gehalt itKefälz250 2% ibres Gewichts nicht übersteigt und fie derart vermnblén:!slid/daß die Ausscheidung der etwa vorhandenen Salztbeile auf; ehnhiidhèm: Wege unmöglih erscheint (+ 266) Nr. 7 a frei; 2); mrn: fie8 B; (uderer als der unter 1 angegebenen Beschaffenheit

I E Ai O A M 3) ter Arfikél „Syplvin“ desselben Verzeichnisses (S. 353) wird durch folgenden Artikel erfeßt: _„Sylvinit f. Abraumfalze“, und

S, dié“Nfithinér 266’ des statistischen Waarenverzeihnifses und Verzeichnisses"der? Mässeägüter, auf welche die Bestimmung im § 11 Absatz 2 Ziffer 3 des Gesetzes vom 20. Juli 1879, betreffend die Statistik des Waarenvertehrs, Anwendung findet, wird dem Be- s{lusse zu 2 entsprechend abgeändert, sodaß fünftig zu lauten bat:

a. die Syalte-2 des jtatistis&en Waarenverzeinisses und des Maffengfttrberjeihri}sé:" “, Abraumsalze (sogenannte Staßfurter), wenn _ ibx Gehalt an Kocsalz;50%/s ihres Gewichts niht übersteigt nd derark,Vermaßlen lind; daß die Ausscheidung der etwa vor- handénent Salifbeile auf mechanischem Wege unmöglich ersheint“, und

10 He Spâlte 4'des flatistisben Waarenverzeichnisses: „Hierber deBBfeli: gehn Bottnit. (Staßfurtit), Carnallit, Eifenboracit, Glttubetit,“ Kaintk, “Fiefctit, Krugit, Polvbalit, Schönit, Sylvinit, TähPhdrik 2e: ‘lbtannsalze von anderer als der in Spalte 2

ü ‘beiten Báchäffenheit ‘fmd unter Nr. 689 beziehungêweise 690 näbzuveisen.: Mats A E e F IeN 1s Steuér-Directionsbezirke sind hiernach mit “Anweisung versehen worden.

- : Heute - traten : die : vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für Handel und Verkeht- und für Justizwesen zu einer

Sîgung- zusamntst. *

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209 FRE T den Ersten Beilágé zux. heutigen Numiner des „Meith5: ; und, Staats-Anzeigers? - abgedruckten Revisions- Entscheidungen: des + Reihs-Verstherungsamts sprechen zUM: Jn paliditats-:-und Altersverjiherungsgeseß die folgenden Rechtsgrundsäße -von-üllgemeiner Bedeutung aus: Dié vion:einemStuátseominissar zu Gunsten eiwes'Réntenatiwvärtérs gege das den Anspruch auf AlkersrönteablLhneide Schiedsgerichtsurtheil ein- gelegte Nevi f tvn ist als unzulässig, zurückzuweisen. “Die unter láässene- Benachrichtigung des Staats- commissars üher die .Anberaumung eines neuen Verhand luüngätermins (vor dem, Schiedsgericht, in wW 2 êm. Ein Zeugenbewxeis;, aufgenommen und als- dann, index, Sache veiter verhandelt werden sollte, ist als ein wesentliher Mangel: des Verfährens zu erachten. 17ŒEinduth :ungenate Faßung ‘‘eitiérArbeitsbescheinigung hervorgerufenex Jrrthum “dés Afistaltsvorstands bei Emtschéïdung Abet den Rentenanspruch kann nicht. 003 Mga Menbe Grund: für. die Wiederaufnahme des. erfahreins odér fürdie ESutziéhung der irr- thümlih Zzugebilli ten Rente-aacrfannt:werden. EineFrau, welche gegen eine jährliche Pauschal- enen: P I ege pon 72,Grabstellen auf ver- shiedenen städtischen: -Kirhhüfen: übernommen hatte,in:dét: Wahl: der Arbeitszeit ‘und! auch! sonst in ihren Dispontionen- fel bständig/ war, {ft nicht äls", Akbeiterin“ im :Sinite dés Jüvalibitäts- und Alfersversiche- bee E De, besgleihen ist. ciu. Dorf- Et, Weller si ber Gémeinde. jeines,Wohn- 01s And fter Anzahl. benachbgrter. Gemeinden SFgenlber Dertragsmäkig perp fki tet hatte, gegen e} 11e „00m 0e :elnzelnen;: Gemein ezu 4ckhlende ahrili pe:-Vergütüng:-die auf dem-Gknind-undBoden erGemeindemiigliedervorfoimerden Mählwürfe ¡ur vbrtilieÌw/ 6s selbständiger Unternehmer an- Sur, ntt. A i Wun hit 0st tsttollso boi T

12 e î s p e 132 1243

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Lern worden, wie dies au bei einem sogenannten ammerjäger zutreffen würde, welcher seine Dienste be- liebigen Personen anbietet und mit diesen Verträge über Ver- tilgung von Ungeziefer o0UEaSe 4

Der Bezug von Baarlohn neben freier Kost und Wohnung, welcher nicht wie das „Taschengeld“ nur gewisse geringfügige Bedürfnisse des Arbeitnehmers neben dem im wesentlichen durh Naturalbezüge gedeckten freien Unterhalt befriedigen soll, sondern dazu bestimmt ist, die Bekleidung, einen wesentlihen Theil des Unterhalts, zu er- segen, begründet die Versicherungspflicht und schließt die Anwendung der Bestimmung im §3 Absas 2 J- u. A.-V.-G. aus. 4

Die Rechtswohlthat der §S 119 und 158 des Gesezes geht dem Arbeiter niht shon verloren, wenn er während der Unterbrechung des festen Arbeitsverhältnisses zu seinem bestimmten (ständigen) Arbeitgeber bei anderen Arbeit- gebern zeitweilig Lohnarbeiten verrichtet. e

Die Vorschrift im §17 Absaz 4des Jnvaliditäts- und Altersversiherungsgeseßes, welche die Anrech- nungsfähigfeit ciner an jich unter den § 17 Absag 2 a. a. O. fallenden Krankheit für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Gesezes auf ein Jahr beschränkt, findet auch auf n vorgesezlihe Zeit 158 a. a. O.) entsprehende An- wendung.

Mean auch der Umstand allein, daß ein Arbeiter das im S 4 Absag 2 Jnvaliditäts- und Altersversiche- rungsgeseßes festgesezgte Lohnminimum (ein Drittel des ortsüblichen Tagelohnes gewöhnliher Tagearbeiter des Be- schäftigungsorts) in den leßten drei Jahren vor dem Jnkraft- treten des Gesezes nicht verdient hat, noch keineswegs seine Unfähigkeit bedingt, jenen Verdienst zu erzielen und in folchen Fällen noch zu ermitteln ist, wie viel er zu verdienen im Stande war, so wird es andererseits einer Feststellung nach dieser Richtung in der Regel dann nicht bedürfen, wenn der Verdienst des Arbeiters in der gedachten Zeit die fragliche Tagelohns- quote thatsächlich erreiht oder sogar überstiegen hat.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „RN.- u. St.-A.“ veröffentlihten Nachweisung über die im Monat No- vember v. J. auf deutschen Bahnen (ausshließlich der bayerischen) bei den Zügen mit Personenbeför- derung vorgekommenen Verspätungen haben auf 36 rößeren Bahnen bezw. Bahnnegten mit einer Gesammtbetriebs- änge von 36 368,72 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sih verspätet: 1320 Schnellzüge, 1864 Personenzüge und 301 zur Personen-, sovie zur Guterbeförderung gleich- zeitig dienende Züge, zusammen 3485. Von den fahr- planmäßigen Zügen mit Perjonenbeförderung wurden geleistet: 14 692031 Zugfilometer, 279 737 465 Achskilometer gegen 15188320 Zug- und 301089 672 Achskilométer im Vormonat und gegen 13 711 045 Zug- und 265 341 480 Achs- filometer in demselben Monate des Vorjahrs. Von den Ver- \pätungen wurden 1173 durch das Abwarten verspäteter An- 1hlußzuge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2312 Versvätungen zur Lajt fallen, gegen 2843 im Vormonat und 3067 in demjelben Monate des Borjahrs. Von den auf eigener Bahn vorgekommenen Verspätungen entfallen auf 1 Million Zugakilometer 157, 1 Million Achskilometer 8, mithin auf 1 Million Zugkilometer 67 = 30 v. H. weniger als im Monate November des Vorjahrs und 30 = 16 v. H. weniger als im Vormonat und auf 1 Million Achskilometer 4 = 33 v. H. weniger als im Monat November des Vorjahrs und 1 = 11 v. H. weniger als im Vormonat. Jn Folge der Verspätungen wurden 2245 An- schlüsse versäumt (gegen 3034 in demjelben Monate des Vor- jahres und 2536 im Vormonat). Bei 8 Bahnen sind Zug- versvätungen und bei 11 Bahnen Anschlußverjäumnisse nicht vorkommen. Jn der Nachweisung find diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nah der Verhältniß- zahl (geometrishes Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 Million Zug- und 1 Million Achskilometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Main- Neckarbahn, die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn- Direction (linksrheinishe) zu Köln und die Kiel-Eckernförde- Flensburger Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah der Anzahl der Verspätun- gen nah der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn- Direction (linksrheinishen) zu Köln, der Königlichen Eisenbahn- Direction zu Erfurt und die Hessishe Ludwigsbahn an die ungünstigsten Stellen.

&ch

Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie- Division, ist mit kurzem Urlaube nah Kiel abgercist.

Der General-Lieutenant Edler von der Planigz I, Commandeur der Garde-Cavallerie-Division, ist von Urlaub hierher zurücgefehrt. 9

_ Die Bevolimächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer FinanzRath Dr. von Körner und Großherzoglich mecklenburgischer Ober-Zoll-Direktor Oldenburg, sind hier an- gekommen.

Sigmaringen, 8. Januar. Der Prinz Ferdinand von Rumänien ist, wie der „Schw. Merk.“ erfährt, gestern hier eingetroffen.

Vayera.

München, 10. Januar. Die Kammer der Abge- ordneten seßte gestern die Berathung des Eisenbahn-Etats fort. Wie der „Köln. Ztg.“ berihtet wird, erklärte sich der Abgeordnete Freiherr von Soden mit dem bayerischen Vorschlag ermäßigter Personentarife einverstanden und be- kämpfte aus fjocialen und wirthschaftlihen Gründen den Zonentarif. Der Minister Freiherr von Crailsheim crklärte, der ins Auge gefaßte bayerishe ermäßigte Tarif komme dur{scnittlich den Säßen des österreichi)h- ungarishen Zonentarifs gleich. Bisher sei die bayerische Regierung von der Vorausseßung ausgegangen, daß der Ein- führung eines ermäßigten Perfonentarifs in Bayern eine Ver-

ständigung mit den übrigen Verwaltungen vorausgehen solle; ob eine solche Verständigung zu erzielen sei, könne er augen- blicklih ebenso wenig sagen, wie ob Bayern nicht s{ließlich im teresse der Einheitlichkeit in einige Abweichungen von seinem orshlage willigen müsse. Gegenwärtig seien die Verhand- lungen ins Stocken gerathen. Was die Stellung der übrigen Bahnverwaltungen zu der Frage angehe, so wolle er fcine Namen fennen, wohl aber fönne er sagen, daß eine wärmere Temperatur gegenüber der Frage als die der bayrishen Regierung sich sonst nirgends offenbare; viel sei man vielfa einer kühleren Temperatur begegnet, die theil- weise bis zur Ablehnung gegangen jei. Uebrigens sei es fein Unglück, wenn noch cinige Zeit verstreiche, bis die Ermäßigu in Kraft trete. Bessere Zugverbindungen von München n Ftalien wünsche auch er. Bayern werde sich weiter darum bemühen. Ob die Leitung der englijhen Ueberlandpost über Ostende— Köln—Pafsau—Saloniki beabsichtigt sei, wisse er niht bestimmt ; freilich wäre das für Bayern jehr vortheilhaft. Der Abg. Dr. Orterer meinte, Bayern sollte mit der Ermäßigung des Personentarifs nit ohne Vereinbarung mit den übrigen Ver- waltungen vorgehen. Im weiteren Verlaufe der Debatte berührte der Abg. Dr. Orterer die Frage der geheimen Re- factien in Oesterreich und Ungarn: die bayerische Landwirth- haft werde die Folgen des deutsh-österreihischen Handelsver- trags zuerst und zumeist verspüren; dieser Wettbetrieb dürfe E noch unerträgliher gemaht werden dur Ausnahme- tarife. Der Minister Freiberr von Crailsheim erklärte, der Sachverhalt dieser angeblichen geheimen Refactien tei noch nicht geflärt. Er wenigitens sei außer Stande zu jagen, was an der Sache richtig sei; aber berücksihtigen müsse man, daß die Verträge, auf die man sih berufe, um die Unzulässigkeit der Nefactien zu beweisen, noch nicht in Kraft getreten seten, weder der Handelsvertrag noch der Berner Vertrag. Bis ersterer in Kraft trete, würden die Verhältnisse genügend ge- klärt sein. Zur Zeit halte er es jedenfalls für ungerehtfertigt, von einer Vertragswidrigkeit der ungarishen Regierung zu sprechen. Auch der Reichskanzler habe einen solchen Gedanken entschieden zurügewiesen. Uebrigens werde die bayerische Negierung die Sache im Auge behalten und sich fur die Wahrung der bayerischen Jnteressen bemühen. Der General- Director Schnorr von Carolsfeld stellie für das nächste Frühjahr den Beginn des Bahnhofsumbaues in Aschaffenbur in Aussicht. Die weitere Berathung wurde sodann auf Dienstag, den 12. d. M. verschoben.

Vaden.

_ Karlsruhe, 9. Januar. Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin ist der „Karlsr. Ztg.“ zufolge die Nachricht von der am 7. d. M. erfolgten Ankunft Jhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen in Assuan zugegangen, wo Höchstdieselbe nun längere Zeit zu verweilen gedenkt. Die bizherige Nilfahrt ist Jhrer Königlihen Hoheit jehr gut be- kommen und hat eine fräftigende Wirkung auf deren Ge: sundheit geübt.

Sachsen-Coburg-Gotha.

__ Coburg, 190. Januar. Seine Hoheit der Herzog hat sich nah der „Cob. Ztg.“ gestern nach Gotha begeben.

Oesterreich-Ungarn.

Seine Majestät der Kaiser stattete, wie die „Wien. Ztg.“ meldet, am Sonnabend Vormittag Seiner Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog von Sachsen, der am nämlichen Morgen zur Theilnahme an den Beiseßungsfeierlich- feiten für den verstorbenen Prinzen Gustav von Sachsen-Weimar in Wien eingetroffen war, einen Besuch ab, den der Erbgroßherzog alsbald er- widerte. Der Trauerfeier in der evangelishen Kirche wohnten der Kaiser, die Erzherzoge Carl Ludwig und Wilhelm sowie der Erbgroßherzog und der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar bei; ferner waren anwejend der deutsche Botschafter Prinz Reuß, der Minister des Auswärtigen Graf Käálnoky, der Reichs-Kriegs-Minister Freiherr von Bauer, mehrere österreichishe Minister und die Mitglieder des diplo- matishen Corps. Die Beisezung erfolgte in Hießing.

Der Kaiser hat den Prinzen Friedrich August von Sachsen, bisher Major im 8. Dragoner-Regiment, zum Oberst-Lieutenant ernannt.

Das Befinden der Königin von Hannover hat si, N „W. T. B.“ aus Gmunden berichtet, einigermaßen ge-

cssert.

Bei dem am Sonnabend erfolgten Antritt seines Amts als Präsident der Generaldirection der österreichishen Staats- bahnen hielt Dr. von Bilinski eine Ansprache, in welcher er die strategische Aufgabe der Staatsbahnen in die erste Linie stellte, alsdann deren volkswirthschaftlihe und staatsfinanzielle Aufgabe hervorhob und zugleich an- kündigte, daß er neben der Fühlung mit der Kriegs- verwaltung die “Staatsbahnen in den Dienst der heimischen Production stellen werde, ohne jedoch die staatsfinanzielle Seite zu shädigen, und daß cer die Tarife, welhe niemals unter die Selbstkosten sinken dürften, vereinfachen werde. Die Aenderungen in der Organisation der Staatsbahnen seien abgeschlossen. Er erflärte ferner , er verzichte auf eine weitere politishe Rolle und wolle ausschließlih als Verwaltungsmann jahlih wirken.

__ Das „Ungarische Telegraphen-Correspondenzbureau“ er- flärt alle Blättermeldungen für unwahr, wonach der Handels- Minister von Baroß in der sogenannten Refactien- Angelegenheit irgendwelhe Erklärung abgegeben oder in- spirirt, jeine ursprünglichen Ziele geändert oder nachgegeben habe. Auch seitens anderer competenter Factoren sei die An- gelegenheit nicht verhandelt oder zum Gegenstand von Necla- mationen gemacht worden.

Das Wahlmanifest der Apponyi’shen National- partei ist, wie aus Budapest gemeldet wird, jeßt erschienen. Graf Apponyi nennt fich darin Fortsezger des Werkes Deakt’'s; er wünscht die nationale Entwickelung auf der Bafis des E deshalb habe seine Partei die ge mäßigte Oppofition auch den Namen „Nationalpartei“ angenommen. Graf Apponyi betont die Nothwendigkeit der Reform des Wahlgesehes, der Einführung des mündlichen und unmittelbaren Verfahrens in das Justizwesen und der Reform des veralteten Militär-Strafgeseßbbuhs. Er wünscht ferner die Reform der Verwaltung; in volkswirthschaft- licher Beziehung will Graf Apponyi den Zollvertrag mit Dester- reih nur dann erneuern, wenn die Verzehrungssteuern geregelt und

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Freihandel eing werden. Die g Appo- des besteht in der Errichtung einer fe igen Zettelbank, deren tes Hinderniß mit der Valuta-Regulirung von selbit wegfalle. Die sächsische Volkspartei hat in einer in Hermannstadt abgehaltenen * S M, ihre Abgeordneten-Candidaten sollien in die liberale Partei eintreten. Die Wahlbezirke Hermannstadt und Kronstadt sprachen sich für den Anschluß an die liberale Partei aus, alle sähstshen Wahlbezirke werden dem „Frdbl.“ zufolge ihrem Beispiele folgen.

Großbritannien und JFrland. Der Herzog von Clarence und Avondale ijt

an Influenza in Verbindung mit Lungenentzündung erkrankt. Nach einem Rétite früh in London eingegangenen Telegramm aus Sandringham, wo sih der hohe Patient befindet, hat fih der Zustand wenig verändert und erhalten fi die Kräfte.

Die gestrige amtliche Zeitung veröffentlicht die bereits an- gefündigie Ernennung des bisherigen Botschafters in Madrid Sir Clare Ford zum Botschafter in Kon- stantinopel.

Frankrei.

Paris, 10. Januar. Der Senat hat in seiner Sigzung vom 9. d. M. die Budgetnachträge bewilligt. Jm weiteren Verlaufe der Sißung gelangten auch die Budgets des Handels-Ministeriums, der Staatsbahnen und des Ministeriums der öffentlihen Arbeiten zur Annahme.

Der frühere Botschafter in Berlin Baron de Courcel ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute zum Senator im Deparie- ment Seine et Oise gewählt worden. Der Senator Admiral Peyron, früherer Marine-Minister im zweiten Cabinet Ferry 1883, ift gestorben. i

Wie der „Temps“ meldet, wären die Niederlande bereit, den französishen Minimaltarif anzunehmen und ihrerseits den niedrigsten Zolltarif zu gewähren, doch wollten fie sih für keine bestimmte Zeitdauer, jelbst nit für ein halbes Jahr binden; die eventuelle Vereinbarung würde jederzeit modificirt werden können. Die bel ische RNe- gierung verlange vom Parlament besondere Vollmachten, E L-rankreich auf der Basis des Minimaltarifs zu ver- handein.

Das Panzerschiff „Bayard“ is gestern nah Tanger abgegangen; man glaubt, daß auc der Panzer „Duguesclin“ dorthin abgehen werde.

Der „Temps“ hatte, wie in Nr. 6 des „R.- u. St.-A.“ vom 8. d. M. mitgetheilt, ein Schreiben aus Groß-Popo über angeblihe Menschenjagden in Dahomey und den Transport von Sklaven von Whydah nah dem Congo-Staate veröffentlicht. Die „Hamburger Boörsen- halle? erklärt jezgt auf Grund von Erftundigungen beit einer der bedeutendsten deutschen Firmen, welche Factoreien in Whydah besißen, die Mittheilungen des „Temps“ beruhten auf einer irrthümlihen Darstellung der Verhältnisse. Es habe fih nur um das Engagement von Arbeitern gehandelt, die auf bestimmte Zeit beim Eisen- bahnbau im Congo-Staat thätig sein follten. Aehnliche Engagements seien \{hon immer auch für Plantagen ad anderen Pläßen getroffen. Sie erfolgten auch bei den Krunegern, Beyleuten und YKccraleuten zu Rlantagenzwecken und Eisenbahnbauten im Congo-Staate. Alles Weitere beruhe auf Entstellung. Was im besonderen den Dampfer „Gertrud Woermann“ betrifft, so bestätigt die „Hamb. Börsenhalle“ die in Nr. 8 d. Bl. nach der „N. A. Z.“ gebrachten Angaben, wonach dieser Dampfer sih_ zu der vom „Temps“ angegebenen Zeit auf der Fahrt nah Hamburg be- funden hat. /

Rußland und Polen.

Das Verbot der Ausfuhr von Weizen ist dur ein gestern veröffentlihtes Manifest auf Finland ausgedehnt T00rden.

Ftalien.

Der von der Deputirtenkammer mit dem Referat über die Handelsverträge mit Deutshland und Pal des ngarn beaufiragte Abgeordnete Ellena hat seinen Bericht nunmehr gestern veröffentliht. Der Bericht empfiehlt die Billigung der Verträge und äußert sih, nah einem Auszuge, der dem „W. T. B.“ aus Nom zuging, folgendermaßen: Die Veriräge bildeten keinen wesentlichen Wechsel des Zollsystems, hätten aber eine große politishe und wirthschaftlihe Bedeutung. Deutschland habe sein System geändert, indem es die Principien eines zu großen Schußes der Landwirthschaft und der Zollautonomie afkibe und danach trahte, die ökonomische Vorherrschaft im continentalen Europa sich zu erobern, wobei es aus dem Fehler Frankreichs Nußen ziehen wolle, welches sih mit eisernen Schranken umgebe. Es sei zu hoffen, daß die Handelsveriräge mit der Zeit eine größere Wirksamkeit erlangten, sih auf einen größeren Kreis von Gegenständen ausdehnten, weitere Gebiete in ihren Bereich zögen und eine lange Periode der Ruhe eröffneten. Der Be- richt billigt sodann die Dauer der Verträge auf zwölf Jahre, da hierdurch die von den landwirthschaftlichen und industriellen Unternehmungen gewünschte Stabilität dargeboten werde. Bei der Vulecsudung der einzelnen Bestimmungen des öster- reihisch-ungarishen Vertrags erklärt der Bericht, der Vertrag scheine ihm eine Bestätigung desjenigen von 1887 zu sein; es wäre wünschenswerth gewe}en, daß man ihn verbessert hätte, denn die österreichishen Ausfuhren nah Jtalien überstiegen um ein Beträchtliches die italienishen Einfuhren nah Oesterreih. Der Berichterstatter verhehlt fich die Schwierigkeiten nicht, die sih hierbei ergeben würden, und erkennt an, daß das Mißverhältniß in dem Gleich- gewihi nicht ganz von dem ollregime, sondern auch von der Bir gail hen Gestaltung beider Länder ab- hänge. Was den deutschen Handelsvertrag betrifft, so erahtei er die Herabsezung des Zolls auf ge wöhnlihe Weine von 24 auf 20 A für ungenügend. ( glaube aber, Jtalien würde einigen Nußen aus den Zöllen von 10 M auf Verschnittweine und von / erzielen, und erinnert daran, daß die deutshe Regierung im Reichstage erklärt have, sie wolle die Einfuhr von italienishen Weinen begünstigen, um dem Alkoholismuüs entgegenzuarbeiten und die Einfuhr von Kunftweinen zu ver- hindern. Schließlih \priht der Bericht seine Frie über dieses Programm aus, wünscht jedoch wirksamere Zollreformen.

In der am Sonnabend abgehaltenen Sißung der zur Zeit in Venedig tagenden internationalen Sanitäts- E vertheidigten, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, die Delegirten Oesterreih-Ungarns und Englands das

#46 auf Weintrauben /

Uebereinkommen Mean Paffirung des Suezcanals im Quarantäne-Fall und beantworteten die von den französishen Delegirien vorgeschlagenen Abänderungen. Die General- debattie sollte heute fortgeseßt werden.

Spanien.

Die Stadi Xeres is in der Naht vom Freitag zum Sonnabend der Schauplaz eines ziemlich ernsthaften anarhistischen Putsches geen, über den wir den Telegrammen des „W. T. B.“ Nachstehendes entnehmen: Mit Gewehren bewaffnete anarchistishe Banden aus der Umgegend von Xeres griffen in der Nacht die Stadt Xeres an. Die Gendarmerie trieb sie zurück, wobei es zu einem förmlichen Gefeht fam, in welhem das Feuern bis zum Morgen dauerie. Sogar auf die Kasernen sollen die Anarchisten einen Angriff verjuht haben, der jedoch zurückgeshlagen worden fei. Cavallerie habe alsdann die fliehenden Anarchijten verfolgt und die Mehrzahl gefangen genommen. Drei Per- sonen jollen getödtet und eine verwundet worden scin. Die dreißig verhafteten Anarchisten sollen von einem Kriegsgericht ab- geurtheilt werden. Die Ruhe ist bereits wieder hergestellt. In einem gestern in Madrid abgehaltenen Ministerrath wurden die Vorgänge besprochen und energishe Maßregeln beschlossen.

Schweiz.

Jn der Botshafi des Bundesraths über die Handelsverträge mit Deutshland und Oesterreih-Ungarn werden die künftigen s aus den Zöllen für die Schweiz auf jährlich 36 230 000 Fres. berechnet.

Türkei.

Jn dem amilichen Blatt der türkischen Regierung, welches am Sonnabend in Konstantinopel zur Ausgabe gelangte, wurde die Ernennung des ältesten Sohnes Mehemed Tewfik's, des Erbprinzen Abbas-Pascha, zum Khedive von Egypten veröffentlicht.

Serbien.

Belgrad, 10. Januar. Die Skupschtina hat sich laut Meldung des „W. T. B.“ heute constituirt und zum Prä- sidenten Katits, zu Vice-Präsidenten Vukov its ch und Milo- vanovitsch gewählt. Morgen erfolgt die Eröffnung ohne Thronrede. Am Abend ist die erste Clubsizung der radicalen Pal “Der ferbishe Delegirte sür die Berathung der Handelsverträge mit Desterreih-Ungarn ist heute nach Wien abgereist, wo die Verhandlungen am 18. d. M. beginnen werden.

Bulgarien.

Sofia, 10. Januar. Die „Agence balcanique“ erklärt die Meldung französisher Blätter über angebliche Unter- handlungen der bulgarishen Regierung betreffs der Aufnahme einer Anleihe in Wien für unbegründet. Ferner meldet dieselbe Correspondenz, in der leßten Zeit sei unter den in Serbien befindlihen bulgarischen Emi- ranten eine große Nührigkeit bemerkbar, welche augen- scheinlich darauf abziele, gegen die Ruhe Bulgariens irgend einen Anschlag vorzubereiten. Vorsichtsmaßregeln seien gegen jede Eventualität getroffen. Jm ganzen Lande herrsche übrigens Ruhe und Ordnung.

Dänemark.

Wie „Rißau's Tel. Bür.“ aus Kopenhagen meldet, soll dorti anläßlich der bevorstehenden goldenen Hochzeit des Königs und der Königin von Dänemark aus den Beiträgen dänisher Unterthanen ein Monument errichtet werden.

Amerika.

Jm Nepräsentantenhause der Vereinigten Staaten trat bereits am Dienstag v. W. ein Widerstand gegen die auf Grund der Botschaft des Präsidenten vom Senat gefaßte Resolution zu Gunsten einer Unterstüßung der Nothleidenden in Rußland ofen zu Tage. Am Mittwoch erneuerten si die Debatten über den Antrag, und zwar in einer Form, welche, wie es in der bezüglihen Meldung der „A. C.“ heißt, auf eine entschiedene Opposition gegen den Vorschlag schließen läßt. Es sei dies zweifellos eine Folge der enormen Ein- wanderung, welche die Vereinigten Staaten seitens russish- jüdischer Flüchtlinge zu verzeihnen haben. Die Senats- Resolution wurde \chließlich auf unbestimmte Zeit vertagt.

Wie der „New-York Herald“ aus Washington erfahren haben will, hätte der dortige haiti’she Gesandte in Washington eine Verschwörung zum Sturz des Präsidenten von Haiti entdeckt. Die Vershwörer hätten ein gepanzertes Kriegs\chiff ausgerüftet, mit dem jie Port -au-Prince Un beabsichtigten. * Der Gesandte habe die Regierung der Vereinigten Stáaten ersuht, die Abfahrt dieses Kriegs- schiffes zu verhindern.

Nach einer Meldung des „New-York Herald“ aus Val- paraiso in Chile vom 9. d. M. ift der Gesandte der Ver- einigten Staaten Egan in Begleitung von dreien der neun unter seinem Schuß stehenden Flüchtlinge von der ameri- kanishen Gesandtschaft in Santiago abgereist und hat sich nah Valparaiso begeben, um die Flüchtlinge auf dem ameri- fanishen Kreuzer „Yorktown“ einzuschiffen. Man glaube, die übrigen Flüchtlinge würden die Gesandtschaft demnächst in ähnliher Weise verlassen. Der „Yorktown“ werde vor- aussihtlich heute, Montag, mit den drei Flüchtlingen nah Peru abgehen. Am. 8. d. M. begab sich der Präsident Montt in das Gefängniß von Santiago, seßte die An- hänger Balmaceda?'s, die Obersten Moraez und Errazuris, in Freiheit und verfügte die Freilassung der übrigen Offiziere Balmaceda's.

Zur Lage in Argentinien meldet ein „Reuter'sches Telegramm“ aus Buenos Aires vom 8. Januar:

Der Nomanesta- und Mitrista-Club hat das von dem General Mitre und Señor Urvyburi vereinbarte Zusammengehen bei den Präsidentshaftswahlen genehmigt. Man befürchtet, daß es in den Provinzen Mendoza und La Plata zu Unruhen kommen werde. Es werden deshalb schon jeßt militärische L E De eln etroffen sowohl in Buenos Aires wie in den Provinzen. räsident B ellearini weilt gegenwärtig in einem Seebade; er wird inzwischen von Señor Rougnes vertreten.

Afrika.

Ueber die schon kurz gemeldete feierlihe Beisezung des Khedive AeIS wird dem „N. B.“ aus Kairo vom 8. Januar noch folgendes Au riiere berichtet :

Der Kbedive Tewfik wurde Freitag Nachmittag bestattet. Die Feier war einfa, aber eindrucksvoll. Viel Militär folgte dem Zuge

niht, aber alle Klassen der Bevölkerung Egyptens waren in denr endlosen Conduft vertreten. Die Leiche lag in einem einfachen arabischen Sare. Um 11 Ubr Morgens bewegte sich der Zug vom Heluan-Palast am Nil, wo der Khedive gestorben war, nah der Eisenbahnstation. Darauf wurde die Leiche mit der Bahn na . Kairo befördert, wo sie um Mittag auf dem Babelouk-Bahnhof eintraf. Hier erwarteten die Minister und der Hof in voller Uniform thren todten Gebieter und geleiteten ibn mit einer Abtbeilung Militär nah dem Abdin-Palast, wo der eigentliche Leichen- zug formirt wurde. Egyptishe und britis{he Truppen bildeten auf dem Wege nach dem Mausoleum in Imam-Chefee Spalier. Um 2 Uhr fette sih der Zug vom Abdin-Palast in Bewegung. Nach einem Trupv berittener Polizei folgten Kamele, welhe mit Gaben beladen waren, die unter die Menge von Zeit zu geit vertheilt wurden. Hierauf famen der Befeßlsbaber der britischen Truppen in Egypten, General Forestin Walker zu Pferde, nebst seinem Stabe und einem Trupp egyptisher Reiterei. Daran {loffen sih die Bannerträger, Sheikbs von verschiedenem Range und Derwische, Ab- geordnete grichisher Notabeln, egyptische Kaufleute, Zöglinge der Staats- s{ulen, Vertreter der europäischen Kaufmannschaft, das Ministerium, die Beamten, die Richter, die Angestellten der Eisenbahnen, der Daira und der Domänen, foptishe und fatholische Gristli&& und endlih das diplomatis{e Cerps in voller Uniform. Hinter diesem ritt Ghazi Ahmed Mukhtar-Pascha, der Vertreter des Sultans in Egypten, nebst seinem Stabe. Trupvs von Ulemas, Abordnungen der Gewerke, die Beamten des Harems und des Hofes schritten unmittelbar dem Sarge voran. Der Sarg wurde von den Palastdienern getragen. Unmittelbar binter dem Sarge {ritten egyvtise Weiber, Klage- lieder anstimmend. Eine endlose Reibe von Kutschen mit der Gattin des verstorbenen Khedive und den Damen des Harems bildete den nächsten Abschnitt in dem Leichenzuge. Dann kam Sir Francis Grenfell, der Sirdar der egyptishen Armee, mit seinem Stabe. Den Schluß bildete ein Regiment egyvtiscer Infanterie. Wahrend des Leichenbegängnisses berrshte musterhafte Ordnung. Vor dem Mausoleum fsvrachen Mollabs Gebete, während der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, wo die Vorfahren des leßten Khedive ruben. Am Abend des Beisetzungstages und den nätbsten Abenden wurden Trauergottesdienste abgehalten. Die Trauer wegen des plötlichen Todes Tewfik Paschas ift in Egypten allgemein. j :

Ueber den Verlauf der Krankheit des Khedive und die Todesursache meldet ein Wolff sches Telegramm aus Kairo vom 10. Januar:

Nach dem von den Doktoren Hefse und Comanos überreichten Bericht wurden diese am Donnerstag 5 Ubr Morgens zu dem Khedive gerufen. Die vorgenommene Auscultatien ergab eine Lungencongestion, deren Ausdehnung für den bedenklichen Charafier des Gesammtbefindens jedod feine genügende Er- lärung bot. Um 1 Ubr Nachmittags hatten sich die Lungen- erscheinungen sehr vers{limmert: nebenbei waren sehr heftige Gebirn- affeftionen aufgetreten, welhe durch Urämie bedingt schienen. Die Obduktion ergab eine Erkrankung an Influenza, in deren Gefolge eine infeftióöse Lungenentzündung und eine Nierenentzündung eingetreten waren und den Tod berbeigeführt hatten. Rogers Pascha hatte der im Beisein von zwet eurovaischen und zwei egyvtischen Aerzten aus- geführten Section präsidirt. :

Andererseits enthält das „Reutershe Bureau“ unter dem- selben Datum eine Depesche aus Kairo, in der es heißt:

Bezüglih der Krankheit und des Todes des Khedive wird ge- meldet, die euroväishen Aerzte, welche erst 17 Stunden vor dem Tode berufen worden, baben cinen Bericht über die Krankheit, die Behand- lung und den Tod des Verstorbenen erstattet und die ein- geborenen Aerzte, welhe den Khedive vorher behandelten, auf- gefordert, sie sollten ihre eigenen Beobachtungen dem Berichte beifügen. Es bestätigt sich, daß diese, da sie nicht erkannt hatten, daß der Khedive an einer Lungenentzündung und Nierenkrankheit litt, gefährliche Morpbiumeinsprizungen vorgenommen haben. Die ärzt- lihe Behandlung foll von competenter Seite einer forgfältigen Untersuchung unterzogen werden. Das Gerücht, der egyptishe Haus- arzt des Khedive, Salem, sei entflohen, bestätigt sich nicht.

Nah den in maßgebenden Londoner Kreisen ver- breiteten Auffassungen, denen „R. B.“ Ausdruck giebt, würde der Tod Tewfik's die politishe Lage in Egypten in nichts ändern. Die Geschäfte würden dajelbst in ganz derselben Weise fortgeführt werden wie früher. Die Thronbesteigung des Khedive Abbas werde ebensowenig die neuerlichen Verhandlungen zwischen England und der Türkei in der egyptishen Frage überstürzen. Die „Times“ erfährt, ein Theil der englischen Mitt el- meer-Flotte werde sofort nah Alexandrien abgehen, um den neuen Khedive Abbas bei seiner Landung auf egyptishem Boden zu begrüßen. Auch dieses Blatt betont, innere Ruhe- stóörungen in Egypten oder eine äußere Einmishung in die Angelegenheiten Egyptens würden nicht besorgt. Der Pariser „Temps“ bemerkt zum Tode Tewfsik's: Europa kenne die Wichtigkeit der egyptischen Frage zu genau, um nicht mit Aufmerksamkeit der neuen Lage zu folgen. Niemand wolle daraus Gelegenheit nehmen, überstürzte Verhandlungen einzuleiten und ein- für allemal den Zeitpunkt der Räumung festzuseßen ; aber England dürfe den Augenblick auch nicht benußen, um sih in Egypten für immer festzuseßen und in Kairo eine Schuzherrschaft zu gründen, die einer Besißergreifung gleich- fomme. Alles in allem habe die Türkei hier am meisten zu sagen. Der Sultan sei immer noch Ober-Lehnsherr des Khedive und suche shon lange von Lord Salisbury eine klare Antwort über Egypten zu erhalten. Die Gelegenheit dazu sei jeßt da, und bei rihtiger Benußung könne der Sultan die doppelte Genugthuung haben, die Jnteressen seines Landes zu sichern und eine Sache zu vertheidigen, die troß aller diplomatischen Verschleierungen eine europäische Frage ersten Ranges sei.

Die britishe Admiralität hat von Royle, dem Befehlshaber des Kriegsschiffes „Racer“, aus Bathurst am Gambiaflusse vom 6. Finuar ein Telegramm erhalten, welches meldet, daß eine Flotten-Brigade unter seinem Befehle ge- landet und einen Nah tangriff auf den räuberishen Häupt- ling Foden Kabba in Marige ausgeführt habe. Die Stadt sei zerstört worden, der Häuptling jedoch in der Finsterniß entkommen; britischerseits sei nur ein Soldat shwer verwundet.

Der von der spanischen Regierung nah Marokko ent- sandte Kreuzer „Alphons XIT.“ i am Sonntag in Tanger eingetroffen, wo bereits der französishe Kreuzer „Cosmao“ und das engee Kriegsschiff „Thunderer“ vor Anker ge- gangen sind. Ein cngtishes Geschwader liegt zur Beobachtun vor Cadix. Gestern sollte auch das italienische Panzerschif „Dandolo“ nah Tanger abgehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Oeconomie - Rath Kiepert - Marienfelde, geboren am 23. August 1820, Mitglied des Hauses der Abgeord- neten für den 3. Posenshen Wahlbezirk (Samter-Birnbaum- Schwerin a. W.), ist gestern gestorben.

Jm 1. Merseburger Landtags-Wahlkreise (Liebenwerda-Torgau) i} für den verstorbenen Landgerichts- Director Walther in Hannover der Rittergutsbesißer von-